Ausgabe als PDF. - Sodi
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GEMEINSAM EINEN WEG AUS<br />
DER ARMUT FINDEN<br />
Das neue Ausbildungsprojekt in Nghe An verbessert nicht nur die wirtschaftliche Situation einzelner<br />
Familien, sondern trägt auch dazu bei, Inklusion <strong>als</strong> gesellschaftliches Prinzip zu verankern.<br />
Unterstützen Sie<br />
Frauen auf ihrem<br />
Weg in die Selbstständigkeit.<br />
Für 155 Euro kann<br />
eine Frau einen<br />
dreimonatigen<br />
Schneiderkurs besuchen.<br />
SPENDENKENNWORT<br />
!<br />
VIETNAM<br />
Frau Lo Thi Xingh wird demnächst an einer dreimonatigen Schneiderausbildung teilnehmen<br />
• Ein einfaches kleines Haus mit Bambuswänden<br />
und festgestampftem Erdboden in einem kleinen<br />
entlegenen Dorf im Bergdistrikt Thuong Duong: Ein<br />
paar Hunde streunen umher, der karge Gemüsegarten<br />
hinter dem Haus wirkt verlassen. In dem mit einem<br />
Schrank und einem Bett spärlich eingerichteten Haus<br />
sitzt die 35-jährige Lo Thi Xingh, die seit ihrer Geburt<br />
eine Gehbehinderung hat, alleine auf einer Bastmatte.<br />
Alleine mit ihren bescheidenen Hoffnungen, die sie<br />
sich erst im Laufe des Besuchs von den Mitarbeiterinnen<br />
der Frauenunion, SODIs vietnamesischem<br />
Projektpartner, überhaupt zu nennen traut: Nicht mehr<br />
so alleine sein, selber etwas Geld verdienen.<br />
Frau Lo Thi Xinghs Lebensgeschichte zeigt, warum<br />
Inklusion so wichtig ist, warum ohne eine Beteiligung<br />
von Menschen mit Behinderung das UN-Ziel, die<br />
weltweite Armut zu halbieren, nicht erreicht werden<br />
kann. Die Mitarbeiterinnen der Frauenunion, die selber<br />
aus dem Bergdistrikt stammen, versuchen Lo Thi Xingh<br />
zu überzeugen, an einem Ausbildungskurs teilzunehmen.<br />
Keine einfache Aufgabe, denn die junge Frau hat<br />
über die Jahre der Isolation und Passivität ihre eigenen<br />
Fähigkeiten nie entdecken können. Ihre Eltern bauen<br />
in den Bergen Klebreis an für den Eigenbedarf und für<br />
den Verkauf auf dem lokalen Markt. Doch die Ernteerträge<br />
sind wegen der Wettereinfl üsse nie vorhersehbar<br />
und somit weiß man nie, ob die diesjährige Ernte die<br />
Familie ernähren kann oder nicht. Wie viele in dem<br />
Dorf lebt die Familie unterhalb der Armutsgrenze. Die<br />
Behinderung der Tochter, aber auch die gesellschaftlichen<br />
Vorurteile über Menschen mit Behinderung<br />
sind eine fi nanzielle und emotionale Belastung für die<br />
Familie.<br />
Eine Schneiderausbildung für die Tochter und das<br />
Einrichten einer eigenen kleinen Schneiderwerkstatt<br />
in ihrem Haus könnte helfen, ihre bescheidenen Wünsche<br />
zu erfüllen. Bis jetzt gibt es noch keine Schneiderei<br />
im Dorf, die DorfbewohnerInnen müssen zum<br />
Beispiel für den Kauf von Schuluniformen in einen<br />
weiter entfernten Ort fahren. Eine Ausbildung für Lo<br />
Thi Xingh würde <strong>als</strong>o nicht nur ihr und ihrer Familie<br />
zu einem zusätzlichen Einkommen verhelfen. Auch die<br />
lokalen Strukturen könnten dadurch gestärkt werden.<br />
In dem neuen Ausbildungsprojekt für Frauen, das<br />
SODI mit der Vietnamesischen Frauenunion in diesem<br />
Jahr gestartet hat, lernen Frauen mit und ohne Behinderung<br />
und Angehörige von ethnischen Minderheiten<br />
gemeinsam ein Handwerk und gründen anschließend<br />
Gruppen für die gemeinsame Produktion und<br />
Vermarktung von Erdnusskeksen, Fischsaucen oder<br />
Gebrauchsgegenstände aus Rattan. Damit werden<br />
Frauen mit Behinderung selbstverständlich <strong>als</strong> aktive<br />
und produktive Kraft erlebt. Und diese Selbstverständlichkeit<br />
wird hoffentlich dazu beitragen, dass<br />
Behinderung <strong>als</strong> eine Facette der menschlichen Vielfalt<br />
gesehen wird.<br />
Susanne Wienke<br />
Projektmanagerin Asien<br />
SODI-Report 02/2013 11