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Wohn Labor – forschen, experimentieren ... - GWG München

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<strong>Wohn</strong><br />

<strong>Labor</strong><br />

Architekturprojekt am Städt. St.-Anna-Gymnasium<br />

In Kooperation mit der <strong>GWG</strong> und der Stadt <strong>München</strong><br />

2013


Hans-Otto Kraus<br />

Geschäftsführer<br />

<strong>GWG</strong> <strong>München</strong><br />

„Home is where the Heart is“ <strong>–</strong> unter diesem Motto<br />

nutzten 19 Schülerinnen und Schüler der 8. Jahrgangsstufe<br />

des St.-Anna-Gymnasiums <strong>München</strong> 10 Tage<br />

Freiraum zum Forschen, Experimentieren, Planen und<br />

Bauen. In den leerstehenden <strong>Wohn</strong>ungen der <strong>GWG</strong>-<br />

Siedlung in Sendling-Westpark konnten sie Freiraum<br />

ganz real als frei zu gestaltende Räume erleben.<br />

4 / 5 Raumforschung Wie lebe ich? Untersuchung des Lebensraumes<br />

6 / 7 Baustelle Sendling<br />

8 / 9 Schwebende Harmonie<br />

Lara Wild, Anne-Sophie Machuzhak<br />

10 / 11 Labyrinth<br />

Finn Tilgner, Niclas Noack<br />

12 / 13 Minigolfstadt<br />

Joshua Linn, Anna Kenter, Leonard Meyer<br />

14 / 15 Besucherbank<br />

Emanuele Scammacca, Lewin Schmid, Eduard Weidenhammer, Lily Marsh<br />

16 / 17 Lichtinszenierung<br />

Leonie Messerschmid<br />

18 / 19 Poseidons Thron<br />

Lea von Klitzing, Mareike Knorz, Amelie Binder<br />

20 / 21 Zeitreise<br />

Anne Moser, Selina Mann, Sarah Nagel, Carolin Sperling<br />

22 / 23 Höhle<br />

Eduard Weidenhammer, Emanuele Scammacca, Lewin Schmid, Lily Marsh<br />

24 <strong>–</strong> 26 Architekturvokabeln<br />

27 Impressum<br />

Wir sind sehr stolz auf dieses Projekt, fördert es<br />

doch das Bewusstsein für Städtebau und das Thema<br />

<strong>Wohn</strong>en in ganz besonderem Maße. Die kreative<br />

Umsetzung eigener Vorstellungen vom <strong>Wohn</strong>en ist<br />

den Schülerinnen und Schülern hervorragend<br />

gelungen. Die Begeisterung, die dieses Thema bei<br />

den Beteiligten hervorgerufen hat, ermutigt uns auch<br />

in Zukunft solche Projekte zu fördern. Unser Ziel<br />

ist es jungen Menschen in der Ausbildung das Thema<br />

Architektur und <strong>Wohn</strong>ungsbau nahe zu bringen<br />

und damit die kulturelle Bildung zu unterstützen.<br />

Für den beeindruckenden Erfolg des diesjährigen<br />

<strong>Wohn</strong>labors möchten wir allen Mitwirkenden<br />

herzlich danken: der Schulleitung, der Architektin<br />

Ulla Feinweber, den Lehrkräften, dem Referat für<br />

Stadt planung und Bauordnung der Landeshauptstadt<br />

<strong>München</strong>, den beteiligten Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern der <strong>GWG</strong> <strong>München</strong> und nicht zuletzt<br />

den Schülerinnen und Schülern.<br />

Herzlich<br />

Hans-Otto Kraus


E r s t e P r o j e k t w o c h e<br />

Wie lebe ich?<br />

Zwei Themen begleiten die Schüler/innen als Raumforscher, <strong>Labor</strong>anten,<br />

Planer und Baumeister während der 6 Tage „Studium“ und 4 Tage „Baustelle“<br />

im <strong>Wohn</strong>labor: Bedürfnisse (eigene und die anderer, momentane<br />

und künf tige) und damit Nutzung und Funktion von Räumen. Und die<br />

Gestaltung von Räumen, ihre Form und Struktur.<br />

SCHON<br />

Die Grafik entstand am<br />

ersten Tag. Eine Schülerin<br />

zeigt darin, welche Wege<br />

sie täglich mit welchen<br />

Transportmitteln zurücklegt.<br />

Sie pendelt dabei<br />

zwischen Schule, Freizeitaktivität<br />

und den <strong>Wohn</strong>orten<br />

ihrer Eltern.<br />

Den Bedürfnissen nähern sich die Raumforscher/innen zuerst über familiäre<br />

Wurzeln: Welche Kultur prägt mich? Dann in einem städtebaulichen Maßstab: Wo<br />

lebe ich? Wie lebe ich? An Stadtplänen beschreiben sie ihre Aktivitäten im Stadtraum,<br />

Wohl- und Unwohlfühlorte und die Qualität ihrer alltäglichen Wege zwischen<br />

diesen Orten. Beim Vorstellen der Gruppenarbeiten entwickelt sich eine Diskussion<br />

über die Ergebnisse, das „Weiterdenken anhand dessen, was wir gemacht haben“.<br />

Ein neuer Maßstab: Die Schüler/innen zoomen sich in Innenräume, Haus,<br />

<strong>Wohn</strong>ung und Zimmer. Hier gelten die gleichen Gestaltungskriterien wie im Städtebau:<br />

Proportionen, Raumkanten und Öffnungsgrad, Zonierung verschiedener<br />

Nutzungsbereiche, Wegeführung, Orientierung, Material, Oberflächen und Struktur.<br />

Dies sind zunächst noch Fremdwörter im Vokabelkasten der Architekturbegriffe,<br />

die wir in Raumforschungen und -experimenten vertiefen.<br />

4 5


B a u s t e l l e S e n d l i n g<br />

KRUNERSTR.90<br />

Die 19 <strong>Wohn</strong>ungssuchenden machen sich auf den Weg nach Sendling-<br />

Westpark zur <strong>GWG</strong>-Siedlung aus den 50er Jahren.<br />

Die <strong>Wohn</strong>labor-Baustelle liegt im Westen der Siedlung direkt an der Tunnelbaustelle<br />

des Mittleren Rings. Die sechs 2-Zimmer-<strong>Wohn</strong>ungen mit ihren ungewohnt<br />

kleinen, niedrigen Räumen zeigen alle noch deutlich die Spuren ihrer früheren Bewohner.<br />

Und genau diese Spuren animieren zum Nach<strong>forschen</strong> und Intervenieren.<br />

Die Arbeitsgruppen finden über ihre Talente <strong>–</strong> das, was sie gerne machen und gut<br />

können <strong>–</strong> und über ihre spontanen Ideen zu bestimmten Räumen zusammen. In<br />

Skizzen und Texten beschreiben sie ihre Konzepte und müssen nun das geeignete<br />

Material und passende Verbindungsmittel zur Tragstruktur finden. Auch auf der Baustelle<br />

entwickeln sich die Projekte während des Bauens weiter und werden immer<br />

wieder hinterfragt: Was? Wofür? Für wen? Wie? Und: Warum so und nicht anders?<br />

Wir haben<br />

wirklich<br />

Architektur<br />

gemacht<br />

und beim<br />

Machen<br />

gelernt.<br />

Nach 4 Tagen in 8 Experimentier<br />

räumen öffnet das <strong>Wohn</strong> ­<br />

labor Sendling seine Türen für<br />

An wohner, Eltern, Freunde,<br />

Lehrkräfte und Unterstützer.<br />

Im „Open House“ und auf den<br />

folgenden Seiten präsentieren<br />

die Schüler/innen ihre Projekte.<br />

„Endlich durften wir einmal<br />

machen was wir wollten!<br />

Wir sind schnell vorangekommen<br />

weil wir eine gute<br />

Arbeits teilung hatten.<br />

Und wir sind auch gut mit ­<br />

einander ausgekommen.“<br />

6 7


E G l i n k s , S c h l a f z i m m e r<br />

Schwebende<br />

Harmonie<br />

Material<br />

Bambus<br />

Schnur<br />

Papier<br />

Bauweise<br />

Skelettbau<br />

Lara Wild<br />

Anne-Sophie<br />

Machuzhak<br />

Der bereits in der Decke vorhandene<br />

Haken führte zur Idee des<br />

häng enden Regaltisches. Daraus<br />

ent wickelte sich nach und nach<br />

der ganze Raum. Die Bambus stäbe<br />

haben wir über Kreuz ge legt und<br />

mit Knoten verbun den. Zwischen<br />

die Bam bus stäbe haben wir Papier<br />

ge spannt. Das ist so stabil, dass man<br />

sogar etwas darauf ab legen kann.<br />

Der helle, offene Raum mit dem<br />

natürlichen Holzboden passt gut<br />

zum hängenden Regaltisch und zur<br />

skulptu ralen Bambus-Welt. Die lila<br />

Wand im Hintergrund betont den<br />

Bambus noch mehr und schließt den<br />

Raum ab. Der Vorhang aus Bambus<br />

an der Tür bildet einen fließenden<br />

Übergang zum Vorraum.<br />

8 9


O G M i t t e l i n k s , W o h n k ü c h e<br />

Labyrinth<br />

Das Licht in diesem <strong>Wohn</strong>raum<br />

mit Kochnische wird durch die<br />

roten Jalousien orange gefärbt.<br />

Durch das dämmrige Licht führen<br />

wir die Besucher durch ein enges,<br />

hohes, verwinkeltes Labyrinth.<br />

Material<br />

Wellpappe<br />

Bauweise<br />

Falten<br />

Finn Tilgner<br />

Niclas Noack<br />

Manchmal muss man sich bücken,<br />

um vorwärts zu kommen und an<br />

bestimmten Stellen gibt es kleine<br />

Durchblicke auf den weiteren Weg.<br />

Am Ende des Weges erreicht man<br />

die Tür zum Nachbarraum, die<br />

durch Kreppstreifen versperrt ist:<br />

Betreten verboten. Durch diesen<br />

leeren, grünen Raum hindurch kann<br />

man aus der Balkontür bis auf<br />

die Straße und die Tunnelbaustelle<br />

hinaus sehen.<br />

10 11


E G r e c h t s , 3 R ä u m e<br />

Minigolfstadt<br />

Unsere Idee: Eine Minigolfbahn mit<br />

17 verschiedenen Hindernissen in<br />

der sich der Ball wie in einer Kleinstadt<br />

bewegen soll. Man kann<br />

es gut in 10 Schlägen schaffen.<br />

Material<br />

Finnpappe<br />

Karton<br />

Kleber<br />

Bauweise<br />

Schottenbauweise<br />

Joshua Linn<br />

Anna Kenter<br />

Leonard Meyer<br />

Wir haben mit Finnpappe in einer<br />

Art Schottenbauweise gebaut. Es<br />

ergibt sich ein Maßstabssprung<br />

in unserem Raum. Das heißt, wir<br />

haben eine kleine Stadt mit Wegebeziehungen<br />

für einen Ball gebaut.<br />

Der Ball ist unser Lebewesen, das<br />

den Raum miterlebt. Im Kontrast<br />

dazu stehen die Verfärbungen und<br />

Abdrücke an den Wänden, welche<br />

die frü heren Möbel und Bilder in<br />

der <strong>Wohn</strong>ung im echten Maß stab<br />

hinterlassen haben.<br />

12 13


H a u s e i n g a n g<br />

Konstruktive Pause<br />

auf der Besucherbank<br />

Damit die Besucher unseres „Open House“ auch vor dem Haus sitzen können, haben<br />

wir neben den Hauseingang aus den übrigen Latten eine Bank mit Sonnensegel gebaut.<br />

Obwohl die Verbindungen nur genagelt sind hält die Konstruktion drei Personen aus. Sie<br />

ist durch diagonale Streben stabilisiert. Damit die Bank transportiert werden kann, ist<br />

der Sonnenschutz so konstruiert, dass er sich einfach aufstecken und wieder abbauen lässt.<br />

14<br />

15


O G l i n k s , S c h l a f z i m m e r<br />

Lichtinszenierung<br />

Material<br />

Karton<br />

Transparenzpapier<br />

Inspiration<br />

Le Corbusier<br />

Leonie<br />

Messerschmid<br />

Da der Raum durch die weißen<br />

Wände, die südlich orientierten<br />

Fenster und den natürlichen Holzboden<br />

sehr hell und offen wirkt,<br />

habe ich das Thema „Licht und<br />

Schatten“ gewählt. Inspiriert von<br />

Le Corbusiers Kirche beschloss<br />

ich das Fenster einzubauen und<br />

mit Licht-Trichtern zu arbeiten.<br />

Das Projekt war ergebnisoffen und<br />

ich wusste bis zum Schluss nicht,<br />

wie es wirken würde. Es war mehr<br />

ein Experiment mit Licht, Farben<br />

und Trichterfor men. Jetzt erinnert<br />

es an ein Sternenbild oder bunte<br />

Planeten. Die Atmosphäre ist<br />

beruhigend. Man fühlt sich in das<br />

Weltall versetzt, abgeschieden<br />

vom Rest des Hauses.<br />

16 17


O G l i n k s , W o h n k ü c h e<br />

Poseidons<br />

Thron<br />

Material<br />

Wellpappe<br />

Nägel<br />

Klebeband<br />

Acrylfarben<br />

Bauweise<br />

Ver- und Enthüllen<br />

einer<br />

vorhandenen<br />

Struktur<br />

Lea von Klitzing<br />

Mareike Knorz<br />

Amelie Binder<br />

Der lichtdurchflutete Raum betont<br />

die fließenden Wellen und<br />

deren Licht- und Schattenspiel.<br />

Die schwarz angemalten Fließen<br />

bringen den hellen Karton noch<br />

mehr zur Geltung. Die drei wellenförmigen<br />

Regale an der Wand<br />

stellen die Bewegung des Was ­<br />

sers da.<br />

Wir haben keine eigene Raum ­<br />

struktur aufgebaut, sondern<br />

mit den vorhandenen Flächen<br />

der alten Einbauküche gear beitet<br />

und damit einen neuen Über ­<br />

gang zwischen Wand und Boden<br />

ge schaffen. Die Wellpappe<br />

eignet sich besonders gut, um<br />

gebogene Flächen zu formen.<br />

18 19


E G M i t t e r e c h t s , W o h n k ü c h e<br />

Zeitreise<br />

Material<br />

Holzlatten<br />

Nägel<br />

Papier<br />

Bauweise<br />

Skelettbau<br />

Anne Moser<br />

Selina Mann<br />

Sarah Nagel<br />

Carolin Sperling<br />

Die bereits vorhandenen Fliesen<br />

aus den 60er Jahren in der Küche<br />

brachten uns auf die Idee eine<br />

Zeitreise vom Bau des Hauses bis<br />

heute zu machen.<br />

Verschiedenfarbige Karten in<br />

unter schiedlichen Anordnungen<br />

an den Wänden beschreiben<br />

wichtige Ereignisse, welche die<br />

Bewohner in den 60er, 70er, 80er,<br />

90er und 00er Jahren mit erlebt<br />

haben. Aktuelle Infor mationen, die<br />

in dieser <strong>Wohn</strong>ung keiner mehr<br />

mitverfolgen kann, liegen am Ende<br />

des Weges als Tageszeitungen auf<br />

einem Objekt mitten im Raum aus.<br />

20 21


O G M i t t e r e c h t s , F l u r u n d W o h n k ü c h e<br />

Höhle<br />

Material<br />

Malervlies<br />

Latten<br />

rote Farbe<br />

Nägel<br />

Klebeband<br />

Idee<br />

Verhüllen<br />

Wirkung<br />

des Raumes<br />

ver stärken<br />

Eduard<br />

Weidenhammer<br />

Emanuele<br />

Scammacca<br />

Lewin Schmid<br />

Lily Marsh<br />

Unser Raum war schon sehr eng,<br />

dunkel und stickig. Durch den<br />

Vlies wurde der Raum noch dunkler.<br />

In der Höhle gibt es als Teil<br />

der Wand eine Sitzgelegenheit.<br />

Der Vlies dämpft die Akustik des<br />

Raumes. Dadurch ist es sehr<br />

still und wird, wenn das Licht aus<br />

ist, gruselig.<br />

Durch die Höhle gelangt man an<br />

die Tür zum Tatort-Zimmer. Dort ist<br />

noch alles so, wie es die letzten<br />

Bewohner verlassen haben: Schmutz,<br />

Tapeten- und Teppich reste, eine<br />

einsame Lampe und ein scheußlicher<br />

Geruch. Wir haben die Fenster verdunkelt<br />

und rote Farbe verspritzt,<br />

so dass es wie der verlassener Ort<br />

eines Ver brechens aussieht.<br />

22 23


G r u n d k o m p e t e n z e n<br />

Architekturvokabeln<br />

Kreative, intellektuelle und handwerkliche Fertigkeiten, welche die Schüler/<br />

innen im Zusammenspiel mit ihren Selbst-, Sozial- und Methodenkompetenzen<br />

vertiefen.<br />

Entwerfen mit verschiedenen Medien<br />

Beim Entwerfen eines <strong>Wohn</strong>labor-Logos probieren<br />

die <strong>Labor</strong>ant/inn/en immer wieder neue Darstellungstechniken<br />

und Materialien aus: Skizzen mit erläuternden<br />

Texten, gefaltete Papiermodelle, Knetmodelle.<br />

Eine axonometrische Skizze wird schließlich zum Erkennungszeichen<br />

der Einladung zur Endpräsentation<br />

im „Open House“.<br />

Planen in drei Dimensionen<br />

Um dreidimensionale Raumideen so darzustellen, dass<br />

sie von Anderen auch gebaut werden können, bedarf<br />

es eines Planes, in dem Bauwerk oder Raum in der<br />

3-Tafel-Konstruktion aus Grundriss, Schnitt und Ansicht<br />

dargestellt und vermaßt werden. Ein Gefühl für Maße<br />

entwickeln die Planer/innen, indem sie sich gegen seitig<br />

vermessen: Körpermaße wie Elle, Fuß und Schrittlänge,<br />

Reichweite, Sitz- und Arbeitshöhen und, ganz wichtig,<br />

Horizont und Blickfeld im stehen, sitzen und liegen.<br />

Konstruieren in Massiv- und<br />

Skelettbauweisen<br />

Wie hält ein Gebäude? Was trägt? Was wird getragen?<br />

Als Baumeister/innen testen die Schüler/innen<br />

den Zusammenhang von Baumaterial, Tragwerk und<br />

Struktur im Modellbau: Massivbauten aus Holzbausteinen,<br />

gestapelt zu Kraggewölben, mit der Schwierigkeit,<br />

Öffnungen herzustellen. Und Skelettbauten<br />

aus Schaschlikspießen, mit deren Tragstruktur große<br />

Öffnungen möglich sind, Verbindungen jedoch mühsam<br />

geknotet werden müssen und Stabilität nur durch<br />

aussteifende Diagonalen zu erreichen ist. Und die<br />

Knetmasse darf nur zum Formen der maßstäblichen<br />

Hausbewohner verwendet werden!<br />

Bauen im Kontext<br />

Ihre Erfahrungen mit Nutzung und Gestalt, Material eigenschaften<br />

und Tragstrukturen setzen die Schüler/innen<br />

beim Bau ihrer Rauminstallationen vor Ort im Maßstab<br />

1:1 ein. Anhand von Fragebögen untersuchen sie ihre<br />

Lieblingsorte im Stadtraum nach Nutzungs- und Gestaltungspotentialen.<br />

Die Ergebnisse ihrer Forschungen<br />

teilen sie in einer großen Ideensammlung mit den anderen<br />

und erarbeiten in Gruppen Entwurfsthemen zu<br />

den verschiedenen Orten. Karton, Bambus, Vlies und<br />

Plastikplanen stehen als Baumaterial zur Verfügung;<br />

Schnur, Klebeband, Kabelbinder als Verbindungsmittel.<br />

Entwerfen am Modell<br />

Nach der Freizeitgestaltung im Stadtraum wird das Schulleben<br />

zum Entwurfsthema: Welche Angebote, welche<br />

Atmosphären fehlen mir am St.-Anna-Gymnasium?<br />

Je zwei Planer/innen entwickeln zu einem Raum oder<br />

Bereich auf dem Schulgelände ein „RaumMöbel“ als<br />

großformatige Raumskulptur. Eine komplexe Aufgabe,<br />

für die sie in Skizzen ihre Themen erarbeiten, welche<br />

sie im Modell aus Finnpappe im Maßstab 1:20 weiterentwickeln.<br />

Sie gehen ihren Entwurf von zwei Seiten<br />

an: Zwei unterschiedliche Nutzungen sollen in ihrem<br />

Objekt aufeinander treffen, funktional zwar getrennt,<br />

räumlich aber doch noch partiell verbunden. Es geht<br />

dabei um „Zonierung“, die fein nuancierte Ausarbeitung<br />

räumlicher Abgrenzungen und Übergänge zwischen<br />

unterschiedlichen Nutzungsbereichen. Was im einfachsten<br />

Fall eine Türschwelle als Übergang von einem<br />

öffentlicheren zu einem privateren Bereich leistet,<br />

wird von den Schüler/innen mit Niveausprüngen wie<br />

Podesten, Mulden, Stufen und Wandskulpturen in<br />

Form von tiefen Laibungen, Bänken und Regaleinbauten<br />

gestaltet. Die Baumeister/innen präsentieren ihre<br />

Arbeiten nunmehr schon sehr professionell in der<br />

großen Runde.<br />

24<br />

25


G r u n d k o m p e t e n z e n<br />

Forschen in Klimazonen<br />

Mit wachsendem Know-How werden auch die Themen<br />

immer komplexer. Denn in Architektur und Stadtplanung<br />

müssen viele Einflussfaktoren gegeneinander<br />

abgewogen werden: Von Geschichte, Geographie<br />

über Soziologie und Psychologie bis zu Physik und<br />

Chemie. Entsprechend viele Fachleute müssen bei<br />

Planung und Bau zusammenarbeiten. In einer Weltreise<br />

zu traditionellen Bauweisen analysieren die<br />

Schüler/innen Bauwerke in verschiedenen Klimazonen<br />

nach Bauform und Tragstruktur. Alle diese Bauten<br />

sind sehr effizient den regionalen Klimabedingungen,<br />

Materialvorkommen und Lebens weisen ihrer<br />

Bewohner angepasst. Nachhaltiges Bauen auf<br />

einfachem Niveau.<br />

Entwickeln von <strong>Wohn</strong>visionen<br />

Und wir, hier in <strong>München</strong>? Vor welchen Herausforderungen<br />

stehen die jetzt 13- bis 14-jährigen in der<br />

Zukunft? Wie wollen sie leben in 10, 30, 50 Jahren?<br />

Wie wollen sie wohnen? In Nachbarschaft, <strong>Wohn</strong>gemeinschaft,<br />

Mehrgenerationenhäusern? Wie Freunde,<br />

Familie, Freizeit und Arbeit verbinden? Und wo?<br />

In der Stadt, suburban, ländlich? Durch Aufstellungen<br />

im Raum ermitteln die Schüler/innen ihre Gruppenstatistik<br />

zu <strong>Wohn</strong>formen und <strong>Wohn</strong>umfeld in verschiedenen<br />

Lebensphasen. Jeder entwickelt daraus seine<br />

persönlichen <strong>Wohn</strong>wünsche in Form einer Annonce zur<br />

<strong>Wohn</strong>ungssuche.<br />

Wahrnehmen mit allen Sinnen<br />

Mit verbundenen Augen, hörend, tastend und<br />

riechend erleben die Raumforscher/innen einen neu<br />

gestalteten <strong>Wohn</strong>hof in der Sendlinger Siedlung.<br />

Die jeweiligen Blindenführer protokollieren die verschiedenen<br />

Wahrnehmungen der Geführten. Es ist<br />

Teamarbeit, bei der viel Behutsamkeit auf der einen<br />

und Vertrauen auf der anderen Seite gefordert sind.<br />

Initiiert wurde das <strong>Wohn</strong>labor im Jahr 2012 von Hans-Otto Kraus (Geschäftsführer der <strong>GWG</strong> <strong>München</strong>),<br />

Grete Turtur (Kunstlehrerin), Angelika Laumer (Schulleiterin des städtischen St.-Anna-Gymnasiums)<br />

und Edeltraud Mierau-Bähr (PlanTreff des Referats für Stadtplanung und Bauordnung).<br />

Das Konzept für das „<strong>Wohn</strong>labor Au“ entstand damals in der Zusammenarbeit der Architektinnen<br />

Ulla Feinweber und Miriam Mahlberg mit Grete Turtur. Ulla Feinweber entwickelte es für das <strong>Wohn</strong>labor<br />

2013 weiter und übernahm in diesem Jahr auch die Leitung und Durchführung der Projektwochen.<br />

Bei der Konzeptentwicklung für die Baustelle und der Durchführung in Sendling wurde sie maßgeblich<br />

von Miriam Mahlberg unterstützt.<br />

Vor Ort tatkräftig begleitet haben die zwei Projektwochen fünf Lehrkräfte des St.-Anna-Gymnasiums:<br />

Karolin Bilger (Kunst), Sonja Krack (Deutsch, Geschichte, Sozialkunde), Christa Bächle und Janis Stix<br />

(beide Englisch, Deutsch), Jürgen Buschmann (Physik, Sport), die Schulleiterin Angelika Laumer sowie<br />

der Hausmeister der Schule, Mustafa Canik.<br />

Die Projektbeschreibungen stammen von den Schüler/innen Amelie Binder, Anna Kenter, Anne Moser,<br />

Anne-Sophie Machuzhak, Carolin Sperling, Eduard Weidenhammer, Emanuele Scammacca, Finn Tilgner,<br />

Joshua Linn, Lara Wild, Lea von Klitzing, Leonard Meyer, Leonie Messerschmid, Lewin Schmid, Lily Marsh,<br />

Mareike Knorz, Niclas Noack, Sarah Nagel und Selina Mann.<br />

Auch dieses Jahr unterstützte die <strong>GWG</strong> <strong>München</strong> das <strong>Wohn</strong>labor durch ihren persönlichen Einsatz<br />

und förderte finanziell die Konzeptarbeit, Durchführung, Arbeitsmaterialien und Dokumentation<br />

des Architekturprojekts.<br />

Impressum<br />

Herausgeber <strong>GWG</strong> <strong>München</strong>, Heimeranstraße 31, 80339 <strong>München</strong><br />

T 089 55 11 4 - 0, F 089 55 11 4 - 209, info@gwg-muenchen.de, www.gwg-muenchen.de<br />

Kooperationspartner <strong>GWG</strong> <strong>München</strong>, Städtisches St.-Anna-Gymnasium,<br />

Landeshauptstadt <strong>München</strong>, Referat für Stadtplanung und Bauordnung, Plantreff<br />

Konzept und Durchführung Ulla Feinweber, kommA_Architektur kommunizieren,<br />

Rablstraße 39, 81669 <strong>München</strong> T 089 48 95 42 59, kontakt@komm-a.com<br />

Redaktion und Texte Ulla Feinweber, Katrin Seitz<br />

Lektorat Alessia Isabel Pareschi<br />

Fotografie Katrin Seitz, Karolin Bilger, Bernhard Friedsam, Ulla Feinweber<br />

Gestaltung Designstudio Seitz: Katrin Seitz, Valentina Stipanic<br />

Produktionsberatung Katja Knahn, paperkate.de<br />

Druck Gotteswinter und Aumaier GmbH, Joseph-Dollinger-Bogen 22, 80807 <strong>München</strong><br />

Auflage 2.500 Exemplare<br />

26 27


15. <strong>–</strong> 26. Juli

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