Nr. 1/2013 - Humanité
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eport<br />
Besuchs- und Begleitdienst SRK<br />
Eine soziale Verantwortung<br />
Im Besuchs- und Begleitdienst SRK finden Freiwillige ein sinnvolles Engagement, das ihnen<br />
viel zurückgibt. Monika Bitterli, die Geschäftsleiterin vom Roten Kreuz Baselland, erklärt,<br />
warum es mehr Freiwillige braucht und welche Voraussetzungen sie mitbringen sollten.<br />
interview: tanja Pauli<br />
Erhalten Sie mehr Anfragen für den<br />
Besuchsdienst als früher?<br />
Wir stellen tendenziell eine grössere Nachfrage<br />
fest. Diese Zunahme widerspiegelt<br />
die demografische Situation mit mehr betagten<br />
Menschen. Hinzu kommt, dass das<br />
Angebot vom Besuchsdienst SRK bekannter<br />
ist als früher. Und es ist häufiger der Fall,<br />
dass Angehörige nicht mehr in unmittelbarer<br />
Nähe wohnen. Die erhöhte Mobilität<br />
macht das möglich.<br />
Die meisten Freiwilligen<br />
des Besuchdienstes<br />
begleiten<br />
auf einen<br />
Spaziergang –<br />
eine Bereicherung<br />
für beide<br />
© SRK Bern-Mittelland<br />
Braucht es daher mehr Freiwillige?<br />
Ja, wir suchen ständig neue Freiwillige.<br />
Beim SRK Baselland besucht der oder die<br />
Freiwillige üblicherweise nur eine Person.<br />
Dieser eine Kontakt besteht dafür über<br />
mehrere Monate oder gar Jahre. Oft ist es<br />
schwierig, Freiwillige zu finden, die in der<br />
Nähe einer betagten Person wohnen.<br />
Wer eignet sich für ein Engagement?<br />
Grundsätzlich alle, die Freude am Kontakt<br />
mit betagten Menschen haben. Bestimmte<br />
Voraussetzungen sind aber auch für einen<br />
Freiwilligeneinsatz unerlässlich, wie z.B. Zuverlässigkeit,<br />
Offenheit, Kommunikationsfähigkeit,<br />
Empathie sowie Verständnis für<br />
die Herausforderungen des Alters. Wichtig<br />
ist auch eine gewisse Verbindlichkeit, weil<br />
die Betagten sich wirklich auf die Besuche<br />
freuen und intensive Kontakte entstehen.<br />
Es entsteht oft eine soziale Verantwortung.<br />
Dürfen die Freiwilligen auswählen,<br />
wen sie besuchen möchten?<br />
Beim Eintrittsgespräch werden die Wünsche<br />
und Interessen besprochen. Die Besuchsperson<br />
erhält zunächst eine Beschreibung<br />
der Situation und entscheidet,<br />
ob sie die betagte Person kennenlernen<br />
möchte. Gleiches gilt für die betagte Person.<br />
Ein erstes Gespräch findet immer in<br />
Begleitung einer SRK-Mitarbeiterin statt.<br />
Erst danach entscheiden beide, ob sie den<br />
Besuchskontakt – allenfalls auch mit einer<br />
Probezeit – eingehen möchten. Nach weiteren<br />
drei bis vier Besuchen werden Unklarheiten<br />
oder Probleme besprochen.<br />
Was unternimmt das SRK, wenn sich<br />
die beiden Parteien nicht verstehen?<br />
Das geschieht eher selten, weil die Koordinatorin<br />
bereits im Vorfeld die Situation einschätzt.<br />
Falls doch, versucht sie mit beiden<br />
Seiten das Problem zu analysieren. Sollten<br />
sich trotz klärender Gespräche beide oder<br />
Der Dank reicht von einer Karte<br />
bis hin zu einer Spende.<br />
auch nur eine Seite nicht vollumfänglich<br />
wohlfühlen, wird zu einem Abbruch des<br />
Besuchskontaktes geraten. Wie in jeder<br />
Beziehung muss die «Chemie» zwischen<br />
beiden Menschen stimmen. Da die Geselligkeit<br />
im Vordergrund steht, sollten die<br />
Besuche in einer entspannten Atmosphäre<br />
stattfinden. Beide Parteien dürfen und sollen<br />
vom Kontakt miteinander profitieren.<br />
Bieten Sie Schulungen an im Umgang<br />
mit Betagten oder Behinderten?<br />
Das SRK BL bietet einen Einführungskurs<br />
an mit Themenschwerpunkten wie Kommunikation,<br />
Nähe und Distanz. Bei spezifischen<br />
Bedürfnissen (z.B. der Umgang<br />
mit Demenzbetroffenen) stehen bei uns<br />
verschiedene eigene Kurse als Weiterbildung<br />
zur Auswahl. Zwei- bis dreimal pro<br />
Jahr findet ein begleiteter Erfahrungsaustausch<br />
unter den Freiwilligen statt.<br />
Bedanken sich die Besuchten bei<br />
Ihnen?<br />
Natürlich danken die Betagten in erster<br />
Linie ihrer Besucherin oder ihrem Besucher<br />
persönlich. Es sind meistens die Angehörigen,<br />
die sich beim Roten Kreuz für<br />
dieses tolle Angebot und die Vermittlung<br />
bedanken. Dieser Dank reicht von einer<br />
Dankeskarte bis hin zu einer Spende fürs<br />
Rote Kreuz.<br />
➔ redcross.ch/besuchsdienst<br />
Monika Bitterli<br />
Die 49-Jährige leitet seit<br />
acht Jahren das Rote Kreuz<br />
Baselland. In den letzten<br />
vier Jahren wurde im Baselland<br />
erfolgreich ein Besuchsdienst<br />
aufgebaut.<br />
Inzwischen stehen über<br />
100 Freiwillige im Einsatz.<br />
<strong>Humanité</strong> 1/<strong>2013</strong> 9