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Download - Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB)

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<strong>VDB</strong>-Positionspapier Nr. 02/2013:<br />

Obsoleszenzmanagement im Eisenbahnsektor – die Perspektive <strong>der</strong><br />

Hersteller<br />

1. E<strong>in</strong>leitung<br />

Die heute im Schienenverkehr e<strong>in</strong>gesetzte Technik (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Komponenten für Fahrzeuge<br />

und Infrastruktur) unterliegt immer kürzeren Innovationszyklen. Bed<strong>in</strong>gt durch die lange<br />

Nutzungsdauer <strong>der</strong> Fahrzeuge und <strong>der</strong> Infrastruktur ist e<strong>in</strong> wachsen<strong>der</strong> Aufwand<br />

erfor<strong>der</strong>lich, um die Versorgung <strong>der</strong> Systeme mit den notwendigen Ersatzteilen über den gesamten<br />

Lebenszyklus sicher zu stellen. Die Betreuung <strong>der</strong> Systeme und Komponenten zur<br />

Sicherung <strong>der</strong> langfristigen Nutzung <strong>der</strong> im Schienenverkehr e<strong>in</strong>gesetzten Technik stellt für<br />

die gesamte Bahnbranche e<strong>in</strong>e hohe Kostenposition dar. Darüber h<strong>in</strong>aus streben viele Betreiber<br />

e<strong>in</strong>e längere Nutzungsdauer ihrer Systeme an. Aus diesem Grund gew<strong>in</strong>nt die Ersatzteilversorgung<br />

aktuell und zukünftig immer mehr an Bedeutung. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Umgang<br />

mit obsoleten und obsoleszenzkritischen Materialien – das sogenannte Obsoleszenzmanagement<br />

– stellt sowohl die Industrie als auch die Betreiber vor große Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Dies ist e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung für alle Investitionsgüter mit e<strong>in</strong>er angestrebten<br />

langen Nutzungsdauer, wie z.B. Raumfahrt<strong>in</strong>dustrie, Anlagenbau, Flugzeug<strong>in</strong>dustrie.<br />

2. Begriffe<br />

Nach DIN EN 62402 bedeutet Obsoleszenz den Wechsel von <strong>der</strong> Lieferfähigkeit durch den<br />

Orig<strong>in</strong>alhersteller zur Nicht-Lieferfähigkeit.<br />

Dabei verstehen wir unter obsoleten Ersatzteilen diejenigen Ersatzteile (Komponenten, Module,<br />

Baugruppen, E<strong>in</strong>zelteile, Geräte), <strong>der</strong>en Verfügbarkeit am Markt <strong>in</strong> <strong>der</strong> ursprünglichen<br />

Spezifikation und Konfiguration <strong>in</strong>kl. Zulassung nicht mehr gegeben ist.<br />

Mögliche Anzeichen für das Risiko e<strong>in</strong>es zukünftigen Obsoleszenzfalls können beispielsweise<br />

e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger o<strong>der</strong> unregelmäßiger Verbrauch, e<strong>in</strong>e lang zurückliegende letztmalige Beschaffung,<br />

die Produktionsaufgabe durch den ursprünglichen Hersteller o<strong>der</strong><br />

fehlende/erloschene Zertifizierungen/Zulassungen u.v.m. se<strong>in</strong>.<br />

Letztlich werden alle Aktivitäten, die zur systematischen Erkennung und zur Vermeidung <strong>der</strong><br />

schädlichen Auswirkungen von Obsoleszenz entlang <strong>der</strong> wirtschaftlichen Nutzungszeit e<strong>in</strong>es<br />

Systems dienen, als Obsoleszenzmanagement bezeichnet; diese Aktivitäten s<strong>in</strong>d ebenfalls<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> DIN EN 62402 „Anleitung zum Obsoleszenzmanagement“ beschrieben.<br />

3. Reaktives und proaktives Obsoleszenzmanagement<br />

Generell wird beim Obsoleszenzmanagement unterschieden zwischen reaktivem und vorausschauendem/proaktivem<br />

Obsoleszenzmanagement. Während das reaktive Obsoleszenzmanagement<br />

die Lösung von bereits e<strong>in</strong>getretenen Obsoleszenzfällen beschreibt,<br />

be<strong>in</strong>haltet das vorausschauende Obsoleszenzmanagement alle Aktivitäten, um das Auftreten<br />

von Verfügbarkeitsengpässen zu vermeiden.<br />

1


4. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

Die im Jahre 2012 üblichen Innovationszyklen <strong>der</strong> Komponenten s<strong>in</strong>d erfahrungsgemäß<br />

- für mechanische Komponenten ca. 15-20 Jahre<br />

- für mechatronische Systeme ca. 7-10 Jahre<br />

- für elektronische Komponenten ca. 3-5 Jahre und<br />

- für Software < 2 Jahre.<br />

Die Aktivitäten zum reaktiven bzw. proaktiven Obsoleszenzmanagement werden <strong>in</strong> vielen<br />

Fällen darauf h<strong>in</strong>auslaufen, dass e<strong>in</strong>e Komponente geän<strong>der</strong>t bzw. erneuert werden muss;<br />

häufig parallel für viele verschiedene Fahrzeugbaureihen und/o<strong>der</strong> Infrastruktursysteme.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> <strong>in</strong> Europa geltenden nationalen und <strong>in</strong>ternationalen Regelwerke für die Zulassung<br />

von geän<strong>der</strong>ten Fahrzeugen bzw. Infrastrukturkomponenten hat dies ggf. zur Folge,<br />

dass für die betroffenen Fahrzeuge o<strong>der</strong> Infrastrukturkomponenten zeit- und kosten<strong>in</strong>tensive<br />

Teilzulassungen sowohl für <strong>Deutschland</strong> als auch für alle weiteren Län<strong>der</strong>n notwendig se<strong>in</strong><br />

könnten, <strong>in</strong> denen die Systeme betrieben werden sollen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wirken sich Anfor<strong>der</strong>ungen aus Än<strong>der</strong>ungen von Normen und Gesetzeslagen<br />

gravierend aus.<br />

Das Ziel ist es, dass <strong>Bahn<strong>in</strong>dustrie</strong> und Betreiber geme<strong>in</strong>sam für den gesamten Lebenszyklus<br />

wirtschaftliche Lösungen entwickeln und realisieren, um die Verfügbarkeit und Sicherheit<br />

<strong>der</strong> Fahrzeuge und Infrastruktur für <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>satz zu ermöglichen. Dabei sollten alle Lösungsmöglichkeiten<br />

betrachtet werden, und diese sollten zwischen Betreibern und Zulassungsbehörden<br />

– mit Unterstützung <strong>der</strong> <strong>Bahn<strong>in</strong>dustrie</strong> – e<strong>in</strong>vernehmlich geregelt werden.<br />

Um den Innovationszyklen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Komponenten gerecht zu werden, werden „Midlife<br />

upgrades“ systematisch <strong>in</strong> die Überlegungen e<strong>in</strong>bezogen. Dies erlaubt zudem, geän<strong>der</strong>te<br />

Kundenanfor<strong>der</strong>ungen zu berücksichtigen.<br />

Speziell müssen die bestehenden Zulassungs-Anfor<strong>der</strong>ungen für Bahnsysteme bei Än<strong>der</strong>ungen<br />

an dem ursprünglich gelieferten System konkretisiert werden, um umfangreiche E<strong>in</strong>zelfallbetrachtungen<br />

auf e<strong>in</strong> notwendiges Maß zu reduzieren.<br />

5. Ausblick<br />

Obsoleszenzen können nicht verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden. Beim <strong>der</strong>zeitig vorwiegend reaktiven Handeln<br />

ist <strong>der</strong> Aufwand sehr hoch. Angestrebt wird die Reduktion dieses Aufwandes durch<br />

Schaffung von Voraussetzungen, um zukünftig stärker pro aktiv Obsoleszenzmanagement<br />

betreiben zu können.<br />

Die Mitgliedsunternehmen des <strong>VDB</strong> unterstützen die Betreiber im Eisenbahnsektor <strong>in</strong> Bezug<br />

auf das Ersatzteil- und Obsoleszenzmanagement nach DIN EN 62402 bei reaktivem und<br />

proaktivem Obsoleszenzmanagement, um den Betrieb <strong>der</strong> Fahrzeuge und <strong>der</strong> Infrastruktur<br />

über <strong>der</strong>en Lebenszyklus sicher zu stellen.<br />

Dies bedeutet u.a., dass Anfor<strong>der</strong>ungen aus dem Obsoleszenzmanagement bereits bei <strong>der</strong><br />

Ausschreibung und bei Entwurf/Design/Redesign e<strong>in</strong>es Systems berücksichtigt werden müssen.<br />

Deshalb ist es wichtig, Ersatzteilversorgungs- und Obsoleszenzmanagement als Aktivität<br />

zu begreifen, welche den gesamten Lebenszyklus e<strong>in</strong>es Produkts umfasst.<br />

Die Mitgliedsunternehmen des <strong>VDB</strong> schlagen e<strong>in</strong>e noch aktivere Zusammenarbeit mit den<br />

Betreibern, Leas<strong>in</strong>ggebern und Zulassungsbehörden vor, um e<strong>in</strong>e langfristige Nutzung <strong>der</strong><br />

2


im Schienenverkehr e<strong>in</strong>gesetzten Technik zu ermöglichen. Möglichkeiten <strong>der</strong> aktiven Zusammenarbeit<br />

s<strong>in</strong>d bspw. die Mitarbeit <strong>in</strong> Gremien und <strong>der</strong> Informationsfluss von <strong>der</strong> <strong>Bahn<strong>in</strong>dustrie</strong><br />

an die Betreiber, sowie <strong>der</strong> Rückfluss von Informationen aus dem Betrieb an die<br />

<strong>Bahn<strong>in</strong>dustrie</strong>.<br />

Berl<strong>in</strong>, im März 2013<br />

<strong>Verband</strong> <strong>der</strong> <strong>Bahn<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> (<strong>VDB</strong>) e.V.<br />

Jägerstraße 65<br />

D-10117 Berl<strong>in</strong><br />

Tel.: +49 (0) 30 - 20 62 89 -0<br />

Fax: +49 (0) 30 - 20 62 89 -50<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo(at)bahn<strong>in</strong>dustrie.<strong>in</strong>fo<br />

Internet: www.bahn<strong>in</strong>dustrie.<strong>in</strong>fo<br />

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