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BERICHTE<br />
Angesichts dieser Präsentation und der eher verhalten-begeisterten<br />
Stimmung unter den Montesa-Fans<br />
am Sonntag, war es schon sehr gut, dass gleich am<br />
Montag darauf der Fahrtest für die Presse anberaumt<br />
war. Denn die Mimik der Tester vor Ort – darunter ich<br />
selbst – ließ schnell erkennen, dass es keinen Grund zur<br />
Enttäuschung gibt. Hinter der aufgepeppten Fassade<br />
der neuen Montesa verbirgt sich nämlich doch erheblich<br />
mehr als nur die bisherige Technik. Die neue<br />
Montesa COTA 4RT 260 ist ein neues Trialmotorrad.<br />
Denn auch wenn sie keine komplette Neuentwicklung<br />
ist, sie fährt sich so – und sie fährt verdammt gut!<br />
Rekord-Weltmeister Toni Bou: „Ich bin überzeugt, dass<br />
jeder, der eine neue COTA besitzt, Freude daran hat“.<br />
ENTWICKLUNG<br />
Zuletzt hatte <strong>Honda</strong>-Montesa im Jahr 2005 die Trialwelt<br />
auf den Kopf gestellt. Der Modellwechsel von der COTA<br />
315R zur COTA 4RT brachte einen neuen Alu-Rahmen<br />
und den im Trialmarkt revolutionären Viertaktmotor mit<br />
elektronischer Kraftstoffeinspritzung. Heute wissen wir,<br />
dass die Maschine die Begriffe Qualität, Zuverlässigkeit<br />
und nicht zuletzt Preisstabilität für Trialverhältnisse<br />
neu definierte. Doch neun Jahre sind eine lange Zeit.<br />
Eine Zeit, in der das japanisch-spanische Joint-Venture<br />
nur wenig Modellpflege betrieben hat und dadurch,<br />
nach guten Verkaufszahlen in den ersten Jahren, Saison<br />
für Saison Marktanteile verlieren ließ.<br />
Das soll sich nun mit dem Modellwechsel 2013 auf<br />
2014 wieder ändern. Dass es sich um eine neue COTA<br />
handelt, soll die „260“ in der Modellbezeichnung herausstellen.<br />
Und in der Tat entfallen die gravierendsten<br />
Änderungen des neuen Modells auf den Motor.<br />
Die Montesa COTA 4RT Race Replica im Werks-Design.<br />
MOTOR<br />
Mit jetzt 258,9 cm³ hat der Hubraum durch eine um<br />
1,5 mm größere Bohrung um 9,9 cm³ zugelegt. Sie<br />
beträgt jetzt 78 mm gegenüber zuvor 76,5 mm Bohrung.<br />
Der Hub sowie das Kompressionsverhältnis von<br />
54,2 mm und 10,5:1 sind identisch.<br />
An die Hubraumvergrößerung angepasst wurden<br />
die Steuerzeiten der Nockenwelle. Dabei war die Zielsetzung,<br />
in jeder Drehzahllage die Gasannahme zu verbessern.<br />
Einhergehend damit, wurde die ECU-Einheit,<br />
also die elektronische Steuereinheit der Einspritzanlage,<br />
mit neuen Einstellungen von Zündung und Einspritzung<br />
versehen.<br />
Diese Änderungen sollen sich in einem breiter nutzbaren<br />
Drehzahlband bemerkbar machen. Auch mit besserer<br />
Gasannahme in niedrigen Drehzahlen und mehr<br />
Drehmoment ab Drehzahlmitte bis hinauf in den Drehzahlbegrenzer.<br />
Der Motor soll sich dadurch elastischer<br />
fahren lassen als bisher und damit auch dem neuen<br />
No-Stop Reglement entgegen kommen.<br />
Ein weiteres Ziel der Entwickler war, die bauartbedingt<br />
höhere Motorbremse von Viertakt-Motoren<br />
zu verringern. Die <strong>Honda</strong>-Ingenieure haben hierfür ein<br />
System zur Dekompression der Gase im Kurbelgehäuse<br />
entwickelt. Es kommt in erster Linie beim Schließen des<br />
Gasdrehgriffes zur Geltung.<br />
Aufgrund all dieser Änderungen versprechen die <strong>Honda</strong>-Montesa-Techniker<br />
einen deutlichen Zuwachs an<br />
Traktion, vor allem bei rutschigen Bodenverhältnissen<br />
und eine unkritische Gasannahme beim Wechsel von<br />
Schiebe- auf Lastbetrieb. Überhaupt sind die <strong>Honda</strong>-<br />
Montesa-Ingenieure derart überzeugt vom perfekten<br />
Kompromiss des neuen Motorenlayouts mit 260 cm³,<br />
dass sie von Kits zur Vergrößerung des Hubraums<br />
ebenso abraten wie von Anpassungen am Mapping der<br />
PGM-FI Einspritzung. Dennoch passen bestehende<br />
Big-Bore Kits z.B. von Future oder S3 weiterhin auf den<br />
neuen Motor. Auch das programmierbare HRC-Kit für<br />
die Einspritzanlage wird es weiterhin als Extra geben.<br />
FAHRWERK<br />
In Sachen Rahmen und Schwinge hat sich von der<br />
250er zur 260er COTA 4RT nichts verändert. Beide<br />
Bauteile sind aus Aluminium, leicht, stabil und haben<br />
sich in der Vergangenheit bestens bewährt. Im Falle der<br />
260er Standardmaschine sind Rahmen und Schwinge<br />
Alu-Naturfarben, während sie an der Race Replica<br />
schwarz sind.<br />
Neu sind die Fußrasten von S3 an beiden Maschinen,<br />
mit breiterer Auflagefläche und besserer Haftung als<br />
die bisherigen, verchromten Stahlrasten. Wobei an der<br />
Repsol-Version höherwertige Alu-Rasten montiert sind,<br />
die Standard COTA hingegen mit jenen aus Stahl auskommen<br />
muss. Beide können S3-typisch mittels Scheiben<br />
geringfügig in ihrer Position variiert werden.<br />
Der Vollständigkeit halber sollen an dieser Stelle auch<br />
das Hinterrad und die Reifen genannt werden, in dem<br />
sich die beiden Geschwister unterscheiden. Die „RR“<br />
hat die Hinterradfelge mit dem ausgefrästen Steg, wie<br />
die Werksmaschinen von Montesa, und steht auf Michelin-Reifen.<br />
Die Standard-Version hat hingegen die<br />
Hinterradfelge mit durchgehendem Steg und wird mit<br />
Dunlop-Reifen ausge liefert.<br />
Montesa COTA 4RT 260 mit gegenüber Kratzern unempfindlichen,<br />
alufarbenem Rahmen und Schwinge.<br />
FEDERELEMENTE<br />
Die bisher verbauten Federelemente von Showa bleiben<br />
nach dem Modellwechsel der Race Replica vorbehalten.<br />
Die Showa-Gabel mit 39 mm Standrohrdurchmesser<br />
ist in Federvorspannung, Zug- und Druckstufe<br />
einstellbar, das Showa-Federbein in Federvorspannung<br />
und Zugstufe.<br />
Die neue Montesa COTA 4RT in Standardausführung<br />
wird aus Kostengründen mit von anderen Trialmotorrädern<br />
bekannten Federelementen ausgestattet. Im<br />
Falle der Telegabel handelt es sich um eine 39er „Tech“,<br />
welche in Federvorspannung und Zugstufe einstellbar<br />
ist. Das Federbein ist von der Marke R16V und<br />
ebenfalls in Federvorspannung und Zugstufe einstellbar.<br />
Beides, Gabel und Federbein, sind unter Mitwirkung<br />
von Montesa-<strong>Honda</strong>-Testfahrer Amos Bilbao<br />
und Ingenieuren von Tech und R16V in mehrtägigen<br />
Abstimmungsfahrten auf verschiedenen Trialgeländen<br />
speziell auf die neue Montesa COTA 4RT 260 abgestimmt<br />
worden.<br />
BREMSEN & ARMATUREN<br />
Neu an beiden Modellen der Montesa COTA 4RT sind<br />
die Bremskomponenten und Armaturen. Sie stammen<br />
jetzt von Braktec und auffallend sind zunächst, durch<br />
ihre exponierte Lage am Lenker, die kompakteren Armaturen<br />
für die Vorderbremse und Kupplung. Auch die<br />
Die neuen Braktec-Armaturen für Bremse und Kupplung.<br />
MONTESA COTA 4RT 260 & RR<br />
Hydraulikschläuche sind nun dünner und konnten deshalb<br />
etwas enger am Fahrzeug verlegt werden.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Die offensichtlichsten Änderungen an der neuen Montesa<br />
COTA 4RT sind der neu gestaltete Tank (mit 1,9 l<br />
Inhalt nur minimal kleiner als vorher) und der hintere<br />
Kotflügel. Und wenn man ehrlich ist, dann muss man<br />
auch dies als echten Fortschritt werten, schließlich ist<br />
Optik ein wichtiges Verkaufsargument. Gerade wenn<br />
sie so gelungen ist wie an der neuen Montesa. Aber<br />
besser fährt sie dadurch natürlich noch lange nicht.<br />
Doch es gibt bei genauer Betrachtung auch zahlreiche<br />
bedeutende technische Änderungen, welche sehr<br />
wohl zu einem besseren Fahrverhalten beitragen. Dazu<br />
zählen in erster Linie tiefgreifende Änderungen am<br />
Motor, aber auch die neuen Federelemente. Es ist also<br />
durchaus gerechtfertigt von Montesa-<strong>Honda</strong> von einem<br />
neuen Modell zu sprechen und nicht nur von einer<br />
Modellpflege. Denn insgesamt sind an der neuen COTA<br />
gegenüber der alten nicht weniger als 70 neue Komponenten<br />
verbaut. So reagiert zum Beispiel auch der Bewegungssensor<br />
zur automatischen Zündunterbrechung<br />
jetzt bereits nach sieben Sekunden (vorher 9), wenn<br />
das Motorrad in einer Lage von über 65° Neigungswinkel<br />
verharrt. Dadurch sollen Motorschäden nach einem<br />
Sturz noch effektiver vermieden werden.<br />
Moderne, gelungene Formgebung des neuen Tanks.<br />
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