Förderverein der Internationalen BiologieOlympiade eV
Förderverein der Internationalen BiologieOlympiade eV
Förderverein der Internationalen BiologieOlympiade eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
För<strong>der</strong>verein <strong>der</strong><br />
Biologieolympiade e.V.<br />
MITGLIEDERRUNDBRIEF<br />
Göttingen / Potsdam / Dresden, den 17. Dezember 2008<br />
Liebe Mitglie<strong>der</strong>,<br />
in guter Tradition möchten wir Sie kurz vor den Feiertagen auf den neusten Stand<br />
des Olympiadegeschehens und <strong>der</strong> Arbeit des Vereins bringen. So erwarten Sie Berichte zum<br />
Auswahlverfahren <strong>der</strong> IBO und zu den beiden Junior-Wettbewerben IJSO und EUSO.<br />
Zur wissenschaftlichen För<strong>der</strong>ung junger Talente wurden auch in diesem Jahr Praktika<br />
in verschiedenen renommierten Forschungszentren organisiert. Diese konnten durch För<strong>der</strong>mittel<br />
<strong>der</strong> Robert-Bosch-Stiftung finanziert werden. Exemplarisch möchten wir Ihnen mit<br />
zwei Berichten einen Einblick in diese Praktika geben.<br />
Weiterhin arbeitete <strong>der</strong> Verein intensiv an seiner Öffentlichkeitsarbeit und trat auf <strong>der</strong><br />
Biotechnica in Hannover und <strong>der</strong> GBM (Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie)-<br />
Tagung „Genlabor und Schule“ in München auf.<br />
Mit <strong>der</strong> wachsenden Mitglie<strong>der</strong>zahl wollen wir aber auch die Vernetzung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
weiter ausbauen. Um dies zu gewährleisten, gibt es wichtige Neuerungen im Rundbrief.<br />
Zum einen wird die Frequenz des Rundbriefes auf zwei bis drei mal jährlich erhöht. Zum An<strong>der</strong>en<br />
freuen wir uns Ihnen neue Rubriken präsentieren zu können. Da ein großer Anteil <strong>der</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong> sich noch in <strong>der</strong> Ausbildung befindet, wollen wir verschiedene Studienprogramme<br />
unter dem Motto „Erfahrung teilen“, vorstellen. Zum Auftakt berichtet Schriftführer David Haselbach<br />
vom integrierten Master-/PhD-Studiengang „Molecular Biology“ an <strong>der</strong> Universität<br />
Göttingen.<br />
Langsam wachsen einige Mitglie<strong>der</strong> als ehemalige IBO-Teilnehmer zu Wissenschaftlern<br />
heran. Dem möchten wir Rechnung tragen, indem in <strong>der</strong> Rubrik „Faszination Forschung“<br />
Mitglie<strong>der</strong> Ihre eigenen Forschungsprojekte vorstellen. In dieser Ausgabe berichtet Till Ischebeck<br />
von seiner Doktorarbeit zur Entwicklung von Pollenschläuchen.<br />
Wir wünschen Ihnen bereits jetzt ein besinnliches Weihnachtsfest, einen guten Rutsch in ein<br />
erfolgreiches Jahr 2009 und natürlich viel Spaß beim Lesen dieses Mitglie<strong>der</strong>rundbriefes!<br />
Der Vorstand<br />
Matthias Grießner<br />
Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Am Kiefernwald 4<br />
03055 Cottbus<br />
Dennis Kappei<br />
stellv. Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Augsburger Strasse 55b<br />
01309 Dresden<br />
Arne Jahn<br />
Schatzmeister<br />
Lindower Weg 11<br />
15236 Frankfurt (O<strong>der</strong>)<br />
David Haselbach<br />
Schriftführer<br />
Mittelstraße 3<br />
37077 Göttingen<br />
TGUMG@gmx.de<br />
DennisKappei@web.de<br />
Arne-Jahn@web.de<br />
Davidhaselbach@gmail.com<br />
Internetpräsenz: www.ibo-verein.de
MITGLIEDERRUNDBRIEF<br />
Die 4. Runde <strong>der</strong> <strong>Internationalen</strong> Biologieolympiade 2008 – wie kann man<br />
sie sich vorstellen?<br />
Alles fing fast 2 Monate vor dem eigentlichen<br />
Termin (01.-06. Juni) an, als erst <strong>der</strong> eine und<br />
dann auch schon <strong>der</strong> zweite Fragenkatalog<br />
(von Dennis Kappei und Christiane Mühle) unsere<br />
Mailboxen heimsuchten. Trotz <strong>der</strong> anfänglichen<br />
Seufzer über so manche schwere Aufgabe<br />
sahen wir schnell ein, dass die Übungen für<br />
die Vorbereitung sehr hilfreich und sogar „lustig“<br />
(Zitat eines Teilnehmers) waren.<br />
Am 1. Juni verdrängten wir elf Viertrundler den<br />
Schulalltag o<strong>der</strong>, was bei vielen eher zutraf,<br />
die Gedanken an das Abitur. Mit Zugticket<br />
(und in meinem Fall – auch Flugticket) in <strong>der</strong><br />
Hand und einem mit dem Campbell, an<strong>der</strong>en<br />
Lexika und den gesammelten Bio-Aufzeichnungen<br />
gefüllten und deshalb tonnenschweren<br />
Koffer pilgerten wir nach Kiel und machten es<br />
uns in <strong>der</strong> Jugendherberge (wo man uns wie<strong>der</strong><br />
als die „Gruppe vom Ei-Pi-En“ mit großem<br />
Respekt behandelte) inmitten von Klassen auf<br />
Klassenfahrt und Schachmannschaften gemütlich.<br />
Am Montag ging auch schon <strong>der</strong> praktische<br />
Teil mit <strong>der</strong> Zoologie-Klausur los. Im Allgemeinen<br />
kann man sagen, dass die meisten unserer<br />
Versuche, das Thema <strong>der</strong> bevorstehenden<br />
Prüfung zu erraten, kläglich scheiterten. So bekamen<br />
wir keine Insekten (und dabei kannte<br />
man sich so schön mit Mandibeln und Maxillen<br />
aus!) son<strong>der</strong>n Fische zum Sezieren vorgesetzt.<br />
Doch weil wir das Freilegen und Untersuchen<br />
diverser Organe schon im kleinen Crashkurs<br />
üben durften, kamen alle mit <strong>der</strong> Aufgabe zurecht<br />
und blieben mit ihr relativ zufrieden<br />
(auch wenn mit dem Vorsatz, in absehbarer<br />
Zukunft keinen Fisch zu essen).<br />
Am Dienstag ging <strong>der</strong> „blutige Ernst“ weiter, es<br />
kam die zweiteilige und vierstündige Physiologie-Klausur.<br />
Erneut wi<strong>der</strong> den Erwarten (viele<br />
hatten auf Photosynthese getippt) ging es im<br />
ersten Teil um verschieden Eigenschaften des<br />
Bluts (Plättchenbeschaffenheit und –anzahl,<br />
Osmolarität, Gastransport). Der zweite Teil war<br />
„vegetarischer“. Es sollte Enzymhemmung am<br />
Beispiel des Citratzyklus’ beim Blumenkohl untersucht<br />
und Rückschlüsse auf die Standortbedingungen<br />
zweier Pflanzen gezogen werden.<br />
Die anscheinend begehrenswertesten Punkte<br />
schienen jedoch die drei für sauberes Arbeiten<br />
mit dem Blut zu sein, die uns von Till Ischebeck<br />
und David Haselbach versprochen wurden<br />
und die sie uns (leicht enttäuscht) dann<br />
auch verteilen mussten.<br />
Die beiden Nachmittage waren mit unseren<br />
Referaten zu diversen biologischen Themen<br />
gefüllt, was Gelegenheit zur Vorbereitung auf<br />
den theoretischen Teil und zum Üben <strong>der</strong> Präsentationstechnik<br />
bot.<br />
Am Mittwoch folgte schließlich das Botanik-<br />
Praktikum. Zuerst wurden wir durch die Gewächshäuser<br />
des botanischen Gartens geführt<br />
und erfuhren viel über die verschiedensten und<br />
exotischsten Pflanzen (was wir trotz <strong>der</strong> wahrlich<br />
tropischen Bedingungen aufzunehmen versuchten).<br />
Bei <strong>der</strong> eigentlichen Klausur ging es<br />
dann darum, eine Vielzahl von pflanzlichen<br />
Proben unter dem Mikroskop zu untersuchen,<br />
Strukturen zu erkennen und zu bestimmen.<br />
- 2 -
MITGLIEDERRUNDBRIEF<br />
Die anschließende Auswertung aller drei Klausuren<br />
hinterließ bei uns ein Gefühl, das sich<br />
vor allem aus Verzweiflung zusammensetzte.<br />
Und während einige das als Ansporn, sich noch<br />
intensiver auf den theoretischen Teil vorzubereiten,<br />
sahen, suchten an<strong>der</strong>e im Tischtennis,<br />
an<strong>der</strong>en Spielen und Erkundungstouren von<br />
Kiel Ablenkung. Die Prüfung empfanden dann<br />
aber doch alle als schwer, lang und interessant.<br />
Vor allem durch die breite Themenauswahl<br />
(von Molekulargenetik bis zur Ethologie)<br />
hatte je<strong>der</strong> Fragen, die einem gut und weniger<br />
gut gefielen.<br />
Direkt vom IPN aus ging es mit Dr. Lucius und<br />
einigen Betreuern auf dem (lustig hupenden)<br />
Schiff nach Laboe, wo wir das U-Boot 995 und<br />
das Marineehrenmal besichtigten. Im Fischrestaurant,<br />
wo wir danach zum Abendessen einkehrten,<br />
verwarfen auch alle ihre am Montag<br />
gefassten Vorsätze. Wie<strong>der</strong> in Kiel angekommen,<br />
verbrachten wir noch einen schönen geselligen<br />
Abend.<br />
Und dann war es schließlich so weit, es war<br />
Freitag-Morgen und nach eine Vorstellung <strong>der</strong><br />
Studienstiftung des deutschen Volkes wurden<br />
die Namen <strong>der</strong> vier Mannschaftsmitglie<strong>der</strong> bekanntgegeben:<br />
Thai Le Tran, Arne Jahn, Christina<br />
Kuhlmey und Maren Büttner, denen alle<br />
viel Glück und Erfolg in Mumbai wünschten<br />
und wünschen. Im Namen aller Teilnehmer<br />
(ich hoffe, es hat keiner etwas dagegen)<br />
möchte ich mich auch bei unseren Betreuern,<br />
den IPN-Mitarbeitern und Dr. Lucius für dieses<br />
Auswahlseminar mit seiner tollen Atmosphäre<br />
bedanken, zumal es für viele auch die letzte<br />
Biologieolympiade war.<br />
Von <strong>der</strong> vierten Runde des Auswahlverfahrens zur <strong>Internationalen</strong> Biologieolympiade berichtete Xenia<br />
Wagner. Xenia studiert Medizin an <strong>der</strong> Universität Heidelberg im ersten Semester.<br />
Bericht zur 19. <strong>Internationalen</strong> Biologieolympiade in Mumbai, Indien<br />
Die 19. Internationale Biologieolympiade (IBO)<br />
reiste dieses Jahr gen Süden. Vom 13. bis 20.<br />
Juli 2008 flog die deutsche Delegation nach<br />
Mumbai, ehemals Bombay, in Indien.<br />
Mit an Bord waren drei Wie<strong>der</strong>holungstäter,<br />
Arne Jahn (Brandenburg), Thai Le Tran (Sachsen)<br />
und Christina Kuhlmey (Brandenburg), die<br />
schon im letzten Jahr in Kanada mit von <strong>der</strong><br />
Partie waren, sowie die neu hinzugekommene<br />
Maren Büttner (Thüringen), die das ostdeutsche<br />
Quartett komplettierte.<br />
Mit von <strong>der</strong> Partie waren natürlich wie jedes<br />
Jahr unsere Betreuer, die bei <strong>der</strong> Übersetzung<br />
<strong>der</strong> Aufgaben wie<strong>der</strong> einmal glänzten und bei<br />
<strong>der</strong> Korrektur um jeden Punkt kämpften. Herr<br />
Dr. Lucius, dem neben <strong>der</strong> Organisation, Vorbereitung<br />
und Begleitung <strong>der</strong> IBO auch selbi-<br />
- 3 -
MITGLIEDERRUNDBRIEF<br />
ges für EUSO und IJSO unterliegt, war ebenso<br />
dabei wie die ehemaligen Olympioniken Christiane<br />
Dietel und Dennis Kappei.<br />
Nicht unterschlagen werden sollen und dürfen<br />
jedoch auch die an<strong>der</strong>en Helfer und Helferinnen,<br />
die uns im Vorfeld fleißig Aufgaben stellten,<br />
diese korrigierten und uns auch sonst mit<br />
Rat und Tat zur Seite standen. Stellvertretend<br />
genannt seien an dieser Stelle David Haselbach<br />
und Toni Goßmann, die auch am Trainingscamp<br />
in Potsdam mitwirkten.<br />
Doch nicht nur biologische Wissensansammlung<br />
und –vertiefung waren im Vorfeld von Nöten,<br />
son<strong>der</strong>n auch allerlei Reisevorbereitungen<br />
für ein Land, in dem man sich nicht nur vor<br />
Mückenstichen in Acht nehmen, son<strong>der</strong>n auch<br />
vor diversen Magen-Darm- und an<strong>der</strong>en Erkrankungen<br />
auf <strong>der</strong> Hut sein muss. Gegen Ersteres<br />
halfen unsere langärmeligen Eppendorf-<br />
T-Shirts, gegen Zweiteres deckten wir uns mit<br />
Kohletabletten, Imodium und Impfungen ein.<br />
Auch die Visa mussten besorgt werden und<br />
sorgten noch einmal für Nervenkitzel, als ein<br />
Teilnehmer seinen Reisepass in die Waschmaschine<br />
steckte… Letzten Endes hatten wir dann<br />
aber doch alle Papiere beisammen und die Reise<br />
konnte beginnen.<br />
Schon bei <strong>der</strong> Ankunft am Flughafen schlug<br />
uns die feuchte, warme Luft <strong>der</strong> Monsunzeit<br />
entgegen, und auch die ersten Mückenstiche<br />
wurden gesammelt. Der Sonntag verging über<br />
Anmeldung und Handyabgabe sowie <strong>der</strong> Bekanntmachung<br />
mit den an<strong>der</strong>en Teams. Freude<br />
erregte das Wie<strong>der</strong>sehen mit bekannten<br />
Gesichtern, nicht zuletzt aus <strong>der</strong> Schweiz.<br />
Dass die alte Weisheit <strong>der</strong> Fernreisenden,<br />
„Cook it, peel it or leave it.“, unbedingt zu beachten<br />
war, sah man an den Neuseelän<strong>der</strong>n,<br />
die leichtsinnigerweise Speiseeis zu sich nah-<br />
- 4 -<br />
men. Das einzige Team, dem das Essen nicht<br />
zu scharf gewürzt vorkam, waren die Mexikaner,<br />
doch damit war ja zu rechnen.<br />
Gemeinsam ging es dann am Montag zur Eröffnungsfeier,<br />
die mit traditionell indischem<br />
Tanz und Musik ein Augen- und Ohrenschmaus<br />
<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Art war.<br />
Schon am Dienstag holte uns jedoch mit den<br />
praktischen Klausuren <strong>der</strong> Ernst des Lebens<br />
ein.<br />
In <strong>der</strong> Biochemie galt es, die Inhibition von β-<br />
Lactamase mittels Photometrie nachzuweisen,<br />
während es in <strong>der</strong> Botanik Aufgabe war, das<br />
Verhältnis von geschlossenen und geöffneten<br />
Stomata zu bestimmen und mit gegebenen<br />
Umwelteinflüssen in Verbindung zu bringen.<br />
Des Weiteren gab es die klassische Mikroskopie<br />
von Querschnitten, auf die wir durch Professor<br />
Uhlarz in Kiel bestens vorbereitet worden<br />
waren. In <strong>der</strong> Zoologie ging es überraschen<strong>der</strong>weise<br />
völlig sezier- und Insektenfrei<br />
zu: Skelettmodelle harrten ihrer Beschreibung<br />
und Zuordnung. Als Dreingabe folgte <strong>der</strong> halbquantitative<br />
Nachweis von Ammoniak, Harnstoff<br />
und Harnsäure, die dann den Ausscheidungen<br />
verschiedener Wirbeltierklassen zuzuordnen<br />
waren. Beobachtungsgabe war in <strong>der</strong><br />
Ethologie gefragt, wo die Teilnehmer am Laptop<br />
saßen und Filme auszuwerten hatten. Beim<br />
Experiment zur Reaktion von Drosophilalarven<br />
auf Geruchsstoffe ergab sich daher die Gelegenheit,<br />
sich statistisch auszutoben, auch<br />
wenn es teilweise sehr schwierig war, die Bewegungen<br />
<strong>der</strong> Tiere in <strong>der</strong> geringen Auflösung<br />
des Zeitraffers mitzuverfolgen und zu erkennen,<br />
ob sich da gerade zwei o<strong>der</strong> fünf Larven<br />
übereinan<strong>der</strong>winden. Im zweiten Teil <strong>der</strong> Aufgabe,<br />
in <strong>der</strong> man Aufnahmen eines Kampffisches<br />
vor dem Spiegel zu sehen bekam, war
MITGLIEDERRUNDBRIEF<br />
das schon leichter. Nach diesen Stunden im<br />
Labor war geplant, einen Ausflug zum Juhu<br />
Beach zu unternehmen, wo wir auch unsere<br />
Mentoren treffen sollten. Nachdem wir jedoch<br />
in einen ausgewachsenen Stau gerieten, musste<br />
dieser Termin lei<strong>der</strong> abgesagt werden. An<br />
dieser Stelle eine kurze Beschreibung <strong>der</strong> Verkehrsverhältnisse<br />
Mumbais, die <strong>der</strong> deutsche<br />
Honorarkonsul Walter Stechel ebenso prägnant<br />
wie zutreffend als „Hölle auf Erden“ beschrieb.<br />
Fünf Spuren, wo eigentlich nur drei sein sollten,<br />
sind ebenso normal wie das Abklappen<br />
o<strong>der</strong> Abmontieren <strong>der</strong> überflüssigen, weil eh<br />
nicht genutzten Seitenspiegel, heilige Kühe<br />
sind wirkungsvoller als jede Ampel, und fünf<br />
Personen passen locker auf ein Motorrad. Momentan<br />
befindet sich eine Metro im Bau, um<br />
die überquellenden Straßen zu entlasten.<br />
Am Mittwoch bot sich uns jedoch die Gelegenheit,<br />
die Metropole Mumbai hinter uns zu lassen,<br />
denn es stand ein Vergnügungs- und<br />
Wasserthemenpark auf dem Programm. Obgleich<br />
ich an dieser Stelle viel schreiben könnte<br />
über unseren Mut, unser Leben einer indischen<br />
Achterbahn anzuvertrauen, möchte ich lieber<br />
einige Impressionen wie<strong>der</strong>geben, die wir auf<br />
den Fahrten im überklimatisierten Bus erhielten.<br />
Das Stadtbild Mumbais ist von großen<br />
Kontrasten geprägt, die oft genug direkt nebeneinan<strong>der</strong><br />
zu liegen scheinen. So grenzen<br />
Hochhäuser an Wellblechhütten, und Zelte aus<br />
Plastikplanen schmiegen sich an die Mauern<br />
von Fünf-Sterne-Hotels. Die ständig wachsenden<br />
Armensiedlungen sind zumeist abgeschnitten<br />
von Wasser, Strom und Infrastruktur, und<br />
auch die von <strong>der</strong> Regierung subventionierten<br />
Hochhausbauten sind nicht die Lösung des<br />
Problems, da die riesigen Baustellen noch weitere<br />
ungelernte Arbeiter samt ihren Familien<br />
- 5 -<br />
aus ganz Indien ebenso anziehen wie mafiaähnliche<br />
Strukturen, die Bauaufträge an sich<br />
reißen und einsturzgefährdete Bauten hinterlassen.<br />
Hinzu kommt, dass die vorhandenen<br />
Slums als Bauland genutzt werden, so dass <strong>der</strong>en<br />
Bewohner sich neue Nischen suchen müssen.<br />
Unsere gesellschaftspolitischen Überlegungen<br />
traten jedoch zunächst noch einmal in den<br />
Hintergrund, denn am Donnerstag erwartete<br />
uns die Theorieprüfung, unterteilt in MC- und<br />
Komplexaufgaben. Die indischen Gastgeber<br />
hatten bei <strong>der</strong> Aufgabenerarbeitung neue Maßstäbe<br />
gesetzt, so dass weniger Aufgaben gestrichen<br />
werden mussten als in <strong>der</strong> ganzen bisherigen<br />
Olympiadengeschichte. Durchgängig<br />
waren logisches Denken, kombinatorisches<br />
Denken und naturwissenschaftlicher Sachverstand<br />
gefragt, während reines Wissen allein<br />
nicht weiterbrachte. Der Zeitdruck war groß,<br />
und es wurden nahezu alle Teilgebiete <strong>der</strong> Biologie<br />
abgedeckt, von <strong>der</strong> Ethologie bis zur Biomathematik<br />
und Biochemie war alles dabei.<br />
Entsprechend geschlaucht fühlten wir uns nach<br />
<strong>der</strong> Prüfung, als es auch schon zum nächsten<br />
Programmpunkt ging, dem Haat-Basar, eine<br />
Art Dorfmarkt, <strong>der</strong> ins Institutsgebäude verlegt<br />
worden war. Hier gab es erstmalig die Gelegenheit,<br />
Souvenirs in Form von Armreifen, Musikinstrumenten,<br />
Schlüsselanhängern mit Erinnerungsfoto<br />
und Reiskörnern mit dem eigenen<br />
Namen zu erstehen, wovon<br />
wir sogleich Gebrauch<br />
machten. Die weibliche<br />
Teamhälfte verließ auch<br />
nicht die Gelegenheit verstreichen,<br />
ein Henna-Tattoo<br />
zu bekommen, das
MITGLIEDERRUNDBRIEF<br />
uns auch nach <strong>der</strong> Heimfahrt noch eine Weile<br />
erhalten blieb.<br />
Bevor es an den Rückflug ging, stand jedoch<br />
noch einiges auf unserem Programm, denn am<br />
Freitag besichtigten wir nicht nur das Nehru<br />
Science Center, einem Äquivalent zur deutschen<br />
Phänomenta mit angeschlossenem Museum<br />
zur Geschichte Indiens, sowie ein Planetarium,<br />
und am Samstag kamen wir dank Walter<br />
Stechel, dem deutschen Honorarkonsul,<br />
endlich doch noch zu einer kleinen Stadtführung.<br />
Wir sahen das Dhobi Ghat, eine riesige<br />
Freiluftwäscherei, den wirklich sehenswerten<br />
Chhatrapati Shivaji Bahnhof, <strong>der</strong> mit Recht<br />
zum Weltkulturerbe zählt, den Markt, wo es<br />
von bunten Gewürzen über Bernadiner in Käfigen<br />
bis hin zu den weltbesten Mangos alles zu<br />
kaufen gab, ein Museum zur Stadtgeschichte,<br />
das Gateway of India sowie das Taj Mahal –<br />
Luxushotel, in dem unter an<strong>der</strong>em John Lennon<br />
und Yoko Ono nächtigten. Erbaut wurde<br />
es vom Oberhaupt <strong>der</strong> Tata-Familie, die in Indien<br />
alle wirtschaftlichen Fäden in <strong>der</strong> Hand<br />
hält und von Forschung bis Mineralwasser alles<br />
vertreibt.<br />
Für uns ging es nun zum Nehru Centre, wo<br />
Abschlusszeremonie und Preisverleihung anstanden.<br />
Wir waren alle nervös, schließlich<br />
würde sich nun zeigen, ob die persönliche Vorbereitung<br />
die erhoffte Verbesserung <strong>der</strong> Vorjahresleistung<br />
herbeiführen konnte und die<br />
selbstgesteckten Ziele erreichbar waren. Nach<br />
einigen Reden wurden dann endlich die Ergebnisse<br />
präsentiert, und wir hörten mit Freude,<br />
dass wir alle eine Medaille erkämpft hatten.<br />
Maren Büttner und Arne Jahn errangen Bronze,<br />
Christina Kuhlmey erhielt eine Silbermedaille<br />
und Thai Le Tran holte Gold.<br />
So traten wir dann auch gutgelaunt die Heimreise<br />
an, auch wenn wir durch unsere frühe<br />
Abreise lei<strong>der</strong> die Abschlussfeier verpassten.<br />
Wir haben nicht nur die Medaillen und Souvenirs<br />
aus Indien mitgenommen, son<strong>der</strong>n auch<br />
neue Freundschaften und Erfahrungen, und ich<br />
bin sehr dankbar für die Möglichkeit, dieses<br />
Land besuchen zu können. Für mich war das<br />
die letzte Teilnahme an einem Biologiewettbewerb,<br />
und so möchte ich die Gelegenheit nutzen,<br />
mich an dieser Stelle bei all denen zu bedanken,<br />
die meine Erfolge durch ihr Engagement<br />
und ihre Unterstützung erst möglich<br />
machten.<br />
Stellvertretend sei hier Herr Torsten Leidel genannt,<br />
<strong>der</strong> den Stein ins Rollen brachte, als er<br />
mir die Landesbiologieolympiade Brandenburgs<br />
nahe legte und mich auch später als mein Biologielehrer<br />
und Tutor stets unterstützte.<br />
Allen zukünftigen Olympioniken wünsche ich<br />
ebenso schöne Erfahrungen und Ergebnisse,<br />
wie sie mir vergönnt waren, und vielleicht sieht<br />
<strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e mich ja als Betreuer in<br />
Kiel wie<strong>der</strong>.<br />
- 6 -
MITGLIEDERRUNDBRIEF<br />
Christina Kuhlmey verfasste diesen Bericht. Sie begann in diesem Jahr ein Medizinstudium in Heidelberg.<br />
Neben <strong>der</strong> diesjährigen Medaille hat Christina schon mehrere internationale Erfolge zu verzeichnen.<br />
So errung sie bei <strong>der</strong> IBO 2007 in Kanada eine Bronze-, bei <strong>der</strong> EUSO 2006 in Brüssel eine Goldund<br />
EUSO 2005 in Irland eine Silbermedaille.<br />
Bericht über die sechste „European Union Science Olympiad“ auf Zypern<br />
Nachdem ich bereits 2006 bei <strong>der</strong> IJSO in Sao<br />
Paulo in Brasilien teilnehmen durfte, wollte ich<br />
es mir in diesem Jahr mit <strong>der</strong> Qualifikation zur<br />
EUSO noch einmal beweisen. Herr Lucius, unser<br />
Teamchef sowohl <strong>der</strong> IJSO als auch <strong>der</strong><br />
EUSO, hatte mich damals in Brasilien schon<br />
auf den Geschmack gebracht. Um ein Ticket<br />
nach Zypern zu bekommen, musste man sich<br />
über die dritte Runde von IBO, IChO o<strong>der</strong><br />
IPhO qualifizieren. Ich versuchte mein Glück<br />
über die IChO. Dank des gewissen Quäntchen<br />
Glücks, das neben viel Schweiß und Selbstdisziplin<br />
bei den drei Auswahlrunden immer notwendig<br />
ist, schaffte ich es wirklich und war<br />
entsprechend überrascht und glücklich, als sich<br />
eines Tages Herr Lucius am Telefon meldete:<br />
„Hallo Albert! Du bist dabei! Willst du mit nach<br />
Zypern?“ Zunächst fuhren wir noch für einige<br />
Tage ins „Trainingslager“ nach Potsdam. Hier<br />
ging es hauptsächlich ums gegenseitige Kennenlernen.<br />
An<strong>der</strong>s als bei <strong>der</strong> IJSO, wo praktisch<br />
alle Teilnehmer aus den neuen Län<strong>der</strong>n<br />
kamen und mir als einzigem „Wessi“ etwas reserviert<br />
begegneten, war diesmal alles bunt<br />
gemischt. Ilia Kats und Tonio Schaffert kamen<br />
aus Baden-Württemberg, Manuel Eberl und Fabian<br />
Gundlach aus Bayern, Daniel Brückmann<br />
aus Thüringen und meine Wenigkeit aus dem<br />
kleinen aber feinen Saarland. Von Anfang an<br />
- 7 -<br />
herrschte ein wun<strong>der</strong>barer Teamgeist. Wir kamen<br />
alle prima miteinan<strong>der</strong> aus. Es wurde viel<br />
und konstruktiv diskutiert, viel experimentiert<br />
(in den Laboren <strong>der</strong> Uni Golm konnten wir uns<br />
voll austoben!), aber es wurde auch viel gelacht<br />
(nicht nur beim gemeinsamen Bowlingabend).<br />
Nach Potsdam waren wir alle guten Mutes<br />
und motiviert, im Team unser Bestes zu<br />
geben. Die Reise nach Zypern stellte uns dann<br />
erstmals vor logistische Probleme. Eine Anreise<br />
mit <strong>der</strong> Bahn vom weit entfernten Saarland<br />
zum Flughafen nach München hat so seine<br />
Tücken! Froh, alle Klippen <strong>der</strong> Fahrplanverspätungen<br />
gemeistert zu haben, traf ich beim letzten<br />
Umsteigen einen Teamgenossen. Ins Gespräch<br />
vertieft machten wir den kleinen Fehler,<br />
eine Station zu früh auszusteigen: Statt Terminal<br />
1 bereits im Besucherpark. Wir dachten, im<br />
Flughafenareal könnten die Entfernungen nicht<br />
so weit sein, schließlich lag die Rollbahn zum<br />
Greifen nah vor uns. Bewaffnet mit großem<br />
Gepäck vertrauten wir unserer Fitness, anstatt<br />
auf den nächsten Zug zu warten. Dabei erging<br />
es uns wie Wüstenreisenden bei einer Fata<br />
Morgana. Im ständigen Handykontakt mit<br />
Herrn Lucius mussten wir unsere geschätzte<br />
Ankunft am gemeinsamen Treffpunkt lei<strong>der</strong><br />
mehrfach nach hinten korrigieren. Das brachte<br />
uns alle um ein gemütliches Abendessen vorm
MITGLIEDERRUNDBRIEF<br />
Einchecken. Entsprechend war Herr Lucius<br />
Kommentar als wir kleinlaut und völlig erschöpft<br />
endlich ankamen: „Das könnt ihr nur<br />
noch mit einer Goldmedaille wie<strong>der</strong> gutmachen!“.<br />
Wir haben’s uns hinter die Ohren geschrieben!!<br />
In Zypern war alles bestens. Schönes Wetter,<br />
super Hotel, nette junge Leute aus vielen europäischen<br />
Län<strong>der</strong>n. Schnell war das Eis gebrochen<br />
und am Rande <strong>der</strong> Klausuren und offiziellen<br />
Wettbewerben wurde viel geredet, philosophiert<br />
und politisiert. Unter an<strong>der</strong>em haben wir<br />
von griechischen Mitstreiterinnen beim gemeinsamen<br />
Frühstück die ersten Einführungen<br />
in die griechische Sprache erhalten, Hinweise<br />
auf Altgriechisch inklusive. Auch die Exkursionen<br />
auf den Olymp, Zyperns höchsten Berg,<br />
und das Baden an unberührten Mittelmeerstränden<br />
mit schönen Nixen (auch Teammitglie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> EUSO) waren beson<strong>der</strong>e Erlebnisse,<br />
die man nicht mehr vergisst.<br />
Der Wettbewerb selbst war anspruchsvoll, aber<br />
machbar. Am Abend vor jedem Prüfungstag<br />
hielten wir in jedem Team „Kriegsrat“ und versuchten<br />
detektivisch aus Indizien wie Austragungsort<br />
<strong>der</strong> Exkursionen o<strong>der</strong> einem erhaschten<br />
Blick auf bereitgestellte Gerätschaften<br />
auf bestimmte Prüfungsthemen zu schließen.<br />
Hauptthema war „Licht“, was angesichts<br />
<strong>der</strong> klimatischen Bedingungen auf Zypern mit<br />
zunehmen<strong>der</strong> Versteppung und chronischem<br />
Wassermangel einleuchtete. In einer Kombination<br />
aus Theorie und Praxis mussten wir uns in<br />
Feldversuchen und Laborarbeiten mit <strong>der</strong><br />
Inselflora auseinan<strong>der</strong>setzen. Wegen des Klimaproblems<br />
<strong>der</strong> Insel war das Thema „regenerierbare<br />
Energien“ sehr naheliegend. Wir<br />
sollten eine Grätzelzelle, eine Solarzelle auf <strong>der</strong><br />
Basis von Pflanzenfarbstoffen, bauen und auf<br />
Effizienz prüfen. Ernüchterndes Fazit: Damit<br />
wird man Zyperns Energieproblem in näherer<br />
Zukunft nicht lösen!<br />
Am Schluss <strong>der</strong> Veranstaltung waren alle 33<br />
Teams aus 22 Län<strong>der</strong>n übernächtigt, aber<br />
glücklich vom Feiern und erfüllt von all den<br />
kleinen und großen persönlichen Erlebnissen,<br />
die die Teilnahme an einer internationalen<br />
Olympiade so mit sich bringt. In diesem Sinne<br />
wird sicherlich je<strong>der</strong> meinen abschließenden<br />
Eindruck teilen: Auch wenn es nicht bei allen<br />
Nationen für das erhoffte Edelmetall gereicht<br />
hat, konnte je<strong>der</strong> etwas mit nach Hause nehmen,<br />
etwas was vielleicht viel wichtiger ist: Internationale<br />
Kontakte zu Altersgenossen aus<br />
aller Welt, die Erfahrung von Teamgeist und<br />
Stolz auf nationale Erfolge, aber auch Respekt<br />
und Toleranz vor den Leistungen <strong>der</strong> „gegnerischen“<br />
Teams, mit denen man sich im fairen<br />
Wissenskampf gemessen hat.<br />
Dieser Artikel wurde von Albert Olmor verfasst. Er besucht die 11.Klasse des Gymnasiums. Ein Deutsches<br />
Team erreichte eine Gold und eines eines Silbermedaille.<br />
- 8 -
MITGLIEDERRUNDBRIEF<br />
Merseburg wie<strong>der</strong> super<br />
Anfang Oktober war es für mich zum 2. Mal so<br />
weit: Seminar an <strong>der</strong> Fachhochschule in Merseburg<br />
zur Auswahl <strong>der</strong> deutschen Teilnehmer<br />
an <strong>der</strong> <strong>Internationalen</strong> Naturwissenschafts-<br />
Olympiade <strong>der</strong> Junioren (IJSO). In dieser 3.<br />
Runde des nationalen Auswahlwettbewerbs<br />
wurde das sechsköpfige deutsche Team zusammengestellt<br />
für die 5. IJSO in Gyeong-<br />
Nam, Südkorea.<br />
Wie sah das aus? Wir, 44 Schülerinnen und<br />
Schüler, 13 bis 15 Jahre alt, hatten uns in den<br />
ersten zwei Runden durch eine Experimentalarbeit<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e herausragende Wettbewerbsleistungen<br />
sowie eine Klausur für den<br />
Wettbewerb in Merseburg qualifiziert. Ausgerichtet<br />
vom Leibnitz-Institut für Pädagogik <strong>der</strong><br />
Naturwissenschaften an <strong>der</strong> Universität Kiel,<br />
und durchgeführt im Fachbereich Chemie <strong>der</strong><br />
Fachhochschule Merseburg, erwartete uns<br />
auch in <strong>der</strong> 3. Runde wie<strong>der</strong> ein tolles Programm<br />
mit anspruchsvollen Lehrveranstaltungen<br />
und Prüfungen. Letztere umfassten praktischen<br />
Aufgaben, theoretische Klausuren und<br />
Multiple-Choice-Tests.<br />
Das schönste war die praktische Arbeit, denn<br />
im Schul-Alltag kommt man nur selten ins Labor.<br />
Wir machten eine Vielzahl von Untersuchungen,<br />
zum Lernen und als Wettkampf. Zu<br />
- 9 -<br />
den Highlights gehörte in Physik die Dickenbestimmung<br />
zweier dünner Deckgläser mit Hilfe<br />
einer Cola-Dose (das geht - nicht ganz einfach<br />
- mit dem Satz des Pythagoras).<br />
In <strong>der</strong> Chemie wurde z.B. ein Gemisch aus Essigsäure<br />
und Salzsäure mit Natronlauge potentiometrisch<br />
titriert, das heißt, wir mussten bei<br />
einer langsamen Neutralisation die elektrische<br />
Leitfähigkeit messen, um zu erkennen, wann<br />
die beiden Säuren neutralisiert waren. Daraus<br />
kann man leicht die Anfangsmengen <strong>der</strong> beiden<br />
Säuren ermitteln.<br />
In <strong>der</strong> Biologie lernten wir, Bakterienkulturen<br />
anzulegen. Mit einem einfachen Test unterschieden<br />
wir Darmbakterien, die in einer Umwelt<br />
ohne Sauerstoff gedeihen, von Sauerstoffbenötigenden<br />
Heubakterien. Doch im Mittelpunkt<br />
<strong>der</strong> experimentellen Biologie stand die<br />
Physiologie: Nudeln gekocht o<strong>der</strong> eingeweicht<br />
– wodurch unterscheiden sie sich? Was passiert<br />
mit Käse, Ei und Fleisch im Magen?<br />
Die theoretischen Prüfungen in den 3 Fächern<br />
sowie <strong>der</strong> ausführliche Multiple-Choice-Test<br />
waren wie<strong>der</strong> extrem schwierig. Aber das ist<br />
vernünftig, wenn man eine Medaillenchance<br />
wahren und sich bei den weltbesten Konkurrenten<br />
durchsetzen will.<br />
Und dann gab es noch das sehr umfangreiche<br />
Rahmenprogramm. Das fing schon am Ankunftstag<br />
an, als es zum Griechen ging! Höhepunkt<br />
waren die Forschungslabors des Max-<br />
Planck-Instituts für Mikrostrukturphysik in Halle.<br />
Der Chemiepark bei Merseburg, das Kraftwerk<br />
Schkopau, das Chemiemuseum, die sagenumwobenen<br />
Krähen am Schloss und nicht<br />
zuletzt <strong>der</strong> Dom in Merseburg. Das waren Ziele
MITGLIEDERRUNDBRIEF<br />
aus dem Rahmenprogramm. Und warum so<br />
viele? In Korea werden praktische Fähigkeiten<br />
im Team-Wettbewerb geprüft. Unsere Betreuer<br />
haben es daher nicht versäumt, uns Zeit<br />
zum Kennenlernen zu geben, um aus uns ein<br />
National-Team zu formen. Und bei <strong>der</strong> Siegerehrung<br />
in <strong>der</strong> Bürgerhalle in Merseburg stand<br />
spätestens fest: Wir alle sind Sieger. Ein tolles<br />
Seminar, eine phantastische Zeit: Merseburg<br />
wie<strong>der</strong> super!<br />
Dieser Artikel wurde von Florian Berger verfasst. Florian ist in <strong>der</strong> 9. Klasse am Werner-Heisenberg-<br />
Gymnasium. Er errung gerade eine Goldmedaille im internationalen Wettbewerb.<br />
Bericht vom Vereinsstand auf <strong>der</strong> Biotechnica in Hannover<br />
Zum ersten Mal in <strong>der</strong> Geschichte des Vereins<br />
präsentierten wir die verschiedenen Wissenschaftsolympiaden<br />
auf <strong>der</strong> Biotechnica in Hannover<br />
vom 7.-9. Oktober 2008.<br />
Dank <strong>der</strong> Unterstützung des Hauptsponsors<br />
<strong>der</strong> Biologieolympiade – <strong>der</strong> Firma Eppendorf –<br />
wurde unser Stand professionell geplant und<br />
gestaltet. Dies lockte beson<strong>der</strong>s viele Schüler<br />
und Lehrer an.<br />
Ein großes Dankeschön soll daher an dieser<br />
Stelle Herrn Ralf Claußen, Leiter <strong>der</strong> Kommunikation<br />
von Eppendorf, gewidmet werden.<br />
Nicht nur <strong>der</strong> Stand an sich war auf dieser<br />
Messe ideal, son<strong>der</strong>n auch unser „Zielpublikum“.<br />
Unter dem Motto „BioTech4you“ reisten<br />
pro Tag ca. 1000 Schüler und Lehrer an. Da<br />
die Organisatoren dieses Schülerkongresses<br />
die Anfahrtskosten <strong>der</strong> Klassen übernahmen,<br />
kamen die Schüler nicht nur aus den umliegenden<br />
Orten angereist son<strong>der</strong>n aus ganz<br />
Deutschland. Die Klassen, die teilweise also<br />
schon Fahrten von 5 Stunden und mehr hinter<br />
sich hatten, erreichten die Messe dementsprechend<br />
motiviert.<br />
Unser Stand deckte in diesem Jahr nicht nur<br />
die Präsentation <strong>der</strong> Biologieolympiade des<br />
IBO-Vereins ab, son<strong>der</strong>n machte auch auf an<strong>der</strong>e<br />
Wissenschaftsolympiaden, wie <strong>der</strong> Chemie-<br />
und Physikolympiade, sowie <strong>der</strong> neuen<br />
Juniorolympiaden aufmerksam. Zu jedem <strong>der</strong><br />
drei Gebiete – Physik, Chemie und Biologie –<br />
gab es an unserem Stand praktische Versuche<br />
zum Ausprobieren und Knobeln. So mussten in<br />
<strong>der</strong> Biologie verschiedene Bakterienspezies anhand<br />
ihres Vermögens Stärke abzubauen identifiziert<br />
werden; in <strong>der</strong> Chemie hingegen wurden<br />
durch die Erscheinung von Nie<strong>der</strong>schlägen<br />
in salzigen Lösungen versucht die Komponenten<br />
dieser Lösungen zu identifizieren. Keine<br />
einfache Aufgabe, aber viele Schüler lösten<br />
dies trotzdem mit Bravour.<br />
Auch waren wir positiv von <strong>der</strong> Tatsache überrascht,<br />
dass vielen Schülern zumindest die Biologieolympiade<br />
bekannt war. Einige nahmen<br />
sogar an <strong>der</strong> laufenden Runde teil. Deren Leh-<br />
- 10 -
MITGLIEDERRUNDBRIEF<br />
rer kauften ihren Schüler daraufhin auch das<br />
bekannte „Blaue Buch“, welches Aufgaben aus<br />
ehemaligen Olympiaden beinhaltet. Allgemein<br />
freute uns das Engagement <strong>der</strong> Lehrer sehr;<br />
diese waren vor allem an den neuen Juniorolympiaden<br />
– EUSO und IJSO – interessiert,<br />
<strong>der</strong>en Bekanntheitsgrad aufgrund des jungen<br />
Alters dieser Olympiaden noch sehr gering ist.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese<br />
Veranstaltung viel dazu beigetragen hat, die<br />
Bekanntheit <strong>der</strong> Olympiaden zu steigern. Wir<br />
freuen uns daher schon auf die nächste Biotechnica,<br />
wo wir an den diesjährigen Erfolg anknüpfen<br />
wollen.<br />
Dieser Bericht stammt von Monika Pütz, die zusammen mit Björn Schorch den Stand in Hamburg betreute.<br />
Monika studiert zur Zeit molekulare Zellbiologie im fünften Semester an <strong>der</strong> Universität Heidelberg<br />
und Björn Biochemie im fünften Semester in Halle.<br />
Bericht über den Vereinsstand im Rahmen des Workshop Genlabor &<br />
Schule IV, vom 24. - 25.10.2008 im Deutschen Museum München<br />
Der Workshop Genlabor & Schule IV richtete<br />
sich an die Leiter <strong>der</strong> zahlreichen Schülerlabore<br />
in Deutschland und sollte einen Austausch<br />
zwischen diesen ermöglichen. Im Mittelpunkt<br />
standen dabei Methoden und Versuche, die<br />
sich im Rahmen eines Schülerlabors als durchführbar<br />
und interessant erwiesen haben. Im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Poster-Präsentation war auch <strong>der</strong><br />
IBO-Verein vertreten – denn gerade Schüler,<br />
die sich über Schülerlabore bereits aktiv mit<br />
naturwissenschaftlichen Fragen und Methoden<br />
beschäftigt haben, sind könnten zur Teilnahme<br />
an eine Olympiade motiviert werden.<br />
Da die offizielle Poster-Session aufgrund von<br />
Verzögerungen im Tagungsablauf mit <strong>der</strong> Mittagspause<br />
am Samstag zusammenfiel, war <strong>der</strong><br />
Andrang am Stand lei<strong>der</strong> nicht sehr hoch. Zudem<br />
war das Tagungsprogramm recht eng, so<br />
dass sich wenig Gelegenheit bot, ”zwischendurch”<br />
ins Gespräch zu kommen. Es wurden<br />
jedoch trotzdem einige Laborleiter mit Info-<br />
Material ausgestattet; beson<strong>der</strong>s unbekannt<br />
sind immer noch die Olympiaden für die<br />
Jüngeren (EUSO und IJSO). Außerdem wird<br />
beispielsweise von zwei Schülerlabor-Seiten<br />
auf die Homepage <strong>der</strong> IBO verlinkt werden.<br />
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Aufwand/<br />
Nutzen Relation sicherlich gestimmt hat, auch<br />
wenn die Umstände nicht optimal waren.<br />
Dieser Bericht wurde von Kristina Ganzinger verfasst. Sie studiert zur Zeit im Master-Studiengang Biochemie<br />
an <strong>der</strong> TU München und befindet sich im 7. Fachsemester.<br />
- 11 -
MITGLIEDERRUNDBRIEF<br />
Rubrik: „Erfahrung teilen“<br />
-<br />
International Max-Planck-Research-School for Molecular Biology – integrierter<br />
Master/PhD-Studiengang an <strong>der</strong> Universität Göttingen<br />
Während vieler Orts nun allmählich Masterstudiengänge<br />
eingeführt werden, blickt die Universität<br />
Göttingen nun schon auf eine neunjährige<br />
Geschichte ihres erfolgreichen Master-<br />
Studienganges zurück. Das Programm richtet<br />
sich an Absolventen eines Bachelorstudienganges<br />
in einem biologischen o<strong>der</strong> verwandten<br />
Fachgebiets. Das Master-Programm glie<strong>der</strong>t<br />
sich hauptsächlich in vier Komponenten. In<br />
zwei Vorlesungen in <strong>der</strong> Woche, soll ein möglichst<br />
breiter Einblick in die verschiedenen Untergebiete<br />
<strong>der</strong> Molekularbiologie gewonnen<br />
werden. Dabei werden neben <strong>der</strong> molekularen<br />
Genetik, auch Biochemie, Strukturbiologie,<br />
Neurobiologie und an<strong>der</strong>e Richtungen gelehrt.<br />
Die Lehre wird von Fachleuten <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Gebiete gehalten, die in Ihrem Gebiet mehre<br />
Jahrzehnte Forschungserfahrung in ihrem Gebiet<br />
haben und somit sehr tiefe Einblicke geben<br />
können. Das erworbene Wissen wird in<br />
ebenfalls zweimal pro Woche stattfindenden<br />
Tutorien weiter aufbereitet. Wie<strong>der</strong>holungsund<br />
Verständnisfragen sollen dabei helfen das<br />
Material zu diskutieren. In den ersten neun<br />
Wochen werden in fünfer-Gruppen 18 zweitägige<br />
Methodenkurse abgehalten. Diese überdecken<br />
das gesamte Spektrum <strong>der</strong> molekularen<br />
Biologie von grundlegenden Techniken wie<br />
PCR bis hin zur Protein NMR. Dies hat zwei<br />
maßgebliche Ziele. Als erstes sollen alle Studierenden<br />
auf einen methodischen Stand gebracht<br />
werden. Und als zweites und weit wichtigeres<br />
Ziel lernen die Studierenden die Gegebenheiten<br />
und Mitarbeiter verschiedener Arbeitsgruppen<br />
kennen. Dies ist auch von großer<br />
Bedeutung, da ab Januar des Studienjahres<br />
drei „lab rotations“ zu absolvieren sind. Dies<br />
sind selbstständige Foschungsarbeiten in drei<br />
Laboren eigener Wahl. Zum Abschluss jedes<br />
dieser acht-wöchigen Praktika muss ein Praktikumsbericht<br />
geschrieben und eine Präsentation<br />
über die erzielten Ergebnisse gehalten werden.<br />
Mit <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> Forschungsmöglichkeiten<br />
in Göttingen wird man aber keineswegs alleine<br />
gelassen. So wird eine umfangreiche Liste aller<br />
möglichen Projekte bereitgestellt. Zudem stellen<br />
sich die einzelnen Arbeitsgruppenleiter mit<br />
ihrem Forschungsprojekt in einer kurzen Präsentation<br />
bereits im November vor.<br />
Nach Abschluss <strong>der</strong> Praktika werden den Teilnehmern<br />
1,5 Monate Ferien eingeräumt. Daraufhin<br />
werden alle Inhalte des Studienjahres in<br />
einer schriftlichen und einer mündlichen Prüfung<br />
getestet. Wird diese Prüfung erfolgreich<br />
(mit einem „gut“ o<strong>der</strong> besser) abgeschlossen,<br />
kann man gleich nach einem Jahr Master mit<br />
seiner Doktorarbeit beginnen. Sollte dies nicht<br />
erreicht werden, muss vorerst eine Masterarbeit<br />
geschrieben werden um sich für die Doktorandenphase<br />
zu qualifizieren. Diese ist auf<br />
drei Jahre beschränkt und schützt die Teilnehmer<br />
vor ungewünschten Verlängerungen.<br />
Neben dem wissenschaftlichen Inhalt des Programms,<br />
ist vor allem <strong>der</strong> interkulturelle Austausch<br />
zwischen den Teilnehmern die aus aller<br />
Herren Län<strong>der</strong> stammen, von Bedeutung. Um<br />
diesen zu verstärken werden etwa alle drei<br />
Wochen „Culture nights“ organisiert, in denen<br />
- 12 -
MITGLIEDERRUNDBRIEF<br />
die Kultur, das Essen, die Musik einzelner Län<strong>der</strong><br />
in einer Party näher gebracht werden.<br />
Dies sorgt gleichzeitig für einen starken Zusammenhalt<br />
unter den Teilnehmern. Die Atmosphäre<br />
untereinan<strong>der</strong> und auch ein sehr persönlicher<br />
Kontakt zur Programmorganisation<br />
ist dabei unschlagbar.<br />
Fairerweise muss ich noch dazu sagen, dass<br />
dieser Studiengang kein Zuckerschlecken ist,<br />
auch wenn die individuelle Betreuung unschlagbar<br />
ist, bringt das Programm eine Unmenge<br />
an Arbeit mit sich und schränkt das Privatleben<br />
auf ein Minimum ein. Vorallem dies<br />
sollte man sich bewusst machen. Auch wie<strong>der</strong>holen<br />
sich viele Inhalte im Vergleich zum Bachelorstudiengang,<br />
sofern man ein biologisches<br />
Fach studiert hat.<br />
Im Gegenzug erhält man aber eine hervorragende<br />
und sehr breite Ausbildung auf dem Gebiet<br />
<strong>der</strong> Molekularbiologie und schafft den Weg<br />
vom Bachelor zum Dr.rer.nat in nur vier Jahren.<br />
Zudem lässt die Forschungslandschaft in<br />
Göttingen mit drei Max-Planck-Instituten (MPI<br />
für biophysikalische Chemie, MPI für experimentelle<br />
Medizin und MPI für Dynamik und<br />
Selbstorganisation), dem Deutschen Primatenforschunsgzentrum,<br />
dem europäischen Neurobiologischen<br />
Institut (ENI) und einigen Biotechfirmen<br />
kaum Wünsche offen.<br />
Die Bewerbungsfrist ist <strong>der</strong> 15. Januar eines<br />
jeden Jahres.<br />
Weitere Informationen finden sich unter:<br />
gpmolbio.uni-goettingen.de<br />
o<strong>der</strong> gpmolbio@gwdg.de<br />
P.S. Die Universität bietet gleichzeitig einen<br />
baugleichen Studiengang mit dem Thema Neurobiologie<br />
an.<br />
Dieser Bericht, wurde von David Haselbach verfasst, <strong>der</strong> seit September 2008 Teilnehmer des<br />
beschriebenen Programms ist. Interessenten können sich auch gerne persönlich an ihn unter<br />
Davidhaselbach@gmail.com wenden. David war Teilnehmer <strong>der</strong> IBO 2004 in Australien und IBO 2005<br />
in China und hat dort eine Bronze- und eine Silbermedaille gewonnen.<br />
Rubrik: „Faszination Forschung“<br />
-<br />
Unterschiedliche Funktionen von PI4P 5-Kinasen in <strong>der</strong> Kontrolle des polaren Spitzenwachstums<br />
von Pollenschläuchen<br />
Dr. Till Ischebeck<br />
Das Phospholipid Phosphatidylinositol-4,5-bisphosphat<br />
(PI(4,5)P 2 ) kommt in wachsenden Hand von Sequenzähnlichkeiten und publizier-<br />
war bislang unbekannt. Daher wurden an<br />
ten Genexpressionsdaten fünf Kandidatengene<br />
identifiziert, welche möglicherweise Phos-<br />
Pollenschläuchen vorwiegend in <strong>der</strong> apikalen<br />
Plasmamembran <strong>der</strong> Spitze vor. Welche Enzyme<br />
PI(4,5)P 2 an dieser Stelle synthetisieren<br />
phatidylinositol-4-phosphat 5-Kinasen (PI4P 5-<br />
Kinasen) kodieren und in Pollenschläuchen exprimiert<br />
werden. Diese Kinasen wurden heteund<br />
welche Funktionen dieses Signallipid hat,<br />
- 13 -
MITGLIEDERRUNDBRIEF<br />
rolog exprimiert und biochemisch charakterisiert,<br />
wobei die vermutete PI4P 5-Kinaseaktivität<br />
bestätigt wurde. Auf Grund ihrer Domänenstruktur<br />
können die Isoenzyme in zwei Unterfamilien<br />
A und B unterteilt werden. Die Analyse<br />
von Arabidopsis Mutanten, die in <strong>der</strong> Expression<br />
verschiedener PI4P 5-Kinasen gestört<br />
sind, zeigte, dass Typ A Isoenzyme essentiell<br />
für die Pollenentwicklung sind, während Typ B<br />
Kinasen eine wichtige Rolle vor allem bei <strong>der</strong><br />
Pollenkeimung spielen. Alle fünf Enzyme waren<br />
in <strong>der</strong> apikalen Plasmamembran von Pollenschläuchen<br />
lokalisiert, wobei die Ergebnisse im<br />
parallel untersuchten Arabidopsis- und Tabakmodell<br />
ähnlich waren. Zusätzliche Information<br />
über die Rolle von PI(4,5)P 2 in Pollenschläuchen<br />
konnte aus Überexpressionsstudien gewonnen<br />
werden, in denen Typ A und Typ B<br />
PI4P 5-Kinasen jeweils spezifische morphologische<br />
Verän<strong>der</strong>ungen in den Pollenschläuchen<br />
bewirkten.<br />
Starke Überexpression von Typ A Enzymen unterband<br />
das polare Wachstum <strong>der</strong> Pollenschläuche<br />
und führte zu einem Anschwellen<br />
<strong>der</strong> Pollenschlauchspitze sowie zu Verän<strong>der</strong>ungen<br />
des Zytoskeletts und <strong>der</strong> Zytoplasmaströmung.<br />
Typ B Isoenzyme dagegen führten zu<br />
einer massiven Verstärkung <strong>der</strong> apikalen Exozytose<br />
von Pektin, was zu verzweigten, aber<br />
auch zu deutlich verkürzten Pollenschläuchen<br />
mit stark verdickter Pektinzellwand führte. Die<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Pollenschlauchmorphologie<br />
beruhten auf dem verstärkt synthetisierten<br />
PI(4,5)P 2 und nicht auf strukturellen Eigenschaften<br />
<strong>der</strong> Enzyme, da die Überexpression<br />
inaktiver PI4P 5-Kinasen das Wachstum von<br />
Kontrollpollenschläuchen in keiner Weise verän<strong>der</strong>te.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> unterschiedlichen Phänotypen,<br />
welche durch die verschiedenen Typen von<br />
PI4P 5-Kinasen hervorgerufen wurden, kann<br />
davon ausgegangen werden, dass diese beiden<br />
Typen von Enzymen weitestgehend unabhängige<br />
PI(4,5)P 2 -Pools generieren, welche<br />
auf engem Raum in <strong>der</strong> apikalen Plasmamembran<br />
von Pollenschläuchen unterschiedliche<br />
zelluläre Prozesse regulieren, wie zum Beispiel<br />
das Zytoskelett und die Pektinsekretion. Die<br />
Überexpression einer Phosphatidylinositol 4-<br />
Kinase aus <strong>der</strong> β-Unterfamilie führte zu ähnlichen<br />
Effekten wie die Überexpression von Typ<br />
B PI4P 5-Kinasen. Die Koexpression dieser beiden<br />
Enzyme zeigte synergisitsche Effekte auf,<br />
woraus geschlossen werden kann, dass diese<br />
beiden Lipidkinasen in einem gemeinsamen Signalweg<br />
die Sekretion von Pektin regulieren.<br />
Dieser Bericht ist eine Zusammenfassung von Till Ischebecks Doktorarbeit. Sie wurde unter dem Titel<br />
"Distinct roles of PI4P 5-kinase isoforms in polar tip growth of pollen tubes" am Göttinger Zentrum für<br />
Molekularbiologie und Biochemie in <strong>der</strong> Gruppe von Professor Ivo Feußer erstellt. Till hat bei <strong>der</strong> IBO<br />
2000 in Schweden eine Silbermedaille für Deutschland gewonnen. Er studierte Biochemie an <strong>der</strong><br />
Freien Universität Berlin und schrieb seine Diplomarbeit am Max-Planck-Institut für Molekulare<br />
Pflanzenphysiologie in Golm.<br />
Der Verein gratuliert hiermit zum erfolgreichen Abschluss <strong>der</strong> Promotion und wünscht Till alles Gute<br />
für seine weitere Zukunft.<br />
- 14 -
MITGLIEDERRUNDBRIEF<br />
Praktikum am Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie, Golm<br />
Ich erhielt diesen Sommer die Möglichkeit, Meine Teilnahme fand bevorzugt bei zwei Projekten<br />
statt, <strong>der</strong>en thematische Einordnung<br />
während <strong>der</strong> Ferien ein vierwöchiges Praktikum<br />
an einem <strong>der</strong> Max-Planck-Institute in unter Gen-Silencing und Phosphatmessung erfolgen<br />
kann. Ich übte bekannte und erlernte<br />
Golm zu absolvieren – am MPI für molekulare<br />
Pflanzenphysiologie. Das Institut erforscht in teilweise neue Arbeitstechniken <strong>der</strong> Molekularbiologie,<br />
Molekulargenetik und speziell zur Be-<br />
erster Linie das „Gesamtsystem Pflanze mit<br />
seinen komplexen Prozessen wie Aufnahme handlung von Pflanzen notwendige Schritte.<br />
von Stoffen, Aufbau, Speicherung, Transport Als sehr wertvolle Erfahrung schätze ich auch<br />
und Mobilisierung pflanzlicher Inhaltsstoffe“. den kurzen Einblick in die Arbeitsgruppe um<br />
Dazu gibt es drei übergeordnete Abteilungen, Dr. Oliver Ebenhöh ein. Nachdem Prof. Krajinski<br />
von meinem Interesse an <strong>der</strong> Biologie<br />
die sich jeweils mit <strong>der</strong> Analyse und Beschreibung<br />
von Primärstoffwechselvorgängen in höheren<br />
Pflanzen, mit metabolischen Netzwerken nen Blick auf das breite Feld <strong>der</strong> Systembiolo-<br />
„und“ <strong>der</strong> Mathematik erfuhr, richtete sie mei-<br />
bzw. mit Organellenbiologie/ Biotechnologie/ gie. Diese Art <strong>der</strong> mathematischen Modellierung<br />
von biologisch relevanten Themen er-<br />
molekularer Ökophysiologie beschäftigen.<br />
Die AG Krajinski, in <strong>der</strong> ich tätig war, ist jedoch scheint mir zukunftsträchtig und sehr vielschichtig,<br />
gerade auch die völlig verschiedenen<br />
eine unabhängige Forschungsgruppe am Institut<br />
und beschäftigt sich speziell mit <strong>der</strong> arbuskulären<br />
Mykorrhiza. Als Modellpflanze dient <strong>der</strong> bearbeiten, spiegeln es wie<strong>der</strong>, u.a. werden<br />
Themen, die die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> AG Ebenhöh<br />
Klee Medicago truncatula und als Mykorrhizapilz<br />
Glomus intraradices. Durch gezielte Se-<br />
Stärkeabbau o<strong>der</strong> Evolutionsprozesse in einem<br />
DNA-Replikation, Schritte <strong>der</strong> Fotosynthese,<br />
quenzierung und Untersuchungen von Genen, Netzwerk untersucht/simuliert.<br />
die bei einer Mykorrhizierung in ihrer Expression<br />
hoch- bzw. herunterreguliert werden, soll den Mitarbeitern <strong>der</strong> AG Krajinski vier Wochen<br />
Es war auf jeden Fall eine schöne Erfahrung,<br />
auch ihre Funktion geklärt werden um die Ausmaße<br />
und den Prozess <strong>der</strong> Symbiose zu be-<br />
an ihren experimentellen Arbeitsschritten teil-<br />
lang über die Schulter blicken und auch selbst<br />
leuchten. Zwei Punkte <strong>der</strong> arbuskulären Mykorrhiza<br />
sollten hierbei herausgestellt werden: ner Erfahrung auch den hohen Grad <strong>der</strong> benehmen<br />
zu dürfen. Obwohl ich nun aus eige-<br />
Zum einen hat diese Symbiose einen enormen rüchtigten „Pipettierlastigkeit“ im Labor bestätigen<br />
kann, hat das meinem Wunsch, nächstes<br />
Stellenwert im Phosphor-, aber auch Stickstoff-<br />
Haushalt <strong>der</strong> Pflanzen und zum an<strong>der</strong>en ist Jahr ein naturwissenschaftliches Studium aufzunehmen<br />
um später selbst in <strong>der</strong> Forschung<br />
ihre Verbreitung – rund 80% aller Landpflanzen<br />
bilden sie aus – bedeutend groß. Diese arbeiten zu können, keinen Abbruch getan - im<br />
zwei Aspekte zusammen ziehen auch ökonomischen<br />
Fragestellungen nach sich.<br />
Golm hat mich viel mehr darin bestärkt, dass<br />
Gegenteil. Die gute Arbeitsatmosphäre am MPI<br />
- 15 -
MITGLIEDERRUNDBRIEF<br />
diese „Wissenschaftswelt“, welche sich <strong>der</strong> stetigen<br />
Wissenserweiterung widmet und sich eines<br />
breiten Ideenaustausches bedient, auch<br />
das ist, was ich beruflich anstrebe.<br />
Für all die hinzugewonnen Erkenntnisse möchte<br />
ich mich bei <strong>der</strong> gesamten Arbeitsgruppe,<br />
jedoch hervorhebend bei Professorin Krajinski<br />
und meinen beiden Betreuern Armin Reinert<br />
und Emanuel Devers, für die freundliche Aufnahme,<br />
Geduldigkeit und Hilfsbereitschaft bedanken.<br />
Nicht zuletzt danke ich natürlich auch<br />
dem För<strong>der</strong>verein <strong>der</strong> <strong>Internationalen</strong> Biologieolympiade<br />
e.V., welcher mir dieses Praktikum<br />
erst ermöglichte.<br />
Jue Xiang Wang besucht <strong>der</strong>zeit die 13. Klasse des Gymnasiums Straußberg.<br />
Summerschool im Weizmann-Institut in Rehovort, Israel<br />
Im Juli 2008 – die Eindrücke von <strong>der</strong> 4. Runde<br />
<strong>der</strong> IBO und vom Abi waren noch frisch und<br />
gerade verarbeitet – ging ich ein Forschungspraktikum<br />
am Weizmann Institute of Science<br />
in Rehovot, Israel an, für welches ich vom Verein<br />
<strong>der</strong> Biologieolympiade vorgeschlagen wurde.<br />
Genauer gesagt durfte ich am Cell Science<br />
Institute meinem Mentor, Konstantin Feinberg,<br />
drei Wochen lang bei seiner Forschungstätigkeit<br />
zuschauen und assistieren.<br />
Seine Arbeit beschäftigte sich mit Adhesionsproteinen,<br />
wie Gliomedin und Neurofascin, die<br />
die Bindung von Schwann’schen Zellen (Gliazellen,<br />
die die Myelinschicht im peripheren<br />
Nervensystem bilden) an die Oberfläche des<br />
Axons gewährleisten. Dabei untersuchte er vor<br />
allem die Auswirkung, die diese Proteine auf<br />
die Herausbildung von Ranvier’schen Schnürringen<br />
– „Lücken“ zwischen den Gliazellen, wo<br />
es zu einer Anhäufung von Na+<br />
-Kanälen<br />
kommt, und die die viel schnellere saltatorische<br />
Erregungsleitung ermöglichen – haben.<br />
Dazu arbeiteten wir einerseits mit Zellkulturen,<br />
an denen wir mit Hilfe von Fluoreszenz- und<br />
Elektronenmikroskopie beobachten konnten,<br />
welche Verän<strong>der</strong>ungen auf zellulärer Ebene ein<br />
Fehlen von einem o<strong>der</strong> mehreren dieser Proteine<br />
verursacht. An<strong>der</strong>erseits wurden anhand<br />
von Experimenten mit Knockout-Mäusen, die<br />
bestimmte Adhesionsproteine nicht exprimierten,<br />
die Verän<strong>der</strong>ungen im Phänotyp beim<br />
Fehlen dieser Proteine dokumentiert und so<br />
Rückschlüsse auf ihre Funktion gemacht. Zu<br />
diesen Versuchen zählten elektophysiologische<br />
Messungen (z.B. Leitungsgeschwindigkeit <strong>der</strong><br />
Nerven und ihre Refraktärperiode), Vergleiche<br />
<strong>der</strong> Kraft und Ausdauer von Wildtyp- und genetisch<br />
manipulierten Individuen und eine detaillierte<br />
Analyse des Gangbildes.<br />
Aus diesen Experimenten, sowie aus früheren<br />
Versuchen und Beobachtungen des Mentors,<br />
ging hervor, dass das Fehlen eines einzelnen<br />
Proteins die Herausbildung von Ranvier’schen<br />
Schnürringen nur geringfügig beeinträchtigt<br />
und somit den Phänotyp nur wenig beeinträchtigt.<br />
Sobald allerdings zwei Adhesionsproteine<br />
nicht mehr vorhanden sind, kommt es zu erheblichen<br />
Störungen in <strong>der</strong> Myelinstruktur und<br />
diese sogenannte „double-knockout“ Individuen<br />
weisen erhebliche Koordinationsprobleme<br />
und eine verringerte Lebenserwartung auf.<br />
Das wie<strong>der</strong>um weist darauf hin, dass die Bil-<br />
- 16 -
MITGLIEDERRUNDBRIEF<br />
dung von Na+<br />
-Kanälen im Axon von mehreren<br />
Mechanismen gesteuert wird.<br />
In diesen drei Wochen lernte ich einerseits viel<br />
über die praktische Laborarbeit, wie bestimmte<br />
neue Techniken, an<strong>der</strong>erseits aber auch über<br />
die Datenauswertung. Da das Praktikum in ein<br />
internationales Programm für naturwissenschaftlich-interessierte<br />
Abiturienten eingebettet<br />
war, war es auch eine wun<strong>der</strong>bare Möglichkeit<br />
sich mit an<strong>der</strong>en Jugendlichen austauschen<br />
und viele interessante Leute kennenzulernen.<br />
Des Weiteren gab es auch ein kulturelles<br />
Rahmenprogramm und eine anschließende<br />
Trekking-Tour in <strong>der</strong> Negev Wüste, die auch<br />
viel Spaß bereiteten und es zu einem einmaligen<br />
Erlebnis machten. Deshalb bin ich sehr<br />
froh und dankbar, dass es gelungen ist dieses<br />
Praktikum zu organisieren und ich die Möglichkeit<br />
hatte, diese tolle Erfahrung zu machen.<br />
Xenia Wagner studiert im 1. Semester Medizin an <strong>der</strong> Universität Heidelberg. Neben diesem Erlebnisbericht<br />
verfasste er auch einen einen ausführlichen wissenschaftlichen Bericht, <strong>der</strong> hier nicht abgedruckt<br />
ist, aber online auf <strong>der</strong> Homepage des Vereins eingesehen werden kann.<br />
- 17 -