Gemeindebrief - Evang.-Luth. Kirchengemeinde Erding
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Georg Philipp Telemann (1681-1767)<br />
Pfarrer Friedrich Falkenstein - Ein Nachruf<br />
Von Daniel Tenberg<br />
Seite 20<br />
Johannespassion (1749)<br />
Sonntag, 17. März, um 17 Uhr<br />
Erlöserkirche <strong>Erding</strong>-Klettham<br />
Alima Arden – Sopran<br />
Victor Schiering – Tenor<br />
Thomas Hamberger – Bass<br />
Kantorei und Instrumentalensemble der<br />
<strong>Evang</strong>.-<strong>Luth</strong>. <strong>Kirchengemeinde</strong> <strong>Erding</strong><br />
Leitung: Carmen Jauch<br />
Karten zu 15 Euro / erm. 10 Euro an der Abendkasse<br />
Georg Philipp Telemann fand 1721 in Hamburg seine Lebensstellung und wirkte dort bis<br />
zu seinem Tod als Kantor am weithin gerühmten Johanneum und als Musikdirektor der<br />
fünf Hauptkirchen. Die freie Reichs- und Hansestadt bot ihm beste Voraussetzungen für<br />
ein künstlerisches Wirken. Hier hatte Telemann Gelegenheit, nicht nur auf kirchenmusikalischem<br />
Gebiet zu arbeiten, sondern auch für die Oper, das öffentliche Konzertwesen,<br />
festliche, städtische, kirchliche oder private Anlässe. Dies zeigt sein umfangreiches<br />
Werk.<br />
Nach eigenem Bekunden war es aber die Kirchenmusik, die Telemann „am meisten<br />
werth geschätzet“ hat. Während seiner Hamburger Amtszeit setzte er sich jährlich neu<br />
mit dem Passionsbericht der <strong>Evang</strong>elien auseinander. Von den 46 oratorischen Passionen<br />
sind 22 erhalten geblieben. Die Johannes-Passion aus dem Jahr 1749 ist nur<br />
in Telemanns Handschrift überliefert. Bis vor wenigen Jahren war eine Aufführung der<br />
Komposition nicht möglich, da Telemann die Passion nicht vollständig ausnotierte. Im<br />
Grunde ist sie eine Parodie (Umgestaltung) seiner Passion von 1741, gegenüber der<br />
vor allem die Arien mit neuen Texten unterlegt wurden. Das Autograph von 1741 war allerdings<br />
lange verschollen. Der Bad Godesberger Kantor Hans-Peter Glimpf spürte die<br />
Handschrift in Krakau auf und hatte damit jenen wichtigen Mosaikstein in der Hand, der<br />
die Lücken der Johannes-Passion von 1749 zu schließen vermochte. Der lange Dornröschenschlaf<br />
dieser Passionsmusik war damit beendet, und ihrem erneuten Erklingen<br />
in unserer Zeit steht nun nichts mehr im Wege.<br />
Herzliche Einladung!<br />
Am 6.9.1938 wurde Friedrich Falkenstein<br />
als zweitältestes Kind von Dorothea und Jakob<br />
Falkenstein in Altker (Jugoslawien) geboren.<br />
Er hatte vier Geschwister – eines davon<br />
starb bereits im Alter von zwei Jahren.<br />
Nach der neunmonatigen Flucht im Jahre<br />
1944 siedelte sich die Familie in Otzing, in<br />
der Nähe von Plattling an. Er besuchte die<br />
Oberrealschule in Deggendorf.<br />
Ganz bewusst wollte er evangelischer Pfarrer<br />
werden, seine Schwester sagte, er hatte<br />
„das Gemüt“ dazu. Sein Onkel war Pfarrer,<br />
die Eltern im Kirchenvorstand und als Mesner<br />
engagiert. Er studierte in Heidelberg<br />
und Neuendettelsau. Insbesondere von<br />
Heidelberg hat er immer viel erzählt. 1964<br />
trat Friedrich Falkenstein in den kirchlichen<br />
Dienst und wurde am 25.1.1967 in das<br />
geistliche Amt ordiniert. Von 1968 bis 1986<br />
war er Pfarrer in Ahorn bei Coburg und von<br />
1986 bis 2003 in <strong>Erding</strong>.<br />
Aus der ersten Ehe mit seiner Frau Burga,<br />
die 1965 geschlossen wurde, gingen sechs<br />
Töchter (Michaela, Susanne, Gabriele, Katharina,<br />
Ulrike und Cornelia) hervor. Seit<br />
1998 war Pfarrer Falkenstein mit der Ungarin<br />
Terezia verheiratet.<br />
Vor etwa drei Jahren sagte ihm der Arzt, es<br />
gehe nicht mehr lang – sechs Jahre wusste<br />
er schon um den Krebs. Er hat immer gekämpft,<br />
war dankbar um jede, auch kleine<br />
Besserung und hat sein Schicksal mit großer<br />
Würde getragen. Mit großem Eifer nahm<br />
er noch am öffentlichen Leben teil, so gut es<br />
ging und wurde hierbei vor allem von Tochter<br />
Susanne unterstützt. Am Ende ließ er los<br />
und konnte friedlich am 7.11.2012 einschlafen.<br />
„Er ist jetzt frei“ sagte seine Tochter<br />
Cornelia.<br />
Pfarrer Falkenstein hatte 3 große „Hobbies“:<br />
Die Musik: Er gründete 2 Posaunenchöre<br />
in Ahorn. Alle Töchter spielen ein Blechblasinstrument.<br />
Der Sport: Als Fußballtrainer<br />
war er aktiv bei „Kirche und Sport“,<br />
im Vereins- und Funktionärsleben. Auch<br />
das strahlte in der Familie aus, bis hin zum<br />
Hochleistungssport. Sein größtes „Hobby“<br />
waren aber die Menschen: 18 Jahre Pfarrer<br />
in Ahorn, 17 Jahre Pfarrer in <strong>Erding</strong>. Er sah<br />
sich gesandt zu den Menschen, auch dorthin,<br />
wo man einen Pfarrer nicht vermutet. Er<br />
sagte mir einmal: „Ich muss da hingehen,<br />
wo die Menschen sind“. Er suchte Kontakt<br />
zu den gesellschaftlichen und politischen<br />
Verantwortungsträgern, er „verantwortete“<br />
seinen Glauben am Stammtisch und beherbergte<br />
Menschen, die aus dem sozialen<br />
Netz herausgefallen waren. Er suchte die<br />
ökumenische Gemeinschaft und war Stadtpfarrer<br />
Josef Mundigl sehr verbunden. Auch<br />
blickte er weit über den lokalen Tellerrand<br />
hinaus. So begründete er die Partnerschaft<br />
mit der evangelischen Gemeinde in Bonyhád/Ungarn<br />
und vermittelte 100.000 Mark<br />
des deutschen Innenministeriums für die<br />
dortige Kirchensanierung. Dafür wurde er<br />
mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Bonyhád<br />
ausgezeichnet. Er schuf ein Netz von<br />
Gemeindepartnerschaften von Paris über<br />
Hamburg, Neubrandenburg, München und<br />
Ungarn. Er engagierte sich für die Belange<br />
der Heimatvertriebenen, vor allem der Siebenbürger<br />
Sachsen. Vor allem bestach er<br />
durch sein enormes historisches Wissen.<br />
Gern verwendete er bei Beerdigungen den<br />
Spruch: „Fürchte dich nicht, denn ich habe<br />
dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen<br />
gerufen, du bist mein!“ aus Jesaja,<br />
Kapitel 4. Zu seiner Tochter Susanne sagte<br />
er, er habe keine Angst vor dem Sterben. In<br />
seiner Krankheit war er nicht allein – viele<br />
kamen und so konnte er sich geborgen fühlen<br />
durch seine Familie und Freunde. Nun<br />
ist er in der Geborgenheit Gottes. Die <strong>Kirchengemeinde</strong><br />
hat einen großen Seelsorger<br />
verloren.