Mühlengickel - Hessischer Landesverein zur Erhaltung und Nutzung ...
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Mühlengickel<br />
Mitteilungen aus dem Hessischen <strong>Landesverein</strong><br />
<strong>zur</strong> <strong>Erhaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> von Mühlen (HLM) e.V.<br />
Februar 2013<br />
Quo vadis Wasserkraft ?<br />
Auch am Hof Graß in Hungen gilt es noch Dornröschen wach zu küssen
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Termine<br />
Deutscher Mühlentag 2013<br />
20. Mai 2013 - Pfingstmontag<br />
DGM Eröffnungsveranstaltung<br />
an der Wilhelmsburger Windmühle in 21109 Hamburg<br />
Mitgliederversammlung der DGM 2013<br />
<strong>und</strong> Jahrestagung<br />
14. bis 16. Juni 2013 in Melle (Niedersachsen)<br />
Mitgliederversammlung 2013 des HLM<br />
28. Juli 2013 - der Tagungsort wird noch bekannt gegeben<br />
Tag des Offenen Denkmals 2013<br />
08. September 2013<br />
Geplante Vorstandssitzungen des HLM in 2013<br />
07. April 2013<br />
30. Juni 2013<br />
03. Oktober 2013<br />
24. November 2013<br />
Vortrag „Wasserkraft“<br />
Wasserrahmenrichtlinie für Wasserkraftbetreiber<br />
25. April 2013 - 19.00 - 21.00 Uhr - kostenfrei<br />
36163 Poppenhausen, Von-Steinrück-Haus, Schulstraße 2<br />
Mühlenexkursion<br />
des Biosphärenreservats Rhön<br />
Ganztägige Busfahrt mit der Arbeitsgemeinschaft <strong>Hessischer</strong><br />
Wasserkraftwerke - Leitung: Martin Kremer<br />
20. Oktober 2013 - Treffpunkt:<br />
36037 Fulda, Parkplatz am Umweltzentrum, Johannisaue<br />
Kostenbeitrag Erwachsene: 14,00 €<br />
Anmeldung <strong>und</strong> Abfahrtszeit unter Telefon 06654 - 96120<br />
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Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Liebe Mühlenfre<strong>und</strong>e,<br />
das Interesse am Erhalt <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> von Mühlen ist ungebrochen.<br />
Häufig sind es Nachkommen oder deren Partner, die sich mit<br />
Begeisterung <strong>und</strong> Tatkraft für den Erhalt des Kulturgutes Müh le<br />
engagieren.<br />
Die Hagenmühle in Grebenstein <strong>und</strong> die Lindenmühle in Burg uf -<br />
feln, die beide Ziele bei Vorstandssitzungen waren, sind gute Bei -<br />
spiele. An geregt durch das Engagement unserer Mitglieder bei Er -<br />
halt <strong>und</strong> Re aktivierung von Mühlenstandorten kommt es zu interessanten<br />
Be gegnungen, Gesprächen <strong>und</strong> Hilfestellungen, die den Fun -<br />
ken <strong>zur</strong> Eigeninitiative, den Mut zum Handeln <strong>und</strong> vielleicht auch<br />
das Interesse an einer Mitarbeit im HLM überspringen lassen.<br />
Exemplarisch sind auch Gespräche mit dem Bewohner einer alten<br />
Mühle in der Nachbarschaft. Seit Jahren beschäftigt er sich mit<br />
Mühlen, liest sich durch Werke von Mühlenbau <strong>und</strong> deren Ge -<br />
schichte, besucht regelmäßig unsere Internetseite <strong>und</strong> träumt seit<br />
Jahren davon, das alte Wasserrad an seiner Mühle wieder zu reaktivieren.<br />
Erst durch den Neubau einer Wasserkraftanlage in seiner<br />
Nähe kam für ihn der Schritt mit uns Kontakt aufzunehmen, Mit -<br />
glied im HLM zu werden <strong>und</strong> seinen Traum Realität werden zu lassen.<br />
Auch unsere Schautafeln erfreuen sich großer Beliebtheit. Es zeigt<br />
sich, dass in der Bevölkerung eine große Akzeptanz für Mühlen <strong>und</strong><br />
Mühlengeschichte vorhanden ist. Dies freut uns sehr.<br />
Mit einem voraussichtlich in Kürze bevorstehenden Umzug unseres<br />
Archives nach Hungen in einen alten Mühlenstandort könnten wir<br />
ebenfalls sehr zufrieden sein. Zentral in Hessen in neuen Archiv -<br />
räumen der Stadt Hungen wäre unser Archiv bestens aufgehoben.<br />
Bei einer Besichtigung der Räume durch den Vor stand konnten wir<br />
uns von deren Eignung <strong>und</strong> der Gast fre<strong>und</strong> schaft überzeugen.<br />
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Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Dennoch wird die Situation für uns nicht leichter. Die Umsetzung<br />
der Wasserrahmenrichtlinie mit dem Ziel der linearen Durch gän -<br />
gigkeit der Fliessgewässer zu Lasten vieler Mühlenstandorte wird<br />
weiterhin von behördlicher Seite vorangetrieben.<br />
In internen Arbeitskreisen werden Papiere entworfen, die in die<br />
Praxis umgesetzt, das Ende vieler Mühlen bedeuten würden.<br />
Dass wir zu Gesprächen ins Umweltministerium geladen werden ist<br />
schon ein Teilerfolg unserer Bemühungen. Man nimmt uns wahr<br />
<strong>und</strong> merkt, dass wir uns für unser Anliegen einsetzen, allen Widrig -<br />
keiten zum Trotz.<br />
Mit der Teilnahme am Mühlentag 2013 können wir alle wieder ein<br />
Zeichen setzen, dass wir es ernst meinen mit dem Erhalt <strong>und</strong> Nut -<br />
zung von Mühlen.<br />
Wir geben nicht auf, denn es lohnt sich, auch nachfolgenden Gene -<br />
rationen Mühlen als Bestandteil unserer Kulturlandschaft zu erhalten.<br />
Weitermachen ist die Devise!<br />
In diesem Sinne wünschen wir<br />
allen Mitgliedern <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en<br />
ein gutes Jahr 2013.<br />
Stephan Schumm<br />
Für den HLM-Vorstand<br />
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Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Aktuelles <strong>zur</strong> Umsetzung der Wasser-Rahmenrichtlinie in Hessen<br />
Was wollen die beteiligten Mitarbeiter im Ministerium? –<br />
Was wollen wir?<br />
Biber JA – Wasserkraft NEIN<br />
Im Vorfeld der jüngsten Sitzung (die 24.ste) des Beirates WRRL<br />
Hessen am 09.11.2012 im Ministerium (HMUELV) fand ein Ge -<br />
spräch der Arbeitsgruppe „Altrechte“ <strong>und</strong> Förderung der linearen<br />
Durchgängigkeit des HMUELV mit Herrn Brill <strong>und</strong> Vertretern von<br />
HLM <strong>und</strong> Arbeitsgemeinschaft <strong>Hessischer</strong> Wasserkraftwerke<br />
(AHW) statt.<br />
Die Umsetzung der linearen Durchgängigkeit der Fließgewässer<br />
kommt ins Stocken <strong>und</strong> man sucht nach Mitteln <strong>und</strong> Wegen diese<br />
von behördlicher Seite durchzuführen. Man schlägt deshalb den<br />
Mühlen- <strong>und</strong> Wasserkraftwerksbesitzer vor, den Ausbau der Durch -<br />
gängigkeit durchzuführen <strong>und</strong>, laut deren Rechenmodell, sich an<br />
den Kosten in folgender Form zu beteiligen:<br />
1. Beteiligung an der Bausumme mit dem 5fachen Jahresertrag<br />
2. Restsumme wird durch Land <strong>und</strong> Kommune mitfinanziert.<br />
Hierfür sind im Landeshaushalt auch die nötigen Mittel bereits<br />
vorhanden.<br />
Ohne einen Ertrag würde der Betreiber für die ersten fünf Jahre<br />
leer ausgehen. Es ist nicht hinnehmbar. Das Rechenmodell stimmt<br />
we der in der Theorie noch in der Praxis.<br />
Dies ist leider nur der Anfang.<br />
Teil 2 ist schon im Anmarsch. Sollte diese Variante zu keinem Er -<br />
folg führen, ist man bestrebt nicht mehr genutzte Wasserrechte<br />
oder Kleinwasserkraftanlagen, die die Umsetzung der WRRL fi nan -<br />
ziell nicht durchführen können, dazu zu bringen Ihr „Alt-Recht“ an<br />
das Land zu verkaufen. Der Erlös des Verkaufes wird dem Betreiber<br />
Politik<br />
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Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
nicht ausgezahlt, sondern <strong>zur</strong> Herstellung der Durchgängigkeit her -<br />
angezogen. Enteignung durch die Hintertür.<br />
Bei der Beiratssitzung kam dies ebenfalls <strong>zur</strong> Sprache. Frau Dr.<br />
Claudia Gallikowski <strong>und</strong> Frau Babara Siegert haben dort bei der<br />
Diskussion unmissverständlich klar gemacht, dass Sie am liebsten<br />
alle Alt-Rechte entschädigen möchten, um die Wehre durchgängig<br />
zu machen. Für sie zählt nur der Biber. Wenn ein Biber ein Wehr<br />
errichtet ist es gut für die Natur, wenn vorhandene Wehre genutzt<br />
werden ist es ein Schaden für die Natur. Jahrh<strong>und</strong>ertelange Kultur -<br />
landschaft hat für sie keinerlei Bedeutung.<br />
Herr Klein (IG Lahn) versprühte in seiner altbekannten Art <strong>und</strong><br />
Weise wieder seine Hetztiraden gegen die Wasserkraft im Allgemei -<br />
nen <strong>und</strong> gegen die Kraftwerksbetreiber insbesondere. Er ist davon<br />
überzeugt, dass die von ihm im Deutschen B<strong>und</strong>estag eingebrauch -<br />
te Petition verabschiedet wird.<br />
Für ihn zählt nur der Fisch <strong>und</strong> nur der Angler. Dass man gemeinsam<br />
an einer Verbesserung der Umwelt zum Wohle aller arbeiten<br />
kann, davon war bei der Beiratssitzung wenig zu spüren.<br />
Die Sitzungsleiter Herr Wenzel Mayer <strong>und</strong> Herr Kaiser stellten sich<br />
wesentlich neutraler dar <strong>und</strong> verwiesen auf den politisch gewollten<br />
Energiewechsel <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Umsetzung.<br />
Ende des Jahres 2012 lief die gesetzliche Regelung zum Mindest -<br />
wasser erlass aus <strong>und</strong> wird voraussichtlich durch eine Empfehlung ,<br />
die zwischen der derzeitigen Regelung <strong>und</strong> der Regelung in NRW<br />
lie gen wird, ersetzt. Auch da sollten wir aufpassen, damit die For -<br />
de rungen nicht ins Uferlose abdriften.<br />
Die Einführung eines Wasser-Cents (Sachsen) oder Aktion Blau<br />
(NRW) wird <strong>zur</strong> Zeit noch beobachtet <strong>und</strong> kann bei einer b<strong>und</strong>es -<br />
weiten Regelung auch in Hessen eingeführt werden.<br />
Wir werden uns weiter an dem Prozess beteiligen <strong>und</strong> die Inter -<br />
essen unserer Mitglieder vertreten. (hrh & ss)<br />
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Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Hungen - neues Zentrum der Mühlenfre<strong>und</strong>e?<br />
Findet „Hessisches Mühlenarchiv“ auf Hof Graß neue Heimat?<br />
Das Archiv des Hessischen <strong>Landesverein</strong>es <strong>zur</strong> <strong>Erhaltung</strong> <strong>und</strong> Nut -<br />
zung von Mühlen (HLM e.V.) hat Aussicht auf einen neuen Stand -<br />
ort. Nachdem der Archivstandort Mäusemühle in Rambach nicht<br />
mehr <strong>zur</strong> Verfügung steht <strong>und</strong> das Archiv vorübergehend in verpacktem<br />
Zustand einen Dornröschenschlaf in der Untermühle bei<br />
Hungen halten muß, wurde uns ein vorzüglicher Platz der Auf be -<br />
wahrung angeboten. Nicht einmal zwei km entfernt von der HLM-<br />
Geschäfts stelle in der Untermühle liegt das Hofgut Graß, ebenfalls<br />
ein Mühlenstandort. Der Hof wurde Anfang des Jahrtausends vom<br />
regionalen Energieversorger, den Oberhessischen Versorgungs be -<br />
trieben (OVAG), erworben, saniert <strong>und</strong> zu einem Schmuckstück<br />
gemacht (s. Abbildung unten).<br />
Hof Graß<br />
Vorbildliche Restauration der<br />
Hofanlage <strong>und</strong> harmonische<br />
Einbindung in die Landschaft<br />
Foto: Sabine Müller<br />
Seite 7
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Der Zufall ergab, dass dort im Laufe des Jahres 2012 auch die Stadt<br />
Hungen ihr neues Stadtarchiv einrichtete. Das Archiv ist mit modernster<br />
Archivtechnik ausgerüstet <strong>und</strong> sucht seinesgleichen. Durch<br />
Vermittlung geschichtsbewusster Hungener Bürger konnte der<br />
HLM-Vorstand das Interesse <strong>zur</strong> Unterbringung des Mühlen ar chivs<br />
vortragen. Beson derer Dank gebührt dem Bürgermeister der Stadt<br />
Hungen, Rainer Wengorsch, sowie Archivdirektor, Erhard Eller, die<br />
sich der Not des hessischen Mühlenvereins wohlwollend <strong>und</strong> groß -<br />
zügig annehmen wollen. Dadurch erscheint es möglich, das Archiv<br />
wieder aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken <strong>und</strong> mit ihm hi sto -<br />
risch wertvolle Arbeit zu leisten.<br />
Aber nicht nur die technischen Voraussetzungen <strong>zur</strong> Archivierung<br />
auf Hof Graß wären optimal. Der Standort ist auch mühlenge -<br />
schicht lich von höchstem Interesse. Wie die Untermühle, der Sitz<br />
des HLM, liegt Hof Graß an dem 44,5 km langen Flüsschen Horloff.<br />
Der Fluss entspringt nördlich von Schotten im Vogelsbergkreis an<br />
dem oberhalb von Götzen <strong>und</strong> Betzenrod gelegenen Segelflugplatz<br />
in einem Waldstück. Nach einem längeren Weg durch den Vogels -<br />
berg passiert die Horloff nach einer Wochenendhaussiedlung als<br />
ersten Ort den Laubacher Ortsteil Gonterskirchen. Anschließend<br />
fließt sie an der Friedrichshütte vorbei in Richtung Ruppertsburg,
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
wo sich, ca. 25 km oberhalb der Mündung, die einzige Pegelmess -<br />
station der Horloff befindet. Auf ihrem Weg in die Wetterau zieht<br />
sie in großem Bogen um den Borgelberg <strong>und</strong> passiert dann Villin -<br />
gen, Hungen <strong>und</strong> Trais-Horloff. Zwischen Hungen <strong>und</strong> Trais-Hor -<br />
loff in der Gemarkung Hof-Graß erhielt die Horloff in den 1950er<br />
Jahren ein neues Flussbett, damit die Brunnen im Wasserwerk In -<br />
heiden, das den Frankfurter Raum versorgt, nicht durch Hochwas -<br />
ser gefährdet werden.<br />
Allein im Stadtgebiet Hungen existieren an oder nahe der Horloff<br />
noch fünf Mühlen, die Zellmühle bei Villingen, die Hungener Un -<br />
ter mühle, die Mühle auf Hof Graß, die Neumühle (auch Stellwag-<br />
Mühle) <strong>und</strong> die Utpher Mühle. In Abgang geraten sind die Hun ge -<br />
ner Obermühle <strong>und</strong> die Riedmühle zwischen Hof Graß <strong>und</strong> Inhei -<br />
den. Auf dem Standort der letzteren befindet sich das erwähnte<br />
Wasserwerk. Die Mühlen sind, wie der HLM-Vorstand geprüft hat,<br />
gut zu erwandern, wobei der nahe der Neumühle liegende Trais-<br />
Horloffer/Inheidener See einen willkommenen Zwischenstopp her -<br />
gibt.<br />
Auch im Übrigen ist Hof Graß eine Ausnahmeer schei nung für Ge -<br />
schichtsinteressierte. Gegenüber dem neuen Stadtarchiv befindet<br />
sich das Limes-Informationszentrum des Landkreises Gießen, wo<br />
Ausblick<br />
Der Vorstand des HLM zeigt sich anläßlich der Besichtigung der Anlage Hof<br />
Graß im Rahmen der Vorstandssitzung vom 25.11.2012 sichtlich beeindruckt.<br />
Foto: Sabine Müller
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
über die Römerzeit in der Region informiert wird. Ein paar h<strong>und</strong>ert<br />
Meter weiter auf dem Weg zum Grasser Berg, einer kleinen Anhöhe<br />
im Westen, trifft man noch auf ein klei nes sichtbares Stück Limes -<br />
wall, nahe an dem ausgemauerten Stumpf einer alten Gerichtslinde.<br />
Unter ihr soll noch vor r<strong>und</strong> 200 Jahren ein lebhafter Markt statt -<br />
gef<strong>und</strong>en haben. Einige Schritte weiter in einem Wäldchen auf der<br />
Anhöhe hat das Jahr 2012 eine nicht kleine Sensation erbracht.<br />
Archäologen gruben eine dort vermutete Kapelle aus, die sich als<br />
Kirche erwies <strong>und</strong> beförderten darüber hinaus eine völlig unvermu -<br />
tete Burg salischen Ursprungs zu Tage. Historiker <strong>und</strong> Archäologen<br />
sind sich noch völlig ungewiss, wer diese Burg gebaut haben mag,<br />
welchem genauen Zweck sie dien te <strong>und</strong> wieso sie von der Bildfläche<br />
verschwand. Der Grabungs leiter wird mit dem fast verzweifelt klingenden<br />
Satz „Diese Erde birgt noch viele Geheimnisse“ zitiert. Mit<br />
viel Engagement wird des halb von Seiten der Bür ger schaft der Fort -<br />
gang der Grabungen <strong>und</strong> die<br />
weitere Entwicklung des<br />
Gras ser Um feldes gefordert.<br />
Dabei spielen mittlerweile<br />
auch mühlenhi storische Ge -<br />
sichtspunkte eine Rolle. Völlig<br />
unbeeindruckt von der ganzen<br />
Aufregung, haben eini ge Hun -<br />
gener die Beif<strong>und</strong>e der Gra -<br />
bung bereits zum Zwecke der<br />
Werbung für das Projekt<br />
nutz bar gemacht. Ein Hun ge -<br />
ner Juwelier hat in zwischen<br />
Seite 10<br />
Perfekte<br />
Aufbewahrung<br />
historischer<br />
Dokumente bietet<br />
das Stadtarchiv<br />
Hungen<br />
Foto:<br />
Sabine<br />
Müller<br />
einen anlässlich der Grabung<br />
gef<strong>und</strong>enen Bron ze löwen in<br />
Silber nach ge gossen <strong>und</strong> zu<br />
einem Schmuck stück verarbeitet,<br />
um Teile des Erlöses<br />
der weiteren Entwicklung des<br />
Raumes zu kommen zu lassen.<br />
Folgt man nach der spannenden<br />
Einwirkung der Gra-
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
bungsstätte dem Weg von der Anhöhe hinab <strong>zur</strong> Horloff <strong>und</strong> überquert<br />
diese über eine neugesetzte Brücke, ist bald zu entscheiden,<br />
ob einem Weg rechts über die Untermühle nach Hungen gefolgt<br />
werden oder links, vorbei an dem genannten Wasserwerk, wieder<br />
Hof Graß erreicht werden soll. Beide Wege sind Teil des neuen<br />
Limesradwegs <strong>und</strong> zum Zeitpunkt dieses Berichtes noch nicht ganz<br />
fertiggestellt. Gleichgültig welchem Weg man folgt, es könnte sein,<br />
dass sich Hun ger <strong>und</strong> Durst verspüren lässt. Zur Stillung dieser Be -<br />
dürfnisse, besteht an beiden Zielen Möglichkeit. Der Weg <strong>zur</strong>ück<br />
nach Hof-Graß endet nach erneuter Überquerung der Horloff wie -<br />
der am Stadt archiv der Stadt Hungen, wo sich im Erdgeschoß eine<br />
gefällige gastronomische Einrichtung mit einem noch gefälligerem<br />
Biergar ten befindet.<br />
In Anbetracht der ebenso einfühlsamen wie engagierten Bemü hun -<br />
gen der Stadt Hungen <strong>zur</strong> Schaffung eines kulturhistorischen<br />
Leucht turmprojektes im Zusammenhang mit der Sanierung des<br />
Hofgutes Graß keimt bei den Mühlenenthusiasten – spätestens<br />
beim Genuß von Speisen <strong>und</strong> Getränken in der Gastronomie am<br />
neuen Archivstandort - eine nicht geringe Hoffnung, dass auch die<br />
zum Hofgut gehörige Mühle noch in den Genuß einer fachgerechten<br />
Sanierung gelangen <strong>und</strong> die Horloff eines nicht allzu fernen Tages<br />
auch wieder das dortige Mühlrad bewegen <strong>und</strong> damit das Szenario<br />
einer historischen Gutshofanlage komplettieren kann. Denn wäh -<br />
rend die gesamten beschriebenen Anlagen ein perfektes Bild gelungener<br />
Denkmalpflege vermitteln, versteckt sich die alte Mühle am<br />
Rand der großzügigen Hofanlage noch verschämt hinter Gemäuer<br />
<strong>und</strong> zwischen aufkommenden Büschen <strong>und</strong> Bäumen. Schon allein<br />
dem besonderen Mühlrad (s. Titelbild) mag man wünschen, eines<br />
hoffentlich nicht allzu fernen Tages als eine lebendige Abr<strong>und</strong>ung<br />
das Engagement der Stadt Hungen <strong>und</strong> der OVAG für die Mühlen<strong>und</strong><br />
Kulturgeschichte an diesem exponierten Platz mit unablässi -<br />
gem Klappern beklatschen zu können. (us & sm)<br />
Archiv<br />
Seite 11
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Zahlen lügen nicht:<br />
Das B<strong>und</strong>esministerium für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Ver -<br />
braucherschutz bilanziert „Die Struktur der Mühlenwirtschaft<br />
2010“ <strong>und</strong> stellt in folgender Übersicht die „Anzahl der Mühlen <strong>und</strong><br />
Vermahlung nach Getreidearten <strong>und</strong> Gebietsbestand“ dar (März<br />
2011, S. 21).<br />
Anzahl der Vermahlung in t Durchschn.<br />
Zeitraum 1) Mühlen Weichweizen Hartweizen Roggen insgesamt Vermahlung<br />
je Mühle in t<br />
Früheres B<strong>und</strong>esgebiet 2)<br />
1950/51 14 562 3 578 368 34 369 2 198 300 5 811 037 399<br />
1960/61 8 184 4 257 769 327 253 1 486 440 6 071 462 742<br />
1970/71 4 746 3 735 788 277 435 1 141 220 5 154 443 1 086<br />
1975/76 2 984 3 847 544 185 019 983 501 5 016 064 1 681<br />
1980/81 2 124 4 640 403 148 482 1 001 890 5 790 775 2 726<br />
1982/83 2 009 4 190 612 131 772 963 147 5 285 531 2 631<br />
1982/83 3) 733 4 158 612 131 772 923 247 5 213 631 7 113<br />
1985/86 659 4 360 242 137 515 934 450 5 432 207 8 243<br />
1990/91 560 5 080 142 213 270 937 853 6 231 265 11 127<br />
Neue Länder 4)<br />
1950/51 4 373 1 123 000 52 000 1 645 000 2 820 000 645<br />
1960/61 998 960 000 49 000 1 012 000 2 021 000 2 025<br />
1970/71 674 1 119 000 80 000 784 000 1 983 000 2 942<br />
1975/76 478 1 158 000 99 000 666 000 1 923 000 4 023<br />
1980/81 436 1 199 000 100 000 621 000 1 920 000 4 404<br />
1982/83 417 1 193 000 59 000 719 000 1 971 000 4 727<br />
1985/86 403 1 223 000 50 000 729 000 2 002 000 4 968<br />
1990/91 126 735 011 10 209 242 009 987 229 7 835<br />
Deutschland<br />
1999/2000 465 6 499 409 325 452 948 836 7 773 697 16 718<br />
2000/01 5) 361 6 332 594 353 670 935 691 7 621 955 21 113<br />
2002/03 347 6 661 791 330 429 941 202 7 933 422 22 863<br />
2003/04 336 6 525 111 327 748 909 010 7 761 869 23 101<br />
2004/05 333 6 538 168 340 300 894 724 7 773 192 23 343<br />
2005/06 318 6 832 234 377 782 902 189 8 112 205 25 510<br />
2006/07 317 6 666 698 379 908 893 889 7 940 495 25 049<br />
2007/08 308 6 828 057 438 623 921 937 8 188 617 26 586<br />
2008/09 302 6 748 705 382 562 899 630 8 030 897 26 592<br />
2009/10 270 7 050 469 396 898 849 977 8 297 344 30 731<br />
Seite 12
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Durchschnittliche<br />
Vermahlung in t<br />
je Mühle<br />
Anzahl der Mühlen<br />
in Deutschland<br />
(Früheres B<strong>und</strong>esgebiet<br />
<strong>und</strong> Neue Länder<br />
(vormals DDR))<br />
Gesamtvermahlung in t<br />
Roggenvermahlung in t<br />
Weichweizenvermahlung in t<br />
Die graphische Um -<br />
setzung der statisti -<br />
schen Angaben <strong>zur</strong><br />
Ent wicklung der<br />
Müh lenstruktur <strong>und</strong><br />
der Vermahlung in<br />
Deutsch land seit 1950<br />
verdeutlicht einige<br />
unverkennbare Trends:<br />
Bei nahezu gleichblei -<br />
bender Gesamtver mah -<br />
lung ist die Zahl der<br />
Mühlen auf ca. 1,5 %<br />
geschrumpft. Die mit<br />
den Mühlenstruk tur -<br />
gesetzen ange streb te<br />
Marktberei ni gung hat<br />
also die Lei stungs -<br />
fähigkeit der Mühlen<br />
67fach ge steigert ohne<br />
die Ge samtmehl pro -<br />
duktion zu verändern<br />
<strong>und</strong> es stellt sich die<br />
Frage, wem dieser<br />
Strukturwandel letzt -<br />
lich genützt hat ...<br />
Die Roggenvermah lung<br />
ging auf 22 % <strong>zur</strong>ück,<br />
während die Weichwei -<br />
zenvermah lung um<br />
50 % ange stiegen ist.<br />
Schon in den Neuen<br />
Ländern war von 1950<br />
bis 1990 ein Rückgang<br />
der Roggen vermahlung<br />
um 85 % zu verzeichnen.<br />
(jh)<br />
Seite 13<br />
Statistik
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Hessen „steht“ nicht allein:<br />
Die Umsetzung der Wasserrahmen-Richtlinie verursacht<br />
auch in anderen B<strong>und</strong>esländern unverständliche Ent -<br />
wicklungen r<strong>und</strong> um Wassermühle <strong>und</strong> Wasserkraft<br />
An der Scheeßeler Wassermühle jedenfalls stehen die Turbinen <strong>zur</strong><br />
Stromerzeugung künftig still, weil es die Behörde so will. Für Dr.<br />
Jan Müller-Scheeßel <strong>und</strong> die Mitglieder des Scheeßeler Mühlen ver -<br />
eins dürfte es ein Schlag ins Gesicht gewesen sein:<br />
Im Zuge der Verhandlungen über die Herstellung der ökologischen<br />
Durchgängigkeit der Wümme an der historischen Wassermühle<br />
ha ben die Wasserbehörden NLKWN (Niedersächsischer Landesbe -<br />
trieb für Wasserwirtschaft, Küsten- <strong>und</strong> Naturschutz) <strong>und</strong> Laves<br />
jetzt der sogenannten Vorzugsvariante, die einen Fischpass am<br />
Klappenwehr sowie einen Verbindungsarm <strong>zur</strong> Mühle vorsah,<br />
einen Riegel vorgeschoben.<br />
Der Mühlenwart spricht von einer „Vernebelungsstrategie“, sieht<br />
die Wasserkraftnutzung <strong>zur</strong> Stromgewinnung künftig stark beeinträchtigt.<br />
Die Gemeinde indes sieht sich nun angehalten, ohne By -<br />
pass weiterzuplanen.<br />
Rückblick: Nach zäher Debatte hatte der Scheeßeler Gemeinderat<br />
im November vergangenen Jahres die Beschlussvorlage der Ver wal -<br />
tung einstimmig abgenickt. Diese sah vor, die mit Landesmitteln<br />
ge förderte Vorzugsvariante weiter zu verfolgen. Durch das neue Ge -<br />
wässer sollte Fischen <strong>und</strong> Kleinstlebewesen, die der Hauptströ -<br />
mung folgen <strong>und</strong> von den Turbinen der Wasserkraftanlagen in ihrer<br />
Wanderung blockiert werden, ein Ausweichen ermöglicht werden.<br />
Sie hätten künftig so den Weg zum westlichen Parallelarm gef<strong>und</strong>en,<br />
der mit einer neuen Fischtreppe versehen worden wäre.<br />
Damit der Bypass hätte gebaut werden können, sollte der Mühlen -<br />
wart seine Flächen kostenlos <strong>zur</strong> Verfügung stellen – eine Bedin -<br />
gung, der er schon im Vorfeld der weiteren Verhandlungen sein<br />
Einverständnis erteilt hatte. „Das ist jetzt alles vom Tisch“,<br />
Seite 14
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
bedauert Müller-Scheeßel, der für die gekippte Vorzugsva ri ante den<br />
NLKWN <strong>und</strong> Laves verantwortlich macht. Bis zum Ratsbeschluss<br />
hätten beide Behörden ihre Bedingungen für einen Zuschuss zum<br />
Verbindungsgewässer noch gar nicht festgelegt, erst Anfang Januar<br />
sei dies der Fall gewesen, kritisiert er.<br />
„Da die Behörden gegenüber jeglicher Wasserkraftnutzung gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
negativ eingestellt sind, war ein unscheinbar daherkommender<br />
Passus in dem Beschluss von entscheidender Bedeutung“,<br />
so der Mühlenwart. Darin heißt es wörtlich: „Wenn die Bedingun -<br />
gen für eine Förderfähigkeit der Vorzugsvariante nicht erfüllt werden,<br />
wird nur der Fischpass am Klappenwehr gebaut.“<br />
Für Müller-Scheeßel ist klar: „Dieser Satz war für die Behörden<br />
quasi die Aufforderung, möglichst restriktive Bedingungen für eine<br />
Förderung zu formulieren, um auf diese Weise die Kompromissva -<br />
ri ante <strong>und</strong> damit auch die Wasserkraftnutzung zu Fall zu bringen.“<br />
Der Mühlenbesitzer selbst sollte nun Baumaßnahmen zum Fischab -<br />
stieg durchführen. „Solche Standards werden aber nur von ganz<br />
wenigen Wasserkraftwerken in Deutschland erfüllt <strong>und</strong> im Übrigen<br />
auch gar nicht vom Gesetzgeber verlangt“, betont Müller-Scheeßel.<br />
Willkür<br />
Zukünftig ohne Wasser?<br />
Die Scheeßeler Wassermühle<br />
Foto: Lars Warnecke
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Gleichzeitig sollte nach Vorstellungen der Wasserbehörden eine der<br />
Turbinen an der Mühle abgestellt werden, während die Zweite nur<br />
noch zu bestimmten Zeiten laufen dürfe. Das ist unwirtschaftlich:<br />
Auf mich als Wasserkraftbetreiber wären so Baukosten in Höhe von<br />
r<strong>und</strong> 210.000 Euro zugekommen, während die Stromproduktion im<br />
Gegenzug nahezu gleich null wäre“, schildert er das Szenario.<br />
Damit hätte sich die Vorzugsvariante seinen Worten nach als „Teil<br />
einer Vernebelungsstrategie gegenüber „der Öffentlichkeit ent -<br />
puppt“. „Ein echter Kompromiss“, zeigt sich der Mühlenwart enttäuscht,<br />
„ist von den Wasserbehörden zu keiner Zeit angestrebt<br />
worden.“ Da die Vorzugsvariante nun vom Tisch ist, wird die Öko-<br />
Durchgängigkeit ausschließlich am Wehr hergestellt, eine Wasser -<br />
kraftnutzung <strong>zur</strong> Stromgewinnung ist so nicht mehr möglich. „Alle<br />
anderen Varianten, auch die von Herrn Dr. Müller-Scheeßel in der<br />
Diskussion aufgeführte Durchgängigkeit am Mühlengebäude selbst<br />
waren im vergangenen Jahr von allen Seiten bereits ausgeschlossen<br />
worden“, sagt Bürgermeisterin Dittmer-Scheele.<br />
„Schade“, meint der Mühlenwart, „denn die ökologische Durch gän -<br />
gigkeit mit nur einem Fischpass zwischen den Mühlengebäuden bei<br />
gleichzeitiger Wasserkraftnutzung wäre genauso hergestellt wie mit<br />
nur einem Fischpass am Klappenwehr ohne Wasserkraftnutzung –<br />
dies besagt auch eine von den Wasserbehörden in Auftrag gegebene<br />
Machbarkeitsstudie.“ Eine Kooperation, die alle Seiten zufrieden<br />
ge stellt hätte, wäre seiner Meinung nach also möglich gewesen.<br />
Turbinenbetrieb in Zukunft nur noch für die Galerie?<br />
Die Gemeinde Scheeßel will nun möglichst zügig die notwendigen<br />
weiteren Schritte <strong>zur</strong> Umsetzung der einfacheren Variante einleiten.<br />
Dass dies zu Lasten der Wasserkraftnutzung umgesetzt wird, findet<br />
die Verwaltungschefin „bedauerlich, auch wegen des Engagements<br />
des Mühlenvereins“. Allen Ratsmitgliedern sei aber wichtig, dass<br />
die Turbinen durch den Verein an einigen besonderen Tagen ge -<br />
zeigt <strong>und</strong> betrieben werden können. Der NLKWN habe dieser<br />
Forderung bereits zugesagt. (lw)<br />
Seite 16
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Thüringen fällt ebenfalls<br />
Längst braut sich auch in Thüringen in der Wasserkraftszene massive<br />
Verärgerung über die Vorgehensweise der zuständigen Wasser -<br />
behörden zusammen. Vor allem an der unteren Ilm sorgen aktuelle<br />
Bescheide des Thüringischen Landesverwaltungsamtes (TLVwA)<br />
für Unmut, denn jene beziehen sich auf Standorte, an denen erst in<br />
der jüngeren Vergangenheit Fischpassagen auf der Gr<strong>und</strong>lage be -<br />
hördlicher Genehmigungen erstellt worden waren. Zu diesen Fisch -<br />
passagen liegen sogar Nachweise hinsichtlich der Funktions fähig -<br />
keit vor.<br />
Auslöser für die neuerlichen Aktivitäten der zuständigen Wasser be -<br />
hörde war die im Rahmen der Umsetzung der WRRL erstellten<br />
„Ilm-Studie“ des Ingenieurbüros Floecksmühle aus Aachen im Auf -<br />
trag des Thüringer Landesanstalt für Umwelt <strong>und</strong> Geologie (TLUG)<br />
<strong>zur</strong> Entwicklung eines Durchgängigkeitskonzepts für die Ilm. Auf<br />
der Gr<strong>und</strong>lage der Studie wurden Inhaber von Wasserkraftanlagen<br />
durch das TLVwA aufgefordert, umfassende Maßnahmen <strong>zur</strong> Um -<br />
gestaltung ihrer Wasserkraftanlagen umzusetzen. Nach entspre -<br />
chenden Kostenschätzungen durch das beauftragte Büro belaufen<br />
sich die geforderten Umbaumaßnahmen an den einzelnen Wasser -<br />
kraftanlagen entlang der Ilm auf nicht weniger als 11,7 Mio. €.<br />
Gegen die Bescheide haben einige Wasserkraftbetreiber Einspruch<br />
eingelegt. Sie werden von der Arbeitsgemeinschaft Thüringer Was -<br />
serkraftwerke (ATW) unterstützt. Das Thüringer Ministerium für<br />
Landwirtschaft, Forsten, Umwelt <strong>und</strong> Naturschutz sieht die weitergehenden<br />
Anforderungen für den Fischauf- <strong>und</strong> -abstieg an Was -<br />
serkraftanlagen aufgr<strong>und</strong> der Änderungen des Wasserhaus halts -<br />
gesetzes (WHG) begründet <strong>und</strong> gerechtfertigt.<br />
Durch die anhängigen Rechtsverfahren besteht nach den lähmen -<br />
den Fach-Diskussionen nun die berechtigte Aussicht auf die Schaf -<br />
fung einer größeren Rechtssicherheit hinsichtlich der Be rechtigung<br />
<strong>und</strong> Ausgestaltung bestimmter Anforderungen im Zusammenhang<br />
mit dem Betrieb von Wasserkraftanlagen. Es gilt die Beschwerde -<br />
führer zu unterstützen <strong>und</strong> die Urteile <strong>zur</strong> gegebenen Zeit auszu -<br />
werten. (jh)<br />
Widerstand<br />
Seite 17
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Ein neuer Katalog<br />
<strong>zur</strong> Ausgestaltung der<br />
nächsten Bescheide ist auf dem Markt<br />
MITTEILUNGEN EN AUS DEM BÜRO FÜR GEWÄSSERÖKOLOGIE GIE UND<br />
FISCHEREIBIOLOGIE DR.<br />
EBEL (BAND(<br />
4)<br />
)<br />
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Fischschutz hutz <strong>und</strong> Fischabstieg an Wasserkraftanlagen<br />
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Handbuch Rechen- <strong>und</strong> Bypasssysteme<br />
Autor: Dr. Guntram Ebel, Hrsg.: Büro<br />
für Gewässerökologie<br />
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ISBN: 978-3-00-039686-1<br />
NUNG<br />
Guntram Ebel<br />
Fischschutz <strong>und</strong> Fischabstieg<br />
an Wasserkraftanlagen<br />
Handbuch Rechen- <strong>und</strong> Bypasssysteme<br />
Ingenieurbiologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Modellierung <strong>und</strong> Prognose<br />
Bemessung <strong>und</strong> Gestaltung<br />
Mitteilungen aus dem Büro für Gewässerökologie<br />
<strong>und</strong> Fischereibiologie<br />
Band4<br />
Ingenieurbiologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />
n<br />
Modellierung<br />
<strong>und</strong> Prognose<br />
Bemessung<br />
<strong>und</strong> Gestaltung<br />
bibliographische<br />
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Format: 20 x 28 cm (Hardcover), 483 Seiten (durchgängig<br />
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deutsch (mit englischer, französischer <strong>und</strong> russischer<br />
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assung)<br />
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Büro für Gewässerökologie erökologie <strong>und</strong> Fischereibiologie ogie (BGF)<br />
Saalwerderstraßee 10<br />
D-06118 Halle (Saale)<br />
Fax: +49 (0)345 /<br />
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Und die Karawane wird weiterziehen...<br />
Seite 18
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Lobby-Arbeit für die Wasserkraft<br />
Die HLM-Vorstandsmitglieder Stephan Schumm <strong>und</strong> Harald R.<br />
Hoppe nutzten in Hadamar die Möglichkeiten der Werbung für die<br />
Wasserkraftnutzung im Rahmen politischer Veranstaltungen:<br />
Politik<br />
aus: Nassauische Neue Presse vom 17.12.2012<br />
Seite 19
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Wir wollen unseren Leserinnen <strong>und</strong> Lesern nicht vorenthalten,<br />
wie die Widersacher der Wasserkraft argumentieren <strong>und</strong> agieren:<br />
Tote Aale durch Ökostrom<br />
"45 Kilogramm nur in einer Nacht <strong>und</strong> an einer Anlage", erzählt Winfried Klein.<br />
Die Ka meras sind auf ihn gerichtet <strong>und</strong> die Augen derer, die interessiert vor den<br />
auf einem Laken ausgebreiteten toten Aalen stehen blei ben. Der Vor sitzende der<br />
Inter essengemeinschaft Lahn <strong>und</strong> Gewässerwart des Fischerei sportvereins Ober -<br />
lahn ist in seinem Element <strong>und</strong> kaum zu bremsen. Zwischen durch telefoniert er noch<br />
mit dem Handy. Landrat Manfred Michel erreicht er nicht, er ist nicht im Kreishaus.<br />
Also muss er den Ersten Kreisbeigeordneten Hel mut Jung bekommen. Irgendeinem<br />
aus der Po litik muss er doch auch zeigen, was da passiert. "Ein Gemetzel". Unbe -<br />
stritten ist der Runkeler Winfried Klein ein Fachmann für Fische <strong>und</strong> das Leben im<br />
Wasser. Das Wiederansiedlungs programm für Lachse in der Lahn trägt die Hand -<br />
schrift des lang jährigen Ge wässerwarts des Fische reisportvereins Oberlahn <strong>und</strong><br />
Vorsitzenden der Interes sengemeinschaft Lahn (IG Lahn). Und wenn er sich über<br />
Wasserkraftwerke <strong>und</strong> ihren Scha den an den Fischen erregt <strong>und</strong> gegen den Öko -<br />
strom wettert, dann ist das keineswegs alles an den Haaren herbeigezogen.<br />
"Das ist kein Ökostrom"<br />
"Eine Schande" steht auf dem Pappschild, das ständig umklappt. "Dass so et was<br />
passiert in unserem Staat, das darf nicht verheimlicht werden", sagt Klein. Öko -<br />
strom ist das für ihn nicht, was unter anderem mit Hilfe von Turbinen in der Nähe<br />
des Diezer Campingplatzes erzeugt wird. Und was er da an toten Aa len am frü -<br />
hen Morgen ge borgen hat, das passiere im Jahr an die 20 bis 25 Mal <strong>und</strong> an<br />
jeder Wasserkraft an lage. Und es sei nur die Spitze des Eisbergs, was er da ausgebreitet<br />
habe. Alle toten Tiere seien über 65 Zentimeter lang. Sie landeten in<br />
dem Rechen, der den Turbineneinlauf schütze. Der hohe Wasserdruck verhindere,<br />
dass sie dort wieder wegkommen. Und dann werden die Fische vom Rechenrei -<br />
niger zerdrückt oder tödlich verletzt. Was un ter der Größe von 65 Zentimetern<br />
bleibe, werde durch die Rechen der Anlagen nicht aufgehalten <strong>und</strong> lande in den<br />
Tur binen. Das bedeute fast immer den Tod für die Fische.<br />
Auf Wanderschaft<br />
"Ökostrom rottet Aale aus", wiederholt Klein mehrmals. Allerdings streitet der<br />
Mann auch gegen die <strong>Nutzung</strong> der Windkraft, <strong>und</strong> die ganze Diskussion um den<br />
Klima wan del hält er ohnehin für Humbug. Und Fukushima ist für ihn ein Erd beben,<br />
ein Tsunami – aber kein Anlass, um der Atomenergie abzuschwören. Was er auf<br />
dem Pflaster der Fußgängerzone ausgebreitet hat, sind Blankaale. Ein Fisch, der<br />
auf Wanderschaft geht. Jetzt zum Beispiel im Herbst <strong>und</strong> bei einem leicht erhöhten<br />
Wasserstand der Lahn. Das Ziel ist die Saragossasee in der Nähe der Bermuda-<br />
Inseln, dort laicht der Europäische Aal, der sein ganzes Leben im Süßwasser verbringt<br />
<strong>und</strong> dann im Salzwasser für Nachwuchs sorgt <strong>und</strong> dann stirbt.<br />
Seite 20
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
„Klein“-Krieg<br />
im Nassauischen<br />
sucht Einfluß<br />
auf das Image der<br />
Wasserkraftnutzung<br />
Ausgerechnet auf diesem Weg lauern<br />
viele Gefahren, vor allem durch die<br />
Was ser kraft werke. Ist der Aal erst einmal<br />
im Rhein, dann hat der Fisch zumindest<br />
damit nichts mehr zu schaffen. Und<br />
deshalb gibt es nach Angaben von<br />
Klein auch immer wieder Aktionen, um<br />
Aale einzufangen <strong>und</strong> sie in den Rhein<br />
zu verfrachten.<br />
Unnütze Anlagen<br />
"Geld verdienen auf Kosten der Natur", sagt Klein über den Sinn der Wasser kraft an -<br />
lagen für ihre Betreiber. In Deutschland gäbe es 7700 Anlagen, die mit Hilfe der Was -<br />
serkraft Strom produzierten. Die 350 größten Anlagen seien dabei für 95 Prozent der<br />
per Wasser kraft erzeugten Strommenge verantwortlich. Der Rest könne stillgelegt werden,<br />
ohne dass es Auswirkungen habe. Klein rügt, dass die Behörden bei der Überwachung<br />
der Anlagen nicht durchgreifen. Aber das sei ja durchaus nachvollziehbar, wenn<br />
von ganz oben die Devise ausgegeben werde: Energiewende <strong>und</strong> mehr Ökostrom. Da -<br />
zu passe denn auch der Bau einer neuen Anlage in Bad Ems. Für ihn kann es nur heissen:<br />
Die Wasserkraft werke stilllegen – zumindest in den Zeiten, in denen die Aale wandern.<br />
Die außergewöhnliche Pro testaktion ruft auch die Hüter des Gesetzes auf den<br />
Plan. Sie wollen den Ausweis von Klein sehen <strong>und</strong> fragen nach der Genehmigung. Klein<br />
bleibt – auch am Nach mittag steht er noch mit den toten Aalen zu Füßen in der Nähe<br />
des Rathauses. Das neue Was ser kraftwerk in Bad Ems, das an einem Altstandort errichtet<br />
wird, ist nach Angaben der Genehmigungsbehörde, die SDG Nord, mit einer Rut -<br />
sche für die Fische ausgestattet. Damit so, so Sprecherin Sandra Hansen-Spurzem, soll<br />
dem Schutz der Fische verstärkt Rechnung getragen werden. Zwischen Marburg <strong>und</strong><br />
der Landesgrenze zwischen Diez <strong>und</strong> Limburg gibt es nach An ga ben von Gabriele<br />
Fischer, Sprecherin des Regierungspräsidiums in Gießen, 15 Wasser kraftanlagen. Da -<br />
von sind bisher nur drei Anlagen mit einem Rechen ausgerüstet, der einen großen<br />
Schutz der Fische gewähre. Die Betreiber der Anlagen mit alter Technik seien vom<br />
Regierungspräsidium angeschrieben <strong>und</strong> auf notwendige Verbesserungen aufmerksam<br />
ge macht worden. Die Aufsichtsbehörde geht davon aus, dass die Umrüstung in zwei<br />
Jah ren abgeschlossen ist. Auch die Wasserkraftanlage in Limburg sei noch nicht umgestellt.<br />
(jl, aus: Nassauische Neue Presse vom 07.11.2012)<br />
Seite 21<br />
Polemik
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Information als Ansatz <strong>zur</strong> Deeskalation:<br />
Seite 22<br />
aus: Frankfurter Neue Presse vom 29.11.2012
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Aale <strong>und</strong> Wasserkraft<br />
Die Bestandsentwicklung der Aale wird in unseren Breiten am Umfang des<br />
Glasaalaufstiegs bemessen - so auch der von den beteiligten Behörden ent -<br />
wickelte "Aalbewirtschaftungsplan für das Flusseinzugsgebiet der Weser"<br />
(2008). Danach werden für den Zeitraum 1950 bis 1980 jährlich durchschnittlich<br />
7,5 Mio. aufwandernde Glasaale angegeben, deren Zahl sich<br />
über 3,5 Mio. (1985), 2,5 Mio. (1990), 1,5 Mio. (1995), 1,0 Mio. (2000)<br />
<strong>und</strong> 0,5 Mio. (2005) mit weiter abnehmender Tendenz reduziert hat.<br />
Erstaunlicherweise stellt der Aalbewirtschaftungsplan nicht die Frage, wa -<br />
rum der natürliche Glasaalaufstieg seit Beginn der 1980er Jahre so dra -<br />
stisch abgenommen hat. Vielmehr orientiert sich das Bestandsmodell <strong>zur</strong><br />
Einschätzung des <strong>Erhaltung</strong>szustandes der Aalpopulationen an Bestand<br />
<strong>und</strong> Menge der abwandernden Blankaale. Dazu wird eine Zielabwande -<br />
rungsrate von 40% der Blankaal-Biomasse zugr<strong>und</strong>egelegt. Diese Rate<br />
wird im Referenzzeitraum 2005 - 2007 überschritten <strong>und</strong> beträgt ca. 62 %.<br />
Was als unvermeidliche Konsequenz aus einer mehr als deutlich reduzier -<br />
ten natürlichen Zuwanderung resultiert <strong>und</strong> entsprechend einen "demo -<br />
gra phischen Wandel in der Alterspyramide" der Aale hervorruft, wird die<br />
Wasserkraft als der entscheidende Mortalitätsfaktor "<strong>zur</strong>echtgerechnet".<br />
Dabei geht das Bestandsmodell im Gr<strong>und</strong>ansatz zunächst lediglich von<br />
2,7 % Biomassenverlust an Wasserkraftanlagen aus (zum Vergleich: Die<br />
na tür liche Sterblichkeit liegt bei etwa 11%), kommt jedoch zu der Schluß -<br />
fol gerung, dass "die Wasserkraft ... maßgeblich an der Mortalität der ab -<br />
wandernden Blankaale beteiligt <strong>und</strong> damit für die geringe Abwande rungs -<br />
rate mitverantwortlich" ist (ebenda, S. 22). Immerhin erfolgt noch eine<br />
Diffe renzierung, die allerdings von der weiteren Polemik nicht wahrge -<br />
nommen wird <strong>und</strong> feststellt, „dass vor allem bei Ausbaudurchflüssen von<br />
über 20 m³/s ... derzeit keine Möglichkeit..., Rechen mit den für den Aal -<br />
schutz relevanten lichten Stabweiten einzusetzen" besteht - mithin also die<br />
"kleine Wasser kraft" für die Aaldiskussion eine eher geringe Rolle spielt.<br />
Mit Blick auf eine wirksame Lösung der Problematik sollten die<br />
beteiligten Behörden vielleicht einmal den Versuch wagen, den<br />
Aalbewirt schaftungs plan für das Sargossameer, der Kinderstube<br />
der Aale, mit Frankreich zu besprechen, welches seit Beginn der<br />
1980er Jahre den Fang der Glasaale dort intensiviert hat... (jh)<br />
Aale<br />
Seite 23
Mühlengickel - Mitteilungen aus<br />
Querbauwerke<br />
als Basis einer<br />
schutzwürdigen<br />
Landschaft<br />
Es ist kaum zu<br />
glauben, aber Tatsache:<br />
Querbauwerke können<br />
wohl auch im Sinne des<br />
Naturschutzes sein. Es ist<br />
offenbar alles eine Frage<br />
der Welt anschauung.
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Fließgewässerversauerung <strong>und</strong> Gewässerbiologie<br />
Das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft <strong>und</strong> Gewerbeaufsicht<br />
(LUWG) Rheinland-Pfalz dokumentiert im Gewässerzustands be -<br />
richt 2010 für Rheinland-Pfalz (Mainz, 2011) eine langjährige Un -<br />
tersuchung der Gewässerversauerung in den Höhenlagen des<br />
H<strong>und</strong>s rücks. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen ein weiteres<br />
Mal, dass die biologisch-chemischen Bedingungen in den<br />
Fließ gewässern eine wesentliche Rolle bei der Ausbildung der Ge -<br />
wässerlebensgemeinschaften haben.<br />
Der H<strong>und</strong>srück besteht im wesentlichen aus verwitterungsfestem,<br />
kalkarmem Quarzit. Die Bachoberläufe des H<strong>und</strong>srück sind daher<br />
von Natur aus nur schwach gegen Säureeintrag gepuffert <strong>und</strong> be -<br />
finden sich zudem nahezu vollständig in bewaldetem <strong>und</strong> somit zu -<br />
sätzlich natürlich versauerungslastigem Gebiet. In Verbindung mit<br />
der "Saurer Regen-Diskussion" wurden im Bereich des H<strong>und</strong>srück<br />
zu Beginn der 1980er Jahre niedrige pH-Werte <strong>und</strong> starke Ver sau -<br />
erungen von Bachläufen im H<strong>und</strong>srück festgestellt. Das LUWG be -<br />
treibt seit 1982 das "Saure Bäche - Messprogramm" an Bachober -<br />
läufen im H<strong>und</strong>srück. Gegenwärtig werden noch zehn Messstellen<br />
des Überwachungsprogramms im monatlichen Rhythmus che -<br />
misch-physikalisch beprobt. In größeren Abständen werden auch<br />
die Wirbellosen als biologische Indikatoren der Gewässerver saue -<br />
rung untersucht.<br />
Das LUWG stellt fest: "Seit Mitte der 1990er-Jahre ist die Versaue -<br />
rung von Fließgewässern rückläufig. Dieser langsam verlaufende,<br />
po sitive Trend bestätigt sich europaweit. Ermöglicht hat dies die in -<br />
ternational erfolgreiche Verminderung des Ausstoßes von säurebil -<br />
denden Luftschadstoffen seit Ende der 1980er-Jahre (drastischer<br />
Rückgang der Schwefeldioxidbelastung durch Rauchgasentschwe fe -<br />
lung von Kohlekraftwerken, Reduktion des Schwefelgehalts in<br />
Treib stoffen <strong>und</strong> Heizöl, Reduktion von Stickstoffoxiden durch Ein -<br />
satz von Katalysatoren etc.)."<br />
Kennzeichnend für den positiven Entwicklungstrend ist die Abna h -<br />
me der Konzentrationen typischer Kenngrößen der Gewässerver -<br />
Erkenntnisse<br />
Seite 25
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
sau erung wie Sulfat <strong>und</strong> Aluminium an allen Programm-Mess stel -<br />
len. Dazu zeichnet sich etwas zeitverzögert seit mehreren Jahren<br />
ein langsamer Aufwärtstrend für den pH-Wert ab. Während an zwei<br />
von drei untersuchten Bachläufen die anfänglich (je nach Nieder -<br />
schlag <strong>und</strong> Abfluss) extremen Schwankungen der pH-Werte zwi -<br />
schen stark sauren <strong>und</strong> neutralen Verhältnissen nicht mehr auftre -<br />
ten, zeigt der dritte Bach nachwievor Säureschübe während Regen -<br />
perioden oder der Schneeschmelze. Dort blieben die Artenzahlen<br />
der Wirbellosen auf niedrigem Niveau (8-12 Arten), während die<br />
Artenzahl in den beiden anderen Bachläufen auf 17-24 angestiegen<br />
ist, nachdem dort zu Beginn der Beobachtungen nur 5-8 "säure -<br />
feste" Arten gef<strong>und</strong>en wurden.<br />
Versauerung geht, Artenzahl steigt, Forellen kehren <strong>zur</strong>ück<br />
Nach LUWG ist in beiden Bächen "in den letzten Jahren ein deutlicher<br />
Anstieg der Wiederbesiedlung durch säureempfindlichere<br />
Wirbellosenarten zu beobachten. Erstmals treten auch Eintags flie -<br />
gen <strong>und</strong> weitere Köcherfliegenspezies auf. Auch Forellen sind zu -<br />
mindest an einem der Bäche zeitweise wieder zu entdecken".<br />
Noch fehlen in den untersuchten H<strong>und</strong>srück-Bächen die Bachfloh -<br />
krebse, die mit ihren hohen Biomasse ein wesentliches Element der<br />
Nahrungskette darstellen, ebenso fehlen auch Wasserschnecken<br />
<strong>und</strong> weitere Vertreter unter den Eintags- <strong>und</strong> Köcherfliegen. Auch<br />
wenn das LUWG abschließend feststellt: "Die vollständige Rücker -<br />
oberung ehemals stark versauerter Bachoberläufe durch typspezifi -<br />
sche, säuresensible Arten wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen,<br />
vorausgesetzt der Trend abnehmender Säureeinträge in die Ge wäs -<br />
ser hält auch künftig an" zeigen die Ergebnisse unmissverständlich,<br />
dass die stofflichen Bedingungen eines Gewässers die maßgebliche<br />
Kriterien für die Besiedlung mit Gewässerorganismen darstellen. In<br />
Anbetracht der ebenfalls aus dieser Studie ablesbaren langwierigen<br />
Prozesse der Regeneration der Fließgewässer mutet die vorrangige<br />
Orientierung der Wasserbehörden auf die Durchsetzung baulicher<br />
Maßnahmen an vermeintlichen Wanderhindernissen irgendwie<br />
hilflos, aber in jedem Fall ausgesprochen aktionistisch an. (jh)<br />
Seite 26
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
„Endlich gibt es Strom!“<br />
In Deutschland nimmt die behördliche <strong>und</strong> fachtechnische Akribie<br />
schon fast groteske Formen an - wie auch einige Beiträge dieser<br />
Aus gabe des Mühlengickels zeigen. Derweil "bemüht" man sich in<br />
anderen Teilen dieser unserer Welt ganz anders um die Wasser -<br />
kraft.<br />
Schauplatz Laos, der einzige Staat Südostasiens ohne direkten Zu -<br />
gang zum Meer. Laos ist eines der ärmsten Länder der Erde. Mehr<br />
als ein Drittel der 6,5 Millionen Laoten sind Analphabeten, 26 Pro -<br />
zent leben unterhalb der Armutsgrenze. Laos hat nur einen einzigen<br />
Rohstoff, der sich nennenswert ausbeuten läßt: die Wasserkraft.<br />
Die regierende Kommunistische Partei will, das Laos <strong>zur</strong> "Batterie"<br />
Südostasiens wird. Über 150 Dammbauprojekte sind in Planung,<br />
erst 14 Staudämme sind an Nebenflüssen des Mekong in Betrieb.<br />
Der Mekong ist der zehntgrößte Fluss der Welt. Er erstreckt sich<br />
über 4.300 km <strong>und</strong> fließt durch China, Myanmar, Thailand, Laos,<br />
Kambodscha <strong>und</strong> Vietnam. Von der Quelle auf dem tibetischen<br />
Hochplateau bis zum Delta im Südchinesischen Meer überwindend<br />
der Mekong 5.200 Höhenmeter. Das beträchtliche Gefälle hat ihm<br />
in China den Namen "Lancang Jian", der turbulente Fluss, eingebracht.<br />
Nun soll der Mekong gebändigt, die Energie in Strom umgewandelt<br />
werden.<br />
Hoffnung<br />
Ungebändigte Energie an<br />
den Mekong-Wasserfällen<br />
bei Khon-Phapheng<br />
Seite 27
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Insgesamt sind elf Dämme am Mekong geplant. Seit November<br />
2012 wird nun der erste große Staudamm, der "Xayaburi", gebaut.<br />
250 Kilometer nördlich der Hauptstadt Vientiane soll ein 32 m<br />
hohes Stauwerk entstehen. 820 m soll das Stauwerk breit werden<br />
<strong>und</strong> in sechs Jahren soll es Strom liefern.<br />
Der Mekong ist der fischreichste Fluss der Welt <strong>und</strong> Proteinquelle<br />
für 60 Millionen Menschen. Diese Produktivität verdankt der Fluss<br />
den unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten, dem Wechsel zwi -<br />
schen Regen- <strong>und</strong> Trockenzeit sowie den Sedimenten. Die Sedi -<br />
mente sorgen 1.500 km südlich des geplanten ersten Mekong-Stau -<br />
dammes in Vietnam für ein ausgedehntes Deltaland, welches als<br />
Reiskammer Südostasiens gilt. Der Fluss verzweigt sich dort in viele<br />
Arme <strong>und</strong> fließt in das Südchinesische Meer. Um die Fluss ar me hat<br />
sich fruchtbarer Schwemmlandboden gebildet, von dem die vietnamesischen<br />
Bauern bis zu drei Ernten im Jahr einfahren.<br />
Der Staudamm "Xayaburi" <strong>und</strong> die<br />
weiteren Staudämme werden den<br />
Mekong gr<strong>und</strong>legend verändern.<br />
Allein das Staubecken des "Xaya -<br />
buri" wird 60 Kilometer lang <strong>und</strong><br />
zum stehenden Gewässer, in dem<br />
sich die Sedimente absetzen. Der<br />
Staudamm entscheidet eines Tages<br />
mit darüber, wieviel Ernte die Reis -<br />
bauern im Mekong-Delta noch erwarten können. Seit Jahren hatte<br />
die Kommission der Flussanrainer die laotischen Pläne debattiert.<br />
China, Kambodscha, Thailand <strong>und</strong> Vietnam wollen, das alles so<br />
bleibt, wie es ist am Fluss der Flüsse. Laos wollte dafür entschädigt<br />
werden, verschob das Dammprojekt <strong>und</strong> sagte eine Umweltver träg -<br />
lichkeitsprüfung zu. Die liegt nun vor <strong>und</strong> wurde unter Mitwirkung<br />
europäischer Ex perten erstellt. Sie bescheinigt dem Projekt allenfalls<br />
lokale Auswir kungen auf die Umwelt. Die Regierungspartei hat<br />
zugesagt, dass für die Fische eine Treppe gebaut wird. Eine Fisch -<br />
treppe, damit die Tie re weiterhin in ihre Laichgebiete ziehen können,<br />
weiterhin <strong>zur</strong> Paarung ins Meer, so wie es ihnen ihr Lebens -<br />
rhythmus vorgibt.<br />
Seite 28
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Im Oktober 2012 meldete der österreichische Konzern Andritz, dass<br />
es die elektromechanische Ausrüstung mit acht Kaplanturbinen für<br />
das Laufkraftwerk "Xayaburi" für die Stromproduktion in der Grös -<br />
senordnung eines durchschnittlichen europäischen Atomkraftwerks<br />
liefert. Nach der Meldung schnellte der Börsenkurswert des Kon -<br />
zerns in die Höhe. Derweil erfreuen sich die Menschen im Bereich<br />
der Damm-Baustelle, dass ihre Dörfer endlich Strom haben. Für<br />
diese Verbesserung ihres Lebensstandards nehmen sie <strong>und</strong> das<br />
Land Laos in der Hoffnung auf wirtschaftliches Wachstum auch<br />
den Verlust von Feldern <strong>und</strong> Gärten von etwa 200.000 Menschen<br />
in Kauf.<br />
Zumindest im Vergleich zu "unseren" ökologischen Beeinträch ti -<br />
gungen durch die Wasserkraftnutzung stellt die Bändigung des Me -<br />
kong einen irreparablen Eingriff in den Naturhaushalt <strong>und</strong> in die<br />
darauf abgestimmten Landnutzungssysteme der Menschen dar.<br />
Doch ebenso wie es sich unserer Gesellschaft verbietet, die Laoten<br />
für ihr Streben nach einer Verbesserung der wirtschaftlichen Ver -<br />
hältnisse zu verurteilen, sollten die Ausmaße der ökologischen Fol -<br />
gen dieser Entwicklung auch "unsere" Schärfe bei der Umsetzung<br />
der Wasserrahmen-Richtlinie in ein rechtes Maß rücken. Während<br />
wir uns in Europa in der Diskussion bautechnischer Details <strong>zur</strong><br />
Öko logisierung der Wasserkraft verlieren, sind "wir Europäer" uns<br />
jedenfalls offensichtlich nicht zu schade, an anderen Orten der Welt<br />
mit anderen Maßstäben zu hantieren. (nr & jh)<br />
Landschaft<br />
am Mekong<br />
Mekong<br />
Foto:<br />
Michael<br />
Yamashita<br />
Seite 29
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Endlich Natur?<br />
Das Hessische Umweltministerium setzt an den Bächen <strong>und</strong> Flüs -<br />
sen auf Biber <strong>und</strong> nicht auf die ökologische <strong>Nutzung</strong> der Energie<br />
des fallenden bzw. ablaufenden Wassers.<br />
Nachdem die Biber vor allem durch die Jagd <strong>und</strong> in geringem Maß<br />
auch durch Flussregulierungen in Europa bis auf kleine Restvor -<br />
kom men reduziert waren, wurden von der Hessischen Landesre gie -<br />
rung 1987/88 erstmals 18 Biber im hessischen Spessart ausgesetzt.<br />
Die Tiere wurden aus dem Elbegebiet in das hessische Bergland<br />
um gesiedelt. Bis zum Beginn dieses Jahrh<strong>und</strong>erts hat sich daraus<br />
eine etwa 240 Tiere umfassende Population entwickelt, die in Hes -<br />
sen bis in die Gewässersysteme der Fulda <strong>und</strong> Kinzig vorgedrungen<br />
ist. Seither hält der Ausbreitungstrend der Dammbauer ungemin -<br />
dert an. Der <strong>Erhaltung</strong>szustand der Population wird somit als "gut"<br />
bezeichnet.<br />
Eine Informationsschrift des Hessischen Ministeriums für Umwelt,<br />
ländlichen Raum <strong>und</strong> Verbraucherschutz (HMULV) aus dem Jahr<br />
2004 (Natura 2000, Die Situation des Bibers in Hessen) sieht den<br />
Biber als "Schlüsselart":<br />
"Der Biber kann durch seine Tätigkeiten die Struktur von Gewäs -<br />
sern <strong>und</strong> Auen verändern. Durch die Anlage von Erdröhren <strong>und</strong><br />
Bauen initiiert <strong>und</strong> beschleunigt er Uferabbrüche. Deutliche Verän -<br />
derungen entstehen auch bei der Anlage von Dämmen. Diese werden<br />
vor allem in kleinen <strong>und</strong>/oder schnell fließenden Gewässern<br />
angelegt <strong>und</strong> treten daher in den Mittelgebirgsräumen Hessens<br />
häu figer auf als z.B. an der Elbe. Durch den Wasseraufstau an den<br />
Dämmen entstehen in einem Fließgewässer stillgewässertypische<br />
Bereiche. Außerdem sterben Ufergehölze durch Überstauung ab<br />
<strong>und</strong> es entstehen die sog. Biberwiesen, natürlich entstandene Offen -<br />
landbereiche in der Aue. Insgesamt kommt es zu Verschiebungen<br />
im Artenspektrum, wobei die Artenvielfalt in der Regel deutlich<br />
steigt (ebenda, S. 12)".<br />
Seite 30
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Foto:<br />
Jiri Bohdahl<br />
„Isch darf das!“<br />
Biber<br />
Diese Beschreibung deckt sich<br />
zumindest in wesent lichen<br />
As pekten mit den landschaft -<br />
lichen <strong>und</strong> hydraulischen Ein -<br />
flüssen der kleinen Wasser -<br />
kraft werke <strong>und</strong> Mühlen. Doch<br />
was dem Biber an Verän de rungen der Landschaft <strong>und</strong> des<br />
Abflußgeschehens zugestanden wird, gereicht der Wasser -<br />
kraftnutzung heutzutage zum Vorwurf ... (jh)<br />
Seite 31
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Die Debatte über den Anteil der Ökostromumlage an<br />
der Strompreisentwicklung regt zum Nachdenken an:<br />
Hier ein paar Impulse<br />
Seite 32<br />
Bei nur 10.000 km<br />
Jahresfahrleistung <strong>und</strong><br />
einer Benzin preiser -<br />
höhung mit einer über<br />
das Jahr gerechneten<br />
durchschnittlichen<br />
Steigerung um 2,5 Cent<br />
<strong>und</strong> einem Verbrauch<br />
von 7,5 l/100 km erge -<br />
ben schon Mehrkosten<br />
in Höhe von 187,50 €...
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
DIE LINKE - Fraktion im hessischen Landtag meldet:<br />
Neue R<strong>und</strong>e in der Umsetzung der EG-<br />
Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Hessen<br />
Für die Flussgebietseinheiten Weser <strong>und</strong> Rhein muss der Bewirt -<br />
schaftungsplan für den Zeitraum von 2015 bis 2021 neu erstellt<br />
werden. Seit dem 22. Dezember 2012 liegt dazu der Entwurf des<br />
„Zeitplans <strong>und</strong> Arbeitsprogramms <strong>zur</strong> Erstellung des Bewirt schaf -<br />
tungsplans 2015-2021 für die hessischen Anteile an den Flussge -<br />
bietseinheiten Weser <strong>und</strong> Rhein“ aus. Bis zum 22. Juni 2013 können<br />
dazu Stellungnahmen abgegeben werden. Der Entwurf <strong>und</strong> die<br />
wei teren Modalitäten sind auch online auf den Seiten des Hessi -<br />
schen Umweltministeriums zu finden.<br />
Um möglichen Missverständnissen vorzubeugen: Es geht noch<br />
nicht um Stellungnahmen zu den Bewirtschaftungsplänen. Ausge -<br />
legt ist das Arbeitsprogramm (nebst Zeitplan), welches <strong>zur</strong> Erstel -<br />
lung eines neuen Bewirtschaftungsplans absolviert werden soll.<br />
Dennoch sollte auch diese Schritt bereits intensiv <strong>und</strong> kritisch be -<br />
gleitet werden.<br />
Unser besonderes Augenmerk liegt hier auf dem Arbeitsprogramm<br />
für die Flussgebietseinheit Weser mit der enormen Belastung durch<br />
die Hessisch-Thüringische Kaliindustrie. Die Hessische Umwelt mi -<br />
ni sterin hat bereits darauf hingewiesen, dass es gemäß der WRRL<br />
auch die Möglichkeit gäbe „weniger strenge Umweltziele festzulegen,<br />
wenn es sich im Laufe der kommenden Bewirtschaftungs zyk -<br />
len der Wasserrahmenrichtlinie herausstellen sollte, dass das Ziel<br />
des guten Zustandes nicht erreicht werden kann“. (Lucia Puttrich,<br />
23.08.2012, Sitzung des Umweltausschusses). Wir lehnen die Stra -<br />
tegie, die Umweltziele an die Produktionsverfahren der Kali-Indu -<br />
strie anzupassen r<strong>und</strong>weg ab. Eine rückstandlose Kaliförderung ist<br />
möglich <strong>und</strong> ökologisch wie ökonomisch sinnvoll. K+S muss seine<br />
Produktion auf den Stand der Technik bringen. (al)<br />
Politik<br />
Seite 33
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Frist: 28.02.2013:<br />
Wasserbucheintragung sichern -<br />
Verfalldatum 01.03.2020 vermeiden!<br />
Die vorliegende Information hinsichtlich der ordnungsge -<br />
mäßen Ein tragung der Rechte im Wasserbuch <strong>zur</strong> Befri -<br />
stung der Eintra gung von Wasserrechten sind richtig.<br />
Gr<strong>und</strong>lage ist das WHG vom 31. Juli 2007 mit der Ände -<br />
rung vom 05.12.2012, besonders beim § 21:<br />
Anmeldung alter Rechte <strong>und</strong> alter Befugnisse. Danach gehen die<br />
Rechte am 01.03.2020 verloren, wenn diese nicht bis zum 01.03.<br />
2013 angemeldet sind. Problematisch sind also Wasserrechte, die<br />
bisher noch überhaupt nicht im Wasserbuch eingetragen sind sowie<br />
solche Rechte, die (ggf. irrtümlich) nur teilweise im Wasserbuch<br />
eingetragen sind. Wie ist vorzugehen?<br />
1. Beschaffen Sie sich einen vollständigen Ausdruck aus der Was -<br />
serbuchakte inkl. der dazu gehörenden technischen Unterlagen<br />
aus den Wasserbuchakten, damit Sie feststellen können, ob alles<br />
noch richtig eingetragen ist.<br />
2. Sollte keine Eintragung feststellbar sein, beantragen Sie die ordnungsgemäße<br />
<strong>und</strong> vollständige Eintragung aller Ihrer Rechte in<br />
das Wasserbuch.<br />
3. Sollten Rechte eingetragen sein, sind diese auf Vollständigkeit<br />
hin zu überprüfen. In der Regel sind dies<br />
A - das Staurecht (incl. Wehranlagen)<br />
B - Recht zum Ableiten des Wassers <strong>zur</strong> WKA<br />
C - Recht zum Wiedereinleiten des Triebwassers in Gewässer<br />
D - Recht zum Aufstauen im Mühlgraben bei Ausleitung<br />
4. Die eingetragenen Rechte sollte man auch hinsichtlich Umfang<br />
(richtige Stauhöhe u. richtige Wassermengen) überprüfen. Soll -<br />
ten Sie in den alten Rechten keine Höhen- <strong>und</strong> Mengenbe gren -<br />
zungen feststellen, so achten Sie bitte darauf, dass bei der Ein -<br />
tragung nicht über die Festsetzung unzutreffender max. Stau -<br />
höhen bzw. Wassermengen Ihre Rechte beschnitten werden.<br />
Minden, den 07.01.2013 - Paul Demel, DGM-Wasserbeauftragter<br />
Kontakt: Holzhauser Strasse 102, 32425 Minden/Westf.<br />
Seite 34<br />
„Die Schlinge um die traditionelle<br />
Wasserkraftnutzung zieht sich<br />
immer weiter zu!“
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
www.ag-artenschutz.de<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Auenökologie<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
„Hochwasser- <strong>und</strong> Artenschutz, Schutz <strong>und</strong><br />
Renaturierung europäischer Auengebiete“<br />
Die Tagung bietet ein Forum, um aktuelle Fragen, Modelle <strong>und</strong> praktische Maßnahmen an<br />
Fließgewässern <strong>und</strong> ihren Auen vorzustellen <strong>und</strong> zu erörtern. Die Beiträge werden zeitnah<br />
in<br />
<br />
einem Heft der Zeitschrift Artenschutzreport publiziert.<br />
In <br />
Ergänzung der bereits traditionellen Themen um die ökologischen Gr<strong>und</strong>lagen, zu Modellen<br />
<strong>und</strong> Erfahrungen auf dem Weg zu gesamtökologisch verträglicher Pflege <strong>und</strong> Entwicklung<br />
<br />
sowie <strong>zur</strong> Bedeutung <strong>und</strong> den Anforderungen der Pflanzen <strong>und</strong> Tiere einschließlich<br />
<br />
der großen Weidetiere in den Lebensgemeinschaften der Fließgewässer-Ökosysteme<br />
lenken wir diesmal das Augenmerk auf Mühlenbauwerke <strong>und</strong> auf Fließgewässer des Balkan.<br />
<br />
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<br />
<br />
Seite 35
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Nachtrag <strong>zur</strong> Entwicklung der<br />
Wasserkraftnutzung an der Lahn<br />
Seite 36
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
aus:<br />
Entwicklung<br />
Seite 37
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Die Mühlen im unteren Haunetal<br />
Eine beeindruckende neue Veröffentlichung von Harald Neuber,<br />
erschienen im Verlag Moritz Schäfer, Detmold 2012.<br />
468 Seiten, 232 Abbildungen, davon zahlreiche farbig, 24,95 €<br />
Der Autor beschreibt 21 Mühlen im unteren Tal der Haune <strong>und</strong> ei -<br />
nigen ihrer Nebenbächen zwischen Haunetal <strong>und</strong> Bad Hersfeld.<br />
Nach jahrelanger Arbeit im Staatsarchiv Marburg <strong>und</strong> der erfolg -<br />
reichen Befragung aller mit der Geschichte dieser Mühlen verb<strong>und</strong>enen<br />
Familien legt der Verfasser eine beispielhafte, wissenschaft -<br />
lich f<strong>und</strong>ierte Arbeit vor. Dabei behandelt er die Mühlen, die in<br />
adeliger oder kirchlicher Regie angelegt wurden <strong>und</strong> legt seine<br />
Quellen in 631 Fußnoten offen. Für den Leser des „Mühlengickel“<br />
wird bei spielsweise der Bestand „Getreidemühlen, Strohpressen<br />
<strong>und</strong> sonstige Wassertriebwerke“, der von 1893 – 1912 entstand <strong>und</strong><br />
im Staatsarchiv Marburg verwahrt wird, auch bezüglich anderer<br />
nordhessischer Mühlen von großem Interesse sein. Für 10 der vor -<br />
ge stellten Mühlen kann er hier diese kulturgeschichtlich wertvolle<br />
Quelle veröffentlichen.<br />
Neuber gibt für jede der Mühlen nicht nur den Standort mit Num -<br />
mer der jeweiligen Topographischen Karten sowie den dazugehö -<br />
renden Rechts- <strong>und</strong> Hochwerten exakt an, sondern schildert das<br />
Schicksal der Getreidemühlen auf der Basis der reichen Akten über -<br />
lieferung <strong>und</strong> geht auch auf vorhandene Mühlenarten (Pulver-,<br />
Papier-, Säge- <strong>und</strong> Walkmühlen) ein. Die außergewöhnlich gute<br />
Quellenlage <strong>und</strong> intensive Auswertung der Quellen, zu Vorfällen<br />
<strong>und</strong> Besonderheiten der Mühlengeschichte der früheren Zeiten er -<br />
möglichen ihm eine eingehende Schilderung <strong>und</strong> die Vermittlung<br />
eines anschaulichen Bildes der alten Mühlenverhältnisse. Durch<br />
zahlreiche Kartenreproduktionen <strong>und</strong> Abbildungen aus Privatbesitz<br />
kann er seine Arbeit noch außergewöhnlich bereichern.<br />
So beginnt er die Darstellung der einzelnen Mühlen mit zwei Wü -<br />
stungen: (Pulvermühle in Haunetal-Hermannspiegel <strong>und</strong> der Müh -<br />
le am „Gartenborg“ in Haunetal-Meisenbach). Er schildert den<br />
Seite 38
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
regelrechten Mühlenbauboom im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> beschreibt<br />
Erbleih- <strong>und</strong> Pachtmühlen. Man muss schon in die Darstellung der<br />
einzelnen Mühlen einsteigen um die jeweilige Weiterentwicklung<br />
der einzelnen Mühle <strong>zur</strong> Kunstmühle, bis zum Zeitpunkt der Be -<br />
endigung des Mühlengewerbes oder der Wasserkraftnutzung fest zu -<br />
stellen. Ebenso findet man hier die Schilderung in Wort <strong>und</strong> Bild<br />
der unter der Regie der Familie Nebe produzierenden Mühle in<br />
Hau netal-Odensachsen, die unter dem Markennamen „Haunegold“<br />
ihre Produkte erfolgreich vermarktet.<br />
Im besonderen Teil Geschichtliches zu Mühlen publiziert er den<br />
„Kampf der Buchenauer Müller gegen die Müller im Fuldaer Amt<br />
Fürsteneck“, die „Akziseerhebung im Gericht Schildschlag“, „Hessi -<br />
sche Mühlenordnungen“ von 1615 <strong>und</strong> 1753, die „Mühlengesetz ge -<br />
bung im Fuldaer Territorium“ <strong>und</strong> aus dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert we -<br />
sent liche „Gesetze, Verordnungen“ u. ä. aus der kurhessischen bzw.<br />
preußischen Verwaltung.<br />
Unter Kulturgeschichtliches druckt er den Schwank von Heinrich<br />
Ruppel „Die Hochzeit in der Muskatmühle“ ab.<br />
Der Anhang enthält Urk<strong>und</strong>enübertragungen <strong>zur</strong> Geschichte der<br />
osthessischen Mühlen von 1326 bis 1796, die nicht nur mühlen -<br />
geschichtlich, sondern auch zu Vergleichszwecken bezüglich anderer<br />
Verträge dieser Art interessant sind.<br />
Das Verzeichnis der Hessischen Münzen, Maße <strong>und</strong> Gewichte bildet<br />
den unumgänglichen Abschluss für die nordhessische Mühlen kun -<br />
de.<br />
Das vorgelegte Werk nimmt unter den hessischen Mühlenbüchern<br />
schon jetzt eine besondere Stellung ein <strong>und</strong> sollte in keiner hessi -<br />
schen mühlenk<strong>und</strong>lichen Bibliothek fehlen. (hr)<br />
Rezension<br />
Seite 39
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
„Mühlen im Hochtaunuskreis“ –<br />
Neue dreibändige Publikation vorgestellt<br />
Hochtaunuskreis. Termingerecht zum „Deutschen Mühlentag“ prä -<br />
sentierte das Kreisarchiv des Hochtaunuskreises am Pfingstmontag<br />
die dreibändige Dokumentation „Mühlen im Hochtaunuskreis“ der<br />
Öffentlichkeit.<br />
Die Publikation ist das Ergebnis eines mehrjährigen, am Kreis -<br />
archiv des Hochtaunuskreises angesiedelten Projektes. Die beiden<br />
Bearbeiter Ingrid Berg <strong>und</strong> Alexander Wächtershäuser haben die<br />
von Reinhard Michel initiierte <strong>und</strong> begonnene Arbeit in den letzten<br />
Jahren fortgesetzt <strong>und</strong> nun zum Abschluss gebracht. Entstanden ist<br />
ein Nachschlagewerk, in dem sämtliche 234 bekannten historischen<br />
Mühlenstandorte mit ihrer jeweiligen Geschichte erfasst sind. R<strong>und</strong><br />
70 Abbildungen <strong>und</strong> ein Namensverzeichnis von r<strong>und</strong> 1.900 bisher<br />
erfassten Müllern ergänzen das insgesamt 573 Seiten starke Werk.<br />
„Auch wenn es heute im<br />
Hoch taunuskreises keine ar -<br />
beitende Mühle mehr gibt, so<br />
bildeten die Werke einst den<br />
Lebensnerv für die Men schen<br />
im Taunus“, betont Landrat<br />
Ulrich Krebs. „Deshalb wird<br />
das Mühlenkataster für künftige<br />
orts- <strong>und</strong> regionalge -<br />
schichtliche For schungen<br />
sicher ein wichtiges Nach -<br />
schlagewerk sein.“<br />
Berechtigte Freude<br />
über ein gelungenes Werk<br />
Von links: Marianne Beckert<br />
(Sprecherin Arbeitskreis Geschichts-<br />
<strong>und</strong> Heimat vereine im<br />
Hochtaunuskreis), Ingrid Berg<br />
(Autorin), Marion Unger (Verein<br />
Geschichte <strong>und</strong> Heimatk<strong>und</strong>e<br />
Oberursel) <strong>und</strong> Alexander<br />
Wächtershäuser (Autor)
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Mühlensignatur 02.M09 Bachsystem Erlenbach<br />
Leitname Brückenmühle (WEH) Ersterwähnung 1363 (?)<br />
Standort Wehrheim/Wehrheim<br />
Saalburgchaussee, an der<br />
Brücke über den<br />
1685<br />
Stilllegung Vor 1950<br />
Erlenbach<br />
Weitere Namen Elendsmühle;<br />
Gewässername Erlenbach Techn. Details 1854 ein Mahlgang<br />
Leickersmühle<br />
<strong>Nutzung</strong> Getreidemühle<br />
Ölmühle<br />
Heutige <strong>Nutzung</strong> Gebäude seit 2000 im Besitz<br />
von Theo Zwermann<br />
von der Lochmühle<br />
Karten u. Abb. Abb. 3<br />
Anmerkung:<br />
Nach Simon könnte es sich bei der Brückenmühle um die 1363 erwähnte „Gisen Muln“ handeln (siehe auch<br />
Pfarrmühle). In den Akten fassbar wird die Brückenmühle als Erbleihmühle des Klosters Thron 1685 mit dem<br />
Betreiber Paul Leicker; 1782 wird Heinrich Leicker genannt <strong>und</strong> 1796 dessen Sohn Friedrich Leicker. Im<br />
Mühlenverzeichnis von 1818 wird Leickers Witwe als Betreiberin genannt, 1854 Joh. Leicker; Emminghaus nennt<br />
1862 Leiker. Von 1871-1881 dauern Auseinandersetzungen wegen der Ablösung der Mühle aus dem<br />
Erbleihvertrag. Johannes Leicker verlangt Vergütung für das ihm bisher unentgeltlich zustehende Mühlenbauholz<br />
aus den Klosterwaldungen <strong>und</strong> für den unentgeltlichen Vieheintrieb. Zwischenzeitlich hat sein Schwiegersohn<br />
Heinrich Will von der Elendsmühle zu Heinzenberg (daher auch der Name Elendsmühle für die Brückenmühle)<br />
Beispielseite aus einem beispielhaften Werk<br />
<strong>zur</strong> Dokumentation der Mühlengeschichte<br />
hier: Band 1, Seite 91<br />
die Mühle übernommen, der Nachfolger ist sein Sohn Christian Friedrich Will. In der Unfallversicherung der<br />
Müller-Berufsgenossenschaft von 1886 ist Heinrich Will (Getreide- <strong>und</strong> Ölmühle) genannt, der zwei Beschäftigte<br />
mitversichert. 1893 beklagt sich Christian Will, dass Gewerbebetriebe in Neu-Anspach (z.B. der<br />
Feldsteinfabrikant Jacob Henrici, der 20ste) dem Erlenbach das Wasser entziehen, so dass er bei anhaltender<br />
Trockenheit nicht mahlen kann. 1896 Beschwerde über Christian Will, der sämtliches Wasser aus dem<br />
Mühlgraben auf seine Wiesen geleitet hat; die tiefer liegenden Mühlen können nicht mahlen. Als nächster<br />
Brückenmüller wird der 1878 in der Krebsmühle von Weißkirchen geborene Anton Droeser genannt. In den<br />
letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wird die Mühle beschossen <strong>und</strong> in Brand gesetzt. Nach dem Wiederaufbau<br />
der Gebäude wird sie nicht mehr als Mühlenbetrieb geführt.<br />
Eine handschriftliche Karteneintragung von Reinhard Michel weist auf einen Eichpfahl östlich der Brückenmühle<br />
hin.<br />
Im Verzeichnis der Wohnplätze von 1880: 1 Wohnhaus, 7 Einwohner.<br />
Literatur:<br />
Emminghaus 1862<br />
Steinmetz 1930, S. 122<br />
Simon 1986, S. 122-128<br />
Koppenhöfer 2009b, S. 206f<br />
Recherche Berg<br />
Recherche Wächtershäuser<br />
Der erste Band umfasst einen statistischen Teil, in dem die signifi -<br />
kanten Unterschiede in der Entwicklung des Usinger Landes im<br />
Ver gleich zum Vordertaunus deutlich werden. Während dort schon<br />
früh auf die Landwirtschaft als Haupterwerbsquelle gesetzt wurde,<br />
ging die Orientierung südlich des Taunuskamms hin <strong>zur</strong> wirt schaft -<br />
lich prosperierenden Messestadt Frankfurt. Darüber hinaus werden<br />
hier die Mühlen an den Gewässersystemen Usa, Eschbach <strong>und</strong> Er -<br />
lenbach vorgestellt.<br />
Im zweiten Band finden sich die Mühlen-Steckbriefe von Urselbach,<br />
Rentbach, Westerbach, Rombach/Liederbach, Dattenbach, Ems -<br />
bach, Weil <strong>und</strong> Wiesbach sowie ein Literatur- <strong>und</strong> Abbildungs ver -<br />
zeichnis.Der dritte Band enthält schließlich die Abbildungen sowie<br />
ein das umfassende Personenverzeichnis.<br />
Interessierte können die Dokumentation „Mühlen im Hochtaunus -<br />
kreis - Historische Standorte, Wasserläufe, Betriebe <strong>und</strong> Betreiber“<br />
ab sofort beim Fachbereich Kultur des Landratsamtes, Ludwig-<br />
Erhard-Anlage 1-5, 61352 Bad Homburg, Telefon 06172 999-4610<br />
zum Preis von 15,- Euro erwerben. (aw)<br />
Seite 41<br />
Geschichte
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Wer kennt noch weitere datierte Kragen-Mühlsteine?<br />
Auch die ältesten ausgedienten Mühlsteine besaßen immer noch ei -<br />
nen Wert. Entweder sie wurden im Wasserbau der Mühle <strong>zur</strong> Siche -<br />
rung von Wänden weiter verwendet, oder sie konnten als Füllma te -<br />
rial eingesetzt werden. Deshalb sind bisher nur wenige ältere Mühl -<br />
steine bekannt. Noch heute schmücken Mühlsteine gelegentlich ei -<br />
nen Garten, sie werden sogar auch gehandelt. Es lohnt sich, nach<br />
weiteren älteren Exemplaren zu forschen, um verschiedene Hinwei -<br />
se auf Konstruktionsvariationen zu erhalten.<br />
Im Kreis Bergstraße gibt es noch einige Kragen-Mühlsteine. Der<br />
älteste davon steht heute vor der ehemaligen Faltersmühle in Wald-<br />
Michelbach/Ober-Schönmattenwag. Er wurde vor einigen Jahren<br />
im Zuge von Bauarbeiten im Bereich des ehemaligen Mühlkanals<br />
im Erdreich gef<strong>und</strong>en. Er wurde also bei der F<strong>und</strong>amentierung in<br />
diesem Bereich eingesetzt. Der 1741 gehauene Stein (Abb. 1) er -<br />
scheint mit seinem Kragen (Durchmesser 101 cm) sowie seinem<br />
Inschriftsfeld bemerkenswert, weil er nicht nur das Jahr seiner<br />
Entstehung in altertümlichen Ziffern, sondern auch die Initialen<br />
des Müller Ludwig Scheid trägt. Zur Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
war der Müller eher als der Scheid Ludwig bekannt. So wird erklär-<br />
Abb. 1:<br />
Mühlstein aus<br />
Wald-Michelbach/<br />
Ober-Schönmattenwag<br />
Seite 42
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
lich, dass in dem Inschriftsfeld zunächst die Ziffer 1 für Tausend,<br />
danach die Buchstab S <strong>und</strong> L in Schreibschrift <strong>und</strong> schließlich 741<br />
in altertümlicher Ausgestaltung zu lesen sind.Der Stein ist ein<br />
echter historischer Beleg, denn durch diese Jahres zahl wird festgehalten,<br />
dass der Müller Ludwig Scheid zumindest in diesem Jahr<br />
die Erbleihe dieser Mühle übernahm. Aus welchem Grun de sollte er<br />
sonst einen, auch damals nicht ganz billigen Mühl stein in Auftrag<br />
geben. Erst zwei Jahre später erscheint unser Mül ler für dieses Dorf<br />
erstmals in den Akten (Steuerlisten) des Amtes Lindenfels als<br />
Müller.<br />
Auf dem Gelände der verschw<strong>und</strong>enen Rückertsmühle in Mühlheim<br />
am Main wurde 1974 der Kragen-Mühlstein (Durchmesser 104 cm)<br />
ausgegraben. Die gewölbte Oberseite trägt die Jahreszahl 1782 in<br />
einem umrandeten Feld. Der Stein wird heute in der Mühlen-<br />
Samm lung der Stadt Mühlheim verwahrt. Eine gute Aufnahme<br />
dieses Steines ist in dem Buch von Hartmut Gries (Mühlen <strong>und</strong><br />
Müller in Mühlheim am Main, 2002 S. 143) wiedergegeben.<br />
Den anderen hier gezeigten Mühlstein (Abb. 2) fand der heutige Be -<br />
sitzer der Stierbacher Mühle bei Renovierungsarbeiten im Keller -<br />
geschoss des Mühlengebäudes unter Bodenniveau. Der ehemalige<br />
Läuferstein des Spitzganges (Durchmesser 100 cm) besitzt um das<br />
Einschüttloch herum den leicht erhabenen Kragen, der durch zwölf<br />
Dreiecke verziert ist. Ursprünglich muss der Stein durch die gleiche<br />
Anzahl fast halbkreisförmiger, erhabener Flächen an seinem Rand<br />
geschmückt gewesen sein, die wiederum durch kleine Dreiecke von -<br />
einander getrennt sind. Es ist zu vermuten, dass der sehr stark ab -<br />
gearbeitete Mühlstein eine zweite Verwendung als Abdeckung eines<br />
Brunnenschachtes fand. Dadurch mag es notwendig geworden sein,<br />
einige der Halbkreisflächen einzuebnen. Dies ist in der Zeichnung<br />
durch die Punktierung dargestellt. Der hölzerne Brunnenstock wur -<br />
de einfach in die Einschüttöffnung eingesteckt. Die Buchstaben H A<br />
F O lösen sich als Hannes Fornoff auf, der als Johann Adam For -<br />
noff in die Reihe der Mühlenbesitzer in diesem Hause gehört. Der<br />
bemerkenswerte Stein wird im Keller-Gastraum des Gasthauses<br />
„Zum wilden Jäger“ in Brensbach-Stierbach sorgfältig gehütet.<br />
Geschichte<br />
Seite 43
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Abb. 2:<br />
Mühlstein aus<br />
Brensbach-Stierbach<br />
Ein ähnlich gestalteter Läuferstein (Durchmesser 100 cm) wurde<br />
kürzlich in Otzberg-Hering entdeckt. Um den erhaben ausgeführten<br />
Kragen hat der Steinhauer acht Dreiecke angeordnet. Daneben sind<br />
die Jahreszahl 1753 <strong>und</strong> die Buchstaben B R zu lesen. Der Finder<br />
konnte den Müller Bastian Rauch aus einer Mühle im benachbar -<br />
ten Ober-Klingen als Auflösung feststellen. Bei Übernahme der<br />
Mühle wurde dieser Mühlstein von Johann Sebastian Rauch in<br />
Auftrag gegeben.<br />
Der Stein diente in Zweitverwendung als Läufer in einer Obst quet -<br />
sche. Dazu wurde es notwendig die acht fast halbkreisförmigen, er -<br />
haben gearbeiteten Flächen am Rande grob wegzuspitzen. Außer -<br />
dem ist zu beobachten, dass die äußere Kante der ehemaligen Mahl -<br />
fläche an der äußeren Kante, als Folge dieser Arbeit, besonders ab -<br />
geschliffen ist.<br />
Die Schriftleitung würde sich über Hinweise auf weitere ältere da -<br />
tierte Mühlsteine in Hessen sehr freuen. (hr)<br />
Seite 44
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Modellbaugruppe Dauernheim wieder aktiv<br />
Die sehr aktive Mühlenmodellbaugruppe Dauernheim konnte im<br />
Jahre 2007 mit ihrer großen Ausstellung von über 50 Funktions -<br />
modellen sehr erfolgreich sein. 3.000 Besuchern wurde der Werde -<br />
gang <strong>und</strong> die Arbeitsweise der industriellen Technik in der Form<br />
von funktionierenden Maschinenmodellen vorgeführt.<br />
Unsere Industrie begann, als man zunächst im handwerklichen Be -<br />
reich von der Muskelkraft des Menschen <strong>und</strong> der Tiere abkam <strong>und</strong><br />
allmählich zum Einsatz von Wasser- <strong>und</strong> Windenergie überging.<br />
Die Mühlen wurden vielseitig zu Energiegewinnung <strong>und</strong> -anwendung<br />
weiter entwickelt. Viele Ideen <strong>und</strong> neue Produktionsformen<br />
bildeten die Gr<strong>und</strong>lage für unsere heutige Industrie. In Holland be -<br />
zeichnet man heute noch eine Fabrik als Mühle.<br />
So manche Erfindungen aus den vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erten finden<br />
wir heute in technisch hochentwickelten Maschinen <strong>und</strong> Anla -<br />
gen. Wem ist heute noch geläufig, dass zum Beispiel die "Archime -<br />
dische Schraube", die von dem Griechen Archimedes vor ca. 2.200<br />
Jahren erf<strong>und</strong>en wurde, heute noch massenhaft Anwendung findet?<br />
Alle diese Erkenntnisse <strong>und</strong> die Tatsache , dass es im Verlauf der<br />
vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erte im Einzugsgebiet der Nidda, sowie Ihrer<br />
Nebenflüsse <strong>und</strong> Bäche ca. 500 Mühlen <strong>und</strong> Mühlenstandorte gab,<br />
veranlasste den Arbeitkreis Mühlen im Kulturverein Dauernheim<br />
diese zu einem Kataster zusammen zu stellen. Dieses Nachschlage -<br />
werk erfreut sich großer Beliebtheit bei Heimatk<strong>und</strong>lern <strong>und</strong> Ver -<br />
an staltern von gemeindlichen Anlässen <strong>und</strong> Festen. Um aber die<br />
Funktion dieser Anlagen einem größeren Kreis <strong>und</strong> vor allem Ju -<br />
gendlichen <strong>und</strong> Kindern näher zu bringen, wurde die oben erwähnte<br />
Modelbaugruppe gebildet. Der große Erfolg der Modelle in der<br />
anfangs genannten Ausstellung gab der Gruppe um Robert Adam<br />
recht. Die Modelle werden häufig ausgeliehen <strong>und</strong> auf heimat k<strong>und</strong> -<br />
lichen Ausstellungen vorgeführt.<br />
Der Wunsch, eine Dauerausstellung daraus zu machen, wurde laut<br />
<strong>und</strong> man suchte lange Zeit nach einem geeigneten Standort. Die<br />
Vereinsgeschehen<br />
Seite 45
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Un terstützung der Behörden <strong>und</strong> Institutionen wurde zwar zugesagt,<br />
aber Projekte wie Vulkanradweg <strong>und</strong> Glauburgmuseum stan -<br />
den zunächst im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Jetzt scheint die Zeit der Mühlen gekommen zu sein. Unser Mit -<br />
glied Erwin Römershäuser stellte einen Teil seiner Maschinenhalle<br />
für die Sammlung der Mühlenmodelle <strong>zur</strong> Verfügung, so dass mit<br />
relativ wenig Umbau <strong>und</strong> Kosten eine geeignete Bleibe erstellt werden<br />
kann.<br />
Ehrenamtliche Helfer<br />
wie z.B. Martin Lipinsky,<br />
Dieter Steiner, Alfred<br />
Hohnisch <strong>und</strong> Erwin Rö -<br />
mershäuser haben den<br />
Anfang gemacht. Die<br />
Mentalität der Dauern -<br />
heimer spricht dafür,<br />
dass die Aufbewahrung<br />
<strong>und</strong> Besichtigung der<br />
wertvollen Modelle ab<br />
dem nächsten Jahr mög -<br />
lich ist. Da der Raum<br />
(ca.70 qm) soweit fertig<br />
gestellt ist, gehen wir im<br />
Laufe des Winters an die<br />
Einrichtung <strong>und</strong> so werden<br />
wir im Frühjahr<br />
2013 eröffnen können.<br />
Auf alle Fälle wollen wir<br />
uns am Deutschen Müh -<br />
lentag 2013, den 20. Mai<br />
2013, beteiligen. (ra)<br />
Seite 46
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Philipp Lindenstruth - der Dorfmüller aus Beuern<br />
1984 war Philipp Lindenstruth Gründungsmitglied des „Arbeits -<br />
kreis für Mühlenk<strong>und</strong>e“ in der Hammermühle in Ober-Ramstadt.<br />
1991 ebenfalls bei der Gründung des „<strong>Hessischer</strong> <strong>Landesverein</strong> <strong>zur</strong><br />
<strong>Erhaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> von Mühlen“ (HLM) in dem Brücker Gast -<br />
haus in Amöneburg.<br />
Philipp Lindenstruth stammt aus der Dorfmühle in Buseck-Beuern.<br />
Er wurde am 16. Januar 1924 geboren <strong>und</strong> ging ab dem 20. April<br />
1938 in die Müllerlehre in der Weismühle in Großen Buseck. Den<br />
theoretischen Unterricht gab es damals in der Bäcker- <strong>und</strong> Müller -<br />
klasse in Gießen. 1941 legte er die Gesellenprüfung ab <strong>und</strong> wurde<br />
1942 zum Kriegsdienst eingezogen. Er kam in Frankreich, Däne -<br />
mark, Russland <strong>und</strong> Polen zum Einsatz <strong>und</strong> wurde dabei mehrfach<br />
verw<strong>und</strong>et. Am 13. Februar 1945 wurde er in Berlin wegen Verwun -<br />
dung in Urlaub entlassen. Zu einem weiteren Einsatz kam es nicht<br />
mehr.<br />
Da sein Vater schon 1936 gestorben war, wurde die Mühle von seiner<br />
Mutter <strong>und</strong> den Geschwistern in Erbengemeinschaft betrieben.<br />
1950 wurde mit zwei Walzenstühlen <strong>und</strong> Plansichter modernisiert.<br />
Im Mai 1953 heirateten Philipp Lindenstruth <strong>und</strong> Fredericke geb.<br />
Stöhr. Sie haben fünf Kinder, acht Enkel <strong>und</strong> einen Urenkel.<br />
1962 übernahmen die jungen Eheleute das elterliche Anwesen. In<br />
der Mühle wurde Roggen <strong>und</strong> Weizen, bei einer Tagesleistung von<br />
ca. einer Tonne vermahlen. Das oberschlächtige Wasserrad hatte<br />
eine Leistung von 4,5 PS. Die K<strong>und</strong>enmühle arbeitete für K<strong>und</strong> -<br />
schaft in Beuern <strong>und</strong> Bersrod, dazu gehörten vier Bäcker. Zusätzlich<br />
wurde noch Landwirtschaft betrieben. Da Mühle <strong>und</strong> Landwirt -<br />
schaft die große Familie nicht mehr allein ernähren konnte, nahm<br />
Philipp Lindenstruth eine Arbeit bei der Firma Karl Weiss in Gies -<br />
sen an, die sich u.a. mit der Herstellung von Messgeräten für die<br />
Müllerei betätigte.<br />
1978 hat er den Mühlenbetrieb eingestellt. Er verkaufte das Wasser -<br />
recht <strong>und</strong> den Wohnteil an seiner Mühle an die Gemeinde, die hier-<br />
Portrait<br />
Seite 47
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
durch die Straße verbreitern konnte. Vorher, 1969/70, war schon<br />
im Garten ein neues Wohnhaus entstanden. Fredericke starb im<br />
Jahr 2012 nach langem Leiden.<br />
Seite 48<br />
Dorfmühle Beuern<br />
aus: Elke Seul, Alte Mühlen<br />
<strong>und</strong> Höfe in Mittelhessen. Bd.1
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
In Fragen die Müllerei betreffend ist unser Mitglied Philipp Linden -<br />
struth immer ansprechbar <strong>und</strong> gibt bereitwillig Antworten. Seine<br />
hervorragenden, praktischen Erfahrungen helfen so manchem Hil -<br />
fesuchenden.<br />
Als Mitglied in der „Hessische Familiengeschichtliche Vereinigung“<br />
arbeitet er in der Bezirksgruppe Gießen mit <strong>und</strong> gibt auch hier seine<br />
Erfahrungen weiter. Zusammen mit Hanno Müller veröffentlichte<br />
er 1989 das „Familienbuch Beuern“.<br />
Noch heute hat Philipp Lindenstruth „offene Ohren“ für jedermann<br />
der seinen Rat sucht. Sein Archiv birgt viele Schätze, die Mühlen -<br />
fre<strong>und</strong>e gerne nutzen. Zahlreich sind seine Spenden an Mühlen tei -<br />
len <strong>und</strong> Maschinen für andere Mühlen. So spendete er zuletzt dem<br />
HLM einen kompletten, transportablen Schrotgang, der vom Verein<br />
ausgeliehen werden kann.<br />
Die Mühlenfre<strong>und</strong>e über Hessen hinaus wünschen sich noch lange<br />
Rat bei Philipp Lindenstruth einholen zu dürfen <strong>und</strong> wünschen<br />
ihm, diesen Rat noch lange geben zu können. (khsch)<br />
Glück zu, Dir lieber Dorfmüller aus Beuern!<br />
Portrait<br />
Philipp Lindenstruth<br />
in seinem Büro <strong>und</strong> Archiv<br />
Seite 49
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Neue Perspektiven<br />
für die Hagenmühle in Grebenstein<br />
Am 14. Oktober hatte der HLM–Vorstand nach Grebenstein eingeladen,<br />
um bei seinem Mitglied Hans Konrad Hold zu tagen.<br />
Die Sitzung fand im Gasthaus Deutsche Eiche statt, es nahmen<br />
auch H. K. Hold <strong>und</strong> sein Sohn Christoph teil.<br />
Nach dem Mittagessen wurde die Lindenmühle in Burguffeln be -<br />
sichtigt <strong>und</strong> anschließend die Hagenmühle der Familie Hold, die<br />
einzige noch arbeitende in der Region. Familie Hold hatte zum<br />
Kaffee eingeladen, wobei die Teilnehmer erfuhren, dass Christoph<br />
Hold, nach seinem Studium für Agrarwissenschaft noch eine Lehre<br />
als Müllergeselle absolvierte.<br />
Zwei Jahre lernte er die<br />
Praxis in einer großen<br />
Müh le in Rheine <strong>und</strong> nahm<br />
seinen theoretischen Un -<br />
ter richt in der Müllerschule<br />
Wittingen. Dort legte er die<br />
Gesellenprüfung ab, wobei<br />
er fünf Aus zeichnungen be -<br />
kam. Unter den drei erfolgreichsten<br />
Prüfungsteil neh -<br />
mern war er der Dritte. Mit<br />
der Durchschnittsnote 1,1<br />
lag er ebenfalls an dritter<br />
Stelle bei 46 Prüflingen.<br />
Für besonders gute Schul -<br />
leistung wurde er mit einer<br />
Geldprämie ausgezeichnet.<br />
Er war ebenfalls unter den<br />
vier zuverlässigen Schülern<br />
die nie beim Unter richt<br />
fehlten. Zuletzt wurde er<br />
von der Schule mit dem<br />
Seite 50
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
goldenen Weizenkorn ausgezeichnet, das für besonders hohe Lei -<br />
stung vergeben wird.<br />
Verständlich ist, dass die Familie, voran der Müller Hans Konrad<br />
Hold, sehr stolz auf ihren Sohn ist, zumal er geäußert hat, die väterliche<br />
Mühle zu übernehmen <strong>und</strong> modernisieren zu wollen.<br />
Der HLM–Vorstand <strong>und</strong> seine Vereinsmitglieder gratulieren Chri -<br />
stoph Hold zu dieser Leistung <strong>und</strong> freuen sich ganz besonders, dass<br />
die über die Region hinaus bekannte Hagenmühle weiter bestehen<br />
wird.<br />
Der HLM-Vorstand versichert dem jungen Müller für die Zukunft<br />
seine volle Unterstützung. (sm & khsch)<br />
„Glück zu“ Müller Christoph Hold !<br />
Glück zu<br />
Der unverzagte<br />
Müller aus<br />
Grebenstein an<br />
seinem Mühlrad:<br />
Hans Konrad Hold
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Sehr erschüttert haben wir vom Tod unseres<br />
Mitgliedes Herrn Prof. Dr.-Ing. Frank Töns -<br />
mann erfahren. Er starb am 12. September<br />
2012 in Kassel.<br />
Wir lernten ihn 1983 am Institut für Wasser -<br />
bau, an der TU-Darmstadt kennen, <strong>und</strong> er war<br />
sofort begeistert von der Idee, Deutsche Müh -<br />
len fre<strong>und</strong>e in einer Vereinigung zusammenzuführen.<br />
1984 war er Miteinladender zu einer Mühlen -<br />
tagung in die Hammermühle in Ober-Ram -<br />
stadt. Dort gründeten ca. 40 Mühlenfre<strong>und</strong>e<br />
den „Arbeitskreis für Mühlenk<strong>und</strong>e“, dessen<br />
Sprecher Frank Tönsmann wurde. Nach einer<br />
weiteren Tagung 1986 im Freilichtmuseum<br />
Hessenpark wurde beschlossen einen Deut -<br />
schen Mühlenverein in Minden a.d. Weser zu<br />
gründen. Dies geschah 1987 mit der Grün -<br />
dung der „Deutschen Gesellschaft für Mühlen -<br />
k<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Mühlenerhaltung, DGM e.V.“ Frank<br />
Töns mann war einer der Gründerväter.<br />
Bei Gründung des „<strong>Hessischer</strong> <strong>Landesverein</strong><br />
<strong>zur</strong> <strong>Erhaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> von Mühlen, HLM<br />
e.V.“ - 1991 - wurde er sofort auch Mitglied<br />
<strong>und</strong> stand uns in der Folge stets <strong>zur</strong> Beratung<br />
<strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Frank Tönsmann stieg zum Universitäts pro fes -<br />
sor in Kassel auf <strong>und</strong> war vielfach Geehrter, u.<br />
a. mit dem B<strong>und</strong>esverdienstkreuz am Bande.<br />
Die Hessischen- <strong>und</strong> darüber hinaus Deut -<br />
schen Mühlenfre<strong>und</strong>e werden ihm ein ehrendes<br />
Gedenken bewahren. Er hat für die Was -<br />
ser kraftnutzung <strong>und</strong> Mühlenerhaltung Großes<br />
geleistet.<br />
Er ruhe in Frieden!<br />
Vorstand <strong>und</strong> Mitglieder des HLM<br />
Seite 52
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Die Steinmühle in Rothenbuch/Spessart<br />
Ein Resümee nach fast 20 Jahren Restauration<br />
In der Ausgabe "Dezember 2002" berichteten die "Mitteilungen aus dem<br />
HLM" von dem ehrgeizigen Restaurationsprojekt aus dem Spessart. Jetzt<br />
kann der Blick auf ein gelungenes Unternehmen gerichtet werden:<br />
Ein Mühlrad aus Metall erinnert an die<br />
ehemalige Wassermühle. Das Rad<br />
stammt jedoch nicht von dieser Müh le.<br />
Vielmehr wurde es aus no stalgischen<br />
Motiven erworben <strong>und</strong> dekorativ vor<br />
dem Gebäude platziert. Ebenso wurden<br />
zwei Franzosen-Mühlsteine käuflich er -<br />
worben <strong>und</strong> aufgestellt. Von der ehe -<br />
ma ligen Mühle wurde lediglich bei Erd -<br />
arbeiten ein halber massiver Mühlstein<br />
(aus regionaltypischem Buntsandstein)<br />
gef<strong>und</strong>en, der nun am Eingang als Stu -<br />
fe dient.<br />
Die Wasserrechte sind längst abgelaufen, aber der Steinbach führt zu we -<br />
nig Wasser - nur Forellen <strong>und</strong> Mühlkoppen sind zeitweise zu sehen -, um<br />
die rechte neu zu beantragen <strong>und</strong> den noch teilweise zu erkennenden<br />
Mühl graben der ehemaligen oberschlächtigen Mühle wiederherzustellen.<br />
Das Dauerwohnrecht in der Mühle für die Familie wurde erst vor kurzem<br />
erteilt. Dafür waren weitere Auflagen erforderlich, die noch mehr Arbeit<br />
<strong>und</strong> weitere Kosten bedeuteten: Eine eigene Kleinkläranlage mußte gebaut<br />
werden, die regelmäßig kontrolliert wird <strong>und</strong> das Haus sollte mit Trink -<br />
wasser versorgt werden. Also mußte ein eigener Brunnen gebohrt werden.<br />
Zum Glück stieß man nach ca. 26 m auf Wasser, denn es versperrte ab dieser<br />
Tiefe <strong>und</strong>urchdringliches Gestein eine tiefere Bohrung. Zuvor hatte<br />
man sich das Trinkwasser aus einer nahegelegenen Quelle geholt!<br />
Über ein Jahr währte die Genehmi gung zum Bau eines dringend notwendigen<br />
Carports, denn die Winter im Hochspessart sind lang, kalt <strong>und</strong><br />
schneereich. Den größten, aber kostspieligsten Wunsch erfüllte sich die<br />
Familie im Jahr 2012, eine eigene Stromversorgung! Bis dahin gab es nur<br />
Strom vom Aggregat <strong>und</strong> die Strom nutzung verlangte ein hohes Maß an<br />
Überlegung, denn Waschmaschine, Staubsauger <strong>und</strong> Bohrmaschine fraßen<br />
den Stromspeicher schnellstens leer. Jetzt wird noch Holz aus dem Wald<br />
Paradies<br />
Seite 53
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
geholt, gesägt <strong>und</strong> gespalten <strong>und</strong> damit das gesamte Haus mit Holz be -<br />
heizt. Die "schöne Müllerin" bestellt ihren kleinen Gemüsegarten, den<br />
auch die Schnecken zu schätzen wissen. Und das Töchterchen bekommt<br />
bald ein Geschwisterchen. Die beiden Labradore erfreuen sich ihrer Frei -<br />
heit, sie sind gut erzogen, beißen nicht, stromern <strong>und</strong> wildern nicht. Im<br />
Sommer weiden nebenan ges<strong>und</strong>e, braune <strong>und</strong> sicher glückliche Kühe <strong>und</strong><br />
der Graureiher stolziert umher. Ein Wanderweg (Mühlenweg) ist zum Teil<br />
schon von Rothenbuch zu begehen, beginnend an der kleinen Mühle zu<br />
Rothenbuch erhörend, die der Heimatverein nutzt, vorbei an der Ruh -<br />
landsmühle, eine ehemalige Ölmühle. Irgendwann wird er auch <strong>zur</strong> Stein -<br />
mühle führen. Es ist einfach schön im Spessart <strong>und</strong> das Leben in der<br />
Mühle <strong>und</strong> drumherum tut gut. (cl)<br />
Die Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer der HLM-Mitgliederversammlung<br />
am 05. August 2012 vor der Kainsbacher Mühle in Michelstadt<br />
Seite 54
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
Mühlengickel<br />
Mitteilungen des Hessischen <strong>Landesverein</strong>s<br />
<strong>zur</strong> <strong>Erhaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> von Mühlen (HLM) e.V.<br />
Ausgabe Februar 2013<br />
Untermühle - Müllerweg 39<br />
35410 Hungen<br />
www.hessischermuehlenverein.de<br />
Impressum<br />
mit Beiträgen von<br />
Lars Warnecke (lw),<br />
Alexander Wächtershäuser (aw), Heinz Reitz (hr),<br />
Nick Reimer (nr), Udo Schwab (us),<br />
Stephan Schumm (ss), Karl-Heinz Schanz (khsch),<br />
Samuel Mink (sm), Achim Lotz (al),<br />
Johannes Laubach (jl), Christa Lah (cl),<br />
Martina Koelschtzky (mk), Harald R. Hoppe (hrh),<br />
Jörg Haafke (jh) <strong>und</strong> Paul Demel (pd)<br />
Autor des Titelbildes: Jörg Haafke<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in<br />
jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder.<br />
Redaktion <strong>und</strong> v.i.S.d.P.: Jörg Haafke<br />
Redaktionsschluss: 26.02.2013<br />
Hungen, im Februar 2013<br />
Impressum<br />
Unser Spendenkonto:<br />
Konto-Nr.: 15183204<br />
BLZ: 509 514 69<br />
bei der Sparkasse Starkenburg<br />
Schutzgebühr:<br />
3,50 Euro zzgl. Versandkosten<br />
Seite 55
1·13<br />
Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />
M<br />
LINA<br />
Mühlen <strong>und</strong> Menschen<br />
Mühlen <strong>und</strong> Menschen M LINA<br />
M<br />
LINA<br />
1 · März 2013 · 9,80 €<br />
Mühlen <strong>und</strong> Menschen<br />
<br />
Koniktfeld Mühle in der technischen Denkmalpege<br />
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Mühlen <strong>und</strong> Menschen“ heraus. Auf r<strong>und</strong> 60 Seiten stellen sie gemeinsam mit weiteren<br />
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Verkaufspreis: 9,80 Euro (Abo-Preis einschl. Versandkosten in Deutschland; ins<br />
Ausland abhängig von den jeweils geltenden Gebühren der Deutschen Post)<br />
Herausgeber:<br />
Philipp Oppermann <strong>und</strong><br />
Torsten Rüdinger<br />
Verlag:<br />
terra press GmbH<br />
Albrechtstraße 18<br />
10117 Berlin<br />
Tel. (030) 27 58 17 56-0<br />
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