November | Dezember 2013 - Deutsche Post - Philatelie
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Interview<br />
Besteuerungsarten abzufedern. Wir hoffen, dass der<br />
Gesetzgeber dem Handel und somit auch den Sammlern<br />
bei der noch offenen Ausgestaltung der Anwendungsvorschriften<br />
entgegenkommt.<br />
Arnim Hölzer: Die Händler werden sich den neuen<br />
Anforderungen, die die Mehrwertsteueränderung mit<br />
sich bringt, anpassen. Es ist nicht das erste Mal in der<br />
Geschichte, dass so etwas vorkommt. Die Gespräche<br />
mit Regierungsstellen laufen und wir werden eine gute<br />
Lösung finden. Ich bin überzeugt: Für den Endkunden<br />
wird sich wenig ändern.<br />
postfrisch: Was empfehlen Sie den Münzsammlern mit<br />
Blick auf das kommende Jahr?<br />
Michael Becker: Falls bereits eine Kaufabsicht für<br />
Euro-Münzen aus Silber besteht, würde ich diese noch<br />
bis zum Jahreswechsel erwerben. Denn in den letzten<br />
Wochen des Jahres gilt noch der alte Mehrwertsteuersatz<br />
von sieben Prozent. Das ist sicher!<br />
postfrisch: Mit Blick auf deutsche Euro-Silber-<br />
Gedenkmünzen ist dies nicht leicht: Diese sind derzeit<br />
schwer zu bekommen. Warum ist das so?<br />
Michael Becker: Dafür gibt es gleich mehrere Gründe.<br />
Zum einen behalten Sammler ihre 10-Euro-Silbermünzen,<br />
die noch den höheren Silbergehalt von<br />
925/1000 haben. Dadurch kommen aus privaten<br />
Sammlungen kaum Münzen auf den Markt zurück.<br />
Zum anderen ließ das Bundesfinanzministerium<br />
unverkaufte Restbestände einiger Ausgaben einschmelzen.<br />
Dann stieg der Silberpreis und Anleger<br />
suchten vermehrt nach Gedenkmünzen. Und auch die<br />
Neuerung, dass Stempelglanzmünzen nur noch aus<br />
Kupfer/Nickel und Spiegelglanzmünzen nur aus Silber<br />
geprägt werden, hat Konsequenzen: Kunden, die früher<br />
Silbermünzen in Stempelglanzqualität sammelten,<br />
kaufen nun Spiegelglanzmünzen. Vielen scheint es zu<br />
gefallen: Sie sammeln nun auch rückwärts, um ihre<br />
Sammlung zu komplettieren; dadurch steigt die Nachfrage<br />
– das führt dazu, dass der Markt plötzlich wie<br />
leer gefegt ist. Besonders schwer zu bekommen sind<br />
10-Euro-Gedenkmünzen wie etwa »200. Geburtstag<br />
Franz Liszt«, »800 Jahre Dresden« und »Leichtathletik<br />
WM 2009«. Wer diese Münzen hat, darf sich freuen.<br />
postfrisch: Wie sieht es bei Goldmünzen aus?<br />
Michael Becker: Auch hier ist die Nachfrage seit Jahren<br />
stark. Gold ist eigentlich immer gefragt. Goethe<br />
dichtete ja nicht umsonst: »Nach Golde drängt, am<br />
Golde hängt doch alles.« Anlagegold ist von der Mehrwertsteuer<br />
befreit und wird auch 2014 befreit bleiben.<br />
Das betrifft in Deutschland vor allem die 1-DM-Goldmünze<br />
und die 100-Euro-Goldmünzen. Ein starkes<br />
Argument für die schönen Münzen der Serie<br />
»UNESCO Welterbe in Deutschland«.<br />
postfrisch: Gibt es vergleichbare Angebotsknappheit<br />
auf dem Briefmarkenmarkt?<br />
Arnim Hölzer: Es gibt immer wieder besondere Briefmarken,<br />
die schwierig zu bekommen sind. Bei Fehldrucken<br />
und ähnlichen Spezialitäten liegt das in der<br />
Natur der Sache. Aber auch manche Normalausgaben<br />
sind Evergreens: Denken Sie nur an den <strong>Post</strong>hornsatz<br />
im Sammelgebiet Bundesrepublik Deutschland oder<br />
Kostbarkeiten der klassischen altdeutschen Gebiete wie<br />
Schwarzer Einser, Sachsen-Dreier usw. Nach solchen<br />
Briefmarken wird immer jemand suchen, denn die<br />
deutschen Marken sind hierzulande unangefochten das<br />
meistgesammelte Gebiet. Aber es gibt auch ein wachsendes<br />
Interesse an anderen Ländern: Marken aus<br />
China, Japan, Malaysia sind gefragt und es<br />
gibt kein entsprechendes Angebot. Das hat<br />
zu interessanten Preisentwicklungen geführt.<br />
postfrisch: Haben Sie dafür ein Beispiel?<br />
Arnim Hölzer: Marken aus der Zeit der<br />
Kulturrevolution hat in China früher kaum<br />
jemand gesammelt. Sie wurden aus China<br />
ins Ausland abgegeben. Mit wachsendem<br />
Wohlstand des Landes hat sich die Situation jedoch<br />
geändert und es haben sich Sammlerkreise gebildet.<br />
Die Folge: Eine Kollektion zur chinesischen Kulturrevolution,<br />
die früher vielleicht 600 Mark wert war,<br />
liegt heute bei 25.000 Euro. Das beweist, dass das Interesse<br />
an <strong>Philatelie</strong> lebendig ist.<br />
Michael Becker: Das Sammeln von Briefmarken und<br />
Münzen ist ein faszinierendes Hobby, das Geschichte<br />
begreifbar macht und Werte für Generationen schafft.<br />
postfrisch: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.<br />
WICHTIGER HINWEIS!<br />
Die von der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Post</strong> angebotenen<br />
frankaturgültigen<br />
postfrischen deutschen<br />
Briefmarken bleiben<br />
mehrwertsteuerfrei.<br />
MICHAEL BECKER wurde 1964 in Dortmund geboren, wo er 1983 sein Abitur ablegte und<br />
eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolvierte. Von 1985 bis 1987 war er Kreditberater<br />
bei einer Dortmunder Bank und handelte bereits nebenberuflich mit Münzen. Seit 1988 ist<br />
er hauptberuflicher Münzhändler und trat im selben Jahr in den Berufsverband des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Münzenfachhandels e.V. ein. Nach 16 Jahren als 2. Vorsitzender wurde er 2009 dessen<br />
1. Vorsitzender.<br />
postfrisch 6.<strong>2013</strong><br />
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