15.01.2014 Aufrufe

November | Dezember 2013 - Deutsche Post - Philatelie

November | Dezember 2013 - Deutsche Post - Philatelie

November | Dezember 2013 - Deutsche Post - Philatelie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Interview<br />

Besteuerungsarten abzufedern. Wir hoffen, dass der<br />

Gesetzgeber dem Handel und somit auch den Sammlern<br />

bei der noch offenen Ausgestaltung der Anwendungsvorschriften<br />

entgegenkommt.<br />

Arnim Hölzer: Die Händler werden sich den neuen<br />

Anforderungen, die die Mehrwertsteueränderung mit<br />

sich bringt, anpassen. Es ist nicht das erste Mal in der<br />

Geschichte, dass so etwas vorkommt. Die Gespräche<br />

mit Regierungsstellen laufen und wir werden eine gute<br />

Lösung finden. Ich bin überzeugt: Für den Endkunden<br />

wird sich wenig ändern.<br />

postfrisch: Was empfehlen Sie den Münzsammlern mit<br />

Blick auf das kommende Jahr?<br />

Michael Becker: Falls bereits eine Kaufabsicht für<br />

Euro-Münzen aus Silber besteht, würde ich diese noch<br />

bis zum Jahreswechsel erwerben. Denn in den letzten<br />

Wochen des Jahres gilt noch der alte Mehrwertsteuersatz<br />

von sieben Prozent. Das ist sicher!<br />

postfrisch: Mit Blick auf deutsche Euro-Silber-<br />

Gedenkmünzen ist dies nicht leicht: Diese sind derzeit<br />

schwer zu bekommen. Warum ist das so?<br />

Michael Becker: Dafür gibt es gleich mehrere Gründe.<br />

Zum einen behalten Sammler ihre 10-Euro-Silbermünzen,<br />

die noch den höheren Silbergehalt von<br />

925/1000 haben. Dadurch kommen aus privaten<br />

Sammlungen kaum Münzen auf den Markt zurück.<br />

Zum anderen ließ das Bundesfinanzministerium<br />

unverkaufte Restbestände einiger Ausgaben einschmelzen.<br />

Dann stieg der Silberpreis und Anleger<br />

suchten vermehrt nach Gedenkmünzen. Und auch die<br />

Neuerung, dass Stempelglanzmünzen nur noch aus<br />

Kupfer/Nickel und Spiegelglanzmünzen nur aus Silber<br />

geprägt werden, hat Konsequenzen: Kunden, die früher<br />

Silbermünzen in Stempelglanzqualität sammelten,<br />

kaufen nun Spiegelglanzmünzen. Vielen scheint es zu<br />

gefallen: Sie sammeln nun auch rückwärts, um ihre<br />

Sammlung zu komplettieren; dadurch steigt die Nachfrage<br />

– das führt dazu, dass der Markt plötzlich wie<br />

leer gefegt ist. Besonders schwer zu bekommen sind<br />

10-Euro-Gedenkmünzen wie etwa »200. Geburtstag<br />

Franz Liszt«, »800 Jahre Dresden« und »Leichtathletik<br />

WM 2009«. Wer diese Münzen hat, darf sich freuen.<br />

postfrisch: Wie sieht es bei Goldmünzen aus?<br />

Michael Becker: Auch hier ist die Nachfrage seit Jahren<br />

stark. Gold ist eigentlich immer gefragt. Goethe<br />

dichtete ja nicht umsonst: »Nach Golde drängt, am<br />

Golde hängt doch alles.« Anlagegold ist von der Mehrwertsteuer<br />

befreit und wird auch 2014 befreit bleiben.<br />

Das betrifft in Deutschland vor allem die 1-DM-Goldmünze<br />

und die 100-Euro-Goldmünzen. Ein starkes<br />

Argument für die schönen Münzen der Serie<br />

»UNESCO Welterbe in Deutschland«.<br />

postfrisch: Gibt es vergleichbare Angebotsknappheit<br />

auf dem Briefmarkenmarkt?<br />

Arnim Hölzer: Es gibt immer wieder besondere Briefmarken,<br />

die schwierig zu bekommen sind. Bei Fehldrucken<br />

und ähnlichen Spezialitäten liegt das in der<br />

Natur der Sache. Aber auch manche Normalausgaben<br />

sind Evergreens: Denken Sie nur an den <strong>Post</strong>hornsatz<br />

im Sammelgebiet Bundesrepublik Deutschland oder<br />

Kostbarkeiten der klassischen altdeutschen Gebiete wie<br />

Schwarzer Einser, Sachsen-Dreier usw. Nach solchen<br />

Briefmarken wird immer jemand suchen, denn die<br />

deutschen Marken sind hierzulande unangefochten das<br />

meistgesammelte Gebiet. Aber es gibt auch ein wachsendes<br />

Interesse an anderen Ländern: Marken aus<br />

China, Japan, Malaysia sind gefragt und es<br />

gibt kein entsprechendes Angebot. Das hat<br />

zu interessanten Preisentwicklungen geführt.<br />

postfrisch: Haben Sie dafür ein Beispiel?<br />

Arnim Hölzer: Marken aus der Zeit der<br />

Kulturrevolution hat in China früher kaum<br />

jemand gesammelt. Sie wurden aus China<br />

ins Ausland abgegeben. Mit wachsendem<br />

Wohlstand des Landes hat sich die Situation jedoch<br />

geändert und es haben sich Sammlerkreise gebildet.<br />

Die Folge: Eine Kollektion zur chinesischen Kulturrevolution,<br />

die früher vielleicht 600 Mark wert war,<br />

liegt heute bei 25.000 Euro. Das beweist, dass das Interesse<br />

an <strong>Philatelie</strong> lebendig ist.<br />

Michael Becker: Das Sammeln von Briefmarken und<br />

Münzen ist ein faszinierendes Hobby, das Geschichte<br />

begreifbar macht und Werte für Generationen schafft.<br />

postfrisch: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.<br />

WICHTIGER HINWEIS!<br />

Die von der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Post</strong> angebotenen<br />

frankaturgültigen<br />

postfrischen deutschen<br />

Briefmarken bleiben<br />

mehrwertsteuerfrei.<br />

MICHAEL BECKER wurde 1964 in Dortmund geboren, wo er 1983 sein Abitur ablegte und<br />

eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolvierte. Von 1985 bis 1987 war er Kreditberater<br />

bei einer Dortmunder Bank und handelte bereits nebenberuflich mit Münzen. Seit 1988 ist<br />

er hauptberuflicher Münzhändler und trat im selben Jahr in den Berufsverband des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Münzenfachhandels e.V. ein. Nach 16 Jahren als 2. Vorsitzender wurde er 2009 dessen<br />

1. Vorsitzender.<br />

postfrisch 6.<strong>2013</strong><br />

17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!