Künstlich Ausgezeichnet Tanzschritte - Ensuite
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Michelangelo. Zeichnungen<br />
eines Genies,<br />
Katalog zur Ausstellung<br />
in der Albertina<br />
Wien 2009/10, 2010,<br />
Hatje Cantz, 416 Seiten,<br />
Fr. 69.90<br />
Voici un dessin suisse. Schweizer Zeichnung1990–2010,<br />
hrsg. v. Julie Enckell<br />
Julliard, mit Texten von Daniel Baumann,<br />
Stéphane Cecconi, Julie Enckell Julliard,<br />
Christoph Lichtin, Catherine Pavlovic,<br />
Dominique Radrizzani, Laurence Schmidlin,<br />
Fabrice Stroun, Jacqueline Uhlmann,<br />
Christoph Vögele, 2010, JRP Ringier,<br />
256 Seiten, Deutsch, Fr. 48.00<br />
Zeichnen III<br />
einen Blick auf das Gesamtwerk des<br />
Künstlers aus dem Blickwinkel der<br />
Zeichnungen.<br />
In der Einleitung beschreibt Achim<br />
Gnann die wechselhafte Zuschreibung<br />
von Michelangelos Zeichnungen.<br />
Gnann selbst plädiert für einen<br />
umfangreichen Zeichnungskorpus, da<br />
er dem Künstler eine immense Variabilität<br />
und Schöpferkraft beimisst,<br />
die sich in seiner langen Karriere immer<br />
wieder zeigt. Gleichzeitig dienten<br />
die Zeichnungen verschiedenen Verwendungszwecken,<br />
etwa als Ideenskizzen,<br />
aber auch als Kartons oder<br />
subtil ausgearbeitete Geschenkzeichnungen,<br />
wobei die Funktionen jeweils<br />
einen eigenen Stil oder eine eigene<br />
Techniken mit sich zogen. Im weiteren<br />
führt uns Gnann chronologisch<br />
durch das faszinierende zeichnerische<br />
Schaffen Michelangelos anhand<br />
von exemplarischen Werken.<br />
Den Hauptteil der Publikation<br />
machen die einzelnen Zeichnungen<br />
und deren Beschreibung aus. Dabei<br />
werden Datierungs- und Zuschreibungsfragen<br />
genauso besprochen,<br />
wie die Ikonografie der Werke oder<br />
deren Entstehung. Damit ist die Publikation<br />
weniger ein Michelangelo-<br />
Lesebuch oder ein Prachtbildband als<br />
ein wissenschaftlich ausgerichteter<br />
Band für Kenner und Forscher. Und<br />
gleichzeitig erweckt die Publikation<br />
das Gefühl, einem Meister bei seiner<br />
persönlichsten Arbeit über die Schultern<br />
zu blicken. (di)<br />
■ «Die Kunst innerhalb politischer<br />
Grenzen zu untersuchen, ist daher<br />
unergiebig. Es gibt zuallererst gute<br />
und schlechte Kunst», wie Beat Wyss<br />
1992 feststellte und gleich hinzufügte:<br />
«Es gibt keine Schweizer Kunst,<br />
und es hat sie nie gegeben.» In unserer<br />
globalisierten Kunstszene<br />
spielen nationale Zugehörigkeiten<br />
nur noch eine marginale Rolle. Einzig<br />
die Länderpavillons der Biennale<br />
in Venedig behaupten sich noch als<br />
Dinosaurier gegen diese Tendenz.<br />
Eine nationale Kunstszene würde<br />
man wohl der Schweiz zugestehen,<br />
aber dass die Gegenwartskunst der<br />
Schweiz spezielle Eigenschaften aufweist,<br />
die sie von anderen Ländern<br />
unterscheidet, würde kaum mehr jemand<br />
zu behaupten wagen. Vielmehr<br />
sind es regionale Tendenzen, welche<br />
in Zukunft ins Zentrum rücken, wie<br />
Julie Enckell Julliard im Vorwort zur<br />
Publikation «Voici un dessin suisse»<br />
bemerkt. Die bei JRP Ringier erschienene<br />
Publikation versammelt<br />
rund vierzig Kunstschaffende, die<br />
dem Medium «Zeichnung» einen erhöhten<br />
Stellenwert beimessen und<br />
eine Verbindung zur Schweiz verfügen,<br />
dort aufgewachsen sind, in der<br />
Schweiz ausgebildet wurden oder<br />
einfach hier leben.<br />
Die schön gestaltete Publikation<br />
bietet einen geradezu umfassenden<br />
Einblick in das zeichnerische Schaffen<br />
in der Schweiz der letzten zwanzig<br />
Jahre. In verschiedenen Essays<br />
werden weniger die üblichen Themen<br />
(etwa der Begriff des «disegno», die Unmittelbarkeit der<br />
Zeichnung, die Definitionsfrage) rund um die Zeichnung<br />
aufgewärmt, als vielmehr Fragen der zeitgenössischen<br />
Zeichnung im Allgemeinen überprüft und im Speziellen<br />
die Situation und Geschichte der helvetischen Zeichnung<br />
analysiert. Letzteres geschieht im Vorwort sowie in einem<br />
Interview mit Jean-Christophe Ammann, der bereits<br />
1976 im Kunstmuseum Luzern die Ausstellung «Mentalität:<br />
Zeichnung» durchführte. Gerade die Randgebiete<br />
der Zeichnung sind ausführlich thematisiert. So spricht<br />
Dominique Radrizzani etwa von Comics als charakteristische<br />
Form der Zeichnung der letzten zwanzig Jahre.<br />
Catherine Pavlovic präsentiert in ihrem Essay die «erweiterte<br />
Zeichnung». Beispielsweise Werke von Silvia<br />
Bächli, Marc Bauer oder Didier Rittener zeigen, wie die<br />
einzelne Zeichnung im Konglomerat weiterer Werke zu<br />
einer Installation werden kann. Dagegen spürt Laurence<br />
Schmidlin die Berührungspunkte zwischen Zeichnung<br />
und Druckgrafik auf. Wie Christoph Lichtin feststellt,<br />
finden sich «formale und inhaltliche Überschneidungen»<br />
bei einigen Schweizer Kunstschaffenden. Es ist dies die<br />
Beschäftigung mit Landschaft und Architektur, besonders<br />
die Entwicklungen der Landschaft der letzten dreissig<br />
Jahre, das heisst das Verschwinden der Landschaft<br />
oder die Vermischung von Natur und Kultur, wie sie im<br />
Schaffen von Raffaella Chiara ebenso zu entdecken ist<br />
wie etwa bei Boris Rebetez oder Karim Noureldin.<br />
Die Publikation ist Katalog zur vom Musée Jenisch Vevey<br />
konzipierten Ausstellung, die im letzten Jahr bereits<br />
im Museé Rath in Genf zu sehen war und nun bis 17. April<br />
im Aargauer Kunstmuseum in Aarau Halt macht, wo die<br />
Schau in veränderter Form präsentiert wird. (di)<br />
artensuite Schweizer Kunstmagazin Februar 2011 | 21