Dudo von Eckardstein, Helene Mayerhofer* Personalstrategien für ...
Dudo von Eckardstein, Helene Mayerhofer* Personalstrategien für ...
Dudo von Eckardstein, Helene Mayerhofer* Personalstrategien für ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Dudo</strong> <strong>von</strong> <strong>Eckardstein</strong>, <strong>Helene</strong> Mayerhofer: <strong>Personalstrategien</strong> <strong>für</strong> Ehrenamtliche (ZfP 3/2001) 237<br />
Werden Unterschiede zwischen den Ehrenamtlichen gering gewertet bzw. überhaupt<br />
in Abrede gestellt, kommen die harmonisierende und die egalisierende Personalstrategie<br />
zum Einsatz.<br />
Harmonisierende Personalstrategie<br />
Hauptkennzeichen dieser Personalstrategie ist die starke persönliche Verbundenheit<br />
der Beteiligten. Dies kann tatsächlich aufgrund der Größe bzw. der Gestaltung des<br />
Arbeitsablaufes der Fall sein, möglicherweise auch Ausdruck eines Mythos, der <strong>von</strong> der<br />
Organisation gepflogen wird und die Mission der Organisation unterstützen soll.<br />
Es werden vereinzelt Maßnahmen eingesetzt, aber weder zielgruppendifferenziert<br />
noch konzeptionell abgestimmt. Keine Personalfunktionen werden intensiver wahrgenommen.<br />
Für die Anwerbung gilt, dass ‚Ehrenamtliche immer gebraucht werden’, ein<br />
bestimmtes Profil, z.B. in Bezug auf zeitliches Engagement oder Qualifizierung, wird<br />
nicht verfolgt. Weiterbildungsmaßnahmen werden auf freiwilliger Basis angeboten und<br />
zielen in einzelnen NPOs dezidiert auf die „familiäre Bindung zwischen den Mitgliedern<br />
und der Organisation“ (H/E2).<br />
Der zentrale Anreiz wird in der Zugehörigkeit <strong>von</strong> Ehrenamtlichen zur „Familie“<br />
gesehen und in der Möglichkeit zu persönlichen Kontakten. Die Führung erfolgt informell.<br />
Der Leistungsbeitrag aller Ehrenamtlichen wird als gleichwertig bezeichnet, wobei<br />
etwaige Unterschiede durch Hauptamtliche ausgeglichen werden müssen. Vorgesetzte<br />
werden als Vater-/Mutterfiguren charakterisiert.<br />
Der situative Handlungskontext kann mit fehlender Konkretisierung der Mission<br />
beschrieben werden; Organisationskultur und Zusammenarbeit sind vorrangig geprägt<br />
durch die persönliche Beziehung. Diese Strategie ist in Organisationen mit geringer (D,<br />
K), mittlerer (H) und hoher Anzahl (B, L) an Ehrenamtlichen zu finden.<br />
Konsequenzen <strong>für</strong> die NPO: Akteure benennen den Aufbau eines Personalmanagements<br />
als Ziel oder erklären, dass keine Zielsetzung und damit eigentlich auch kein<br />
Personalmanagement vorhanden ist.<br />
Mit der starken Personalisierung und der Abschottung nach außen, z.B. vermittelt<br />
durch die implizite wie explizite Selbstbeschreibung als Familie, gehen <strong>für</strong> die Organisationen<br />
wichtige Informationen verloren. Denn das wohlwollende Nicht-Erkennen <strong>von</strong><br />
Schwächen impliziert oftmals auch das fehlende Erkennen <strong>von</strong> Stärken. Aufgrund der<br />
Zuschreibungen an die Führungsbeziehung (Vorgesetzte: Vater-/Mutterfiguren, Ehrenamtliche:<br />
Kinder?) dürften die Chancen zur Mitgestaltung durch die MitarbeiterInnen<br />
eher gering sein.<br />
Auch bei dieser Strategie scheint es eine Art Tausch zu geben: Die Organisation<br />
übersieht Schwächen der Ehrenamtlichen, diese wiederum verzeihen im Gegenzug<br />
Schwächen der Organisation (z.B. kommen Ehrenamtliche nicht der Kritikfunktion<br />
nach und zeigen etwa ineffiziente Abläufe auf).<br />
An Ehrenamtlichen darf keine Kritik geübt werden: „Ehrenamtliche in Watte packen!<br />
Wenn beim Hauptamtlichen Qualität nicht passt, dann erfolgt der Dienstweg;<br />
beim Ehrenamtlichen wird immer danke gesagt, aber wenn Qualität passt: Danke, sehr<br />
gut und vieles mehr“(B/A16 und U16). Da in diesen Organisationen Ehrenamtliche häu-