BETEILIGUNGEN GESUCHT! - Mabuse Verlag
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<strong>BETEILIGUNGEN</strong><br />
<strong>GESUCHT</strong>!<br />
Seit über 30 Jahren sorgt<br />
Dr. med. <strong>Mabuse</strong> für Gegen -<br />
öffentlichkeit in der Gesundheits-<br />
und Sozialpolitik.<br />
Um unsere politische und<br />
finanzielle Unabhängigkeit zu<br />
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e<br />
verschiedenen Rollen gerecht zu werden,<br />
die ein Mensch in unserem Gesund heits -<br />
system einnehmen kann. PatientIn nen<br />
verhalten sich in den meisten Fäl len anders<br />
als Versicherte, die nicht von<br />
Krankheit belastet sind: Die einen wünschen<br />
sich nichts mehr als Hilfe und<br />
verlieren daher zu einem gewissen Teil<br />
ihre sonst erkennbare Autonomie und<br />
Souveränität, die ande ren haben das<br />
Privileg, sich unbelastet mit den Strukturen<br />
und Angeboten unseres Gesundheitssystems<br />
auseinander zusetzen. Es ist<br />
sicherlich von Wert, diese unterschied -<br />
li chen Rollen herauszuarbeiten und unter<br />
diesem Blickwinkel zu prüfen, ob<br />
„Nutzerorientierung“ wirklich ein Fremd -<br />
wort in der Gesundheitssicherung ist.<br />
Zutreffend ist daher ohne Zweifel das<br />
Zitat aus einer Publikation aus dem Jahr<br />
2003 („Patienten, Versicherte, Bürger –<br />
die Nutzer des Gesundheitswesens“ von<br />
Marie-Luise Dierks und Friedrich-Wilhelm<br />
Schwartz; S. 68 des vorlie genden<br />
Buches): „Die Rollen von Nut zern im Gesundheitswesen<br />
bewegen sich im Spannungsfeld<br />
zwischen Paternalismus und<br />
Autonomie, zwischen Sozialstaat und<br />
freiem Markt, zwischen Ausschluss und<br />
Partizipation, zwischen Passivität und<br />
En gagement, zwischen Nicht-Wissen<br />
und Expertenschaft, zwi schen Verschlei -<br />
erung und Trans parenz und nicht zuletzt<br />
zwischen Ignoranz und Unterstützung.“<br />
Dieses Spannungsfeld hätte das Thema<br />
des Buches sein können und sollen, es<br />
wird aber nur bedingt aufgenommen.<br />
Der Diskurs bleibt in vielen der Beiträge<br />
ausgesprochen theoretisch und ich ha -<br />
be mich in manchen Beiträgen gefragt,<br />
ob die eher selbstreferenzielle Darstellung<br />
wirklich etwas mit einer „belastbaren<br />
Empirie“, auch mit Blick auf die<br />
NutzerInnen, zu tun hat. So zum Beispiel<br />
in dem Bei trag von Werner Vogd,<br />
in dem zwar die Konsequenzen der<br />
DRGs im Krankenhaus nicht falsch,<br />
wenn auch öko nomisch und organi sa -<br />
torisch ver engt beschrie ben werden, in<br />
dem jedoch jegliche Hinweise auf Kapa -<br />
zitäten in der Krankenhausversor gung<br />
und die aus meiner Sicht sinn vollen<br />
neuen Informations- und Feh ler kul tur -<br />
systeme ausgeblendet werden, die den<br />
NutzerInnen eine Hilfe sein können.<br />
Das Buch bleibt in vielen Bereichen<br />
unverständlich empirielos. Dabei gäbe<br />
es viele Beispiele aus der medizinischen<br />
Versorgung, die für den Nachholbedarf<br />
Buchbesprechungen 59<br />
der Nutzerorientierung herangezogen<br />
werden könnten und auch Hinweise für<br />
einen gewissen Fortschritt bieten, mit<br />
Blick auf die neuen Versorgungsstrukturen<br />
in unserem System – angefangen<br />
von integrierter Versorgung („Gesundes<br />
Kinzigtal“) bis hin zu Medizinischen<br />
Versorgungszentren (Polikum in Ber lin).<br />
An einer Bewertung solch neuer Versorgungsstrukturen,<br />
die zumindest in dem<br />
einleitenden Beitrag von Tho mas Gerlinger<br />
vorgestellt werden, hätte aus meiner<br />
Sicht mit sehr viel Differenziertheit eine<br />
Nutzerorientierung unseres Systems ge -<br />
zeigt werden können, um die Frage zu<br />
beantworten, ob wir in einem eher anbieter-<br />
oder nutzerorientierten Gesund -<br />
heitssystem leben. Dies gelingt sehr gut in<br />
den Beiträgen von Christoph Kra nich,<br />
Gerd Glöckenjahn oder im ge sam ten<br />
Kapitel „Frauen und Gesundheit“ mit<br />
Bei trägen von den Kolleginnen Petra<br />
Ko lip, Regina Stol zenberg und Birgit<br />
Babitsch.<br />
Zudem hätte ich mir einen Beitrag mit<br />
Pro und Contra zur Patientenuniversität<br />
gewünscht, die von Marie-Luise Dierks<br />
in Hannover etabliert wurde. Um es ein -<br />
mal überspitzt zu sagen: Sind „Diplom-<br />
Patienten“ wirklich in der La ge, unser<br />
System, wo nötig, in Richtung Nutzer -<br />
orientierung zu verändern? Oder hilft<br />
da nur der zutreffende Titel eine Buches<br />
von Hans-Ulrich Deppe, auch Autor eines<br />
Beitrags im vorliegenden Buch, „Ge -<br />
sundheit ist ohne Politik nicht machbar“?<br />
Hilft vielleicht ein so wohl als auch?<br />
Gesundheit ist auch oh ne Bildung<br />
nicht machbar. Die muss sich aber vor<br />
allem darauf konzentrie ren, die benachteiligten<br />
Gruppen in unserer Ge sell schaft<br />
zu erreichen. Die Mitnahmeeffek te der<br />
Mittel- und Oberschicht werden bemerkenswert<br />
selten erwähnt, obwohl diese<br />
sich noch immer Vorteile verschaffen<br />
konnten und auch Angebo te etwa im<br />
Bereich der Prävention in Anspruch<br />
nehmen, die sie gut und gerne selber finanzieren<br />
könnten und die für die unteren<br />
sozialen Schichten sehr viel not -<br />
wendiger wären. Dafür geht es häufig<br />
um Kunden und Dienst leis tungs märkte<br />
mit Blick auf die euro päische Ebene,<br />
zum Beispiel bei der Kostenerstat tung<br />
ambulanter oder stationärer Auslandsbehandlungen<br />
(etwa in dem Bei trag von<br />
Rolf Schmucker). Auch hier hätte ich<br />
mir mehr Empirie für die bundesdeut -<br />
sche Situation ge wünscht.