Nr. 1/2013 - Humanité
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im Gespräch<br />
Hilfe für syrische Flüchtlinge<br />
«Vielfach hat man falsche<br />
Vorstellungen»<br />
Die Gewalt in Syrien hat zur Folge, dass Hunderttausende in die Nachbarländer geflüchtet<br />
sind. Und es könnten noch mehr werden. Beatrice Weber, Verantwortliche für Not- und<br />
Katastrophenhilfe des SRK, erklärt, warum die Hilfeleistungen gut durchdacht und vorbereitet<br />
werden müssen.<br />
interview: Tanja Pauli<br />
Wie hat das SRK reagiert, als bekannt<br />
wurde, dass viele Menschen wegen<br />
der Gewalt in Syrien Hilfe brauchen?<br />
Schon letztes Jahr beteiligte sich das<br />
SRK finanziell am Engagement des Internationalen<br />
Komitees vom Roten<br />
Kreuz (IKRK) in Syrien. Aber wir wollten<br />
noch mehr tun und haben uns entschieden,<br />
die angrenzenden Länder zu<br />
unterstützen, die von den Folgen betroffen<br />
sind. Wir haben deshalb im September<br />
2012 ein Team nach Jordanien<br />
geschickt.<br />
Warum gerade nach Jordanien?<br />
Weil der Jordanische Rote Halbmond<br />
durch den Ansturm der Flüchtlinge aus<br />
seinem Nachbarland auf die Unterstützung<br />
von aussen angewiesen ist. Offiziell<br />
halten sich gemäss UNO 145 000 syrische<br />
Flüchtlinge im Land auf, nach inoffiziellen<br />
Schätzungen sind es über 200 000. Man<br />
schätzt, dass sich diese Zahl bis Mitte Jahr<br />
noch stark erhöhen wird. Um das Verhältnis<br />
zu veranschaulichen: Mit rund 6,5 Millionen<br />
hat das Königreich Jordanien eine<br />
kleinere Bevölkerung als die Schweiz.<br />
Wie leben die syrischen Flüchtlinge?<br />
Nur eine Minderheit lebt im grossen<br />
Camp von Zatary an der Grenze. Die meisten<br />
sind in Wohnungen untergebracht.<br />
Das kann auch nur ein Gästezimmer oder<br />
Die Familien müssen im fremden<br />
Land ihre Lebenskosten<br />
bezahlen können, haben aber<br />
kaum ein Einkommen.<br />
ein Kellerraum sein. Für Lebenskosten wie<br />
Miete, Wasser, Strom, Nahrung und sonstige<br />
Güter des täglichen Bedarfs müssen<br />
die Familien selber aufkommen.<br />
© Ibrahim Malla/IFRC<br />
Die Syrerin wartet<br />
mit ihrem Kleinkind<br />
auf die Verteilung<br />
der Hilfsgüter<br />
Was ist unter diesen Umständen<br />
die sinnvollste Art der Hilfe?<br />
Um ihre Lebenskosten zu bestreiten, brauchen<br />
die Flüchtlingsfamilien Geld, anders<br />
kann man nun mal keine Miete mit Nebenkosten<br />
zahlen. Sonst kann es sein, dass sie<br />
nicht in ihrer Unterkunft bleiben können<br />
und es ihnen an allem mangelt. Wir wählen<br />
1000 Familien aus, die gemäss unseren<br />
Abklärungen in einer besonders prekären<br />
Situation sind. Diese Familien unterstützen<br />
wir mit 220 Franken im Monat. So tragen<br />
die Familien Selbstverantwortung.<br />
Wird das Geld richtig eingesetzt?<br />
Mit monatlich 220 Franken kann eine Familie<br />
knapp die Miete bezahlen und sich ab<br />
18 <strong>Humanité</strong> 1/<strong>2013</strong>