Das Handwerk in der Region - Handwerkskammer Reutlingen
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28 <strong>Das</strong> <strong>Handwerk</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Region</strong> Freitag, 1. März 2013<br />
Strategien gegen die Kostenspirale<br />
nach oben<br />
Energieberater lotsen durch mögliche Hürden vor e<strong>in</strong>er Sanierung<br />
In den vergangenen zwei Jahren<br />
kletterten die Heizölpreise<br />
jeweils auf e<strong>in</strong>en neuen historischen<br />
Höchststand. 2012<br />
mussten für 100 Liter durchschnittlich<br />
91 Euro bezahlt<br />
werden. Im Gebäudebestand<br />
hat sich das beson<strong>der</strong>s drastisch<br />
bemerkbar gemacht: Für<br />
e<strong>in</strong>e vierköpfige Familie mit<br />
100 Quadratmeter Wohnfläche<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Standardaltbau<br />
bedeutet das alle<strong>in</strong> für 2012<br />
Mehrkosten von rund 105 Euro<br />
pro Jahr. Gegenüber dem Jahr<br />
2002 haben sich die Heizkosten<br />
für diesen Altbauhaushalt<br />
sogar um annähernd 1000 Euro<br />
erhöht.*<br />
Ganz an<strong>der</strong>s sieht die Lage bei<br />
Neubauten o<strong>der</strong> energetisch sanierten<br />
Wohnhäusern aus. Bei ihnen<br />
steigt die Heizrechnung nur<br />
um e<strong>in</strong>en Bruchteil. Ihr Anteil am<br />
gesamten Gebäudebestand <strong>in</strong><br />
Baden-Württemberg ist aber ger<strong>in</strong>g.<br />
Ende 2011 gab es im Land<br />
über 2,3 Millionen Wohngebäude.<br />
Wenige hun<strong>der</strong>ttausend s<strong>in</strong>d<br />
energetisch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em guten o<strong>der</strong><br />
sehr guten Zustand. Rund 1,6 Millionen,<br />
also 70 Prozent, wurden<br />
vor 1977 errichtet und s<strong>in</strong>d meist<br />
unsaniert. Eigentümer von solchen<br />
Häusern und Wohnungen<br />
müssen künftig verstärkt Sanierungsmaßnahmen<br />
umsetzen,<br />
sonst sieht die Zukunft ihrer Domizile<br />
düster aus. Denn für die<br />
nächsten Jahrzehnte rechnen Experten<br />
mit weiter steigenden<br />
Energiekosten. Heizen wird dann<br />
zum Luxus.<br />
Strategien gegen die Kostenspirale<br />
nach oben gibt es genug.<br />
»E<strong>in</strong>e Vielzahl von Energiesparmaßnahmen<br />
ist wirtschaftlich attraktiver<br />
als <strong>der</strong> nicht sanierte Zustand«,<br />
sagt Dr. Volker Kienzlen<br />
von <strong>der</strong> Landesenergieagentur<br />
KEA. »Es lohnt sich also trotz <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen<br />
Investition.« Der Staat<br />
för<strong>der</strong>t zudem mit Zuschüssen<br />
und Krediten: Hausbesitzer im<br />
Südwesten etwa erhalten seit Dezember<br />
2012 e<strong>in</strong>en erhöhten Tilgungszuschuss<br />
<strong>der</strong> KfW-Kredite<br />
vom Land – bis zu 1875 Euro<br />
mehr s<strong>in</strong>d dr<strong>in</strong>. Auch für Wohnungseigentümergeme<strong>in</strong>schaften<br />
gibt es bessere Konditionen.<br />
Den Z<strong>in</strong>ssatz für die erst seit letztem<br />
Jahr existierenden Kreditbürgschaften<br />
hat das Land im Januar<br />
auf historisch niedrige 0,0<br />
Prozent gesenkt. <strong>Das</strong> könnte den<br />
Sanierungsstau weiter auflösen.<br />
Know-how vom Experten: Energieberater helfen bei <strong>der</strong> Sanierungsplanung.<br />
Energiewende zuhause<br />
Welche Maßnahmen sich <strong>in</strong><br />
welchem Fall lohnen, können am<br />
besten qualifizierte Gebäudeenergieberater<br />
beurteilen. »Sie<br />
s<strong>in</strong>d unabhängig, haben Erfahrung<br />
und erstellen nach e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong><br />
Beratung e<strong>in</strong>en umfassenden<br />
Sanierungsplan«, erklärt<br />
Volker Kienzlen. Die Sanierungsmaßnahmen<br />
könnten dann<br />
Schritt für Schritt o<strong>der</strong> auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Zug umgesetzt werden. »Von<br />
unkoord<strong>in</strong>ierten E<strong>in</strong>zelmaßnahmen<br />
ohne übergreifendes Konzept<br />
und ganzheitliche Beratung<br />
ist übrigens unbed<strong>in</strong>gt abzuraten.<br />
Sie schaden oft mehr als<br />
dass sie nutzen«, so Kienzlen weiter.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel: Werden etwa<br />
Fenster ausgetauscht o<strong>der</strong> das<br />
Dach gedämmt, ohne den Anschluss<br />
für e<strong>in</strong>e spätere Fassadendämmung<br />
zu berücksichtigen,<br />
verursacht das Mehrkosten.<br />
Die Energiespartechniken s<strong>in</strong>d<br />
vorhanden, erprobt und zahlen<br />
sich aus. E<strong>in</strong>e Dämmung von<br />
Dach, Fassade und neue Wärmeschutzfenster<br />
reduzieren den Endenergiebedarf<br />
bei e<strong>in</strong>er Standardsanierung<br />
bereits um rund<br />
30 Prozent. Den dann noch vorhandenen<br />
Restbedarf decken<br />
mo<strong>der</strong>ne Heiztechniken. Sie sparen<br />
durch effiziente Verbrennungstechniken<br />
zudem noch e<strong>in</strong>mal<br />
zehn bis 20 Prozent e<strong>in</strong>. Die<br />
Nutzung erneuerbarer Wärme ist<br />
oft möglich, etwa Solarthermie,<br />
Wärmepumpen o<strong>der</strong> Holzheizungen.<br />
Sie machen unabhängiger<br />
von fossilen Brennstoffen und<br />
s<strong>in</strong>d klimafreundlich.<br />
Wer saniert, drückt den Endenergiebedarf<br />
se<strong>in</strong>es Hauses im<br />
Schnitt von 150 bis 250 auf 50<br />
bis 100 Kilowattstunden Endenergiebedarf<br />
pro Jahr und Quadratmeter.<br />
»<strong>Das</strong> ist nicht nur wirtschaftlicher,<br />
es steigert auch die<br />
Chancen auf dem Immobilienmarkt«,<br />
berichtet Petra Hegen von<br />
Zukunft Altbau. Sanierte Häuser<br />
bieten darüber h<strong>in</strong>aus noch<br />
mehr: Frische Fassaden sehen<br />
Bild: Zukunft Altbau<br />
besser aus, warme Wände und<br />
zugfreie Fenster erhöhen die Lebensqualität<br />
ungeme<strong>in</strong>.<br />
* Dem Rechenbeispiel zugrunde<br />
gelegt wurde e<strong>in</strong> durchschnittlich<br />
gut gedämmter Altbau mit e<strong>in</strong>em<br />
Heizenergiebedarf von 175 Kilowattstunden<br />
pro Jahr und Quadratmeter.<br />
Bildung<br />
Die Bildungsakademien <strong>der</strong><br />
<strong>Handwerk</strong>skammer Reutl<strong>in</strong>gen<br />
haben ihr Bildungsprogramm<br />
2013 vorgelegt. Die<br />
neu gestaltete Broschüre im<br />
handlichen Taschenbuchformat<br />
<strong>in</strong>formiert über rund 80<br />
Sem<strong>in</strong>are, Kurse und Fachlehrgänge<br />
an den Standorten<br />
Freudenstadt, Reutl<strong>in</strong>gen,<br />
Tüb<strong>in</strong>gen und Sigmar<strong>in</strong>gen.<br />
Berufstätige und Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>steiger<br />
f<strong>in</strong>den dar<strong>in</strong> vom e<strong>in</strong>tägigen<br />
Telefontra<strong>in</strong><strong>in</strong>g bis<br />
h<strong>in</strong> zur mehrmonatigen Fortbildung<br />
mit Abschlussprüfung<br />
e<strong>in</strong> vielfältiges Angebot.<br />
Schwerpunkte s<strong>in</strong>d die Bereiche<br />
Unternehmensführung<br />
und Betriebswirtschaft, Information<br />
und Kommunikation<br />
und berufsbezogene technische<br />
Weiterbildungen. Vorbereitungskurse<br />
auf die Meisterprüfung<br />
werden <strong>in</strong> elf Berufen<br />
angeboten.