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Magazin 196201

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P'flich ... 'fuch in &ordons ... oun:<br />

Von Brandingenieur Wilhelm frankl<br />

Dr. Kurt Hahn, der die Internatsschule Schloß<br />

Solem am Bodensee leitete, bis e r im Jahre<br />

1933 Deutschland verli eß und in Schottland<br />

die "British Salem School" ins l eben rief.<br />

m Bodensee Cinges an: Wie viele seinesgleichen,<br />

wurde Philip Mountbatten,<br />

heutiger englischer Prinzgemahl,<br />

zu Beginn der dreißiger Jahre<br />

von dem großen Pädagogen und Diplomaten<br />

Dr. Kurt Hahn in der unter seiner<br />

Leitung stehenden Internatsschule<br />

Schloß Salem am Bodensee erzogen.<br />

Aus politischen Grunden wurde Hahn<br />

am 8. März 1933 festgenommen, nach<br />

5tägiger Haft aus dem überlinger Gefängnis<br />

wieder freigelassen, jedoch aus<br />

Baden verbannt. Er ging mit seinem<br />

Schüler nach England.<br />

Zufluchtsort Gordonstoun<br />

In Nordschottland, oben auf dem 58.<br />

Breitengrad, nahe dem Meer am Moray<br />

Firth, hielt das 1679 erbaute, ehrwürdige<br />

Schloß Gordonstoun inmitten eines<br />

riesigen Parks seinen Dornröschenschlaf,<br />

bis im November 1933 Dr. Hahn<br />

dort, unterstützt von vielen einflußreichen<br />

englischen Freunden, die "British<br />

Salern School" grundete. Hier wurde die<br />

Erziehung des 1921 geborenen Philip<br />

22<br />

Mountbatten fortgesetzt, hier soll nun<br />

auch - Pressemeldungen zufolge -<br />

sein Sohn, der jetzt 13jährige Prinz<br />

Charles, seine Ausbildung erhalten.<br />

Unter Hahns Leitung wurde die "Gordonstoun<br />

Schoo]" eine weit über das<br />

Königreich hinaus bekannte Bildungsstätte.<br />

Viele hundert Söhne der angesehensten<br />

Familien der ganzen Welt,<br />

aber auch Kinder einfacher Eltern, erhalten<br />

dort ihre vielseitige Erziehung.<br />

Genau wie in Salem stehen in Gordonstoun<br />

die rein schulischen Belange weitaus<br />

im Vordergrund. Ausgezeichnete<br />

Lehrkräfte, unterstützt durch moderne<br />

Lehrmittel, vermitteln den Schülern<br />

dort, in der Ruhe der schottischen Landschaft,<br />

die erforderlichen Kenntnisse.<br />

Aber auch Gymnastik, Sport, musische<br />

Erziehung, Basteln und handwerkliche<br />

Vorbildung kommen zu ihrem Recht.<br />

Das finden wir aber auch bei anderen<br />

Landschulheimen und Internatsschulen,<br />

das wäre nichts Besonderes.<br />

Die "Actlvltles"<br />

Das, was uns Rettungsleute aber interessiert,<br />

sind die in Gordonstoun mit<br />

besonderem Eifer gepflegten Rettungsdienste<br />

aller Art. Diesem einmaligen<br />

Erziehungsfaktor, der mit großem Erfolg<br />

im Lehrplan verankert ist, steht<br />

sogar in jeder Woche ein Nachmittag<br />

des an sich schon stark ausgelasteten<br />

Stundenplans zur Verfügung.<br />

Auch alle mit Gordonstoun eng verbundenen<br />

Schulen ähnlichen Charakters, in<br />

England, in Deutschland und in übersee,<br />

vordringlich die Kurzschulen, pClegen<br />

und fördern den Rettungsdienst.<br />

überall dort, wo der Menschenfreund<br />

Hahn befruchtend wirken konnte, wird<br />

der Schüler zur praktischen Nächstenliebe<br />

erzogen, wird gelehrt, wie man<br />

aus Seenot, bei Bergunfällen, aus<br />

Feuersgefahr retten und helfen kann.<br />

Das "Salemer Rezepl"<br />

Dr. Hahn sagt: In jedem Jungen<br />

schlummert der männliche Mut, der<br />

Wunsch nach männlicher Bewährung.<br />

Wir müssen diese Regung wecken,<br />

steuern und wach erhalten! Wir müssen<br />

diesen Gedanken praktischer Nächstenliebe<br />

dem Kind mit aul den Lebensweg<br />

geben!<br />

Zunächst müssen wir den Schüler für<br />

das Retten begeistern, seinen Mut, ja<br />

seine Sensationslust wecken. Diesen<br />

Drang nach Bewährung müssen wir,<br />

dem Wunsch des Jungen folgend, in<br />

eine ihm zusagende Bahn, sei es Feuerwehr,<br />

Seerettung oder Bergrettung oder<br />

in eine andere Sparte lenken - und<br />

wachhalten. Hier kommt uns der<br />

Wunsch des Jugendlichen entgegen: Er<br />

will schon als "Mann" betradlteL werden<br />

und will gerne seine männlichen<br />

Fähigkeiten öffentlich unter Beweis und<br />

Kritik stellen.<br />

Also: neben sportlichen Wettkämpfen<br />

auch Rettungswettkämpfe und Ernstfalleinsätze<br />

der Schüler.<br />

Gelobet sei, was hart machl<br />

Mit einer gewissen Härte wird dem<br />

Schüler, der sich freiwillig zu einer der<br />

"Activities" meldet, einfach beginnend,<br />

mit ständig zunehmender Erschwel"Ung<br />

beigebracht, wie man sicher und gefahrlos<br />

auch unter schwierigen Verhältnissen<br />

retten kann. Die Jungen werden<br />

zur freiwilligen Unterordnung und, da<br />

alle Verrichtungen in Gruppen geschehen,<br />

zum Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

erzogen.<br />

Immer konnte ich in Gordonstoun, in<br />

Salern und an anderen Schulen bei unvorhergesehenen<br />

Alarmübungen und<br />

Rettungswettkämpfen feststellen, daß<br />

das "Salemer Rezept" kein leerer Wahn<br />

ist. Bei den übungen, aber erst recht<br />

bei Emstfalleinsätzen, gehen die Schüler<br />

begeistert und mit großer Sachkenntnis<br />

und Disziplin mit.<br />

Zu welchen "Activities" können sich<br />

nun die J ungen freiwillig melden?<br />

Die Schulfeuerwehr<br />

Mit 2 Kraftspritzen motorisiert, unter<br />

Leitung eines Berufsbrandmeisters, ist<br />

die Sdlulleuerwehr als vollwertige<br />

"Fire Brigade" der englischen Feuerwehr<br />

staatlich anerkannt. Sie rückt<br />

auch zu Bränden außerhalb der Schule<br />

aus und hat schon manchen Großbrand,<br />

selbst in weiterer Umgebung, erfolgreich<br />

löschen helfen.<br />

Wenn die Feuersirenen ertönen, dann<br />

fliegen die Lateinhefte unter die Bänke.<br />

dann ist keiner der Jungen der Schulfeuerwehr<br />

mehr zu halten!

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