Magazin 196201
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Jedermann kann - seit es die billigen<br />
Taschenbücher gibt - in handlichen<br />
Nachschlagwerken der Geschichte<br />
finden, daß es in den einigermaßen<br />
bekannten Abschnitten einer<br />
ehva 5000jährigcn Menschheitsgeschichte<br />
sowohl in vorchristlicher als in nachchristlicher<br />
Zeit eine Menge Krieg gegeben<br />
hat. Bei genauem Hinsehen könnte<br />
man die Friedensepochen eher für Pausen<br />
z.wischen der Kricgshistorie halten,<br />
als etwa umgekehrt die Kriege für Unterbrechungen<br />
des Friedens.<br />
Deutschland, England, Frankreich, Italien<br />
und Spanien, das europäische Rußland<br />
und die Balkanstaalen sind fast<br />
unaufhörlich von Kriegen, die aus den<br />
verschiedensten Beweggrunden ausbrachen,<br />
heimgesucht worden. Selbst konfessionelle<br />
Unterschiede haben den Boden<br />
MitleJeuropas nahezu dreißig Jahre<br />
lang mit Blut getränkt, mit Zerstörung<br />
gezeichnet.<br />
Nur wenige Staaten verdanken einer<br />
strikten - allerdings immer zeitgemäß<br />
bewaffneten - Neutralität und den<br />
Besonderheiten einer geographischen<br />
Lage Friedensepodlen von mehr als<br />
zweihundert Jahren. Es bedarf nimt<br />
aller Finger einer H and, um sie au!zuzählen.<br />
Man darf nicht annehmen, daß im langen<br />
Ablauf jener Kriegshistorie Europas<br />
und der Welt (auf der es ja bei<br />
genauester überprüfung fast unaufhör<br />
Hch irgendeinen Krieg gibtl) die Zivilisten<br />
der betroffenen Völker und Nationen<br />
den Krieg mehr geschätzt hätten,<br />
als wir das heute tun.<br />
Ebenso wahrscheinlich haben Weise und<br />
Propheten, Religionsstifter und Denker,<br />
kurz Menschen aller Prägungen in dieser<br />
Zeit immer wieder unter Hinweis<br />
auf den eben vergangenen Krieg vor<br />
dem kommenden gewarnt. Mit der Erfindung<br />
des Schießpulvers gab es in<br />
Europa zweifellos einmal eine psychologische<br />
Situation, die wir heute "Atomangst"<br />
nennen würden.<br />
Das neue Kampfmittel entthronte den<br />
Stand der Ritter, machte Rüstungen zu<br />
Blechhaufen und Burgen zu Ruinen.<br />
Die Menschen hörten auch, nachdem sie<br />
das Schießpulver zur gegenseitigen Vernichtung<br />
und in immer größeren Mengen<br />
anwendeten, nicht auf, Kriege zu<br />
führen. Die Festungsmauern wurden<br />
eben dicker, man wechselte die Taktik<br />
der Feldschladlt, was sonst?<br />
Es wäre interessant, in Familienforschungskreisen<br />
einmal festzustellen, wo<br />
und in welchem Land ein mitteleuropäisdler<br />
Bürger im Laufe seines Lebens<br />
keinen Krieg erlebt hat.<br />
Eine Art Elementarunterricht<br />
War der erste Weltkrieg im Vergleich<br />
zu den Kampfhandlungen und Opfern<br />
des zweiten eine Art Elementarunterricht<br />
für die unbelehrbaren Völker gewesen,<br />
so hat der zweite über seine<br />
Dauer hinaus eine schreckliche Saat auf<br />
dem Territorium fast aller am Krieg<br />
beteiligten Länder hinterlassen.<br />
Die nahezu vollständige Niederwerfung<br />
Deutschlands hat das größte mitteleuropäische<br />
Trümmerfeld geschafTen,<br />
das die Geschichte der Neuzeit kennt.<br />
Die Verwüstungen richteten sich nicht<br />
nur gegen Festungsgürtel, feste Plätze<br />
oder militärische Einrichtungen.<br />
Es brannten Städte mit Kirchen und<br />
Wohnhäusern, es stürzten Büroblöcke<br />
zusammen, und es verödeten große<br />
Städte.<br />
Blickte man vom St.-Michaelis-Kirchturm<br />
in Hamburg im Jahre 1945 hinüber<br />
zum Hafen, so bot sich der gespenstische<br />
Anblick von Häusergerippen,<br />
leeren Fensterhöhlen, Ruinen, die wie<br />
ausgehöhlte morsche Zähne dicht bei<br />
dicht standen.<br />
Die Visionen eines allgemeinen Unterganges,<br />
die damals sichtbar wurden,<br />
sind rascher vergessen worden, als man<br />
dachte. Der Wiederaufbau hat die Trüm~<br />
mer geräumt, die gewesene Vernichtung<br />
mit der aulstrebenden Pracht von Wolkenkratzern<br />
überdeckt.<br />
Die Jugend von heute kann mit gutem<br />
Grunde behaupten, sie wisse von aUedem<br />
nichts mehr und wolle es auch gar<br />
nicht wissen. Sie müsse nach vorn blikken,<br />
in die bessere Zukunlt. Das ist<br />
richtig, aber auch nur bedingt richtig.<br />
Denn da vorne in der Zukunft steht<br />
die unaulhörliche Drohung der großen<br />
Mächte miL dem atomaren Krieg. Da<br />
vorne steht - während die atomare<br />
Sensation von Hiroshima und Nagasaki<br />
schon zur Literatur wird - die Umwandlung<br />
atomarer Zerstörungskratt in<br />
.. taktische Atomwaffen". Da vorne am<br />
sehr umwölkten Horizont steht also<br />
der sogenannte "konventionelle Krieg"<br />
mit wieder neuen Waffen.<br />
Die ehrliche Bemühung, einfach nicht<br />
an Krieg zu denken, ist ebenso lobens-<br />
In eine, Tiefe von acht Metern wurde auf diesem Grundstück im Süden Bonn.<br />
ein .. Eisenlcö'lM,u festgestellt. Dos gesct.ah mit einem Speziolge,öt dn Iombenräumlcommandos<br />
de, Kölner Regierung. Man vermutete 5Ofort einen .'indgänge,.<br />
Oie Bergungsvenuche zeigten, wie schwierig es oft ist, die ,.Soot des groBen<br />
Krieges H<br />
IU b-seitigen. O.r Fli.Bsand auf dem Grundstück machte da. Graben<br />
unmöglich. Spnialkrä .... muSten zuent ein. Bougrube ousheben, um die Bod.,...<br />
'lemältnisse zu prüfen. Oie eigenttichen •• rgungsarbeiten dau.rten zehn Toge.