Künstlich Ausgezeichnet Tanzschritte - Ensuite
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artensuite Schweizer Kunstmagazin Februar 2011 | 18<br />
Giovanni Manfredini, Caravaggio, Mischtechnik auf Holz, 2006,<br />
80 x 60 cm<br />
Giovanni Manfredini, Senza titolo, Mischtechnik auf Holz,<br />
Tondo, 2009, Durchmesser 210 cm<br />
«Chiaroscuro» aller Existenz<br />
■ Es ist der Begriff des «Helldunkel»<br />
oder «Chiaroscuro», mit dem man das<br />
Werk des Italieners Giovanni Manfredini,<br />
dessen Werke derzeit bei Henze<br />
& Ketterer zu sehen sind, bei gebotener<br />
Kürze auf den Punkt bringen<br />
könnte. Und gemeint ist nicht allein<br />
der erste flüchtige und formale Eindruck,<br />
den die grösstenteils schwarzweissen<br />
Werke beim Betrachter<br />
hinterlassen, sondern ebenso die<br />
inhaltliche Auseinandersetzung mit<br />
der vieldeutigen Bedingtheit von<br />
Licht und Schatten. Manfredini setzt<br />
sich in seinem Schaffen sehr intensiv<br />
mit der eigenen Existenz auseinander<br />
und verwendet diese in Form seines<br />
Körpers im Werkprozess auch,<br />
um seinen Arbeiten entsprechend<br />
«Gestalt» zu verleihen. Seine Technik<br />
basiert dabei auf geriebenem<br />
und geharztem Muschelkalk, den er<br />
auf Leinwand oder Holz aufbringt<br />
und anschliessend mit einer Russfackel<br />
schwärzt. Mit seinem Körper<br />
produziert er dann einen Abdruck<br />
auf der frischen Oberfläche, der als<br />
grau-weisse Abstufung zurückbleibt.<br />
An verschiedenen Stellen lassen die<br />
so entstandenen Figuren vernarbte<br />
Haut erkennen, die auf schwere Verbrennungen<br />
des Künstlers aus frühstem<br />
Kindesalter zurückzuführen ist.<br />
Doch wo das Feuer seine zerstörerische<br />
Wirkung gezeigt hat, scheint<br />
Manfredini demonstrieren zu wollen,<br />
dass es wie es vielfach in der<br />
Natur zu beobachten ist, einen Prozess<br />
des Wachstums ausgelöst hat.<br />
Auch die Oberflächen seiner Arbeiten<br />
spiegeln in ihrer divergierenden,<br />
teils blasigen und unebenen Qualität<br />
diese Prozesshaftigkeit. Gleichzeitig<br />
scheinen aus den verschiedenen<br />
Werkfolgen Manfredinis aus dem<br />
dominierenden Dunkel umfassende<br />
Aspekte wie der zyklische Charakter<br />
des Lebens in seinem Entstehen<br />
und Vergehen und der latente Schwebezustand<br />
der Existenz auf. Diese<br />
Annäherung zeigt sich nicht nur in<br />
den Arbeiten unter dem gemeinsamen<br />
Titel «Versuch einer Existenz»,<br />
in dem der aufgebrachte Körper in<br />
einer Zwischenstellung aus Gekreuzigtsein<br />
und ungebundenen Schweben<br />
vor unerschliessbar dunklem Hintergrund verharrt.<br />
Vielmehr beinhaltet auch die jüngste Serie «Estasi», die<br />
sich aus kreisrunden Arbeiten gleicher Technik ohne<br />
menschliches Abbild zusammensetzt, den Charakter von<br />
Losgelöstsein und lässt mittels Regie des Helldunkel den<br />
Eindruck eines «Aufscheinens» entstehen. Entsprechende<br />
Tondi bieten nicht zuletzt in ihrer Anlehnung an sakrale<br />
Darstellungsformen, wie sie der Maler in anderer<br />
Ausprägung in verschiedenen Werken referiert, grösstmöglichen<br />
Raum für Assoziationen und Interpretationen.<br />
In der hier gegebenen Bandbreite zwischen lichtbringender<br />
Hoffnung und verstörendem Dunkel nehmen die<br />
Werke immer auch ein Stück vom Wesen des Betrachters<br />
in sich auf. Folgerichtig erscheint schliesslich die<br />
Auseinandersetzung Manfredinis mit Caravaggio, dem<br />
Altmeister des Chiaroscuro, der sich nicht zuletzt auch<br />
durch seine Verknüpfung von Sakralem mit Profanem<br />
hervorgetan hat. (ns)<br />
Giovanni Manfredini<br />
Galerie Henze & Ketterer, Kirchstrasse 26, 3114 Wichtrach/Bern<br />
www.henze-ketterer.ch<br />
Geöffnet Dienstag bis Freitag 10:00-12:00 h & 14:00-18:00 h /<br />
Samstag 10:00-16:00 h<br />
Bis 16. April