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195 Hauk und Rapp zu Nationalpark ANLAGE ... - CDU-Fraktion

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Wesentliche Kritikpunkte in der Diskussion<br />

um einen möglichen <strong>Nationalpark</strong> im Nordschwarzwald<br />

1. Bürgerbeteiligung<br />

Die Landesregierung hat einen umfangreichen Diskussions- <strong>und</strong> Beteiligungsprozess im<br />

Vorfeld der Einrichtung des <strong>Nationalpark</strong>s initiiert. Neben Diskussionsveranstaltungen,<br />

einem Großgutachten <strong>und</strong> der Einrichtung von regionalen Arbeitskreisen wurde auch ein<br />

webbasiertes Beteiligungsportal eingerichtet. Weder die kritischen noch die auf konstruktive<br />

Kompromisse ausgerichteten Ergebnisse der Diskussionsveranstaltungen, noch die<br />

Stellungnahmen von Verbänden <strong>und</strong> die Beiträge der regionalen Arbeitskreise wurden in<br />

nennenswertem Umfang in die Gesetzesvorlage übernommen. Für den Ministerpräsidenten<br />

war die Beteiligung von Beginn an eingeschränkt: Es geht gar nicht darum, ob ein <strong>Nationalpark</strong><br />

eingerichtet werden soll, sondern nur um das "Wie". Es entscheiden nicht die<br />

Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger vor Ort (Stichwort Bürgerbefragungen der Gemeinden) - es entscheidet<br />

die Mehrheit im Landtag. Originalaussage bei der Gutachtenvorstellung in Baiersbronn:<br />

"Mich interessieren nicht Wahrheiten, mich interessieren Mehrheiten.“<br />

2. Finanzierung<br />

Derzeit sind die Gesamtkosten für einen <strong>Nationalpark</strong> nicht bekannt. Weder wurden bisher<br />

Rahmenplanungen für ein Tourismuskonzept für die Region noch mögliche Varianten für<br />

ein Verkehrskonzept im Hinblick auf die Erreichbarkeit des <strong>Nationalpark</strong>gebiets vorgelegt<br />

bzw. erstellt. Auch gibt es keine Konzeption für Schadensfälle, Eingriffs- oder Entschädigungsregelungen,<br />

die durch natürliche Ereignisse (Kalamitäten, Waldbrände oder hohe<br />

Wildschäden) entstehen können <strong>und</strong> das Eigentum von Kommunen oder privaten Waldbesitzern<br />

regeln.


Bekannt ist auch nicht, ob <strong>und</strong> wenn ja in welcher Weise eine Besucherlenkung - bis hin <strong>zu</strong><br />

Verkehrssicherungspflichten - im <strong>Nationalpark</strong>gebiet umgesetzt werden kann. Die Verschiebung<br />

dieser ungeklärten Fragen ist mit finanziellen Unsicherheiten belegt, so dass<br />

<strong>zu</strong>m heutigen Zeitpunkt auch keine seriöse Finanzierung aufgestellt werden kann. Der<br />

<strong>Nationalpark</strong> ist entgegen den Darstellungen von Minister Bonde nicht finanziert.<br />

Die bisher aufgezeigten Haushaltsmittel werden dem laufenden Naturschutzhaushalt<br />

entnommen <strong>und</strong> fehlen damit bei anderen Naturschutzprojekten im Land. Allein die<br />

Personalkosten sind mit r<strong>und</strong> 4,5 Mio EUR <strong>zu</strong> beziffern <strong>und</strong> sind schon vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

der sonstigen Sparzwänge kritisch <strong>zu</strong> hinterfragen.<br />

3. Aufgaben der insgesamt 89 Beschäftigten<br />

Derzeit unklar ist die Aufgabenverteilung der 89 geplanten Beschäftigten. Selbst wenn<br />

man den Umweltbildungsauftrag, forstwirtschaftliche Tätigkeiten in der Managementzone<br />

(r<strong>und</strong> 2.500 ha Fläche) sowie Naturschutzaufgaben <strong>und</strong> die Reklame für den Park unterstellt,<br />

erscheint die Zahl unglaubwürdig. Sollten über diesen Weg Wissenschaftlerstellen<br />

geschaffen werden, die sich mit den Abläufen im <strong>Nationalpark</strong> auseinandersetzen, so kommt<br />

dieser Stellenaufbau der Einrichtung von wissenschaftlichen Parallelstrukturen neben<br />

den bestehenden Forschungseinrichtungen gleich. Die <strong>CDU</strong> <strong>Fraktion</strong> wird diesbezüglich<br />

eine Anfrage an das MLR vorbereiten.<br />

4. Risikomanagement Borkenkäfer <strong>und</strong> Wildtiere<br />

Derzeit gibt es keine Regelungen für die Entschädigung oder Soforthilfe im Falle von Schadensereignissen,<br />

die bedingt durch den <strong>Nationalpark</strong> in nicht staatlichen angrenzenden<br />

Wäldern entstehen können. Zum Hintergr<strong>und</strong>: der Aufbau großer Populationen von Insekten<br />

(gilt auch für Wildtiere), bedingt durch fehlende Fressfeinde oder andere Regulierungsmechanismen<br />

ist ein normaler ökologischer Vorgang. Es ist daher nicht die Frage ob,<br />

sondern wann es <strong>zu</strong> evtl. Kalamitäten z.B. durch den Borkenkäfer kommen wird. Die Erstellung<br />

von entsprechenden Reaktionsplänen wäre daher vor Einrichtung des Parks zwingend<br />

gegeben - auch wenn eine 30 jährige Entwicklungszeit vorgeschaltet ist. Im Gesetzesentwurf<br />

ist lediglich geregelt, dass der <strong>Nationalpark</strong>beirat im Schadensfall <strong>zu</strong> beraten <strong>und</strong><br />

geeignete Maßnahmen <strong>zu</strong> beschließen hätte.


5. Rahmenbedingungen für Tourismuskonzeption<br />

Zwar hat Minister Bonde den Gemeinden in der Region versprochen, ein Tourismuskonzept<br />

aus der Region heraus entwickeln <strong>zu</strong> können. Doch weder im Gesetzesentwurf noch<br />

in den Aussagen des Ministers wird der Bereich Tourismus überhaupt berücksichtigt. Wir<br />

hätten erwartet, dass, nachdem der Tourismus auch als "Lockmittel" für die Zustimmung<br />

eingesetzt wurde, entsprechende Rahmenplanungen erstellt werden, bzw. auch Mittel für<br />

Tourismusmaßnahmen im <strong>Nationalpark</strong>-Gebiet bereitgestellt oder <strong>zu</strong>mindest in Aussicht<br />

gestellt werden.<br />

6. Besucherlenkung (Nut<strong>zu</strong>ng Tourismus vs. Naturschutz)<br />

Ungeklärt ist nach wie vor die Frage, wie das Ziel der "unberührten Natur" mit dem Ziel der<br />

touristischen Erschließung in Einklang gebracht werden soll. Dies auch vor dem Hintergr<strong>und</strong>,<br />

dass im Gesetz die Gr<strong>und</strong>lage geschaffen ist, dass hier jederzeit Einschränkungen<br />

bei der Begehbarkeit der Fläche durch die Verwaltung vorgenommen werden kann. Hier<strong>zu</strong><br />

existieren keine Antworten.<br />

7. Konflikt Nut<strong>zu</strong>ng nachwachsender Rohstoff Holz <strong>und</strong> Nut<strong>zu</strong>ngsverbot<br />

Ungeklärt ist weiterhin, wie mit dem Konflikt, mehr Holz <strong>zu</strong> nutzen <strong>und</strong> dem Nut<strong>zu</strong>ngsverbot<br />

im <strong>Nationalpark</strong> umgegangen wird. Sowohl die Gründe B<strong>und</strong>estagsfraktion als auch<br />

Minister Bonde fordern den verstärkten Einsatz von heimischen Hölzern. Dies sowohl im<br />

Bereich Bau wie auch im Energiebereich - Stichwort: Einsatz nachwachsender Rohstoffe für<br />

die Energiewende. Gleichzeitig werden mit mehreren Naturschutzprojekten, insbesondere<br />

mit dem <strong>Nationalpark</strong> <strong>und</strong> dem jetzt angedachten Biosphärengebiet Südschwarzwald tausende<br />

Festmeter Holz aus der Nut<strong>zu</strong>ng genommen.


8. Hinterfragung Flächengröße - Zusammenhang Artenvielfalt<br />

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass a) die IUCN Kriterien (Gr<strong>und</strong>lage für die<br />

internationale Anerkennung als <strong>Nationalpark</strong>) keine Mindestflächengröße vorschreibt.<br />

Auch das europäische Zertifizierungsbüro EUROPARCS gibt keine Mindestgrößen vor. Den<br />

Menschen <strong>zu</strong> erklären, dass die Flächengröße mit Artenvielfalt oder gar der Qualität des<br />

Parks korreliert sei, ist eine falsche Behauptung. Die Artenvielfalt steht nicht im Zusammenhang<br />

mit der Flächengröße. Es sind vorwiegend Arten betroffen, die wir Menschen<br />

ohnehin nur selten oder gar nicht wahrnehmen: Moose, Pilze, Mikroben, Flechten, Insekten<br />

<strong>und</strong> Spinnenartige sowie vereinzelt Vögel. Lediglich auf bestimmte Großwildarten<br />

trifft ein Zusammenhang teilweise <strong>zu</strong>.<br />

9. Frage nach Ausgewogenheit<br />

Es wurden so gut wie keine Ergebnisse der unter großem Medienrummel eingerichteten<br />

regionalen Arbeitskreise in den Gesetzesentwurf übernommen. Die bisherigen Festlegungen<br />

sind ausschließlich in Richtung Naturschutz weisend <strong>und</strong> einseitig. Es wurde kein Versuch<br />

unternommen, Ziele der Region mit den Naturschutzzielen der Regierung in eine<br />

Kompromisslösung <strong>zu</strong> überführen. Ein einziges fachlich bedingtes Entgegenkommen gab<br />

es - die Verschiebung der Höhenlinie auf nun über 800 Höhenmeter. Alle weiteren Anforderungen<br />

der Region vielen bisher dem Überhören <strong>zu</strong>m Opfer. Fazit: Für eine Politik des<br />

Gehörtwerdens sollte man keine Schwerhörigen einsetzen.

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