10.01.2014 Aufrufe

newsletter - Von Schloss zu Schloss

newsletter - Von Schloss zu Schloss

newsletter - Von Schloss zu Schloss

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

IDEE<br />

ABLAUF (am Beispiel von subvision)<br />

Es ist davon aus<strong>zu</strong>gehen, dass der Kunstkommentar<br />

1 – neben den Institutionen, den Betrachtern, der<br />

Kunstgeschichte, der Kunstwissenschaft, dem Kunstmarkt<br />

usw. – Kunst maßgeblich kulturell mitkonstruiert<br />

und mitdeterminiert. Dann ist die Kunst mit den um<br />

sie herum organisierten räumlichen, sozialen und<br />

ökonomischen Rahmungen als verschränkt an<strong>zu</strong>sehen,<br />

insofern sie ohne diese ›an sich‹ nicht existiert. 2<br />

Wenn Vermittlung als eine dieser Rahmungen an der<br />

kulturellen Konstruktion von Kunst beteiligt ist, dann<br />

gehört der vermittelnde Kommentar bereits als ein<br />

Moment unter vielen <strong>zu</strong>r Konstitution von Kunst.<br />

Wenn sich die Frage nach dem »Dasein und Sosein« 3<br />

der Kunst im Grunde als Frage nach den sie mitkonstruierenden<br />

Blicken entpuppt, erweisen sich dann nicht<br />

Fragen nach der Verfasstheit der Kunst und nach der<br />

Verfasstheit der Erfahrung, die durch sie ermöglicht<br />

wird, als zwei Seiten einer Medaille ? 4<br />

Um diese Fragen durch eine Führung <strong>zu</strong> thematisieren,<br />

sollen die Exponate gerade nicht als jeweils von ihren<br />

Kontexten unabhängige ›Werke‹ vorgestellt werden,<br />

sondern als bereits relativierte Medien im Sinne von<br />

›Werkzeugen‹, die selbst schon zwischen sichtbarer<br />

Materialität und vornehmlich unsichtbarem Kontext<br />

vermitteln.<br />

Wie aber auch eine Brille nicht <strong>zu</strong> schärferem Sehen<br />

verhilft 5 , indem sie bloß betrachtet wird, so lässt<br />

sich auch Kunst nicht ohne »Anwendung« durch die<br />

BesucherInnen als solche erfahren, sodass sie letztlich<br />

nicht objektivierbar ist. 6<br />

Daher sollen den BesucherInnen durch die performative<br />

Vorführung eines breiten Spektrums an o. g.<br />

Rahmungen vielerlei Anschlussmöglichkeiten geboten<br />

werden, die sie <strong>zu</strong> immer neuem und anders möglichen<br />

Hinsehen ermutigen, sie motivieren, selbst in den vermittelnden<br />

Kommentar ein<strong>zu</strong>stimmen und sich damit<br />

am Diskurs aktiv teilnehmend erfahren <strong>zu</strong> können.<br />

Bestenfalls ergibt sich daraus ein gemeinsames Entdecken<br />

sowohl des ›Werks‹ als auch der ›Vermittlung‹ als<br />

sich einander notwendig bedingende und gegenseitig<br />

aufzeigende Mittel <strong>zu</strong>r Erfahrbarkeit von Kunst.<br />

1st Choice – ca. 10 min. (»Kunsthistorikerin«)<br />

Mit strenger Frisur, silbern gerahmter, schlichter Brille<br />

und einem schwarzen An<strong>zu</strong>g mit gut lesbarem Namensschild<br />

: »N. N., Kunsthistorikerin« ausgestattet, nimmt<br />

die Vermittlerin vor der Gruppe eine zentrale Position<br />

ein und begrüßt die TeilnehmerInnen im Eingangsbereich<br />

:<br />

»Herzlich Willkommen bei subvision. Mein Name ist<br />

N. N, ich bin Kunsthistorikerin [Hand zeigt deutlich<br />

auf das Namensschild] und führe Sie in den nächsten<br />

75 Minuten durch die Ausstellung. Ich freue mich,<br />

Sie heute hier in einem der xy Container [ausladende<br />

Handbewegung in Richtung der Wände ; Hände<br />

beschreiben deutlich und recht »zackig« einen Kubus]<br />

begrüßen <strong>zu</strong> dürfen, die einerseits den globalen Austausch<br />

von Waren und Gütern und seinen internationalen<br />

Fokus symbolisieren, als auch für die Kompaktheit<br />

des Festivals stehen.« [überprüft den Sitz ihrer Brille<br />

und Zitat aus dem Ausstellungskonzept]. 7<br />

[etwas ernster und forscher :] »Aufgrund des engen<br />

zeitlichen Rahmens konzentrieren wir uns auf einige<br />

wenige ausgewählte Arbeiten. Diese Tour ist weniger<br />

als Überblicksführung gedacht, sondern dient <strong>zu</strong>r<br />

grundlegenden Orientierung, um sich die Ausstellung<br />

danach selbst besser erschließen <strong>zu</strong> können. Bevor ich<br />

mit der eigentlichen Führung beginne, möchte ich sie<br />

aus versicherungstechnischen Gründen darum bitten,<br />

in der Ausstellung keine Trennlinien <strong>zu</strong> überschreiten,<br />

sowie bitte unbedingt mindestens 20 cm Abstand<br />

<strong>zu</strong> den Kunstwerken <strong>zu</strong> halten. Tragen Sie bitte ihre<br />

Rucksäcke vor dem Bauch und lehnen Sie sich bitte<br />

auf keinen Fall gegen die Wände. Bleiben Sie möglichst<br />

<strong>zu</strong>sammen und folgen sie mir nun bitte sogleich.«<br />

2nd Choice – ca. 10 min. (»kuratorische Assistentin«)<br />

Anschließend begibt sich die Vermittlerin zügig<br />

<strong>zu</strong> zwei benachbarten Arbeiten, die im Folgenden<br />

XI

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!