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Mühlengickel - Hessischer Landesverein zur Erhaltung und Nutzung ...

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Mühlengickel<br />

Mitteilungen aus dem Hessischen <strong>Landesverein</strong><br />

<strong>zur</strong> <strong>Erhaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> von Mühlen (HLM) e.V.<br />

Februar 2013<br />

Quo vadis Wasserkraft ?<br />

Auch am Hof Graß in Hungen gilt es noch Dornröschen wach zu küssen


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Termine<br />

Deutscher Mühlentag 2013<br />

20. Mai 2013 - Pfingstmontag<br />

DGM Eröffnungsveranstaltung<br />

an der Wilhelmsburger Windmühle in 21109 Hamburg<br />

Mitgliederversammlung der DGM 2013<br />

<strong>und</strong> Jahrestagung<br />

14. bis 16. Juni 2013 in Melle (Niedersachsen)<br />

Mitgliederversammlung 2013 des HLM<br />

28. Juli 2013 - der Tagungsort wird noch bekannt gegeben<br />

Tag des Offenen Denkmals 2013<br />

08. September 2013<br />

Geplante Vorstandssitzungen des HLM in 2013<br />

07. April 2013<br />

30. Juni 2013<br />

03. Oktober 2013<br />

24. November 2013<br />

Vortrag „Wasserkraft“<br />

Wasserrahmenrichtlinie für Wasserkraftbetreiber<br />

25. April 2013 - 19.00 - 21.00 Uhr - kostenfrei<br />

36163 Poppenhausen, Von-Steinrück-Haus, Schulstraße 2<br />

Mühlenexkursion<br />

des Biosphärenreservats Rhön<br />

Ganztägige Busfahrt mit der Arbeitsgemeinschaft <strong>Hessischer</strong><br />

Wasserkraftwerke - Leitung: Martin Kremer<br />

20. Oktober 2013 - Treffpunkt:<br />

36037 Fulda, Parkplatz am Umweltzentrum, Johannisaue<br />

Kostenbeitrag Erwachsene: 14,00 €<br />

Anmeldung <strong>und</strong> Abfahrtszeit unter Telefon 06654 - 96120<br />

Seite 2


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Liebe Mühlenfre<strong>und</strong>e,<br />

das Interesse am Erhalt <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> von Mühlen ist ungebrochen.<br />

Häufig sind es Nachkommen oder deren Partner, die sich mit<br />

Begeisterung <strong>und</strong> Tatkraft für den Erhalt des Kulturgutes Müh le<br />

engagieren.<br />

Die Hagenmühle in Grebenstein <strong>und</strong> die Lindenmühle in Burg uf -<br />

feln, die beide Ziele bei Vorstandssitzungen waren, sind gute Bei -<br />

spiele. An geregt durch das Engagement unserer Mitglieder bei Er -<br />

halt <strong>und</strong> Re aktivierung von Mühlenstandorten kommt es zu interessanten<br />

Be gegnungen, Gesprächen <strong>und</strong> Hilfestellungen, die den Fun -<br />

ken <strong>zur</strong> Eigeninitiative, den Mut zum Handeln <strong>und</strong> vielleicht auch<br />

das Interesse an einer Mitarbeit im HLM überspringen lassen.<br />

Exemplarisch sind auch Gespräche mit dem Bewohner einer alten<br />

Mühle in der Nachbarschaft. Seit Jahren beschäftigt er sich mit<br />

Mühlen, liest sich durch Werke von Mühlenbau <strong>und</strong> deren Ge -<br />

schichte, besucht regelmäßig unsere Internetseite <strong>und</strong> träumt seit<br />

Jahren davon, das alte Wasserrad an seiner Mühle wieder zu reaktivieren.<br />

Erst durch den Neubau einer Wasserkraftanlage in seiner<br />

Nähe kam für ihn der Schritt mit uns Kontakt aufzunehmen, Mit -<br />

glied im HLM zu werden <strong>und</strong> seinen Traum Realität werden zu lassen.<br />

Auch unsere Schautafeln erfreuen sich großer Beliebtheit. Es zeigt<br />

sich, dass in der Bevölkerung eine große Akzeptanz für Mühlen <strong>und</strong><br />

Mühlengeschichte vorhanden ist. Dies freut uns sehr.<br />

Mit einem voraussichtlich in Kürze bevorstehenden Umzug unseres<br />

Archives nach Hungen in einen alten Mühlenstandort könnten wir<br />

ebenfalls sehr zufrieden sein. Zentral in Hessen in neuen Archiv -<br />

räumen der Stadt Hungen wäre unser Archiv bestens aufgehoben.<br />

Bei einer Besichtigung der Räume durch den Vor stand konnten wir<br />

uns von deren Eignung <strong>und</strong> der Gast fre<strong>und</strong> schaft überzeugen.<br />

Seite 3


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Dennoch wird die Situation für uns nicht leichter. Die Umsetzung<br />

der Wasserrahmenrichtlinie mit dem Ziel der linearen Durch gän -<br />

gigkeit der Fliessgewässer zu Lasten vieler Mühlenstandorte wird<br />

weiterhin von behördlicher Seite vorangetrieben.<br />

In internen Arbeitskreisen werden Papiere entworfen, die in die<br />

Praxis umgesetzt, das Ende vieler Mühlen bedeuten würden.<br />

Dass wir zu Gesprächen ins Umweltministerium geladen werden ist<br />

schon ein Teilerfolg unserer Bemühungen. Man nimmt uns wahr<br />

<strong>und</strong> merkt, dass wir uns für unser Anliegen einsetzen, allen Widrig -<br />

keiten zum Trotz.<br />

Mit der Teilnahme am Mühlentag 2013 können wir alle wieder ein<br />

Zeichen setzen, dass wir es ernst meinen mit dem Erhalt <strong>und</strong> Nut -<br />

zung von Mühlen.<br />

Wir geben nicht auf, denn es lohnt sich, auch nachfolgenden Gene -<br />

rationen Mühlen als Bestandteil unserer Kulturlandschaft zu erhalten.<br />

Weitermachen ist die Devise!<br />

In diesem Sinne wünschen wir<br />

allen Mitgliedern <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en<br />

ein gutes Jahr 2013.<br />

Stephan Schumm<br />

Für den HLM-Vorstand<br />

Seite 4


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Aktuelles <strong>zur</strong> Umsetzung der Wasser-Rahmenrichtlinie in Hessen<br />

Was wollen die beteiligten Mitarbeiter im Ministerium? –<br />

Was wollen wir?<br />

Biber JA – Wasserkraft NEIN<br />

Im Vorfeld der jüngsten Sitzung (die 24.ste) des Beirates WRRL<br />

Hessen am 09.11.2012 im Ministerium (HMUELV) fand ein Ge -<br />

spräch der Arbeitsgruppe „Altrechte“ <strong>und</strong> Förderung der linearen<br />

Durchgängigkeit des HMUELV mit Herrn Brill <strong>und</strong> Vertretern von<br />

HLM <strong>und</strong> Arbeitsgemeinschaft <strong>Hessischer</strong> Wasserkraftwerke<br />

(AHW) statt.<br />

Die Umsetzung der linearen Durchgängigkeit der Fließgewässer<br />

kommt ins Stocken <strong>und</strong> man sucht nach Mitteln <strong>und</strong> Wegen diese<br />

von behördlicher Seite durchzuführen. Man schlägt deshalb den<br />

Mühlen- <strong>und</strong> Wasserkraftwerksbesitzer vor, den Ausbau der Durch -<br />

gängigkeit durchzuführen <strong>und</strong>, laut deren Rechenmodell, sich an<br />

den Kosten in folgender Form zu beteiligen:<br />

1. Beteiligung an der Bausumme mit dem 5fachen Jahresertrag<br />

2. Restsumme wird durch Land <strong>und</strong> Kommune mitfinanziert.<br />

Hierfür sind im Landeshaushalt auch die nötigen Mittel bereits<br />

vorhanden.<br />

Ohne einen Ertrag würde der Betreiber für die ersten fünf Jahre<br />

leer ausgehen. Es ist nicht hinnehmbar. Das Rechenmodell stimmt<br />

we der in der Theorie noch in der Praxis.<br />

Dies ist leider nur der Anfang.<br />

Teil 2 ist schon im Anmarsch. Sollte diese Variante zu keinem Er -<br />

folg führen, ist man bestrebt nicht mehr genutzte Wasserrechte<br />

oder Kleinwasserkraftanlagen, die die Umsetzung der WRRL fi nan -<br />

ziell nicht durchführen können, dazu zu bringen Ihr „Alt-Recht“ an<br />

das Land zu verkaufen. Der Erlös des Verkaufes wird dem Betreiber<br />

Politik<br />

Seite 5


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

nicht ausgezahlt, sondern <strong>zur</strong> Herstellung der Durchgängigkeit her -<br />

angezogen. Enteignung durch die Hintertür.<br />

Bei der Beiratssitzung kam dies ebenfalls <strong>zur</strong> Sprache. Frau Dr.<br />

Claudia Gallikowski <strong>und</strong> Frau Babara Siegert haben dort bei der<br />

Diskussion unmissverständlich klar gemacht, dass Sie am liebsten<br />

alle Alt-Rechte entschädigen möchten, um die Wehre durchgängig<br />

zu machen. Für sie zählt nur der Biber. Wenn ein Biber ein Wehr<br />

errichtet ist es gut für die Natur, wenn vorhandene Wehre genutzt<br />

werden ist es ein Schaden für die Natur. Jahrh<strong>und</strong>ertelange Kultur -<br />

landschaft hat für sie keinerlei Bedeutung.<br />

Herr Klein (IG Lahn) versprühte in seiner altbekannten Art <strong>und</strong><br />

Weise wieder seine Hetztiraden gegen die Wasserkraft im Allgemei -<br />

nen <strong>und</strong> gegen die Kraftwerksbetreiber insbesondere. Er ist davon<br />

überzeugt, dass die von ihm im Deutschen B<strong>und</strong>estag eingebrauch -<br />

te Petition verabschiedet wird.<br />

Für ihn zählt nur der Fisch <strong>und</strong> nur der Angler. Dass man gemeinsam<br />

an einer Verbesserung der Umwelt zum Wohle aller arbeiten<br />

kann, davon war bei der Beiratssitzung wenig zu spüren.<br />

Die Sitzungsleiter Herr Wenzel Mayer <strong>und</strong> Herr Kaiser stellten sich<br />

wesentlich neutraler dar <strong>und</strong> verwiesen auf den politisch gewollten<br />

Energiewechsel <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Umsetzung.<br />

Ende des Jahres 2012 lief die gesetzliche Regelung zum Mindest -<br />

wasser erlass aus <strong>und</strong> wird voraussichtlich durch eine Empfehlung ,<br />

die zwischen der derzeitigen Regelung <strong>und</strong> der Regelung in NRW<br />

lie gen wird, ersetzt. Auch da sollten wir aufpassen, damit die For -<br />

de rungen nicht ins Uferlose abdriften.<br />

Die Einführung eines Wasser-Cents (Sachsen) oder Aktion Blau<br />

(NRW) wird <strong>zur</strong> Zeit noch beobachtet <strong>und</strong> kann bei einer b<strong>und</strong>es -<br />

weiten Regelung auch in Hessen eingeführt werden.<br />

Wir werden uns weiter an dem Prozess beteiligen <strong>und</strong> die Inter -<br />

essen unserer Mitglieder vertreten. (hrh & ss)<br />

Seite 6


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Hungen - neues Zentrum der Mühlenfre<strong>und</strong>e?<br />

Findet „Hessisches Mühlenarchiv“ auf Hof Graß neue Heimat?<br />

Das Archiv des Hessischen <strong>Landesverein</strong>es <strong>zur</strong> <strong>Erhaltung</strong> <strong>und</strong> Nut -<br />

zung von Mühlen (HLM e.V.) hat Aussicht auf einen neuen Stand -<br />

ort. Nachdem der Archivstandort Mäusemühle in Rambach nicht<br />

mehr <strong>zur</strong> Verfügung steht <strong>und</strong> das Archiv vorübergehend in verpacktem<br />

Zustand einen Dornröschenschlaf in der Untermühle bei<br />

Hungen halten muß, wurde uns ein vorzüglicher Platz der Auf be -<br />

wahrung angeboten. Nicht einmal zwei km entfernt von der HLM-<br />

Geschäfts stelle in der Untermühle liegt das Hofgut Graß, ebenfalls<br />

ein Mühlenstandort. Der Hof wurde Anfang des Jahrtausends vom<br />

regionalen Energieversorger, den Oberhessischen Versorgungs be -<br />

trieben (OVAG), erworben, saniert <strong>und</strong> zu einem Schmuckstück<br />

gemacht (s. Abbildung unten).<br />

Hof Graß<br />

Vorbildliche Restauration der<br />

Hofanlage <strong>und</strong> harmonische<br />

Einbindung in die Landschaft<br />

Foto: Sabine Müller<br />

Seite 7


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Der Zufall ergab, dass dort im Laufe des Jahres 2012 auch die Stadt<br />

Hungen ihr neues Stadtarchiv einrichtete. Das Archiv ist mit modernster<br />

Archivtechnik ausgerüstet <strong>und</strong> sucht seinesgleichen. Durch<br />

Vermittlung geschichtsbewusster Hungener Bürger konnte der<br />

HLM-Vorstand das Interesse <strong>zur</strong> Unterbringung des Mühlen ar chivs<br />

vortragen. Beson derer Dank gebührt dem Bürgermeister der Stadt<br />

Hungen, Rainer Wengorsch, sowie Archivdirektor, Erhard Eller, die<br />

sich der Not des hessischen Mühlenvereins wohlwollend <strong>und</strong> groß -<br />

zügig annehmen wollen. Dadurch erscheint es möglich, das Archiv<br />

wieder aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken <strong>und</strong> mit ihm hi sto -<br />

risch wertvolle Arbeit zu leisten.<br />

Aber nicht nur die technischen Voraussetzungen <strong>zur</strong> Archivierung<br />

auf Hof Graß wären optimal. Der Standort ist auch mühlenge -<br />

schicht lich von höchstem Interesse. Wie die Untermühle, der Sitz<br />

des HLM, liegt Hof Graß an dem 44,5 km langen Flüsschen Horloff.<br />

Der Fluss entspringt nördlich von Schotten im Vogelsbergkreis an<br />

dem oberhalb von Götzen <strong>und</strong> Betzenrod gelegenen Segelflugplatz<br />

in einem Waldstück. Nach einem längeren Weg durch den Vogels -<br />

berg passiert die Horloff nach einer Wochenendhaussiedlung als<br />

ersten Ort den Laubacher Ortsteil Gonterskirchen. Anschließend<br />

fließt sie an der Friedrichshütte vorbei in Richtung Ruppertsburg,


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

wo sich, ca. 25 km oberhalb der Mündung, die einzige Pegelmess -<br />

station der Horloff befindet. Auf ihrem Weg in die Wetterau zieht<br />

sie in großem Bogen um den Borgelberg <strong>und</strong> passiert dann Villin -<br />

gen, Hungen <strong>und</strong> Trais-Horloff. Zwischen Hungen <strong>und</strong> Trais-Hor -<br />

loff in der Gemarkung Hof-Graß erhielt die Horloff in den 1950er<br />

Jahren ein neues Flussbett, damit die Brunnen im Wasserwerk In -<br />

heiden, das den Frankfurter Raum versorgt, nicht durch Hochwas -<br />

ser gefährdet werden.<br />

Allein im Stadtgebiet Hungen existieren an oder nahe der Horloff<br />

noch fünf Mühlen, die Zellmühle bei Villingen, die Hungener Un -<br />

ter mühle, die Mühle auf Hof Graß, die Neumühle (auch Stellwag-<br />

Mühle) <strong>und</strong> die Utpher Mühle. In Abgang geraten sind die Hun ge -<br />

ner Obermühle <strong>und</strong> die Riedmühle zwischen Hof Graß <strong>und</strong> Inhei -<br />

den. Auf dem Standort der letzteren befindet sich das erwähnte<br />

Wasserwerk. Die Mühlen sind, wie der HLM-Vorstand geprüft hat,<br />

gut zu erwandern, wobei der nahe der Neumühle liegende Trais-<br />

Horloffer/Inheidener See einen willkommenen Zwischenstopp her -<br />

gibt.<br />

Auch im Übrigen ist Hof Graß eine Ausnahmeer schei nung für Ge -<br />

schichtsinteressierte. Gegenüber dem neuen Stadtarchiv befindet<br />

sich das Limes-Informationszentrum des Landkreises Gießen, wo<br />

Ausblick<br />

Der Vorstand des HLM zeigt sich anläßlich der Besichtigung der Anlage Hof<br />

Graß im Rahmen der Vorstandssitzung vom 25.11.2012 sichtlich beeindruckt.<br />

Foto: Sabine Müller


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

über die Römerzeit in der Region informiert wird. Ein paar h<strong>und</strong>ert<br />

Meter weiter auf dem Weg zum Grasser Berg, einer kleinen Anhöhe<br />

im Westen, trifft man noch auf ein klei nes sichtbares Stück Limes -<br />

wall, nahe an dem ausgemauerten Stumpf einer alten Gerichtslinde.<br />

Unter ihr soll noch vor r<strong>und</strong> 200 Jahren ein lebhafter Markt statt -<br />

gef<strong>und</strong>en haben. Einige Schritte weiter in einem Wäldchen auf der<br />

Anhöhe hat das Jahr 2012 eine nicht kleine Sensation erbracht.<br />

Archäologen gruben eine dort vermutete Kapelle aus, die sich als<br />

Kirche erwies <strong>und</strong> beförderten darüber hinaus eine völlig unvermu -<br />

tete Burg salischen Ursprungs zu Tage. Historiker <strong>und</strong> Archäologen<br />

sind sich noch völlig ungewiss, wer diese Burg gebaut haben mag,<br />

welchem genauen Zweck sie dien te <strong>und</strong> wieso sie von der Bildfläche<br />

verschwand. Der Grabungs leiter wird mit dem fast verzweifelt klingenden<br />

Satz „Diese Erde birgt noch viele Geheimnisse“ zitiert. Mit<br />

viel Engagement wird des halb von Seiten der Bür ger schaft der Fort -<br />

gang der Grabungen <strong>und</strong> die<br />

weitere Entwicklung des<br />

Gras ser Um feldes gefordert.<br />

Dabei spielen mittlerweile<br />

auch mühlenhi storische Ge -<br />

sichtspunkte eine Rolle. Völlig<br />

unbeeindruckt von der ganzen<br />

Aufregung, haben eini ge Hun -<br />

gener die Beif<strong>und</strong>e der Gra -<br />

bung bereits zum Zwecke der<br />

Werbung für das Projekt<br />

nutz bar gemacht. Ein Hun ge -<br />

ner Juwelier hat in zwischen<br />

Seite 10<br />

Perfekte<br />

Aufbewahrung<br />

historischer<br />

Dokumente bietet<br />

das Stadtarchiv<br />

Hungen<br />

Foto:<br />

Sabine<br />

Müller<br />

einen anlässlich der Grabung<br />

gef<strong>und</strong>enen Bron ze löwen in<br />

Silber nach ge gossen <strong>und</strong> zu<br />

einem Schmuck stück verarbeitet,<br />

um Teile des Erlöses<br />

der weiteren Entwicklung des<br />

Raumes zu kommen zu lassen.<br />

Folgt man nach der spannenden<br />

Einwirkung der Gra-


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

bungsstätte dem Weg von der Anhöhe hinab <strong>zur</strong> Horloff <strong>und</strong> überquert<br />

diese über eine neugesetzte Brücke, ist bald zu entscheiden,<br />

ob einem Weg rechts über die Untermühle nach Hungen gefolgt<br />

werden oder links, vorbei an dem genannten Wasserwerk, wieder<br />

Hof Graß erreicht werden soll. Beide Wege sind Teil des neuen<br />

Limesradwegs <strong>und</strong> zum Zeitpunkt dieses Berichtes noch nicht ganz<br />

fertiggestellt. Gleichgültig welchem Weg man folgt, es könnte sein,<br />

dass sich Hun ger <strong>und</strong> Durst verspüren lässt. Zur Stillung dieser Be -<br />

dürfnisse, besteht an beiden Zielen Möglichkeit. Der Weg <strong>zur</strong>ück<br />

nach Hof-Graß endet nach erneuter Überquerung der Horloff wie -<br />

der am Stadt archiv der Stadt Hungen, wo sich im Erdgeschoß eine<br />

gefällige gastronomische Einrichtung mit einem noch gefälligerem<br />

Biergar ten befindet.<br />

In Anbetracht der ebenso einfühlsamen wie engagierten Bemü hun -<br />

gen der Stadt Hungen <strong>zur</strong> Schaffung eines kulturhistorischen<br />

Leucht turmprojektes im Zusammenhang mit der Sanierung des<br />

Hofgutes Graß keimt bei den Mühlenenthusiasten – spätestens<br />

beim Genuß von Speisen <strong>und</strong> Getränken in der Gastronomie am<br />

neuen Archivstandort - eine nicht geringe Hoffnung, dass auch die<br />

zum Hofgut gehörige Mühle noch in den Genuß einer fachgerechten<br />

Sanierung gelangen <strong>und</strong> die Horloff eines nicht allzu fernen Tages<br />

auch wieder das dortige Mühlrad bewegen <strong>und</strong> damit das Szenario<br />

einer historischen Gutshofanlage komplettieren kann. Denn wäh -<br />

rend die gesamten beschriebenen Anlagen ein perfektes Bild gelungener<br />

Denkmalpflege vermitteln, versteckt sich die alte Mühle am<br />

Rand der großzügigen Hofanlage noch verschämt hinter Gemäuer<br />

<strong>und</strong> zwischen aufkommenden Büschen <strong>und</strong> Bäumen. Schon allein<br />

dem besonderen Mühlrad (s. Titelbild) mag man wünschen, eines<br />

hoffentlich nicht allzu fernen Tages als eine lebendige Abr<strong>und</strong>ung<br />

das Engagement der Stadt Hungen <strong>und</strong> der OVAG für die Mühlen<strong>und</strong><br />

Kulturgeschichte an diesem exponierten Platz mit unablässi -<br />

gem Klappern beklatschen zu können. (us & sm)<br />

Archiv<br />

Seite 11


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Zahlen lügen nicht:<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Ver -<br />

braucherschutz bilanziert „Die Struktur der Mühlenwirtschaft<br />

2010“ <strong>und</strong> stellt in folgender Übersicht die „Anzahl der Mühlen <strong>und</strong><br />

Vermahlung nach Getreidearten <strong>und</strong> Gebietsbestand“ dar (März<br />

2011, S. 21).<br />

Anzahl der Vermahlung in t Durchschn.<br />

Zeitraum 1) Mühlen Weichweizen Hartweizen Roggen insgesamt Vermahlung<br />

je Mühle in t<br />

Früheres B<strong>und</strong>esgebiet 2)<br />

1950/51 14 562 3 578 368 34 369 2 198 300 5 811 037 399<br />

1960/61 8 184 4 257 769 327 253 1 486 440 6 071 462 742<br />

1970/71 4 746 3 735 788 277 435 1 141 220 5 154 443 1 086<br />

1975/76 2 984 3 847 544 185 019 983 501 5 016 064 1 681<br />

1980/81 2 124 4 640 403 148 482 1 001 890 5 790 775 2 726<br />

1982/83 2 009 4 190 612 131 772 963 147 5 285 531 2 631<br />

1982/83 3) 733 4 158 612 131 772 923 247 5 213 631 7 113<br />

1985/86 659 4 360 242 137 515 934 450 5 432 207 8 243<br />

1990/91 560 5 080 142 213 270 937 853 6 231 265 11 127<br />

Neue Länder 4)<br />

1950/51 4 373 1 123 000 52 000 1 645 000 2 820 000 645<br />

1960/61 998 960 000 49 000 1 012 000 2 021 000 2 025<br />

1970/71 674 1 119 000 80 000 784 000 1 983 000 2 942<br />

1975/76 478 1 158 000 99 000 666 000 1 923 000 4 023<br />

1980/81 436 1 199 000 100 000 621 000 1 920 000 4 404<br />

1982/83 417 1 193 000 59 000 719 000 1 971 000 4 727<br />

1985/86 403 1 223 000 50 000 729 000 2 002 000 4 968<br />

1990/91 126 735 011 10 209 242 009 987 229 7 835<br />

Deutschland<br />

1999/2000 465 6 499 409 325 452 948 836 7 773 697 16 718<br />

2000/01 5) 361 6 332 594 353 670 935 691 7 621 955 21 113<br />

2002/03 347 6 661 791 330 429 941 202 7 933 422 22 863<br />

2003/04 336 6 525 111 327 748 909 010 7 761 869 23 101<br />

2004/05 333 6 538 168 340 300 894 724 7 773 192 23 343<br />

2005/06 318 6 832 234 377 782 902 189 8 112 205 25 510<br />

2006/07 317 6 666 698 379 908 893 889 7 940 495 25 049<br />

2007/08 308 6 828 057 438 623 921 937 8 188 617 26 586<br />

2008/09 302 6 748 705 382 562 899 630 8 030 897 26 592<br />

2009/10 270 7 050 469 396 898 849 977 8 297 344 30 731<br />

Seite 12


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Durchschnittliche<br />

Vermahlung in t<br />

je Mühle<br />

Anzahl der Mühlen<br />

in Deutschland<br />

(Früheres B<strong>und</strong>esgebiet<br />

<strong>und</strong> Neue Länder<br />

(vormals DDR))<br />

Gesamtvermahlung in t<br />

Roggenvermahlung in t<br />

Weichweizenvermahlung in t<br />

Die graphische Um -<br />

setzung der statisti -<br />

schen Angaben <strong>zur</strong><br />

Ent wicklung der<br />

Müh lenstruktur <strong>und</strong><br />

der Vermahlung in<br />

Deutsch land seit 1950<br />

verdeutlicht einige<br />

unverkennbare Trends:<br />

Bei nahezu gleichblei -<br />

bender Gesamtver mah -<br />

lung ist die Zahl der<br />

Mühlen auf ca. 1,5 %<br />

geschrumpft. Die mit<br />

den Mühlenstruk tur -<br />

gesetzen ange streb te<br />

Marktberei ni gung hat<br />

also die Lei stungs -<br />

fähigkeit der Mühlen<br />

67fach ge steigert ohne<br />

die Ge samtmehl pro -<br />

duktion zu verändern<br />

<strong>und</strong> es stellt sich die<br />

Frage, wem dieser<br />

Strukturwandel letzt -<br />

lich genützt hat ...<br />

Die Roggenvermah lung<br />

ging auf 22 % <strong>zur</strong>ück,<br />

während die Weichwei -<br />

zenvermah lung um<br />

50 % ange stiegen ist.<br />

Schon in den Neuen<br />

Ländern war von 1950<br />

bis 1990 ein Rückgang<br />

der Roggen vermahlung<br />

um 85 % zu verzeichnen.<br />

(jh)<br />

Seite 13<br />

Statistik


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Hessen „steht“ nicht allein:<br />

Die Umsetzung der Wasserrahmen-Richtlinie verursacht<br />

auch in anderen B<strong>und</strong>esländern unverständliche Ent -<br />

wicklungen r<strong>und</strong> um Wassermühle <strong>und</strong> Wasserkraft<br />

An der Scheeßeler Wassermühle jedenfalls stehen die Turbinen <strong>zur</strong><br />

Stromerzeugung künftig still, weil es die Behörde so will. Für Dr.<br />

Jan Müller-Scheeßel <strong>und</strong> die Mitglieder des Scheeßeler Mühlen ver -<br />

eins dürfte es ein Schlag ins Gesicht gewesen sein:<br />

Im Zuge der Verhandlungen über die Herstellung der ökologischen<br />

Durchgängigkeit der Wümme an der historischen Wassermühle<br />

ha ben die Wasserbehörden NLKWN (Niedersächsischer Landesbe -<br />

trieb für Wasserwirtschaft, Küsten- <strong>und</strong> Naturschutz) <strong>und</strong> Laves<br />

jetzt der sogenannten Vorzugsvariante, die einen Fischpass am<br />

Klappenwehr sowie einen Verbindungsarm <strong>zur</strong> Mühle vorsah,<br />

einen Riegel vorgeschoben.<br />

Der Mühlenwart spricht von einer „Vernebelungsstrategie“, sieht<br />

die Wasserkraftnutzung <strong>zur</strong> Stromgewinnung künftig stark beeinträchtigt.<br />

Die Gemeinde indes sieht sich nun angehalten, ohne By -<br />

pass weiterzuplanen.<br />

Rückblick: Nach zäher Debatte hatte der Scheeßeler Gemeinderat<br />

im November vergangenen Jahres die Beschlussvorlage der Ver wal -<br />

tung einstimmig abgenickt. Diese sah vor, die mit Landesmitteln<br />

ge förderte Vorzugsvariante weiter zu verfolgen. Durch das neue Ge -<br />

wässer sollte Fischen <strong>und</strong> Kleinstlebewesen, die der Hauptströ -<br />

mung folgen <strong>und</strong> von den Turbinen der Wasserkraftanlagen in ihrer<br />

Wanderung blockiert werden, ein Ausweichen ermöglicht werden.<br />

Sie hätten künftig so den Weg zum westlichen Parallelarm gef<strong>und</strong>en,<br />

der mit einer neuen Fischtreppe versehen worden wäre.<br />

Damit der Bypass hätte gebaut werden können, sollte der Mühlen -<br />

wart seine Flächen kostenlos <strong>zur</strong> Verfügung stellen – eine Bedin -<br />

gung, der er schon im Vorfeld der weiteren Verhandlungen sein<br />

Einverständnis erteilt hatte. „Das ist jetzt alles vom Tisch“,<br />

Seite 14


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

bedauert Müller-Scheeßel, der für die gekippte Vorzugsva ri ante den<br />

NLKWN <strong>und</strong> Laves verantwortlich macht. Bis zum Ratsbeschluss<br />

hätten beide Behörden ihre Bedingungen für einen Zuschuss zum<br />

Verbindungsgewässer noch gar nicht festgelegt, erst Anfang Januar<br />

sei dies der Fall gewesen, kritisiert er.<br />

„Da die Behörden gegenüber jeglicher Wasserkraftnutzung gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

negativ eingestellt sind, war ein unscheinbar daherkommender<br />

Passus in dem Beschluss von entscheidender Bedeutung“,<br />

so der Mühlenwart. Darin heißt es wörtlich: „Wenn die Bedingun -<br />

gen für eine Förderfähigkeit der Vorzugsvariante nicht erfüllt werden,<br />

wird nur der Fischpass am Klappenwehr gebaut.“<br />

Für Müller-Scheeßel ist klar: „Dieser Satz war für die Behörden<br />

quasi die Aufforderung, möglichst restriktive Bedingungen für eine<br />

Förderung zu formulieren, um auf diese Weise die Kompromissva -<br />

ri ante <strong>und</strong> damit auch die Wasserkraftnutzung zu Fall zu bringen.“<br />

Der Mühlenbesitzer selbst sollte nun Baumaßnahmen zum Fischab -<br />

stieg durchführen. „Solche Standards werden aber nur von ganz<br />

wenigen Wasserkraftwerken in Deutschland erfüllt <strong>und</strong> im Übrigen<br />

auch gar nicht vom Gesetzgeber verlangt“, betont Müller-Scheeßel.<br />

Willkür<br />

Zukünftig ohne Wasser?<br />

Die Scheeßeler Wassermühle<br />

Foto: Lars Warnecke


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Gleichzeitig sollte nach Vorstellungen der Wasserbehörden eine der<br />

Turbinen an der Mühle abgestellt werden, während die Zweite nur<br />

noch zu bestimmten Zeiten laufen dürfe. Das ist unwirtschaftlich:<br />

Auf mich als Wasserkraftbetreiber wären so Baukosten in Höhe von<br />

r<strong>und</strong> 210.000 Euro zugekommen, während die Stromproduktion im<br />

Gegenzug nahezu gleich null wäre“, schildert er das Szenario.<br />

Damit hätte sich die Vorzugsvariante seinen Worten nach als „Teil<br />

einer Vernebelungsstrategie gegenüber „der Öffentlichkeit ent -<br />

puppt“. „Ein echter Kompromiss“, zeigt sich der Mühlenwart enttäuscht,<br />

„ist von den Wasserbehörden zu keiner Zeit angestrebt<br />

worden.“ Da die Vorzugsvariante nun vom Tisch ist, wird die Öko-<br />

Durchgängigkeit ausschließlich am Wehr hergestellt, eine Wasser -<br />

kraftnutzung <strong>zur</strong> Stromgewinnung ist so nicht mehr möglich. „Alle<br />

anderen Varianten, auch die von Herrn Dr. Müller-Scheeßel in der<br />

Diskussion aufgeführte Durchgängigkeit am Mühlengebäude selbst<br />

waren im vergangenen Jahr von allen Seiten bereits ausgeschlossen<br />

worden“, sagt Bürgermeisterin Dittmer-Scheele.<br />

„Schade“, meint der Mühlenwart, „denn die ökologische Durch gän -<br />

gigkeit mit nur einem Fischpass zwischen den Mühlengebäuden bei<br />

gleichzeitiger Wasserkraftnutzung wäre genauso hergestellt wie mit<br />

nur einem Fischpass am Klappenwehr ohne Wasserkraftnutzung –<br />

dies besagt auch eine von den Wasserbehörden in Auftrag gegebene<br />

Machbarkeitsstudie.“ Eine Kooperation, die alle Seiten zufrieden<br />

ge stellt hätte, wäre seiner Meinung nach also möglich gewesen.<br />

Turbinenbetrieb in Zukunft nur noch für die Galerie?<br />

Die Gemeinde Scheeßel will nun möglichst zügig die notwendigen<br />

weiteren Schritte <strong>zur</strong> Umsetzung der einfacheren Variante einleiten.<br />

Dass dies zu Lasten der Wasserkraftnutzung umgesetzt wird, findet<br />

die Verwaltungschefin „bedauerlich, auch wegen des Engagements<br />

des Mühlenvereins“. Allen Ratsmitgliedern sei aber wichtig, dass<br />

die Turbinen durch den Verein an einigen besonderen Tagen ge -<br />

zeigt <strong>und</strong> betrieben werden können. Der NLKWN habe dieser<br />

Forderung bereits zugesagt. (lw)<br />

Seite 16


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Thüringen fällt ebenfalls<br />

Längst braut sich auch in Thüringen in der Wasserkraftszene massive<br />

Verärgerung über die Vorgehensweise der zuständigen Wasser -<br />

behörden zusammen. Vor allem an der unteren Ilm sorgen aktuelle<br />

Bescheide des Thüringischen Landesverwaltungsamtes (TLVwA)<br />

für Unmut, denn jene beziehen sich auf Standorte, an denen erst in<br />

der jüngeren Vergangenheit Fischpassagen auf der Gr<strong>und</strong>lage be -<br />

hördlicher Genehmigungen erstellt worden waren. Zu diesen Fisch -<br />

passagen liegen sogar Nachweise hinsichtlich der Funktions fähig -<br />

keit vor.<br />

Auslöser für die neuerlichen Aktivitäten der zuständigen Wasser be -<br />

hörde war die im Rahmen der Umsetzung der WRRL erstellten<br />

„Ilm-Studie“ des Ingenieurbüros Floecksmühle aus Aachen im Auf -<br />

trag des Thüringer Landesanstalt für Umwelt <strong>und</strong> Geologie (TLUG)<br />

<strong>zur</strong> Entwicklung eines Durchgängigkeitskonzepts für die Ilm. Auf<br />

der Gr<strong>und</strong>lage der Studie wurden Inhaber von Wasserkraftanlagen<br />

durch das TLVwA aufgefordert, umfassende Maßnahmen <strong>zur</strong> Um -<br />

gestaltung ihrer Wasserkraftanlagen umzusetzen. Nach entspre -<br />

chenden Kostenschätzungen durch das beauftragte Büro belaufen<br />

sich die geforderten Umbaumaßnahmen an den einzelnen Wasser -<br />

kraftanlagen entlang der Ilm auf nicht weniger als 11,7 Mio. €.<br />

Gegen die Bescheide haben einige Wasserkraftbetreiber Einspruch<br />

eingelegt. Sie werden von der Arbeitsgemeinschaft Thüringer Was -<br />

serkraftwerke (ATW) unterstützt. Das Thüringer Ministerium für<br />

Landwirtschaft, Forsten, Umwelt <strong>und</strong> Naturschutz sieht die weitergehenden<br />

Anforderungen für den Fischauf- <strong>und</strong> -abstieg an Was -<br />

serkraftanlagen aufgr<strong>und</strong> der Änderungen des Wasserhaus halts -<br />

gesetzes (WHG) begründet <strong>und</strong> gerechtfertigt.<br />

Durch die anhängigen Rechtsverfahren besteht nach den lähmen -<br />

den Fach-Diskussionen nun die berechtigte Aussicht auf die Schaf -<br />

fung einer größeren Rechtssicherheit hinsichtlich der Be rechtigung<br />

<strong>und</strong> Ausgestaltung bestimmter Anforderungen im Zusammenhang<br />

mit dem Betrieb von Wasserkraftanlagen. Es gilt die Beschwerde -<br />

führer zu unterstützen <strong>und</strong> die Urteile <strong>zur</strong> gegebenen Zeit auszu -<br />

werten. (jh)<br />

Widerstand<br />

Seite 17


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Ein neuer Katalog<br />

<strong>zur</strong> Ausgestaltung der<br />

nächsten Bescheide ist auf dem Markt<br />

MITTEILUNGEN EN AUS DEM BÜRO FÜR GEWÄSSERÖKOLOGIE GIE UND<br />

FISCHEREIBIOLOGIE DR.<br />

EBEL (BAND(<br />

4)<br />

)<br />

NEUE UERS<br />

NEUERSCHEINUNG<br />

RSCHEINU<br />

Fischschutz hutz <strong>und</strong> Fischabstieg an Wasserkraftanlagen<br />

serkraftanlagenagen<br />

Handbuch Rechen- <strong>und</strong> Bypasssysteme<br />

Autor: Dr. Guntram Ebel, Hrsg.: Büro<br />

für Gewässerökologie<br />

<strong>und</strong> Fischereibiologie<br />

ISBN: 978-3-00-039686-1<br />

NUNG<br />

Guntram Ebel<br />

Fischschutz <strong>und</strong> Fischabstieg<br />

an Wasserkraftanlagen<br />

Handbuch Rechen- <strong>und</strong> Bypasssysteme<br />

Ingenieurbiologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Modellierung <strong>und</strong> Prognose<br />

Bemessung <strong>und</strong> Gestaltung<br />

Mitteilungen aus dem Büro für Gewässerökologie<br />

<strong>und</strong> Fischereibiologie<br />

Band4<br />

Ingenieurbiologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

n<br />

Modellierung<br />

<strong>und</strong> Prognose<br />

Bemessung<br />

<strong>und</strong> Gestaltung<br />

bibliographische<br />

Informationen<br />

Format: 20 x 28 cm (Hardcover), 483 Seiten (durchgängig<br />

farbig), 70 Zeichnungen, 112 Diagramme, 216<br />

Fotos,<br />

66 Tabellen, 32 Tafeln, 785 Literaturhinweise<br />

Sprache<br />

deutsch (mit englischer, französischer <strong>und</strong> russischer<br />

Kurzzusammenfassung)<br />

assung)<br />

Bezug<br />

Büro für Gewässerökologie erökologie <strong>und</strong> Fischereibiologie ogie (BGF)<br />

Saalwerderstraßee 10<br />

D-06118 Halle (Saale)<br />

Fax: +49 (0)345 /<br />

52 38 876<br />

E-Mail: info@bgf-halle.de<br />

Internet: www.bgf-halle.de<br />

Zielgruppen<br />

Planer, Gutachter, Sachverständige, Wasserkraftbetreiber,<br />

Fach- <strong>und</strong> Verwaltungsbehörden, Fischerei- <strong>und</strong> Natur-<br />

schutzverbände,<br />

Lehrende <strong>und</strong> Lernende an<br />

Fachhoch-<br />

schulen <strong>und</strong> Universitäten<br />

483 Seiten neueste Erkenntnisse zum Fischabstieg <strong>und</strong> Fischschutz,<br />

785 Literaturhinweise <strong>und</strong> 125,00 € zzgl. Versandkosten<br />

Und die Karawane wird weiterziehen...<br />

Seite 18


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Lobby-Arbeit für die Wasserkraft<br />

Die HLM-Vorstandsmitglieder Stephan Schumm <strong>und</strong> Harald R.<br />

Hoppe nutzten in Hadamar die Möglichkeiten der Werbung für die<br />

Wasserkraftnutzung im Rahmen politischer Veranstaltungen:<br />

Politik<br />

aus: Nassauische Neue Presse vom 17.12.2012<br />

Seite 19


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Wir wollen unseren Leserinnen <strong>und</strong> Lesern nicht vorenthalten,<br />

wie die Widersacher der Wasserkraft argumentieren <strong>und</strong> agieren:<br />

Tote Aale durch Ökostrom<br />

"45 Kilogramm nur in einer Nacht <strong>und</strong> an einer Anlage", erzählt Winfried Klein.<br />

Die Ka meras sind auf ihn gerichtet <strong>und</strong> die Augen derer, die interessiert vor den<br />

auf einem Laken ausgebreiteten toten Aalen stehen blei ben. Der Vor sitzende der<br />

Inter essengemeinschaft Lahn <strong>und</strong> Gewässerwart des Fischerei sportvereins Ober -<br />

lahn ist in seinem Element <strong>und</strong> kaum zu bremsen. Zwischen durch telefoniert er noch<br />

mit dem Handy. Landrat Manfred Michel erreicht er nicht, er ist nicht im Kreishaus.<br />

Also muss er den Ersten Kreisbeigeordneten Hel mut Jung bekommen. Irgendeinem<br />

aus der Po litik muss er doch auch zeigen, was da passiert. "Ein Gemetzel". Unbe -<br />

stritten ist der Runkeler Winfried Klein ein Fachmann für Fische <strong>und</strong> das Leben im<br />

Wasser. Das Wiederansiedlungs programm für Lachse in der Lahn trägt die Hand -<br />

schrift des lang jährigen Ge wässerwarts des Fische reisportvereins Oberlahn <strong>und</strong><br />

Vorsitzenden der Interes sengemeinschaft Lahn (IG Lahn). Und wenn er sich über<br />

Wasserkraftwerke <strong>und</strong> ihren Scha den an den Fischen erregt <strong>und</strong> gegen den Öko -<br />

strom wettert, dann ist das keineswegs alles an den Haaren herbeigezogen.<br />

"Das ist kein Ökostrom"<br />

"Eine Schande" steht auf dem Pappschild, das ständig umklappt. "Dass so et was<br />

passiert in unserem Staat, das darf nicht verheimlicht werden", sagt Klein. Öko -<br />

strom ist das für ihn nicht, was unter anderem mit Hilfe von Turbinen in der Nähe<br />

des Diezer Campingplatzes erzeugt wird. Und was er da an toten Aa len am frü -<br />

hen Morgen ge borgen hat, das passiere im Jahr an die 20 bis 25 Mal <strong>und</strong> an<br />

jeder Wasserkraft an lage. Und es sei nur die Spitze des Eisbergs, was er da ausgebreitet<br />

habe. Alle toten Tiere seien über 65 Zentimeter lang. Sie landeten in<br />

dem Rechen, der den Turbineneinlauf schütze. Der hohe Wasserdruck verhindere,<br />

dass sie dort wieder wegkommen. Und dann werden die Fische vom Rechenrei -<br />

niger zerdrückt oder tödlich verletzt. Was un ter der Größe von 65 Zentimetern<br />

bleibe, werde durch die Rechen der Anlagen nicht aufgehalten <strong>und</strong> lande in den<br />

Tur binen. Das bedeute fast immer den Tod für die Fische.<br />

Auf Wanderschaft<br />

"Ökostrom rottet Aale aus", wiederholt Klein mehrmals. Allerdings streitet der<br />

Mann auch gegen die <strong>Nutzung</strong> der Windkraft, <strong>und</strong> die ganze Diskussion um den<br />

Klima wan del hält er ohnehin für Humbug. Und Fukushima ist für ihn ein Erd beben,<br />

ein Tsunami – aber kein Anlass, um der Atomenergie abzuschwören. Was er auf<br />

dem Pflaster der Fußgängerzone ausgebreitet hat, sind Blankaale. Ein Fisch, der<br />

auf Wanderschaft geht. Jetzt zum Beispiel im Herbst <strong>und</strong> bei einem leicht erhöhten<br />

Wasserstand der Lahn. Das Ziel ist die Saragossasee in der Nähe der Bermuda-<br />

Inseln, dort laicht der Europäische Aal, der sein ganzes Leben im Süßwasser verbringt<br />

<strong>und</strong> dann im Salzwasser für Nachwuchs sorgt <strong>und</strong> dann stirbt.<br />

Seite 20


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

„Klein“-Krieg<br />

im Nassauischen<br />

sucht Einfluß<br />

auf das Image der<br />

Wasserkraftnutzung<br />

Ausgerechnet auf diesem Weg lauern<br />

viele Gefahren, vor allem durch die<br />

Was ser kraft werke. Ist der Aal erst einmal<br />

im Rhein, dann hat der Fisch zumindest<br />

damit nichts mehr zu schaffen. Und<br />

deshalb gibt es nach Angaben von<br />

Klein auch immer wieder Aktionen, um<br />

Aale einzufangen <strong>und</strong> sie in den Rhein<br />

zu verfrachten.<br />

Unnütze Anlagen<br />

"Geld verdienen auf Kosten der Natur", sagt Klein über den Sinn der Wasser kraft an -<br />

lagen für ihre Betreiber. In Deutschland gäbe es 7700 Anlagen, die mit Hilfe der Was -<br />

serkraft Strom produzierten. Die 350 größten Anlagen seien dabei für 95 Prozent der<br />

per Wasser kraft erzeugten Strommenge verantwortlich. Der Rest könne stillgelegt werden,<br />

ohne dass es Auswirkungen habe. Klein rügt, dass die Behörden bei der Überwachung<br />

der Anlagen nicht durchgreifen. Aber das sei ja durchaus nachvollziehbar, wenn<br />

von ganz oben die Devise ausgegeben werde: Energiewende <strong>und</strong> mehr Ökostrom. Da -<br />

zu passe denn auch der Bau einer neuen Anlage in Bad Ems. Für ihn kann es nur heissen:<br />

Die Wasserkraft werke stilllegen – zumindest in den Zeiten, in denen die Aale wandern.<br />

Die außergewöhnliche Pro testaktion ruft auch die Hüter des Gesetzes auf den<br />

Plan. Sie wollen den Ausweis von Klein sehen <strong>und</strong> fragen nach der Genehmigung. Klein<br />

bleibt – auch am Nach mittag steht er noch mit den toten Aalen zu Füßen in der Nähe<br />

des Rathauses. Das neue Was ser kraftwerk in Bad Ems, das an einem Altstandort errichtet<br />

wird, ist nach Angaben der Genehmigungsbehörde, die SDG Nord, mit einer Rut -<br />

sche für die Fische ausgestattet. Damit so, so Sprecherin Sandra Hansen-Spurzem, soll<br />

dem Schutz der Fische verstärkt Rechnung getragen werden. Zwischen Marburg <strong>und</strong><br />

der Landesgrenze zwischen Diez <strong>und</strong> Limburg gibt es nach An ga ben von Gabriele<br />

Fischer, Sprecherin des Regierungspräsidiums in Gießen, 15 Wasser kraftanlagen. Da -<br />

von sind bisher nur drei Anlagen mit einem Rechen ausgerüstet, der einen großen<br />

Schutz der Fische gewähre. Die Betreiber der Anlagen mit alter Technik seien vom<br />

Regierungspräsidium angeschrieben <strong>und</strong> auf notwendige Verbesserungen aufmerksam<br />

ge macht worden. Die Aufsichtsbehörde geht davon aus, dass die Umrüstung in zwei<br />

Jah ren abgeschlossen ist. Auch die Wasserkraftanlage in Limburg sei noch nicht umgestellt.<br />

(jl, aus: Nassauische Neue Presse vom 07.11.2012)<br />

Seite 21<br />

Polemik


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Information als Ansatz <strong>zur</strong> Deeskalation:<br />

Seite 22<br />

aus: Frankfurter Neue Presse vom 29.11.2012


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Aale <strong>und</strong> Wasserkraft<br />

Die Bestandsentwicklung der Aale wird in unseren Breiten am Umfang des<br />

Glasaalaufstiegs bemessen - so auch der von den beteiligten Behörden ent -<br />

wickelte "Aalbewirtschaftungsplan für das Flusseinzugsgebiet der Weser"<br />

(2008). Danach werden für den Zeitraum 1950 bis 1980 jährlich durchschnittlich<br />

7,5 Mio. aufwandernde Glasaale angegeben, deren Zahl sich<br />

über 3,5 Mio. (1985), 2,5 Mio. (1990), 1,5 Mio. (1995), 1,0 Mio. (2000)<br />

<strong>und</strong> 0,5 Mio. (2005) mit weiter abnehmender Tendenz reduziert hat.<br />

Erstaunlicherweise stellt der Aalbewirtschaftungsplan nicht die Frage, wa -<br />

rum der natürliche Glasaalaufstieg seit Beginn der 1980er Jahre so dra -<br />

stisch abgenommen hat. Vielmehr orientiert sich das Bestandsmodell <strong>zur</strong><br />

Einschätzung des <strong>Erhaltung</strong>szustandes der Aalpopulationen an Bestand<br />

<strong>und</strong> Menge der abwandernden Blankaale. Dazu wird eine Zielabwande -<br />

rungsrate von 40% der Blankaal-Biomasse zugr<strong>und</strong>egelegt. Diese Rate<br />

wird im Referenzzeitraum 2005 - 2007 überschritten <strong>und</strong> beträgt ca. 62 %.<br />

Was als unvermeidliche Konsequenz aus einer mehr als deutlich reduzier -<br />

ten natürlichen Zuwanderung resultiert <strong>und</strong> entsprechend einen "demo -<br />

gra phischen Wandel in der Alterspyramide" der Aale hervorruft, wird die<br />

Wasserkraft als der entscheidende Mortalitätsfaktor "<strong>zur</strong>echtgerechnet".<br />

Dabei geht das Bestandsmodell im Gr<strong>und</strong>ansatz zunächst lediglich von<br />

2,7 % Biomassenverlust an Wasserkraftanlagen aus (zum Vergleich: Die<br />

na tür liche Sterblichkeit liegt bei etwa 11%), kommt jedoch zu der Schluß -<br />

fol gerung, dass "die Wasserkraft ... maßgeblich an der Mortalität der ab -<br />

wandernden Blankaale beteiligt <strong>und</strong> damit für die geringe Abwande rungs -<br />

rate mitverantwortlich" ist (ebenda, S. 22). Immerhin erfolgt noch eine<br />

Diffe renzierung, die allerdings von der weiteren Polemik nicht wahrge -<br />

nommen wird <strong>und</strong> feststellt, „dass vor allem bei Ausbaudurchflüssen von<br />

über 20 m³/s ... derzeit keine Möglichkeit..., Rechen mit den für den Aal -<br />

schutz relevanten lichten Stabweiten einzusetzen" besteht - mithin also die<br />

"kleine Wasser kraft" für die Aaldiskussion eine eher geringe Rolle spielt.<br />

Mit Blick auf eine wirksame Lösung der Problematik sollten die<br />

beteiligten Behörden vielleicht einmal den Versuch wagen, den<br />

Aalbewirt schaftungs plan für das Sargossameer, der Kinderstube<br />

der Aale, mit Frankreich zu besprechen, welches seit Beginn der<br />

1980er Jahre den Fang der Glasaale dort intensiviert hat... (jh)<br />

Aale<br />

Seite 23


Mühlengickel - Mitteilungen aus<br />

Querbauwerke<br />

als Basis einer<br />

schutzwürdigen<br />

Landschaft<br />

Es ist kaum zu<br />

glauben, aber Tatsache:<br />

Querbauwerke können<br />

wohl auch im Sinne des<br />

Naturschutzes sein. Es ist<br />

offenbar alles eine Frage<br />

der Welt anschauung.


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Fließgewässerversauerung <strong>und</strong> Gewässerbiologie<br />

Das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft <strong>und</strong> Gewerbeaufsicht<br />

(LUWG) Rheinland-Pfalz dokumentiert im Gewässerzustands be -<br />

richt 2010 für Rheinland-Pfalz (Mainz, 2011) eine langjährige Un -<br />

tersuchung der Gewässerversauerung in den Höhenlagen des<br />

H<strong>und</strong>s rücks. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen ein weiteres<br />

Mal, dass die biologisch-chemischen Bedingungen in den<br />

Fließ gewässern eine wesentliche Rolle bei der Ausbildung der Ge -<br />

wässerlebensgemeinschaften haben.<br />

Der H<strong>und</strong>srück besteht im wesentlichen aus verwitterungsfestem,<br />

kalkarmem Quarzit. Die Bachoberläufe des H<strong>und</strong>srück sind daher<br />

von Natur aus nur schwach gegen Säureeintrag gepuffert <strong>und</strong> be -<br />

finden sich zudem nahezu vollständig in bewaldetem <strong>und</strong> somit zu -<br />

sätzlich natürlich versauerungslastigem Gebiet. In Verbindung mit<br />

der "Saurer Regen-Diskussion" wurden im Bereich des H<strong>und</strong>srück<br />

zu Beginn der 1980er Jahre niedrige pH-Werte <strong>und</strong> starke Ver sau -<br />

erungen von Bachläufen im H<strong>und</strong>srück festgestellt. Das LUWG be -<br />

treibt seit 1982 das "Saure Bäche - Messprogramm" an Bachober -<br />

läufen im H<strong>und</strong>srück. Gegenwärtig werden noch zehn Messstellen<br />

des Überwachungsprogramms im monatlichen Rhythmus che -<br />

misch-physikalisch beprobt. In größeren Abständen werden auch<br />

die Wirbellosen als biologische Indikatoren der Gewässerver saue -<br />

rung untersucht.<br />

Das LUWG stellt fest: "Seit Mitte der 1990er-Jahre ist die Versaue -<br />

rung von Fließgewässern rückläufig. Dieser langsam verlaufende,<br />

po sitive Trend bestätigt sich europaweit. Ermöglicht hat dies die in -<br />

ternational erfolgreiche Verminderung des Ausstoßes von säurebil -<br />

denden Luftschadstoffen seit Ende der 1980er-Jahre (drastischer<br />

Rückgang der Schwefeldioxidbelastung durch Rauchgasentschwe fe -<br />

lung von Kohlekraftwerken, Reduktion des Schwefelgehalts in<br />

Treib stoffen <strong>und</strong> Heizöl, Reduktion von Stickstoffoxiden durch Ein -<br />

satz von Katalysatoren etc.)."<br />

Kennzeichnend für den positiven Entwicklungstrend ist die Abna h -<br />

me der Konzentrationen typischer Kenngrößen der Gewässerver -<br />

Erkenntnisse<br />

Seite 25


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

sau erung wie Sulfat <strong>und</strong> Aluminium an allen Programm-Mess stel -<br />

len. Dazu zeichnet sich etwas zeitverzögert seit mehreren Jahren<br />

ein langsamer Aufwärtstrend für den pH-Wert ab. Während an zwei<br />

von drei untersuchten Bachläufen die anfänglich (je nach Nieder -<br />

schlag <strong>und</strong> Abfluss) extremen Schwankungen der pH-Werte zwi -<br />

schen stark sauren <strong>und</strong> neutralen Verhältnissen nicht mehr auftre -<br />

ten, zeigt der dritte Bach nachwievor Säureschübe während Regen -<br />

perioden oder der Schneeschmelze. Dort blieben die Artenzahlen<br />

der Wirbellosen auf niedrigem Niveau (8-12 Arten), während die<br />

Artenzahl in den beiden anderen Bachläufen auf 17-24 angestiegen<br />

ist, nachdem dort zu Beginn der Beobachtungen nur 5-8 "säure -<br />

feste" Arten gef<strong>und</strong>en wurden.<br />

Versauerung geht, Artenzahl steigt, Forellen kehren <strong>zur</strong>ück<br />

Nach LUWG ist in beiden Bächen "in den letzten Jahren ein deutlicher<br />

Anstieg der Wiederbesiedlung durch säureempfindlichere<br />

Wirbellosenarten zu beobachten. Erstmals treten auch Eintags flie -<br />

gen <strong>und</strong> weitere Köcherfliegenspezies auf. Auch Forellen sind zu -<br />

mindest an einem der Bäche zeitweise wieder zu entdecken".<br />

Noch fehlen in den untersuchten H<strong>und</strong>srück-Bächen die Bachfloh -<br />

krebse, die mit ihren hohen Biomasse ein wesentliches Element der<br />

Nahrungskette darstellen, ebenso fehlen auch Wasserschnecken<br />

<strong>und</strong> weitere Vertreter unter den Eintags- <strong>und</strong> Köcherfliegen. Auch<br />

wenn das LUWG abschließend feststellt: "Die vollständige Rücker -<br />

oberung ehemals stark versauerter Bachoberläufe durch typspezifi -<br />

sche, säuresensible Arten wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen,<br />

vorausgesetzt der Trend abnehmender Säureeinträge in die Ge wäs -<br />

ser hält auch künftig an" zeigen die Ergebnisse unmissverständlich,<br />

dass die stofflichen Bedingungen eines Gewässers die maßgebliche<br />

Kriterien für die Besiedlung mit Gewässerorganismen darstellen. In<br />

Anbetracht der ebenfalls aus dieser Studie ablesbaren langwierigen<br />

Prozesse der Regeneration der Fließgewässer mutet die vorrangige<br />

Orientierung der Wasserbehörden auf die Durchsetzung baulicher<br />

Maßnahmen an vermeintlichen Wanderhindernissen irgendwie<br />

hilflos, aber in jedem Fall ausgesprochen aktionistisch an. (jh)<br />

Seite 26


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

„Endlich gibt es Strom!“<br />

In Deutschland nimmt die behördliche <strong>und</strong> fachtechnische Akribie<br />

schon fast groteske Formen an - wie auch einige Beiträge dieser<br />

Aus gabe des Mühlengickels zeigen. Derweil "bemüht" man sich in<br />

anderen Teilen dieser unserer Welt ganz anders um die Wasser -<br />

kraft.<br />

Schauplatz Laos, der einzige Staat Südostasiens ohne direkten Zu -<br />

gang zum Meer. Laos ist eines der ärmsten Länder der Erde. Mehr<br />

als ein Drittel der 6,5 Millionen Laoten sind Analphabeten, 26 Pro -<br />

zent leben unterhalb der Armutsgrenze. Laos hat nur einen einzigen<br />

Rohstoff, der sich nennenswert ausbeuten läßt: die Wasserkraft.<br />

Die regierende Kommunistische Partei will, das Laos <strong>zur</strong> "Batterie"<br />

Südostasiens wird. Über 150 Dammbauprojekte sind in Planung,<br />

erst 14 Staudämme sind an Nebenflüssen des Mekong in Betrieb.<br />

Der Mekong ist der zehntgrößte Fluss der Welt. Er erstreckt sich<br />

über 4.300 km <strong>und</strong> fließt durch China, Myanmar, Thailand, Laos,<br />

Kambodscha <strong>und</strong> Vietnam. Von der Quelle auf dem tibetischen<br />

Hochplateau bis zum Delta im Südchinesischen Meer überwindend<br />

der Mekong 5.200 Höhenmeter. Das beträchtliche Gefälle hat ihm<br />

in China den Namen "Lancang Jian", der turbulente Fluss, eingebracht.<br />

Nun soll der Mekong gebändigt, die Energie in Strom umgewandelt<br />

werden.<br />

Hoffnung<br />

Ungebändigte Energie an<br />

den Mekong-Wasserfällen<br />

bei Khon-Phapheng<br />

Seite 27


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Insgesamt sind elf Dämme am Mekong geplant. Seit November<br />

2012 wird nun der erste große Staudamm, der "Xayaburi", gebaut.<br />

250 Kilometer nördlich der Hauptstadt Vientiane soll ein 32 m<br />

hohes Stauwerk entstehen. 820 m soll das Stauwerk breit werden<br />

<strong>und</strong> in sechs Jahren soll es Strom liefern.<br />

Der Mekong ist der fischreichste Fluss der Welt <strong>und</strong> Proteinquelle<br />

für 60 Millionen Menschen. Diese Produktivität verdankt der Fluss<br />

den unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten, dem Wechsel zwi -<br />

schen Regen- <strong>und</strong> Trockenzeit sowie den Sedimenten. Die Sedi -<br />

mente sorgen 1.500 km südlich des geplanten ersten Mekong-Stau -<br />

dammes in Vietnam für ein ausgedehntes Deltaland, welches als<br />

Reiskammer Südostasiens gilt. Der Fluss verzweigt sich dort in viele<br />

Arme <strong>und</strong> fließt in das Südchinesische Meer. Um die Fluss ar me hat<br />

sich fruchtbarer Schwemmlandboden gebildet, von dem die vietnamesischen<br />

Bauern bis zu drei Ernten im Jahr einfahren.<br />

Der Staudamm "Xayaburi" <strong>und</strong> die<br />

weiteren Staudämme werden den<br />

Mekong gr<strong>und</strong>legend verändern.<br />

Allein das Staubecken des "Xaya -<br />

buri" wird 60 Kilometer lang <strong>und</strong><br />

zum stehenden Gewässer, in dem<br />

sich die Sedimente absetzen. Der<br />

Staudamm entscheidet eines Tages<br />

mit darüber, wieviel Ernte die Reis -<br />

bauern im Mekong-Delta noch erwarten können. Seit Jahren hatte<br />

die Kommission der Flussanrainer die laotischen Pläne debattiert.<br />

China, Kambodscha, Thailand <strong>und</strong> Vietnam wollen, das alles so<br />

bleibt, wie es ist am Fluss der Flüsse. Laos wollte dafür entschädigt<br />

werden, verschob das Dammprojekt <strong>und</strong> sagte eine Umweltver träg -<br />

lichkeitsprüfung zu. Die liegt nun vor <strong>und</strong> wurde unter Mitwirkung<br />

europäischer Ex perten erstellt. Sie bescheinigt dem Projekt allenfalls<br />

lokale Auswir kungen auf die Umwelt. Die Regierungspartei hat<br />

zugesagt, dass für die Fische eine Treppe gebaut wird. Eine Fisch -<br />

treppe, damit die Tie re weiterhin in ihre Laichgebiete ziehen können,<br />

weiterhin <strong>zur</strong> Paarung ins Meer, so wie es ihnen ihr Lebens -<br />

rhythmus vorgibt.<br />

Seite 28


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Im Oktober 2012 meldete der österreichische Konzern Andritz, dass<br />

es die elektromechanische Ausrüstung mit acht Kaplanturbinen für<br />

das Laufkraftwerk "Xayaburi" für die Stromproduktion in der Grös -<br />

senordnung eines durchschnittlichen europäischen Atomkraftwerks<br />

liefert. Nach der Meldung schnellte der Börsenkurswert des Kon -<br />

zerns in die Höhe. Derweil erfreuen sich die Menschen im Bereich<br />

der Damm-Baustelle, dass ihre Dörfer endlich Strom haben. Für<br />

diese Verbesserung ihres Lebensstandards nehmen sie <strong>und</strong> das<br />

Land Laos in der Hoffnung auf wirtschaftliches Wachstum auch<br />

den Verlust von Feldern <strong>und</strong> Gärten von etwa 200.000 Menschen<br />

in Kauf.<br />

Zumindest im Vergleich zu "unseren" ökologischen Beeinträch ti -<br />

gungen durch die Wasserkraftnutzung stellt die Bändigung des Me -<br />

kong einen irreparablen Eingriff in den Naturhaushalt <strong>und</strong> in die<br />

darauf abgestimmten Landnutzungssysteme der Menschen dar.<br />

Doch ebenso wie es sich unserer Gesellschaft verbietet, die Laoten<br />

für ihr Streben nach einer Verbesserung der wirtschaftlichen Ver -<br />

hältnisse zu verurteilen, sollten die Ausmaße der ökologischen Fol -<br />

gen dieser Entwicklung auch "unsere" Schärfe bei der Umsetzung<br />

der Wasserrahmen-Richtlinie in ein rechtes Maß rücken. Während<br />

wir uns in Europa in der Diskussion bautechnischer Details <strong>zur</strong><br />

Öko logisierung der Wasserkraft verlieren, sind "wir Europäer" uns<br />

jedenfalls offensichtlich nicht zu schade, an anderen Orten der Welt<br />

mit anderen Maßstäben zu hantieren. (nr & jh)<br />

Landschaft<br />

am Mekong<br />

Mekong<br />

Foto:<br />

Michael<br />

Yamashita<br />

Seite 29


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Endlich Natur?<br />

Das Hessische Umweltministerium setzt an den Bächen <strong>und</strong> Flüs -<br />

sen auf Biber <strong>und</strong> nicht auf die ökologische <strong>Nutzung</strong> der Energie<br />

des fallenden bzw. ablaufenden Wassers.<br />

Nachdem die Biber vor allem durch die Jagd <strong>und</strong> in geringem Maß<br />

auch durch Flussregulierungen in Europa bis auf kleine Restvor -<br />

kom men reduziert waren, wurden von der Hessischen Landesre gie -<br />

rung 1987/88 erstmals 18 Biber im hessischen Spessart ausgesetzt.<br />

Die Tiere wurden aus dem Elbegebiet in das hessische Bergland<br />

um gesiedelt. Bis zum Beginn dieses Jahrh<strong>und</strong>erts hat sich daraus<br />

eine etwa 240 Tiere umfassende Population entwickelt, die in Hes -<br />

sen bis in die Gewässersysteme der Fulda <strong>und</strong> Kinzig vorgedrungen<br />

ist. Seither hält der Ausbreitungstrend der Dammbauer ungemin -<br />

dert an. Der <strong>Erhaltung</strong>szustand der Population wird somit als "gut"<br />

bezeichnet.<br />

Eine Informationsschrift des Hessischen Ministeriums für Umwelt,<br />

ländlichen Raum <strong>und</strong> Verbraucherschutz (HMULV) aus dem Jahr<br />

2004 (Natura 2000, Die Situation des Bibers in Hessen) sieht den<br />

Biber als "Schlüsselart":<br />

"Der Biber kann durch seine Tätigkeiten die Struktur von Gewäs -<br />

sern <strong>und</strong> Auen verändern. Durch die Anlage von Erdröhren <strong>und</strong><br />

Bauen initiiert <strong>und</strong> beschleunigt er Uferabbrüche. Deutliche Verän -<br />

derungen entstehen auch bei der Anlage von Dämmen. Diese werden<br />

vor allem in kleinen <strong>und</strong>/oder schnell fließenden Gewässern<br />

angelegt <strong>und</strong> treten daher in den Mittelgebirgsräumen Hessens<br />

häu figer auf als z.B. an der Elbe. Durch den Wasseraufstau an den<br />

Dämmen entstehen in einem Fließgewässer stillgewässertypische<br />

Bereiche. Außerdem sterben Ufergehölze durch Überstauung ab<br />

<strong>und</strong> es entstehen die sog. Biberwiesen, natürlich entstandene Offen -<br />

landbereiche in der Aue. Insgesamt kommt es zu Verschiebungen<br />

im Artenspektrum, wobei die Artenvielfalt in der Regel deutlich<br />

steigt (ebenda, S. 12)".<br />

Seite 30


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Foto:<br />

Jiri Bohdahl<br />

„Isch darf das!“<br />

Biber<br />

Diese Beschreibung deckt sich<br />

zumindest in wesent lichen<br />

As pekten mit den landschaft -<br />

lichen <strong>und</strong> hydraulischen Ein -<br />

flüssen der kleinen Wasser -<br />

kraft werke <strong>und</strong> Mühlen. Doch<br />

was dem Biber an Verän de rungen der Landschaft <strong>und</strong> des<br />

Abflußgeschehens zugestanden wird, gereicht der Wasser -<br />

kraftnutzung heutzutage zum Vorwurf ... (jh)<br />

Seite 31


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Die Debatte über den Anteil der Ökostromumlage an<br />

der Strompreisentwicklung regt zum Nachdenken an:<br />

Hier ein paar Impulse<br />

Seite 32<br />

Bei nur 10.000 km<br />

Jahresfahrleistung <strong>und</strong><br />

einer Benzin preiser -<br />

höhung mit einer über<br />

das Jahr gerechneten<br />

durchschnittlichen<br />

Steigerung um 2,5 Cent<br />

<strong>und</strong> einem Verbrauch<br />

von 7,5 l/100 km erge -<br />

ben schon Mehrkosten<br />

in Höhe von 187,50 €...


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

DIE LINKE - Fraktion im hessischen Landtag meldet:<br />

Neue R<strong>und</strong>e in der Umsetzung der EG-<br />

Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Hessen<br />

Für die Flussgebietseinheiten Weser <strong>und</strong> Rhein muss der Bewirt -<br />

schaftungsplan für den Zeitraum von 2015 bis 2021 neu erstellt<br />

werden. Seit dem 22. Dezember 2012 liegt dazu der Entwurf des<br />

„Zeitplans <strong>und</strong> Arbeitsprogramms <strong>zur</strong> Erstellung des Bewirt schaf -<br />

tungsplans 2015-2021 für die hessischen Anteile an den Flussge -<br />

bietseinheiten Weser <strong>und</strong> Rhein“ aus. Bis zum 22. Juni 2013 können<br />

dazu Stellungnahmen abgegeben werden. Der Entwurf <strong>und</strong> die<br />

wei teren Modalitäten sind auch online auf den Seiten des Hessi -<br />

schen Umweltministeriums zu finden.<br />

Um möglichen Missverständnissen vorzubeugen: Es geht noch<br />

nicht um Stellungnahmen zu den Bewirtschaftungsplänen. Ausge -<br />

legt ist das Arbeitsprogramm (nebst Zeitplan), welches <strong>zur</strong> Erstel -<br />

lung eines neuen Bewirtschaftungsplans absolviert werden soll.<br />

Dennoch sollte auch diese Schritt bereits intensiv <strong>und</strong> kritisch be -<br />

gleitet werden.<br />

Unser besonderes Augenmerk liegt hier auf dem Arbeitsprogramm<br />

für die Flussgebietseinheit Weser mit der enormen Belastung durch<br />

die Hessisch-Thüringische Kaliindustrie. Die Hessische Umwelt mi -<br />

ni sterin hat bereits darauf hingewiesen, dass es gemäß der WRRL<br />

auch die Möglichkeit gäbe „weniger strenge Umweltziele festzulegen,<br />

wenn es sich im Laufe der kommenden Bewirtschaftungs zyk -<br />

len der Wasserrahmenrichtlinie herausstellen sollte, dass das Ziel<br />

des guten Zustandes nicht erreicht werden kann“. (Lucia Puttrich,<br />

23.08.2012, Sitzung des Umweltausschusses). Wir lehnen die Stra -<br />

tegie, die Umweltziele an die Produktionsverfahren der Kali-Indu -<br />

strie anzupassen r<strong>und</strong>weg ab. Eine rückstandlose Kaliförderung ist<br />

möglich <strong>und</strong> ökologisch wie ökonomisch sinnvoll. K+S muss seine<br />

Produktion auf den Stand der Technik bringen. (al)<br />

Politik<br />

Seite 33


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Frist: 28.02.2013:<br />

Wasserbucheintragung sichern -<br />

Verfalldatum 01.03.2020 vermeiden!<br />

Die vorliegende Information hinsichtlich der ordnungsge -<br />

mäßen Ein tragung der Rechte im Wasserbuch <strong>zur</strong> Befri -<br />

stung der Eintra gung von Wasserrechten sind richtig.<br />

Gr<strong>und</strong>lage ist das WHG vom 31. Juli 2007 mit der Ände -<br />

rung vom 05.12.2012, besonders beim § 21:<br />

Anmeldung alter Rechte <strong>und</strong> alter Befugnisse. Danach gehen die<br />

Rechte am 01.03.2020 verloren, wenn diese nicht bis zum 01.03.<br />

2013 angemeldet sind. Problematisch sind also Wasserrechte, die<br />

bisher noch überhaupt nicht im Wasserbuch eingetragen sind sowie<br />

solche Rechte, die (ggf. irrtümlich) nur teilweise im Wasserbuch<br />

eingetragen sind. Wie ist vorzugehen?<br />

1. Beschaffen Sie sich einen vollständigen Ausdruck aus der Was -<br />

serbuchakte inkl. der dazu gehörenden technischen Unterlagen<br />

aus den Wasserbuchakten, damit Sie feststellen können, ob alles<br />

noch richtig eingetragen ist.<br />

2. Sollte keine Eintragung feststellbar sein, beantragen Sie die ordnungsgemäße<br />

<strong>und</strong> vollständige Eintragung aller Ihrer Rechte in<br />

das Wasserbuch.<br />

3. Sollten Rechte eingetragen sein, sind diese auf Vollständigkeit<br />

hin zu überprüfen. In der Regel sind dies<br />

A - das Staurecht (incl. Wehranlagen)<br />

B - Recht zum Ableiten des Wassers <strong>zur</strong> WKA<br />

C - Recht zum Wiedereinleiten des Triebwassers in Gewässer<br />

D - Recht zum Aufstauen im Mühlgraben bei Ausleitung<br />

4. Die eingetragenen Rechte sollte man auch hinsichtlich Umfang<br />

(richtige Stauhöhe u. richtige Wassermengen) überprüfen. Soll -<br />

ten Sie in den alten Rechten keine Höhen- <strong>und</strong> Mengenbe gren -<br />

zungen feststellen, so achten Sie bitte darauf, dass bei der Ein -<br />

tragung nicht über die Festsetzung unzutreffender max. Stau -<br />

höhen bzw. Wassermengen Ihre Rechte beschnitten werden.<br />

Minden, den 07.01.2013 - Paul Demel, DGM-Wasserbeauftragter<br />

Kontakt: Holzhauser Strasse 102, 32425 Minden/Westf.<br />

Seite 34<br />

„Die Schlinge um die traditionelle<br />

Wasserkraftnutzung zieht sich<br />

immer weiter zu!“


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

www.ag-artenschutz.de<br />

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<br />

<br />

<br />

<br />

Auenökologie<br />

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<br />

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<br />

„Hochwasser- <strong>und</strong> Artenschutz, Schutz <strong>und</strong><br />

Renaturierung europäischer Auengebiete“<br />

Die Tagung bietet ein Forum, um aktuelle Fragen, Modelle <strong>und</strong> praktische Maßnahmen an<br />

Fließgewässern <strong>und</strong> ihren Auen vorzustellen <strong>und</strong> zu erörtern. Die Beiträge werden zeitnah<br />

in<br />

<br />

einem Heft der Zeitschrift Artenschutzreport publiziert.<br />

In <br />

Ergänzung der bereits traditionellen Themen um die ökologischen Gr<strong>und</strong>lagen, zu Modellen<br />

<strong>und</strong> Erfahrungen auf dem Weg zu gesamtökologisch verträglicher Pflege <strong>und</strong> Entwicklung<br />

<br />

sowie <strong>zur</strong> Bedeutung <strong>und</strong> den Anforderungen der Pflanzen <strong>und</strong> Tiere einschließlich<br />

<br />

der großen Weidetiere in den Lebensgemeinschaften der Fließgewässer-Ökosysteme<br />

lenken wir diesmal das Augenmerk auf Mühlenbauwerke <strong>und</strong> auf Fließgewässer des Balkan.<br />

<br />

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Seite 35


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Nachtrag <strong>zur</strong> Entwicklung der<br />

Wasserkraftnutzung an der Lahn<br />

Seite 36


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

aus:<br />

Entwicklung<br />

Seite 37


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Die Mühlen im unteren Haunetal<br />

Eine beeindruckende neue Veröffentlichung von Harald Neuber,<br />

erschienen im Verlag Moritz Schäfer, Detmold 2012.<br />

468 Seiten, 232 Abbildungen, davon zahlreiche farbig, 24,95 €<br />

Der Autor beschreibt 21 Mühlen im unteren Tal der Haune <strong>und</strong> ei -<br />

nigen ihrer Nebenbächen zwischen Haunetal <strong>und</strong> Bad Hersfeld.<br />

Nach jahrelanger Arbeit im Staatsarchiv Marburg <strong>und</strong> der erfolg -<br />

reichen Befragung aller mit der Geschichte dieser Mühlen verb<strong>und</strong>enen<br />

Familien legt der Verfasser eine beispielhafte, wissenschaft -<br />

lich f<strong>und</strong>ierte Arbeit vor. Dabei behandelt er die Mühlen, die in<br />

adeliger oder kirchlicher Regie angelegt wurden <strong>und</strong> legt seine<br />

Quellen in 631 Fußnoten offen. Für den Leser des „Mühlengickel“<br />

wird bei spielsweise der Bestand „Getreidemühlen, Strohpressen<br />

<strong>und</strong> sonstige Wassertriebwerke“, der von 1893 – 1912 entstand <strong>und</strong><br />

im Staatsarchiv Marburg verwahrt wird, auch bezüglich anderer<br />

nordhessischer Mühlen von großem Interesse sein. Für 10 der vor -<br />

ge stellten Mühlen kann er hier diese kulturgeschichtlich wertvolle<br />

Quelle veröffentlichen.<br />

Neuber gibt für jede der Mühlen nicht nur den Standort mit Num -<br />

mer der jeweiligen Topographischen Karten sowie den dazugehö -<br />

renden Rechts- <strong>und</strong> Hochwerten exakt an, sondern schildert das<br />

Schicksal der Getreidemühlen auf der Basis der reichen Akten über -<br />

lieferung <strong>und</strong> geht auch auf vorhandene Mühlenarten (Pulver-,<br />

Papier-, Säge- <strong>und</strong> Walkmühlen) ein. Die außergewöhnlich gute<br />

Quellenlage <strong>und</strong> intensive Auswertung der Quellen, zu Vorfällen<br />

<strong>und</strong> Besonderheiten der Mühlengeschichte der früheren Zeiten er -<br />

möglichen ihm eine eingehende Schilderung <strong>und</strong> die Vermittlung<br />

eines anschaulichen Bildes der alten Mühlenverhältnisse. Durch<br />

zahlreiche Kartenreproduktionen <strong>und</strong> Abbildungen aus Privatbesitz<br />

kann er seine Arbeit noch außergewöhnlich bereichern.<br />

So beginnt er die Darstellung der einzelnen Mühlen mit zwei Wü -<br />

stungen: (Pulvermühle in Haunetal-Hermannspiegel <strong>und</strong> der Müh -<br />

le am „Gartenborg“ in Haunetal-Meisenbach). Er schildert den<br />

Seite 38


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

regelrechten Mühlenbauboom im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> beschreibt<br />

Erbleih- <strong>und</strong> Pachtmühlen. Man muss schon in die Darstellung der<br />

einzelnen Mühlen einsteigen um die jeweilige Weiterentwicklung<br />

der einzelnen Mühle <strong>zur</strong> Kunstmühle, bis zum Zeitpunkt der Be -<br />

endigung des Mühlengewerbes oder der Wasserkraftnutzung fest zu -<br />

stellen. Ebenso findet man hier die Schilderung in Wort <strong>und</strong> Bild<br />

der unter der Regie der Familie Nebe produzierenden Mühle in<br />

Hau netal-Odensachsen, die unter dem Markennamen „Haunegold“<br />

ihre Produkte erfolgreich vermarktet.<br />

Im besonderen Teil Geschichtliches zu Mühlen publiziert er den<br />

„Kampf der Buchenauer Müller gegen die Müller im Fuldaer Amt<br />

Fürsteneck“, die „Akziseerhebung im Gericht Schildschlag“, „Hessi -<br />

sche Mühlenordnungen“ von 1615 <strong>und</strong> 1753, die „Mühlengesetz ge -<br />

bung im Fuldaer Territorium“ <strong>und</strong> aus dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert we -<br />

sent liche „Gesetze, Verordnungen“ u. ä. aus der kurhessischen bzw.<br />

preußischen Verwaltung.<br />

Unter Kulturgeschichtliches druckt er den Schwank von Heinrich<br />

Ruppel „Die Hochzeit in der Muskatmühle“ ab.<br />

Der Anhang enthält Urk<strong>und</strong>enübertragungen <strong>zur</strong> Geschichte der<br />

osthessischen Mühlen von 1326 bis 1796, die nicht nur mühlen -<br />

geschichtlich, sondern auch zu Vergleichszwecken bezüglich anderer<br />

Verträge dieser Art interessant sind.<br />

Das Verzeichnis der Hessischen Münzen, Maße <strong>und</strong> Gewichte bildet<br />

den unumgänglichen Abschluss für die nordhessische Mühlen kun -<br />

de.<br />

Das vorgelegte Werk nimmt unter den hessischen Mühlenbüchern<br />

schon jetzt eine besondere Stellung ein <strong>und</strong> sollte in keiner hessi -<br />

schen mühlenk<strong>und</strong>lichen Bibliothek fehlen. (hr)<br />

Rezension<br />

Seite 39


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

„Mühlen im Hochtaunuskreis“ –<br />

Neue dreibändige Publikation vorgestellt<br />

Hochtaunuskreis. Termingerecht zum „Deutschen Mühlentag“ prä -<br />

sentierte das Kreisarchiv des Hochtaunuskreises am Pfingstmontag<br />

die dreibändige Dokumentation „Mühlen im Hochtaunuskreis“ der<br />

Öffentlichkeit.<br />

Die Publikation ist das Ergebnis eines mehrjährigen, am Kreis -<br />

archiv des Hochtaunuskreises angesiedelten Projektes. Die beiden<br />

Bearbeiter Ingrid Berg <strong>und</strong> Alexander Wächtershäuser haben die<br />

von Reinhard Michel initiierte <strong>und</strong> begonnene Arbeit in den letzten<br />

Jahren fortgesetzt <strong>und</strong> nun zum Abschluss gebracht. Entstanden ist<br />

ein Nachschlagewerk, in dem sämtliche 234 bekannten historischen<br />

Mühlenstandorte mit ihrer jeweiligen Geschichte erfasst sind. R<strong>und</strong><br />

70 Abbildungen <strong>und</strong> ein Namensverzeichnis von r<strong>und</strong> 1.900 bisher<br />

erfassten Müllern ergänzen das insgesamt 573 Seiten starke Werk.<br />

„Auch wenn es heute im<br />

Hoch taunuskreises keine ar -<br />

beitende Mühle mehr gibt, so<br />

bildeten die Werke einst den<br />

Lebensnerv für die Men schen<br />

im Taunus“, betont Landrat<br />

Ulrich Krebs. „Deshalb wird<br />

das Mühlenkataster für künftige<br />

orts- <strong>und</strong> regionalge -<br />

schichtliche For schungen<br />

sicher ein wichtiges Nach -<br />

schlagewerk sein.“<br />

Berechtigte Freude<br />

über ein gelungenes Werk<br />

Von links: Marianne Beckert<br />

(Sprecherin Arbeitskreis Geschichts-<br />

<strong>und</strong> Heimat vereine im<br />

Hochtaunuskreis), Ingrid Berg<br />

(Autorin), Marion Unger (Verein<br />

Geschichte <strong>und</strong> Heimatk<strong>und</strong>e<br />

Oberursel) <strong>und</strong> Alexander<br />

Wächtershäuser (Autor)


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Mühlensignatur 02.M09 Bachsystem Erlenbach<br />

Leitname Brückenmühle (WEH) Ersterwähnung 1363 (?)<br />

Standort Wehrheim/Wehrheim<br />

Saalburgchaussee, an der<br />

Brücke über den<br />

1685<br />

Stilllegung Vor 1950<br />

Erlenbach<br />

Weitere Namen Elendsmühle;<br />

Gewässername Erlenbach Techn. Details 1854 ein Mahlgang<br />

Leickersmühle<br />

<strong>Nutzung</strong> Getreidemühle<br />

Ölmühle<br />

Heutige <strong>Nutzung</strong> Gebäude seit 2000 im Besitz<br />

von Theo Zwermann<br />

von der Lochmühle<br />

Karten u. Abb. Abb. 3<br />

Anmerkung:<br />

Nach Simon könnte es sich bei der Brückenmühle um die 1363 erwähnte „Gisen Muln“ handeln (siehe auch<br />

Pfarrmühle). In den Akten fassbar wird die Brückenmühle als Erbleihmühle des Klosters Thron 1685 mit dem<br />

Betreiber Paul Leicker; 1782 wird Heinrich Leicker genannt <strong>und</strong> 1796 dessen Sohn Friedrich Leicker. Im<br />

Mühlenverzeichnis von 1818 wird Leickers Witwe als Betreiberin genannt, 1854 Joh. Leicker; Emminghaus nennt<br />

1862 Leiker. Von 1871-1881 dauern Auseinandersetzungen wegen der Ablösung der Mühle aus dem<br />

Erbleihvertrag. Johannes Leicker verlangt Vergütung für das ihm bisher unentgeltlich zustehende Mühlenbauholz<br />

aus den Klosterwaldungen <strong>und</strong> für den unentgeltlichen Vieheintrieb. Zwischenzeitlich hat sein Schwiegersohn<br />

Heinrich Will von der Elendsmühle zu Heinzenberg (daher auch der Name Elendsmühle für die Brückenmühle)<br />

Beispielseite aus einem beispielhaften Werk<br />

<strong>zur</strong> Dokumentation der Mühlengeschichte<br />

hier: Band 1, Seite 91<br />

die Mühle übernommen, der Nachfolger ist sein Sohn Christian Friedrich Will. In der Unfallversicherung der<br />

Müller-Berufsgenossenschaft von 1886 ist Heinrich Will (Getreide- <strong>und</strong> Ölmühle) genannt, der zwei Beschäftigte<br />

mitversichert. 1893 beklagt sich Christian Will, dass Gewerbebetriebe in Neu-Anspach (z.B. der<br />

Feldsteinfabrikant Jacob Henrici, der 20ste) dem Erlenbach das Wasser entziehen, so dass er bei anhaltender<br />

Trockenheit nicht mahlen kann. 1896 Beschwerde über Christian Will, der sämtliches Wasser aus dem<br />

Mühlgraben auf seine Wiesen geleitet hat; die tiefer liegenden Mühlen können nicht mahlen. Als nächster<br />

Brückenmüller wird der 1878 in der Krebsmühle von Weißkirchen geborene Anton Droeser genannt. In den<br />

letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wird die Mühle beschossen <strong>und</strong> in Brand gesetzt. Nach dem Wiederaufbau<br />

der Gebäude wird sie nicht mehr als Mühlenbetrieb geführt.<br />

Eine handschriftliche Karteneintragung von Reinhard Michel weist auf einen Eichpfahl östlich der Brückenmühle<br />

hin.<br />

Im Verzeichnis der Wohnplätze von 1880: 1 Wohnhaus, 7 Einwohner.<br />

Literatur:<br />

Emminghaus 1862<br />

Steinmetz 1930, S. 122<br />

Simon 1986, S. 122-128<br />

Koppenhöfer 2009b, S. 206f<br />

Recherche Berg<br />

Recherche Wächtershäuser<br />

Der erste Band umfasst einen statistischen Teil, in dem die signifi -<br />

kanten Unterschiede in der Entwicklung des Usinger Landes im<br />

Ver gleich zum Vordertaunus deutlich werden. Während dort schon<br />

früh auf die Landwirtschaft als Haupterwerbsquelle gesetzt wurde,<br />

ging die Orientierung südlich des Taunuskamms hin <strong>zur</strong> wirt schaft -<br />

lich prosperierenden Messestadt Frankfurt. Darüber hinaus werden<br />

hier die Mühlen an den Gewässersystemen Usa, Eschbach <strong>und</strong> Er -<br />

lenbach vorgestellt.<br />

Im zweiten Band finden sich die Mühlen-Steckbriefe von Urselbach,<br />

Rentbach, Westerbach, Rombach/Liederbach, Dattenbach, Ems -<br />

bach, Weil <strong>und</strong> Wiesbach sowie ein Literatur- <strong>und</strong> Abbildungs ver -<br />

zeichnis.Der dritte Band enthält schließlich die Abbildungen sowie<br />

ein das umfassende Personenverzeichnis.<br />

Interessierte können die Dokumentation „Mühlen im Hochtaunus -<br />

kreis - Historische Standorte, Wasserläufe, Betriebe <strong>und</strong> Betreiber“<br />

ab sofort beim Fachbereich Kultur des Landratsamtes, Ludwig-<br />

Erhard-Anlage 1-5, 61352 Bad Homburg, Telefon 06172 999-4610<br />

zum Preis von 15,- Euro erwerben. (aw)<br />

Seite 41<br />

Geschichte


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Wer kennt noch weitere datierte Kragen-Mühlsteine?<br />

Auch die ältesten ausgedienten Mühlsteine besaßen immer noch ei -<br />

nen Wert. Entweder sie wurden im Wasserbau der Mühle <strong>zur</strong> Siche -<br />

rung von Wänden weiter verwendet, oder sie konnten als Füllma te -<br />

rial eingesetzt werden. Deshalb sind bisher nur wenige ältere Mühl -<br />

steine bekannt. Noch heute schmücken Mühlsteine gelegentlich ei -<br />

nen Garten, sie werden sogar auch gehandelt. Es lohnt sich, nach<br />

weiteren älteren Exemplaren zu forschen, um verschiedene Hinwei -<br />

se auf Konstruktionsvariationen zu erhalten.<br />

Im Kreis Bergstraße gibt es noch einige Kragen-Mühlsteine. Der<br />

älteste davon steht heute vor der ehemaligen Faltersmühle in Wald-<br />

Michelbach/Ober-Schönmattenwag. Er wurde vor einigen Jahren<br />

im Zuge von Bauarbeiten im Bereich des ehemaligen Mühlkanals<br />

im Erdreich gef<strong>und</strong>en. Er wurde also bei der F<strong>und</strong>amentierung in<br />

diesem Bereich eingesetzt. Der 1741 gehauene Stein (Abb. 1) er -<br />

scheint mit seinem Kragen (Durchmesser 101 cm) sowie seinem<br />

Inschriftsfeld bemerkenswert, weil er nicht nur das Jahr seiner<br />

Entstehung in altertümlichen Ziffern, sondern auch die Initialen<br />

des Müller Ludwig Scheid trägt. Zur Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

war der Müller eher als der Scheid Ludwig bekannt. So wird erklär-<br />

Abb. 1:<br />

Mühlstein aus<br />

Wald-Michelbach/<br />

Ober-Schönmattenwag<br />

Seite 42


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

lich, dass in dem Inschriftsfeld zunächst die Ziffer 1 für Tausend,<br />

danach die Buchstab S <strong>und</strong> L in Schreibschrift <strong>und</strong> schließlich 741<br />

in altertümlicher Ausgestaltung zu lesen sind.Der Stein ist ein<br />

echter historischer Beleg, denn durch diese Jahres zahl wird festgehalten,<br />

dass der Müller Ludwig Scheid zumindest in diesem Jahr<br />

die Erbleihe dieser Mühle übernahm. Aus welchem Grun de sollte er<br />

sonst einen, auch damals nicht ganz billigen Mühl stein in Auftrag<br />

geben. Erst zwei Jahre später erscheint unser Mül ler für dieses Dorf<br />

erstmals in den Akten (Steuerlisten) des Amtes Lindenfels als<br />

Müller.<br />

Auf dem Gelände der verschw<strong>und</strong>enen Rückertsmühle in Mühlheim<br />

am Main wurde 1974 der Kragen-Mühlstein (Durchmesser 104 cm)<br />

ausgegraben. Die gewölbte Oberseite trägt die Jahreszahl 1782 in<br />

einem umrandeten Feld. Der Stein wird heute in der Mühlen-<br />

Samm lung der Stadt Mühlheim verwahrt. Eine gute Aufnahme<br />

dieses Steines ist in dem Buch von Hartmut Gries (Mühlen <strong>und</strong><br />

Müller in Mühlheim am Main, 2002 S. 143) wiedergegeben.<br />

Den anderen hier gezeigten Mühlstein (Abb. 2) fand der heutige Be -<br />

sitzer der Stierbacher Mühle bei Renovierungsarbeiten im Keller -<br />

geschoss des Mühlengebäudes unter Bodenniveau. Der ehemalige<br />

Läuferstein des Spitzganges (Durchmesser 100 cm) besitzt um das<br />

Einschüttloch herum den leicht erhabenen Kragen, der durch zwölf<br />

Dreiecke verziert ist. Ursprünglich muss der Stein durch die gleiche<br />

Anzahl fast halbkreisförmiger, erhabener Flächen an seinem Rand<br />

geschmückt gewesen sein, die wiederum durch kleine Dreiecke von -<br />

einander getrennt sind. Es ist zu vermuten, dass der sehr stark ab -<br />

gearbeitete Mühlstein eine zweite Verwendung als Abdeckung eines<br />

Brunnenschachtes fand. Dadurch mag es notwendig geworden sein,<br />

einige der Halbkreisflächen einzuebnen. Dies ist in der Zeichnung<br />

durch die Punktierung dargestellt. Der hölzerne Brunnenstock wur -<br />

de einfach in die Einschüttöffnung eingesteckt. Die Buchstaben H A<br />

F O lösen sich als Hannes Fornoff auf, der als Johann Adam For -<br />

noff in die Reihe der Mühlenbesitzer in diesem Hause gehört. Der<br />

bemerkenswerte Stein wird im Keller-Gastraum des Gasthauses<br />

„Zum wilden Jäger“ in Brensbach-Stierbach sorgfältig gehütet.<br />

Geschichte<br />

Seite 43


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Abb. 2:<br />

Mühlstein aus<br />

Brensbach-Stierbach<br />

Ein ähnlich gestalteter Läuferstein (Durchmesser 100 cm) wurde<br />

kürzlich in Otzberg-Hering entdeckt. Um den erhaben ausgeführten<br />

Kragen hat der Steinhauer acht Dreiecke angeordnet. Daneben sind<br />

die Jahreszahl 1753 <strong>und</strong> die Buchstaben B R zu lesen. Der Finder<br />

konnte den Müller Bastian Rauch aus einer Mühle im benachbar -<br />

ten Ober-Klingen als Auflösung feststellen. Bei Übernahme der<br />

Mühle wurde dieser Mühlstein von Johann Sebastian Rauch in<br />

Auftrag gegeben.<br />

Der Stein diente in Zweitverwendung als Läufer in einer Obst quet -<br />

sche. Dazu wurde es notwendig die acht fast halbkreisförmigen, er -<br />

haben gearbeiteten Flächen am Rande grob wegzuspitzen. Außer -<br />

dem ist zu beobachten, dass die äußere Kante der ehemaligen Mahl -<br />

fläche an der äußeren Kante, als Folge dieser Arbeit, besonders ab -<br />

geschliffen ist.<br />

Die Schriftleitung würde sich über Hinweise auf weitere ältere da -<br />

tierte Mühlsteine in Hessen sehr freuen. (hr)<br />

Seite 44


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Modellbaugruppe Dauernheim wieder aktiv<br />

Die sehr aktive Mühlenmodellbaugruppe Dauernheim konnte im<br />

Jahre 2007 mit ihrer großen Ausstellung von über 50 Funktions -<br />

modellen sehr erfolgreich sein. 3.000 Besuchern wurde der Werde -<br />

gang <strong>und</strong> die Arbeitsweise der industriellen Technik in der Form<br />

von funktionierenden Maschinenmodellen vorgeführt.<br />

Unsere Industrie begann, als man zunächst im handwerklichen Be -<br />

reich von der Muskelkraft des Menschen <strong>und</strong> der Tiere abkam <strong>und</strong><br />

allmählich zum Einsatz von Wasser- <strong>und</strong> Windenergie überging.<br />

Die Mühlen wurden vielseitig zu Energiegewinnung <strong>und</strong> -anwendung<br />

weiter entwickelt. Viele Ideen <strong>und</strong> neue Produktionsformen<br />

bildeten die Gr<strong>und</strong>lage für unsere heutige Industrie. In Holland be -<br />

zeichnet man heute noch eine Fabrik als Mühle.<br />

So manche Erfindungen aus den vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erten finden<br />

wir heute in technisch hochentwickelten Maschinen <strong>und</strong> Anla -<br />

gen. Wem ist heute noch geläufig, dass zum Beispiel die "Archime -<br />

dische Schraube", die von dem Griechen Archimedes vor ca. 2.200<br />

Jahren erf<strong>und</strong>en wurde, heute noch massenhaft Anwendung findet?<br />

Alle diese Erkenntnisse <strong>und</strong> die Tatsache , dass es im Verlauf der<br />

vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erte im Einzugsgebiet der Nidda, sowie Ihrer<br />

Nebenflüsse <strong>und</strong> Bäche ca. 500 Mühlen <strong>und</strong> Mühlenstandorte gab,<br />

veranlasste den Arbeitkreis Mühlen im Kulturverein Dauernheim<br />

diese zu einem Kataster zusammen zu stellen. Dieses Nachschlage -<br />

werk erfreut sich großer Beliebtheit bei Heimatk<strong>und</strong>lern <strong>und</strong> Ver -<br />

an staltern von gemeindlichen Anlässen <strong>und</strong> Festen. Um aber die<br />

Funktion dieser Anlagen einem größeren Kreis <strong>und</strong> vor allem Ju -<br />

gendlichen <strong>und</strong> Kindern näher zu bringen, wurde die oben erwähnte<br />

Modelbaugruppe gebildet. Der große Erfolg der Modelle in der<br />

anfangs genannten Ausstellung gab der Gruppe um Robert Adam<br />

recht. Die Modelle werden häufig ausgeliehen <strong>und</strong> auf heimat k<strong>und</strong> -<br />

lichen Ausstellungen vorgeführt.<br />

Der Wunsch, eine Dauerausstellung daraus zu machen, wurde laut<br />

<strong>und</strong> man suchte lange Zeit nach einem geeigneten Standort. Die<br />

Vereinsgeschehen<br />

Seite 45


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Un terstützung der Behörden <strong>und</strong> Institutionen wurde zwar zugesagt,<br />

aber Projekte wie Vulkanradweg <strong>und</strong> Glauburgmuseum stan -<br />

den zunächst im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Jetzt scheint die Zeit der Mühlen gekommen zu sein. Unser Mit -<br />

glied Erwin Römershäuser stellte einen Teil seiner Maschinenhalle<br />

für die Sammlung der Mühlenmodelle <strong>zur</strong> Verfügung, so dass mit<br />

relativ wenig Umbau <strong>und</strong> Kosten eine geeignete Bleibe erstellt werden<br />

kann.<br />

Ehrenamtliche Helfer<br />

wie z.B. Martin Lipinsky,<br />

Dieter Steiner, Alfred<br />

Hohnisch <strong>und</strong> Erwin Rö -<br />

mershäuser haben den<br />

Anfang gemacht. Die<br />

Mentalität der Dauern -<br />

heimer spricht dafür,<br />

dass die Aufbewahrung<br />

<strong>und</strong> Besichtigung der<br />

wertvollen Modelle ab<br />

dem nächsten Jahr mög -<br />

lich ist. Da der Raum<br />

(ca.70 qm) soweit fertig<br />

gestellt ist, gehen wir im<br />

Laufe des Winters an die<br />

Einrichtung <strong>und</strong> so werden<br />

wir im Frühjahr<br />

2013 eröffnen können.<br />

Auf alle Fälle wollen wir<br />

uns am Deutschen Müh -<br />

lentag 2013, den 20. Mai<br />

2013, beteiligen. (ra)<br />

Seite 46


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Philipp Lindenstruth - der Dorfmüller aus Beuern<br />

1984 war Philipp Lindenstruth Gründungsmitglied des „Arbeits -<br />

kreis für Mühlenk<strong>und</strong>e“ in der Hammermühle in Ober-Ramstadt.<br />

1991 ebenfalls bei der Gründung des „<strong>Hessischer</strong> <strong>Landesverein</strong> <strong>zur</strong><br />

<strong>Erhaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> von Mühlen“ (HLM) in dem Brücker Gast -<br />

haus in Amöneburg.<br />

Philipp Lindenstruth stammt aus der Dorfmühle in Buseck-Beuern.<br />

Er wurde am 16. Januar 1924 geboren <strong>und</strong> ging ab dem 20. April<br />

1938 in die Müllerlehre in der Weismühle in Großen Buseck. Den<br />

theoretischen Unterricht gab es damals in der Bäcker- <strong>und</strong> Müller -<br />

klasse in Gießen. 1941 legte er die Gesellenprüfung ab <strong>und</strong> wurde<br />

1942 zum Kriegsdienst eingezogen. Er kam in Frankreich, Däne -<br />

mark, Russland <strong>und</strong> Polen zum Einsatz <strong>und</strong> wurde dabei mehrfach<br />

verw<strong>und</strong>et. Am 13. Februar 1945 wurde er in Berlin wegen Verwun -<br />

dung in Urlaub entlassen. Zu einem weiteren Einsatz kam es nicht<br />

mehr.<br />

Da sein Vater schon 1936 gestorben war, wurde die Mühle von seiner<br />

Mutter <strong>und</strong> den Geschwistern in Erbengemeinschaft betrieben.<br />

1950 wurde mit zwei Walzenstühlen <strong>und</strong> Plansichter modernisiert.<br />

Im Mai 1953 heirateten Philipp Lindenstruth <strong>und</strong> Fredericke geb.<br />

Stöhr. Sie haben fünf Kinder, acht Enkel <strong>und</strong> einen Urenkel.<br />

1962 übernahmen die jungen Eheleute das elterliche Anwesen. In<br />

der Mühle wurde Roggen <strong>und</strong> Weizen, bei einer Tagesleistung von<br />

ca. einer Tonne vermahlen. Das oberschlächtige Wasserrad hatte<br />

eine Leistung von 4,5 PS. Die K<strong>und</strong>enmühle arbeitete für K<strong>und</strong> -<br />

schaft in Beuern <strong>und</strong> Bersrod, dazu gehörten vier Bäcker. Zusätzlich<br />

wurde noch Landwirtschaft betrieben. Da Mühle <strong>und</strong> Landwirt -<br />

schaft die große Familie nicht mehr allein ernähren konnte, nahm<br />

Philipp Lindenstruth eine Arbeit bei der Firma Karl Weiss in Gies -<br />

sen an, die sich u.a. mit der Herstellung von Messgeräten für die<br />

Müllerei betätigte.<br />

1978 hat er den Mühlenbetrieb eingestellt. Er verkaufte das Wasser -<br />

recht <strong>und</strong> den Wohnteil an seiner Mühle an die Gemeinde, die hier-<br />

Portrait<br />

Seite 47


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

durch die Straße verbreitern konnte. Vorher, 1969/70, war schon<br />

im Garten ein neues Wohnhaus entstanden. Fredericke starb im<br />

Jahr 2012 nach langem Leiden.<br />

Seite 48<br />

Dorfmühle Beuern<br />

aus: Elke Seul, Alte Mühlen<br />

<strong>und</strong> Höfe in Mittelhessen. Bd.1


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

In Fragen die Müllerei betreffend ist unser Mitglied Philipp Linden -<br />

struth immer ansprechbar <strong>und</strong> gibt bereitwillig Antworten. Seine<br />

hervorragenden, praktischen Erfahrungen helfen so manchem Hil -<br />

fesuchenden.<br />

Als Mitglied in der „Hessische Familiengeschichtliche Vereinigung“<br />

arbeitet er in der Bezirksgruppe Gießen mit <strong>und</strong> gibt auch hier seine<br />

Erfahrungen weiter. Zusammen mit Hanno Müller veröffentlichte<br />

er 1989 das „Familienbuch Beuern“.<br />

Noch heute hat Philipp Lindenstruth „offene Ohren“ für jedermann<br />

der seinen Rat sucht. Sein Archiv birgt viele Schätze, die Mühlen -<br />

fre<strong>und</strong>e gerne nutzen. Zahlreich sind seine Spenden an Mühlen tei -<br />

len <strong>und</strong> Maschinen für andere Mühlen. So spendete er zuletzt dem<br />

HLM einen kompletten, transportablen Schrotgang, der vom Verein<br />

ausgeliehen werden kann.<br />

Die Mühlenfre<strong>und</strong>e über Hessen hinaus wünschen sich noch lange<br />

Rat bei Philipp Lindenstruth einholen zu dürfen <strong>und</strong> wünschen<br />

ihm, diesen Rat noch lange geben zu können. (khsch)<br />

Glück zu, Dir lieber Dorfmüller aus Beuern!<br />

Portrait<br />

Philipp Lindenstruth<br />

in seinem Büro <strong>und</strong> Archiv<br />

Seite 49


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Neue Perspektiven<br />

für die Hagenmühle in Grebenstein<br />

Am 14. Oktober hatte der HLM–Vorstand nach Grebenstein eingeladen,<br />

um bei seinem Mitglied Hans Konrad Hold zu tagen.<br />

Die Sitzung fand im Gasthaus Deutsche Eiche statt, es nahmen<br />

auch H. K. Hold <strong>und</strong> sein Sohn Christoph teil.<br />

Nach dem Mittagessen wurde die Lindenmühle in Burguffeln be -<br />

sichtigt <strong>und</strong> anschließend die Hagenmühle der Familie Hold, die<br />

einzige noch arbeitende in der Region. Familie Hold hatte zum<br />

Kaffee eingeladen, wobei die Teilnehmer erfuhren, dass Christoph<br />

Hold, nach seinem Studium für Agrarwissenschaft noch eine Lehre<br />

als Müllergeselle absolvierte.<br />

Zwei Jahre lernte er die<br />

Praxis in einer großen<br />

Müh le in Rheine <strong>und</strong> nahm<br />

seinen theoretischen Un -<br />

ter richt in der Müllerschule<br />

Wittingen. Dort legte er die<br />

Gesellenprüfung ab, wobei<br />

er fünf Aus zeichnungen be -<br />

kam. Unter den drei erfolgreichsten<br />

Prüfungsteil neh -<br />

mern war er der Dritte. Mit<br />

der Durchschnittsnote 1,1<br />

lag er ebenfalls an dritter<br />

Stelle bei 46 Prüflingen.<br />

Für besonders gute Schul -<br />

leistung wurde er mit einer<br />

Geldprämie ausgezeichnet.<br />

Er war ebenfalls unter den<br />

vier zuverlässigen Schülern<br />

die nie beim Unter richt<br />

fehlten. Zuletzt wurde er<br />

von der Schule mit dem<br />

Seite 50


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

goldenen Weizenkorn ausgezeichnet, das für besonders hohe Lei -<br />

stung vergeben wird.<br />

Verständlich ist, dass die Familie, voran der Müller Hans Konrad<br />

Hold, sehr stolz auf ihren Sohn ist, zumal er geäußert hat, die väterliche<br />

Mühle zu übernehmen <strong>und</strong> modernisieren zu wollen.<br />

Der HLM–Vorstand <strong>und</strong> seine Vereinsmitglieder gratulieren Chri -<br />

stoph Hold zu dieser Leistung <strong>und</strong> freuen sich ganz besonders, dass<br />

die über die Region hinaus bekannte Hagenmühle weiter bestehen<br />

wird.<br />

Der HLM-Vorstand versichert dem jungen Müller für die Zukunft<br />

seine volle Unterstützung. (sm & khsch)<br />

„Glück zu“ Müller Christoph Hold !<br />

Glück zu<br />

Der unverzagte<br />

Müller aus<br />

Grebenstein an<br />

seinem Mühlrad:<br />

Hans Konrad Hold


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Sehr erschüttert haben wir vom Tod unseres<br />

Mitgliedes Herrn Prof. Dr.-Ing. Frank Töns -<br />

mann erfahren. Er starb am 12. September<br />

2012 in Kassel.<br />

Wir lernten ihn 1983 am Institut für Wasser -<br />

bau, an der TU-Darmstadt kennen, <strong>und</strong> er war<br />

sofort begeistert von der Idee, Deutsche Müh -<br />

len fre<strong>und</strong>e in einer Vereinigung zusammenzuführen.<br />

1984 war er Miteinladender zu einer Mühlen -<br />

tagung in die Hammermühle in Ober-Ram -<br />

stadt. Dort gründeten ca. 40 Mühlenfre<strong>und</strong>e<br />

den „Arbeitskreis für Mühlenk<strong>und</strong>e“, dessen<br />

Sprecher Frank Tönsmann wurde. Nach einer<br />

weiteren Tagung 1986 im Freilichtmuseum<br />

Hessenpark wurde beschlossen einen Deut -<br />

schen Mühlenverein in Minden a.d. Weser zu<br />

gründen. Dies geschah 1987 mit der Grün -<br />

dung der „Deutschen Gesellschaft für Mühlen -<br />

k<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Mühlenerhaltung, DGM e.V.“ Frank<br />

Töns mann war einer der Gründerväter.<br />

Bei Gründung des „<strong>Hessischer</strong> <strong>Landesverein</strong><br />

<strong>zur</strong> <strong>Erhaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> von Mühlen, HLM<br />

e.V.“ - 1991 - wurde er sofort auch Mitglied<br />

<strong>und</strong> stand uns in der Folge stets <strong>zur</strong> Beratung<br />

<strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Frank Tönsmann stieg zum Universitäts pro fes -<br />

sor in Kassel auf <strong>und</strong> war vielfach Geehrter, u.<br />

a. mit dem B<strong>und</strong>esverdienstkreuz am Bande.<br />

Die Hessischen- <strong>und</strong> darüber hinaus Deut -<br />

schen Mühlenfre<strong>und</strong>e werden ihm ein ehrendes<br />

Gedenken bewahren. Er hat für die Was -<br />

ser kraftnutzung <strong>und</strong> Mühlenerhaltung Großes<br />

geleistet.<br />

Er ruhe in Frieden!<br />

Vorstand <strong>und</strong> Mitglieder des HLM<br />

Seite 52


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Die Steinmühle in Rothenbuch/Spessart<br />

Ein Resümee nach fast 20 Jahren Restauration<br />

In der Ausgabe "Dezember 2002" berichteten die "Mitteilungen aus dem<br />

HLM" von dem ehrgeizigen Restaurationsprojekt aus dem Spessart. Jetzt<br />

kann der Blick auf ein gelungenes Unternehmen gerichtet werden:<br />

Ein Mühlrad aus Metall erinnert an die<br />

ehemalige Wassermühle. Das Rad<br />

stammt jedoch nicht von dieser Müh le.<br />

Vielmehr wurde es aus no stalgischen<br />

Motiven erworben <strong>und</strong> dekorativ vor<br />

dem Gebäude platziert. Ebenso wurden<br />

zwei Franzosen-Mühlsteine käuflich er -<br />

worben <strong>und</strong> aufgestellt. Von der ehe -<br />

ma ligen Mühle wurde lediglich bei Erd -<br />

arbeiten ein halber massiver Mühlstein<br />

(aus regionaltypischem Buntsandstein)<br />

gef<strong>und</strong>en, der nun am Eingang als Stu -<br />

fe dient.<br />

Die Wasserrechte sind längst abgelaufen, aber der Steinbach führt zu we -<br />

nig Wasser - nur Forellen <strong>und</strong> Mühlkoppen sind zeitweise zu sehen -, um<br />

die rechte neu zu beantragen <strong>und</strong> den noch teilweise zu erkennenden<br />

Mühl graben der ehemaligen oberschlächtigen Mühle wiederherzustellen.<br />

Das Dauerwohnrecht in der Mühle für die Familie wurde erst vor kurzem<br />

erteilt. Dafür waren weitere Auflagen erforderlich, die noch mehr Arbeit<br />

<strong>und</strong> weitere Kosten bedeuteten: Eine eigene Kleinkläranlage mußte gebaut<br />

werden, die regelmäßig kontrolliert wird <strong>und</strong> das Haus sollte mit Trink -<br />

wasser versorgt werden. Also mußte ein eigener Brunnen gebohrt werden.<br />

Zum Glück stieß man nach ca. 26 m auf Wasser, denn es versperrte ab dieser<br />

Tiefe <strong>und</strong>urchdringliches Gestein eine tiefere Bohrung. Zuvor hatte<br />

man sich das Trinkwasser aus einer nahegelegenen Quelle geholt!<br />

Über ein Jahr währte die Genehmi gung zum Bau eines dringend notwendigen<br />

Carports, denn die Winter im Hochspessart sind lang, kalt <strong>und</strong><br />

schneereich. Den größten, aber kostspieligsten Wunsch erfüllte sich die<br />

Familie im Jahr 2012, eine eigene Stromversorgung! Bis dahin gab es nur<br />

Strom vom Aggregat <strong>und</strong> die Strom nutzung verlangte ein hohes Maß an<br />

Überlegung, denn Waschmaschine, Staubsauger <strong>und</strong> Bohrmaschine fraßen<br />

den Stromspeicher schnellstens leer. Jetzt wird noch Holz aus dem Wald<br />

Paradies<br />

Seite 53


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

geholt, gesägt <strong>und</strong> gespalten <strong>und</strong> damit das gesamte Haus mit Holz be -<br />

heizt. Die "schöne Müllerin" bestellt ihren kleinen Gemüsegarten, den<br />

auch die Schnecken zu schätzen wissen. Und das Töchterchen bekommt<br />

bald ein Geschwisterchen. Die beiden Labradore erfreuen sich ihrer Frei -<br />

heit, sie sind gut erzogen, beißen nicht, stromern <strong>und</strong> wildern nicht. Im<br />

Sommer weiden nebenan ges<strong>und</strong>e, braune <strong>und</strong> sicher glückliche Kühe <strong>und</strong><br />

der Graureiher stolziert umher. Ein Wanderweg (Mühlenweg) ist zum Teil<br />

schon von Rothenbuch zu begehen, beginnend an der kleinen Mühle zu<br />

Rothenbuch erhörend, die der Heimatverein nutzt, vorbei an der Ruh -<br />

landsmühle, eine ehemalige Ölmühle. Irgendwann wird er auch <strong>zur</strong> Stein -<br />

mühle führen. Es ist einfach schön im Spessart <strong>und</strong> das Leben in der<br />

Mühle <strong>und</strong> drumherum tut gut. (cl)<br />

Die Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer der HLM-Mitgliederversammlung<br />

am 05. August 2012 vor der Kainsbacher Mühle in Michelstadt<br />

Seite 54


Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

Mühlengickel<br />

Mitteilungen des Hessischen <strong>Landesverein</strong>s<br />

<strong>zur</strong> <strong>Erhaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> von Mühlen (HLM) e.V.<br />

Ausgabe Februar 2013<br />

Untermühle - Müllerweg 39<br />

35410 Hungen<br />

www.hessischermuehlenverein.de<br />

Impressum<br />

mit Beiträgen von<br />

Lars Warnecke (lw),<br />

Alexander Wächtershäuser (aw), Heinz Reitz (hr),<br />

Nick Reimer (nr), Udo Schwab (us),<br />

Stephan Schumm (ss), Karl-Heinz Schanz (khsch),<br />

Samuel Mink (sm), Achim Lotz (al),<br />

Johannes Laubach (jl), Christa Lah (cl),<br />

Martina Koelschtzky (mk), Harald R. Hoppe (hrh),<br />

Jörg Haafke (jh) <strong>und</strong> Paul Demel (pd)<br />

Autor des Titelbildes: Jörg Haafke<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in<br />

jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Redaktion <strong>und</strong> v.i.S.d.P.: Jörg Haafke<br />

Redaktionsschluss: 26.02.2013<br />

Hungen, im Februar 2013<br />

Impressum<br />

Unser Spendenkonto:<br />

Konto-Nr.: 15183204<br />

BLZ: 509 514 69<br />

bei der Sparkasse Starkenburg<br />

Schutzgebühr:<br />

3,50 Euro zzgl. Versandkosten<br />

Seite 55


1·13<br />

Mühlengickel - Mitteilungen aus dem HLM Februar 2013<br />

M<br />

LINA<br />

Mühlen <strong>und</strong> Menschen<br />

Mühlen <strong>und</strong> Menschen M LINA<br />

M<br />

LINA<br />

1 · März 2013 · 9,80 €<br />

Mühlen <strong>und</strong> Menschen<br />

<br />

Koniktfeld Mühle in der technischen Denkmalpege<br />

Im steten Kampf für eine Windmühle: Horst Fichtmüller<br />

Naturöl aus der Kanow-Mühle<br />

Mühlen faszinieren – ob als traditionelle Produktionsstätte, technisches Denkmal,<br />

historisches Bauwerk für Kultur oder Wohnen, touristische Attraktion oder als<br />

Industriemühle. Sie alle haben ihre Liebhaber.<br />

Für Mühlenbesitzer, Mühlenbetreiber, Mühlenbauer, Mühlentechniker, Mühlenfre<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> Denkmalpfleger geben die Mühlenexperten Philipp Oppermann (Internationales<br />

Mühlenmuseum Gifhorn) <strong>und</strong> Torsten Rüdinger (Historische Mühle Potsdam-Sanssouci)<br />

ab April 2013 zunächst jährlich, später halbjährlich die neue Zeitschrift „MOLINA –<br />

Mühlen <strong>und</strong> Menschen“ heraus. Auf r<strong>und</strong> 60 Seiten stellen sie gemeinsam mit weiteren<br />

Fachleuten <strong>und</strong> Mühlenvereinen imposante Mühlen <strong>und</strong> deren Betreiber vor, tauschen<br />

Erfahrungen aus <strong>und</strong> geben Tipps für den Erhalt <strong>und</strong> Betrieb von Mühlen.<br />

Rubriken: u. a. Schwerpunktthema (für jedes Heft neu), Nachgefragt/Interview, Mühlen<br />

& Menschen, Müllerei & Mühlentechnik, Mühlenbau & Restaurierung, Ein Bild <strong>und</strong><br />

seine Geschichte, Sterbende Mühlen, Berichte & Mitteilungen, Mühlenprodukte, Tipps<br />

& Informationen…<br />

Erscheinungsweise: zunächst einmal jährlich, später halbjährlich<br />

Erste Ausgabe: voraussichtlich April 2013<br />

Format/Umfang: A 4, 201 x 297 mm, ca. 60 Seiten<br />

Verkaufspreis: 9,80 Euro (Abo-Preis einschl. Versandkosten in Deutschland; ins<br />

Ausland abhängig von den jeweils geltenden Gebühren der Deutschen Post)<br />

Herausgeber:<br />

Philipp Oppermann <strong>und</strong><br />

Torsten Rüdinger<br />

Verlag:<br />

terra press GmbH<br />

Albrechtstraße 18<br />

10117 Berlin<br />

Tel. (030) 27 58 17 56-0<br />

info@terra-press.de<br />

www.terra-press.de<br />

Mitglied der kontur-Gruppe<br />

Geschäftsführer:<br />

Joachim Nölte, Jana Kotte<br />

Steuernummer: 37 157 20168<br />

Registergericht<br />

Berlin-Charlottenburg<br />

HRB 59 228<br />

Wiederverkäufer: Sie möchten die Zeitschrift MOLINA in Ihr Angebot aufnehmen<br />

<strong>und</strong> an Ihre Besucher <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en verkaufen? Als Wiederverkäufer (Mühlen-<br />

Läden, Museumsmühlen usw.) erhalten Sie einen Händlerrabatt von 35 %. Die<br />

Mindestabnahme beträgt 5 Exemplare pro Ausgabe.<br />

Abo-Bestellungen <strong>und</strong> Bestellungen für Wiederverkäufer:<br />

bitte direkt an Terra Press GmbH (Anschrift nebenstehend).<br />

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