Das Handwerk in der Region - Handwerkskammer Reutlingen
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24 <strong>Das</strong> <strong>Handwerk</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Region</strong> Freitag, 1. März 2013<br />
»Azubi<br />
gewünscht«<br />
Die Zusammenarbeit mit<br />
Schulen vor Ort gehört seit jeher<br />
zum festen Bestandteil <strong>der</strong><br />
Nachwuchswerbung im <strong>Handwerk</strong>.<br />
Seit über drei Jahren för<strong>der</strong>t<br />
die <strong>Handwerk</strong>skammer<br />
Reutl<strong>in</strong>gen mit dem Projekt<br />
»Azubi gewünscht« Bildungspartnerschaften<br />
zwischen Betrieben<br />
und den Schulen. <strong>Das</strong><br />
vom Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterium<br />
Baden-Württemberg aus Mitteln<br />
des Europäischen Sozialfonds<br />
geför<strong>der</strong>te Projekt ist bis<br />
Ende 2014 verlängert worden<br />
– mit dem Ziel, vor allem den<br />
Anteil kle<strong>in</strong>erer Betriebe, die<br />
an e<strong>in</strong>er Bildungspartnerschaft<br />
beteiligt s<strong>in</strong>d, zu erhöhen,<br />
und den Jugendlichen so<br />
e<strong>in</strong> wirklichkeitsgetreues Bild<br />
beruflicher Ausbildung und<br />
Praxis zu vermitteln.<br />
Derzeit haben im Kammerbezirk<br />
63 Schulen mit 159<br />
Betrieben e<strong>in</strong>e Bildungspartnerschaft<br />
unterzeichnet. <strong>Das</strong><br />
Feedback ist von allen Seiten<br />
aus gleichermaßen positiv,<br />
wie Projektleiter<strong>in</strong> Michaela<br />
Lundt berichtet. »Die Schulen<br />
freuen sich über die Unterstützung<br />
durch die Betriebe.<br />
Immer wie<strong>der</strong> stellen <strong>Handwerk</strong>sfirmen<br />
auf kle<strong>in</strong>en Bildungsmessen<br />
ihre Berufsbil<strong>der</strong><br />
vor.« Die Nachwuchswerbung<br />
spielt für die meisten<br />
Betriebe e<strong>in</strong>e immer größere<br />
Rolle. »Viele suchend hänger<strong>in</strong>gend<br />
nach Azubis«, so Michaela<br />
Lundt, »und hoffen, im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Bildungspartnerschaften<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler zu e<strong>in</strong>em Praktikum<br />
anregen zu können.«<br />
Ansprechpartner<strong>in</strong> bei <strong>der</strong><br />
<strong>Handwerk</strong>skammer Reutl<strong>in</strong>gen:<br />
Michaela Lundt<br />
Telefon 0 71 21/24 12 - 270<br />
E-Mail: michaela.lundt@<br />
hwk-reutl<strong>in</strong>gen<br />
www.hwk-reutl<strong>in</strong>gen.de/<br />
bildungspartnerschaften.html<br />
Je besser Auszubildende und Betrieb zusammenpassen, desto ger<strong>in</strong>ger ist die Gefahr von Ausbildungsabbrüchen.<br />
Bild: Gnamm/<strong>Handwerk</strong>skammer Reutl<strong>in</strong>gen<br />
H<strong>in</strong>schmeißen ist ke<strong>in</strong>e Lösung<br />
<strong>Handwerk</strong>skammer Reutl<strong>in</strong>gen engagiert sich gegen Ausbildungsabbrüche<br />
Jede vierte Lehre im <strong>Handwerk</strong><br />
wird abgebrochen. Die Gründe<br />
s<strong>in</strong>d vielfältig, die Folgen gravierend:<br />
30 Prozent <strong>der</strong> Abbrecher<br />
bleiben ohne Berufsabschluss.<br />
Die <strong>Handwerk</strong>skammer<br />
Reutl<strong>in</strong>gen will mit ihrem<br />
Projekt »Abbruch vermeiden –<br />
Ausbildung begleiten« dazu<br />
beitragen, dass mehr Jugendliche<br />
ans Ziel kommen.<br />
Sab<strong>in</strong>e Pf<strong>in</strong>gsttag ist als Projektleiter<strong>in</strong><br />
des Modellprojektes<br />
»Abbruch vermeiden – Ausbildung<br />
begleiten« unterwegs.<br />
Sie begleitet dabei Ausbildungsbetriebe<br />
und Auszubildende<br />
bei vielerlei Problemen.<br />
Sie kennt die schwierigen Phasen,<br />
die junge Frauen und Männer<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrzeit oftmals<br />
durchlaufen. Sie berichtet im<br />
Interview über die Gründe, die<br />
zu e<strong>in</strong>em Abbruch führen, über<br />
die Auswirkungen und mögliche<br />
Lösungswege.<br />
Frau Pf<strong>in</strong>gsttag, Projekte zur<br />
Berufsorientierung an Schulen,<br />
Praktika <strong>in</strong> Betrieben<br />
– die meisten Jugendlichen<br />
beschäftigen sich mit ihren<br />
Berufsvorstellungen, bevor<br />
sie ihre Ausbildung beg<strong>in</strong>nen.<br />
Dennoch bricht fast je<strong>der</strong><br />
o<strong>der</strong> jede Vierte die Lehre ab.<br />
Woran liegt das?<br />
Schule, Praktikum, Ausbildung<br />
– plötzlich ist vieles an<strong>der</strong>s.<br />
<strong>Das</strong> erste eigene Geld,<br />
das gewohnte Umfeld löst sich<br />
auf, neue Bekannte und Freunde<br />
werden gefunden. Und auch<br />
Projektleiter<strong>in</strong> Sab<strong>in</strong>e Pf<strong>in</strong>gsttag.<br />
Bild: <strong>Handwerk</strong>skammer Reutl<strong>in</strong>gen<br />
im Betrieb gibt es e<strong>in</strong>iges zu lernen.<br />
Neue Regeln und Pflichten,<br />
Betriebsabläufe und die<br />
Zusammenarbeit mit Chefs,<br />
Ausbil<strong>der</strong>n und Kollegen. Der<br />
Start <strong>in</strong>s Berufsleben setzt sich<br />
aus vielen kle<strong>in</strong>en und großen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen zusammen.<br />
Nicht je<strong>der</strong> Auszubildende<br />
kommt damit klar.<br />
Häufig s<strong>in</strong>d die Ursachen, die<br />
zu Leistungsabfall, Motivationsdefiziten<br />
und schließlich<br />
zum Abbruch führen, nicht nur<br />
im Betrieb, son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong><br />
den persönlichen Lebensumständen<br />
zu f<strong>in</strong>den: etwa <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Familie, im Bekanntenkreis, <strong>in</strong><br />
psychischen Krisen, <strong>in</strong> Drogenund<br />
Alkoholproblemen.<br />
Mit welchen Konsequenzen<br />
müssen Jugendliche rechnen,<br />
wenn sie »h<strong>in</strong>schmeißen«?<br />
Nach Angaben des Wirtschafts-<br />
und F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isteriums<br />
f<strong>in</strong>det knapp e<strong>in</strong> Drittel<br />
<strong>der</strong> Abbrecher danach ke<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Berufsausbildung<br />
mehr.<br />
Sie haben als Ausbildungsberater<strong>in</strong><br />
ja bisher schon <strong>in</strong> Konflikten<br />
vermittelt. Wodurch<br />
unterscheidet sich das neue<br />
Projekt <strong>der</strong> <strong>Handwerk</strong>skammer<br />
davon?<br />
Bisher konnte ich Betriebe<br />
und Auszubildende nur im begrenzten<br />
Umfang unterstützen.<br />
Ausbildungsberater können<br />
akuten Streit schlichten. Für<br />
mehr fehlt e<strong>in</strong>fach die Zeit. Diese<br />
Lücke soll das Modellprojekt<br />
schließen. Es bietet die Möglichkeit,<br />
genauer h<strong>in</strong>zusehen<br />
und <strong>in</strong>dividuelle Hilfen anzubieten<br />
– falls nötig im Verbund<br />
mit Sozialpädagogen, Ärzten<br />
und Beratungsstellen.<br />
Und was ist, wenn es wirklich<br />
nicht mehr geht?<br />
Freilich gibt es Fälle, <strong>in</strong> denen<br />
die Trennung unumgänglich ist.<br />
Dann müssen wir die Jugendlichen<br />
bei <strong>der</strong> Suche nach e<strong>in</strong>em<br />
an<strong>der</strong>en Ausbildungsbetrieb<br />
o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Neuorientierung<br />
unterstützen. Wichtig ist, dass<br />
Abbrecher wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e berufliche<br />
Perspektive entwickeln.<br />
Wer kann das Angebot <strong>der</strong><br />
<strong>Handwerk</strong>skammer nutzen?<br />
Alle Ausbildungsbetriebe im<br />
Bezirk <strong>der</strong> <strong>Handwerk</strong>skammer<br />
und selbstverständlich auch alle<br />
Auszubildenden können das<br />
Angebot nutzen. Vor allem sollen<br />
diejenigen Gewerke erreicht<br />
werden, <strong>in</strong> denen die Abbruchquote<br />
beson<strong>der</strong>s hoch ist, wie<br />
zum Beispiel im Bau- und Ausbau,<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Nahrungsmittelbranche<br />
und im Friseur-<strong>Handwerk</strong>.<br />
Modellprojekt<br />
»Abbruch vermeiden – Ausbildung<br />
begleiten« heißt das<br />
auf zwei Jahre angelegte<br />
Modellprojekt <strong>der</strong> <strong>Handwerk</strong>skammer<br />
Reutl<strong>in</strong>gen.<br />
Ziel ist es, schwierige Ausbildungsverhältnisse<br />
so zu<br />
stabilisieren, dass <strong>der</strong> Abschluss<br />
gel<strong>in</strong>gt. <strong>Das</strong> vom F<strong>in</strong>anz-<br />
und Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterium<br />
geför<strong>der</strong>te Angebot<br />
richtet sich an Betriebe und<br />
Auszubildende. Vorgesehen<br />
s<strong>in</strong>d Schulungen <strong>in</strong> Konfliktmanagement<br />
für betriebliche<br />
Ausbil<strong>der</strong>, Beratungen,<br />
und vor allem die längerfristige<br />
Begleitung abbruchgefährdeter<br />
Azubis.<br />
Ansprechpartner<strong>in</strong>:<br />
Sab<strong>in</strong>e Pf<strong>in</strong>gsttag<br />
Telefon: 0 71 21/24 12-272<br />
E-Mail: sab<strong>in</strong>e.pf<strong>in</strong>gsttag@<br />
hwk-reutl<strong>in</strong>gen.de<br />
www.hwk-reutl<strong>in</strong>gen.de/<br />
abbrueche-vermeiden.html