Sprechzettel (pdf, 38 KB) - Bundesnetzagentur
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<strong>Sprechzettel</strong><br />
Peter Franke<br />
Vizepräsident der <strong>Bundesnetzagentur</strong><br />
Es gilt das gesprochene Wort!<br />
Sperrfrist: Redebeginn,<br />
Hannover, 22. April 2013, 10:30 Uhr<br />
Altes Rathaus Hannover, Großer Festsaal<br />
Eröffnung des Umweltdialogs<br />
„Auswirkungen des Netzausbaus auf<br />
Mensch und Umwelt“
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
ich freue mich, Sie heute hier in Hannover zu unserem Umweltdialog mit dem<br />
Thema „Auswirkungen des Netzausbaus auf Mensch und Umwelt“ begrüßen zu<br />
können. Dass Sie unserer Einladung so zahlreich gefolgt sind, ist für uns ein klarer<br />
Beleg, dass wir als <strong>Bundesnetzagentur</strong> mit unserem Konzept gezielter<br />
Informationsveranstaltungen vor Ort auf dem richtigen Weg sind.<br />
In den kommenden beiden Tagen stellen wir ganz bewusst die Frage in den<br />
Blickpunkt, wie wir beim anstehenden Netzausbau den berechtigten Anliegen des<br />
Natur- und Umweltschutzes, einschließlich möglicher Auswirkungen auf die<br />
betroffenen Menschen Rechnung tragen können. Gerade diese Belange sind für uns<br />
von großer Bedeutung.<br />
Klar ist, dass neue Netztechniken im Markt etabliert werden müssen und zusätzlich<br />
die Forschung weiter vorangetrieben werden muss. Das hilft am Ende, die<br />
notwendigen Netzausbaumaßnahmen so gering wie möglich zu halten. Umgekehrt<br />
gilt aber auch: Gänzlich vermeiden lässt sich der Netzausbau nicht.<br />
Der massive Umbau der Stromerzeugung – im Zuge des Ausstiegs aus der<br />
Kernenergie, aber eben auch durch den rasch wachsenden Anteil der Erneuerbaren<br />
Energien – kann nicht ohne Auswirkungen auf das Gesamtsystem der<br />
Stromversorgung bleiben. Das Stromnetz ist historisch mit der Industrialisierung<br />
entstanden. Es hat ursprünglich Strom – zuerst aus zentralen Kohlekraftwerken,<br />
später aus den großen Kernkraftwerken – zur Industrie und in die Ballungszentren<br />
transportiert. Weite Teile des Netzes waren bislang nur zum Verteilen da, Strom-<br />
Einbahnstraßen.<br />
Doch genau hier – wo eigentlich der Strom aus dem Netz raus soll - pumpen<br />
Solarzellen und Windenergieanlagen ihren Strom ein und erzeugen einen kräftigen<br />
Gegenstrom. Die Stromnetze müssen immer mehr Erneuerbare Energien<br />
aufnehmen – doch noch können sie das gar nicht. Dadurch wird das Stromnetz vor<br />
eine große Herausforderung gestellt.<br />
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Künftig muss das Stromnetz nicht nur Strom verteilen, sondern auch dezentral<br />
erzeugten Strom einsammeln. Ob durch mehr lokale Anlagen der Netzausbau teils<br />
vermeidbar wäre? Nein, die immer wieder geäußerte und durchaus verlockend<br />
klingende Vorstellung, der Netzausbau sei weitgehend verzichtbar, wenn die<br />
Energieversorgung in Deutschland dezentral organisiert würde, führt in die Irre.<br />
Gerade die Anbindung vieler dezentraler Wind- und PV-Anlagen an das Stromnetz<br />
erfordert nicht weniger, sondern tatsächlich sogar mehr Leitungsausbau.<br />
Zudem ist Deutschland ein im internationalen Wettbewerb ausgesprochen<br />
erfolgreiches Industrieland – und das soll es auch in Zukunft bleiben. Zwei Drittel des<br />
Stroms werden von Industrie und Gewerbe verbraucht. Diese Mengen lassen sich<br />
nicht dezentral erzeugen – große Industriebetriebe wie die Automobilindustrie, wie<br />
Stahl- und Aluminiumwerke können nicht durch PV-Anlagen auf dem Dach versorgt<br />
werden.<br />
Die Folge ist, dass unser Stromnetz mit den Anforderungen, die sich aus dem<br />
Ausbau der Erneuerbaren Energien ergeben, ausgebaut werden muss.<br />
Wir stehen in diesen Tagen kurz vor der Verabschiedung des<br />
Bundesbedarfsplangesetzes. Dieser erstmalig bundesweit aufgestellte Bedarfsplan<br />
ist ein zentraler Baustein für einen zügigen Netzausbau. Mit dem Inkrafttreten<br />
können die konkreten Planungs- und Genehmigungsverfahren für die im Gesetz<br />
festgeschriebenen Leitungsvorhaben beginnen. Sofern diese Vorhaben<br />
länderübergreifend bzw. grenzüberschreitend sind, werden wir als<br />
<strong>Bundesnetzagentur</strong> künftig die Bundesfachplanungsverfahren, sprich die<br />
Raumordnung, wie auch die anschließende Planfeststellung durchführen.<br />
Wichtig ist, dass auch mit dem Inkrafttreten des Bundesbedarfsplangesetzes die<br />
Offenheit für neue Entwicklungen und Erkenntnisse sichergestellt ist. Gerade<br />
deshalb ist der Prozess jährlich revolvierend angelegt. So haben bereits Anfang<br />
März die Übertragungsnetzbetreiber den Netzentwicklungsplan 2013 vorgelegt.<br />
Der jährliche Turnus gibt uns die Möglichkeit, flexibel auf veränderte<br />
Rahmenbedingungen – wie Erzeugung und Verbrauch oder technologischen<br />
Entwicklungen – zu reagieren.<br />
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Eine wesentliche Neuerung im Jahr 2013 ist die Prüfung der Offshore-<br />
Windanbindungsleitungen. Hier müssen z. B. die Kriterien und ihre Bewertungen für<br />
die jeweiligen Schutzgüter an die speziellen Anforderungen des Küstenmeers<br />
angepasst werden. Darüber hinaus gibt uns das Verfahren die Möglichkeit, aus<br />
Erfahrungen zu lernen und den Prozess Schritt für Schritt weiter zu verbessern. Vor<br />
diesem Hintergrund ist es für uns wichtig, dass wir uns weiterhin intensiv mit<br />
Behörden, Verbänden und der Öffentlichkeit austauschen. Der Netzentwicklungsplan<br />
2013 wird – wie bereits im Vorjahr – zunächst von den Netzbetreibern umfassend<br />
konsultiert, dann von uns als <strong>Bundesnetzagentur</strong> geprüft, nochmals auch von<br />
unserer Seite konsultiert und abschließend genehmigt.<br />
Parallel führen wir eine strategische Umweltprüfung durch, deren Ergebnisse wir<br />
ebenfalls wie im Vorjahr wieder in einem Umweltbericht festhalten. Hier nehmen wir<br />
die möglichen Umweltauswirkungen der Netzausbaumaßnahmen unter die Lupe.<br />
Auf dieser Ebene werden die möglichen Umweltauswirkungen zwar noch sehr<br />
abstrakt beschrieben – doch Sie sehen, die Wahrung der Umwelt spielt von der<br />
ersten Stunde an eine zentrale Rolle.<br />
Der frühe Ansatz unserer Prüfung lässt uns erkennen, wo eventuell Konflikte mit den<br />
Belangen von Natur, Umwelt wie auch der menschlichen Gesund-heit zu erwarten<br />
sind. Bei der Beschreibung der Umweltauswirkungen gehen wir in vielen Fällen<br />
vorsorglich von einem stärkeren Umwelteingriff aus, als bei der tatsächlichen<br />
späteren Realisierung des konkreten Bauvorhabens zu erwarten sein dürfte. So<br />
können sensible Bereiche für den Naturschutz durch eine kluge Trassenplanung<br />
sehr häufig umgangen werden.<br />
Wir nehmen die berechtigten Aspekte des Umwelt- und Naturschutzes sowie der<br />
betroffenen Bevölkerung vor Ort sehr ernst. Die heutige Veranstaltung ist ein<br />
Beispiel dafür, dass wir den Dialog nicht nur ankündigen, sondern auch leben.<br />
Ich freue mich, dass wir so viele Experten aus Verwaltung, Wissenschaft und Praxis<br />
gewinnen konnten, um über die einzelnen Schutzgüter und ihre Betroffenheit vom<br />
Netzausbau diskutieren zu können. Wir sind auf das Input angewiesen – denn nur<br />
durch das Mitwirken aller Akteure können wir am Ende die Lösung mit den<br />
geringsten negativen Auswirkungen finden. Wir als <strong>Bundesnetzagentur</strong> werden<br />
unseren Beitrag leisten, eine vernünftige Balance zwischen dem<br />
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energiewirtschaftlich Notwendigen und dem für Natur, Umwelt und Menschen<br />
Vertretbaren zu finden. So ist es beispielsweise ein wichtiger genereller Grundsatz,<br />
dass Maßnahmen zur Verstärkung des vorhandenen Netzes Vorrang haben. Reicht<br />
das nicht, folgen in zweiter Priorität Neubaumaßnahmen in schon vorhandenen<br />
Trassen. Erst danach kommen komplett neue Trassen infrage. Diese Abschichtung<br />
wird auch als „NOVA-Prinzip“ bezeichnet: Netz-Optimierung, vor Verstärkung, vor<br />
Ausbau.<br />
Bei all dem setzen wir als <strong>Bundesnetzagentur</strong> auf eine frühzeitige und breite<br />
Beteiligung, um die Bedenken der Öffentlichkeit zu erfahren und zu berücksichtigen.<br />
Die Öffentlichkeit soll nicht erst dann beteiligt werden, wenn es um konkrete<br />
Entscheidungen über Trassen- und Leitungsverläufe geht. Die Einbindung der<br />
Bürger setzt schon viel früher an – denn nur, wenn die Betroffenen wissen, wie das<br />
Verfahren funktioniert, könne sie ihre Argumente geltend machen. Und nur, wenn die<br />
<strong>Bundesnetzagentur</strong> im direkten Austausch mit den Bürgern steht, kann sie<br />
Interessenkonflikte erkennen und Lösungen vor Ort finden.<br />
Unsere Konsultations- und Informationsveranstaltungen im vergangenen Jahr haben<br />
gezeigt, dass das Beteiligungsangebot angenommen wird. Auch für die Zukunft wird<br />
es für die <strong>Bundesnetzagentur</strong> eine wichtige Aufgabe bleiben, vor Ort präsent zu sein<br />
und mit den Interessenverbänden und Bürgern den direkten Dialog zu suchen.<br />
Der Umweltdialog heute und morgen fügt sich ein in eine Reihe vergleichbarer<br />
Veranstaltungen. Das Dialogformat ist ein Baustein im Rahmen der Beteiligung.<br />
Wir wollen damit ein Diskussionsforum für Experten bieten und die Öffentlichkeit<br />
über verschiedene Aspekte des Netzausbaus informieren. Die Veranstaltungen<br />
sollen die Möglichkeit zum Austausch über die aktuelle Diskussion und Entwicklung<br />
beim Netzausbau geben und der Ermittlung eines öffentlichen Meinungsbildes<br />
dienen.<br />
Im vergangenen Jahr haben wir bereits mit Erfolg einen Technik-Dialog<br />
durchgeführt. Mit dem Umweltdialog wollen wir eine Plattform bieten,<br />
umweltspezifische Belange des Netzausbaus mit Experten aus unterschiedlichen<br />
Fachbereichen und der interessierten Öffentlichkeit zu diskutieren. Ihre aktive<br />
Beteiligung heute und morgen ist ausdrücklich erwünscht! Insbesondere heute<br />
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Nachmittag in den Workshops haben Sie die Möglichkeit, Ihre Meinung<br />
einzubringen. In diesem Sinne hoffe ich auf eine informative Veranstaltung für uns<br />
alle und auf fruchtbare Diskussionen und Gespräche.<br />
Ich freue mich, dass wir mit Ihnen, Herr Eggert, wieder einen so sachkundigen und<br />
erfahrenen Moderator für unsere Veranstaltung gewinnen konnten. Sie werden uns<br />
jetzt auch näher über den weiteren Ablauf des Programms informieren.<br />
Vielen Dank!<br />
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