Familienpflege â Familiale Notsituation und ihre ... - ifb - Bayern
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<strong>Familienpflege</strong> 61<br />
„Was ist, wenn beispielsweise eine fernseh- <strong>und</strong> medienabstinente <strong>Familienpflege</strong>rin in eine<br />
Familie kommt, deren Kinder sich vorzugsweise bis ausschließlich Zuhause vor dem TV aufhalten?<br />
Wird die Pflegekraft „pädagogisch“ intervenieren, verbal überzeugen, durch Alternativangebote<br />
„blenden“, die Eltern auf <strong>ihre</strong> Erziehung ansprechen? Wird sie das Verhalten der<br />
Kinder hinnehmen, ignorieren, oder versuchen ihnen die Fernsehsituation so angenehm wie<br />
möglich zu machen?“ (Bosch 1991: 59).<br />
Da die Aufgaben der <strong>Familienpflege</strong> ein weites Spektrum umfassen <strong>und</strong> klare Aufgabenstellungen,<br />
Zielsetzungen <strong>und</strong> Profile des <strong>Familienpflege</strong>auftrags häufig fehlen bzw. nicht ausreichend<br />
transparent sind, sind die Auffassungen <strong>und</strong> Definitionen der beteiligten Personen <strong>und</strong><br />
Institutionen absolut nicht deckungsgleich. Sie unterscheiden sich zum Teil wesentlich in<br />
Reichweite <strong>und</strong> Anspruch <strong>und</strong> machen es schwer, übereinstimmende, akzeptierte Qualitätskriterien<br />
zu entwickeln.<br />
3.3 K<strong>und</strong>enorientierte Qualitätskriterien <strong>und</strong> Qualitätssicherungsverfahren<br />
Während der Prozess der professionell motivierten Entwicklung von Qualitätsstandards für<br />
die <strong>Familienpflege</strong> in Deutschland angelaufen ist, <strong>und</strong> verschiedene Verfahren zur Ableitung<br />
der Qualitätsforderungen <strong>und</strong> zur -sicherung erprobt werden (wie Qualitätszirkel oder Fremdevaluation<br />
durch Experten), sind keine systematisch erhobenen Daten zur Qualitätsbeurteilung<br />
durch die K<strong>und</strong>en selbst, die hilfebedürftigen Familien, bekannt. Die weitere Auswertung<br />
der <strong>ifb</strong>-Studie zur Situation der <strong>Familienpflege</strong> in <strong>Bayern</strong> wird zwar erste Informationen<br />
zur Verfügung stellen, inwieweit im Einzelfall beispielsweise ein Auswertungsgespräch mit<br />
der Familie am Ende des Einsatzes durchgeführt wird, das eine strukturierte Rückmeldung,<br />
die auch dokumentiert werden kann, erlaubt. Aber eine Befragung von K<strong>und</strong>en der <strong>Familienpflege</strong><br />
über <strong>ihre</strong> Zufriedenheit mit der Leistung, die Rückschlüsse über implizite oder explizite<br />
Qualitätskriterien der Familien selbst ermöglicht, liegen derzeit nicht vor. Für soziale<br />
Dienstleistungen wird immer wieder eine verstärkte k<strong>und</strong>enorientierte Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisevaluation<br />
angemahnt, die folgerichtig den gegenwärtigen Wandel der K<strong>und</strong>enorientierung<br />
begleitet (vgl. Bobzien 1996). Doch der vermutete Aufwand <strong>und</strong> die methodische Schwierigkeiten<br />
dieser Erhebungen lassen diese Forderung oft unbeantwortet.<br />
Am einfachsten lassen sich noch Aspekte der Servicequalität erfassen, wenn K<strong>und</strong>en/Klienten<br />
nach <strong>ihre</strong>m Urteil hinsichtlich der ansprechenden Optik, Zuverlässigkeit, Kompetenz, Zuvorkommenheit,<br />
Vertrauenswürdigkeit, Sicherheit, Erreichbarkeit, Kommunikation <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enverständnis<br />
der sozialen Einrichtung bzw. der Professionellen gefragt werden. Hier haben sich<br />
relativ standardisierte Kriterien <strong>und</strong> Erhebungsmethoden eingespielt, <strong>und</strong> Erhebungen dazu<br />
könnten den Stationen bereits wichtige Hinweise auf Verbesserungspotentiale geben. Da aber<br />
die Bedürfnislage in den einzelnen Familien äußerst individuell ist, <strong>und</strong> die Ziele zwischen<br />
der Familie <strong>und</strong> der <strong>Familienpflege</strong>rin jeweils erst ausgehandelt werden müssen, lässt sich der<br />
Zielerreichungsgrad nicht nach festgelegten Standards bestimmen. In einem ersten Schritt wären<br />
deshalb systematische Erhebungen in Familien zu den Fragen sinnvoll, wie sie Prozess<br />
<strong>und</strong> Ergebnis des familienpflegerischen Handelns subjektiv beurteilen, <strong>und</strong> an welchen Kriterien<br />
sie <strong>ihre</strong> Wertung festmachen. Für diese Evaluationsuntersuchung bei den Familien bieten<br />
sich die verschiedensten Methoden an, wie sie in den Studien zur Beurteilung der Qualität<br />
<strong>und</strong> Wirksamkeit sozialer Dienstleistungen in Beratungs- <strong>und</strong> Betreuungssituationen erprobt