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transport und logistik - Deutsch-Baltische Handelskammer in ...

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Tagungsmagaz<strong>in</strong><br />

TRANSPORT UND LOGISTIK - OSTSEEANRAINER


In Zusammenarbeit mit:


Inhalt<br />

5 1. Dänemark<br />

5 1.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />

7 1.2 Infrastruktur wird noch weiter ausgebaut<br />

13 2. Estland<br />

13 2.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />

15 2.2 Logistiksektor hat Krisene<strong>in</strong>bruch überw<strong>und</strong>en<br />

19 2.3 Branche steht vor neuen Herausforderungen<br />

22 3. F<strong>in</strong>nland<br />

22 3.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />

23 3.2 Logistik<strong>in</strong>frastruktur ist vorbildlich<br />

29 3.3 Investitionen sollen F<strong>in</strong>nlands Wettbewerbsfähigkeit sichern<br />

33 4. Lettland<br />

33 4.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />

34 4.2 GUS-Transit spielt große Rolle für den Logistiksektor<br />

38 4.3 Investitionen <strong>in</strong> die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur<br />

42 5. Litauen<br />

42 5.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />

42 5.1 Logistikgewerbe hat Konjunkturschwankungen gut überstanden<br />

43 5.2 Attraktivität als Logistikstandort soll weiter erhöht werden<br />

51 6. Polen<br />

51 6.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />

52 6.2 Logistik ist von großer Bedeutung<br />

57 6.3 Transport-Infrastruktur wird weiter ausgebaut<br />

61 7. Russland<br />

61 7.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />

62 7.2 Logistiksektor stellt Spediteure vor schwierige Aufgaben<br />

71 7.3 Nordwest-Russland stärkt Kapazitäten<br />

76 8. Schweden<br />

76 8.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />

77 8.2 Seehäfen spielen Kernrolle beim Ausbau der Infrastruktur<br />

81 8.3 Neubau von Logistikflächen boomt<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

3


Dänemark<br />

Dänemark<br />

1. Dänemark<br />

1.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick / Von Heiko Ste<strong>in</strong>acher<br />

Wachstums- <strong>und</strong> Wettbewerbskonzept aufgelegt<br />

Kopenhagen (gtai) - Die Wirtschaft des kle<strong>in</strong>en Königreichs hat 2012 stagniert. Konjunkturtriebfeder<br />

waren die öffentlichen Investitionen, die um gut 10% zulegt haben. Wegen zeitweiser, verbesserter Abschreibungsmöglichkeiten<br />

g<strong>in</strong>gen auch von den Privat<strong>in</strong>vestitionen gewisse Impulse aus. Trotz weiterh<strong>in</strong><br />

bestehender Unsicherheiten erwarten Analysten 2013 e<strong>in</strong> leichtes Wirtschaftswachstum von 0,4 bis<br />

1,1%. Das Investitionsgeschehen im Gewerbesektor lässt sich aber aufgr<strong>und</strong> der schwierigen Absatzlage<br />

im Aus- <strong>und</strong> Inland <strong>und</strong> des erschwerten Zugangs zu Krediten kaum vorhersehen.<br />

Neben e<strong>in</strong>em nur mäßigen Wirtschaftswachstum kämpft Dänemark mit hohen Lohnkosten <strong>und</strong><br />

relativ ger<strong>in</strong>ger Produktivität. Daher hat die Regierung <strong>in</strong> Kopenhagen im Februar e<strong>in</strong> Wachstums-<br />

<strong>und</strong> Wettbewerbspaket vorgelegt. Davon erhofft sie sich bis zum Jahr 2020 r<strong>und</strong> 150.000<br />

neue Arbeitsplätze. Bereits <strong>in</strong> den nächsten drei Jahren sollen die Unternehmenssteuern stufenweise<br />

gesenkt werden.<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

5


Dänemark<br />

Außer der steuerlichen Entlastung der Arbeitgeber setzt das Wachstums- <strong>und</strong> Wettbewerbspaket<br />

der Regierung auf e<strong>in</strong>e Erhöhung der öffentlichen Investitionen, für die zusätzlich 5 Mrd. Dänische<br />

Kronen (dkr; umgerechnet etwa 670 Mio. Euro; 1 Euro = 7,4437 dkr im Jahresdurchschnitt 2012) mobilisiert<br />

werden sollen. Die Mittel will Dänemark unter anderem dazu nutzen, um die Vorbereitungsarbeiten<br />

für die geplante Fehmarnbeltquerung zu beschleunigen. So soll noch <strong>in</strong> diesem Jahr<br />

der Startschuss für den Bau e<strong>in</strong>es Betonwerks <strong>in</strong> Rodbyhavn fallen, <strong>in</strong> dem die für den knapp 18 km<br />

langen Absenktunnel vorgesehenen Standard- <strong>und</strong> Spezialelemente gefertigt werden. Die Bahnstrecke<br />

zwischen R<strong>in</strong>gsted <strong>und</strong> Rodbyhavn soll früher als ursprünglich geplant elektrifiziert <strong>und</strong><br />

fast durchweg zweigleisig ausgebaut werden. Der Bau des Tunnels soll aber weiterh<strong>in</strong> erst im Sommer<br />

2015 beg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> die Fertigstellung 2021 erfolgen. Zur Präqualifikation haben sich neun<br />

Konsortien mit 24 Unternehmen beworben.<br />

E<strong>in</strong> weiteres aktuelles Großprojekt ist der Ausbau der Kopenhagener U-Bahn. Geschäftschancen<br />

für Ingenieur- <strong>und</strong> Baudienstleistungen bietet auch die bereits für 2012 angekündigte, aber bisher<br />

erst angelaufene Modernisierung öffentlicher Gebäude. Auch der geplante Bau zweier W<strong>in</strong>dparks<br />

sowie die voranschreitende Umstellung von Großkraftwerken auf Biomassefeuerung versprechen<br />

Großaufträge. Bei der künftigen Heizenergieversorgung sollen Biomasse <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Kraft-<br />

Wärme-Kopplung <strong>und</strong> die Solarthermie e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle spielen. So planen vier Fernheizkraftwerke<br />

im Süden Jütlands e<strong>in</strong> gewaltiges Umbauprojekt: Durch die Errichtung großflächiger Solaranlagen<br />

sollen Wärme <strong>und</strong> Strom künftig jeweils hälftig aus Solarenergie <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation<br />

aus Gas- <strong>und</strong> Wärmepumpen erzeugt werden (statt wie bisher nur auf Basis von Erdgas).<br />

Exportchancen für deutsche Unternehmen:<br />

Verkehrs- <strong>und</strong> Signaltechnik, Masch<strong>in</strong>en/Anlagen, Chemische Erzeugnisse, Pharmaka,<br />

Mediz<strong>in</strong>technik, Technologien für alle Sektoren der Wasserwirtschaft<br />

Großprojekte:<br />

Straßen-/Schienennetz, Energiewirtschaft, Neu- <strong>und</strong> Ausbau von Krankenhäusern, Umbau alter<br />

Industrie- <strong>und</strong> Hafengelände <strong>in</strong> Wohnviertel (Kopenhagener Stadtteile Örestad, Nordhafen)<br />

6 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


1.2 Infrastruktur wird noch weiter ausgebaut /<br />

Von Heiko Ste<strong>in</strong>acher<br />

Besonderheiten bei Lieferverträgen<br />

Kopenhagen (gtai) - Zahlreiche deutsche Speditionsunternehmen, darunter Dachser, DB Schenker, DHL<br />

<strong>und</strong> Kuehne + Nagel, unterhalten <strong>in</strong> Dänemark Niederlassungen <strong>und</strong> eigene, große Lager- <strong>und</strong> Umschlagsflächen.<br />

Das Land ist <strong>in</strong>frastrukturell <strong>und</strong> logistisch gut erschlossen. Brücken für den komb<strong>in</strong>ierten<br />

Straßen- <strong>und</strong> Eisenbahnverkehr über den Öres<strong>und</strong> von Kopenhagen <strong>in</strong>s südschwedische Malmö <strong>und</strong><br />

über den Großen Belt zwischen den dänischen Inseln Fünen <strong>und</strong> Seeland gibt es bereits.<br />

Logistikzentren <strong>und</strong> Ausbau<br />

Die geplante Festverb<strong>in</strong>dung von Lolland nach Fehmarn (<strong>Deutsch</strong>land) würde zusätzlich auch den<br />

bisher strukturschwachen, dänischen Südosten wirtschaftlich aufwerten. Vorgesehen ist dafür e<strong>in</strong><br />

fast 18 km langer Absenktunnel aus Beton, dessen Planung, F<strong>in</strong>anzierung, Bau <strong>und</strong> Betrieb dem Unternehmen<br />

Femern A/S (Teil der staatlichen dänischen S<strong>und</strong> & Baelt Hold<strong>in</strong>g A/S) obliegen. Dieses<br />

wird <strong>in</strong> den nächsten Monaten e<strong>in</strong>e Reihe großer Baufirmen präqualifizieren, die Angebote für die<br />

darauf folgenden Ausschreibungen abgeben dürfen. Der Bau soll im Sommer 2015 beg<strong>in</strong>nen, die<br />

Fertigstellung 2021 erfolgen. Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> dieses gewaltigen Bauprojekts haben Vertreter<br />

der Logistiknetzwerke Hamburg <strong>und</strong> der Öres<strong>und</strong>-Region Mitte November beschlossen, künftig<br />

stärker zusammenzuarbeiten, unter anderem im Bereich der Logistik.<br />

Durch die geografische Lage Dänemarks gilt das Land als Gateway nach Nordeuropa <strong>und</strong> über die<br />

Ostsee auch <strong>in</strong> die baltischen Staaten. Die Autobahn A7/E45, welche Norddeutschland mit dem<br />

kle<strong>in</strong>en Königreich verb<strong>in</strong>det (die sogenannte Jütlandroute), stellt für das Nachbarland <strong>Deutsch</strong>lands<br />

die wichtigste Transportachse dar. R<strong>und</strong> drei Viertel des dänischen Exports passieren diese<br />

Strecke. Neben der Jütlandroute bildet die B5, die von der deutsch-dänischen bis zur deutsch-polnischen<br />

Grenze über Hamburg <strong>und</strong> Berl<strong>in</strong> führt, e<strong>in</strong>e der Logistikhauptschlagadern <strong>in</strong> der Region.<br />

Wegen der mittel- bis langfristig zunehmenden Transit- <strong>und</strong> Logistikaktivitäten im Ostseeraum<br />

dürfte der Logistikmarkt, vor e<strong>in</strong>em längeren Zeithorizont betrachtet, schneller wachsen als die<br />

dänische Gesamtwirtschaft. Per 1.10.12 gab es <strong>in</strong> Dänemark 100,7 Mio. qm Lager- <strong>und</strong> Produktionsflächen,<br />

darunter jeweils gut 28,0 Mio. qm <strong>in</strong> den Regionen Mitteljütland <strong>und</strong> Süddänemark,<br />

7,6 Mio. qm <strong>in</strong> der Hauptstadtregion, 13,3 Mio. qm <strong>in</strong> Nordjütland <strong>und</strong> 13,0 Mio. qm <strong>in</strong> der Region<br />

Seeland. Die landesweite Leerstandsrate blieb <strong>in</strong> den letzten Jahren relativ stabil (circa 4,2% per<br />

1.10.12). Die größten Leerstände (landesweit etwa 4,3 Mio. qm) gab es <strong>in</strong> den Regionen Mitteljütland<br />

(1,4 Mio. qm) <strong>und</strong> Süddänemark (1,2 Mio. qm); die höchste Leerstandsquote (6,1%) entfiel mit knapp<br />

0,5 Mio. qm dagegen auf den Großraum Kopenhagen. Insgesamt gesehen ist die Nachfrage nach<br />

Logistikflächen weiterh<strong>in</strong> eher verhalten.<br />

Das älteste Transport- <strong>und</strong> Logistikzentrum des Landes ist Danmarks Transportcenter (DTC), das<br />

1987 bei Vejle im Nordteil von Süderjütland errichtet <strong>und</strong> später <strong>in</strong> Gateway E45 umbenannt wurde.<br />

In den Folgejahren s<strong>in</strong>d viele weitere entstanden, meist <strong>in</strong> der Nähe von Autobahnen <strong>und</strong> im<br />

E<strong>in</strong>zugsbereich größerer Häfen, unter anderem der Logistics Park Arhus <strong>in</strong> Arslev am Autobahnkreuz<br />

Arhus-West, das Skand<strong>in</strong>avisk Transportcenter (STC) <strong>in</strong> der Nähe des seeländischen Hafens<br />

Koge <strong>und</strong> das Hirtshals Transport Center (HTC) am nördlichen Ende der Autobahn E39 im Nordwesten<br />

Jütlands. Am Hafen von Hirtshals soll e<strong>in</strong> neuer Kombiterm<strong>in</strong>al gebaut werden, den der däni-<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

7


Dänemark<br />

sche Staat mit 10 Mio. Dänischen Kronen (dkr; umgerechnet gut 1,3 Mio. Euro; 1 Euro = 7,4437 dkr im<br />

Jahresdurchschnitt 2012) unterstützen könnte.<br />

Anschlussgleise ans staatliche Schienennetz hat neben dem STC auch das Nordisk Transportcenter<br />

(NTC) Alborg im Norden Nordjütlands. Das NTC plant <strong>in</strong> den nächsten Jahren hohe Investitionen<br />

zur Modernisierung des Schienengüterverkehrs. Die im Zuge der geplanten Fehmarnbeltquerung<br />

vorgesehene Elektrifizierung <strong>und</strong> der fast durchweg zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke zwischen<br />

R<strong>in</strong>gsted <strong>und</strong> Rodbyhavn würden das ohneh<strong>in</strong> begehrte STC nochmals aufwerten. Zur Belieferung<br />

se<strong>in</strong>er Märkte <strong>in</strong> Seeland will die Discounterkette Lidl auf dem STC-Gelände e<strong>in</strong> 40.000 qm<br />

großes Zentrallager bauen <strong>und</strong> hat zu diesem Zweck gegen Jahresende 2012 dort e<strong>in</strong> mehr als doppelt<br />

so großes Gr<strong>und</strong>stück erworben.<br />

Die ersten Umschlagse<strong>in</strong>richtungen Dänemarks für Intermodal<strong>transport</strong>e wurden <strong>in</strong> Hoje Taastrup<br />

<strong>und</strong> Taulov errichtet. Beide Term<strong>in</strong>als haben e<strong>in</strong>e große Bedeutung für grenzüberschreitende<br />

komb<strong>in</strong>ierte Verkehre <strong>und</strong> wurden <strong>in</strong> den letzten Jahren erheblich ausgebaut. Das Transport<strong>und</strong><br />

Logistikzentrum <strong>in</strong> Hoje-Taastrup (HTTC) liegt nur 15 km von Kopenhagen entfernt (40 km bis<br />

Malmö/Schweden), das Taulov Transportcenter (TTC) <strong>in</strong> der Nähe des größten dänischen Frachthafens<br />

Fredericia (jährliches Frachtaufkommen circa 14,4 Mio. t). Taulov ist hauptsächlich e<strong>in</strong> Umschlagsplatz<br />

für den <strong>in</strong>ternationalen Güterverkehr zwischen Dänemark <strong>und</strong> Italien, aber auch mit<br />

Schweden <strong>und</strong> Norwegen. Das Transport- <strong>und</strong> Logistikunternehmen DANX will se<strong>in</strong>en zentralen<br />

Hub von Vejle nach Taulov verlegen <strong>und</strong> dort bis Mai 2013 auf e<strong>in</strong>em fast 2.000 qm großen Gr<strong>und</strong>stück<br />

e<strong>in</strong> neues Distributionszentrum bauen. Super Daek Service, e<strong>in</strong> dänischer Reifenhersteller<br />

<strong>und</strong> Kfz-Reparatur-Kette, hat im März 2012 e<strong>in</strong> 18.000 qm großes Gr<strong>und</strong>stück auf dem TTC-Gelände<br />

gekauft.<br />

Wichtigste Logistikzentren <strong>in</strong> Dänemark<br />

Logistikzentrum/-park (Website) Kommentar<br />

HITC - Hern<strong>in</strong>g-Ikast Transportcenter<br />

(www.fhitc.dk)<br />

HOTC - Horsens Transportcenter<br />

(www.horsens-erhverv.dk/<strong>in</strong>dex.php?id=195)<br />

HTC - Hirtshals Transport Center<br />

(www.htc.dk)<br />

HTTC - Hoje-Taastrup Transport-<br />

Center (www.httc.dk)<br />

NTC - Nordisk Transport Center<br />

(www.aalborghavn.dk)<br />

Im mittleren Teil Nordjütlands gelegen, Verkehrsknotenpunkt<br />

an der Autobahn 15 bei Birk zwischen Hern<strong>in</strong>g<br />

<strong>und</strong> Ikast; dort werden vor allem schwere Lkw<br />

verladen, um Waren zum Seehafen Hanstholm im<br />

Nordwesten Jütlands zu <strong>transport</strong>ieren, die von dort <strong>in</strong><br />

den Rest der Welt verschifft werden<br />

Unweit der Autobahn E45 <strong>und</strong> des Hafens <strong>in</strong> Horsens<br />

an der jütländischen Ostküste, mehr als 400.000 qm<br />

Logistikhallen mit 700 Laderampen<br />

Am nördlichen Ende der Autobahn E39 im Nordwesten<br />

Jütlands, unweit des Hafens Hirtshals (Seefrachtverkehr<br />

vor allem nach Norwegen), etwa 100.000 qm<br />

Logistikflächen vorhanden, Ausbau um weitere<br />

100.000 qm geplant<br />

Direkter Autobahnanschluss, nahe zum Bahnhof<br />

Hoje-Taastrup, laut eigenen Angaben weniger als e<strong>in</strong>e<br />

halbe St<strong>und</strong>e Fahrt nach Kopenhagen <strong>und</strong> Malmö<br />

Zentrum auf dem Gelände des Seehafens Aalborg<br />

(Nordjütland), nahe der Autobahn E45<br />

8 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Wichtigste Logistikzentren <strong>in</strong> Dänemark (Forts.)<br />

Logistikzentrum/-park (Website) Kommentar<br />

STC - Skand<strong>in</strong>avisk Transport 3 km vom seeländischen Hafen Koge, 40 km von Kopenhagen<br />

<strong>und</strong> 65 km von Malmö entfernt, mit eigener Zu-<br />

Center Koge (www.stc-koege.dk/<br />

_stc-da-DK/Forside)<br />

fahrt von den drei Autobahnen E20, E47 <strong>und</strong> E55,<br />

Anschluss ans nationale Bahnnetz, Gesamtfläche<br />

1,3 Mio. qm, besteht aus e<strong>in</strong>em Transportzentrum <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>em großen Bus<strong>in</strong>ess Park<br />

TTC - Tanlov Transportcenter<br />

(http://tanlov<strong>transport</strong>center.dk)<br />

Gateway E45 (früher: DTC -<br />

Danmarks Transportcenter)<br />

Logistics Park Aarhus<br />

Zentral gelegen, wo die Autobahnen E20 (Ost-West)<br />

<strong>und</strong> E45 (Nord-Süd) zusammentreffen, Bahnanschluss,<br />

<strong>in</strong> der Nähe des größten dänischen Frachthafens Fredericia,<br />

mit Kombiterm<strong>in</strong>al<br />

Bei Vejle im Nordteil von Süderjütland an der Autobahn<br />

E45 gelegen, geografisch gesehen zwischen den<br />

beiden Logistikzentren TTC <strong>und</strong> HOTC, Gesamtfläche<br />

30 Hektar<br />

In Arslev am Autobahnkreuz Aarhus-West (E45) <strong>und</strong><br />

unweit des größten Conta<strong>in</strong>erhafens <strong>in</strong> Dänemark<br />

(Aarhus)<br />

Quellen: FDT (Verband der Dänischen Transport- <strong>und</strong> Logistikzentren), Recherchen von Germany Trade & Invest<br />

Im Süden Dänemarks haben sich <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Odense <strong>und</strong> im „Dreieck“ Kold<strong>in</strong>g -Vejle - Fredericia<br />

logistische Cluster entwickelt. Auf dem r<strong>und</strong> 6 Mio. qm großen Gewerbegebiet DanmarkC<br />

(Dänemark Zentrum) nahe der Stadt Fredericia, die zwischen Odense <strong>und</strong> Aarhus <strong>und</strong> unweit des<br />

Flughafens Bill<strong>und</strong> liegt, haben sich bereits über 50 Unternehmen, darunter aus wissens- <strong>und</strong> technologieorientierten<br />

Bereichen, angesiedelt. Niederlassungen <strong>in</strong> DanmarkC unterhalten unter anderem<br />

der Energiekonzern DongEnergy, die Möbelkette BIVA Furniture, der Kfz-Bauer Audi (neuartiges<br />

Autohaus nach firmeneigenem „Term<strong>in</strong>al“-Konzept), Rexam (Getränkeverpackungen),<br />

Promecon (thermische Optimierung unter anderem von Kraftwerkskesseln <strong>und</strong> Zementöfen) <strong>und</strong><br />

Monjasa (Bunkerdienste, Transport von Öl- <strong>und</strong> Schmierstoffen).<br />

Die Region Padborg <strong>in</strong> direkter Grenzlage zu Flensburg hat sich als Drehscheibe für den Export von<br />

frischen Lebensmitteln mit großen Kühllagern entwickelt. Dort bef<strong>in</strong>det sich die größte Kühlhausfläche<br />

Nordeuropas <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong> zentraler Umschlagsplatz für Kühlgüter.<br />

Im süddänischen Haderslev, wenige Kilometer von der Autobahn E45 entfernt, hat der Bekleidungse<strong>in</strong>zelhändler<br />

Bestseller A/S im vergangenen Jahr e<strong>in</strong> 48.000 qm großes Logistikzentrum eröffnet.<br />

Das vom Bauunternehmen Zübl<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam mit dem Logistikpartner TGW errichtete Objekt<br />

verschlang Baukosten von umgerechnet knapp 5 Mio. Euro.<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

9


Dänemark<br />

Wichtige Logistikanbieter<br />

Anbieter (Land) Niederlassungen vor Ort Internetadresse<br />

DSV (Dänemark)<br />

4 Zentralen, 12 Niederlassungen<br />

www.dsv.com<br />

DSB (Dänemark) Ab Mitte 2013 1 Zentrale www.dsb.dk<br />

Post Danmark (Dänemark) 1 Zentrale, 3 Niederlassungen www.postdanmark.dk<br />

Blue Water Hold<strong>in</strong>g<br />

(Niederlande)<br />

S<strong>und</strong> & Baelt Hold<strong>in</strong>g<br />

(Dänemark)<br />

Danske Fragtmaend<br />

(Dänemark)<br />

Arriva Danmark (Vere<strong>in</strong>igtes<br />

Königreich)<br />

Scan Global Logistics<br />

Hold<strong>in</strong>g (Dänemark)<br />

Freja Transport & Logistics<br />

Hold<strong>in</strong>g (Dänemark)<br />

Kuehne + Nagel (Schweiz/<br />

Hauptsitz)<br />

Maersk (Dänemark)<br />

1 Zentrale, 16 Niederlassungen<br />

www.bluewater-hold<strong>in</strong>g.com<br />

1 Zentrale, 1 weiteres Büro www.s<strong>und</strong>ogbaelt.dk<br />

1 Zentrale, 6 Frachtterm<strong>in</strong>als www.fragt.dk<br />

1 Zentrale, 1 weiteres Büro www.arriva.dk<br />

1 Zentrale, 6 weitere Büros www.scangl.com<br />

1 Zentrale, 2 Niederlassungen www.freja.dk<br />

1 Zentrale, 5 Niederlassungen www.kn-portal.com<br />

1 Zentrale, Inhaber von<br />

14 Marken<br />

www.maersk.com<br />

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest<br />

Lieferbed<strong>in</strong>gungen, Transportversicherung<br />

In den Kaufverträgen wird vere<strong>in</strong>bart, nach welchen Lieferbed<strong>in</strong>gungen der Warenverkehr zwischen<br />

Verkäufer <strong>und</strong> Käufer abgewickelt werden soll. Wenn dies nicht <strong>in</strong>dividuell im Kaufvertrag<br />

geregelt werden soll, e<strong>in</strong>igen sich die Vertragspartner auf handelsübliche Lieferklauseln wie die<br />

INCOTERMS. Die vollständige deutschsprachige Fassung der INCOTERMS wird von der International<br />

Chamber of Commerce (ICC) <strong>in</strong> <strong>Deutsch</strong>land herausgegeben (www.icc-deutschland.de).<br />

Unterliegt der Liefervertrag dänischem Recht <strong>und</strong> ist der jeweilige dänische Spediteur Mitglied des<br />

Nordischen Spediteurverbands (NSAB), f<strong>in</strong>den dessen Bed<strong>in</strong>gungen (NSAB 2000) Anwendung. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus kann die Anwendbarkeit der NSAB 2000 ausdrücklich vere<strong>in</strong>bart werden.<br />

Unterliegt der Liefervertrag dänischem Recht, ohne dass die NSAB 2000 Anwendung f<strong>in</strong>den, ist zu<br />

beachten, dass das dänische Kaufgesetz (Kobeloven) <strong>in</strong> Paragrafen 62 folgende e<strong>in</strong>e Reihe eigenständiger<br />

Lieferbed<strong>in</strong>gungen enthält, hierunter e<strong>in</strong>e eigene Def<strong>in</strong>ition der FOB- <strong>und</strong> CIF-Klauseln.<br />

Bei der Vere<strong>in</strong>barung dieser beiden Klauseln sollte daher ausdrücklich angegeben werden, nach<br />

welcher Maßgabe dies geschieht (Kobeloven oder INCOTERMS). Weitere Informationen s<strong>in</strong>d bei<br />

<strong>Deutsch</strong>-Dänischen <strong>Handelskammer</strong> erhältlich (www.handelskammer.dk).<br />

Der Gesamtverband der <strong>Deutsch</strong>en Versicherungswirtschaft GDV bietet e<strong>in</strong> Transport-Informations-Serviceportal<br />

unter der Internetadresse www.tis-gdv.de mit zahlreichen Informationen <strong>und</strong><br />

10 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


L<strong>in</strong>ks zum Thema Transportversicherungen. Da etwa 80 bis 90% des Außenhandels von <strong>in</strong>ternationalen<br />

Logistikfirmen abgewickelt werden, arbeiten diese mit den Transportversicherungen zusammen,<br />

mit denen sie ohneh<strong>in</strong> weltweit kooperieren.<br />

Um <strong>in</strong> die Umweltzonen von Kopenhagen, Aarhus, Aalborg <strong>und</strong> Odense fahren zu können, benötigen<br />

seit 1.11.11 auch ausländische Lkw <strong>und</strong> Busse e<strong>in</strong>e Plakette. Diese erhalten Fahrzeuge über 3,5 t<br />

zulässigem Gesamtgewicht mit Euro-5- <strong>und</strong> Euro-4-Motor, fernerh<strong>in</strong> Euro-3- <strong>und</strong> ältere Fahrzeuge,<br />

die mit e<strong>in</strong>em Fe<strong>in</strong>staubfilter nachgerüstet wurden. Die Plakette kostet umgerechnet circa 12 Euro<br />

<strong>und</strong> kann onl<strong>in</strong>e unter http://ecosticker.applusbilsyn.dk bestellt werden. Vor Ort kann sie von den<br />

Prüf- <strong>und</strong> Überwachungsunternehmen zu e<strong>in</strong>em von diesen festgesetzten Preis bezogen werden.<br />

Über die Umweltzonen <strong>in</strong>formiert das dänische Umweltm<strong>in</strong>isterium (www.mst.dk).<br />

Maut für Lkw zur Güterbeförderung mit e<strong>in</strong>em zulässigen Gesamtgewicht von m<strong>in</strong>destens<br />

12 t auf dänischen Straßen (<strong>in</strong> dkr)<br />

Anzahl der Achsen Euro-Norm Tag Woche Monat Jahr<br />

bis zu drei ohne 59 193 715 7.156<br />

Euro-1 59 171 633 6.336<br />

Euro-2 oder neuer 59 149 559 5.591<br />

vier oder mehr ohne 59 305 1.155 11.555<br />

Euro-1 59 275 1.043 10.437<br />

Euro-2 oder neuer 59 246 931 9.318<br />

Quelle: SKAT (Dänische Zoll- <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzbehörde)<br />

Wurde für den betreffenden Zeitraum bereits e<strong>in</strong>e Eurovignette <strong>in</strong> Belgien, Luxemburg, den Niederlanden<br />

oder Schweden erworben, gilt diese auch für Dänemark (Eurovignettensystem).<br />

Kontaktanschriften:<br />

Gesamtverband der <strong>Deutsch</strong>en Versicherungswirtschaft e.V. (GDV)<br />

Wilhelmstraße 43/43G, 10117 Berl<strong>in</strong><br />

Tel.: 030/20 20-50 00, Fax: -60 00<br />

E-Mail: berl<strong>in</strong>@gdv.de, Internet: www.gdv.de<br />

<strong>Deutsch</strong>er Speditions- <strong>und</strong> Logistikverband e.V. (DSLV)<br />

Weberstraße 77, 53113 Bonn<br />

Tel.: 0228/914 40-52, Fax: -58<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@dslv.spediteure.de, Internet: http://dslv.org/de/site/<strong>in</strong>dex.xml<br />

FDT - Foren<strong>in</strong>gen af Danske Transportcentre (Association of Danish Transport and Logistics Centres)<br />

Ved Stranden 22, P.O. Box 1111, 9100 Aalborg<br />

Tel.: 0045/99 30-08, Fax: -00 07<br />

E-Mail: msl@ntu.eu, Internet: www.fdt.dk<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

11


Dänemark<br />

Ausgewählte Versicherungsgesellschaften <strong>in</strong> Dänemark:<br />

Codan Forsikr<strong>in</strong>g A/S<br />

Gammel Kongevej 60, 1790 Kobenhavn V<br />

Tel.: 0045/33 55 55 50<br />

E-Mail: codan@codan.dk, Internet: www.codan.dk<br />

Tryg Forsikr<strong>in</strong>g<br />

Klausdalsbrovej 601, 2750 Ballerup<br />

Tel.: 0045/70 11 20 20<br />

E-Mail: tryg@tryg.dk, Internet: www.tryg.dk<br />

If Skadeforsikr<strong>in</strong>g<br />

Stamholmen 159, 2650 Hvidovre<br />

Tel.: 0045/70 12 12 22<br />

Internet: www.if.dk<br />

12 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Estland<br />

Estland<br />

2. Estland<br />

2.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick / Von Torsten Pauly<br />

Dynamischste Wirtschaft im Euroraum<br />

Tall<strong>in</strong> (gtai) - Estland bleibt das Land <strong>in</strong> der Eurozone mit dem stärksten Wirtschaftswachstum. Das<br />

Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP) des nordbaltischen Landes soll sich 2013 um 3,0% erhöhen, nachdem es<br />

bereits 2012 (+3,2%), 2011 (+8,3%) <strong>und</strong> 2010 (+3,3%) kräftig gestiegen ist. Dabei präsentiert sich die<br />

Konjunktur äußerst robust, sollen sich doch 2013 sowohl die Investitionen (+5,2%) wie auch der Export<br />

(4,5%) <strong>und</strong> der Konsum der Haushalte (+3,8%) ausweiten. Hiervon profitieren wiederum die Lieferungen<br />

aus dem Ausland, denn auch der estnische Import soll 2013 um 5,1% höher ausfallen.<br />

Estland hat se<strong>in</strong>e Wettbewerbsfähigkeit <strong>in</strong> der Wirtschaftskrise stark verbessert <strong>und</strong> so den Gr<strong>und</strong>ste<strong>in</strong><br />

zum Aufschwung gelegt. Das BIP war 2008 (-4,2%) <strong>und</strong> 2009 (-14,1%) stark e<strong>in</strong>gebrochen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

hat Estland <strong>in</strong> dieser Zeit mit harten E<strong>in</strong>schnitten im öffentlichen <strong>und</strong> privaten Sektor e<strong>in</strong>e<br />

bee<strong>in</strong>druckende Anpassungsfähigkeit bewiesen. Löhne <strong>und</strong> andere Preise etwa für Immobilien<br />

s<strong>in</strong>d zurückgegangen <strong>und</strong> haben dazu geführt, dass Estland schnell den Weg aus der Krise gef<strong>und</strong>en<br />

hat, dank e<strong>in</strong>es Booms bei Exporten <strong>und</strong> Investitionen. Bei alldem hat Estland den Wechselkurs<br />

zum Euro konstant gehalten <strong>und</strong> 2011 sogar die Europawährung e<strong>in</strong>führt.<br />

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13


Estland<br />

Geschäftschancen eröffnet <strong>in</strong> den kommenden Jahren zum e<strong>in</strong>en der weitere Ausbau der Verkehrswege,<br />

der Umweltanlagen <strong>und</strong> des Breitbandnetzes. Dazu stehen Investitionen <strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>iken<br />

<strong>und</strong> andere Ges<strong>und</strong>heitse<strong>in</strong>richtungen an. Bei all diesen Vorhaben ist auch mit hohen EU-Fördergeldern<br />

im Zeitraum 2014 bis 2020 zu rechnen. Deren konkrete Ausgestaltung steht im Frühjahr<br />

2013 allerd<strong>in</strong>gs noch nicht fest.<br />

Auch Energieprojekte bieten viele Lieferchancen, etwa e<strong>in</strong> Gas- <strong>und</strong> Ölkraftwerk <strong>in</strong> Kiisa, e<strong>in</strong>e geplante<br />

Ölschieferraff<strong>in</strong>erie oder e<strong>in</strong> Ölschiefer- <strong>und</strong> Biomassekraftwerk <strong>in</strong> Narva. Dazu wird unter<br />

der Ostsee die Stromtrasse EstL<strong>in</strong>k 2 nach F<strong>in</strong>nland gelegt. Außerdem möchte Estland e<strong>in</strong> LNG-Term<strong>in</strong>al<br />

errichten.<br />

Der anhaltende Export- <strong>und</strong> Produktionsanstieg begünstigt auch die Nachfrage nach Masch<strong>in</strong>en<br />

<strong>und</strong> Anlagen <strong>in</strong> der estnischen Industrie. Der Fahrzeugmarkt hat sich zuletzt besser als im europäischen<br />

Durchschnitt entwickelt <strong>und</strong> soll sich 2013 weiter ausweiten. Gute Voraussetzungen bietet<br />

Estland auch für den Absatz von Elektroautos, denn das nordbaltische Land hat bereits letztes Jahr<br />

e<strong>in</strong> flächendeckendes Netz von Ladestationen aufgebaut.<br />

Exportchancen für deutsche Unternehmen:<br />

Ausbau der Verkehrswege, Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen, Umwelttechnik, Energietechnik, Kfz,<br />

Mediz<strong>in</strong>technik<br />

Großprojekte:<br />

Investitionen <strong>in</strong>s Straßennetz, Kraftwerke, Schieferölanlagen, Breitbandnetz, Tourismusanlagen,<br />

LNG-Term<strong>in</strong>al<br />

14 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


2.2 Logistiksektor hat Krisene<strong>in</strong>bruch überw<strong>und</strong>en /<br />

Von Torsten Pauly<br />

GUS-Transit hat für Branche große Bedeutung<br />

Tall<strong>in</strong>n (gtai) - Die Logistikunternehmen haben <strong>in</strong> Estland 2012 etwa 8,5% zur landesweiten Wertschöpfung<br />

beigesteuert. Die Branche ist 2011 (+18,0%) <strong>und</strong> 2012 (+5,3%) stärker als das estnische Brutto<strong>in</strong>landsprodukt<br />

(BIP) gewachsen. Diese große Bedeutung des Logistikgewerbes beruht <strong>in</strong> hohem Maße auf<br />

dem Transit, den russische Unternehmen über Estland abwickeln. Der Logistik-Performance-Index der<br />

Weltbank führt Estland 2012 unter 155 Standorten auf Rang 65.<br />

Auch der Logistiksektor hat <strong>in</strong> Estland <strong>in</strong> den letzten Jahren unter der zeitweiligen Rezession gelitten,<br />

sich dabei jedoch noch besser entwickelt als andere Branchen im nordbaltischen Land. So hat<br />

sich die Wertschöpfung der Logistikbetriebe nach E<strong>in</strong>brüchen 2008 (-12,0%) <strong>und</strong> 2009 (-9,3%) schon<br />

2010 (+4,8%) wieder erhöht <strong>und</strong> 2012 auch preisbere<strong>in</strong>igt das Vorkrisenniveau von 2007 wieder um<br />

3,9% übertroffen. Das estnische BIP war 2012 trotz der Konjunkturerholung real noch um 4,9% ger<strong>in</strong>ger<br />

als 2007.<br />

Bedeutung des Logistiksektors <strong>in</strong> Estland<br />

E<strong>in</strong>wohnerzahl (2012 <strong>in</strong> Mio.) 1,3<br />

Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP, 2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro) 17,0<br />

BIP pro Kopf (2012 <strong>in</strong> Euro) 12.688<br />

Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2012 <strong>in</strong> Mio. Euro) 1.248<br />

Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2012 <strong>in</strong> % der<br />

8,5<br />

estnischen Bruttowertschöpfung)<br />

Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2012 reale Veränderung<br />

5,3<br />

<strong>in</strong> %)<br />

Ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen (Ende 2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro), davon 14,3<br />

Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (Anteil <strong>in</strong> %) 6,2<br />

Quelle: Estnisches Statistikamt<br />

Das Gütervolumen hat sich <strong>in</strong> Estland 2012 allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Sparten unterschiedlich<br />

entwickelt. So hat sich die per Bahn bewegte Menge um 7,5% auf 44,7 Mio. t verr<strong>in</strong>gert, was stark mit<br />

ger<strong>in</strong>geren Flüssiggut<strong>transport</strong>en aus Russland zum Hafen Tall<strong>in</strong>n zusammenhängt. Dagegen hat<br />

der Güterverkehr zur Straße um 2,3% zugelegt. Die See- <strong>und</strong> Luftfracht spielt für die estnische Logistikbranche<br />

<strong>in</strong>sgesamt nur e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.<br />

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15


Estland<br />

Güter<strong>transport</strong>e nach Verkehrsträgern <strong>in</strong> Estland<br />

Verkehrsträger<br />

Beförderte Güter Veränderung 2012/11 Anteil (<strong>in</strong> %) 2)<br />

2012 (<strong>in</strong> 1.000 t)<br />

(<strong>in</strong> % )<br />

Gesamtes Frachtvolumen,<br />

78.142 -3,6 100,0<br />

davon<br />

Straßen<strong>transport</strong>e 31.733 2,3 40,6<br />

Schienen<strong>transport</strong>e 44.731 -7,5 57,3<br />

Hochseeschifffahrt 1.678 0,4 2,1<br />

Luft<strong>transport</strong>e 1 k.A. 0,01<br />

Quelle: Estnisches Statistikamt<br />

Der Umschlag der estnischen Ostseehäfen ist 2012 um 11,2% gesunken, was vor allem auf den E<strong>in</strong>bruch<br />

<strong>in</strong> Tall<strong>in</strong>n (-19,2%) zurückzuführen ist. Auf den Hauptstadthafen mit se<strong>in</strong>en beiden Außenstellen<br />

<strong>in</strong> Muuga <strong>und</strong> Paldiski-Süd entfielen 2012 immer noch 69% des Gesamtumschlags <strong>in</strong> Estland.<br />

Der jüngste starke Rückgang <strong>in</strong> Tall<strong>in</strong>n beruht vor allem auf der Verlagerung das Öltransits von<br />

Muuga zu neuen Anlagen im russischen Ust-Luga. Auf der anderen Seite hat der sich noch im Ausbau<br />

bef<strong>in</strong>dliche ostestnische Hafen Sillamae, der nahe der russischen Grenze <strong>und</strong> unweit von Ust-<br />

Luga liegt, se<strong>in</strong>en Umschlag 2012 erneut um e<strong>in</strong> Drittel steigern können (2011: +41,1%).<br />

Umschlag <strong>in</strong> wichtigen Seehäfen <strong>in</strong> Estland (<strong>in</strong> Mio. t)<br />

2011 2012 Veränderung 2012/11<br />

(<strong>in</strong> %)<br />

Insgesamt, darunter <strong>in</strong> 47,8 42,4 -11,2<br />

Tall<strong>in</strong>n 36,5 29,5 -19,2<br />

Sillamäe 4,9 6,6 32,9<br />

Pärnu 1,9 1,9 0,0<br />

K<strong>und</strong>a 1,8 1,8 -0,4<br />

Paldiski Nord 0,9 0,9 -1,1<br />

Quelle: Estnischer Hafenverband<br />

Insgesamt 68% der <strong>in</strong> Estlands Häfen be- oder entladenen Fracht waren 2012 Transit. Auch das <strong>in</strong>nerhalb<br />

Estlands beförderte Gütervolumen war 2012 zu 43% für den grenzüberschreitenden Verkehr,<br />

vor allem mit Russland, bestimmt. Dabei war die Quote beim Bahn<strong>transport</strong> (51%) noch größer<br />

als auf der Straße (29%). Das GUS-Geschäft spielt also für das estnische Logistikgewerbe e<strong>in</strong>e sehr<br />

wichtige Rolle. Dabei ist Russland der bei weitem wichtigste Markt, allerd<strong>in</strong>gs geraten auch zentralasiatische<br />

Staaten <strong>und</strong> Dest<strong>in</strong>ationen am Schwarzen Meer zunehmend <strong>in</strong> den Blick. Für e<strong>in</strong> stärkeres<br />

Ch<strong>in</strong>ageschäft müsste sich allerd<strong>in</strong>gs zunächst die Kapazität der transsibirischen Eisenbahn<br />

deutlich erhöhen.<br />

Estland bietet sich zum GUS-Transit mit mehreren Argumenten an. Zum e<strong>in</strong>en erlaubt die auch im<br />

nordbaltischen Land gängige breite russische Gleisspur (152 cm) e<strong>in</strong>en ungeh<strong>in</strong>derten Bahn<strong>transport</strong><br />

zu allen Standorten <strong>in</strong> der ehemaligen Sowjetunion. Zum anderen bietet Estland die Vorteile<br />

16 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


e<strong>in</strong>es EU-Standortes, während aufgr<strong>und</strong> der Vergangenheit noch gute Russischkenntnisse <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

Verständnis für Gepflogenheiten im GUS-Raum anzutreffen s<strong>in</strong>d.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs gibt es beim GUS-Geschäft e<strong>in</strong>e starke Konkurrenz zwischen F<strong>in</strong>nland, den baltischen<br />

Nachbarstaaten <strong>und</strong> Häfen <strong>in</strong> Russland selbst. Mit se<strong>in</strong>en Vorteilen steht Estland dabei nicht alle<strong>in</strong>,<br />

denn die russische Spur ist <strong>in</strong> all diesen Ländern gängig, <strong>und</strong> F<strong>in</strong>nland, Lettland <strong>und</strong> Litauen bieten<br />

ebenfalls EU-Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Im Vergleich zu diesen Nachbarn erhält Estland als Logistikstandort e<strong>in</strong>e mittlere E<strong>in</strong>schätzung. So<br />

führt der Logistic-Performance-Index der Weltbank (LPI), welcher die Branchenattraktivität von<br />

155 Ländern untersucht, Estland 2012 weltweit an 65. Stelle. Damit erhält das nordbaltische Land<br />

e<strong>in</strong>e bessere Platzierung als Lettland (76.) <strong>und</strong> Russland (95.), aber e<strong>in</strong>e schlechtere E<strong>in</strong>schätzung<br />

als Litauen (58.) <strong>und</strong> vor allem als F<strong>in</strong>nland (3.). Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d Löhne <strong>und</strong> andere Kosten <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland<br />

<strong>in</strong> der Regel höher. Am positivsten bewertet der LPI 2012 <strong>in</strong> Estland die Pünktlichkeit <strong>und</strong><br />

Nachverfolgung der Ware. Die schlechtesten Noten gibt es für die Verzollung <strong>und</strong> Infrastruktur.<br />

Führende ausländische Anbieter nutzen ihre estnischen Standorte teilweise zum GUS-Transit. Sie<br />

zählen im Logistiksektor des nordbaltischen Landes zu den führenden Unternehmen. Aus <strong>Deutsch</strong>land<br />

s<strong>in</strong>d zum Beispiel DB Schenker, DHL oder Kühne & Nagel präsent, aus Dänemark auch DSV.<br />

Insgesamt waren im estnischen Logistikgewerbe 2011 laut neuester offizieller Statistik 4.232 Unternehmen<br />

tätig (2010: 4.027). Diese haben zusammen e<strong>in</strong>en Umsatz von 4,7 Mrd. Euro (2010:<br />

4,1 Mrd. Euro) erwirtschaftet.<br />

Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Estland<br />

Anbieter (Sitz) Anmerkungen Umsatz 2011 Internetadresse<br />

(<strong>in</strong> Mio. Euro)<br />

AS Vopak-E.O.S.<br />

(Tall<strong>in</strong>n)<br />

Essti Raudtee AS<br />

(Tall<strong>in</strong>n)<br />

AS Tall<strong>in</strong>na Sadam<br />

(Tall<strong>in</strong>n)<br />

Alexela Logistica AS<br />

(Tall<strong>in</strong>n)<br />

Baltic Maritime Logistik<br />

Group AS (Tall<strong>in</strong>n)<br />

DSV Transport AS<br />

(Saku vald)<br />

v.a. Schiffs-, Bahn<strong>transport</strong>e,<br />

Ölumschlag<br />

Öffentl. Bahngesellschaft,<br />

für Fracht zuständig<br />

EVR Cargo AS<br />

Hafen Tall<strong>in</strong>n<br />

v.a. Ölumschlag <strong>in</strong><br />

Paldiski <strong>und</strong> Sillamäe<br />

Intermodal<br />

Lkw-Spediteur, Intermodal,<br />

Eigentümer:<br />

DSV, Dänemark<br />

Eesti Post AS (Tall<strong>in</strong>n) Postgesellschaft<br />

Schenker AS (Tall<strong>in</strong>n) Lkw-Spediteur, Intermodal<br />

DHL Estonia (Tall<strong>in</strong>n) Intermodale Kurier-,<br />

Frachtdienste<br />

Vesta Term<strong>in</strong>al Tall<strong>in</strong>n<br />

OÜ (Tall<strong>in</strong>n)<br />

v.a. Raff<strong>in</strong>erieprodukte,<br />

auch Biodiesel, niederländischer<br />

Eigentümer<br />

205 www.vopakeos.com<br />

119 www.evr.ee<br />

89 www.ts.ee<br />

78 www.alexelalogistics.eu<br />

75 www.bmlg.ee<br />

56 www.dsv.com<br />

46 www.post.ee<br />

46 www.schenker.ee<br />

44 www.dhl.ee<br />

37 www.vestaterm<strong>in</strong>als.com<br />

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17


Estland<br />

Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Estland (Forts.)<br />

Anbieter (Sitz) Anmerkungen Umsatz 2011 Internetadresse<br />

(<strong>in</strong> Mio. Euro)<br />

CF&S Estonia AS (Tall<strong>in</strong>n)<br />

Intermodal<br />

36 www.cfs.ee<br />

Maardu Term<strong>in</strong>al AS Hafenterm<strong>in</strong>albetreiber<br />

36 www.maarduterm<strong>in</strong>al.ee<br />

(Tall<strong>in</strong>n)<br />

Merktrans AS (Tall<strong>in</strong>n) v.a. Bahn<strong>transport</strong>e,<br />

36 www.merktrans.ee<br />

Schiffsdienstleistungen<br />

DBT AS (Viimsi vald) Hafenterm<strong>in</strong>al-, Lagerbetreiber<br />

32 www.dbtmuuga.ee<br />

Transiidiekeskuse AS<br />

(Tall<strong>in</strong>n)<br />

Arco Transport AS<br />

(Saue)<br />

Kühne & Nagel AS<br />

(Tall<strong>in</strong>n)<br />

Quelle: Zeitung „Äripäev“<br />

Lagerbetreiber (Conta<strong>in</strong>er,<br />

Kühllager, Stückgut)<br />

Lkw-Spediteur<br />

Intermodal<br />

22 www.tk.ee<br />

20 www.arco<strong>transport</strong>.eu<br />

16 www.kn-portal.com<br />

Kontaktanschriften:<br />

M<strong>in</strong>isterien, Öffentliche Institutionen<br />

M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft <strong>und</strong> Kommunikation<br />

(Majandus- ja Kommunikatsioonim<strong>in</strong>isteerium)<br />

Abteilung für Flug- <strong>und</strong> Seeverkehr<br />

(Lenn<strong>und</strong>us- ja merendusosakond)<br />

Abteilung für Verkehrsentwicklung <strong>und</strong> Investitionen<br />

(Transpordi arengu ja <strong>in</strong>vesteer<strong>in</strong>gute osakond)<br />

Abteilung für Straßen <strong>und</strong> Eisenbahn<br />

(Teede ja raudteeosakond)<br />

Harju 11; 15072 Tall<strong>in</strong>n<br />

Tel.: 00372/625 63 42; Fax: -631 36 60<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@mkm.ee; Internet: www.mkm.ee<br />

Straßenamt<br />

(Maanteeamet)<br />

Pärnu mnt 463a; 10916 Tall<strong>in</strong>n<br />

Tel.: 00372/611 93 00; Fax: -611 93 60<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@mnt.ee; Internet: www.mtn.ee<br />

18 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Verbände, Cluster, Kammer:<br />

Estnischer Logistik- <strong>und</strong> Transitverband<br />

(MTÜ Logistika- ja Transiidi Assotsiatsioon)<br />

Estnisches Logistikcluster<br />

(Eesti Logistikaklaster)<br />

Sadama 25/4; 10111 Tall<strong>in</strong>n<br />

Tel.: 00372/501 29 20<br />

E-Mail: andrus@transit.ee; Internet: www.transit.ee<br />

Estnischer Hafenverband<br />

(MTÜ Eesti Sadamate Liit)<br />

Sadama 25; 15051 Tall<strong>in</strong>n<br />

Tel.: 00372/512 81 88<br />

E-Mail: palmet@sadamaliit.ee; Internet: www.estonianports.ee<br />

<strong>Deutsch</strong>-<strong>Baltische</strong> <strong>Handelskammer</strong> <strong>in</strong> Estland, Lettland, Litauen - Büro Estland<br />

Suurtüki 4b; 10133 Tall<strong>in</strong>n<br />

Tel.: 00372/627 69 40; Fax: -627 69 50<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo.ee@ahk-balt.org; Internet: www.ahk-balt.org<br />

2.3 Branche steht vor neuen Herausforderungen /<br />

Von Torsten Pauly<br />

Wettbewerb <strong>in</strong> der Region zw<strong>in</strong>gt zu Modernisierungen<br />

Tall<strong>in</strong>n (gtai) - Wenngleich sich das Logistikgewerbe <strong>in</strong> Estland zuletzt gut entwickelt hat, steht der<br />

Standort doch vor Herausforderungen, vor allem im H<strong>in</strong>blick auf den wichtigen GUS-Transit. Die hierbei<br />

starke Konkurrenz aller Standorte <strong>in</strong> der Region erhöht sich noch durch den Bau des neuen russischen<br />

Großhafens Ust-Luga an der estnischen Grenze. Chancen eröffnen dagegen die geplanten Investitionen<br />

<strong>in</strong> Autobahn- <strong>und</strong> Gleistrassen gen Süden. Auch die Luftfracht über die Nordroute nach Asien bietet<br />

Potential.<br />

Das Geschäft mit dem Russlandtransit war <strong>in</strong> Estland <strong>in</strong> den letzten Jahren bereits mehrfach<br />

Schwankungen unterworfen, zum e<strong>in</strong>en aufgr<strong>und</strong> des konjunkturellen Auf <strong>und</strong> Ab, zum anderen<br />

aber auch wegen nicht re<strong>in</strong> ökonomischer Gründe. So haben russische Unternehmen ihre Verladungen<br />

über estnische Häfen zeitweilig rasch <strong>und</strong> stark heruntergefahren, als die Beziehungen<br />

zwischen den Ländern angespannt waren. Zudem ist es <strong>in</strong> der Zoll- <strong>und</strong> Grenzabwicklung mitunter<br />

auf russischer Seite zu unvorhergesehen Veränderungen gekommen. Hier erhoffen sich Branchenkenner<br />

aber Verbesserungen durch Russlands Beitritt zur Welthandelsorganisation 2012.<br />

Die mittel- <strong>und</strong> langfristig stärkste Herausforderung für Estland als Standort zum GUS-Transit ist jedoch<br />

der russische Großhafen Ust-Luga, der direkt h<strong>in</strong>ter der Grenze entsteht. Der Umschlag <strong>in</strong> Ust-<br />

Luga hat sich 2012 mehr als verdoppelt auf 46,7 Mio. t (+107,2%) <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>bruch von 7 Mio. t, den<br />

der Hafen Tall<strong>in</strong>n 2012 verzeichnet hat, ist überwiegend auf Verlagerungen nach Ust-Luga zurückzuführen.<br />

Bereits 2018 will der neue russische Hafen e<strong>in</strong> Volumen von 180 Mio. t erreichen. Dies<br />

wäre erheblich mehr als die 2012 <strong>in</strong> Hamburg erreichte Menge (131 Mio. t). Selbst wenn sich dieses<br />

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19


Estland<br />

ambitionierte Ziel nicht voll realisieren lässt, so könnte Ust-Luga doch erheblich Transit aus Estland,<br />

aber auch aus den anderen Häfen der Region abziehen.<br />

Branchenkenner <strong>in</strong> Estland erkennen diese Herausforderung, verstehen die zusätzliche Konkurrenz<br />

jedoch auch als Anreiz <strong>und</strong> Chance zur Verbesserung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit. E<strong>in</strong><br />

positives Beispiel s<strong>in</strong>d die neuen Anlagen <strong>in</strong> Sillamäe. Dieser im Nordosten Estlands unweit von Ust-<br />

Luga gelegene Hafen hat se<strong>in</strong>en Umschlag 2011 (+41,1%) <strong>und</strong> 2012 (32,9%) stark auf zuletzt 6,6 Mio. t<br />

gesteigert.<br />

Nötig ist <strong>in</strong> den Augen vieler Landeskenner e<strong>in</strong>e höhere logistische Wertschöpfung, vor allem mit<br />

mehr Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> RoRo-Abfertigung sowie mit <strong>in</strong>termodalem Transfer. Im bei weitem bedeutendsten<br />

Hafen Tall<strong>in</strong>n haben Flüssiggut 2012 noch 66% <strong>und</strong> Dünger, Metalle, Holz <strong>und</strong> Kohle zusammen<br />

weitere 12% des Gesamtumschlags ausgemacht. Allerd<strong>in</strong>gs g<strong>in</strong>gen mit 227.809 TEU auch<br />

15,2% mehr Conta<strong>in</strong>er durch den Hafen Tall<strong>in</strong>n.<br />

In Estland bestehen e<strong>in</strong>e Reihe moderner Logistikzentren an wichtigen Trassen <strong>und</strong> Knotenpunkten.<br />

Weitere bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der Planung. Als Standorte für Lager oder auch zur zusätzlichen Wertschöpfung<br />

bieten sich auch die Sonderwirtschaftszonen <strong>in</strong> den drei Hafenanlagen von Tall<strong>in</strong>n-<br />

Muuga, Paldiski-Nord <strong>und</strong> Sillamäe an. Dortige Unternehmen zahlen weder Mehrwertsteuer,<br />

noch Zölle oder Abgaben auf den Transitverkehr.<br />

Potential hat Estland als kostengünstiger Standort im Nordosten der EU auch als Luftfracht-Hub für<br />

den Asientransit über die Nordroute. Hierzu bietet sich vor allem der Flughafen Tall<strong>in</strong>n an. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist es zuletzt noch nicht zu größeren Neuansiedlungen gekommen.<br />

Zwei ehrgeizige Pläne für Nord-Süd-Trassen eröffnen dem Logistiksektor <strong>in</strong> Estland ebenfalls neue<br />

Perspektiven. Hierbei handelt es sich zum e<strong>in</strong>en um die Bahnl<strong>in</strong>ie Rail Baltic, welche Tall<strong>in</strong>n - <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

Fährverlängerung auch Hels<strong>in</strong>ki - über Lettland <strong>und</strong> Litauen mit Warschau <strong>und</strong> der dortigen Magistrale<br />

Berl<strong>in</strong>-Moskau verb<strong>in</strong>den soll. Diese Strecke soll - anders als die bestehenden Gleise im Baltikum<br />

- nicht auf der breiten russischen, sondern auf der schmaleren mitteleuropäischen Spurbreite<br />

verlaufen.<br />

Das Projekt „Rail Baltica“ würde nicht zuletzt neuen Transit aus F<strong>in</strong>nland generieren, bef<strong>in</strong>det sich<br />

jedoch immer noch im re<strong>in</strong>en Planungsstadium. Die Realisierung wird auch stark von der Höhe der<br />

EU-Förderung <strong>in</strong> der kommenden F<strong>in</strong>anzierungsperiode von 2014 bis 2020 abhängen. Diese steht<br />

im Frühjahr 2013 noch nicht konkret fest.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Großprojekt ist der Ausbau der auch „Via Baltica“ genannten Europastraße E 67 zur<br />

durchgängigen Autobahn von Tall<strong>in</strong>n über Pärnu, die lettische Hauptstadt Riga <strong>und</strong> die litauischen<br />

Zentren Panevezys sowie Kaunas bis nach Warschau. Diese besteht als Autobahn allerd<strong>in</strong>gs<br />

nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Abschnitten <strong>in</strong> Estland <strong>und</strong> Litauen. Auch bei diesem Projekt wird es <strong>in</strong> entscheidendem<br />

Maße auf die EU-Förderung ab 2014 ankommen. Vor allem <strong>in</strong> Lettland hat sich der<br />

Ausbau durch die starke Wirtschaftskrise ab 2008 verzögert, da das Land se<strong>in</strong>e jeweiligen Eigenbeiträge<br />

nicht aufbr<strong>in</strong>gen konnte.<br />

20 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Ausgewählte Logistikzentren <strong>in</strong> Estland<br />

Logistikzentrum (Ort) Kommentar<br />

Freihafen Tall<strong>in</strong>n-Muuga Panamaxkapazität; Sonderwirtschaftszone; Flüssig-,<br />

Schütt-, Stückgut, Conta<strong>in</strong>er, RoRo; Bahn-, Straßenanschluss;<br />

17 km östlich von Tall<strong>in</strong>n; 524 ha zu Lande<br />

(www.portoftall<strong>in</strong>n.com)<br />

Hafen Tall<strong>in</strong>n- Paldiski/Süd Panamaxkapazität; Conta<strong>in</strong>er, RoRo, Stück-, Schütt-, Flüssiggut<br />

(Öl, Biodiesel); Bahn-, Straßenanschluss; 45 km westlich<br />

von Tall<strong>in</strong>n; 139 ha zu Lande (www.portoftall<strong>in</strong>n.com)<br />

Freihafen Paldiski-Nord Panamaxkapazität, Sonderwirtschaftszone; Kfz, Conta<strong>in</strong>er,<br />

RoRo, Stück-, Schüttgut; 45 km westlich von Tall<strong>in</strong>n; 18 ha<br />

zu Lande (www.portofpaldiski.ee)<br />

Freihafen Sillamäe<br />

Sonderwirtschaftszone; RoRo, Conta<strong>in</strong>er, Stück-, Schütt-,<br />

Flüssiggut (Öl); Bahn-, Straßenanschluss; 180 km östlich von<br />

Tall<strong>in</strong>n; 600 ha (www.silport.ee)<br />

Hafen Tall<strong>in</strong>n-Paljassaare 9 m Tiefgang; Öl-, Holz-, Schutt-, Stückgut; im Stadtgebiet<br />

von Tall<strong>in</strong>n; 44 ha zu Lande (www.portoftall<strong>in</strong>n.com)<br />

Liiva Keskus<br />

moderne Logistikflächen unweit des Flughafens Tall<strong>in</strong>n;<br />

Bahn-, Straßenschluss; 11 ha (www.rrk.ee)<br />

Tapa<br />

moderne Logistikflächen 100 km östlich von Tall<strong>in</strong>n an<br />

Trasse nach St. Petersburg; Bahn-, Straßenanschluss; nahe<br />

Ostseehafen K<strong>und</strong>a; 20 ha (www.rrk.ee)<br />

Quellen: Betreibergesellschaften<br />

Ausgewählte Großprojekte im estnischen Logistiksektor<br />

Projektbezeichnung Investition Projektstand<br />

(Mio. Euro)<br />

LNG Term<strong>in</strong>al im Hafen<br />

Tall<strong>in</strong>n-Muuga<br />

Rail-Baltic-Bahnl<strong>in</strong>ie<br />

Tall<strong>in</strong>n-Lettland<br />

Vao Verkehrsknoten<br />

(Verb<strong>in</strong>dung der Autobahnen<br />

Tall<strong>in</strong>n-Tartu<br />

<strong>und</strong> Tall<strong>in</strong>n-Narva)<br />

k.A. Planung; geplante<br />

Inbetriebnahme 2015;<br />

Standort noch nicht<br />

endgültig entschieden<br />

k.A. Planung<br />

19 Fertigstellung bis 2015<br />

geplant<br />

sonstige Anmerkungen<br />

Kooperation von Eler<strong>in</strong>g<br />

<strong>und</strong> Hafen; Projektpartner:<br />

Vopak LNG<br />

(www.eler<strong>in</strong>g.ee)<br />

Realisierung auch abhängig<br />

von EU-Förderung ab<br />

2014 (www.rgbc.eu)<br />

EU-Förderung<br />

(www.mnt.ee)<br />

Lookivi Logistic Parc k.A. Planung nahe Flughafen Tall<strong>in</strong>n;<br />

62 ha; Erschließung von<br />

Parzellen (www.ncc.ee)<br />

Nehatu Logistic Parc<br />

k.A. Planung, tw. Realisierung<br />

<strong>in</strong> Tall<strong>in</strong>n an Trasse gen<br />

St. Petersburg; 40 ha; Erschließung<br />

von Parzellen<br />

(www.arcovara.ee)<br />

Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen, Oberhaus<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

21


F<strong>in</strong>nland<br />

F<strong>in</strong>nland<br />

3. F<strong>in</strong>nland<br />

3.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick / Von Torsten Pauly<br />

Infrastrukturausbau <strong>und</strong> Suche nach neuen Produkten bieten Chancen<br />

Hels<strong>in</strong>ki (gtai) - F<strong>in</strong>nlands Wirtschaft ist 2010 (+3,3%) <strong>und</strong> 2011 (+2,8%) mit am dynamischsten im Euroraum<br />

gewachsen. Im Jahr 2012 ist das Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP) des nordischen Landes allerd<strong>in</strong>gs um<br />

0,2% zurückgegangen <strong>und</strong> 2013 (+0,5%) soll es nur zu e<strong>in</strong>em moderaten Anstieg kommen. Dabei sollen<br />

die Investitionen <strong>und</strong> auch die Importe 2013 weiter s<strong>in</strong>ken, während der Export leicht <strong>und</strong> der Privatkonsum<br />

stärker zulegen sollen. Problematisch ist auch, dass sich das Leistungsbilanzdefizit 2013 zwar verr<strong>in</strong>gern,<br />

aber immer noch 1,2% des BIP ausmachen könnte.<br />

Gründe hierfür s<strong>in</strong>d das schwierige <strong>in</strong>ternationale Umfeld, aber auch der Exporte<strong>in</strong>bruch vor allem<br />

bei elektronischen Erzeugnissen. Dies liegt zum Teil an den Produktionsverlagerungen des<br />

Handyherstellers Nokia. Insgesamt steht F<strong>in</strong>nlands Wirtschaft vor der Herausforderung, neue Produkte<br />

zu entwickeln <strong>und</strong> damit Absatzmärkte <strong>in</strong> aller Welt zu erschließen. Dies bietet deutschen<br />

Unternehmen ebenso Geschäftschancen wie die Großprojekte im Verkehrswesen, dem Bergbau,<br />

der Energiewirtschaft oder der Stadtentwicklung.<br />

Im ganzen Land stehen große Infrastrukturvorhaben an. Schwerpunkte dabei s<strong>in</strong>d Logistikzentren<br />

<strong>und</strong> überregionale Schienenwege, die Autobahn Richtung St. Petersburg <strong>und</strong> andere Straßen, aber<br />

22 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


auch Metro- <strong>und</strong> S-Bahnl<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> der Hauptstadtregion. In Hels<strong>in</strong>ki entstehen aus alten Hafen- <strong>und</strong><br />

Industriebrachen auch große Stadtviertel zum Wohnen <strong>und</strong> Arbeiten.<br />

Trotz der derzeit ger<strong>in</strong>gen Investitionstätigkeit müssen viele f<strong>in</strong>nische Industriebetriebe <strong>in</strong> den<br />

kommenden Jahren neue Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen beschaffen. Wichtige Branchen s<strong>in</strong>d dabei die<br />

Papier-, Chemie- <strong>und</strong> Metall<strong>in</strong>dustrie, aber auch Werften oder die Elektro- <strong>und</strong> Elektroniksparte.<br />

Zudem steht der Bergbau vor e<strong>in</strong>em großen Aufschwung <strong>und</strong> hegt umfangreiche Investitionspläne.<br />

F<strong>in</strong>nland setzt weiter auf den Ausbau der Atomenergie. E<strong>in</strong> neuer Reaktor ist im Bau, zwei weitere<br />

s<strong>in</strong>d geplant. Dabei konnten bisher auch viele deutsche Firmen mit Aufträgen zum Zuge kommen.<br />

Außerdem <strong>in</strong>vestiert F<strong>in</strong>nland <strong>in</strong> Kraft-Wärme-Kopplung <strong>und</strong> erneuerbare Quellen, vor allem <strong>in</strong><br />

W<strong>in</strong>dparks <strong>und</strong> Biomasse.<br />

Exportchancen für deutsche Unternehmen:<br />

Verkehrs- <strong>und</strong> Signaltechnik, Kfz <strong>und</strong> -Teile, Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen, Energietechnik, Chemieprodukte,<br />

Umwelttechnik, Mediz<strong>in</strong>technik<br />

Großprojekte:<br />

Investitionen <strong>in</strong>s Schienen- <strong>und</strong> Straßennetz, Bergbauprojekte, Bau neuer Stadtteile <strong>in</strong><br />

Hels<strong>in</strong>ki, Tourismusvorhaben, Atomkraft, Investitionen <strong>in</strong> Kraft-Wärme-Kopplung, W<strong>in</strong>dparks,<br />

Biomasse<br />

3.2 Logistik<strong>in</strong>frastruktur ist vorbildlich / Von Torsten Pauly<br />

Branchengeschäft hat Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht<br />

Hels<strong>in</strong>ki (gtai) - Das Logistikgewerbe spielt <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>und</strong> hat 2012 etwa 5,3% zur<br />

landesweiten Wertschöpfung beigetragen. Das Land hat wegen der Distanzen <strong>und</strong> meist dünnen Besiedlung<br />

e<strong>in</strong>en hohen Transportbedarf. Dazu bietet sich F<strong>in</strong>nland für den Transit <strong>in</strong> die GUS-Märkte <strong>und</strong> für<br />

die Flugfracht über die arktische Route gen Asien an. Die Wertschöpfung des Sektors hat sich zwar 2012<br />

nom<strong>in</strong>al um 2,7% erhöht, real aber noch nicht das Vorkrisenniveau von 2008 erreicht.<br />

Die Bruttowertschöpfung des f<strong>in</strong>nischen Logistiksektors war <strong>in</strong>flationsbere<strong>in</strong>igt 2012 um 0,1% ger<strong>in</strong>ger<br />

als 2011 <strong>und</strong> um 0,9% niedriger als im bisherigen Rekordjahr 2008. In der allgeme<strong>in</strong>en Wirtschaftskrise<br />

war 2009 auch das Logistikgeschäft um 13,5% e<strong>in</strong>gebrochen, <strong>und</strong> auch wenn die Jahre<br />

2010 (+9,0%) <strong>und</strong> 2011 (+5,2%) wieder e<strong>in</strong> gutes Wachstum gebracht hatten, so war dies doch nicht<br />

ausreichend, um den vorherigen Rückgang vollständig zu kompensieren.<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

23


F<strong>in</strong>nland<br />

Bedeutung des Logistiksektors <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland<br />

E<strong>in</strong>wohnerzahl (2012 <strong>in</strong> Mio.) 5,4<br />

Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP, 2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro) 194,5<br />

BIP pro Kopf (2012 <strong>in</strong> Euro) 35.928<br />

Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2012 <strong>in</strong> Mio. Euro) 8.932<br />

Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2012 <strong>in</strong> % der f<strong>in</strong>nischen<br />

5,3<br />

Bruttowertschöpfung)<br />

Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2012, Veränderung<br />

2,7<br />

<strong>in</strong> %)<br />

Ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen (2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro), davon 68,2<br />

Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (Anteil <strong>in</strong> %) 0,6<br />

Bruttomonatslöhne Logistik per Bahn, Schiff, Flugzeug (Oktober 2012,<br />

3.478<br />

<strong>in</strong> Euro)<br />

Bruttomonatslöhne Logistik zur Straße (Oktober 2012, <strong>in</strong> Euro) 2.714<br />

Quellen: F<strong>in</strong>nisches Statistikamt, F<strong>in</strong>nische Zentralbank, Hauptverband der F<strong>in</strong>nischen Wirtschaft EK<br />

Zuletzt haben sich die e<strong>in</strong>zelnen Logistiksparten <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland unterschiedlich entwickelt, wobei das<br />

Frachtvolumen 2012 <strong>in</strong>sgesamt um 5,8% gesunken ist. Dabei hat sich die Luftfracht jedoch - auch<br />

dank des Asientransits über die Arktisroute - um 12,3% ausgeweitet, <strong>und</strong> auch der Güter<strong>transport</strong><br />

per Bahn hat leicht um 1,3% zugelegt. Der Hafenumschlag ist dagegen 2012 um 7,1% ger<strong>in</strong>ger ausgefallen,<br />

dabei war das M<strong>in</strong>us im Inland (-27,0%) noch größer als an der Ostsee (-5,4%). Auch der Transport<br />

zur Straße, über welche <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland die meisten Güter befördert werden, ist 2012 um 6,2% gesunken.<br />

Güter<strong>transport</strong>e nach Verkehrsträgern <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland<br />

Verkehrsträger<br />

Beförderte Güter Veränderung Anteil (<strong>in</strong> %)<br />

2012 (<strong>in</strong> Mio. t) 2012/2011 (<strong>in</strong> % )<br />

Gesamtes Frachtvolumen, davon 428,7 -5,8 100,0<br />

Straßen<strong>transport</strong>e 293,6 -6,2 68,5<br />

Schiffs<strong>transport</strong>e, davon 99,6 -7,2 23,2<br />

B<strong>in</strong>nenschifffahrt 6,4 -27,3 1,5<br />

Hochseeschifffahrt 93,2 -5,4 21,7<br />

Schienen<strong>transport</strong>e 35,3 1,4 8,2<br />

Luft<strong>transport</strong>e 0,2 12,3 0,1<br />

Quellen: F<strong>in</strong>nisches Statistikamt, Verkehrsagentur, F<strong>in</strong>avia<br />

Die Bedeutung des Logistiksektors <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland beruht zum e<strong>in</strong>en auf den großen Entfernungen,<br />

die im mit nur 18 E<strong>in</strong>wohnern je Quadratkilometer dünn besiedelten nordischen Land zu bewältigen<br />

s<strong>in</strong>d. Dabei gibt es nicht nur für Fertigwaren e<strong>in</strong>en hohen Transportbedarf, sondern auch für<br />

forstwirtschaftliche Erzeugnisse <strong>und</strong> <strong>in</strong> zunehmendem Maße auch für Förderungen des stark expandierenden<br />

Bergbaus.<br />

24 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


F<strong>in</strong>nland gew<strong>in</strong>nt zunehmend an Bedeutung für Transit nach Russland <strong>und</strong> Asien<br />

Daneben ist aber auch das Logistikgeschäft nach Russland <strong>und</strong> <strong>in</strong> andere GUS-Märkte sowie über<br />

die Nordroute nach Asien für viele f<strong>in</strong>nische Unternehmen von Bedeutung. Die geographische<br />

Lage am nordöstlichen Rand der EU ist zwar e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>us für die Position im geme<strong>in</strong>samen B<strong>in</strong>nenmarkt,<br />

aber e<strong>in</strong> großes Plus im H<strong>in</strong>blick auf die Verb<strong>in</strong>dungen nach Norden <strong>und</strong> Osten.<br />

Der Hochlohnstandort bietet sich als Transitalternative vor allem wegen der modernen <strong>und</strong> effizienten<br />

Infrastruktur an, auch zur Luftfracht-, Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> RoRo-Abwicklung. Der Logistic-Performance-Index<br />

2012 der Weltbank, der die Branchenattraktivität von 155 Ländern vergleicht,<br />

führt F<strong>in</strong>nland weltweit auf dem 3. Platz (2010: 12.). In den Bereichen Logistikqualität <strong>und</strong> -kompetenz<br />

sowie Nachverfolgung (der Ware) ist F<strong>in</strong>nland sogar weltweit führend <strong>und</strong> bei der Verzollung<br />

bef<strong>in</strong>det sich das nordische Land an zweiter Stelle.<br />

E<strong>in</strong> Vorteil für das GUS-Geschäft ist auch, dass die f<strong>in</strong>nischen Gleise auf der breiten russischen Spur<br />

(152 cm) verlaufen. Die Autobahn entlang der Südküste <strong>in</strong> Richtung des Grenzübergangs nach<br />

St. Petersburg ist fast fertiggestellt <strong>und</strong> die Häfen <strong>und</strong> Logistikzentren verfügen über modernste IT<strong>und</strong><br />

Steuerungslösungen. E<strong>in</strong> Nachteil des Standorts F<strong>in</strong>nland ist dagegen, dass die Ostsee entlang<br />

der gesamten Küste <strong>in</strong> der Regel mehrere Wochen im Jahr zufriert, was auch der <strong>in</strong>tensive E<strong>in</strong>satz<br />

von Eisbrechern nur bed<strong>in</strong>gt kompensieren kann.<br />

Insgesamt waren 2012 etwa 33,2% der per Bahn beförderten Gütermenge für das Ausland - <strong>und</strong> das<br />

heißt fast ausschließlich für Russland - bestimmt. Auch der Lkw-Verkehr hat große Dimensionen erreicht.<br />

Im Jahr 2012 haben <strong>in</strong>sgesamt 707.000 Lkw die f<strong>in</strong>nisch-russische Grenze <strong>in</strong> beiden Richtungen<br />

passiert, davon 47% <strong>in</strong> Vaalimaa an der Trasse zwischen St. Petersburg <strong>und</strong> Hels<strong>in</strong>ki.<br />

F<strong>in</strong>nische Häfen profitieren ebenfalls vom GUS-Umschlag. Vor allem der südöstliche, nahe des<br />

Grenzübergangs nach St. Petersburg gelegene Doppelstandort Ham<strong>in</strong>a-Kotka ist stark auf das östliche<br />

Nachbarland ausgerichtet. Dort hat der Transit 2012 etwa 33,3% aller Waren ausgemacht.<br />

Aber auch <strong>in</strong> den westlichen Häfen Kokkola (32,5%) <strong>und</strong> Pori (17,9%) sowie im südwestlichen Hanko<br />

(9,1%) hat der Transit 2012 e<strong>in</strong>e erhebliche Rolle gespielt. F<strong>in</strong>nlandweit hat Schüttgut 2012 knapp die<br />

Hälfte des Transits ausgemacht (49,6%), gefolgt von Stückgut (27,1%) <strong>und</strong> Flüssigwaren (23,3%).<br />

Umschlag <strong>in</strong> wichtigen f<strong>in</strong>nischen Seehäfen (<strong>in</strong> Mio. t)<br />

2011 2012 Veränderung 2012/2011<br />

(<strong>in</strong> %)<br />

Insgesamt, darunter <strong>in</strong> 98,5 93,2 -5,4<br />

Kilpilahti 18,4 19,2 4,2<br />

Ham<strong>in</strong>a-Kotka 13,1 13,0 -1,2<br />

Hels<strong>in</strong>ki 11,1 10,7 -3,5<br />

Kokkola 7,3 6,9 -6,6<br />

Rauma 6,1 5,9 -4,2<br />

Naantali 6,7 5,4 -19,5<br />

Raahe 5,0 4,9 -2,2<br />

Hanko 3,1 3,2 2,4<br />

Pori 4,5 3,2 -29,3<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

25


F<strong>in</strong>nland<br />

Umschlag <strong>in</strong> wichtigen f<strong>in</strong>nischen Seehäfen (<strong>in</strong> Mio. t) (Forts.)<br />

2011 2012 Veränderung 2012/2011<br />

(<strong>in</strong> %)<br />

Oulu 2,8 2,9 4,7<br />

Turku 2,6 2,4 -7,5<br />

Tornio 2,0 2,3 14,4<br />

Quelle: Verkehrsagentur<br />

<strong>Deutsch</strong>e Anbieter wie DB Schenker, DHL sowie Kühne & Nagel zählen ebenso wie DSV aus Dänemark<br />

zu den größten Logistikunternehmen <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland. Das größte Branchenunternehmen im<br />

nordischen Land ist die Fluggesellschaft F<strong>in</strong>nair, gefolgt von der Post Itella <strong>und</strong> der Bahn VR. E<strong>in</strong>e<br />

sehr wichtige Rolle spielen <strong>in</strong> dem Ostseeanra<strong>in</strong>erstaat auch die Reedereien F<strong>in</strong>nl<strong>in</strong>es, Vik<strong>in</strong>g,<br />

Tall<strong>in</strong>k-Silja, Neste Shipp<strong>in</strong>g, Eckerö <strong>und</strong> Conta<strong>in</strong>erships Ltd.<br />

Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland<br />

Anbieter (Herkunftsland) Sitz Umsatz 2012 Internetadresse<br />

(<strong>in</strong> Mio. Euro)<br />

F<strong>in</strong>nair Oyj (F<strong>in</strong>nland) Hels<strong>in</strong>ki 2.449 www.f<strong>in</strong>nair.fi<br />

Itella Oyj (F<strong>in</strong>nland) Hels<strong>in</strong>ki 1.946 www.itella.fi<br />

VR-Yhtymä Oy (F<strong>in</strong>nland) Hels<strong>in</strong>ki<br />

1.437 www.vr.fi<br />

F<strong>in</strong>nl<strong>in</strong>es Oyj (Italien) Hels<strong>in</strong>ki 609 www.f<strong>in</strong>nl<strong>in</strong>es.com<br />

Vik<strong>in</strong>g L<strong>in</strong>e Abp Mariehamn<br />

516 www.vik<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>e.fi<br />

(F<strong>in</strong>nland)<br />

Tall<strong>in</strong>k-Silja Oy (Estland) Hels<strong>in</strong>ki 2)<br />

492 1) www.tall<strong>in</strong>ksilja.com<br />

Neste Shipp<strong>in</strong>g Oy Espoo<br />

332 1) www.nesteoil.fi<br />

(F<strong>in</strong>nland)<br />

DB Schenker F<strong>in</strong>land Hels<strong>in</strong>ki<br />

283 1) www.dbschenker.fi<br />

(<strong>Deutsch</strong>land)<br />

Rederibolaget Eckerö Eckerö<br />

235 1) www.eckerol<strong>in</strong>e.fi<br />

(F<strong>in</strong>nland)<br />

Conta<strong>in</strong>erships Ltd Oy Hels<strong>in</strong>ki<br />

220 1) www.conta<strong>in</strong>ershipsgroup.com<br />

(F<strong>in</strong>nland)<br />

DHL Freight Oy<br />

Hels<strong>in</strong>ki<br />

201 1) www.dhl.fi<br />

(<strong>Deutsch</strong>land)<br />

Hels<strong>in</strong>g<strong>in</strong> Kaukokiito Oy Hels<strong>in</strong>ki<br />

169 1) www.kaukokiito.fi<br />

(F<strong>in</strong>nland)<br />

Steveco Oy (F<strong>in</strong>nland) Kotka 147 1) www.steveco.fi<br />

DSV Road Oy<br />

Vantaa<br />

145 1) www.dsv.com<br />

(Dänemark)<br />

Oy Kuehne + Nagel Ltd<br />

(<strong>Deutsch</strong>land)<br />

Hels<strong>in</strong>ki<br />

128 1) www.kn-portal.com<br />

1) Geschäftsjahr 2011; 2) gehört zur estnischen AS-Tall<strong>in</strong>k Group, Hauptsitz Tall<strong>in</strong>n<br />

Quellen: Zeitschrift „Talouselämä“, Fonecta, Unternehmen<br />

26 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Kontaktanschriften:<br />

M<strong>in</strong>isterien, Öffentliche Institutionen:<br />

M<strong>in</strong>isterium für Transport <strong>und</strong> Kommunikation<br />

(Liikenne- ja viest<strong>in</strong>täm<strong>in</strong>isteriö)<br />

Besucheradresse: Eteläesplanadi 16, 00130 Hels<strong>in</strong>ki<br />

Postadresse: Postfach 31, 00023 Government<br />

Tel.: 00358/29 51 60 01, Fax: -916 02 85 96<br />

E-Mail: kirjaamo@lvm.fi, Internet: www.lvm.fi<br />

Verkehrsagentur<br />

(Liikennevirasto)<br />

Besucheradresse: Opast<strong>in</strong>silta 12a, 00520 Hels<strong>in</strong>ki<br />

Postadresse: Postfach 33, 00521 Hels<strong>in</strong>ki<br />

Tel.: 00358 20/637 37-3, Fax: -00<br />

E-Mail: kirjaamo@liikennevirasto.fi, Internet: www.liikennevirasto.fi<br />

Agentur für Verkehrssicherheit Trafi<br />

(Liikenteen turvallisuusvirasto Trafi)<br />

Besucheradresse: Kumpulantie 9, 00520 Hels<strong>in</strong>ki<br />

Postadresse: Postfach 320, 00101 Hels<strong>in</strong>ki<br />

Tel.: 00358 29/534 50-00, Fax: -95<br />

Internet: www.trafi.fi<br />

F<strong>in</strong>avia<br />

Besucheradresse: Lentäjäntie 3, 01530 Vantaa<br />

Postadresse: Postfach 50, 01531 Vantaa<br />

Tel. 00358 20/708-000, Fax: -20 99<br />

Internet: www.f<strong>in</strong>avia.fi<br />

Verbände, Kammern, Cluster:<br />

Hauptverband der F<strong>in</strong>nischen Wirtschaft EK<br />

(El<strong>in</strong>ke<strong>in</strong>oelämän keskusliitto EK)<br />

Besucheradresse: Eteläranta 10, 00130 Hels<strong>in</strong>ki<br />

Postadresse: Postfach 30, 00131 Hels<strong>in</strong>ki<br />

Tel.: 00358 9/42 02-0, Fax: -22 99<br />

E-Mail: netti@ek.fi, Internet: www.ek.fi<br />

Verband der Logistikunternehmen<br />

(Logistiikkayritysten Liitto ry)<br />

Besucheradresse: Eteläranta 10, 00130 Hels<strong>in</strong>ki<br />

Postadresse: Postfach 30, 00131 Hels<strong>in</strong>ki<br />

Tel.: 00358/942 02 33 89, Fax: -205 95 50 01<br />

Internet: www.logistiikkayritykset.fi<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

27


F<strong>in</strong>nland<br />

F<strong>in</strong>nischer Hafenverband<br />

(Suomen Satamaliitto)<br />

To<strong>in</strong>en l<strong>in</strong>ja 14, 00530 Hels<strong>in</strong>ki<br />

Tel.: 003589/77 11, Fax: -7 53 04 74<br />

Internet: www.satamaliitto.fi<br />

F<strong>in</strong>nische Transport- <strong>und</strong> Logistik-Organisation SKAL<br />

(Suomen Kuljetus ja Logistiikka SKAL ry)<br />

Besucheradresse: Nuijamiestentie 7, 00400 Hels<strong>in</strong>ki<br />

Postadresse: Postfach 38, 00401 Hels<strong>in</strong>ki<br />

Tel.: 00358 9/47 89 99, Fax: -587 85 20<br />

Internet: www.skal.fi<br />

Logistikcluster LIMOWA<br />

(LIMOWA Logistiikkaklusteri)<br />

c/o Technogoy Center TechVilla Ltd<br />

Kankur<strong>in</strong>katu 4-6, 05800 Hyv<strong>in</strong>kää<br />

Tel.: 00358 19/871 22 19<br />

Internet: www.limowa.fi<br />

F<strong>in</strong>nische Kauf- <strong>und</strong> Logistikvere<strong>in</strong>igung LOGY<br />

(Suomen Osto- ja Logistiikkayhdistys LOGY ry)<br />

Nuijamiestentie 3 A, 00400 Hels<strong>in</strong>ki<br />

Tel.: 00358 44/336 70 83<br />

Internet: www.logy.fi<br />

F<strong>in</strong>nischer Speditionsverband<br />

(Suomen Huol<strong>in</strong>taliikkeiden Liitto ry)<br />

Besucheradresse: Eteläranta 10, 00130 Hels<strong>in</strong>ki<br />

Postadresse: Postfach 62, 00131 Hels<strong>in</strong>ki<br />

Tel.: 00358 20/595 50 01<br />

Internet: www.huol<strong>in</strong>taliitto.fi<br />

<strong>Deutsch</strong>-F<strong>in</strong>nische <strong>Handelskammer</strong><br />

Besucheradresse: Mikonkatu 25, 00100 Hels<strong>in</strong>ki<br />

Postadresse: Postfach 83, 00101 Hels<strong>in</strong>ki<br />

Tel.: 00358 9/612 21 20, Fax: -64 28 59<br />

Internet: www.dfhk.fi<br />

28 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


3.3 Investitionen sollen F<strong>in</strong>nlands Wettbewerbsfähigkeit<br />

sichern / Von Torsten Pauly<br />

Transitgeschäft gen Osten birgt Chancen <strong>und</strong> Risiken<br />

Hels<strong>in</strong>ki (gtai) - F<strong>in</strong>nland punktet als Hochlohnstandort mit e<strong>in</strong>er guten Logistik<strong>in</strong>frastruktur, was sich<br />

auch im Logistic-Performance-Index der Weltbank 2012 zeigt: Dort belegt der nordische Staat unter<br />

155 Ländern den dritten Rang. Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit sieht die Regierung Investitionen<br />

von 4,9 Mrd. Euro bis 2022 für strategische Verkehrsprojekte vor. F<strong>in</strong>nland bietet sich auch für den<br />

sich verändernden Transit <strong>in</strong> die GUS-Märkte <strong>und</strong> nach Asien an. Dabei ist die Konkurrenz jedoch groß.<br />

Bereits 1,4 Mrd. Euro will F<strong>in</strong>nlands Regierung von 2012 bis 2015 <strong>in</strong> ausgewählte Verkehrsprojekte<br />

<strong>in</strong>vestieren. Hiervon entfallen 710 Mio. Euro auf Investitionen <strong>in</strong> Straßen, 445 Mio. Euro auf Bahntrassen<br />

<strong>und</strong> der Rest auf Verkehrskontrollsysteme, urbanistische Planungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Meereskanal<br />

beim Hafen Rauma. Die mittelfristig größten Bahnprojekte s<strong>in</strong>d der Ausbau des Rangiergeländes<br />

<strong>in</strong> Hels<strong>in</strong>ki sowie der beiden Trassen von der Hauptstadt zum <strong>in</strong>ländischen Knotenpunkt<br />

Riihimäki sowie <strong>in</strong> Westf<strong>in</strong>nland von Se<strong>in</strong>äjoki nach Oulu.<br />

Erheblicher zusätzlicher Transportbedarf sowohl per Bahn als auch per Lkw wird <strong>in</strong> den kommenden<br />

Jahren durch neue Metallgruben entstehen. Der Bergbau expandiert vor allem <strong>in</strong> Nord- <strong>und</strong><br />

Mittelf<strong>in</strong>nland stark <strong>und</strong> soll laut e<strong>in</strong>er 2011 erschienenen Studie des Forschungs<strong>in</strong>stituts der F<strong>in</strong>nischen<br />

Wirtschaft ETLA <strong>in</strong> den kommenden Jahren bis zu 3 Mrd. Euro <strong>in</strong>vestieren <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Branchenumsatz<br />

zwischen 2010 <strong>und</strong> 2016 von 800 Mio. Euro auf 2,5 Mrd. Euro mehr als verdreifachen.<br />

Dagegen verliert die traditionsreiche <strong>und</strong> auch für das Logistikgeschäft wichtige Holz- <strong>und</strong> Papier<strong>in</strong>dustrie<br />

zunehmend an Bedeutung. Diese hat zuletzt mehrere Standorte stillgelegt <strong>und</strong> die Zahl<br />

der Arbeitsplätze zwischen 2006 <strong>und</strong> 2011 um 25,2% auf 42.000 Stellen verr<strong>in</strong>gert.<br />

E<strong>in</strong>e Herausforderung für den Schiffs<strong>transport</strong> ist die EU-Schwefelrichtl<strong>in</strong>ie, die 2015 <strong>in</strong> Kraft treten<br />

<strong>und</strong> Transporte mit herkömmlichem Schadstoffausstoß stark verteuern wird. Dies ist für F<strong>in</strong>nlands<br />

Logistikbranche wegen der sehr wichtigen Ostseeanb<strong>in</strong>dung zu anderen EU-Ländern von großer<br />

Bedeutung. Schätzungen erwarten branchenweite Mehrkosten von bis zu 600 Mio. Euro. Daher ist<br />

<strong>in</strong> den kommenden Jahren mit erheblichen Modernisierungs<strong>in</strong>vestitionen der f<strong>in</strong>nischen Reeder<br />

zu rechnen. So hat die Vik<strong>in</strong>g-L<strong>in</strong>e Abp Anfang 2013 e<strong>in</strong>e neue Fähre mit LNG-Antrieb <strong>in</strong> Betrieb genommen.<br />

Der Ende 2011 erschienene, von der EU f<strong>in</strong>anzierte „Baltic Transport Outlook 2030“ besche<strong>in</strong>igt<br />

F<strong>in</strong>nland als Logistikstandort langfristig aber e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt gute Zukunft, soll sich doch der <strong>in</strong>ternationale<br />

Umschlag im nordischen Land zwischen 2010 <strong>und</strong> 2030 um <strong>in</strong>sgesamt 27% auf dann<br />

125 Mio. t jährlich erhöhen.<br />

Großes Potential für die f<strong>in</strong>nische Logistikbranche bietet dabei zum e<strong>in</strong>en das Transitgeschäft zwischen<br />

der EU <strong>und</strong> den GUS-Märkten. Hierbei gibt es jedoch e<strong>in</strong>e sehr starke Konkurrenz zwischen<br />

allen Ostseestandorten <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland, Russland <strong>und</strong> den drei baltischen Staaten, welche sich auch<br />

alle durch die breitere russische Gleisspur anbieten.<br />

F<strong>in</strong>nland punktet <strong>in</strong> diesem Wettbewerb durch se<strong>in</strong>e moderne Infrastruktur <strong>und</strong> zuverlässige Abfertigung,<br />

hat jedoch den Nachteil der hohen Löhne <strong>und</strong> sonstigen Kosten. So bieten etwa die südlichen<br />

Häfen Hanko, Hels<strong>in</strong>ki <strong>und</strong> Ham<strong>in</strong>a-Kotka sowie auch die etwas im Inland gelegenen Logis-<br />

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29


F<strong>in</strong>nland<br />

tikzentren <strong>in</strong> Kerava <strong>und</strong> Kouvola modernste Anlagen zur Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> RoRo-Verladung. Im estnischen<br />

Tall<strong>in</strong>n <strong>und</strong> <strong>in</strong> den lettischen Häfen dom<strong>in</strong>ieren dagegen eher Schütt- <strong>und</strong> Flüssiggüter.<br />

Nicht zuletzt um se<strong>in</strong>e Attraktivität für den Russland<strong>transport</strong> zu verbessern, treibt F<strong>in</strong>nland auch<br />

den Bau der Autobahn E18 von Hels<strong>in</strong>ki zum Grenzübergang nach St. Petersburg energisch voran.<br />

Noch fertigzustellen s<strong>in</strong>d die letzten fehlenden östlichen Abschnitte ab Koskenkylä, dazu sollen an<br />

der Grenze <strong>in</strong> Vaalimaa moderne Anlagen zur Lkw-Verzollung entstehen.<br />

Gerade für den Russlandtransit über F<strong>in</strong>nlands Südküste stellt jedoch der Bau des neuen, modernen<br />

russischen Großhafens Ust-Luga unweit der estnischen Grenze e<strong>in</strong>e erhebliche Herausforderung<br />

dar. Dieser strebt laut eigenen Angaben bereits für 2018 mit allen Gütersparten e<strong>in</strong>en Jahresumschlag<br />

von 180 Mio. t an, was zum Beispiel das 2012 erreichte Volumen <strong>in</strong> Hamburg (131 Mio. t)<br />

deutlich überträfe. Selbst wenn Ust-Luga dieses ambitionierte Ziel nicht voll verwirklicht, so könnten<br />

die modernen Anlagen doch erheblichen Transit aus F<strong>in</strong>nland <strong>und</strong> den baltischen Staaten abziehen.<br />

Andere Wachstumschancen für F<strong>in</strong>nlands Logistiksektor eröffnet die Nordroute zwischen Europa<br />

<strong>und</strong> Asien, die relativ kurz ist <strong>und</strong> auf der F<strong>in</strong>nland mit se<strong>in</strong>en modernen Logistikanlagen hervorragend<br />

positioniert ist. Schon heute gew<strong>in</strong>nt der nordische Standort als Drehkreuz für die Luftfracht<br />

stetig an Bedeutung.<br />

Es bestehen auch e<strong>in</strong>ige Investitionsprojekte <strong>in</strong> diesem Bereich, so der Ausbau der Logistikzentren<br />

<strong>in</strong> Kerava nördlich des Flughafens Hels<strong>in</strong>ki-Vantaa. Ebenfalls gute Flugplatzanb<strong>in</strong>dungen sollen<br />

im mittleren Westen des Landes die Nordic Logistic City <strong>in</strong> Se<strong>in</strong>äjoki <strong>und</strong> das Projekt <strong>in</strong> Vaasa aufweisen.<br />

Noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em frühen Planungsstadium bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Flughafen samt Logistikpark <strong>in</strong><br />

Humppila, der sich günstig im Südwesten des Landes zwischen Hels<strong>in</strong>ki, Tampere <strong>und</strong> Turku bef<strong>in</strong>den<br />

würde.<br />

Branchenkenner erwarten, dass Schiffe im Zuge der Erderwärmung die arktische Nord-Ost-Passage<br />

zwischen Europa <strong>und</strong> Fernost <strong>in</strong> den kommenden Jahren verstärkt befahren werden, da diese<br />

deutlich kürzer ist als die Verb<strong>in</strong>dung durch den Suez-Kanal. Dies würde dem f<strong>in</strong>nischen Logistikgewerbe<br />

langfristig zusätzliche Perspektiven eröffnen, was jedoch e<strong>in</strong>en teuren Ausbau der Infrastruktur<br />

voraussetzt. E<strong>in</strong>e im März 2012 erschienene Studie beziffert etwa die re<strong>in</strong>en Baukosten e<strong>in</strong>er<br />

Bahnverlängerung vom lappländischen Zentrum Rovaniemi zum nordnorwegischen Hafen<br />

Kirkenes an der Barentssee auf bis zu 3,1 Mrd. Euro.<br />

Mitte 2012 hat e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>nische Regierungskommission ihre Arbeit an e<strong>in</strong>er neuen, landesweiten<br />

Strategie für den Logistiksektor aufgenommen. Diese soll Ende 2013 vorliegen <strong>und</strong> Perspektiven<br />

für die kurzfristige Entwicklung bis 2015 <strong>und</strong> für die mittelfristige Periode bis 2022 aufzeigen.<br />

30 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Wichtige Logistikzentren <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland<br />

Logistikzentrum (Ort) Kommentar<br />

Hafen Vuosaari (Hels<strong>in</strong>ki) RoRo- <strong>und</strong> Conta<strong>in</strong>er-Hafen, Autobahn- <strong>und</strong> Gleisanschluss,<br />

20 km zum Flughafen Hels<strong>in</strong>ki-Vantaa, 7 ha großes<br />

Intermodal-Term<strong>in</strong>al für Bahn<strong>logistik</strong> im Bau<br />

(www.portofhels<strong>in</strong>ki.fi)<br />

LogiCity (Turku)<br />

Bus<strong>in</strong>ess- <strong>und</strong> Logistikzentrum unweit der Häfen Turku <strong>und</strong><br />

Naantali <strong>und</strong> des Flughafens Turku, Autobahn- <strong>und</strong> Gleisanschluss,<br />

derzeit 400.000 qm Lagerfläche, Erweiterung auf<br />

1 Mio. qm geplant(www.logicity.fi)<br />

Freihafen Hanko<br />

E<strong>in</strong>ziger f<strong>in</strong>nischer Freihafen mit viel Kfz-Umladung,<br />

76.000 qm Lager- <strong>und</strong> 728.000 qm Stellfläche im Freien,<br />

Gleis- <strong>und</strong> Fernstraßenanschluss, 130 km nach Hels<strong>in</strong>ki<br />

(www.portofhanko.fi)<br />

Hafen Kotka-Ham<strong>in</strong>a Östlichster, 35 km von der russischen Grenze entfernter f<strong>in</strong>nischer<br />

Hafen, 130 km zum Flughafen Hels<strong>in</strong>ki-Vantaa,<br />

1,1 Mio. qm Lagerfläche, Autobahn- <strong>und</strong> Gleisanschluss<br />

(www.ham<strong>in</strong>akotka.fi)<br />

Kouvola<br />

Größter Rangierbahnhof F<strong>in</strong>nlands, 200.000 qm Lagerfläche,<br />

6 ha Conta<strong>in</strong>erstellplatz, 55 km zum Hafen Ham<strong>in</strong>a-<br />

Kotka, 136 km zum Flughafen Hels<strong>in</strong>ki-Vantaa, 86 km zur<br />

russischen Grenze (www.kouvolacargohandl<strong>in</strong>g.fi)<br />

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest<br />

Ausgewählte Großprojekte im f<strong>in</strong>nischen Logistiksektor<br />

Projektbezeichnung<br />

Investition Projektstand Sonstige Anmerkungen<br />

(<strong>in</strong> Mio. Euro)<br />

Bahnl<strong>in</strong>ie Se<strong>in</strong>äjoki-Oulu,<br />

860 Im Bau Geplante Fertigstellung 2017<br />

Ausbau<br />

Bahntrasse Hels<strong>in</strong>ki-Riihimäki,<br />

Kapazitätsausbau<br />

150 Planung Geplanter Baubeg<strong>in</strong>n 2014<br />

Rangierbahnhof Hels<strong>in</strong>ki,<br />

Ausbau<br />

Autobahn E18 Koskenkylä-Kotka,<br />

Neubau<br />

Autobahn E18 Ham<strong>in</strong>a-<br />

Vaalimaa (Russland),<br />

Neubau<br />

Lkw-Grenzabfertigung<br />

Vaalimaa<br />

Autobahn E18, Umgehung<br />

Ham<strong>in</strong>a<br />

100 Planung Prioritäres Projekt <strong>in</strong> Verkehrsstrategie<br />

der Regierung<br />

2012<br />

300 Im Bau Geplante Fertigstellung 2014<br />

240 Planung Prioritäres Projekt <strong>in</strong> Verkehrsstrategie<br />

der Regierung<br />

2012<br />

25 Planung Prioritäres Projekt <strong>in</strong> Verkehrsstrategie<br />

der Regierung<br />

2012<br />

180 *) Im Bau Geplante Fertigstellung 2015<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

31


F<strong>in</strong>nland<br />

Ausgewählte Großprojekte im f<strong>in</strong>nischen Logistiksektor (Forts.)<br />

Projektbezeichnung<br />

Investition Projektstand Sonstige Anmerkungen<br />

(<strong>in</strong> Mio. Euro)<br />

R<strong>in</strong>gstraße III Hels<strong>in</strong>ki,<br />

Ausbau (2. Phase)<br />

150 Im Bau Geplante Fertigstellung 2016<br />

Kerava Cargo Center<br />

KerCa (Kerava)<br />

Nordic Logistik City<br />

(Se<strong>in</strong>äjoki)<br />

Logistikgebiet Vaasa<br />

(Vaasa)<br />

Humppila Eco Airport and<br />

Logistics Centre (Humppila)<br />

Passagier- <strong>und</strong> RoRo-Hafen<br />

Hels<strong>in</strong>ki-Länsisatama,<br />

Erweiterung mit neuem<br />

Term<strong>in</strong>al<br />

LNG-Hafenterm<strong>in</strong>al <strong>in</strong><br />

Porvoo oder Inkoo (Gasum<br />

Oy)<br />

LNG-Hafenterm<strong>in</strong>al <strong>in</strong><br />

Tornio(Rautaruukki Oyj,<br />

Outokumpu Oyj, EPV<br />

Energy Oy)<br />

*) <strong>in</strong>klusive späterer Wartung im Rahmen e<strong>in</strong>er Public Private Partnership<br />

Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen<br />

k.A. Planung, teilweise<br />

im Ausbau<br />

k.A. Planung<br />

k.A. Planung, teilweise<br />

im Bau<br />

k.A. Planung<br />

100 Planung<br />

200-400 Planung<br />

160 ha Fläche, 15 km nördlich<br />

vom Flughafen Hels<strong>in</strong>ki-<br />

Vantaa, 20 km zum Seehafen<br />

Hels<strong>in</strong>ki-Vuosaari<br />

600 ha Fläche, Flughafen-,<br />

Straßen- <strong>und</strong> Bahnanb<strong>in</strong>dung<br />

400 ha Fläche, Hafen-, Flughafen,<br />

Straßen- <strong>und</strong> Bahnanb<strong>in</strong>dung<br />

300-400 Planung Geplante Fertigstellung 2018<br />

32 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Lettland<br />

Lettland<br />

4. Lettland<br />

4.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick / Von Torsten Pauly<br />

Euroe<strong>in</strong>führung soll zusätzliche Impulse geben<br />

Riga (gtai) - Lettlands Wirtschaft war 2012 die dynamischste <strong>in</strong> der EU <strong>und</strong> soll es auch 2013 bleiben. Das<br />

Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP) des mittelbaltischen Landes wird <strong>in</strong> diesem Jahr um 4,3% steigen, so die<br />

Erwartung der Swedbank. Dabei ist der Aufschwung breit abgefedert, denn sowohl die Investitionen<br />

(+9,0%) wie auch der Export (+5,7%) <strong>und</strong> der Konsum (+4,1%) sollen sich 2013 robust ausweiten. Im Zuge<br />

dessen steigt auch die Nachfrage nach Importen kräftig um 8,6%. Bereits 2012 (+5,6%) <strong>und</strong> 2011 (+5,5%)<br />

gab es e<strong>in</strong>e kräftige Konjunkturerholung, zuvor allerd<strong>in</strong>gs auch BIP-E<strong>in</strong>brüche von 3,3% (2008), 17,7%<br />

(2009) <strong>und</strong> 0,9% (2010).<br />

Anfang 2014 will Lettland den Euro als gesetzliches Zahlungsmittel e<strong>in</strong>führen, was der Wirtschaft<br />

zusätzliche Impulse verleihen sollte. Die Swedbank rechnet für 2014 mit e<strong>in</strong>em BIP-Wachstum von<br />

5,0%. Dass Lettland trotz der Wirtschaftskrise von 2008 bis 2010 voraussichtlich alle Bed<strong>in</strong>gungen<br />

zur Euroübernahme erfüllt, belegt die bee<strong>in</strong>druckende Anpassungsfähigkeit mit harten Sparmaßnahmen<br />

im öffentlichen <strong>und</strong> privaten Sektor. Lohne<strong>in</strong>schnitte <strong>und</strong> andere Preisrückgänge etwa<br />

bei Immobilien haben die <strong>in</strong>ternationale Wettbewerbsfähigkeit stark verbessert <strong>und</strong> den Gr<strong>und</strong>ste<strong>in</strong><br />

für die Konjunkturerholung gelegt.<br />

Die Nachfrage nach Masch<strong>in</strong>en, Anlagen <strong>und</strong> anderen Ausrüstungen sollte dank der anhaltend<br />

guten Konjunktur weiter zunehmen. Die lettische Industrieproduktion wird 2013 um 7,9% steigen,<br />

so die Prognose der Danske Bank. Auch der Kfz-Markt soll 2013 entgegen dem europäischen Trend<br />

um 5% anziehen, schätzen Branchenkenner.<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

33


Lettland<br />

Besondere Geschäftschancen bietet e<strong>in</strong>e Reihe von Großprojekten. Der Hafen Riga verbessert se<strong>in</strong>e<br />

Schienenwege, vertieft die Schiffsbecken <strong>und</strong> baut e<strong>in</strong>e Reihe Term<strong>in</strong>als. Auch Abschnitte auf der<br />

wichtigen Bahntrasse von der Hauptstadt <strong>in</strong> Richtung Moskau werden elektrifiziert <strong>und</strong> erhalten<br />

teilweise e<strong>in</strong>e zweite Spur. Im Norden von Riga soll e<strong>in</strong>e neue Umgehungsstraße bis zu 2 Mrd. Euro<br />

kosten.<br />

Dazu stehen Investitionen unter anderem <strong>in</strong> die Passagierabfertigung des Flughafens Riga, <strong>in</strong> den<br />

landesweiten Ausbau des Glasfasernetzes, <strong>in</strong> die Wassernetze der Hauptstadt <strong>und</strong> <strong>in</strong> zwei Universitätskl<strong>in</strong>iken<br />

an. Bei den meisten Großprojekten kann Lettland auch auf erhebliche EU-Fördergelder<br />

<strong>in</strong> der kommenden F<strong>in</strong>anzierungsperiode von 2014 bis 2020 hoffen. Deren konkrete Ausgestaltung<br />

steht allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Frühjahr 2013 noch nicht fest.<br />

Exportchancen für deutsche Unternehmen:<br />

Ausbau der Verkehrswege, Hafentechnik, Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen, Umwelttechnik, Energietechnik,<br />

Kfz, Mediz<strong>in</strong>technik<br />

Großprojekte:<br />

Investitionen <strong>in</strong> Schienentrasse Riga-Russland, Term<strong>in</strong>als <strong>und</strong> Gleisanlagen Hafen Riga,<br />

nördliche Umgehungstraße Riga, Breitbandnetz, Tourismusanlagen<br />

4.2 GUS-Transit spielt große Rolle für den Logistiksektor /<br />

Von Torsten Pauly<br />

Branche hat <strong>in</strong> den letzten Jahren weiter an Bedeutung gewonnen / Schiffs- <strong>und</strong> Bahn<strong>transport</strong>e<br />

dom<strong>in</strong>ieren<br />

Riga (gtai) - Die Logistikbranche ist <strong>in</strong> Lettland e<strong>in</strong>er der wichtigsten Wirtschaftszweige <strong>und</strong> hat 2012<br />

etwa 12,1% der landesweiten Bruttowertschöpfung erbracht. Diese Bedeutung liegt im mit zwei Millionen<br />

E<strong>in</strong>wohnern kle<strong>in</strong>en mittelbaltischen Land vor allem am Transit, den Unternehmen aus Russland<br />

<strong>und</strong> anderen GUS-Staaten über lettische Häfen abwickeln. Dabei überwiegen Schütt- <strong>und</strong> Flüssiggüter,<br />

weswegen der Bahn<strong>transport</strong> <strong>in</strong> Lettland auch wichtiger ist als der Lkw-Verkehr.<br />

Der lettische Logistiksektor ist 2011 um 8,1% <strong>und</strong> 2012 um 4,0% gewachsen. Auch <strong>in</strong> den Krisenjahren<br />

zuvor hat sich das Transportgewerbe weitaus besser entwickelt als die Wirtschaft <strong>in</strong>sgesamt. So gab<br />

es <strong>in</strong> der Logistikbranche zwar 2008 (-0,3%) <strong>und</strong> 2010 (-1,8%) leichte Rückgänge <strong>in</strong> der Wertschöpfung.<br />

Diese waren jedoch ger<strong>in</strong>g im Vergleich zu den E<strong>in</strong>brüchen des Brutto<strong>in</strong>landsproduktes 2008<br />

(-3,3) <strong>und</strong> 2009 (-17,7%). Im Krisenjahr 2009 ist das Logistikgewerbe sogar um 1,1% gewachsen.<br />

34 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Bedeutung des Logistiksektors <strong>in</strong> Lettland 2012<br />

E<strong>in</strong>wohnerzahl (<strong>in</strong> Mio.) 2,0<br />

Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (<strong>in</strong> Mrd. Euro) 22,1<br />

BIP pro Kopf (<strong>in</strong> Euro) 10.815<br />

Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (<strong>in</strong> Mio. Euro) 2.386<br />

Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (<strong>in</strong> % der<br />

12,1<br />

lettischen Bruttowertschöpfung)<br />

Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (reale Veränderung<br />

4,0<br />

<strong>in</strong> %)<br />

Ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen (Ende 2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro), davon 10,0<br />

.Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (Anteil <strong>in</strong> %) 4,4<br />

Quellen: Lettisches Statistikamt, Lettische Zentralbank<br />

Der Gr<strong>und</strong> für die Abkopplung des Logistikgeschäftes von der B<strong>in</strong>nenkonjunktur ist die dom<strong>in</strong>ierende<br />

Rolle des GUS-Transits. Im Jahr 2012 hat der grenzüberschreitende Güterverkehr laut offizieller<br />

Statistik 59,2 Mio. t oder 98% der gesamten Bahnfracht ausgemacht. Beim Straßen<strong>transport</strong> war<br />

der <strong>in</strong>ländische Verkehr mit 43,1 Mio. t oder 82% der Gesamtmenge bedeutender. Unter Berücksichtigung<br />

der zurückgelegten Lkw-Strecke war das <strong>in</strong>ternationale Geschäft auch zur Straße mit 79% aller<br />

gefahrenen Tonnenkilometer wichtiger als das nationale. Insgesamt ist die bewegte Gütermenge<br />

2012 leicht gesunken (-0,1%), wobei e<strong>in</strong>em Rückgang beim Straßen<strong>transport</strong> (-2,4%) e<strong>in</strong> Plus auf<br />

der Schiene (+2,0) <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Luft (+46,2) gegenüberstand.<br />

Güter<strong>transport</strong>e nach Verkehrsträgern <strong>in</strong> Lettland 2012<br />

Verkehrsträger<br />

Beförderte Güter Veränderung (<strong>in</strong> %) Anteil (<strong>in</strong> %)<br />

(<strong>in</strong> 1.000 t)<br />

Gesamtes Frachtvolumen,<br />

113.241 -0,1 100,0<br />

davon<br />

Straßen<strong>transport</strong>e 52.621 -2,4 46,5<br />

Schienen<strong>transport</strong>e 60.601 2,0 53,5<br />

Luft<strong>transport</strong>e 19 46,2 0,02<br />

Anmerkung: Schiffs<strong>transport</strong> wird nicht als lettischer Güterverkehr ausgewiesen<br />

Quelle: Lettisches Statistikamt<br />

Durchweg gut entwickelt hat sich der Umschlag der drei großen Häfen, der 2012 <strong>in</strong>sgesamt um<br />

9,3% gestiegen ist. Riga war mit e<strong>in</strong>em Anteil von 48% am lettischen Gesamtaufkommen führend<br />

vor Ventspils (40%) <strong>und</strong> Liepaja (9%). Allerd<strong>in</strong>gs hat sich der Umschlag <strong>in</strong> Liepaja am dynamischsten<br />

entwickelt (+53,0%), vor allem dank des Sprungs bei Getreide wegen der guten Ernte (+103,6%), aber<br />

auch wegen der Zunahme bei Conta<strong>in</strong>ern (+39,0% auf 4.120 TEU) <strong>und</strong> <strong>in</strong> der RoRo-Abfertigung<br />

(+60,5% auf 29.746 Fahrzeuge).<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

35


Lettland<br />

Umschlag <strong>in</strong> wichtigen Seehäfen <strong>in</strong> Lettland (<strong>in</strong> Mio. t)<br />

2011 2012 Veränderung 2012/11 (<strong>in</strong> %)<br />

Insgesamt, darunter <strong>in</strong> 68,82 75,19 9,3<br />

Riga 34,05 36,05 5,9<br />

Ventspils 28,45 30,35 6,7<br />

Liepaja 4,86 7,43 53,0<br />

Quelle: Lettisches Statistikamt<br />

Lettland bietet für den GUS-Transit e<strong>in</strong>ige Standortvorteile. Hierfür spricht zum e<strong>in</strong>en die gängige<br />

breite russische Gleisspur (152 cm), die e<strong>in</strong>en ununterbrochenen Bahn<strong>transport</strong> zu allen dortigen<br />

Zielen erlaubt. Zudem ist Riga derjenige EU-Hafen, der Moskau am nächsten liegt. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

Sowjetvergangenheit verb<strong>in</strong>det das Land als Standort die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>es EU-Mitglieds<br />

mit hervorragenden Kenntnissen der russischen Sprache <strong>und</strong> der geschäftlichen Gepflogenheiten<br />

<strong>in</strong> der GUS. Die russische Spurbreite hat Lettland <strong>in</strong> der EU allerd<strong>in</strong>gs mit F<strong>in</strong>nland <strong>und</strong> den<br />

beiden baltischen Nachbarn geme<strong>in</strong>, zudem können Estland <strong>und</strong> Litauen ebenfalls mit f<strong>und</strong>ierten<br />

Kenntnissen des postsowjetischen Raums aufwarten. Auch russische Häfen konkurrieren um den<br />

GUS-Transit.<br />

Der Logistic-Performance-Index der Weltbank untersucht die Standortqualitäten von 155 Ländern<br />

<strong>und</strong> führt Lettland im aktuellen Rank<strong>in</strong>g 2012 weltweit an 78. Stelle. Dies ist e<strong>in</strong>e bessere Position<br />

als im Falle von Russland (95.), jedoch e<strong>in</strong>e schlechtere Platzierung im Vergleich zu Estland (65.),<br />

Litauen (58.) <strong>und</strong> vor allem F<strong>in</strong>nland (3.), wo die meisten Kosten allerd<strong>in</strong>gs bedeutend höher s<strong>in</strong>d.<br />

Der LPI erteilt Lettland die besten Bewertungen für die Pünktlichkeit <strong>und</strong> Nachverfolgung der<br />

Ware <strong>und</strong> die schlechtesten E<strong>in</strong>schätzungen zur Verzollung <strong>und</strong> logistischen Kompetenz.<br />

Entsprechend der Transitstruktur s<strong>in</strong>d die größten lettischen Logistikunternehmen <strong>in</strong> der Bahnfracht<br />

<strong>und</strong> im Ölumschlag tätig. Branchenkennern zufolge hatten 2012 <strong>in</strong>sgesamt vier Betreiber<br />

Lizenzen zum Güter<strong>transport</strong> per Bahn. Beim Straßen<strong>transport</strong> gibt es viele, meist kle<strong>in</strong>ere Spediteure,<br />

deren Flotte Schätzungen zufolge im Schnitt fünf bis sieben Lkw ausmacht. In oder bei Riga<br />

s<strong>in</strong>d große deutsche Anbieter wie Kühne & Nagel, DHL, Havi Logistics oder DB Schenker mit auch<br />

zum Transit bestimmten Logistikzentren ebenso vertreten wie große <strong>in</strong>ternationale Spediteure<br />

wie DSV aus Dänemark. Insgesamt waren <strong>in</strong> Lettlands Logistikgewerbe 2011 laut neuester offizieller<br />

Statistik 4.671 Unternehmen tätig (2010: 4.409). Diese haben zusammen e<strong>in</strong>en Umsatz von<br />

4,8 Mrd. Euro (2010: 4,2 Mrd. Euro) erwirtschaftet.<br />

36 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Lettland<br />

Anbieter (Sitz) Anmerkungen Umsatz <strong>in</strong> Internetadresse<br />

Mio. Euro 2011<br />

LDZ Cargo SIA<br />

(Riga)<br />

Fast Bunker<strong>in</strong>g SIA<br />

(Riga)<br />

Ventspils nafta term<strong>in</strong>als<br />

SIA (Ventspils)<br />

Alpa Centrums SIA<br />

(Riga)<br />

Baltijas Tranzita<br />

serviss AS (Riga)<br />

Skonto Metals SIA<br />

(Riga)<br />

JSC Ventbunkers<br />

AS (Ventspils)<br />

Kreiss SIA (Riga)<br />

DSV Transport SIA<br />

(Riga, Zweigstelle<br />

Liepaja)<br />

Havi Logistics SIA<br />

(Riga)<br />

Baltic Logistic<br />

Solutions SIA<br />

(Kekava)<br />

DHL Latvia SIA<br />

(Riga)<br />

Schenker SIA<br />

(Riga)<br />

Kühne & Nagel SIA<br />

(Riga)<br />

Frachtgesellschaft der<br />

staatlichen Bahn<br />

Öl<strong>transport</strong><br />

Öl<strong>transport</strong><br />

Bahnfracht, Eigentümer:<br />

JSC, Russland<br />

Bahnfracht<br />

Bahn<strong>transport</strong>e,<br />

Schwerpunkt Metall-<br />

Schüttgut<br />

Öl<strong>transport</strong>e<br />

Lkw-Spediteur, auch<br />

Kühl<strong>transport</strong>e<br />

Lkw-Spediteur, Intermodal,<br />

Eigentümer:<br />

DSV, Dänemark<br />

Intermodal, Schwerpunkt<br />

Lebensmittel<br />

Lkw-Spediteur, auch<br />

Kühl<strong>transport</strong>e, Eigentümer<br />

BLS, Litauen<br />

Intermodale Kurier-,<br />

Frachtdienste<br />

Lkw-Spediteur, Intermodal<br />

Intermodal<br />

369,1 www.ldz.lv<br />

102,0 www.fastbunker<strong>in</strong>g.lv<br />

83,6 www.vnt.lv<br />

77,2 www.alpa.lv<br />

76,6 www.rto.lv<br />

68,5 www.rto.lv<br />

58,5 www.ventbunkers.lv<br />

39,7 www.kreiss.lv<br />

39,5 www.dsv.lv<br />

39,4 www.havilog.com<br />

38,1 www.bls.lv<br />

20,4 www.dhl.lv<br />

19,0 www.logistics.dbschenker.lv<br />

14,0 www.kn-portal.com<br />

Quelle: Dienas Bizness<br />

Kontaktanschriften:<br />

Verkehrsm<strong>in</strong>isterium (Satiksmes M<strong>in</strong>istrija)<br />

Gogola iela 3, 1743 Riga<br />

Tel.: 00371/67 02-82 74, Fax: -80 28<br />

E-Mail: satikames.m<strong>in</strong>istrija@sam.gov.lv, Internet: www.sam.gov.lv, www.<strong>transport</strong>.lv<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

37


Lettland<br />

Logistikverband von Lettland LLA<br />

(Latvijas Logistikas Asociacija)<br />

Skolas iela 21-605, 1010 Riga<br />

Tel.: 00371/67 37 33 00<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@lla.lv, Internet: www.lla.lv<br />

Lettischer nationaler Spediteursverband LAFF<br />

(Latvijas nacionala kravas ekspeditoru un <strong>logistik</strong>as asociacija)<br />

Ventspils iela 50, 1002 Riga<br />

Tel.: 00371/67 60-31 02; Fax: -13 19<br />

E-Mail: laff@laff.lv, Internet: www.laff.lv<br />

<strong>Deutsch</strong>-<strong>Baltische</strong> <strong>Handelskammer</strong> <strong>in</strong> Estland, Lettland <strong>und</strong> Litauen - Büro Lettland<br />

Kronvalda bulvaris 3-12, 1010 Riga<br />

Tel.: 00371/67-32 07 18, Fax: -83 04 78<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo.lv@ahk-balt.org, Internet: www.ahk-balt.org<br />

4.3 Investitionen <strong>in</strong> die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur /<br />

Von Torsten Pauly<br />

Logistiksektor will Wertschöpfung steigern / Konkurrenz im GUS-Transit nimmt zu<br />

Riga (gtai) - Lettland baut se<strong>in</strong>e Verkehrswege <strong>in</strong> den kommenden Jahren weiter aus. Dabei steht die für<br />

den GUS-Transit wichtige Bahnverb<strong>in</strong>dung zwischen Riga <strong>und</strong> Russland ebenso im Vordergr<strong>und</strong> wie der<br />

Ausbau des Hauptstadthafens selbst. Lettland muss se<strong>in</strong>e Attraktivität als Logistikstandort verbessern,<br />

denn gerade beim GUS-Transit ist der Wettbewerb der Ostseeanra<strong>in</strong>er <strong>in</strong> der Region groß <strong>und</strong> Rank<strong>in</strong>gs<br />

wie der Logistic-Performance-Index der Weltbank stufen Lettland h<strong>in</strong>ter den baltischen Nachbarn e<strong>in</strong>.<br />

Alle<strong>in</strong> im Freihafen Riga sollen laut eigenen Angaben bis 2020 <strong>in</strong>sgesamt 1,1 Mrd. Euro <strong>in</strong>vestiert<br />

werden. Hiervon will die Betreibergesellschaft 300 Mio. Euro selbst aufbr<strong>in</strong>gen, der Rest soll von<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Partnern stammen. Dabei stehen die Vertiefung der Hafenbecken auf bis zu<br />

17 m, der Ausbau der Schienenwege samt e<strong>in</strong>er neuen Brücke sowie moderne Term<strong>in</strong>als im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Bereits 2015 soll im Hafen Riga mit EU-Fördermitteln das neue, 149 Mio. Euro teure Schüttgutterm<strong>in</strong>al<br />

auf der Hafen<strong>in</strong>sel Krievusala fertig werden. Der Hafen verlegt so den noch zentrumsnahen<br />

Schüttgutumschlag schrittweise <strong>in</strong> Richtung Ostsee. Dazu plant der Hafen für derzeit<br />

239 Mio. Euro Conta<strong>in</strong>er-, Dünger-, Kühl- <strong>und</strong> Getreideterm<strong>in</strong>als sowie e<strong>in</strong>en Logistikpark. Hierfür<br />

soll es <strong>in</strong> der kommenden F<strong>in</strong>anzierungsperiode von 2014 bis 2020 auch EU-Fördergelder geben.<br />

Deren konkrete Höhe steht aber im Frühjahr 2013 noch nicht fest.<br />

Ausgebaut wird mit EU-Fördergeldern auch die West-Ost-Bahntrasse von Riga Richtung Rezekne<br />

beziehungsweise Moskau, die für den strategisch wichtigen GUS-Transit e<strong>in</strong>e hohe Bedeutung hat.<br />

Zum e<strong>in</strong>en entsteht für 93 Mio. Euro auf dem Abschnitt zwischen Skriveri <strong>und</strong> Krustpils e<strong>in</strong>e zweite<br />

Spur, was sich allerd<strong>in</strong>gs wegen e<strong>in</strong>er Prüfung der Vergabe verzögert. Zum anderen s<strong>in</strong>d Investitionen<br />

<strong>in</strong> Höhe von 549 Mio. Euro <strong>in</strong> die Elektrifizierung der Bahnl<strong>in</strong>ie zwischen Riga <strong>und</strong> Rezekne ge-<br />

38 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


plant. Auch hierfür hofft Lettland auf EU-Fördergelder <strong>in</strong> der nächsten F<strong>in</strong>anzierungsperiode von<br />

2014 bis 2020, worüber aber noch nicht entschieden ist.<br />

Zwei weitere europäische Großprojekte würden dem lettischen Logistiksektor die Chance eröffnen,<br />

se<strong>in</strong> derzeit sehr auf die GUS ausgerichtetes <strong>in</strong>ternationales Geschäft zu diversifizieren. Dies<br />

ist zum e<strong>in</strong>en die geplante Bahnl<strong>in</strong>ie Rail Baltic. Diese soll Tall<strong>in</strong>n - <strong>und</strong> <strong>in</strong> Fährverlängerung Hels<strong>in</strong>ki<br />

- über Riga <strong>und</strong> Litauen mit Warschau verb<strong>in</strong>den <strong>und</strong> anders als die heutigen Gleise im Baltikum<br />

auf der schmaleren mitteleuropäischen, statt auf der breiteren russischen Spurbreite verlaufen.<br />

Dieses Vorhaben bef<strong>in</strong>det sich im Planungsstadium, <strong>und</strong> die Realisierung wird stark von e<strong>in</strong>er EU-<br />

Förderung ab 2014 abhängen, welche ebenfalls noch nicht feststeht.<br />

Das zweite Großprojekt ist der Ausbau der „Via Baltica“ genannten Fernstraße E 67 zur durchgängigen<br />

Autobahn von Tall<strong>in</strong>n über Riga <strong>und</strong> die litauischen Zentren Panevezys sowie Kaunas bis Warschau.<br />

Diese besteht als Autobahn nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Abschnitten <strong>in</strong> Estland <strong>und</strong> Litauen. Gerade <strong>in</strong><br />

Lettland hat sich der geplante Ausbau durch die Konjunkturkrise ab 2008 verzögert, weil das Land<br />

dadurch se<strong>in</strong>e Eigenbeiträge nicht aufbr<strong>in</strong>gen konnte. Das größte geplante Straßenprojekt ist derzeit<br />

die 30 km lange Umgehungsautobahn von Riga, wobei Lettland ebenfalls auf e<strong>in</strong>e EU-Förderung<br />

hofft.<br />

Pr<strong>in</strong>zipiell kommt der Flughafen Riga auch als kostengünstiges Luftfracht-Drehkreuz für West-<br />

Ost- sowie Süd-Nord-Verb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> Frage. Allerd<strong>in</strong>gs ist es zuletzt noch nicht zu größeren Neuansiedlungen<br />

gekommen.<br />

Lettland muss se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Attraktivität als Logistikstandort auch deshalb verbessern, weil<br />

die Konkurrenz im GUS-Transit zunimmt. Bereits heute besteht e<strong>in</strong> großer Wettbewerb von Anbietern<br />

<strong>in</strong> allen baltischen Staaten, F<strong>in</strong>nland <strong>und</strong> Russland selbst. Dieser verstärkt sich noch durch die<br />

modernen Anlagen im neuen russischen Großhafen Ust-Luga, der nahe der estnischen Grenze entsteht.<br />

Ust-Luga hat se<strong>in</strong>en Umschlag 2012 mehr als verdoppelt auf 46,7 Mio. t (+107,2%) <strong>und</strong> strebt<br />

für 2018 e<strong>in</strong> Volumen von 180 Mio. t an. Dies wäre erheblich mehr als die Menge <strong>in</strong> Hamburg 2012<br />

(131 Mio. t).<br />

Selbst wenn Ust-Luga dieses ehrgeizige Ziel nicht voll erreicht, so könnte der Hafen <strong>in</strong> Zukunft auch<br />

aus Lettland viel Transit abziehen. Lettische Häfen wickeln im Transit vor allem den Export russischer<br />

Unternehmen <strong>und</strong> weniger Lieferungen <strong>in</strong>ternationaler Konzerne <strong>in</strong> die GUS ab. So hat die<br />

Beladung von Schiffen 2012 <strong>in</strong> Liepaja 77%, die Entladung aber nur 23% ausgemacht. In Riga stellten<br />

Verladungen sogar 86% <strong>und</strong> <strong>in</strong> Ventspils 94% des gesamten Umschlags. Gerade ihre Verschiffung<br />

von Ausfuhren könnten russische Unternehmen aber rasch nach Ust-Luga verlagern.<br />

Erhöhen muss die lettische Logistikbranche <strong>in</strong> den kommenden Jahren auch ihre Wertschöpfung<br />

etwa im Conta<strong>in</strong>ersegment oder durch die RoRo-Verladung. Zwar g<strong>in</strong>gen 2012 mit 362.000 TEU<br />

etwa 19,6% mehr Conta<strong>in</strong>er durch den Hafen Riga, dennoch haben Conta<strong>in</strong>er dort 2012 nur 10,1%<br />

der Gesamtfracht ausgemacht, während 60% auf Schüttgut <strong>und</strong> 21% auf Öl entfielen.<br />

Im zweitgrößten Hafen Ventspils hat Stückgut 2012 <strong>in</strong>sgesamt 9% zum Umschlag beigetragen,<br />

während 38% Schütt- <strong>und</strong> 53% Flüssiggut - vor allem Öl - waren. Die jährliche Conta<strong>in</strong>erkapazität beträgt<br />

<strong>in</strong> Ventspils 250.000 TEU, lag zuletzt allerd<strong>in</strong>gs weitgehend brach. Gerade Ventspils ist jedoch<br />

e<strong>in</strong> gutes Bespiel für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Wirtschaftsförderung, ist es doch <strong>in</strong> den letzten Jahren gelungen,<br />

e<strong>in</strong>e Reihe Produktionsbetriebe <strong>in</strong> der Sonderwirtschaftszone anzusiedeln.<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

39


Lettland<br />

Durch Liepaja g<strong>in</strong>gen 2012 nur 4.120 TEU an Conta<strong>in</strong>ern (+39,0%), allerd<strong>in</strong>gs war dort der Anteil von<br />

Stückgut mit 40% am höchsten <strong>und</strong> von Flüssigwaren am ger<strong>in</strong>gsten (6%). Schüttgut machte 54%<br />

des Umschlags aus.<br />

In Lettland bieten sich vier logistisch günstig gelegene Sonderwirtschaftszonen <strong>in</strong> Riga, Ventspils<br />

<strong>und</strong> Liepaja sowie im östlichen Bahnknoten Rezekne als Standort für neue Logistikzentren oder<br />

auch zur zusätzlichen Wertschöpfung an. Bei dort ansässigen Unternehmen fallen e<strong>in</strong>e Gew<strong>in</strong>nsteuer<br />

von 5% statt 15% <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Immobiliensteuer von 0,3 statt 1,5% an. Die Mehrwertsteuer entfällt<br />

bei den meisten dort erzeugten oder im- <strong>und</strong> exportierten Waren <strong>und</strong> Dienstleistungen. Für die Ermäßigungen<br />

gelten aber Obergrenzen, je nach Höhe der Investition. Dazu gibt es e<strong>in</strong>e Reihe<br />

moderner Logistikzentren im ganzen Land, die teilweise noch erweitert werden.<br />

Ausgewählte Logistikzentren <strong>in</strong> Lettland<br />

Logistikzentrum (Ort)<br />

Kommentar<br />

Freihafen Riga<br />

Seehafen (Panamaxkapazität), Schiene, Straße; v.a.<br />

Kohle, Öl, Dünger, Holz, auch Conta<strong>in</strong>er <strong>und</strong> Stückgut;<br />

Sonderwirtschaftszone; 1.962 ha zu Lande<br />

(www.rop.lv)<br />

Freihafen Ventpils<br />

Seehafen (eisfrei, Panamaxkapazität), Pipel<strong>in</strong>e,<br />

Schiene, Straße; v.a. Öl, Kohle, Conta<strong>in</strong>er; Sonderwirtschaftszone;<br />

2.541 ha (www.portofventspils.lv)<br />

Hafen Liepaja<br />

Seehafen (eisfrei), Schiene, Straße; v.a. Getreide,<br />

Holz, Metalle, Öl, auch Stückgut <strong>und</strong> Conta<strong>in</strong>er;<br />

Sonderwirtschaftszone; 3.739 ha (www.lzez.lv)<br />

Sonderwirtschaftszone Rezekne Bahnknoten zwischen Riga, Moskau, St. Petersburg,<br />

Litauen-Polen-Belarus; 1.155 ha (www.rzes.lv)<br />

Dom<strong>in</strong>antepark (Kekava bei Riga) moderner Park an Fernstraße E 67 („Via Baltica“) von<br />

Tall<strong>in</strong>n/Hels<strong>in</strong>ki nach Polen; 65 ha (Ausbau geplant)<br />

(www.dom<strong>in</strong>antepark.eu)<br />

NP Nordic Industrial Park (Ola<strong>in</strong>e) Straßenanb<strong>in</strong>dung, nahe Riga; 14 ha<br />

(www.<strong>in</strong>dustrial-park.lv)<br />

NP Bus<strong>in</strong>ess Park Daugavpils Straßen- <strong>und</strong> Bahnanb<strong>in</strong>dung im Osten Lettlands<br />

nahe Litauen <strong>und</strong> Belarus; 18 ha<br />

(www.<strong>in</strong>dustrial-park.lv)<br />

Elipse BLC (Riga)<br />

direkt am <strong>in</strong>ternationalen Flughafen; 4,6 ha<br />

(www.elipse-blc.lv)<br />

Bus<strong>in</strong>ess Centre Eirkel (Jelgava) moderne Logistikanlagen 40 km südlich von Riga,<br />

Straßenanb<strong>in</strong>dung; 49 ha (www.eirkel.lv)<br />

Quellen: Betreibergesellschaften, LIAA<br />

40 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Ausgewählte Großprojekte im lettischen Logistiksektor<br />

Projektbezeichnung Investition (Euro) Projektstand sonstige Anmerkungen<br />

Stadtautobahn im Norden<br />

von Riga (30 km)<br />

<strong>in</strong>kl. Brücke über die<br />

Daugava/Düna<br />

Bau der zweiten Gleisspur<br />

Skriveri-Krustpils<br />

Elektrifizierung des<br />

West-Ost-Bahnkorridors<br />

von Riga <strong>in</strong> Richtung<br />

Rezekne<br />

Rail-Baltic-Bahnl<strong>in</strong>ie<br />

Estland-Riga-Litauen<br />

Schüttgutterm<strong>in</strong>al Freihafen<br />

Riga-Krievusala<br />

neue Conta<strong>in</strong>er-, Dünger-,<br />

Kühl-, Getreideterm<strong>in</strong>als<br />

samt Logistikpark<br />

im Freihafen Riga<br />

bis zu 2 Mrd. Planung Realisierung von<br />

2015-2022 geplant; EU-<br />

Fördersumme offen<br />

(www.ziemelukoridors.lv)<br />

93 Mio. Planung Konsortium (Skonto buve,<br />

BMGS, ACB, B<strong>in</strong>ders);<br />

EU-Förderung; Prüfung<br />

von Vergaben läuft <strong>und</strong><br />

verzögert Realisierung<br />

(www.ldz.lv)<br />

549 Mio. Planung Realisierung ab 2014 geplant;<br />

EU-Förderung offen<br />

(www.ldz.lv)<br />

k.A. Planung<br />

149 Mio. schrittweise<br />

Umsetzung<br />

Realisierung auch abhängig<br />

von EU-Kof<strong>in</strong>anzierung<br />

ab 2014<br />

(www.rgbc.eu)<br />

Fertigstellung 2015 geplant;<br />

EU-Förderung<br />

(www.rop.lv)<br />

239 Mio. Planung Fertigstellung bis 2020 geplant;<br />

EU-Förderung offen<br />

(www.rop.lv)<br />

Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

41


Litauen<br />

Litauen<br />

5. Litauen<br />

5.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick / Von Torsten Pauly<br />

Robuste Konjunktur hält an<br />

Vilnius (gtai) - Das Wirtschaftswachstum soll sich <strong>in</strong> Litauen 2013 auf 4,0% beschleunigen (2012:<br />

+3,6%). Damit liegt es im Vergleich zu den anderen zwei baltischen Staaten h<strong>in</strong>ter Lettland, aber vor<br />

Estland. Die Konjunktur ist zudem sehr robust, denn sowohl die Ausfuhr (+4,0%) wie auch der Privatkonsum<br />

(+3,3%) <strong>und</strong> besonders die Investitionstätigkeit (+8,0%) ziehen 2013 kräftig an, so die<br />

Schätzung der Swedbank. Dank der guten Entwicklung erhöht sich auch der Importbedarf (+5,0%).<br />

Im Jahr 2009 war das litauische Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP) um 14,9% e<strong>in</strong>gebrochen, bereits 2010<br />

aber wieder moderat (+1,5%) <strong>und</strong> 2011 dann kräftig (+5,9%) gewachsen. Dabei haben vor allem die<br />

Ausfuhren <strong>und</strong> die Investitionen den Impuls zur raschen Konjunkturerholung gegeben. Dies ist<br />

den harten privaten <strong>und</strong> öffentlichen E<strong>in</strong>schnitten ebenso geschuldet wie den s<strong>in</strong>kenden Reallöhnen<br />

<strong>und</strong> anderen Preisrückgängen. So hat sich Litauens <strong>in</strong>ternationale Wettbewerbsfähigkeit bei<br />

e<strong>in</strong>em konstanten Wechselkurs zum Euro <strong>in</strong> kurzer Zeit erheblich verbessert<br />

Litauens Industrieproduktion soll sich 2013 um 4,2% ausweiten, so die Erwartung der Dankse Bank.<br />

Dies <strong>und</strong> die stärkere Investitionstätigkeit kommen Lieferanten von Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen eben-<br />

42 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


so zugute wie Anbietern von Fahrzeugen. Die Neuwagenregistrierungen waren <strong>in</strong> Litauen 2012<br />

allerd<strong>in</strong>gs wie <strong>in</strong> vielen anderen europäischen Ländern rückläufig.<br />

Aufträge versprechen auch der Infrastrukturausbau <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige Großprojekte im Energiesektor.<br />

Die Anb<strong>in</strong>dung an die EU-Stromnetze verbessert sich durch die beiden Trassen LitPol nach Polen<br />

<strong>und</strong> NordBalt nach Schweden unter der Ostsee. Unklar ist noch, ob das neue Atomkraftwerk <strong>in</strong> Visag<strong>in</strong>as<br />

gebaut wird. Hierfür stehen als strategische Partner die beiden anderen baltischen Staaten<br />

Lettland <strong>und</strong> Estland sowie der japanische Hitachi-Konzern fest. Allerd<strong>in</strong>gs hatte sich e<strong>in</strong>e nichtb<strong>in</strong>dende<br />

Volksbefragung 2012 mehrheitlich gegen den Bau des Nuklearmeilers ausgesprochen.<br />

E<strong>in</strong> schwimmendes Flüssiggasterm<strong>in</strong>al soll <strong>in</strong> Klaipeda entstehen, dazu plant der dortige Hafen<br />

e<strong>in</strong>e Vertiefung der Becken <strong>und</strong> Investitionen <strong>in</strong> Zufahrtswege <strong>und</strong> neue Term<strong>in</strong>als, unter anderem<br />

zur Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> Passagierabfertigung. E<strong>in</strong>e wichtige Rolle bei der Realisierung vieler Vorhaben<br />

wird die Höhe der EU-Fördergelder <strong>in</strong> der nächsten F<strong>in</strong>anzierungsperiode von 2014 bis 2020<br />

spielen.<br />

Exportchancen für deutsche Unternehmen:<br />

Ausbau der Verkehrswege, Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen, Umwelttechnik, Energietechnik,<br />

Mediz<strong>in</strong>technik<br />

Großprojekte:<br />

LNG-Term<strong>in</strong>al, weitere Hafen<strong>in</strong>vestitionen Klaipeda, Investitionen <strong>in</strong>s Straßennetz, Stromtrasse<br />

LitPol nach Polen, Stromtrasse NordBalt nach Schweden, Atomkraftwerk<br />

5.2 Logistikgewerbe hat Konjunkturschwankungen gut überstanden<br />

/ Von Torsten Pauly<br />

Standort erhält im regionalen Vergleich gute Bewertung<br />

Vilnius (gtai) - Dank des GUS-Transits zählt die Logistikbranche <strong>in</strong> Litauen zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen.<br />

Im dabei bestehenden regionalen Wettbewerb punktet Litauen mit e<strong>in</strong>em guten Rank<strong>in</strong>g<br />

im Vergleich zu anderen Standorten <strong>und</strong> auch mit se<strong>in</strong>er günstigen Anb<strong>in</strong>dung besonders an Weißrussland<br />

<strong>und</strong> die Ukra<strong>in</strong>e. Für das Russlandgeschäft kann sich die Erreichbarkeit der dortigen Behörden<br />

<strong>in</strong> der nahen Enklave Kal<strong>in</strong><strong>in</strong>grad ebenfalls positiv auswirken.<br />

Der Logistiksektor hat <strong>in</strong> Litauen große Bedeutung <strong>und</strong> 2011 laut neuesten detaillierten Zahlen<br />

11,7% zur landesweiten Bruttowertschöpfung beigetragen. In den starken Konjunkturschwankungen<br />

der letzten Jahre hat sich das Logistikgewerbe besser entwickelt als die Wirtschaft im südbaltischen<br />

Land <strong>in</strong>sgesamt. So ist die Logistikbranche 2008 (+4,8%), 2010 (+11,4%) <strong>und</strong> 2011 (+2,3%) gewachsen,<br />

wobei es 2009 allerd<strong>in</strong>gs auch zu e<strong>in</strong>em Rückgang um 8,1% gekommen war. Dieser war<br />

aber ger<strong>in</strong>ger als der damalige E<strong>in</strong>bruch des litauischen Brutto<strong>in</strong>landsproduktes (-14,9%). Anders<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

43


Litauen<br />

als <strong>in</strong> der Gesamtwirtschaft hat die Wertschöpfung des Logistiksektors <strong>in</strong> Litauen bereits seit 2010<br />

wieder sukzessive neue Rekordniveaus erreicht.<br />

Bedeutung des Logistiksektors <strong>in</strong> Litauen<br />

E<strong>in</strong>wohnerzahl (2012 <strong>in</strong> Mio.) 3,0<br />

Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP, 2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro) 32,8<br />

BIP pro Kopf (2012 <strong>in</strong> Euro) 10.951<br />

Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2011 <strong>in</strong> Mio. Euro) 3.251<br />

Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2011 <strong>in</strong> % der<br />

11,7<br />

litauischen Bruttowertschöpfung)<br />

Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (2011 reale Veränderung<br />

2,3<br />

<strong>in</strong> %)<br />

Ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen (Ende 2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro), davon 11,9<br />

.Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor (Anteil <strong>in</strong> %) 2,0<br />

Quellen: Litauisches Statistikamt, Litauische Zentralbank<br />

Im Jahr 2012 hat sich die <strong>in</strong> Litauen beförderte Gütermenge <strong>in</strong>sgesamt leicht um 0,5% verr<strong>in</strong>gert.<br />

Dabei gab es jedoch unterschiedliche Entwicklungen bei den e<strong>in</strong>zelnen Verkehrsträgern. So haben<br />

die auf der Straße bewegten Waren zugenommen (+5,2%), ebenso wie die Pipel<strong>in</strong>edurchleitungen<br />

(+7,0%), die Luftfracht (+8,3%) <strong>und</strong> die B<strong>in</strong>nenschifffahrt (+1,1%). Rückläufig waren dagegen der Güterverkehr<br />

per Bahn (-5,6%) <strong>und</strong> die See<strong>transport</strong>e litauischer Anbieter (-2,5%).<br />

Güter<strong>transport</strong>e nach Verkehrsträgern <strong>in</strong> Litauen<br />

Verkehrsträger<br />

Beförderte Güter<br />

2012 (<strong>in</strong> 1.000 t)<br />

Veränderung<br />

2012/11 (<strong>in</strong> % )<br />

Anteil (<strong>in</strong> %)<br />

Gesamtes Frachtvolumen, davon 120.689 -0,5 100,0<br />

Straßen<strong>transport</strong>e 48.428 5,2 40,1<br />

Schienen<strong>transport</strong>e 49.377 -5,6 40,9<br />

Schiffs<strong>transport</strong>e 8.056 -2,0 6,7<br />

B<strong>in</strong>nenschifffahrt 1.050 1,1 0,9<br />

Hochseeschifffahrt 7.006 -2,0 5,8<br />

Pipel<strong>in</strong>es 14.827 0,7 12,3<br />

Luft<strong>transport</strong>e 1 8,3 0,01<br />

Quelle: Litauisches Statistikamt<br />

Der Umschlag <strong>in</strong> den beiden litauischen Seehäfen Klaipeda <strong>und</strong> But<strong>in</strong>ge hat sich 2012 um 3,9% auf<br />

<strong>in</strong>sgesamt 43,8 Mio. t. verr<strong>in</strong>gert. Hiervon entfiel der größte Anteil auf Flüssiggut (43%), vor allem<br />

auf Ölprodukte (38%) <strong>und</strong> Dünger (4%). Es folgte Schüttgut (32%), wobei fester Dünger mit 18% an erster<br />

Stelle stand. Stückgut hatte e<strong>in</strong>en Anteil von 25%. Der Conta<strong>in</strong>erumschlag ist 2012 leicht um 0,2%<br />

44 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


auf 381.278 TEU gesunken, die RoRo-Abfertigungen haben sich dagegen um 1,2% auf 264.448 Fahrzeuge<br />

erhöht. Die Anlagen <strong>in</strong> But<strong>in</strong>ge dienen im Wesentlichen der Verladung von Ölprodukten für<br />

die Raff<strong>in</strong>erie <strong>in</strong> Mazeikiai.<br />

Umschlag <strong>in</strong> Seehäfen <strong>in</strong> Litauen (<strong>in</strong> Mio. t)<br />

2011 2012 Veränderung 2012/11<br />

(<strong>in</strong> %)<br />

Insgesamt, darunter <strong>in</strong> 45,5 43,8 *) -3,9<br />

Klaipeda 36,6 35,2 -3,7<br />

But<strong>in</strong>ge 8,9 8,5 -4,6<br />

*) Abweichungen zwischen Summe <strong>und</strong> E<strong>in</strong>zelposten wegen R<strong>und</strong>ungen<br />

Quelle: Hafen Klaipeda<br />

Die hohe gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Logistiksektors beruht nicht nur auf dem mit drei<br />

Millionen E<strong>in</strong>wohnern relativ kle<strong>in</strong>en Inlandsmarkt, sondern <strong>in</strong> starkem Maße auch auf dem <strong>in</strong>ternationalen<br />

Geschäft, vor allem auf dem GUS-Transit. Im Jahr 2011 waren 70% der <strong>in</strong> Litauen per Bahn<br />

beförderten Gütermenge für den grenzüberschreitenden Verkehr bestimmt <strong>und</strong> beim Lkw-Transport<br />

waren es 36%. Dies erklärt auch, warum sich die Logistikbranche <strong>in</strong> den letzten Jahren besser<br />

entwickeln konnte als die B<strong>in</strong>nenkonjunktur <strong>in</strong>sgesamt.<br />

Litauen eignet sich zum Transit zum e<strong>in</strong>en durch die breite russische Spur (152 cm), die dort Standard<br />

ist <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en ununterbrochenen Bahnverkehr zu allen GUS-Zielen erlaubt. Zudem vere<strong>in</strong>t das<br />

Land die Rahmenbed<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>es EU-Mitglieds mit historisch vorhandenen Kenntnissen von Sprachen<br />

<strong>und</strong> Gepflogenheiten im GUS-Raum. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es beim GUS-Transit e<strong>in</strong>e erhebliche Konkurrenz<br />

der Standorte <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland, <strong>in</strong> allen drei baltischen Staaten <strong>und</strong> <strong>in</strong> Russland selbst. Diese bieten<br />

ebenfalls den Vorteil der russischen Gleise <strong>und</strong> im Falle der baltischen Nachbarn auch die Komb<strong>in</strong>ation<br />

der EU-Zugehörigkeit mit Kenntnissen des postsowjetischen Gebietes.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs hebt sich Litauen von allen anderen Ostseeanra<strong>in</strong>ern <strong>in</strong>sofern ab, da es sich geographisch<br />

nicht nur zum Transit für Russland <strong>und</strong> zentralasiatische GUS-Märkte, sondern <strong>in</strong>sbesondere<br />

auch für Weißrussland, die Ukra<strong>in</strong>e sowie weitere Dest<strong>in</strong>ationen am Schwarzen Meer anbietet.<br />

Zudem bleibt die litauische Küste im W<strong>in</strong>ter eisfrei, was weiter nördlich meist nicht der Fall ist.<br />

Auch spielt der Stückgutumschlag <strong>in</strong> den litauischen Häfen im Vergleich zu denen <strong>in</strong> Lettland <strong>und</strong><br />

Estland e<strong>in</strong>e größere Rolle, Flüssig- <strong>und</strong> Schüttgut dagegen e<strong>in</strong>e etwas ger<strong>in</strong>gere. Zudem s<strong>in</strong>d der<br />

Straßen- <strong>und</strong> der Schienen<strong>transport</strong> <strong>in</strong> Litauen etwa gleich bedeutend, während <strong>in</strong> den anderen<br />

beiden baltischen Staaten die Bahnfracht deutlich überwiegt.<br />

Litauen erhält im regionalen Vergleich auch gute Standortbewertungen. Der Logistics-Performance-Index<br />

der Weltbank führt Litauen im Rank<strong>in</strong>g 2012 unter 155 Ländern auf Rang 58 <strong>und</strong> damit<br />

besser als Estland (65.), Lettland (76.) <strong>und</strong> Russland (95.). Sogar auf dem dritten Platz bef<strong>in</strong>det<br />

sich F<strong>in</strong>nland, dass jedoch auch e<strong>in</strong> deutlich teurerer Standort ist. Die besten Bewertungen erhält<br />

Litauen <strong>in</strong> den Kategorien Pünktlichkeit <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationale Verschiffung, die schlechtesten E<strong>in</strong>schätzungen<br />

gibt es für die Infrastruktur, die Verzollung <strong>und</strong> die Nachverfolgung der Ware.<br />

Im Jahr 2011 haben <strong>in</strong> der litauischen Logistikbranche 4.719 Unternehmen (2010: 4.369) e<strong>in</strong>en Gesamtumsatz<br />

von 5,5 Mrd. Euro (2010: 4,7 Mrd. Euro) erwirtschaftet. Auch Firmen wie die auf Chemi-<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

45


Litauen<br />

kalien<strong>transport</strong>e spezialisierte Hoyer Baltic Expedition UAB nutzen Litauen unter deutscher Geschäftsführung<br />

erfolgreich für das GUS-Geschäft. Zu den größten Anbietern mit deutscher Beteiligung<br />

zählen Kühne & Nagel UAB, Hegelmann <strong>transport</strong>e UAB, DPD Lietuva UAB, Hellmann Worldwide<br />

Logistics UAB <strong>und</strong> Schenker UAB. Das umsatzstärkste Logistikunternehmen <strong>in</strong> Litauen ist die<br />

Staatsbahn. Unter den führenden Logistikanbietern bef<strong>in</strong>den sich darüber h<strong>in</strong>aus vor allem Spediteure,<br />

die größtenteils <strong>in</strong>termodale Dienstleistungen anbieten.<br />

Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Litauen<br />

Anbieter (Sitz) Anmerkungen Umsatz (2012 Internetadresse<br />

<strong>in</strong> Mio. Euro)<br />

Lietuvos Gelez<strong>in</strong>keliai<br />

AB(Vilnius)<br />

Staatliche Bahn<br />

500,2 www.litrail.lt<br />

Girteka logistics UAB<br />

(Region Vilnius)<br />

DFDS Seaways AB<br />

(Klaipeda)<br />

Vlantana, UAB (Region<br />

Klaipeda)<br />

Lietuvos pastas AB<br />

(Vilnius)<br />

DSV Transport UAB<br />

(Vilnius)<br />

Transekspedicija UAB<br />

(Region Vilnius)<br />

Transimeksa UAB Gruppe<br />

(Siauliai)<br />

Baltic Transl<strong>in</strong>e UAB<br />

(Kaunas)<br />

LKW-Spediteur, Betreiber<br />

mehrerer Logistikzentren<br />

Dänischer <strong>in</strong>termodaler<br />

Konzern, <strong>in</strong> Litauen v.a.<br />

Reederei<br />

LKW-Spediteur<br />

Staatliche Post<br />

Lkw-Spediteur, Intermodal,<br />

Eigentümer:<br />

DSV, Dänemark<br />

LKW-Spediteur<br />

LKW-Spediteur<br />

LKW-Spediteur, Schiffs<strong>transport</strong>e<br />

160,1 www.girteka.lt<br />

89,8 www.dfdsseaways.lt<br />

83,4 www.vlantana.lt<br />

55,4 www.post.lt<br />

47,3 www.dsv.lt<br />

46,7 www.transekspedicija.lt<br />

42,0 www.transimeksa.lt<br />

39,4 www.baltictransl<strong>in</strong>e.lt<br />

Hoptrans UAB (Kaunas) Intermodal 36,1 www.hoptrans.lt<br />

Kühne & Nagel UAB Intermodal<br />

23,6 www.kn-portal.com<br />

(Vilnius)<br />

Hegelmann <strong>transport</strong>e<br />

UAB (Kaunas)<br />

LKW-Spediteur, auch<br />

Kühl-, Schwer-, Gefahrgut<strong>transport</strong>e<br />

21,4 www.hegelmann.lt<br />

DPD Lietuva UAB (Vilnius)<br />

Hellmann Worlswide<br />

Logistics UAB (Vilnius)<br />

Schenker UAB (Trakai)<br />

Intermodal, Kurierdienste<br />

Intermodal, Kurierdienste<br />

Lkw-Spediteur, Intermodal<br />

16,4 www.dpd.lt<br />

12,0 www.hellmann.net<br />

8,5 www.schenker.lt<br />

Quellen: Unternehmensangaben; Zeitung „Verslo z<strong>in</strong>ios“<br />

46 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Kontaktanschriften:<br />

M<strong>in</strong>isterium, Öffentliche Institutionen<br />

M<strong>in</strong>isterium für Verkehr <strong>und</strong> Kommunikation<br />

(Susisiekimo m<strong>in</strong>isterija)<br />

Abteilung für Straßenverkehrs- <strong>und</strong> Zivilluftfahrtpolitik<br />

(Keliu <strong>transport</strong>o ir civil<strong>in</strong>es aviacijos politikos departamentas)<br />

Abteilung für Bahn- <strong>und</strong> Wasserverkehrspolitik<br />

(Vandens ir gelez<strong>in</strong>keliu <strong>transport</strong>o politikos departamentas)<br />

Gedim<strong>in</strong>o pr 17; 01505 Vilnius<br />

Tel.: 003705/261 23 63; Fax: -212 43 35<br />

E-Mail: sum<strong>in</strong>@sum<strong>in</strong>.lt; Internet: www.transp.lt<br />

Litauische Straßenverwaltung<br />

(Lietuvos automobiliu keliu direkcija)<br />

J. Basanaviciaus g. 36/2; 03109 Vilnius<br />

Tel.: 003705/232 96 00; Fax: -232 96 09<br />

E-Mail: lra@lra.lt; Internet: www.lra.lt<br />

Verband, Kammer<br />

Litauischer Nationaler Spediteurs- <strong>und</strong> Logistikverband LINEKA<br />

(Lietuvos nacional<strong>in</strong>e ekspeditoriu ir logistu asociacija)<br />

Naugarduko g. 102-403; 03160 Vilnius<br />

Tel. <strong>und</strong> Fax: 003705/277 90 36<br />

E-Mail: Internet: www.l<strong>in</strong>eka.lt<br />

<strong>Deutsch</strong>-<strong>Baltische</strong> <strong>Handelskammer</strong> <strong>in</strong> Estland, Lettland, Litauen - Büro Litauen<br />

V<strong>in</strong>co Kurdikos g. 6; 03105 Vilnius<br />

Tel.: 003705/213 11 22; Fax: -213 10 13<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo.lt@ahk-balt.org; Internet: www.ahk-balt.org<br />

5.3 Attraktivität als Logistikstandort soll weiter erhöht werden /<br />

Von Torsten Pauly<br />

Starke Ausweitung der Sonderwirtschaftszonen<br />

Vilnius (gtai) - In Litauen sollen <strong>in</strong> den kommenden Jahren Investitionen <strong>in</strong> den Hafen Klaipeda, <strong>in</strong> neue<br />

Logistikzentren <strong>und</strong> <strong>in</strong> mehrere Sonderwirtschaftszonen fließen. Darüber h<strong>in</strong>aus bestehen Pläne für die<br />

neue Bahnl<strong>in</strong>ie Rail Baltic <strong>und</strong> die Autobahn Via Baltica, welche beide <strong>in</strong> Nord-Süd-Richtung verlaufen<br />

sollen. E<strong>in</strong>e Herausforderung im sehr wichtigen GUS-Transit ist für den litauischen Logistiksektor aber<br />

auch der Bau des neuen russischen Großhafens Ust-Luga unweit der estnischen Grenze.<br />

Die neuen russischen Anlagen an der Mündung des Luga-Flusses verstärken nochmals den ohneh<strong>in</strong><br />

schon <strong>in</strong>tensiven Wettbewerb im GUS-Geschäft, der zwischen Standorten <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland, dem Bal-<br />

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47


Litauen<br />

tikum <strong>und</strong> Russland herrscht. Der Hafen Ust-Luga bef<strong>in</strong>det sich im raschen Ausbau, konnte se<strong>in</strong>en<br />

Umschlag 2012 mit 46,7 Mio. t mehr als verdoppeln (+107,2%) <strong>und</strong> will 2018 sogar e<strong>in</strong> Volumen von<br />

180 Mio. t erreichen. Dann wäre der neue Hafen weitaus größer als derjenige <strong>in</strong> Hamburg (131 Mio. t<br />

<strong>in</strong> 2012).<br />

Selbst wenn Ust-Luga dieses ehrgeizige Ziel nicht verwirklicht, so könnten die neuen Kapazitäten<br />

doch Transit aus Litauen abziehen. Allerd<strong>in</strong>gs sprechen e<strong>in</strong>ige Gründe dafür, dass der litauische<br />

Hafenumschlag weniger betroffen wäre als der lettische <strong>und</strong> estnische. Zum e<strong>in</strong>en ist das südbaltische<br />

Klaipeda am weitesten von Ust-Luga entfernt <strong>und</strong> zudem das ganze Jahr h<strong>in</strong>durch eisfrei. Zum<br />

anderen dom<strong>in</strong>iert Russland als Markt weniger, da wegen der geographischen Lage Weißrussland<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> der Verlängerung Dest<strong>in</strong>ationen <strong>in</strong> der Ukra<strong>in</strong>e <strong>und</strong> am Schwarzen Meer e<strong>in</strong>e etwas wichtigere<br />

Rolle spielen.<br />

Klaipeda ist zudem derjenige baltische Hafen mit dem höchsten Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> RoRo-Aufkommen,<br />

wenngleich auch dort Schütt- <strong>und</strong> Flüssiggut noch überwiegen. Russische Unternehmen<br />

könnten ihren Rohstoffexport schneller <strong>und</strong> stärker nach Ust-Luga verlagern als <strong>in</strong>ternationale<br />

Logistikkonzerne ihren Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> Stückgutversand <strong>in</strong> die GUS, so die Erwartung von<br />

Branchenkennern.<br />

Im Hafen Klaipeda stehen 2013 Investitionen von 95 Mio. Euro an. Diese sollen vor allem <strong>in</strong> neue<br />

Term<strong>in</strong>als, Kaianlagen <strong>und</strong> Zufahrtswege fließen. E<strong>in</strong>en Kredit über 44 Mio. Euro hat im Februar<br />

2013 die Nordische Investitionsbank zur Vertiefung des Hafenbeckens auf 14,5 m sowie zur Modernisierung<br />

<strong>und</strong> zum Ausbau von Passagier- <strong>und</strong> Frachtterm<strong>in</strong>als bewilligt. Bis 2014 entsteht <strong>in</strong> Klaipeda<br />

auch e<strong>in</strong> neues Conta<strong>in</strong>erterm<strong>in</strong>al mit e<strong>in</strong>er Jahreskapazität von 750.000 TEU, an der F<strong>in</strong>anzierung<br />

beteiligen sich die Europäische Bank für Wiederaufbau <strong>und</strong> Entwicklung <strong>und</strong> die schwedische<br />

SEB-Bank.<br />

Das mit voraussichtlich 430 Mio. Euro teuerste Investitionsvorhaben <strong>in</strong> Klaipeda ist jedoch das<br />

schwimmende Flüssiggasterm<strong>in</strong>al, für das als strategischer Partner bereits das norwegische Unternehmen<br />

Hoegh LNG feststeht. Allerd<strong>in</strong>gs hatte <strong>in</strong> diesem Projekt das Unternehmen PPS Pipel<strong>in</strong>e<br />

Systems erfolgreich E<strong>in</strong>spruch gegen die Vergabe e<strong>in</strong>er Gaspipel<strong>in</strong>e erhoben, weswegen sich<br />

deren Realisierung verzögert.<br />

Zwei geplante europäische Verkehrsachsen <strong>in</strong> Nord-Süd-Richtung würden es dem litauischen<br />

Logistiksektor erleichtern, se<strong>in</strong>en noch sehr auf die GUS ausgerichteten Transit zu diversifizieren.<br />

Zum e<strong>in</strong>en soll <strong>in</strong> den kommenden Jahren e<strong>in</strong>e völlig neue Bahntrasse mit mitteleuropäischer Spur<br />

von Tall<strong>in</strong>n an der estnischen Küste über Riga <strong>und</strong> Litauen nach Warschau entstehen. Dieses Projekt<br />

ist jedoch über erste Planungen noch nicht h<strong>in</strong>ausgekommen <strong>und</strong> wird stark von e<strong>in</strong>er EU-Förderung<br />

abhängen. Diese steht im Frühjahr 2013 aber noch nicht fest.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus bestehen Pläne zum Ausbau der auch „Via Baltica“ genannten Fernstraße E 67 zur<br />

durchgängigen Autobahn von Tall<strong>in</strong>n über Riga <strong>und</strong> die litauischen Zentren Panevezys sowie Kaunas<br />

bis Warschau. Diese verläuft derzeit aber nur auf e<strong>in</strong>igen litauischen <strong>und</strong> estnischen Abschnitten<br />

als Autobahn. Auch <strong>in</strong> diesem Fall wird der weitere Ausbau stark von der Höhe der EU-Förderung<br />

für den Zeitraum 2014 bis 2020 abhängen, welche noch unklar ist.<br />

In Klaipeda, Kaunas <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Hauptstadt Vilnius gibt es auch Pläne für drei große, <strong>in</strong>termodale<br />

Logistikzentren (Public Logistics Center). Diese entwickelt die Litauische Staatsbahn mit. Das Zentrum<br />

<strong>in</strong> Vilnius soll 2014 öffnen.<br />

48 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Zudem bieten sich Sonderwirtschaftszonen als Standorte an. Dort s<strong>in</strong>d Unternehmen ab e<strong>in</strong>er Investition<br />

von 1 Mio. Euro für sechs Jahre von der Körperschaftsteuer <strong>in</strong> Höhe von 15% befreit. Weitere<br />

zehn Jahre zahlen sie nur die Hälfte dieses Satzes. Darüber gibt es <strong>in</strong> Sonderwirtschaftszonen ke<strong>in</strong>e<br />

Immobiliensteuer (0,3 bis 1%) <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e Steuer auf Dividenden, die an ausländische Anteilseigner<br />

ausgeschüttet werden. Diese kann sonst 15% erreichen. In Litauen existieren zwei Sonderwirtschaftszonen<br />

<strong>in</strong> der Hafenstadt Klaipeda <strong>und</strong> <strong>in</strong> Kaunas an der E 67. Darüber h<strong>in</strong>aus bestehen Pläne<br />

für neue Sonderwirtschaftszonen entlang der E 67 <strong>in</strong> Panevezys, Keda<strong>in</strong>iai <strong>und</strong> Marijampole sowie<br />

im Nordwesten des Landes <strong>in</strong> Siauliai <strong>und</strong> Akmene.<br />

Ausgewählte Logistikzentren <strong>in</strong> Litauen<br />

Logistikzentrum/-park<br />

Kommentar<br />

SWZ <strong>in</strong> Hafenstadt Klaipeda eisfreier Hafen mit Panamaxkapazität (v.a. Öl, Dünger,<br />

Conta<strong>in</strong>er, RoRo); SWZ 412 ha (www.fez.lt)<br />

Klaipeda Bus<strong>in</strong>ess Park<br />

moderne Logistikflächen <strong>in</strong> SWZ, 24.000 qm<br />

(www.bntp.lt)<br />

SWZ Kaunas<br />

mit Airpark am Flughafen; 294 ha, Erweiterung geplant<br />

(www.ftz.lt)<br />

Kaunas Term<strong>in</strong>al<br />

moderne Logistikflächen <strong>in</strong> SWZ, nahe Flughafen;<br />

31.000 qm (www.kaunasterm<strong>in</strong>al.lt)<br />

Trom<strong>in</strong>a Logistikzentrum (Vilnius) moderne Logistikflächen, unweit des Flughafens<br />

Vilnius <strong>und</strong> Rangierbahnhof; 35.000 qm (www.trom<strong>in</strong>a.lt)<br />

Airport Bus<strong>in</strong>ess Park (Vilnius) moderne Logistikflächen unweit des Flughafen<br />

Vilnius, Bahnanschluss; 22.700 qm; derzeit ke<strong>in</strong>e<br />

freien Kapazitäten (www.<strong>in</strong>real.lt)<br />

Quellen: Betreibergesellschaften, DTZ, Invest Lithuania<br />

Ausgewählte Großprojekte im litauischen Logistiksektor<br />

Projektbezeichnung Investition Projektstand sonstige Anmerkungen<br />

(Mio. Euro)<br />

Flüssiggasterm<strong>in</strong>al<br />

Klaipeda (bis zu<br />

3 Mrd. cbm)<br />

Ausbau Hafen Klaipeda<br />

Rail-Baltic-Bahnl<strong>in</strong>ie<br />

Tall<strong>in</strong>n-Lettland-<br />

Litauen-Polen<br />

430 Planung Fertigstellung bis Ende 2014 geplant;<br />

Projektträger Klaipedos<br />

Nafta AB; Vertrag mit Hoegh<br />

LNG (Norwegen) über Lieferung<br />

<strong>und</strong> 10jährigen Betrieb<br />

(www.oil.lt)<br />

95 (<strong>in</strong> 2013) Planung, z.T.<br />

Realisierung<br />

k.A. Planung<br />

v.a. Investitionen <strong>in</strong> Zufahrtswege,<br />

Term<strong>in</strong>als, Lager, Hafenvertiefung,<br />

Kaianlagen<br />

(www.portofklaipeda.lt)<br />

Realisierung auch abhängig von<br />

EU-Förderung ab 2014<br />

(www.rgbc.eu,<br />

www.rail-baltica.lt)<br />

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49


Litauen<br />

Ausgewählte Großprojekte im litauischen Logistiksektor (Forts.)<br />

Public Logistics<br />

Center Vilnius<br />

Public Logistics<br />

Center Kaunas<br />

Projektbezeichnung<br />

Public Logistics<br />

Center Klaipeda<br />

35 Planung Staatsbahn Projektpartner<br />

(www.<strong>in</strong>vestlithuania.com)<br />

275 *) Planung Staatsbahn Projektpartner<br />

(www.<strong>in</strong>vestlithuania.com)<br />

Investition Projektstand sonstige Anmerkungen<br />

(Mio. Euro)<br />

30 Planung Staatsbahn Projektpartner<br />

(www.<strong>in</strong>vestlithuania.com)<br />

SWZ Panevezys k.A. Planung 47 ha; an Via-Baltica-Trasse<br />

(www.<strong>in</strong>vestlithuania.com)<br />

SWZ Keda<strong>in</strong>iai k.A. Planung 131 ha; an Via-Baltica-Trasse<br />

(www.<strong>in</strong>vestlithuania.com)<br />

SWZ Marijampole k.A. Planung 78 ha; an Via-Baltica-Trasse<br />

(www.<strong>in</strong>vestlithuania.com)<br />

SWZ Siauliai k.A. Planung 218 ha (www.<strong>in</strong>vestlithuania.com)<br />

SWZ Akmene k.A. Planung 99 ha (www.<strong>in</strong>vestlithuania.com)<br />

*) <strong>in</strong>klusive Bahnanschluss <strong>und</strong> Arbeiten an Rail-Baltic-Trasse<br />

Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen, Invest Lithuania<br />

50 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Polen<br />

Polen<br />

6. Polen<br />

6.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick / Von Michal Wozniak<br />

Aktives Warten auf neue EU-Fonds<br />

Warschau (gtai) - Polens BIP-Dynamik liegt seit Jahren weit über dem EU-Durchschnitt. 2012 betrug das<br />

Wachstum 1,9%. Laut den neuesten OECD-Prognosen werden es 2013 nur 1,6%. Allerd<strong>in</strong>gs soll die zweite<br />

Jahreshälfte e<strong>in</strong>e Belebung br<strong>in</strong>gen. 2014 soll das Wachstum auf 2,5% beschleunigen. Es wird dabei - sehr<br />

ungewöhnlich für Polen - nur wenige Impulse aus dem Privatkonsum geben, der 2013 um lediglich 0,7%<br />

zulegen soll. Wachstum entsteht vor allem durch die Investitionen im Unternehmenssektor. Hier wird<br />

mit 2,3% e<strong>in</strong>e höhere Dynamik erwartet.<br />

Auch der Außenhandel sollte zulegen. Die Exporte sollen nach +3,8% im Jahr 2012 <strong>in</strong> diesem Jahr<br />

um knapp 5% wachsen, die E<strong>in</strong>fuhren um etwas bescheidenere 3,4% - was den 0,6-prozentigen<br />

Rückgang aus 2012 wettmachen würde. <strong>Deutsch</strong>land ist <strong>und</strong> bleibt wichtigster Handelspartner mit<br />

knapp 24% Anteil. Das schwierige europäische Umfeld spiegelt sich momentan vor allem auf dem<br />

Arbeitsmarkt wider: Laut Eurostat erreichte die Arbeitslosigkeitsrate im Februar 2013 e<strong>in</strong> Niveau<br />

von 10,6%.<br />

E<strong>in</strong>en erneuten Investitionsboom wird wohl erst die neue EU-Haushaltsperiode ab 2014 br<strong>in</strong>gen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs versucht die öffentliche Hand, die Übergangszeit zu verkürzen. Noch <strong>in</strong> diesem Jahr sollen<br />

erste Aufträge für Investitionen aus dem neuen Budgettopf ausgeschrieben werden. 2013 sol-<br />

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51


Polen<br />

len etwa 4 Mrd. Euro <strong>in</strong> den Bau neuer Straßen fließen. Der Unterhalt von immer mehr Land- <strong>und</strong><br />

Schnellstraßen wird zudem an externe Auftragnehmer vergeben.<br />

Im Bahnbereich stehen immer noch mehr als 1 Mrd. Euro an EU-Mitteln aus der verstreichenden<br />

Budgetperiode zur Verfügung. Als Vorbereitung für die kommende F<strong>in</strong>anzierung sollen zudem<br />

bereits 2013 Planungsaufträge starten. Polnische Seehäfen, vor allem <strong>in</strong> Danzig <strong>und</strong> Gd<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong>vestieren<br />

weiterh<strong>in</strong> kräftig <strong>in</strong> Ausbau <strong>und</strong> Modernisierung. In Danzig soll unter anderem e<strong>in</strong><br />

Brennstoffterm<strong>in</strong>al entstehen.<br />

Weitere Chancen bestehen im Bereich Umweltschutz, vor allem <strong>in</strong> der Müllentsorgung <strong>und</strong> -verarbeitung.<br />

Die Luftfahrt<strong>in</strong>dustrie will ihre Tätigkeit ausbauen <strong>und</strong> b<strong>in</strong>nen der nächsten vier Jahre<br />

ihre Belegschaft um fast 20% erhöhen. Nach breiter Konsolidierung wollen auch nationale Chemiekonzerne<br />

vermehrt <strong>in</strong>vestieren. E<strong>in</strong>e entsprechende Strategie soll bis Ende des Jahres entstehen.<br />

Nur bei Erneuerbaren Energien (EE) herrscht trotz ambitionierter EU-Vorgaben Stillstand - die<br />

Branche wartet auf das neue EE-Gesetz, das aber wohl nicht vor Anfang 2014 <strong>in</strong> Kraft treten wird.<br />

Exportchancen für deutsche Unternehmen:<br />

Verkehrs- <strong>und</strong> Signaltechnik, Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen, Energietechnik, Chemieprodukte,<br />

Umwelttechnik, Mediz<strong>in</strong>technik, IKT-Technik<br />

Großprojekte:<br />

Investitionen <strong>in</strong>s Schienennetz, Hafenausbau, Kfz-Teile, Abfallwirtschaft, Militärtechnologie,<br />

Energetik<br />

6.2 Logistik ist von großer Bedeutung / Von Beatrice Repetzki<br />

Straßen<strong>transport</strong> überwiegt / Conta<strong>in</strong>er werden wichtiger<br />

Warschau (gtai) - Die Logistikbranche hat <strong>in</strong> Polen aufgr<strong>und</strong> der zentralen Lage <strong>in</strong> Europa e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Funktion. Das gilt sowohl für den Transit zwischen Westeuropa <strong>und</strong> den GUS-Staaten als auch für den<br />

Transport von der Ostsee <strong>in</strong> Richtung Südeuropa. Die Transport- <strong>und</strong> Lagerwirtschaft trug 2012 mit 6,1%<br />

zur Bruttowertschöpfung des Landes bei. Ihre Kapazitäten bef<strong>in</strong>den sich wie auch die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur<br />

<strong>in</strong>sgesamt im Ausbau. Hier werden auch dank EU-Förderung Fortschritte gemacht.<br />

Die Gesamte<strong>in</strong>nahmen des Transportsektors summierten sich 2011 laut dem Statistischen Hauptamt<br />

GUS auf 150,5 Mrd. Zloty (Zl; r<strong>und</strong> 36,5 Mrd. Euro, 1 Euro = 4,1206 Zl; Durchschnittskurs 2011;<br />

2010: 141,6 Mio. Zl). Sie wurden zu 80% vom Privatsektor erwirtschaftet. R<strong>und</strong> die Hälfte entfiel auf<br />

die Güterfracht (2011: 75,7 Mrd. Zl; 2010: 70,9 Mrd. Zl). Im Jahr 2011 wurden unter E<strong>in</strong>beziehung der<br />

52 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Kle<strong>in</strong>betriebe <strong>in</strong>sgesamt 1.912,2 Mio. t Güter befördert, was e<strong>in</strong>em Zuwachs von 6,5% gegenüber<br />

2010 entspricht.<br />

Davon entfielen 83,5% auf den Transport über die Straße, 13,0% auf die Bahn, 2,8% auf Pipel<strong>in</strong>es, 0,4%<br />

wurden über das Meer <strong>und</strong> 0,3% durch B<strong>in</strong>nengewässer <strong>transport</strong>iert. Die Luftfracht fiel mit r<strong>und</strong><br />

45.000 t kaum <strong>in</strong>s Gewicht. Im <strong>in</strong>ternationalen Güterverkehr wurden 2011 r<strong>und</strong> 271,3 Mio. t verfrachtet.<br />

Besonders kräftig stieg der Transport <strong>in</strong> Conta<strong>in</strong>ern mit e<strong>in</strong>em Zuwachs von 17,2% auf<br />

27,6 Mio. t, darunter 7,1 Mio. t im <strong>in</strong>ternationalen Verkehr (+33,4%).<br />

Bedeutung des Logistiksektors <strong>in</strong> Polen<br />

E<strong>in</strong>wohnerzahl (<strong>in</strong> Mio., Stand: Februar 2013) 38,5<br />

Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP, 2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro) 381,4<br />

BIP pro Kopf (2012 <strong>in</strong> Euro) 9.906,5<br />

Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Lagerwirtschaft (2012 <strong>in</strong> Mrd. Euro) 20,5<br />

Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Lagerwirtschaft (2012 <strong>in</strong> % der<br />

6,1<br />

polnischen Bruttowertschöpfung)<br />

Bruttowertschöpfung Transport- <strong>und</strong> Lagerwirtschaft (2012, Veränderung<br />

+13,1<br />

zu 2011 <strong>in</strong> %)<br />

Ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen (2011 <strong>in</strong> Mrd. Euro), Bestand, davon 153,3<br />

Transport- <strong>und</strong> Lagerwirtschaft (Anteil <strong>in</strong> %) 1,3<br />

Durchschnittlicher Bruttomonatslohn <strong>in</strong> Unternehmen des Sektors<br />

843,29<br />

Transport <strong>und</strong> Lagerung (2012, <strong>in</strong> Euro)<br />

darunter Transport über Land <strong>und</strong> durch Pipel<strong>in</strong>es (2012, <strong>in</strong> Euro) 797,20<br />

Quellen: Polnisches Statistisches Hauptamt GUS, Polnische Nationalbank NBP; Umrechnung der Beträge <strong>in</strong> Zloty gemäß Durchschnittskurs 2012 (1<br />

Euro = 4,1847 Zl)<br />

Größere Unternehmen <strong>transport</strong>ieren die Hälfte der Güter per Bahn, wobei das Transportaufkommen<br />

2012 jedoch zu Gunsten der Straße zurückg<strong>in</strong>g. Bezieht man kle<strong>in</strong>ere Speditionen e<strong>in</strong> <strong>und</strong> betrachtet<br />

die gesamte Transporttätigkeit, so herrscht der Straßen<strong>transport</strong> klar vor. Der Frachtverkehr<br />

über B<strong>in</strong>nengewässer brach 2012 e<strong>in</strong>, auch der Meeres<strong>transport</strong> schrumpfte.<br />

Güter<strong>transport</strong>e nach Verkehrsträgern <strong>in</strong> Polen 2012 (<strong>in</strong> Mio. t; größere Unternehmen)<br />

Verkehrsträger Anteil (<strong>in</strong> %) Beförderte Güter<br />

(<strong>in</strong> Mio. t)<br />

Veränderung zu 2011<br />

(<strong>in</strong> %)<br />

Transport <strong>in</strong>sgesamt 100 460,4 -1,9<br />

Schiene 50,1 230,8 -7,1<br />

Straße 36,3 166,9 +7,3<br />

Pipel<strong>in</strong>es 11,5 53,0 -2,7<br />

Meer 1,5 7,1 -6,1<br />

B<strong>in</strong>nengewässer 0,6 2,7 -22,4<br />

Quelle: Statistisches Hauptamt GUS<br />

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53


Polen<br />

Der Transport über die Straße nimmt auch aufgr<strong>und</strong> des fortschreitenden Ausbaus des Autobahn<strong>und</strong><br />

Schnellstraßennetzes zu. Im Jahr 2012 kamen mit 716 km r<strong>und</strong> drei Mal so viele Straßenverb<strong>in</strong>dungen<br />

h<strong>in</strong>zu wie <strong>in</strong> jedem der Vorjahre. Die West-Ost-Autobahn von Berl<strong>in</strong> nach Warschau ist fertiggestellt,<br />

führt aber noch nicht weiter nach Belarus. Die südliche Ost-West-Trasse führt über Niederschlesien<br />

<strong>und</strong> Oberschlesien nach Krakow (Krakau), nicht jedoch weiter <strong>in</strong> die Ukra<strong>in</strong>e. Die<br />

Nord-Süd-Verb<strong>in</strong>dung von der Ostsee (Danzig/Gdansk) zu dem künftigen zentralen Autobahnkreuz<br />

Strykow bei Lodz (Lodsch) ist noch lückenhaft; ihre Weiterführung nach Oberschlesien über<br />

Katowice (Kattowitz) ist erst <strong>in</strong> der Planung.<br />

So besteht weiter erheblicher Handlungsbedarf, um die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur landesweit auf e<strong>in</strong>en<br />

modernen Stand zu br<strong>in</strong>gen. Das gilt auch für das Schienennetz, <strong>in</strong>nerhalb dessen 2012 r<strong>und</strong><br />

700 km erneuert wurden, 2011 sogar 1.017 km. 2013 sollen es 750 km werden. Die jährlichen Investitionsausgaben<br />

für neue Gleise bewegten sich <strong>in</strong> den vergangenen Jahren zwischen 3 Mrd. <strong>und</strong><br />

4 Mrd. Zl. Im künftigen EU-Haushalt 2014 bis 2020 wird der Eisenbahnverkehr noch stärker berücksichtigt.<br />

Das für das Streckennetz zuständige Staatsunternehmen PKP Polskie L<strong>in</strong>ie Kolejowe (PKP<br />

PLK) könnte r<strong>und</strong> 30 Mrd. Zl für Investitionen <strong>in</strong> die Bahn<strong>in</strong>frastruktur erhalten.<br />

E<strong>in</strong>en kräftigen Investitionsschub hat die Fußball-EM bewirkt, die 2012 <strong>in</strong> Polen <strong>und</strong> der Ukra<strong>in</strong>e<br />

stattfand. Im Vorfeld wurden unter anderem Autobahnabschnitte übergeben, Flughäfen erweitert<br />

<strong>und</strong> Bahnhöfe modernisiert. Großstädte wie Gdansk <strong>und</strong> Wroclaw (Breslau) erhielten neue Airport-Term<strong>in</strong>als.<br />

Auch kle<strong>in</strong>ere Städte wurden mit Flughäfen ausgestattet, so eröffnete 2012 e<strong>in</strong> neuer<br />

Airport im südostpolnischen Lubl<strong>in</strong>.<br />

Polen hat aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er zentralen Lage <strong>in</strong> Europa e<strong>in</strong>e wichtige Funktion als Transitland. Das gilt<br />

<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie für den West-Ost-Verkehr, den Handelsaustausch zwischen Westeuropa <strong>und</strong> den<br />

GUS-Staaten. Von Bedeutung ist aber auch der Nord-Süd-Transport von den Ostsee-Häfen <strong>in</strong> Richtung<br />

der Länder südlich bzw. auch westlich <strong>und</strong> östlich von Polen. Hier wird das künftige Autobahnkreuz<br />

Strykow e<strong>in</strong>e zentrale Rolle spielen.<br />

Neben dem <strong>in</strong>ternationalen Austausch dienen die Transportwege der Belieferung der eigenen Bevölkerung.<br />

Da noch etwa 90% der Energieerzeugung mit Kohle erfolgt, ist deren Beförderung weiter<br />

von elementarer Bedeutung. Kohle <strong>und</strong> Koks machten laut GUS 2012 mit 8,5 Mio. t erneut e<strong>in</strong><br />

gutes Drittel der Verladung fester Massengüter an den Meereshäfen aus. Bei den flüssigen Massengütern<br />

- <strong>in</strong>sgesamt 14,0 Mio. t - überwog Erdöl mit 12,3 Mio. t. Mit den steigenden Verladekapazitäten<br />

für Conta<strong>in</strong>er wächst auch deren Bedeutung. In Conta<strong>in</strong>ern wurden 2012 über die Häfen<br />

10,8 Mio. t Güter <strong>transport</strong>iert (+14,4% gegenüber 2011). Auf Ro-Ro-E<strong>in</strong>heiten (roll-on, roll-off) entfielen<br />

6,2 Mio. t (+0,5%), auf übrige e<strong>in</strong>zelne Ladungen 3,6 Mio. t (+8,8%).<br />

Der Güterumschlag an den Meereshäfen wuchs 2012 nach Angaben der Hafenverwaltungen <strong>in</strong>sgesamt<br />

um 0,8%. Dies gelang allerd<strong>in</strong>gs nur aufgr<strong>und</strong> des guten Ergebnisses des Hafens von Gdansk,<br />

der e<strong>in</strong>e Steigerung um fast 6% auf 26,8 Mio. t verzeichnete. Das Ergebnis von 2010 (27,2 Mio. t) wurde<br />

jedoch nicht erreicht. Die Häfen von Gdynia (Gd<strong>in</strong>gen) <strong>und</strong> Szczec<strong>in</strong>-Sw<strong>in</strong>oujscie (Stett<strong>in</strong>-Sw<strong>in</strong>emünde)<br />

mussten dagegen e<strong>in</strong>e Abnahme h<strong>in</strong>nehmen. Insgesamt schlugen die drei Häfen 63,1 Mio.<br />

t um, dies waren 0,5 Mio. t mehr als 2011.<br />

54 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Umschlag <strong>in</strong> den polnischen Meereshäfen (<strong>in</strong> Mio. t; Veränderung <strong>in</strong> %)<br />

2011 2012 Veränderung<br />

Gdansk 25,3 26,8 +5,9<br />

Szczec<strong>in</strong>-Sw<strong>in</strong>oujscie 21,4 20,5 -4,2<br />

Gdynia 15,9 15,8 -0,6<br />

Quelle: Hafenverwaltungen<br />

Der Güterbereich der Polnischen Staatlichen Eisenbahnen, PKP Cargo, deckt nach eigenen Angaben<br />

über die Hälfte des Marktes des Güter<strong>transport</strong>es per Bahn ab. Von zentraler Bedeutung ist dabei<br />

der Transport von Kohle, Ste<strong>in</strong>en, Erzen <strong>und</strong> Metallen. Im Bereich des dynamisch wachsenden<br />

Intermodalverkehrs will PKP Cargo se<strong>in</strong>e Position stärken, wie der Vorsitzende Lukasz Boron gegenüber<br />

der Tageszeitung Rzeczpospolita sagte. Dieser mache bereits 5% des gesamten Güter<strong>transport</strong>es<br />

per Bahn aus <strong>und</strong> könne mittelfristig e<strong>in</strong>en Anteil von 15 bis 20% erreichen.<br />

Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Polen (Umsatz 2012 <strong>in</strong> Mio. Zl) 1)<br />

Anbieter (Herkunftsland) 2) Sitz<br />

Umsatz Internet-Adresse<br />

PKP Cargo S.A. (Bahn, PL) Warschau 4.607,4 www.pkp-cargo.pl<br />

Raben Group sp.z o.o. (D) Gadki bei Poznan 2.017,8 www.raben<strong>transport</strong>.pl<br />

Schenker sp.z o.o. (D) DB<br />

Schenker Rail Polska (D)<br />

Warschau Zabrze<br />

1.338,7 k.A. www.dbschenker.pl<br />

www.rail.dbschenker.pl<br />

www.logistics.dbschenker.pl<br />

Havi Logistics sp.z o.o. (D) Warschau 1.032,0 www.havi-logistics.com<br />

PS Trade Trans sp.z o.o. Warschau<br />

783,7 www.tradetrans.pl<br />

GK, PL<br />

Cargotec Poland sp.z o.o. Stargard<br />

672,6 www.cargotec.com<br />

(F<strong>in</strong>nland)<br />

Szczec<strong>in</strong>ski<br />

Pol-Miedz Trans sp.z o.o. Lub<strong>in</strong><br />

562,0 www.pmtrans.com.pl<br />

(Kupfer, PL)<br />

OT Logistics (PL) Szczec<strong>in</strong> 466,8 www.otlogistics.com.pl<br />

Polzug (D) Hamburg k.A. www.polzug.de/pl/<br />

C. Hartwig Gdynia S.A. (PL) Gdynia k.A. www.chg.pl<br />

Polska Zegluga Morska Szczec<strong>in</strong><br />

k.A. www.polsteam.com.pl<br />

(PZM) (Meeresschifffahrt,<br />

PL)<br />

Polskie L<strong>in</strong>ie Oceaniczne Gdynia<br />

k.A. www.plo.com.pl<br />

S.A. (PLO, PL)<br />

Kühne & Nagel (D) Gadki bei Poznan k.A. www.kn-portal.com<br />

Loconi Intermodal S.A. (PL) Gdynia<br />

k.A. http://loconi.pl<br />

1) E<strong>in</strong>nahmen aus Verkäufen, 2) PL=Polen, D=<strong>Deutsch</strong>land<br />

Quelle: Liste der 500 größten Unternehmen der Tageszeitung „Rzeczpospolita“, Recherchen Germany Trade & Invest<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

55


Polen<br />

Die PKP errichtet <strong>in</strong> Franowo, Poznan (Posen), für r<strong>und</strong> 40 Mio. Zl e<strong>in</strong>en Intermodal-Term<strong>in</strong>al, an<br />

dem ab 2014 Conta<strong>in</strong>er von <strong>und</strong> nach <strong>Deutsch</strong>land umgeladen werden sollen. Im ersten Jahr sollen<br />

11.000 TEU (Conta<strong>in</strong>er-Kapazitäten) verladen werden, 2015 bereits 26.000 TEU. Hier ist außerdem<br />

e<strong>in</strong> großes Logistikzentrum geplant. PKP Cargo verfügt bereits über e<strong>in</strong> solches Zentrum mit e<strong>in</strong>em<br />

Conta<strong>in</strong>er-Term<strong>in</strong>al, das Centrum Logistyczne Malaszewicze bei Brest an der Grenze zu Belarus.<br />

Zudem will PKP Cargo stärker im Ausland aktiv werden, dort noch mehr Strecken bedienen <strong>und</strong><br />

eventuell andere Bahn<strong>transport</strong>firmen übernehmen, etwa aus Polens südlichen Nachbarländern.<br />

Boron rechnet noch 2013 mit dem Erhalt von Lizenzen zum selbständigen Transport <strong>in</strong> Ungarn <strong>und</strong><br />

den Niederlanden. PKP Cargo strebt an die Börse. Die <strong>Deutsch</strong>e Bahn ist <strong>in</strong> Polen mit DB Schenker<br />

vertreten <strong>und</strong> hält laut Boron dort e<strong>in</strong>en Marktanteil von 20%.<br />

Die Intermodalgesellschaft Polzug bef<strong>in</strong>det sich seit Herbst 2012 zu 100% <strong>in</strong> Besitz der Hamburger<br />

Hafen <strong>und</strong> Logistik AG (HHLA; http://hhla.de). Die HHLA hatte die Anteile von 25,5%, die das polnische<br />

Eisenbahnunternehmen PKP Cargo an Polzug hielt, zu e<strong>in</strong>em nicht genannten Preis übernommen.<br />

Der Hafen Hamburg Market<strong>in</strong>g e.V. hat e<strong>in</strong>e eigene Vertretung <strong>in</strong> Warschau (E-Mail:<br />

warsaw@hafen-hamburg.de).<br />

Kontaktanschriften:<br />

M<strong>in</strong>isterium für Transport, Baugewerbe <strong>und</strong> Meereswirtschaft:<br />

M<strong>in</strong>isterstwo Transportu, Budownictwa i Gospodarki Morskiej<br />

ul. Chalub<strong>in</strong>skiego 4/6; 00-928 Warszawa/Polen<br />

Tel.: 004822/6 30 10 00<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@<strong>transport</strong>.gov.pl, Internet: www.<strong>transport</strong>.gov.pl<br />

Landesrat für Sicherheit im Straßenverkehr (beim M<strong>in</strong>isterium):<br />

Krajowa Rada Bezpieczenstwa Ruchu Drogowego (KRBRD)<br />

ul. Chalub<strong>in</strong>skiego 4/6; 00-928 Warszawa/Polen<br />

Tel.: 004822/6 30 12 55, Fax: -8 30 00 80<br />

E-Mail: sekretariat@krbrd.gov.pl; Internet: www.krbrd.gov.pl<br />

Verbände, Kammern, Portale:<br />

Polnische Wirtschaftskammer für Kfz-Transport <strong>und</strong> Speditionen:<br />

Polska Izba Gospodarki Transportu Samochodowego i Spedycji<br />

Al. Jerozolimskie 144, pok. 727; 02-305 Warszawa/Polen<br />

Tel.: 004822/8 23 68 72, Fax: -8 22 19 20<br />

E-Mail: pigtsis@pigtsis.pl; Internet: www.pigtsis.pl<br />

Vorsitzender: Zdzislaw Szczerbaciuk<br />

Allpolnischer Arbeitgeberverband des Straßen<strong>transport</strong>es:<br />

Ogolnopolski Zwiazek Pracodawcow Transportu Drogowego<br />

Stobno 82, 64-905 Stobno/Polen<br />

Tel.: 004867/2 16 44 97, Fax: -3 48 25 45<br />

E-Mail: biuro@ozptd.pl; Internet: www.ozptd.pl<br />

<strong>Deutsch</strong>-Polnische Industrie- <strong>und</strong> <strong>Handelskammer</strong>:<br />

Polsko-Niemiecka Izba Przemyslowo-Handlowa<br />

ul. Miodowa 14, 00-246 Warszawa/Polen<br />

56 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Tel.: 004822/5 31 05 00, Fax: -5 31 06 44<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@ihk.pl, Internet: www.ihk.pl<br />

Internet-Portale zum Transportsektor:<br />

www.<strong>transport</strong>et.pl<br />

http://<strong>transport</strong>wpolsce.pl<br />

6.3 Transport-Infrastruktur wird weiter ausgebaut /<br />

Von Beatrice Repetzki<br />

Schnellere Verb<strong>in</strong>dungen <strong>und</strong> neue Lagerkapazitäten bieten Chancen für die Logistik<br />

Warschau (gtai) - Polen als Transitland im Zentrum Europas bietet im Transport- <strong>und</strong> Logistiksektor<br />

gute Entwicklungsperspektiven. Im EU-Haushalt 2014 bis 2020 s<strong>in</strong>d umfangreiche Mittel für die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur<br />

des Landes vorgesehen. Ausbaubedarf besteht auf den Verkehrswegen sowohl von<br />

West nach Ost als auch von Nord nach Süd. Die Umschlagskapazitäten der Meereshäfen werden vergrößert.<br />

Große Lagerflächen entstehen an den neuen Verkehrsknotenpunkten, kle<strong>in</strong>ere E<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> den<br />

Ballungsgebieten.<br />

Polen <strong>in</strong>vestiert <strong>in</strong> den Ausbau se<strong>in</strong>er Infrastruktur. Bei der Mittelvergabe aus dem EU-Haushalt<br />

2014 bis 2020 will das Land den Bahnverkehr stärker <strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong> stellen. Insgesamt soll<br />

Polen hieraus nach vorläufigem Stand über 70 Mrd. Euro erhalten. Der Handlungsbedarf ist angesichts<br />

des teilweise maroden Schienennetzes noch groß. Von 2013 bis 2015 will die Regierung daher<br />

über 30 Mrd. Zloty (Zl; etwa 7,2 Mrd. Euro, 1 Euro = 4,1588 Zl, Stand: 26.4.13) für die Modernisierung<br />

der Eisenbahn ausgeben. Bisher verlief die Nutzung der vorhandenen Mittel für die Bahn<strong>in</strong>frastruktur<br />

eher schleppend.<br />

Wichtige Bahnverb<strong>in</strong>dungen sollen für höhere Geschw<strong>in</strong>digkeiten ausgebaut werden. So sollen<br />

Passagiere zum Herbst 2014 die Fahrt von Warschau <strong>in</strong> die Dreistadt Gdansk-Sopot-Gdynia (Danzig-<br />

Zoppot-Gd<strong>in</strong>gen) <strong>in</strong> knapp drei St<strong>und</strong>en zurück legen können. Das für das Schienennetz zuständige<br />

Unternehmen PKP PLK modernisiert derzeit die r<strong>und</strong> 350 km lange Strecke für <strong>in</strong>sgesamt<br />

1,347 Mrd. Zl. Die EU steuert 928 Mio. Zl bei.<br />

E<strong>in</strong> wichtiges Logistikzentrum ist der Euroterm<strong>in</strong>al Slawkow <strong>in</strong> Oberschlesien nahe der Paneuropäischen<br />

Verkehrskorridore III (Ost-West-Richtung) <strong>und</strong> IV (Nord-Süd-Richtung). Bis zu diesem<br />

führt das am weitesten nach Westen reichende Breitspurgleis von 1.520 mm Spurweite, die östlich<br />

von Polen Standard ist. Daher sieht der Euroterm<strong>in</strong>al gute Chancen gerade für die Bedienung des<br />

Conta<strong>in</strong>er-Bahn<strong>transport</strong>s von Westeuropa nach Fernost <strong>und</strong> Asien.<br />

Wichtige Logistikzentren <strong>in</strong> Polen<br />

Logistikzentrum (Ort)<br />

Euroterm<strong>in</strong>al Slawkow, östlich von<br />

Katowice<br />

Besonderheiten<br />

Umladestation vom westeuropäischer Spurweite zu<br />

Breitspurgleisen für Transport durch Russland nach<br />

Asien (www.euterm<strong>in</strong>al.pl)<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

57


Polen<br />

Wichtige Logistikzentren <strong>in</strong> Polen (Forts.)<br />

Centrum Logistyczne Malaszewicze Logistikzentrum von PKP Cargo (Bahn) bei Brest an<br />

der weißrussischen Grenze mit Conta<strong>in</strong>er-Term<strong>in</strong>al<br />

(www.clmalaszewicze.pl)<br />

Deepwater Conta<strong>in</strong>er Term<strong>in</strong>al beim<br />

Hafen Gdansk<br />

Polens modernster Hafen-Term<strong>in</strong>al mit Conta<strong>in</strong>er<strong>und</strong><br />

RoRo-Anlagen, der noch ausgebaut wird (bisherige<br />

Kapazität: 1,5 Mio. TEU, geplant: 4 Mio. TEU,<br />

www.dctgdansk.com)<br />

Logistikzentrum (Ort)<br />

Panattoni Industrial Park Wroclaw<br />

Distribution Park Okecie<br />

Besonderheiten<br />

Neue Fläche (drei Hallen) <strong>in</strong> Autobahnnähe <strong>in</strong><br />

Wroclaw, die flexibel für Produktion, Lagerung <strong>und</strong><br />

Büros nutzbar ist (53.000 qm, www.panattoni.pl)<br />

Logistikfläche mit Small Bus<strong>in</strong>ess Units (SBU) am<br />

Warschauer Flughafen (www.warehouses.pl)<br />

Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest<br />

Die Ausgaben für den Straßenbau (Neubauten <strong>und</strong> Ausbesserungen) sollen 2013 r<strong>und</strong> 18 Mrd. Zl betragen.<br />

Dabei sollen neue Strecken mit e<strong>in</strong>er Gesamtlänge von 418,7 km übergeben werden. Hierzu<br />

zählen Teilstücke der Autobahn A4 zwischen Krakow (Krakau) <strong>und</strong> der ukra<strong>in</strong>ischen Grenze sowie<br />

der Schnellstraße S17 im Raum Lubl<strong>in</strong>. Im Jahr 2012 war die Rekordlänge von 716 km neuer Straßen<br />

fertig gestellt worden (2011: 267 km, 2010: 213 km). Nicht vollendet wird 2013 das noch fehlende Teilstück<br />

der A1 bis nach Torun (Thorn). Somit wird Gdansk vom künftigen Autobahnkreuz Strykow<br />

vorläufig nicht durchgängig über die Autobahn erreichbar se<strong>in</strong>. Auf die Autobahnverb<strong>in</strong>dung der<br />

A1 von Strykow weiter nach Süden <strong>in</strong> Richtung Katowice (Kattowitz) muss noch länger gewartet<br />

werden. Das gilt auch für die durchgängige Verb<strong>in</strong>dung von Krakow an die ukra<strong>in</strong>ische Grenze<br />

<strong>und</strong> von Warschau <strong>in</strong> Richtung Belarus.<br />

Polen ist gr<strong>und</strong>sätzlich bestrebt, den Intermodalverkehr weiter zu entwickeln, um Conta<strong>in</strong>er <strong>in</strong><br />

Häfen auf Lkw <strong>und</strong> auf Güterwaggons zu verladen. Beim Hafen von Gdansk gibt es bereits e<strong>in</strong>en<br />

Tiefsee-Conta<strong>in</strong>er-Term<strong>in</strong>al. Im Februar 2013 unterzeichneten die Gesellschaft DCT Gdansk S.A.<br />

(Deepsea Conta<strong>in</strong>er Term<strong>in</strong>al) <strong>und</strong> die dortige Hafenverwaltung e<strong>in</strong>en Vorvertrag über die Pacht<br />

von 27 ha Fläche, auf der e<strong>in</strong> zweiter entsprechender Term<strong>in</strong>al für 250 Mio. Euro errichtet werden<br />

soll. Mit den Bauarbeiten soll Anfang 2015 begonnen werden, so dass das Objekt 2016 übergeben<br />

werden kann.<br />

E<strong>in</strong> weiteres großes Projekt beim Hafen von Gdansk ist der Bau e<strong>in</strong>es großen Erdöl-Term<strong>in</strong>als. Ende<br />

November 2012 unterzeichneten das Pipel<strong>in</strong>e-Unternehmen PERN Przyjazn <strong>und</strong> die Hafenverwaltung<br />

e<strong>in</strong>en Vorvertrag über die Pacht e<strong>in</strong>es Gr<strong>und</strong>stückes von r<strong>und</strong> 28 ha, auf dem der Term<strong>in</strong>al gebaut<br />

werden soll. Dieser wird aus 20 Tanks für Erdöl <strong>und</strong> Erdölderivate, e<strong>in</strong>er technischen Infrastruktur,<br />

Pipel<strong>in</strong>es sowie Gebäuden bestehen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Eisenbahnanb<strong>in</strong>dung erhalten. Die erste<br />

Phase des Projekts im Gesamtwert von über 820 Mio. Zl (etwa 197 Mio. Euro) soll bis Mitte 2015 verwirklicht<br />

werden. Die Gesamtkapazität soll schließlich 700.000 cbm erreichen; <strong>in</strong> der ersten Phase<br />

werden 400.000 cbm geschaffen. Dafür erhielt e<strong>in</strong> Konsortium unter Führung des Warschauer Unternehmens<br />

IDS-Bud den Zuschlag, das e<strong>in</strong>en Kostenvoranschlag von 415 Mio. Zl e<strong>in</strong>reichte.<br />

58 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Ausgewählte Großprojekte im polnischen Logistiksektor<br />

Projektbezeichnung Investition Projektstand Anmerkungen<br />

LNG-Term<strong>in</strong>al Hafen<br />

Sw<strong>in</strong>oujscie (Sw<strong>in</strong>emünde)<br />

Bahnstrecke Warschau-<br />

Gdynia (Ostseehäfen)<br />

Zweiter Conta<strong>in</strong>er-Term<strong>in</strong>al<br />

Hafen Gdansk (Danzig)<br />

34,7 km Abschnitt der A4<br />

zwischen Tarnow <strong>und</strong> Debica<br />

(Südostpolen)<br />

Erdöl-Term<strong>in</strong>al Hafen<br />

Gdansk<br />

Korczowa Logistics Park (an<br />

der A4 nahe der Grenze zur<br />

Ukra<strong>in</strong>e)<br />

Intermodal-Term<strong>in</strong>al <strong>in</strong><br />

Franowo bei Poznan<br />

2,9 Mrd. Zl Im Bau<br />

(697 Mio. Euro)<br />

1,347 Mrd. Zl Im Bau<br />

(324 Mio. Euro)<br />

Fertigstellung<br />

2. Halbjahr 2014<br />

Fertigstellung<br />

Herbst 2014<br />

250 Mio. Euro Planung Fertigstellung 2016<br />

981 Mio. Zl Geplant Konsortium Heilit +<br />

(235 Mio. Euro)<br />

Woerner Budowlana,<br />

Budimex; Fertigstellung<br />

Ende 2014<br />

Über 820 Mio. Zl Planung<br />

(197 Mio. Euro)<br />

Fertigstellung<br />

1. Phase Mitte 2015<br />

120 Mio. Euro Geplant Belgischer Investor<br />

40 Mio. Zl Im Bau<br />

(9,6 Mio. Euro)<br />

Für Transport von<br />

<strong>und</strong> nach <strong>Deutsch</strong>land<br />

Quellen: Recherchen <strong>und</strong> Umrechnungen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen<br />

Im 2. Halbjahr 2014 soll der Hafen von Sw<strong>in</strong>oujscie (Sw<strong>in</strong>emünde) e<strong>in</strong>en Flüssiggas-Term<strong>in</strong>al erhalten,<br />

den die vom Staatsunternehmen Gaz-System kontrollierte Gesellschaft Polskie LNG errichtet.<br />

Nachdem skand<strong>in</strong>avische Firmen ihr Interesse bek<strong>und</strong>et hatten, dort auch Flüssiggas umzuladen,<br />

könnte der Term<strong>in</strong>al später von e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en Importanlage zu e<strong>in</strong>em Import- <strong>und</strong> Vertriebszentrum<br />

ausgebaut werden.<br />

E<strong>in</strong> wichtiger Teil der Infrastruktur für die Logistik <strong>in</strong> Polen ist der Ausbau der Lagerflächen. Landesweit<br />

waren Ende 2012 laut der Immobilienfirma Jones Lang LaSalle (JLL) <strong>in</strong>sgesamt 222.000 qm<br />

neuer Lagerhallen im Bau. Regional führend waren der Raum Wroclaw (Breslau, 91.000 qm), Warschau<br />

(43.000 qm) <strong>und</strong> Oberschlesien (36.000 qm). Nur noch selten handelt es sich dabei um spekulative<br />

Objekte. Die meisten neuen Lagerhallen werden im Auftrag der künftigen Mieter auf dessen<br />

Bedürfnisse abgestimmt (built-to-suit, BTS) oder per Vorvertrag vorab vermietet (pre let). Nur 11%<br />

der derzeit gebauten Flächen haben laut JLL noch ke<strong>in</strong>en Mieter.<br />

Im Jahr 2012 waren laut CB Richard Ellis (CBRE) über die Hälfte der fertig gestellten Flächen BTS-<br />

Objekte. Zu den größten Objekten zählten dabei Panattoni BTS Pilk<strong>in</strong>gton (35.000 qm), e<strong>in</strong>e für<br />

Nippon Sheet Glass <strong>in</strong> Tarnobrzeg errichtete Halle (35.000 qm), der Panattoni Park Radomsko<br />

Manuli (32.000 qm) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e für Decathlon gebaute Halle <strong>in</strong> Gliwice (Gleiwitz, 31.700 qm).<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

59


Polen<br />

Insgesamt wurden 2012 <strong>in</strong> Polen 518.000 qm Hallenflächen übergeben, von denen sich die meisten<br />

<strong>in</strong> Oberschlesien (96.000 qm), Zentralpolen (81.000 qm) <strong>und</strong> Poznan (76.000 qm) befanden. Führend<br />

war der Bauträger Panattoni, der 211.000 qm übergab, gefolgt von Goodman (122.000 qm) <strong>und</strong><br />

Segro (76.000 qm). Dadurch stieg die <strong>in</strong> Polen vorhandene Gesamtfläche auf über 7 Mio. qm.<br />

Ende 2012 waren laut JLL 713.000 qm nicht vermietet (Ende 2011: 754.000 qm), was e<strong>in</strong>er Leerstandsquote<br />

von 10,1% entspricht. Die meisten leer stehenden Hallenflächen befanden sich im Raum Warschau<br />

(279.000 qm) <strong>und</strong> <strong>in</strong> Zentralpolen (123.000 qm). Der anteilige Leerstand war <strong>in</strong> Oberschlesien<br />

<strong>und</strong> Poznan (Posen) am ger<strong>in</strong>gsten. CBRE geht für 2013 von e<strong>in</strong>er Stabilisierung des Marktes für Lagerhallen<br />

aus, wobei die Leerstandsquote ger<strong>in</strong>gfügig s<strong>in</strong>ken soll.<br />

Die Anbieter von Lagerflächen wollen weitere ausländische Mieter anlocken, wodurch Polen zum<br />

Vertriebszentrum für die ganze Region werden könnte. Die Firma Goodman will ihre Bautätigkeit<br />

2013 <strong>und</strong> 2014 noch verstärken. Sie plant unter anderem e<strong>in</strong>e Erweiterung ihrer Logistikparks<br />

Pomorskie Centrum Logistyczne <strong>in</strong> Gdansk (Danzig) <strong>und</strong> Krakow Airport Logistics Centre.<br />

Panattoni Europe will se<strong>in</strong>e Objekte <strong>in</strong> Lodz (Lodsch), Myslowice <strong>und</strong> Poznan ausbauen <strong>und</strong> BTS-<br />

Objekte für Lagerung <strong>und</strong> Produktion errichten. E<strong>in</strong> solches erhält zum Beispiel Faurecia, e<strong>in</strong> Hersteller<br />

von Kfz-Teilen, <strong>in</strong> der Sonderwirtschaftszone (SWZ) von Lodz. Für Segro steht der Ausbau der<br />

Logistikparks <strong>in</strong> Gdansk, Wroclaw <strong>und</strong> im oberschlesischen Tychy im Vordergr<strong>und</strong>. Außerdem<br />

werden der Tulipan Park Strykow am künftigen Autobahnkreuz, der Segro Bus<strong>in</strong>ess Park Warsaw<br />

<strong>und</strong> der Tulipan Park Warszawa weiter entwickelt. Der Konzern Prologis, Marktführer <strong>in</strong> Polen mit<br />

1,9 Mio. qm verwalteter Lagerfläche, begrenzte jedoch zuletzt se<strong>in</strong>e Investitionspläne <strong>und</strong> verkaufte<br />

kle<strong>in</strong>ere <strong>und</strong> weniger attraktiv gelegene Objekte.<br />

Im Kommen s<strong>in</strong>d neben den großen Lagerflächen kle<strong>in</strong>ere E<strong>in</strong>heiten ab 500 qm Fläche, sogenannte<br />

Small Bus<strong>in</strong>ess Units (SBU). Diese s<strong>in</strong>d hochwertig, sicher <strong>und</strong> vielseitig, <strong>und</strong> daher besonders beliebt<br />

bei Importeuren, Exporteuren, Vertriebsfirmen, Onl<strong>in</strong>e-Geschäften <strong>und</strong> Start-ups. SBU bef<strong>in</strong>den<br />

sich <strong>in</strong> Ballungsgebieten wie Warschau, Lodz <strong>und</strong> Katowice, anders als die großen Logistikflächen,<br />

die hauptsächlich an Verkehrsknotenpunkten im Landes<strong>in</strong>neren zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.<br />

Angesiedelt s<strong>in</strong>d SBU zum Beispiel <strong>in</strong> den Komplexen Ideal Idea, Gate One <strong>und</strong> AIG Ursus <strong>in</strong> Warschau,<br />

Tulipan Park Lodz von Segro <strong>und</strong> LBP <strong>in</strong> Lodz (Lodsch), WBP <strong>und</strong> Prologis <strong>in</strong> Wroclaw (Breslau)<br />

sowie BIK <strong>und</strong> MARR <strong>in</strong> Krakow (Krakau), wie die Immobilienfirma Cushman & Wakefield auflistet.<br />

Laut ihren aktuellen Berechnungen s<strong>in</strong>d die Ausgangsmieten pro Quadratmeter bei small<br />

boxes etwas höher als bei großen Lagerflächen, den big boxes, die m<strong>in</strong>destens 2.500 qm umfassen.<br />

Am höchsten s<strong>in</strong>d die maximalen Ausgangsmieten für SBU mit 5,80 Euro/qm im Stadtgebiet von<br />

Warschau, am niedrigsten mit 3,70 Euro/qm <strong>in</strong> Oberschlesien.<br />

Kle<strong>in</strong>e Module s<strong>in</strong>d laut der Immobilienfirma CB Richard Ellis auch im Warsaw Distribution Center<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> dem nahe dem Flughafen der Hauptstadt gelegenen Distribution Park Okecie vorhanden.<br />

Der <strong>in</strong>ternationale Logistikkonzern Prologis errichte neue SBU-Flächen beim Breslauer Flughafen,<br />

se<strong>in</strong> Konkurrent Panattoni schaffe kle<strong>in</strong>e Module <strong>in</strong> Gdansk.<br />

60 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Russland<br />

Russland<br />

7. Russland<br />

7.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick / Von Bernd Hones<br />

Infrastruktur als Hemmschuh für wirtschaftliche Entwicklung<br />

Moskau (gtai) - Die Konjunktur <strong>in</strong> Russland hat sich merklich abgekühlt. Experten im M<strong>in</strong>isterium<br />

für wirtschaftliche Entwicklung erwarten für 2013 e<strong>in</strong> Wachstum des Brutto<strong>in</strong>landsproduktes (BIP)<br />

von lediglich 2,4%. Vor kurzem waren die Chefvolkswirte des größten Flächenstaates der Welt noch<br />

von 3,6% ausgegangen. Selbst die revidierten Prognosen könnten sich schon bald als zu optimistisch<br />

erweisen.<br />

Die E<strong>in</strong>zelhandelsumsätze - zuletzt Stütze der BIP-Entwicklung - haben deutlich an Dynamik verloren.<br />

Die Industrieproduktion ist <strong>in</strong> den ersten beiden Monaten 2013 im Vergleich zur Vorjahresperiode<br />

sogar gesunken. Dasselbe gilt für die Waren<strong>transport</strong>e - e<strong>in</strong> deutliches Signal, dass die Handelstätigkeit<br />

nachlässt. Nach wie vor verh<strong>in</strong>dert die schlechte Infrastruktur e<strong>in</strong> dynamischeres<br />

Wachstum.<br />

Als Stütze der Wirtschaft wirkt die Automobil<strong>in</strong>dustrie. Immer mehr Kfz werden <strong>in</strong> Russland gefertigt.<br />

Zurzeit bauen viele westliche Zulieferer <strong>in</strong> Russland Kapazitäten auf. Lieferchancen gibt es für<br />

Spezialisten des Masch<strong>in</strong>en- <strong>und</strong> Anlagenbaus wie Werkzeugmasch<strong>in</strong>enhersteller <strong>und</strong> für Kfz-<br />

Teilehersteller.<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

61


Russland<br />

Auch die Chemie<strong>in</strong>dustrie sendet positive Signale. Im Jahr 2013 werden e<strong>in</strong>ige Konzerne neue<br />

Kapazitäten <strong>in</strong> Betrieb nehmen. Dasselbe gilt für die Petrochemie. Bis 2020 müssen 124 Erdölverarbeitungswerke<br />

modernisiert oder neu gebaut werden. Ausgezeichnete Chancen für deutsche<br />

Zulieferer.<br />

Kohleförderbänder, Bohrausrüstung, Spezialmasch<strong>in</strong>en zum Verlegen von Öl- <strong>und</strong> Gasleitungen<br />

sowie Messgeräte - die Rohstoff<strong>in</strong>dustrie ist seit jeher e<strong>in</strong> Garant als Abnehmer für deutsche Produkte.<br />

Neu ist, dass russische Rohstofffirmen immer tiefere <strong>und</strong> schwierigere Lagerstätten erschließen<br />

müssen, wollen sie die Fördervolum<strong>in</strong>a konstant halten. Das geht oft nur mit besonders ausgeklügelter<br />

Technik <strong>und</strong> Hilfe von westlichen Firmen. In die russische Energiewirtschaft sollen bis<br />

2020 r<strong>und</strong> 700 Mrd. Euro <strong>in</strong>vestiert werden.<br />

Die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur war <strong>und</strong> ist e<strong>in</strong>er der größten Engpässe beim Weiter<strong>transport</strong> der geförderten<br />

Rohstoffvorräte. Die russische Regierung bessert jedoch zurzeit lieber die Renten <strong>und</strong> den<br />

Verteidigungsetat auf, als sich um e<strong>in</strong>e moderne Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur zu kümmern. Milliardenprojekte<br />

wie die Schnellzugverb<strong>in</strong>dungen von Moskau nach Sankt Petersburg <strong>und</strong> von Moskau<br />

nach Jekater<strong>in</strong>burg kommen nur langsam voran. Dasselbe Bild beim Straßenbau: 2012 wurden lediglich<br />

1.621 km Straßen gebaut, viel weniger als 2011 - obwohl das Vierfache geplant war. Die<br />

schlechte Infrastruktur treibt nicht nur die Preise im E<strong>in</strong>zelhandel nach oben. Sie lässt sogar e<strong>in</strong>zelne<br />

Rohstoffprojekte, vor allem <strong>in</strong> abgelegenen Regionen, aus Kostengründen scheitern.<br />

Exportchancen für deutsche Unternehmen:<br />

Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen für die Kfz-, Chemie- <strong>und</strong> Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie; öffentliche Aufträge<br />

für Mediz<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Umwelttechnik; Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik<br />

Großprojekte:<br />

Infrastruktur-, Hotel- <strong>und</strong> Stadionbau zur Vorbereitung auf die Fußballweltmeisterschaft 2018;<br />

Modernisierung der Energiewirtschaft; Chemiegroßprojekte; Erschließung Rohstofflagerstätten<br />

62 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


7.2 Logistiksektor stellt Spediteure vor schwierige Aufgaben /<br />

Von Bernd Hones<br />

Lkw-Fahrverbote <strong>in</strong> Großstädten / Engpässe bei der Bahn / Staat privatisiert Flughäfen<br />

Moskau (gtai) - Logistik ist im größten <strong>und</strong> rohstoffreichsten Flächenland der Erde überlebenswichtig.<br />

Flughäfen <strong>und</strong> Häfen werden zurzeit ausgebaut. Dennoch unternimmt der russische Staat noch zu wenig,<br />

um Defizite bei der Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur zu beheben. Mehr noch: Metropolen schränken den Lkw-<br />

Verkehr e<strong>in</strong> im Kampf gegen Staus. Der russische Zoll ist für se<strong>in</strong>e Formvorschriften berüchtigt. Trotzdem<br />

behaupten sich e<strong>in</strong>ige deutsche Firmen erfolgreich als Logistikanbieter auf dem russischen Markt.<br />

Russland ist mit e<strong>in</strong>em Staatsgebiet von 17,1 Mio. Quadratkilometern 48 mal so groß wie <strong>Deutsch</strong>land.<br />

Von Westen nach Osten beträgt die Ausdehnung 9.000 km, von Norden nach Süden 4.000<br />

km. Angesichts der gigantischen Ausmaße des Landes nimmt es nicht W<strong>und</strong>er, dass der Anteil des<br />

Sektors Transport <strong>und</strong> Kommunikation an der gesamten russischen Bruttowertschöpfung 8,2% beträgt.<br />

Das entsprach im Jahr 2012 e<strong>in</strong>em Wert von 109 Mrd. Euro. Bis heute s<strong>in</strong>d Tausende Ortschaften,<br />

etwa <strong>in</strong> Sibirien oder im Fernen Osten, nur über sogenannte W<strong>in</strong>tertrassen erreichbar. Bei Tauwetter<br />

s<strong>in</strong>d Helikopter das e<strong>in</strong>zige Verkehrsmittel, um <strong>in</strong> die nächstgrößere Stadt zu gelangen.<br />

R<strong>und</strong> 15 Millionen Menschen s<strong>in</strong>d teilweise über mehrere Monate komplett von den Verkehrswegen<br />

abgeschnitten. Selbst im Umkreis von Moskau gibt es Straßen, die eher Holperpisten gleichen.<br />

Bedeutung des Logistiksektors <strong>in</strong> Russland<br />

E<strong>in</strong>wohnerzahl (2012, <strong>in</strong> Mio.) 143,0<br />

Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (2012, <strong>in</strong> Mrd. Euro) 1.563<br />

Brutto<strong>in</strong>landsprodukt pro Kopf (2011, <strong>in</strong> Euro) 9.545<br />

Bruttowertschöpfung im Sektor Transport <strong>und</strong> Kommunikation<br />

109,0<br />

(2012, <strong>in</strong> Mrd. Euro)<br />

Bruttowertschöpfung im Sektor Transport <strong>und</strong> Kommunikation<br />

8,2 *)<br />

(2012, <strong>in</strong> % der russischen Bruttowertschöpfung)<br />

Bruttowertschöpfung im Sektor Transport <strong>und</strong> Kommunikation<br />

-2,4<br />

(2012, Veränderung zu 2011 <strong>in</strong> %)<br />

Ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen (2012, <strong>in</strong> Mrd. US$) 154,6<br />

darunter im Sektor Transport <strong>und</strong> Kommunikation (2012, <strong>in</strong> Mrd. US$) 4,6<br />

Bruttomonatslöhne <strong>in</strong> Transportsektor (Durchschnitt 2012, <strong>in</strong> Euro) 860,2<br />

*) Der Anteil des Sektors Transport alle<strong>in</strong> beläuft sich auf 7%.<br />

Quellen: Föderaler Statistikdienst, Transportm<strong>in</strong>isterium der Russischen Föderation<br />

'<br />

Die Hochseeschifffahrt ist 2012 nach offiziellen Angaben regelrecht e<strong>in</strong>gebrochen. Doch diese Entwicklung<br />

ist auf die statistische Zählweise <strong>in</strong> Russland zurückzuführen. Erfasst werden ausschließlich<br />

Hochseeschifffahrten unter russischer Flagge. Viele Redereien ließen ihre Schiffe aber unter e<strong>in</strong>er<br />

günstigeren ausländischen Flagge fahren, heißt es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em aktuellen Bericht von Rosmorretschflot.<br />

E<strong>in</strong> Blick auf den Warenumschlag untermauert diese Aussage: Russlands Häfen wiesen<br />

e<strong>in</strong> Plus von 6% aus. Mittelfristig rechnen die Transportexperten mit e<strong>in</strong>em Bedarf an Umschlagka-<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

63


Russland<br />

pazitäten von 750 Mio. t. Zum Vergleich: 2012 wurden 567 Mio. t Waren <strong>in</strong> Russlands Häfen ver- <strong>und</strong><br />

entladen.<br />

Die Straßen<strong>transport</strong>e legten 2012 um knapp 3% zu. Lastkraftwagen s<strong>in</strong>d das wichtigste Transportmittel<br />

für den Transitverkehr nach Russland. R<strong>und</strong> 97% aller Warenströme von <strong>Deutsch</strong>land nach<br />

Moskau werden über die Straße abgewickelt. In erster L<strong>in</strong>ie bedienen polnische, ukra<strong>in</strong>ische <strong>und</strong><br />

weißrussische Speditionen diese Aufträge. Polnische Lkw-Fahrer verdienen etwa halb so viel wie<br />

deutsche. Außerdem ist der Dieselkraftstoff <strong>in</strong> Polen günstiger als <strong>in</strong> <strong>Deutsch</strong>land.<br />

Güter<strong>transport</strong>e nach Verkehrsträgern <strong>in</strong> Russland<br />

Verkehrsträger<br />

Beförderte Güter<br />

2012 (<strong>in</strong> Mio. t)<br />

Veränderung<br />

2012/2011 (<strong>in</strong> %)<br />

Anteil (<strong>in</strong> %)<br />

Gesamtes Frachtvolumen 8.372,3 2,1 100,0<br />

Straßen<strong>transport</strong>e 5.829,3 2,9 69,6<br />

Schiffs<strong>transport</strong>e 160,2 -0,7 1,9<br />

B<strong>in</strong>nenschifffahrt 142,0 12,1 1,7<br />

Hochseeschifffahrt 20,0 -41,2 0,2<br />

Schienen<strong>transport</strong>e 1.271,9 2,4 15,2<br />

Luft<strong>transport</strong>e 1,0 1,6 0,01<br />

Pipel<strong>in</strong>e<strong>transport</strong>e 1.111,0 -1,8 13,3<br />

Quellen: Föderaler Statistikdienst, OAO RZD, Rosawiazija, Transportm<strong>in</strong>isterium der Russischen Föderation<br />

Bei <strong>in</strong>nerrussischen Fahrten nimmt die Eisenbahn e<strong>in</strong>e zentrale Rolle e<strong>in</strong>. Die Schienen<strong>transport</strong>e<br />

legten 2012 um 2,4% zu. Russland verfügt über das zweitlängste Gleisnetz der Welt. Doch was die<br />

Dichte anbelangt, so gibt es Nachholbedarf. Dabei ist die Bahn bei den Russen beliebt als Fortbewegungsmittel.<br />

Das Reisen <strong>in</strong> Schlafwagen hat Tradition. Für den Frachtbereich ist die Bahn genauso<br />

wichtig. Russlands Reichtum beruht auf se<strong>in</strong>en Bodenschätzen. Gerade <strong>in</strong> Sibirien <strong>und</strong> im Fernen<br />

Osten gibt es Kohle, Holz, Erze, Erdöl <strong>und</strong> Gas <strong>in</strong> Hülle <strong>und</strong> Fülle. Russland lebt vom Export dieser<br />

Rohstoffe. Die russische Bahn steuert daher die wichtigen Häfen im Fernen Osten (Wan<strong>in</strong>o <strong>und</strong><br />

Wostotschny), im Baltikum (Sankt Petersburg, Primorsk <strong>und</strong> Ust-Luga), am Schwarzen Meer <strong>und</strong><br />

Asowschen Meer (Rostow, Noworossijsk) an. Von dort werden die Schätze <strong>in</strong> alle Welt <strong>transport</strong>iert.<br />

Bei den Kohle-, Holz-, Getreide- <strong>und</strong> Metall<strong>transport</strong>en auf der Schiene kam es <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren immer wieder zu Engpässen. Teils standen nicht genügend Güterwaggons zur Verfügung,<br />

teils haperte es beim Ausbau des Streckennetzes. Doch obwohl Rohstoffunternehmen wie Metschel<br />

dazu übergegangen s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> Eigenregie Bahnl<strong>in</strong>ien zu bauen, s<strong>in</strong>d die Probleme an e<strong>in</strong>igen<br />

Schlüsselstellen geblieben. Mit Milliarden<strong>in</strong>vestitionen versuchen die Russischen Eisenbahnen<br />

(OAO RZD) gezielt, diese Engpässe zu beseitigen.<br />

Das gilt nicht nur für den Fernen Osten <strong>und</strong> Sibirien, sondern auch für die Verb<strong>in</strong>dung zwischen<br />

den beiden größten Städten Russlands Moskau <strong>und</strong> Sankt Petersburg. Sechsmal täglich verkehrt<br />

dort der ICE-Zug „Sapsan“ (Wanderfalke) von Siemens. Doch die Strecke gilt wegen der hohen Beliebtheit<br />

im Passagierbereich als Engpass für den Güterverkehr. Logistiker sehnen daher den Bau<br />

der ersten russischen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke zwischen beiden Metropolen herbei. Auf völ-<br />

64 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


lig neuen Gleisen sollen die heute knapp vier St<strong>und</strong>en Fahrzeit des Sapsan <strong>in</strong> wenigen Jahren deutlich<br />

unterboten werden. Auf der bisherigen Strecke könnten dafür wieder verstärkt Güterverkehre<br />

abgewickelt werden.<br />

Das ist auch deshalb wichtig, weil über dieselbe Strecke Waggons rollen sollen, die am Lübecker<br />

Hafen komplett beladen aufs Schiff gebracht <strong>und</strong> im Hafen Ust-Luga wieder zu Güterzügen zusammengestellt<br />

werden. <strong>Deutsch</strong>e Frachtspezialisten setzen große Hoffnungen auf diese neue Lieferkette,<br />

denn sie erlaubt die Bestückung von Waggons <strong>in</strong> <strong>Deutsch</strong>land. Das war bislang nur im Hafen<br />

Sassnitz-Mukran möglich. Über die Ostsee <strong>und</strong> die Schiene <strong>in</strong> Russland können europäische Waren<br />

so bis nach Zentralasien oder noch weiter bis <strong>in</strong> die Volksrepublik Ch<strong>in</strong>a gebracht werden.<br />

So wichtig Russland mit se<strong>in</strong>er Transsibirischen Eisenbahn <strong>und</strong> den günstigen Luftverkehrswegen<br />

auch ist, so verbesserungsbedürftig ist die Transport<strong>in</strong>frastruktur <strong>und</strong> so schlecht ist der Ruf se<strong>in</strong>er<br />

Zöllner. Zollabgaben tragen zu mehr als der Hälfte zu den Staatse<strong>in</strong>nahmen bei. Der Zoll ist deshalb<br />

e<strong>in</strong> wichtiges E<strong>in</strong>nahmeorgan. Jeder Zöllner hat e<strong>in</strong> bestimmtes E<strong>in</strong>nahmesoll pro Jahr vorgegeben.<br />

Daher ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass Zöllner gerade an Formalitäten Anstoß nehmen. Oftmals<br />

ist es das berühmte Päckchen Schrauben zu viel, das den zügigen Import e<strong>in</strong>er ganzen Lebensmittelanlage<br />

gefährdet. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er, nicht deklarierter Handstaubsauger zur Beseitigung von Installationsstaub<br />

führte dazu, dass e<strong>in</strong>e Stahlanlage über Wochen im Zoll hängen blieb. Fälle wie<br />

diese ziehen Strafen wegen versuchten Betrugs <strong>und</strong> Lagergebühren beim Zoll nach sich, von den<br />

Verzugskosten für die Abnehmerfirma ganz zu schweigen.<br />

Transport- <strong>und</strong> Zollexperten raten dazu, stets den russischen Importeur für die Zolldeklaration <strong>in</strong><br />

die Pflicht zu nehmen. Außerdem sollte dieser auch für anfallende Lagergebühren gerade stehen<br />

müssen. Das garantiert gesteigertes Interesse an e<strong>in</strong>er zügigen Entzollung. Desweiteren ist es ratsam,<br />

den Exporteur darauf vorzubereiten, dass der Zoll zur Bestimmung des Zollwerts der Ware<br />

E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Exportdeklaration <strong>und</strong> den Verkaufsvertrag nehmen möchte. Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt:<br />

Exporteur <strong>und</strong> Importeur müssen vor allem die Formalitäten bei der Zolldeklaration beachten.<br />

Schikanen beim Zoll oder von Seiten der Straßenpolizei können selbst f<strong>in</strong>dige Lkw-Fahrer St<strong>und</strong>en<br />

oder sogar Tage kosten. Deshalb s<strong>in</strong>d Just-<strong>in</strong>-time-Lieferungen heutzutage - wenn überhaupt - nur<br />

mit der Bahn realisierbar.<br />

Schlechte Straßen, Engpässe bei der Bahn <strong>und</strong> der Zoll s<strong>in</strong>d nicht die e<strong>in</strong>zigen Herausforderungen<br />

bei Güterverkehren nach Russland. Die Metropolen des größten Landes der Welt gehen verstärkt<br />

dazu über, ihre Verkehrsprobleme auf Kosten der Fuhrunternehmen zu lösen. Moskau hat Anfang<br />

März 2013 e<strong>in</strong> Tagfahrverbot für Lkws im Transitverkehr verhängt <strong>und</strong> dies im Mai auf alle Lastkraftwagen<br />

ausgeweitet. Auf den Autobahnr<strong>in</strong>g MKAD oder <strong>in</strong>s Stadtzentrum dürfen zwischen 6<br />

<strong>und</strong> 23 Uhr nur noch Lkw mit Sondergenehmigungen fahren. Ähnliche harte Maßnahmen werden<br />

derzeit <strong>in</strong> Sankt Petersburg erwogen, hat Germany Trade and Invest beim zuständigen Komitee der<br />

Stadtregierung <strong>in</strong> Erfahrung gebracht.<br />

Schwierigkeiten beim Straßenverkehr h<strong>in</strong>, Zollprobleme her - für ausländische Speditionen ist<br />

Russland das Land der großen Margen. All die Risiken lassen sich zuverlässige Logistikpartner gut<br />

vergüten. Mittelfristig wird der Handel mit Russland weiter zunehmen. Für Spezialisten im Bereich<br />

Schwerlast<strong>transport</strong>e war die Vorbereitung auf die Olympischen W<strong>in</strong>terspiele 2014 <strong>in</strong> Sotschi der<br />

Projektmotor <strong>in</strong> den letzten drei bis vier Jahren. Weitere Megaprojekte folgen: Im Jahr 2018 richtet<br />

Russland die Fußball-WM aus. An elf Austragungsorten müssen Stadien gebaut, Hotels errichtet<br />

<strong>und</strong> die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur modernisiert werden.<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

65


Russland<br />

Riesige Bagger, große Tief- <strong>und</strong> Tunnelbohrer sowie Hafenausrüstungen werden auch gebraucht<br />

bei der Erschließung der neuen Kohlefelder <strong>und</strong> Heliumlagerstätten <strong>in</strong> Sibirien sowie der sagenhaften<br />

Erdöl- <strong>und</strong> Erdgasvorkommen im Schelf vor der russischen Küste. Russland fragt dazu <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie westliche Technik nach. Die Aufpreise für Transport <strong>und</strong> Logistik übernehmen die Besteller.<br />

Deshalb ist klar: So groß das Risiko bei Russlandgeschäften für Logistiker auch se<strong>in</strong> mag, das<br />

Wachstumspotenzial <strong>und</strong> die Margen s<strong>in</strong>d lukrativ.<br />

Geht es nach dem Willen der russischen Regierung, sollen vom steigenden Frachtaufkommen vor<br />

allem russische Logistikzentren profitieren. Ganz bewusst wird der Hafen Ust-Luga <strong>in</strong> Nordwest-<br />

Russland ausgebaut. Er soll den Ostseehäfen im Baltikum <strong>und</strong> <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland K<strong>und</strong>en abnehmen.<br />

Doch der größte Widersacher des Projektes s<strong>in</strong>d nicht etwa die Balten oder die F<strong>in</strong>nen, sondern der<br />

Großhafen Sankt Petersburg. Die Investoren dort fürchten um ihre K<strong>und</strong>schaft. Andererseits bef<strong>in</strong>den<br />

sich die Hafengr<strong>und</strong>stücke <strong>in</strong> bester Lage. Den jüngsten Investoren vor Ort unterstellen Fachleute<br />

bereits, sie seien mehr an der Immobilienentwicklung als an Frachtumschlägen <strong>in</strong>teressiert.<br />

E<strong>in</strong> Megathema <strong>in</strong> Russland ist die Entwicklung des nördlichen Seeweges. Er führt entlang der<br />

Nordküste Sibiriens, ist r<strong>und</strong> 6.000 Seemeilen lang <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong> Drittel kürzer als die südliche<br />

Route. In 7,5 bis 10 Tagen ist die Strecke passierbar - e<strong>in</strong>e lohnende Abkürzung für Reedereien. Für<br />

Russland ist die Nordroute <strong>in</strong>teressant, weil dadurch auch die rohstoffreichen Regionen <strong>in</strong> Nordsibirien<br />

sowie auf der Halb<strong>in</strong>sel Jamal versorgt <strong>und</strong> die dort geförderten Bodenschätze ab<strong>transport</strong>iert<br />

werden können.<br />

Umschlag <strong>in</strong> russischen Häfen nach Regionen Becken (<strong>in</strong> Mio. Tonnen)<br />

2011 2012 Veränderung<br />

2012/2011 (<strong>in</strong> %)<br />

Insgesamt 535,4 567,0 6,0<br />

Ferner Osten (22 Häfen), darunter: 125,3 134,2 6,9<br />

Wostotschnyj 38,3 42,5 10,9<br />

Wan<strong>in</strong>o 19,1 20,3 6,5<br />

Kaspisches Meer (3 Häfen) 10,6 10,0 -5,1<br />

Asowsches Meer <strong>und</strong> Schwarzes<br />

172,8 175,3 1,5<br />

Meer (12 Häfen), darunter:<br />

Noworossijsk 115,7 117,4 1,1<br />

Rostow 10,3 11,1 8,0<br />

Baltikum (7 Häfen), darunter: 185,7 207,2 11,6<br />

Großhafen Sankt-Peterburg 60,0 57,8 -3,6<br />

MTP Ust-Luga 22,7 46,8 ums 2-Fache<br />

Hafen Primorsk 75,2 74,8 -0,5<br />

Hafen Wysozk 13,4 13,6 1,6<br />

Hafen Kal<strong>in</strong><strong>in</strong>grad 13,3 12,7 -4,8<br />

Arktis (19 Häfen), darunter: 41,0 38,7 -5,7<br />

Murmansk 25,7 23,7 -7,8<br />

Archangelsk 4,3 5,2 20,9<br />

Dud<strong>in</strong>ka 1,07 1,1 2,8<br />

Quellen: Transportm<strong>in</strong>isterium der Russischen Föderation, Assoziation der Seehäfen Russlands<br />

66 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


<strong>Deutsch</strong>e Firmen wie DB Schenker, Rhenus Logistics <strong>und</strong> DHL gehören zu den größten Logistikunternehmen<br />

des Landes. Unter den russischen Branchenriesen ist im Bahnsektor die Perwaja Grusowaja<br />

Kompanija (Erste Frachtgesellschaft) führend, gefolgt von ihrer e<strong>in</strong>stigen Muttergesellschaft,<br />

der Russischen Staatsbahn OAO RZD mit ihren Tochterunternehmen. Der führende Logistiker<br />

im Schifffahrtssektor ist die russische zivile Flotte Sovkomflot. Russlands größte Frachtairl<strong>in</strong>es<br />

s<strong>in</strong>d Transaero <strong>und</strong> Aeroflot. Die Flughäfen selbst werden seit Jahren privatisiert. Beachtlich ist das<br />

zuletzt an den Tag gelegte Tempo der Entstaatlichung.<br />

Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Russland<br />

Anbieter (Herkunftsland)<br />

OAO Perwaja grusowaja<br />

kompanija<br />

Sitz Umsatz 2012 Internetadresse<br />

(Mio. Euro)<br />

Moskau<br />

2.992,7 www.pgkweb.ru<br />

OAO RZD Logistika Moskau 43,9 3) www.rzdlog.ru<br />

Hold<strong>in</strong>g Sovtransavto Moskau 69,6 4) www.sovtransavto.tu<br />

Global Ports Investments<br />

Sankt Petersburg<br />

386,0 www.globalports.com<br />

PLK (Teil von<br />

N-Trans Gruppe)<br />

FGUP Rosmorport Moskau<br />

384,2 www.rosmorport.ru<br />

(kontrolliert die ganze<br />

Hafenwirtschaft <strong>und</strong><br />

die wassertechnischen<br />

E<strong>in</strong>richtungen Russlands)<br />

OAO Transconta<strong>in</strong>er Moskau 831,1 www.transcont.ru<br />

Potschta Rossiji Moskau 20,4 (Gew<strong>in</strong>n) www.russianpost.ru<br />

OAO Fesco Moskau 1.376,9 www.fesco.ru<br />

SAO Russkaja trojka Moskau 3,5 www.rus-troyka.com<br />

(Gew<strong>in</strong>n 2011)<br />

Gruppe Sovkomflot Moskau 715,1 www.sovcomflot.ru<br />

SAO STS logistics Moskau 230,8 www.stslogistics.net<br />

Itella NLK (russische<br />

Niederlassung der<br />

Itella Logistics, Teil der<br />

Itella Group)<br />

Moskau 677,0 www.itellanlc.com<br />

(Gruppenumsatz<br />

2010)<br />

FM Logistics Moskau 180,0 www.fmlogistic.ru<br />

Nazionalnaja contejnernaja<br />

Moskau<br />

k.A. www.conta<strong>in</strong>er.ru<br />

kompanija<br />

(NKK)<br />

OOO Fenix (Betreiber Sankt Petersburg<br />

k.A. www.port-bronka.ru<br />

vom Projekt Bronka)<br />

OOO GKS (Globalnyj Noworossijsk,<br />

k.A. www.gcs-group.ru<br />

kontejnernyj servis) Moskau, Sankt<br />

Petersburg<br />

Alidi<br />

Moskau, Nishni<br />

Nowgorod, Sankt<br />

Petersburg<br />

561,0 www.alidi.ru<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

67


Russland<br />

Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Russland (Forts.)<br />

Anbieter (Herkunftsland)<br />

Sitz Umsatz 2012 Internetadresse<br />

(Mio. Euro)<br />

S-Logistic Kasan k.A. www.s-logistics.gsf.ru<br />

SAO Smart Logistic Moskau<br />

k.A. www.slg.ru<br />

Group<br />

Zentr wnedrenija „Protek“<br />

(Teil von OAO Protec)<br />

Moskau 45,1 www.protec-group.ru<br />

(Gew<strong>in</strong>n OAO<br />

Protec)<br />

Raven Russia Moskau k.A. www.ravenrussia.com<br />

SAO Logististscheskaja<br />

kompanija „Molkom“<br />

Puschk<strong>in</strong>o,<br />

Moskauer Gebiet<br />

k.A. www.molkom.ru<br />

Srednewolshskaja logistitscheskaja<br />

kompanija<br />

K<strong>in</strong>el, Gebiet<br />

Samara<br />

k.A. www.svlk.ru<br />

SAO Eurosib Sankt Petersburg 191,7 www.eurosib.biz<br />

Delowyje l<strong>in</strong>iji Moskau k.A. www.dell<strong>in</strong>.ru<br />

Lorry Jekater<strong>in</strong>burg k.A. www.lorry.com<br />

Gruppe „Sowfracht-<br />

Sowmortrans“<br />

Moskau<br />

601,1 www.sovfracht.ru<br />

DPD Russia (Teil von<br />

GeoPost)<br />

Moskau 3.600 3) www.dpd.ru<br />

(GeoPost)<br />

TNT Express Moskau 7.200 3) www.tnt.com<br />

Brunswick Rail Moskau 235,5 www.brunswickrail.com<br />

Maersk<br />

DB Schenker Logistics<br />

Russia (gehört zur<br />

<strong>Deutsch</strong>en Bahn)<br />

Kopenhagen,<br />

Moskau, Sankt<br />

Petersburg,<br />

Kal<strong>in</strong><strong>in</strong>grad,<br />

Noworossijsk<br />

Moskau, Sankt<br />

Petersburg,<br />

Timaschewsk,<br />

Jekater<strong>in</strong>burg<br />

<strong>und</strong> andere<br />

k.A. www.maerskl<strong>in</strong>e.com/l<strong>in</strong>k/<br />

?page=lhp&path=/europe/<br />

russia&lang=ru_RU<br />

19.000 www.schenker.com.ru, http:/<br />

(Umsatz DB /dbschenkerlogistics.ru<br />

Schenker)<br />

DHL Express Moskau k.A. www.dhl.ru<br />

Rhenus Logistics Moskau, Sankt<br />

4.000 www.de.rhenus.com<br />

Petersburg,<br />

Jekater<strong>in</strong>burg,<br />

Kaluga, Nishni<br />

Nowgorod <strong>und</strong><br />

andere<br />

SAO City Express Moskau k.A. www.cityexpress.ru<br />

F<strong>in</strong>nl<strong>in</strong>es Sankt Petersburg 609 www.f<strong>in</strong>nl<strong>in</strong>es.com<br />

UPS Moskau k.A. www.ups.com<br />

UCL Hold<strong>in</strong>g Moskau k.A. www.uclhold<strong>in</strong>g.ru<br />

Tablogix Moskau k.A. www.tablogix.ru<br />

68 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Russland (Forts.)<br />

Anbieter (Herkunftsland)<br />

Pony Express (OAO<br />

Freight L<strong>in</strong>k)<br />

Sitz Umsatz 2012 Internetadresse<br />

(Mio. Euro)<br />

Moskau<br />

85 3) www.ponyexpress.ru<br />

Kuehne + Nagel Ltd. Moskau k.A. www.kn-portal.com<br />

1) Geschäftsjahr 2011; 2) gehört zur estnischen AS-Tall<strong>in</strong>k Group, Hauptsitz Tall<strong>in</strong>n; 3) Angabe für das Jahr 2011; 4) Angabe für das Jahr 2010<br />

Quellen: Zeitschrift „Talouselämä“, Fonecta, Unternehmen<br />

Kontaktanschriften<br />

M<strong>in</strong>isterien <strong>und</strong> öffentliche Institutionen<br />

M<strong>in</strong>isterium für Transport der Russischen Föderation<br />

M<strong>in</strong>isterstwo <strong>transport</strong>a Rossijskoj Federazii (M<strong>in</strong>trans)<br />

ul. Roshdeswenka 1, stroenije 1, 109012 Moskau<br />

Tel.: 007 495/626 10 00, Fax: -626 91 28<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@m<strong>in</strong>trans.ru, Internet: www.m<strong>in</strong>trans.ru<br />

Föderale Agentur für See- <strong>und</strong> Fluss<strong>transport</strong><br />

Federalnojoe agentstwo morskogo i retschnogo <strong>transport</strong>a (Rosmorretschflot)<br />

ul. Petrowka 3/6, 125993 Moskau<br />

Tel.: 007 495/626 11 00, Fax: -626 15 62<br />

Internet: www.morflot.ru<br />

Föderale Agentur für den Flug<strong>transport</strong><br />

Federalnoje agentstwo wosduschnogo <strong>transport</strong>a (Rosawiazija)<br />

Len<strong>in</strong>gradski prospect 37, korpus 2, 125993 Moskau<br />

Tel.: 007 499/231 50 09, Fax: -231 55 35<br />

E-Mail: rusavia@scaa.ru, Internet: www.favt.ru<br />

Föderale Agentur für den Eisenbahn<strong>transport</strong><br />

Federalnoje agentstwo shelesnodoroschnogo <strong>transport</strong>a (Rossheldor)<br />

ul. Staraja Basmannaja 11/2, stroenije 1, 105064 Moskau<br />

Tel.: 007 495/262 38 41, Fax: -262 71 72<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@roszeldor.ru, Internet: www.roszeldor.ru<br />

Föderale Straßenagentur<br />

Federalnoje doroshnoje agentstwo (Rosawtodor)<br />

ul. Botschkowa 4, 129085 Moskau<br />

Tel.: 007 495/686 20 33, Fax: -686 29 88<br />

E-Mail: rad@fad.ru, Internet: www.rosavtodor.ru<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

69


Russland<br />

Verbände, Kammern, Cluster<br />

Verband der Seehandelshäfen<br />

Assoziazija morskich torgowych portow (ASOP)<br />

Geschäftsführer: Herr Witalij Jushil<strong>in</strong><br />

Präsident: Herr Oleg Terechow<br />

ul. Gapsalskaja 4, 198035 Sankt Petersburg<br />

Tel.: 007 812/575 45 20, Fax: -251 33 08<br />

E-Mail: asop@seamail.ru, Internet: www.morport.com<br />

Russischer Spediteursverband<br />

Assoziazija rossijskich expeditorow (ARE)<br />

Präsident: Herr Walerij Alexejtschik<br />

Geschäftsführer: Herr Jurij Sitkow<br />

ul. Garibaldi 11, pom. 12, 119313 Moskau<br />

Tel./Fax: 007 499/233 62 57<br />

E-Mail: far@aerf.ru, Internet: www.far-aerf.ru<br />

Verband der <strong>in</strong>ternationalen Fuhrunternehmer<br />

Assoziazija meshdunarodnych awtomibilnych perewostschikow (ASMAP)<br />

Vorstandsvorsitzender: Herr Wjatscheslaw Martynenko<br />

ul. Marksistkaja 34, stroenije 9, 109147 Moskau<br />

Tel.: 007 495/622 00 00, Fax: -622 00 03<br />

E-Mail: asmap@asmap.ru, Internet: www.asmap.ru<br />

Verband der russischen Schiffseigentümer<br />

Sojuz rossijskich sudowladelzew<br />

Präsident: Herr Michail Romanowskij<br />

Geschäftsführer: Herr Walent<strong>in</strong> Turejew<br />

Siwzew wrashek 44, office 10, 121002 Moskau<br />

Tel.: 007 499/241 56 75<br />

E-Mail: soross@morflot.ru, Internet: www.soross.morflot.ru<br />

Verband der Transporteure Russlands<br />

Sojuz <strong>transport</strong>nikow Rossi<br />

Präsident: Herr Witalij Efimow<br />

ul. Ilj<strong>in</strong>ka 5/2, 109012 Moskau<br />

Tel.: 007 495/620 02 16, Fax: -623 71 54<br />

E-Mail: efimov@tpprf.ru, Internet: www.souztransrus.ru<br />

Industrie- <strong>und</strong> <strong>Handelskammer</strong> der RF (TPP RF)<br />

Ausschuss für Logistik<br />

Vorsitzender: Herr Oleg Dunajew<br />

ul. Ilj<strong>in</strong>ka 6/1, 109012 Moskau<br />

Tel./Fax: 007 495/620 05 78<br />

E-Mail: oleg.dunaev@mail.ru, Internet: www.tpprf.ru/ru/committee/komlogistics/<br />

70 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


<strong>Deutsch</strong>-Russische Auslandshandelskammer (AHK)<br />

1. Kasatschi Pereulok 7, 119017 Moskau<br />

Tel.: 007 495/234 49 53, Fax: -234 49 54<br />

E-Mail: ahk@ahk.russland.ru, Internet: www.russland.ahk.de<br />

<strong>Deutsch</strong>-Russische Auslandshandelskammer (AHK)<br />

Filiale Sankt Petersburg<br />

Bus<strong>in</strong>ess centre Petrowski fort, 8. Etage<br />

F<strong>in</strong>landski Prospekt 4a, 194044 Sankt Petersburg<br />

Tel.: 007 812/332 14 15, Fax: -332 14 16<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@petersburg-ahk.de, Internet: www.petersburg.russland.ahk.de<br />

7.3 Nordwest-Russland stärkt Kapazitäten /<br />

Von Bernd Hones<br />

Sieben neue Term<strong>in</strong>als am Hafen Ust-Luga geplant / Russische Bahn baut Gleisanb<strong>in</strong>dung <strong>und</strong><br />

Verteilerbahnhof aus<br />

Moskau (gtai) - Sankt Petersburg <strong>und</strong> das Gebiet Len<strong>in</strong>grad s<strong>in</strong>d Russlands Tor nach Westeuropa. In den<br />

vergangenen Jahren wurden dort die Logistikkapazitäten massiv ausgebaut. Dieser Trend setzt sich fort.<br />

Im neuen Hafen Ust-Luga s<strong>in</strong>d sieben neue Term<strong>in</strong>als geplant, dabei hat der Hafen erst im Vorjahr die Kapazitäten<br />

verdoppelt. Der Großhafen Sankt Petersburg setzt auf den Ausbau des zugehörigen kle<strong>in</strong>eren<br />

Hafens Bronka. Aber Vorsicht: Logistiker waren bereits vor Überkapazitäten.<br />

Sankt Petersburg ist mit se<strong>in</strong>en 5 Millionen E<strong>in</strong>wohnern die zweitgrößte Stadt Russlands <strong>und</strong> Nummer<br />

vier <strong>in</strong> Europa. Vor 150 Jahren wurde der Hafen weit außerhalb der Stadt am Rande e<strong>in</strong>es Waldes<br />

angelegt. Nach zwei großen Wachstumsschüben liegt er mittlerweile quasi im Stadtzentrum.<br />

Dort gibt es e<strong>in</strong>en Ro-Ro- <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Conta<strong>in</strong>erterm<strong>in</strong>al. Auf riesigen Halden liegen Tausende Tonnen<br />

Altmetall. H<strong>und</strong>erte 1-Tonnen-Säcke M<strong>in</strong>eraldünger <strong>und</strong> Alum<strong>in</strong>iumbarren warten auf das<br />

nächste Schiff nach Europa oder Amerika. H<strong>in</strong>ter alten Häusern aus der Zarenzeit ankern moderne<br />

Frachtschiffe, neben Kränen von Takraf aus den sechziger <strong>und</strong> siebziger Jahren stehen moderne<br />

Hebegeräte von Liebherr.<br />

Die Investitionen <strong>in</strong> die Modernisierung des Geländes betrugen 2012 gerade e<strong>in</strong>mal 6 Mio. Euro.<br />

Das ist nicht viel angesichts der riesigen Ausdehnung des Areals. R<strong>und</strong> 60 Mio. Tonnen (t) Waren<br />

jährlich können auf dem Petersburger Hafengelände umgeschlagen werden. Vor vier Jahren wurde<br />

daher die Idee geboren, den Hafen um die umliegenden, wesentlich kle<strong>in</strong>eren Häfen Lomonossow,<br />

Lisyj Nos, Kronstadt <strong>und</strong> Bronka zu erweitern <strong>und</strong> <strong>in</strong> Großhafen Sankt Petersburg umzubenennen.<br />

Damit soll die Umschlagkapazität auf 70 Mio. t pro Jahr steigen. Um die Verkehrsanb<strong>in</strong>dung<br />

zu verbessern, wird der Hafen auf Petersburger Territorium an die neue Westtangente Sapadnyi<br />

skorostnoi diametr (Westliche Hochgeschw<strong>in</strong>digkeits-R<strong>in</strong>gstraße) angeschlossen. Diese Stadtautobahn<br />

soll entlang der Küste verlaufen <strong>und</strong> bis spätestens 2018 fertig gestellt se<strong>in</strong>. Pünktlich zur<br />

Fußball-Weltmeisterschaft, sagt der stellvertretende Vorsitzendes des Komitees zur Verkehrs<strong>in</strong>frastrukturentwicklung<br />

Sankt Petersburgs, Andrei Dybow.<br />

Dybow steht jährlich e<strong>in</strong> Budget von 1 Mrd. Euro zur Verbesserung der Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur zur<br />

Verfügung. Das ist e<strong>in</strong>e gewaltige Summe. Zum Vergleich: Die gesamte B<strong>und</strong>esrepublik <strong>Deutsch</strong>land<br />

hat dafür e<strong>in</strong>en Etat von 16 Mrd. Euro. Auf dem Generalplan der Stadt für die kommenden<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

71


Russland<br />

20 Jahre stehende mehrere neue U-Bahnstationen, darunter auch e<strong>in</strong>e Haltestelle am neuen Flughafenterm<strong>in</strong>al<br />

Pulkowo. Allerd<strong>in</strong>gs verweigerte das föderale Transportm<strong>in</strong>isterium im April se<strong>in</strong>e<br />

Zustimmung <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung für die U-Bahn-Strecke zum Flughafen; es strebt e<strong>in</strong>e<br />

kostengünstigere Lösung an. Außerdem soll der Autobahnr<strong>in</strong>g um die Stadt, der bereits heute<br />

Kronstadt an Sankt Petersburg anb<strong>in</strong>det, zur Autobahn ausgebaut werden. E<strong>in</strong>e dritte Tangente,<br />

parallel zur Westtangente, soll her - mitten durch die Stadt.<br />

Doch selbst mit dieser optimierten Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur hätte Sankt Petersburg wohl noch riesige<br />

Probleme mit Verkehrsstaus. E<strong>in</strong> Lkw-Fahrverbot zur Tageszeit, ähnlich wie <strong>in</strong> Moskau, wird derzeit<br />

erwogen. Das würde die Arbeiten im Hafen bee<strong>in</strong>trächtigen. Das Management des Großhafens<br />

Sankt Petersburg setzt daher auf den Ausbau des im Westen von Sankt Petersburg <strong>und</strong> südlich von<br />

Kronstadt gelegenen Hafens Bronka. Dort sollen e<strong>in</strong> großes Ro-Ro- <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Conta<strong>in</strong>erterm<strong>in</strong>al entstehen.<br />

Über e<strong>in</strong>e Milliarde Euro will der Projekt<strong>in</strong>itiator <strong>und</strong> Investor für den Hafenausbau ausgeben.<br />

<strong>Deutsch</strong>e Spediteure loben den Standort: er spart zweie<strong>in</strong>halb St<strong>und</strong>en für die Hafene<strong>in</strong>fahrt<br />

nach Sankt Petersburg <strong>und</strong> zweie<strong>in</strong>halb St<strong>und</strong>en zurück. Außerdem s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bronka ke<strong>in</strong>e Lkw-Beschränkungen<br />

vorgesehen wie <strong>in</strong> Sankt Petersburg. Auch Staus s<strong>in</strong>d wegen der direkten Nähe zum<br />

Autobahnr<strong>in</strong>g nicht zu befürchten.<br />

Noch bedeutender für die Warenströme auf der Ostsee s<strong>in</strong>d die Ausbaupläne des Hafens Ust-Luga.<br />

Vor zehn Jahren wurde 150 km westlich von Sankt Petersburg das erste Term<strong>in</strong>al angelegt. Kusbasrasresugol<br />

liefert über dieses Term<strong>in</strong>al se<strong>in</strong>e Kohle aus. Mittlerweile gibt es dort elf Term<strong>in</strong>als. E<strong>in</strong>es<br />

davon beherbergt e<strong>in</strong>en riesigen Pkw-Parkplatz. Tausende Suzuki, Toyota, Subaru <strong>und</strong> Lexus stehen<br />

bereit zum Weiter<strong>transport</strong>. Alle<strong>in</strong> 2012 wurden über dieses Term<strong>in</strong>al mehr als 167.000 Kraftfahrzeuge<br />

aus Asien angeliefert. In wenigen Jahren sollen die Stellplatzkapazitäten verdoppelt werden.<br />

Dann sollen 20.000 Automobile gleichzeitig <strong>in</strong> Ust-Luga zwischengeparkt werden können.<br />

Bis 2015 entstehen vier weitere Term<strong>in</strong>als: e<strong>in</strong> Flüssiggas-Term<strong>in</strong>al der Sibur Hold<strong>in</strong>g <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong>al<br />

für Gaskondensat des Erdgasförderers Novatek. In zwei Jahren sollen e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong>al für Düngemittel<br />

von Evrochim <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong>al für Metalle des Baltijski metallurgitscheski komb<strong>in</strong>at (<strong>Baltische</strong>s<br />

Metallurgisches Komb<strong>in</strong>at) folgen. Später s<strong>in</strong>d sogar noch drei Term<strong>in</strong>als angedacht.<br />

Im Jahr 2013 werden voraussichtlich r<strong>und</strong> 55 Mio. t Waren <strong>in</strong> Ust-Luga umgeschlagen. Zum Vergleich:<br />

2012 waren es noch knapp 47 Mio. t.<br />

Mehr Güter erfordern auch e<strong>in</strong>e bessere Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur. Zwischen 2017 <strong>und</strong> 2020 soll e<strong>in</strong>e<br />

neue vierspurige Straße bis Weliki Nowgorod fertiggestellt werden. Damit müssten die Waren nicht<br />

wie bisher zunächst nach Sankt Petersburg <strong>und</strong> dann weiter <strong>in</strong>s Landes<strong>in</strong>nere gebracht werden. Außerdem<br />

erwartet man <strong>in</strong> Ust-Luga e<strong>in</strong>en zügigen Ausbau des Sortierbahnhofes Mga. Zusätzliche<br />

Gleisanschlüsse werden folgen. Wenn dies alles fertig ist, dann hat Ust-Luga tatsächlich starke<br />

Trümpfe <strong>in</strong> der Hand. Das Fahrwasser ist tief, riesige Conta<strong>in</strong>erschiffe können den Hafen ansteuern.<br />

Während der Lkw-Transport <strong>in</strong> Sankt Petersburg reglementiert werden soll, werden die Straßen r<strong>und</strong><br />

um Ust-Luga ausgebaut. E<strong>in</strong> großer Nachteil h<strong>in</strong>gegen ist die Entfernung von Sankt Petersburg, wo<br />

das Management von Ust-Luga sitzt. Die Fahrt dorth<strong>in</strong> dauert zweie<strong>in</strong>halb St<strong>und</strong>en. Doch künftig sollen<br />

r<strong>und</strong> um den Hafen auch Bürogebäude, Wohnungen <strong>und</strong> Freizeite<strong>in</strong>richtungen entstehen.<br />

Wegen der starken Auslastung der Bahnstrecke von Sankt Petersburg nach Moskau leidet der Waren<strong>transport</strong><br />

auf dieser Route. Verschärft wird die Situation durch den E<strong>in</strong>satz des Schnellzuges<br />

Sapsan, der sechsmal täglich zwischen den Metropolen Moskau <strong>und</strong> Sankt Petersburg verkehrt. Damit<br />

auf der bisherigen Strecke wieder Kapazitäten für Güter<strong>transport</strong>e frei werden, soll bis 2018<br />

72 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


e<strong>in</strong>e völlig neue Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke gebaut werden. Mit bis zu 400 St<strong>und</strong>enkilometern<br />

sollen künftig High-Tech-Züge <strong>in</strong> beide Richtungen rasen. Damit könnte die 650 km lange Strecke<br />

<strong>in</strong> unter zwei St<strong>und</strong>en zurückgelegt werden.<br />

In die Entwicklung des Hafens von Murmansk sollen <strong>in</strong> den kommenden Jahren 50 Mio. Euro fließen,<br />

teilte der Logistikdirektor des russischen Kohlegiganten SUEK, Denis Ilatowski, dem Nachrichtendienst<br />

Prime mit. Künftig sollen <strong>in</strong> Murmansk 23 Mio. Tonnen Kohle pro Jahr verladen werden.<br />

Im Jahr 2012 waren es noch 16 Mio. Tonnen.<br />

Ausgewählte Logistikzentren <strong>in</strong> Nordwest-Russland<br />

Objekt / Ort Kommentar Adresse<br />

Großhafen Sankt<br />

Petersburg<br />

Hafen Ust-Luga<br />

Massengut, Schüttgut, Conta<strong>in</strong>er,<br />

Ro-Ro-Term<strong>in</strong>al;<br />

Umschlag: 60 Mio. t pro Jahr<br />

Massengut, flüssige Fracht, Ro<br />

Ro, Conta<strong>in</strong>er; gilt als modernster<br />

Hafen Russlands; zurzeit s<strong>in</strong>d elf<br />

Term<strong>in</strong>als <strong>in</strong> Betrieb<br />

Quellen: Angaben der Logistikzentren, Recherchen von Germany Trade and Invest<br />

FGU Adm<strong>in</strong>istration des Seehafens<br />

„Großhafen Sankt Petersburg“,<br />

ul. Gapsalskaja 10,<br />

198035 Sankt Petersburg,<br />

Tel.: 007 812/718 89 01,<br />

Fax: -327 40 20,<br />

E-Mail: public@mail.pasp-ru,<br />

Internet: www.pasp.ru<br />

Handels- <strong>und</strong> Seehafen<br />

Ust-Luga, ul. Spalernaja 2,<br />

191187 Sankt Petersburg,<br />

Tel.: 007 812/334 16 77,<br />

Fax: -334 16 75,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@ust-luga.ru,<br />

Internet: www.ust-luga.ru<br />

Hafen Kronstadt Massengut, flüssige Ladungen ul. Gapsalskaja 10,<br />

198035 Sankt Petersburg,<br />

E-Mail: public@mail.pasp.ru,<br />

Internet: www.pasp.ru<br />

Hafen Wysozk Massengut, flüssige Ladungen OOO Port Wysozki, ul. Kirowskaja<br />

3, 188809 Len<strong>in</strong>grader Gebiet,<br />

Wyborgski rajon,<br />

Tel./Fax: 007 81378/201 89,<br />

E-Mail: portvisotsk@portvisotsk.ru,<br />

Internet: www.port-vysotsky.ru<br />

Hafen Wyborg<br />

Hafen Murmansk<br />

Flughafen Pulkowo<br />

Massen- <strong>und</strong> Schüttgut, flüssige<br />

Ladungen<br />

Massengut, vor allem Ste<strong>in</strong>kohle,<br />

lose Güter, Conta<strong>in</strong>er<br />

2012: 11,2 Mio. Passagiere;<br />

2011 29.400 t Fracht<br />

ul. Jushnyj Wal 1, 188800 Wyborg,<br />

Len<strong>in</strong>grader Gebiet,<br />

Tel./Fax: 007 812/610 09 09,<br />

E-Mail: artemenko@vbgportvyborg.ru,<br />

Internet: www.port.vyborg.ru<br />

OAO MMTP, Portowyj projesd 19,<br />

183024 Murmansk,<br />

Tel.: 007 8152/48 06 44,<br />

Fax: -42 31 27,<br />

E-Mail: office@portmurmansk.ru,<br />

Internet: www.portmurmansk.ru<br />

Internet: www.pulkovoairport.ru<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

73


Russland<br />

Ausgewählte Großprojekte im russischen Logistiksektor (im Nordwesten <strong>und</strong> Norden<br />

Russlands)<br />

Projektbezeichnung<br />

Investitionen Projektstand sonstige Anmerkungen<br />

(Euro)<br />

Multifunktionaler Seehafen<br />

Bronka neben dem<br />

Großhafen Sankt Petersburg<br />

(im Süden des f<strong>in</strong>nischen<br />

Beckens)<br />

Entwicklung des Murmansker<br />

Transportknotens:<br />

Bau e<strong>in</strong>es ganzjährig<br />

schiffbaren Tiefseehafens<br />

mit Conta<strong>in</strong>er-, Erdöl-,<br />

Kohle- <strong>und</strong> Düngemittelterm<strong>in</strong>al<br />

Bau sieben neuer Term<strong>in</strong>als<br />

im Hafen Ust-Luga<br />

Errichtung e<strong>in</strong>es Conta<strong>in</strong>erterm<strong>in</strong>als<br />

für 2,85 Mio.<br />

TEU im Hafen Ust-Luga<br />

<strong>und</strong> Ausbau des NKK-Term<strong>in</strong>als<br />

im Hafen von Sankt<br />

Petersburg<br />

Errichtung neuer Hafenkapazitäten<br />

für den<br />

Umschlag von 2 Mio. t<br />

Alum<strong>in</strong>ium <strong>und</strong> 2,5 Mio. t<br />

Tonerde<br />

Bau e<strong>in</strong>es Tiefwasserhafens<br />

im Gebiet Kal<strong>in</strong><strong>in</strong>grad<br />

Bau e<strong>in</strong>es Conta<strong>in</strong>erterm<strong>in</strong>als<br />

mit e<strong>in</strong>er Kapazität<br />

von 880 TEU am Kal<strong>in</strong><strong>in</strong>grader<br />

Seekanal (für Automobilcluster)<br />

über 1,1 Mrd. Abschluss<br />

1. Bauphase:<br />

2015<br />

über 2,9 Mrd. Baubeg<strong>in</strong>n: bis<br />

(darunter circa Ende 2013<br />

1,4 Mrd. Euro<br />

vom Staat)<br />

geplante Kapazität:<br />

2015: 1,45 Mio. TEU,<br />

2017: 1,9 Mio. TEU,<br />

2022: 3 Mio. TEU jährlich;<br />

Investor: OAO Fenix <strong>und</strong><br />

der Staat;<br />

www.port-bronka.ru<br />

staatlicher Auftraggeber:<br />

FKU Rostransmodernisazija,<br />

Integration <strong>in</strong> den<br />

<strong>in</strong>ternationalen Transportkorridor<br />

Nord-Süd<br />

(Sewer-Jug)<br />

k.A. Bau <strong>und</strong> Planung 2013: Errichtung e<strong>in</strong>es<br />

Term<strong>in</strong>als für LNG <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>es Term<strong>in</strong>als für Gaskondensat.<br />

Bis 2015: Bau e<strong>in</strong>es Term<strong>in</strong>als<br />

für M<strong>in</strong>eraldünger<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Term<strong>in</strong>als<br />

für Metallprodukte<br />

1,12 Mrd. Planung Investor: Unternehmen<br />

NKK<br />

über 230 Mio. Planung<br />

2,5 Mrd. Vorprojektierungsphase<br />

nach dem Verzicht auf geme<strong>in</strong>sames<br />

Projekt mit<br />

OAO Kompanija Ust-<br />

Luga sucht EN+ (hält<br />

47,41% an RUSAL) neue<br />

Variante im Nordwesten<br />

Russlands<br />

Bau für 2014 bis 2015<br />

geplant<br />

2,5 Mrd. Planungsphase 1,1 Mrd. Euro Eigenmittel<br />

von Jo<strong>in</strong>t Venture-<br />

Partnern, 1,1 Mrd. Euro<br />

über Banken f<strong>in</strong>anziert<br />

74 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Ausgewählte Großprojekte im russischen Logistiksektor (im Nordwesten <strong>und</strong> Norden<br />

Russlands) (Forts.)<br />

Projektbezeichnung<br />

Bau e<strong>in</strong>es Tiefwasserhafens<br />

für 30 Mio. bis 35 Mio.<br />

t jährlich 60 km nördlich<br />

von Archangelsk als logistische<br />

Fortsetzung von Belkomur<br />

(Weißmeer-Komi-<br />

Ural), neue Eisenbahnl<strong>in</strong>ie<br />

zu <strong>in</strong>dustriellen Regionen<br />

Sibiriens<br />

Bau des Logistikparks<br />

„Utk<strong>in</strong>a sawodi“ (25 ha) im<br />

Gebiet Len<strong>in</strong>grad<br />

Investitionen Projektstand<br />

(Euro)<br />

4,4 Mrd., Projektierungsphase<br />

(1. Stufe:<br />

900 Mio.)<br />

50 Mio. Projektierungsphase<br />

Quellen: Assoziation der Seehäfen Russlands, Pressemeldungen, Recherchen von Germany Trade and Invest<br />

sonstige Anmerkungen<br />

Projektdauer beträgt<br />

acht Jahre. Außerdem<br />

will Regierung des Gebietes<br />

Archangelsk die nördlichen<br />

Seehäfen Onega,<br />

Solowki <strong>und</strong> Narjan-Mar<br />

ausbauen. Beteiligung<br />

ch<strong>in</strong>esischer Investoren<br />

denkbar<br />

Bauzeit: bis 2016; Investor:<br />

OOO GK Glavspezstroj,<br />

www.glavspecstroy.com<br />

Hochwertige Logistikzentren mit erstklassigen Lagerhallen s<strong>in</strong>d Mangelware <strong>in</strong> Russland. Lagerflächen<br />

nach höchsten Qualitätsstandards kosten <strong>in</strong> Moskau m<strong>in</strong>destens doppelt so viel wie <strong>in</strong><br />

Hamburg oder Frankfurt, sagte der Geschäftsführer e<strong>in</strong>es führenden deutschen Logistikanbieters<br />

<strong>in</strong> Russland gegenüber Germany Trade and Invest. Deshalb bauen immer mehr Privat<strong>in</strong>vestoren,<br />

aber auch Handelsfirmen selbst Kapazitäten auf - nicht nur im Nordwesten Russlands <strong>und</strong> <strong>in</strong> Moskau,<br />

sondern auch nahe anderer Gebietshauptstädte.<br />

Das Großhandelsunternehmen NIOPZ entwickelt <strong>in</strong> Nischni Nowgorod auf e<strong>in</strong>er Gesamtfläche<br />

von 80 ha r<strong>und</strong> 100.000 qm Lagerfläche. Die erste Bauphase des 200 Mio. Euro teuren Projekts soll<br />

Mitte 2016 abgeschlossen se<strong>in</strong>. Zwei weitere Ausbaustufen sollen folgen.<br />

Das von der Russischen Eisenbahn OAO RZD kontrollierte Logistikunternehmen Gefco will bis Ende<br />

2013 se<strong>in</strong>e Lagerkapazitäten beim Hauptstadtflughafen Domodedowo stark erweitern. Zurzeit<br />

gibt es 37 km südlich der Moskauer R<strong>in</strong>gautobahn Stellplätze für 5.000 Pkw, künftig sollen es<br />

15.000 se<strong>in</strong>. Zum Jahreswechsel 2012/13 hat der Auto-Umschlagsplatz e<strong>in</strong>en Bahnanschluss erhalten.<br />

Die Gesamt<strong>in</strong>vestition <strong>in</strong> das Projekt beläuft sich auf 50 Mio. Euro.<br />

Die OOO Woroneschskaja logistischeskaja kompanija plant im Industriepark „Maslowski“ bei Woronesch<br />

e<strong>in</strong>en Logistikkomplex für 162 Mio. Euro hochzuziehen. In der Anlage s<strong>in</strong>d 150.000 Palettenplätze<br />

der Kategorie A vorgesehen. Damit wäre das Logistikzentrum nicht nur das modernste,<br />

sondern auch größte <strong>in</strong> der ganzen Region. Baubeg<strong>in</strong>n soll 2013, vielleicht aber auch erst 2014 se<strong>in</strong>.<br />

Die Fertigstellung wird für 2016 <strong>in</strong>s Auge gefasst.<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

75


Schweden<br />

Schweden<br />

8. Schweden<br />

8.1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick / Von Heiko Ste<strong>in</strong>acher<br />

Infrastrukturmittel aufgestockt / Körperschaftsteuer gesenkt<br />

Stockholm (gtai) - Schwedens Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP) ist 2012 nur um knapp 1% gewachsen. Wesentliche<br />

Ursache für die Kehrtwende war die Verlangsamung der Weltwirtschaft, die im letzten Jahr Wachstumsimpulse<br />

vor allem aus Amerika <strong>und</strong> Südostasien erhielt. Beide Regionen zählen nicht zu den Hauptdest<strong>in</strong>ationen<br />

schwedischer Exporte, die zu r<strong>und</strong> zwei Drittel <strong>in</strong> andere europäische Länder gehen. Da<br />

sich die Lage im Euroraum seit Beg<strong>in</strong>n dieses Jahres wieder leicht entspannt, rechnen Beobachter <strong>in</strong> der<br />

zweiten Jahreshälfte mit e<strong>in</strong>em Anspr<strong>in</strong>gen der Konjunktur <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Gesamtjahresplus von 1,3 bis<br />

1,7%, das sich 2014 leicht dynamisieren soll.<br />

Zur Ankurbelung der Wirtschaft hat Schweden zum 1.1.13 se<strong>in</strong>en Körperschaftsteuersatz von vormals<br />

26,3 auf 22% gesenkt. Darüber h<strong>in</strong>aus sollen die staatlichen Mittel für Infrastrukturmaßnahmen<br />

im Zeitraum 2014 bis 2025 gegenüber der Vorperiode 2010 bis 2021 um 106 Mrd. skr aufgestockt<br />

werden (geplant ist unter anderem e<strong>in</strong>e Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsbahnstrecke zwischen der<br />

Landeshauptstadt <strong>und</strong> L<strong>in</strong>köp<strong>in</strong>g) - e<strong>in</strong> Balanceakt, zumal Schweden im März den EU-Fiskalpakt<br />

ratifiziert hat, auch wenn generell deutlich solidere makroökonomische Kennzahlen als <strong>in</strong> den<br />

meisten anderen EU-Ländern die Ökonomie des Königreichs stützen.<br />

Nach Angaben des Statistikamts hat Schwedens Industrie 2012 knapp 57 Mrd. Schwedische Kronen<br />

(skr; umgerechnet circa 6,5 Mrd. Euro; 1 Euro = 8,7041 skr im Jahresdurchschnitt 2012) <strong>in</strong>vestiert. In<br />

diesem Jahr werden es voraussichtlich r<strong>und</strong> 56 Mrd. skr, was zu konstanten Preisen m<strong>in</strong>imal über<br />

76 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


dem Vorjahresniveau läge. Größere Kapazitätserweiterungsprojekte verfolgen <strong>in</strong>sbesondere die<br />

Montan<strong>in</strong>dustrie <strong>und</strong> Energiewirtschaft. Öffentliche Investitionen kommen <strong>in</strong>sbesondere Infrastrukturbereichen<br />

<strong>und</strong> Hochschulen zu Gute. Ausländische Unternehmen haben <strong>in</strong> Schweden vor<br />

allem <strong>in</strong> den Branchen IKT, Masch<strong>in</strong>enbau, Eisen, Stahl (<strong>und</strong> hochwertige Legierungen), Papier/<br />

Zellstoff, Pharma, Biotechnologie, Kfz/Teile, Transportmittel, E<strong>in</strong>zelhandel <strong>und</strong> Immobilien <strong>in</strong>vestiert.<br />

Hohe Zuwachsraten versprechen <strong>in</strong>sbesondere der Dienstleistungssektor sowie hoch entwickelte<br />

Fertigungsbereiche. Fast 4% se<strong>in</strong>es BIP fließen <strong>in</strong> Forschungs- <strong>und</strong> -Entwicklungs(FuE)-Aktivitäten,<br />

wodurch Schweden unter anderem <strong>in</strong> der Nanotechnologieforschung <strong>und</strong> bei Verfahren zur Emissionsreduzierung<br />

bei Produktionsprozessen weltweit <strong>in</strong> der Spitzenliga mitspielt. Nach der Kapitalherkunft<br />

ist <strong>Deutsch</strong>land Auslands<strong>in</strong>vestor Nummer e<strong>in</strong>s.<br />

Exportchancen für deutsche Unternehmen:<br />

Verkehrs- <strong>und</strong> Signaltechnik, Kfz <strong>und</strong> -Teile, Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen (unter anderem Energiewirtschaft<br />

<strong>und</strong> Bergbau), Chemische Erzeugnisse, Umwelttechnik, Mediz<strong>in</strong>technik<br />

Großprojekte:<br />

Investitionen <strong>in</strong>s Straßen-/Schienennetz, Bergbau (<strong>in</strong>sbesondere Eisenerz), Kraft-Wärme-<br />

Kopplung (Biomassefeuerung), W<strong>in</strong>dparks, Bau/Ausbau von Krankenhäusern/Pflegee<strong>in</strong>richtungen<br />

8.2 Seehäfen spielen Kernrolle beim Ausbau der Infrastruktur /<br />

Von Heiko Ste<strong>in</strong>acher<br />

Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> RoRo-Hafen <strong>in</strong> Norvik geplant / Reedereien schließen bei strengeren Schwefelvorgaben<br />

Ausflaggungswelle nicht aus<br />

Stockholm (gtai) - Schweden wickelt r<strong>und</strong> 90% se<strong>in</strong>es gesamten Exports über se<strong>in</strong>e Seehäfen ab <strong>und</strong> <strong>in</strong>vestiert<br />

daher hohe Summen <strong>in</strong> deren Aus- <strong>und</strong> Neubau sowie <strong>transport</strong><strong>in</strong>frastrukturelle Anb<strong>in</strong>dung.<br />

Für den Erhalt <strong>und</strong> die Modernisierung der Infrastruktur des nordischen Landes stellt die Regierung <strong>in</strong><br />

Stockholm langfristig etwa 482 Mrd. Schwedische Kronen (umgerechnet etwa 58 Mrd. Euro) zur Verfügung.<br />

Etwa 30% des schwedischen Außenhandels laufen über den größten Hafen Skand<strong>in</strong>aviens <strong>in</strong> Göteborg.<br />

Von dort lassen sich nicht nur die wichtigsten Absatzmärkte <strong>in</strong> der Region, sondern auch die<br />

starke Industrie im direkten Umfeld erreichen. Bis zu 25 Pendelgüterzüge verkehren täglich zum<br />

Hafen, <strong>und</strong> durch die kurzen Entfernungen zu den größeren Lagerflächen <strong>in</strong> der Umgebung halten<br />

sich die Logistikkosten <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong> Grenzen, verlautet es aus Branchenkreisen.<br />

Germany Trade & Invest www.gtai.de<br />

77


Schweden<br />

Durch den im Dezember 2012 vollendeten Ausbau der Europastraße E45 <strong>und</strong> der Eisenbahnstrecke<br />

(auf welcher fortan Geschw<strong>in</strong>digkeiten bis zu 250 km/h möglich s<strong>in</strong>d), jeweils zwischen Göteborg<br />

<strong>und</strong> Trollhättan, ist die Bedeutung der Region als Logistikdrehkreuz weiter gewachsen. Ferner<br />

wird voraussichtlich 2014 der Bau e<strong>in</strong>es 8 km langen Bahntunnels unter der Stadt Göteborg<br />

(„Västlänken“) beg<strong>in</strong>nen.<br />

Vor allem dank neuer Routen nach Asien hat sich der Seegüterumschlag im Hafen von Göteborg<br />

2012 um 1% auf 42 Mio. t erhöht. Im Mai letzten Jahres hat RPG Logistics neben dem Hafen e<strong>in</strong>en<br />

neuen Term<strong>in</strong>al für Holz- <strong>und</strong> Forstprodukte eröffnet. Kurz davor hatten der Reedereikonzern<br />

DFDS <strong>und</strong> der Term<strong>in</strong>albetreiber C.RO Ports den RoRo(Roll On Roll Off)-Term<strong>in</strong>al Älvsborg Roro<br />

übernommen <strong>und</strong> angekündigt, diesen für r<strong>und</strong> 65 Mio. Schwedische Kronen (skr; 1 Euro =<br />

8,3470 skr Monatsdurchschnitt März 2013) zu modernisieren. Das größte Investitionsprojekt am<br />

Göteborger Hafen verfolgen zurzeit <strong>in</strong>des Swedegas <strong>und</strong> Vopak, die dort geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>en LNG-<br />

Term<strong>in</strong>al für r<strong>und</strong> 1 Mrd. skr bauen wollen.<br />

Weitere wichtige Frachthäfen <strong>in</strong> Schweden s<strong>in</strong>d Hels<strong>in</strong>gborg, Trelleborg, Luleå <strong>und</strong> Malmö, wobei<br />

die letzten drei geme<strong>in</strong>sam mit Göteborg <strong>und</strong> Stockholm strategische Knotenpunkte im sogenannten<br />

Core Network europäischer Häfen (Teil des transeuropäischen Verkehrsnetzes TEN-V) bilden.<br />

Unter anderem dank der Schweizer Conta<strong>in</strong>erreederei Mediterranean Shipp<strong>in</strong>g Company<br />

(MSC), die neben Unifeeder, Team L<strong>in</strong>es <strong>und</strong> SCA Transforest seit Oktober 2012 ebenfalls Stockholm<br />

anläuft, ist der Conta<strong>in</strong>erumschlag dort 2012 um 28% auf fast 36.000 Standardconta<strong>in</strong>er (TEU) nach<br />

oben geklettert; für 2013 wird weiteres Wachstum erwartet.<br />

Neue Herausforderungen durch strengere Schwefelvorgaben <strong>in</strong> Mar<strong>in</strong>ediesel<br />

Da das nordische Land r<strong>und</strong> 90% se<strong>in</strong>es gesamten Exports über se<strong>in</strong>e Seehäfen abwickelt, s<strong>in</strong>d<br />

schwedische Reedereien (neben f<strong>in</strong>nischen) von den strengeren Schwefelvorgaben der Internationalen<br />

Seeschifffahrtsorganisation (IMO) <strong>in</strong> besonderem Maße betroffen. Danach wird der Grenzwert<br />

für den Schwefelgehalt <strong>in</strong> Mar<strong>in</strong>ediesel ab 2015 für die Nord- <strong>und</strong> Ostsee auf nur noch 0,1% herabgesetzt.<br />

Für andere Fahrgebiete will die IMO <strong>in</strong>des auch weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Grenzwert von 3,5% zulassen.<br />

Angesichts der dadurch im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich deutlich steigenden Transportkosten<br />

nordischer Reedereien befürchten Beobachter e<strong>in</strong>e Ausflaggungswelle. Außerdem ist die Versorgung<br />

mit schwefelärmerem Schweröl noch schwierig, da e<strong>in</strong>erseits viele Raff<strong>in</strong>erien derartige<br />

Treibstoffe noch nicht liefern <strong>und</strong> andererseits die Aufbereitung des Öls an Bord technische Probleme<br />

bereitet. E<strong>in</strong>e Verlagerung des Güterverkehrs vom Wasserweg auf die Straße könnte ebenfalls<br />

die Folge se<strong>in</strong>.<br />

Der Stockholmer Hafen will <strong>in</strong> Norvik bei Nynäshamn (r<strong>und</strong> 60 km südlich der Hauptstadt) bis zum<br />

Jahr 2016 e<strong>in</strong>en Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> RoRo-Hafen mit e<strong>in</strong>er jährlichen Umschlag- <strong>und</strong> Frachtkapazität<br />

von 300.000 TEU beziehungsweise 200.000 Fahrzeugen mit RoRo-Gütern bauen, hauptsächlich<br />

für Flüssigerdgas (LNG). Bei steigenden Kosten für herkömmliche Brennstoffe, so die Hoffnung,<br />

würden Schiffe den neuen Hafen (offizielle Bezeichnung: Stockholm Norvik Hamn) von sich aus ansteuern.<br />

E<strong>in</strong>e radikale Begrenzung des Schwefelgehalts <strong>in</strong> Schweröl könnte im Schiffbau außerdem<br />

e<strong>in</strong>en Umstieg auf LNG-Antriebe nach sich ziehen.<br />

E<strong>in</strong> ehrgeiziges Ausbauprojekt verfolgt auch der Hafen Värtahamnen im Osten Stockholms, wo gerade<br />

e<strong>in</strong> modernes, vierstöckiges Passagierterm<strong>in</strong>al (Värtapiren) entsteht. Die Baukosten für das<br />

15.000 qm große Objekt werden voraussichtlich etwa 2,6 Mrd. skr betragen. R<strong>und</strong> um den Hafen<br />

78 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


soll bis zum Jahr 2025 e<strong>in</strong> neues Stadtviertel (Norra Djurgardsstaden) mit bis zu 10.000 Wohnungen<br />

<strong>und</strong> 30.000 Büros entstehen.<br />

Nachdem die Umweltverträglichkeitsprüfung nun abgeschlossen ist, kann auch der Ausbau des<br />

ebenfalls von den Stockholmer Hafenbetrieben (Stockholms Hamn) betriebenen Hafens Kapellskär<br />

bei Norrtälje beg<strong>in</strong>nen. Die circa 650 Mio. skr teuren Modernisierungsarbeiten werden voraussichtlich<br />

etwa zweie<strong>in</strong>halb Jahre dauern.<br />

Als Anteilseigner (40%) an der 2012 neu gegründeten Real Rail Company (den 60%-Mehrheitsanteil<br />

hält Sandahlsbolagen) führt der norwegische Bahn<strong>logistik</strong>er CargoNet den komb<strong>in</strong>ierten Verkehr<br />

<strong>in</strong> Schweden entgegen früheren Rückzugsankündigungen nun doch weiter. Die Entscheidung fiel<br />

<strong>in</strong> enger Absprache mit Schlüsselk<strong>und</strong>en wie DB Schenker <strong>und</strong> DHL. Dennoch hat sich das Marktumfeld<br />

im Güterverkehr auf der Schiene verschärft, wie Untersuchungen des staatlichen Verkehrs-<br />

Umschlag <strong>in</strong> schwedischen Häfen (<strong>in</strong> 1.000 t, Veränderung 2012/2011 <strong>in</strong> %)<br />

Ladungsart 2009 2010 2011 2012 Veränderung<br />

Insgesamt, davon 161.884 179.579 177.093 172.977 -2,3<br />

Flüssige Massengüter 65.320 67.113 62.403 64.825 3,9<br />

Feste Massengüter 25.911 32.749 31.832 29.831 -6,3<br />

Conta<strong>in</strong>er 10.865 12.941 13.961 13.776 -1,3<br />

RoRo-E<strong>in</strong>heiten, davon 39.503 44.174 45.738 43.769 -4,3<br />

Straßengüterfahrzeuge,<br />

32.564 35.943 37.909 36.920 -2,6<br />

Anhänger <strong>und</strong> Auf-<br />

lieger<br />

Eisenbahnwaggons 1.855 1.923 1.763 1.384 -21,5<br />

andere RoRo-E<strong>in</strong>heiten 5.084 6.311 6.064 5.466 -9,9<br />

Anderes Frachtgut 20.224 22.600 23.158 20.778 -10,3<br />

Quelle: Trafikanalys<br />

Über 200 Mrd. skr für neue Infrastrukturprojekte vorgesehen<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>es nationalen Plans zur Erhaltung <strong>und</strong> Modernisierung der schwedischen Infrastruktur<br />

plant die Regierung Investitionen von etwa 482 Mrd. skr zwischen 2010 <strong>und</strong> 2021. Davon<br />

soll gut die Hälfte für neue Infrastrukturprojekte ausgegeben werden. Der Rest fließt <strong>in</strong> die Sanierung<br />

bestehender Transportnetze. Die größten Investitionen für regionale Projekte f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Stockholm,<br />

Västra Götaland <strong>und</strong> Skane statt. Dazu zählen unter anderem der Ausbau der Stockholmer<br />

Stadtbahn (Citybanan), der Mälarbahn (Weste<strong>in</strong>fahrt nach Stockholm), der nördlichen Stockholmer<br />

Autobahn (Norra Länken) sowie der Bau des Hallandsastunnels <strong>in</strong> Skane.<br />

Beobachter vermuten, dass die meisten Schienengüter<strong>transport</strong>e <strong>in</strong> 10 bis 15 Jahren Langstreckenverkehre<br />

(über mehrere H<strong>und</strong>ert Kilometer) auf Nord-Süd- beziehungsweise West-Ost-Trassen se<strong>in</strong><br />

werden. Sie nehmen daher an, dass der Löwenanteil der Bahngüter<strong>transport</strong>e nach Stockholm<br />

künftig aus Richtung Göteborg kommen wird, Güterzüge vom geplanten Conta<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> RoRo-<br />

Hafen <strong>in</strong> Norvik aber e<strong>in</strong>en Umweg via Örebro machen müssen. Die Versorgung des Großraums<br />

der Landeshauptstadt von Stockholm Norvik Hamn aus dürften daher vor allem Lkw übernehmen.<br />

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79


Schweden<br />

forschungs<strong>in</strong>stituts VTI nahelegen. Durch die Deregulierung Mitte der 90er Jahre haben sich zwar<br />

die Markte<strong>in</strong>trittsbarrieren für ausländische Bahn<strong>logistik</strong>er verr<strong>in</strong>gert. Die Profitabilität ist aber<br />

seitdem aufgr<strong>und</strong> des gestiegenen Wettbewerbs durch neue Anbieter deutlich unter Druck geraten.<br />

In der schwedischen Transport<strong>in</strong>dustrie waren 2012 knapp 225.000 Mitarbeiter <strong>in</strong> über 31.000 Unternehmen<br />

angestellt. Mehr als die Hälfte der Firmen ist im Güter<strong>transport</strong> über die Straße tätig.<br />

Das Transportvolumen über Straße, Schiene <strong>und</strong> See lag im vergangenen Jahr bei knapp 434 Mio. t,<br />

was e<strong>in</strong>en Rückgang gegenüber dem Vorjahr um r<strong>und</strong> 7% bedeutete. Mit fast 295 Mio. t hat der Güterverkehr<br />

über die Straße den größten Anteil.<br />

Kontaktanschriften:<br />

Stockholms Hamn (The Ports of Stockholm Group)<br />

Besucheradresse: Magas<strong>in</strong> 2, Frihamnen<br />

Postadresse: 102 54 Stockholm<br />

Internet: www.stockholmshamnar.se (Ansprechpartner: siehe unter Schaltflächen „Om oss“,<br />

„Verksamhet“ <strong>und</strong> „Ledn<strong>in</strong>g“)<br />

Göteborgs Hamn (Port of Göteborg)<br />

Besucheradresse: Emigrantvägen 2B, 403 38 Göteborg<br />

Postadresse: 403 38 Göteborg<br />

Tel: 004631/368 75 00<br />

Internet: www.goteborgshamn.se (Ansprechpartner: siehe unter Schaltflächen „Om hamnen“ <strong>und</strong><br />

„Kontakta oss“)<br />

Sjöfartsverket (Schifffahrtsbehörde)<br />

Besucheradresse: Östra Promenaden 7, 601 78 Norrköp<strong>in</strong>g<br />

Postadresse: 601 78 Norrköp<strong>in</strong>g<br />

Tel.: 0046 771/63 00 00, Fax: 0046 11/10 19 49<br />

E-Mail: sjofartsverket@sjofartsverket.se, Internet: www.sjofartsverket.se<br />

Trafikanalys (Transport Analysis)<br />

Sveavägen 90, 113 59 Stockholm<br />

Tel.: 0046 10/414 42-00, Fax: -10<br />

E-Mail: trafikanalys@trafa.se, Internet: www.trafa.se<br />

80 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


8.3 Neubau von Logistikflächen boomt / Von Heiko Ste<strong>in</strong>acher<br />

Landesweit mehr als 30 neue Objekte / Derzeit größte Infrastrukturausbaupläne <strong>in</strong> der<br />

Geschichte Stockholms<br />

Stockholm (gtai) - Durch se<strong>in</strong>e zentrale Lage <strong>in</strong> Nordeuropa genießt Schweden e<strong>in</strong>e logistische Brückenfunktion<br />

<strong>in</strong>nerhalb Skand<strong>in</strong>aviens. Se<strong>in</strong>e exportorientierte Industrie begründet e<strong>in</strong>e gute Transport<strong>in</strong>frastruktur<br />

mit modernen Logistikzentren. Nördlich von Stockholm steigt das Interesse der Investoren<br />

besonders an Lagen wie Rosersberg. 2013 entstehen landesweit mehr als 290.000 qm Logistikfläche.<br />

Schweden belegte im Logistics Performance Index 2012 der Weltbank den 13. Platz.<br />

Trotz des guten <strong>in</strong>ternationalen Rufes ist Schweden im Logistics Performance Index 2012 der Weltbank<br />

gegenüber 2010 vom dritten auf den 13. Rang abgerutscht. Damit landete es unter anderem<br />

h<strong>in</strong>ter F<strong>in</strong>nland (Platz 3), den Niederlanden (5) <strong>und</strong> Dänemark (6); <strong>Deutsch</strong>land (2010 noch Platz 1)<br />

lag 2012 an vierter Stelle. Nach wie vor wird Schweden aber vor allem für die Qualität se<strong>in</strong>er <strong>transport</strong>-<br />

<strong>und</strong> handelsbezogenen Infrastruktur, se<strong>in</strong>e Logistikkompetenz <strong>und</strong> die term<strong>in</strong>gerechte Beförderung<br />

von Seefrachtsendungen gelobt.<br />

E<strong>in</strong> bedeutendes Kriterium für die Bewertung e<strong>in</strong>es guten Logistikzentrums <strong>in</strong> Schweden ist nach<br />

Ansicht der Fachzeitschrift Intelligent Logistik e<strong>in</strong>e strategisch günstige Lage, die e<strong>in</strong>e schnelle<br />

Versorgung des B<strong>in</strong>nenmarkts ermöglicht. Dieser liegt <strong>in</strong> Form des demografischen Mittelpunkts<br />

zwischen Örebro <strong>und</strong> Norrköp<strong>in</strong>g südwestlich von Stockholm. Von dort aus lässt sich der Großteil<br />

der Bevölkerung auf kurzem Wege erreichen <strong>und</strong> bietet damit e<strong>in</strong>e ideale Gr<strong>und</strong>lage für die Entwicklung<br />

von Logistikzentren.<br />

Der Großraum Göteborg gilt als wichtigstes Logistikzentrum für Westschweden <strong>und</strong> große Teile<br />

Norwegens. Im Südosten verfügen die Regionen Ostergötland <strong>und</strong> Örebro über e<strong>in</strong>e gute Lage <strong>und</strong><br />

Transport<strong>in</strong>frastruktur. Die zwei wesentlichen Transporthubs für die Versorgung des schwedischen<br />

Nordens liegen <strong>in</strong> den Küstenstädten Umea <strong>und</strong> S<strong>und</strong>svall. Bedeutend für den Transport von<br />

Rohstoffen <strong>und</strong> Industriewaren ist auch die Region Mittelschweden, von wo aus der Bergwerkskonzern<br />

SSAB (<strong>in</strong> Borlänge) <strong>und</strong> der Hersteller von Spezialstahl Sandvik (Sandviken) Massengüter<br />

zum Verladehafen Gävle weiter<strong>transport</strong>ieren.<br />

Immobilienberatern zufolge s<strong>in</strong>d Hels<strong>in</strong>gborg <strong>und</strong> Landskrona <strong>in</strong> der südschwedischen Prov<strong>in</strong>z<br />

Skane für die Logistikbranche <strong>in</strong>teressanter geworden. Besonders <strong>in</strong> der Gegend um Landskrona<br />

gäbe es gute Lagen mit noch relativ günstigen qm-Preisen. Auch der Nordhafen <strong>in</strong> Malmö biete attraktive<br />

Logistikflächen. Mit 450 bis 500 skr pro qm <strong>und</strong> Jahr liege das Mietniveau <strong>in</strong> Südschweden<br />

deutlich unter dem <strong>in</strong> Göteborg (650 bis 700 skr) <strong>und</strong> Stockholm (900 bis 1.000 skr).<br />

Da der Ausbau der Infrastruktur <strong>in</strong> Stockholm nicht mit dem Verkehrsaufkommen Schritt hält, s<strong>in</strong>d<br />

zur Versorgung der Landeshauptstadt nach Me<strong>in</strong>ung vieler Logistiker zwei Basen erforderlich,<br />

e<strong>in</strong>e im Norden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e im Süden. Nördlich von Stockholm steigt das Interesse der Investoren besonders<br />

an Lagen wie Rosersberg (unweit des größten schwedischen Flughafens Arlanda), Upplands-Bro<br />

<strong>und</strong> Jordbro. Jordbro, bereits e<strong>in</strong> wichtiges Geschäftszentrum mit Bahnanschluss, würde<br />

durch den geplanten Bau des <strong>in</strong>termodalen Conta<strong>in</strong>erhafens Norvik bei Nynäshamn nochmals<br />

deutlich aufgewertet. Südlich der Hauptstadt ist die Region Södertälje/Nykvarn besonders begehrt.<br />

In L<strong>und</strong>a/Järfälla <strong>und</strong> Västberga/Arsta im Südwesten Stockholms s<strong>in</strong>d die Kosten etwas höher;<br />

jene Lagen kommen eher für kle<strong>in</strong>ere Logistik- <strong>und</strong> Cross-Dock<strong>in</strong>g-Term<strong>in</strong>als <strong>in</strong> Frage.<br />

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81


Schweden<br />

Mit e<strong>in</strong>er neuen Autobahnverb<strong>in</strong>dung für die E4 im Westen von Stockholm (Westumfahrung der<br />

Stadt) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Querverb<strong>in</strong>dung zwischen Varby (E4/E20) <strong>und</strong> Jordbro verfolgt Stockholm gerade die<br />

größten Infrastrukturausbauprojekte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Geschichte. Ziel ist es, die nördlichen <strong>und</strong> südlichen<br />

Teile der Stadt besser zu verb<strong>in</strong>den <strong>und</strong> das Stadtzentrum vom Durchgangsverkehr zu entlasten.<br />

Damit rückt Stockholm noch stärker <strong>in</strong> das Blickfeld von Logistikimmobilienentwicklern. Die<br />

Goodman Gruppe, die zum Ausbau ihres Skand<strong>in</strong>avien-Geschäfts e<strong>in</strong>e feste Niederlassung <strong>in</strong><br />

Schweden errichten will, hat vor wenigen Wochen mit dem Projekt für e<strong>in</strong>en Komplex im Süden<br />

Stockholms begonnen.<br />

Intermodale Term<strong>in</strong>als weit verbreitet<br />

Viele Logistikzentren verfügen über <strong>in</strong>termodale Term<strong>in</strong>als, um die Vernetzung von Schiff, Schiene<br />

<strong>und</strong> Straße zu vere<strong>in</strong>fachen. Nach e<strong>in</strong>er Evaluierung der Infrastrukturberater von WSP s<strong>in</strong>d die<br />

besten der 24 analysierten Kombiterm<strong>in</strong>als <strong>in</strong> Katr<strong>in</strong>eholm, Eskilstuna, Göteborg, Nässjö, Hallsberg,<br />

Umea <strong>und</strong> Västeras zu f<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong> neuer <strong>in</strong>termodaler Term<strong>in</strong>al entsteht gerade bei Rosersberg<br />

(Fertigstellung 2014 geplant); da es bisher noch ke<strong>in</strong>en Kombiterm<strong>in</strong>al im nördlichen Teil<br />

Stockholms gibt, müssen Waren mit diesem Bestimmungsort <strong>in</strong> Arsta oder Södertälje umgeladen<br />

werden.<br />

Wichtigste Logistikzentren <strong>in</strong> Schweden 2013<br />

Logistikzentrum/-park Kommentar<br />

Großraum Göteborg Größter Hafen <strong>in</strong> den nordischen Ländern; wichtig für den wachsenden<br />

Handel mit Südostasien; starkes Automobilcluster<br />

Region Östergötland Zentrale logistische Lage; Seehafen; gute Verb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong>s Baltikum<br />

Region Jönköp<strong>in</strong>g Sehr gute (<strong>in</strong>termodale) Transport<strong>in</strong>frastruktur; Nähe zum<br />

Hafen Göteborg<br />

Region Örebro<br />

Zentrale Lage <strong>in</strong> Mälardalen; sehr gute Infrastruktur mit großem<br />

Frachtflughafen<br />

Region Arlanda Intermodale Transport<strong>in</strong>frastruktur; größter Frachtflughafen<br />

(Stockholm-Arlanda); IT-Cluster Kista<br />

Eskilstuna/Strängnäs Zentrale Lage im Zentrum Schwedens; Hohe Qualität der<br />

Conta<strong>in</strong>erterm<strong>in</strong>als<br />

Region Hels<strong>in</strong>gborg Südschwedens größter Seehafen <strong>in</strong> Hels<strong>in</strong>gborg; Drehscheibe<br />

Öres<strong>und</strong>region<br />

Västeras/Köp<strong>in</strong>g Nähe zum demographischen Mittelpunkt; größter B<strong>in</strong>nenseehafen<br />

der nordischen Länder<br />

Region Malmö<br />

Nähe zu Kopenhagen; große Bevölkerung; wichtiger Umschlagplatz<br />

für Kfz-Importe <strong>und</strong> -Exporte<br />

Region Halmstad Nähe zu Skane <strong>und</strong> zum Großraum Göteborg; bedeutender Umschlagplatz<br />

für Schnittholz, recycelbare Rohstoffe, Metalle <strong>und</strong><br />

Kfz-Importe <strong>und</strong> -Exporte<br />

Quelle: Intelligent Logistik<br />

82 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Starker Ausbau der Logistikfläche <strong>in</strong> Südschweden<br />

Für das Jahr 2013 rechnet die schwedische Logistikbranche mit e<strong>in</strong>em weiteren dynamischen Jahr.<br />

Nach fast 375.000 qm im Vorjahr sollen Logistikflächen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umfang von knapp 290.000 qm<br />

(mehr als 30 Objekte <strong>in</strong> beiden Jahren zusammen genommen) neu entstehen beziehungsweise<br />

ausgebaut werden, die meisten <strong>in</strong> Südschweden, <strong>in</strong>sbesondere Göteborg, sowie im Norden Stockholms<br />

(Rosersberg/Arlandastad).<br />

2014 wird das Volumen voraussichtlich wieder s<strong>in</strong>ken. Insiderkreise berichten, dass die Banken<br />

trotz kurzer Vertragslaufzeiten <strong>und</strong> häufigem Mieterwechsel nach wie vor lieber Büroprojekte <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>nerstädtischen Lagen als Logistikobjekte am Stadtrand f<strong>in</strong>anzieren.<br />

Der Nachfragetrend h<strong>in</strong> zu weniger, dafür aber größeren Flächen wird laut Beobachtern noch<br />

10 bis 15 Jahre anhalten. Während die Mieten für neue Built-to-suit Projekte auf relativ niedrigem<br />

Niveau verharren, s<strong>in</strong>d jene für bestehende, freie Logistikflächen <strong>in</strong> größeren Städten vergleichsweise<br />

hoch; diese werden besonders <strong>in</strong> der Größenordnung 3.000 bis 5.000 qm nachgefragt. Die<br />

Mietlaufzeiten <strong>in</strong> der Branche betragen üblicherweise drei bis fünf Jahre.<br />

Lagerflächen, die voraussichtlich im Jahr 2013 eröffnet werden<br />

Ort Mieter Fläche (<strong>in</strong> qm)<br />

Göteborg Amr<strong>in</strong>g 26.000<br />

Göteborg T<strong>in</strong>gstad Papper 32.000<br />

Arlandastad Altia 20.000<br />

Arlandastad (noch nicht bekannt) 29.000<br />

Arlandastad DB Schenker <strong>und</strong> andere 30.000<br />

Rosersberg IL Recycl<strong>in</strong>g 10.000<br />

Rosersberg Lidl 45.000<br />

Stockholm Arsta ICA <strong>und</strong> andere 15.000<br />

Astorp Frode Laursen 15.000<br />

Malmö Subaru 10.000<br />

Hels<strong>in</strong>gborg DHL 15.000<br />

Hels<strong>in</strong>gborg DHL 14.800<br />

Hallsberg Posten 26.800<br />

Quelle: CBRE<br />

Bei Logistikdienstleistungen dom<strong>in</strong>ieren ausländische, <strong>in</strong>sbesondere zu deutschen Konzernen gehörende,<br />

Akteure. DB Schenker, DHL <strong>und</strong> DSV zählen zu den größten Anbietern im Straßen<strong>transport</strong>.<br />

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83


Schweden<br />

Wichtige Logistikanbieter <strong>in</strong> Schweden<br />

Anbieter Niederlassungen Internetadresse<br />

DB Schenker (<strong>Deutsch</strong>land) Etwa 30 Standorte, unter anderem www.schenker.se<br />

Göteborg *)<br />

DHL (<strong>Deutsch</strong>land) Etwa 30 Standorte, unter anderem www.dhl.se<br />

Stockholm *)<br />

Green Cargo (Schweden) Etwa 12 Standorte, unter anderem www.greencargo.com<br />

Norrköp<strong>in</strong>g, Hels<strong>in</strong>gborg, Solna/<br />

Stockholm *)<br />

Posten Logistik (Schweden) 11 Brief-, acht Paketterm<strong>in</strong>als, unter www.posten.se<br />

anderem Solna/Stockholm *)<br />

DSV (Dänemark)<br />

Etwa 25 Standorte, unter anderem<br />

Landskrona *), Stockholm-Arlanda *)<br />

www.dsv.se<br />

*) Hauptniederlassung<br />

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest<br />

Kontaktanschriften:<br />

När<strong>in</strong>gsdepartementet (M<strong>in</strong>isterium für Unternehmen, Energie <strong>und</strong> Kommunikation)<br />

Besucheradresse: Mäster Samuelsgatan 70, 10333 Stockholm<br />

Postadresse: 10333 Stockholm<br />

Tel.: 0046 8/405 10 00<br />

Internet: www.reger<strong>in</strong>gen.se<br />

Trafikverket (Schwedische Verkehrsbehörde)<br />

Besucheradresse: Röda vägen 1, 78189 Borlänge<br />

Postadresse: 78189 Borlänge<br />

Tel.: 0046 771/921 921<br />

E-Mail: trafikverket@trafikverket.se, Internet: www.trafikverket.se<br />

Transportstyrelsen (Schwedische Transportagentur)<br />

Besucheradresse: Olai Kyrkogata 35, Norrköp<strong>in</strong>g<br />

Postadresse: 60173 Norrköp<strong>in</strong>g<br />

Tel.: 0046 771/50 35 03, Fax: 0046 11/18 5256<br />

E-Mail: kontakt@<strong>transport</strong>styrelsen.se, Internet: www.<strong>transport</strong>styrelsen.se<br />

VTI Statens väg- och <strong>transport</strong>forskn<strong>in</strong>gs<strong>in</strong>stitut (Schwedisches Verkehrsforschungs<strong>in</strong>stitut)<br />

Besucheradresse: Olaus Magnus väg 35, 58195 L<strong>in</strong>köp<strong>in</strong>g<br />

Postadresse: 58195 L<strong>in</strong>köp<strong>in</strong>g<br />

Tel.: 0046 13/20 40 00<br />

E-mail: vti@vti.se, Internet: www.vti.se<br />

84 Transport <strong>und</strong> Logistik - Ostseeanra<strong>in</strong>er


Transportgruppen (Dachverband für Vere<strong>in</strong>igungen <strong>und</strong> Unternehmen <strong>in</strong> der Transportbranche)<br />

Besucheradresse: Storgatan 19, 10249 Stockholm<br />

Postadresse: Postfach 5384, 10249 Stockholm<br />

Tel.: 0046 8/762 71 00<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@<strong>transport</strong>gruppen.se, Internet: www.<strong>transport</strong>gruppen.se (L<strong>in</strong>ks zu e<strong>in</strong>zelnen Vere<strong>in</strong>igungen<br />

unter Schaltfläche „In English“, Spalte „We are The Transport Group“)<br />

Sveriges akeriföretag (Schwedische Vere<strong>in</strong>igung der Straßen<strong>transport</strong>unternehmen)<br />

Besucheradresse: Kungsgatan 24, 10389 Stockholm<br />

Postadresse: Postfach 7248, 10389 Stockholm<br />

Tel.: 00468/753 54 00, Fax: -755 60 01<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@akeri.se, Internet: www.akeri.se<br />

Branschfören<strong>in</strong>gen Tagoperatörerna (Schwedische Vere<strong>in</strong>igung der Betreiber von Eisenbahnverkehrsunternehmen)<br />

Besucheradresse: Sturegatan 11, 10204 Stockholm<br />

Postadresse: Postfach 555 45, 10204 Stockholm<br />

Tel.: 0046 8/762-67 11, Fax: -70 29<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@tagoperatorerna.se, Internet: www.tagoperatorerna.se<br />

<strong>Deutsch</strong>-Schwedische <strong>Handelskammer</strong><br />

Besucheradresse: Valhallavägen 185, 115 53 Stockholm<br />

Postadresse: Postfach 27104, 102 52 Stockholm<br />

Tel.: 0046 8/665 18-00, Fax: -04<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@handelskammer.se, Internet: www.handelskammer.se<br />

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85


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Herausgeber<br />

Germany Trade and Invest<br />

Gesellschaft für Außenwirtschaft <strong>und</strong> Standortmarket<strong>in</strong>g mbH<br />

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Hauptsitz der Gesellschaft<br />

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Geschäftsführung<br />

Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer<br />

Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer<br />

Autoren<br />

Bernd Hones - Moskau; Torsten Pauly - Hels<strong>in</strong>ki; Heiko Ste<strong>in</strong>acher - Stockholm;<br />

Michael Wozniak, Beatrice Repetzki - Warschau<br />

Redaktion<br />

Simon Bujanowski, Edda Gaude, Reg<strong>in</strong>a Wippler, Edda Wolf, Dr. Elfi Schreiber<br />

Ansprechpartner<strong>in</strong><br />

Dr. Elfi Schreiber<br />

T. +49(0)228 24993-273<br />

E-Mail: Elfi.Schreiber@gtai.de<br />

Redaktionsschluss<br />

Mai 2013<br />

Bestell-Nr.<br />

18002<br />

Alle Rechte vorbehalten. © Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung.<br />

Trotz größtmöglicher Sorgfalt ke<strong>in</strong>e Haftung für den Inhalt.<br />

Layout<br />

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Druck<br />

Das Druckhaus Bernd Brümmer, Bonn<br />

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