Der »Atomismusstreit« in der Zeitschrift DIE DREI 1922/23
Der »Atomismusstreit« in der Zeitschrift DIE DREI 1922/23
Der »Atomismusstreit« in der Zeitschrift DIE DREI 1922/23
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
www.diedrei.org<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
3 Zur Person vgl. die biografischen<br />
Angaben zum Nachlass<br />
im Churchill Archives<br />
Centre, Cambridge: http://janus.lib.cam.ac.uk/db/node.p<br />
?id=EAD%2FGBR%2F0014<br />
%2FRABL, besucht 2.1.2011.<br />
4 Außer Theberath und Rabel<br />
s<strong>in</strong>d dies: Hermann von<br />
Baravalle, Franz Halla, Eugen<br />
Kolisko, Ernst Lehrs, Wilhelm<br />
Pelikan und G. Ullmann.<br />
5 Hans Theberath: Vortrag<br />
Prof. Regener: Beweise <strong>der</strong> atomistischen<br />
Struktur <strong>der</strong> Materie<br />
und <strong>der</strong> Elektrizität, <strong>in</strong>:<br />
Dreiglie<strong>der</strong>ung des sozialen<br />
Organismus, Jg. 3, 1.12.1921.<br />
6 Gabriele Rabel: Fragen<br />
und E<strong>in</strong>wände. 1. Über die<br />
Stellung <strong>der</strong> Anthroposophie<br />
zur Atomtheorie 2. Über Geist<br />
und Materie, <strong>in</strong>: <strong>DIE</strong> <strong>DREI</strong>, Jg.<br />
1, H. 11 (Feb. <strong>1922</strong>), S. 1107-<br />
1114.<br />
Die Diskussion wurde im Februarheft <strong>1922</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeitschrift</strong> <strong>DIE</strong><br />
<strong>DREI</strong> mit e<strong>in</strong>em Artikel Gabriele Rabels eröffnet, <strong>der</strong> unter an<strong>der</strong>em<br />
auf e<strong>in</strong>en Bericht Hans Theberaths vom Dezember 1921 <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Wochenzeitung Dreiglie<strong>der</strong>ung des sozialen Organismus reagiert.<br />
Bis April 19<strong>23</strong> beschäftigten sich elf weitere Beiträge von<br />
acht Autoren mit dem Thema. 4 Darüber h<strong>in</strong>aus ist anzunehmen,<br />
dass die Hauptkontrahenten auch mündlich im Austausch standen.<br />
Rudolf Ste<strong>in</strong>ers entscheidende Stellungnahmen erfolgten <strong>in</strong><br />
Vorträgen und Besprechungen zwischen Ende Dezember <strong>1922</strong><br />
und Ende Januar 19<strong>23</strong>. Außerdem hat sich Ste<strong>in</strong>er bereits im<br />
März <strong>1922</strong> mäßigend und klarstellend geäußert, allerd<strong>in</strong>gs ohne<br />
erkennbaren Wi<strong>der</strong>hall.<br />
Theberath hatte die Antrittsvorlesung des Physikers Erich Regener<br />
an <strong>der</strong> Technischen Hochschule Stuttgart über »Die experimentellen<br />
Beweise für die atomistische Struktur <strong>der</strong> Materie<br />
und <strong>der</strong> Elektrizität« mit den Worten kritisiert, es handle sich<br />
um »die übliche Ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>reihung mit Vore<strong>in</strong>genommenheit<br />
ausgewählter Tatsachen, die man unter Vermeidung scharfer Begriffsbildungen<br />
[…] vorzubr<strong>in</strong>gen pflegt«, e<strong>in</strong>seitig vom Standpunkt<br />
<strong>der</strong> »atomistischen Weltanschauung« aus. 5<br />
Dies war für Rabel Anlass, ihr wie<strong>der</strong>holt begegnende Positionen<br />
zu h<strong>in</strong>terfragen: Die »Atomtheorie« würde »von anthroposophischer<br />
Seite beständig als phantastische Spekulation<br />
gebrandmarkt […], während sie uns nichtanthroposophischen<br />
Physikern als e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> bestfundierten Lehren ersche<strong>in</strong>t, die es <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Naturwissenschaft überhaupt gibt«. Es sei ihr unverständlich,<br />
dass man den klaren Gedankengängen vom Experiment<br />
zum atomistischen Begriff nicht folgen wolle, zumal sogar Rudolf<br />
Ste<strong>in</strong>er sich im Unterschied zu se<strong>in</strong>er früheren Haltung ihr<br />
gegenüber von <strong>der</strong> Existenz <strong>der</strong> Atome überzeugt gezeigt habe:<br />
»Er erklärte e<strong>in</strong>mal mir gegenüber, dass er jetzt auch genau<br />
so wie wir die Existenz <strong>der</strong> Atome für experimentell bewiesen<br />
halte, dass er aber nicht alle Konsequenzen mitmachen wolle,<br />
die man aus <strong>der</strong> Atomistik zieht«. 6<br />
Wie weit Ste<strong>in</strong>ers Zustimmung tatsächlich g<strong>in</strong>g, wird sich im<br />
Folgenden noch zeigen. Die Annahme im gegenständlichen S<strong>in</strong>ne<br />
existieren<strong>der</strong> Atome hielt er jedoch nicht für berechtigt, hatte<br />
er doch die pr<strong>in</strong>zipielle Wahrnehmbarkeit des Angenommenen<br />
als Abgrenzungskriterium für berechtigte Hypothesenbildungen<br />
angegeben. Hypothesen, bei denen das Denken über das h<strong>in</strong>ausgeht,<br />
was »unmittelbar gesehen, beobachtet werden kann, […]<br />
unmittelbar Phänomen ist«, seien »durchaus gerade zum frucht-<br />
<br />
Pr<strong>in</strong>tausabe bestellen: www.diedrei.org/bestellung/e<strong>in</strong>zelheft/<strong>in</strong>dex.php