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4 - Hessischer Landesverein zur Erhaltung und Nutzung von Mühlen

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Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Dezember 2004<br />

Durch die sich im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert entfaltende Tiefbohrtechnik gelang es alsbald,<br />

untertägige Steinsalzlagerstätten anzufahren <strong>und</strong> auch dort gesättigte Sole<br />

zu fördern, wo das bislang nur gelegentlich möglich gewesen war. Das aber bedeutete<br />

den funktionellen Tod der Gradierwerke. Diesen überlebten sie durch<br />

ihre Umwidmung in balneologische Freilicht-Inhalatorien bei Umkehrung des<br />

Funktionsprinzips: Man betrieb Gradierwerke nicht mehr dazu, Sole hochgrädiger<br />

zu machen <strong>und</strong> dabei Verluste möglichst zu vermeiden, sondern eben der<br />

Gradierverluste wegen. – Das erste deutsche Sole-Kurbad entstand 1802 in Elmen<br />

(Schönebeck-Bad Salzelmen); das in Bad Nauheim existiert seit 1835.<br />

Auch Kathedralen überlebten ihren funktionellen Tod, indem sie z. B. nicht<br />

mehr als Bischofskirchen, sondern als Gotteshäuser einer Pfarrgemeinde weiter<br />

oder wieder genutzt wurden. Bischofsorte behielten ihren gestalterischen Habitus,<br />

auch wenn hier kein Bischof mehr residiert.<br />

Die einst für ihre salinistische <strong>Nutzung</strong> ins Gigantische getriebenen Gradierwerke<br />

hatten zu ihrem Betrieb eine immer aufwendiger werdende energieumwandelnde<br />

sowie -transportierende Kraft- <strong>und</strong> Transmissionsmaschinerie nötig.<br />

Windtriebwerke („Windmühlen“) erwiesen sich als völig un<strong>zur</strong>eichend; bis zum<br />

Einsatz <strong>von</strong> Dampfmaschinen, Wasserturbinen, Verbrennungs- <strong>und</strong> Elektromotoren<br />

war es das Wasserrad („Mühlrad“), das hauptsächlich die Energie lieferte.<br />

Dieses hatte Einzug ins Salinenwesen gef<strong>und</strong>en nicht für die Betreibung<br />

<strong>von</strong> Gradieranlagen, sondern <strong>zur</strong> Hebung <strong>von</strong> „Wildwassern“ beim Niederbringen<br />

<strong>von</strong> Soleschächten <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Soleförderung aus denselben, als – wenn überhaupt<br />

– noch mit Hand <strong>und</strong> Schaufel gradiert wurde.<br />

Das Wasserrad hat einen „Mühlgraben“ nötig. Diesen bis zu den Schachtöfnungen<br />

zu führen, dem Ort, wo die Energie gebraucht wurde, verbietet sich wegen<br />

der Gefährdung der Schachtteufen durch das Abschlagwasser <strong>von</strong> selbst. Es entstand<br />

das Problem, die Kraftmaschine mit der Fördermaschine (Pumpe) zu verkoppeln,<br />

d. h. die Entfernung zwischen beiden energetisch zu überwinden; gelöst<br />

wurde es durch die Erfindung des Feldgestänges, wofür der früheste archivalische<br />

Beleg – bezeichnenderweise aus dem Salinenwesen – aus dem Archivgut<br />

des hier erneut zu zitierenden Sulzaer Salzwerkes stammt: Auf 1561 läßt er<br />

sich datieren. Und <strong>von</strong> Sulza aus trat das Gestänge – doppelt oder einfach, auf<br />

Schwingen, Pendelstützen, Radsegmenten oder Volrädern – seinen Siegeszug<br />

in der Technikgeschichte an, bis Zahnrad-Wellengetriebe <strong>und</strong> Treibriemen im<br />

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