RMV Mobil Sommer 2013 - traffiQ
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Freizeit<br />
Glück oder<br />
Schicksal<br />
Prämierte Geschichten zum Welttag des Buches<br />
Der UNESCO<br />
Welttag des Buches,<br />
der seit 1996 auch in<br />
Deutschland jedes<br />
Jahr am 23. April<br />
gefeiert wird, geht<br />
zurück auf eine alte<br />
katalanische Tradition,<br />
nach der sich bis<br />
heute Menschen in<br />
Katalonien an diesem<br />
Tag gegenseitig<br />
Bücher schenken.<br />
Und so stand auch<br />
das Verschenken<br />
von Geschichten<br />
im Mittelpunkt der<br />
Welttags-Aktionen<br />
des <strong>RMV</strong> und der<br />
Stiftung Lesen.<br />
www.stiftunglesen.de<br />
Für Alexa Pukall aus Marburg gab es allen<br />
Grund zum Feiern: Mit ihrer Geschichte<br />
„Windflieger“ gewann sie den Schreibwettbewerb<br />
von <strong>RMV</strong> und Stiftung Lesen anlässlich<br />
des UNESCO Welttags des Buches. Im Verkehrsmuseum<br />
in Frankfurt-Schwanheim gratulierten ihr<br />
Prof. Knut Ringat, Sprecher der Geschäftsführung<br />
des Rhein-Main-Verkehrsverbundes und Dr. Jörg<br />
F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen,<br />
gemeinsam mit der Experten-Jury mit den Schriftstellern<br />
Matthias Altenburg (bekannt vor allem für<br />
seine Krimis unter dem Pseudonym Jan Seghers)<br />
und Dietrich Faber sowie Fantasy-Autor Jens<br />
Schumacher.<br />
In der Gewinner-Geschichte geht es um eine Begegnung<br />
in einer düsteren Stadt der Zukunft, die<br />
von einer unheimlichen Garde beherrscht wird.<br />
Windflieger von Alexa Pukall<br />
Loran war gänzlich auf die Pflanze konzentriert,<br />
als der Fremde ihn ansprach. Seit<br />
Stunden hockte er schon auf dem Asphalt<br />
und starrte auf das kränkliche grüne Gewächs<br />
in einem Meer von Grau, als könne er sie damit<br />
überzeugen, ihm ihr Geheimnis zu verraten. Sein<br />
Rücken schmerzte und das kalte Licht der Sonne<br />
bereitete ihm Kopfschmerzen, und als jemand<br />
hinter ihm „Hey, hör mal,“ sagte, war er für einen<br />
unendlichen Moment überzeugt, die Garde hätte<br />
ihn gefunden.<br />
Aber als er herumwirbelte, eine Ausrede bereits<br />
auf seinen zerfurchten Lippen, war da nur der<br />
Fremde, der ihn aus dem vergitterten U-Bahnschacht<br />
her anblickte. Loran stolperte so heftig<br />
Dabei wurden auch die drei vorgegebenen Begriffe<br />
„S-Bahn verpasst“, „zu spät“, „Glück“ oder „Schicksal“<br />
geschickt und kreativ eingebunden. Die Jury<br />
lobt in ihrer Begründung die dichte Atmosphäre<br />
sowie die Stilsicherheit der Geschichte, die gleichzeitig<br />
den aktuellen literarischen Trend der Dystopie,<br />
also der negativen Zukunftsvision, aufgreift.<br />
Der zweite Preis ging an Sarah Friedrich für ihre<br />
Geschichte „Der perfekte Makel“. Beide Geschichten<br />
sind auf der Homepage des <strong>RMV</strong> eingestellt.<br />
Die Gewinnergeschichte gibt’s exklusiv für alle<br />
<strong>RMV</strong>mobil-Leser hier in gedruckter Form.<br />
rückwärts, dass er fast mit seinem Stiefel die<br />
Pflanze zerquetschte. Er fing sich hastig und baute<br />
sich so breit auf, wie sein schmächtiger Körper es<br />
zuließ; die Füße weit auseinander, die Hände in<br />
Fäusten an seinen Seiten, den Blick stur gehoben.<br />
Es funktionierte: Hinter dem Maschendrahtzaun,<br />
der den Schacht versiegelte, wich der Fremde<br />
einen Schritt zurück.<br />
„Sorry, Mann,“ sagte er. Loran sah sich hilflos um.<br />
Als kleiner Junge war er manchmal mit seinen<br />
Eltern in die Stadt gekommen, als dort noch Menschen<br />
lebten und arbeiteten, anstatt wie hungrige<br />
Tiere von einer Essensausgabe zur nächsten zu<br />
huschen. Als die Bahnen noch fuhren und die<br />
Zugangsschächte bebten und rauschten als jagten<br />
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