transport und logistik - Deutsch-Baltische Handelskammer in ...
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Tagungsmagaz<strong>in</strong><br />
TRANSPORT UND LOGISTIK - OSTSEEANRAINER
In Zusammenarbeit mit:
Inhalt<br />
5 1. Dänemark<br />
5 1.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />
7 1.2 Infrastruktur wird noch weiter ausgebaut<br />
13 2. Estland<br />
13 2.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />
15 2.2 Logistiksektor hat Krisene<strong>in</strong>bruch überw<strong>und</strong>en<br />
19 2.3 Branche steht vor neuen Herausforderungen<br />
22 3. F<strong>in</strong>nland<br />
22 3.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />
23 3.2 Logistik<strong>in</strong>frastruktur ist vorbildlich<br />
29 3.3 Investitionen sollen F<strong>in</strong>nlands Wettbewerbsfähigkeit sichern<br />
33 4. Lettland<br />
33 4.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />
34 4.2 GUS-Transit spielt große Rolle für den Logistiksektor<br />
38 4.3 Investitionen <strong>in</strong> die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur<br />
42 5. Litauen<br />
42 5.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />
42 5.1 Logistikgewerbe hat Konjunkturschwankungen gut überstanden<br />
43 5.2 Attraktivität als Logistikstandort soll weiter erhöht werden<br />
51 6. Polen<br />
51 6.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />
52 6.2 Logistik ist von großer Bedeutung<br />
57 6.3 Transport-Infrastruktur wird weiter ausgebaut<br />
61 7. Russland<br />
61 7.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />
62 7.2 Logistiksektor stellt Spediteure vor schwierige Aufgaben<br />
71 7.3 Nordwest-Russland stärkt Kapazitäten<br />
76 8. Schweden<br />
76 8.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />
77 8.2 Seehäfen spielen Kernrolle beim Ausbau der Infrastruktur<br />
81 8.3 Neubau von Logistikflächen boomt<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
3
Dänemark<br />
Dänemark<br />
1. Dänemark<br />
1.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick / Von Heiko Ste<strong>in</strong>acher<br />
Wachstums- <strong>und</strong> Wettbewerbskonzept aufgelegt<br />
Kopenhagen (gtai) - Die Wirtschaft des kle<strong>in</strong>en Königreichs hat 2012 stagniert. Konjunkturtriebfeder<br />
waren die öffentlichen Investitionen, die um gut 10% zulegt haben. Wegen zeitweiser, verbesserter Abschreibungsmöglichkeiten<br />
g<strong>in</strong>gen auch von den Privat<strong>in</strong>vestitionen gewisse Impulse aus. Trotz weiterh<strong>in</strong><br />
bestehender Unsicherheiten erwarten Analysten 2013 e<strong>in</strong> leichtes Wirtschaftswachstum von 0,4 bis<br />
1,1%. Das Investitionsgeschehen im Gewerbesektor lässt sich aber aufgr<strong>und</strong> der schwierigen Absatzlage<br />
im Aus- <strong>und</strong> Inland <strong>und</strong> des erschwerten Zugangs zu Krediten kaum vorhersehen.<br />
Neben e<strong>in</strong>em nur mäßigen Wirtschaftswachstum kämpft Dänemark mit hohen Lohnkosten <strong>und</strong><br />
relativ ger<strong>in</strong>ger Produktivität. Daher hat die Regierung <strong>in</strong> Kopenhagen im Februar e<strong>in</strong> Wachstums-<br />
<strong>und</strong> Wettbewerbspaket vorgelegt. Davon erhofft sie sich bis zum Jahr 2020 r<strong>und</strong> 150.000<br />
neue Arbeitsplätze. Bereits <strong>in</strong> den nächsten drei Jahren sollen die Unternehmenssteuern stufenweise<br />
gesenkt werden.<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
5
Dänemark<br />
Außer der steuerlichen Entlastung der Arbeitgeber setzt das Wachstums- <strong>und</strong> Wettbewerbspaket<br />
der Regierung auf e<strong>in</strong>e Erhöhung der öffentlichen Investitionen, für die zusätzlich 5 Mrd. Dänische<br />
Kronen (dkr; umgerechnet etwa 670 Mio. Euro; 1 Euro = 7,4437 dkr im Jahresdurchschnitt 2012) mobilisiert<br />
werden sollen. Die Mittel will Dänemark unter anderem dazu nutzen, um die Vorbereitungsarbeiten<br />
für die geplante Fehmarnbeltquerung zu beschleunigen. So soll noch <strong>in</strong> diesem Jahr<br />
der Startschuss für den Bau e<strong>in</strong>es Betonwerks <strong>in</strong> Rodbyhavn fallen, <strong>in</strong> dem die für den knapp 18 km<br />
langen Absenktunnel vorgesehenen Standard- <strong>und</strong> Spezialelemente gefertigt werden. Die Bahnstrecke<br />
zwischen R<strong>in</strong>gsted <strong>und</strong> Rodbyhavn soll früher als ursprünglich geplant elektrifiziert <strong>und</strong><br />
fast durchweg zweigleisig ausgebaut werden. Der Bau des Tunnels soll aber weiterh<strong>in</strong> erst im Sommer<br />
2015 beg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> die Fertigstellung 2021 erfolgen. Zur Präqualifikation haben sich neun<br />
Konsortien mit 24 Unternehmen beworben.<br />
E<strong>in</strong> weiteres aktuelles Großprojekt ist der Ausbau der Kopenhagener U-Bahn. Geschäftschancen<br />
für Ingenieur- <strong>und</strong> Baudienstleistungen bietet auch die bereits für 2012 angekündigte, aber bisher<br />
erst angelaufene Modernisierung öffentlicher Gebäude. Auch der geplante Bau zweier W<strong>in</strong>dparks<br />
sowie die voranschreitende Umstellung von Großkraftwerken auf Biomassefeuerung versprechen<br />
Großaufträge. Bei der künftigen Heizenergieversorgung sollen Biomasse <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Kraft-<br />
Wärme-Kopplung <strong>und</strong> die Solarthermie e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle spielen. So planen vier Fernheizkraftwerke<br />
im Süden Jütlands e<strong>in</strong> gewaltiges Umbauprojekt: Durch die Errichtung großflächiger Solaranlagen<br />
sollen Wärme <strong>und</strong> Strom künftig jeweils hälftig aus Solarenergie <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation<br />
aus Gas- <strong>und</strong> Wärmepumpen erzeugt werden (statt wie bisher nur auf Basis von Erdgas).<br />
Exportchancen für deutsche Unternehmen:<br />
Verkehrs- <strong>und</strong> Signaltechnik, Masch<strong>in</strong>en/Anlagen, Chemische Erzeugnisse, Pharmaka,<br />
Mediz<strong>in</strong>technik, Technologien für alle Sektoren der Wasserwirtschaft<br />
Großprojekte:<br />
Straßen-/Schienennetz, Energiewirtschaft, Neu- <strong>und</strong> Ausbau von Krankenhäusern, Umbau alter<br />
Industrie- <strong>und</strong> Hafengelände <strong>in</strong> Wohnviertel (Kopenhagener Stadtteile Örestad, Nordhafen)<br />
6 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
1.2 Infrastruktur wird noch weiter ausgebaut /<br />
Von Heiko Ste<strong>in</strong>acher<br />
Besonderheiten bei Lieferverträgen<br />
Kopenhagen (gtai) - Zahlreiche deutsche Speditionsunternehmen, darunter Dachser, DB Schenker, DHL<br />
<strong>und</strong> Kuehne + Nagel, unterhalten <strong>in</strong> Dänemark Niederlassungen <strong>und</strong> eigene, große Lager- <strong>und</strong> Umschlagsflächen.<br />
Das Land ist <strong>in</strong>frastrukturell <strong>und</strong> logistisch gut erschlossen. Brücken für den komb<strong>in</strong>ierten<br />
Straßen- <strong>und</strong> Eisenbahnverkehr über den Öres<strong>und</strong> von Kopenhagen <strong>in</strong>s südschwedische Malmö <strong>und</strong><br />
über den Großen Belt zwischen den dänischen Inseln Fünen <strong>und</strong> Seeland gibt es bereits.<br />
Logistikzentren <strong>und</strong> Ausbau<br />
Die geplante Festverb<strong>in</strong>dung von Lolland nach Fehmarn (<strong>Deutsch</strong>land) würde zusätzlich auch den<br />
bisher strukturschwachen, dänischen Südosten wirtschaftlich aufwerten. Vorgesehen ist dafür e<strong>in</strong><br />
fast 18 km langer Absenktunnel aus Beton, dessen Planung, F<strong>in</strong>anzierung, Bau <strong>und</strong> Betrieb dem Unternehmen<br />
Femern A/S (Teil der staatlichen dänischen S<strong>und</strong> & Baelt Hold<strong>in</strong>g A/S) obliegen. Dieses<br />
wird <strong>in</strong> den nächsten Monaten e<strong>in</strong>e Reihe großer Baufirmen präqualifizieren, die Angebote für die<br />
darauf folgenden Ausschreibungen abgeben dürfen. Der Bau soll im Sommer 2015 beg<strong>in</strong>nen, die<br />
Fertigstellung 2021 erfolgen. Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> dieses gewaltigen Bauprojekts haben Vertreter<br />
der Logistiknetzwerke Hamburg <strong>und</strong> der Öres<strong>und</strong>-Region Mitte November beschlossen, künftig<br />
stärker zusammenzuarbeiten, unter anderem im Bereich der Logistik.<br />
Durch die geografische Lage Dänemarks gilt das Land als Gateway nach Nordeuropa <strong>und</strong> über die<br />
Ostsee auch <strong>in</strong> die baltischen Staaten. Die Autobahn A7/E45, welche Norddeutschland mit dem<br />
kle<strong>in</strong>en Königreich verb<strong>in</strong>det (die sogenannte Jütlandroute), stellt für das Nachbarland <strong>Deutsch</strong>lands<br />
die wichtigste Transportachse dar. R<strong>und</strong> drei Viertel des dänischen Exports passieren diese<br />
Strecke. Neben der Jütlandroute bildet die B5, die von der deutsch-dänischen bis zur deutsch-polnischen<br />
Grenze über Hamburg <strong>und</strong> Berl<strong>in</strong> führt, e<strong>in</strong>e der Logistikhauptschlagadern <strong>in</strong> der Region.<br />
Wegen der mittel- bis langfristig zunehmenden Transit- <strong>und</strong> Logistikaktivitäten im Ostseeraum<br />
dürfte der Logistikmarkt, vor e<strong>in</strong>em längeren Zeithorizont betrachtet, schneller wachsen als die<br />
dänische Gesamtwirtschaft. Per 1.10.12 gab es <strong>in</strong> Dänemark 100,7 Mio. qm Lager- <strong>und</strong> Produktionsflächen,<br />
darunter jeweils gut 28,0 Mio. qm <strong>in</strong> den Regionen Mitteljütland <strong>und</strong> Süddänemark,<br />
7,6 Mio. qm <strong>in</strong> der Hauptstadtregion, 13,3 Mio. qm <strong>in</strong> Nordjütland <strong>und</strong> 13,0 Mio. qm <strong>in</strong> der Region<br />
Seeland. Die landesweite Leerstandsrate blieb <strong>in</strong> den letzten Jahren relativ stabil (circa 4,2% per<br />
1.10.12). Die größten Leerstände (landesweit etwa 4,3 Mio. qm) gab es <strong>in</strong> den Regionen Mitteljütland<br />
(1,4 Mio. qm) <strong>und</strong> Süddänemark (1,2 Mio. qm); die höchste Leerstandsquote (6,1%) entfiel mit knapp<br />
0,5 Mio. qm dagegen auf den Großraum Kopenhagen. Insgesamt gesehen ist die Nachfrage nach<br />
Logistikflächen weiterh<strong>in</strong> eher verhalten.<br />
Das älteste Transport- <strong>und</strong> Logistikzentrum des Landes ist Danmarks Transportcenter (DTC), das<br />
1987 bei Vejle im Nordteil von Süderjütland errichtet <strong>und</strong> später <strong>in</strong> Gateway E45 umbenannt wurde.<br />
In den Folgejahren s<strong>in</strong>d viele weitere entstanden, meist <strong>in</strong> der Nähe von Autobahnen <strong>und</strong> im<br />
E<strong>in</strong>zugsbereich größerer Häfen, unter anderem der Logistics Park Arhus <strong>in</strong> Arslev am Autobahnkreuz<br />
Arhus-West, das Skand<strong>in</strong>avisk Transportcenter (STC) <strong>in</strong> der Nähe des seeländischen Hafens<br />
Koge <strong>und</strong> das Hirtshals Transport Center (HTC) am nördlichen Ende der Autobahn E39 im Nordwesten<br />
Jütlands. Am Hafen von Hirtshals soll e<strong>in</strong> neuer Kombiterm<strong>in</strong>al gebaut werden, den der däni-<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
7
Dänemark<br />
sche Staat mit 10 Mio. Dänischen Kronen (dkr; umgerechnet gut 1,3 Mio. Euro; 1 Euro = 7,4437 dkr im<br />
Jahresdurchschnitt 2012) unterstützen könnte.<br />
Anschlussgleise ans staatliche Schienennetz hat neben dem STC auch das Nordisk Transportcenter<br />
(NTC) Alborg im Norden Nordjütlands. Das NTC plant <strong>in</strong> den nächsten Jahren hohe Investitionen<br />
zur Modernisierung des Schienengüterverkehrs. Die im Zuge der geplanten Fehmarnbeltquerung<br />
vorgesehene Elektrifizierung <strong>und</strong> der fast durchweg zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke zwischen<br />
R<strong>in</strong>gsted <strong>und</strong> Rodbyhavn würden das ohneh<strong>in</strong> begehrte STC nochmals aufwerten. Zur Belieferung<br />
se<strong>in</strong>er Märkte <strong>in</strong> Seeland will die Discounterkette Lidl auf dem STC-Gelände e<strong>in</strong> 40.000 qm<br />
großes Zentrallager bauen <strong>und</strong> hat zu diesem Zweck gegen Jahresende 2012 dort e<strong>in</strong> mehr als doppelt<br />
so großes Gr<strong>und</strong>stück erworben.<br />
Die ersten Umschlagse<strong>in</strong>richtungen Dänemarks für Intermodal<strong>transport</strong>e wurden <strong>in</strong> Hoje Taastrup<br />
<strong>und</strong> Taulov errichtet. Beide Term<strong>in</strong>als haben e<strong>in</strong>e große Bedeutung für grenzüberschreitende<br />
komb<strong>in</strong>ierte Verkehre <strong>und</strong> wurden <strong>in</strong> den letzten Jahren erheblich ausgebaut. Das Transport<strong>und</strong><br />
Logistikzentrum <strong>in</strong> Hoje-Taastrup (HTTC) liegt nur 15 km von Kopenhagen entfernt (40 km bis<br />
Malmö/Schweden), das Taulov Transportcenter (TTC) <strong>in</strong> der Nähe des größten dänischen Frachthafens<br />
Fredericia (jährliches Frachtaufkommen circa 14,4 Mio. t). Taulov ist hauptsächlich e<strong>in</strong> Umschlagsplatz<br />
für den <strong>in</strong>ternationalen Güterverkehr zwischen Dänemark <strong>und</strong> Italien, aber auch mit<br />
Schweden <strong>und</strong> Norwegen. Das Transport- <strong>und</strong> Logistikunternehmen DANX will se<strong>in</strong>en zentralen<br />
Hub von Vejle nach Taulov verlegen <strong>und</strong> dort bis Mai 2013 auf e<strong>in</strong>em fast 2.000 qm großen Gr<strong>und</strong>stück<br />
e<strong>in</strong> neues Distributionszentrum bauen. Super Daek Service, e<strong>in</strong> dänischer Reifenhersteller<br />
<strong>und</strong> Kfz-Reparatur-Kette, hat im März 2012 e<strong>in</strong> 18.000 qm großes Gr<strong>und</strong>stück auf dem TTC-Gelände<br />
gekauft.<br />
Wichtigste Logistikzentren <strong>in</strong> Dänemark<br />
Logistikzentrum/-park (Website) Kommentar<br />
HITC - Hern<strong>in</strong>g-Ikast Transportcenter<br />
(www.fhitc.dk)<br />
HOTC - Horsens Transportcenter<br />
(www.horsens-erhverv.dk/<strong>in</strong>dex.php?id=195)<br />
HTC - Hirtshals Transport Center<br />
(www.htc.dk)<br />
HTTC - Hoje-Taastrup Transport-<br />
Center (www.httc.dk)<br />
NTC - Nordisk Transport Center<br />
(www.aalborghavn.dk)<br />
Im mittleren Teil Nordjütlands gelegen, Verkehrsknotenpunkt<br />
an der Autobahn 15 bei Birk zwischen Hern<strong>in</strong>g<br />
<strong>und</strong> Ikast; dort werden vor allem schwere Lkw<br />
verladen, um Waren zum Seehafen Hanstholm im<br />
Nordwesten Jütlands zu <strong>transport</strong>ieren, die von dort <strong>in</strong><br />
den Rest der Welt verschifft werden<br />
Unweit der Autobahn E45 <strong>und</strong> des Hafens <strong>in</strong> Horsens<br />
an der jütländischen Ostküste, mehr als 400.000 qm<br />
Logistikhallen mit 700 Laderampen<br />
Am nördlichen Ende der Autobahn E39 im Nordwesten<br />
Jütlands, unweit des Hafens Hirtshals (Seefrachtverkehr<br />
vor allem nach Norwegen), etwa 100.000 qm<br />
Logistikflächen vorhanden, Ausbau um weitere<br />
100.000 qm geplant<br />
Direkter Autobahnanschluss, nahe zum Bahnhof<br />
Hoje-Taastrup, laut eigenen Angaben weniger als e<strong>in</strong>e<br />
halbe St<strong>und</strong>e Fahrt nach Kopenhagen <strong>und</strong> Malmö<br />
Zentrum auf dem Gelände des Seehafens Aalborg<br />
(Nordjütland), nahe der Autobahn E45<br />
8 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Wichtigste Logistikzentren <strong>in</strong> Dänemark (Forts.)<br />
Logistikzentrum/-park (Website) Kommentar<br />
STC - Skand<strong>in</strong>avisk Transport 3 km vom seeländischen Hafen Koge, 40 km von Kopenhagen<br />
<strong>und</strong> 65 km von Malmö entfernt, mit eigener Zu-<br />
Center Koge (www.stc-koege.dk/<br />
_stc-da-DK/Forside)<br />
fahrt von den drei Autobahnen E20, E47 <strong>und</strong> E55,<br />
Anschluss ans nationale Bahnnetz, Gesamtfläche<br />
1,3 Mio. qm, besteht aus e<strong>in</strong>em Transportzentrum <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>em großen Bus<strong>in</strong>ess Park<br />
TTC - Tanlov Transportcenter<br />
(http://tanlov<strong>transport</strong>center.dk)<br />
Gateway E45 (früher: DTC -<br />
Danmarks Transportcenter)<br />
Logistics Park Aarhus<br />
Zentral gelegen, wo die Autobahnen E20 (Ost-West)<br />
<strong>und</strong> E45 (Nord-Süd) zusammentreffen, Bahnanschluss,<br />
<strong>in</strong> der Nähe des größten dänischen Frachthafens Fredericia,<br />
mit Kombiterm<strong>in</strong>al<br />
Bei Vejle im Nordteil von Süderjütland an der Autobahn<br />
E45 gelegen, geografisch gesehen zwischen den<br />
beiden Logistikzentren TTC <strong>und</strong> HOTC, Gesamtfläche<br />
30 Hektar<br />
In Arslev am Autobahnkreuz Aarhus-West (E45) <strong>und</strong><br />
unweit des größten Conta<strong>in</strong>erhafens <strong>in</strong> Dänemark<br />
(Aarhus)<br />
Quellen: FDT (Verband der Dänischen Transport- <strong>und</strong> Logistikzentren), Recherchen von Germany Trade & Invest<br />
Im Süden Dänemarks haben sich <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Odense <strong>und</strong> im „Dreieck“ Kold<strong>in</strong>g -Vejle - Fredericia<br />
logistische Cluster entwickelt. Auf dem r<strong>und</strong> 6 Mio. qm großen Gewerbegebiet DanmarkC<br />
(Dänemark Zentrum) nahe der Stadt Fredericia, die zwischen Odense <strong>und</strong> Aarhus <strong>und</strong> unweit des<br />
Flughafens Bill<strong>und</strong> liegt, haben sich bereits über 50 Unternehmen, darunter aus wissens- <strong>und</strong> technologieorientierten<br />
Bereichen, angesiedelt. Niederlassungen <strong>in</strong> DanmarkC unterhalten unter anderem<br />
der Energiekonzern DongEnergy, die Möbelkette BIVA Furniture, der Kfz-Bauer Audi (neuartiges<br />
Autohaus nach firmeneigenem „Term<strong>in</strong>al“-Konzept), Rexam (Getränkeverpackungen),<br />
Promecon (thermische Optimierung unter anderem von Kraftwerkskesseln <strong>und</strong> Zementöfen) <strong>und</strong><br />
Monjasa (Bunkerdienste, Transport von Öl- <strong>und</strong> Schmierstoffen).<br />
Die Region Padborg <strong>in</strong> direkter Grenzlage zu Flensburg hat sich als Drehscheibe für den Export von<br />
frischen Lebensmitteln mit großen Kühllagern entwickelt. Dort bef<strong>in</strong>det sich die größte Kühlhausfläche<br />
Nordeuropas <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong> zentraler Umschlagsplatz für Kühlgüter.<br />
Im süddänischen Haderslev, wenige Kilometer von der Autobahn E45 entfernt, hat der Bekleidungse<strong>in</strong>zelhändler<br />
Bestseller A/S im vergangenen Jahr e<strong>in</strong> 48.000 qm großes Logistikzentrum eröffnet.<br />
Das vom Bauunternehmen Zübl<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam mit dem Logistikpartner TGW errichtete Objekt<br />
verschlang Baukosten von umgerechnet knapp 5 Mio. Euro.<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
9
Dänemark<br />
Wichtige Logistikanbieter<br />
Anbieter (Land) Niederlassungen vor Ort Internetadresse<br />
DSV (Dänemark)<br />
4 Zentralen, 12 Niederlassungen<br />
www.dsv.com<br />
DSB (Dänemark) Ab Mitte 2013 1 Zentrale www.dsb.dk<br />
Post Danmark (Dänemark) 1 Zentrale, 3 Niederlassungen www.postdanmark.dk<br />
Blue Water Hold<strong>in</strong>g<br />
(Niederlande)<br />
S<strong>und</strong> & Baelt Hold<strong>in</strong>g<br />
(Dänemark)<br />
Danske Fragtmaend<br />
(Dänemark)<br />
Arriva Danmark (Vere<strong>in</strong>igtes<br />
Königreich)<br />
Scan Global Logistics<br />
Hold<strong>in</strong>g (Dänemark)<br />
Freja Transport & Logistics<br />
Hold<strong>in</strong>g (Dänemark)<br />
Kuehne + Nagel (Schweiz/<br />
Hauptsitz)<br />
Maersk (Dänemark)<br />
1 Zentrale, 16 Niederlassungen<br />
www.bluewater-hold<strong>in</strong>g.com<br />
1 Zentrale, 1 weiteres Büro www.s<strong>und</strong>ogbaelt.dk<br />
1 Zentrale, 6 Frachtterm<strong>in</strong>als www.fragt.dk<br />
1 Zentrale, 1 weiteres Büro www.arriva.dk<br />
1 Zentrale, 6 weitere Büros www.scangl.com<br />
1 Zentrale, 2 Niederlassungen www.freja.dk<br />
1 Zentrale, 5 Niederlassungen www.kn-portal.com<br />
1 Zentrale, Inhaber von<br />
14 Marken<br />
www.maersk.com<br />
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest<br />
Lieferbed<strong>in</strong>gungen, Transportversicherung<br />
In den Kaufverträgen wird vere<strong>in</strong>bart, nach welchen Lieferbed<strong>in</strong>gungen der Warenverkehr zwischen<br />
Verkäufer <strong>und</strong> Käufer abgewickelt werden soll. Wenn dies nicht <strong>in</strong>dividuell im Kaufvertrag<br />
geregelt werden soll, e<strong>in</strong>igen sich die Vertragspartner auf handelsübliche Lieferklauseln wie die<br />
INCOTERMS. Die vollständige deutschsprachige Fassung der INCOTERMS wird von der International<br />
Chamber of Commerce (ICC) <strong>in</strong> <strong>Deutsch</strong>land herausgegeben (www.icc-deutschland.de).<br />
Unterliegt der Liefervertrag dänischem Recht <strong>und</strong> ist der jeweilige dänische Spediteur Mitglied des<br />
Nordischen Spediteurverbands (NSAB), f<strong>in</strong>den dessen Bed<strong>in</strong>gungen (NSAB 2000) Anwendung. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus kann die Anwendbarkeit der NSAB 2000 ausdrücklich vere<strong>in</strong>bart werden.<br />
Unterliegt der Liefervertrag dänischem Recht, ohne dass die NSAB 2000 Anwendung f<strong>in</strong>den, ist zu<br />
beachten, dass das dänische Kaufgesetz (Kobeloven) <strong>in</strong> Paragrafen 62 folgende e<strong>in</strong>e Reihe eigenständiger<br />
Lieferbed<strong>in</strong>gungen enthält, hierunter e<strong>in</strong>e eigene Def<strong>in</strong>ition der FOB- <strong>und</strong> CIF-Klauseln.<br />
Bei der Vere<strong>in</strong>barung dieser beiden Klauseln sollte daher ausdrücklich angegeben werden, nach<br />
welcher Maßgabe dies geschieht (Kobeloven oder INCOTERMS). Weitere Informationen s<strong>in</strong>d bei<br />
<strong>Deutsch</strong>-Dänischen <strong>Handelskammer</strong> erhältlich (www.handelskammer.dk).<br />
Der Gesamtverband der <strong>Deutsch</strong>en Versicherungswirtschaft GDV bietet e<strong>in</strong> Transport-Informations-Serviceportal<br />
unter der Internetadresse www.tis-gdv.de mit zahlreichen Informationen <strong>und</strong><br />
10 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
L<strong>in</strong>ks zum Thema Transportversicherungen. Da etwa 80 bis 90% des Außenhandels von <strong>in</strong>ternationalen<br />
Logistikfirmen abgewickelt werden, arbeiten diese mit den Transportversicherungen zusammen,<br />
mit denen sie ohneh<strong>in</strong> weltweit kooperieren.<br />
Um <strong>in</strong> die Umweltzonen von Kopenhagen, Aarhus, Aalborg <strong>und</strong> Odense fahren zu können, benötigen<br />
seit 1.11.11 auch ausländische Lkw <strong>und</strong> Busse e<strong>in</strong>e Plakette. Diese erhalten Fahrzeuge über 3,5 t<br />
zulässigem Gesamtgewicht mit Euro-5- <strong>und</strong> Euro-4-Motor, fernerh<strong>in</strong> Euro-3- <strong>und</strong> ältere Fahrzeuge,<br />
die mit e<strong>in</strong>em Fe<strong>in</strong>staubfilter nachgerüstet wurden. Die Plakette kostet umgerechnet circa 12 Euro<br />
<strong>und</strong> kann onl<strong>in</strong>e unter http://ecosticker.applusbilsyn.dk bestellt werden. Vor Ort kann sie von den<br />
Prüf- <strong>und</strong> Überwachungsunternehmen zu e<strong>in</strong>em von diesen festgesetzten Preis bezogen werden.<br />
Über die Umweltzonen <strong>in</strong>formiert das dänische Umweltm<strong>in</strong>isterium (www.mst.dk).<br />
Maut für Lkw zur Güterbeförderung mit e<strong>in</strong>em zulässigen Gesamtgewicht von m<strong>in</strong>destens<br />
12 t auf dänischen Straßen (<strong>in</strong> dkr)<br />
Anzahl der Achsen Euro-Norm Tag Woche Monat Jahr<br />
bis zu drei ohne 59 193 715 7.156<br />
Euro-1 59 171 633 6.336<br />
Euro-2 oder neuer 59 149 559 5.591<br />
vier oder mehr ohne 59 305 1.155 11.555<br />
Euro-1 59 275 1.043 10.437<br />
Euro-2 oder neuer 59 246 931 9.318<br />
Quelle: SKAT (Dänische Zoll- <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzbehörde)<br />
Wurde für den betreffenden Zeitraum bereits e<strong>in</strong>e Eurovignette <strong>in</strong> Belgien, Luxemburg, den Niederlanden<br />
oder Schweden erworben, gilt diese auch für Dänemark (Eurovignettensystem).<br />
Kontaktanschriften:<br />
Gesamtverband der <strong>Deutsch</strong>en Versicherungswirtschaft e.V. (GDV)<br />
Wilhelmstraße 43/43G, 10117 Berl<strong>in</strong><br />
Tel.: 030/20 20-50 00, Fax: -60 00<br />
E-Mail: berl<strong>in</strong>@gdv.de, Internet: www.gdv.de<br />
<strong>Deutsch</strong>er Speditions- <strong>und</strong> Logistikverband e.V. (DSLV)<br />
Weberstraße 77, 53113 Bonn<br />
Tel.: 0228/914 40-52, Fax: -58<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@dslv.spediteure.de, Internet: http://dslv.org/de/site/<strong>in</strong>dex.xml<br />
FDT - Foren<strong>in</strong>gen af Danske Transportcentre (Association of Danish Transport and Logistics Centres)<br />
Ved Stranden 22, P.O. Box 1111, 9100 Aalborg<br />
Tel.: 0045/99 30-08, Fax: -00 07<br />
E-Mail: msl@ntu.eu, Internet: www.fdt.dk<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
11
Dänemark<br />
Ausgewählte Versicherungsgesellschaften <strong>in</strong> Dänemark:<br />
Codan Forsikr<strong>in</strong>g A/S<br />
Gammel Kongevej 60, 1790 Kobenhavn V<br />
Tel.: 0045/33 55 55 50<br />
E-Mail: codan@codan.dk, Internet: www.codan.dk<br />
Tryg Forsikr<strong>in</strong>g<br />
Klausdalsbrovej 601, 2750 Ballerup<br />
Tel.: 0045/70 11 20 20<br />
E-Mail: tryg@tryg.dk, Internet: www.tryg.dk<br />
If Skadeforsikr<strong>in</strong>g<br />
Stamholmen 159, 2650 Hvidovre<br />
Tel.: 0045/70 12 12 22<br />
Internet: www.if.dk<br />
12 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Estland<br />
Estland<br />
2. Estland<br />
2.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick / Von Torsten Pauly<br />
Dynamischste Wirtschaft im Euroraum<br />
Tall<strong>in</strong> (gtai) - Estland bleibt das Land <strong>in</strong> der Eurozone mit dem stärksten Wirtschaftswachstum. Das<br />
Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP) des nordbaltischen Landes soll sich 2013 um 3,0% erhöhen, nachdem es<br />
bereits 2012 (+3,2%), 2011 (+8,3%) <strong>und</strong> 2010 (+3,3%) kräftig gestiegen ist. Dabei präsentiert sich die<br />
Konjunktur äußerst robust, sollen sich doch 2013 sowohl die Investitionen (+5,2%) wie auch der Export<br />
(4,5%) <strong>und</strong> der Konsum der Haushalte (+3,8%) ausweiten. Hiervon profitieren wiederum die Lieferungen<br />
aus dem Ausland, denn auch der estnische Import soll 2013 um 5,1% höher ausfallen.<br />
Estland hat se<strong>in</strong>e Wettbewerbsfähigkeit <strong>in</strong> der Wirtschaftskrise stark verbessert <strong>und</strong> so den Gr<strong>und</strong>ste<strong>in</strong><br />
zum Aufschwung gelegt. Das BIP war 2008 (-4,2%) <strong>und</strong> 2009 (-14,1%) stark e<strong>in</strong>gebrochen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
hat Estland <strong>in</strong> dieser Zeit mit harten E<strong>in</strong>schnitten im öffentlichen <strong>und</strong> privaten Sektor e<strong>in</strong>e<br />
bee<strong>in</strong>druckende Anpassungsfähigkeit bewiesen. Löhne <strong>und</strong> andere Preise etwa für Immobilien<br />
s<strong>in</strong>d zurückgegangen <strong>und</strong> haben dazu geführt, dass Estland schnell den Weg aus der Krise gef<strong>und</strong>en<br />
hat, dank e<strong>in</strong>es Booms bei Exporten <strong>und</strong> Investitionen. Bei alldem hat Estland den Wechselkurs<br />
zum Euro konstant gehalten <strong>und</strong> 2011 sogar die Europawährung e<strong>in</strong>führt.<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
13
Estland<br />
Geschäftschancen eröffnet <strong>in</strong> den kommenden Jahren zum e<strong>in</strong>en der weitere Ausbau der Verkehrswege,<br />
der Umweltanlagen <strong>und</strong> des Breitbandnetzes. Dazu stehen Investitionen <strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>iken<br />
<strong>und</strong> andere Ges<strong>und</strong>heitse<strong>in</strong>richtungen an. Bei all diesen Vorhaben ist auch mit hohen EU-Fördergeldern<br />
im Zeitraum 2014 bis 2020 zu rechnen. Deren konkrete Ausgestaltung steht im Frühjahr<br />
2013 allerd<strong>in</strong>gs noch nicht fest.<br />
Auch Energieprojekte bieten viele Lieferchancen, etwa e<strong>in</strong> Gas- <strong>und</strong> Ölkraftwerk <strong>in</strong> Kiisa, e<strong>in</strong>e geplante<br />
Ölschieferraff<strong>in</strong>erie oder e<strong>in</strong> Ölschiefer- <strong>und</strong> Biomassekraftwerk <strong>in</strong> Narva. Dazu wird unter<br />
der Ostsee die Stromtrasse EstL<strong>in</strong>k 2 nach F<strong>in</strong>nland gelegt. Außerdem möchte Estland e<strong>in</strong> LNG-Term<strong>in</strong>al<br />
errichten.<br />
Der anhaltende Export- <strong>und</strong> Produktionsanstieg begünstigt auch die Nachfrage nach Masch<strong>in</strong>en<br />
<strong>und</strong> Anlagen <strong>in</strong> der estnischen Industrie. Der Fahrzeugmarkt hat sich zuletzt besser als im europäischen<br />
Durchschnitt entwickelt <strong>und</strong> soll sich 2013 weiter ausweiten. Gute Voraussetzungen bietet<br />
Estland auch für den Absatz von Elektroautos, denn das nordbaltische Land hat bereits letztes Jahr<br />
e<strong>in</strong> flächendeckendes Netz von Ladestationen aufgebaut.<br />
Exportchancen für deutsche Unternehmen:<br />
Ausbau der Verkehrswege, Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen, Umwelttechnik, Energietechnik, Kfz,<br />
Mediz<strong>in</strong>technik<br />
Großprojekte:<br />
Investitionen <strong>in</strong>s Straßennetz, Kraftwerke, Schieferölanlagen, Breitbandnetz, Tourismusanlagen,<br />
LNG-Term<strong>in</strong>al<br />
14 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
2.2 Logistiksektor hat Krisene<strong>in</strong>bruch überw<strong>und</strong>en /<br />
Von Torsten Pauly<br />
GUS-Transit hat für Branche große Bedeutung<br />
Tall<strong>in</strong>n (gtai) - Die Logistikunternehmen haben <strong>in</strong> Estland 2012 etwa 8,5% zur landesweiten Wertschöpfung<br />
beigesteuert. Die Branche ist 2011 (+18,0%) <strong>und</strong> 2012 (+5,3%) stärker als das estnische Brutto<strong>in</strong>landsprodukt<br />
(BIP) gewachsen. Diese große Bedeutung des Logistikgewerbes beruht <strong>in</strong> hohem Maße auf<br />
dem Transit, den russische Unternehmen über Estland abwickeln. Der Logistik-Performance-Index der<br />
Weltbank führt Estland 2012 unter 155 Standorten auf Rang 65.<br />
Auch der Logistiksektor hat <strong>in</strong> Estland <strong>in</strong> den letzten Jahren unter der zeitweiligen Rezession gelitten,<br />
sich dabei jedoch noch besser entwickelt als andere Branchen im nordbaltischen Land. So hat<br />
sich die Wertschöpfung der Logistikbetriebe nach E<strong>in</strong>brüchen 2008 (-12,0%) <strong>und</strong> 2009 (-9,3%) schon<br />
2010 (+4,8%) wieder erhöht <strong>und</strong> 2012 auch preisbere<strong>in</strong>igt das Vorkrisenniveau von 2007 wieder um<br />
3,9% übertroffen. Das estnische BIP war 2012 trotz der Konjunkturerholung real noch um 4,9% ger<strong>in</strong>ger<br />
als 2007.<br />
Bedeutung des Logistiksektors <strong>in</strong> Estland<br />
E<strong>in</strong>wohnerzahl (2012 <strong>in</strong> Mio.) 1,3<br />
Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP, 2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro) 17,0<br />
BIP pro Kopf (2012 <strong>in</strong> Euro) 12.688<br />
Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2012 <strong>in</strong> Mio. Euro) 1.248<br />
Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2012 <strong>in</strong> % der<br />
8,5<br />
estnischen Bruttowertschöpfung)<br />
Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2012 reale Veränderung<br />
5,3<br />
<strong>in</strong> %)<br />
Ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen (Ende 2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro), davon 14,3<br />
Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (Anteil <strong>in</strong> %) 6,2<br />
Quelle: Estnisches Statistikamt<br />
Das Gütervolumen hat sich <strong>in</strong> Estland 2012 allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Sparten unterschiedlich<br />
entwickelt. So hat sich die per Bahn bewegte Menge um 7,5% auf 44,7 Mio. t verr<strong>in</strong>gert, was stark mit<br />
ger<strong>in</strong>geren Flüssiggut<strong>transport</strong>en aus Russland zum Hafen Tall<strong>in</strong>n zusammenhängt. Dagegen hat<br />
der Güterverkehr zur Straße um 2,3% zugelegt. Die See- <strong>und</strong> Luftfracht spielt für die estnische Logistikbranche<br />
<strong>in</strong>sgesamt nur e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.<br />
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15
Estland<br />
Güter<strong>transport</strong>e nach Verkehrsträgern <strong>in</strong> Estland<br />
Verkehrsträger<br />
Beförderte Güter Veränderung 2012/11 Anteil (<strong>in</strong> %) 2)<br />
2012 (<strong>in</strong> 1.000 t)<br />
(<strong>in</strong> % )<br />
Gesamtes Frachtvolumen,<br />
78.142 -3,6 100,0<br />
davon<br />
Straßen<strong>transport</strong>e 31.733 2,3 40,6<br />
Schienen<strong>transport</strong>e 44.731 -7,5 57,3<br />
Hochseeschifffahrt 1.678 0,4 2,1<br />
Luft<strong>transport</strong>e 1 k.A. 0,01<br />
Quelle: Estnisches Statistikamt<br />
Der Umschlag der estnischen Ostseehäfen ist 2012 um 11,2% gesunken, was vor allem auf den E<strong>in</strong>bruch<br />
<strong>in</strong> Tall<strong>in</strong>n (-19,2%) zurückzuführen ist. Auf den Hauptstadthafen mit se<strong>in</strong>en beiden Außenstellen<br />
<strong>in</strong> Muuga <strong>und</strong> Paldiski-Süd entfielen 2012 immer noch 69% des Gesamtumschlags <strong>in</strong> Estland.<br />
Der jüngste starke Rückgang <strong>in</strong> Tall<strong>in</strong>n beruht vor allem auf der Verlagerung das Öltransits von<br />
Muuga zu neuen Anlagen im russischen Ust-Luga. Auf der anderen Seite hat der sich noch im Ausbau<br />
bef<strong>in</strong>dliche ostestnische Hafen Sillamae, der nahe der russischen Grenze <strong>und</strong> unweit von Ust-<br />
Luga liegt, se<strong>in</strong>en Umschlag 2012 erneut um e<strong>in</strong> Drittel steigern können (2011: +41,1%).<br />
Umschlag <strong>in</strong> wichtigen Seehäfen <strong>in</strong> Estland (<strong>in</strong> Mio. t)<br />
2011 2012 Veränderung 2012/11<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
Insgesamt, darunter <strong>in</strong> 47,8 42,4 -11,2<br />
Tall<strong>in</strong>n 36,5 29,5 -19,2<br />
Sillamäe 4,9 6,6 32,9<br />
Pärnu 1,9 1,9 0,0<br />
K<strong>und</strong>a 1,8 1,8 -0,4<br />
Paldiski Nord 0,9 0,9 -1,1<br />
Quelle: Estnischer Hafenverband<br />
Insgesamt 68% der <strong>in</strong> Estlands Häfen be- oder entladenen Fracht waren 2012 Transit. Auch das <strong>in</strong>nerhalb<br />
Estlands beförderte Gütervolumen war 2012 zu 43% für den grenzüberschreitenden Verkehr,<br />
vor allem mit Russland, bestimmt. Dabei war die Quote beim Bahn<strong>transport</strong> (51%) noch größer<br />
als auf der Straße (29%). Das GUS-Geschäft spielt also für das estnische Logistikgewerbe e<strong>in</strong>e sehr<br />
wichtige Rolle. Dabei ist Russland der bei weitem wichtigste Markt, allerd<strong>in</strong>gs geraten auch zentralasiatische<br />
Staaten <strong>und</strong> Dest<strong>in</strong>ationen am Schwarzen Meer zunehmend <strong>in</strong> den Blick. Für e<strong>in</strong> stärkeres<br />
Ch<strong>in</strong>ageschäft müsste sich allerd<strong>in</strong>gs zunächst die Kapazität der transsibirischen Eisenbahn<br />
deutlich erhöhen.<br />
Estland bietet sich zum GUS-Transit mit mehreren Argumenten an. Zum e<strong>in</strong>en erlaubt die auch im<br />
nordbaltischen Land gängige breite russische Gleisspur (152 cm) e<strong>in</strong>en ungeh<strong>in</strong>derten Bahn<strong>transport</strong><br />
zu allen Standorten <strong>in</strong> der ehemaligen Sowjetunion. Zum anderen bietet Estland die Vorteile<br />
16 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
e<strong>in</strong>es EU-Standortes, während aufgr<strong>und</strong> der Vergangenheit noch gute Russischkenntnisse <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />
Verständnis für Gepflogenheiten im GUS-Raum anzutreffen s<strong>in</strong>d.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs gibt es beim GUS-Geschäft e<strong>in</strong>e starke Konkurrenz zwischen F<strong>in</strong>nland, den baltischen<br />
Nachbarstaaten <strong>und</strong> Häfen <strong>in</strong> Russland selbst. Mit se<strong>in</strong>en Vorteilen steht Estland dabei nicht alle<strong>in</strong>,<br />
denn die russische Spur ist <strong>in</strong> all diesen Ländern gängig, <strong>und</strong> F<strong>in</strong>nland, Lettland <strong>und</strong> Litauen bieten<br />
ebenfalls EU-Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />
Im Vergleich zu diesen Nachbarn erhält Estland als Logistikstandort e<strong>in</strong>e mittlere E<strong>in</strong>schätzung. So<br />
führt der Logistic-Performance-Index der Weltbank (LPI), welcher die Branchenattraktivität von<br />
155 Ländern untersucht, Estland 2012 weltweit an 65. Stelle. Damit erhält das nordbaltische Land<br />
e<strong>in</strong>e bessere Platzierung als Lettland (76.) <strong>und</strong> Russland (95.), aber e<strong>in</strong>e schlechtere E<strong>in</strong>schätzung<br />
als Litauen (58.) <strong>und</strong> vor allem als F<strong>in</strong>nland (3.). Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d Löhne <strong>und</strong> andere Kosten <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland<br />
<strong>in</strong> der Regel höher. Am positivsten bewertet der LPI 2012 <strong>in</strong> Estland die Pünktlichkeit <strong>und</strong><br />
Nachverfolgung der Ware. Die schlechtesten Noten gibt es für die Verzollung <strong>und</strong> Infrastruktur.<br />
Führende ausländische Anbieter nutzen ihre estnischen Standorte teilweise zum GUS-Transit. Sie<br />
zählen im Logistiksektor des nordbaltischen Landes zu den führenden Unternehmen. Aus <strong>Deutsch</strong>land<br />
s<strong>in</strong>d zum Beispiel DB Schenker, DHL oder Kühne & Nagel präsent, aus Dänemark auch DSV.<br />
Insgesamt waren im estnischen Logistikgewerbe 2011 laut neuester offizieller Statistik 4.232 Unternehmen<br />
tätig (2010: 4.027). Diese haben zusammen e<strong>in</strong>en Umsatz von 4,7 Mrd. Euro (2010:<br />
4,1 Mrd. Euro) erwirtschaftet.<br />
Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Estland<br />
Anbieter (Sitz) Anmerkungen Umsatz 2011 Internetadresse<br />
(<strong>in</strong> Mio. Euro)<br />
AS Vopak-E.O.S.<br />
(Tall<strong>in</strong>n)<br />
Essti Raudtee AS<br />
(Tall<strong>in</strong>n)<br />
AS Tall<strong>in</strong>na Sadam<br />
(Tall<strong>in</strong>n)<br />
Alexela Logistica AS<br />
(Tall<strong>in</strong>n)<br />
Baltic Maritime Logistik<br />
Group AS (Tall<strong>in</strong>n)<br />
DSV Transport AS<br />
(Saku vald)<br />
v.a. Schiffs-, Bahn<strong>transport</strong>e,<br />
Ölumschlag<br />
Öffentl. Bahngesellschaft,<br />
für Fracht zuständig<br />
EVR Cargo AS<br />
Hafen Tall<strong>in</strong>n<br />
v.a. Ölumschlag <strong>in</strong><br />
Paldiski <strong>und</strong> Sillamäe<br />
Intermodal<br />
Lkw-Spediteur, Intermodal,<br />
Eigentümer:<br />
DSV, Dänemark<br />
Eesti Post AS (Tall<strong>in</strong>n) Postgesellschaft<br />
Schenker AS (Tall<strong>in</strong>n) Lkw-Spediteur, Intermodal<br />
DHL Estonia (Tall<strong>in</strong>n) Intermodale Kurier-,<br />
Frachtdienste<br />
Vesta Term<strong>in</strong>al Tall<strong>in</strong>n<br />
OÜ (Tall<strong>in</strong>n)<br />
v.a. Raff<strong>in</strong>erieprodukte,<br />
auch Biodiesel, niederländischer<br />
Eigentümer<br />
205 www.vopakeos.com<br />
119 www.evr.ee<br />
89 www.ts.ee<br />
78 www.alexelalogistics.eu<br />
75 www.bmlg.ee<br />
56 www.dsv.com<br />
46 www.post.ee<br />
46 www.schenker.ee<br />
44 www.dhl.ee<br />
37 www.vestaterm<strong>in</strong>als.com<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
17
Estland<br />
Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Estland (Forts.)<br />
Anbieter (Sitz) Anmerkungen Umsatz 2011 Internetadresse<br />
(<strong>in</strong> Mio. Euro)<br />
CF&S Estonia AS (Tall<strong>in</strong>n)<br />
Intermodal<br />
36 www.cfs.ee<br />
Maardu Term<strong>in</strong>al AS Hafenterm<strong>in</strong>albetreiber<br />
36 www.maarduterm<strong>in</strong>al.ee<br />
(Tall<strong>in</strong>n)<br />
Merktrans AS (Tall<strong>in</strong>n) v.a. Bahn<strong>transport</strong>e,<br />
36 www.merktrans.ee<br />
Schiffsdienstleistungen<br />
DBT AS (Viimsi vald) Hafenterm<strong>in</strong>al-, Lagerbetreiber<br />
32 www.dbtmuuga.ee<br />
Transiidiekeskuse AS<br />
(Tall<strong>in</strong>n)<br />
Arco Transport AS<br />
(Saue)<br />
Kühne & Nagel AS<br />
(Tall<strong>in</strong>n)<br />
Quelle: Zeitung „Äripäev“<br />
Lagerbetreiber (Conta<strong>in</strong>er,<br />
Kühllager, Stückgut)<br />
Lkw-Spediteur<br />
Intermodal<br />
22 www.tk.ee<br />
20 www.arco<strong>transport</strong>.eu<br />
16 www.kn-portal.com<br />
Kontaktanschriften:<br />
M<strong>in</strong>isterien, Öffentliche Institutionen<br />
M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft <strong>und</strong> Kommunikation<br />
(Majandus- ja Kommunikatsioonim<strong>in</strong>isteerium)<br />
Abteilung für Flug- <strong>und</strong> Seeverkehr<br />
(Lenn<strong>und</strong>us- ja merendusosakond)<br />
Abteilung für Verkehrsentwicklung <strong>und</strong> Investitionen<br />
(Transpordi arengu ja <strong>in</strong>vesteer<strong>in</strong>gute osakond)<br />
Abteilung für Straßen <strong>und</strong> Eisenbahn<br />
(Teede ja raudteeosakond)<br />
Harju 11; 15072 Tall<strong>in</strong>n<br />
Tel.: 00372/625 63 42; Fax: -631 36 60<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@mkm.ee; Internet: www.mkm.ee<br />
Straßenamt<br />
(Maanteeamet)<br />
Pärnu mnt 463a; 10916 Tall<strong>in</strong>n<br />
Tel.: 00372/611 93 00; Fax: -611 93 60<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@mnt.ee; Internet: www.mtn.ee<br />
18 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Verbände, Cluster, Kammer:<br />
Estnischer Logistik- <strong>und</strong> Transitverband<br />
(MTÜ Logistika- ja Transiidi Assotsiatsioon)<br />
Estnisches Logistikcluster<br />
(Eesti Logistikaklaster)<br />
Sadama 25/4; 10111 Tall<strong>in</strong>n<br />
Tel.: 00372/501 29 20<br />
E-Mail: andrus@transit.ee; Internet: www.transit.ee<br />
Estnischer Hafenverband<br />
(MTÜ Eesti Sadamate Liit)<br />
Sadama 25; 15051 Tall<strong>in</strong>n<br />
Tel.: 00372/512 81 88<br />
E-Mail: palmet@sadamaliit.ee; Internet: www.estonianports.ee<br />
<strong>Deutsch</strong>-<strong>Baltische</strong> <strong>Handelskammer</strong> <strong>in</strong> Estland, Lettland, Litauen - Büro Estland<br />
Suurtüki 4b; 10133 Tall<strong>in</strong>n<br />
Tel.: 00372/627 69 40; Fax: -627 69 50<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo.ee@ahk-balt.org; Internet: www.ahk-balt.org<br />
2.3 Branche steht vor neuen Herausforderungen /<br />
Von Torsten Pauly<br />
Wettbewerb <strong>in</strong> der Region zw<strong>in</strong>gt zu Modernisierungen<br />
Tall<strong>in</strong>n (gtai) - Wenngleich sich das Logistikgewerbe <strong>in</strong> Estland zuletzt gut entwickelt hat, steht der<br />
Standort doch vor Herausforderungen, vor allem im H<strong>in</strong>blick auf den wichtigen GUS-Transit. Die hierbei<br />
starke Konkurrenz aller Standorte <strong>in</strong> der Region erhöht sich noch durch den Bau des neuen russischen<br />
Großhafens Ust-Luga an der estnischen Grenze. Chancen eröffnen dagegen die geplanten Investitionen<br />
<strong>in</strong> Autobahn- <strong>und</strong> Gleistrassen gen Süden. Auch die Luftfracht über die Nordroute nach Asien bietet<br />
Potential.<br />
Das Geschäft mit dem Russlandtransit war <strong>in</strong> Estland <strong>in</strong> den letzten Jahren bereits mehrfach<br />
Schwankungen unterworfen, zum e<strong>in</strong>en aufgr<strong>und</strong> des konjunkturellen Auf <strong>und</strong> Ab, zum anderen<br />
aber auch wegen nicht re<strong>in</strong> ökonomischer Gründe. So haben russische Unternehmen ihre Verladungen<br />
über estnische Häfen zeitweilig rasch <strong>und</strong> stark heruntergefahren, als die Beziehungen<br />
zwischen den Ländern angespannt waren. Zudem ist es <strong>in</strong> der Zoll- <strong>und</strong> Grenzabwicklung mitunter<br />
auf russischer Seite zu unvorhergesehen Veränderungen gekommen. Hier erhoffen sich Branchenkenner<br />
aber Verbesserungen durch Russlands Beitritt zur Welthandelsorganisation 2012.<br />
Die mittel- <strong>und</strong> langfristig stärkste Herausforderung für Estland als Standort zum GUS-Transit ist jedoch<br />
der russische Großhafen Ust-Luga, der direkt h<strong>in</strong>ter der Grenze entsteht. Der Umschlag <strong>in</strong> Ust-<br />
Luga hat sich 2012 mehr als verdoppelt auf 46,7 Mio. t (+107,2%) <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>bruch von 7 Mio. t, den<br />
der Hafen Tall<strong>in</strong>n 2012 verzeichnet hat, ist überwiegend auf Verlagerungen nach Ust-Luga zurückzuführen.<br />
Bereits 2018 will der neue russische Hafen e<strong>in</strong> Volumen von 180 Mio. t erreichen. Dies<br />
wäre erheblich mehr als die 2012 <strong>in</strong> Hamburg erreichte Menge (131 Mio. t). Selbst wenn sich dieses<br />
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19
Estland<br />
ambitionierte Ziel nicht voll realisieren lässt, so könnte Ust-Luga doch erheblich Transit aus Estland,<br />
aber auch aus den anderen Häfen der Region abziehen.<br />
Branchenkenner <strong>in</strong> Estland erkennen diese Herausforderung, verstehen die zusätzliche Konkurrenz<br />
jedoch auch als Anreiz <strong>und</strong> Chance zur Verbesserung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit. E<strong>in</strong><br />
positives Beispiel s<strong>in</strong>d die neuen Anlagen <strong>in</strong> Sillamäe. Dieser im Nordosten Estlands unweit von Ust-<br />
Luga gelegene Hafen hat se<strong>in</strong>en Umschlag 2011 (+41,1%) <strong>und</strong> 2012 (32,9%) stark auf zuletzt 6,6 Mio. t<br />
gesteigert.<br />
Nötig ist <strong>in</strong> den Augen vieler Landeskenner e<strong>in</strong>e höhere logistische Wertschöpfung, vor allem mit<br />
mehr Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> RoRo-Abfertigung sowie mit <strong>in</strong>termodalem Transfer. Im bei weitem bedeutendsten<br />
Hafen Tall<strong>in</strong>n haben Flüssiggut 2012 noch 66% <strong>und</strong> Dünger, Metalle, Holz <strong>und</strong> Kohle zusammen<br />
weitere 12% des Gesamtumschlags ausgemacht. Allerd<strong>in</strong>gs g<strong>in</strong>gen mit 227.809 TEU auch<br />
15,2% mehr Conta<strong>in</strong>er durch den Hafen Tall<strong>in</strong>n.<br />
In Estland bestehen e<strong>in</strong>e Reihe moderner Logistikzentren an wichtigen Trassen <strong>und</strong> Knotenpunkten.<br />
Weitere bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der Planung. Als Standorte für Lager oder auch zur zusätzlichen Wertschöpfung<br />
bieten sich auch die Sonderwirtschaftszonen <strong>in</strong> den drei Hafenanlagen von Tall<strong>in</strong>n-<br />
Muuga, Paldiski-Nord <strong>und</strong> Sillamäe an. Dortige Unternehmen zahlen weder Mehrwertsteuer,<br />
noch Zölle oder Abgaben auf den Transitverkehr.<br />
Potential hat Estland als kostengünstiger Standort im Nordosten der EU auch als Luftfracht-Hub für<br />
den Asientransit über die Nordroute. Hierzu bietet sich vor allem der Flughafen Tall<strong>in</strong>n an. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
ist es zuletzt noch nicht zu größeren Neuansiedlungen gekommen.<br />
Zwei ehrgeizige Pläne für Nord-Süd-Trassen eröffnen dem Logistiksektor <strong>in</strong> Estland ebenfalls neue<br />
Perspektiven. Hierbei handelt es sich zum e<strong>in</strong>en um die Bahnl<strong>in</strong>ie Rail Baltic, welche Tall<strong>in</strong>n - <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />
Fährverlängerung auch Hels<strong>in</strong>ki - über Lettland <strong>und</strong> Litauen mit Warschau <strong>und</strong> der dortigen Magistrale<br />
Berl<strong>in</strong>-Moskau verb<strong>in</strong>den soll. Diese Strecke soll - anders als die bestehenden Gleise im Baltikum<br />
- nicht auf der breiten russischen, sondern auf der schmaleren mitteleuropäischen Spurbreite<br />
verlaufen.<br />
Das Projekt „Rail Baltica“ würde nicht zuletzt neuen Transit aus F<strong>in</strong>nland generieren, bef<strong>in</strong>det sich<br />
jedoch immer noch im re<strong>in</strong>en Planungsstadium. Die Realisierung wird auch stark von der Höhe der<br />
EU-Förderung <strong>in</strong> der kommenden F<strong>in</strong>anzierungsperiode von 2014 bis 2020 abhängen. Diese steht<br />
im Frühjahr 2013 noch nicht konkret fest.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Großprojekt ist der Ausbau der auch „Via Baltica“ genannten Europastraße E 67 zur<br />
durchgängigen Autobahn von Tall<strong>in</strong>n über Pärnu, die lettische Hauptstadt Riga <strong>und</strong> die litauischen<br />
Zentren Panevezys sowie Kaunas bis nach Warschau. Diese besteht als Autobahn allerd<strong>in</strong>gs<br />
nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Abschnitten <strong>in</strong> Estland <strong>und</strong> Litauen. Auch bei diesem Projekt wird es <strong>in</strong> entscheidendem<br />
Maße auf die EU-Förderung ab 2014 ankommen. Vor allem <strong>in</strong> Lettland hat sich der<br />
Ausbau durch die starke Wirtschaftskrise ab 2008 verzögert, da das Land se<strong>in</strong>e jeweiligen Eigenbeiträge<br />
nicht aufbr<strong>in</strong>gen konnte.<br />
20 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Ausgewählte Logistikzentren <strong>in</strong> Estland<br />
Logistikzentrum (Ort) Kommentar<br />
Freihafen Tall<strong>in</strong>n-Muuga Panamaxkapazität; Sonderwirtschaftszone; Flüssig-,<br />
Schütt-, Stückgut, Conta<strong>in</strong>er, RoRo; Bahn-, Straßenanschluss;<br />
17 km östlich von Tall<strong>in</strong>n; 524 ha zu Lande<br />
(www.portoftall<strong>in</strong>n.com)<br />
Hafen Tall<strong>in</strong>n- Paldiski/Süd Panamaxkapazität; Conta<strong>in</strong>er, RoRo, Stück-, Schütt-, Flüssiggut<br />
(Öl, Biodiesel); Bahn-, Straßenanschluss; 45 km westlich<br />
von Tall<strong>in</strong>n; 139 ha zu Lande (www.portoftall<strong>in</strong>n.com)<br />
Freihafen Paldiski-Nord Panamaxkapazität, Sonderwirtschaftszone; Kfz, Conta<strong>in</strong>er,<br />
RoRo, Stück-, Schüttgut; 45 km westlich von Tall<strong>in</strong>n; 18 ha<br />
zu Lande (www.portofpaldiski.ee)<br />
Freihafen Sillamäe<br />
Sonderwirtschaftszone; RoRo, Conta<strong>in</strong>er, Stück-, Schütt-,<br />
Flüssiggut (Öl); Bahn-, Straßenanschluss; 180 km östlich von<br />
Tall<strong>in</strong>n; 600 ha (www.silport.ee)<br />
Hafen Tall<strong>in</strong>n-Paljassaare 9 m Tiefgang; Öl-, Holz-, Schutt-, Stückgut; im Stadtgebiet<br />
von Tall<strong>in</strong>n; 44 ha zu Lande (www.portoftall<strong>in</strong>n.com)<br />
Liiva Keskus<br />
moderne Logistikflächen unweit des Flughafens Tall<strong>in</strong>n;<br />
Bahn-, Straßenschluss; 11 ha (www.rrk.ee)<br />
Tapa<br />
moderne Logistikflächen 100 km östlich von Tall<strong>in</strong>n an<br />
Trasse nach St. Petersburg; Bahn-, Straßenanschluss; nahe<br />
Ostseehafen K<strong>und</strong>a; 20 ha (www.rrk.ee)<br />
Quellen: Betreibergesellschaften<br />
Ausgewählte Großprojekte im estnischen Logistiksektor<br />
Projektbezeichnung Investition Projektstand<br />
(Mio. Euro)<br />
LNG Term<strong>in</strong>al im Hafen<br />
Tall<strong>in</strong>n-Muuga<br />
Rail-Baltic-Bahnl<strong>in</strong>ie<br />
Tall<strong>in</strong>n-Lettland<br />
Vao Verkehrsknoten<br />
(Verb<strong>in</strong>dung der Autobahnen<br />
Tall<strong>in</strong>n-Tartu<br />
<strong>und</strong> Tall<strong>in</strong>n-Narva)<br />
k.A. Planung; geplante<br />
Inbetriebnahme 2015;<br />
Standort noch nicht<br />
endgültig entschieden<br />
k.A. Planung<br />
19 Fertigstellung bis 2015<br />
geplant<br />
sonstige Anmerkungen<br />
Kooperation von Eler<strong>in</strong>g<br />
<strong>und</strong> Hafen; Projektpartner:<br />
Vopak LNG<br />
(www.eler<strong>in</strong>g.ee)<br />
Realisierung auch abhängig<br />
von EU-Förderung ab<br />
2014 (www.rgbc.eu)<br />
EU-Förderung<br />
(www.mnt.ee)<br />
Lookivi Logistic Parc k.A. Planung nahe Flughafen Tall<strong>in</strong>n;<br />
62 ha; Erschließung von<br />
Parzellen (www.ncc.ee)<br />
Nehatu Logistic Parc<br />
k.A. Planung, tw. Realisierung<br />
<strong>in</strong> Tall<strong>in</strong>n an Trasse gen<br />
St. Petersburg; 40 ha; Erschließung<br />
von Parzellen<br />
(www.arcovara.ee)<br />
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen, Oberhaus<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
21
F<strong>in</strong>nland<br />
F<strong>in</strong>nland<br />
3. F<strong>in</strong>nland<br />
3.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick / Von Torsten Pauly<br />
Infrastrukturausbau <strong>und</strong> Suche nach neuen Produkten bieten Chancen<br />
Hels<strong>in</strong>ki (gtai) - F<strong>in</strong>nlands Wirtschaft ist 2010 (+3,3%) <strong>und</strong> 2011 (+2,8%) mit am dynamischsten im Euroraum<br />
gewachsen. Im Jahr 2012 ist das Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP) des nordischen Landes allerd<strong>in</strong>gs um<br />
0,2% zurückgegangen <strong>und</strong> 2013 (+0,5%) soll es nur zu e<strong>in</strong>em moderaten Anstieg kommen. Dabei sollen<br />
die Investitionen <strong>und</strong> auch die Importe 2013 weiter s<strong>in</strong>ken, während der Export leicht <strong>und</strong> der Privatkonsum<br />
stärker zulegen sollen. Problematisch ist auch, dass sich das Leistungsbilanzdefizit 2013 zwar verr<strong>in</strong>gern,<br />
aber immer noch 1,2% des BIP ausmachen könnte.<br />
Gründe hierfür s<strong>in</strong>d das schwierige <strong>in</strong>ternationale Umfeld, aber auch der Exporte<strong>in</strong>bruch vor allem<br />
bei elektronischen Erzeugnissen. Dies liegt zum Teil an den Produktionsverlagerungen des<br />
Handyherstellers Nokia. Insgesamt steht F<strong>in</strong>nlands Wirtschaft vor der Herausforderung, neue Produkte<br />
zu entwickeln <strong>und</strong> damit Absatzmärkte <strong>in</strong> aller Welt zu erschließen. Dies bietet deutschen<br />
Unternehmen ebenso Geschäftschancen wie die Großprojekte im Verkehrswesen, dem Bergbau,<br />
der Energiewirtschaft oder der Stadtentwicklung.<br />
Im ganzen Land stehen große Infrastrukturvorhaben an. Schwerpunkte dabei s<strong>in</strong>d Logistikzentren<br />
<strong>und</strong> überregionale Schienenwege, die Autobahn Richtung St. Petersburg <strong>und</strong> andere Straßen, aber<br />
22 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
auch Metro- <strong>und</strong> S-Bahnl<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> der Hauptstadtregion. In Hels<strong>in</strong>ki entstehen aus alten Hafen- <strong>und</strong><br />
Industriebrachen auch große Stadtviertel zum Wohnen <strong>und</strong> Arbeiten.<br />
Trotz der derzeit ger<strong>in</strong>gen Investitionstätigkeit müssen viele f<strong>in</strong>nische Industriebetriebe <strong>in</strong> den<br />
kommenden Jahren neue Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen beschaffen. Wichtige Branchen s<strong>in</strong>d dabei die<br />
Papier-, Chemie- <strong>und</strong> Metall<strong>in</strong>dustrie, aber auch Werften oder die Elektro- <strong>und</strong> Elektroniksparte.<br />
Zudem steht der Bergbau vor e<strong>in</strong>em großen Aufschwung <strong>und</strong> hegt umfangreiche Investitionspläne.<br />
F<strong>in</strong>nland setzt weiter auf den Ausbau der Atomenergie. E<strong>in</strong> neuer Reaktor ist im Bau, zwei weitere<br />
s<strong>in</strong>d geplant. Dabei konnten bisher auch viele deutsche Firmen mit Aufträgen zum Zuge kommen.<br />
Außerdem <strong>in</strong>vestiert F<strong>in</strong>nland <strong>in</strong> Kraft-Wärme-Kopplung <strong>und</strong> erneuerbare Quellen, vor allem <strong>in</strong><br />
W<strong>in</strong>dparks <strong>und</strong> Biomasse.<br />
Exportchancen für deutsche Unternehmen:<br />
Verkehrs- <strong>und</strong> Signaltechnik, Kfz <strong>und</strong> -Teile, Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen, Energietechnik, Chemieprodukte,<br />
Umwelttechnik, Mediz<strong>in</strong>technik<br />
Großprojekte:<br />
Investitionen <strong>in</strong>s Schienen- <strong>und</strong> Straßennetz, Bergbauprojekte, Bau neuer Stadtteile <strong>in</strong><br />
Hels<strong>in</strong>ki, Tourismusvorhaben, Atomkraft, Investitionen <strong>in</strong> Kraft-Wärme-Kopplung, W<strong>in</strong>dparks,<br />
Biomasse<br />
3.2 Logistik<strong>in</strong>frastruktur ist vorbildlich / Von Torsten Pauly<br />
Branchengeschäft hat Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht<br />
Hels<strong>in</strong>ki (gtai) - Das Logistikgewerbe spielt <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>und</strong> hat 2012 etwa 5,3% zur<br />
landesweiten Wertschöpfung beigetragen. Das Land hat wegen der Distanzen <strong>und</strong> meist dünnen Besiedlung<br />
e<strong>in</strong>en hohen Transportbedarf. Dazu bietet sich F<strong>in</strong>nland für den Transit <strong>in</strong> die GUS-Märkte <strong>und</strong> für<br />
die Flugfracht über die arktische Route gen Asien an. Die Wertschöpfung des Sektors hat sich zwar 2012<br />
nom<strong>in</strong>al um 2,7% erhöht, real aber noch nicht das Vorkrisenniveau von 2008 erreicht.<br />
Die Bruttowertschöpfung des f<strong>in</strong>nischen Logistiksektors war <strong>in</strong>flationsbere<strong>in</strong>igt 2012 um 0,1% ger<strong>in</strong>ger<br />
als 2011 <strong>und</strong> um 0,9% niedriger als im bisherigen Rekordjahr 2008. In der allgeme<strong>in</strong>en Wirtschaftskrise<br />
war 2009 auch das Logistikgeschäft um 13,5% e<strong>in</strong>gebrochen, <strong>und</strong> auch wenn die Jahre<br />
2010 (+9,0%) <strong>und</strong> 2011 (+5,2%) wieder e<strong>in</strong> gutes Wachstum gebracht hatten, so war dies doch nicht<br />
ausreichend, um den vorherigen Rückgang vollständig zu kompensieren.<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
23
F<strong>in</strong>nland<br />
Bedeutung des Logistiksektors <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland<br />
E<strong>in</strong>wohnerzahl (2012 <strong>in</strong> Mio.) 5,4<br />
Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP, 2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro) 194,5<br />
BIP pro Kopf (2012 <strong>in</strong> Euro) 35.928<br />
Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2012 <strong>in</strong> Mio. Euro) 8.932<br />
Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2012 <strong>in</strong> % der f<strong>in</strong>nischen<br />
5,3<br />
Bruttowertschöpfung)<br />
Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2012, Veränderung<br />
2,7<br />
<strong>in</strong> %)<br />
Ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen (2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro), davon 68,2<br />
Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (Anteil <strong>in</strong> %) 0,6<br />
Bruttomonatslöhne Logistik per Bahn, Schiff, Flugzeug (Oktober 2012,<br />
3.478<br />
<strong>in</strong> Euro)<br />
Bruttomonatslöhne Logistik zur Straße (Oktober 2012, <strong>in</strong> Euro) 2.714<br />
Quellen: F<strong>in</strong>nisches Statistikamt, F<strong>in</strong>nische Zentralbank, Hauptverband der F<strong>in</strong>nischen Wirtschaft EK<br />
Zuletzt haben sich die e<strong>in</strong>zelnen Logistiksparten <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland unterschiedlich entwickelt, wobei das<br />
Frachtvolumen 2012 <strong>in</strong>sgesamt um 5,8% gesunken ist. Dabei hat sich die Luftfracht jedoch - auch<br />
dank des Asientransits über die Arktisroute - um 12,3% ausgeweitet, <strong>und</strong> auch der Güter<strong>transport</strong><br />
per Bahn hat leicht um 1,3% zugelegt. Der Hafenumschlag ist dagegen 2012 um 7,1% ger<strong>in</strong>ger ausgefallen,<br />
dabei war das M<strong>in</strong>us im Inland (-27,0%) noch größer als an der Ostsee (-5,4%). Auch der Transport<br />
zur Straße, über welche <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland die meisten Güter befördert werden, ist 2012 um 6,2% gesunken.<br />
Güter<strong>transport</strong>e nach Verkehrsträgern <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland<br />
Verkehrsträger<br />
Beförderte Güter Veränderung Anteil (<strong>in</strong> %)<br />
2012 (<strong>in</strong> Mio. t) 2012/2011 (<strong>in</strong> % )<br />
Gesamtes Frachtvolumen, davon 428,7 -5,8 100,0<br />
Straßen<strong>transport</strong>e 293,6 -6,2 68,5<br />
Schiffs<strong>transport</strong>e, davon 99,6 -7,2 23,2<br />
B<strong>in</strong>nenschifffahrt 6,4 -27,3 1,5<br />
Hochseeschifffahrt 93,2 -5,4 21,7<br />
Schienen<strong>transport</strong>e 35,3 1,4 8,2<br />
Luft<strong>transport</strong>e 0,2 12,3 0,1<br />
Quellen: F<strong>in</strong>nisches Statistikamt, Verkehrsagentur, F<strong>in</strong>avia<br />
Die Bedeutung des Logistiksektors <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland beruht zum e<strong>in</strong>en auf den großen Entfernungen,<br />
die im mit nur 18 E<strong>in</strong>wohnern je Quadratkilometer dünn besiedelten nordischen Land zu bewältigen<br />
s<strong>in</strong>d. Dabei gibt es nicht nur für Fertigwaren e<strong>in</strong>en hohen Transportbedarf, sondern auch für<br />
forstwirtschaftliche Erzeugnisse <strong>und</strong> <strong>in</strong> zunehmendem Maße auch für Förderungen des stark expandierenden<br />
Bergbaus.<br />
24 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
F<strong>in</strong>nland gew<strong>in</strong>nt zunehmend an Bedeutung für Transit nach Russland <strong>und</strong> Asien<br />
Daneben ist aber auch das Logistikgeschäft nach Russland <strong>und</strong> <strong>in</strong> andere GUS-Märkte sowie über<br />
die Nordroute nach Asien für viele f<strong>in</strong>nische Unternehmen von Bedeutung. Die geographische<br />
Lage am nordöstlichen Rand der EU ist zwar e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>us für die Position im geme<strong>in</strong>samen B<strong>in</strong>nenmarkt,<br />
aber e<strong>in</strong> großes Plus im H<strong>in</strong>blick auf die Verb<strong>in</strong>dungen nach Norden <strong>und</strong> Osten.<br />
Der Hochlohnstandort bietet sich als Transitalternative vor allem wegen der modernen <strong>und</strong> effizienten<br />
Infrastruktur an, auch zur Luftfracht-, Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> RoRo-Abwicklung. Der Logistic-Performance-Index<br />
2012 der Weltbank, der die Branchenattraktivität von 155 Ländern vergleicht,<br />
führt F<strong>in</strong>nland weltweit auf dem 3. Platz (2010: 12.). In den Bereichen Logistikqualität <strong>und</strong> -kompetenz<br />
sowie Nachverfolgung (der Ware) ist F<strong>in</strong>nland sogar weltweit führend <strong>und</strong> bei der Verzollung<br />
bef<strong>in</strong>det sich das nordische Land an zweiter Stelle.<br />
E<strong>in</strong> Vorteil für das GUS-Geschäft ist auch, dass die f<strong>in</strong>nischen Gleise auf der breiten russischen Spur<br />
(152 cm) verlaufen. Die Autobahn entlang der Südküste <strong>in</strong> Richtung des Grenzübergangs nach<br />
St. Petersburg ist fast fertiggestellt <strong>und</strong> die Häfen <strong>und</strong> Logistikzentren verfügen über modernste IT<strong>und</strong><br />
Steuerungslösungen. E<strong>in</strong> Nachteil des Standorts F<strong>in</strong>nland ist dagegen, dass die Ostsee entlang<br />
der gesamten Küste <strong>in</strong> der Regel mehrere Wochen im Jahr zufriert, was auch der <strong>in</strong>tensive E<strong>in</strong>satz<br />
von Eisbrechern nur bed<strong>in</strong>gt kompensieren kann.<br />
Insgesamt waren 2012 etwa 33,2% der per Bahn beförderten Gütermenge für das Ausland - <strong>und</strong> das<br />
heißt fast ausschließlich für Russland - bestimmt. Auch der Lkw-Verkehr hat große Dimensionen erreicht.<br />
Im Jahr 2012 haben <strong>in</strong>sgesamt 707.000 Lkw die f<strong>in</strong>nisch-russische Grenze <strong>in</strong> beiden Richtungen<br />
passiert, davon 47% <strong>in</strong> Vaalimaa an der Trasse zwischen St. Petersburg <strong>und</strong> Hels<strong>in</strong>ki.<br />
F<strong>in</strong>nische Häfen profitieren ebenfalls vom GUS-Umschlag. Vor allem der südöstliche, nahe des<br />
Grenzübergangs nach St. Petersburg gelegene Doppelstandort Ham<strong>in</strong>a-Kotka ist stark auf das östliche<br />
Nachbarland ausgerichtet. Dort hat der Transit 2012 etwa 33,3% aller Waren ausgemacht.<br />
Aber auch <strong>in</strong> den westlichen Häfen Kokkola (32,5%) <strong>und</strong> Pori (17,9%) sowie im südwestlichen Hanko<br />
(9,1%) hat der Transit 2012 e<strong>in</strong>e erhebliche Rolle gespielt. F<strong>in</strong>nlandweit hat Schüttgut 2012 knapp die<br />
Hälfte des Transits ausgemacht (49,6%), gefolgt von Stückgut (27,1%) <strong>und</strong> Flüssigwaren (23,3%).<br />
Umschlag <strong>in</strong> wichtigen f<strong>in</strong>nischen Seehäfen (<strong>in</strong> Mio. t)<br />
2011 2012 Veränderung 2012/2011<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
Insgesamt, darunter <strong>in</strong> 98,5 93,2 -5,4<br />
Kilpilahti 18,4 19,2 4,2<br />
Ham<strong>in</strong>a-Kotka 13,1 13,0 -1,2<br />
Hels<strong>in</strong>ki 11,1 10,7 -3,5<br />
Kokkola 7,3 6,9 -6,6<br />
Rauma 6,1 5,9 -4,2<br />
Naantali 6,7 5,4 -19,5<br />
Raahe 5,0 4,9 -2,2<br />
Hanko 3,1 3,2 2,4<br />
Pori 4,5 3,2 -29,3<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
25
F<strong>in</strong>nland<br />
Umschlag <strong>in</strong> wichtigen f<strong>in</strong>nischen Seehäfen (<strong>in</strong> Mio. t) (Forts.)<br />
2011 2012 Veränderung 2012/2011<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
Oulu 2,8 2,9 4,7<br />
Turku 2,6 2,4 -7,5<br />
Tornio 2,0 2,3 14,4<br />
Quelle: Verkehrsagentur<br />
<strong>Deutsch</strong>e Anbieter wie DB Schenker, DHL sowie Kühne & Nagel zählen ebenso wie DSV aus Dänemark<br />
zu den größten Logistikunternehmen <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland. Das größte Branchenunternehmen im<br />
nordischen Land ist die Fluggesellschaft F<strong>in</strong>nair, gefolgt von der Post Itella <strong>und</strong> der Bahn VR. E<strong>in</strong>e<br />
sehr wichtige Rolle spielen <strong>in</strong> dem Ostseeanra<strong>in</strong>erstaat auch die Reedereien F<strong>in</strong>nl<strong>in</strong>es, Vik<strong>in</strong>g,<br />
Tall<strong>in</strong>k-Silja, Neste Shipp<strong>in</strong>g, Eckerö <strong>und</strong> Conta<strong>in</strong>erships Ltd.<br />
Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland<br />
Anbieter (Herkunftsland) Sitz Umsatz 2012 Internetadresse<br />
(<strong>in</strong> Mio. Euro)<br />
F<strong>in</strong>nair Oyj (F<strong>in</strong>nland) Hels<strong>in</strong>ki 2.449 www.f<strong>in</strong>nair.fi<br />
Itella Oyj (F<strong>in</strong>nland) Hels<strong>in</strong>ki 1.946 www.itella.fi<br />
VR-Yhtymä Oy (F<strong>in</strong>nland) Hels<strong>in</strong>ki<br />
1.437 www.vr.fi<br />
F<strong>in</strong>nl<strong>in</strong>es Oyj (Italien) Hels<strong>in</strong>ki 609 www.f<strong>in</strong>nl<strong>in</strong>es.com<br />
Vik<strong>in</strong>g L<strong>in</strong>e Abp Mariehamn<br />
516 www.vik<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>e.fi<br />
(F<strong>in</strong>nland)<br />
Tall<strong>in</strong>k-Silja Oy (Estland) Hels<strong>in</strong>ki 2)<br />
492 1) www.tall<strong>in</strong>ksilja.com<br />
Neste Shipp<strong>in</strong>g Oy Espoo<br />
332 1) www.nesteoil.fi<br />
(F<strong>in</strong>nland)<br />
DB Schenker F<strong>in</strong>land Hels<strong>in</strong>ki<br />
283 1) www.dbschenker.fi<br />
(<strong>Deutsch</strong>land)<br />
Rederibolaget Eckerö Eckerö<br />
235 1) www.eckerol<strong>in</strong>e.fi<br />
(F<strong>in</strong>nland)<br />
Conta<strong>in</strong>erships Ltd Oy Hels<strong>in</strong>ki<br />
220 1) www.conta<strong>in</strong>ershipsgroup.com<br />
(F<strong>in</strong>nland)<br />
DHL Freight Oy<br />
Hels<strong>in</strong>ki<br />
201 1) www.dhl.fi<br />
(<strong>Deutsch</strong>land)<br />
Hels<strong>in</strong>g<strong>in</strong> Kaukokiito Oy Hels<strong>in</strong>ki<br />
169 1) www.kaukokiito.fi<br />
(F<strong>in</strong>nland)<br />
Steveco Oy (F<strong>in</strong>nland) Kotka 147 1) www.steveco.fi<br />
DSV Road Oy<br />
Vantaa<br />
145 1) www.dsv.com<br />
(Dänemark)<br />
Oy Kuehne + Nagel Ltd<br />
(<strong>Deutsch</strong>land)<br />
Hels<strong>in</strong>ki<br />
128 1) www.kn-portal.com<br />
1) Geschäftsjahr 2011; 2) gehört zur estnischen AS-Tall<strong>in</strong>k Group, Hauptsitz Tall<strong>in</strong>n<br />
Quellen: Zeitschrift „Talouselämä“, Fonecta, Unternehmen<br />
26 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Kontaktanschriften:<br />
M<strong>in</strong>isterien, Öffentliche Institutionen:<br />
M<strong>in</strong>isterium für Transport <strong>und</strong> Kommunikation<br />
(Liikenne- ja viest<strong>in</strong>täm<strong>in</strong>isteriö)<br />
Besucheradresse: Eteläesplanadi 16, 00130 Hels<strong>in</strong>ki<br />
Postadresse: Postfach 31, 00023 Government<br />
Tel.: 00358/29 51 60 01, Fax: -916 02 85 96<br />
E-Mail: kirjaamo@lvm.fi, Internet: www.lvm.fi<br />
Verkehrsagentur<br />
(Liikennevirasto)<br />
Besucheradresse: Opast<strong>in</strong>silta 12a, 00520 Hels<strong>in</strong>ki<br />
Postadresse: Postfach 33, 00521 Hels<strong>in</strong>ki<br />
Tel.: 00358 20/637 37-3, Fax: -00<br />
E-Mail: kirjaamo@liikennevirasto.fi, Internet: www.liikennevirasto.fi<br />
Agentur für Verkehrssicherheit Trafi<br />
(Liikenteen turvallisuusvirasto Trafi)<br />
Besucheradresse: Kumpulantie 9, 00520 Hels<strong>in</strong>ki<br />
Postadresse: Postfach 320, 00101 Hels<strong>in</strong>ki<br />
Tel.: 00358 29/534 50-00, Fax: -95<br />
Internet: www.trafi.fi<br />
F<strong>in</strong>avia<br />
Besucheradresse: Lentäjäntie 3, 01530 Vantaa<br />
Postadresse: Postfach 50, 01531 Vantaa<br />
Tel. 00358 20/708-000, Fax: -20 99<br />
Internet: www.f<strong>in</strong>avia.fi<br />
Verbände, Kammern, Cluster:<br />
Hauptverband der F<strong>in</strong>nischen Wirtschaft EK<br />
(El<strong>in</strong>ke<strong>in</strong>oelämän keskusliitto EK)<br />
Besucheradresse: Eteläranta 10, 00130 Hels<strong>in</strong>ki<br />
Postadresse: Postfach 30, 00131 Hels<strong>in</strong>ki<br />
Tel.: 00358 9/42 02-0, Fax: -22 99<br />
E-Mail: netti@ek.fi, Internet: www.ek.fi<br />
Verband der Logistikunternehmen<br />
(Logistiikkayritysten Liitto ry)<br />
Besucheradresse: Eteläranta 10, 00130 Hels<strong>in</strong>ki<br />
Postadresse: Postfach 30, 00131 Hels<strong>in</strong>ki<br />
Tel.: 00358/942 02 33 89, Fax: -205 95 50 01<br />
Internet: www.logistiikkayritykset.fi<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
27
F<strong>in</strong>nland<br />
F<strong>in</strong>nischer Hafenverband<br />
(Suomen Satamaliitto)<br />
To<strong>in</strong>en l<strong>in</strong>ja 14, 00530 Hels<strong>in</strong>ki<br />
Tel.: 003589/77 11, Fax: -7 53 04 74<br />
Internet: www.satamaliitto.fi<br />
F<strong>in</strong>nische Transport- <strong>und</strong> Logistik-Organisation SKAL<br />
(Suomen Kuljetus ja Logistiikka SKAL ry)<br />
Besucheradresse: Nuijamiestentie 7, 00400 Hels<strong>in</strong>ki<br />
Postadresse: Postfach 38, 00401 Hels<strong>in</strong>ki<br />
Tel.: 00358 9/47 89 99, Fax: -587 85 20<br />
Internet: www.skal.fi<br />
Logistikcluster LIMOWA<br />
(LIMOWA Logistiikkaklusteri)<br />
c/o Technogoy Center TechVilla Ltd<br />
Kankur<strong>in</strong>katu 4-6, 05800 Hyv<strong>in</strong>kää<br />
Tel.: 00358 19/871 22 19<br />
Internet: www.limowa.fi<br />
F<strong>in</strong>nische Kauf- <strong>und</strong> Logistikvere<strong>in</strong>igung LOGY<br />
(Suomen Osto- ja Logistiikkayhdistys LOGY ry)<br />
Nuijamiestentie 3 A, 00400 Hels<strong>in</strong>ki<br />
Tel.: 00358 44/336 70 83<br />
Internet: www.logy.fi<br />
F<strong>in</strong>nischer Speditionsverband<br />
(Suomen Huol<strong>in</strong>taliikkeiden Liitto ry)<br />
Besucheradresse: Eteläranta 10, 00130 Hels<strong>in</strong>ki<br />
Postadresse: Postfach 62, 00131 Hels<strong>in</strong>ki<br />
Tel.: 00358 20/595 50 01<br />
Internet: www.huol<strong>in</strong>taliitto.fi<br />
<strong>Deutsch</strong>-F<strong>in</strong>nische <strong>Handelskammer</strong><br />
Besucheradresse: Mikonkatu 25, 00100 Hels<strong>in</strong>ki<br />
Postadresse: Postfach 83, 00101 Hels<strong>in</strong>ki<br />
Tel.: 00358 9/612 21 20, Fax: -64 28 59<br />
Internet: www.dfhk.fi<br />
28 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
3.3 Investitionen sollen F<strong>in</strong>nlands Wettbewerbsfähigkeit<br />
sichern / Von Torsten Pauly<br />
Transitgeschäft gen Osten birgt Chancen <strong>und</strong> Risiken<br />
Hels<strong>in</strong>ki (gtai) - F<strong>in</strong>nland punktet als Hochlohnstandort mit e<strong>in</strong>er guten Logistik<strong>in</strong>frastruktur, was sich<br />
auch im Logistic-Performance-Index der Weltbank 2012 zeigt: Dort belegt der nordische Staat unter<br />
155 Ländern den dritten Rang. Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit sieht die Regierung Investitionen<br />
von 4,9 Mrd. Euro bis 2022 für strategische Verkehrsprojekte vor. F<strong>in</strong>nland bietet sich auch für den<br />
sich verändernden Transit <strong>in</strong> die GUS-Märkte <strong>und</strong> nach Asien an. Dabei ist die Konkurrenz jedoch groß.<br />
Bereits 1,4 Mrd. Euro will F<strong>in</strong>nlands Regierung von 2012 bis 2015 <strong>in</strong> ausgewählte Verkehrsprojekte<br />
<strong>in</strong>vestieren. Hiervon entfallen 710 Mio. Euro auf Investitionen <strong>in</strong> Straßen, 445 Mio. Euro auf Bahntrassen<br />
<strong>und</strong> der Rest auf Verkehrskontrollsysteme, urbanistische Planungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Meereskanal<br />
beim Hafen Rauma. Die mittelfristig größten Bahnprojekte s<strong>in</strong>d der Ausbau des Rangiergeländes<br />
<strong>in</strong> Hels<strong>in</strong>ki sowie der beiden Trassen von der Hauptstadt zum <strong>in</strong>ländischen Knotenpunkt<br />
Riihimäki sowie <strong>in</strong> Westf<strong>in</strong>nland von Se<strong>in</strong>äjoki nach Oulu.<br />
Erheblicher zusätzlicher Transportbedarf sowohl per Bahn als auch per Lkw wird <strong>in</strong> den kommenden<br />
Jahren durch neue Metallgruben entstehen. Der Bergbau expandiert vor allem <strong>in</strong> Nord- <strong>und</strong><br />
Mittelf<strong>in</strong>nland stark <strong>und</strong> soll laut e<strong>in</strong>er 2011 erschienenen Studie des Forschungs<strong>in</strong>stituts der F<strong>in</strong>nischen<br />
Wirtschaft ETLA <strong>in</strong> den kommenden Jahren bis zu 3 Mrd. Euro <strong>in</strong>vestieren <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Branchenumsatz<br />
zwischen 2010 <strong>und</strong> 2016 von 800 Mio. Euro auf 2,5 Mrd. Euro mehr als verdreifachen.<br />
Dagegen verliert die traditionsreiche <strong>und</strong> auch für das Logistikgeschäft wichtige Holz- <strong>und</strong> Papier<strong>in</strong>dustrie<br />
zunehmend an Bedeutung. Diese hat zuletzt mehrere Standorte stillgelegt <strong>und</strong> die Zahl<br />
der Arbeitsplätze zwischen 2006 <strong>und</strong> 2011 um 25,2% auf 42.000 Stellen verr<strong>in</strong>gert.<br />
E<strong>in</strong>e Herausforderung für den Schiffs<strong>transport</strong> ist die EU-Schwefelrichtl<strong>in</strong>ie, die 2015 <strong>in</strong> Kraft treten<br />
<strong>und</strong> Transporte mit herkömmlichem Schadstoffausstoß stark verteuern wird. Dies ist für F<strong>in</strong>nlands<br />
Logistikbranche wegen der sehr wichtigen Ostseeanb<strong>in</strong>dung zu anderen EU-Ländern von großer<br />
Bedeutung. Schätzungen erwarten branchenweite Mehrkosten von bis zu 600 Mio. Euro. Daher ist<br />
<strong>in</strong> den kommenden Jahren mit erheblichen Modernisierungs<strong>in</strong>vestitionen der f<strong>in</strong>nischen Reeder<br />
zu rechnen. So hat die Vik<strong>in</strong>g-L<strong>in</strong>e Abp Anfang 2013 e<strong>in</strong>e neue Fähre mit LNG-Antrieb <strong>in</strong> Betrieb genommen.<br />
Der Ende 2011 erschienene, von der EU f<strong>in</strong>anzierte „Baltic Transport Outlook 2030“ besche<strong>in</strong>igt<br />
F<strong>in</strong>nland als Logistikstandort langfristig aber e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt gute Zukunft, soll sich doch der <strong>in</strong>ternationale<br />
Umschlag im nordischen Land zwischen 2010 <strong>und</strong> 2030 um <strong>in</strong>sgesamt 27% auf dann<br />
125 Mio. t jährlich erhöhen.<br />
Großes Potential für die f<strong>in</strong>nische Logistikbranche bietet dabei zum e<strong>in</strong>en das Transitgeschäft zwischen<br />
der EU <strong>und</strong> den GUS-Märkten. Hierbei gibt es jedoch e<strong>in</strong>e sehr starke Konkurrenz zwischen<br />
allen Ostseestandorten <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland, Russland <strong>und</strong> den drei baltischen Staaten, welche sich auch<br />
alle durch die breitere russische Gleisspur anbieten.<br />
F<strong>in</strong>nland punktet <strong>in</strong> diesem Wettbewerb durch se<strong>in</strong>e moderne Infrastruktur <strong>und</strong> zuverlässige Abfertigung,<br />
hat jedoch den Nachteil der hohen Löhne <strong>und</strong> sonstigen Kosten. So bieten etwa die südlichen<br />
Häfen Hanko, Hels<strong>in</strong>ki <strong>und</strong> Ham<strong>in</strong>a-Kotka sowie auch die etwas im Inland gelegenen Logis-<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
29
F<strong>in</strong>nland<br />
tikzentren <strong>in</strong> Kerava <strong>und</strong> Kouvola modernste Anlagen zur Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> RoRo-Verladung. Im estnischen<br />
Tall<strong>in</strong>n <strong>und</strong> <strong>in</strong> den lettischen Häfen dom<strong>in</strong>ieren dagegen eher Schütt- <strong>und</strong> Flüssiggüter.<br />
Nicht zuletzt um se<strong>in</strong>e Attraktivität für den Russland<strong>transport</strong> zu verbessern, treibt F<strong>in</strong>nland auch<br />
den Bau der Autobahn E18 von Hels<strong>in</strong>ki zum Grenzübergang nach St. Petersburg energisch voran.<br />
Noch fertigzustellen s<strong>in</strong>d die letzten fehlenden östlichen Abschnitte ab Koskenkylä, dazu sollen an<br />
der Grenze <strong>in</strong> Vaalimaa moderne Anlagen zur Lkw-Verzollung entstehen.<br />
Gerade für den Russlandtransit über F<strong>in</strong>nlands Südküste stellt jedoch der Bau des neuen, modernen<br />
russischen Großhafens Ust-Luga unweit der estnischen Grenze e<strong>in</strong>e erhebliche Herausforderung<br />
dar. Dieser strebt laut eigenen Angaben bereits für 2018 mit allen Gütersparten e<strong>in</strong>en Jahresumschlag<br />
von 180 Mio. t an, was zum Beispiel das 2012 erreichte Volumen <strong>in</strong> Hamburg (131 Mio. t)<br />
deutlich überträfe. Selbst wenn Ust-Luga dieses ambitionierte Ziel nicht voll verwirklicht, so könnten<br />
die modernen Anlagen doch erheblichen Transit aus F<strong>in</strong>nland <strong>und</strong> den baltischen Staaten abziehen.<br />
Andere Wachstumschancen für F<strong>in</strong>nlands Logistiksektor eröffnet die Nordroute zwischen Europa<br />
<strong>und</strong> Asien, die relativ kurz ist <strong>und</strong> auf der F<strong>in</strong>nland mit se<strong>in</strong>en modernen Logistikanlagen hervorragend<br />
positioniert ist. Schon heute gew<strong>in</strong>nt der nordische Standort als Drehkreuz für die Luftfracht<br />
stetig an Bedeutung.<br />
Es bestehen auch e<strong>in</strong>ige Investitionsprojekte <strong>in</strong> diesem Bereich, so der Ausbau der Logistikzentren<br />
<strong>in</strong> Kerava nördlich des Flughafens Hels<strong>in</strong>ki-Vantaa. Ebenfalls gute Flugplatzanb<strong>in</strong>dungen sollen<br />
im mittleren Westen des Landes die Nordic Logistic City <strong>in</strong> Se<strong>in</strong>äjoki <strong>und</strong> das Projekt <strong>in</strong> Vaasa aufweisen.<br />
Noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em frühen Planungsstadium bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Flughafen samt Logistikpark <strong>in</strong><br />
Humppila, der sich günstig im Südwesten des Landes zwischen Hels<strong>in</strong>ki, Tampere <strong>und</strong> Turku bef<strong>in</strong>den<br />
würde.<br />
Branchenkenner erwarten, dass Schiffe im Zuge der Erderwärmung die arktische Nord-Ost-Passage<br />
zwischen Europa <strong>und</strong> Fernost <strong>in</strong> den kommenden Jahren verstärkt befahren werden, da diese<br />
deutlich kürzer ist als die Verb<strong>in</strong>dung durch den Suez-Kanal. Dies würde dem f<strong>in</strong>nischen Logistikgewerbe<br />
langfristig zusätzliche Perspektiven eröffnen, was jedoch e<strong>in</strong>en teuren Ausbau der Infrastruktur<br />
voraussetzt. E<strong>in</strong>e im März 2012 erschienene Studie beziffert etwa die re<strong>in</strong>en Baukosten e<strong>in</strong>er<br />
Bahnverlängerung vom lappländischen Zentrum Rovaniemi zum nordnorwegischen Hafen<br />
Kirkenes an der Barentssee auf bis zu 3,1 Mrd. Euro.<br />
Mitte 2012 hat e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>nische Regierungskommission ihre Arbeit an e<strong>in</strong>er neuen, landesweiten<br />
Strategie für den Logistiksektor aufgenommen. Diese soll Ende 2013 vorliegen <strong>und</strong> Perspektiven<br />
für die kurzfristige Entwicklung bis 2015 <strong>und</strong> für die mittelfristige Periode bis 2022 aufzeigen.<br />
30 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Wichtige Logistikzentren <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland<br />
Logistikzentrum (Ort) Kommentar<br />
Hafen Vuosaari (Hels<strong>in</strong>ki) RoRo- <strong>und</strong> Conta<strong>in</strong>er-Hafen, Autobahn- <strong>und</strong> Gleisanschluss,<br />
20 km zum Flughafen Hels<strong>in</strong>ki-Vantaa, 7 ha großes<br />
Intermodal-Term<strong>in</strong>al für Bahn<strong>logistik</strong> im Bau<br />
(www.portofhels<strong>in</strong>ki.fi)<br />
LogiCity (Turku)<br />
Bus<strong>in</strong>ess- <strong>und</strong> Logistikzentrum unweit der Häfen Turku <strong>und</strong><br />
Naantali <strong>und</strong> des Flughafens Turku, Autobahn- <strong>und</strong> Gleisanschluss,<br />
derzeit 400.000 qm Lagerfläche, Erweiterung auf<br />
1 Mio. qm geplant(www.logicity.fi)<br />
Freihafen Hanko<br />
E<strong>in</strong>ziger f<strong>in</strong>nischer Freihafen mit viel Kfz-Umladung,<br />
76.000 qm Lager- <strong>und</strong> 728.000 qm Stellfläche im Freien,<br />
Gleis- <strong>und</strong> Fernstraßenanschluss, 130 km nach Hels<strong>in</strong>ki<br />
(www.portofhanko.fi)<br />
Hafen Kotka-Ham<strong>in</strong>a Östlichster, 35 km von der russischen Grenze entfernter f<strong>in</strong>nischer<br />
Hafen, 130 km zum Flughafen Hels<strong>in</strong>ki-Vantaa,<br />
1,1 Mio. qm Lagerfläche, Autobahn- <strong>und</strong> Gleisanschluss<br />
(www.ham<strong>in</strong>akotka.fi)<br />
Kouvola<br />
Größter Rangierbahnhof F<strong>in</strong>nlands, 200.000 qm Lagerfläche,<br />
6 ha Conta<strong>in</strong>erstellplatz, 55 km zum Hafen Ham<strong>in</strong>a-<br />
Kotka, 136 km zum Flughafen Hels<strong>in</strong>ki-Vantaa, 86 km zur<br />
russischen Grenze (www.kouvolacargohandl<strong>in</strong>g.fi)<br />
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest<br />
Ausgewählte Großprojekte im f<strong>in</strong>nischen Logistiksektor<br />
Projektbezeichnung<br />
Investition Projektstand Sonstige Anmerkungen<br />
(<strong>in</strong> Mio. Euro)<br />
Bahnl<strong>in</strong>ie Se<strong>in</strong>äjoki-Oulu,<br />
860 Im Bau Geplante Fertigstellung 2017<br />
Ausbau<br />
Bahntrasse Hels<strong>in</strong>ki-Riihimäki,<br />
Kapazitätsausbau<br />
150 Planung Geplanter Baubeg<strong>in</strong>n 2014<br />
Rangierbahnhof Hels<strong>in</strong>ki,<br />
Ausbau<br />
Autobahn E18 Koskenkylä-Kotka,<br />
Neubau<br />
Autobahn E18 Ham<strong>in</strong>a-<br />
Vaalimaa (Russland),<br />
Neubau<br />
Lkw-Grenzabfertigung<br />
Vaalimaa<br />
Autobahn E18, Umgehung<br />
Ham<strong>in</strong>a<br />
100 Planung Prioritäres Projekt <strong>in</strong> Verkehrsstrategie<br />
der Regierung<br />
2012<br />
300 Im Bau Geplante Fertigstellung 2014<br />
240 Planung Prioritäres Projekt <strong>in</strong> Verkehrsstrategie<br />
der Regierung<br />
2012<br />
25 Planung Prioritäres Projekt <strong>in</strong> Verkehrsstrategie<br />
der Regierung<br />
2012<br />
180 *) Im Bau Geplante Fertigstellung 2015<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
31
F<strong>in</strong>nland<br />
Ausgewählte Großprojekte im f<strong>in</strong>nischen Logistiksektor (Forts.)<br />
Projektbezeichnung<br />
Investition Projektstand Sonstige Anmerkungen<br />
(<strong>in</strong> Mio. Euro)<br />
R<strong>in</strong>gstraße III Hels<strong>in</strong>ki,<br />
Ausbau (2. Phase)<br />
150 Im Bau Geplante Fertigstellung 2016<br />
Kerava Cargo Center<br />
KerCa (Kerava)<br />
Nordic Logistik City<br />
(Se<strong>in</strong>äjoki)<br />
Logistikgebiet Vaasa<br />
(Vaasa)<br />
Humppila Eco Airport and<br />
Logistics Centre (Humppila)<br />
Passagier- <strong>und</strong> RoRo-Hafen<br />
Hels<strong>in</strong>ki-Länsisatama,<br />
Erweiterung mit neuem<br />
Term<strong>in</strong>al<br />
LNG-Hafenterm<strong>in</strong>al <strong>in</strong><br />
Porvoo oder Inkoo (Gasum<br />
Oy)<br />
LNG-Hafenterm<strong>in</strong>al <strong>in</strong><br />
Tornio(Rautaruukki Oyj,<br />
Outokumpu Oyj, EPV<br />
Energy Oy)<br />
*) <strong>in</strong>klusive späterer Wartung im Rahmen e<strong>in</strong>er Public Private Partnership<br />
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen<br />
k.A. Planung, teilweise<br />
im Ausbau<br />
k.A. Planung<br />
k.A. Planung, teilweise<br />
im Bau<br />
k.A. Planung<br />
100 Planung<br />
200-400 Planung<br />
160 ha Fläche, 15 km nördlich<br />
vom Flughafen Hels<strong>in</strong>ki-<br />
Vantaa, 20 km zum Seehafen<br />
Hels<strong>in</strong>ki-Vuosaari<br />
600 ha Fläche, Flughafen-,<br />
Straßen- <strong>und</strong> Bahnanb<strong>in</strong>dung<br />
400 ha Fläche, Hafen-, Flughafen,<br />
Straßen- <strong>und</strong> Bahnanb<strong>in</strong>dung<br />
300-400 Planung Geplante Fertigstellung 2018<br />
32 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Lettland<br />
Lettland<br />
4. Lettland<br />
4.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick / Von Torsten Pauly<br />
Euroe<strong>in</strong>führung soll zusätzliche Impulse geben<br />
Riga (gtai) - Lettlands Wirtschaft war 2012 die dynamischste <strong>in</strong> der EU <strong>und</strong> soll es auch 2013 bleiben. Das<br />
Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP) des mittelbaltischen Landes wird <strong>in</strong> diesem Jahr um 4,3% steigen, so die<br />
Erwartung der Swedbank. Dabei ist der Aufschwung breit abgefedert, denn sowohl die Investitionen<br />
(+9,0%) wie auch der Export (+5,7%) <strong>und</strong> der Konsum (+4,1%) sollen sich 2013 robust ausweiten. Im Zuge<br />
dessen steigt auch die Nachfrage nach Importen kräftig um 8,6%. Bereits 2012 (+5,6%) <strong>und</strong> 2011 (+5,5%)<br />
gab es e<strong>in</strong>e kräftige Konjunkturerholung, zuvor allerd<strong>in</strong>gs auch BIP-E<strong>in</strong>brüche von 3,3% (2008), 17,7%<br />
(2009) <strong>und</strong> 0,9% (2010).<br />
Anfang 2014 will Lettland den Euro als gesetzliches Zahlungsmittel e<strong>in</strong>führen, was der Wirtschaft<br />
zusätzliche Impulse verleihen sollte. Die Swedbank rechnet für 2014 mit e<strong>in</strong>em BIP-Wachstum von<br />
5,0%. Dass Lettland trotz der Wirtschaftskrise von 2008 bis 2010 voraussichtlich alle Bed<strong>in</strong>gungen<br />
zur Euroübernahme erfüllt, belegt die bee<strong>in</strong>druckende Anpassungsfähigkeit mit harten Sparmaßnahmen<br />
im öffentlichen <strong>und</strong> privaten Sektor. Lohne<strong>in</strong>schnitte <strong>und</strong> andere Preisrückgänge etwa<br />
bei Immobilien haben die <strong>in</strong>ternationale Wettbewerbsfähigkeit stark verbessert <strong>und</strong> den Gr<strong>und</strong>ste<strong>in</strong><br />
für die Konjunkturerholung gelegt.<br />
Die Nachfrage nach Masch<strong>in</strong>en, Anlagen <strong>und</strong> anderen Ausrüstungen sollte dank der anhaltend<br />
guten Konjunktur weiter zunehmen. Die lettische Industrieproduktion wird 2013 um 7,9% steigen,<br />
so die Prognose der Danske Bank. Auch der Kfz-Markt soll 2013 entgegen dem europäischen Trend<br />
um 5% anziehen, schätzen Branchenkenner.<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
33
Lettland<br />
Besondere Geschäftschancen bietet e<strong>in</strong>e Reihe von Großprojekten. Der Hafen Riga verbessert se<strong>in</strong>e<br />
Schienenwege, vertieft die Schiffsbecken <strong>und</strong> baut e<strong>in</strong>e Reihe Term<strong>in</strong>als. Auch Abschnitte auf der<br />
wichtigen Bahntrasse von der Hauptstadt <strong>in</strong> Richtung Moskau werden elektrifiziert <strong>und</strong> erhalten<br />
teilweise e<strong>in</strong>e zweite Spur. Im Norden von Riga soll e<strong>in</strong>e neue Umgehungsstraße bis zu 2 Mrd. Euro<br />
kosten.<br />
Dazu stehen Investitionen unter anderem <strong>in</strong> die Passagierabfertigung des Flughafens Riga, <strong>in</strong> den<br />
landesweiten Ausbau des Glasfasernetzes, <strong>in</strong> die Wassernetze der Hauptstadt <strong>und</strong> <strong>in</strong> zwei Universitätskl<strong>in</strong>iken<br />
an. Bei den meisten Großprojekten kann Lettland auch auf erhebliche EU-Fördergelder<br />
<strong>in</strong> der kommenden F<strong>in</strong>anzierungsperiode von 2014 bis 2020 hoffen. Deren konkrete Ausgestaltung<br />
steht allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Frühjahr 2013 noch nicht fest.<br />
Exportchancen für deutsche Unternehmen:<br />
Ausbau der Verkehrswege, Hafentechnik, Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen, Umwelttechnik, Energietechnik,<br />
Kfz, Mediz<strong>in</strong>technik<br />
Großprojekte:<br />
Investitionen <strong>in</strong> Schienentrasse Riga-Russland, Term<strong>in</strong>als <strong>und</strong> Gleisanlagen Hafen Riga,<br />
nördliche Umgehungstraße Riga, Breitbandnetz, Tourismusanlagen<br />
4.2 GUS-Transit spielt große Rolle für den Logistiksektor /<br />
Von Torsten Pauly<br />
Branche hat <strong>in</strong> den letzten Jahren weiter an Bedeutung gewonnen / Schiffs- <strong>und</strong> Bahn<strong>transport</strong>e<br />
dom<strong>in</strong>ieren<br />
Riga (gtai) - Die Logistikbranche ist <strong>in</strong> Lettland e<strong>in</strong>er der wichtigsten Wirtschaftszweige <strong>und</strong> hat 2012<br />
etwa 12,1% der landesweiten Bruttowertschöpfung erbracht. Diese Bedeutung liegt im mit zwei Millionen<br />
E<strong>in</strong>wohnern kle<strong>in</strong>en mittelbaltischen Land vor allem am Transit, den Unternehmen aus Russland<br />
<strong>und</strong> anderen GUS-Staaten über lettische Häfen abwickeln. Dabei überwiegen Schütt- <strong>und</strong> Flüssiggüter,<br />
weswegen der Bahn<strong>transport</strong> <strong>in</strong> Lettland auch wichtiger ist als der Lkw-Verkehr.<br />
Der lettische Logistiksektor ist 2011 um 8,1% <strong>und</strong> 2012 um 4,0% gewachsen. Auch <strong>in</strong> den Krisenjahren<br />
zuvor hat sich das Transportgewerbe weitaus besser entwickelt als die Wirtschaft <strong>in</strong>sgesamt. So gab<br />
es <strong>in</strong> der Logistikbranche zwar 2008 (-0,3%) <strong>und</strong> 2010 (-1,8%) leichte Rückgänge <strong>in</strong> der Wertschöpfung.<br />
Diese waren jedoch ger<strong>in</strong>g im Vergleich zu den E<strong>in</strong>brüchen des Brutto<strong>in</strong>landsproduktes 2008<br />
(-3,3) <strong>und</strong> 2009 (-17,7%). Im Krisenjahr 2009 ist das Logistikgewerbe sogar um 1,1% gewachsen.<br />
34 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Bedeutung des Logistiksektors <strong>in</strong> Lettland 2012<br />
E<strong>in</strong>wohnerzahl (<strong>in</strong> Mio.) 2,0<br />
Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (<strong>in</strong> Mrd. Euro) 22,1<br />
BIP pro Kopf (<strong>in</strong> Euro) 10.815<br />
Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (<strong>in</strong> Mio. Euro) 2.386<br />
Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (<strong>in</strong> % der<br />
12,1<br />
lettischen Bruttowertschöpfung)<br />
Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (reale Veränderung<br />
4,0<br />
<strong>in</strong> %)<br />
Ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen (Ende 2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro), davon 10,0<br />
.Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (Anteil <strong>in</strong> %) 4,4<br />
Quellen: Lettisches Statistikamt, Lettische Zentralbank<br />
Der Gr<strong>und</strong> für die Abkopplung des Logistikgeschäftes von der B<strong>in</strong>nenkonjunktur ist die dom<strong>in</strong>ierende<br />
Rolle des GUS-Transits. Im Jahr 2012 hat der grenzüberschreitende Güterverkehr laut offizieller<br />
Statistik 59,2 Mio. t oder 98% der gesamten Bahnfracht ausgemacht. Beim Straßen<strong>transport</strong> war<br />
der <strong>in</strong>ländische Verkehr mit 43,1 Mio. t oder 82% der Gesamtmenge bedeutender. Unter Berücksichtigung<br />
der zurückgelegten Lkw-Strecke war das <strong>in</strong>ternationale Geschäft auch zur Straße mit 79% aller<br />
gefahrenen Tonnenkilometer wichtiger als das nationale. Insgesamt ist die bewegte Gütermenge<br />
2012 leicht gesunken (-0,1%), wobei e<strong>in</strong>em Rückgang beim Straßen<strong>transport</strong> (-2,4%) e<strong>in</strong> Plus auf<br />
der Schiene (+2,0) <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Luft (+46,2) gegenüberstand.<br />
Güter<strong>transport</strong>e nach Verkehrsträgern <strong>in</strong> Lettland 2012<br />
Verkehrsträger<br />
Beförderte Güter Veränderung (<strong>in</strong> %) Anteil (<strong>in</strong> %)<br />
(<strong>in</strong> 1.000 t)<br />
Gesamtes Frachtvolumen,<br />
113.241 -0,1 100,0<br />
davon<br />
Straßen<strong>transport</strong>e 52.621 -2,4 46,5<br />
Schienen<strong>transport</strong>e 60.601 2,0 53,5<br />
Luft<strong>transport</strong>e 19 46,2 0,02<br />
Anmerkung: Schiffs<strong>transport</strong> wird nicht als lettischer Güterverkehr ausgewiesen<br />
Quelle: Lettisches Statistikamt<br />
Durchweg gut entwickelt hat sich der Umschlag der drei großen Häfen, der 2012 <strong>in</strong>sgesamt um<br />
9,3% gestiegen ist. Riga war mit e<strong>in</strong>em Anteil von 48% am lettischen Gesamtaufkommen führend<br />
vor Ventspils (40%) <strong>und</strong> Liepaja (9%). Allerd<strong>in</strong>gs hat sich der Umschlag <strong>in</strong> Liepaja am dynamischsten<br />
entwickelt (+53,0%), vor allem dank des Sprungs bei Getreide wegen der guten Ernte (+103,6%), aber<br />
auch wegen der Zunahme bei Conta<strong>in</strong>ern (+39,0% auf 4.120 TEU) <strong>und</strong> <strong>in</strong> der RoRo-Abfertigung<br />
(+60,5% auf 29.746 Fahrzeuge).<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
35
Lettland<br />
Umschlag <strong>in</strong> wichtigen Seehäfen <strong>in</strong> Lettland (<strong>in</strong> Mio. t)<br />
2011 2012 Veränderung 2012/11 (<strong>in</strong> %)<br />
Insgesamt, darunter <strong>in</strong> 68,82 75,19 9,3<br />
Riga 34,05 36,05 5,9<br />
Ventspils 28,45 30,35 6,7<br />
Liepaja 4,86 7,43 53,0<br />
Quelle: Lettisches Statistikamt<br />
Lettland bietet für den GUS-Transit e<strong>in</strong>ige Standortvorteile. Hierfür spricht zum e<strong>in</strong>en die gängige<br />
breite russische Gleisspur (152 cm), die e<strong>in</strong>en ununterbrochenen Bahn<strong>transport</strong> zu allen dortigen<br />
Zielen erlaubt. Zudem ist Riga derjenige EU-Hafen, der Moskau am nächsten liegt. Aufgr<strong>und</strong> der<br />
Sowjetvergangenheit verb<strong>in</strong>det das Land als Standort die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>es EU-Mitglieds<br />
mit hervorragenden Kenntnissen der russischen Sprache <strong>und</strong> der geschäftlichen Gepflogenheiten<br />
<strong>in</strong> der GUS. Die russische Spurbreite hat Lettland <strong>in</strong> der EU allerd<strong>in</strong>gs mit F<strong>in</strong>nland <strong>und</strong> den<br />
beiden baltischen Nachbarn geme<strong>in</strong>, zudem können Estland <strong>und</strong> Litauen ebenfalls mit f<strong>und</strong>ierten<br />
Kenntnissen des postsowjetischen Raums aufwarten. Auch russische Häfen konkurrieren um den<br />
GUS-Transit.<br />
Der Logistic-Performance-Index der Weltbank untersucht die Standortqualitäten von 155 Ländern<br />
<strong>und</strong> führt Lettland im aktuellen Rank<strong>in</strong>g 2012 weltweit an 78. Stelle. Dies ist e<strong>in</strong>e bessere Position<br />
als im Falle von Russland (95.), jedoch e<strong>in</strong>e schlechtere Platzierung im Vergleich zu Estland (65.),<br />
Litauen (58.) <strong>und</strong> vor allem F<strong>in</strong>nland (3.), wo die meisten Kosten allerd<strong>in</strong>gs bedeutend höher s<strong>in</strong>d.<br />
Der LPI erteilt Lettland die besten Bewertungen für die Pünktlichkeit <strong>und</strong> Nachverfolgung der<br />
Ware <strong>und</strong> die schlechtesten E<strong>in</strong>schätzungen zur Verzollung <strong>und</strong> logistischen Kompetenz.<br />
Entsprechend der Transitstruktur s<strong>in</strong>d die größten lettischen Logistikunternehmen <strong>in</strong> der Bahnfracht<br />
<strong>und</strong> im Ölumschlag tätig. Branchenkennern zufolge hatten 2012 <strong>in</strong>sgesamt vier Betreiber<br />
Lizenzen zum Güter<strong>transport</strong> per Bahn. Beim Straßen<strong>transport</strong> gibt es viele, meist kle<strong>in</strong>ere Spediteure,<br />
deren Flotte Schätzungen zufolge im Schnitt fünf bis sieben Lkw ausmacht. In oder bei Riga<br />
s<strong>in</strong>d große deutsche Anbieter wie Kühne & Nagel, DHL, Havi Logistics oder DB Schenker mit auch<br />
zum Transit bestimmten Logistikzentren ebenso vertreten wie große <strong>in</strong>ternationale Spediteure<br />
wie DSV aus Dänemark. Insgesamt waren <strong>in</strong> Lettlands Logistikgewerbe 2011 laut neuester offizieller<br />
Statistik 4.671 Unternehmen tätig (2010: 4.409). Diese haben zusammen e<strong>in</strong>en Umsatz von<br />
4,8 Mrd. Euro (2010: 4,2 Mrd. Euro) erwirtschaftet.<br />
36 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Lettland<br />
Anbieter (Sitz) Anmerkungen Umsatz <strong>in</strong> Internetadresse<br />
Mio. Euro 2011<br />
LDZ Cargo SIA<br />
(Riga)<br />
Fast Bunker<strong>in</strong>g SIA<br />
(Riga)<br />
Ventspils nafta term<strong>in</strong>als<br />
SIA (Ventspils)<br />
Alpa Centrums SIA<br />
(Riga)<br />
Baltijas Tranzita<br />
serviss AS (Riga)<br />
Skonto Metals SIA<br />
(Riga)<br />
JSC Ventbunkers<br />
AS (Ventspils)<br />
Kreiss SIA (Riga)<br />
DSV Transport SIA<br />
(Riga, Zweigstelle<br />
Liepaja)<br />
Havi Logistics SIA<br />
(Riga)<br />
Baltic Logistic<br />
Solutions SIA<br />
(Kekava)<br />
DHL Latvia SIA<br />
(Riga)<br />
Schenker SIA<br />
(Riga)<br />
Kühne & Nagel SIA<br />
(Riga)<br />
Frachtgesellschaft der<br />
staatlichen Bahn<br />
Öl<strong>transport</strong><br />
Öl<strong>transport</strong><br />
Bahnfracht, Eigentümer:<br />
JSC, Russland<br />
Bahnfracht<br />
Bahn<strong>transport</strong>e,<br />
Schwerpunkt Metall-<br />
Schüttgut<br />
Öl<strong>transport</strong>e<br />
Lkw-Spediteur, auch<br />
Kühl<strong>transport</strong>e<br />
Lkw-Spediteur, Intermodal,<br />
Eigentümer:<br />
DSV, Dänemark<br />
Intermodal, Schwerpunkt<br />
Lebensmittel<br />
Lkw-Spediteur, auch<br />
Kühl<strong>transport</strong>e, Eigentümer<br />
BLS, Litauen<br />
Intermodale Kurier-,<br />
Frachtdienste<br />
Lkw-Spediteur, Intermodal<br />
Intermodal<br />
369,1 www.ldz.lv<br />
102,0 www.fastbunker<strong>in</strong>g.lv<br />
83,6 www.vnt.lv<br />
77,2 www.alpa.lv<br />
76,6 www.rto.lv<br />
68,5 www.rto.lv<br />
58,5 www.ventbunkers.lv<br />
39,7 www.kreiss.lv<br />
39,5 www.dsv.lv<br />
39,4 www.havilog.com<br />
38,1 www.bls.lv<br />
20,4 www.dhl.lv<br />
19,0 www.logistics.dbschenker.lv<br />
14,0 www.kn-portal.com<br />
Quelle: Dienas Bizness<br />
Kontaktanschriften:<br />
Verkehrsm<strong>in</strong>isterium (Satiksmes M<strong>in</strong>istrija)<br />
Gogola iela 3, 1743 Riga<br />
Tel.: 00371/67 02-82 74, Fax: -80 28<br />
E-Mail: satikames.m<strong>in</strong>istrija@sam.gov.lv, Internet: www.sam.gov.lv, www.<strong>transport</strong>.lv<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
37
Lettland<br />
Logistikverband von Lettland LLA<br />
(Latvijas Logistikas Asociacija)<br />
Skolas iela 21-605, 1010 Riga<br />
Tel.: 00371/67 37 33 00<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@lla.lv, Internet: www.lla.lv<br />
Lettischer nationaler Spediteursverband LAFF<br />
(Latvijas nacionala kravas ekspeditoru un <strong>logistik</strong>as asociacija)<br />
Ventspils iela 50, 1002 Riga<br />
Tel.: 00371/67 60-31 02; Fax: -13 19<br />
E-Mail: laff@laff.lv, Internet: www.laff.lv<br />
<strong>Deutsch</strong>-<strong>Baltische</strong> <strong>Handelskammer</strong> <strong>in</strong> Estland, Lettland <strong>und</strong> Litauen - Büro Lettland<br />
Kronvalda bulvaris 3-12, 1010 Riga<br />
Tel.: 00371/67-32 07 18, Fax: -83 04 78<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo.lv@ahk-balt.org, Internet: www.ahk-balt.org<br />
4.3 Investitionen <strong>in</strong> die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur /<br />
Von Torsten Pauly<br />
Logistiksektor will Wertschöpfung steigern / Konkurrenz im GUS-Transit nimmt zu<br />
Riga (gtai) - Lettland baut se<strong>in</strong>e Verkehrswege <strong>in</strong> den kommenden Jahren weiter aus. Dabei steht die für<br />
den GUS-Transit wichtige Bahnverb<strong>in</strong>dung zwischen Riga <strong>und</strong> Russland ebenso im Vordergr<strong>und</strong> wie der<br />
Ausbau des Hauptstadthafens selbst. Lettland muss se<strong>in</strong>e Attraktivität als Logistikstandort verbessern,<br />
denn gerade beim GUS-Transit ist der Wettbewerb der Ostseeanra<strong>in</strong>er <strong>in</strong> der Region groß <strong>und</strong> Rank<strong>in</strong>gs<br />
wie der Logistic-Performance-Index der Weltbank stufen Lettland h<strong>in</strong>ter den baltischen Nachbarn e<strong>in</strong>.<br />
Alle<strong>in</strong> im Freihafen Riga sollen laut eigenen Angaben bis 2020 <strong>in</strong>sgesamt 1,1 Mrd. Euro <strong>in</strong>vestiert<br />
werden. Hiervon will die Betreibergesellschaft 300 Mio. Euro selbst aufbr<strong>in</strong>gen, der Rest soll von<br />
Unternehmen <strong>und</strong> Partnern stammen. Dabei stehen die Vertiefung der Hafenbecken auf bis zu<br />
17 m, der Ausbau der Schienenwege samt e<strong>in</strong>er neuen Brücke sowie moderne Term<strong>in</strong>als im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Bereits 2015 soll im Hafen Riga mit EU-Fördermitteln das neue, 149 Mio. Euro teure Schüttgutterm<strong>in</strong>al<br />
auf der Hafen<strong>in</strong>sel Krievusala fertig werden. Der Hafen verlegt so den noch zentrumsnahen<br />
Schüttgutumschlag schrittweise <strong>in</strong> Richtung Ostsee. Dazu plant der Hafen für derzeit<br />
239 Mio. Euro Conta<strong>in</strong>er-, Dünger-, Kühl- <strong>und</strong> Getreideterm<strong>in</strong>als sowie e<strong>in</strong>en Logistikpark. Hierfür<br />
soll es <strong>in</strong> der kommenden F<strong>in</strong>anzierungsperiode von 2014 bis 2020 auch EU-Fördergelder geben.<br />
Deren konkrete Höhe steht aber im Frühjahr 2013 noch nicht fest.<br />
Ausgebaut wird mit EU-Fördergeldern auch die West-Ost-Bahntrasse von Riga Richtung Rezekne<br />
beziehungsweise Moskau, die für den strategisch wichtigen GUS-Transit e<strong>in</strong>e hohe Bedeutung hat.<br />
Zum e<strong>in</strong>en entsteht für 93 Mio. Euro auf dem Abschnitt zwischen Skriveri <strong>und</strong> Krustpils e<strong>in</strong>e zweite<br />
Spur, was sich allerd<strong>in</strong>gs wegen e<strong>in</strong>er Prüfung der Vergabe verzögert. Zum anderen s<strong>in</strong>d Investitionen<br />
<strong>in</strong> Höhe von 549 Mio. Euro <strong>in</strong> die Elektrifizierung der Bahnl<strong>in</strong>ie zwischen Riga <strong>und</strong> Rezekne ge-<br />
38 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
plant. Auch hierfür hofft Lettland auf EU-Fördergelder <strong>in</strong> der nächsten F<strong>in</strong>anzierungsperiode von<br />
2014 bis 2020, worüber aber noch nicht entschieden ist.<br />
Zwei weitere europäische Großprojekte würden dem lettischen Logistiksektor die Chance eröffnen,<br />
se<strong>in</strong> derzeit sehr auf die GUS ausgerichtetes <strong>in</strong>ternationales Geschäft zu diversifizieren. Dies<br />
ist zum e<strong>in</strong>en die geplante Bahnl<strong>in</strong>ie Rail Baltic. Diese soll Tall<strong>in</strong>n - <strong>und</strong> <strong>in</strong> Fährverlängerung Hels<strong>in</strong>ki<br />
- über Riga <strong>und</strong> Litauen mit Warschau verb<strong>in</strong>den <strong>und</strong> anders als die heutigen Gleise im Baltikum<br />
auf der schmaleren mitteleuropäischen, statt auf der breiteren russischen Spurbreite verlaufen.<br />
Dieses Vorhaben bef<strong>in</strong>det sich im Planungsstadium, <strong>und</strong> die Realisierung wird stark von e<strong>in</strong>er EU-<br />
Förderung ab 2014 abhängen, welche ebenfalls noch nicht feststeht.<br />
Das zweite Großprojekt ist der Ausbau der „Via Baltica“ genannten Fernstraße E 67 zur durchgängigen<br />
Autobahn von Tall<strong>in</strong>n über Riga <strong>und</strong> die litauischen Zentren Panevezys sowie Kaunas bis Warschau.<br />
Diese besteht als Autobahn nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Abschnitten <strong>in</strong> Estland <strong>und</strong> Litauen. Gerade <strong>in</strong><br />
Lettland hat sich der geplante Ausbau durch die Konjunkturkrise ab 2008 verzögert, weil das Land<br />
dadurch se<strong>in</strong>e Eigenbeiträge nicht aufbr<strong>in</strong>gen konnte. Das größte geplante Straßenprojekt ist derzeit<br />
die 30 km lange Umgehungsautobahn von Riga, wobei Lettland ebenfalls auf e<strong>in</strong>e EU-Förderung<br />
hofft.<br />
Pr<strong>in</strong>zipiell kommt der Flughafen Riga auch als kostengünstiges Luftfracht-Drehkreuz für West-<br />
Ost- sowie Süd-Nord-Verb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> Frage. Allerd<strong>in</strong>gs ist es zuletzt noch nicht zu größeren Neuansiedlungen<br />
gekommen.<br />
Lettland muss se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Attraktivität als Logistikstandort auch deshalb verbessern, weil<br />
die Konkurrenz im GUS-Transit zunimmt. Bereits heute besteht e<strong>in</strong> großer Wettbewerb von Anbietern<br />
<strong>in</strong> allen baltischen Staaten, F<strong>in</strong>nland <strong>und</strong> Russland selbst. Dieser verstärkt sich noch durch die<br />
modernen Anlagen im neuen russischen Großhafen Ust-Luga, der nahe der estnischen Grenze entsteht.<br />
Ust-Luga hat se<strong>in</strong>en Umschlag 2012 mehr als verdoppelt auf 46,7 Mio. t (+107,2%) <strong>und</strong> strebt<br />
für 2018 e<strong>in</strong> Volumen von 180 Mio. t an. Dies wäre erheblich mehr als die Menge <strong>in</strong> Hamburg 2012<br />
(131 Mio. t).<br />
Selbst wenn Ust-Luga dieses ehrgeizige Ziel nicht voll erreicht, so könnte der Hafen <strong>in</strong> Zukunft auch<br />
aus Lettland viel Transit abziehen. Lettische Häfen wickeln im Transit vor allem den Export russischer<br />
Unternehmen <strong>und</strong> weniger Lieferungen <strong>in</strong>ternationaler Konzerne <strong>in</strong> die GUS ab. So hat die<br />
Beladung von Schiffen 2012 <strong>in</strong> Liepaja 77%, die Entladung aber nur 23% ausgemacht. In Riga stellten<br />
Verladungen sogar 86% <strong>und</strong> <strong>in</strong> Ventspils 94% des gesamten Umschlags. Gerade ihre Verschiffung<br />
von Ausfuhren könnten russische Unternehmen aber rasch nach Ust-Luga verlagern.<br />
Erhöhen muss die lettische Logistikbranche <strong>in</strong> den kommenden Jahren auch ihre Wertschöpfung<br />
etwa im Conta<strong>in</strong>ersegment oder durch die RoRo-Verladung. Zwar g<strong>in</strong>gen 2012 mit 362.000 TEU<br />
etwa 19,6% mehr Conta<strong>in</strong>er durch den Hafen Riga, dennoch haben Conta<strong>in</strong>er dort 2012 nur 10,1%<br />
der Gesamtfracht ausgemacht, während 60% auf Schüttgut <strong>und</strong> 21% auf Öl entfielen.<br />
Im zweitgrößten Hafen Ventspils hat Stückgut 2012 <strong>in</strong>sgesamt 9% zum Umschlag beigetragen,<br />
während 38% Schütt- <strong>und</strong> 53% Flüssiggut - vor allem Öl - waren. Die jährliche Conta<strong>in</strong>erkapazität beträgt<br />
<strong>in</strong> Ventspils 250.000 TEU, lag zuletzt allerd<strong>in</strong>gs weitgehend brach. Gerade Ventspils ist jedoch<br />
e<strong>in</strong> gutes Bespiel für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Wirtschaftsförderung, ist es doch <strong>in</strong> den letzten Jahren gelungen,<br />
e<strong>in</strong>e Reihe Produktionsbetriebe <strong>in</strong> der Sonderwirtschaftszone anzusiedeln.<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
39
Lettland<br />
Durch Liepaja g<strong>in</strong>gen 2012 nur 4.120 TEU an Conta<strong>in</strong>ern (+39,0%), allerd<strong>in</strong>gs war dort der Anteil von<br />
Stückgut mit 40% am höchsten <strong>und</strong> von Flüssigwaren am ger<strong>in</strong>gsten (6%). Schüttgut machte 54%<br />
des Umschlags aus.<br />
In Lettland bieten sich vier logistisch günstig gelegene Sonderwirtschaftszonen <strong>in</strong> Riga, Ventspils<br />
<strong>und</strong> Liepaja sowie im östlichen Bahnknoten Rezekne als Standort für neue Logistikzentren oder<br />
auch zur zusätzlichen Wertschöpfung an. Bei dort ansässigen Unternehmen fallen e<strong>in</strong>e Gew<strong>in</strong>nsteuer<br />
von 5% statt 15% <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Immobiliensteuer von 0,3 statt 1,5% an. Die Mehrwertsteuer entfällt<br />
bei den meisten dort erzeugten oder im- <strong>und</strong> exportierten Waren <strong>und</strong> Dienstleistungen. Für die Ermäßigungen<br />
gelten aber Obergrenzen, je nach Höhe der Investition. Dazu gibt es e<strong>in</strong>e Reihe<br />
moderner Logistikzentren im ganzen Land, die teilweise noch erweitert werden.<br />
Ausgewählte Logistikzentren <strong>in</strong> Lettland<br />
Logistikzentrum (Ort)<br />
Kommentar<br />
Freihafen Riga<br />
Seehafen (Panamaxkapazität), Schiene, Straße; v.a.<br />
Kohle, Öl, Dünger, Holz, auch Conta<strong>in</strong>er <strong>und</strong> Stückgut;<br />
Sonderwirtschaftszone; 1.962 ha zu Lande<br />
(www.rop.lv)<br />
Freihafen Ventpils<br />
Seehafen (eisfrei, Panamaxkapazität), Pipel<strong>in</strong>e,<br />
Schiene, Straße; v.a. Öl, Kohle, Conta<strong>in</strong>er; Sonderwirtschaftszone;<br />
2.541 ha (www.portofventspils.lv)<br />
Hafen Liepaja<br />
Seehafen (eisfrei), Schiene, Straße; v.a. Getreide,<br />
Holz, Metalle, Öl, auch Stückgut <strong>und</strong> Conta<strong>in</strong>er;<br />
Sonderwirtschaftszone; 3.739 ha (www.lzez.lv)<br />
Sonderwirtschaftszone Rezekne Bahnknoten zwischen Riga, Moskau, St. Petersburg,<br />
Litauen-Polen-Belarus; 1.155 ha (www.rzes.lv)<br />
Dom<strong>in</strong>antepark (Kekava bei Riga) moderner Park an Fernstraße E 67 („Via Baltica“) von<br />
Tall<strong>in</strong>n/Hels<strong>in</strong>ki nach Polen; 65 ha (Ausbau geplant)<br />
(www.dom<strong>in</strong>antepark.eu)<br />
NP Nordic Industrial Park (Ola<strong>in</strong>e) Straßenanb<strong>in</strong>dung, nahe Riga; 14 ha<br />
(www.<strong>in</strong>dustrial-park.lv)<br />
NP Bus<strong>in</strong>ess Park Daugavpils Straßen- <strong>und</strong> Bahnanb<strong>in</strong>dung im Osten Lettlands<br />
nahe Litauen <strong>und</strong> Belarus; 18 ha<br />
(www.<strong>in</strong>dustrial-park.lv)<br />
Elipse BLC (Riga)<br />
direkt am <strong>in</strong>ternationalen Flughafen; 4,6 ha<br />
(www.elipse-blc.lv)<br />
Bus<strong>in</strong>ess Centre Eirkel (Jelgava) moderne Logistikanlagen 40 km südlich von Riga,<br />
Straßenanb<strong>in</strong>dung; 49 ha (www.eirkel.lv)<br />
Quellen: Betreibergesellschaften, LIAA<br />
40 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Ausgewählte Großprojekte im lettischen Logistiksektor<br />
Projektbezeichnung Investition (Euro) Projektstand sonstige Anmerkungen<br />
Stadtautobahn im Norden<br />
von Riga (30 km)<br />
<strong>in</strong>kl. Brücke über die<br />
Daugava/Düna<br />
Bau der zweiten Gleisspur<br />
Skriveri-Krustpils<br />
Elektrifizierung des<br />
West-Ost-Bahnkorridors<br />
von Riga <strong>in</strong> Richtung<br />
Rezekne<br />
Rail-Baltic-Bahnl<strong>in</strong>ie<br />
Estland-Riga-Litauen<br />
Schüttgutterm<strong>in</strong>al Freihafen<br />
Riga-Krievusala<br />
neue Conta<strong>in</strong>er-, Dünger-,<br />
Kühl-, Getreideterm<strong>in</strong>als<br />
samt Logistikpark<br />
im Freihafen Riga<br />
bis zu 2 Mrd. Planung Realisierung von<br />
2015-2022 geplant; EU-<br />
Fördersumme offen<br />
(www.ziemelukoridors.lv)<br />
93 Mio. Planung Konsortium (Skonto buve,<br />
BMGS, ACB, B<strong>in</strong>ders);<br />
EU-Förderung; Prüfung<br />
von Vergaben läuft <strong>und</strong><br />
verzögert Realisierung<br />
(www.ldz.lv)<br />
549 Mio. Planung Realisierung ab 2014 geplant;<br />
EU-Förderung offen<br />
(www.ldz.lv)<br />
k.A. Planung<br />
149 Mio. schrittweise<br />
Umsetzung<br />
Realisierung auch abhängig<br />
von EU-Kof<strong>in</strong>anzierung<br />
ab 2014<br />
(www.rgbc.eu)<br />
Fertigstellung 2015 geplant;<br />
EU-Förderung<br />
(www.rop.lv)<br />
239 Mio. Planung Fertigstellung bis 2020 geplant;<br />
EU-Förderung offen<br />
(www.rop.lv)<br />
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
41
Litauen<br />
Litauen<br />
5. Litauen<br />
5.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick / Von Torsten Pauly<br />
Robuste Konjunktur hält an<br />
Vilnius (gtai) - Das Wirtschaftswachstum soll sich <strong>in</strong> Litauen 2013 auf 4,0% beschleunigen (2012:<br />
+3,6%). Damit liegt es im Vergleich zu den anderen zwei baltischen Staaten h<strong>in</strong>ter Lettland, aber vor<br />
Estland. Die Konjunktur ist zudem sehr robust, denn sowohl die Ausfuhr (+4,0%) wie auch der Privatkonsum<br />
(+3,3%) <strong>und</strong> besonders die Investitionstätigkeit (+8,0%) ziehen 2013 kräftig an, so die<br />
Schätzung der Swedbank. Dank der guten Entwicklung erhöht sich auch der Importbedarf (+5,0%).<br />
Im Jahr 2009 war das litauische Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP) um 14,9% e<strong>in</strong>gebrochen, bereits 2010<br />
aber wieder moderat (+1,5%) <strong>und</strong> 2011 dann kräftig (+5,9%) gewachsen. Dabei haben vor allem die<br />
Ausfuhren <strong>und</strong> die Investitionen den Impuls zur raschen Konjunkturerholung gegeben. Dies ist<br />
den harten privaten <strong>und</strong> öffentlichen E<strong>in</strong>schnitten ebenso geschuldet wie den s<strong>in</strong>kenden Reallöhnen<br />
<strong>und</strong> anderen Preisrückgängen. So hat sich Litauens <strong>in</strong>ternationale Wettbewerbsfähigkeit bei<br />
e<strong>in</strong>em konstanten Wechselkurs zum Euro <strong>in</strong> kurzer Zeit erheblich verbessert<br />
Litauens Industrieproduktion soll sich 2013 um 4,2% ausweiten, so die Erwartung der Dankse Bank.<br />
Dies <strong>und</strong> die stärkere Investitionstätigkeit kommen Lieferanten von Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen eben-<br />
42 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
so zugute wie Anbietern von Fahrzeugen. Die Neuwagenregistrierungen waren <strong>in</strong> Litauen 2012<br />
allerd<strong>in</strong>gs wie <strong>in</strong> vielen anderen europäischen Ländern rückläufig.<br />
Aufträge versprechen auch der Infrastrukturausbau <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige Großprojekte im Energiesektor.<br />
Die Anb<strong>in</strong>dung an die EU-Stromnetze verbessert sich durch die beiden Trassen LitPol nach Polen<br />
<strong>und</strong> NordBalt nach Schweden unter der Ostsee. Unklar ist noch, ob das neue Atomkraftwerk <strong>in</strong> Visag<strong>in</strong>as<br />
gebaut wird. Hierfür stehen als strategische Partner die beiden anderen baltischen Staaten<br />
Lettland <strong>und</strong> Estland sowie der japanische Hitachi-Konzern fest. Allerd<strong>in</strong>gs hatte sich e<strong>in</strong>e nichtb<strong>in</strong>dende<br />
Volksbefragung 2012 mehrheitlich gegen den Bau des Nuklearmeilers ausgesprochen.<br />
E<strong>in</strong> schwimmendes Flüssiggasterm<strong>in</strong>al soll <strong>in</strong> Klaipeda entstehen, dazu plant der dortige Hafen<br />
e<strong>in</strong>e Vertiefung der Becken <strong>und</strong> Investitionen <strong>in</strong> Zufahrtswege <strong>und</strong> neue Term<strong>in</strong>als, unter anderem<br />
zur Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> Passagierabfertigung. E<strong>in</strong>e wichtige Rolle bei der Realisierung vieler Vorhaben<br />
wird die Höhe der EU-Fördergelder <strong>in</strong> der nächsten F<strong>in</strong>anzierungsperiode von 2014 bis 2020<br />
spielen.<br />
Exportchancen für deutsche Unternehmen:<br />
Ausbau der Verkehrswege, Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen, Umwelttechnik, Energietechnik,<br />
Mediz<strong>in</strong>technik<br />
Großprojekte:<br />
LNG-Term<strong>in</strong>al, weitere Hafen<strong>in</strong>vestitionen Klaipeda, Investitionen <strong>in</strong>s Straßennetz, Stromtrasse<br />
LitPol nach Polen, Stromtrasse NordBalt nach Schweden, Atomkraftwerk<br />
5.2 Logistikgewerbe hat Konjunkturschwankungen gut überstanden<br />
/ Von Torsten Pauly<br />
Standort erhält im regionalen Vergleich gute Bewertung<br />
Vilnius (gtai) - Dank des GUS-Transits zählt die Logistikbranche <strong>in</strong> Litauen zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen.<br />
Im dabei bestehenden regionalen Wettbewerb punktet Litauen mit e<strong>in</strong>em guten Rank<strong>in</strong>g<br />
im Vergleich zu anderen Standorten <strong>und</strong> auch mit se<strong>in</strong>er günstigen Anb<strong>in</strong>dung besonders an Weißrussland<br />
<strong>und</strong> die Ukra<strong>in</strong>e. Für das Russlandgeschäft kann sich die Erreichbarkeit der dortigen Behörden<br />
<strong>in</strong> der nahen Enklave Kal<strong>in</strong><strong>in</strong>grad ebenfalls positiv auswirken.<br />
Der Logistiksektor hat <strong>in</strong> Litauen große Bedeutung <strong>und</strong> 2011 laut neuesten detaillierten Zahlen<br />
11,7% zur landesweiten Bruttowertschöpfung beigetragen. In den starken Konjunkturschwankungen<br />
der letzten Jahre hat sich das Logistikgewerbe besser entwickelt als die Wirtschaft im südbaltischen<br />
Land <strong>in</strong>sgesamt. So ist die Logistikbranche 2008 (+4,8%), 2010 (+11,4%) <strong>und</strong> 2011 (+2,3%) gewachsen,<br />
wobei es 2009 allerd<strong>in</strong>gs auch zu e<strong>in</strong>em Rückgang um 8,1% gekommen war. Dieser war<br />
aber ger<strong>in</strong>ger als der damalige E<strong>in</strong>bruch des litauischen Brutto<strong>in</strong>landsproduktes (-14,9%). Anders<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
43
Litauen<br />
als <strong>in</strong> der Gesamtwirtschaft hat die Wertschöpfung des Logistiksektors <strong>in</strong> Litauen bereits seit 2010<br />
wieder sukzessive neue Rekordniveaus erreicht.<br />
Bedeutung des Logistiksektors <strong>in</strong> Litauen<br />
E<strong>in</strong>wohnerzahl (2012 <strong>in</strong> Mio.) 3,0<br />
Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP, 2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro) 32,8<br />
BIP pro Kopf (2012 <strong>in</strong> Euro) 10.951<br />
Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2011 <strong>in</strong> Mio. Euro) 3.251<br />
Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2011 <strong>in</strong> % der<br />
11,7<br />
litauischen Bruttowertschöpfung)<br />
Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2011 reale Veränderung<br />
2,3<br />
<strong>in</strong> %)<br />
Ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen (Ende 2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro), davon 11,9<br />
.Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (Anteil <strong>in</strong> %) 2,0<br />
Quellen: Litauisches Statistikamt, Litauische Zentralbank<br />
Im Jahr 2012 hat sich die <strong>in</strong> Litauen beförderte Gütermenge <strong>in</strong>sgesamt leicht um 0,5% verr<strong>in</strong>gert.<br />
Dabei gab es jedoch unterschiedliche Entwicklungen bei den e<strong>in</strong>zelnen Verkehrsträgern. So haben<br />
die auf der Straße bewegten Waren zugenommen (+5,2%), ebenso wie die Pipel<strong>in</strong>edurchleitungen<br />
(+7,0%), die Luftfracht (+8,3%) <strong>und</strong> die B<strong>in</strong>nenschifffahrt (+1,1%). Rückläufig waren dagegen der Güterverkehr<br />
per Bahn (-5,6%) <strong>und</strong> die See<strong>transport</strong>e litauischer Anbieter (-2,5%).<br />
Güter<strong>transport</strong>e nach Verkehrsträgern <strong>in</strong> Litauen<br />
Verkehrsträger<br />
Beförderte Güter<br />
2012 (<strong>in</strong> 1.000 t)<br />
Veränderung<br />
2012/11 (<strong>in</strong> % )<br />
Anteil (<strong>in</strong> %)<br />
Gesamtes Frachtvolumen, davon 120.689 -0,5 100,0<br />
Straßen<strong>transport</strong>e 48.428 5,2 40,1<br />
Schienen<strong>transport</strong>e 49.377 -5,6 40,9<br />
Schiffs<strong>transport</strong>e 8.056 -2,0 6,7<br />
B<strong>in</strong>nenschifffahrt 1.050 1,1 0,9<br />
Hochseeschifffahrt 7.006 -2,0 5,8<br />
Pipel<strong>in</strong>es 14.827 0,7 12,3<br />
Luft<strong>transport</strong>e 1 8,3 0,01<br />
Quelle: Litauisches Statistikamt<br />
Der Umschlag <strong>in</strong> den beiden litauischen Seehäfen Klaipeda <strong>und</strong> But<strong>in</strong>ge hat sich 2012 um 3,9% auf<br />
<strong>in</strong>sgesamt 43,8 Mio. t. verr<strong>in</strong>gert. Hiervon entfiel der größte Anteil auf Flüssiggut (43%), vor allem<br />
auf Ölprodukte (38%) <strong>und</strong> Dünger (4%). Es folgte Schüttgut (32%), wobei fester Dünger mit 18% an erster<br />
Stelle stand. Stückgut hatte e<strong>in</strong>en Anteil von 25%. Der Conta<strong>in</strong>erumschlag ist 2012 leicht um 0,2%<br />
44 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
auf 381.278 TEU gesunken, die RoRo-Abfertigungen haben sich dagegen um 1,2% auf 264.448 Fahrzeuge<br />
erhöht. Die Anlagen <strong>in</strong> But<strong>in</strong>ge dienen im Wesentlichen der Verladung von Ölprodukten für<br />
die Raff<strong>in</strong>erie <strong>in</strong> Mazeikiai.<br />
Umschlag <strong>in</strong> Seehäfen <strong>in</strong> Litauen (<strong>in</strong> Mio. t)<br />
2011 2012 Veränderung 2012/11<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
Insgesamt, darunter <strong>in</strong> 45,5 43,8 *) -3,9<br />
Klaipeda 36,6 35,2 -3,7<br />
But<strong>in</strong>ge 8,9 8,5 -4,6<br />
*) Abweichungen zwischen Summe <strong>und</strong> E<strong>in</strong>zelposten wegen R<strong>und</strong>ungen<br />
Quelle: Hafen Klaipeda<br />
Die hohe gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Logistiksektors beruht nicht nur auf dem mit drei<br />
Millionen E<strong>in</strong>wohnern relativ kle<strong>in</strong>en Inlandsmarkt, sondern <strong>in</strong> starkem Maße auch auf dem <strong>in</strong>ternationalen<br />
Geschäft, vor allem auf dem GUS-Transit. Im Jahr 2011 waren 70% der <strong>in</strong> Litauen per Bahn<br />
beförderten Gütermenge für den grenzüberschreitenden Verkehr bestimmt <strong>und</strong> beim Lkw-Transport<br />
waren es 36%. Dies erklärt auch, warum sich die Logistikbranche <strong>in</strong> den letzten Jahren besser<br />
entwickeln konnte als die B<strong>in</strong>nenkonjunktur <strong>in</strong>sgesamt.<br />
Litauen eignet sich zum Transit zum e<strong>in</strong>en durch die breite russische Spur (152 cm), die dort Standard<br />
ist <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en ununterbrochenen Bahnverkehr zu allen GUS-Zielen erlaubt. Zudem vere<strong>in</strong>t das<br />
Land die Rahmenbed<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>es EU-Mitglieds mit historisch vorhandenen Kenntnissen von Sprachen<br />
<strong>und</strong> Gepflogenheiten im GUS-Raum. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es beim GUS-Transit e<strong>in</strong>e erhebliche Konkurrenz<br />
der Standorte <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland, <strong>in</strong> allen drei baltischen Staaten <strong>und</strong> <strong>in</strong> Russland selbst. Diese bieten<br />
ebenfalls den Vorteil der russischen Gleise <strong>und</strong> im Falle der baltischen Nachbarn auch die Komb<strong>in</strong>ation<br />
der EU-Zugehörigkeit mit Kenntnissen des postsowjetischen Gebietes.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs hebt sich Litauen von allen anderen Ostseeanra<strong>in</strong>ern <strong>in</strong>sofern ab, da es sich geographisch<br />
nicht nur zum Transit für Russland <strong>und</strong> zentralasiatische GUS-Märkte, sondern <strong>in</strong>sbesondere<br />
auch für Weißrussland, die Ukra<strong>in</strong>e sowie weitere Dest<strong>in</strong>ationen am Schwarzen Meer anbietet.<br />
Zudem bleibt die litauische Küste im W<strong>in</strong>ter eisfrei, was weiter nördlich meist nicht der Fall ist.<br />
Auch spielt der Stückgutumschlag <strong>in</strong> den litauischen Häfen im Vergleich zu denen <strong>in</strong> Lettland <strong>und</strong><br />
Estland e<strong>in</strong>e größere Rolle, Flüssig- <strong>und</strong> Schüttgut dagegen e<strong>in</strong>e etwas ger<strong>in</strong>gere. Zudem s<strong>in</strong>d der<br />
Straßen- <strong>und</strong> der Schienen<strong>transport</strong> <strong>in</strong> Litauen etwa gleich bedeutend, während <strong>in</strong> den anderen<br />
beiden baltischen Staaten die Bahnfracht deutlich überwiegt.<br />
Litauen erhält im regionalen Vergleich auch gute Standortbewertungen. Der Logistics-Performance-Index<br />
der Weltbank führt Litauen im Rank<strong>in</strong>g 2012 unter 155 Ländern auf Rang 58 <strong>und</strong> damit<br />
besser als Estland (65.), Lettland (76.) <strong>und</strong> Russland (95.). Sogar auf dem dritten Platz bef<strong>in</strong>det<br />
sich F<strong>in</strong>nland, dass jedoch auch e<strong>in</strong> deutlich teurerer Standort ist. Die besten Bewertungen erhält<br />
Litauen <strong>in</strong> den Kategorien Pünktlichkeit <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationale Verschiffung, die schlechtesten E<strong>in</strong>schätzungen<br />
gibt es für die Infrastruktur, die Verzollung <strong>und</strong> die Nachverfolgung der Ware.<br />
Im Jahr 2011 haben <strong>in</strong> der litauischen Logistikbranche 4.719 Unternehmen (2010: 4.369) e<strong>in</strong>en Gesamtumsatz<br />
von 5,5 Mrd. Euro (2010: 4,7 Mrd. Euro) erwirtschaftet. Auch Firmen wie die auf Chemi-<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
45
Litauen<br />
kalien<strong>transport</strong>e spezialisierte Hoyer Baltic Expedition UAB nutzen Litauen unter deutscher Geschäftsführung<br />
erfolgreich für das GUS-Geschäft. Zu den größten Anbietern mit deutscher Beteiligung<br />
zählen Kühne & Nagel UAB, Hegelmann <strong>transport</strong>e UAB, DPD Lietuva UAB, Hellmann Worldwide<br />
Logistics UAB <strong>und</strong> Schenker UAB. Das umsatzstärkste Logistikunternehmen <strong>in</strong> Litauen ist die<br />
Staatsbahn. Unter den führenden Logistikanbietern bef<strong>in</strong>den sich darüber h<strong>in</strong>aus vor allem Spediteure,<br />
die größtenteils <strong>in</strong>termodale Dienstleistungen anbieten.<br />
Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Litauen<br />
Anbieter (Sitz) Anmerkungen Umsatz (2012 Internetadresse<br />
<strong>in</strong> Mio. Euro)<br />
Lietuvos Gelez<strong>in</strong>keliai<br />
AB(Vilnius)<br />
Staatliche Bahn<br />
500,2 www.litrail.lt<br />
Girteka logistics UAB<br />
(Region Vilnius)<br />
DFDS Seaways AB<br />
(Klaipeda)<br />
Vlantana, UAB (Region<br />
Klaipeda)<br />
Lietuvos pastas AB<br />
(Vilnius)<br />
DSV Transport UAB<br />
(Vilnius)<br />
Transekspedicija UAB<br />
(Region Vilnius)<br />
Transimeksa UAB Gruppe<br />
(Siauliai)<br />
Baltic Transl<strong>in</strong>e UAB<br />
(Kaunas)<br />
LKW-Spediteur, Betreiber<br />
mehrerer Logistikzentren<br />
Dänischer <strong>in</strong>termodaler<br />
Konzern, <strong>in</strong> Litauen v.a.<br />
Reederei<br />
LKW-Spediteur<br />
Staatliche Post<br />
Lkw-Spediteur, Intermodal,<br />
Eigentümer:<br />
DSV, Dänemark<br />
LKW-Spediteur<br />
LKW-Spediteur<br />
LKW-Spediteur, Schiffs<strong>transport</strong>e<br />
160,1 www.girteka.lt<br />
89,8 www.dfdsseaways.lt<br />
83,4 www.vlantana.lt<br />
55,4 www.post.lt<br />
47,3 www.dsv.lt<br />
46,7 www.transekspedicija.lt<br />
42,0 www.transimeksa.lt<br />
39,4 www.baltictransl<strong>in</strong>e.lt<br />
Hoptrans UAB (Kaunas) Intermodal 36,1 www.hoptrans.lt<br />
Kühne & Nagel UAB Intermodal<br />
23,6 www.kn-portal.com<br />
(Vilnius)<br />
Hegelmann <strong>transport</strong>e<br />
UAB (Kaunas)<br />
LKW-Spediteur, auch<br />
Kühl-, Schwer-, Gefahrgut<strong>transport</strong>e<br />
21,4 www.hegelmann.lt<br />
DPD Lietuva UAB (Vilnius)<br />
Hellmann Worlswide<br />
Logistics UAB (Vilnius)<br />
Schenker UAB (Trakai)<br />
Intermodal, Kurierdienste<br />
Intermodal, Kurierdienste<br />
Lkw-Spediteur, Intermodal<br />
16,4 www.dpd.lt<br />
12,0 www.hellmann.net<br />
8,5 www.schenker.lt<br />
Quellen: Unternehmensangaben; Zeitung „Verslo z<strong>in</strong>ios“<br />
46 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Kontaktanschriften:<br />
M<strong>in</strong>isterium, Öffentliche Institutionen<br />
M<strong>in</strong>isterium für Verkehr <strong>und</strong> Kommunikation<br />
(Susisiekimo m<strong>in</strong>isterija)<br />
Abteilung für Straßenverkehrs- <strong>und</strong> Zivilluftfahrtpolitik<br />
(Keliu <strong>transport</strong>o ir civil<strong>in</strong>es aviacijos politikos departamentas)<br />
Abteilung für Bahn- <strong>und</strong> Wasserverkehrspolitik<br />
(Vandens ir gelez<strong>in</strong>keliu <strong>transport</strong>o politikos departamentas)<br />
Gedim<strong>in</strong>o pr 17; 01505 Vilnius<br />
Tel.: 003705/261 23 63; Fax: -212 43 35<br />
E-Mail: sum<strong>in</strong>@sum<strong>in</strong>.lt; Internet: www.transp.lt<br />
Litauische Straßenverwaltung<br />
(Lietuvos automobiliu keliu direkcija)<br />
J. Basanaviciaus g. 36/2; 03109 Vilnius<br />
Tel.: 003705/232 96 00; Fax: -232 96 09<br />
E-Mail: lra@lra.lt; Internet: www.lra.lt<br />
Verband, Kammer<br />
Litauischer Nationaler Spediteurs- <strong>und</strong> Logistikverband LINEKA<br />
(Lietuvos nacional<strong>in</strong>e ekspeditoriu ir logistu asociacija)<br />
Naugarduko g. 102-403; 03160 Vilnius<br />
Tel. <strong>und</strong> Fax: 003705/277 90 36<br />
E-Mail: Internet: www.l<strong>in</strong>eka.lt<br />
<strong>Deutsch</strong>-<strong>Baltische</strong> <strong>Handelskammer</strong> <strong>in</strong> Estland, Lettland, Litauen - Büro Litauen<br />
V<strong>in</strong>co Kurdikos g. 6; 03105 Vilnius<br />
Tel.: 003705/213 11 22; Fax: -213 10 13<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo.lt@ahk-balt.org; Internet: www.ahk-balt.org<br />
5.3 Attraktivität als Logistikstandort soll weiter erhöht werden /<br />
Von Torsten Pauly<br />
Starke Ausweitung der Sonderwirtschaftszonen<br />
Vilnius (gtai) - In Litauen sollen <strong>in</strong> den kommenden Jahren Investitionen <strong>in</strong> den Hafen Klaipeda, <strong>in</strong> neue<br />
Logistikzentren <strong>und</strong> <strong>in</strong> mehrere Sonderwirtschaftszonen fließen. Darüber h<strong>in</strong>aus bestehen Pläne für die<br />
neue Bahnl<strong>in</strong>ie Rail Baltic <strong>und</strong> die Autobahn Via Baltica, welche beide <strong>in</strong> Nord-Süd-Richtung verlaufen<br />
sollen. E<strong>in</strong>e Herausforderung im sehr wichtigen GUS-Transit ist für den litauischen Logistiksektor aber<br />
auch der Bau des neuen russischen Großhafens Ust-Luga unweit der estnischen Grenze.<br />
Die neuen russischen Anlagen an der Mündung des Luga-Flusses verstärken nochmals den ohneh<strong>in</strong><br />
schon <strong>in</strong>tensiven Wettbewerb im GUS-Geschäft, der zwischen Standorten <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland, dem Bal-<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
47
Litauen<br />
tikum <strong>und</strong> Russland herrscht. Der Hafen Ust-Luga bef<strong>in</strong>det sich im raschen Ausbau, konnte se<strong>in</strong>en<br />
Umschlag 2012 mit 46,7 Mio. t mehr als verdoppeln (+107,2%) <strong>und</strong> will 2018 sogar e<strong>in</strong> Volumen von<br />
180 Mio. t erreichen. Dann wäre der neue Hafen weitaus größer als derjenige <strong>in</strong> Hamburg (131 Mio. t<br />
<strong>in</strong> 2012).<br />
Selbst wenn Ust-Luga dieses ehrgeizige Ziel nicht verwirklicht, so könnten die neuen Kapazitäten<br />
doch Transit aus Litauen abziehen. Allerd<strong>in</strong>gs sprechen e<strong>in</strong>ige Gründe dafür, dass der litauische<br />
Hafenumschlag weniger betroffen wäre als der lettische <strong>und</strong> estnische. Zum e<strong>in</strong>en ist das südbaltische<br />
Klaipeda am weitesten von Ust-Luga entfernt <strong>und</strong> zudem das ganze Jahr h<strong>in</strong>durch eisfrei. Zum<br />
anderen dom<strong>in</strong>iert Russland als Markt weniger, da wegen der geographischen Lage Weißrussland<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> der Verlängerung Dest<strong>in</strong>ationen <strong>in</strong> der Ukra<strong>in</strong>e <strong>und</strong> am Schwarzen Meer e<strong>in</strong>e etwas wichtigere<br />
Rolle spielen.<br />
Klaipeda ist zudem derjenige baltische Hafen mit dem höchsten Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> RoRo-Aufkommen,<br />
wenngleich auch dort Schütt- <strong>und</strong> Flüssiggut noch überwiegen. Russische Unternehmen<br />
könnten ihren Rohstoffexport schneller <strong>und</strong> stärker nach Ust-Luga verlagern als <strong>in</strong>ternationale<br />
Logistikkonzerne ihren Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> Stückgutversand <strong>in</strong> die GUS, so die Erwartung von<br />
Branchenkennern.<br />
Im Hafen Klaipeda stehen 2013 Investitionen von 95 Mio. Euro an. Diese sollen vor allem <strong>in</strong> neue<br />
Term<strong>in</strong>als, Kaianlagen <strong>und</strong> Zufahrtswege fließen. E<strong>in</strong>en Kredit über 44 Mio. Euro hat im Februar<br />
2013 die Nordische Investitionsbank zur Vertiefung des Hafenbeckens auf 14,5 m sowie zur Modernisierung<br />
<strong>und</strong> zum Ausbau von Passagier- <strong>und</strong> Frachtterm<strong>in</strong>als bewilligt. Bis 2014 entsteht <strong>in</strong> Klaipeda<br />
auch e<strong>in</strong> neues Conta<strong>in</strong>erterm<strong>in</strong>al mit e<strong>in</strong>er Jahreskapazität von 750.000 TEU, an der F<strong>in</strong>anzierung<br />
beteiligen sich die Europäische Bank für Wiederaufbau <strong>und</strong> Entwicklung <strong>und</strong> die schwedische<br />
SEB-Bank.<br />
Das mit voraussichtlich 430 Mio. Euro teuerste Investitionsvorhaben <strong>in</strong> Klaipeda ist jedoch das<br />
schwimmende Flüssiggasterm<strong>in</strong>al, für das als strategischer Partner bereits das norwegische Unternehmen<br />
Hoegh LNG feststeht. Allerd<strong>in</strong>gs hatte <strong>in</strong> diesem Projekt das Unternehmen PPS Pipel<strong>in</strong>e<br />
Systems erfolgreich E<strong>in</strong>spruch gegen die Vergabe e<strong>in</strong>er Gaspipel<strong>in</strong>e erhoben, weswegen sich<br />
deren Realisierung verzögert.<br />
Zwei geplante europäische Verkehrsachsen <strong>in</strong> Nord-Süd-Richtung würden es dem litauischen<br />
Logistiksektor erleichtern, se<strong>in</strong>en noch sehr auf die GUS ausgerichteten Transit zu diversifizieren.<br />
Zum e<strong>in</strong>en soll <strong>in</strong> den kommenden Jahren e<strong>in</strong>e völlig neue Bahntrasse mit mitteleuropäischer Spur<br />
von Tall<strong>in</strong>n an der estnischen Küste über Riga <strong>und</strong> Litauen nach Warschau entstehen. Dieses Projekt<br />
ist jedoch über erste Planungen noch nicht h<strong>in</strong>ausgekommen <strong>und</strong> wird stark von e<strong>in</strong>er EU-Förderung<br />
abhängen. Diese steht im Frühjahr 2013 aber noch nicht fest.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus bestehen Pläne zum Ausbau der auch „Via Baltica“ genannten Fernstraße E 67 zur<br />
durchgängigen Autobahn von Tall<strong>in</strong>n über Riga <strong>und</strong> die litauischen Zentren Panevezys sowie Kaunas<br />
bis Warschau. Diese verläuft derzeit aber nur auf e<strong>in</strong>igen litauischen <strong>und</strong> estnischen Abschnitten<br />
als Autobahn. Auch <strong>in</strong> diesem Fall wird der weitere Ausbau stark von der Höhe der EU-Förderung<br />
für den Zeitraum 2014 bis 2020 abhängen, welche noch unklar ist.<br />
In Klaipeda, Kaunas <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Hauptstadt Vilnius gibt es auch Pläne für drei große, <strong>in</strong>termodale<br />
Logistikzentren (Public Logistics Center). Diese entwickelt die Litauische Staatsbahn mit. Das Zentrum<br />
<strong>in</strong> Vilnius soll 2014 öffnen.<br />
48 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Zudem bieten sich Sonderwirtschaftszonen als Standorte an. Dort s<strong>in</strong>d Unternehmen ab e<strong>in</strong>er Investition<br />
von 1 Mio. Euro für sechs Jahre von der Körperschaftsteuer <strong>in</strong> Höhe von 15% befreit. Weitere<br />
zehn Jahre zahlen sie nur die Hälfte dieses Satzes. Darüber gibt es <strong>in</strong> Sonderwirtschaftszonen ke<strong>in</strong>e<br />
Immobiliensteuer (0,3 bis 1%) <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e Steuer auf Dividenden, die an ausländische Anteilseigner<br />
ausgeschüttet werden. Diese kann sonst 15% erreichen. In Litauen existieren zwei Sonderwirtschaftszonen<br />
<strong>in</strong> der Hafenstadt Klaipeda <strong>und</strong> <strong>in</strong> Kaunas an der E 67. Darüber h<strong>in</strong>aus bestehen Pläne<br />
für neue Sonderwirtschaftszonen entlang der E 67 <strong>in</strong> Panevezys, Keda<strong>in</strong>iai <strong>und</strong> Marijampole sowie<br />
im Nordwesten des Landes <strong>in</strong> Siauliai <strong>und</strong> Akmene.<br />
Ausgewählte Logistikzentren <strong>in</strong> Litauen<br />
Logistikzentrum/-park<br />
Kommentar<br />
SWZ <strong>in</strong> Hafenstadt Klaipeda eisfreier Hafen mit Panamaxkapazität (v.a. Öl, Dünger,<br />
Conta<strong>in</strong>er, RoRo); SWZ 412 ha (www.fez.lt)<br />
Klaipeda Bus<strong>in</strong>ess Park<br />
moderne Logistikflächen <strong>in</strong> SWZ, 24.000 qm<br />
(www.bntp.lt)<br />
SWZ Kaunas<br />
mit Airpark am Flughafen; 294 ha, Erweiterung geplant<br />
(www.ftz.lt)<br />
Kaunas Term<strong>in</strong>al<br />
moderne Logistikflächen <strong>in</strong> SWZ, nahe Flughafen;<br />
31.000 qm (www.kaunasterm<strong>in</strong>al.lt)<br />
Trom<strong>in</strong>a Logistikzentrum (Vilnius) moderne Logistikflächen, unweit des Flughafens<br />
Vilnius <strong>und</strong> Rangierbahnhof; 35.000 qm (www.trom<strong>in</strong>a.lt)<br />
Airport Bus<strong>in</strong>ess Park (Vilnius) moderne Logistikflächen unweit des Flughafen<br />
Vilnius, Bahnanschluss; 22.700 qm; derzeit ke<strong>in</strong>e<br />
freien Kapazitäten (www.<strong>in</strong>real.lt)<br />
Quellen: Betreibergesellschaften, DTZ, Invest Lithuania<br />
Ausgewählte Großprojekte im litauischen Logistiksektor<br />
Projektbezeichnung Investition Projektstand sonstige Anmerkungen<br />
(Mio. Euro)<br />
Flüssiggasterm<strong>in</strong>al<br />
Klaipeda (bis zu<br />
3 Mrd. cbm)<br />
Ausbau Hafen Klaipeda<br />
Rail-Baltic-Bahnl<strong>in</strong>ie<br />
Tall<strong>in</strong>n-Lettland-<br />
Litauen-Polen<br />
430 Planung Fertigstellung bis Ende 2014 geplant;<br />
Projektträger Klaipedos<br />
Nafta AB; Vertrag mit Hoegh<br />
LNG (Norwegen) über Lieferung<br />
<strong>und</strong> 10jährigen Betrieb<br />
(www.oil.lt)<br />
95 (<strong>in</strong> 2013) Planung, z.T.<br />
Realisierung<br />
k.A. Planung<br />
v.a. Investitionen <strong>in</strong> Zufahrtswege,<br />
Term<strong>in</strong>als, Lager, Hafenvertiefung,<br />
Kaianlagen<br />
(www.portofklaipeda.lt)<br />
Realisierung auch abhängig von<br />
EU-Förderung ab 2014<br />
(www.rgbc.eu,<br />
www.rail-baltica.lt)<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
49
Litauen<br />
Ausgewählte Großprojekte im litauischen Logistiksektor (Forts.)<br />
Public Logistics<br />
Center Vilnius<br />
Public Logistics<br />
Center Kaunas<br />
Projektbezeichnung<br />
Public Logistics<br />
Center Klaipeda<br />
35 Planung Staatsbahn Projektpartner<br />
(www.<strong>in</strong>vestlithuania.com)<br />
275 *) Planung Staatsbahn Projektpartner<br />
(www.<strong>in</strong>vestlithuania.com)<br />
Investition Projektstand sonstige Anmerkungen<br />
(Mio. Euro)<br />
30 Planung Staatsbahn Projektpartner<br />
(www.<strong>in</strong>vestlithuania.com)<br />
SWZ Panevezys k.A. Planung 47 ha; an Via-Baltica-Trasse<br />
(www.<strong>in</strong>vestlithuania.com)<br />
SWZ Keda<strong>in</strong>iai k.A. Planung 131 ha; an Via-Baltica-Trasse<br />
(www.<strong>in</strong>vestlithuania.com)<br />
SWZ Marijampole k.A. Planung 78 ha; an Via-Baltica-Trasse<br />
(www.<strong>in</strong>vestlithuania.com)<br />
SWZ Siauliai k.A. Planung 218 ha (www.<strong>in</strong>vestlithuania.com)<br />
SWZ Akmene k.A. Planung 99 ha (www.<strong>in</strong>vestlithuania.com)<br />
*) <strong>in</strong>klusive Bahnanschluss <strong>und</strong> Arbeiten an Rail-Baltic-Trasse<br />
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen, Invest Lithuania<br />
50 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Polen<br />
Polen<br />
6. Polen<br />
6.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick / Von Michal Wozniak<br />
Aktives Warten auf neue EU-Fonds<br />
Warschau (gtai) - Polens BIP-Dynamik liegt seit Jahren weit über dem EU-Durchschnitt. 2012 betrug das<br />
Wachstum 1,9%. Laut den neuesten OECD-Prognosen werden es 2013 nur 1,6%. Allerd<strong>in</strong>gs soll die zweite<br />
Jahreshälfte e<strong>in</strong>e Belebung br<strong>in</strong>gen. 2014 soll das Wachstum auf 2,5% beschleunigen. Es wird dabei - sehr<br />
ungewöhnlich für Polen - nur wenige Impulse aus dem Privatkonsum geben, der 2013 um lediglich 0,7%<br />
zulegen soll. Wachstum entsteht vor allem durch die Investitionen im Unternehmenssektor. Hier wird<br />
mit 2,3% e<strong>in</strong>e höhere Dynamik erwartet.<br />
Auch der Außenhandel sollte zulegen. Die Exporte sollen nach +3,8% im Jahr 2012 <strong>in</strong> diesem Jahr<br />
um knapp 5% wachsen, die E<strong>in</strong>fuhren um etwas bescheidenere 3,4% - was den 0,6-prozentigen<br />
Rückgang aus 2012 wettmachen würde. <strong>Deutsch</strong>land ist <strong>und</strong> bleibt wichtigster Handelspartner mit<br />
knapp 24% Anteil. Das schwierige europäische Umfeld spiegelt sich momentan vor allem auf dem<br />
Arbeitsmarkt wider: Laut Eurostat erreichte die Arbeitslosigkeitsrate im Februar 2013 e<strong>in</strong> Niveau<br />
von 10,6%.<br />
E<strong>in</strong>en erneuten Investitionsboom wird wohl erst die neue EU-Haushaltsperiode ab 2014 br<strong>in</strong>gen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs versucht die öffentliche Hand, die Übergangszeit zu verkürzen. Noch <strong>in</strong> diesem Jahr sollen<br />
erste Aufträge für Investitionen aus dem neuen Budgettopf ausgeschrieben werden. 2013 sol-<br />
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51
Polen<br />
len etwa 4 Mrd. Euro <strong>in</strong> den Bau neuer Straßen fließen. Der Unterhalt von immer mehr Land- <strong>und</strong><br />
Schnellstraßen wird zudem an externe Auftragnehmer vergeben.<br />
Im Bahnbereich stehen immer noch mehr als 1 Mrd. Euro an EU-Mitteln aus der verstreichenden<br />
Budgetperiode zur Verfügung. Als Vorbereitung für die kommende F<strong>in</strong>anzierung sollen zudem<br />
bereits 2013 Planungsaufträge starten. Polnische Seehäfen, vor allem <strong>in</strong> Danzig <strong>und</strong> Gd<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong>vestieren<br />
weiterh<strong>in</strong> kräftig <strong>in</strong> Ausbau <strong>und</strong> Modernisierung. In Danzig soll unter anderem e<strong>in</strong><br />
Brennstoffterm<strong>in</strong>al entstehen.<br />
Weitere Chancen bestehen im Bereich Umweltschutz, vor allem <strong>in</strong> der Müllentsorgung <strong>und</strong> -verarbeitung.<br />
Die Luftfahrt<strong>in</strong>dustrie will ihre Tätigkeit ausbauen <strong>und</strong> b<strong>in</strong>nen der nächsten vier Jahre<br />
ihre Belegschaft um fast 20% erhöhen. Nach breiter Konsolidierung wollen auch nationale Chemiekonzerne<br />
vermehrt <strong>in</strong>vestieren. E<strong>in</strong>e entsprechende Strategie soll bis Ende des Jahres entstehen.<br />
Nur bei Erneuerbaren Energien (EE) herrscht trotz ambitionierter EU-Vorgaben Stillstand - die<br />
Branche wartet auf das neue EE-Gesetz, das aber wohl nicht vor Anfang 2014 <strong>in</strong> Kraft treten wird.<br />
Exportchancen für deutsche Unternehmen:<br />
Verkehrs- <strong>und</strong> Signaltechnik, Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen, Energietechnik, Chemieprodukte,<br />
Umwelttechnik, Mediz<strong>in</strong>technik, IKT-Technik<br />
Großprojekte:<br />
Investitionen <strong>in</strong>s Schienennetz, Hafenausbau, Kfz-Teile, Abfallwirtschaft, Militärtechnologie,<br />
Energetik<br />
6.2 Logistik ist von großer Bedeutung / Von Beatrice Repetzki<br />
Straßen<strong>transport</strong> überwiegt / Conta<strong>in</strong>er werden wichtiger<br />
Warschau (gtai) - Die Logistikbranche hat <strong>in</strong> Polen aufgr<strong>und</strong> der zentralen Lage <strong>in</strong> Europa e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Funktion. Das gilt sowohl für den Transit zwischen Westeuropa <strong>und</strong> den GUS-Staaten als auch für den<br />
Transport von der Ostsee <strong>in</strong> Richtung Südeuropa. Die Transport- <strong>und</strong> Lagerwirtschaft trug 2012 mit 6,1%<br />
zur Bruttowertschöpfung des Landes bei. Ihre Kapazitäten bef<strong>in</strong>den sich wie auch die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur<br />
<strong>in</strong>sgesamt im Ausbau. Hier werden auch dank EU-Förderung Fortschritte gemacht.<br />
Die Gesamte<strong>in</strong>nahmen des Transportsektors summierten sich 2011 laut dem Statistischen Hauptamt<br />
GUS auf 150,5 Mrd. Zloty (Zl; r<strong>und</strong> 36,5 Mrd. Euro, 1 Euro = 4,1206 Zl; Durchschnittskurs 2011;<br />
2010: 141,6 Mio. Zl). Sie wurden zu 80% vom Privatsektor erwirtschaftet. R<strong>und</strong> die Hälfte entfiel auf<br />
die Güterfracht (2011: 75,7 Mrd. Zl; 2010: 70,9 Mrd. Zl). Im Jahr 2011 wurden unter E<strong>in</strong>beziehung der<br />
52 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Kle<strong>in</strong>betriebe <strong>in</strong>sgesamt 1.912,2 Mio. t Güter befördert, was e<strong>in</strong>em Zuwachs von 6,5% gegenüber<br />
2010 entspricht.<br />
Davon entfielen 83,5% auf den Transport über die Straße, 13,0% auf die Bahn, 2,8% auf Pipel<strong>in</strong>es, 0,4%<br />
wurden über das Meer <strong>und</strong> 0,3% durch B<strong>in</strong>nengewässer <strong>transport</strong>iert. Die Luftfracht fiel mit r<strong>und</strong><br />
45.000 t kaum <strong>in</strong>s Gewicht. Im <strong>in</strong>ternationalen Güterverkehr wurden 2011 r<strong>und</strong> 271,3 Mio. t verfrachtet.<br />
Besonders kräftig stieg der Transport <strong>in</strong> Conta<strong>in</strong>ern mit e<strong>in</strong>em Zuwachs von 17,2% auf<br />
27,6 Mio. t, darunter 7,1 Mio. t im <strong>in</strong>ternationalen Verkehr (+33,4%).<br />
Bedeutung des Logistiksektors <strong>in</strong> Polen<br />
E<strong>in</strong>wohnerzahl (<strong>in</strong> Mio., Stand: Februar 2013) 38,5<br />
Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP, 2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro) 381,4<br />
BIP pro Kopf (2012 <strong>in</strong> Euro) 9.906,5<br />
Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Lagerwirtschaft (2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro) 20,5<br />
Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Lagerwirtschaft (2012 <strong>in</strong> % der<br />
6,1<br />
polnischen Bruttowertschöpfung)<br />
Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Lagerwirtschaft (2012, Veränderung<br />
+13,1<br />
zu 2011 <strong>in</strong> %)<br />
Ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen (2011 <strong>in</strong> Mrd. Euro), Bestand, davon 153,3<br />
Transport- <strong>und</strong> Lagerwirtschaft (Anteil <strong>in</strong> %) 1,3<br />
Durchschnittlicher Bruttomonatslohn <strong>in</strong> Unternehmen des Sektors<br />
843,29<br />
Transport <strong>und</strong> Lagerung (2012, <strong>in</strong> Euro)<br />
darunter Transport über Land <strong>und</strong> durch Pipel<strong>in</strong>es (2012, <strong>in</strong> Euro) 797,20<br />
Quellen: Polnisches Statistisches Hauptamt GUS, Polnische Nationalbank NBP; Umrechnung der Beträge <strong>in</strong> Zloty gemäß Durchschnittskurs 2012 (1<br />
Euro = 4,1847 Zl)<br />
Größere Unternehmen <strong>transport</strong>ieren die Hälfte der Güter per Bahn, wobei das Transportaufkommen<br />
2012 jedoch zu Gunsten der Straße zurückg<strong>in</strong>g. Bezieht man kle<strong>in</strong>ere Speditionen e<strong>in</strong> <strong>und</strong> betrachtet<br />
die gesamte Transporttätigkeit, so herrscht der Straßen<strong>transport</strong> klar vor. Der Frachtverkehr<br />
über B<strong>in</strong>nengewässer brach 2012 e<strong>in</strong>, auch der Meeres<strong>transport</strong> schrumpfte.<br />
Güter<strong>transport</strong>e nach Verkehrsträgern <strong>in</strong> Polen 2012 (<strong>in</strong> Mio. t; größere Unternehmen)<br />
Verkehrsträger Anteil (<strong>in</strong> %) Beförderte Güter<br />
(<strong>in</strong> Mio. t)<br />
Veränderung zu 2011<br />
(<strong>in</strong> %)<br />
Transport <strong>in</strong>sgesamt 100 460,4 -1,9<br />
Schiene 50,1 230,8 -7,1<br />
Straße 36,3 166,9 +7,3<br />
Pipel<strong>in</strong>es 11,5 53,0 -2,7<br />
Meer 1,5 7,1 -6,1<br />
B<strong>in</strong>nengewässer 0,6 2,7 -22,4<br />
Quelle: Statistisches Hauptamt GUS<br />
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53
Polen<br />
Der Transport über die Straße nimmt auch aufgr<strong>und</strong> des fortschreitenden Ausbaus des Autobahn<strong>und</strong><br />
Schnellstraßennetzes zu. Im Jahr 2012 kamen mit 716 km r<strong>und</strong> drei Mal so viele Straßenverb<strong>in</strong>dungen<br />
h<strong>in</strong>zu wie <strong>in</strong> jedem der Vorjahre. Die West-Ost-Autobahn von Berl<strong>in</strong> nach Warschau ist fertiggestellt,<br />
führt aber noch nicht weiter nach Belarus. Die südliche Ost-West-Trasse führt über Niederschlesien<br />
<strong>und</strong> Oberschlesien nach Krakow (Krakau), nicht jedoch weiter <strong>in</strong> die Ukra<strong>in</strong>e. Die<br />
Nord-Süd-Verb<strong>in</strong>dung von der Ostsee (Danzig/Gdansk) zu dem künftigen zentralen Autobahnkreuz<br />
Strykow bei Lodz (Lodsch) ist noch lückenhaft; ihre Weiterführung nach Oberschlesien über<br />
Katowice (Kattowitz) ist erst <strong>in</strong> der Planung.<br />
So besteht weiter erheblicher Handlungsbedarf, um die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur landesweit auf e<strong>in</strong>en<br />
modernen Stand zu br<strong>in</strong>gen. Das gilt auch für das Schienennetz, <strong>in</strong>nerhalb dessen 2012 r<strong>und</strong><br />
700 km erneuert wurden, 2011 sogar 1.017 km. 2013 sollen es 750 km werden. Die jährlichen Investitionsausgaben<br />
für neue Gleise bewegten sich <strong>in</strong> den vergangenen Jahren zwischen 3 Mrd. <strong>und</strong><br />
4 Mrd. Zl. Im künftigen EU-Haushalt 2014 bis 2020 wird der Eisenbahnverkehr noch stärker berücksichtigt.<br />
Das für das Streckennetz zuständige Staatsunternehmen PKP Polskie L<strong>in</strong>ie Kolejowe (PKP<br />
PLK) könnte r<strong>und</strong> 30 Mrd. Zl für Investitionen <strong>in</strong> die Bahn<strong>in</strong>frastruktur erhalten.<br />
E<strong>in</strong>en kräftigen Investitionsschub hat die Fußball-EM bewirkt, die 2012 <strong>in</strong> Polen <strong>und</strong> der Ukra<strong>in</strong>e<br />
stattfand. Im Vorfeld wurden unter anderem Autobahnabschnitte übergeben, Flughäfen erweitert<br />
<strong>und</strong> Bahnhöfe modernisiert. Großstädte wie Gdansk <strong>und</strong> Wroclaw (Breslau) erhielten neue Airport-Term<strong>in</strong>als.<br />
Auch kle<strong>in</strong>ere Städte wurden mit Flughäfen ausgestattet, so eröffnete 2012 e<strong>in</strong> neuer<br />
Airport im südostpolnischen Lubl<strong>in</strong>.<br />
Polen hat aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er zentralen Lage <strong>in</strong> Europa e<strong>in</strong>e wichtige Funktion als Transitland. Das gilt<br />
<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie für den West-Ost-Verkehr, den Handelsaustausch zwischen Westeuropa <strong>und</strong> den<br />
GUS-Staaten. Von Bedeutung ist aber auch der Nord-Süd-Transport von den Ostsee-Häfen <strong>in</strong> Richtung<br />
der Länder südlich bzw. auch westlich <strong>und</strong> östlich von Polen. Hier wird das künftige Autobahnkreuz<br />
Strykow e<strong>in</strong>e zentrale Rolle spielen.<br />
Neben dem <strong>in</strong>ternationalen Austausch dienen die Transportwege der Belieferung der eigenen Bevölkerung.<br />
Da noch etwa 90% der Energieerzeugung mit Kohle erfolgt, ist deren Beförderung weiter<br />
von elementarer Bedeutung. Kohle <strong>und</strong> Koks machten laut GUS 2012 mit 8,5 Mio. t erneut e<strong>in</strong><br />
gutes Drittel der Verladung fester Massengüter an den Meereshäfen aus. Bei den flüssigen Massengütern<br />
- <strong>in</strong>sgesamt 14,0 Mio. t - überwog Erdöl mit 12,3 Mio. t. Mit den steigenden Verladekapazitäten<br />
für Conta<strong>in</strong>er wächst auch deren Bedeutung. In Conta<strong>in</strong>ern wurden 2012 über die Häfen<br />
10,8 Mio. t Güter <strong>transport</strong>iert (+14,4% gegenüber 2011). Auf Ro-Ro-E<strong>in</strong>heiten (roll-on, roll-off) entfielen<br />
6,2 Mio. t (+0,5%), auf übrige e<strong>in</strong>zelne Ladungen 3,6 Mio. t (+8,8%).<br />
Der Güterumschlag an den Meereshäfen wuchs 2012 nach Angaben der Hafenverwaltungen <strong>in</strong>sgesamt<br />
um 0,8%. Dies gelang allerd<strong>in</strong>gs nur aufgr<strong>und</strong> des guten Ergebnisses des Hafens von Gdansk,<br />
der e<strong>in</strong>e Steigerung um fast 6% auf 26,8 Mio. t verzeichnete. Das Ergebnis von 2010 (27,2 Mio. t) wurde<br />
jedoch nicht erreicht. Die Häfen von Gdynia (Gd<strong>in</strong>gen) <strong>und</strong> Szczec<strong>in</strong>-Sw<strong>in</strong>oujscie (Stett<strong>in</strong>-Sw<strong>in</strong>emünde)<br />
mussten dagegen e<strong>in</strong>e Abnahme h<strong>in</strong>nehmen. Insgesamt schlugen die drei Häfen 63,1 Mio.<br />
t um, dies waren 0,5 Mio. t mehr als 2011.<br />
54 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Umschlag <strong>in</strong> den polnischen Meereshäfen (<strong>in</strong> Mio. t; Veränderung <strong>in</strong> %)<br />
2011 2012 Veränderung<br />
Gdansk 25,3 26,8 +5,9<br />
Szczec<strong>in</strong>-Sw<strong>in</strong>oujscie 21,4 20,5 -4,2<br />
Gdynia 15,9 15,8 -0,6<br />
Quelle: Hafenverwaltungen<br />
Der Güterbereich der Polnischen Staatlichen Eisenbahnen, PKP Cargo, deckt nach eigenen Angaben<br />
über die Hälfte des Marktes des Güter<strong>transport</strong>es per Bahn ab. Von zentraler Bedeutung ist dabei<br />
der Transport von Kohle, Ste<strong>in</strong>en, Erzen <strong>und</strong> Metallen. Im Bereich des dynamisch wachsenden<br />
Intermodalverkehrs will PKP Cargo se<strong>in</strong>e Position stärken, wie der Vorsitzende Lukasz Boron gegenüber<br />
der Tageszeitung Rzeczpospolita sagte. Dieser mache bereits 5% des gesamten Güter<strong>transport</strong>es<br />
per Bahn aus <strong>und</strong> könne mittelfristig e<strong>in</strong>en Anteil von 15 bis 20% erreichen.<br />
Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Polen (Umsatz 2012 <strong>in</strong> Mio. Zl) 1)<br />
Anbieter (Herkunftsland) 2) Sitz<br />
Umsatz Internet-Adresse<br />
PKP Cargo S.A. (Bahn, PL) Warschau 4.607,4 www.pkp-cargo.pl<br />
Raben Group sp.z o.o. (D) Gadki bei Poznan 2.017,8 www.raben<strong>transport</strong>.pl<br />
Schenker sp.z o.o. (D) DB<br />
Schenker Rail Polska (D)<br />
Warschau Zabrze<br />
1.338,7 k.A. www.dbschenker.pl<br />
www.rail.dbschenker.pl<br />
www.logistics.dbschenker.pl<br />
Havi Logistics sp.z o.o. (D) Warschau 1.032,0 www.havi-logistics.com<br />
PS Trade Trans sp.z o.o. Warschau<br />
783,7 www.tradetrans.pl<br />
GK, PL<br />
Cargotec Poland sp.z o.o. Stargard<br />
672,6 www.cargotec.com<br />
(F<strong>in</strong>nland)<br />
Szczec<strong>in</strong>ski<br />
Pol-Miedz Trans sp.z o.o. Lub<strong>in</strong><br />
562,0 www.pmtrans.com.pl<br />
(Kupfer, PL)<br />
OT Logistics (PL) Szczec<strong>in</strong> 466,8 www.otlogistics.com.pl<br />
Polzug (D) Hamburg k.A. www.polzug.de/pl/<br />
C. Hartwig Gdynia S.A. (PL) Gdynia k.A. www.chg.pl<br />
Polska Zegluga Morska Szczec<strong>in</strong><br />
k.A. www.polsteam.com.pl<br />
(PZM) (Meeresschifffahrt,<br />
PL)<br />
Polskie L<strong>in</strong>ie Oceaniczne Gdynia<br />
k.A. www.plo.com.pl<br />
S.A. (PLO, PL)<br />
Kühne & Nagel (D) Gadki bei Poznan k.A. www.kn-portal.com<br />
Loconi Intermodal S.A. (PL) Gdynia<br />
k.A. http://loconi.pl<br />
1) E<strong>in</strong>nahmen aus Verkäufen, 2) PL=Polen, D=<strong>Deutsch</strong>land<br />
Quelle: Liste der 500 größten Unternehmen der Tageszeitung „Rzeczpospolita“, Recherchen Germany Trade & Invest<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
55
Polen<br />
Die PKP errichtet <strong>in</strong> Franowo, Poznan (Posen), für r<strong>und</strong> 40 Mio. Zl e<strong>in</strong>en Intermodal-Term<strong>in</strong>al, an<br />
dem ab 2014 Conta<strong>in</strong>er von <strong>und</strong> nach <strong>Deutsch</strong>land umgeladen werden sollen. Im ersten Jahr sollen<br />
11.000 TEU (Conta<strong>in</strong>er-Kapazitäten) verladen werden, 2015 bereits 26.000 TEU. Hier ist außerdem<br />
e<strong>in</strong> großes Logistikzentrum geplant. PKP Cargo verfügt bereits über e<strong>in</strong> solches Zentrum mit e<strong>in</strong>em<br />
Conta<strong>in</strong>er-Term<strong>in</strong>al, das Centrum Logistyczne Malaszewicze bei Brest an der Grenze zu Belarus.<br />
Zudem will PKP Cargo stärker im Ausland aktiv werden, dort noch mehr Strecken bedienen <strong>und</strong><br />
eventuell andere Bahn<strong>transport</strong>firmen übernehmen, etwa aus Polens südlichen Nachbarländern.<br />
Boron rechnet noch 2013 mit dem Erhalt von Lizenzen zum selbständigen Transport <strong>in</strong> Ungarn <strong>und</strong><br />
den Niederlanden. PKP Cargo strebt an die Börse. Die <strong>Deutsch</strong>e Bahn ist <strong>in</strong> Polen mit DB Schenker<br />
vertreten <strong>und</strong> hält laut Boron dort e<strong>in</strong>en Marktanteil von 20%.<br />
Die Intermodalgesellschaft Polzug bef<strong>in</strong>det sich seit Herbst 2012 zu 100% <strong>in</strong> Besitz der Hamburger<br />
Hafen <strong>und</strong> Logistik AG (HHLA; http://hhla.de). Die HHLA hatte die Anteile von 25,5%, die das polnische<br />
Eisenbahnunternehmen PKP Cargo an Polzug hielt, zu e<strong>in</strong>em nicht genannten Preis übernommen.<br />
Der Hafen Hamburg Market<strong>in</strong>g e.V. hat e<strong>in</strong>e eigene Vertretung <strong>in</strong> Warschau (E-Mail:<br />
warsaw@hafen-hamburg.de).<br />
Kontaktanschriften:<br />
M<strong>in</strong>isterium für Transport, Baugewerbe <strong>und</strong> Meereswirtschaft:<br />
M<strong>in</strong>isterstwo Transportu, Budownictwa i Gospodarki Morskiej<br />
ul. Chalub<strong>in</strong>skiego 4/6; 00-928 Warszawa/Polen<br />
Tel.: 004822/6 30 10 00<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@<strong>transport</strong>.gov.pl, Internet: www.<strong>transport</strong>.gov.pl<br />
Landesrat für Sicherheit im Straßenverkehr (beim M<strong>in</strong>isterium):<br />
Krajowa Rada Bezpieczenstwa Ruchu Drogowego (KRBRD)<br />
ul. Chalub<strong>in</strong>skiego 4/6; 00-928 Warszawa/Polen<br />
Tel.: 004822/6 30 12 55, Fax: -8 30 00 80<br />
E-Mail: sekretariat@krbrd.gov.pl; Internet: www.krbrd.gov.pl<br />
Verbände, Kammern, Portale:<br />
Polnische Wirtschaftskammer für Kfz-Transport <strong>und</strong> Speditionen:<br />
Polska Izba Gospodarki Transportu Samochodowego i Spedycji<br />
Al. Jerozolimskie 144, pok. 727; 02-305 Warszawa/Polen<br />
Tel.: 004822/8 23 68 72, Fax: -8 22 19 20<br />
E-Mail: pigtsis@pigtsis.pl; Internet: www.pigtsis.pl<br />
Vorsitzender: Zdzislaw Szczerbaciuk<br />
Allpolnischer Arbeitgeberverband des Straßen<strong>transport</strong>es:<br />
Ogolnopolski Zwiazek Pracodawcow Transportu Drogowego<br />
Stobno 82, 64-905 Stobno/Polen<br />
Tel.: 004867/2 16 44 97, Fax: -3 48 25 45<br />
E-Mail: biuro@ozptd.pl; Internet: www.ozptd.pl<br />
<strong>Deutsch</strong>-Polnische Industrie- <strong>und</strong> <strong>Handelskammer</strong>:<br />
Polsko-Niemiecka Izba Przemyslowo-Handlowa<br />
ul. Miodowa 14, 00-246 Warszawa/Polen<br />
56 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Tel.: 004822/5 31 05 00, Fax: -5 31 06 44<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@ihk.pl, Internet: www.ihk.pl<br />
Internet-Portale zum Transportsektor:<br />
www.<strong>transport</strong>et.pl<br />
http://<strong>transport</strong>wpolsce.pl<br />
6.3 Transport-Infrastruktur wird weiter ausgebaut /<br />
Von Beatrice Repetzki<br />
Schnellere Verb<strong>in</strong>dungen <strong>und</strong> neue Lagerkapazitäten bieten Chancen für die Logistik<br />
Warschau (gtai) - Polen als Transitland im Zentrum Europas bietet im Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor<br />
gute Entwicklungsperspektiven. Im EU-Haushalt 2014 bis 2020 s<strong>in</strong>d umfangreiche Mittel für die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur<br />
des Landes vorgesehen. Ausbaubedarf besteht auf den Verkehrswegen sowohl von<br />
West nach Ost als auch von Nord nach Süd. Die Umschlagskapazitäten der Meereshäfen werden vergrößert.<br />
Große Lagerflächen entstehen an den neuen Verkehrsknotenpunkten, kle<strong>in</strong>ere E<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> den<br />
Ballungsgebieten.<br />
Polen <strong>in</strong>vestiert <strong>in</strong> den Ausbau se<strong>in</strong>er Infrastruktur. Bei der Mittelvergabe aus dem EU-Haushalt<br />
2014 bis 2020 will das Land den Bahnverkehr stärker <strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong> stellen. Insgesamt soll<br />
Polen hieraus nach vorläufigem Stand über 70 Mrd. Euro erhalten. Der Handlungsbedarf ist angesichts<br />
des teilweise maroden Schienennetzes noch groß. Von 2013 bis 2015 will die Regierung daher<br />
über 30 Mrd. Zloty (Zl; etwa 7,2 Mrd. Euro, 1 Euro = 4,1588 Zl, Stand: 26.4.13) für die Modernisierung<br />
der Eisenbahn ausgeben. Bisher verlief die Nutzung der vorhandenen Mittel für die Bahn<strong>in</strong>frastruktur<br />
eher schleppend.<br />
Wichtige Bahnverb<strong>in</strong>dungen sollen für höhere Geschw<strong>in</strong>digkeiten ausgebaut werden. So sollen<br />
Passagiere zum Herbst 2014 die Fahrt von Warschau <strong>in</strong> die Dreistadt Gdansk-Sopot-Gdynia (Danzig-<br />
Zoppot-Gd<strong>in</strong>gen) <strong>in</strong> knapp drei St<strong>und</strong>en zurück legen können. Das für das Schienennetz zuständige<br />
Unternehmen PKP PLK modernisiert derzeit die r<strong>und</strong> 350 km lange Strecke für <strong>in</strong>sgesamt<br />
1,347 Mrd. Zl. Die EU steuert 928 Mio. Zl bei.<br />
E<strong>in</strong> wichtiges Logistikzentrum ist der Euroterm<strong>in</strong>al Slawkow <strong>in</strong> Oberschlesien nahe der Paneuropäischen<br />
Verkehrskorridore III (Ost-West-Richtung) <strong>und</strong> IV (Nord-Süd-Richtung). Bis zu diesem<br />
führt das am weitesten nach Westen reichende Breitspurgleis von 1.520 mm Spurweite, die östlich<br />
von Polen Standard ist. Daher sieht der Euroterm<strong>in</strong>al gute Chancen gerade für die Bedienung des<br />
Conta<strong>in</strong>er-Bahn<strong>transport</strong>s von Westeuropa nach Fernost <strong>und</strong> Asien.<br />
Wichtige Logistikzentren <strong>in</strong> Polen<br />
Logistikzentrum (Ort)<br />
Euroterm<strong>in</strong>al Slawkow, östlich von<br />
Katowice<br />
Besonderheiten<br />
Umladestation vom westeuropäischer Spurweite zu<br />
Breitspurgleisen für Transport durch Russland nach<br />
Asien (www.euterm<strong>in</strong>al.pl)<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
57
Polen<br />
Wichtige Logistikzentren <strong>in</strong> Polen (Forts.)<br />
Centrum Logistyczne Malaszewicze Logistikzentrum von PKP Cargo (Bahn) bei Brest an<br />
der weißrussischen Grenze mit Conta<strong>in</strong>er-Term<strong>in</strong>al<br />
(www.clmalaszewicze.pl)<br />
Deepwater Conta<strong>in</strong>er Term<strong>in</strong>al beim<br />
Hafen Gdansk<br />
Polens modernster Hafen-Term<strong>in</strong>al mit Conta<strong>in</strong>er<strong>und</strong><br />
RoRo-Anlagen, der noch ausgebaut wird (bisherige<br />
Kapazität: 1,5 Mio. TEU, geplant: 4 Mio. TEU,<br />
www.dctgdansk.com)<br />
Logistikzentrum (Ort)<br />
Panattoni Industrial Park Wroclaw<br />
Distribution Park Okecie<br />
Besonderheiten<br />
Neue Fläche (drei Hallen) <strong>in</strong> Autobahnnähe <strong>in</strong><br />
Wroclaw, die flexibel für Produktion, Lagerung <strong>und</strong><br />
Büros nutzbar ist (53.000 qm, www.panattoni.pl)<br />
Logistikfläche mit Small Bus<strong>in</strong>ess Units (SBU) am<br />
Warschauer Flughafen (www.warehouses.pl)<br />
Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest<br />
Die Ausgaben für den Straßenbau (Neubauten <strong>und</strong> Ausbesserungen) sollen 2013 r<strong>und</strong> 18 Mrd. Zl betragen.<br />
Dabei sollen neue Strecken mit e<strong>in</strong>er Gesamtlänge von 418,7 km übergeben werden. Hierzu<br />
zählen Teilstücke der Autobahn A4 zwischen Krakow (Krakau) <strong>und</strong> der ukra<strong>in</strong>ischen Grenze sowie<br />
der Schnellstraße S17 im Raum Lubl<strong>in</strong>. Im Jahr 2012 war die Rekordlänge von 716 km neuer Straßen<br />
fertig gestellt worden (2011: 267 km, 2010: 213 km). Nicht vollendet wird 2013 das noch fehlende Teilstück<br />
der A1 bis nach Torun (Thorn). Somit wird Gdansk vom künftigen Autobahnkreuz Strykow<br />
vorläufig nicht durchgängig über die Autobahn erreichbar se<strong>in</strong>. Auf die Autobahnverb<strong>in</strong>dung der<br />
A1 von Strykow weiter nach Süden <strong>in</strong> Richtung Katowice (Kattowitz) muss noch länger gewartet<br />
werden. Das gilt auch für die durchgängige Verb<strong>in</strong>dung von Krakow an die ukra<strong>in</strong>ische Grenze<br />
<strong>und</strong> von Warschau <strong>in</strong> Richtung Belarus.<br />
Polen ist gr<strong>und</strong>sätzlich bestrebt, den Intermodalverkehr weiter zu entwickeln, um Conta<strong>in</strong>er <strong>in</strong><br />
Häfen auf Lkw <strong>und</strong> auf Güterwaggons zu verladen. Beim Hafen von Gdansk gibt es bereits e<strong>in</strong>en<br />
Tiefsee-Conta<strong>in</strong>er-Term<strong>in</strong>al. Im Februar 2013 unterzeichneten die Gesellschaft DCT Gdansk S.A.<br />
(Deepsea Conta<strong>in</strong>er Term<strong>in</strong>al) <strong>und</strong> die dortige Hafenverwaltung e<strong>in</strong>en Vorvertrag über die Pacht<br />
von 27 ha Fläche, auf der e<strong>in</strong> zweiter entsprechender Term<strong>in</strong>al für 250 Mio. Euro errichtet werden<br />
soll. Mit den Bauarbeiten soll Anfang 2015 begonnen werden, so dass das Objekt 2016 übergeben<br />
werden kann.<br />
E<strong>in</strong> weiteres großes Projekt beim Hafen von Gdansk ist der Bau e<strong>in</strong>es großen Erdöl-Term<strong>in</strong>als. Ende<br />
November 2012 unterzeichneten das Pipel<strong>in</strong>e-Unternehmen PERN Przyjazn <strong>und</strong> die Hafenverwaltung<br />
e<strong>in</strong>en Vorvertrag über die Pacht e<strong>in</strong>es Gr<strong>und</strong>stückes von r<strong>und</strong> 28 ha, auf dem der Term<strong>in</strong>al gebaut<br />
werden soll. Dieser wird aus 20 Tanks für Erdöl <strong>und</strong> Erdölderivate, e<strong>in</strong>er technischen Infrastruktur,<br />
Pipel<strong>in</strong>es sowie Gebäuden bestehen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Eisenbahnanb<strong>in</strong>dung erhalten. Die erste<br />
Phase des Projekts im Gesamtwert von über 820 Mio. Zl (etwa 197 Mio. Euro) soll bis Mitte 2015 verwirklicht<br />
werden. Die Gesamtkapazität soll schließlich 700.000 cbm erreichen; <strong>in</strong> der ersten Phase<br />
werden 400.000 cbm geschaffen. Dafür erhielt e<strong>in</strong> Konsortium unter Führung des Warschauer Unternehmens<br />
IDS-Bud den Zuschlag, das e<strong>in</strong>en Kostenvoranschlag von 415 Mio. Zl e<strong>in</strong>reichte.<br />
58 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Ausgewählte Großprojekte im polnischen Logistiksektor<br />
Projektbezeichnung Investition Projektstand Anmerkungen<br />
LNG-Term<strong>in</strong>al Hafen<br />
Sw<strong>in</strong>oujscie (Sw<strong>in</strong>emünde)<br />
Bahnstrecke Warschau-<br />
Gdynia (Ostseehäfen)<br />
Zweiter Conta<strong>in</strong>er-Term<strong>in</strong>al<br />
Hafen Gdansk (Danzig)<br />
34,7 km Abschnitt der A4<br />
zwischen Tarnow <strong>und</strong> Debica<br />
(Südostpolen)<br />
Erdöl-Term<strong>in</strong>al Hafen<br />
Gdansk<br />
Korczowa Logistics Park (an<br />
der A4 nahe der Grenze zur<br />
Ukra<strong>in</strong>e)<br />
Intermodal-Term<strong>in</strong>al <strong>in</strong><br />
Franowo bei Poznan<br />
2,9 Mrd. Zl Im Bau<br />
(697 Mio. Euro)<br />
1,347 Mrd. Zl Im Bau<br />
(324 Mio. Euro)<br />
Fertigstellung<br />
2. Halbjahr 2014<br />
Fertigstellung<br />
Herbst 2014<br />
250 Mio. Euro Planung Fertigstellung 2016<br />
981 Mio. Zl Geplant Konsortium Heilit +<br />
(235 Mio. Euro)<br />
Woerner Budowlana,<br />
Budimex; Fertigstellung<br />
Ende 2014<br />
Über 820 Mio. Zl Planung<br />
(197 Mio. Euro)<br />
Fertigstellung<br />
1. Phase Mitte 2015<br />
120 Mio. Euro Geplant Belgischer Investor<br />
40 Mio. Zl Im Bau<br />
(9,6 Mio. Euro)<br />
Für Transport von<br />
<strong>und</strong> nach <strong>Deutsch</strong>land<br />
Quellen: Recherchen <strong>und</strong> Umrechnungen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen<br />
Im 2. Halbjahr 2014 soll der Hafen von Sw<strong>in</strong>oujscie (Sw<strong>in</strong>emünde) e<strong>in</strong>en Flüssiggas-Term<strong>in</strong>al erhalten,<br />
den die vom Staatsunternehmen Gaz-System kontrollierte Gesellschaft Polskie LNG errichtet.<br />
Nachdem skand<strong>in</strong>avische Firmen ihr Interesse bek<strong>und</strong>et hatten, dort auch Flüssiggas umzuladen,<br />
könnte der Term<strong>in</strong>al später von e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en Importanlage zu e<strong>in</strong>em Import- <strong>und</strong> Vertriebszentrum<br />
ausgebaut werden.<br />
E<strong>in</strong> wichtiger Teil der Infrastruktur für die Logistik <strong>in</strong> Polen ist der Ausbau der Lagerflächen. Landesweit<br />
waren Ende 2012 laut der Immobilienfirma Jones Lang LaSalle (JLL) <strong>in</strong>sgesamt 222.000 qm<br />
neuer Lagerhallen im Bau. Regional führend waren der Raum Wroclaw (Breslau, 91.000 qm), Warschau<br />
(43.000 qm) <strong>und</strong> Oberschlesien (36.000 qm). Nur noch selten handelt es sich dabei um spekulative<br />
Objekte. Die meisten neuen Lagerhallen werden im Auftrag der künftigen Mieter auf dessen<br />
Bedürfnisse abgestimmt (built-to-suit, BTS) oder per Vorvertrag vorab vermietet (pre let). Nur 11%<br />
der derzeit gebauten Flächen haben laut JLL noch ke<strong>in</strong>en Mieter.<br />
Im Jahr 2012 waren laut CB Richard Ellis (CBRE) über die Hälfte der fertig gestellten Flächen BTS-<br />
Objekte. Zu den größten Objekten zählten dabei Panattoni BTS Pilk<strong>in</strong>gton (35.000 qm), e<strong>in</strong>e für<br />
Nippon Sheet Glass <strong>in</strong> Tarnobrzeg errichtete Halle (35.000 qm), der Panattoni Park Radomsko<br />
Manuli (32.000 qm) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e für Decathlon gebaute Halle <strong>in</strong> Gliwice (Gleiwitz, 31.700 qm).<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
59
Polen<br />
Insgesamt wurden 2012 <strong>in</strong> Polen 518.000 qm Hallenflächen übergeben, von denen sich die meisten<br />
<strong>in</strong> Oberschlesien (96.000 qm), Zentralpolen (81.000 qm) <strong>und</strong> Poznan (76.000 qm) befanden. Führend<br />
war der Bauträger Panattoni, der 211.000 qm übergab, gefolgt von Goodman (122.000 qm) <strong>und</strong><br />
Segro (76.000 qm). Dadurch stieg die <strong>in</strong> Polen vorhandene Gesamtfläche auf über 7 Mio. qm.<br />
Ende 2012 waren laut JLL 713.000 qm nicht vermietet (Ende 2011: 754.000 qm), was e<strong>in</strong>er Leerstandsquote<br />
von 10,1% entspricht. Die meisten leer stehenden Hallenflächen befanden sich im Raum Warschau<br />
(279.000 qm) <strong>und</strong> <strong>in</strong> Zentralpolen (123.000 qm). Der anteilige Leerstand war <strong>in</strong> Oberschlesien<br />
<strong>und</strong> Poznan (Posen) am ger<strong>in</strong>gsten. CBRE geht für 2013 von e<strong>in</strong>er Stabilisierung des Marktes für Lagerhallen<br />
aus, wobei die Leerstandsquote ger<strong>in</strong>gfügig s<strong>in</strong>ken soll.<br />
Die Anbieter von Lagerflächen wollen weitere ausländische Mieter anlocken, wodurch Polen zum<br />
Vertriebszentrum für die ganze Region werden könnte. Die Firma Goodman will ihre Bautätigkeit<br />
2013 <strong>und</strong> 2014 noch verstärken. Sie plant unter anderem e<strong>in</strong>e Erweiterung ihrer Logistikparks<br />
Pomorskie Centrum Logistyczne <strong>in</strong> Gdansk (Danzig) <strong>und</strong> Krakow Airport Logistics Centre.<br />
Panattoni Europe will se<strong>in</strong>e Objekte <strong>in</strong> Lodz (Lodsch), Myslowice <strong>und</strong> Poznan ausbauen <strong>und</strong> BTS-<br />
Objekte für Lagerung <strong>und</strong> Produktion errichten. E<strong>in</strong> solches erhält zum Beispiel Faurecia, e<strong>in</strong> Hersteller<br />
von Kfz-Teilen, <strong>in</strong> der Sonderwirtschaftszone (SWZ) von Lodz. Für Segro steht der Ausbau der<br />
Logistikparks <strong>in</strong> Gdansk, Wroclaw <strong>und</strong> im oberschlesischen Tychy im Vordergr<strong>und</strong>. Außerdem<br />
werden der Tulipan Park Strykow am künftigen Autobahnkreuz, der Segro Bus<strong>in</strong>ess Park Warsaw<br />
<strong>und</strong> der Tulipan Park Warszawa weiter entwickelt. Der Konzern Prologis, Marktführer <strong>in</strong> Polen mit<br />
1,9 Mio. qm verwalteter Lagerfläche, begrenzte jedoch zuletzt se<strong>in</strong>e Investitionspläne <strong>und</strong> verkaufte<br />
kle<strong>in</strong>ere <strong>und</strong> weniger attraktiv gelegene Objekte.<br />
Im Kommen s<strong>in</strong>d neben den großen Lagerflächen kle<strong>in</strong>ere E<strong>in</strong>heiten ab 500 qm Fläche, sogenannte<br />
Small Bus<strong>in</strong>ess Units (SBU). Diese s<strong>in</strong>d hochwertig, sicher <strong>und</strong> vielseitig, <strong>und</strong> daher besonders beliebt<br />
bei Importeuren, Exporteuren, Vertriebsfirmen, Onl<strong>in</strong>e-Geschäften <strong>und</strong> Start-ups. SBU bef<strong>in</strong>den<br />
sich <strong>in</strong> Ballungsgebieten wie Warschau, Lodz <strong>und</strong> Katowice, anders als die großen Logistikflächen,<br />
die hauptsächlich an Verkehrsknotenpunkten im Landes<strong>in</strong>neren zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.<br />
Angesiedelt s<strong>in</strong>d SBU zum Beispiel <strong>in</strong> den Komplexen Ideal Idea, Gate One <strong>und</strong> AIG Ursus <strong>in</strong> Warschau,<br />
Tulipan Park Lodz von Segro <strong>und</strong> LBP <strong>in</strong> Lodz (Lodsch), WBP <strong>und</strong> Prologis <strong>in</strong> Wroclaw (Breslau)<br />
sowie BIK <strong>und</strong> MARR <strong>in</strong> Krakow (Krakau), wie die Immobilienfirma Cushman & Wakefield auflistet.<br />
Laut ihren aktuellen Berechnungen s<strong>in</strong>d die Ausgangsmieten pro Quadratmeter bei small<br />
boxes etwas höher als bei großen Lagerflächen, den big boxes, die m<strong>in</strong>destens 2.500 qm umfassen.<br />
Am höchsten s<strong>in</strong>d die maximalen Ausgangsmieten für SBU mit 5,80 Euro/qm im Stadtgebiet von<br />
Warschau, am niedrigsten mit 3,70 Euro/qm <strong>in</strong> Oberschlesien.<br />
Kle<strong>in</strong>e Module s<strong>in</strong>d laut der Immobilienfirma CB Richard Ellis auch im Warsaw Distribution Center<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> dem nahe dem Flughafen der Hauptstadt gelegenen Distribution Park Okecie vorhanden.<br />
Der <strong>in</strong>ternationale Logistikkonzern Prologis errichte neue SBU-Flächen beim Breslauer Flughafen,<br />
se<strong>in</strong> Konkurrent Panattoni schaffe kle<strong>in</strong>e Module <strong>in</strong> Gdansk.<br />
60 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Russland<br />
Russland<br />
7. Russland<br />
7.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick / Von Bernd Hones<br />
Infrastruktur als Hemmschuh für wirtschaftliche Entwicklung<br />
Moskau (gtai) - Die Konjunktur <strong>in</strong> Russland hat sich merklich abgekühlt. Experten im M<strong>in</strong>isterium<br />
für wirtschaftliche Entwicklung erwarten für 2013 e<strong>in</strong> Wachstum des Brutto<strong>in</strong>landsproduktes (BIP)<br />
von lediglich 2,4%. Vor kurzem waren die Chefvolkswirte des größten Flächenstaates der Welt noch<br />
von 3,6% ausgegangen. Selbst die revidierten Prognosen könnten sich schon bald als zu optimistisch<br />
erweisen.<br />
Die E<strong>in</strong>zelhandelsumsätze - zuletzt Stütze der BIP-Entwicklung - haben deutlich an Dynamik verloren.<br />
Die Industrieproduktion ist <strong>in</strong> den ersten beiden Monaten 2013 im Vergleich zur Vorjahresperiode<br />
sogar gesunken. Dasselbe gilt für die Waren<strong>transport</strong>e - e<strong>in</strong> deutliches Signal, dass die Handelstätigkeit<br />
nachlässt. Nach wie vor verh<strong>in</strong>dert die schlechte Infrastruktur e<strong>in</strong> dynamischeres<br />
Wachstum.<br />
Als Stütze der Wirtschaft wirkt die Automobil<strong>in</strong>dustrie. Immer mehr Kfz werden <strong>in</strong> Russland gefertigt.<br />
Zurzeit bauen viele westliche Zulieferer <strong>in</strong> Russland Kapazitäten auf. Lieferchancen gibt es für<br />
Spezialisten des Masch<strong>in</strong>en- <strong>und</strong> Anlagenbaus wie Werkzeugmasch<strong>in</strong>enhersteller <strong>und</strong> für Kfz-<br />
Teilehersteller.<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
61
Russland<br />
Auch die Chemie<strong>in</strong>dustrie sendet positive Signale. Im Jahr 2013 werden e<strong>in</strong>ige Konzerne neue<br />
Kapazitäten <strong>in</strong> Betrieb nehmen. Dasselbe gilt für die Petrochemie. Bis 2020 müssen 124 Erdölverarbeitungswerke<br />
modernisiert oder neu gebaut werden. Ausgezeichnete Chancen für deutsche<br />
Zulieferer.<br />
Kohleförderbänder, Bohrausrüstung, Spezialmasch<strong>in</strong>en zum Verlegen von Öl- <strong>und</strong> Gasleitungen<br />
sowie Messgeräte - die Rohstoff<strong>in</strong>dustrie ist seit jeher e<strong>in</strong> Garant als Abnehmer für deutsche Produkte.<br />
Neu ist, dass russische Rohstofffirmen immer tiefere <strong>und</strong> schwierigere Lagerstätten erschließen<br />
müssen, wollen sie die Fördervolum<strong>in</strong>a konstant halten. Das geht oft nur mit besonders ausgeklügelter<br />
Technik <strong>und</strong> Hilfe von westlichen Firmen. In die russische Energiewirtschaft sollen bis<br />
2020 r<strong>und</strong> 700 Mrd. Euro <strong>in</strong>vestiert werden.<br />
Die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur war <strong>und</strong> ist e<strong>in</strong>er der größten Engpässe beim Weiter<strong>transport</strong> der geförderten<br />
Rohstoffvorräte. Die russische Regierung bessert jedoch zurzeit lieber die Renten <strong>und</strong> den<br />
Verteidigungsetat auf, als sich um e<strong>in</strong>e moderne Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur zu kümmern. Milliardenprojekte<br />
wie die Schnellzugverb<strong>in</strong>dungen von Moskau nach Sankt Petersburg <strong>und</strong> von Moskau<br />
nach Jekater<strong>in</strong>burg kommen nur langsam voran. Dasselbe Bild beim Straßenbau: 2012 wurden lediglich<br />
1.621 km Straßen gebaut, viel weniger als 2011 - obwohl das Vierfache geplant war. Die<br />
schlechte Infrastruktur treibt nicht nur die Preise im E<strong>in</strong>zelhandel nach oben. Sie lässt sogar e<strong>in</strong>zelne<br />
Rohstoffprojekte, vor allem <strong>in</strong> abgelegenen Regionen, aus Kostengründen scheitern.<br />
Exportchancen für deutsche Unternehmen:<br />
Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen für die Kfz-, Chemie- <strong>und</strong> Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie; öffentliche Aufträge<br />
für Mediz<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Umwelttechnik; Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik<br />
Großprojekte:<br />
Infrastruktur-, Hotel- <strong>und</strong> Stadionbau zur Vorbereitung auf die Fußballweltmeisterschaft 2018;<br />
Modernisierung der Energiewirtschaft; Chemiegroßprojekte; Erschließung Rohstofflagerstätten<br />
62 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
7.2 Logistiksektor stellt Spediteure vor schwierige Aufgaben /<br />
Von Bernd Hones<br />
Lkw-Fahrverbote <strong>in</strong> Großstädten / Engpässe bei der Bahn / Staat privatisiert Flughäfen<br />
Moskau (gtai) - Logistik ist im größten <strong>und</strong> rohstoffreichsten Flächenland der Erde überlebenswichtig.<br />
Flughäfen <strong>und</strong> Häfen werden zurzeit ausgebaut. Dennoch unternimmt der russische Staat noch zu wenig,<br />
um Defizite bei der Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur zu beheben. Mehr noch: Metropolen schränken den Lkw-<br />
Verkehr e<strong>in</strong> im Kampf gegen Staus. Der russische Zoll ist für se<strong>in</strong>e Formvorschriften berüchtigt. Trotzdem<br />
behaupten sich e<strong>in</strong>ige deutsche Firmen erfolgreich als Logistikanbieter auf dem russischen Markt.<br />
Russland ist mit e<strong>in</strong>em Staatsgebiet von 17,1 Mio. Quadratkilometern 48 mal so groß wie <strong>Deutsch</strong>land.<br />
Von Westen nach Osten beträgt die Ausdehnung 9.000 km, von Norden nach Süden 4.000<br />
km. Angesichts der gigantischen Ausmaße des Landes nimmt es nicht W<strong>und</strong>er, dass der Anteil des<br />
Sektors Transport <strong>und</strong> Kommunikation an der gesamten russischen Bruttowertschöpfung 8,2% beträgt.<br />
Das entsprach im Jahr 2012 e<strong>in</strong>em Wert von 109 Mrd. Euro. Bis heute s<strong>in</strong>d Tausende Ortschaften,<br />
etwa <strong>in</strong> Sibirien oder im Fernen Osten, nur über sogenannte W<strong>in</strong>tertrassen erreichbar. Bei Tauwetter<br />
s<strong>in</strong>d Helikopter das e<strong>in</strong>zige Verkehrsmittel, um <strong>in</strong> die nächstgrößere Stadt zu gelangen.<br />
R<strong>und</strong> 15 Millionen Menschen s<strong>in</strong>d teilweise über mehrere Monate komplett von den Verkehrswegen<br />
abgeschnitten. Selbst im Umkreis von Moskau gibt es Straßen, die eher Holperpisten gleichen.<br />
Bedeutung des Logistiksektors <strong>in</strong> Russland<br />
E<strong>in</strong>wohnerzahl (2012, <strong>in</strong> Mio.) 143,0<br />
Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (2012, <strong>in</strong> Mrd. Euro) 1.563<br />
Brutto<strong>in</strong>landsprodukt pro Kopf (2011, <strong>in</strong> Euro) 9.545<br />
Bruttowertschöpfung im Sektor Transport <strong>und</strong> Kommunikation<br />
109,0<br />
(2012, <strong>in</strong> Mrd. Euro)<br />
Bruttowertschöpfung im Sektor Transport <strong>und</strong> Kommunikation<br />
8,2 *)<br />
(2012, <strong>in</strong> % der russischen Bruttowertschöpfung)<br />
Bruttowertschöpfung im Sektor Transport <strong>und</strong> Kommunikation<br />
-2,4<br />
(2012, Veränderung zu 2011 <strong>in</strong> %)<br />
Ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen (2012, <strong>in</strong> Mrd. US$) 154,6<br />
darunter im Sektor Transport <strong>und</strong> Kommunikation (2012, <strong>in</strong> Mrd. US$) 4,6<br />
Bruttomonatslöhne <strong>in</strong> Transportsektor (Durchschnitt 2012, <strong>in</strong> Euro) 860,2<br />
*) Der Anteil des Sektors Transport alle<strong>in</strong> beläuft sich auf 7%.<br />
Quellen: Föderaler Statistikdienst, Transportm<strong>in</strong>isterium der Russischen Föderation<br />
'<br />
Die Hochseeschifffahrt ist 2012 nach offiziellen Angaben regelrecht e<strong>in</strong>gebrochen. Doch diese Entwicklung<br />
ist auf die statistische Zählweise <strong>in</strong> Russland zurückzuführen. Erfasst werden ausschließlich<br />
Hochseeschifffahrten unter russischer Flagge. Viele Redereien ließen ihre Schiffe aber unter e<strong>in</strong>er<br />
günstigeren ausländischen Flagge fahren, heißt es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em aktuellen Bericht von Rosmorretschflot.<br />
E<strong>in</strong> Blick auf den Warenumschlag untermauert diese Aussage: Russlands Häfen wiesen<br />
e<strong>in</strong> Plus von 6% aus. Mittelfristig rechnen die Transportexperten mit e<strong>in</strong>em Bedarf an Umschlagka-<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
63
Russland<br />
pazitäten von 750 Mio. t. Zum Vergleich: 2012 wurden 567 Mio. t Waren <strong>in</strong> Russlands Häfen ver- <strong>und</strong><br />
entladen.<br />
Die Straßen<strong>transport</strong>e legten 2012 um knapp 3% zu. Lastkraftwagen s<strong>in</strong>d das wichtigste Transportmittel<br />
für den Transitverkehr nach Russland. R<strong>und</strong> 97% aller Warenströme von <strong>Deutsch</strong>land nach<br />
Moskau werden über die Straße abgewickelt. In erster L<strong>in</strong>ie bedienen polnische, ukra<strong>in</strong>ische <strong>und</strong><br />
weißrussische Speditionen diese Aufträge. Polnische Lkw-Fahrer verdienen etwa halb so viel wie<br />
deutsche. Außerdem ist der Dieselkraftstoff <strong>in</strong> Polen günstiger als <strong>in</strong> <strong>Deutsch</strong>land.<br />
Güter<strong>transport</strong>e nach Verkehrsträgern <strong>in</strong> Russland<br />
Verkehrsträger<br />
Beförderte Güter<br />
2012 (<strong>in</strong> Mio. t)<br />
Veränderung<br />
2012/2011 (<strong>in</strong> %)<br />
Anteil (<strong>in</strong> %)<br />
Gesamtes Frachtvolumen 8.372,3 2,1 100,0<br />
Straßen<strong>transport</strong>e 5.829,3 2,9 69,6<br />
Schiffs<strong>transport</strong>e 160,2 -0,7 1,9<br />
B<strong>in</strong>nenschifffahrt 142,0 12,1 1,7<br />
Hochseeschifffahrt 20,0 -41,2 0,2<br />
Schienen<strong>transport</strong>e 1.271,9 2,4 15,2<br />
Luft<strong>transport</strong>e 1,0 1,6 0,01<br />
Pipel<strong>in</strong>e<strong>transport</strong>e 1.111,0 -1,8 13,3<br />
Quellen: Föderaler Statistikdienst, OAO RZD, Rosawiazija, Transportm<strong>in</strong>isterium der Russischen Föderation<br />
Bei <strong>in</strong>nerrussischen Fahrten nimmt die Eisenbahn e<strong>in</strong>e zentrale Rolle e<strong>in</strong>. Die Schienen<strong>transport</strong>e<br />
legten 2012 um 2,4% zu. Russland verfügt über das zweitlängste Gleisnetz der Welt. Doch was die<br />
Dichte anbelangt, so gibt es Nachholbedarf. Dabei ist die Bahn bei den Russen beliebt als Fortbewegungsmittel.<br />
Das Reisen <strong>in</strong> Schlafwagen hat Tradition. Für den Frachtbereich ist die Bahn genauso<br />
wichtig. Russlands Reichtum beruht auf se<strong>in</strong>en Bodenschätzen. Gerade <strong>in</strong> Sibirien <strong>und</strong> im Fernen<br />
Osten gibt es Kohle, Holz, Erze, Erdöl <strong>und</strong> Gas <strong>in</strong> Hülle <strong>und</strong> Fülle. Russland lebt vom Export dieser<br />
Rohstoffe. Die russische Bahn steuert daher die wichtigen Häfen im Fernen Osten (Wan<strong>in</strong>o <strong>und</strong><br />
Wostotschny), im Baltikum (Sankt Petersburg, Primorsk <strong>und</strong> Ust-Luga), am Schwarzen Meer <strong>und</strong><br />
Asowschen Meer (Rostow, Noworossijsk) an. Von dort werden die Schätze <strong>in</strong> alle Welt <strong>transport</strong>iert.<br />
Bei den Kohle-, Holz-, Getreide- <strong>und</strong> Metall<strong>transport</strong>en auf der Schiene kam es <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Jahren immer wieder zu Engpässen. Teils standen nicht genügend Güterwaggons zur Verfügung,<br />
teils haperte es beim Ausbau des Streckennetzes. Doch obwohl Rohstoffunternehmen wie Metschel<br />
dazu übergegangen s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> Eigenregie Bahnl<strong>in</strong>ien zu bauen, s<strong>in</strong>d die Probleme an e<strong>in</strong>igen<br />
Schlüsselstellen geblieben. Mit Milliarden<strong>in</strong>vestitionen versuchen die Russischen Eisenbahnen<br />
(OAO RZD) gezielt, diese Engpässe zu beseitigen.<br />
Das gilt nicht nur für den Fernen Osten <strong>und</strong> Sibirien, sondern auch für die Verb<strong>in</strong>dung zwischen<br />
den beiden größten Städten Russlands Moskau <strong>und</strong> Sankt Petersburg. Sechsmal täglich verkehrt<br />
dort der ICE-Zug „Sapsan“ (Wanderfalke) von Siemens. Doch die Strecke gilt wegen der hohen Beliebtheit<br />
im Passagierbereich als Engpass für den Güterverkehr. Logistiker sehnen daher den Bau<br />
der ersten russischen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke zwischen beiden Metropolen herbei. Auf völ-<br />
64 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
lig neuen Gleisen sollen die heute knapp vier St<strong>und</strong>en Fahrzeit des Sapsan <strong>in</strong> wenigen Jahren deutlich<br />
unterboten werden. Auf der bisherigen Strecke könnten dafür wieder verstärkt Güterverkehre<br />
abgewickelt werden.<br />
Das ist auch deshalb wichtig, weil über dieselbe Strecke Waggons rollen sollen, die am Lübecker<br />
Hafen komplett beladen aufs Schiff gebracht <strong>und</strong> im Hafen Ust-Luga wieder zu Güterzügen zusammengestellt<br />
werden. <strong>Deutsch</strong>e Frachtspezialisten setzen große Hoffnungen auf diese neue Lieferkette,<br />
denn sie erlaubt die Bestückung von Waggons <strong>in</strong> <strong>Deutsch</strong>land. Das war bislang nur im Hafen<br />
Sassnitz-Mukran möglich. Über die Ostsee <strong>und</strong> die Schiene <strong>in</strong> Russland können europäische Waren<br />
so bis nach Zentralasien oder noch weiter bis <strong>in</strong> die Volksrepublik Ch<strong>in</strong>a gebracht werden.<br />
So wichtig Russland mit se<strong>in</strong>er Transsibirischen Eisenbahn <strong>und</strong> den günstigen Luftverkehrswegen<br />
auch ist, so verbesserungsbedürftig ist die Transport<strong>in</strong>frastruktur <strong>und</strong> so schlecht ist der Ruf se<strong>in</strong>er<br />
Zöllner. Zollabgaben tragen zu mehr als der Hälfte zu den Staatse<strong>in</strong>nahmen bei. Der Zoll ist deshalb<br />
e<strong>in</strong> wichtiges E<strong>in</strong>nahmeorgan. Jeder Zöllner hat e<strong>in</strong> bestimmtes E<strong>in</strong>nahmesoll pro Jahr vorgegeben.<br />
Daher ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass Zöllner gerade an Formalitäten Anstoß nehmen. Oftmals<br />
ist es das berühmte Päckchen Schrauben zu viel, das den zügigen Import e<strong>in</strong>er ganzen Lebensmittelanlage<br />
gefährdet. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er, nicht deklarierter Handstaubsauger zur Beseitigung von Installationsstaub<br />
führte dazu, dass e<strong>in</strong>e Stahlanlage über Wochen im Zoll hängen blieb. Fälle wie<br />
diese ziehen Strafen wegen versuchten Betrugs <strong>und</strong> Lagergebühren beim Zoll nach sich, von den<br />
Verzugskosten für die Abnehmerfirma ganz zu schweigen.<br />
Transport- <strong>und</strong> Zollexperten raten dazu, stets den russischen Importeur für die Zolldeklaration <strong>in</strong><br />
die Pflicht zu nehmen. Außerdem sollte dieser auch für anfallende Lagergebühren gerade stehen<br />
müssen. Das garantiert gesteigertes Interesse an e<strong>in</strong>er zügigen Entzollung. Desweiteren ist es ratsam,<br />
den Exporteur darauf vorzubereiten, dass der Zoll zur Bestimmung des Zollwerts der Ware<br />
E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Exportdeklaration <strong>und</strong> den Verkaufsvertrag nehmen möchte. Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt:<br />
Exporteur <strong>und</strong> Importeur müssen vor allem die Formalitäten bei der Zolldeklaration beachten.<br />
Schikanen beim Zoll oder von Seiten der Straßenpolizei können selbst f<strong>in</strong>dige Lkw-Fahrer St<strong>und</strong>en<br />
oder sogar Tage kosten. Deshalb s<strong>in</strong>d Just-<strong>in</strong>-time-Lieferungen heutzutage - wenn überhaupt - nur<br />
mit der Bahn realisierbar.<br />
Schlechte Straßen, Engpässe bei der Bahn <strong>und</strong> der Zoll s<strong>in</strong>d nicht die e<strong>in</strong>zigen Herausforderungen<br />
bei Güterverkehren nach Russland. Die Metropolen des größten Landes der Welt gehen verstärkt<br />
dazu über, ihre Verkehrsprobleme auf Kosten der Fuhrunternehmen zu lösen. Moskau hat Anfang<br />
März 2013 e<strong>in</strong> Tagfahrverbot für Lkws im Transitverkehr verhängt <strong>und</strong> dies im Mai auf alle Lastkraftwagen<br />
ausgeweitet. Auf den Autobahnr<strong>in</strong>g MKAD oder <strong>in</strong>s Stadtzentrum dürfen zwischen 6<br />
<strong>und</strong> 23 Uhr nur noch Lkw mit Sondergenehmigungen fahren. Ähnliche harte Maßnahmen werden<br />
derzeit <strong>in</strong> Sankt Petersburg erwogen, hat Germany Trade and Invest beim zuständigen Komitee der<br />
Stadtregierung <strong>in</strong> Erfahrung gebracht.<br />
Schwierigkeiten beim Straßenverkehr h<strong>in</strong>, Zollprobleme her - für ausländische Speditionen ist<br />
Russland das Land der großen Margen. All die Risiken lassen sich zuverlässige Logistikpartner gut<br />
vergüten. Mittelfristig wird der Handel mit Russland weiter zunehmen. Für Spezialisten im Bereich<br />
Schwerlast<strong>transport</strong>e war die Vorbereitung auf die Olympischen W<strong>in</strong>terspiele 2014 <strong>in</strong> Sotschi der<br />
Projektmotor <strong>in</strong> den letzten drei bis vier Jahren. Weitere Megaprojekte folgen: Im Jahr 2018 richtet<br />
Russland die Fußball-WM aus. An elf Austragungsorten müssen Stadien gebaut, Hotels errichtet<br />
<strong>und</strong> die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur modernisiert werden.<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
65
Russland<br />
Riesige Bagger, große Tief- <strong>und</strong> Tunnelbohrer sowie Hafenausrüstungen werden auch gebraucht<br />
bei der Erschließung der neuen Kohlefelder <strong>und</strong> Heliumlagerstätten <strong>in</strong> Sibirien sowie der sagenhaften<br />
Erdöl- <strong>und</strong> Erdgasvorkommen im Schelf vor der russischen Küste. Russland fragt dazu <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie westliche Technik nach. Die Aufpreise für Transport <strong>und</strong> Logistik übernehmen die Besteller.<br />
Deshalb ist klar: So groß das Risiko bei Russlandgeschäften für Logistiker auch se<strong>in</strong> mag, das<br />
Wachstumspotenzial <strong>und</strong> die Margen s<strong>in</strong>d lukrativ.<br />
Geht es nach dem Willen der russischen Regierung, sollen vom steigenden Frachtaufkommen vor<br />
allem russische Logistikzentren profitieren. Ganz bewusst wird der Hafen Ust-Luga <strong>in</strong> Nordwest-<br />
Russland ausgebaut. Er soll den Ostseehäfen im Baltikum <strong>und</strong> <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland K<strong>und</strong>en abnehmen.<br />
Doch der größte Widersacher des Projektes s<strong>in</strong>d nicht etwa die Balten oder die F<strong>in</strong>nen, sondern der<br />
Großhafen Sankt Petersburg. Die Investoren dort fürchten um ihre K<strong>und</strong>schaft. Andererseits bef<strong>in</strong>den<br />
sich die Hafengr<strong>und</strong>stücke <strong>in</strong> bester Lage. Den jüngsten Investoren vor Ort unterstellen Fachleute<br />
bereits, sie seien mehr an der Immobilienentwicklung als an Frachtumschlägen <strong>in</strong>teressiert.<br />
E<strong>in</strong> Megathema <strong>in</strong> Russland ist die Entwicklung des nördlichen Seeweges. Er führt entlang der<br />
Nordküste Sibiriens, ist r<strong>und</strong> 6.000 Seemeilen lang <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong> Drittel kürzer als die südliche<br />
Route. In 7,5 bis 10 Tagen ist die Strecke passierbar - e<strong>in</strong>e lohnende Abkürzung für Reedereien. Für<br />
Russland ist die Nordroute <strong>in</strong>teressant, weil dadurch auch die rohstoffreichen Regionen <strong>in</strong> Nordsibirien<br />
sowie auf der Halb<strong>in</strong>sel Jamal versorgt <strong>und</strong> die dort geförderten Bodenschätze ab<strong>transport</strong>iert<br />
werden können.<br />
Umschlag <strong>in</strong> russischen Häfen nach Regionen Becken (<strong>in</strong> Mio. Tonnen)<br />
2011 2012 Veränderung<br />
2012/2011 (<strong>in</strong> %)<br />
Insgesamt 535,4 567,0 6,0<br />
Ferner Osten (22 Häfen), darunter: 125,3 134,2 6,9<br />
Wostotschnyj 38,3 42,5 10,9<br />
Wan<strong>in</strong>o 19,1 20,3 6,5<br />
Kaspisches Meer (3 Häfen) 10,6 10,0 -5,1<br />
Asowsches Meer <strong>und</strong> Schwarzes<br />
172,8 175,3 1,5<br />
Meer (12 Häfen), darunter:<br />
Noworossijsk 115,7 117,4 1,1<br />
Rostow 10,3 11,1 8,0<br />
Baltikum (7 Häfen), darunter: 185,7 207,2 11,6<br />
Großhafen Sankt-Peterburg 60,0 57,8 -3,6<br />
MTP Ust-Luga 22,7 46,8 ums 2-Fache<br />
Hafen Primorsk 75,2 74,8 -0,5<br />
Hafen Wysozk 13,4 13,6 1,6<br />
Hafen Kal<strong>in</strong><strong>in</strong>grad 13,3 12,7 -4,8<br />
Arktis (19 Häfen), darunter: 41,0 38,7 -5,7<br />
Murmansk 25,7 23,7 -7,8<br />
Archangelsk 4,3 5,2 20,9<br />
Dud<strong>in</strong>ka 1,07 1,1 2,8<br />
Quellen: Transportm<strong>in</strong>isterium der Russischen Föderation, Assoziation der Seehäfen Russlands<br />
66 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
<strong>Deutsch</strong>e Firmen wie DB Schenker, Rhenus Logistics <strong>und</strong> DHL gehören zu den größten Logistikunternehmen<br />
des Landes. Unter den russischen Branchenriesen ist im Bahnsektor die Perwaja Grusowaja<br />
Kompanija (Erste Frachtgesellschaft) führend, gefolgt von ihrer e<strong>in</strong>stigen Muttergesellschaft,<br />
der Russischen Staatsbahn OAO RZD mit ihren Tochterunternehmen. Der führende Logistiker<br />
im Schifffahrtssektor ist die russische zivile Flotte Sovkomflot. Russlands größte Frachtairl<strong>in</strong>es<br />
s<strong>in</strong>d Transaero <strong>und</strong> Aeroflot. Die Flughäfen selbst werden seit Jahren privatisiert. Beachtlich ist das<br />
zuletzt an den Tag gelegte Tempo der Entstaatlichung.<br />
Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Russland<br />
Anbieter (Herkunftsland)<br />
OAO Perwaja grusowaja<br />
kompanija<br />
Sitz Umsatz 2012 Internetadresse<br />
(Mio. Euro)<br />
Moskau<br />
2.992,7 www.pgkweb.ru<br />
OAO RZD Logistika Moskau 43,9 3) www.rzdlog.ru<br />
Hold<strong>in</strong>g Sovtransavto Moskau 69,6 4) www.sovtransavto.tu<br />
Global Ports Investments<br />
Sankt Petersburg<br />
386,0 www.globalports.com<br />
PLK (Teil von<br />
N-Trans Gruppe)<br />
FGUP Rosmorport Moskau<br />
384,2 www.rosmorport.ru<br />
(kontrolliert die ganze<br />
Hafenwirtschaft <strong>und</strong><br />
die wassertechnischen<br />
E<strong>in</strong>richtungen Russlands)<br />
OAO Transconta<strong>in</strong>er Moskau 831,1 www.transcont.ru<br />
Potschta Rossiji Moskau 20,4 (Gew<strong>in</strong>n) www.russianpost.ru<br />
OAO Fesco Moskau 1.376,9 www.fesco.ru<br />
SAO Russkaja trojka Moskau 3,5 www.rus-troyka.com<br />
(Gew<strong>in</strong>n 2011)<br />
Gruppe Sovkomflot Moskau 715,1 www.sovcomflot.ru<br />
SAO STS logistics Moskau 230,8 www.stslogistics.net<br />
Itella NLK (russische<br />
Niederlassung der<br />
Itella Logistics, Teil der<br />
Itella Group)<br />
Moskau 677,0 www.itellanlc.com<br />
(Gruppenumsatz<br />
2010)<br />
FM Logistics Moskau 180,0 www.fmlogistic.ru<br />
Nazionalnaja contejnernaja<br />
Moskau<br />
k.A. www.conta<strong>in</strong>er.ru<br />
kompanija<br />
(NKK)<br />
OOO Fenix (Betreiber Sankt Petersburg<br />
k.A. www.port-bronka.ru<br />
vom Projekt Bronka)<br />
OOO GKS (Globalnyj Noworossijsk,<br />
k.A. www.gcs-group.ru<br />
kontejnernyj servis) Moskau, Sankt<br />
Petersburg<br />
Alidi<br />
Moskau, Nishni<br />
Nowgorod, Sankt<br />
Petersburg<br />
561,0 www.alidi.ru<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
67
Russland<br />
Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Russland (Forts.)<br />
Anbieter (Herkunftsland)<br />
Sitz Umsatz 2012 Internetadresse<br />
(Mio. Euro)<br />
S-Logistic Kasan k.A. www.s-logistics.gsf.ru<br />
SAO Smart Logistic Moskau<br />
k.A. www.slg.ru<br />
Group<br />
Zentr wnedrenija „Protek“<br />
(Teil von OAO Protec)<br />
Moskau 45,1 www.protec-group.ru<br />
(Gew<strong>in</strong>n OAO<br />
Protec)<br />
Raven Russia Moskau k.A. www.ravenrussia.com<br />
SAO Logististscheskaja<br />
kompanija „Molkom“<br />
Puschk<strong>in</strong>o,<br />
Moskauer Gebiet<br />
k.A. www.molkom.ru<br />
Srednewolshskaja logistitscheskaja<br />
kompanija<br />
K<strong>in</strong>el, Gebiet<br />
Samara<br />
k.A. www.svlk.ru<br />
SAO Eurosib Sankt Petersburg 191,7 www.eurosib.biz<br />
Delowyje l<strong>in</strong>iji Moskau k.A. www.dell<strong>in</strong>.ru<br />
Lorry Jekater<strong>in</strong>burg k.A. www.lorry.com<br />
Gruppe „Sowfracht-<br />
Sowmortrans“<br />
Moskau<br />
601,1 www.sovfracht.ru<br />
DPD Russia (Teil von<br />
GeoPost)<br />
Moskau 3.600 3) www.dpd.ru<br />
(GeoPost)<br />
TNT Express Moskau 7.200 3) www.tnt.com<br />
Brunswick Rail Moskau 235,5 www.brunswickrail.com<br />
Maersk<br />
DB Schenker Logistics<br />
Russia (gehört zur<br />
<strong>Deutsch</strong>en Bahn)<br />
Kopenhagen,<br />
Moskau, Sankt<br />
Petersburg,<br />
Kal<strong>in</strong><strong>in</strong>grad,<br />
Noworossijsk<br />
Moskau, Sankt<br />
Petersburg,<br />
Timaschewsk,<br />
Jekater<strong>in</strong>burg<br />
<strong>und</strong> andere<br />
k.A. www.maerskl<strong>in</strong>e.com/l<strong>in</strong>k/<br />
?page=lhp&path=/europe/<br />
russia&lang=ru_RU<br />
19.000 www.schenker.com.ru, http:/<br />
(Umsatz DB /dbschenkerlogistics.ru<br />
Schenker)<br />
DHL Express Moskau k.A. www.dhl.ru<br />
Rhenus Logistics Moskau, Sankt<br />
4.000 www.de.rhenus.com<br />
Petersburg,<br />
Jekater<strong>in</strong>burg,<br />
Kaluga, Nishni<br />
Nowgorod <strong>und</strong><br />
andere<br />
SAO City Express Moskau k.A. www.cityexpress.ru<br />
F<strong>in</strong>nl<strong>in</strong>es Sankt Petersburg 609 www.f<strong>in</strong>nl<strong>in</strong>es.com<br />
UPS Moskau k.A. www.ups.com<br />
UCL Hold<strong>in</strong>g Moskau k.A. www.uclhold<strong>in</strong>g.ru<br />
Tablogix Moskau k.A. www.tablogix.ru<br />
68 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Russland (Forts.)<br />
Anbieter (Herkunftsland)<br />
Pony Express (OAO<br />
Freight L<strong>in</strong>k)<br />
Sitz Umsatz 2012 Internetadresse<br />
(Mio. Euro)<br />
Moskau<br />
85 3) www.ponyexpress.ru<br />
Kuehne + Nagel Ltd. Moskau k.A. www.kn-portal.com<br />
1) Geschäftsjahr 2011; 2) gehört zur estnischen AS-Tall<strong>in</strong>k Group, Hauptsitz Tall<strong>in</strong>n; 3) Angabe für das Jahr 2011; 4) Angabe für das Jahr 2010<br />
Quellen: Zeitschrift „Talouselämä“, Fonecta, Unternehmen<br />
Kontaktanschriften<br />
M<strong>in</strong>isterien <strong>und</strong> öffentliche Institutionen<br />
M<strong>in</strong>isterium für Transport der Russischen Föderation<br />
M<strong>in</strong>isterstwo <strong>transport</strong>a Rossijskoj Federazii (M<strong>in</strong>trans)<br />
ul. Roshdeswenka 1, stroenije 1, 109012 Moskau<br />
Tel.: 007 495/626 10 00, Fax: -626 91 28<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@m<strong>in</strong>trans.ru, Internet: www.m<strong>in</strong>trans.ru<br />
Föderale Agentur für See- <strong>und</strong> Fluss<strong>transport</strong><br />
Federalnojoe agentstwo morskogo i retschnogo <strong>transport</strong>a (Rosmorretschflot)<br />
ul. Petrowka 3/6, 125993 Moskau<br />
Tel.: 007 495/626 11 00, Fax: -626 15 62<br />
Internet: www.morflot.ru<br />
Föderale Agentur für den Flug<strong>transport</strong><br />
Federalnoje agentstwo wosduschnogo <strong>transport</strong>a (Rosawiazija)<br />
Len<strong>in</strong>gradski prospect 37, korpus 2, 125993 Moskau<br />
Tel.: 007 499/231 50 09, Fax: -231 55 35<br />
E-Mail: rusavia@scaa.ru, Internet: www.favt.ru<br />
Föderale Agentur für den Eisenbahn<strong>transport</strong><br />
Federalnoje agentstwo shelesnodoroschnogo <strong>transport</strong>a (Rossheldor)<br />
ul. Staraja Basmannaja 11/2, stroenije 1, 105064 Moskau<br />
Tel.: 007 495/262 38 41, Fax: -262 71 72<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@roszeldor.ru, Internet: www.roszeldor.ru<br />
Föderale Straßenagentur<br />
Federalnoje doroshnoje agentstwo (Rosawtodor)<br />
ul. Botschkowa 4, 129085 Moskau<br />
Tel.: 007 495/686 20 33, Fax: -686 29 88<br />
E-Mail: rad@fad.ru, Internet: www.rosavtodor.ru<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
69
Russland<br />
Verbände, Kammern, Cluster<br />
Verband der Seehandelshäfen<br />
Assoziazija morskich torgowych portow (ASOP)<br />
Geschäftsführer: Herr Witalij Jushil<strong>in</strong><br />
Präsident: Herr Oleg Terechow<br />
ul. Gapsalskaja 4, 198035 Sankt Petersburg<br />
Tel.: 007 812/575 45 20, Fax: -251 33 08<br />
E-Mail: asop@seamail.ru, Internet: www.morport.com<br />
Russischer Spediteursverband<br />
Assoziazija rossijskich expeditorow (ARE)<br />
Präsident: Herr Walerij Alexejtschik<br />
Geschäftsführer: Herr Jurij Sitkow<br />
ul. Garibaldi 11, pom. 12, 119313 Moskau<br />
Tel./Fax: 007 499/233 62 57<br />
E-Mail: far@aerf.ru, Internet: www.far-aerf.ru<br />
Verband der <strong>in</strong>ternationalen Fuhrunternehmer<br />
Assoziazija meshdunarodnych awtomibilnych perewostschikow (ASMAP)<br />
Vorstandsvorsitzender: Herr Wjatscheslaw Martynenko<br />
ul. Marksistkaja 34, stroenije 9, 109147 Moskau<br />
Tel.: 007 495/622 00 00, Fax: -622 00 03<br />
E-Mail: asmap@asmap.ru, Internet: www.asmap.ru<br />
Verband der russischen Schiffseigentümer<br />
Sojuz rossijskich sudowladelzew<br />
Präsident: Herr Michail Romanowskij<br />
Geschäftsführer: Herr Walent<strong>in</strong> Turejew<br />
Siwzew wrashek 44, office 10, 121002 Moskau<br />
Tel.: 007 499/241 56 75<br />
E-Mail: soross@morflot.ru, Internet: www.soross.morflot.ru<br />
Verband der Transporteure Russlands<br />
Sojuz <strong>transport</strong>nikow Rossi<br />
Präsident: Herr Witalij Efimow<br />
ul. Ilj<strong>in</strong>ka 5/2, 109012 Moskau<br />
Tel.: 007 495/620 02 16, Fax: -623 71 54<br />
E-Mail: efimov@tpprf.ru, Internet: www.souztransrus.ru<br />
Industrie- <strong>und</strong> <strong>Handelskammer</strong> der RF (TPP RF)<br />
Ausschuss für Logistik<br />
Vorsitzender: Herr Oleg Dunajew<br />
ul. Ilj<strong>in</strong>ka 6/1, 109012 Moskau<br />
Tel./Fax: 007 495/620 05 78<br />
E-Mail: oleg.dunaev@mail.ru, Internet: www.tpprf.ru/ru/committee/komlogistics/<br />
70 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
<strong>Deutsch</strong>-Russische Auslandshandelskammer (AHK)<br />
1. Kasatschi Pereulok 7, 119017 Moskau<br />
Tel.: 007 495/234 49 53, Fax: -234 49 54<br />
E-Mail: ahk@ahk.russland.ru, Internet: www.russland.ahk.de<br />
<strong>Deutsch</strong>-Russische Auslandshandelskammer (AHK)<br />
Filiale Sankt Petersburg<br />
Bus<strong>in</strong>ess centre Petrowski fort, 8. Etage<br />
F<strong>in</strong>landski Prospekt 4a, 194044 Sankt Petersburg<br />
Tel.: 007 812/332 14 15, Fax: -332 14 16<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@petersburg-ahk.de, Internet: www.petersburg.russland.ahk.de<br />
7.3 Nordwest-Russland stärkt Kapazitäten /<br />
Von Bernd Hones<br />
Sieben neue Term<strong>in</strong>als am Hafen Ust-Luga geplant / Russische Bahn baut Gleisanb<strong>in</strong>dung <strong>und</strong><br />
Verteilerbahnhof aus<br />
Moskau (gtai) - Sankt Petersburg <strong>und</strong> das Gebiet Len<strong>in</strong>grad s<strong>in</strong>d Russlands Tor nach Westeuropa. In den<br />
vergangenen Jahren wurden dort die Logistikkapazitäten massiv ausgebaut. Dieser Trend setzt sich fort.<br />
Im neuen Hafen Ust-Luga s<strong>in</strong>d sieben neue Term<strong>in</strong>als geplant, dabei hat der Hafen erst im Vorjahr die Kapazitäten<br />
verdoppelt. Der Großhafen Sankt Petersburg setzt auf den Ausbau des zugehörigen kle<strong>in</strong>eren<br />
Hafens Bronka. Aber Vorsicht: Logistiker waren bereits vor Überkapazitäten.<br />
Sankt Petersburg ist mit se<strong>in</strong>en 5 Millionen E<strong>in</strong>wohnern die zweitgrößte Stadt Russlands <strong>und</strong> Nummer<br />
vier <strong>in</strong> Europa. Vor 150 Jahren wurde der Hafen weit außerhalb der Stadt am Rande e<strong>in</strong>es Waldes<br />
angelegt. Nach zwei großen Wachstumsschüben liegt er mittlerweile quasi im Stadtzentrum.<br />
Dort gibt es e<strong>in</strong>en Ro-Ro- <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Conta<strong>in</strong>erterm<strong>in</strong>al. Auf riesigen Halden liegen Tausende Tonnen<br />
Altmetall. H<strong>und</strong>erte 1-Tonnen-Säcke M<strong>in</strong>eraldünger <strong>und</strong> Alum<strong>in</strong>iumbarren warten auf das<br />
nächste Schiff nach Europa oder Amerika. H<strong>in</strong>ter alten Häusern aus der Zarenzeit ankern moderne<br />
Frachtschiffe, neben Kränen von Takraf aus den sechziger <strong>und</strong> siebziger Jahren stehen moderne<br />
Hebegeräte von Liebherr.<br />
Die Investitionen <strong>in</strong> die Modernisierung des Geländes betrugen 2012 gerade e<strong>in</strong>mal 6 Mio. Euro.<br />
Das ist nicht viel angesichts der riesigen Ausdehnung des Areals. R<strong>und</strong> 60 Mio. Tonnen (t) Waren<br />
jährlich können auf dem Petersburger Hafengelände umgeschlagen werden. Vor vier Jahren wurde<br />
daher die Idee geboren, den Hafen um die umliegenden, wesentlich kle<strong>in</strong>eren Häfen Lomonossow,<br />
Lisyj Nos, Kronstadt <strong>und</strong> Bronka zu erweitern <strong>und</strong> <strong>in</strong> Großhafen Sankt Petersburg umzubenennen.<br />
Damit soll die Umschlagkapazität auf 70 Mio. t pro Jahr steigen. Um die Verkehrsanb<strong>in</strong>dung<br />
zu verbessern, wird der Hafen auf Petersburger Territorium an die neue Westtangente Sapadnyi<br />
skorostnoi diametr (Westliche Hochgeschw<strong>in</strong>digkeits-R<strong>in</strong>gstraße) angeschlossen. Diese Stadtautobahn<br />
soll entlang der Küste verlaufen <strong>und</strong> bis spätestens 2018 fertig gestellt se<strong>in</strong>. Pünktlich zur<br />
Fußball-Weltmeisterschaft, sagt der stellvertretende Vorsitzendes des Komitees zur Verkehrs<strong>in</strong>frastrukturentwicklung<br />
Sankt Petersburgs, Andrei Dybow.<br />
Dybow steht jährlich e<strong>in</strong> Budget von 1 Mrd. Euro zur Verbesserung der Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur zur<br />
Verfügung. Das ist e<strong>in</strong>e gewaltige Summe. Zum Vergleich: Die gesamte B<strong>und</strong>esrepublik <strong>Deutsch</strong>land<br />
hat dafür e<strong>in</strong>en Etat von 16 Mrd. Euro. Auf dem Generalplan der Stadt für die kommenden<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
71
Russland<br />
20 Jahre stehende mehrere neue U-Bahnstationen, darunter auch e<strong>in</strong>e Haltestelle am neuen Flughafenterm<strong>in</strong>al<br />
Pulkowo. Allerd<strong>in</strong>gs verweigerte das föderale Transportm<strong>in</strong>isterium im April se<strong>in</strong>e<br />
Zustimmung <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung für die U-Bahn-Strecke zum Flughafen; es strebt e<strong>in</strong>e<br />
kostengünstigere Lösung an. Außerdem soll der Autobahnr<strong>in</strong>g um die Stadt, der bereits heute<br />
Kronstadt an Sankt Petersburg anb<strong>in</strong>det, zur Autobahn ausgebaut werden. E<strong>in</strong>e dritte Tangente,<br />
parallel zur Westtangente, soll her - mitten durch die Stadt.<br />
Doch selbst mit dieser optimierten Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur hätte Sankt Petersburg wohl noch riesige<br />
Probleme mit Verkehrsstaus. E<strong>in</strong> Lkw-Fahrverbot zur Tageszeit, ähnlich wie <strong>in</strong> Moskau, wird derzeit<br />
erwogen. Das würde die Arbeiten im Hafen bee<strong>in</strong>trächtigen. Das Management des Großhafens<br />
Sankt Petersburg setzt daher auf den Ausbau des im Westen von Sankt Petersburg <strong>und</strong> südlich von<br />
Kronstadt gelegenen Hafens Bronka. Dort sollen e<strong>in</strong> großes Ro-Ro- <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Conta<strong>in</strong>erterm<strong>in</strong>al entstehen.<br />
Über e<strong>in</strong>e Milliarde Euro will der Projekt<strong>in</strong>itiator <strong>und</strong> Investor für den Hafenausbau ausgeben.<br />
<strong>Deutsch</strong>e Spediteure loben den Standort: er spart zweie<strong>in</strong>halb St<strong>und</strong>en für die Hafene<strong>in</strong>fahrt<br />
nach Sankt Petersburg <strong>und</strong> zweie<strong>in</strong>halb St<strong>und</strong>en zurück. Außerdem s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bronka ke<strong>in</strong>e Lkw-Beschränkungen<br />
vorgesehen wie <strong>in</strong> Sankt Petersburg. Auch Staus s<strong>in</strong>d wegen der direkten Nähe zum<br />
Autobahnr<strong>in</strong>g nicht zu befürchten.<br />
Noch bedeutender für die Warenströme auf der Ostsee s<strong>in</strong>d die Ausbaupläne des Hafens Ust-Luga.<br />
Vor zehn Jahren wurde 150 km westlich von Sankt Petersburg das erste Term<strong>in</strong>al angelegt. Kusbasrasresugol<br />
liefert über dieses Term<strong>in</strong>al se<strong>in</strong>e Kohle aus. Mittlerweile gibt es dort elf Term<strong>in</strong>als. E<strong>in</strong>es<br />
davon beherbergt e<strong>in</strong>en riesigen Pkw-Parkplatz. Tausende Suzuki, Toyota, Subaru <strong>und</strong> Lexus stehen<br />
bereit zum Weiter<strong>transport</strong>. Alle<strong>in</strong> 2012 wurden über dieses Term<strong>in</strong>al mehr als 167.000 Kraftfahrzeuge<br />
aus Asien angeliefert. In wenigen Jahren sollen die Stellplatzkapazitäten verdoppelt werden.<br />
Dann sollen 20.000 Automobile gleichzeitig <strong>in</strong> Ust-Luga zwischengeparkt werden können.<br />
Bis 2015 entstehen vier weitere Term<strong>in</strong>als: e<strong>in</strong> Flüssiggas-Term<strong>in</strong>al der Sibur Hold<strong>in</strong>g <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong>al<br />
für Gaskondensat des Erdgasförderers Novatek. In zwei Jahren sollen e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong>al für Düngemittel<br />
von Evrochim <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong>al für Metalle des Baltijski metallurgitscheski komb<strong>in</strong>at (<strong>Baltische</strong>s<br />
Metallurgisches Komb<strong>in</strong>at) folgen. Später s<strong>in</strong>d sogar noch drei Term<strong>in</strong>als angedacht.<br />
Im Jahr 2013 werden voraussichtlich r<strong>und</strong> 55 Mio. t Waren <strong>in</strong> Ust-Luga umgeschlagen. Zum Vergleich:<br />
2012 waren es noch knapp 47 Mio. t.<br />
Mehr Güter erfordern auch e<strong>in</strong>e bessere Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur. Zwischen 2017 <strong>und</strong> 2020 soll e<strong>in</strong>e<br />
neue vierspurige Straße bis Weliki Nowgorod fertiggestellt werden. Damit müssten die Waren nicht<br />
wie bisher zunächst nach Sankt Petersburg <strong>und</strong> dann weiter <strong>in</strong>s Landes<strong>in</strong>nere gebracht werden. Außerdem<br />
erwartet man <strong>in</strong> Ust-Luga e<strong>in</strong>en zügigen Ausbau des Sortierbahnhofes Mga. Zusätzliche<br />
Gleisanschlüsse werden folgen. Wenn dies alles fertig ist, dann hat Ust-Luga tatsächlich starke<br />
Trümpfe <strong>in</strong> der Hand. Das Fahrwasser ist tief, riesige Conta<strong>in</strong>erschiffe können den Hafen ansteuern.<br />
Während der Lkw-Transport <strong>in</strong> Sankt Petersburg reglementiert werden soll, werden die Straßen r<strong>und</strong><br />
um Ust-Luga ausgebaut. E<strong>in</strong> großer Nachteil h<strong>in</strong>gegen ist die Entfernung von Sankt Petersburg, wo<br />
das Management von Ust-Luga sitzt. Die Fahrt dorth<strong>in</strong> dauert zweie<strong>in</strong>halb St<strong>und</strong>en. Doch künftig sollen<br />
r<strong>und</strong> um den Hafen auch Bürogebäude, Wohnungen <strong>und</strong> Freizeite<strong>in</strong>richtungen entstehen.<br />
Wegen der starken Auslastung der Bahnstrecke von Sankt Petersburg nach Moskau leidet der Waren<strong>transport</strong><br />
auf dieser Route. Verschärft wird die Situation durch den E<strong>in</strong>satz des Schnellzuges<br />
Sapsan, der sechsmal täglich zwischen den Metropolen Moskau <strong>und</strong> Sankt Petersburg verkehrt. Damit<br />
auf der bisherigen Strecke wieder Kapazitäten für Güter<strong>transport</strong>e frei werden, soll bis 2018<br />
72 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
e<strong>in</strong>e völlig neue Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke gebaut werden. Mit bis zu 400 St<strong>und</strong>enkilometern<br />
sollen künftig High-Tech-Züge <strong>in</strong> beide Richtungen rasen. Damit könnte die 650 km lange Strecke<br />
<strong>in</strong> unter zwei St<strong>und</strong>en zurückgelegt werden.<br />
In die Entwicklung des Hafens von Murmansk sollen <strong>in</strong> den kommenden Jahren 50 Mio. Euro fließen,<br />
teilte der Logistikdirektor des russischen Kohlegiganten SUEK, Denis Ilatowski, dem Nachrichtendienst<br />
Prime mit. Künftig sollen <strong>in</strong> Murmansk 23 Mio. Tonnen Kohle pro Jahr verladen werden.<br />
Im Jahr 2012 waren es noch 16 Mio. Tonnen.<br />
Ausgewählte Logistikzentren <strong>in</strong> Nordwest-Russland<br />
Objekt / Ort Kommentar Adresse<br />
Großhafen Sankt<br />
Petersburg<br />
Hafen Ust-Luga<br />
Massengut, Schüttgut, Conta<strong>in</strong>er,<br />
Ro-Ro-Term<strong>in</strong>al;<br />
Umschlag: 60 Mio. t pro Jahr<br />
Massengut, flüssige Fracht, Ro<br />
Ro, Conta<strong>in</strong>er; gilt als modernster<br />
Hafen Russlands; zurzeit s<strong>in</strong>d elf<br />
Term<strong>in</strong>als <strong>in</strong> Betrieb<br />
Quellen: Angaben der Logistikzentren, Recherchen von Germany Trade and Invest<br />
FGU Adm<strong>in</strong>istration des Seehafens<br />
„Großhafen Sankt Petersburg“,<br />
ul. Gapsalskaja 10,<br />
198035 Sankt Petersburg,<br />
Tel.: 007 812/718 89 01,<br />
Fax: -327 40 20,<br />
E-Mail: public@mail.pasp-ru,<br />
Internet: www.pasp.ru<br />
Handels- <strong>und</strong> Seehafen<br />
Ust-Luga, ul. Spalernaja 2,<br />
191187 Sankt Petersburg,<br />
Tel.: 007 812/334 16 77,<br />
Fax: -334 16 75,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@ust-luga.ru,<br />
Internet: www.ust-luga.ru<br />
Hafen Kronstadt Massengut, flüssige Ladungen ul. Gapsalskaja 10,<br />
198035 Sankt Petersburg,<br />
E-Mail: public@mail.pasp.ru,<br />
Internet: www.pasp.ru<br />
Hafen Wysozk Massengut, flüssige Ladungen OOO Port Wysozki, ul. Kirowskaja<br />
3, 188809 Len<strong>in</strong>grader Gebiet,<br />
Wyborgski rajon,<br />
Tel./Fax: 007 81378/201 89,<br />
E-Mail: portvisotsk@portvisotsk.ru,<br />
Internet: www.port-vysotsky.ru<br />
Hafen Wyborg<br />
Hafen Murmansk<br />
Flughafen Pulkowo<br />
Massen- <strong>und</strong> Schüttgut, flüssige<br />
Ladungen<br />
Massengut, vor allem Ste<strong>in</strong>kohle,<br />
lose Güter, Conta<strong>in</strong>er<br />
2012: 11,2 Mio. Passagiere;<br />
2011 29.400 t Fracht<br />
ul. Jushnyj Wal 1, 188800 Wyborg,<br />
Len<strong>in</strong>grader Gebiet,<br />
Tel./Fax: 007 812/610 09 09,<br />
E-Mail: artemenko@vbgportvyborg.ru,<br />
Internet: www.port.vyborg.ru<br />
OAO MMTP, Portowyj projesd 19,<br />
183024 Murmansk,<br />
Tel.: 007 8152/48 06 44,<br />
Fax: -42 31 27,<br />
E-Mail: office@portmurmansk.ru,<br />
Internet: www.portmurmansk.ru<br />
Internet: www.pulkovoairport.ru<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
73
Russland<br />
Ausgewählte Großprojekte im russischen Logistiksektor (im Nordwesten <strong>und</strong> Norden<br />
Russlands)<br />
Projektbezeichnung<br />
Investitionen Projektstand sonstige Anmerkungen<br />
(Euro)<br />
Multifunktionaler Seehafen<br />
Bronka neben dem<br />
Großhafen Sankt Petersburg<br />
(im Süden des f<strong>in</strong>nischen<br />
Beckens)<br />
Entwicklung des Murmansker<br />
Transportknotens:<br />
Bau e<strong>in</strong>es ganzjährig<br />
schiffbaren Tiefseehafens<br />
mit Conta<strong>in</strong>er-, Erdöl-,<br />
Kohle- <strong>und</strong> Düngemittelterm<strong>in</strong>al<br />
Bau sieben neuer Term<strong>in</strong>als<br />
im Hafen Ust-Luga<br />
Errichtung e<strong>in</strong>es Conta<strong>in</strong>erterm<strong>in</strong>als<br />
für 2,85 Mio.<br />
TEU im Hafen Ust-Luga<br />
<strong>und</strong> Ausbau des NKK-Term<strong>in</strong>als<br />
im Hafen von Sankt<br />
Petersburg<br />
Errichtung neuer Hafenkapazitäten<br />
für den<br />
Umschlag von 2 Mio. t<br />
Alum<strong>in</strong>ium <strong>und</strong> 2,5 Mio. t<br />
Tonerde<br />
Bau e<strong>in</strong>es Tiefwasserhafens<br />
im Gebiet Kal<strong>in</strong><strong>in</strong>grad<br />
Bau e<strong>in</strong>es Conta<strong>in</strong>erterm<strong>in</strong>als<br />
mit e<strong>in</strong>er Kapazität<br />
von 880 TEU am Kal<strong>in</strong><strong>in</strong>grader<br />
Seekanal (für Automobilcluster)<br />
über 1,1 Mrd. Abschluss<br />
1. Bauphase:<br />
2015<br />
über 2,9 Mrd. Baubeg<strong>in</strong>n: bis<br />
(darunter circa Ende 2013<br />
1,4 Mrd. Euro<br />
vom Staat)<br />
geplante Kapazität:<br />
2015: 1,45 Mio. TEU,<br />
2017: 1,9 Mio. TEU,<br />
2022: 3 Mio. TEU jährlich;<br />
Investor: OAO Fenix <strong>und</strong><br />
der Staat;<br />
www.port-bronka.ru<br />
staatlicher Auftraggeber:<br />
FKU Rostransmodernisazija,<br />
Integration <strong>in</strong> den<br />
<strong>in</strong>ternationalen Transportkorridor<br />
Nord-Süd<br />
(Sewer-Jug)<br />
k.A. Bau <strong>und</strong> Planung 2013: Errichtung e<strong>in</strong>es<br />
Term<strong>in</strong>als für LNG <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>es Term<strong>in</strong>als für Gaskondensat.<br />
Bis 2015: Bau e<strong>in</strong>es Term<strong>in</strong>als<br />
für M<strong>in</strong>eraldünger<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Term<strong>in</strong>als<br />
für Metallprodukte<br />
1,12 Mrd. Planung Investor: Unternehmen<br />
NKK<br />
über 230 Mio. Planung<br />
2,5 Mrd. Vorprojektierungsphase<br />
nach dem Verzicht auf geme<strong>in</strong>sames<br />
Projekt mit<br />
OAO Kompanija Ust-<br />
Luga sucht EN+ (hält<br />
47,41% an RUSAL) neue<br />
Variante im Nordwesten<br />
Russlands<br />
Bau für 2014 bis 2015<br />
geplant<br />
2,5 Mrd. Planungsphase 1,1 Mrd. Euro Eigenmittel<br />
von Jo<strong>in</strong>t Venture-<br />
Partnern, 1,1 Mrd. Euro<br />
über Banken f<strong>in</strong>anziert<br />
74 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Ausgewählte Großprojekte im russischen Logistiksektor (im Nordwesten <strong>und</strong> Norden<br />
Russlands) (Forts.)<br />
Projektbezeichnung<br />
Bau e<strong>in</strong>es Tiefwasserhafens<br />
für 30 Mio. bis 35 Mio.<br />
t jährlich 60 km nördlich<br />
von Archangelsk als logistische<br />
Fortsetzung von Belkomur<br />
(Weißmeer-Komi-<br />
Ural), neue Eisenbahnl<strong>in</strong>ie<br />
zu <strong>in</strong>dustriellen Regionen<br />
Sibiriens<br />
Bau des Logistikparks<br />
„Utk<strong>in</strong>a sawodi“ (25 ha) im<br />
Gebiet Len<strong>in</strong>grad<br />
Investitionen Projektstand<br />
(Euro)<br />
4,4 Mrd., Projektierungsphase<br />
(1. Stufe:<br />
900 Mio.)<br />
50 Mio. Projektierungsphase<br />
Quellen: Assoziation der Seehäfen Russlands, Pressemeldungen, Recherchen von Germany Trade and Invest<br />
sonstige Anmerkungen<br />
Projektdauer beträgt<br />
acht Jahre. Außerdem<br />
will Regierung des Gebietes<br />
Archangelsk die nördlichen<br />
Seehäfen Onega,<br />
Solowki <strong>und</strong> Narjan-Mar<br />
ausbauen. Beteiligung<br />
ch<strong>in</strong>esischer Investoren<br />
denkbar<br />
Bauzeit: bis 2016; Investor:<br />
OOO GK Glavspezstroj,<br />
www.glavspecstroy.com<br />
Hochwertige Logistikzentren mit erstklassigen Lagerhallen s<strong>in</strong>d Mangelware <strong>in</strong> Russland. Lagerflächen<br />
nach höchsten Qualitätsstandards kosten <strong>in</strong> Moskau m<strong>in</strong>destens doppelt so viel wie <strong>in</strong><br />
Hamburg oder Frankfurt, sagte der Geschäftsführer e<strong>in</strong>es führenden deutschen Logistikanbieters<br />
<strong>in</strong> Russland gegenüber Germany Trade and Invest. Deshalb bauen immer mehr Privat<strong>in</strong>vestoren,<br />
aber auch Handelsfirmen selbst Kapazitäten auf - nicht nur im Nordwesten Russlands <strong>und</strong> <strong>in</strong> Moskau,<br />
sondern auch nahe anderer Gebietshauptstädte.<br />
Das Großhandelsunternehmen NIOPZ entwickelt <strong>in</strong> Nischni Nowgorod auf e<strong>in</strong>er Gesamtfläche<br />
von 80 ha r<strong>und</strong> 100.000 qm Lagerfläche. Die erste Bauphase des 200 Mio. Euro teuren Projekts soll<br />
Mitte 2016 abgeschlossen se<strong>in</strong>. Zwei weitere Ausbaustufen sollen folgen.<br />
Das von der Russischen Eisenbahn OAO RZD kontrollierte Logistikunternehmen Gefco will bis Ende<br />
2013 se<strong>in</strong>e Lagerkapazitäten beim Hauptstadtflughafen Domodedowo stark erweitern. Zurzeit<br />
gibt es 37 km südlich der Moskauer R<strong>in</strong>gautobahn Stellplätze für 5.000 Pkw, künftig sollen es<br />
15.000 se<strong>in</strong>. Zum Jahreswechsel 2012/13 hat der Auto-Umschlagsplatz e<strong>in</strong>en Bahnanschluss erhalten.<br />
Die Gesamt<strong>in</strong>vestition <strong>in</strong> das Projekt beläuft sich auf 50 Mio. Euro.<br />
Die OOO Woroneschskaja logistischeskaja kompanija plant im Industriepark „Maslowski“ bei Woronesch<br />
e<strong>in</strong>en Logistikkomplex für 162 Mio. Euro hochzuziehen. In der Anlage s<strong>in</strong>d 150.000 Palettenplätze<br />
der Kategorie A vorgesehen. Damit wäre das Logistikzentrum nicht nur das modernste,<br />
sondern auch größte <strong>in</strong> der ganzen Region. Baubeg<strong>in</strong>n soll 2013, vielleicht aber auch erst 2014 se<strong>in</strong>.<br />
Die Fertigstellung wird für 2016 <strong>in</strong>s Auge gefasst.<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
75
Schweden<br />
Schweden<br />
8. Schweden<br />
8.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick / Von Heiko Ste<strong>in</strong>acher<br />
Infrastrukturmittel aufgestockt / Körperschaftsteuer gesenkt<br />
Stockholm (gtai) - Schwedens Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP) ist 2012 nur um knapp 1% gewachsen. Wesentliche<br />
Ursache für die Kehrtwende war die Verlangsamung der Weltwirtschaft, die im letzten Jahr Wachstumsimpulse<br />
vor allem aus Amerika <strong>und</strong> Südostasien erhielt. Beide Regionen zählen nicht zu den Hauptdest<strong>in</strong>ationen<br />
schwedischer Exporte, die zu r<strong>und</strong> zwei Drittel <strong>in</strong> andere europäische Länder gehen. Da<br />
sich die Lage im Euroraum seit Beg<strong>in</strong>n dieses Jahres wieder leicht entspannt, rechnen Beobachter <strong>in</strong> der<br />
zweiten Jahreshälfte mit e<strong>in</strong>em Anspr<strong>in</strong>gen der Konjunktur <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Gesamtjahresplus von 1,3 bis<br />
1,7%, das sich 2014 leicht dynamisieren soll.<br />
Zur Ankurbelung der Wirtschaft hat Schweden zum 1.1.13 se<strong>in</strong>en Körperschaftsteuersatz von vormals<br />
26,3 auf 22% gesenkt. Darüber h<strong>in</strong>aus sollen die staatlichen Mittel für Infrastrukturmaßnahmen<br />
im Zeitraum 2014 bis 2025 gegenüber der Vorperiode 2010 bis 2021 um 106 Mrd. skr aufgestockt<br />
werden (geplant ist unter anderem e<strong>in</strong>e Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsbahnstrecke zwischen der<br />
Landeshauptstadt <strong>und</strong> L<strong>in</strong>köp<strong>in</strong>g) - e<strong>in</strong> Balanceakt, zumal Schweden im März den EU-Fiskalpakt<br />
ratifiziert hat, auch wenn generell deutlich solidere makroökonomische Kennzahlen als <strong>in</strong> den<br />
meisten anderen EU-Ländern die Ökonomie des Königreichs stützen.<br />
Nach Angaben des Statistikamts hat Schwedens Industrie 2012 knapp 57 Mrd. Schwedische Kronen<br />
(skr; umgerechnet circa 6,5 Mrd. Euro; 1 Euro = 8,7041 skr im Jahresdurchschnitt 2012) <strong>in</strong>vestiert. In<br />
diesem Jahr werden es voraussichtlich r<strong>und</strong> 56 Mrd. skr, was zu konstanten Preisen m<strong>in</strong>imal über<br />
76 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
dem Vorjahresniveau läge. Größere Kapazitätserweiterungsprojekte verfolgen <strong>in</strong>sbesondere die<br />
Montan<strong>in</strong>dustrie <strong>und</strong> Energiewirtschaft. Öffentliche Investitionen kommen <strong>in</strong>sbesondere Infrastrukturbereichen<br />
<strong>und</strong> Hochschulen zu Gute. Ausländische Unternehmen haben <strong>in</strong> Schweden vor<br />
allem <strong>in</strong> den Branchen IKT, Masch<strong>in</strong>enbau, Eisen, Stahl (<strong>und</strong> hochwertige Legierungen), Papier/<br />
Zellstoff, Pharma, Biotechnologie, Kfz/Teile, Transportmittel, E<strong>in</strong>zelhandel <strong>und</strong> Immobilien <strong>in</strong>vestiert.<br />
Hohe Zuwachsraten versprechen <strong>in</strong>sbesondere der Dienstleistungssektor sowie hoch entwickelte<br />
Fertigungsbereiche. Fast 4% se<strong>in</strong>es BIP fließen <strong>in</strong> Forschungs- <strong>und</strong> -Entwicklungs(FuE)-Aktivitäten,<br />
wodurch Schweden unter anderem <strong>in</strong> der Nanotechnologieforschung <strong>und</strong> bei Verfahren zur Emissionsreduzierung<br />
bei Produktionsprozessen weltweit <strong>in</strong> der Spitzenliga mitspielt. Nach der Kapitalherkunft<br />
ist <strong>Deutsch</strong>land Auslands<strong>in</strong>vestor Nummer e<strong>in</strong>s.<br />
Exportchancen für deutsche Unternehmen:<br />
Verkehrs- <strong>und</strong> Signaltechnik, Kfz <strong>und</strong> -Teile, Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen (unter anderem Energiewirtschaft<br />
<strong>und</strong> Bergbau), Chemische Erzeugnisse, Umwelttechnik, Mediz<strong>in</strong>technik<br />
Großprojekte:<br />
Investitionen <strong>in</strong>s Straßen-/Schienennetz, Bergbau (<strong>in</strong>sbesondere Eisenerz), Kraft-Wärme-<br />
Kopplung (Biomassefeuerung), W<strong>in</strong>dparks, Bau/Ausbau von Krankenhäusern/Pflegee<strong>in</strong>richtungen<br />
8.2 Seehäfen spielen Kernrolle beim Ausbau der Infrastruktur /<br />
Von Heiko Ste<strong>in</strong>acher<br />
Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> RoRo-Hafen <strong>in</strong> Norvik geplant / Reedereien schließen bei strengeren Schwefelvorgaben<br />
Ausflaggungswelle nicht aus<br />
Stockholm (gtai) - Schweden wickelt r<strong>und</strong> 90% se<strong>in</strong>es gesamten Exports über se<strong>in</strong>e Seehäfen ab <strong>und</strong> <strong>in</strong>vestiert<br />
daher hohe Summen <strong>in</strong> deren Aus- <strong>und</strong> Neubau sowie <strong>transport</strong><strong>in</strong>frastrukturelle Anb<strong>in</strong>dung.<br />
Für den Erhalt <strong>und</strong> die Modernisierung der Infrastruktur des nordischen Landes stellt die Regierung <strong>in</strong><br />
Stockholm langfristig etwa 482 Mrd. Schwedische Kronen (umgerechnet etwa 58 Mrd. Euro) zur Verfügung.<br />
Etwa 30% des schwedischen Außenhandels laufen über den größten Hafen Skand<strong>in</strong>aviens <strong>in</strong> Göteborg.<br />
Von dort lassen sich nicht nur die wichtigsten Absatzmärkte <strong>in</strong> der Region, sondern auch die<br />
starke Industrie im direkten Umfeld erreichen. Bis zu 25 Pendelgüterzüge verkehren täglich zum<br />
Hafen, <strong>und</strong> durch die kurzen Entfernungen zu den größeren Lagerflächen <strong>in</strong> der Umgebung halten<br />
sich die Logistikkosten <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong> Grenzen, verlautet es aus Branchenkreisen.<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
77
Schweden<br />
Durch den im Dezember 2012 vollendeten Ausbau der Europastraße E45 <strong>und</strong> der Eisenbahnstrecke<br />
(auf welcher fortan Geschw<strong>in</strong>digkeiten bis zu 250 km/h möglich s<strong>in</strong>d), jeweils zwischen Göteborg<br />
<strong>und</strong> Trollhättan, ist die Bedeutung der Region als Logistikdrehkreuz weiter gewachsen. Ferner<br />
wird voraussichtlich 2014 der Bau e<strong>in</strong>es 8 km langen Bahntunnels unter der Stadt Göteborg<br />
(„Västlänken“) beg<strong>in</strong>nen.<br />
Vor allem dank neuer Routen nach Asien hat sich der Seegüterumschlag im Hafen von Göteborg<br />
2012 um 1% auf 42 Mio. t erhöht. Im Mai letzten Jahres hat RPG Logistics neben dem Hafen e<strong>in</strong>en<br />
neuen Term<strong>in</strong>al für Holz- <strong>und</strong> Forstprodukte eröffnet. Kurz davor hatten der Reedereikonzern<br />
DFDS <strong>und</strong> der Term<strong>in</strong>albetreiber C.RO Ports den RoRo(Roll On Roll Off)-Term<strong>in</strong>al Älvsborg Roro<br />
übernommen <strong>und</strong> angekündigt, diesen für r<strong>und</strong> 65 Mio. Schwedische Kronen (skr; 1 Euro =<br />
8,3470 skr Monatsdurchschnitt März 2013) zu modernisieren. Das größte Investitionsprojekt am<br />
Göteborger Hafen verfolgen zurzeit <strong>in</strong>des Swedegas <strong>und</strong> Vopak, die dort geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>en LNG-<br />
Term<strong>in</strong>al für r<strong>und</strong> 1 Mrd. skr bauen wollen.<br />
Weitere wichtige Frachthäfen <strong>in</strong> Schweden s<strong>in</strong>d Hels<strong>in</strong>gborg, Trelleborg, Luleå <strong>und</strong> Malmö, wobei<br />
die letzten drei geme<strong>in</strong>sam mit Göteborg <strong>und</strong> Stockholm strategische Knotenpunkte im sogenannten<br />
Core Network europäischer Häfen (Teil des transeuropäischen Verkehrsnetzes TEN-V) bilden.<br />
Unter anderem dank der Schweizer Conta<strong>in</strong>erreederei Mediterranean Shipp<strong>in</strong>g Company<br />
(MSC), die neben Unifeeder, Team L<strong>in</strong>es <strong>und</strong> SCA Transforest seit Oktober 2012 ebenfalls Stockholm<br />
anläuft, ist der Conta<strong>in</strong>erumschlag dort 2012 um 28% auf fast 36.000 Standardconta<strong>in</strong>er (TEU) nach<br />
oben geklettert; für 2013 wird weiteres Wachstum erwartet.<br />
Neue Herausforderungen durch strengere Schwefelvorgaben <strong>in</strong> Mar<strong>in</strong>ediesel<br />
Da das nordische Land r<strong>und</strong> 90% se<strong>in</strong>es gesamten Exports über se<strong>in</strong>e Seehäfen abwickelt, s<strong>in</strong>d<br />
schwedische Reedereien (neben f<strong>in</strong>nischen) von den strengeren Schwefelvorgaben der Internationalen<br />
Seeschifffahrtsorganisation (IMO) <strong>in</strong> besonderem Maße betroffen. Danach wird der Grenzwert<br />
für den Schwefelgehalt <strong>in</strong> Mar<strong>in</strong>ediesel ab 2015 für die Nord- <strong>und</strong> Ostsee auf nur noch 0,1% herabgesetzt.<br />
Für andere Fahrgebiete will die IMO <strong>in</strong>des auch weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Grenzwert von 3,5% zulassen.<br />
Angesichts der dadurch im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich deutlich steigenden Transportkosten<br />
nordischer Reedereien befürchten Beobachter e<strong>in</strong>e Ausflaggungswelle. Außerdem ist die Versorgung<br />
mit schwefelärmerem Schweröl noch schwierig, da e<strong>in</strong>erseits viele Raff<strong>in</strong>erien derartige<br />
Treibstoffe noch nicht liefern <strong>und</strong> andererseits die Aufbereitung des Öls an Bord technische Probleme<br />
bereitet. E<strong>in</strong>e Verlagerung des Güterverkehrs vom Wasserweg auf die Straße könnte ebenfalls<br />
die Folge se<strong>in</strong>.<br />
Der Stockholmer Hafen will <strong>in</strong> Norvik bei Nynäshamn (r<strong>und</strong> 60 km südlich der Hauptstadt) bis zum<br />
Jahr 2016 e<strong>in</strong>en Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> RoRo-Hafen mit e<strong>in</strong>er jährlichen Umschlag- <strong>und</strong> Frachtkapazität<br />
von 300.000 TEU beziehungsweise 200.000 Fahrzeugen mit RoRo-Gütern bauen, hauptsächlich<br />
für Flüssigerdgas (LNG). Bei steigenden Kosten für herkömmliche Brennstoffe, so die Hoffnung,<br />
würden Schiffe den neuen Hafen (offizielle Bezeichnung: Stockholm Norvik Hamn) von sich aus ansteuern.<br />
E<strong>in</strong>e radikale Begrenzung des Schwefelgehalts <strong>in</strong> Schweröl könnte im Schiffbau außerdem<br />
e<strong>in</strong>en Umstieg auf LNG-Antriebe nach sich ziehen.<br />
E<strong>in</strong> ehrgeiziges Ausbauprojekt verfolgt auch der Hafen Värtahamnen im Osten Stockholms, wo gerade<br />
e<strong>in</strong> modernes, vierstöckiges Passagierterm<strong>in</strong>al (Värtapiren) entsteht. Die Baukosten für das<br />
15.000 qm große Objekt werden voraussichtlich etwa 2,6 Mrd. skr betragen. R<strong>und</strong> um den Hafen<br />
78 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
soll bis zum Jahr 2025 e<strong>in</strong> neues Stadtviertel (Norra Djurgardsstaden) mit bis zu 10.000 Wohnungen<br />
<strong>und</strong> 30.000 Büros entstehen.<br />
Nachdem die Umweltverträglichkeitsprüfung nun abgeschlossen ist, kann auch der Ausbau des<br />
ebenfalls von den Stockholmer Hafenbetrieben (Stockholms Hamn) betriebenen Hafens Kapellskär<br />
bei Norrtälje beg<strong>in</strong>nen. Die circa 650 Mio. skr teuren Modernisierungsarbeiten werden voraussichtlich<br />
etwa zweie<strong>in</strong>halb Jahre dauern.<br />
Als Anteilseigner (40%) an der 2012 neu gegründeten Real Rail Company (den 60%-Mehrheitsanteil<br />
hält Sandahlsbolagen) führt der norwegische Bahn<strong>logistik</strong>er CargoNet den komb<strong>in</strong>ierten Verkehr<br />
<strong>in</strong> Schweden entgegen früheren Rückzugsankündigungen nun doch weiter. Die Entscheidung fiel<br />
<strong>in</strong> enger Absprache mit Schlüsselk<strong>und</strong>en wie DB Schenker <strong>und</strong> DHL. Dennoch hat sich das Marktumfeld<br />
im Güterverkehr auf der Schiene verschärft, wie Untersuchungen des staatlichen Verkehrs-<br />
Umschlag <strong>in</strong> schwedischen Häfen (<strong>in</strong> 1.000 t, Veränderung 2012/2011 <strong>in</strong> %)<br />
Ladungsart 2009 2010 2011 2012 Veränderung<br />
Insgesamt, davon 161.884 179.579 177.093 172.977 -2,3<br />
Flüssige Massengüter 65.320 67.113 62.403 64.825 3,9<br />
Feste Massengüter 25.911 32.749 31.832 29.831 -6,3<br />
Conta<strong>in</strong>er 10.865 12.941 13.961 13.776 -1,3<br />
RoRo-E<strong>in</strong>heiten, davon 39.503 44.174 45.738 43.769 -4,3<br />
Straßengüterfahrzeuge,<br />
32.564 35.943 37.909 36.920 -2,6<br />
Anhänger <strong>und</strong> Auf-<br />
lieger<br />
Eisenbahnwaggons 1.855 1.923 1.763 1.384 -21,5<br />
andere RoRo-E<strong>in</strong>heiten 5.084 6.311 6.064 5.466 -9,9<br />
Anderes Frachtgut 20.224 22.600 23.158 20.778 -10,3<br />
Quelle: Trafikanalys<br />
Über 200 Mrd. skr für neue Infrastrukturprojekte vorgesehen<br />
Im Rahmen e<strong>in</strong>es nationalen Plans zur Erhaltung <strong>und</strong> Modernisierung der schwedischen Infrastruktur<br />
plant die Regierung Investitionen von etwa 482 Mrd. skr zwischen 2010 <strong>und</strong> 2021. Davon<br />
soll gut die Hälfte für neue Infrastrukturprojekte ausgegeben werden. Der Rest fließt <strong>in</strong> die Sanierung<br />
bestehender Transportnetze. Die größten Investitionen für regionale Projekte f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Stockholm,<br />
Västra Götaland <strong>und</strong> Skane statt. Dazu zählen unter anderem der Ausbau der Stockholmer<br />
Stadtbahn (Citybanan), der Mälarbahn (Weste<strong>in</strong>fahrt nach Stockholm), der nördlichen Stockholmer<br />
Autobahn (Norra Länken) sowie der Bau des Hallandsastunnels <strong>in</strong> Skane.<br />
Beobachter vermuten, dass die meisten Schienengüter<strong>transport</strong>e <strong>in</strong> 10 bis 15 Jahren Langstreckenverkehre<br />
(über mehrere H<strong>und</strong>ert Kilometer) auf Nord-Süd- beziehungsweise West-Ost-Trassen se<strong>in</strong><br />
werden. Sie nehmen daher an, dass der Löwenanteil der Bahngüter<strong>transport</strong>e nach Stockholm<br />
künftig aus Richtung Göteborg kommen wird, Güterzüge vom geplanten Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> RoRo-<br />
Hafen <strong>in</strong> Norvik aber e<strong>in</strong>en Umweg via Örebro machen müssen. Die Versorgung des Großraums<br />
der Landeshauptstadt von Stockholm Norvik Hamn aus dürften daher vor allem Lkw übernehmen.<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
79
Schweden<br />
forschungs<strong>in</strong>stituts VTI nahelegen. Durch die Deregulierung Mitte der 90er Jahre haben sich zwar<br />
die Markte<strong>in</strong>trittsbarrieren für ausländische Bahn<strong>logistik</strong>er verr<strong>in</strong>gert. Die Profitabilität ist aber<br />
seitdem aufgr<strong>und</strong> des gestiegenen Wettbewerbs durch neue Anbieter deutlich unter Druck geraten.<br />
In der schwedischen Transport<strong>in</strong>dustrie waren 2012 knapp 225.000 Mitarbeiter <strong>in</strong> über 31.000 Unternehmen<br />
angestellt. Mehr als die Hälfte der Firmen ist im Güter<strong>transport</strong> über die Straße tätig.<br />
Das Transportvolumen über Straße, Schiene <strong>und</strong> See lag im vergangenen Jahr bei knapp 434 Mio. t,<br />
was e<strong>in</strong>en Rückgang gegenüber dem Vorjahr um r<strong>und</strong> 7% bedeutete. Mit fast 295 Mio. t hat der Güterverkehr<br />
über die Straße den größten Anteil.<br />
Kontaktanschriften:<br />
Stockholms Hamn (The Ports of Stockholm Group)<br />
Besucheradresse: Magas<strong>in</strong> 2, Frihamnen<br />
Postadresse: 102 54 Stockholm<br />
Internet: www.stockholmshamnar.se (Ansprechpartner: siehe unter Schaltflächen „Om oss“,<br />
„Verksamhet“ <strong>und</strong> „Ledn<strong>in</strong>g“)<br />
Göteborgs Hamn (Port of Göteborg)<br />
Besucheradresse: Emigrantvägen 2B, 403 38 Göteborg<br />
Postadresse: 403 38 Göteborg<br />
Tel: 004631/368 75 00<br />
Internet: www.goteborgshamn.se (Ansprechpartner: siehe unter Schaltflächen „Om hamnen“ <strong>und</strong><br />
„Kontakta oss“)<br />
Sjöfartsverket (Schifffahrtsbehörde)<br />
Besucheradresse: Östra Promenaden 7, 601 78 Norrköp<strong>in</strong>g<br />
Postadresse: 601 78 Norrköp<strong>in</strong>g<br />
Tel.: 0046 771/63 00 00, Fax: 0046 11/10 19 49<br />
E-Mail: sjofartsverket@sjofartsverket.se, Internet: www.sjofartsverket.se<br />
Trafikanalys (Transport Analysis)<br />
Sveavägen 90, 113 59 Stockholm<br />
Tel.: 0046 10/414 42-00, Fax: -10<br />
E-Mail: trafikanalys@trafa.se, Internet: www.trafa.se<br />
80 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
8.3 Neubau von Logistikflächen boomt / Von Heiko Ste<strong>in</strong>acher<br />
Landesweit mehr als 30 neue Objekte / Derzeit größte Infrastrukturausbaupläne <strong>in</strong> der<br />
Geschichte Stockholms<br />
Stockholm (gtai) - Durch se<strong>in</strong>e zentrale Lage <strong>in</strong> Nordeuropa genießt Schweden e<strong>in</strong>e logistische Brückenfunktion<br />
<strong>in</strong>nerhalb Skand<strong>in</strong>aviens. Se<strong>in</strong>e exportorientierte Industrie begründet e<strong>in</strong>e gute Transport<strong>in</strong>frastruktur<br />
mit modernen Logistikzentren. Nördlich von Stockholm steigt das Interesse der Investoren<br />
besonders an Lagen wie Rosersberg. 2013 entstehen landesweit mehr als 290.000 qm Logistikfläche.<br />
Schweden belegte im Logistics Performance Index 2012 der Weltbank den 13. Platz.<br />
Trotz des guten <strong>in</strong>ternationalen Rufes ist Schweden im Logistics Performance Index 2012 der Weltbank<br />
gegenüber 2010 vom dritten auf den 13. Rang abgerutscht. Damit landete es unter anderem<br />
h<strong>in</strong>ter F<strong>in</strong>nland (Platz 3), den Niederlanden (5) <strong>und</strong> Dänemark (6); <strong>Deutsch</strong>land (2010 noch Platz 1)<br />
lag 2012 an vierter Stelle. Nach wie vor wird Schweden aber vor allem für die Qualität se<strong>in</strong>er <strong>transport</strong>-<br />
<strong>und</strong> handelsbezogenen Infrastruktur, se<strong>in</strong>e Logistikkompetenz <strong>und</strong> die term<strong>in</strong>gerechte Beförderung<br />
von Seefrachtsendungen gelobt.<br />
E<strong>in</strong> bedeutendes Kriterium für die Bewertung e<strong>in</strong>es guten Logistikzentrums <strong>in</strong> Schweden ist nach<br />
Ansicht der Fachzeitschrift Intelligent Logistik e<strong>in</strong>e strategisch günstige Lage, die e<strong>in</strong>e schnelle<br />
Versorgung des B<strong>in</strong>nenmarkts ermöglicht. Dieser liegt <strong>in</strong> Form des demografischen Mittelpunkts<br />
zwischen Örebro <strong>und</strong> Norrköp<strong>in</strong>g südwestlich von Stockholm. Von dort aus lässt sich der Großteil<br />
der Bevölkerung auf kurzem Wege erreichen <strong>und</strong> bietet damit e<strong>in</strong>e ideale Gr<strong>und</strong>lage für die Entwicklung<br />
von Logistikzentren.<br />
Der Großraum Göteborg gilt als wichtigstes Logistikzentrum für Westschweden <strong>und</strong> große Teile<br />
Norwegens. Im Südosten verfügen die Regionen Ostergötland <strong>und</strong> Örebro über e<strong>in</strong>e gute Lage <strong>und</strong><br />
Transport<strong>in</strong>frastruktur. Die zwei wesentlichen Transporthubs für die Versorgung des schwedischen<br />
Nordens liegen <strong>in</strong> den Küstenstädten Umea <strong>und</strong> S<strong>und</strong>svall. Bedeutend für den Transport von<br />
Rohstoffen <strong>und</strong> Industriewaren ist auch die Region Mittelschweden, von wo aus der Bergwerkskonzern<br />
SSAB (<strong>in</strong> Borlänge) <strong>und</strong> der Hersteller von Spezialstahl Sandvik (Sandviken) Massengüter<br />
zum Verladehafen Gävle weiter<strong>transport</strong>ieren.<br />
Immobilienberatern zufolge s<strong>in</strong>d Hels<strong>in</strong>gborg <strong>und</strong> Landskrona <strong>in</strong> der südschwedischen Prov<strong>in</strong>z<br />
Skane für die Logistikbranche <strong>in</strong>teressanter geworden. Besonders <strong>in</strong> der Gegend um Landskrona<br />
gäbe es gute Lagen mit noch relativ günstigen qm-Preisen. Auch der Nordhafen <strong>in</strong> Malmö biete attraktive<br />
Logistikflächen. Mit 450 bis 500 skr pro qm <strong>und</strong> Jahr liege das Mietniveau <strong>in</strong> Südschweden<br />
deutlich unter dem <strong>in</strong> Göteborg (650 bis 700 skr) <strong>und</strong> Stockholm (900 bis 1.000 skr).<br />
Da der Ausbau der Infrastruktur <strong>in</strong> Stockholm nicht mit dem Verkehrsaufkommen Schritt hält, s<strong>in</strong>d<br />
zur Versorgung der Landeshauptstadt nach Me<strong>in</strong>ung vieler Logistiker zwei Basen erforderlich,<br />
e<strong>in</strong>e im Norden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e im Süden. Nördlich von Stockholm steigt das Interesse der Investoren besonders<br />
an Lagen wie Rosersberg (unweit des größten schwedischen Flughafens Arlanda), Upplands-Bro<br />
<strong>und</strong> Jordbro. Jordbro, bereits e<strong>in</strong> wichtiges Geschäftszentrum mit Bahnanschluss, würde<br />
durch den geplanten Bau des <strong>in</strong>termodalen Conta<strong>in</strong>erhafens Norvik bei Nynäshamn nochmals<br />
deutlich aufgewertet. Südlich der Hauptstadt ist die Region Södertälje/Nykvarn besonders begehrt.<br />
In L<strong>und</strong>a/Järfälla <strong>und</strong> Västberga/Arsta im Südwesten Stockholms s<strong>in</strong>d die Kosten etwas höher;<br />
jene Lagen kommen eher für kle<strong>in</strong>ere Logistik- <strong>und</strong> Cross-Dock<strong>in</strong>g-Term<strong>in</strong>als <strong>in</strong> Frage.<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
81
Schweden<br />
Mit e<strong>in</strong>er neuen Autobahnverb<strong>in</strong>dung für die E4 im Westen von Stockholm (Westumfahrung der<br />
Stadt) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Querverb<strong>in</strong>dung zwischen Varby (E4/E20) <strong>und</strong> Jordbro verfolgt Stockholm gerade die<br />
größten Infrastrukturausbauprojekte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Geschichte. Ziel ist es, die nördlichen <strong>und</strong> südlichen<br />
Teile der Stadt besser zu verb<strong>in</strong>den <strong>und</strong> das Stadtzentrum vom Durchgangsverkehr zu entlasten.<br />
Damit rückt Stockholm noch stärker <strong>in</strong> das Blickfeld von Logistikimmobilienentwicklern. Die<br />
Goodman Gruppe, die zum Ausbau ihres Skand<strong>in</strong>avien-Geschäfts e<strong>in</strong>e feste Niederlassung <strong>in</strong><br />
Schweden errichten will, hat vor wenigen Wochen mit dem Projekt für e<strong>in</strong>en Komplex im Süden<br />
Stockholms begonnen.<br />
Intermodale Term<strong>in</strong>als weit verbreitet<br />
Viele Logistikzentren verfügen über <strong>in</strong>termodale Term<strong>in</strong>als, um die Vernetzung von Schiff, Schiene<br />
<strong>und</strong> Straße zu vere<strong>in</strong>fachen. Nach e<strong>in</strong>er Evaluierung der Infrastrukturberater von WSP s<strong>in</strong>d die<br />
besten der 24 analysierten Kombiterm<strong>in</strong>als <strong>in</strong> Katr<strong>in</strong>eholm, Eskilstuna, Göteborg, Nässjö, Hallsberg,<br />
Umea <strong>und</strong> Västeras zu f<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong> neuer <strong>in</strong>termodaler Term<strong>in</strong>al entsteht gerade bei Rosersberg<br />
(Fertigstellung 2014 geplant); da es bisher noch ke<strong>in</strong>en Kombiterm<strong>in</strong>al im nördlichen Teil<br />
Stockholms gibt, müssen Waren mit diesem Bestimmungsort <strong>in</strong> Arsta oder Södertälje umgeladen<br />
werden.<br />
Wichtigste Logistikzentren <strong>in</strong> Schweden 2013<br />
Logistikzentrum/-park Kommentar<br />
Großraum Göteborg Größter Hafen <strong>in</strong> den nordischen Ländern; wichtig für den wachsenden<br />
Handel mit Südostasien; starkes Automobilcluster<br />
Region Östergötland Zentrale logistische Lage; Seehafen; gute Verb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong>s Baltikum<br />
Region Jönköp<strong>in</strong>g Sehr gute (<strong>in</strong>termodale) Transport<strong>in</strong>frastruktur; Nähe zum<br />
Hafen Göteborg<br />
Region Örebro<br />
Zentrale Lage <strong>in</strong> Mälardalen; sehr gute Infrastruktur mit großem<br />
Frachtflughafen<br />
Region Arlanda Intermodale Transport<strong>in</strong>frastruktur; größter Frachtflughafen<br />
(Stockholm-Arlanda); IT-Cluster Kista<br />
Eskilstuna/Strängnäs Zentrale Lage im Zentrum Schwedens; Hohe Qualität der<br />
Conta<strong>in</strong>erterm<strong>in</strong>als<br />
Region Hels<strong>in</strong>gborg Südschwedens größter Seehafen <strong>in</strong> Hels<strong>in</strong>gborg; Drehscheibe<br />
Öres<strong>und</strong>region<br />
Västeras/Köp<strong>in</strong>g Nähe zum demographischen Mittelpunkt; größter B<strong>in</strong>nenseehafen<br />
der nordischen Länder<br />
Region Malmö<br />
Nähe zu Kopenhagen; große Bevölkerung; wichtiger Umschlagplatz<br />
für Kfz-Importe <strong>und</strong> -Exporte<br />
Region Halmstad Nähe zu Skane <strong>und</strong> zum Großraum Göteborg; bedeutender Umschlagplatz<br />
für Schnittholz, recycelbare Rohstoffe, Metalle <strong>und</strong><br />
Kfz-Importe <strong>und</strong> -Exporte<br />
Quelle: Intelligent Logistik<br />
82 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Starker Ausbau der Logistikfläche <strong>in</strong> Südschweden<br />
Für das Jahr 2013 rechnet die schwedische Logistikbranche mit e<strong>in</strong>em weiteren dynamischen Jahr.<br />
Nach fast 375.000 qm im Vorjahr sollen Logistikflächen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umfang von knapp 290.000 qm<br />
(mehr als 30 Objekte <strong>in</strong> beiden Jahren zusammen genommen) neu entstehen beziehungsweise<br />
ausgebaut werden, die meisten <strong>in</strong> Südschweden, <strong>in</strong>sbesondere Göteborg, sowie im Norden Stockholms<br />
(Rosersberg/Arlandastad).<br />
2014 wird das Volumen voraussichtlich wieder s<strong>in</strong>ken. Insiderkreise berichten, dass die Banken<br />
trotz kurzer Vertragslaufzeiten <strong>und</strong> häufigem Mieterwechsel nach wie vor lieber Büroprojekte <strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>nerstädtischen Lagen als Logistikobjekte am Stadtrand f<strong>in</strong>anzieren.<br />
Der Nachfragetrend h<strong>in</strong> zu weniger, dafür aber größeren Flächen wird laut Beobachtern noch<br />
10 bis 15 Jahre anhalten. Während die Mieten für neue Built-to-suit Projekte auf relativ niedrigem<br />
Niveau verharren, s<strong>in</strong>d jene für bestehende, freie Logistikflächen <strong>in</strong> größeren Städten vergleichsweise<br />
hoch; diese werden besonders <strong>in</strong> der Größenordnung 3.000 bis 5.000 qm nachgefragt. Die<br />
Mietlaufzeiten <strong>in</strong> der Branche betragen üblicherweise drei bis fünf Jahre.<br />
Lagerflächen, die voraussichtlich im Jahr 2013 eröffnet werden<br />
Ort Mieter Fläche (<strong>in</strong> qm)<br />
Göteborg Amr<strong>in</strong>g 26.000<br />
Göteborg T<strong>in</strong>gstad Papper 32.000<br />
Arlandastad Altia 20.000<br />
Arlandastad (noch nicht bekannt) 29.000<br />
Arlandastad DB Schenker <strong>und</strong> andere 30.000<br />
Rosersberg IL Recycl<strong>in</strong>g 10.000<br />
Rosersberg Lidl 45.000<br />
Stockholm Arsta ICA <strong>und</strong> andere 15.000<br />
Astorp Frode Laursen 15.000<br />
Malmö Subaru 10.000<br />
Hels<strong>in</strong>gborg DHL 15.000<br />
Hels<strong>in</strong>gborg DHL 14.800<br />
Hallsberg Posten 26.800<br />
Quelle: CBRE<br />
Bei Logistikdienstleistungen dom<strong>in</strong>ieren ausländische, <strong>in</strong>sbesondere zu deutschen Konzernen gehörende,<br />
Akteure. DB Schenker, DHL <strong>und</strong> DSV zählen zu den größten Anbietern im Straßen<strong>transport</strong>.<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
83
Schweden<br />
Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Schweden<br />
Anbieter Niederlassungen Internetadresse<br />
DB Schenker (<strong>Deutsch</strong>land) Etwa 30 Standorte, unter anderem www.schenker.se<br />
Göteborg *)<br />
DHL (<strong>Deutsch</strong>land) Etwa 30 Standorte, unter anderem www.dhl.se<br />
Stockholm *)<br />
Green Cargo (Schweden) Etwa 12 Standorte, unter anderem www.greencargo.com<br />
Norrköp<strong>in</strong>g, Hels<strong>in</strong>gborg, Solna/<br />
Stockholm *)<br />
Posten Logistik (Schweden) 11 Brief-, acht Paketterm<strong>in</strong>als, unter www.posten.se<br />
anderem Solna/Stockholm *)<br />
DSV (Dänemark)<br />
Etwa 25 Standorte, unter anderem<br />
Landskrona *), Stockholm-Arlanda *)<br />
www.dsv.se<br />
*) Hauptniederlassung<br />
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest<br />
Kontaktanschriften:<br />
När<strong>in</strong>gsdepartementet (M<strong>in</strong>isterium für Unternehmen, Energie <strong>und</strong> Kommunikation)<br />
Besucheradresse: Mäster Samuelsgatan 70, 10333 Stockholm<br />
Postadresse: 10333 Stockholm<br />
Tel.: 0046 8/405 10 00<br />
Internet: www.reger<strong>in</strong>gen.se<br />
Trafikverket (Schwedische Verkehrsbehörde)<br />
Besucheradresse: Röda vägen 1, 78189 Borlänge<br />
Postadresse: 78189 Borlänge<br />
Tel.: 0046 771/921 921<br />
E-Mail: trafikverket@trafikverket.se, Internet: www.trafikverket.se<br />
Transportstyrelsen (Schwedische Transportagentur)<br />
Besucheradresse: Olai Kyrkogata 35, Norrköp<strong>in</strong>g<br />
Postadresse: 60173 Norrköp<strong>in</strong>g<br />
Tel.: 0046 771/50 35 03, Fax: 0046 11/18 5256<br />
E-Mail: kontakt@<strong>transport</strong>styrelsen.se, Internet: www.<strong>transport</strong>styrelsen.se<br />
VTI Statens väg- och <strong>transport</strong>forskn<strong>in</strong>gs<strong>in</strong>stitut (Schwedisches Verkehrsforschungs<strong>in</strong>stitut)<br />
Besucheradresse: Olaus Magnus väg 35, 58195 L<strong>in</strong>köp<strong>in</strong>g<br />
Postadresse: 58195 L<strong>in</strong>köp<strong>in</strong>g<br />
Tel.: 0046 13/20 40 00<br />
E-mail: vti@vti.se, Internet: www.vti.se<br />
84 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er
Transportgruppen (Dachverband für Vere<strong>in</strong>igungen <strong>und</strong> Unternehmen <strong>in</strong> der Transportbranche)<br />
Besucheradresse: Storgatan 19, 10249 Stockholm<br />
Postadresse: Postfach 5384, 10249 Stockholm<br />
Tel.: 0046 8/762 71 00<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@<strong>transport</strong>gruppen.se, Internet: www.<strong>transport</strong>gruppen.se (L<strong>in</strong>ks zu e<strong>in</strong>zelnen Vere<strong>in</strong>igungen<br />
unter Schaltfläche „In English“, Spalte „We are The Transport Group“)<br />
Sveriges akeriföretag (Schwedische Vere<strong>in</strong>igung der Straßen<strong>transport</strong>unternehmen)<br />
Besucheradresse: Kungsgatan 24, 10389 Stockholm<br />
Postadresse: Postfach 7248, 10389 Stockholm<br />
Tel.: 00468/753 54 00, Fax: -755 60 01<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@akeri.se, Internet: www.akeri.se<br />
Branschfören<strong>in</strong>gen Tagoperatörerna (Schwedische Vere<strong>in</strong>igung der Betreiber von Eisenbahnverkehrsunternehmen)<br />
Besucheradresse: Sturegatan 11, 10204 Stockholm<br />
Postadresse: Postfach 555 45, 10204 Stockholm<br />
Tel.: 0046 8/762-67 11, Fax: -70 29<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@tagoperatorerna.se, Internet: www.tagoperatorerna.se<br />
<strong>Deutsch</strong>-Schwedische <strong>Handelskammer</strong><br />
Besucheradresse: Valhallavägen 185, 115 53 Stockholm<br />
Postadresse: Postfach 27104, 102 52 Stockholm<br />
Tel.: 0046 8/665 18-00, Fax: -04<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@handelskammer.se, Internet: www.handelskammer.se<br />
Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />
85
Unser Wirtschaftswissen<br />
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Hauptsitz der Gesellschaft<br />
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Geschäftsführung<br />
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Autoren<br />
Bernd Hones - Moskau; Torsten Pauly - Hels<strong>in</strong>ki; Heiko Ste<strong>in</strong>acher - Stockholm;<br />
Michael Wozniak, Beatrice Repetzki - Warschau<br />
Redaktion<br />
Simon Bujanowski, Edda Gaude, Reg<strong>in</strong>a Wippler, Edda Wolf, Dr. Elfi Schreiber<br />
Ansprechpartner<strong>in</strong><br />
Dr. Elfi Schreiber<br />
T. +49(0)228 24993-273<br />
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Redaktionsschluss<br />
Mai 2013<br />
Bestell-Nr.<br />
18002<br />
Alle Rechte vorbehalten. © Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung.<br />
Trotz größtmöglicher Sorgfalt ke<strong>in</strong>e Haftung für den Inhalt.<br />
Layout<br />
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