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„Einflussfaktoren, Motivation und Anreize zum Rauschtrinken bei ...

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Antonovsky 1997; BZgA 2001). Beide hängen eng zusammen: denn besonders im<br />

Jugendalter sind die Entwicklungen von Identität <strong>und</strong> Kohärenzgefühl aufs Engste<br />

miteinander verknüpft, <strong>und</strong> werden sehr häufig über jugendkulturelle Ausdrucksformen<br />

hergestellt. Auch objektiv ges<strong>und</strong>heitsgefährdende Verhaltensmuster werden<br />

da<strong>bei</strong> von vielen Jugendlichen durchaus als Stärkung des Kohärenzgefühls erlebt.<br />

Dies gilt <strong>bei</strong>spielsweise für selbstverletzendes Verhalten <strong>und</strong> Essstörungen, aber<br />

vermutlich auch für Rauschexzesse (vgl. Stumpp 2003). Als Bestandteil ‚alltäglicher<br />

Identitätsar<strong>bei</strong>t’ (vgl. Keupp u.a. 2002) ist <strong>Rauschtrinken</strong> (wie andere Handlungen<br />

auch) eingeb<strong>und</strong>en in die Passungen <strong>und</strong> Verknüpfungen unterschiedlicher<br />

Teilidentitäten, d.h. in den Prozess, in dem sich auch das subjektive Kohärenzgefühl<br />

ausbildet. Dieser Prozess ist in den differenzierten sozialen Zusammenhängen <strong>und</strong><br />

Orten der Jugendlichen zu verorten, <strong>und</strong> hat immer auch einen Geschlechterbezug<br />

(vgl. Franzkowiak et al. 1998).<br />

In geschlechterorientierter Perspektive stechen zunächst die Bef<strong>und</strong>e von<br />

Unterschieden im <strong>Rauschtrinken</strong> von Jungen <strong>und</strong> Mädchen ins Auge, aber auch die<br />

Annäherung der Konsumpraktiken <strong>bei</strong>der Geschlechter sowie die <strong>bei</strong> Jungen <strong>und</strong><br />

Mädchen synchron verlaufenden Veränderungen in den Konsumgewohnheiten (vgl.<br />

BZgA 2008; KiGGs 2003-2006, HBSC 2007). Die Frage nach den<br />

geschlechtsbezogenen Unterschieden im <strong>Rauschtrinken</strong> zeigt demnach<br />

widersprüchliche Tendenzen <strong>und</strong> muss bezogen auf die subjektiven<br />

Begründungszusammenhänge der Mädchen <strong>und</strong> Jungen verändert <strong>und</strong> erweitert<br />

werden. Davon ausgehend, dass Geschlecht vor allem ein Resultat gesellschaftlicher<br />

Differenzierungsprozesse ist (vgl. Gildemeister 2004), interessiert daher vor allem,<br />

wie Mädchen <strong>und</strong> Jungen in den Trinkkulturen die Anforderungen <strong>und</strong> Zumutungen<br />

von Weiblichkeit/Männlichkeit bear<strong>bei</strong>ten (vgl. auch Helfferich 1997; Raithel 2005).<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der hier skizzierten theoretischen Prämissen gehen wir davon<br />

aus, dass (ges<strong>und</strong>heits-)pädagogische Ansätze im Sinne präventiver, auf das<br />

exzessive Trinken bezogene Maßnahmen das subjektive, in den gruppenbezogenen<br />

Aneignungsprozessen entstehende Handlungs- <strong>und</strong> Erfahrungspotential ins Zentrum<br />

rücken müssen, wenn sie erfolgreich sein wollen. Sie müssen die subjektiven <strong>und</strong><br />

kollektiven Bedeutungen der AdressatInnen verstehen <strong>und</strong> daran ansetzen. Insofern<br />

<strong>und</strong> mit Blick auf die diesbezüglich begrenzte Aussagekraft quantitativer Studien wird<br />

hier ein dezidiert subjektorientierter Blick eingenommen, der auf die Jugendlichen als<br />

ExpertInnen ihrer Lebenswelt <strong>und</strong> ihrer Deutungs- <strong>und</strong> Handlungsmuster fokussiert.<br />

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