Neptunreport 01/2013 - Baugenossenschaft Neptun e.G.

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Unsere Wurzeln Zurück zu unseren Wurzeln, Teil IX Die Brandkatastrophe in der <strong>Neptun</strong>werft 1938 Es war ein warmer Sommertag, als am 22. August des Jahres 1938 auf der Rostocker <strong>Neptun</strong>werft plötzlich Feueralarm ausgelöst wurde. Aus dem am Ausrüstungskai liegenden bulgarischen Kühlschiff „CHIPKA“ stiegen dicke Rauchwolken auf. Im Vordergrund sehen wir Personen, welche das Geschehen aufmerksam verfolgen und in Gespräche vertieft sind. Neben den vielen Arbeitern, sowohl an Land, als auch an Bord der beiden Schiffe am Ausrüstungskai sieht man etliche Personen in Uniform. Weshalb eine derart große Anzahl von Uniformierten zu sehen ist kann man nicht erkennen. Da es sich nicht um Uniformen der Kriegsmarine handelt, kommt eine Bauaufsicht oder Besatzung für die im Bau befindlichen U – bzw. Schnellboote, nicht in Betracht. Weiter erkennt man zwei Männer in weißen Kitteln (möglicherweise Mitarbeiter des Konstruktionsbüros) und natürlich eine größere Anzahl von Feuerwehrleuten bei der Brandbekämpfung an Bord und vor der „CHIPKA“. Obgleich an der Gangway des zweiten Schiffes ein Schild steht, das das Betreten des (weiß gestrichenen) Schiffes untersagt, ist diese Gangway dicht von Schaulustigen besetzt. Sogar auf der Kranbrücke im Hintergrund erkennt man vier Personen unterhalb der Kranlaufbahn. Erst am 15. Juni 1938 war der Schiffskörper von den Hamburger Howaldtswerken in Rostock eingetroffen. Hier sollte die Ausrüstung zu einem modernen Kühlschiff erfolgen. Die Arbeiten standen kurz vor dem Abschluss, als in dem achtern liegenden Kühlladeraum durch fahrlässigen Umgang mit einem Schneidbrenner ein Feuer ausbrach. Das Ereignis hielt ein unbekannter Fotograf in einer Bilderfolge fest. Man kann das daraus erkennen, dass an dem ganz rechts im Bild stehenden Gebäude eine Zahl zu sehen ist. Es handelt sich dabei um die Nummer des jeweiligen Negativs, welches der Bildautor für seinen eigenen Gebrauch anbrachte. Das hier gezeigte Foto trägt die Nummer 702 während ein später vom gleichen Standort aufgenommenes Bild die Nummer 705 an der gleichen Stelle zeigt. Eine bereits stärkere Rauchentwicklung und andere kleine Veränderungen, wie beispielsweise bei den Personen zu sehen, lässt diesen Schluss zu. Weiterhin fällt auf, dass durch die Zuschauer offensichtlich ein Sicherheitsabstand zum Haveristen eingehalten wird. Die am Schiffskörper der CHIPKA lehnenden langen Holzleitern, verleihen dem Bild eine zusätzliche Dramatik. Auch die beiden C-Rohre der Feuerwehr, die das Wasser zum Brandherd führen, sind gut erkennbar. Trotz des frühzeitigen Einsatzes der Feuerwehr war der Schaden immens. Spätere Ermittlungen ergaben einen Brandschaden von rund 250.000 Reichsmark. Die „CHIP- KA“ konnte wegen dieser Beschädigung erst am 9. Dezember 1938 ihre Probe- und Abnahmefahrt, die nach Antwerpen führte, absolvieren. Am 15.12.1938 erfolgte dann die Übergabe an die Soc. Commerc Bulgare/ Varna. Das weitere Schicksal dieses Schiffes war seine Versenkung im Zweiten Weltkrieg am 15.09.1941 bei Baltschik durch Minentreffer. Im Juli 1952 wurde das Schiffswrack gehoben und in Varna repariert. Ab 1954 fuhr es unter der Bereederung der bulgarischen Maritime Bulgare , die die „CHIPKA“ am 23.12.1978 der Verschrottung in Split zuführte. Das Brandfoto zeigt deutlich, wie seinerzeit die „Photographen“ sich als Künstler verstanden und die Dramatik des Geschehens bewusst mit der Bildkomposition in Szene zu setzen verstanden, was bei heutigen aktuellen Ereignissbildern leider zumeist sehr zu wünschen übrig lässt. Volker Schmidt 14 NEPTUN REPORT
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