Januar 2014 - Ev. Kirchengemeinde Rixdorf
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Man fordert es, man wünscht es sich, doch<br />
oft vermisst man es: Toleranz. Das Wort<br />
leitet sich vom lat. tolerare ab und bedeutet<br />
ursprünglich ertragen, erdulden, also<br />
die „Duldung von Personen, Überzeugungen,<br />
Handlungen, die nicht mit den<br />
eigenen Vorstellungen übereinstimmen“<br />
(Taschenlexikon Religion und Theologie).<br />
Gerade in einer multikulturellen Gesellschaft<br />
kann es ohne Toleranz nicht gehen.<br />
Dabei hat sich der Toleranzbegriff heute<br />
dahingehend verändert, dass es nicht nur<br />
um das notgedrungene Hinnehmen und<br />
geduldige Ertragen geht, sondern um eine<br />
aktive Haltung, die den anderen, den<br />
Fremden, kennenlernen und verstehen<br />
will. In diesem Sinne veranstaltet der<br />
<strong>Rixdorf</strong>er ökumenische Arbeitskreis regelmäßig<br />
christlich-muslimische Begegnungen,<br />
wo wir miteinander ins Gespräch<br />
kommen und den anderen in seiner Religion<br />
ernst nehmen wollen. Es geht nicht<br />
um Mission, sondern um einen offenen<br />
Dialog. Der aber ist nur möglich, wenn ich<br />
einerseits mir meiner eigenen Position<br />
bewusst bin, andererseits diese Position<br />
aber nicht absolut setze. Toleranz nährt<br />
sich aus dem Wissen, dass niemand im<br />
Besitz der ganzen Wahrheit ist und um<br />
die Wahrheit, auch im Glauben, immer<br />
wieder gerungen werden muss. Insofern<br />
übrigens ist Toleranz nicht nur ein Gebot<br />
der Stunde im interreligiösen Gespräch,<br />
sondern auch im Gespräch innerhalb der<br />
Gemeinden und Kirchen, im Hören auf<br />
den anderen, im Ernstnehmen seiner Fragen<br />
und Einwände, im Achten anderen<br />
Einsichten. Das nun vergangene Jahr 2013<br />
stand unter dem Stichwort der Toleranz.<br />
Im Rahmen der Lutherdekade wurde das<br />
Das Stichwort: Toleranz<br />
Themenjahr „Reformation und Toleranz“<br />
ausgerufen, und die Landessynode der<br />
EKBO verabschiedete auf ihrer Frühjahrstagung<br />
das Thesenpapier „Toleranz nach<br />
ev. Verständnis“ bzw. das Grundsatzpapier<br />
„Leben mit dem bleibend Anderen –<br />
Toleranz in evangelischer Perspektive“.<br />
Hier einige Sätze, wie sie zusammenfassend<br />
am Ende des Grundsatzpapiers formuliert<br />
sind:<br />
1. Toleranz üben heißt zunächst, etwas dauerhaft<br />
auszuhalten, das von dem abweicht, was<br />
man selbst für richtig hält. Toleranz ist nötig,<br />
um Zusammenleben zu ermöglichen, versteht<br />
sich aber nicht von selbst und will gestaltet<br />
sein.<br />
2. Toleranz in religiösen Bezügen zielt auf<br />
bewusstes Zusammenleben im Geist respektvollen<br />
Dialogs. Der Andere wird … als Mitmensch<br />
und als Gegenüber in Begegnungen<br />
engagierter Überzeugungen toleriert.<br />
3. …<br />
4. Rechtliche Absicherung von Toleranz bleibt<br />
grundlegend auf den Willen der Einzelnen zur<br />
Toleranz angewiesen. Eine Rechtsordnung<br />
kann diesen Willen nicht ersetzen, ihn jedoch<br />
auf vielfältige Weise schützen und fördern.<br />
5. Christliche Toleranz gründet im Dank an<br />
Gott für seine Toleranz in Schöpfung und Bewahrung<br />
der Schöpfung. Der Schöpfungsglaube<br />
bezeugt Gottes Wille zu einem Gegenüber<br />
und dessen Bewahrung trotz Verfehlung<br />
im Leben des Menschen. Das hat den Willen<br />
zur Toleranz dem Mitmenschen gegenüber<br />
zur eigentlich selbstverständlichen Folge.<br />
6. Ein Leben in christlicher Toleranz richtet<br />
sich auf am Beispiel und aus an der Wahrheit<br />
Jesu Christi. Sein Leben, Leiden und Auferstehen<br />
werden zur Kraftquelle für eine Toleranz,<br />
die auch inmitten von Schwierigkeiten und<br />
-10- <strong>Januar</strong> <strong>2014</strong>