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Ab-initio-Untersuchungen der Aminosäuren Glycin, Alanin und Cystein

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<strong>Ab</strong>-<strong>initio</strong>-<strong>Untersuchungen</strong> <strong>der</strong> Aminosäuren<br />

<strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong><br />

Diplomarbeit<br />

Friedrich-Schiller-Universität Jena<br />

Physikalisch-Astronomische Fakultät<br />

eingereicht von<br />

Robert Maul<br />

geb. 09.02.1982<br />

in Jena<br />

Jena, September 2006


Gutachter:<br />

1. Prof. Dr. sc. nat. F. Bechstedt<br />

2. Prof. Dr. rer. nat. habil. W.G. Schmidt<br />

Tag <strong>der</strong> Verleihung des Diploms:


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 5<br />

1.1 Motivation <strong>und</strong> Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

1.2 Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2 Gr<strong>und</strong>lagen 9<br />

2.1 Born-Oppenheimer-Näherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

2.2 Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Dichtefunktionaltheorie (DFT) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2.2.1 Hohenberg-Kohn-Theoreme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

2.2.2 Kohn-Sham-Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

2.2.3 Hellmann-Feynman-Kräfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

2.3 Austausch-Korrelations-Funktionale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

2.3.1 Exakte Austausch-Korrelations-Lochdichte . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

2.3.2 LDA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

2.3.3 Gradientenkorrektur <strong>und</strong> verallgemeinerte Gradientenentwicklung . . . . 22<br />

2.3.4 PW91 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

2.3.5 PBE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

2.3.6 Diskussion <strong>der</strong> GGA-Nichtlokalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

2.3.7 Hybridfunktionale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

2.4 Pseudopotential-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

2.4.1 Näherung unverän<strong>der</strong>licher Rümpfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

2.4.2 Normerhaltende Pseudopotentiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

2.4.3 Projector-Augmented-Wave-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

2.5 k-Raum-Formalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

2.5.1 Entwicklung nach ebenen Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

2.5.2 Spezielle k-Punkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

2.6 Numerische Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

2.6.1 Gradienten-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

2.6.2 Das Programm-Paket VASP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

3 Aminosäuren, Peptide <strong>und</strong> Proteine 49<br />

3.1 Biochemische Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

3.2 <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> - Eigenschaften <strong>und</strong> Geometrien . . . . . . . . . . . 52<br />

3.2.1 <strong>Glycin</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

3.2.2 <strong>Alanin</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

3.2.3 <strong>Cystein</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

3


4 INHALTSVERZEICHNIS<br />

4 <strong>Ab</strong>-<strong>initio</strong>-Rechnungen zu <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> 57<br />

4.1 Konvergenz <strong>der</strong> Gesamtenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

4.1.1 Konvergenz bezüglich <strong>der</strong> Cutoff-Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

4.1.2 Konvergenz bezüglich <strong>der</strong> Superzellengröße . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

4.1.3 <strong>Ab</strong>hängigkeit <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>zustandsenergie von <strong>der</strong> Drehung des Moleküls in<br />

<strong>der</strong> Zelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

4.2 Strukturelle <strong>und</strong> energetische Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

4.2.1 Geometrieoptimierung <strong>der</strong> Molekül-Konformationen . . . . . . . . . . . . 60<br />

4.2.2 Relative Energien <strong>der</strong> Molekül-Konformationen . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

4.2.3 <strong>Ab</strong>hängigkeit <strong>der</strong> relativen Energien vom Austausch-Korrelationsfunktional<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

4.2.4 Dipolmomente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

4.3 Dynamische Eigenschaften: IR-Spektren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />

4.3.1 Bemerkungen zu experimentellen Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />

4.3.2 Berechnung von Infrarotspektren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />

4.3.3 Ergebnisse <strong>und</strong> Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />

4.4 Elektronische Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />

4.4.1 Ein-Teilchen-Anregungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />

4.4.2 Einteilchen-Gaps in <strong>Ab</strong>hängigkeit vom xc-Funktional . . . . . . . . . . . . 81<br />

4.4.3 Paar-Anregungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

4.4.4 Elektronische Struktur von HOMO <strong>und</strong> LUMO bei Paar-Anregungen . . 84<br />

5 Zusammenfassung 89<br />

A Parametrisierung von PW86 93<br />

B Møller-Plesset-Verfahren zweiter Ordnung (MP2) 95<br />

C Charakterisierung <strong>der</strong> Schwingungsmoden 97<br />

Literaturverzeichnis 109


Kapitel 1<br />

Einleitung<br />

1.1 Motivation <strong>und</strong> Einführung<br />

Aminosäuren sind die Gr<strong>und</strong>bausteine <strong>der</strong> Proteine (alt-griechisch ,,protos” = ,,erstes”, ,,wichtigstes”)<br />

<strong>und</strong> somit von zentraler Bedeutung für alle Prozesse in biologischen Zellen <strong>und</strong> Organismen.<br />

Seit kurzem wächst jedoch auch das Interesse am technologischen Aspekt dieser Moleküle,<br />

insbeson<strong>der</strong>e in Hinblick auf Anwendungen in <strong>der</strong> Bio-Nanotechnologie. Dieses hochaktuelle Forschungsgebiet<br />

ist gegenwärtig von zahlreichen gr<strong>und</strong>legenden Neuentwicklungen geprägt, wobei<br />

es bereits zu prinzipiellen Fortschritten in Schlüsselfragen <strong>der</strong> Oberflächenbeschichtung (Funktionalisierung)<br />

<strong>und</strong> molekularen Elektronik kam. Dem Bestreben, einen Feld-Effekt-Transistor<br />

(FET) basierend auf organischen Molekülen zu entwickeln, wird schon seit einigen Jahren nachgegangen<br />

[1], wobei hier zunächst DNA-Moleküle [2] aufgr<strong>und</strong> ihrer Eigenschaften <strong>der</strong> molekularen<br />

Erkennung <strong>und</strong> Selbstorganisation das Interesse auf sich zogen. In jüngster Zeit gibt es<br />

allerdings in den weltweiten Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsaktivitäten eine merkliche Tendenz,<br />

auch Proteine <strong>und</strong> Peptide als ,,intelligente Materialien” [3] beim Design neuartiger elektronischer<br />

<strong>und</strong> optoelektronischer Bauelemente einzusetzen. Dies beinhaltet die Funktionalisierung<br />

von Halbleiter-Quantendots mit Peptiden [4, 5], die Funktionalisierung von Carbon-Nanotubes<br />

(CNTs) mit Aminosäuren [6, 7, 8] <strong>und</strong> Proteinen [9], die Kopplung von CNTs mit Amiden<br />

[10] sowie das Markieren von Ferrozenen mit Peptiden [11]. Erst kürzlich wurde das Prinzip einer<br />

Resonanz-Tunneldiode auf Basis einer CNT-Pseudopeptid-CNT-Anordnung vorgestellt, die<br />

einen Bio-CNT-FET ergänzen könnte [12].<br />

Trotz <strong>der</strong> faszinierenden Möglichkeiten, die sich durch peptidbasierte bioelektronische Bauelemente<br />

bieten, klafft noch immer ein beträchtliche Lücke im Verständnis f<strong>und</strong>amentaler Fragen<br />

auf diesem Gebiet. Ein interessanter Aspekt ist hier beispielsweise <strong>der</strong> Stromtransport durch eine<br />

kurze Peptidkette, die an den Enden durch zwei Metallelektroden fixiert wurde. In einigen Arbeiten,<br />

die sich auf die Kontaktregion beschränken, wurde bereits die Adsorption <strong>der</strong> Aminosäuren<br />

<strong>Glycin</strong> <strong>und</strong> <strong>Alanin</strong> auf Kupfer-Oberflächen hinsichtlich Struktur <strong>und</strong> Energetik untersucht [13].<br />

Dem eigentlichen Transportprozess durch Peptidketten wurde jedoch bisher wenig Aufmerksamkeit<br />

geschenkt [14] <strong>und</strong> lediglich im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Biochemie von Proteinen diskutiert.<br />

So überrascht es auch nicht, dass vor kurzem ein Übersichtsartikel mit dem anspornenden Titel<br />

,,Peptide Electron Transfer: More Questions than Answers” erschienen ist [15].<br />

Nicht alle <strong>der</strong> 20 proteinogenen Aminosäuren sind für die erwähnten Fragestellungen von gleichem<br />

Interesse. Sie besitzen zwar stets die prinzipielle Struktur NH 2 -CH(R)-COOH, die die<br />

Aminogruppe (NH 2 ) <strong>und</strong> die Carboxylgruppe (COOH) über ein tetraedrisch koordiniertes Kohlenstoffatom<br />

(Chiralitätszentrum C α ) verbindet; aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> individuellen Restgruppe (R) va-<br />

5


6 KAPITEL 1. EINLEITUNG<br />

<strong>Glycin</strong> <strong>Alanin</strong> <strong>Cystein</strong><br />

<strong>Ab</strong>bildung 1.1: Räumliche Strukturen <strong>der</strong> in dieser Arbeit untersuchten Aminosäuren.<br />

riieren die physikalischen <strong>und</strong> chemischen Eigenschaften unter den Aminosäuren jedoch stark.<br />

Für eine systematische Untersuchung des Quantentransports auf molekularen Skalen sind dabei<br />

beson<strong>der</strong>s die Aminosäuren <strong>Glycin</strong> (R=H), <strong>Alanin</strong> (R=CH 3 ) <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> (R=CH 2 -SH) geeignet,<br />

da sie (ähnlich wie DNA-Basen-Moleküle) experimentell wünschenswerte Eigenschaften wie molekulare<br />

Erkennung <strong>und</strong> Selbstorganisation sowie eine für die theoretische Beschreibung günstige,<br />

d.h. kleine Struktur (zwischen 10 <strong>und</strong> 14 Atomen) in sich vereinen. Obwohl <strong>der</strong> Aufbau dieser<br />

drei Aminosäuren einfach ist (<strong>Ab</strong>b. 1.1), wird durch die Variation <strong>der</strong> Restgruppe dennoch eine<br />

Vielfalt gewährleistet, die gerade im Hinblick auf die Klärung elektronischer Eigenschaften kurzer<br />

Peptidketten hochinteressant erscheint. Da jede Aminosäure unabhängig von ihrer Restgruppe<br />

Peptidbindungen ausbilden kann, eröffnet sich nämlich die Möglichkeit zu systematischen <strong>Untersuchungen</strong><br />

des Ladungstransport durch Peptidketten als Funktion dieser Restgruppen. Zusätzlich<br />

ermöglicht das in <strong>Cystein</strong> vorhandene Schwefelatom, das kovalent an Metalloberflächen binden<br />

kann [16], die Ausbildung eines stabilen, wohl definierten Molekül-Elektroden-Kontaktes.<br />

Eine wichtige Eigenschaft von Aminosäuren wie <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> ist es, dass sie<br />

keine eindeutig festgelegte Molekülgeometrie besitzen. Ihre Struktur kann sich durch die vorhandenen<br />

torsionalen Freiheitsgrade je nach Umgebung <strong>und</strong> Temperatur drastisch än<strong>der</strong>n, so<br />

dass es, je nach Molekülgeometrie, zur Ausbildung verschiedenartiger intramolekularer Wasserstoffbrückenbindungen<br />

kommen kann, die die Eigenschaften <strong>der</strong> Aminosäure signifikant än<strong>der</strong>n.<br />

Dies erhöht den Aufwand sowohl <strong>der</strong> experimentellen als auch <strong>der</strong> theoretischen Untersuchung<br />

von Aminosäuren im Vergleich zu DNA-Basen-Molekülen deutlich. So waren auch die enormen<br />

numerischen Anfor<strong>der</strong>ungen, die bei <strong>der</strong> Simulation <strong>der</strong> Proteinfaltung <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er biologischer<br />

Prozesse an die Rechentechnik gestellt werden, Inspirationsquelle <strong>der</strong> Firma IBM für die<br />

Namensgebung ihrer Supercomputer <strong>der</strong> neuen Generation ,,BlueGene” 1 . Um Rechentechnik<br />

effektiv nutzen zu können, bedarf es jedoch auch einer sinnvollen Modellierung des zu untersuchenden<br />

Systems. Das Ziel muss es dabei sein, einerseits die relevanten physikalischen Größen<br />

mit hoher Genauigkeit wie<strong>der</strong>zugeben, an<strong>der</strong>erseits aber unbedeutende Einflüsse durch effiziente<br />

Näherungen zu vernachlässigen. Eine <strong>der</strong>artige, in <strong>der</strong> theoretischen Festkörperphysik bereits<br />

mit großem Erfolg angewendete Methode ist die Dichtefunktionaltheorie (DFT).<br />

Mit Hinblick auf zukünftige <strong>Untersuchungen</strong> <strong>der</strong> Transporteigenschaften kurzer Peptidketten<br />

(inkl. ihrer Kontaktierung mit Metallelektroden) setzt sich die vorliegende Arbeit zum Ziel, die<br />

Anwendbarkeit <strong>der</strong> für Festkörper etablierten <strong>und</strong> leistungsfähigen Methode <strong>der</strong> DFT auch auf<br />

Aminosäuren zu klären. Entscheidungskriterium hierfür soll sein, mit welcher Genauigkeit strukturelle,<br />

dynamische <strong>und</strong> elektronische Eigenschaften <strong>der</strong>artiger Moleküle im Rahmen <strong>der</strong> DFT<br />

berechnet werden können. Zwangsläufig erzwingen solche <strong>Untersuchungen</strong> auch den Vorstoß auf<br />

1 Das leistungsfähigste Modell BlueGene/L mit 280.6 TeraFLOPS befindet sich in Liverpool, während ein<br />

weiterer Rechner dieses Typs <strong>der</strong>zeit im Forschungszentrum Jülich (37.3 TeraFLOPS) eingesetzt wird.


1.2. GLIEDERUNG DER ARBEIT 7<br />

Neuland, etwa die Vorhersage von elektronischen <strong>und</strong> Schwingungseigenschaften als Funktion<br />

<strong>der</strong> Molekülgeometrie.<br />

1.2 Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Arbeit<br />

Das zweite Kapitel gibt eine Einführung in die wesentlichen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Dichtefunktionaltheorie.<br />

Beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit wird dabei den unterschiedlichen Behandlungen des Austausch-Korrelations-Funktionals<br />

gewidmet. Anschließend werden weitere Konzepte einer effektiven<br />

ab <strong>initio</strong>-Simulation vorgestellt, wie zum Beispiel die Pseudopotential-Methode <strong>und</strong> die<br />

Spezialisierung des Kohn-Sham-Formalismus auf ebene Wellen im k-Raum. Der letzte <strong>Ab</strong>schnitt<br />

dieses Kapitels befasst sich kurz mit <strong>der</strong> numerischen Umsetzung <strong>der</strong> vorgestellten Verfahren <strong>und</strong><br />

stellt insbeson<strong>der</strong>e die Methode <strong>der</strong> konjugierten Gradienten vor.<br />

Kapitel 3 gibt eine knappe Einführung in die biochemischen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Aminosäuren <strong>und</strong><br />

Peptide. Des Weiteren werden hier die untersuchten Moleküle <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> vorgestellt<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> aktuelle Stand <strong>der</strong> Forschung dieses Gebietes besprochen, das auch für Fachfremde<br />

ein großes Forschungspotential in sich birgt.<br />

Das folgende Kapitel 4 stellt zunächst die Resultate verschiedener Konvergenztests vor, die für<br />

die akkurate Beschreibung von Molekülen mit Hilfe <strong>der</strong> vorgestellten Implementierung <strong>der</strong> Dichtefunktionaltheorie<br />

notwendig sind. Die Resultate <strong>der</strong> darauf aufbauenden Berechnungen <strong>der</strong><br />

strukturellen, energetischen, dynamischen <strong>und</strong> elektronischen Eigenschaften werden in den drei<br />

folgenden <strong>Ab</strong>schnitten wie<strong>der</strong>gegeben <strong>und</strong> diskutiert.<br />

Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung in Kapitel 6, wo die wesentlichen Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Berechnungen rekapituliert werden. Zudem kommen auch darauf aufbauende, interessante<br />

Fragestellungen zur Sprache, <strong>der</strong>en Bearbeitung mit Hilfe <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit ermöglicht<br />

wird.<br />

Anhänge erlauben die Darstellung von Vergleichstheorien wie etwa das MP2-Verfahren o<strong>der</strong><br />

umfangreicher Tabellen, <strong>der</strong>en Einbeziehung in den Text die Gedankengänge zerstört hätten.


8 KAPITEL 1. EINLEITUNG


Kapitel 2<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Wie bereits aus <strong>der</strong> klassischen Mechanik bekannt, ist die theoretische Behandlung von Vielteilchensystemen<br />

auf geschickte Näherungen angewiesen, die die Problemstellung in ihrer Komplexität<br />

reduzieren <strong>und</strong> dennoch wesentliche physikalische Größen nahe am exakten Wert zugänglich<br />

machen. Die Beschreibung von Atomen, Molekülen <strong>und</strong> Festkörpern verlangt nun zusätzlich die<br />

Berücksichtigung quantenmechanischer Effekte. Eine Auswahl von Methoden <strong>und</strong> Näherungen,<br />

die <strong>der</strong>artige ab <strong>initio</strong>-Rechnungen möglich machen, sollen im Folgenden vorgestellt werden.<br />

Alle Teilchen in den hier untersuchten Systemen stehen dabei über die Coulomb-Wechselwirkung<br />

in Kontakt, d.h. beispielsweise: Ein Elektron am Ort r ist mit einem Atomkern am Ort R<br />

<strong>der</strong> Ladungszahl Z über ein attraktives Potential v EK = −Ze 2 / |r − R| verb<strong>und</strong>en. Mit abstoßen<strong>der</strong><br />

Wirkung gilt Analoges für die Wechselwirkung zweier Elektronen bzw. zweier Kerne.<br />

Alle Elektronen <strong>der</strong> leichten Elemente <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e die vom chemischen Standpunkt aus<br />

wichtigen Valenzelektronen bewegen sich mehrere Größenordnungen langsamer als die Lichtgeschwindigkeit.<br />

So können sie als nicht-relativistische Teilchen behandelt werden, was z.B. die<br />

Vernachlässigung <strong>der</strong> Spin-Bahn-Kopplung rechtfertigt. Dennoch lässt sich <strong>der</strong> Spin hier leicht<br />

einführen, indem die Koordinate r i als r i σ i , also mit einer zusätzlichen Spinkomponente, verstanden<br />

wird.<br />

Unter diesen Bedingungen lässt sich <strong>der</strong> Hamiltonian des Gesamtsystems zunächst wie folgt<br />

formulieren:<br />

Ĥ = ˆT K + ˆT E + ˆV KK + ˆV EE + ˆV EK (2.1)<br />

= − ∑ 2<br />

∆ Rk − 2 ∑<br />

∆ ri + ∑ Z k Z l e 2<br />

2M k 2m<br />

|R<br />

k<br />

i<br />

k − R l | + ∑ e 2<br />

|r<br />

k


10 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

2.1 Born-Oppenheimer-Näherung<br />

Mit dem Ziel einer quantenmechanischen Erklärung für die Molekülbildung führten bereits 1927,<br />

kurz nach Entwicklung <strong>der</strong> Quantenmechanik, Born <strong>und</strong> Oppenheimer [17, 18] die sogenannte<br />

adiabatische Näherung ein. Die physikalische Motivation ist hier das kleine Massenverhältnis<br />

zwischen Elektron <strong>und</strong> Kern m/M ≈ 1/1836, so dass angenommen werden kann, dass sich<br />

das Elektronensystem <strong>der</strong> Kernbewegung praktisch instantan anpasst. Dazu wird vom vollen<br />

Hamilton-Operator <strong>der</strong> Operator <strong>der</strong> kinetischen Energie <strong>der</strong> Kerne abgespalten <strong>und</strong> so ein<br />

Operator Ĥ0 definiert, <strong>der</strong> nur noch parametrisch von den Kernkoordinaten R := {R k } abhängt:<br />

Ĥ = Ĥ0 + ˆT K , (2.3)<br />

Ĥ 0 = ˆT E + ˆV KK (R) + ˆV EE (r) + ˆV EK (r,R). (2.4)<br />

Unter <strong>der</strong> Annahme, dass das Eigenwertproblem von Ĥ0,<br />

Ĥ 0 (r,R)Ψ α (r,R) = ε α (R)Ψ α (r,R), (2.5)<br />

bereits gelöst ist <strong>und</strong> somit die Ψ α (r,R) für jede Konfiguration R <strong>der</strong> Kerne ein vollständiges<br />

Funktionensystem bilden, kann die Lösung des Eigenwertproblems zum Gesamtsystem ĤΦ =<br />

EΦ nach den Ψ α (r,R) entwickelt werden,<br />

Φ(r,R) = ∑ α<br />

χ α (R)Ψ α (r,R), (2.6)<br />

wobei α einen vollständigen Satz von elektronischen Quantenzahlen beschreibt. Diesen Ansatz<br />

in das Eigenwertproblem für Ĥ eingesetzt liefert<br />

EΦ(r,R) = ĤΦ(r,R) = (Ĥ0 + ˆT K )Φ(r,R) (2.7)<br />

= ∑ ε α χ α (R)Ψ α (r,R) − ∑ ∑ 2 [<br />

χ α (R)∆ Rk Ψ α (r,R))<br />

2M<br />

α<br />

α k<br />

k<br />

]<br />

+2∇ Rk χ α (R)∇ Rk Ψ α (r,R) + Ψ α (r,R)∆ Rk χ α (R) . (2.8)<br />

Obige Gleichung von links mit Ψ ∗ β<br />

(r,R) multipliziert <strong>und</strong> über r integriert liefert eine Schrödingerähnliche<br />

Gleichung für χ β :<br />

( ˆT K + ε β (R))χ β (R) + ∑ α<br />

A β,α (R)χ α (R) = Eχ β (R), (2.9)<br />

A β,α (R) = − ∑ 2 ∫<br />

d 3 r [ Ψ ∗ β<br />

2M (r,R)∆ R k<br />

Ψ α (r,R) + 2Ψ ∗ β (r,R)(∇ ]<br />

R k<br />

Ψ α (r,R)) ∇ Rk ,<br />

k<br />

k<br />

(2.10)<br />

wobei Vollständigkeit <strong>und</strong> Orthonormiertheit <strong>der</strong> Ψ α (r,R) genutzt wurde. Man sieht, dass <strong>der</strong><br />

erste Beitrag von A β,α (R) im Wesentlichen m M<br />

〈Ψ α | ˆT<br />

〉<br />

E |Ψ β liefert, welcher wegen 1<br />

E 2 = 2 ω 2 ∼ K M ∼<br />

1 E E bezeichnet hier die Energie <strong>der</strong> Elektronen.<br />

E E<br />

M∆R 2 ∼ E Em 2 e 4<br />

M 4 = m M E2 E (2.11)


2.2. GRUNDLAGEN DER DICHTEFUNKTIONALTHEORIE (DFT) 11<br />

um einen Faktor √ m/M kleiner als eine Gittereigenenergie E ist. K ist hier eine effektive Fe<strong>der</strong>konstante<br />

im Sinne einer harmonischen Näherung <strong>der</strong> Kernschwingungen. Der zweite Beitrag<br />

von A β,α (R) lässt sich wie folgt abschätzen:<br />

2 ∫<br />

drΨ ∗ β<br />

2M (r,R)(∇ R k<br />

Ψ α (r,R)) ∇ Rk χ α (R) ∼ <br />

k M 〈Ψ β|ˆp E |Ψ α 〉 ∇ Rk χ α (R)<br />

∼ 1 M 〈ˆp E〉 ∼ 1 M<br />

√<br />

mEE<br />

√<br />

MEK =<br />

√<br />

m<br />

M<br />

( m<br />

) 1 (<br />

2 m<br />

)3<br />

EK 2 M = 4<br />

E E . (2.12)<br />

M<br />

Der zweite Summand in A β,α (R) liefert also energetische Beiträge, die um einen Faktor (m/M) 3/4<br />

kleiner als die rein elektronischen Energien <strong>und</strong> damit immer noch um einen Faktor (m/M) 1/4<br />

kleiner als die berücksichtigten charakteristischen Energien <strong>der</strong> Kerne im effektiven Potential<br />

ε β (R) sind.<br />

Die Born-Oppenheimer Näherung besteht nun in <strong>der</strong> oben motivierten Vernachlässigung <strong>der</strong><br />

Übergangsmatrixelemente A β,α (R) zwischen verschiedenen elektronischen Quantenzahlen α, β.<br />

So erhalten wir schließlich eine Schrödinger-Gleichung für die Atomkerne:<br />

( ˆT K + ε β (R))χ β (R) = Eχ β (R), (2.13)<br />

mit <strong>der</strong> Born-Oppenheimer-Fläche ε β (R). Damit ist die Bewegung <strong>der</strong> Elektronen <strong>und</strong> Kerne<br />

entkoppelt <strong>und</strong> die Komplexität des Problems erheblich reduziert, so dass die elektronische<br />

Schödinger-Gleichung<br />

( ˆT E + ˆV EE (r) + ˆV EK (r,R))ψ β (r) = ε β ψ β (r) (2.14)<br />

separat für eine gegebene Kernkonfiguration zu lösen ist. Des Weiteren legt die Born-Oppenheimer-Näherung<br />

in <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> Elektron-Phonon-Kopplung insbeson<strong>der</strong>e einen störungstheoretischen<br />

Ansatz nahe.<br />

2.2 Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Dichtefunktionaltheorie (DFT)<br />

Die Beschreibung <strong>der</strong> physikalischen <strong>und</strong> chemischen Eigenschaften von Molekülen <strong>und</strong> Festkörpern<br />

stellt trotz <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> schwereren Atomkerne als klassische <strong>und</strong> <strong>der</strong> Elektronen als<br />

nicht-relativistische Teilchen ein Problem dar, das mit enormen numerischen Schwierigkeiten verb<strong>und</strong>en<br />

ist, will man volle N-Elektronenzustände direkt berechnen. Dazu wäre eine Schrödinger-<br />

Gleichung von 3N Raumkoordinaten <strong>und</strong> N Spinkoordinaten zu lösen, wobei N zwischen 100<br />

(Moleküle) <strong>und</strong> 10 23 (Festkörper) liegt.<br />

Eine leistungsfähige alternative Methode zur Lösung dieses Problems liefert die Dichtefunktionaltheorie<br />

(DFT), die das Vielteilchen-Problem auf ein Einteilchen-Problem reduziert <strong>und</strong><br />

anstelle <strong>der</strong> Vielteilchen-Wellenfunktion die Elektronendichte n(r) als gr<strong>und</strong>legende Größe verwendet.<br />

Diese Idee geht auf Thomas <strong>und</strong> Fermi zurück, die ebenfalls bereits 1927, kurz nach den<br />

gr<strong>und</strong>legenden Publikationen zur Quantenmechanik von Schrödinger <strong>und</strong> Heisenberg, Möglichkeiten<br />

untersuchten, die Energie eines inhomogenen Elektronengases als Funktional <strong>der</strong> Elektronendichte<br />

darzustellen (auf Basis <strong>der</strong> Hartree-Fock-Näherung). Damit war <strong>der</strong> konzeptionelle<br />

Gr<strong>und</strong>stein für die DFT gelegt.<br />

Die Beschreibung des inhomogenen Elektronengases mit Hilfe <strong>der</strong> DFT konnte allerdings erst vier<br />

Jahrzehnte später durch das Hohenberg-Kohn-Theorem <strong>und</strong> die Kohn-Sham-Gleichungen entscheidend<br />

verbessert werden. Sie lassen eine Berechnung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>zustandsenergie ohne Näherungsannahmen<br />

für die kinetische Energie <strong>und</strong> unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Korrelationsenergie


12 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

zu.<br />

Da sich in <strong>der</strong> DFT <strong>der</strong> Teilchenzahlformalismus bewährt hat, soll nun <strong>der</strong> durch ĤE := Ĥ0− ˆV KK<br />

gegebene Hamiltonian <strong>der</strong> Elektronen mit Hilfe von Feldoperatoren eingeführt werden. Der Operator<br />

ˆψ + σ (r) erzeuge am Ort r ein Elektron mit Spin σ – analog wird dieses von ˆψ σ (r) vernichtet.<br />

Die Feldoperatoren verknüpfen also die verschiedenen Hilberträume H (±)<br />

N<br />

ˆψ + σ (r) : H (±)<br />

N<br />

−→ H(±)<br />

N+1<br />

<strong>und</strong> ˆψσ (r) : H (±)<br />

N<br />

<strong>und</strong> erfüllen die fermionischenVertauschungsrelationen<br />

[<br />

ˆψσ (r), ˆψ + σ ′ (r ′ )]<br />

im Sinne von<br />

−→ H(±)<br />

N−1<br />

(2.15)<br />

= δ σσ ′δ(r − + r′ ), (2.16)<br />

[<br />

ˆψσ (r), ˆψ<br />

[<br />

σ ′(r )]<br />

′ ˆψ+ σ (r), ˆψ<br />

]<br />

+<br />

+<br />

σ<br />

(r ′ ) ′ + (2.17)<br />

Damit ergeben sich <strong>der</strong> Dichteoperator ˆn(r) aller Elektronen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Teilchenzahloperator ˆN<br />

zu<br />

ˆn(r) = ∑<br />

ˆn σ (r) = ∑<br />

∫<br />

ˆψ σ + (r) ˆψ σ (r) <strong>und</strong> N = d 3 r ˆn(r). (2.18)<br />

Der elektronische Anteil<br />

σ=(±)<br />

σ=(±)<br />

Ĥ E = ˆT E + ˆV EK + ˆV EE (2.19)<br />

von Ĥ setzt sich entsprechend aus dem in Teilchenzahldarstellung gegebenen Operator <strong>der</strong> kinetischen<br />

Energie<br />

ˆT E = − 2 ∑<br />

∫<br />

d 3 r<br />

2m<br />

ˆψ σ + (r)∆ ˆψ σ (r), (2.20)<br />

dem Operator des Einteilchenpotentials<br />

ˆV EK = ∑<br />

σ=(±)<br />

σ=(±)<br />

<strong>und</strong> dem Operator <strong>der</strong> Coulomb-Wechselwirkung<br />

ˆV EE = e2<br />

2<br />

∑<br />

∑<br />

σ=(±) σ ′ =(±)<br />

∫ ∫<br />

∫<br />

d 3 r ˆψ + σ (r)v(r) ˆψ σ (r) (2.21)<br />

d 3 rd 3 r ′ ˆψ+<br />

σ<br />

(r ′ ) ˆψ + 1<br />

′ σ (r)<br />

|r − r ′ | ˆψ σ (r) ˆψ σ ′(r ′ ) (2.22)<br />

zusammen, wobei v(r) das durch die Atomkerne vorgegebene äußere Potential ist.<br />

2.2.1 Hohenberg-Kohn-Theoreme<br />

Vorausgesetzt werde zunächst ein Elektronengas mit nicht-entartetem Gr<strong>und</strong>zustand |Ψ 0 〉 <strong>und</strong><br />

v-darstellbarer Elektronendichte, d.h. es werden nur solche n(r) zugelassen, die sich als Gr<strong>und</strong>zustandselektronendichte<br />

eines Potentials v(r) ergeben.<br />

Hohenberg-Kohn-Theorem I. Bei nicht-entartetem Gr<strong>und</strong>zustand |Ψ 0 〉 ist die Gr<strong>und</strong>zustandsenergie<br />

des inhomogenen Elektronengases ein Funktional <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>zustandselektronendichte:<br />

E 0 = E[n], wobei n(r) = 〈Ψ 0 |ˆn(r)|Ψ 0 〉 .


2.2. GRUNDLAGEN DER DICHTEFUNKTIONALTHEORIE (DFT) 13<br />

Beweis. Zu zeigen ist, dass nicht nur die offensichtliche <strong>Ab</strong>hängigkeit n = n[v](r), son<strong>der</strong>n auch<br />

v = v[n](r) gilt. Dazu genügt es zu beweisen, dass aus v(r) ≠ v ′ (r) auch n(r) ≠ n ′ (r) folgt, wobei<br />

v(r) <strong>und</strong> v ′ (r) als gleich betrachtet werden, wenn sie sich nur um eine Konstante unterscheiden,<br />

da sonst |Ψ 0 〉 = |Ψ ′ 0 〉 wäre. Gehören nun zu den Potentialen v <strong>und</strong> v′ die Hamiltonians Ĥ <strong>und</strong><br />

Ĥ ′ , mit den Gr<strong>und</strong>zuständen |Ψ 0 〉 <strong>und</strong> |Ψ ′ 0 〉 sowie den Gr<strong>und</strong>zustandsenergien E 0 <strong>und</strong> E 0 ′, mit<br />

E 0 = 〈Ψ 0 | Ĥ |Ψ 0〉 <strong>und</strong> E 0 ′ = 〈 Ψ ′ ∣<br />

0 Ĥ ′ ∣ 〉 Ψ<br />

′<br />

0 , (2.23)<br />

so folgt nach dem Variationsprinzip von Ritz<br />

∫<br />

E 0 ′ < 〈Ψ 0| Ĥ − ˆV + ˆV ′ |Ψ 0 〉 = E 0 + 〈Ψ 0 | d 3 r ( v ′ (r) − v(r) ) ˆn(r) |Ψ 0 〉 (2.24)<br />

∫<br />

= E 0 + d 3 r ( v ′ (r) − v(r) ) n(r) (2.25)<br />

∫<br />

<strong>und</strong> analog E 0 < E 0 ′ + d 3 r ( v(r) − v ′ (r) ) n ′ (r) (2.26)<br />

Die Addition bei<strong>der</strong> Gleichungen liefert<br />

∫<br />

0 < d 3 r [ v(r) − v ′ (r) ] [ n ′ (r) − n(r) ] , (2.27)<br />

woraus sich für v(r) ≠ v ′ (r) zwingend die Bedingung n(r) ≠ n ′ (r) für die Gr<strong>und</strong>zustandsdichten<br />

ergibt, da an<strong>der</strong>erseits <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch 0 < 0 entstünde.<br />

Hohenberg-Kohn-Theorem II. Bei nicht-entartetem Gr<strong>und</strong>zustand |Ψ 0 〉 nimmt das Energiefunktional<br />

E[n] bei Variation von n(r) sein Minimum an <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>zustandsdichte n(r) =<br />

〈Ψ 0 | ˆn(r) |Ψ 0 〉 an.<br />

Beweis. Nach dem Variationsprinzip von Ritz muss gelten ∀Ψ(n) ∈ H N \Ψ 0 : 〈Ψ(n)| ˆn(r) |Ψ(n)〉 ≥<br />

〈Ψ 0 | ˆn(r) |Ψ 0 〉 = E 0 . Da jedoch ein nicht-entarteter Gr<strong>und</strong>zustand vorausgesetzt wurde, ist in<br />

<strong>der</strong> Ungleichung das ,,≥” durch ,,>” zu ersetzen, <strong>und</strong> das Theorem ist bewiesen.<br />

Beide Theoreme ergeben gemeinsam, dass ein Dichtefunktional <strong>der</strong> Form<br />

∫<br />

E[n] = d 3 n(r)v(r) + F[n], mit F[n] = 〈Ψ(n)| ˆT E + ˆV EE |Ψ(n)〉 (2.28)<br />

<br />

<br />

existiert <strong>und</strong> dass dessen Minimum bei einer Gr<strong>und</strong>zustandselektronendichte von Ĥ angenommen<br />

wird. Dabei ist F[n] ein vom äußeren Potential v(r) unabhängiges <strong>und</strong> somit universelles<br />

Dichtefunktional, das nicht von einem speziellen physikalischen System abhängt. Sobald F[n]<br />

zumindest näherungsweise bekannt ist, kann es für alle inhomogenen Elektronengase, also z.B.<br />

in Atomen, Molekülen, Festkörpern <strong>und</strong> Flüssigkeiten im Rahmen <strong>der</strong> Born-Oppenheimer-Näherung<br />

verwendet werden. Gerade in dieser Arbeit wird jedoch deutlich werden, dass sich allerdings<br />

die eingeführten Näherungen für F[n] bei unterschiedlichen Systemen auch unterschiedlich auswirken<br />

können.


14 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

Die Hohenberg-Kohn-Theoreme wurden hier [19] folgend unter <strong>der</strong> Voraussetzung eines nichtentarteten<br />

Gr<strong>und</strong>zustandes, beschränkt auf v-darstellbare Elektronendichten, abgeleitet. Eine<br />

Verallgemeinerung auf entartete Gr<strong>und</strong>zustände ist leicht <strong>und</strong> kann z.B. in [20] nachvollzogen<br />

werden. Des Weiteren ist es möglich, dass eine beliebige Variation <strong>der</strong> Elektronendichte aus <strong>der</strong><br />

Menge v-darstellbarer Dichten herausführt. Levy konnte unter Verzicht auf die Eindeutigkeit des<br />

Gr<strong>und</strong>zustandes das zweite Hohenberg-Kohn-Theorem auf sogenannte n-darstellbare Elektronendichten<br />

erweitern [21]. Es existieren zusätzliche Erweiterungen auf ensemble-v-darstellbare<br />

Dichten 2 [22], <strong>der</strong>en Diskussion hier jedoch nicht vertieft werden soll. Die Hohenberg-Kohn-<br />

Theoreme konnten allerdings nicht nur bezüglich ihrer Anfor<strong>der</strong>ungen an die Elektronendichte<br />

verallgemeinert werden, son<strong>der</strong>n auch unter Berücksichtigung von Spinpolarisation <strong>und</strong> endliche<br />

Temperaturen [23, 24].<br />

2.2.2 Kohn-Sham-Gleichungen<br />

Im Folgenden soll gezeigt werden, wie die Gr<strong>und</strong>zustandsdichte n(r) <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>zustandsenergie<br />

E 0 des wechselwirkenden Vielteilchen-Systems durch dessen <strong>Ab</strong>bildung auf ein nichtwechselwirkendes<br />

System (Kohn-Sham-System [25, 26]) mit Hilfe eines effektiven Einteilchen-<br />

Potentials berechnet werden können.<br />

Dazu knüpfe ich an die Darstellung (2.19) des Hamiltonians des inhomogenen Elektronengases<br />

an. Unter Verwendung <strong>der</strong> Zwei-Teilchen-Dichtematrix m Ψ (r,r ′ ) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Paar-Korrelations-<br />

Funktion g(r,r ′ ),<br />

m Ψ (r,r ′ ) :=<br />

∑<br />

σ=(±)<br />

〈Ψ| ˆψ + σ ′ (r ′ ) ˆψ + σ (r) ˆψ σ (r) ˆψ σ ′(r ′ ) |Ψ〉 = 〈Ψ| ˆn(r ′ )ˆn(r) − δ(r − r ′ )ˆn(r) |Ψ〉<br />

g(r,r ′ ) := m Ψ(r,r ′ )<br />

n(r ′ )n(r) , (2.29)<br />

ergibt sich die Gesamtenergie [27, 28, 29] des Systems im Zustand Ψ zu<br />

∫<br />

E[n Ψ ] = − 2<br />

2m<br />

∫ ∫<br />

+ e2<br />

d 3 r<br />

2<br />

d 3 r [ ∆ r ′n Ψ (r,r ′ ) ] ∫<br />

+<br />

r=r ′<br />

d 3 rv(r)n Ψ (r) + 1 2<br />

∫<br />

d 3 rv H (r)n Ψ (r)<br />

d 3 r ′n Ψ(r)n Ψ (r ′ )<br />

|r − r ′ [g(r,r ′ ) − 1], (2.30)<br />

|<br />

wobei n Ψ (r,r ′ ) die Einteilchen-Dichtematrix <strong>und</strong> v H [n Ψ ](r) = e 2 ∫ d 3 r ′ n Ψ (r ′ )/ |r − r ′ | das sogenannte<br />

Hartree-Potential ist. Um nun, wie in den Hohenberg-Kohn-Theoremen f<strong>und</strong>iert, die<br />

Variation bezüglich <strong>der</strong> Elektronendichte zu ermöglichen, setzt man das unbekannte Funktional<br />

E[n], motiviert durch (2.30) im Gr<strong>und</strong>zustand, wie folgt an:<br />

∫<br />

E[n] = T s [n] +<br />

d 3 rv(r)n(r) + E H [n] + E xc [n]. (2.31)<br />

Hier bezeichnet T s [n] das Funktional <strong>der</strong> kinetischen Energie N wechselwirkungsfreier Elektronen<br />

<strong>und</strong> E H [n] die Hartree-Energie. Der Summand E xc [n] wird Austausch-Korrelations-Funktional<br />

genannt <strong>und</strong> ist durch die übrigen vier Terme in Gleichung (2.31) eindeutig definiert – er enthält<br />

somit Austausch- <strong>und</strong> Korrelationsenergie, die Differenz <strong>der</strong> wahren kinetischen Energie T[n]<br />

2 Diese sind als Überlagerung <strong>der</strong> Dichten n i eines Ensembles {|Ψ i〉} von entarten Gr<strong>und</strong>zuständen darstellbar.


2.2. GRUNDLAGEN DER DICHTEFUNKTIONALTHEORIE (DFT) 15<br />

<strong>und</strong> T s [n] sowie die Selbstwechselwirkungskorrektur zu E H [n] <strong>und</strong> repräsentiert somit die quantenmechanischen<br />

Beiträge zur Elektron-Elektron-Wechselwirkung. Sucht man nun das Energieminimum<br />

des Funktionals E[n], so ist dessen Variationsableitung unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Teilchenzahlerhaltung N = ∫ d 3 r ′ n(r ′ ) zu bilden:<br />

δ<br />

δn(r)<br />

[ ∫<br />

E[n] − µ<br />

]<br />

d 3 r ′ n(r ′ ) = 0. (2.32)<br />

Dies führt schließlich mit dem Lagrange-Parameter µ <strong>und</strong> Einsetzen von (2.31) auf eine Euler-<br />

Gleichung für die Elektronendichte:<br />

δT s [n]<br />

δn(r) + v(r) + v H[n](r) + v xc [n](r) = µ mit v xc [n](r) = δE xc<br />

δn(r) . (2.33)<br />

Dieses Resultat soll nun, wie oben angekündigt, mit <strong>der</strong> Eulergleichung für ein nicht-wechelwirkendes<br />

Kohn-Sham-System verglichen werden: Das Gr<strong>und</strong>zustandsenergiefunktional lautet<br />

in diesem Falle<br />

∫<br />

Ẽ[ñ] = T s [ñ] + d 3 rv eff (r)ñ(r). (2.34)<br />

Entsprechend führt die Variation nach ñ(r) auf<br />

[ ∫ ]<br />

δ<br />

Ẽ[ñ] − ˜µ d 3 r ′ ñ(r ′ ) = 0<br />

δñ(r)<br />

=⇒ δT s[ñ]<br />

δñ(r) + v eff(r) = ˜µ. (2.35)<br />

Mit den For<strong>der</strong>ungen, dass die Gr<strong>und</strong>zustandselektronendichten des interagierenden- <strong>und</strong> des<br />

Kohn-Sham-Systems übereinstimmen sollen, es gelte also ñ(r) = n(r), <strong>und</strong> gleichen chemischen<br />

Potentialen µ = ˜µ, ist das effektive Einteilchen-Potential v eff (r) für die Kohn-Sham-Teilchen nun<br />

bis auf eine additive Konstante eindeutig bestimmt (vgl. (2.33) <strong>und</strong> (2.35)):<br />

Die zum Hamilton-Operator<br />

v eff (r) = v(r) + v H [n](r) + v xc [n](r) + const. (2.36)<br />

˜H =<br />

N∑<br />

j=1<br />

]<br />

[− 2<br />

2m ∆ j + v eff (r j )<br />

(2.37)<br />

des Systems N wechselwirkungsfreier Elektronen gehörige Eigenwertgleichung ˜HΨ = ẼΨ lässt<br />

sich nun mit einem Produktansatz Ψ = Π j ψ j (r j ) separieren. Somit erhält man unter Berücksichtigung<br />

von (2.50) die Kohn-Sham-Gleichungen<br />

]<br />

[− 2<br />

2m ∆ + v(r) + v H[n](r) + v xc [n](r) ψ j (r) = ε j ψ j (r), (2.38)<br />

welche im Gegensatz zur vollen Schrödinger-Gleichung ĤΨ = EΨ Einteilchen-Gleichungen sind.<br />

Diese müssen in einem Selbstkonsistenzzyklus gelöst werden, da v eff <strong>und</strong> somit ˜H selbst von ñ(r)<br />

abhängt:<br />

1. Sinnvoller ad hoc-Ansatz für das Potential o<strong>der</strong> für die Elektronendichte (z. B. Überlagerung<br />

atomarer Dichten)<br />

2. Bestimmung <strong>der</strong> tiefsten besetzten Eigenwerte ε j <strong>und</strong> Eigenfunktionen ψ j durch Lösen <strong>der</strong><br />

Kohn-Sham-Gleichung mit dem gegebenen Potential bzw. <strong>der</strong> Elektronendichte


16 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

3. Berechnung <strong>der</strong> neuen Elektronendichte gemäß ñ(r) = ∑ j |ψ j(r)| 2<br />

4. Hat sich die Elektronendichte im Vergleich zur eingegangenen Dichte nicht mehr geän<strong>der</strong>t,<br />

so ist das Verfahren erfolgreich beendet; ansonsten ist mit Schritt 2. fortzufahren.<br />

Dieses Verfahren des selbstkonsistenten Feldes liefert als Lösung <strong>der</strong> Kohn-Sham-Gleichungen<br />

die auskonvergierten Eigenfunktionen ψ i (<strong>und</strong> damit ñ(r) = n(r)) <strong>und</strong> Eigenwerte ε j , welche<br />

zunächst keine physikalische Bedeutung haben <strong>und</strong> lediglich in ihrer Summe die Gr<strong>und</strong>zustandsenergie<br />

des Kohn-Sham-Systems ergeben. Für große Elektronenzahlen N ≫ 1 kann jedoch das<br />

oberste besetzte Kohn-Sham-Niveau ε N näherungsweise mit <strong>der</strong> Ionisierungsenergie des inhomogenen<br />

Elektronengases gleichgesetzt werden, was dem Koopmans-Theorem [30] <strong>der</strong> Hartee-<br />

Fock-Näherung entspricht.<br />

Des Weiteren ist darauf hinzuweisen, dass aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Konstruktion des Kohn-Sham-Systems<br />

damit nur Gr<strong>und</strong>zustandseigenschaften des interagierenden Systems exakt beschrieben werden<br />

können.<br />

Bisher wurde lediglich gezeigt, wie sich die Gr<strong>und</strong>zustandselektronendichte n(r) des wechselwirkenden<br />

Systems durch Lösen <strong>der</strong> Kohn-Sham-Gleichungen ergibt – die Gr<strong>und</strong>zustandsenergie<br />

des realen Systems ist damit jedoch noch nicht gef<strong>und</strong>en. Dies soll nun nachgeholt werden.<br />

Für die Gr<strong>und</strong>zustandsenergie des Kohn-Sham-Systems gilt nach (2.34) <strong>und</strong> dem Pauli-Prinzip<br />

∫<br />

Ẽ[ñ] = T s [n] +<br />

d 3 rv eff (r)n(r) =<br />

besetzt<br />

∑<br />

j<br />

ε j . (2.39)<br />

Damit erhält man einen Ausdruck für die kinetische Energie N wechselwirkungsfreier Elektronen:<br />

besetzt<br />

∑<br />

∫<br />

∫<br />

∫<br />

T s [n] = ε j − d 3 rv(r)n(r) − d 3 rv H [n](r)n(r) − d 3 rv xc [n](r)n(r) (2.40)<br />

j<br />

Setzt man diesen Ausdruck in den Zusammenhang für das Funktional E[n] (2.31) ein, so findet<br />

man<br />

besetzt<br />

∑<br />

∫<br />

E[n] = ε j − E H [n] − d 3 rv xc [n](r)n(r) + E xc [n] (2.41)<br />

j<br />

für die Gr<strong>und</strong>zustandsenergie des inhomogenen Elektronengases. Diese kann nun explizit ausgewertet<br />

werden, wenn die Kohn-Sham-Gleichungen gelöst <strong>und</strong> ein Ausdruck für das Austausch-<br />

Korrelationsfunktional E xc [n] gef<strong>und</strong>en wurde. Näherungen für diesen Energieanteil werden im<br />

folgenden <strong>Ab</strong>schnitt vorgestellt.<br />

Doch zuvor soll noch <strong>der</strong> Fall spin-abhängiger Systeme andiskutiert werden: Für spin-polarisierte<br />

Moleküle o<strong>der</strong> Festkörper konnte (zuerst durch Hedin <strong>und</strong> von Barth [23]) das ursprüngliche Variationsprinzip<br />

erweitert werden, so dass ebenfalls die Herleitung entsprechen<strong>der</strong> Kohn-Sham-<br />

Gleichungen gelang, welche den Spin des betrachteten Systems berücksichtigen. Dazu wird ein<br />

äußeres Magnetfeld auf eine bestimmte Richtung spezialisiert <strong>und</strong> so eine Spin-up-Dichte <strong>und</strong><br />

eine Spin-down-Dichte mit n(r) = n + (r)+n − (r) erzeugt. Dies führt zu Zusatztermen ∼ B z (r) in<br />

den Energiefunktionalen. Analog zum spin-unabhängigen Fall (2.50) ergibt sich auf diese Weise<br />

das spin-abhängige Kohn-Sham-Potential zu<br />

v σ eff (r) = v(r) + ∑ σ ′ v σ′<br />

H (r) + v σ xc + const. mit v σ xc(r) = δE xc<br />

δn σ (r) , (2.42)<br />

welches nun eingesetzt in die Kohn-Sham-Gleichungen die spin-abhängigen Eigenfunktionen<br />

ψ jσ (r) <strong>und</strong> Eigenwerte ε jσ liefert.


2.3. AUSTAUSCH-KORRELATIONS-FUNKTIONALE 17<br />

2.2.3 Hellmann-Feynman-Kräfte<br />

Nachdem <strong>der</strong> prinzipielle Weg zur Bestimmung des elektronischen Gr<strong>und</strong>zustandes <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>zustandsenergie mit Hilfe <strong>der</strong> Hohenberg-Kohn-Theoreme <strong>und</strong> den Kohn-Sham-Gleichungen<br />

aufgezeigt wurde, soll in diesem <strong>Ab</strong>schnitt diskutiert werden, wodurch die Gr<strong>und</strong>zustandsgeometrie<br />

<strong>der</strong> Atomkernanordnung definiert ist.<br />

Für das Gesamtsystem mit dem Hamiltonian (2.2) <strong>und</strong> unter Verwendung <strong>der</strong> Born-Oppenheimer-<br />

Näherung ist in <strong>der</strong> Gleichgewichtsgeometrie −∂E/∂R k = 0 zu for<strong>der</strong>n. Das Hellmann-Feynman-<br />

Theorem 3 [31, 32] liefert somit<br />

− ∂E<br />

∂R k<br />

=<br />

=<br />

〈<br />

∣ 〉<br />

∣∣∣∣ Ψ<br />

∣ −∂Ĥ Ψ<br />

(2.43)<br />

R k<br />

∫<br />

d 3 rn(r) Z ke 2 (r − R k )<br />

|r − R k | 3 + ∑ Z k Z l e 2 (R k − R l )<br />

|R<br />

k


18 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

Die obige formale Def<strong>initio</strong>nen für die Austausch- <strong>und</strong> die Korrelationsenergie (2.33) gibt jedoch<br />

wenig intuitive o<strong>der</strong> physikalische Einblicke in die Eigenschaften dieser Energiebeiträge. Dies<br />

soll nun durch die Diskussion mit Hilfe <strong>der</strong> Kopplungskonstanten-Integration [33, 34, 27, 28]<br />

geschehen.<br />

Möge Ψ λ die normierte, antisymmetrische Wellenfunktion bezeichnen, welche die Dichte n(r)<br />

liefert <strong>und</strong> damit den Erwartungswert von ˆT + λˆV EE minimiert, wobei die Kopplungskonstante<br />

λ mit 0 ≤ λ ≤ 1 eingeführt wurde. Im Falle λ = 1 ist Ψ λ die Gr<strong>und</strong>zustandswellenfunktion des<br />

interagierenden Systems; für λ = 0 bezeichnet Ψ λ die den Gr<strong>und</strong>zustand nicht-wechselwirken<strong>der</strong><br />

Kohn-Sham-Teilchen. Eine Variation von λ bei fixiertem n(r) führt zu einer Än<strong>der</strong>ung des externen<br />

Potentials v λ : Analog ist v λ bei λ = 1 das wahre externe Potential, während es für λ = 0<br />

dem effektiven Potential v eff des Kohn-Sham-Systems entspricht. Im Folgenden soll nun eine<br />

stetige Verbindung zwischen dem Gr<strong>und</strong>zustand wechselwirken<strong>der</strong> <strong>und</strong> nicht-wechselwirken<strong>der</strong><br />

Systeme angenommen werden, wenn λ von 1 auf 0 verringert wird, so dass sich das Potential<br />

adiabatisch än<strong>der</strong>t, aber die Besetzung gleich bleibt.<br />

Mit dem obigen Ausdruck (2.45) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Interpretation als Differenz von interagierendem <strong>und</strong><br />

separiertem System ergibt sich das xc-Funktional zu<br />

E xc [n] =<br />

=<br />

=<br />

〈 ∣ ∣<br />

Ψ λ ∣∣ ˆT 〉∣ ∣∣Ψ +<br />

λ ∣ λˆVEE ∣λ=1 −<br />

∫ 1<br />

0<br />

∫ 1<br />

0<br />

dλ d<br />

dλ<br />

dλ<br />

〈<br />

Ψ λ ∣ ∣∣ ˆT + λˆVEE<br />

∣ ∣∣Ψ λ 〉∣ ∣<br />

∣λ=0 − E H [n]<br />

〈<br />

Ψ λ ∣ ∣∣ ˆT + λˆVEE<br />

∣ ∣∣Ψ λ 〉 − E H [n] (2.46)<br />

〈<br />

Ψ λ ∣ ∣∣ ˆVEE<br />

∣ ∣∣Ψ λ 〉 − E H [n]. (2.47)<br />

Jetzt wird die Berechnung von N-Elektronen-Erwartungswerten von Summen aus Ein-Teilchen-<br />

Operatoren, wie ˆT, <strong>und</strong> Zwei-Teilchen-Operatoren, wie ˆV EE , benötigt. Dazu führt man die Ein-<br />

Teilchen- (ρ 1 ) <strong>und</strong> Zwei-Teilchen-Dichtematrix 4 (ρ 2 ) wie folgt ein [35]:<br />

∫<br />

ρ 1 (r ′ ,r) := N<br />

ρ 2 (r ′ ,r) := N(N − 1)<br />

∫<br />

d 3 r 2 ... d 3 r N Ψ ∗ (r ′ ,r 2 ,...,r N )Ψ(r,r 2 ,...,r N ) (2.48)<br />

∫ ∫<br />

d 3 r 3 ... d 3 ∣<br />

r N Ψ(r ′ ,r,r 3 ...,r N ) ∣ 2 . (2.49)<br />

Mit n(r) = ρ 1 (r ′ ,r)| r ′ =r<br />

schreibt sich die kinetische Energie <strong>und</strong> die Elektron-Elektron-Wechselwirkung<br />

wie<br />

〈 ∫<br />

∫ ∫<br />

ˆT〉Ψ = − 2<br />

d 3 r∆ r ρ 1 (r ′ ,r) ∣ ,<br />

〈ˆVEE<br />

2m<br />

〉Ψ = e2<br />

d 3 r d 3 r ′ρ 2(r ′ ,r)<br />

2<br />

|r − r ′ | . (2.50)<br />

∣<br />

r ′ =r<br />

Hier ist ρ 2 (r ′ ,r)d 3 r ′ d 3 r die Wahrscheinlichkeit, ein Elektron im Volumenelement d 3 r ′ am Ort r ′<br />

<strong>und</strong> ein weiteres im Volumenelement d 3 r am Ort r zu finden. Gemäß <strong>der</strong> Wahrscheinlichkeitstheorie<br />

entspricht dies dem Produkt <strong>der</strong> Wahrscheinlichkeiten, ein Elektron im Volumen d 3 r zu<br />

finden (also n(r)d 3 r) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bedingten Wahrscheinlichkeit, eines in d 3 r ′ zu finden, während<br />

ein Elektron am Ort r gegeben ist (also n 2 (r,r ′ )d 3 r ′ ):<br />

ρ 2 (r ′ ,r) = n(r)n 2 (r,r ′ ). (2.51)<br />

4 Bei einer Berücksichtigung des Spins gehen auch hier, wie bereits angemerkt, die Koordinaten r i in r iσ i über<br />

<strong>und</strong> einer zusätzlichen Summation über die Spinvariablen σ 1...σ N wäre Rechnung zu tragen.


2.3. AUSTAUSCH-KORRELATIONS-FUNKTIONALE 19<br />

Somit ist n 2 (r,r ′ ) die mittlere Elektronendichte am Ort r ′ , wenn in r ein weiteres Elektron<br />

gegeben ist. Dadurch gilt offensichtlich<br />

∫<br />

d 3 r n 2 (r,r ′ ) = N − 1. (2.52)<br />

Definiert man nun die Austausch-Korrelations-Lochdichte implizit über<br />

n 2 (r,r ′ ) = n(r) + n λ xc (r,r′ ), (2.53)<br />

so lässt sich mit (2.52) leicht folgende Eigenschaft ablesen:<br />

∫<br />

d 3 r ′ n λ xc(r,r ′ ) = −1. (2.54)<br />

Befindet sich demnach ein Elektron am Ort r, so fehlt es im übrigen System – es handelt sich also<br />

tatsächlich um ein Loch“ in <strong>der</strong> Ladungsdichte; d.h. n ” xc beschreibt die Verdrängung an<strong>der</strong>er<br />

Elektronen aus <strong>der</strong> Nachbarschaft eines Aufpunktelektrons am Ort r um ein Elektron.<br />

Mit (2.47), (2.50) <strong>und</strong> (2.53) kann nun das xc-Funktional wie folgt ausgedrückt werden [33]:<br />

E xc [n] = e2<br />

2<br />

∫<br />

∫<br />

d 3 r<br />

d 3 r ′n(r)¯n xc(r,r ′ )<br />

|r − r ′ , wobei ¯n xc =<br />

|<br />

∫ 1<br />

0<br />

dλn λ xc(r,r ′ ) (2.55)<br />

die kopplungskonstantengemittelte xc-Lochdichte bezeichnet. Die xc-Energie E xc [n] ist also die<br />

elektrostatische Wechselwirkung zwischen jedem Elektron <strong>und</strong> dem kopplungskonstantengemittelten<br />

xc-Loch, das sie umgibt. Dieses Loch in <strong>der</strong> Elektronendichte wird durch drei Effekte<br />

hervorgerufen [35]:<br />

1. Die Selbstwechselwirkungskorrektur, die verhin<strong>der</strong>t, dass ein Elektron mit sich selbst interagiert.<br />

2. Das Pauli’sche Ausschließungsprinzip, welches die <strong>Ab</strong>stoßung von Elektronen mit parallelem<br />

Spin beschreibt.<br />

3. Die Coulomb-<strong>Ab</strong>stoßung, welche die Elektronen aufgr<strong>und</strong> ihrer gleichen Ladungen voneinan<strong>der</strong><br />

trennt.<br />

Die Effekte 1. <strong>und</strong> 2. sind für die Austauschenergie verantwortlich <strong>und</strong> treten auch im Fall λ = 0<br />

auf, Effekt 3. existiert nur für λ ≠ 0 <strong>und</strong> beeinflusst die Korrelationsenergie.<br />

Eine wesentliche Eigenschaft <strong>der</strong> xc-Energie ergibt sich beim Betrachten <strong>der</strong> xc-Lochdichte für<br />

große <strong>Ab</strong>stände |r − r ′ |. Weil die Summenregel für jeden festen Ort r gilt, muss die xc-Lochdichte<br />

für große <strong>Ab</strong>stände verschwinden<br />

¯n xc (r,r ′ ) |r−r′ |→∞<br />

−−−−−−→ 0. (2.56)<br />

Für das xc-Funktional (2.55) folgt in diesem Grenzfall somit ein asymptotisches Verhalten des<br />

Integranden:<br />

∫<br />

d 3 r ′ ¯n xc(r,r ′ ) |r|≫|r ′ |<br />

|r − r ′ −−−−→ − 1<br />

|<br />

|r| . (2.57)<br />

Eine weitere Eigenschaft des xc-Funktionals (2.55) erkennt man, indem die xc-Lochdichte als<br />

Funktion von r <strong>und</strong> u = r − r ′ in Kugelkoordinaten u → u,ϑ,ϕ nach Kugelflächenfunktionen<br />

entwickelt wird,<br />

∞∑ l∑<br />

¯n xc [n](r,u) = n lm (r,u)Y lm (ϑ,ϕ). (2.58)<br />

l=0 m=−l


20 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

Setzt man nun diese Entwicklung in E xc [n] (2.55) ein, so erhält man wegen <strong>der</strong> Orthonormalität<br />

<strong>der</strong> Kugelflächenfunktionen<br />

∫<br />

Y lm (ϑ,φ)sin ϑdϑdϕ = √ 4πδ l0 δ m0 (2.59)<br />

den Ausdruck<br />

E xc [n] = 1 2<br />

√<br />

4π<br />

∫<br />

d 3 rn(r)<br />

∫ ∞<br />

0<br />

n 00 (r,u)du. (2.60)<br />

Dies bedeutet, dass nur <strong>der</strong> um den Aufpunkt r kugelsymmetrische Teil <strong>der</strong> xc-Lochdichte die<br />

Energie E xc [n] bestimmt.<br />

Im Grenzfall λ = 0 liegt nun die Def<strong>initio</strong>n eines Austauschlochs nahe, indem das Hartree-Fock-<br />

Integral <strong>der</strong> Austauschenergie mit Hilfe von Kohn-Sham-Orbitalen ausgewertet wird.<br />

E x [n] = − 1 2<br />

∫<br />

∫<br />

d 3 r<br />

mit ρ λ=0<br />

1 (r ′ ,r) = θ(µ − ε α ) ∑ α<br />

d 3 r ′ ∣ ∣ ρ λ=0<br />

1 (r ′ ,r) ∣ ∣ 2<br />

n(r)<br />

= 1 2<br />

∫<br />

∫<br />

d 3 r<br />

d 3 r ′n(r)n x(r,r ′ )<br />

|r − r ′ |<br />

(2.61)<br />

∣ ρ<br />

ψα ∗ (r′ )ψ α (r) =⇒ n x (r,r ′ λ=0<br />

1 (r ′ ,r) ∣ 2<br />

) = −<br />

≤ 0 (2.62)<br />

n(r)<br />

Die Austausch-Lochdichte ist negativ, so gilt dies auch für das Austauschenergiefunktional E x [n].<br />

Mit n λ=0<br />

xc (r,r ′ ) = n x (r,r ′ ) <strong>und</strong> (2.54) erhält man für das x-Loch eine Summenregel:<br />

∫<br />

d 3 r ′ n x (r,r ′ ) = −1. (2.63)<br />

Das Korrelationsloch, definiert durch<br />

¯n xc (r,r ′ ) = n x (r,r ′ ) + ¯n c (r,r ′ ), (2.64)<br />

erfüllt hingegen die Summenregel<br />

∫<br />

d 3 r¯n c (r,r ′ ) = 0. (2.65)<br />

Dies bedeutet, dass die Coulomb-<strong>Ab</strong>stoßung zwar die Form des Loches, nicht aber sein Integral<br />

än<strong>der</strong>t. Wie in [35] gezeigt, führt diese <strong>Ab</strong>stoßung zu einer Vertiefung des xc-Loches <strong>und</strong><br />

gleichzeitig zu einer Verringerung seiner Reichweite, d.h. es gilt<br />

¯n c (r,r) ≤ 0 (2.66)<br />

im Falle 5 r ′ = r. Unter Verwendung von (2.49), (2.51) <strong>und</strong> (2.53) findet man nun folgende<br />

Ungleichung für die kopplungskonstantengemittelte xc-Lochdichte:<br />

¯n xc (r,r) ≥ −n(r ′ ). (2.67)<br />

Diese ist gleichbedeutend mit <strong>der</strong> Aussage, dass das xc-Loch keine Elektronen verdrängen kann,<br />

die nicht auch ursprünglich im System existierten.<br />

Mit den obigen Ungleichungen (2.62),(2.67), (2.64) <strong>und</strong> dem Ausdruck (2.55) für das xc-Funktional<br />

gelangt man jetzt zu folgen<strong>der</strong> <strong>Ab</strong>schätzung:<br />

E x [n] ≥ E xc [n] ≥ E λ=1<br />

xc [n] mit E λ xc[n] = 〈Ψ λ |ˆV EE |Ψ λ 〉 − E H [n]. (2.68)<br />

5 In <strong>der</strong> Literatur häufig als ,,on-top“ hole density bezeichnet.


2.3. AUSTAUSCH-KORRELATIONS-FUNKTIONALE 21<br />

Des Weiteren fanden Lieb <strong>und</strong> Oxford [36] im Grenzfall λ = 1 eine untere Schranke für die<br />

xc-Energie des interagierenden Systems<br />

Exc<br />

λ=1 [n] ≥ 2.273Ex LDA [n] (2.69)<br />

bezüglich <strong>der</strong> Austausch-Energie in Lokaler Dichte Näherung (LDA). Diese Approximation für<br />

das xc-Funktional soll anschließend vorgestellt <strong>und</strong> im Zusammenhang mit den Eigenschaften<br />

des exakten Funktionals diskutiert werden.<br />

2.3.2 LDA<br />

In <strong>der</strong> Lokalen-Dichte-Näherung [25] wird lokal, d.h. am Ort r, die xc-Energie pro Elektron des<br />

betrachteten Systems durch die xc-Energie des homogenen Elektronengases approximiert. Diese<br />

ist def<strong>initio</strong>nsgemäß räumlich konstant <strong>und</strong> damit eine Funktion, kein Funktional, <strong>der</strong> Dichte n<br />

ε xc [n(r);r] ≈ ε hom<br />

xc (n) ∣ . (2.70)<br />

n=n(r)<br />

Außerdem gilt die Zerlegung<br />

ε xc = ε x + ε c , (2.71)<br />

wobei sich speziell im Falle des homogenen Elektronengases die Hartree-Fock-Gleichungen exakt<br />

lösen lassen <strong>und</strong> sich somit die Austauschenergie pro Elektron zu<br />

ε x = − 3 ( ) 3 1/3<br />

n 1/3 = − 3 ( ) 3 2/3<br />

1<br />

(2.72)<br />

4 π 4 2π r s<br />

ergibt. Im letzten Schritt wurde die Elektronendichte n durch den Wigner-Seitz-Radius 6 ausgedrückt.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Korrelationsenergie ist nicht exakt bekannt, lässt sich jedoch numerisch mit Hilfe<br />

von Quanten-Monte-Carlo-Rechnungen nach Ceperly <strong>und</strong> Al<strong>der</strong> [37], aber auch z.T. im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Viel-Teilchen-Störungstheorie [38, 39] bestimmen. Dies führte zu folgen<strong>der</strong> Parametrisierung<br />

[40] <strong>der</strong> Korrelations-Energie pro Elektron nach Perdew <strong>und</strong> Zunger:<br />

{<br />

ε c =<br />

−0.1423(1 + 1.0529 √ r s + 0.3334r s ) −1 für r s ≥ 1<br />

−0.0480 + 0.0311 ln r s − 0.0116r s + 0.0020r s lnr s für r s < 1 . (2.73)<br />

Eine alternative Parametrisierung des LDA-Funktionals lieferten auch Gunnarson <strong>und</strong> L<strong>und</strong>quist<br />

[33], welche lediglich eine anpassbare Größe benötigt. Diese Näherungen erlauben ε xc (n(r)) zu<br />

berechnen <strong>und</strong> so die xc-Energie im Rahmen <strong>der</strong> LDA explizit zu bestimmen:<br />

∫<br />

Exc LDA [n] = d 3 rε xc (n(r))n(r). (2.74)<br />

Damit wurde schließlich auch die Berechnung des xc-Potentials (2.33) auf die Berechnung einer<br />

gewöhnlichen <strong>Ab</strong>leitung reduziert:<br />

xc [n](r) = δELDA xc [n]<br />

(2.75)<br />

δn(r)<br />

( )<br />

dεxc (n)<br />

= ε xc (n(r)) +<br />

n(r). (2.76)<br />

dn<br />

n=n(r)<br />

v LDA<br />

6 Der Wigner-Seitz-Radius ist definiert über r s = ` 3<br />

´1/3<br />

bzw. n = `4π<br />

4πn<br />

3 r3 s´−1<br />

.


22 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

In <strong>der</strong> LDA wird das wahre System im Ortsraum wie eine Aneinan<strong>der</strong>reihung von Jelliumsystemen<br />

7 aufgefasst, welche sich nur geringfügig in ihren Dichten unterscheiden. Es wird eine langsam<br />

variierende Dichte angenommen, d.h. die Elektronendichte n(r) möge sich auf einer Längenskala<br />

vom mittleren <strong>Ab</strong>stand <strong>der</strong> Elektronen r s unwesentlich än<strong>der</strong>n. Für reale Festkörper liegt jedoch<br />

r s a B oft in <strong>der</strong> Größenordnung <strong>der</strong> Bindungslängen im Kristall o<strong>der</strong> darunter, auf einer Skala<br />

also, auf <strong>der</strong> starke Dichteschwankungen auftreten. Dennoch liefert die LDA für viele Materialien<br />

gute Resultate, was Gesamtenergien, Gitterkonstanten <strong>und</strong> Phononenfrequenzen betrifft. Dass<br />

die DFT-LDA auch für relativ stark variierende Dichten vernünftige Ergebnisse erzielt, kann<br />

bisher nicht exakt begründet werden. Es gibt jedoch mindestens zwei Argumente, die diesen<br />

Erfolg plausibel machen: Zum einen erfüllt das Austausch- <strong>und</strong> Korrelations-Loch <strong>der</strong> LDA die<br />

Summenregel (2.63) des exakten Loches – dies erlaubt eine teilweise Fehlerkompensation von<br />

Austausch <strong>und</strong> Korrelation, <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en muss eine Approximation von n xc , wie in (2.60)<br />

gezeigt, nicht die genaue Form des Loches wie<strong>der</strong>geben; es genügt, wenn die sphärischen Mittel<br />

übereinstimmen.<br />

Allerdings ist die LDA auch fehlerbehaftet. Vergleicht man den exakten Ausdruck des xc-<br />

Funktionals E xc [n] (2.55) mit dem Näherungsausdruck <strong>der</strong> LDA<br />

E xc [n] = e2<br />

2<br />

∫<br />

∫<br />

d 3 r<br />

d 3 r ′n(r)¯n xc(r,r ′ )<br />

|r − r ′ |<br />

∫<br />

=<br />

d 3 rε xc (n(r))n(r), (2.77)<br />

so führt dies auf eine Bedingung für das xc-Loch <strong>der</strong> LDA:<br />

e 2 ∫<br />

d 3 r ′ ¯nLDA xc (r,r ′ )<br />

2 |r − r ′ = ε xc (n(r)). (2.78)<br />

|<br />

Damit kann jedoch offensichtlich das langreichweitige asymptotische Verhalten ∼ −1/r (2.57)<br />

des Integranden des exakten xc-Funktionals nicht erfüllt werden. Diese Schwäche <strong>der</strong> LDA wirkt<br />

sich insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> xc-Lochs im Außenbereich von Atomen aus, was<br />

Fehler bei <strong>der</strong> Berechnung von Bindungsenergien in Molekülen nach sich ziehen kann. Des Weiteren<br />

ist bekannt, dass Gr<strong>und</strong>zustandsenergien einiger lokalisierter Systeme weit weniger exakt<br />

beschrieben werden, als in Hartree-Fock-Näherung, da die Austauschenergie systematisch um<br />

10% unterschätzt wird. So werden s-bindende Systeme besser als sp-, d- <strong>und</strong> f-bindende Systeme<br />

beschrieben; in diesen Fällen weichen Bindungs- <strong>und</strong> Übergangsenergien zum Teil deutlich<br />

von experimentellen Daten ab. Des Weiteren werden in LDA Bandlücken von Halbleitern <strong>und</strong><br />

Isolatoren systematisch unterschätzt. Diese <strong>Ab</strong>weichungen können teils bis zu 100% betragen.<br />

Um die dennoch unbestreitbaren Erfolge <strong>der</strong> DFT-LDA weiter auszubauen, wurden Erweiterungen<br />

entwickelt, die die oben genannten Mängel teilweise beheben können. Diese Konzepte sollen<br />

im Folgenden diskutiert werden.<br />

2.3.3 Gradientenkorrektur <strong>und</strong> verallgemeinerte Gradientenentwicklung<br />

Das xc-Funktional <strong>der</strong> LDA (2.74) hängt lediglich von <strong>der</strong> Elektronendichte n(r) ab <strong>und</strong> berücksichtigt<br />

so keine Inhomogenitäten <strong>der</strong> Elektronenverteilung. Eine Gradientenentwicklung [25, 41],<br />

die wenigstens ∇n(r) berücksichtigt, sollte demnach für schwach verän<strong>der</strong>liche Dichten eine systematische<br />

Verbesserung <strong>der</strong> xc-Energie liefern. Es wird sich zeigen, dass dies nicht <strong>der</strong> Fall ist.<br />

Dennoch ebnete die Gradientenentwicklung (GEA) <strong>der</strong> Verallgemeinerten Gradientenentwicklung<br />

(GGA) den Weg <strong>und</strong> verbesserte die Näherung des xc-Funktionals deutlich.<br />

7 Die wesentliche Annahme im Jellium-Modell ist die eines homogen veschmierten Hintergr<strong>und</strong>es, hervorgerufen<br />

durch die Ionen, so dass ein konstantes Gitterpotential <strong>und</strong> Ladungsneutralität gewährleistet sind.


2.3. AUSTAUSCH-KORRELATIONS-FUNKTIONALE 23<br />

Die zunächst vorgestellte GEA wurde bereits bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> DFT als Verbesserungsmöglichkeit<br />

<strong>der</strong> LDA diskutiert [25], als <strong>der</strong> eigentliche Erfolg <strong>der</strong> Lokaldichte-Näherung noch<br />

nicht absehbar war. Bei dieser Gradientenentwicklung geht man vom xc-Funktional in integraler<br />

Form (2.55) aus:<br />

∫<br />

E xc [n] =<br />

d 3 rg[n](r) mit g[n](r) = 1 2<br />

∫<br />

d 3 r ′n(r)n xc(r,r ′ )<br />

|r − r ′ . (2.79)<br />

|<br />

Es existiere eine rasch konvergierende Taylorreihe von g[n](r). Da E xc [n] ein universelles Funktional<br />

ist, also nicht vom äußeren Potential abhängt <strong>und</strong> so keine Raumrichtung ausgezeichnet<br />

ist, ist g[n](r) invariant unter Transformationen <strong>der</strong> Gruppe O(3) <strong>und</strong> kann so als<br />

g[n](r) = g 0 (n(r)) + g (1)<br />

2 (n(r))|∇n|2 + g (2)<br />

2 (n(r))∆n + ... (2.80)<br />

dargestellt werden kann. Dabei sind g i Funktionen <strong>der</strong> Elektronendichte. Voraussetzung für die<br />

Bestimmung einer Gradientenkorrektur <strong>der</strong> LDA ist, dass sich die Elektronendichte in Bereichen<br />

eines Radius <strong>der</strong> Wigner-Seitz-Kugel r s nur wenig än<strong>der</strong>t <strong>und</strong> somit eine Entwicklung nach <strong>der</strong><br />

kleinen Größe<br />

s(r) =<br />

∇n(r)<br />

2k F (r)n(r) ≪ 1 (2.81)<br />

schnell konvergiert. k F = (3π 2 n) 1/3 bezeichnet dabei die Fermi-Grenze. In <strong>der</strong> Gradientenentwicklung<br />

(2.80) entspricht <strong>der</strong> erste Summand g 0 (n(r)) = n(r)ε xc (n(r)) <strong>der</strong> Lokaldichte-Näherung<br />

(2.70), <strong>der</strong> zweite ist <strong>der</strong>en Gradientenkorrektur; Terme proportional ∆n <strong>und</strong> alle höheren<br />

<strong>Ab</strong>leitungen werden vernachlässigt. Damit ergibt sich das xc-Funktional in Gradientennäherung<br />

[42, 43] formal zu<br />

∫<br />

Exc<br />

GEA [n] = Exc LDA [n] +<br />

d 3 rf(n(r)) |∇n(r)|2<br />

n 4/3 (r) . (2.82)<br />

mit einer Funktion f die weiter in f(n(r)) = f x (n(r)) + f c (n(r)) zerlegt werden kann. Eine analoge<br />

Näherung kann nun auch für die kinetische Energie durchgeführt werden. Numerische Tests<br />

<strong>der</strong> GEA an Atomen zeigen, dass <strong>der</strong> im Dichtegradienten quadratische Term das Funktional T s<br />

mo<strong>der</strong>at verbessert. So wurde auch festgestellt, dass E x <strong>und</strong> E xc in GEA<br />

ungenauer beschrieben werden – hier ergaben sich positive Korrelationsenergien.<br />

Es scheint zunächst paradox, dass die LDA, welche den führenden Term zu E xc in <strong>der</strong> Gradientenentwicklung<br />

darstellt, durch einen Korrekturterm höherer Ordnung eine schlechtere Näherung<br />

für E xc liefert. Hierfür gibt es zwei Ursachen: Der erste Gr<strong>und</strong> ist, dass realistische Elektronendichten<br />

die Bedingung (2.81) nur ungenügend erfüllen, also nicht nur schwach variieren. Die<br />

zweite Ursache ist, dass die GEA im Gegensatz zur LDA, welche aus einem realen physikalischen<br />

System hervorgeht, nicht die Bedingungen des exakten xc-Funktionals erfüllt.<br />

Dies stellte sich bei <strong>der</strong> Untersuchung des entsprechenden Austausch- <strong>und</strong> Korrelationsloches<br />

deutlich <strong>und</strong> E LDA<br />

x<br />

heraus [44, 45]. n GEA<br />

x<br />

mit<br />

wird in [44] wie folgt angegeben:<br />

n GEA<br />

x (r,r + u) = − 1 n(r)y(r,u) (2.83)<br />

2<br />

y(z,s,ũ) = J + 4Lũ · s/3 − 16M(ũ · s) 2 /27 − 16Ns 2 /3, ũ = u u , z = 2k Fu (2.84)


24 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

n<br />

<strong>Ab</strong>bildung 2.1: Das GEA-Austauschloch für s = 1 zur Darstellung des<br />

unrealistisch oszillatorischen Verhaltens (entnommen aus [46]).<br />

J(z) := 72[4 + z 2 − (4 − z 2 )cos z − 4z sin z]/z 6<br />

L(z) := 9(2 − 2cos z − z sin z)/z 3<br />

M(z) := 9(−z cos z + sin z)/(16z)<br />

N(z) := 3[8 − (8 − 4z 2 )cos z − (8z − z 3 )sin z]/(16z 4 ).<br />

Anhand des Spezialfalles s = 1,n = 1, dargestellt in <strong>Ab</strong>bildung 2.1, ist ein unphysikalisches Verhalten<br />

von n GEA<br />

x leicht ablesbar. Das Austausch-Loch <strong>der</strong> GEA verletzt offenbar die Bedingung<br />

n exakt<br />

x ≤ 0 <strong>und</strong> weist eine langreichweitige, ungedämpfte Oszillation ∼ cos (2k F u) auf, welche <strong>der</strong><br />

Summenregel ∫ d 3 un exakt<br />

x (r,r + u) = −1 wi<strong>der</strong>spricht – <strong>der</strong>en Erfüllung kann hier lediglich mit<br />

Hilfe eines zusätzlichen Konvergenzfaktors exp −κu,κ → 0 erzwungen werden.<br />

In analoger Weise ist in [45] <strong>und</strong> [47] ein Ausdruck für n GEA<br />

c gegeben, anhand dessen Langreth<br />

<strong>und</strong> Perdew zeigen konnten, dass auch das Korrelationsloch <strong>der</strong> GEA die entsprechende Summenregel<br />

∫ d 3 un exakt<br />

c (r,r + u) = 0 verletzt <strong>und</strong> statt dessen zu einer positiven Zahl ∼ s 2 integriert.<br />

Diese Eigenheiten <strong>der</strong> Gradientenenwicklung von E xc [n] erlauben zwar eine genauere Berechnung<br />

<strong>der</strong> xc-Energie für kleine u, verschlechtern jedoch das Ergebnis von E xc [n] signifikant für<br />

große u [48].<br />

Darauf aufbauende Näherungen, die die Schwächen <strong>der</strong> GEA reduzieren <strong>und</strong> gleichzeitig <strong>der</strong>en<br />

Stärken erhalten, führten schließlich auf die GGA-Funktionale.<br />

Die verallgemeinerte Gradientenapproximation (GGA) wird nun durch eine Modifikation <strong>der</strong><br />

GEA konstruiert, so dass das Austausch-Loch nicht positiv werden kann <strong>und</strong> die entsprechende<br />

Normierungsbedingung erfüllt wird. Dies erreicht man mit Hilfe <strong>der</strong> sogenannten real-space cutoff<br />

-Prozedur [42, 49, 50]. Dabei wird das GEA-Loch, als eine Funktion von u, auf Null gesetzt,<br />

falls es positiv wird <strong>und</strong> falls |u| > u c gilt, wobei u c ein radialer cutoff-Wert ist, <strong>der</strong> so gewählt<br />

wird, dass die Summenregel für das Austausch-Loch erfüllt wird. Des Weiteren muss die langreichweitige<br />

Oszillation des GEA-Austausch-Loches gedämpft werden – dies erreicht man durch<br />

Multiplikation <strong>der</strong> Summanden in n GEA<br />

xc mit einem Dämpfungsfaktor, wie z.B. [46]<br />

Somit ergibt sich das GGA-Austauschloch zu<br />

n GGA<br />

x<br />

1<br />

1 + (0.13z) 3 . (2.85)<br />

(r,r + u) = Θ(u c (r) − u)Θ(−ñ GEA<br />

x (r,r + u))ñ GEA<br />

x (r,r + u), (2.86)


2.3. AUSTAUSCH-KORRELATIONS-FUNKTIONALE 25<br />

wobei ñ GEA<br />

x das gedämpfte GEA-Loch bezeichnet. Setzt man nun n GGA<br />

x in den Austauschanteil<br />

von (2.55) ein, so erhält man einen Ausdruck für das x-Funktional in GGA:<br />

Die Funktion<br />

∫<br />

E x [n] =<br />

d 3 r 1 2 n(r) ∫<br />

d 3 u n x(r,r + u)<br />

|u|<br />

F(s) = − (3π2 ) 1/3<br />

12πA x<br />

∫ zc<br />

0<br />

∫<br />

!<br />

= A x<br />

d 3 r n(r) 4/3 F x (s). (2.87)<br />

∫<br />

du<br />

dz z yΘ(y) (2.88)<br />

4π<br />

wird häufig als Verstärkungsfunktion bezeichnet <strong>und</strong> gibt die <strong>Ab</strong>weichung vom Fall des homogenen<br />

Elektronengases an – dieser wird für F(s) = 1 reproduziert. Der Faktor A x ergibt sich<br />

zu<br />

( ) 3 1/3<br />

. (2.89)<br />

π<br />

A x = − 3 4<br />

Das in <strong>der</strong> selbstkonsistenten Rechnung benötigte Austauschpotential (2.33) ergibt sich nun als<br />

Variationsableitung von (2.87) zu<br />

v x = δE [<br />

x 4<br />

δn(r) = A xn 1/3 3 F − ts−1dF ds − (u − 4 3 s3 ) d ( )]<br />

s −1dF (2.90)<br />

ds ds<br />

mit t = (2k F ) −2 n −1 ∇ 2 n <strong>und</strong> u = (2k F ) −3 n −2 · ∇n · ∇|∇n|.<br />

In GEA-Näherung divergiert die Funktionalableitung für |r| −→ ∞; GGA liefert in diesem<br />

Grenzfall dagegen ein verschwindendes Austauschpotential.<br />

2.3.4 PW91<br />

Die erste numerische Umsetzung einer GGA wurde 1968 durch Ma <strong>und</strong> Brueckner [41] erarbeitet.<br />

1983 entwickelten Langreth <strong>und</strong> Mehl [51] eine entsprechende Approximation, welche<br />

die angesprochene Cutoff-Prozedur im k-Raum durchführt <strong>und</strong> von <strong>der</strong> Fourier-transformierten<br />

xc-Energie<br />

E xc = N ∫ ∞<br />

dk 4πk2<br />

2 (2π) 3 〈¯n xc(k)〉 4π<br />

k 2 (2.91)<br />

mit dem sphärisch gemittelten xc-Loch<br />

〈¯n xc (k)〉 =<br />

0<br />

∫ ∞<br />

0<br />

du4πu 2 〈¯n xc (u)〉 sin(ku)<br />

ku<br />

(2.92)<br />

ausging. Dies erwies sich als ungünstig [44, 35], so dass Perdew <strong>und</strong> Wang 1986 das weit verbreitete<br />

PW86-Funktional entwickelten, wobei ñ GEA<br />

x (r,r + u) in E x [n] durch Null ersetzt wird,<br />

falls ñ GEA<br />

x positive Werte erreicht. Durch einen Fit an die analytische Funktion F x wird in [42]<br />

folgende Parametrisierung des xc-Funktionals angegeben:<br />

∫<br />

E x [n] = A x d 3 r n(r) 4/3 F x (s) mit Fx<br />

PW86 (s) = (1 + 0.0864 s2<br />

m + bs4 + cs 6 ) m , (2.93)<br />

∫ ∫<br />

E c [n] = d 3 r nǫ c (n) + d 3 rd −1 e −Φ C(n) |∇n| . (2.94)<br />

n4/3 Hierbei entspricht ǫ c (n) <strong>der</strong> Korrelationsenergie pro Elektron nach Ceperly <strong>und</strong> Al<strong>der</strong> [37]. Eine<br />

physikalische Interpretation <strong>der</strong> übrigen Parameter wie m, b, c, Φ <strong>und</strong> C(n) ist schwierig – ihre


26 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

Werte werden im Anhang angegeben <strong>und</strong> diskutiert.<br />

Um Austausch <strong>und</strong> Korrelation gleichwertig zu beschreiben, musste die räumliche Cutoff-Prozedur<br />

durch Einführung eines zweiten Cutoff-Radius u c (r) erweitert werden, so dass auch die Summenregel<br />

des Korrelationsloches (2.65) erfüllt wird. Des Weiteren bestand Verbesserungsbedarf<br />

bei <strong>der</strong> Beschreibung schwacher räumlicher Dichtemodulationen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfüllung bestimmter<br />

Skalierungseigenschaften des exakten xc-Loches nach Levy [52]. Da für das homogene Elektronengas<br />

keine analytischen Zusammenhänge zur Beschreibung <strong>der</strong> Korrelationsenergie vorliegen,<br />

gelangen diese Erweiterungen Perdew <strong>und</strong> Wang erst 1991 (PW91).<br />

Der Darstellung in [53] folgend, soll zunächst die Austausch-Energie in PW91 diskutiert werden:<br />

Wegen (2.66) genügt es, die Betrachtung auf den spin-unpolarisierten Fall zu beschränken. Unter<br />

Einführung <strong>der</strong> genannten Cutoff-Bedingungen zur Erfüllung von (2.62) <strong>und</strong> (2.63) <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Skalierungsrelation<br />

E x [n (3)<br />

λ ] = λE x[n] mit n (3)<br />

λ = λ3 n(λx,λy,λz) (2.95)<br />

ergibt sich die Austausch-Energie zu<br />

E PW91<br />

x [n] =<br />

∫<br />

d 3 r nε x (r s )F PW91<br />

x (s) (2.96)<br />

mit <strong>der</strong> Austauschdichte des homogenen Elektronengases ε x (r s ) = −3k F /(4π). Die Verstärkungsfunktion<br />

wird in PW91 anhand folgen<strong>der</strong> drei Bedingungen eindeutig festgelegt:<br />

1. Im Falle langsam variieren<strong>der</strong> Dichten konnte in [54] <strong>und</strong> [55] gezeigt werden, dass <strong>der</strong><br />

Austauschkoeffizient in Fx<br />

PW86 (s) = 1 + 0.0864s 2 , <strong>der</strong> das Quadrat des Dichtegradienten<br />

gewichtet, um ca. 0.3 unterhalb des exakten Koeffizienten in dieser Näherung liegt. Dieser<br />

beträgt 0.1234 <strong>und</strong> ist im Grenzfall des nahezu homogenen Elektronengases zu reproduzieren.<br />

2. Die von Lieb <strong>und</strong> Oxford [36] gef<strong>und</strong>enen Bedingungen (2.68) <strong>und</strong> (2.69) sind einzuhalten.<br />

Diese lassen sich auch zu<br />

∫<br />

E x [n] ≥ E xc [n] ≥ c d 3 r n 4/3 (2.97)<br />

zusammenfassen (mit einer Konstanten c zwischen −1.23 <strong>und</strong> −1.68).<br />

3. Die ein- <strong>und</strong> zweidimensionalen Skalierungseigenschaften nach Levy [52]<br />

sind zu erfüllen.<br />

lim E xc[n (1)<br />

λ→∞<br />

λ<br />

] > −∞ mit n(1)<br />

λ<br />

1<br />

lim<br />

λ→∞<br />

λ E xc[n (2)<br />

λ<br />

= λn(λx,y,z) (2.98)<br />

] > −∞ mit n(2)<br />

λ = λ2 n(λx,λy,z) (2.99)<br />

Dies führt schließlich auf den in [53] gegebenen Zusammenhang<br />

F PW91<br />

x (s) = 1 + 0.19645 s sinh−1 (7.7956s) + (0.2743 − 0.1508e −100s2 )s 2<br />

1 + 0.19645 s sinh −1 (7.7956s) + 0.004 s 4 . (2.100)<br />

Somit ist die Austausch-Energie in PW91 eindeutig charakterisiert.<br />

Zur Bestimmung des Korrelationsanteils wird zunächst das GEA-Korrelationsloch ñ GEA<br />

c auf die<br />

Form<br />

ñ GEA<br />

c = g 3 (gk s ) 2 [ A c (v,r s ,ζ) + t 2 B c (v,r s ,ζ) ] (2.101)


2.3. AUSTAUSCH-KORRELATIONS-FUNKTIONALE 27<br />

2.5<br />

2.0<br />

PW86<br />

PW86 (homogenes Gas)<br />

PW91<br />

PW91 (homogenes Gas)<br />

F x<br />

(s)<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0<br />

s<br />

<strong>Ab</strong>bildung 2.2: Darstellung <strong>der</strong> verschiedenen Verstärkungsfunktionen von PW86 <strong>und</strong> PW91 im<br />

allgemeinen Fall <strong>und</strong> dem Fall nahezu homogener Dichte. Im Inneren eines Atoms o<strong>der</strong> Metalls<br />

beschränkt sich s auf 0 ≤ s ≤ 1; in Oberflächennähe <strong>und</strong> in Molekülen dagegen gilt 1 ≤ s ≤ 3.<br />

mit k s =<br />

√<br />

4kF<br />

π<br />

<strong>und</strong> t = |∇n|<br />

2gk s n<br />

(2.102)<br />

gebracht, wobei k s den lokalen <strong>Ab</strong>schirmungswellenvektor <strong>und</strong> v = gk s u den skalierten <strong>Ab</strong>stand<br />

zum Elektron bezeichnet; mit g(ζ) = 1 2 [(1 + ζ)2/3 + (1 − ζ) 2/3 ] im Falle polarisierter<br />

Spins. Wesentlicher sind jedoch die Größen A c <strong>und</strong> B c , welche im Hochdichtelimes r s → 0 lediglich<br />

von v abhängen <strong>und</strong> so sehr genau mit Hilfe <strong>der</strong> Random Phase Approximation [56]<br />

bestimmt werden können: A c liefert den LDA-Beitrag in (2.101) <strong>und</strong> erfüllt notwendigerweise<br />

die Summenregel (2.65). Modelliert wird dieser Term als Interpolation zwischen langreichweitigem<br />

Hochdichtegrenzfall <strong>und</strong> kurzreichweitigem Fall mit A c ∼ v 2 . Dieses Vorgehen wird auch auf<br />

den Gradientenbeitrag B c in (2.101) angewendet: Der langreichweitige Anteil ergibt sich aus <strong>der</strong><br />

Fourier-Transformation <strong>der</strong> Langreth-Mehl-Approximation [51], während <strong>der</strong> kurzreichweitige<br />

Anteil gemäß B c ∼ v 2 e −v2 vom <strong>Ab</strong>stand abhängt. Schließlich wird auch hier ein Cutoff-Radius<br />

v ∗ eingeführt, so dass<br />

∫ v ∗<br />

0<br />

dv 4πv 2 (A c + t 2 B c ) = 0 (2.103)<br />

erfüllt ist. Mit (2.55) <strong>und</strong> (2.64) führt <strong>der</strong> Ausdruck (2.101) <strong>der</strong> Korrelationslochdichte auf einen<br />

Zusammenhang für das xc-Funktional, welcher durch<br />

∫<br />

Ec PW91 [n] = d 3 rn [ǫ c (r s ,ζ) + H(t,r s ,ζ)] (2.104)<br />

gefittet werden kann. Zur Vollständigkeit soll hier noch die Parametrisierung von H = H 0 + H 1<br />

angegeben werden:<br />

H 0 = g<br />

[1 3 β2<br />

2α ln + 2α t 2 + At 4 ]<br />

β 1 + At 2 + A 2 t 4 (2.105)<br />

mit den Parametern<br />

α = 0.09, β = 15.7559C c (0), C c (0) = 0.004235 (2.106)


28 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Funktion<br />

A = 2α β<br />

1<br />

e −2αǫc(rs,ζ)/(g3 β 2) − 1 . (2.107)<br />

Der speziell im Fall s ≪ 1 bedeutsame Term H 1 sorgt für die korrekte Gewichtung des |∇n|-<br />

Terms in E c im Falle schwach variieren<strong>der</strong> Dichten <strong>und</strong> wird in [53] wie folgt angegeben:<br />

H 1 = 15.7559[C c (r s ) − 0.003521]g 3 t 2 e −100g4 (k 2 s /k 2 F )t2 . (2.108)<br />

Wie gewohnt können nun über v xc [n](r) = δE c /δn xc (r) das xc-Potential bestimmt <strong>und</strong> die<br />

Kohn-Sham-Gleichungen selbstkonsistent gelöst werden.<br />

2.3.5 PBE<br />

Perdew, Burke <strong>und</strong> Ernzerhoff gelang es 1996 eine formal einfachere GGA zu konstruieren, die<br />

im Wesentlichen die gleichen Eigenschaften wie PW91 besitzt, jedoch mit deutlich geringerem<br />

Aufwand hergeleitet werden kann – das PBE-Funktional [47, 57]. Da sich diese xc-Näherung<br />

ebenfalls mit großem Erfolg etabliert hat [58] <strong>und</strong> so auch Einzug in die bei Chemikern beliebten<br />

Hybridfunktionale hielt, soll es im Folgenden noch kurz vorgestellt werden.<br />

Auch hier wird die xc-Energie zunächst gemäß<br />

∫<br />

∫<br />

E xc [n] = E x [n] + E c [n] = A x d 3 r n 4/3 F x (s) + d 3 r n[e c (r s ) + H(r s ,ζ,t)] (2.109)<br />

angesetzt.<br />

Um die Zuverlässigkeit <strong>der</strong> LDA bei <strong>der</strong> Beschreibung des homogenen Elektronengases zu bewahren,<br />

wird <strong>der</strong> Gradientenkoeffizient des Austausches in<br />

s → 0 : F x (s) = 1 + µs 2 (2.110)<br />

so gewählt, dass er sich in diesem Grenzfall gerade mit dem <strong>der</strong> Korrelation aufhebt. Des Weiteren<br />

soll wie in LDA auch hier die Lieb-Oxford-Bedingung (2.68) erfüllt werden. Mit <strong>der</strong> vergleichsweise<br />

einfachen Verstärkungsfunktion<br />

Fx<br />

PBE<br />

κ<br />

(s) = 1 + κ −<br />

1 + µs 2 , κ = 0.804 (2.111)<br />

/κ<br />

können die oben angegebenen For<strong>der</strong>ungen erfüllt <strong>und</strong> somit die Austauschenergie in PBE-<br />

Näherung berechnet werden.<br />

Die Eigenschaften des Korrelationsbeitrags in (2.109) werden hauptsächlich durch H(r s ,ζ,t)<br />

bestimmt. Folgende For<strong>der</strong>ungen werden an diese Funktion gestellt:<br />

1. Im Grenzfall schwach variieren<strong>der</strong> Dichten sollte nH durch<br />

nH(r s ,ζ,t) = β MB φ 3 nt 2<br />

mit t = |∇n|<br />

2φk s n = ( π<br />

4) 1/2<br />

( 9π<br />

4<br />

) 1/6<br />

s<br />

φr 1/2<br />

s<br />

(2.112)<br />

gegeben sein 8 , was aus <strong>der</strong> Cutoff-Konstruktion von PW91 folgt [47].<br />

2. Im Grenzfall stark verän<strong>der</strong>licher Dichten, also t → ∞, muss die Korrelation verschwinden,<br />

so dass H → −ǫ c (r s ,ζ) – analog zu PW91 bzw. Ma-Brueckner-GGA [41].<br />

8 Hier wurde zusätzlich s = |∇n| = |∇n|<br />

`<br />

2k F<br />

= 3 4<br />

´1/3<br />

|∇r<br />

n 2(3π 2 ) 1/3 n 4/3 2 9π s| verwendet.


2.3. AUSTAUSCH-KORRELATIONS-FUNKTIONALE 29<br />

3. Wie in [39] gezeigt werden konnte, divergiert die Korrelationsenergie pro Elektron logarithmisch<br />

im Grenzfall hoher Dichten:<br />

(<br />

ǫ c (r s ) → e2<br />

γ ln r )<br />

s<br />

− ω mit γ = 1 − ln 2<br />

a 0 a 0 π 2 ≈ 0.031091, ω ≈ 0.046644. (2.113)<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Skalierungseigenschaft<br />

n γ (r) = γ 3 n γ (γr) (2.114)<br />

<strong>der</strong> Elektronendichte im Limes hoher Dichten reduziert sich in diesem Fall die Korrelationsenergie<br />

auf eine negative Konstante [52]. Mit dem Grenzwert<br />

H → e2<br />

a 0<br />

γ ln t 2 (2.115)<br />

wird erreicht, dass die logarithmische Singularität von ǫ c behoben wird.<br />

Die folgende von Perdew, Burke <strong>und</strong> Ernzerhof vorgeschlagene Funktion [47]<br />

{<br />

H = c 0 φ 3 ln 1 + β [<br />

MB<br />

t 2 1 + At 2 ]}<br />

c 0 1 + At 2 + At 4<br />

(2.116)<br />

mit A = β MB 1<br />

c 0 e −ec(rs,ζ)/c <strong>und</strong> β<br />

0φ 3 MB = 0.0667 (2.117)<br />

− 1<br />

erfüllt die angegebenen Voraussetzungen, wovon man sich leicht überzeugen kann. In den Grenzfällen<br />

geringer bzw. starker Dichteschwankungen verhält sich H wie folgt:<br />

t → 0 : H →<br />

{<br />

c 0 φ 3 ln 1 + β }<br />

MB<br />

t 2<br />

c 0<br />

(2.118)<br />

→ β MB φ 3 t 2 , (2.119)<br />

{<br />

t → ∞ : H → c 0 φ 3 ln 1 + β }<br />

MB<br />

(2.120)<br />

c 0 A<br />

{ [<br />

→ c 0 φ 3 ln exp − e ]}<br />

c(r s )<br />

c 0 φ 3 (2.121)<br />

→ −e c (r s ,ζ). (2.122)<br />

Auch im Falle hoher Elektronendichten reproduziert H bei festgehaltenem s das angestrebte<br />

Verhalten:<br />

r s → 0 : H → c 0 φ 3 ln t 2 → −c 0 φ 3 lnr s . (2.123)<br />

Die Korrelationsenergie pro Elektron kann im Grenzfall kleiner Wigner-Seitz-Radien r s gemäß<br />

ǫ c (r s ,ζ) = φ 3 [c 0 lnr s − c 1 + ...] (2.124)<br />

entwickelt werden, wodurch die Behebung <strong>der</strong> logarithmischen Singularität in (2.123) deutlich<br />

wird. Des Weiteren ergibt sich unter homogener Skalierung von n[r] im Sinne von (2.114) im<br />

Hochdichtelimes<br />

γ → ∞ :<br />

E PBE<br />

c<br />

→ −c 0<br />

∫<br />

[<br />

d 3 r nφ 3 ln 1 +<br />

]<br />

1<br />

χs 2 /φ 2 + (χs 2 /φ 2 ) 2<br />

(2.125)


30 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

( ) 3π<br />

2 2/3 βMB<br />

mit χ =<br />

e −c 1/c 0<br />

, (2.126)<br />

16 c 0<br />

also eine negative Konstante, so dass (2.117) auch For<strong>der</strong>ung 3. in vollem Umfang gerecht wird.<br />

Tests zeigten, dass Ergebnisse, wie z.B. atomare Gesamtenergien zwischen PBE- <strong>und</strong> PW91-<br />

Rechnungen, im Rahmen numerischer Genauigkeit übereinstimmen [58]. Allerdings können sich<br />

zum Beispiel bei <strong>der</strong> Konstruktion von Pseudopotentialen (vgl. <strong>Ab</strong>schnitt 2.4) Unterschiede<br />

ergeben.<br />

2.3.6 Diskussion <strong>der</strong> GGA-Nichtlokalität<br />

Zur Verdeutlichung <strong>der</strong> Nichtlokalität in <strong>der</strong> GGA schreibt man Exc<br />

GGA [n] nach [49, 59] um zu<br />

E GGA<br />

xc<br />

[n] = Ex<br />

GGA<br />

∫<br />

=<br />

=<br />

∫<br />

∫<br />

[n] + Ec GGA [n] =<br />

d 3 r n(r)ǫ x (n)<br />

[<br />

d 3 rn(r)<br />

[ ǫ<br />

hom<br />

c (n) + H(t)<br />

+ F x (s)<br />

ǫ x<br />

ǫ x (n)F x (s) + ǫ hom<br />

c<br />

]<br />

]<br />

(n) + H(t)<br />

d 3 r n(r)ǫ x (n)F xc (r s ,s). (2.127)<br />

Somit gilt<br />

F GGA<br />

xc<br />

Weiterhin ist bekannt, dass in LDA<br />

(r s ,s) = ǫhom c (n) + H(t)<br />

+ F x (s). (2.128)<br />

ǫ x<br />

Fxc<br />

LDA (r s ) = Fxc GGA (r s ,s = 0) (2.129)<br />

übereinstimmen. Mit zunehmen<strong>der</strong> Nichtlokalität<br />

weichen die Verstärkungsfunktionen in den verschiedenen Näherungen jedoch deutlich<br />

voneinan<strong>der</strong> ab.<br />

Aus (2.111), (2.117) <strong>und</strong> (2.122) folgt, dass bei einer Zunahme von s auch F x (r s ,s) anwächst,<br />

während F c (r s ,s) abnimmt. Die nichtlokalen Beiträge von Austausch <strong>und</strong> Korrelation verhalten<br />

sich also gegenläufig <strong>und</strong> kompensieren sich wesentlich im Falle <strong>der</strong> Valenzelektronendichte in<br />

Festkörpern (1 ≤ r s 10, 0 s 1) [35]. Die verbleibende GGA-Nichtlokalität liefert hierbei<br />

häufig vernachlässigbare Korrekturen zu den LDA-Energien - dies ist ein wesentlicher Gr<strong>und</strong> für<br />

den Erfolg <strong>der</strong> LDA bei ausgedehnten Systemen. Für Valenzelektronen in isolierten Atomen <strong>und</strong><br />

Molekülen hingegen gilt 0 ≤ s < ∞, wobei allerdings <strong>der</strong> Teil 0 ≤ s 3 <strong>der</strong> energetisch wichtige<br />

ist [60, 61]. <strong>Ab</strong>bildung 2.3 zeigt, dass GGA-Nichtlokalität in diesem Bereich eine wesentliche<br />

Rolle spielt <strong>und</strong> somit die LDA-Energien von Atomen <strong>und</strong> Moleküle oft deutlich verbessert.<br />

gelten muss. Der Verstärkungsfaktor F xc gibt die <strong>Ab</strong>hängigkeit <strong>der</strong> xc-Energie vom Seitz-Radius<br />

r s , von <strong>der</strong> Nichtlokalität s <strong>und</strong> ggf. auch von <strong>der</strong> Spinpolarisation ζ an. <strong>Ab</strong>bildung 2.3 zeigt<br />

F xc (r s ,s,ζ = 0) für spinunpolarisierte Systeme.<br />

LDA ist eine rein lokale Näherung, so dass in nebenstehen<strong>der</strong> <strong>Ab</strong>bildung hierfür horizontale Linien<br />

einzuzeichnen sind, welche für s → 0 mit F GGA<br />

xc


2.3. AUSTAUSCH-KORRELATIONS-FUNKTIONALE 31<br />

<strong>Ab</strong>bildung 2.3: Verstärkungsfaktor F xc , <strong>der</strong> die GGA-Nichtlokalität demonstriert.<br />

Die gepunkteten Linien erlauben den Vergleich zur LDA.<br />

2.3.7 Hybridfunktionale<br />

Im unteren Grenzfall <strong>der</strong> Kopplungskonstanten-Integration (λ = 0) repräsentiert ¯n xc (r,r ′ ) in<br />

(2.55) das exakte Austauschloch. Dies veranlasste Becke [62, 63] dazu, dem GGA-Austausch<br />

<strong>und</strong> -Korrelation einen Anteil von exaktem Austausch hinzu zu fügen. Die einfachste Form eines<br />

solchen Hybridfunktionals lautet<br />

E hyb<br />

xc<br />

= aE exact<br />

x<br />

+ (1 − a)E GGA<br />

x<br />

+ E GGA<br />

c , (2.130)<br />

wobei die Konstante a empirisch gefittet o<strong>der</strong> theoretisch hergeleitet [64, 65, 66] werden kann<br />

<strong>und</strong> den Wert a ≈ 1/4 hat.<br />

Der Koeffizient a ist nicht gleich o<strong>der</strong> nahezu 1, da exakter Austausch inkompatibel mit GGA-<br />

Korrelation ist [35]. Das exakte Austauschloch eines Moleküles kann einen hochgradig nichtlokalen<br />

Anteil <strong>und</strong> zahlreiche Extrema besitzen. Dieses Verhalten wird üblicherweise durch das<br />

dann ebenfalls nicht-lokale Korrelationsloch kompensiert. GGA-Austausch- <strong>und</strong> Korrelations-<br />

Löcher sind dagegen an den Orten <strong>der</strong> Referenzelektronen stark lokalisiert.<br />

Formuliert man (2.130) um zu<br />

E hyb<br />

xc<br />

= E exact<br />

x<br />

+ (1 − a)(E GGA<br />

x<br />

− Ex<br />

exact ) + Ec GGA , (2.131)<br />

), folgt aus <strong>der</strong> Anordnung <strong>der</strong> Elektronen in<br />

verschiedene Bereiche des Atoms mit maximalem <strong>Ab</strong>stand. Die Näherung statischer Korrelation<br />

schlägt fehl, falls sie im Grenzfall hoher Elektronendichten die Bedingung (2.125) nicht erfüllt.<br />

Folgende drei Hybridfunktionale kommen <strong>der</strong>zeit häufig zur Anwendung:<br />

kann man die Korrelationsenergie als Summe von zwei Beiträgen interpretieren: Durch Ec<br />

GGA<br />

wird die dynamische Korrelation modelliert, welche aus <strong>der</strong> Tendenz <strong>der</strong> Elektronen resultiert,<br />

sich bei Annäherung gegenseitig auszuweichen. Der zweite Anteil, die statische Korrelationsenergie,<br />

modelliert durch (1 − a)(E GGA<br />

x<br />

− E exact<br />

x<br />

• PBE0 [67, 68]:<br />

E PBE0<br />

xc<br />

[n] = 1 4 EHF x<br />

[n] + 3 4 EPBE x [n] + Ec PBE [n] (2.132)


32 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

Dieses Funktional ist eine direkte Umsetzung von (2.130), bestehend aus 25% Hartree-<br />

Fock-Austausch <strong>und</strong> weiteren GGA-PBE-Beiträgen. Eine Stärke dieser Näherung ist, dass<br />

sie vollständig ohne zusätzliche empirische Parameter auskommt. Dem Faktor ,,1/4” im<br />

ersten Summanden liegen störungstheoretische Aspekte zu Gr<strong>und</strong>e [66].<br />

• B3LYP [62]:<br />

E B3LYP<br />

xc<br />

[n] = E LDA<br />

xc<br />

(<br />

[n] + a 0 E<br />

HF<br />

[n] − ELDA<br />

x<br />

x<br />

[n] ) + a x Ex<br />

B88 [n] + a c Ec PW91 [n] (2.133)<br />

mit a 0 = 0.20, a x = 0.72, a c = 0.81 (2.134)<br />

Hier werden sowohl LDA, als auch GGA Energien gemischt, wobei <strong>der</strong> GGA-Austausch<br />

von Beckes B88-Gradientenapproximation herrührt [69] <strong>und</strong> <strong>der</strong> Korrelationsbeitrag durch<br />

PW91 bestimmt wird. Die semiempirischen Koeffizienten (2.134) wurden mit Hilfe <strong>der</strong><br />

Methode <strong>der</strong> kleinsten Quadrate gefittet, so dass sie für 56 molekulare Gesamtenergien,<br />

42 Ionisierungspotentiale, 8 Protonenaffinitäten <strong>und</strong> die atomaren Energien <strong>der</strong> Elemente<br />

<strong>der</strong> 1. Reihe im PSE 9 optimale Ergebnisse liefern.<br />

• HSE [67, 70, 71]:<br />

Exc<br />

HSE [n] = 1 4 ESR x [n](ω) + 3 4 EPBE,SR x [n](ω) + Ex<br />

PBE,LR [n](ω) + Ec PBE [n] (2.135)<br />

Das HSE-Funktional ersetzt den langsam abnehmenden, langreichweitigen Fock-Austausch<br />

durch ein entsprechendes Gegenstück in DFT-Beschreibung. Wie aus (2.135) ersichtlich,<br />

wird <strong>der</strong> Korrelationsanteil <strong>der</strong> Elektron-Elektron-Wechselwirkung unverän<strong>der</strong>t wie in PBE-<br />

Approximation behandelt. Die Zerlegung <strong>der</strong> Austauschenergie in einen kurzreichweitigen<br />

(SR) <strong>und</strong> einen langreichweitigen (LR) Anteil wird dabei durch eine Aufteilung des<br />

Coulomb-Potentials gemäß 10<br />

1<br />

u = S ω(u) + L ω (u) = erfc(ωu) + erf(ωu)<br />

u u<br />

(2.136)<br />

erreicht, wobei u = |r −r ′ | gilt <strong>und</strong> ω einen inversen Separationsparameter zwischen lang<strong>und</strong><br />

kurzreichweitigem Anteil darstellt. In [70] konnte das Optimum für diesen Parameter<br />

zu 0.3 Å −1 bestimmt werden.<br />

Diese Näherung kombiniert die hohe Genauigkeit klassischer Hybridfunktionale wie PBE0<br />

o<strong>der</strong> B3LYP mit einem geringeren numerischen Aufwand durch die Einführung eines abgeschirmten<br />

Coulomb-Potentials – so erlaubt es beispielsweise die Berechnung von Energiegaps<br />

in Festkörpern bis auf 0.2 eV genau bei mo<strong>der</strong>atem Rechenaufwand [71].<br />

Für die quantenmechanischen Berechnungen von Moleküleigenschaften mit Hilfe <strong>der</strong> DFT liefern<br />

Hybridfunktionale bisher in den meisten Fällen die genauesten Resultate; dennoch ist zu beachten,<br />

dass diese Näherungen nur die Eigenschaften des exakten xc-Loches korrekt wie<strong>der</strong>geben,<br />

welche auch von <strong>der</strong> zugr<strong>und</strong>eliegenden GGA erfüllt werden.<br />

9 Periodensystem <strong>der</strong> Elemente<br />

10 In (2.136) steht ,,erf” <strong>und</strong> ,,erfc” für die Fehlerfunktion bzw. komplementäre Fehlerfunktion.


2.4. PSEUDOPOTENTIAL-METHODE 33<br />

2.4 Pseudopotential-Methode<br />

Es wurde gezeigt, wie die Gr<strong>und</strong>zustandsdichte <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>zustandsenergie von elektronischen<br />

Systemen wie Atomen, Molekülen <strong>und</strong> Festkörpern prinzipiell durch selbstkonsistentes<br />

Lösen <strong>der</strong> Kohn-Sham-Gleichungen berechnet werden kann. Eine direkte Implementierung dieses<br />

Verfahrens unter Berücksichtigung sämtlicher Elektronen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verwendung ,,echter” Kernpotentiale<br />

würde auch die heute zugängliche, leistungsfähige Rechentechnik vor Probleme stellen,<br />

die in vertretbarer Zeit nicht sinnvoll gelöst werden können. An dieser Stelle ist es hilfreich, den<br />

Umstand auszunutzen, dass die chemischen Bindungen <strong>und</strong> die meisten Eigenschaften von Molekülen<br />

<strong>und</strong> Festkörpern durch die wenigen Valenzelektronen <strong>der</strong> äußeren, nicht abgeschlossenen<br />

Elektronenschalen <strong>der</strong> Atome bestimmt werden. Die kernnahen Elektronen in den inneren, abgeschlossenen<br />

Elektronenschalen bleiben bei <strong>der</strong> Ausbildung von chemischen Bindungen dagegen<br />

nahezu unverän<strong>der</strong>t.<br />

2.4.1 Näherung unverän<strong>der</strong>licher Rümpfe<br />

Die Aufteilung <strong>der</strong> Atome in umgebungsunabhängige Rumpfelektronen mit Kern <strong>und</strong> bindungsbestimmende<br />

Valenzelektronen hat sich als ,,Näherung unverän<strong>der</strong>licher Rümpfe” [72] etabliert<br />

<strong>und</strong> erlaubt eine starke Reduktion <strong>der</strong> Freiheitsgrade des betrachteten Systems: Zum Beispiel<br />

reduziert sich in Gallium die Zahl <strong>der</strong> zu betrachtenden Elektronen von 31 auf lediglich drei.<br />

Da die Lösung im Funktionensystem ebener Wellen dargestellt werden soll <strong>und</strong> die ,,echten”<br />

Kernpotentiale stets mit einer Singularität im Ursprung behaftet sind, wäre eine große Zahl<br />

von Basisfunktionen nötig, um zu auskonvergierten Wellenfunktionen zu erhalten. Die Näherung<br />

unverän<strong>der</strong>licher Rümpfe betrachtet statt <strong>der</strong> unstetigen Kernpotentiale die hinreichend<br />

oft differenzierbaren Rumpfpotentiale <strong>und</strong> erlaubt so Konvergenz schon bei deutlich weniger<br />

Basisfunktionen.<br />

Die entstehenden Pseudovalenzzustände |ψ v 〉 stimmen im Außenbereich mit den herkömmlichen<br />

Lösungen |φ i 〉 <strong>der</strong> Einelektronen-Schrödinger-Gleichung Ĥ |φ i〉 = ε i |φ i 〉 mit<br />

Ĥ = − 2<br />

2m ∆ + v(r) + v H[n](r) + v xc [n](r) (2.137)<br />

überein; im Inneren dagegen verlieren sie die typische Rumpfbereichsoszillation. Wendet man<br />

den Einelektronen-Hamiltonian auf<br />

|ψ v 〉 = |φ v 〉 + ∑ c<br />

a vc |φ c 〉 mit a vc = 〈ψ c |φ v 〉 (2.138)<br />

an (v-valence, c-core), so findet man gemäß<br />

Ĥ |ψ v 〉 = ε v |ψ v 〉 + ∑ c<br />

a vc (ε c − ε v ) |φ c 〉 ⇔<br />

[<br />

Ĥ + ∑ c<br />

(ε v − ε c ) |φ c 〉 〈φ c |<br />

]<br />

|ψ v 〉 = ε v |ψ v 〉. (2.139)<br />

Der in (2.139) stehende Operator in eckigen Klammern ist offensichtlich energieabhängig <strong>und</strong><br />

wird auch Pseudo-Hamiltonian<br />

Ĥ PS (ε) = ˆT + ˆV PS mit ˆV PS = ˆV + ∑ c<br />

(ε − ε c ) |φ c 〉 〈φ c | (2.140)<br />

genannt [73].


34 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

Im Einteilchen-Bild wirkt sich die Unterteilung <strong>der</strong> Elektronendichte in<br />

n = n v + n c , (2.141)<br />

also eine Dichte <strong>der</strong> Rumpfelektronen n c <strong>und</strong> eine Valenzelektronendichte n v , wie folgt auf die<br />

Kohn-Sham-Gleichungen (2.38) aus: Im Sinne von (2.141) lässt sich auch das Hartree-Potential<br />

in zwei Beiträge zerlegen. Gehen wir nun von einer unverän<strong>der</strong>lichen Rumpfelektronendichte n c<br />

aus, die lediglich die Summe <strong>der</strong> atomaren Rumpfelektronendichten repräsentiert, so genügt es,<br />

die Kohn-Sham-Gleichungen in <strong>der</strong> Valenzelektronendichte zu formulieren<br />

}<br />

{− 2<br />

2m ∆ r + V c (r) + V H (r;[n v ]) + V xc (r;[n v ]) φ i (r) = ε i φ i (r), (2.142)<br />

wobei die Atomrümpfe ein effektives Potential<br />

V c (r) = V (r) + V H (r;[n c ]) + V xc (r;[n v + n c ]) − V xc (r;[n v ]) (2.143)<br />

erzeugen. Räumlich getrennte Valenz- <strong>und</strong> Rumpfelektronendichten erlauben eine Linearisierung<br />

des xc-Potentials aller Elektronen in (2.143) zu<br />

V xc (r;[n v + n c ]) − V xc (r;[n v ]) ≈ V xc (r;[n c ]). (2.144)<br />

Doch schon im Falle vergleichsweise kleiner Systeme, zum Beispiel den Alkaliatomen, lässt sich<br />

diese Näherung nicht mehr aufrechterhalten. Um auch hier den Rechenaufwand <strong>der</strong> voll selbstkonsistent<br />

zu bestimmenden Valenzladungsdichte zu minimieren, bietet sich an, die linke Seite<br />

von (2.144) im Sinne atomarer Teilladungsdichten aufzufassen:<br />

V xc (r;[n v + n c ]) − V xc (r;[n v ]) ≈ V xc (r;[n atom<br />

v<br />

+ n atom<br />

c ]) − V xc (r;[n atom<br />

v ]). (2.145)<br />

Die Verbesserung <strong>der</strong> Näherung (2.145) gegenüber (2.144) wird auch als nichtlineare Rumpfkorrektur<br />

bezeichnet [73] <strong>und</strong> erlaubt die Mitnahme von Überlappungseffekten von Rumpf- <strong>und</strong><br />

Valenzelektronen sowie die Beibehaltung <strong>der</strong> Näherung eingefrorener Rümpfe.<br />

2.4.2 Normerhaltende Pseudopotentiale<br />

Die bisher angenommene Näherung unverän<strong>der</strong>licher Rümpfe lässt die Wellenfunktionen <strong>der</strong><br />

Valenzelektronen unverän<strong>der</strong>t, so dass das Konvergenzproblem durch starke Oszillationen in<br />

Kernnähe ebenfalls erhalten bleibt. In Erweiterung des obigen Ansatzes lässt sich jedoch zusätzlich<br />

ausnutzen, dass auch die Valenzzustände im Rumpfbereich nicht an chemischen Bindungen<br />

beteiligt sind <strong>und</strong> folglich in diesem Bereich nicht zwingend exakt beschrieben werden müssen.<br />

Der Idee von Phillips <strong>und</strong> Kleinman [74] entsprechend, werden also nur Pseudopotentialzustände<br />

<strong>und</strong> Pseudovalenzladungsdichten betrachtet, die im Rumpfbereich keine starken Oszillationen<br />

<strong>und</strong> Knoten aufweisen. Die eigentlichen Pseudopotentiale erhält man nun, indem man die Pseudowellenfunktionen,<br />

die gewissen Bedingungen genügen müssen, im Inneren <strong>der</strong> Rumpfregion<br />

analytisch fittet. Das Vorgehen <strong>der</strong> Konstruktion <strong>der</strong>artiger Potentiale soll nun am Beispiel<br />

normerhalten<strong>der</strong> Pseudopotentiale verdeutlicht werden, die ursprünglich von Hamann et al. entwickelt<br />

wurden [75, 76].


2.4. PSEUDOPOTENTIAL-METHODE 35<br />

Obige Diskussion beschränkte sich auf die radialen Eigenschaften <strong>der</strong> Wellenfunktionen in Ortsdarstellung<br />

ψ nlm (r). Ausgangspunkt ist demnach <strong>der</strong> mit dem Separationsansatz<br />

u nlm (r)<br />

ψ nlm (r) = N nlm R nl (r)Y lm (θ,φ) = N nlm Y lm (θ,φ) (2.146)<br />

r<br />

erhaltene radiale Anteil <strong>der</strong> atomaren Kohn-Sham-Gleichungen<br />

{− 2 d 2<br />

}<br />

2m e dr 2 + 2 l(l + 1)<br />

2m e r 2 + V (r) u nl (r) = ε nl u nl (r) (2.147)<br />

mit V (r) = − Ze2 + V H (r) + V xc (n(r)), (2.148)<br />

r<br />

<strong>der</strong> sowohl eine sphärische Näherung als auch gepaarte Spins impliziert. Im Folgenden wird <strong>der</strong><br />

Bandindex n unterdrückt, da die betrachteten Valenzelektronen in <strong>der</strong>selben (nicht vollständig<br />

gefüllten) Schale liegen sollen. Für den radialen Lösungsanteil erwies sich folgen<strong>der</strong> Ansatz als<br />

zweckmäßig [77, 73]:<br />

R l (r) =<br />

{<br />

Rl (r) : r ≥ r cl<br />

r l e p(r) : r ≤ r cl<br />

mit p(r) =<br />

6∑<br />

c 2i r 2i . (2.149)<br />

Die noch freien Parameter, die das Verhalten <strong>der</strong> Wellenfunktion im Rumpfbereich festlegen<br />

sollen, werden nun aus den folgenden Bedingungen ermittelt:<br />

(i) Die Eigenwerte <strong>der</strong> Valenzelektronenzustände stimmen überein<br />

i=0<br />

ε ps<br />

l<br />

= ε l . (2.150)<br />

(ii) Die Radialanteile <strong>der</strong> Wellenfunktionen <strong>der</strong> Valenzelektronen sind außerhalb eines <strong>Ab</strong>schneide-<br />

o<strong>der</strong> Cutoff-Radius’ r c identisch<br />

R ps<br />

l<br />

(r) = R l (r) für r ≥ r c . (2.151)<br />

(iii) Innerhalb des <strong>Ab</strong>schnei<strong>der</strong>adius stimmt die Pseudoladung mit <strong>der</strong> wahren Ladung in einer<br />

Kugel mit dem Radius r c überein<br />

∫ rc<br />

0<br />

dr r 2 |R ps<br />

l<br />

(r)| 2 =<br />

∫ rc<br />

0<br />

dr r 2 |R l (r)| 2 . (2.152)<br />

(iv) Für die wahre <strong>und</strong> die Pseudowellenfunktion gleichen sich die Energieableitungen <strong>der</strong> Streuphase<br />

D l (ε) für einen beliebigen Radius r ≥ r c<br />

d<br />

dǫ Dps l<br />

(ε) = d dǫ D l(ε) mit D l (ǫ) = 1 r<br />

d lnR l (ε,r)<br />

. (2.153)<br />

d(lnr)<br />

Wird Bedingung (iii) erfüllt, so ist sichergestellt, dass die Valenzelektronen des realen <strong>und</strong> des<br />

Pseudoatoms das gleiche elektrostatische Potential durch den Rumpf erfahren, während durch<br />

(iv) gleiche Streueigenschaften gewährleistet werden. Beide Bedingungen stellen somit sicher,<br />

dass die Pseudopotentiale für die Atome auch in verschiedenen chemischen Umgebungen anwendbar<br />

sind:<br />

(iii), (iv) =⇒ Transferabilität.


36 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

Während chemische Bindungen die Valenzelektronenenergien verän<strong>der</strong>n, sorgt Bedingung (iv)<br />

dafür, dass diese Än<strong>der</strong>ungen für das Allelektron- <strong>und</strong> das Pseudoatom in erster Näherung<br />

überein stimmen. Da diese For<strong>der</strong>ung jedoch über [73]<br />

d d<br />

dε dr ln[rR l(ε,r)] = − 2m ∫<br />

1 r<br />

2 r 2 Rl 2(r) dr ′ r ′2 Rl 2 (r′ ) (2.154)<br />

mit <strong>der</strong> Aufenthaltswahrscheinlichkeit <strong>der</strong> einzelnen Valenzelektronen zusammenhängt, sind offenbar<br />

die For<strong>der</strong>ungen (iii) <strong>und</strong> (iv) miteinan<strong>der</strong> verknüpft.<br />

Die Inversion <strong>der</strong> radialen Kohn-Sham-Gleichung erlaubt mit <strong>der</strong> Kenntnis von R ps<br />

l<br />

(r) nun die<br />

Bestimmung des abgeschirmten Pseudopotentials<br />

{− 2<br />

⇐⇒<br />

d 2<br />

2m e dr 2 + 2 l(l + 1)<br />

2m e r 2 + V ps<br />

l<br />

V ps<br />

l<br />

(r) = ε l − 2 l(l + 1)<br />

2m e r 2 + 2 1<br />

2m e<br />

0<br />

}<br />

rR ps<br />

l<br />

(r) = ε l R ps<br />

l<br />

(r) (2.155)<br />

rR ps<br />

l<br />

d 2 (rR ps<br />

l<br />

)<br />

dr 2 . (2.156)<br />

Nach Konstruktion ist R ps<br />

l<br />

(r) für alle r mindestens viermal stetig differenzierbar [77], <strong>und</strong> da<br />

R ps<br />

l<br />

(r) für r → 0 wie r l gegen Null strebt, nimmt V ps<br />

l<br />

(r) in r = 0 einen endlichen Wert an –<br />

verliert also die ursprüngliche Singularität.<br />

Um zu dem auf an<strong>der</strong>e chemische Umgebungen übertragbaren, ionischen Potential zu kommen,<br />

sind noch <strong>der</strong> Hartree-Anteil V H (r) <strong>und</strong> das xc-Potential V xc (n(r)) abzuziehen,<br />

Vl<br />

ion (r) = V ps<br />

l<br />

(r) − V H (r) − V xc (n(r)). (2.157)<br />

Mit Hilfe einer Projektion auf die Drehimpulszustände ˆP l = ∑ m<br />

|lm〉 〈lm| zu verschiedenem l<br />

kann man die einzelnen Pseudopotentiale nun zu einem, in Ortsdarstellung räumlich nichtlokalen<br />

Pseudopotential<br />

V ps (r) =<br />

∞∑<br />

l∑<br />

l=0 m=−l<br />

V ion<br />

l (r) |lm〉 〈lm| = V loc (r) +<br />

∞∑<br />

l∑<br />

l=0 m=−l<br />

V nl<br />

l (r) |lm〉 〈lm| (2.158)<br />

zusammenfassen. Im letzten Schritt wurde noch <strong>der</strong> lokale, langreichweitige Anteil ∼ 1/r abgespalten,<br />

welcher für alle l gleich ist. Im kurzreichweitigen Anteil des Pseudopotentials Vl nl (r)<br />

dagegen gleichen sich die einzelnen l-abhängigen Summanden nicht – dieser Beitrag wird durch<br />

einen Integraloperator hervorgerufen <strong>und</strong> ist folglich nichtlokal.<br />

Das i.A. nicht-hermitesche Potential (2.158) lässt sich nun nach Kleinman <strong>und</strong> Bylan<strong>der</strong> [78]<br />

symmetrisieren, so dass wir analog zu (2.158) den Integraloperator<br />

V ps (r,r ′ ) = V loc (r)δ(r − r ′ ) + V tnl (r,r ′ ) (2.159)<br />

mit dem ,,wahren nichtlokalen” (truly non-local) Anteil des Potentials<br />

V tnl (r,r ′ ) =<br />

∞∑<br />

l∑<br />

l=0 m=−l<br />

l<br />

(r) ∣ φ<br />

ps<br />

〉〈<br />

lm φ<br />

ps<br />

∣<br />

lm V<br />

nl<br />

l<br />

(r ′ )<br />

〈<br />

φ<br />

ps<br />

∣<br />

lm V<br />

nl<br />

l<br />

(r) ∣ φ<br />

ps<br />

〉 (2.160)<br />

lm<br />

V nl<br />

erhalten. Damit gilt offensichtlich<br />

V tnl (r,r ′ ) ∣ φ<br />

ps<br />

〉<br />

lm = V<br />

nl<br />

l (r) ∣ φ<br />

ps<br />

lm〉<br />

, (2.161)


2.4. PSEUDOPOTENTIAL-METHODE 37<br />

d.h. die Wirkung des wahren nichtlokalen Potentials ist gleich <strong>der</strong> Wirkung des ursprünglichen<br />

nichtlokalen Potentials, was <strong>der</strong>en physikalische Äquivalenz zumindest für freie Atome wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

Vorteilhaft an <strong>der</strong> Darstellung (2.160) ist jedoch, dass sich die Zahl <strong>der</strong> zur Berechnung<br />

des Potentials im k-Raum nötigen Integrale von mn(n + 1)/2 auf mn pro Drehimpulsquantenzahl<br />

l reduziert, wenn m die Zahl <strong>der</strong> verwendeten k-Punkte ist <strong>und</strong> n die Zahl <strong>der</strong> verwendeten<br />

ebenen Wellen 11 zur Entwicklung <strong>der</strong> Lösung.<br />

Die Konstruktion normerhalten<strong>der</strong> Pseudopotentiale für ,,first row”-Elemente wie O <strong>und</strong> N stößt<br />

allerdings auf Schwierigkeiten: Die Allelektronen-Valenzwellenfunktionen <strong>der</strong> 2p-Zustände sind<br />

sehr nahe <strong>der</strong> Kernregion lokalisiert, <strong>und</strong> da <strong>der</strong> l-abhängige Cutoff-Radius r cl üblicherweise<br />

unterhalb o<strong>der</strong> nahe des Maximalradius’ <strong>der</strong> Wellenfunktion gewählt wird, ist in diesen Fällen<br />

r cl sehr klein. Da sich so die Pseudowellenfunktionen <strong>und</strong> die Allelektronen-Wellenfunktionen<br />

kaum unterscheiden, können durch die Pseudopotentialnäherung auch kaum Basisfunktionen zur<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Lösung eingespart werden.<br />

Nun ist es jedoch möglich, bei <strong>der</strong> Konstruktion <strong>der</strong> Potentiale auf die Bedingungen (iii) <strong>und</strong> (iv)<br />

zu verzichten, was Van<strong>der</strong>bilt [79] bei <strong>der</strong> Modellierung sogenannter ultrasofter Pseudopotentiale<br />

ausnutzte, zu <strong>der</strong>en Beschreibung weniger ebene Wellen benötigt werden.<br />

Der erste Schritt zu einer verallgemeinerten Bedingung <strong>der</strong> Ladungserhaltung lautet<br />

Q ij = 〈ψ i |ψ j 〉 − 〈φ i |φ j 〉 = 0, (2.162)<br />

wobei hier mit |ψ i 〉 Allelektronen-Wellenfunktionen gemeint sind <strong>und</strong> |φ j 〉 die Pseudowellenfunktionen<br />

bezeichnen. Anschließend wird ein nichtlokaler Überlapp-Operator<br />

S = 1 + ∑ i,j<br />

Q ij |β i 〉〈β j | mit |β i 〉 = ∑ j<br />

(B −1 ) ji |φ i 〉〈χ j | <strong>und</strong> B ij = 〈φ i |χ j 〉 (2.163)<br />

eingeführt. Aus dem lokalen Potential V lok , zum Beispiel vom Hamann-Typ, wurden zuvor die<br />

lokalisierten Wellenfunktionen |χ i 〉 = (ε i − T − V lok )|φ i 〉 konstruiert. Des Weiteren ist <strong>der</strong> nichtlokale<br />

Anteil des Pseudopotentials abzuwandeln, so dass er nun auch von den Operatoren B ij<br />

<strong>und</strong> Q ij abhängt.<br />

Als Konsequenz ergibt sich schließlich eine verallgemeinerte Schrödinger-Gleichung für die Pseudowellenfunktionen<br />

(T + V loc + V nl )|φ i 〉 = ε i S|φ i 〉 mit 〈φ nk |S|φ n ′ k〉 = δ nn ′, (2.164)<br />

was eine neue Normierungsbedingung im k-Raum darstellt.<br />

Die aus <strong>der</strong> Lösung des verallgemeinerten Eigenwertproblems (2.164) gebildete Ladungsdichte<br />

enthält sogenannte Depletationsdichten, die das bestehende Ladungsdefizit aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> fehlenden<br />

Bedingung (iii) korrigieren.<br />

Auf Details des Formalismus ultrasofter Pseudopotentiale soll an dieser Stelle verzichtet werden,<br />

da sie in <strong>der</strong> übergeordneten Theorie <strong>der</strong> Projector-Augmented-Wave (PAW)-Potentiale<br />

enthalten sind. Diese wird nun vorgestellt.<br />

2.4.3 Projector-Augmented-Wave-Methode<br />

Aufbauend auf <strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> ultrasoften Pseudopotentiale entwickelte Blöchl [80] 1994 eine Verallgemeinerung<br />

des Pseudopotentialkonzepts, indem er eine exakte <strong>Ab</strong>bildung T zwischen Pseudo-<br />

11 Diese eignen sich beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Festkörperphysik als Basisfunktionen, was in <strong>Ab</strong>schnitt (2.5) begründet<br />

wird.


38 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

<strong>und</strong> Allelektronen-Wellenfunktionen formulierte. Diese ist eine Verallgemeinerung des Überlapp-<br />

Operators in (2.164) <strong>und</strong> führt mit S = T † T auf<br />

〈φ i |φ j 〉 = 〈φ ps<br />

i | T † T |φ ps<br />

j 〉 (2.165)<br />

mit dem Multiindex i ≡ {slmi}, <strong>der</strong> Atomnummer s, den Quantenzahlen l <strong>und</strong> m sowie dem<br />

Index i. Die Formulierung (2.165) ist äquivalent mit obiger Def<strong>initio</strong>n von T als <strong>Ab</strong>bildung<br />

|φ j 〉 = T |φ ps<br />

j<br />

〉. Der lineare Transformationsoperator T än<strong>der</strong>t |φps<br />

j<br />

〉 nur innerhalb eines Radius’<br />

R <strong>und</strong> ist explizit gegeben als [80]<br />

T = 1 + ∑ i<br />

(|φ i 〉 − |φ ps<br />

i<br />

〉) 〈pps<br />

i<br />

|. (2.166)<br />

Die Projektorfunktionen |p ps<br />

i<br />

〉 können wie die Projektoren Van<strong>der</strong>bilts konstruiert werden. Sie<br />

erfüllen auf einer Kugel mit dem Radius R folgende Vollständigkeitsrelation <strong>und</strong> sind dual zu<br />

den Pseudowellenfunktionen φ ps<br />

j :<br />

∑<br />

|φ ps<br />

i 〉〈pps i | = 1, 〈pps i |φps j 〉 = δ ij. (2.167)<br />

i<br />

Wendet man T auf eine Pseudo-Wellenfunktion ψ ps an, so wird die zugeordnete Allelektronen-<br />

Wellenfunktion offensichtlich in drei Summanden aufgespalten:<br />

|ψ〉 = T |ψ〉 = |ψ〉 + ∑ |ψ i 〉〈p ps<br />

i |ψ〉 − ∑<br />

i<br />

i<br />

} {{ }<br />

≡|ψ 1 〉<br />

|ψ ps<br />

i<br />

〉〈p ps<br />

i |ψ〉<br />

{{<br />

≡|ψ ps<br />

1 〉 . (2.168)<br />

} }<br />

Die Summanden |ψ 1 〉 <strong>und</strong> |ψ ps<br />

1 〉 bezeichnet man als ,,one-center-expansion” (daher <strong>der</strong> Index<br />

,,1”), da sie um den Atomkern herum lokalisiert <strong>und</strong> auf einem radialen, logarithmisch skalierten<br />

Gitter definiert werden. Sie bilden die Korrekturterme <strong>der</strong> <strong>Ab</strong>weichung von Pseudo- <strong>und</strong><br />

Allelektronenwellenfunktion in Kernnähe.<br />

Die Berechnung von Erwartungswerten eines Operators A des Allelektronensystems wird über<br />

die <strong>Ab</strong>bildung T auch im Rahmen <strong>der</strong> Pseudo-Wellenfunktionen möglich:<br />

mit<br />

〈ψ|A|ψ〉 = 〈ψ ps |T † AT |ψ ps 〉 ≡ 〈ψ ps |A ps |ψ ps 〉 (2.169)<br />

A ps = T † AT = A + ∑ {<br />

}<br />

|p ps<br />

i 〉 〈φ i |A|φ j 〉 − 〈φ ps<br />

i |A|φps j 〉 〈p ps<br />

j<br />

|.<br />

i,j<br />

(2.170)<br />

Mit <strong>der</strong> Besetzung f n des Zustandes |ψ ps<br />

n 〉 folgt somit für den Erwartungswert von A<br />

〈A〉 ψ = ∑ n<br />

f n 〈ψ ps<br />

n |A|ψ ps<br />

n 〉 + ∑ i,j<br />

{<br />

}<br />

ρ ij 〈φ i |A|φ j 〉 − 〈φ ps<br />

i |A|φps j 〉<br />

(2.171)<br />

mit<br />

ρ ij = ∑ n<br />

f n 〈ψ ps<br />

n |p ps<br />

i 〉〈pps j |ψps n 〉. (2.172)<br />

Diese Darstellung eröffnet einen weiteren Freiheitsgrad bei <strong>der</strong> Berechnung von PAW-Pseudopotentialen,<br />

<strong>der</strong> hier durch den Operator B zum Ausdruck kommen soll:<br />

〈A〉 ψ = 〈ψ ps |A + B|ψ ps 〉 + ∑ (<br />

)<br />

〈ψ 1,R |A + B|ψ 1,R 〉 − 〈ψ ps<br />

1,R<br />

|A + B|ψps<br />

1,R 〉 (2.173)<br />

R


2.4. PSEUDOPOTENTIAL-METHODE 39<br />

mit 〈r|B|r ′ 〉 = 0; r,r ′ /∈ ⋃ R<br />

Ω R , (2.174)<br />

was sich bei <strong>der</strong> Berechnung des äußeren Potentials V (r) als großer Vorteil erweisen wird, da<br />

auf diese Weise dessen Coulomb-Singularität behoben werden kann. Ω R in (2.173) bezeichnet<br />

die kernnahen Gebiete.<br />

Speziell für den Erwartungswert <strong>der</strong> Elektronendichte ergibt sich damit<br />

mit<br />

n(r) = ∑ n<br />

n ps (r) = ∑ n<br />

n 1 (r) = ∑ n<br />

n ps<br />

1 (r) = ∑ n<br />

f n 〈ψ n |r〉〈r|ψ n 〉 = n ps (r) + n 1 (r) − n ps<br />

1 (r) (2.175)<br />

f n 〈ψ ps<br />

n |r〉〈r|ψ ps<br />

n 〉, (2.176)<br />

∑<br />

i,j<br />

∑<br />

i,j<br />

f n 〈ψ ps<br />

n |pps i 〉〈φ i|r〉〈r|φ j 〉〈p ps<br />

j |ψps n<br />

〉, (2.177)<br />

f n 〈ψ ps<br />

n |p ps<br />

i 〉〈φps i |r〉〈r|φps j 〉〈pps j |ψps n 〉. (2.178)<br />

Die letzten beiden Summanden sind wie<strong>der</strong> kernnahe Korrekturen, die auf einem radialen Gitter<br />

zu berechnen sind. Der erste <strong>der</strong> beiden enthält Beiträge aus Allelektronen-Matrixelementen,<br />

während <strong>der</strong> zweite ausschließlich aus Pseudomatrixelementen resultiert. Aus (2.177) <strong>und</strong> (2.178)<br />

geht des Weiteren hervor, dass außerhalb <strong>der</strong> Kernregion n ps<br />

1 (r) = n 1(r) gilt, woraus n ps (r) =<br />

n(r) folgt, während innerhalb des Kernbereiches n ps<br />

1 (r) = nps (r) <strong>und</strong> dadurch auch n(r) = n 1 (r)<br />

erfüllt ist.<br />

Um damit nun zu einer Variationsgleichung zu kommen, die auf eine Kohn-Sham-Gleichung für<br />

Pseudowellenfunktionen führt, wird die Gesamtenergie analog zu (2.175) <strong>und</strong> (2.168) in drei<br />

Summanden zerlegt<br />

E = E ps + E 1 − E ps<br />

1 . (2.179)<br />

Der führende Beitrag E ps wird dabei aus Pseudowellenfunktionen berechnet, während die ,,onecenter”-Beiträge<br />

E 1 <strong>und</strong> E ps<br />

1<br />

jeweils aus Allelektronen- bzw. Pseudowellenfunktionen ermittelt<br />

werden.<br />

Im Folgenden wird untersucht, wie die einzelnen Anteile <strong>der</strong> Gesamtenergie, also kinetische, xc<strong>und</strong><br />

Hartree-Energie, transformieren, wenn die Elektronendichte n(r) wie (2.175) angesetzt wird.<br />

Der Erwartungswert des kinetischen Energieoperators ergibt sich gemäß:<br />

〈ψ|T S |ψ〉<br />

mit T ps<br />

S<br />

T S,1<br />

= T ps<br />

S + T S,1 − T ps<br />

S,1<br />

(2.180)<br />

= ∑ f n 〈ψn ps | − ∆|ψn ps 〉, (2.181)<br />

2m<br />

n<br />

e<br />

= ∑ ∑<br />

f n 〈ψn ps |pps i 〉〈φ i| −<br />

∆|φ j 〉〈p ps<br />

j<br />

2m |ψps n 〉, (2.182)<br />

n<br />

e<br />

T ps<br />

S,1<br />

= ∑ n<br />

i,j<br />

∑<br />

i,j<br />

f n 〈ψn ps |p ps<br />

i 〉〈φps i | − ∆|φ ps<br />

j<br />

2m 〉〈pps j |ψps n 〉. (2.183)<br />

e<br />

Das äußere Potential V (r) transformiert in analoger Weise wie die kinetische Energie. Für lokale<br />

<strong>und</strong> semilokale Näherungen <strong>der</strong> xc-Energie findet man unter Einführung <strong>der</strong> Kompensationsladungsdichte<br />

ˆn nach Kresse <strong>und</strong> Joubert [81]:<br />

E xc = E ps<br />

xc + E xc,1 − E ps<br />

xc,1 mit (2.184)


40 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

Exc ps = E xc[n ps + ˆn], E xc,1 = E xc [n 1 ], E ps<br />

xc,1 = E xc[n ps<br />

1 + ˆn]. (2.185)<br />

Die Kompensationsladungsdichte ist innerhalb <strong>der</strong> Kernregion lokalisiert <strong>und</strong> kann so gewählt<br />

werden, dass die folgende Aufspaltung <strong>der</strong> Hartree-Energie vereinfacht wird.<br />

Bei <strong>der</strong> Berechnung des Hartree-Terms führt die Zerlegung n = n ps +n 1 −n ps<br />

1 <strong>der</strong> Elektronendichte<br />

zu Mischtermen zwischen dem ,,plane-wave”-<strong>und</strong> dem ,,one-center”-Beitrag sowie zur Wechselwirkung<br />

verschiedener Atomkerne. Durch eine geeignete Wahl <strong>der</strong> Kompensationsladungsdichte<br />

ˆn können diese Mischterme vollständig in den ,,plane-wave”-Beitrag überführt werden. Geht<br />

man von <strong>der</strong> Bedingung aus, dass die sphärischen Momente von n 1 <strong>und</strong> n ps + ˆn innerhalb <strong>der</strong><br />

Kernregionen übereinstimmen, so gilt [80]:<br />

ˆn(r) = ∑ n<br />

∑<br />

i,j,l,m<br />

f n 〈ψ ps<br />

n |pps i 〉qlm ij g l(r − R)Y lm (r − R)〈p ps<br />

j |ψps n 〉 (2.186)<br />

mit q ij =<br />

∫<br />

d 3 r ′ Q ij (r ′ )|r ′ − R ′ | l Y lm (r ′ − R) (2.187)<br />

Q ij (r ′ ) = 〈ψ i |r ′ 〉〈r ′ |ψ j 〉 − 〈φ i |r ′ 〉〈r ′ |φ j 〉. (2.188)<br />

Die Kompensationsladungsdichte bestimmt sich nach (2.187) offensichtlich aus den Multipolmomenten<br />

<strong>der</strong> Ladungsverteilung (n 1 −n ps<br />

1 ), wobei die Funktion g l die Lokalisierung von ˆn innerhalb<br />

<strong>der</strong> Kernregion modelliert <strong>und</strong> die Bedingung ∫ d 3 r r l+2 g l (r) = 1 erfüllt. Durch die Bedingung<br />

gleicher Multipolmomente kann die Hartee-Energie in gleicher Form wie die xc-Energie geschrieben<br />

werden<br />

E H = E ps<br />

H + E H,1 − E ps<br />

H,1<br />

mit (2.189)<br />

E ps<br />

H = E H[n ps + ˆn], E H,1 = E H [n 1 ], E ps<br />

H,1 = E H[n ps<br />

1 + ˆn]. (2.190)<br />

Wie oben diskutiert, sind die Pseudoelektronen-Zustände über die Transformation T eindeutig<br />

mit den Allelektronen-Zuständen verb<strong>und</strong>en. Da nun alle Beiträge <strong>der</strong> Gesamtenergie in<br />

drei Summanden zerlegt wurden, die nur noch von ,,plane-wave”-Pseudogrößen, ,,one-center”-<br />

Allelektronen- <strong>und</strong> -Pseudogrößen abhängen, kann die Extremaleigenschaft des Energiefunktionals<br />

für den Gr<strong>und</strong>zustand bezüglich <strong>der</strong> Pseudozustände ausgewertet werden. Mit dem Variationsprinzip<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong> Orthogonalität <strong>der</strong> Allelektronen-Zustände folgt<br />

somit<br />

(<br />

)<br />

δ<br />

E[{|ψ n 〉}] − ∑ n<br />

ε n f n 〈ψ n |ψ n 〉<br />

= 0 (2.191)<br />

⇐⇒<br />

δ<br />

(<br />

E[{T |ψ ps 〉}] − ∑ n<br />

ε n f n 〈ψ ps<br />

n |T † T |ψ ps<br />

n 〉 )<br />

= 0. (2.192)<br />

Die gesuchte verallgemeinerte Kohn-Sham-Gleichung erhält man nun durch Variation nach <strong>der</strong><br />

Pseudowellenfunktion 〈ψ ps<br />

n | [80, 81]<br />

⎧<br />

⎨<br />

⎩ − 2<br />

2m e<br />

∆ + V ps<br />

eff + ∑ i,j<br />

⎫<br />

(<br />

) ⎬<br />

|p ps<br />

i 〉 D ps<br />

ij + D 1,ij − D ps<br />

1,ij<br />

〈p ps<br />

j | ⎭ |ψ n〉 = ε n T † T |ψ n 〉 (2.193)<br />

mit<br />

V ps<br />

eff (r) = V H(r;[n ps + ˆn]) + V xc (r;[n ps + ˆn]) + ¯V (r). (2.194)


2.5. K-RAUM-FORMALISMUS 41<br />

Hierbei sei noch einmal darauf hingewiesen, dass in i <strong>und</strong> j auch die Kernnummern enthalten<br />

sind <strong>und</strong> die D ij nur für gleiche Kerne einen Beitrag leisten. Diese sind wie folgt definiert:<br />

D ps<br />

ij<br />

= ∑ ∫<br />

d 3 rV ps<br />

eff qlm ij g l(r − R)Y lm (r − R), (2.195)<br />

l,m<br />

D 1,ij<br />

D ps<br />

1,ij<br />

= 〈φ i | − 2<br />

∆ + V 1eff |φ j 〉, V 1eff (r) = V H (r;[n 1 ]) + V xc (r;[n 1 ]) + V (r), (2.196)<br />

2m e<br />

= 〈φ ps<br />

i | − 2<br />

∆ + V 1eff |φ ps<br />

j<br />

2m 〉 + ∑ ∫<br />

d 3 rV ps<br />

1eff (r)qlm ij g l (r − R)Y lm (r − R) (2.197)<br />

e<br />

l,m<br />

V ps<br />

1eff (r) = V H(r;[n ps + ˆn]) + V xc (r;[n ps + ˆn]) + ¯V (r). (2.198)<br />

In (2.194) wurde mit ¯V (r) = V (r) + V c (r) <strong>der</strong> zusätzliche Freiheitsgrad bei <strong>der</strong> Berechnung<br />

von PAW-Erwartungswerten (2.173) ausgenutzt: Innerhalb <strong>der</strong> Kernregion kann zum äußeren<br />

Potential V (r) ein abschirmen<strong>der</strong> Beitrag V c (r) addiert werden, so dass das Gesamtpotential<br />

im Inneren glatt ist <strong>und</strong> die Coulomb-Wechselwirkung ihrer Singularität beraubt wird. Dies ist<br />

immer dann möglich, wenn auch in <strong>der</strong> Pseudo-,,one center expansion”, also in (2.198), eine<br />

entsprechende Korrektur angebracht wird, so dass sich bei vollständiger Entwicklung nach den<br />

Projektoren |p ps<br />

i 〉 die Wirkung von V c exakt aufhebt.<br />

Bisher wurde in den vorgestellten PAW-Formalismus noch keine Näherung unverän<strong>der</strong>licher<br />

Rümpfe verwendet. Zur Ladungsdichte <strong>der</strong> Rumpfzustände<br />

n c (r) = n ps<br />

c (r) + n 1c (r) − n ps (r) (2.199)<br />

lässt sich jedoch ebenfalls eine Pseudoladungsdichte n ps<br />

c einführen; wie n c auch, wird diese<br />

während <strong>der</strong> Rechnung fixiert <strong>und</strong> die Summation über n in (2.180) auf Valenzzustände beschränkt,<br />

so dass die kinetische Energie <strong>der</strong> Rumpfzustände im Sinne einer additiven Konstante<br />

vernachlässigbar ist.<br />

Mit <strong>der</strong> <strong>Ab</strong>bildungsvorschrift T zwischen Allelektronen- <strong>und</strong> Pseudo-Wellenfunktionen kann das<br />

wahre Verhalten <strong>der</strong> Allelektronen-Wellenfunktionen im Rumpfbereich prinzipiell exakt berücksichtigt<br />

werden. Um diese Methode in praktischen Rechnungen anwenden zu können, muss<br />

natürlich die Zahl <strong>der</strong> Basisfunktionen <strong>und</strong> Projektoren auf eine endliche Anzahl reduziert <strong>und</strong><br />

T (mit hoher Genauigkeit) gefittet werden. Die formale Exaktheit favorisiert die PAW-Methode<br />

gegenüber normerhaltenden o<strong>der</strong> ultrasoften Pseudopotentialen – es kann gezeigt werden, dass<br />

diese als Grenzfälle in den PAW-Potentialen enthalten sind [80, 81].<br />

2.5 k-Raum-Formalismus<br />

2.5.1 Entwicklung nach ebenen Wellen<br />

Das Kohn-Sham-Problem ist nun mit den Näherungen aus den <strong>Ab</strong>schnitten 2.1, 2.3 <strong>und</strong> 2.4<br />

sinnvoll formuliert. Für dessen praktische Lösung werden die Wellenfunktionen nach einem<br />

vollständigen Basissatz entwickelt. Gerade bei <strong>der</strong> Behandlung von ausgedehnten periodischen<br />

Systemen, wie kristallinen Festkörpern, liegt hier die Verwendung ebener Wellen<br />

χ kG ≡ 〈r|kG〉 = 1 √<br />

V<br />

e i(k+G)r , k ∈ BZ, G ∈ {rez. Gittervektoren} (2.200)<br />

nahe, da sie folgende Vorteile bieten:<br />

1c


42 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

• leichte Handhabbarkeit, da alle Überlappungsintegrale analytisch ausführbar sind; alle an<strong>der</strong>en<br />

auftretenden Integrale sind auf <strong>der</strong>en Fourier-Transformierte zurückführbar<br />

• einfache Lösbarkeit <strong>der</strong> Schrödinger-ähnlichen Kohn-Sham-Gleichung, die so in ein lineares<br />

Gleichungssystem überführt <strong>und</strong> damit für Standardlösungsmethoden zugänglich wird<br />

• sie erfüllen die Vollständigkeitsrelation <strong>und</strong> Orthonormiertheit<br />

∑<br />

∫<br />

χ k,G (r)χ ∗ k,G (r′ ) = δ(r − r ′ ) <strong>und</strong> d 3 r χ ∗ k,G (r)χ k ′ ,G ′(r) = δ kk ′δ GG ′, (2.201)<br />

k,G<br />

so dass sichergestellt ist, dass eine Vergrößerung <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Praxis verwendeten Basis auch<br />

zu einer ,,exakteren” Beschreibung <strong>der</strong> Lösung führt – bei <strong>der</strong> Verwendung von lokalisierten<br />

Basisfunktionen ist dies nicht zwingend <strong>der</strong> Fall<br />

• bei <strong>der</strong> Beschränkung auf eine endliche Zahl von Basisfunktionen erlaubt die dennoch<br />

gute Erfüllung <strong>der</strong> Vollständigkeitsrelation im Falle ebener Wellen eine auskonvergierte<br />

Berechnung von Matrixelementen<br />

• in Hinblick auf <strong>der</strong>en Anwendung in translationssymmetrischen Systemen mit einem effektiven<br />

Einteilchenpotential<br />

V eff (r + R) = V eff (r) (2.202)<br />

gilt: ebene Wellen erfüllen in natürlicher Weise das Bloch-Theorem<br />

χ nk (r) = 1 √<br />

V<br />

u nk e ikr (2.203)<br />

bzw. χ nk (r + R) = e ikR χ nk (r) <strong>und</strong> χ nk+G (r) = χ nk (r), (2.204)<br />

wobei u nk die gitterperiodischen Bloch-Faktoren bezeichnen; n ist hier <strong>der</strong> Bandindex, <strong>der</strong><br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Reduktion auf die erste Brillouin-Zone (BZ) eingeführt wurde<br />

Dem gegenüber stehen die Nachteile:<br />

• im Falle lokalisierter Systeme, wie Atome <strong>und</strong> Moleküle, ist oft eine deutlich größere Zahl<br />

von Basisfunktionen nötig, um auskonvergierte Größen zu erhalten, als bei <strong>der</strong> Verwendung<br />

problemangepasster, lokalisierter Basisfunktionen<br />

• die Visualisierung ist weniger intuitiv als bei <strong>der</strong> Verwendung lokalisierter Basisfunktionen<br />

im Ortraum – damit ist hier stets Post-processing notwendig<br />

Die Vollständigkeitsrelation (2.201) wird in <strong>der</strong> Praxis mit einer endlichen Zahl von ebenen<br />

Wellen näherungsweise erfüllt. Ein Kriterium für die Güte <strong>der</strong> Näherung stellt die kinetische<br />

Energie dar, die diagonal in ebenen Wellen ist:<br />

∫<br />

V<br />

d 3 rχ ∗ kG (r) {<br />

− 2<br />

2m<br />

}<br />

∆ r χ kG (r)(r) = 2<br />

2m (k + G)2 (2.205)<br />

annimmt. Durch die Einführung einer maximal erlaubten kinetischen Energie E cut wird effektiv<br />

die Anzahl <strong>der</strong> zur Entwicklung <strong>der</strong> Lösung verwendeten ebenen Wellen begrenzt. Aus (2.205)<br />

geht hervor, dass somit gleichzeitig festgelegt ist, bis zu welchem G die Entwicklung ausgedehnt<br />

wird. Da die für auskonvergierte Größen benötigte Cutoff-Energie umgekehrt mit dem Cutoff-<br />

Radius r c aus <strong>Ab</strong>schnitt (2.4) korreliert, ist für III-V-Halbleiter eine Maximalenergie von 15 Ry


2.5. K-RAUM-FORMALISMUS 43<br />

bereits ausreichend, während typische Werte für Elemente <strong>der</strong> ersten Reihe im Periodensystem<br />

deutlich höher liegen [73].<br />

Eine sinnvolle <strong>Ab</strong>schätzung <strong>der</strong> Zahl ebener Wellen N PW bei vorgegebener Cutoff-Energie E cut<br />

findet man, indem man das Volumen <strong>der</strong> Kugel mit dem Radius G max = [ ]<br />

2m 1/2<br />

E<br />

2 cut durch das<br />

Volumen <strong>der</strong> Brillouin-Zone (2π) 3 /Ω 0 ausdrückt [73]:<br />

N PW ≈<br />

4π<br />

3 G3 max<br />

(2π) 3 ≈ Ω 0<br />

/Ω 0 6π 2 a 2 (E cut /Ry) 3/2 . (2.206)<br />

0<br />

Für das Beispiel GaAs mit einer Gitterkonstanten a = 5.65 Å <strong>und</strong> <strong>der</strong> Cutoff-Energie E cut =<br />

15 Ry findet man so ca. 300 ebene Wellen pro GaAs-Atompaar. Der Aufwand zum Erstellen<br />

des linearen Gleichungssystems skaliert nun i. A. mit NPW 2 – <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> zu berechnenden<br />

Matrixelemente 12 .<br />

Mit den diskutierten ebenen Wellen lässt sich jetzt folgen<strong>der</strong> Ansatz für die Kohn-Sham-Eigenfunktionen<br />

formulieren<br />

ϕ nk (r) = ∑ G<br />

c nk (G)χ kG (r) mit c nk (G) = c nk+G0 (G − G 0 ). (2.207)<br />

Dieser überführt die Kohn-Sham-Gleichung für die Pseudovalenzelektronen in ein algebraisches<br />

Gleichungssystem für die Entwicklungskoeffizienten c nk<br />

∑<br />

{[ <br />

2<br />

]<br />

}<br />

2m (k + G)2 − ε n (k) δ GG ′ + V eff (k + G,k + G ′ ) c nk (G ′ ) = 0 (2.208)<br />

G ′<br />

mit dem effektiven Potential<br />

V eff (k + G,k + G ′ ) = V c (k + G,k + G ′ ) + V H (G − G ′ ) + V xc (G − G ′ ). (2.209)<br />

Das von <strong>der</strong> Pseudovalenzladungsdichte<br />

n(r) = ∑ G<br />

e −iGr n(G) mit n(G) = 2 ∑∑<br />

Ω 0<br />

v,k<br />

G ′ c ∗ vk (G′ + G)c vk (G ′ ) (2.210)<br />

abhängige Hartree- <strong>und</strong> Austausch-Korrelations-Potential lässt sich leicht als Fourier-Transformierte<br />

darstellen [73]. Schwieriger ist die Formulierung des äußeren Potentials, da hier zunächst<br />

über die einzelnen Beiträge <strong>der</strong> Pseudopotentiale aller Rümpfe summiert werden muss. Deren<br />

lokale <strong>und</strong> nichtlokale Anteile sind jeweils in den Fourier-Raum zu überführen, wobei sich <strong>der</strong><br />

nichtlokale Beitrag in Kleinman-Bylan<strong>der</strong>-Darstellung erheblich vereinfacht [72].<br />

Unter Verwendung <strong>der</strong> Kohn-Sham-Gleichung (2.208) ergibt sich die Gesamtenergie des elektronischen<br />

Systems in Fourier-Darstellung zu<br />

E[n] = 2 ∑ ∑<br />

ε v (k) − E H [n] − Ω 0 [V xc (G)ε xc (G)]n(G), (2.211)<br />

v,k<br />

G<br />

wobei die Bandstrukturenergie verwendet wurde <strong>und</strong> die Hartree- <strong>und</strong> xc-Energie die Form<br />

E H [n] = 1 2 V ∑ G<br />

V H (G)n(G) <strong>und</strong> E xc [n] = V ∑ G<br />

ε xc (G)n(G) (2.212)<br />

12 Eine Ausnahme bildet <strong>der</strong> Beitrag des ,,truly non-local”-Potentials V tnl<br />

s in Kleinman-Bylan<strong>der</strong>-Darstellung -<br />

<strong>der</strong> Aufwand ist hier proportional N PW [73].


44 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

annehmen. Die statische Energie des Gesamtsystems ergibt sich durch eine zusätzliche Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> elektrostatischen <strong>Ab</strong>stoßung aller Rümpfe. Durch geschicktes Umordnen <strong>der</strong> elektrostatischen<br />

Beiträge können so Divergenzprobleme für G = 0 im Hartree-Term, in <strong>der</strong> potentiellen<br />

Energie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ion-Ion-Wechselwirkung umgangen werden.<br />

Die obige Entwicklung nach ebenen Wellen berücksichtigt nicht, dass die Elektronen für T > 0<br />

<strong>der</strong> Fermi-Verteilung unterliegen <strong>und</strong> dass Integrationen über die gesamte Brillouin-Zone, zur<br />

konkreten numerischen Umsetzung, durch Summationen über bestimmte k-Punkte ersetzt werden<br />

müssen. Dazu haben sich, statt einer beliebigen Diskretisierung, die im Folgenden diskutierten<br />

speziellen Punkte als sinnvoll erwiesen.<br />

2.5.2 Spezielle k-Punkte<br />

Beim Lösen <strong>der</strong> Kohn-Sham-Gleichung im k-Raum treten häufig Integrale einer Funktion f(k)<br />

über die Brillouin-Zone auf, wobei f <strong>der</strong> Periodizität im k-Raum, <strong>der</strong> Zeitumkehrsymmetrie <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Punktgruppensymmetrie des Gitters genügt; letzte wird auch als Holoedrie G bezeichnet.<br />

Die Einführung von periodischen Randbedingungen reduziert die Integrale auf über die durch die<br />

Randbedingungen erlaubten Wellenzahlvektoren. Wichtige Beispiele für <strong>der</strong>artige Summationen<br />

sind die Elektronendichte <strong>und</strong> die Bandstrukturenergie pro Elementarzelle:<br />

n(r) = 1 N k<br />

∑<br />

k<br />

∑<br />

besetzt<br />

2<br />

v<br />

E = 1 ∑<br />

N k<br />

k<br />

〈φ vk |n v (r)|φ vk 〉, (2.213)<br />

∑<br />

besetzt<br />

2<br />

v<br />

ε vk , (2.214)<br />

wobei die Summen 1<br />

N k<br />

stets auf Eins normiert sind. Der Grenzfall großer Gr<strong>und</strong>gebiete zieht<br />

jedoch wie<strong>der</strong> einen Übergang 1 ∑<br />

N k k → (2π)3<br />

Ω 0<br />

∫BZ<br />

zur Integration nach sich. Da dessen Berechnung<br />

nur an endlich vielen k-Punkten möglich ist, bedarf es einer geschickten Wahl weniger<br />

Stützstellen, so dass <strong>der</strong> exakte Wert des Integrals möglichst genau reproduziert wird.<br />

Um eine gute Approximation für die Mittelwertbildung<br />

¯f = 1 ∑<br />

f(k) (2.215)<br />

N cell<br />

zu finden, entwickelt man f(k) zunächst in eine Fourier-Reihe nach den Bravais-Vektoren des<br />

Gitters <strong>und</strong> nutzt in einem zweiten Schritt aus, dass das gesamte Bravais-Gitter durch einen<br />

irreduziblen Anteil (IP) unter systematischer Anwendung aller Operatoren <strong>der</strong> Holoedrie G<br />

erzeugt wird:<br />

f(k) = ∑ f R e −ikR = ∑<br />

W(R) ∑ f αR e ik(αR) . (2.216)<br />

R R∈IP α∈G<br />

Hier bezeichnet W(R) das Gewicht des Vektors R im irreduziblen Teil des Gitters. Unter Verwendung<br />

<strong>der</strong> Zeitumkehr- <strong>und</strong> Gittersymmetrie <strong>der</strong> Funktion f(k), also f R = f(αR), kann<br />

(2.216) umformuliert werden zu<br />

f(k) = f 0 + ∑ ∑<br />

W(R)f R cos (k(αR)). (2.217)<br />

R∈IP<br />

Die Punktgruppenelemente α, für die R ≠ αR gilt, bilden eine Untergruppe g(R) von G mit<br />

N R Elementen <strong>und</strong> erzeugen die Sternzacken αR des Sterns S(R). Anstelle <strong>der</strong> Summation<br />

k<br />

α∈G


2.5. K-RAUM-FORMALISMUS 45<br />

über die volle Punktgruppe genügt es nun, lediglich über die Sternzacken zu summieren, wobei<br />

berücksichtigt werden muss, dass das Gewicht eines Sternzackenbeitrags größer als 1 ist. Damit<br />

geht (2.217) über in<br />

f(k) = f 0 + ∑ m<br />

˜f m A G R(k) ∣ mit A G<br />

|R|=Cm<br />

R(k) = 1 ∑<br />

cos (k(αR)). (2.218)<br />

N R<br />

Obige Summation läuft nur noch über Beträge C m von Bravais-Gittervektoren. Des Weiteren<br />

wurden symmetrisierte ebene Wellen A G R<br />

(k) zum Bravais-Gitterpunkt R eingeführt, die folgende<br />

Bedingungen erfüllen:<br />

Wellencharakter :<br />

Orthonormierung :<br />

k<br />

α∈G<br />

1 ∑<br />

A G R (k) = 0 für R = 0, (2.219)<br />

N cell<br />

1 ∑<br />

A G R<br />

N (k)AG R ′(k) = δ 1<br />

RR ′ , (2.220)<br />

cell N R<br />

Translationssymmetrie : A G R (k) = AG R (k + G), (2.221)<br />

Invarianz bzgl. Punktoperationen : A G R (k) ≡ AG R (αk). (2.222)<br />

Zur Berechnung des Mittelwertes (2.215) verwendet man nun die erste Eigenschaft <strong>und</strong> findet so<br />

unmittelbar ¯f = f 0 . Damit eine Summation über spezielle Punkte zum selben Ergebnis führt,<br />

ist<br />

∑N s<br />

∑N s<br />

W j A G R(k j ) ≡ 0 mit W j = 1 (2.223)<br />

j=1<br />

zu for<strong>der</strong>n, wobei je<strong>der</strong> spezielle Punkt k j mit W j gewichtet wird. In <strong>der</strong> Praxis for<strong>der</strong>t man<br />

nun (2.223) für möglichst viele symmetrisierte ebene Wellen, um die gesuchte BZ-Summation<br />

auf endlich viele k-Punkte zurückzuführen.<br />

Bal<strong>der</strong>eschi reduzierte 1973 die Näherung<br />

k<br />

j=1<br />

∑N s<br />

¯f ≈ W j f(k j ) (2.224)<br />

j=1<br />

für kubische Gitter auf einen einzelnen Summanden [82] - dieser Ansatz wurde später auf hexagonale<br />

<strong>und</strong> tetragonale Gitter ausgedehnt [83].<br />

Die gewichtete Summation (2.224) erfuhr erst durch Chadi <strong>und</strong> Cohen [84, 85] ihre vollständige<br />

Umsetzung (also N s > 1), so dass durch systematisches Erweitern des k-Punktsatzes dem exakten<br />

Wert beliebig nahe gekommen werden konnte.<br />

Monkhorst <strong>und</strong> Pack [86] schlugen vor, statt das Gleichungssystem (2.223) bis zu einem maximalen<br />

|R| = C m zu lösen <strong>und</strong> anschließend die k j zu bestimmen, ein äquidistantes Netz von q 3<br />

k-Punkten einzuführen, welches um den Γ-Punkt konzentriert ist:<br />

k prs = u p b 1 + u r b 2 + u s b 3 (2.225)<br />

u i = 1 (2i − q − 1) mit i = 1,2,...,q. (2.226)<br />

2p<br />

Dieses Netz von k-Punkten lässt sich zunächst unabhängig vom Bravais-Gittertyp definieren.<br />

Ohne Berücksichtigung <strong>der</strong> Symmetrie ergeben sich die Gewichte <strong>der</strong> speziellen Punkte zu


46 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

W j = q −3 , wobei q 3 die Gesamtzahl <strong>der</strong> k-Punkte ist. Ist die Einheitszelle in den verschiedenen<br />

Koordinatenrichtungen unterschiedlich ausgedehnt, können k-Punkte eingespart werden,<br />

indem eine richtungsabhängige Diskretisierung gewählt wird.<br />

Das Monkhorst-Pack-Schema erlaubt gegenüber dem Chadi-Cohen-Verfahren eine vereinfachte<br />

<strong>und</strong> effizientere Konstruktion spezieller k-Punkte. Zudem existiert noch eine strenge Fehlerabschätzung<br />

für dieses Verfahren [86].<br />

2.6 Numerische Umsetzung<br />

2.6.1 Gradienten-Verfahren<br />

Entwickelt man die Lösung <strong>der</strong> Kohn-Sham-Gleichungen nach ebenen Wellen, so ist die Minimierung<br />

<strong>der</strong> Gesamtenergie im Gr<strong>und</strong>zustand, wie in <strong>Ab</strong>schnitt 2.5 gezeigt, direkt mit einer<br />

,,optimalen Wahl” <strong>der</strong> Entwicklungskoeffizienten c nkG verknüpft. Diese lassen sich mit klassischen<br />

Methoden <strong>der</strong> nichtlinearen Optimierung bestimmen. Dazu nähert man zunächst die<br />

c nkG -abhängige Gesamtenergie als quadratische Form gemäß<br />

E ≈ E nk(∗) + 〈∇ nk E nk(∗) |φ nk 〉 + 1 {<br />

2 〈φ ∂ 2 E<br />

nk|A|φ nk 〉 mit A :=<br />

∂c nkG ∂c nkG ′<br />

}<br />

. (2.227)<br />

Die Notation E nk(∗) soll auf die Auswertung <strong>der</strong> Energie an einem konkreten Koeffizientensatz<br />

{c nkG(∗) } hinweisen. Zur Minimierung dieser Funktion existieren verschiedene Ansätze, die sich<br />

im wesentlichen durch die Wahl <strong>der</strong> zum Minimum führenden ,,Suchrichtungen” unterscheiden:<br />

In <strong>der</strong> Methode des steilsten <strong>Ab</strong>stiegs (steepest descent) wird als Suchrichtung |r (i) 〉 <strong>der</strong> negative<br />

Gradient von E verwendet, <strong>und</strong> die Iteration erfolgt gemäß<br />

|φ (i+1)<br />

nk<br />

〉 = |φ (i)<br />

nk 〉 + α(i) |r (i) 〉, |r (i) 〉 = −|∇ nk E nk (i+1)〉, α (i) = 〈r(i) |r (i) 〉<br />

〈r (i) |A|r (i) 〉 . (2.228)<br />

Der Parameter α (i) wurde so gewählt, dass er E auf <strong>der</strong> durch |r (i) 〉 vorgegebenen Geraden<br />

minimiert. Damit sind jedoch aufeinan<strong>der</strong>folgende Suchrichtungen stets orthogonal, so dass das<br />

Verfahren auch Richtungen zulässt, die vom Minimum wegführen, zum Beispiel wenn <strong>der</strong> stationäre<br />

Punkt in einem ,,schmalen Tal” <strong>der</strong> Funktion angenommen wird. In diesem Fall ist eine<br />

große Anzahl von Iterationsschritten nötig, bis das Minimum mit hinreichen<strong>der</strong> Genauigkeit<br />

bestimmt ist. Aufgr<strong>und</strong> dieser Schwäche gilt das steepest-descent-Verfahren als vergleichweise<br />

ineffizient; dennoch wird es in <strong>der</strong> Praxis aufgr<strong>und</strong> seiner robusten Stabilitätseigenschaften erfolgreich<br />

angewendet.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Strategie zur Wahl <strong>der</strong> Suchrichtungen verfolgt die Methode <strong>der</strong> konjugierten Gradienten<br />

(conjugate gradient) [87]: Nach <strong>der</strong> Def<strong>initio</strong>n eines beliebigen Startvektors |g (0) 〉 <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> vorläufigen Wahl |h (0) 〉 := |g (0) 〉 werden nach <strong>der</strong> Vorschrift<br />

|g (i+1) 〉 = |g (i) 〉 − λ (i) A|h (i) 〉 (2.229)<br />

|h (i+1) 〉 = |g (i+1) 〉 + γ (i) |h (i) 〉 (2.230)<br />

mit λ (i) =<br />

〈g (i) |g (i) 〉<br />

〈h (i) |A|h (i) 〉 = 〈g(i) |h (i) 〉<br />

〈h (i) |A|h (i) 〉<br />

γ (i) = 〈g(i+1) |g (i+1) 〉<br />

〈g (i) |g (i) 〉<br />

(2.231)<br />

(2.232)


2.6. NUMERISCHE UMSETZUNG 47<br />

Vektoren |g (i) 〉 <strong>und</strong> |h (i+1) 〉 konstruiert, die mit i < j folgende Relationen erfüllen:<br />

〈g (i) |g (j) 〉 = 0, 〈h (i) |A|h (j) 〉 <strong>und</strong> 〈h (i) |h (j) 〉 = 0. (2.233)<br />

Durch die Verwendung des Gradienten von E im i-ten Schritt gemäß |g (i) 〉 := −|∇ nk E nk (i)〉 <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Def<strong>initio</strong>n |φ (i+1)<br />

nk<br />

〉 := |φ (i)<br />

nk 〉 + λ(i) |h (i) 〉 kann die <strong>Ab</strong>hängigkeit des Vektors |g (i+1) 〉 von A<br />

eliminiert <strong>und</strong> so auf die konkrete Kenntnis <strong>der</strong> Hesse-Matrix A verzichtet werden.<br />

Ist tatsächlich eine quadratische Form im N-dimensionalem Raum zu minimieren, so sollte das<br />

Verfahren konjugierter Gradienten (CG) theoretisch nach N Schritten konvergieren. Aufgr<strong>und</strong><br />

von R<strong>und</strong>ungsfehlern werden jedoch häufig weitere Iterationsschritte benötigt. Im Falle <strong>der</strong> Gesamtenergie<br />

handelt es sich jedoch nur näherungsweise um eine quadratische Funktion, so dass<br />

das CG-Verfahren nach N Schritten das Minimum <strong>der</strong> approximierenden quadratischen Form liefert.<br />

Um das wahre Minimum im Rahmen einer vorgegebenen Genauigkeit zu erreichen, werden<br />

meist weitere Iterationsschritte benötigt.<br />

2.6.2 Das Programm-Paket VASP<br />

Die Dichtefunktionalimplementierung VASP (Vienna ab <strong>initio</strong> Simulation Package) [88] verbindet<br />

die in den <strong>Ab</strong>schnitten 2.1 bis 2.4 vorgestellten Verfahren zu einem umfangreichen Programm<br />

für die quantenmechanische Berechnung von Vielteilchensystemen wie Atomen, Molekülen <strong>und</strong><br />

Festkörpern. <strong>Ab</strong>gesehen von atomaren Ladungs- <strong>und</strong> Massenzahlen, werden hier prinzipiell keine<br />

empirischen Parameter verwendet.<br />

Wie in <strong>Ab</strong>bildung 2.4 veranschaulicht, erfolgt die Bestimmung des elektronischen Gr<strong>und</strong>zustandes<br />

durch die selbstkonsistente Lösung <strong>der</strong> Kohn-Sham-Gleichung. Aufgr<strong>und</strong> des unverhältnismäßig<br />

hohen Rechenaufwandes sieht man von einer direkten Diagonalisierung des Kohn-<br />

Sham-Hamiltonians ab <strong>und</strong> verwendet statt dessen effiziente iterative Algorithmen wie das<br />

,,block Davidson”-Schema o<strong>der</strong> das ,,RMM-DIIS”-Verfahren. Nach Erreichen <strong>der</strong> Selbstkonsistenz<br />

wird die neue Ladungsdichte bestimmt <strong>und</strong> ggf. die Kräfte auf die beteiligten Ionen mit<br />

Hilfe des Hellmann-Feynman-Theorems berechnet. Liegen diese noch oberhalb einer zu definierenden<br />

Maximalkraft, so können sie durch ein Minimierungsverfahren wie z.B. ,,quasi Newton”<br />

o<strong>der</strong> ,,conjugate gradient” sukzessive verringert werden, bis die Gr<strong>und</strong>zustandsgeometrie erreicht<br />

wurde. Des Weiteren sieht VASP die Berechnung von Phononenfrequenzen, Anregungsenergien<br />

unter Verwendung von Besetzungszahlbedingungen <strong>und</strong> optischen Matrixelementen vor.


48 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN<br />

Startwerte: {R i },n in ,φ in n<br />

✲<br />

❄<br />

Hamiltonian Ĥ [{R i,n in }] konstruieren<br />

❄<br />

Diagonalisierung von Ĥ<br />

❄<br />

berechne Ladungsdichte n out = ∑ n |φout n |2<br />

mische n in ,n out ⇒ neues n in<br />

✛<br />

nein<br />

❄<br />

∆E < E break<br />

❄ ja<br />

|F| < F break<br />

ja<br />

❄<br />

elektronisch <strong>und</strong> geometrisch<br />

relaxierte Struktur<br />

nein ✲ Ionenkoordinaten optimieren<br />

⇒ neuer Satz {R i }<br />

<strong>Ab</strong>bildung 2.4: Flussdiagramm zur elektronischen <strong>und</strong> ionischen Relaxation eines vorgegebenen<br />

Systems in VASP. Im elektronischen Selbstkonsistenzzyklus werden alte <strong>und</strong> neue Ladungsdichte<br />

gemischt, um Instabilitäten des Algorithmus zu vermeiden.


Kapitel 3<br />

Aminosäuren, Peptide <strong>und</strong> Proteine<br />

3.1 Biochemische Eigenschaften<br />

Vom chemischen Standpunkt aus betrachtet, bilden die Aminosäuren eine Untergruppe <strong>der</strong> amphoteren<br />

Verbindungen - Moleküle, die sowohl eine Säurenatur als auch eine Basennatur besitzen,<br />

d.h. sie können als Protonenakzeptor <strong>und</strong> -donator wirken. Dies wird durch die stets<br />

vorhandene Aminogruppe (reagiert basisch, d.h. zieht Protonen an <strong>und</strong> bindet sie mit ihrem<br />

freien Elektronenpaar) sowie die Carboxylgruppe (reagiert sauer, d.h. spaltet leicht ein Proton<br />

ab) gewährleistet. Des Weiteren besitzt jede Aminosäure eine individuelle Restgruppe, welche<br />

hauptsächlich für die speziellen Eigenschaften des Moleküls verantwortlich ist. Die oben genannten<br />

Protonenakzeptor- bzw. -donatorprozesse finden bei den Aminosäuren in wässriger Lösung<br />

innerhalb des selben Moleküls statt (intramolekularer Protonenaustausch). Das Ergebnis ist ein<br />

Molekül, das zwei verschiedene Ladungen trägt, also ein sogenanntes Zwitterion. Befindet sich<br />

das Molekül dagegen in <strong>der</strong> Gasphase, d. h. nicht im gelösten o<strong>der</strong> kristallinen Zustand, liegt<br />

es in neutraler Form vor [89, 90]. Auf diesen Fall konzentriert sich die vorliegende Arbeit. Außerdem<br />

soll sie auf α-Aminosäuren beschränkt werden, wobei sich die Namensgebung auf die<br />

Position <strong>der</strong> Aminogruppe bezieht. Befindet sich die Aminogruppe am ersten Kohlenstoffatom<br />

nach <strong>der</strong> Carboxylgruppe, so liegt eine α-Aminosäure vor; ist die Aminogruppe an das zweite<br />

Kohlenstoffatom gekoppelt, handelt es sich um eine β-Aminosäure usw.<br />

Eine weitere strukturelle Eigenschaft dieser Molekülgruppe ist die Chiralität: Sie bezeichnet<br />

in diesem Zusammenhang das Vorliegen eines Moleküls in zwei Formen, die sich wie Gegenstand<br />

<strong>und</strong> Spiegelbild zueinan<strong>der</strong> verhalten <strong>und</strong> sich nicht durch Rotationen miteinan<strong>der</strong> zur<br />

Deckung bringen lassen (vgl. <strong>Ab</strong>b. 3.2). Voraussetzung für Chiralität ist, dass an ein Kohlen-<br />

<strong>Ab</strong>bildung 3.1: Allgemeine Struktur von Aminosäuren in <strong>der</strong> neutralen Form<br />

<strong>der</strong> Gasphase (links) <strong>und</strong> als Molekülion (rechts), wie sie üblicherweise in<br />

Lösung <strong>und</strong> Festkörpern vorkommen.<br />

49


50 KAPITEL 3. AMINOSÄUREN, PEPTIDE UND PROTEINE<br />

<strong>Ab</strong>bildung 3.2: Illustration <strong>der</strong> Chiralität eines Moleküls mit asymmetrisch<br />

substituiertem Kohlenstoffatom (entnommen aus Ref. [91]).<br />

stoffatom (das Chiralitätszentrum C α ) vier verschiedene Substituenten geb<strong>und</strong>en sind. Dies ist<br />

bei allen proteinogenen Aminosäuren außer <strong>Glycin</strong> <strong>der</strong> Fall. Die zwei Strukturen eines chiralen<br />

Moleküls, die sogenannten Enantiomere, werden als L- <strong>und</strong> D-Form bezeichnet <strong>und</strong> mit Hilfe<br />

<strong>der</strong> Fischer-Projektion unterschieden. Dazu wird zunächst die längste Kohlenstoffkette senkrecht<br />

angeordnet, wobei das C mit <strong>der</strong> höchsten Oxidationsstufe oben zu stehen hat. Die vertikalen<br />

Bindungen zeigen hinter die Papierebene, die horizontalen davor. Um nun zu entscheiden, ob<br />

es sich um das L- o<strong>der</strong> D-Enantiomer handelt, ist festzustellen, wo die Aminogruppe durch die<br />

Vorgaben <strong>der</strong> Fischer-Projektion steht, entwe<strong>der</strong> links (L-Form) o<strong>der</strong> rechts (D-Form) vgl. <strong>Ab</strong>b.<br />

3.3. Chirale Moleküle sind optisch aktive Verbindungen, die beiden Enantiomere drehen die Polarisationsebene<br />

von einfallendem, linear polarisierten Licht, zwar um den gleichen Betrag, aber<br />

in entgegengesetztem Sinn.<br />

Wird eine Aminosäure mit einer an<strong>der</strong>en Aminosäure verknüpft, bildet die Carboxylgruppe<br />

<strong>der</strong> ersten Aminosäure mit <strong>der</strong> Aminogruppe <strong>der</strong> anzuhängenden Aminosäure eine sogenannte<br />

Peptidbindung unter Freisetzung eines Wassermoleküls (vgl. <strong>Ab</strong>b. 3.4). Die nächste Aminosäure<br />

wird dann an die Carboxylgruppe <strong>der</strong> zweiten Aminosäure angehängt usw. Eine Peptidkette entsteht<br />

also, indem Aminosäure für Aminosäure über eine Peptidbindung ankondensiert wird. Von<br />

Oligopeptiden spricht man dabei, wenn bis zu zehn Aminosäuren miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en sind.<br />

Enthält die Peptidkette zwischen 10 <strong>und</strong> 100 Aminosäuremoleküle, so liegt ein Polypeptid vor.<br />

Darüber hinaus handelt es sich um ein Protein (Makromolekül), wenn mehr als 100 Aminosäuren<br />

miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en sind. Die große biochemische Bedeutung <strong>der</strong> Aminosäuren liegt deshalb<br />

COOH<br />

COOH<br />

H 2 N C H H C<br />

NH 2<br />

R<br />

L-α-Aminosäure<br />

R<br />

D-α-Aminosäure<br />

<strong>Ab</strong>bildung 3.3: Fischer-Projektion einer Aminosäure zur Unterscheidung <strong>der</strong><br />

L- <strong>und</strong> D-Form.


3.1. BIOCHEMISCHE EIGENSCHAFTEN 51<br />

O<br />

R 2<br />

O<br />

R 2<br />

H 2 N<br />

H<br />

C α<br />

OH<br />

H 2 N<br />

C α<br />

H<br />

OH<br />

H 2 N<br />

H<br />

C α<br />

N<br />

H<br />

C α<br />

H<br />

OH<br />

R 1<br />

H 2 O<br />

O<br />

R 1<br />

Peptidbindung<br />

O<br />

<strong>Ab</strong>bildung 3.4: Kopplung zweier Aminosäuren unter <strong>Ab</strong>spaltung von Wasser <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Ausbildung einer Peptidbindung zwischen Carboxyl- <strong>und</strong> Aminogruppe.<br />

in ihrer Rolle als Bausteine <strong>der</strong> Proteine <strong>und</strong> rechtfertigt somit ihrer häufige Bezeichnung als<br />

Gr<strong>und</strong>bausteine des Lebens. Dabei ist die <strong>Ab</strong>folge <strong>der</strong> Aminosäuren in <strong>der</strong> Kette (Sequenz) für<br />

das chemische Verhalten des Makromoleküls von großer Wichtigkeit. Durch die verschiedenartige<br />

Anordnung <strong>der</strong> Moleküle in <strong>der</strong> Kette erlauben die 20 in <strong>der</strong> Natur vorkommenden Aminosäuren<br />

1 eine sehr große Anzahl unterschiedlicher Proteine, <strong>der</strong>en chemische Eigenschaften zusätzlich<br />

noch von <strong>der</strong> räumlichen Gestalt <strong>der</strong> Molekülketten <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Anordnung zueinan<strong>der</strong> abhängen.<br />

Dabei lässt sich die Proteinstruktur auf vier verschiedenen Betrachtungsebenen beschreiben -<br />

<strong>der</strong> Primär-, Sek<strong>und</strong>är-, Tertiär- <strong>und</strong> Quartärsturktur:<br />

Die Primärstruktur wird über alle kovalenten Bindungen des (Makro-)Moleküls definiert <strong>und</strong><br />

bestimmt somit die Sequenz <strong>der</strong> über Peptidbindungen gekoppelten Aminosäuren sowie die Lage<br />

von Disulfidbrücken; sie gibt jedoch nicht die relative räumliche Anordnung <strong>der</strong> verb<strong>und</strong>enen<br />

Aminosäuren an.<br />

Aufgr<strong>und</strong> von sterischen Zwängen <strong>und</strong> verschiedenen<br />

schwachen Wechselwirkungen können Polypeptidketten<br />

nicht jede beliebige dreidimensionale<br />

Struktur einnehmen. So versteht man unter <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>ärstruktur<br />

regelmäßige, periodisch wie<strong>der</strong>kehrende<br />

räumliche Anordnungen benachbarter Aminosäurereste<br />

in einer Polypeptidkette. Die zwei am<br />

häufigsten auftretenden Sek<strong>und</strong>ärstrukturen die α-<br />

Helix- <strong>und</strong> β-Faltblattstruktur, sind in <strong>Ab</strong>bildung<br />

3.5 schematisch dargestellt.<br />

Als Tertiärstruktur bezeichnet man die räumliche<br />

Beziehung zwischen allen Aminosäuren einer<br />

Polypeptidkette bzw. die vollständige dreidimensionale<br />

Struktur eines Polypeptids. Innerhalb <strong>der</strong><br />

dreidimensionalen Struktur eines komplexen Proteins<br />

kommen häufig mehrere verschiedene Sek<strong>und</strong>ärstrukturen<br />

vor; die Grenze zwischen Sek<strong>und</strong>är-<br />

<strong>und</strong> Tertiärstrukur ist jedoch nicht immer k<strong>und</strong>ärstruktur: α-Helix (links) <strong>und</strong> Falt-<br />

<strong>Ab</strong>bildung 3.5: Wichtige Beispiele <strong>der</strong> Se-<br />

klar.<br />

blattstruktur (rechts) (entnommen aus<br />

Proteine, die aus mehreren Polypeptidketten aufgebaut<br />

sind, besitzen eine weitere Strukturebene, die<br />

Ref. [92]).<br />

sogenannte Quartärstruktur, welche die räumliche Anordnung <strong>der</strong> Polypeptidketten bzw. <strong>der</strong><br />

1 Eine vollständige Übersicht zu allen 20 proteinogenen Aminosäuren wird in <strong>der</strong> einschlägigen Literatur zur<br />

Biochemie gegeben (z.B. Ref. [91]) <strong>und</strong> soll hier nicht vertieft werden.


52 KAPITEL 3. AMINOSÄUREN, PEPTIDE UND PROTEINE<br />

Primärstruktur<br />

Sek<strong>und</strong>ärstruktur<br />

Tertiärstruktur<br />

Quartärstruktur<br />

<strong>Ab</strong>bildung 3.6: Struktur von Proteinen auf verschiedenen Ebenen (entnommen aus Ref. [91]).<br />

Untereinheiten innerhalb eines Proteins wie<strong>der</strong>gibt. Das fortschreitende Verständnis <strong>der</strong> Proteinfaltung<br />

führte dennoch zur Einführung weiterer Strukturebenen, wie zum Beispiel <strong>der</strong> Domäne:<br />

Dies ist eine dicht gepackte, etwa 40 bis 400 Aminosäuren umfassende Region, die eine fest umrissene<br />

strukturelle Einheit innerhalb einer größeren Polypeptidkette bildet. Einem Polypeptid,<br />

das beispielsweise zu einer hantelartigen Form gefaltet ist, könnten zwei Domänen zugeschrieben<br />

werden, an jedem Ende eine.<br />

Um strukturelle, dynamische <strong>und</strong> elektronische Eigenschaften von Peptiden zu verstehen, ist<br />

es jedoch nötig, zunächst <strong>der</strong>en individuelle Bausteine, die Aminosäuren, näher zu untersuchen.<br />

Wie schon eingangs erwähnt, sind dabei die Moleküle <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> zum Erkennen<br />

bestimmter Trends in <strong>Ab</strong>hängigkeit von <strong>der</strong> Restgruppe sehr gut geeignet.<br />

3.2 <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> - Eigenschaften <strong>und</strong> Geometrien<br />

3.2.1 <strong>Glycin</strong><br />

Da <strong>Glycin</strong> (NH 2 -CH 2 -COOH) die strukturell einfachste Aminosäure ist, diente sie bereits in<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit als Benchmarksystem für zahlreiche experimentelle <strong>und</strong> theoretische Studien<br />

(siehe z.B. [93, 94, 95, 13, 6]). Allerdings ist es beiden Zugängen bis heute versagt geblieben,<br />

die Potentielle-Energie-Fläche (engl.: potential energy surface, PES) des Systems vollständig zu<br />

verstehen.<br />

Im <strong>Glycin</strong>molekül fungiert lediglich ein Wasserstoffatom als Restgruppe. Damit ist das zentrale<br />

Kohlenstoffatom symmetrisch geb<strong>und</strong>en, wodurch <strong>Glycin</strong> als einzige proteinogene Aminosäure<br />

nicht chiral <strong>und</strong> damit nicht optisch aktiv ist. Eine weitere Folge dieser speziellen Restgruppe ist<br />

die mögliche Existenz einer Spiegelebene, welche alle ,,schweren Atome” (C, N, O) enthält. Wie<br />

aus <strong>Ab</strong>b. 3.7 ersichtlich, besitzt <strong>Glycin</strong> drei Rotationsfreiheitsgrade, welche durch die Drehachsen<br />

<strong>der</strong> N-C, C-C <strong>und</strong> C-O Bindung gegeben sind. Um Spiegelsymmetrie zu erhalten, existieren für<br />

jede Drehachse zwei erlaubte Winkel - dies führt schließlich zu acht verschiedenen, symmetrischen<br />

<strong>Glycin</strong>-Geometrien (Konformationen), welche in <strong>Ab</strong>b. 3.12 zu sehen sind. Doch durch die Konkurrenz<br />

zwischen stabilisierenden Effekten wie intramolekularen Wasserstoffbrückenbindungen<br />

<strong>und</strong> destabilisierenden Beiträgen wie sterischen Zwängen <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Ab</strong>stoßung freier Elektronen-


3.2. GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN - EIGENSCHAFTEN UND GEOMETRIEN 53<br />

H<br />

N<br />

θ<br />

H<br />

H<br />

ψ<br />

C<br />

C<br />

H<br />

O<br />

φ<br />

O<br />

H<br />

<strong>Ab</strong>bildung 3.7: Rotationsfreiheitsgrade von <strong>Glycin</strong>.<br />

paare (O, N) müssen zusätzlich zu den spiegelsymmetrischen Atomanordnungen noch weitere<br />

nicht-symmetrische <strong>Glycin</strong>-Konformationen existieren.<br />

Eine <strong>der</strong> ersten Pionierarbeiten auf diesem Gebiet wurde bereits 1977 von Vishveshwara <strong>und</strong><br />

Pople [93] geleistet. Sie suchten stationäre Punkte in <strong>der</strong> PES von <strong>Glycin</strong> wobei lediglich die<br />

Drehungen um die genannten Achsen in 60 ◦ -Schritten als Freiheitsgrade zugelassen wurden. Als<br />

Ergebnis ihrer Hartree-Fock-Rechnungen (HF/4-31G) erhielten sie dabei die Konformation als<br />

stabilste Form Ip <strong>und</strong> als die Konformation IIp als zweitstabilste Forme. Im darauffolgenden<br />

Jahr 1978 wurden zwei unabhängige Studien [96, 97] publiziert, welche das Mikrowellenspektrum<br />

von <strong>Glycin</strong> untersuchten. Sowohl aus <strong>der</strong> Arbeit von Brown et al. [96] als auch aus <strong>der</strong><br />

Arbeit von Suenram <strong>und</strong> Lovas [97] ging hervor, dass die beobachteten, intensiven <strong>Ab</strong>sorptionslinien<br />

durch die <strong>Glycin</strong>-Konformation IIp hervorgerufen wurden, was im Wi<strong>der</strong>spruch zu<br />

den Vorhersagen von Vishveshwara <strong>und</strong> Pople stand. So wurde zunächst nur vermutet, dass die<br />

<strong>Glycin</strong> IIp Konformation leichter nachgewiesen werden kann, da sie eventuell ein deutlich größeres<br />

Dipolmoment besitzt, als die an<strong>der</strong>en Konformationen. Dies bestätigte sich dann schließlich<br />

auch in <strong>der</strong> Arbeit von Sellers <strong>und</strong> Schäfer, welche ein Dipolmoment von 1.1 D für <strong>Glycin</strong><br />

Ip <strong>und</strong> 6.5 D für <strong>Glycin</strong> IIp erhielten. Mit einem empfindlicheren experimentellen Verfahren<br />

gelang es 1980 auch Suenram <strong>und</strong> Lovas [98], die von IIp überlagerten Ip Übergänge im Mikrowellenspektrum<br />

nachzuweisen, die Frage nach <strong>der</strong> stabilsten <strong>Glycin</strong>-Geometrie bliebt jedoch<br />

weiterhin unbeantwortet. Erst durch Elektronenbeugungs-Experimente gelang es 1991 Iijima et<br />

al. [99], die <strong>Glycin</strong>-Ip-Konzentration in <strong>der</strong> Gasphase zu 76% zu bestimmen <strong>und</strong> diese Konformation<br />

damit als globales Energieminimum zu identifizieren. In den darauffolgenden Jahren<br />

<strong>Ab</strong>bildung 3.8: In dieser Arbeit untersuchte <strong>Glycin</strong>-Konformationen.<br />

wurden zusätzliche ab <strong>initio</strong> <strong>Untersuchungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Glycin</strong>-Konformationen durch Jensen <strong>und</strong> Gordon<br />

[100] durchgeführt, welche neun weitere stabile <strong>Glycin</strong>geometrien finden konnten. In seiner


54 KAPITEL 3. AMINOSÄUREN, PEPTIDE UND PROTEINE<br />

1992 publizierten Studie [94] bestätigte Császár diese Ergebnisse <strong>und</strong> ergänzte damit die Liste<br />

bekannter <strong>Glycin</strong>-Konformationen, wodurch nun alle bis heute bekannten Anordnungen minimaler<br />

potentieller Energie berechnet werden konnten (vgl. <strong>Ab</strong>b. 3.12 ). In weiteren mikrowellenspektroskopischen<br />

<strong>Untersuchungen</strong> [101] war es jedoch nicht möglich, mehr als die drei stabilsten<br />

<strong>Glycin</strong>-Konformationen nachzuweisen.<br />

Die Struktur von <strong>Glycin</strong> ist bis heute Gegenstand aktueller Forschung. So liegen zum Beispiel<br />

aktuelle quantenchemische Berechnungen zu <strong>Glycin</strong>-IR-Spektren [102, 103], sowie <strong>Untersuchungen</strong><br />

zum <strong>Glycin</strong>-Metall-Kontakt [13] <strong>und</strong> zu den elektronischen Eigenschaften von <strong>Glycin</strong> vor<br />

[104].<br />

3.2.2 <strong>Alanin</strong><br />

<strong>Alanin</strong> (NH 2 -C 2 H 4 -COOH) besitzt eine geringfügig kompliziertere Struktur - <strong>der</strong> funktionelle<br />

Rest besteht hier aus <strong>der</strong> Gruppe CH 3 . Dies genügt jedoch, um für <strong>Alanin</strong> keine symmetrischen<br />

Konformationen zu erlauben. Des Weiteren stattet <strong>der</strong> komplexere Rest <strong>Alanin</strong> mit einem<br />

zusätzlichen Freiheitsgrad aus, <strong>der</strong> Drehung <strong>der</strong> CH 3 -Gruppe. Durch das asymmetrisch umgebene,<br />

zentrale Kohlenstoffatom tritt <strong>Alanin</strong> in zwei Enantiomeren auf. Dabei spielt die L-Form<br />

eine zentrale Rolle beim menschlichen <strong>und</strong> tierischen Stoffwechsel, <strong>und</strong> die D-Form ist ein wesentlicher<br />

Baustein des Mureins, <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>substanz bakterieller Zellwände.<br />

Erste Strukturuntersuchungen an α-<strong>Alanin</strong>molekülen wurden 1991 durch Iijama et al. [99] mit<br />

Hilfe <strong>der</strong> Gas-Phasen-Elektronendiffraktion (GED) <strong>und</strong> anschließend 1993 durch Godfrey et al.<br />

[105] mit millimeterwellenspektroskopischen Mitteln durchgeführt, wodurch die Positionen <strong>der</strong><br />

schweren Atome <strong>der</strong> stabilsten Konformationen bestimmt werden konnten. Diese, d.h. die fünf<br />

stabilsten α-<strong>Alanin</strong>geometrien, wurden 1994 auf MP2-Niveau durch Császár [106] auch theoretisch<br />

bestimmt. Ein weiterer bedeuten<strong>der</strong> Schritt in <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Potentiellen-Energie-<br />

Fläche von <strong>Alanin</strong> bestand in <strong>der</strong> Arbeit von Gronert <strong>und</strong> O’Hair [107], die ebenfalls mit <strong>der</strong><br />

MP2-Methode zehn Energieminima finden konnten. Der <strong>der</strong>zeitige Stand von dreizehn <strong>Alanin</strong>konformationen<br />

wurde schließlich 1995 durch Cao et al. [108] erreicht.<br />

Auch im Falle <strong>der</strong> <strong>Alanin</strong>-Konformationen liegen bereits quantenchemischer Berechnungen <strong>und</strong><br />

experimentelle <strong>Untersuchungen</strong> <strong>der</strong> IR-Spektren von hoher Qualität vor [109]; dennoch bleibt<br />

anzumerken, dass für <strong>Alanin</strong> sowohl aus theoretischer als auch aus experimenteller Sicht deutlich<br />

weniger Untersuchungsergebnisse als für <strong>Glycin</strong> vorliegen.<br />

H H<br />

N<br />

θ C<br />

χ<br />

CH 3<br />

ψ<br />

C<br />

H<br />

O<br />

φ<br />

O<br />

H<br />

<strong>Ab</strong>bildung 3.9: Rotationsfreiheitsgrade von <strong>Alanin</strong>.


3.2. GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN - EIGENSCHAFTEN UND GEOMETRIEN 55<br />

<strong>Ab</strong>bildung 3.10: In dieser Arbeit untersuchte <strong>Alanin</strong>-Konformationen.<br />

3.2.3 <strong>Cystein</strong><br />

Das dritte in dieser Arbeit zu untersuchte System <strong>Cystein</strong> (NH 2 -C 2 H 3 SH-COOH) zählt aufgr<strong>und</strong><br />

seiner Thiol-Gruppe (SH) zu den wichtigsten Aminosäuren. Diese ist für die Stabilisierung <strong>der</strong><br />

Sek<strong>und</strong>ärstruktur des Proteins durch die Ausbildung von Wasserstoffbrücken- <strong>und</strong> Disulfidbindungen<br />

von großer Bedeutung.<br />

Die Struktur <strong>der</strong> funktionellen Gruppe des <strong>Cystein</strong> (CH 2 -SH) stattet das Molekül gegenüber<br />

<strong>Glycin</strong> mit zwei weiteren Torsions-Freiheitsgraden aus. Damit ergeben sich insgesamt fünf kovalente<br />

Bindungen, die als Drehachse für Einzelatome o<strong>der</strong> Atomgruppen dienen. Die sich so ergebende<br />

fünfdimensionale potentielle Energie-Fläche wurde zunächst in einer Studie von Schäfer<br />

et al. [110] <strong>und</strong> später durch Tarakeshwar <strong>und</strong> Manogaran [111] im Zusammenhang mit Eigenschwingungen<br />

untersucht - jedoch lediglich auf 4-31G* Niveau. Zahlreiche weitere stabile<br />

<strong>Cystein</strong>geometrien konnten in <strong>der</strong> bereits oben erwähnten Arbeit von Gronert <strong>und</strong> O’Hair [107]<br />

mit quantenchemischen Methoden gef<strong>und</strong>en werden, so dass 48 <strong>Cystein</strong>-Konformationen bekannt<br />

sind.<br />

H<br />

S<br />

ν<br />

H H<br />

N<br />

θ C<br />

χ<br />

CH 2<br />

ψ<br />

C<br />

H<br />

O<br />

φ<br />

O<br />

H<br />

<strong>Ab</strong>bildung 3.11: Rotationsfreiheitsgrade von <strong>Cystein</strong>.


56 KAPITEL 3. AMINOSÄUREN, PEPTIDE UND PROTEINE<br />

<strong>Ab</strong>bildung 3.12: In dieser Arbeit untersuchte <strong>Cystein</strong>-Konformationen.


Kapitel 4<br />

<strong>Ab</strong>-<strong>initio</strong>-Rechnungen zu <strong>Glycin</strong>,<br />

<strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong><br />

4.1 Konvergenz <strong>der</strong> Gesamtenergie<br />

4.1.1 Konvergenz bezüglich <strong>der</strong> Cutoff-Energie<br />

Da die tatsächlichen Wellenfunktionen des betrachteten Kohn-Sham-Systems nur in einem endlichdimensionalen<br />

Funktionenraum simuliert werden können, ist es notwendig, eine Cutoff-Energie<br />

einzuführen, welche ein Maß für die Anzahl <strong>der</strong> verwendeten Basisfunktionen darstellt. Als solche<br />

sind ebene Wellen beson<strong>der</strong>s geeignet, da sie gewährleisten, dass eine Vergrößerung des Basissatzes<br />

auch zu einer besseren Erfüllung <strong>der</strong> ensprechenden Vollständigkeitsrelation führt. Letzteres<br />

ist bei <strong>der</strong> Wahl von Gaußschen ,,Basisfunktionen” nicht sichergestellt.<br />

Beispielhaft zeigt <strong>Ab</strong>bildung 4.1 das berechnete Konvergenzverhalten <strong>der</strong> beiden stabilsten Konformationen<br />

von <strong>Glycin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong>. Es ist ersichtlich, dass Konvergenz bzgl. <strong>der</strong> Cut-off-Energie<br />

erst ab > 800 eV erreicht werden. Alle diesbezüglich getesteten Systeme zeigen den gleichen<br />

charakteristischen Konvergenzverlauf, was sich auch in nahezu identischen Fit-Parametern wie<strong>der</strong>spiegelt,<br />

d.h. die Konvergenzkurven sind jeweils immer nur um eine Konstante verschoben.<br />

Da im Folgenden jedoch lediglich relative Molekülenergien von Bedeutung sein werden, ist es<br />

sinnvoll, zu Gunsten eines geringeren Rechenaufwandes eine Cutoff-Energie von nur 500 eV zu<br />

wählen. Diese liegt immer noch 20 % über <strong>der</strong> höchsten atomaren Cutoff-Energie des betrachteten<br />

Systems.<br />

4.1.2 Konvergenz bezüglich <strong>der</strong> Superzellengröße<br />

Des Weiteren ist bei einer numerischen Beschreibung von Molekülen mittels eines Ebenen-<br />

Wellen-Codes, welcher stets mit periodischen Randbedingungen arbeitet, auf eine sinnvolle Wahl<br />

<strong>der</strong> Ausdehnung <strong>der</strong> verwendeten Superzelle zu achten. Um den Rechenaufwand möglichst gering<br />

zu halten, sollte das Simulationsgebiet möglichst klein sein. Eine beliebig kleine Wahl ist<br />

jedoch nicht möglich, da ansonsten aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> periodischen Randbedingungen unerwünschte<br />

Wechselwirkungseffekte zwischen den Molekülen in benachbarten Superzellen auftreten, welche<br />

über die langreichweitige Dipol-Dipol-Kopplung vermittelt werden. Damit sind also insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Molekülkonformationen mit den größten Dipolmomenten hinsichtlich <strong>der</strong> Energiekonvergenz<br />

bzgl. <strong>der</strong> Superzellengröße zu untersuchen.<br />

57


58 KAPITEL 4. AB-INITIO-RECHNUNGEN ZU GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN<br />

E 0<br />

[eV]<br />

-58.66<br />

-58.68<br />

-58.70<br />

<strong>Glycin</strong> Ip<br />

fit-Parameter<br />

a 0<br />

=-58.733<br />

a 1<br />

= 0.1325<br />

a 2<br />

= 0.0048<br />

a 3<br />

= 346.12<br />

E 0<br />

[eV]<br />

-58.70<br />

-58.72<br />

-58.74<br />

<strong>Glycin</strong> IIp<br />

fit-Parameter<br />

a 0<br />

=-58.770<br />

a 1<br />

= 0.1338<br />

a 2<br />

= 0.0046<br />

a 3<br />

= 346.91<br />

-58.72<br />

-58.76<br />

-58.74<br />

400 500 600 700 800<br />

E cut-off<br />

[eV]<br />

-58.78<br />

400 500 600 700 800<br />

E cut-off<br />

[eV]<br />

E 0<br />

[eV]<br />

-79.10<br />

-79.12<br />

-79.14<br />

<strong>Cystein</strong> 1<br />

fit-Parameter<br />

a 0<br />

=-79.184<br />

a 1<br />

= 0.1654<br />

a 2<br />

= 0.0042<br />

a 3<br />

= 302.97<br />

E 0<br />

[eV]<br />

-78.98<br />

-79.00<br />

-79.02<br />

<strong>Cystein</strong> 2<br />

fit-Parameter<br />

a 0<br />

=-79.066<br />

a 1<br />

= 0.1659<br />

a 2<br />

= 0.0041<br />

a 3<br />

= 302.99<br />

-79.16<br />

-79.04<br />

-79.18<br />

-79.06<br />

400 500 600 700 800<br />

E cut-off<br />

[eV]<br />

400 500 600 700 800<br />

E cut-off<br />

[eV]<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.1: Konvergenztest bzgl. <strong>der</strong> Cutoff-Energie am Beispiel von je zwei <strong>Glycin</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Cystein</strong>-Konformationen.<br />

Aus vorangegangen Arbeiten [94] ist bekannt, dass die dritte <strong>Glycin</strong>- (∼6.0 D), die zweite<br />

<strong>Alanin</strong>- (∼5.7 D) <strong>und</strong> erste <strong>Cystein</strong>-Konformation (∼4.8 D) die stärksten Dipolmomente besitzen.<br />

Diese <strong>und</strong> die jeweils energetisch stabilsten Molekül-Geometrien (gemäß MP2-Beschreibung<br />

[94, 107]) wurden auf Energiekonvergenz bzgl. <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> (stets kubischen) Superzelle getestet.<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.2 zeigt das Konvergenzverhalten <strong>der</strong> nach Ref. [94] stabilsten <strong>Glycin</strong>struktur<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> entsprechenden Konformation dieses Moleküls mit dem nach [94] größten Dipolmoment.<br />

Im Falle des <strong>Cystein</strong>s ist nur <strong>der</strong> Energieverlauf des stabilsten Konformers (nach [107]) angegeben,<br />

da dieser gleichzeitig die Struktur mit dem höchsten Dipolmoment ist.<br />

Eine starke Konvergenz <strong>der</strong> Gesamtenergie (gegen -58.68 eV) zeigt sich für <strong>Glycin</strong> Ip 1 , was<br />

aufgr<strong>und</strong> des vergleichsweise geringen Diplmoments (∼1.0 D) nicht überrascht - für eine Geometrieoptimierung<br />

des Systems würde hier ein kubisches Simulationsgebiet mit einer Kantenlänge<br />

von ∼13 Å ausreichen. <strong>Glycin</strong> IIp benötigt hingegen für eine konvergente Gesamtenergie mindestens<br />

eine Zellengröße von 22 Å. Um jedoch später die relativen Energien <strong>der</strong> Konformationen<br />

eines Moleküls miteinan<strong>der</strong> vergleichen zu können, ist es notwendig, alle Rotamere einer Aminosäure<br />

in einer einheitlichen Superzelle zu minimieren - für <strong>Glycin</strong> muss dies entsprechend eine<br />

kubische Zelle mit einer Kantenlänge von 22 Å sein. Aufgr<strong>und</strong> gleicher Verhältnisse bezüglich<br />

1 ,,p” steht hier für ,,planare” Konformation, d.h. alle Nicht-Wasserstoff-Atome befinden sich in einer Ebene.<br />

Diese Notation geht zurück auf Császár.


4.1. KONVERGENZ DER GESAMTENERGIE 59<br />

E 0<br />

[eV]<br />

-58.64<br />

-58.66<br />

-58.68<br />

-58.70<br />

-58.72<br />

-58.74<br />

-58.76<br />

-58.78<br />

<strong>Glycin</strong> Ip<br />

6 8 10 12 14 16 18 20 22 24<br />

Kantenlänge <strong>der</strong> Zelle [Å]<br />

E 0<br />

[eV]<br />

-58.68<br />

-58.70<br />

-58.72<br />

-58.74<br />

-58.76<br />

-58.78<br />

-58.80<br />

-58.82<br />

-58.84<br />

<strong>Glycin</strong> IIp<br />

-58.86<br />

6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26<br />

Kantenlänge <strong>der</strong> Zelle [Å]<br />

E 0<br />

[eV]<br />

-79.09<br />

-79.10<br />

-79.11<br />

-79.12<br />

-79.13<br />

-79.14<br />

-79.15<br />

-79.16<br />

<strong>Cystein</strong>e 1<br />

-79.17<br />

6 8 10 12 14 16 18 20 22 24<br />

Kantenlänge <strong>der</strong> Zelle [Å]<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.2: Konvergenztests bzgl. <strong>der</strong> Zellengröße am Beispiel von zwei <strong>Glycin</strong>- <strong>und</strong> einer<br />

<strong>Cystein</strong>-Konformation.<br />

Dipolmoment <strong>und</strong> Konvergenzverhalten bei <strong>Alanin</strong>-Konformationen wird hier die gleiche Zellgröße<br />

verwendet.<br />

Der ebenfalls in <strong>Ab</strong>bildung 4.2 dargestellte Konvergenztest von <strong>Cystein</strong> 1 zeigt eine stärkere Konvergenz<br />

<strong>der</strong> Gesamtenergie als im Falle des <strong>Glycin</strong> IIp <strong>und</strong> erlaubt so die Wahl einer kubischen<br />

Zelle <strong>der</strong> Kantenlänge 17 Å für die Geometrieoptimierungen <strong>der</strong> <strong>Cystein</strong>-Konformere.<br />

4.1.3 <strong>Ab</strong>hängigkeit <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>zustandsenergie von <strong>der</strong> Drehung des Moleküls<br />

in <strong>der</strong> Zelle<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Superzellenapproximation resultierenden Dipol-Dipol-Kopplung ist eine<br />

Unabhängigkeit <strong>der</strong> Gesamtenergie des Moleküls von <strong>der</strong> Lage in <strong>der</strong> kubischen Box selbst für<br />

sehr große (,,auskonvergierte”) Superzellen nicht zu erwarten. Vielmehr ist <strong>der</strong> Einfluss einer<br />

Rotation des Moleküls um eine Achse senkrecht zum Dipolvektor zu untersuchen; insbeson<strong>der</strong>e<br />

um zu überprüfen, ob das durch die Drehung aufgespannte Energieintervall einer bestimmten<br />

Konformation mit dem einer an<strong>der</strong>en Molekülgeometrie überlappt.<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.3 zeigt das Verhalten <strong>der</strong> Gesamtenergie von <strong>Cystein</strong> 1 <strong>und</strong> 2 bei einer Drehung um<br />

90 ◦ . Die Energieintervalle E G1 = (−79.1132 ± 0.7 · 10 −3 ) eV <strong>und</strong> E G2 = (−78.9955 ± 0.4 · 10 −3 )<br />

eV sind offensichtlich nicht nur disjunkt, son<strong>der</strong>n auch um r<strong>und</strong> 120 meV voneinan<strong>der</strong> getrennt.<br />

Da die Drehung des Moleküls nur eine Än<strong>der</strong>ung von ca. 1 meV bewirkt, kann dieser Effekt in<br />

den folgenden Berechnungen <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s beim Vergleich <strong>der</strong> Energien einzelner Konformere<br />

vernachlässigt werden.


60 KAPITEL 4. AB-INITIO-RECHNUNGEN ZU GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN<br />

-79.1124<br />

-79.1128<br />

<strong>Cystein</strong> 1<br />

-78.9948<br />

-78.9952<br />

E 0<br />

[eV]<br />

-79.1132<br />

-79.1136<br />

E 0<br />

[eV]<br />

-78.9956<br />

-79.1140<br />

-78.9960<br />

<strong>Cystein</strong> 2<br />

-79.1144<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

Winkel [º]<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

Winkel [º]<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.3: Gesamtenergie in <strong>Ab</strong>hängigkeit vom Drehwinkel am Beispiel von zwei <strong>Cystein</strong>-<br />

Konformationen.<br />

4.2 Strukturelle <strong>und</strong> energetische Eigenschaften<br />

4.2.1 Geometrieoptimierung <strong>der</strong> Molekül-Konformationen<br />

Die isolierten Aminosäuremoleküle wurden ohne Symmetriebeschränkungen mit Hilfe des RMM-<br />

DIIS-Algorithmus auf die energetisch günstigsten Strukturen optimiert. Als Startgeometrien<br />

dienten dabei jeweils bereits auf MP2- bzw. HF-Niveau relaxierte Atompositionen [95, 107]. Das<br />

ermöglicht einen direkten Vergleich dieser Geometrieparameter mit den hier in GGA-PW91-<br />

Näherung berechneten Molekülstrukturen.<br />

Die im Folgenden angegebenen Geometrieparameter zu <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> wurden<br />

sämtlich bei einer Cutoff-Energie von 500 eV ≈ 37 Ry berechnet, während die atomaren Strukturen<br />

als relaxiert gelten, wenn die Hellmann-Feynman-Kräfte kleiner als 10 −2 eV/Å betragen.<br />

Die Numerierung <strong>der</strong> Atome entspricht den Beschriftungen in den jeweiligen <strong>Ab</strong>b. 4.4, 4.6 <strong>und</strong><br />

4.7.<br />

<strong>Glycin</strong><br />

Wie im <strong>Ab</strong>schnitt 4.1 beschrieben, liefert die Superzellenapproximation<br />

für <strong>Glycin</strong> bei einer Zellengröße von 22×22×22 Å 3 energetisch<br />

auskonvergierte Werte. So wurden in dieser Einheitszelle<br />

die Geometrien von dreizehn verschiedenen <strong>Glycin</strong>-Konformeren in<br />

PW91-Parametrisierung optimiert, wobei die in [95] angegebenen Molekülstrukturen<br />

als Ausgangspunkt für die ionische Relaxation dienten.<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> Startgeometrien mit den erhaltenen Strukturen zeigt<br />

in zwölf <strong>der</strong> dreizehn <strong>Glycin</strong>-Konformationen qualitativ keine Än<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Atomanordnungen. Die Geometrie von Konformer Nr. VIIp<br />

hingegen ist in DFT-GGA-Beschreibung lediglich ein Sattelpunkt in<br />

<strong>der</strong> PES: Die Startgeometrie, welche aus MP2-Rechnungen als stabile<br />

3 H 2 H<br />

N<br />

2 C 1 C 1 O<br />

4 H 5 H<br />

2 O 1 H<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.4: Numerierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Glycin</strong>-<br />

Atome.<br />

Struktur hervor geht, besitzt eine Aminogruppe, <strong>der</strong>en Wasserstoffatome dem Wasserstoff <strong>der</strong><br />

Carboxylgruppe zugewandt sind (vgl. <strong>Ab</strong>bildung 4.5). Während <strong>der</strong> ionischen Relaxation führen<br />

die Wasserstoffatome <strong>der</strong> Aminogruppe hier eine Bewegung in die Gegenrichtung aus, so dass die<br />

Konformation <strong>Glycin</strong> VIIp in die Konformation <strong>Glycin</strong> IIp übergeht. Dies scheint im Sinne des<br />

einfachen Elektronenpaar-<strong>Ab</strong>stoßungs-Modells auch plausibel. Bedenkt man jedoch, dass bisher<br />

nur die drei stabilsten <strong>Glycin</strong>-Konformationen experimentell nachgewiesen wurden, so ist diese


4.2. STRUKTURELLE UND ENERGETISCHE EIGENSCHAFTEN 61<br />

Ionische<br />

Relaxation<br />

Startgeometrie<br />

relaxierte Geometrie<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.5: Übergang <strong>der</strong> <strong>Glycin</strong>-Konformation<br />

VIIp in IIp während <strong>der</strong> ionischen Relaxation.<br />

Unklarheit in <strong>der</strong> elft-stabilsten Atomanordnung unproblematisch.<br />

Für eine quantitative Diskussion <strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong> <strong>Glycin</strong>-Konformere werden hier lediglich die<br />

Geometrieparameter <strong>der</strong> drei stabilsten Konformationen herangezogen, welche in den Tabellen<br />

C <strong>und</strong> 4.2 den experimentellen Werten [99] sowie quantenchemischen Resultaten [94] gegenübergestellt<br />

wurden.<br />

Wie für die DFT-GGA typisch [73], werden die kovalenten Bindungslängen im Vergleich zu den<br />

experimentellen Daten um 1.5% überschätzt, lediglich die atomaren <strong>Ab</strong>stände <strong>der</strong> 1 C- 2 C <strong>und</strong><br />

2C-N Bindung liegen um 0.4 bzw. 1.6% unter den realen Werten. Beson<strong>der</strong>s deutlich tritt die<br />

GGA-typische Überschätzung <strong>der</strong> Bindungslängen bei den 2 C- 2 H <strong>und</strong> N- 4 H Bindungen mit ca.<br />

2% <strong>Ab</strong>weichung hervor, doch auch die MP2-Methode verfehlt hier den experimentellen Wert um<br />

1.2%. Die in GGA berechneten Bindungslängen stimmen in <strong>der</strong> überwiegenden Anzahl aller Fälle<br />

bis auf 0.7% mit den quantenchemisch bestimmten <strong>Ab</strong>ständen überein. Eine Ausnahme bilden<br />

hier die O-H-Bindungslängen in allen drei diskutierten <strong>Glycin</strong>-Konformationen. Während die<br />

Überschätzung dieser Bindungslänge in <strong>Glycin</strong> Ip in GGA-Beschreibung 1.2% beträgt, wächst<br />

sie in den Konformationen IIn <strong>und</strong> IIp auf 2.3% an, was im Zusammenhang mit <strong>der</strong> in <strong>Glycin</strong><br />

IIn <strong>und</strong> IIp auftretenden Wasserstoffbrückenbindung N· · · H-O zwischen dem Stickstoffatom <strong>und</strong><br />

dem Wasserstoff <strong>der</strong> Carboxylgruppe steht.<br />

Zusätzlich wurden noch einige Bindungswinkel zur vertiefenden Diskussion <strong>der</strong> Molekülgeometrien<br />

ausgewählt - diese sind in Tabelle 4.2 angegeben. Daraus ist eine <strong>Ab</strong>weichung von ca. 3%<br />

<strong>der</strong> hier berechneten Winkel von den experimentellen Werten zu erkennen. Die <strong>Ab</strong>weichungen<br />

Tabelle 4.1: Charakteristische Bindungslängen <strong>der</strong> drei stabilsten <strong>Glycin</strong>-Konformationen im<br />

Vergleich mit experimentellen <strong>und</strong> quantenchemischen Resultaten; alle Daten wurden in Å angegeben.<br />

<strong>Glycin</strong> Ip <strong>Glycin</strong> IIn <strong>Glycin</strong> IIp<br />

Bind. GGA MP2 a expt b <strong>Ab</strong>w. GGA MP2 a <strong>Ab</strong>w. GGA MP2 a <strong>Ab</strong>w.<br />

1C 2C 1.525 1.517 1.529 +0.5% -0.4% 1.538 1.532 +0.4% 1.538 1.533 +0.3%<br />

1C 1O 1.366 1.356 1.354 +0.7% +1.2% 1.346 1.341 +0.4% 1.348 1.340 +0.6%<br />

1C 2O 1.218 1.209 1.204 +0.7% +1.4% 1.215 1.207 +0.7% 1.215 1.207 +0.7%<br />

2CN 1.450 1.447 1.466 +0.2% -1.6% 1.472 1.465 +0.5% 1.472 1.466 +0.4%<br />

1O 1H 0.980 0.968 0.966 +1.2% +1.4% 1.003 0.980 +2.3% 1.004 0.981 +2.3%<br />

2C 2H 1.101 1.094 1.081 +0.6% +2.0% 1.098 1.093 +0.5% 1.098 1.093 +0.5%<br />

4HN 1.020 1.014 1.001 +0.6% +1.9% 1.017 1.014 +0.3% 1.017 1.012 +0.5%<br />

a Császár [94]<br />

b Iijima [99]


62 KAPITEL 4. AB-INITIO-RECHNUNGEN ZU GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN<br />

Tabelle 4.2: Charakteristische Bindungswinkel in [ ◦ ] <strong>der</strong> drei stabilsten <strong>Glycin</strong>-Konformationen<br />

im Vergleich mit experimentellen <strong>und</strong> quantenchemischen Resultaten.<br />

<strong>Glycin</strong> Ip <strong>Glycin</strong> IIn <strong>Glycin</strong> IIp<br />

Bind. GGA MP2 a expt b <strong>Ab</strong>w. GGA MP2 a <strong>Ab</strong>w. GGA MP2 a <strong>Ab</strong>w.<br />

1C 1O 1H 106.7 106.3 110.5 +0.4% -3.4% 103.4 104.1 -0.7% 103.3 103.9 -0.6%<br />

2C 1C 1O 111.4 110.9 111.5 +0.5% -0.1% 113.0 113.8 -0.7% 113.0 113.9 -0.8%<br />

2C 1C 2O 125.7 125.7 125.0 0.0% +0.6% 123.1 112.6 c +9.3% 123.0 122.3 +0.6%<br />

1C 2CN 115.9 115.6 113.0 +0.3% +2.6% 111.0 111.0 0.0% 111.1 111.3 -0.2%<br />

2H 2C 1C 107.6 107.4 - +0.2% - 106.8 106.2 +0.6% 107.3 106.8 +0.5%<br />

a Császár [94]<br />

b Iijima [99]<br />

c vermutlich Schreibfehler in Publikation [94]<br />

von den MP2-Resultaten liegen hier unter 0.7%. In <strong>Glycin</strong> Ip handelt es sich dabei Überschätzungen,<br />

wohingegen in <strong>Glycin</strong> IIn <strong>und</strong> IIp werden die gleichen Winkel unterschätzt werden. Da die<br />

Bindungswinkel 1 C 1 O 1 H, 2 C 1 C 1 O <strong>und</strong> 2 C 1 CN Innenwinkel des durch die Wasserstoffbrückenbindung<br />

entstehenden ,,Ringes” in den Konformationen IIn <strong>und</strong> IIp sind, ist dies ein weiteres<br />

Indiz für eine Überschätzung <strong>der</strong> Anziehungskraft zwischen 1 O 1 H <strong>und</strong> N in <strong>Glycin</strong> IIn <strong>und</strong> IIp.<br />

Schon die zu groß ermittelte Bindungslänge <strong>der</strong> OH-Gruppe in <strong>der</strong>artigen Konformationen war<br />

hier ein erster Hinweis.<br />

<strong>Alanin</strong><br />

6 H<br />

2 H 3 H<br />

3 C 7 H<br />

1 O<br />

1 H<br />

2 C 1 C<br />

N<br />

2 O<br />

5 H<br />

4 H<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.6: Numerierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Alanin</strong>-<br />

Atome.<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit wurden die zehn stabilsten <strong>der</strong> dreizehn<br />

heute bekannten <strong>Alanin</strong>-Konformationen geometrieoptimiert, wobei<br />

auch hier eine Einheitszelle <strong>der</strong> Kantenlänge 22 Å zur Anwendung<br />

kam. Als Startgeometrien dienten hier die bereits auf HF/6-31G*-<br />

Niveau optimierten <strong>Alanin</strong>strukturen aus [107].<br />

Ein zunächst qualitativer Vergleich zwischen den Start- <strong>und</strong> relaxierten<br />

Geometrien zeigt keine drastischen Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Atomanordnungen<br />

vergleichbar mit jener in <strong>Glycin</strong> VIIp.<br />

Zur quantitativen Diskussion werden hier ebenfalls lediglich die Geometrieparameter<br />

<strong>der</strong> drei stabilsten <strong>Alanin</strong>-Konformationen im Vergleich<br />

mit experimentellen [99] <strong>und</strong> quantenchemischen Resultaten<br />

[107] erörtert. Aus den in Tabelle 4.3 angegebenen Bindungslängen zu<br />

<strong>Alanin</strong> 1 geht eine bessere Übereinstimmung <strong>der</strong> berechneten Werte<br />

mit den experimentellen (max. 2.2% <strong>Ab</strong>weichung) als mit den quantenchemischen<br />

HF/6-31G*-Daten (max. 2.8% <strong>Ab</strong>weichung) hervor, da durch die DFT-GGA-<br />

Methode kovalente Bindungslängen im Allgemeinen überschätzt <strong>und</strong> durch das HF-Verfahren<br />

unterschätzt werden - <strong>der</strong> reale Wert liegt üblicherweise dazwischen. Ähnliche Verhältnisse liegen<br />

auch im Falle <strong>der</strong> Konformationen <strong>Alanin</strong> 2 <strong>und</strong> 3 vor, wobei ebenfalls die in GGA berechneten<br />

Bindungslängen im Mittel um 2.8% über den HF-Ergebnissen liegen. Die berechnete Länge <strong>der</strong><br />

OH-Bindung in <strong>Alanin</strong> 2 mit 5%-iger Überschätzung sticht dabei jedoch heraus. Auch hier liegt<br />

im Gegensatz zu <strong>Alanin</strong> 1 <strong>und</strong> 3 eine intramolekulare Wasserstoffbrücke <strong>der</strong> Form N· · · H-O vor.<br />

Die <strong>Ab</strong>weichungen <strong>der</strong> berechneten GGA-Bindungswinkel in <strong>Alanin</strong> 1, 2 <strong>und</strong> 3 von den HF-<br />

Resultaten <strong>und</strong> experimentellen Werten liegen im Mittel unter 2%. Der Innenwinkel, festgelegt


4.2. STRUKTURELLE UND ENERGETISCHE EIGENSCHAFTEN 63<br />

Tabelle 4.3: Charakteristische Bindungslängen <strong>der</strong> drei stabilsten <strong>Alanin</strong>-Konformationen im<br />

Vergleich mit experimentellen <strong>und</strong> quantenchemischen Resultaten; alle Daten wurden in Å angegeben.<br />

<strong>Alanin</strong> 1 <strong>Alanin</strong> 2 <strong>Alanin</strong> 3<br />

Bind. GGA HF a expt b <strong>Ab</strong>w. GGA HF a <strong>Ab</strong>w. GGA HF a <strong>Ab</strong>w.<br />

1C 2C 1.523 1.522 1.507 +0.1% +1.1% 1.545 1.529 +1.0% 1.531 1.539 -0.5%<br />

2C 3C 1.536 1.532 1.545 +0.3% -0.6% 1.530 1.530 0.0% 1.533 1.524 +0.6%<br />

1C 1O 1.367 1.331 1.347 +2.7% +1.5% 1.350 1.321 +2.2% 1.370 1.319 +3.9%<br />

1C 2O 1.218 1.189 1.192 +2.4% +2.2% 1.216 1.185 +2.6% 1.219 1.180 +3.3%<br />

2CN 1.456 1.444 1.471 +0.8% -1.0% 1.477 1.459 +1.2% 1.463 1.460 +0.2%<br />

1O 1H 0.980 0.953 0.977 +2.8% +0.3% 1.003 0.956 +4.9% 0.979 0.949 +3.2%<br />

3C 2H 1.095 1.083 - +1.1% - 1.095 1.082 +1.2% 1.097 1.093 +0.4%<br />

4HN 1.022 1.003 1.014 +1.9% +0.8% 1.019 1.001 +1.8% 1.021 1.014 +0.7%<br />

a aus [107]<br />

b Iijima [99]<br />

Tabelle 4.4: Charakteristische Bindungswinkel in [ ◦ ] <strong>der</strong> drei stabilsten <strong>Alanin</strong>-Konformationen<br />

im Vergleich mit experimentellen <strong>und</strong> quantenchemischen Resultaten.<br />

<strong>Alanin</strong> 1 <strong>Alanin</strong> 2 <strong>Alanin</strong> 3<br />

Bind. GGA HF a expt b <strong>Ab</strong>w. GGA HF a <strong>Ab</strong>w. GGA HF a <strong>Ab</strong>w.<br />

1C 1O 1H 106.5 106.2 112.3 +0.3% -5.2% 103.3 104.0 -0.7% 106.3 103.8 +2.4%<br />

2C 1C 2O 125.7 125.4 125.6 +0.2% +0.1% 123.1 122.6 +0.4% 125.2 122.6 +2.1%<br />

2C 1C 1O 111.8 111.4 110.3 +0.4% +1.4% 113.3 114.0 -0.6% 112.2 114.0 -1.6%<br />

1C 2CN 113.7 113.7 110.1 +0.0% +3.3% 109.1 109.4 -0.3% 115.3 115.2 +0.1%<br />

1C 2C 3C 109.6 108.3 111.6 +1.2% -1.8% 109.0 108.1 +0.8% 109.4 110.4 +0.9%<br />

a aus [107]<br />

b Iijima [99]<br />

durch die Atome 1 C 1 O 1 H in <strong>Alanin</strong> 1, wird jedoch sowohl in GGA- als auch in HF-Beschreibung<br />

um 5% im Vergleich zum experimentellen Wert unterschätzt. Ursache hierfür ist vermutlich<br />

die Überschätzung <strong>der</strong> Wasserstoffbrückenbindung innerhalb <strong>der</strong> Carboxylgruppe durch beide<br />

Theorien.<br />

<strong>Cystein</strong><br />

Wie im <strong>Ab</strong>schnitt 4.1 beschrieben, liefert die Superzellenapproximation<br />

im Falle <strong>der</strong> <strong>Cystein</strong>-Konformationen eine auskonvergierte Gesamtenergie<br />

bereits bei einem kubischen Simulationsgebiet <strong>der</strong> Kantenlänge<br />

17 Å. In einer <strong>der</strong>artigen Einheitszelle wurden im Rahmen<br />

<strong>der</strong> vorliegenden Arbeit die Geometrien <strong>der</strong> 15 stabilsten <strong>Cystein</strong>-<br />

Konformationen hinsichtlich minimaler potentieller Energie optimiert.<br />

Die gleiche Arbeit [107], <strong>der</strong> auch die <strong>Alanin</strong>-Startgeometrien entnommen<br />

wurden, diente hier als Quelle für die Ausgangsstrukturen <strong>der</strong> ionischen<br />

Relaxation. Diese wurde für alle 15 Konformationen in GGA-<br />

PW91-Näherung durchgeführt - zusätzlich wurden die sechs stabilsten<br />

<strong>Cystein</strong>-Strukturen noch auf LDA- <strong>und</strong> PBE0-Niveau geometrieoptimiert,<br />

um den Einfluss <strong>der</strong> Lokalität des xc-Funktionals zu untersuchen.<br />

2 H<br />

6 H 7 H<br />

3 C S<br />

3 H<br />

2 O<br />

2 C 1 C<br />

5 H N<br />

1 O<br />

1 H<br />

4 H<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.7: Numerierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Cystein</strong>-<br />

Atome.


64 KAPITEL 4. AB-INITIO-RECHNUNGEN ZU GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN<br />

Tabelle 4.5 zeigt in analoger Weise zu den vorangegangenen Darstellungen die berechneten Geometrieparameter<br />

von <strong>Cystein</strong> 1, 2 <strong>und</strong> 3 jeweils in LDA, GGA <strong>und</strong> PBE0-Approximation im<br />

Vergleich zu den HF/6-31G* Resultaten aus [107]. Deren prozentuale <strong>Ab</strong>weichung von den<br />

GGA-Werten wurde auch hier in <strong>der</strong> Tabelle 4.5 angegeben. Aus den ermittelten Daten ist<br />

erkennbar, dass die Bindungslängen 1 C 2 C, 2 CN <strong>und</strong> 3 CS in LDA, verglichen mit HF-Werten,<br />

stets unterschätzt <strong>und</strong> die Bindungslängen 1 C 1 O, 3 C 2 H, N 4 H <strong>und</strong> 1 O 1 H stets überschätzt werden,<br />

wobei die <strong>Ab</strong>weichung hier im Mittel 1% beträgt, wenn man von Ausnahmen ( 1 O 1 H, N 4 H)<br />

absieht. Auch in GGA beträgt die <strong>Ab</strong>weichung von den HF-Vergleichsdaten im Mittel ca. 1%,<br />

hier werden die Bindungslängen jedoch ausschließlich größer als in HF-Beschreibung wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

In PBE0-Näherung halbieren sich diese <strong>Ab</strong>weichungen in den meisten Fällen.<br />

Mit geringerer Genauigkeit werden die berechneten Atomabstände <strong>der</strong> Bindungen 1 C 1 O, N 4 H<br />

<strong>und</strong> 1 O 1 H wie<strong>der</strong>gegeben. Für die 1 C 1 O-Bindung ist in LDA eine geringe <strong>Ab</strong>weichung von 1%<br />

vom HF-Vergleichswert in allen drei <strong>Glycin</strong>molekülen festzustellen. GGA <strong>und</strong> PBE0 weichen<br />

hier um 2.5% <strong>und</strong> 1.5% ab. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> guten Übereinstimmung <strong>der</strong> GGA-Bindungslängen von<br />

1C 1 O in den <strong>Glycin</strong>- <strong>und</strong> <strong>Alanin</strong>molekülen mit den experimentellen Werten ist hier die Fehlerbehaftung<br />

des HF-Wertes eine mögliche Ursache. Deutlich wird die systematische Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Bindungslänge von LDA über GGA zu PBE0 in den atomaren <strong>Ab</strong>ständen von N 4 H <strong>und</strong><br />

1O 1 H. Im Falle <strong>der</strong> NH-Bindung verringert sich die <strong>Ab</strong>weichung von den HF-Vergleichswerten<br />

von 2.1% (LDA) über 1.8% (GGA) auf 0.5% (PBE0). Die Bindungslängen <strong>der</strong> OH-Gruppe<br />

von <strong>Cystein</strong> 1 wird in LDA mit einer 7.3%-igen <strong>Ab</strong>weichung vom Literaturwert wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

Auch in GGA-Beschreibung beträgt die <strong>Ab</strong>weichung noch 4.8%, während sie in PBE0 auf<br />

2.4% sinkt. Die starke <strong>Ab</strong>hängigkeit dieser Bindungslänge von <strong>der</strong> Lokalität des xc-Funktionals<br />

in diesem Fall ist auf die Anwesenheit einer Wasserstoffbrückenbindung <strong>der</strong> Form N· · · H-O in<br />

<strong>Cystein</strong> 1 zurückzuführen. Für <strong>Cystein</strong> 2 <strong>und</strong> 3 ist einer <strong>der</strong>art sensible <strong>Ab</strong>hängigkeit <strong>der</strong> 1 O 1 H-<br />

Bindungslänge vom xc-Funktional nicht festzustellen - diese Konformere beinhalten auch keine<br />

Wasserstoffbrücke <strong>der</strong> angesprochenen Form. Eine zusätzliche Illustration des obigen Effektes<br />

liefert Tabelle 4.6, welche die Länge <strong>der</strong> Wasserstoffbrücke in <strong>Ab</strong>hängigkeit vom xc-Funktional<br />

angibt. Eine Überschätzung <strong>der</strong> Bindungskräfte durch lokale Funktionale kommt deutlich zum<br />

Vorschein.<br />

Die ausgewählten Bindungswinkel <strong>der</strong> drei <strong>Cystein</strong>-Konformationen, dargestellt in Tabelle 4.7,<br />

konnten häufig in sehr guter Übereinstimmung (


4.2. STRUKTURELLE UND ENERGETISCHE EIGENSCHAFTEN 65<br />

Tabelle 4.5: Bindungslängen <strong>der</strong> drei stabilsten <strong>Cystein</strong>-Konformationen in <strong>Ab</strong>hängigkeit vom<br />

xc-Funktional. Die prozentuale <strong>Ab</strong>weichung in <strong>der</strong> rechten Spalte bezieht sich auf den Vergleich<br />

<strong>der</strong> GGA-Werte mit quantenchemischen HF-Resultaten; alle Daten wurden in Å angegeben.<br />

<strong>Cystein</strong> 1<br />

Bind. LDA GGA PBE0 HF a <strong>Ab</strong>w.<br />

1C 2C 1.532 1.548 1.542 1.532 +1.0%<br />

2C 3C 1.513 1.534 1.533 1.532 +0.1%<br />

1C 1O 1.322 1.346 1.336 1.317 +2.2%<br />

2CN 1.450 1.469 1.462 1.453 +1.1%<br />

3CS 1.802 1.827 1.818 1.822 +0.3%<br />

3C 2H 1.102 1.098 1.088 1.083 +1.4%<br />

4HN 1.021 1.018 1.008 1.001 +1.7%<br />

1O 1H 1.026 1.004 0.979 0.956 +4.8%<br />

<strong>Cystein</strong> 2<br />

Bind. LDA GGA PBE0 HF a <strong>Ab</strong>w.<br />

1C 2C 1.507 1.532 1.530 1.524 +0.5%<br />

2C 3C 1.529 1.545 1.541 1.536 +0.6%<br />

1C 1O 1.341 1.364 1.352 1.329 +2.6%<br />

2CN 1.436 1.455 1.451 1.444 +0.8%<br />

3CS 1.793 1.820 1.812 1.816 +0.2%<br />

3C 2H 1.101 1.096 1.087 1.081 +1.4%<br />

4HN 1.021 1.019 1.008 1.001 +1.8%<br />

1O 1H 0.985 0.980 0.967 0.953 +2.7%<br />

<strong>Cystein</strong> 3<br />

Bind. LDA GGA PBE0 HF a <strong>Ab</strong>w.<br />

1C 2C 1.512 1.537 1.533 1.524 +0.9%<br />

2C 3C 1.516 1.537 1.535 1.533 +0.3%<br />

1C 1O 1.347 1.368 1.356 1.332 +2.7%<br />

2CN 1.431 1.450 1.446 1.440 +0.7%<br />

3CS 1.801 1.829 1.820 1.825 +0.2%<br />

3C 2H 1.102 1.096 1.087 1.081 +1.4%<br />

4HN 1.030 1.020 1.009 1.001 +1.9%<br />

1O 1H 0.985 0.980 0.966 0.953 +2.7%<br />

a Gronert [107]<br />

Tabelle 4.6: Bindungslänge <strong>der</strong> Wasserstoffbrückenbindung<br />

N· · · H-O in Å, berechnet mit verschiedenen xc- Funktionalen.<br />

Konf. LDA GGA PBE0 HF a<br />

<strong>Cystein</strong> 1 1.713 1.844 1.924 2.035<br />

<strong>Cystein</strong> 6 1.742 1.857 1.938 2.029<br />

a Gronert [107]<br />

Tabelle 4.7: Charakteristische Bindungswinkel in [ ◦ ] <strong>der</strong> drei stabilsten <strong>Cystein</strong>-Konformationen<br />

im Vergleich mit quantenchemischen Resultaten.<br />

<strong>Cystein</strong> 1 <strong>Cystein</strong> 2 <strong>Cystein</strong> 3<br />

Bind. GGA HF a <strong>Ab</strong>w. GGA HF a <strong>Ab</strong>w. GGA HF a <strong>Ab</strong>w.<br />

1C 1O 1H 103.4 108.7 -4.9% 106.8 108.6 -1.7% 106.5 108.3 -1.7%<br />

2C 1C 2O 123.4 122.4 +0.8% 125.2 124.9 +0.2% 125.3 125.0 +0.2%<br />

2C 1C 1O 112.9 114.9 -1.7% 111.8 112.3 -0.4% 112.1 112.5 -0.4%<br />

1C 2CN 108.7 109.8 -1.0% 112.9 112.6 +0.3% 113.8 113.3 +0.4%<br />

1C 2C 3C 111.1 111.4 -0.3% 108.4 108.9 -0.5% 112.1 112.6 -0.4%<br />

a Gronert [107]


66 KAPITEL 4. AB-INITIO-RECHNUNGEN ZU GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN<br />

4.2.2 Relative Energien <strong>der</strong> Molekül-Konformationen<br />

GGA-Rechnungen<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> torsionalen Freiheitsgrade in den betrachteten Aminosäure-Molekülen kommt es,<br />

wie oben beschrieben, zur Ausbildung mehr o<strong>der</strong> weniger stabiler Konformationen eines Moleküls.<br />

Im Folgenden sollen nun die berechneten relativen Energien <strong>der</strong> einzelnen Molekülstrukturen<br />

diskutiert <strong>und</strong> den Ergebnissen quantenchemischer Methoden wie Møller Plesset (MPn)<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Configuration Interaction (CI) Methode gegenübergestellt werden, welche für <strong>der</strong>artige<br />

Fragestellungen bereits etablierte Verfahren sind. Dabei ist insbeson<strong>der</strong>e darauf zu achten, ob<br />

übereinstimmende Gr<strong>und</strong>zustandsgeometrien <strong>der</strong> Moleküle wie<strong>der</strong>gegeben werden.<br />

Alle hier erhaltenen Energien sind den Rechnungen zu den ionischen Relaxationen aus <strong>Ab</strong>schnitt<br />

4.2.1 entnommen, so dass hier die gleichen Parametrisierungen <strong>der</strong> Superzellengröße, <strong>der</strong><br />

Cutoff-Energie <strong>und</strong> des GGA-Funktionals gelten.<br />

In <strong>Ab</strong>bildung 4.8 sind die relativen Energien <strong>der</strong> einzelnen Konformationen von <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> im Vergleich mit den Ergebnissen früherer MP2-Rechnungen [94, 107] dargestellt.<br />

Relative Energie (eV)<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

PW91 (diese Arbeit)<br />

MP2/6-311++G**<br />

Relative Energie (eV)<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

PW91 (diese Arbeit)<br />

MP2/6-31+G*<br />

-0.1<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />

Nummer <strong>der</strong> <strong>Glycin</strong>-Konformation<br />

-0.1<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Nummer <strong>der</strong> <strong>Alanin</strong>-Konformation<br />

Relative Energie (eV)<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

-0.1<br />

PW91 (diese Arbeit)<br />

MP2/6-31*<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />

Nummer <strong>der</strong> <strong>Cystein</strong>-Konformation<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.8: Relative Energien <strong>der</strong> Konformationen von <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> verglichen<br />

mit MP2-Resultaten aus [95] (für <strong>Glycin</strong>) <strong>und</strong> [107] (für <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong>)


4.2. STRUKTURELLE UND ENERGETISCHE EIGENSCHAFTEN 67<br />

<strong>Glycin</strong>. Zunächst ist eine gute Übereinstimmung <strong>der</strong> relativen Energien, berechnet mit den<br />

verschiedenen Verfahren, in <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Konformationen festzustellen. Die zu erkennenden<br />

<strong>Ab</strong>weichungen <strong>der</strong> MP2-Energien [94] von den PW91-Energien im Falle des <strong>Glycin</strong>s sind<br />

durch zwei verschiedene Effekte dominiert. Zum einen ist eine mit <strong>der</strong> Konformationsnummer<br />

zunehmende Verschiebung <strong>der</strong> PW91-Werte zu geringeren Energien, insbeson<strong>der</strong>e für die Konformationen<br />

8-13, zu beobachten; zum an<strong>der</strong>en zeigt sich eine vergleichsweise starke Unterschätzung<br />

<strong>der</strong> relativen Energien in den <strong>Glycin</strong>strukturen 2, 3 (um ca. 60 meV) <strong>und</strong> 11 (um ca. 340 meV).<br />

Der zuerst genannte Effekt ist vermutlich auf eine systematische <strong>Ab</strong>weichung, verursacht durch<br />

die Verwendung unterschiedlicher Basissätze, zurückzuführen. Wesentlicher ist jedoch die Unterschätzung<br />

<strong>der</strong> Energien in den Konformationen 2, 3 <strong>und</strong> 11, wobei bei einer genaueren Betrachtung<br />

<strong>der</strong> Molekülgeometrien auffällt, dass diese drei Strukturen im Gegensatz zu allen<br />

an<strong>der</strong>en <strong>Glycin</strong>-Konformeren eine intramolekulare Wasserstoffbrückenbindung zwischen dem<br />

Stickstoff- atom <strong>der</strong> Aminogruppe <strong>und</strong> dem Wasserstoffatom <strong>der</strong> Carboxylgruppe aufweisen.<br />

Dass dies in <strong>Glycin</strong> 11 zu einer drastischen Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Atomanordnung hin zu <strong>Glycin</strong> 3 führt,<br />

wurde oben bereits besprochen (vgl. <strong>Ab</strong>schnitt 4.2.1), <strong>und</strong> macht auch das ein entsprechende<br />

Verhalten <strong>der</strong> Gesamtenergie plausibel.<br />

Es ist also festzustellen, dass in <strong>der</strong> DFT-GGA-Beschreibung eine an<strong>der</strong>e Molekülkonformation<br />

(<strong>Glycin</strong> 3) als Gr<strong>und</strong>zustandsgeometrie identifiziert wird als in <strong>der</strong> MP2-Beschreibung (<strong>Glycin</strong><br />

1), welche allerdings durch experimentelle Bef<strong>und</strong>e [99] Bestätigung findet. Es stellt sich die Frage,<br />

ob eventuell eine generelle energetische Unterschätzung (in DFT-GGA) von Konformationen<br />

mit einer N· · · H-O-Wasserstoffbrücke die Ursache für diesen Effekt darstellt - dies müsste sich<br />

dann auch in den <strong>Alanin</strong>- <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong>strukturen zeigen.<br />

<strong>Alanin</strong>. <strong>Ab</strong>bildung 4.8 zeigt ebenfalls das Diagramm <strong>der</strong> berechneten relativen Energien <strong>der</strong><br />

10 stabilsten <strong>Alanin</strong>-Konformationen im Vergleich zu MP2-Resultaten [107]. Auch hier werden<br />

die relativen Energien <strong>der</strong> einzelnen Strukturen im Rahmen einer Toleranz von 30meV in guter<br />

Übereinstimmung mit den Vergleichswerten wie<strong>der</strong>gegeben. Signifikante <strong>Ab</strong>weichungen treten<br />

dabei jedoch in den Energien <strong>der</strong> Konformationen 2 <strong>und</strong> 4 auf - in diesen Fällen ist eine energetische<br />

Unterschätzung von ca. 90 meV zu verzeichnen. Des Weiteren ist eine starke <strong>Ab</strong>weichung<br />

(≈70 meV) zum Vergleichswert <strong>der</strong> Energie von <strong>Alanin</strong> 10 festzustellen.<br />

Eine Betrachtung <strong>der</strong> einzelnen <strong>Alanin</strong>geometrien zeigt, dass auch hier lediglich die Konformationen<br />

2 <strong>und</strong> 4 eine N· · · H-O-Wasserstoffbrücke besitzen. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> analogen Verhältnisse in<br />

den energetisch unterschätzten <strong>Glycin</strong>-Konformationen ist das Auftreten dieser intramolekularen<br />

Wasserstoffbrücke die Ursache für die <strong>Ab</strong>weichungen <strong>der</strong> Vergleichsdaten von <strong>Alanin</strong> 2 <strong>und</strong><br />

4. Der Gr<strong>und</strong> für die energetische Unterschätzung <strong>der</strong> 10. Struktur bleibt in diesem Fall jedoch<br />

ungeklärt <strong>und</strong> kann nicht in Zusammenhang mit <strong>der</strong> Wechselwirkung zwischen Aminogruppe<br />

<strong>und</strong> Carboxylgruppe gebracht werden.<br />

Auch im Falle des <strong>Alanin</strong>s liefert die DFT-GGA eine an<strong>der</strong>e Geometrie (<strong>Alanin</strong> 2) des energetischen<br />

Gr<strong>und</strong>zustandes als die MP2-Methode (<strong>Alanin</strong> 1).<br />

<strong>Cystein</strong>. Bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> relativen Energien <strong>der</strong> 15 stabilsten <strong>Cystein</strong>-Konformationen<br />

bestätigt die Mehrzahl <strong>der</strong> Strukturen ebenfalls den durch die MP2-Resultate vorgegebenen<br />

Trend, doch auch hier weichen bestimmte Konformationen ab. Auffallend gilt dies für <strong>Cystein</strong><br />

1, 6, 12, 13 <strong>und</strong> 14, welche energetisch zwischen 60 <strong>und</strong> 100 meV unterschätzt werden.<br />

In einem naheliegenden Vergleich <strong>der</strong> zugehörigen Geometrien fällt auch hier die N· · · H-O Wasserstoffbrücke<br />

auf, welche all diesen Konformationen gemeinsam ist. Damit bestätigt sich ein<br />

weiteres Mal, dass Molekülkonformationen mit dieser strukturellen Beson<strong>der</strong>heit in DFT-GGA-


68 KAPITEL 4. AB-INITIO-RECHNUNGEN ZU GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN<br />

Beschreibung energetisch unterschätzt werden - mit zunehmen<strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Restgruppe<br />

scheint sich dieser Effekt noch zu verstärken. Speziell im Falle des <strong>Cystein</strong> wurde jedoch dieselbe<br />

Konformation als Gr<strong>und</strong>zustandsgeometrie identifiziert, die auch die MP2-Methode als stabilste<br />

Struktur lieferte.<br />

4.2.3 <strong>Ab</strong>hängigkeit <strong>der</strong> relativen Energien vom Austausch-Korrelationsfunktional<br />

Neben <strong>der</strong> strukturellen Gemeinsamkeit besitzen N· · · H-O -geb<strong>und</strong>ene Molekülgeometrien auch<br />

stets ein vergleichsweise hohes Dipolmoment (4.8 - 5.7 D) (siehe <strong>Ab</strong>schnitt 4.2.4). Doch dass die<br />

Dipol-Dipol-Wechselwirkung <strong>der</strong> Moleküle mit ihrer periodischen Fortsetzung die Ursache für die<br />

energetische Unterschätzung von bis zu 100 meV ist, kann dank <strong>der</strong> obigen Konvergenzuntersuchungen<br />

(siehe <strong>Ab</strong>schnitt 4.1) ausgeschlossen werden. Sowohl das hohe Dipolmoment als auch die<br />

Energieunterschätzung sind tatsächlich Folgen des Auftretens <strong>der</strong> Wasserstoffbrückenbindung.<br />

Diese führt zum einen zu einer starken Polarisation <strong>der</strong> Elektronendichte um die involvierten<br />

Atome, was sich in einem hohen Dipolmoment äußert, <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en zu einer sensiblen<br />

<strong>Ab</strong>hängigkeit <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>zustandsenergien von <strong>der</strong> verwendeten Näherung für das Austausch-<br />

Korrelations-Funktional.<br />

0.05<br />

Relative Energy (eV)<br />

0.00<br />

-0.05<br />

-0.10<br />

-0.15<br />

-0.20<br />

-0.25<br />

LDA (diese Arbeit)<br />

PW91 (diese Arbeit)<br />

PBE0 (diese Arbeit)<br />

HSE (diese Arbeit)<br />

MP2/6-31+G* a<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Nummer <strong>der</strong> <strong>Cystein</strong>-Konformation<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.9: Lage <strong>der</strong> relativen Energien <strong>der</strong> sechs stabilsten <strong>Cystein</strong>-<br />

Konformationen berechnet in LDA, GGA-PW91, HSE <strong>und</strong> PBE0 in Gegenüberstellung<br />

mit quantenchemischen MP2-Resultaten a [107].<br />

In <strong>Ab</strong>bildung 4.9 sind die relativen Energien <strong>der</strong> 6 stabilsten <strong>Cystein</strong>-Konformationen aufgetragen,<br />

wobei in <strong>Cystein</strong> 1 <strong>und</strong> 6 deutlich sichtbar wird, dass mit zunehmen<strong>der</strong> ,,Nicht-lokalität” des<br />

xc-Funktionals die Energieunterschätzung signifikant von 210 meV (LDA) auf 45 meV (PBE0)<br />

abnimmt. Ein vergleichbarer Trend konnte für die Bindungslänge <strong>der</strong> Wasserstoffbrücke, wie bereits<br />

oben diskutiert (siehe <strong>Ab</strong>schnitt 4.2.1), festgestellt werden - je mehr nicht-lokaler Austausch<br />

bei <strong>der</strong> Näherung für das xc-Funktional berücksichtigt wird, um besser wird <strong>der</strong> MP2-Wert<br />

des N· · · H-<strong>Ab</strong>stands reproduziert. Sowohl die Geometrien als auch die relativen Energien <strong>der</strong><br />

<strong>Cystein</strong>-Konformationen 2 bis 5 bleiben nahezu unbeeinflusst von <strong>der</strong> Wahl des xc-Funktionals,<br />

da hier keine intramolekulare Wasserstoffbrücke zwischen Stickstoff <strong>und</strong> Wasserstoff vorhanden<br />

ist.


4.2. STRUKTURELLE UND ENERGETISCHE EIGENSCHAFTEN 69<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.10: Qualitative Darstellung <strong>der</strong> Ladungsdichte von <strong>Glycin</strong> IIp<br />

(links) <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> 1 (rechts) in <strong>der</strong> Schnittebene <strong>der</strong> beschriebenen Wasserstoffbrücke.<br />

Eine mögliche Ursache für die Überschätzung <strong>der</strong> Bindungsenergie zwischen den genannten Atomen<br />

bei <strong>der</strong> Behandlung mit lokalen Funktionalen ist eventuell das fehlerhafte langreichweitige<br />

Verhalten <strong>der</strong> Näherung für das xc-Loch: Wie in <strong>Ab</strong>schnitt 2.3 beschrieben, besitzt das exakte<br />

xc-Loch, über den Ortsraum integriert, eine ∼ −1/r Asymptotik - das LDA-Loch hingegen<br />

nimmt hier ε hom<br />

xc an. Diese abweichende Beschreibung wirkt sich insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Behandlung<br />

von lokalisierten Systemen aus.<br />

Zur Veranschaulichung <strong>der</strong> Ladungsdichte zwischen den Atomen N· · · H-O wurde diese in <strong>der</strong><br />

entsprechenden Schnittebene für <strong>Glycin</strong> IIp <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> 1 in <strong>Ab</strong>bildung 4.10 dargestellt.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass in den Fällen <strong>Glycin</strong> <strong>und</strong> <strong>Alanin</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> energetischen<br />

Unterschätzung von Konformeren mit <strong>der</strong> diskutierten Wasserstoffbrücke in GGA-<br />

Näherung die Gr<strong>und</strong>zustandsgeometrien <strong>der</strong> quantenchemischen MP2-Rechnungen reproduziert<br />

werden können. Durch die vergleichende Untersuchung von <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> wurde<br />

die Ursache jedoch als systematischer konformations- <strong>und</strong> nicht molekülabhängiger Effekt<br />

erkannt. Die Gr<strong>und</strong>zustandsgeometrie des <strong>Cystein</strong>s wurde in Übereinstimmung mit den quantenchemischen<br />

Resultaten identifiziert.<br />

4.2.4 Dipolmomente<br />

Das Dipolmoment ist im Sinne einer Multipolentwicklung des elektrostatischen Feldes eines<br />

neutralen Systems <strong>der</strong> führende Term, welcher für die langreichweitige Wechselwirkung von<br />

Molekülen verantwortlich ist. Ist <strong>der</strong> Ladungsschwerpunkt <strong>der</strong> Elektronendichteverteilung vom<br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> positiven Kernladungen räumlich getrennt, so ist das Molekül polar <strong>und</strong> besitzt<br />

ein stationäres elektrisches Moment. Unter Verwendung <strong>der</strong> Ladungsdichte ρ(r), welche aus dem<br />

Kohn-Sham Formalismus hervorgeht, ergibt sich das Dipolmoment zu:<br />

∫<br />

µ = d 3 r(r − R 0 )ρ(r)<br />

Nachfolgend sollen nun die so erhaltenen Ergebnisse mit den Resultaten quantenchemischer<br />

Methoden verglichen werden. Tabelle 4.2.4 zeigt die Dipolmomente <strong>der</strong> jeweils 7 stabilsten<br />

Konformationen von <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong>. Dabei fällt sofort auf, dass die Größe des Dipolmoments<br />

weniger vom Molekül, son<strong>der</strong>n viel mehr von <strong>der</strong> jeweiligen Konformation abhängt.<br />

So variiert das Dipolmoment von <strong>Glycin</strong> <strong>und</strong> <strong>Alanin</strong> je nach vorliegen<strong>der</strong> Geometrie im Bereich<br />

von 1.2 D bis 5.5 D, für <strong>Cystein</strong> von 1.9 D <strong>und</strong> 4.8 D. In fast allen betrachteten Konformationen<br />

stimmen die ermittelten Dipolmomente bis auf 0.1 D mit den Resultaten aus [94, 107] überein.


70 KAPITEL 4. AB-INITIO-RECHNUNGEN ZU GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN<br />

Tabelle 4.8: Dipolmomente in Debye <strong>der</strong> 7 stabilsten<br />

Konformere von <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong>.<br />

<strong>Glycin</strong> <strong>Alanin</strong> <strong>Cystein</strong><br />

conf. |µ| a [D] |µ| b [D] |µ| a [D] |µ| c [D] |µ| a [D] |µ| c [D]<br />

1 1.21 1.20 1.28 1.50 4.70 4.77<br />

2 5.71 5.59 5.49 5.69 1.83 1.90<br />

3 5.74 6.20 1.66 1.79 2.15 2.61<br />

4 2.00 2.06 5.49 5.64 2.80 3.17<br />

5 1.84 1.90 2.11 2.48 2.15 2.48<br />

6 1.90 1.99 2.06 2.42 4.23 4.24<br />

7 2.56 2.49 1.29 1.52 2.61 2.81<br />

a diese Arbeit<br />

b [94]<br />

c [107]<br />

Bei einzelnen Ausnahmen, wie z. B. <strong>Glycin</strong> IIp (3), <strong>Alanin</strong> 6 <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> 3, treten <strong>Ab</strong>weichungen<br />

bis 0.5 D auf.<br />

Um das Dipolmoment einer Aminosäure signifikant zu än<strong>der</strong>n, genügt schon eine geringfügige<br />

Manipulation <strong>der</strong> Molekülgeometrie, was z. B. an den Konformationen <strong>Glycin</strong> IIp <strong>und</strong> <strong>Glycin</strong><br />

Vp deutlich wird (<strong>Ab</strong>bildung 4.11).<br />

Diese Repräsentanten ihres Moleküls unterscheiden sich geometrisch lediglich in <strong>der</strong> Stellung des<br />

Wasserstoffatoms ihrer Carboxylgruppe. <strong>Glycin</strong> IIp mit einem Dipolmoment von 5.9 D befindet<br />

sich in trans-Konfiguration - das gleiche Molekül, jedoch in cis-Konfiguration (<strong>Glycin</strong> Vp),<br />

wobei nun das Wasserstoffatom vom Molekülrumpf weggerichtet ist, besitzt lediglich ein Dipolmoment<br />

von 2.2 D. Dies hängt mit <strong>der</strong> oben schon angesprochenen Wasserstoffbrückenbindung<br />

zusammen, welche z.B. in <strong>Glycin</strong> IIp zu einer Polarisation <strong>der</strong> Ladungsdichte führt.<br />

( . ) ( . )<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.11: Veranschaulichung <strong>der</strong> signifikanten Än<strong>der</strong>ung des Dipolmoments<br />

bei geringfügiger Variation <strong>der</strong> Molekülgeometrie.


4.3. DYNAMISCHE EIGENSCHAFTEN: IR-SPEKTREN 71<br />

4.3 Dynamische Eigenschaften: IR-Spektren<br />

Aus dem Infrarot-Spektrum (IR 0.8 - 50 µm) einer unbekannten Substanz kann mit Hilfe von Vergleichsspektren<br />

bekannter Stoffe <strong>der</strong>en Zusammensetzung bestimmt werden. Die chemische Analytik<br />

nutzt insbeson<strong>der</strong>e den mittleren Infrarotbereich (MIR 2.5 - 50 µm), da dieser die Schwingungsfrequenzen<br />

von Molekülbindungen enthält. Die Vergleichsdaten können zum einen aus<br />

experimentellen Verfahren, wie <strong>der</strong> Matrix-Isolations-Spektroskopie (siehe nächster <strong>Ab</strong>schnitt),<br />

aber auch mit Hilfe von ab <strong>initio</strong> Rechnungen gewonnen werden. Der theoretische Zugang bietet<br />

zusätzlich die Möglichkeit, die bevorzugt ausgelenkten Atome einzelner Schwingungsmoden<br />

festzustellen <strong>und</strong> erlaubt somit ein besseres Verständnis experimenteller Resultate. Um jedoch<br />

die Zuverlässigkeit <strong>der</strong> hier verwendeten frozen-phonon-Näherung zu überprüfen, sollen im Folgenden<br />

<strong>der</strong>en Resultate mit experimentellen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en theoretischen Methoden verglichen<br />

werden.<br />

4.3.1 Bemerkungen zu experimentellen Methoden<br />

Eine wesentliche Schwierigkeit des experimentellen Zugangs besteht in dem Umstand, dass sich<br />

das komplette Schwingungsspektrum eines Moleküls nur in <strong>der</strong> Gasphase bestimmen lässt, da<br />

starke intermolekulare Wechselwirkungen insbeson<strong>der</strong>e in polaren Lösungen die Anregung einzelner<br />

Molekülschwingungen verhin<strong>der</strong>n. Um einzelne, stabile Molekülkonformationen in <strong>der</strong><br />

Gasphase zu erhalten, ist es zunächst nötig, die Probesubstanz zu erhitzen. Da jedoch weitere<br />

Umwandlungen <strong>der</strong> Moleküle von einer Konformation in eine an<strong>der</strong>e vermieden werden sollen,<br />

müssen die eigentlichen spektroskopischen <strong>Untersuchungen</strong> nahe am absoluten Temperatur-<br />

Nullpunkt durchgeführt werden. Dies erlaubt die Matrix-Isolations-Spektroskopie, bei <strong>der</strong> ein<br />

Gasgemisch aus Matrixmaterial <strong>und</strong> <strong>der</strong> zu untersuchenden Substanz an die Oberfläche eines<br />

,,Kältefensters” aufgedampft wird. Die Situation <strong>der</strong> zu untersuchenden Moleküle ist nun mit<br />

<strong>der</strong> von Rosinen im Kuchen einer sparsamen Hausfrau vergleichbar. Sie sind bei tiefer Temperatur<br />

(∼51 K) in sehr niedriger Konzentration (ca. 0.1%) in einem festen, inerten Matrixmaterial<br />

- meist ein Edelgas wie Ne, Ar o<strong>der</strong> He - eingebettet. Dadurch werden Diffusionsvorgänge<br />

unterdrückt <strong>und</strong> unerwünschte Folgereaktionen (z. B. Dimerisierungen) verhin<strong>der</strong>t <strong>und</strong> so das<br />

Vorliegen in Gasphase, aber bei tiefen Temperaturen simuliert.<br />

Da das Matrixmaterial vom UV- bis zum fernen IR-Bereich optisch transparent ist, kann nun<br />

die Fourier-Transformations-IR-Spektroskopie (FTIR) genutzt werden, um das Schwingungspektrum<br />

<strong>der</strong> Probesubstanz aufzunehmen. Diese zeichnet sich durch die wesentlich schnelleren Mess<br />

-zeiten, im Vergleich zu herkömmlicher dispersiver Spektroskopie, <strong>und</strong> einem damit verb<strong>und</strong>enen<br />

höheren Signal-Rausch-Verhältnis aus [112]. Sie hat daher praktisch in allen Bereichen Vorteile<br />

gegenüber dispersiven Verfahren <strong>und</strong> erreicht eine Auflösung von 0.40 bis 0.24 cm −1 [103].<br />

Im Folgenden wird deutlich, dass mit <strong>der</strong> einfachen frozen-phonon-Näherung <strong>und</strong> unter Einbezug<br />

des Bornschen Ladungstensors (engl.: atimoc polar tensor, ATP)(Kapitel 4.3.2) das IR-Spektrum<br />

<strong>der</strong> Konformere von <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> in hinreichen<strong>der</strong> Genauigkeit wie<strong>der</strong>gegeben<br />

werden kann.<br />

4.3.2 Berechnung von Infrarotspektren<br />

Die Berechnung von Infrarot-<strong>Ab</strong>sorptionsspektren folgt <strong>der</strong> in [113] dargestellten frozen-phonon-<br />

Methode. Dabei werden zunächst die 3N − 6 Eigenfrequenzen des Systems durch die Lösung eines<br />

Eigenwertproblems bestimmt <strong>und</strong> anschließend die dazugehörigen Intensitäten mit Hilfe des<br />

atomic polar tensors ermittelt.


72 KAPITEL 4. AB-INITIO-RECHNUNGEN ZU GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN<br />

Als erster Schritt muss zunächst die dynamische Matrix aufgestellt werden. Dazu wird ein einzelnes<br />

Atom des in Gleichgewichtspositionen gegebenen Moleküls um einen bestimmten Betrag<br />

d ausgelenkt <strong>und</strong> anschließend unter Anwendung des Hellmann-Feynman-Theorems die dabei<br />

auftretenden Kräfte linearisiert berechnet. Wie<strong>der</strong>holt man diese Prozedur für jedes Atom <strong>und</strong><br />

jede Richtung, so erhält man die 3N × 3N dynamische Matrix des Systems<br />

K µν<br />

αβ = 1 F µν,+<br />

αβ<br />

− F µν,−<br />

αβ<br />

2<br />

+ F νµ,+<br />

βα<br />

2d<br />

− F νµ,−<br />

βα<br />

, (4.1)<br />

wobei F µν,+<br />

αβ<br />

die ν-te kartesische Komponente <strong>der</strong> resultierenden Kraft auf das Atom Nummer β<br />

ist, hervorgerufen durch eine Auslenkung in <strong>der</strong> µ-ten Komponente des α-ten Atoms in positive<br />

(+) o<strong>der</strong> negative (-) Richtung. Gleichzeitig muss die angesprochene Auslenkung d so gewählt<br />

werden, dass sie klein genug ist, um die harmonische Näherung des Potentials nicht zu verletzen;<br />

aber sie muss auch hinreichend groß sein, um numerische Fehler gering zu halten - Werte zwischen<br />

0.02 Å <strong>und</strong> 0.05 Å haben sich als sinnvoll herausgestellt. Die Hesse-Matrix des Systems, ergibt<br />

sich aus <strong>der</strong> dynamischen Matrix (4.1) gemäß <strong>der</strong> Def<strong>initio</strong>n<br />

H ij ≡ H 3(α−1)+µ,3(β−1)+ν = K µν<br />

αβ , (4.2)<br />

wobei 1 ≤ α,β ≤ N <strong>und</strong> 1 ≤ µ,ν ≤ 3 gilt. Somit laufen die Indices <strong>der</strong> Hesse-Matrix i,j von 1<br />

bis 3N. Definieren wir nun schließlich noch die 3N × 3N Matrix M <strong>der</strong> Atommassen<br />

M = diag(m 1½,m 2½,...,m N½), (4.3)<br />

so folgen die Newtonschen Bewegungsgleichungen für beliebige Auslekungen u i <strong>der</strong> Atome gemäß<br />

M d2 u<br />

dt 2 = Hu, u = (u 1,u 2 ,...,u 3N ) T . (4.4)<br />

Setzen wir hier die Lösung des harmonischen Oszillators u = ze iωt ein, so vereinfachen sich die<br />

Differentialgleichungen zu einem algebraischen Gleichungssystem <strong>der</strong> Form<br />

Hz i = ω 2 i Mz i. (4.5)<br />

Mit einem geeigneten numerische Verfahren sind nun die Eigenfrequenzen ω i <strong>und</strong> Eigenvektoren<br />

z i des Systems leicht bestimmbar.<br />

Um ein vollständiges, mit experimentellen Aufnahmen vergleichbares Spektrum zu erhalten,<br />

müssen noch die zu den Schwingungen gehörigen Intensitäten bestimmt werden. Dazu führt<br />

man zunächst die skalierten Vektoren Q i = M 1/2 z i ein, die die Orthogonalithät Q T i Q i = δ ij<br />

erfüllen. Dies erlaubt nun die formale Def<strong>initio</strong>n <strong>der</strong> Normalkoordinaten q i gemäß k i = q i Q i .<br />

Bezeichnen wir das Dipolmoment des Systems mit µ, so erfüllt nach Wilson <strong>und</strong> Decius [114]<br />

die Intensität <strong>der</strong> i-ten Normalmode eines Infrarot-Spektrums die folgende <strong>Ab</strong>hängigkeit:<br />

∣ I i ∝<br />

∂µ ∣∣∣<br />

2<br />

∣ . (4.6)<br />

∂q i<br />

Da in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit nur relative Intensitäten von Bedeutung sind, wurden hier alle<br />

Vorfaktoren, die von den Bedingungen <strong>der</strong> Messung abhängen, unterdrückt <strong>und</strong> lediglich die<br />

entscheidende Proportionalität angegeben. Zur Berechnung <strong>der</strong> obigen <strong>Ab</strong>leitung zieht man nun<br />

den atomic polar tensor A (α) heran<br />

A ν,τ (α) ≡ ∂µ(α) ν<br />

∂x τ<br />

≈ µ ν(x τ<br />

(α)<br />

+ d) − µ ν (x (α)<br />

τ − d)<br />

2d<br />

ν,τ = 1,2,3


4.3. DYNAMISCHE EIGENSCHAFTEN: IR-SPEKTREN 73<br />

so dass wir schließlich für die <strong>Ab</strong>leitung <strong>der</strong> ν-ten Komponente des Dipolmoments in Richtung<br />

<strong>der</strong> i-ten Normalkoordinaten folgenden Zusammenhang erhalten:<br />

∂µ ν<br />

∂q i<br />

=<br />

=<br />

N∑<br />

3∑<br />

α=1 τ=1<br />

N∑<br />

3∑<br />

α=1 τ=1<br />

∂µ (α)<br />

ν<br />

∂x τ<br />

z i,3(α−1)+τ<br />

A (α)<br />

ν,τ z i,3(α−1)+τ , ν = 1,2,3. (4.7)<br />

Der Index (α) steht hier für die Auslenkung des α-ten Atoms. Die numerische Implementierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Ab</strong>leitung des Dipolmoments nach den kartesischen Koordinaten erfolgt über das finite Differenzenschema,<br />

z.B. unter Verwendung eines zentralen Differenzenquotienten.<br />

Besitzt das System aus N Atomen keine Symmetrien, so werden für die Aufstellung <strong>der</strong> Hesse-<br />

Matrix 2 × 3N = 6N Selbstkonsistenzrechnungen benötigt, wodurch <strong>der</strong> rechnerische Aufwand<br />

je nach Systemgröße vergleichsweise hoch werden kann. Es empfiehlt sich, von dem Umstand<br />

Gebrauch zu machen, dass lediglich kleine Auslenkungen <strong>der</strong> Atome (in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit<br />

0.05 Å) aus <strong>der</strong> Gleichgewichtslage untersucht werden. Dies erlaubt als Ausgangspunkt je<strong>der</strong><br />

elektronischen Relaxation die Wellenfunktionen <strong>der</strong> Gleichgewichtsgeometrie zu verwenden. Dadurch<br />

erreicht man schon nach wenigen elektronischen Schritten Konvergenz, <strong>und</strong> das nächste<br />

Matrixelement kann berechnet werden.<br />

4.3.3 Ergebnisse <strong>und</strong> Diskussion<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> frozen-phonon-Methode wurden hier die IR-Spektren dreier stabiler Konformationen<br />

von <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> auf GGA-PW91-Niveau berechnet <strong>und</strong> mit den entsprechenden<br />

Ergebnissen quantenchemischer (B3LYP) <strong>und</strong> experimenteller Methoden verglichen<br />

[103, 102, 109, 115]. Letztere basieren auf <strong>der</strong> FTIR-Spektroskopie von Molekülen in <strong>der</strong> Gasphase,<br />

welche eingebettet in verschiedene Edelgasmatrizen bei tiefen Temperaturen untersucht<br />

werden. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, Infrarot-Spektren einzelner Molekülkonformere aufzunehmen.<br />

Dieses ist jedoch ein vergleichsweise mo<strong>der</strong>nes Verfahren <strong>und</strong> wurde so bisher nur<br />

auf die einfacheren Konformere des <strong>Glycin</strong> <strong>und</strong> <strong>Alanin</strong> angewendet - für <strong>Cystein</strong> liegen <strong>der</strong>artige<br />

Daten noch nicht vor.<br />

<strong>Glycin</strong>. <strong>Ab</strong>bildung 4.12 zeigt die in GGA-PW91-Näherung berechneten Infrarotspektren <strong>der</strong><br />

<strong>Glycin</strong>-Konformere Ip, IIp <strong>und</strong> IIIp ausgewertet im Frequenzbereich 100 - 4000 cm −1 . Alle drei<br />

Spektren weisen jeweils zwei Teilbereiche auf, in denen <strong>Ab</strong>sorptionspeaks auftreten: (a) 100 -<br />

1796 cm −1 <strong>und</strong> (b) 2980 - 3668 cm −1 . Wie aus <strong>Ab</strong>bildung 4.12 (rechts) ersichtlich, betrifft <strong>der</strong><br />

nie<strong>der</strong>frequente Bereich (a) hauptsächlich Biege- <strong>und</strong> Streckschwingungen, an denen die Mehrzahl<br />

<strong>der</strong> Atome des Moleküls beteiligt sind, d.h. je niedriger die Schwingungsfrequenz, um so<br />

mehr Atome sind involviert. Doch schon die höchste Frequenz dieses Bereiches (ca. 1790 cm −1 )<br />

lässt sich einer C=O Streckschwingung zuordnen, die zu einer intensiven <strong>Ab</strong>sorptionslinie Anlass<br />

gibt. Der Frequenzbereich (b) enthält weitere fünf Eigenmoden des Systems, welche auf<br />

Streckschwingungen <strong>der</strong> Wasserstoffatome zurückzuführen sind, die aufgr<strong>und</strong> ihrer vergleichsweise<br />

geringen Masse schnell um ihre Gleichgewichtslagen oszillieren.<br />

In diesen Bereich fällt somit auch die O-H Streckschwingung, welcher jedoch in den einzelnen<br />

<strong>Glycin</strong>-Konformationen unterschiedliche Frequenzen zugeordnet sind (siehe roter Pfeil in den<br />

drei <strong>Glycin</strong>spektren): In <strong>Glycin</strong> Ip <strong>und</strong> IIIp beträgt die angesprochene Frequenz ca. 3667 cm −1 ,


74 KAPITEL 4. AB-INITIO-RECHNUNGEN ZU GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN<br />

in <strong>Glycin</strong> IIp dagegen nur 3238 cm −1 . Ursache für die Verschiebung dieses Peaks um 429 cm −1<br />

ist das Vorliegen <strong>der</strong> Wasserstoffbrücke N· · · H-O in Konformation IIp, welche effektiv die Kraft<br />

zwischen H <strong>und</strong> O abschwächt <strong>und</strong> so die Schwingungsfrequenz des Wasserstoffatoms verringert.<br />

In <strong>Glycin</strong> Ip <strong>und</strong> IIIp dagegen findet eine ,,freie”-Wasserstoffschwingung statt. Die Wasserstoffbrückenbindung<br />

in <strong>Glycin</strong> IIp hat zusätzlich eine versteifende Wirkung auf das gesamte Molekül,<br />

was sich auch im IR-Spektrum wie<strong>der</strong>spiegelt: Nie<strong>der</strong>frequente Biegeschwingungen werden stark<br />

gedämpft - lediglich die CCN-Biegeschwingung (1400 cm −1 ) , die C=O-Streckschwingung (1780<br />

cm −1 ) <strong>und</strong> die N-H-Streckschwingung (3240 cm −1 ) erzeugen eine signifikante Än<strong>der</strong>ung des dynamischen<br />

Dipols, welche zu Intensitäten Anlass gibt, die mehr als doppelt so groß sind, wie die<br />

des übrigen Spektrums in <strong>Glycin</strong> IIp.<br />

Die <strong>Ab</strong>weichung von den theoretischen <strong>und</strong> experimentellen Vergleichsdaten [102] beträgt im Frequenzbereich<br />

(a) ca. 2% <strong>und</strong> beinhaltet sowohl geringfügige Frequenzüber- also auch Frequenzunterschätzungen.<br />

Zu den Wasserstoffstreckschwingungen gehörige Eigenfrequenzen im Bereich<br />

(b) wurden dagegen im Spektrum von <strong>Glycin</strong> Ip <strong>und</strong> IIIp um 80 cm −1 bzgl. des Experiments<br />

überschätzt. Vergleichen wir hier jedoch das berechnete Spektrum von <strong>Glycin</strong> IIp mit den experimentellen<br />

Daten, so finden wir eine sehr genaue Übereinstimmung, so dass überraschen<strong>der</strong>weise<br />

PW91 bessere Ergebnisse liefert, als B3LYP (roter Pfeil im <strong>Glycin</strong> IIp-Spektrum). Der<br />

Gr<strong>und</strong> für die bessere Übereinstimmung ist hier vermutlich die Kompensierung zweier Fehler:<br />

Die Überschätzung <strong>der</strong> Wasserstoffbrückenkräfte in <strong>Glycin</strong> IIp zwischen N <strong>und</strong> H zieht eine Frequenzverringerung<br />

<strong>der</strong> Wasserstoffoszillation nach sich <strong>und</strong> führt zu einer zufälligen Korrektur<br />

<strong>der</strong> Überschätzung <strong>der</strong> O-H-Streckschwingungsfrequenz. Ein ähnlicher Effekt ist dann auch für<br />

<strong>Alanin</strong> zu erwarten.<br />

<strong>Alanin</strong>. Auch das IR-Spektrum von <strong>Alanin</strong> besitzt zwei Frequenzbereiche, in denen <strong>Ab</strong>sorptionspeaks<br />

auftreten können: einen Teilbereich niedriger Frequenzen (a) 100 - 1756 cm −1 <strong>und</strong><br />

einen Teilbereich hoher Schwingungsfrequenzen (b) 2978 - 3673 cm −1 . Qualitativ ähneln sich<br />

die <strong>Glycin</strong>- <strong>und</strong> <strong>Alanin</strong>spektren. Da <strong>Alanin</strong> jedoch eine komplexere Restgruppe besitzt, treten<br />

weitere IR-Peaks sowohl im Frequenzbereich (a) als auch im Bereich (b) auf. Der Bereich (a)<br />

enthält hier weitere Biege- <strong>und</strong> Streckschwingungen, an denen das zusätzliche Kohlenstoffatom<br />

beteiligt ist (Moden 903 - 1143 cm −1 ), <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bereich (b) weist nun sechs Eigenfrequenzen auf,<br />

da im Vergleich zu <strong>Glycin</strong> eine weitere C-H-Streckschwingungsmode hinzugekommen ist.<br />

Der schon beim <strong>Glycin</strong> beschriebene Frequenzunterschied zwischen ,,freier” <strong>und</strong> ,,geb<strong>und</strong>ener”<br />

O-H-Streckschwingung tritt auch in den <strong>Alanin</strong>-Konformationen auf: In <strong>der</strong> stabilsten Geometrie<br />

dieses Moleküls (<strong>Alanin</strong> 1) ist das H-Atom <strong>der</strong> Carboxylgruppe nicht in eine Wasserstoffbrücke<br />

involviert - die dazugehörige Schwingungsfrequenz beträgt 3673 cm −1 . <strong>Alanin</strong> 2 weist dagegen<br />

eine N· · · H-O Brückenbindung auf. Hier jedoch beträgt die Frequenz <strong>der</strong> Streckschwingung des<br />

H-Atoms lediglich 3250 cm −1 <strong>und</strong> ist somit um 423 cm −1 verringert, was in <strong>der</strong> gleichen Größenordnung<br />

wie die Verschiebung im Falle des <strong>Glycin</strong>s (429 cm −1 ) liegt. Des Weiteren hat auch im<br />

<strong>Alanin</strong>-Konformer die Wasserstoffbrückenbindung eine auf das gesamte Molekül versteifende<br />

Wirkung, so dass Biegeschwingungen im Frequenzbereich (a) stark gedämpft werden.<br />

Verglichen mit experimentellen <strong>und</strong> theoretischen Resultaten von [115] ist auch in den <strong>Alanin</strong>spektren<br />

im Teilbereich (a) eine <strong>Ab</strong>weichung von ca. 2% festzustellen. Betrachtet man die Frequenzen<br />

im Bereich (b), so findet man auch hier für Konformationen ohne N· · · H-O-Wasserstoffbrücke<br />

(<strong>Alanin</strong> 1 <strong>und</strong> 3) eine <strong>Ab</strong>weichung von den Vergleichsdaten von 80 cm −1 im Sinne einer systematischen<br />

Überschätzung. Speziell im Fall <strong>der</strong> <strong>Alanin</strong> 2-Konformation stimmen die hier erzielten<br />

PW91-Resultate besser mit dem experimentellen Ergebnis übereinzustimmten als das<br />

Spektrum <strong>der</strong> B3LYP-Rechnung, insbes. bezüglich des Peaks <strong>der</strong> O-H-Streckschwingung. Auch


4.3. DYNAMISCHE EIGENSCHAFTEN: IR-SPEKTREN 75<br />

hier ist die Erklärung die gegenseitige Aufhebung zweier Fehler: In <strong>Alanin</strong> 2 kommt wie<strong>der</strong> die<br />

Überschätzung <strong>der</strong> Kräfte innerhalb <strong>der</strong> Wasserstoffbrückenbindung aufgr<strong>und</strong> des semi-lokalen<br />

Funktionals zum Tragen, was eine Unterschätzung <strong>der</strong> O-H-Streckschwingungsfrequenz zur Folge<br />

hat. Dieser Effekt überlagert sich nun mit <strong>der</strong> generellen Überschätzung <strong>der</strong> Eigenfrequenzen<br />

<strong>der</strong> frozen-phonon-Methode in (b) <strong>und</strong> führt so zu einer ,,zufällig” besseren Übereinstimmung<br />

mit dem FTIR-Resultat.<br />

<strong>Cystein</strong>. Es ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> strukturellen Gemeinsamkeiten zu erwarten, dass auch in den<br />

Spektren <strong>der</strong> <strong>Cystein</strong>moleküle die wesentlichen Eigenschaften wie<strong>der</strong> auftreten, die bereits in<br />

den Spektren von <strong>Glycin</strong> <strong>und</strong> <strong>Alanin</strong> gef<strong>und</strong>en wurden. So kann man sich in <strong>Ab</strong>bildung 4.13<br />

davon überzeugen, dass auch hier eine Einteilung in zwei Frequenzbereiche möglich ist: (a) 100 -<br />

1753 cm −1 <strong>und</strong> (b) 2595 - 3667 cm −1 , wobei durch die zusätzlichen ,,Nicht-Wasserstoff”-Atome,<br />

beigetragen durch die Restgruppe, weitere nie<strong>der</strong>frequente Biegeschwingungen angeregt werden<br />

können, was sich in einer größeren Anzahl von IR-Peaks im Bereich (a) nie<strong>der</strong>schlägt. Im Gegensatz<br />

zu den <strong>Glycin</strong>- <strong>und</strong> <strong>Alanin</strong>spektren, wo <strong>der</strong> Frequenzbereich (b) erst bei 2980 cm −1 begann,<br />

liegt die niedrigste Frequenz einer Wasserstoffstreckschwingung hier bereits bei 2595 cm −1 . Das<br />

ist auf die Oszillation des an das Schwefelatom geb<strong>und</strong>enen Wasserstoffs zurückzuführen. Dieser<br />

Peak im IR-Spektrum des <strong>Cystein</strong>s ist ein wichtiges Unterscheidungskriterium von allen an<strong>der</strong>en<br />

proteinogenen Aminosäuren, da nur <strong>Cystein</strong> das zu dieser Mode nötige Schwefelatom besitzt -<br />

ein Effekt, den man z.B. bei <strong>der</strong> Analyse interstellarer Molekülwolken ausnutzen kann.<br />

Weiterhin ist zu bemerken, dass auch unter den <strong>Cystein</strong>-Konformationen eine Struktur mit einer<br />

N· · · H-O Wasserstoffbrücke - <strong>Cystein</strong> 1 - auftritt. Die Streckschwingungsfrequenz <strong>der</strong> zugehörigen<br />

OH-Bindung beträgt hier 3239 cm −1 . Die gleiche Bindung in den Konformeren <strong>Cystein</strong> 2<br />

<strong>und</strong> 3 hingegen oszilliert mit einer Frequenz von 3667 cm −1 , was den Trend <strong>der</strong> Frequenzverschiebung<br />

um ca. 430 cm −1 von <strong>der</strong> ,,freien”(ohne H-Brücke) zur ,,geb<strong>und</strong>enen”(mit H-Brücke)<br />

Schwingung bestätigt.<br />

Lei<strong>der</strong> liegen noch keine FTIR-spektroskopischen Bef<strong>und</strong>e zu den <strong>Cystein</strong>-Konformeren vor.<br />

Eigenfrequenzen von <strong>Cystein</strong>strukturen in <strong>der</strong> Gasphase wurden bisher lediglich in einer theoretischen<br />

Arbeit [111] von 1994 publiziert, wobei aufgr<strong>und</strong> des verwendeten Verfahrens (Gaussian<br />

90) die drei stabilsten <strong>Cystein</strong>geometrien nicht zugänglich waren.<br />

Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass mit Hilfe des semi-lokalen Funktionals GGA-<br />

PW91, welches im Gegensatz zu B3LYP keine angepassten Parameter <strong>und</strong> keinen exakten Austausch<br />

enthält, das IR-Spektrum von Aminosäuren im Bereich von ca. 100 bis 1790 cm −1 mit<br />

einem vergleichsweise geringen Rechenaufwand auf 2% genau vorhergesagt werden kann. Im Bereich<br />

2600 - 3700 cm −1 wurden die Eigenfrequenzen zum Teil mit stärkeren <strong>Ab</strong>weichungen von<br />

den experimentellen Ergebnissen bestimmt - dies gilt jedoch auch für die B3LYP-Resultate in<br />

[102, 109] bezüglich Molekül-Konformationen mit N· · · H-O Wasserstoffbrücke. Die Ursache ist<br />

hier jedoch nicht in dem verwendeten Hybridfunktional zu suchen, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> harmonischen<br />

Näherung, die in diesem Fall versagt, wie in [116] gezeigt werden konnte.


76 KAPITEL 4. AB-INITIO-RECHNUNGEN ZU GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN<br />

Gycin Ip<br />

30<br />

3668 cm -1<br />

28<br />

3445 cm<br />

-1<br />

26<br />

2980 cm<br />

-1<br />

25<br />

1766 cm -1<br />

17<br />

1069 cm<br />

-1<br />

<strong>Glycin</strong> IIIp<br />

15<br />

873 cm<br />

-1<br />

13<br />

647 cm<br />

-1<br />

10<br />

446 cm<br />

-1<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.12: Links: In dieser Arbeit berechnete IR-Spektren von <strong>Glycin</strong> Ip, IIp <strong>und</strong> IIIp<br />

in Gegenüberstellung zu FTIR-Messungen a [103] <strong>und</strong> quantenchemischen B3LYP-Rechnungen<br />

b [102], <strong>der</strong> rote Pfeil markiert die Lage des Peaks <strong>der</strong> OH-Streckschwingung. Rechts: Vergrößert<br />

dargestelltes IR-Spektrum von <strong>Glycin</strong> Ip zur Zuordnung signifikanter IR-Peaks zu entsprechenden<br />

Schwingungszuständen des Moleküls.


4.3. DYNAMISCHE EIGENSCHAFTEN: IR-SPEKTREN 77<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.13: In dieser Arbeit berechnete IR-Spektren <strong>der</strong> drei stabilsten Konformationen von<br />

<strong>Alanin</strong> (links) <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> (rechts). Vergleichsdaten wurden hier entnommen aus c [115]; auch<br />

hier markiert <strong>der</strong> rote Pfeil die Position <strong>der</strong> OH-Streckschwingung; mit einem bauen Pfeil wird<br />

auf die Lage des Peaks <strong>der</strong> SH-Streckschwingung im <strong>Cystein</strong> hingewiesen.


78 KAPITEL 4. AB-INITIO-RECHNUNGEN ZU GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN<br />

4.4 Elektronische Eigenschaften<br />

Wie eingangs erwähnt, sollen in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit auch elektronische Eigenschaften von<br />

Aminosäuren in Vorbereitung zu einer weitergehenden Untersuchung des elektronischen Transports<br />

in Peptidketten behandelt werden. Dieser ist ein Schlüsselprozess nicht nur in <strong>der</strong> Natur,<br />

son<strong>der</strong>n auch in zukünftigen Anwendungen <strong>der</strong> Nanotechnologie [10, 117]. Kurze Peptidkationen<br />

in <strong>der</strong> Gasphase wurden in diesem Zusammenhang als interessantes Modellsystem zur Untersuchung<br />

des Transportproblems erkannt [118, 119, 120]. Das dazugehörige theoretische Modell,<br />

zurückgehend auf Weinkauf et al. [121], basiert auf den Ionisierungsenergien <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>bausteine<br />

<strong>der</strong> Peptide - den Aminosäuren.<br />

4.4.1 Ein-Teilchen-Anregungen<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit wurden die angegebenen Ionisierungsenergien <strong>und</strong> Elektronenaffinitäten<br />

(Tabelle 4.9) mit Hilfe <strong>der</strong> delta-self-consistent-field (∆SCF) -Methode [122] berechnet,<br />

welche zur Untersuchung von Anregungsenergien lokalisierter Systeme geeignet ist. Dieses<br />

Verfahren wird z. B. in Ref. [123] von Godby in kompakter Form vorgestellt. Die Ionisierungsenergie,<br />

d.h. die aufzuwendende Energie um ein Elektron des N-Elektronensystems zu entfernen,<br />

ergibt sich aus <strong>der</strong> Differenz <strong>der</strong> DFT-GGA-Gesamtenergie E des (N − 1)- <strong>und</strong> des N-<br />

Elektronensystems:<br />

E ioni = E(N − 1) − E(N). (4.8)<br />

Analog wird die Energiedifferenz zwischen dem Gr<strong>und</strong>zustand eines neutralen Moleküls <strong>und</strong> dem<br />

Gr<strong>und</strong>zustand des zugehörigen anionischen Systems als Elektronenaffinität bezeichnet. Sie ist<br />

also ein Maß dafür, welche Energie benötigt wird, um aus einem neutralen Atom <strong>und</strong> einem<br />

freien Elektron ein einfach negativ geladenes Ion zu schaffen:<br />

E aff = E(N) − E(N + 1). (4.9)<br />

Wird <strong>der</strong> Molekülgeometrie keine Möglichkeit gegeben, auf die elektronische Anregung zu reagieren,<br />

handelt es sich um sogenannte vertikale Ionisierungsenergien <strong>und</strong> Affinitäten. Erlaubt<br />

man den Atomrümpfen dagegen, sich aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geän<strong>der</strong>ten Elektronenzahl neu zu ordnen,<br />

was modifizierte Gesamtenergien E ∗ (N − 1) bzw. E ∗ (N + 1) zur folge hat, so erhält man entsprechend<br />

die adiabatischen Größen<br />

E ∗ ioni = E ∗ (N − 1) − E(N), (4.10)<br />

E ∗ aff = E(N) − E ∗ (N + 1). (4.11)<br />

Vom physikalischen Standpunkt aus betrachtet, können diese Prozesse als Photoemission bzw.<br />

inverse Photoemission betrachtet werden [30] was in <strong>Ab</strong>bildung 4.14 verdeutlicht wird. Der Umstand,<br />

dass sich sowohl die Ionisierungsenergie als auch die Elektronenaffinität aus <strong>der</strong> Differenz<br />

von selbstkonsistent zu bestimmenden Gesamtenergien ergibt, verleiht <strong>der</strong> ∆SCF Methode ihren<br />

Namen.<br />

Für nichtmetallische Systeme kann mit <strong>der</strong> Differenz <strong>der</strong> beiden Größen ein sogenanntes Quasiteilchengap<br />

Eg<br />

QP definiert werden<br />

E QP<br />

g = E ioni − E aff = E(N − 1) + E(N + 1) − 2E(N). (4.12)


4.4. ELEKTRONISCHE EIGENSCHAFTEN 79<br />

vac<br />

vac<br />

h +<br />

E( N) E *<br />

( N-1)<br />

vac<br />

E( N)<br />

vac<br />

E *<br />

( N+1)<br />

+ h<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.14: Schematische Darstellung <strong>der</strong> Einstein-Gleichung für die Photoemission<br />

(oben) <strong>und</strong> inverse Photoemission (unten) in einem lokalisierten System (aus Ref.<br />

[30]).<br />

Das sogenannte Kohn-Sham-Energiegap ist dagegen über die Differenz <strong>der</strong> HOMO (highest occupied<br />

molecular orbital)- <strong>und</strong> LUMO (lowest unoccupied molecular orbital)-Eigenwerte gegeben<br />

als:<br />

E KS<br />

g = ε LUMO − ε HOMO . (4.13)<br />

Sowohl für ausgedehnte als auch für lokalisierte Systeme ist das Kohn-Sham-Gap in LDA um<br />

etwa 40% kleiner als <strong>der</strong> experimentelle Wert. Dieses Problem lässt sich im Allgemeinen nicht<br />

durch eine verbesserte Approximation von E xc [n] beheben, son<strong>der</strong>n eher durch eine energieabhängige<br />

Beschreibung <strong>der</strong> elektronischen Selbstenergie Σ xc ([n];ǫ,r), welche über den Kohn-<br />

Sham-Formalismus hinausgeht [124].<br />

Für Atome <strong>und</strong> Moleküle kann dieses Problem jedoch schon mit Hilfe <strong>der</strong> vergleichsweise einfachen<br />

∆SCF-Methode behoben werden. Obwohl für anionische Systeme mit technischen Schwierigkeiten<br />

behaftet, liefert dieses vergleichsweise einfache Verfahren in vielen Fällen (z.B. bei <strong>der</strong><br />

Berechnung <strong>der</strong> Ionisierungsenergien von Atomen, Molekülen <strong>und</strong> Nanokristallen) sehr gute Ergebnisse<br />

[125].<br />

Im Falle unendlich ausgedehnter Systeme hingegen führt Gleichung (4.12) gerade auf das Kohn-<br />

Sham-LDA-Gap [124, 126], so dass die ∆SCF-Methode hier keine Verbesserung liefert. Die Korrektur<br />

des Energie-Gaps eines ausgedehnten Systems ist gegeben durch<br />

δE g = E QP<br />

g<br />

− E KS<br />

g<br />

= δE xc<br />

δn +<br />

− δE xc<br />

δn −<br />

(4.14)<br />

mit den minimalen Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Ladungsdichte δn ± von <strong>der</strong> Ordnung 1/N, hervorgerufen<br />

durch Hinzufügen (+) o<strong>der</strong> Entfernen (−) eines einzelnen Elektrons [123]. Da die LDA eine<br />

analytische Funktion in <strong>der</strong> Elektronendichte ist, führt dies für große N zu einer minimalen Korrektur<br />

δE g ; die Anwendung <strong>der</strong> ∆SCF-Methode ist in diesem Falle nutzlos. Es eröffnet jedoch<br />

gleichzeitig die Möglichkeit, hier Vielteilchen-Störungstheorie, z.B. im Rahmen <strong>der</strong> GW-Näherung<br />

[127, 128], zur Anwendung zu bringen.<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit wurden die Ionisierungsenergien <strong>und</strong> Elektronenaffinitäten <strong>der</strong> jeweils<br />

drei stabilsten Konformationen von <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> in PW91-Näherung bestimmt.<br />

Die angestrebte Wahrung elektrostatischer Neutralität zur Berechnung <strong>der</strong> geladenen Systeme<br />

veranlasste die Annahme eines kompensierenden positiven bzw. negativen Ladungshintergr<strong>und</strong>s.<br />

Trotzdem konvergiert die Gesamtenergie solcher kationischer o<strong>der</strong> anionischer Systeme während


80 KAPITEL 4. AB-INITIO-RECHNUNGEN ZU GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN<br />

<strong>der</strong> elektronischen Selbstkonsistenzrechnung mit zunehmen<strong>der</strong> Superzellengröße sehr langsam.<br />

Diese lässt sich jedoch nicht beliebig verkleinern, da sonst störende Wechselwirkungseffekte benachbarter<br />

Zellen die Gesamtenergie stark beeinflussen würden. Der Monopol- <strong>und</strong> Dipolterm<br />

<strong>der</strong>artiger Wechselwirkungen kann in VASP mit entsprechenden Korrekturen kompensiert werden,<br />

was in den hier vorgestellten Rechnungen auch ausgenutzt wurde.<br />

Tabelle 4.9 fasst die berechneten Ionisierungsenergien <strong>und</strong> Elektronenaffinitäten zusammen <strong>und</strong><br />

stellt sie entsprechenden Literaturwerten gegenüber. Alle angegebenen Energien beziehen sich<br />

auf vertikale Anregungen des Systems - dem Molekül wird also keine Möglichkeit zur atomaren<br />

Relaxation gegeben. Des Weiteren bleibt die im Molekülion vorhandene Spinpolarisation<br />

zunächst unberücksichtigt.<br />

Tabelle 4.9: Berechnete Ionisierungsenergien <strong>und</strong><br />

Elektronenaffinitäten <strong>der</strong> drei stabilsten Konformationen<br />

von <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> in eV.<br />

Konformation E ioni E<br />

a ioni E aff<br />

<strong>Glycin</strong> Ip 9.74 9.9 0.29<br />

IIn 9.81 10.0 0.38<br />

IIp 9.79 - 0.38<br />

<strong>Alanin</strong> 1 9.53 9.51 0.31<br />

2 9.57 9.68 0.38<br />

3 9.61 - 0.36<br />

<strong>Cystein</strong> 1 9.06 (8.66) 0.39<br />

2 8.74 (9.21) 0.35<br />

3 8.89 - 0.37<br />

a Vergleichsdaten: <strong>Glycin</strong>: P3/6 − 311G ∗ -Rechnungen [104],<br />

<strong>Alanin</strong>: OVGF-Rechnung [129], <strong>Cystein</strong>: OVGF-Rechnung [130]<br />

Die ab-<strong>initio</strong>-Berechnung elektronischer Eigenschaften mit Hilfe <strong>der</strong> DFT <strong>und</strong> ∆SCF-Methode<br />

verbindet geringen Rechenaufwand <strong>und</strong> Genauigkeit zu einem effizienten Verfahren: Die hier<br />

erhaltenen Ionisierungsenergien von <strong>Glycin</strong> <strong>und</strong> <strong>Alanin</strong> stimmen mit den experimentellen <strong>und</strong><br />

quantenchemischen Resultaten [104, 129, 130] bis auf 2% relative <strong>Ab</strong>weichung überein. Im Falle<br />

des <strong>Cystein</strong> wurden in <strong>der</strong> Publikation keine Konformationsgeometrien von <strong>Cystein</strong> 1 <strong>und</strong> 2<br />

angegeben, so dass ein Vergleich <strong>der</strong> entsprechenden Ionisierungsenergien problematisch ist <strong>und</strong><br />

die Literaturwerte eventuell getauscht werden müssen. Dies würde dann ebenfalls eine 2%-ige<br />

<strong>Ab</strong>weichung bedeuten.<br />

An<strong>der</strong>e Verhältnisse liegen bei <strong>der</strong> Berechnung von Elektronenaffinitäten vor: Zum einen muss<br />

das hinzugefügte Elektron als delokalisiertes Teilchen behandelt werden, was für einen Ebenen-<br />

Wellen-Code kein gr<strong>und</strong>sätzliches Problem darstellt. Zum an<strong>der</strong>en ist aber durch die Delokalisierung<br />

nicht sichergestellt, dass die Mono- <strong>und</strong> Dipolkorrekturen greifen, da auch bei hinreichend<br />

großer Wahl <strong>der</strong> Superzelle <strong>der</strong> Ort des Elektrons, dessen Einfluss kompensiert werden soll, nicht<br />

eindeutig bestimmt werden kann.<br />

Im Gegensatz zu den Ionisierungsenergien, die für neutrale Moleküle stets positiv sind, können<br />

die Elektronenaffinitäten sowohl positive als auch negative Werte annehmen. Eine Affinität kleiner<br />

Null bedeutet dabei, dass das Anion in Bezug auf eine Elektronenabgabe instabil ist. Typische<br />

Werte molekularer Elektronenaffinitäten liegen in <strong>der</strong> Größenordnung ∼0.5 eV [131]. Die in<br />

Tabelle 4.9 angegebenen Resultate für E aff befinden sich in diesem Bereich, sind jedoch mit Vorsicht<br />

zu interpretieren, da zum Teil bis zu einhun<strong>der</strong>t Selbstkonsistenzschritte zur Konvergenz


4.4. ELEKTRONISCHE EIGENSCHAFTEN 81<br />

auf 10 −4 eV benötigt wurden <strong>und</strong> während <strong>der</strong> Iteration vergleichsweise starke Oszillationen <strong>der</strong><br />

Gesamtenergie auftraten. Lei<strong>der</strong> konnten hier keine zuverlässigen experimentellen o<strong>der</strong> quantenchemischen<br />

Vergleichswerte gef<strong>und</strong>en werden, welche ebenfalls mit dem oben erwähnten Manko<br />

<strong>der</strong> fehlerhaften Beschreibung des delokalisierten Exzesselektrons behaftet sind.<br />

Es bleibt noch anzumerken, dass bei einer Berücksichtigung <strong>der</strong> Spinpolarisation in keiner <strong>der</strong><br />

neun bestimmten Ionisierungsenergien <strong>und</strong> Elektronenaffinitäten eine Erhöhung <strong>der</strong> Genauigkeit<br />

erreicht werden konnte.<br />

Des Weiteren wurde in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit auch <strong>der</strong> Versuch unternommen, adiabatische<br />

Ionisierungsenergien zu berechnen. Dies führte jedoch in den stabilsten Konformationen von<br />

<strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> zu einer Dissoziation des Moleküls, wodurch eine Konvergenz <strong>der</strong><br />

Geometrieoptimierung versagt blieb.<br />

4.4.2 Einteilchen-Gaps in <strong>Ab</strong>hängigkeit vom xc-Funktional<br />

Wie in Kap 4.2.1 beschrieben, werden zur Simulation von isolierten Molekülen unter Anwesenheit<br />

periodischer Randbedingungen vergleichsweise große Superzellen verwendet. Damit werden<br />

die Bän<strong>der</strong> des Quasi-Molekülkristalls dispersionslos, so dass die Auswertung <strong>der</strong> Energieniveaus<br />

auf den Γ-Punkt beschränkt werden kann. <strong>Ab</strong>bildung 4.15 zeigt die Energien <strong>der</strong> HOMO<strong>und</strong><br />

LUMO-Zustände <strong>der</strong> sechs stabilsten <strong>Cystein</strong>-Konformationen in verschiedenen Näherungen<br />

für das xc-Funktional. Wie erwartet liefern hier LDA <strong>und</strong> GGA die geringsten <strong>Ab</strong>stände<br />

zwischen ε HOMO <strong>und</strong> ε LUMO , was mit <strong>der</strong> DFT-typischen Unterschätzung von ∼ 40% einhergeht.<br />

So gelten DFT-LDA-Gaps bereits als untere Grenze für Quasi-Teilchen-Gap-Energien. Die<br />

entsprechende obere Grenze liefert hingegen die Hartree-Fock-Approxmation, die aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

fehlenden <strong>Ab</strong>schirmung die Bandlücken um einige Elektronenvolt überschätzt [132]. Die Kombination<br />

von DFT-GGA <strong>und</strong> HF führt auf die in Kap. 2.3.7 vorgestellten Hybridfunktionale, <strong>der</strong>en<br />

Resultate hier in Form von PBE0- <strong>und</strong> HSE-Werten dargestellt sind. Die Berücksichtigung eines<br />

Anteils von exaktem Austausch, ursprünglich entwickelt zur genaueren Berechnung von Gr<strong>und</strong>zustandsenergien<br />

kleiner Moleküle, liefern eine drastische Verbesserung <strong>der</strong> Gapenergien lokaler<br />

Funktionale, wie auch in <strong>der</strong> Literatur für zahlreiche Bulk-Materialien gezeigt werden konnte<br />

[133, 71]. Hier ist insbeson<strong>der</strong>e die Qualität <strong>der</strong> HSE-Rechnungen hervorzuheben, da sie in vertretbarer<br />

Rechenzeit sowohl auf lokalisierte als auch auf Bulk-Materialien anwendbar sind <strong>und</strong><br />

in ihrer Genauigkeit GW-Rechnungen kaum nachstehen [71].<br />

LUMOs<br />

HOMOs<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.15: HOMO- <strong>und</strong> LUMO-Energien <strong>der</strong> <strong>Cystein</strong>-Konformationen<br />

1 bis 6 in verschiedenen Näherungen für das xc-Funktional.


82 KAPITEL 4. AB-INITIO-RECHNUNGEN ZU GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN<br />

4.4.3 Paar-Anregungen<br />

Wird ein elektronisches System mit Licht bestrahlt, dessen Photonenenergie ω unterhalb <strong>der</strong><br />

Ionisierungsenergie, aber oberhalb des HOMO-LUMO-<strong>Ab</strong>standes liegt, kann es zur optischen<br />

<strong>Ab</strong>sorption <strong>und</strong> damit zur Anregung eines Elektron-Loch-Paares kommen.<br />

Im Rahmen des Kohn-Sham-Formalismus ergibt sich die notwendige Energie, um ein Elektron<br />

vom Valenzband ins Leitungsband zu bringen, näherungsweise aus <strong>der</strong> Differenzbildung <strong>der</strong><br />

selbstkonsistent berechneten Energien von Gr<strong>und</strong>zustand <strong>und</strong> angeregtem Zustand. Letzterer<br />

wird dabei durch eine explizite Vorgabe <strong>der</strong> Besetzungszahlen konstruiert <strong>und</strong> damit als Gr<strong>und</strong>zustand<br />

eines modifizierten Systems behandelt. Die beschriebene Energiedifferenz entspricht<br />

somit <strong>der</strong> Energie eines absorbierten Photons ω abs mit<br />

ω abs = E(N,e + h) − E(N). (4.15)<br />

Nach <strong>der</strong> Anregung relaxiert das System zunächst adiabatisch in den metastabilen Zustand E ms<br />

<strong>und</strong> kehrt anschließend unter Emission eines Photons <strong>der</strong> Energie ω em in den Gr<strong>und</strong>zustand<br />

zurück, so dass<br />

ω em = E ∗ (N,e + h) − E ∗ (N). (4.16)<br />

gilt 2 .<br />

Tabelle 4.10: Berechnete Bandlücken <strong>der</strong> drei stabilsten Konformationen von <strong>Glycin</strong>,<br />

<strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong>. Die Energie Eg<br />

HL ist das HOMO-LUMO-Gap im Einteilchenbild;<br />

ω abs , ω em <strong>und</strong> ∆ wie im Text beschrieben. Alle Energien sind in eV angegeben.<br />

Konformation Eg HL ω abs ω em ∆<br />

<strong>Glycin</strong> Ip 4.60 5.51 5.18 0.33<br />

IIn 4.70 5.38 4.48 0.90<br />

IIp 4.70 5.44 5.16 0.28<br />

<strong>Alanin</strong> 1 4.54 5.36 - -<br />

2 4.58 5.15 - -<br />

3 4.79 5.37 - -<br />

<strong>Cystein</strong> 1 4.60 4.94 3.77 1.17<br />

2 3.85 4.70 3.55 1.15<br />

3 4.19 4.87 3.53 1.34<br />

Emissions- <strong>und</strong> <strong>Ab</strong>sorptionsenergie wurden wie oben beschrieben direkt als Differenz zweier<br />

Selbstkonsistenzrechnungen bestimmt <strong>und</strong> in Tabelle 4.10 gegenübergestellt. Wie zu erwarten,<br />

liegt die Emissionsenergie stets geringfügig unter <strong>der</strong> <strong>Ab</strong>sorptionsenergie.<br />

Dem Franck-Condon-Prinzip folgend kann während einer elektronischen Umorganisation im System<br />

die Kernanordnung zunächst als unverän<strong>der</strong>t betrachtet werden, da Elektronenbewegungen<br />

wesentlich schneller als Kernbewegungen ablaufen können. Eine Folge dessen ist, dass ein vertikaler<br />

Übergang <strong>der</strong> wahrscheinlichste ist (vgl. <strong>Ab</strong>bildung 4.16). Erst im Anschluss kommt es zu einer<br />

Verschiebung <strong>der</strong> atomaren Positionen als Reaktion auf die Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> elektronischen<br />

Struktur. Diese Neuordnung <strong>der</strong> Molekülgeometrie fällt in den drei betrachteten Aminosäuren<br />

verschieden drastisch aus.<br />

2 Der Stern deutet dabei eine Geometrie in Anwesenheit eines Elektron (e) -Loch (h) -Paares an.


4.4. ELEKTRONISCHE EIGENSCHAFTEN 83<br />

E<br />

h<br />

S 1<br />

S 0<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.16: Illustration des Franck-Condon-Prinzips: elektronischer Übergang<br />

vom Gr<strong>und</strong>zustand in einen angeregten Zustand zunächst ohne Än<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Molekülgeometrie, hier stellvertretend mit einer charakteristischen Konfigurationskoordinate<br />

R bezeichnet.<br />

R<br />

Gly Ip<br />

Gly IIn<br />

Gly IIp<br />

Ala 1<br />

Cys 2<br />

Geometrie nach<br />

vertik. <strong>Ab</strong>sorption<br />

Dissoziation<br />

Protonentransfer<br />

Geometrie nach<br />

adiabat. <strong>Ab</strong>sorption<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.17: Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Molekülgeometrien<br />

einzelner Aminosäuremoleküle<br />

induziert durch Elektron-Loch-<br />

Paar-Anregungen.<br />

Im Falle <strong>der</strong> beiden planaren Strukturen von<br />

<strong>Glycin</strong> (Ip, IIp) ist <strong>der</strong> Stokes-Shift ∆ = (ω abs −<br />

ω em ) mit 0.3 eV vergleichsweise klein. Das heißt, nur<br />

ein geringer Anteil <strong>der</strong> Anregungsenergie wird auf<br />

das Molekülgerüst übertragen. Dies ist auch in <strong>Ab</strong>bildung<br />

4.17 qualitativ nachvollziehbar: Der Übergang<br />

von <strong>der</strong> Equilibriumsgeometrie in den metastabilen<br />

Zustand ist in <strong>Glycin</strong> Ip <strong>und</strong> IIp lediglich mit<br />

einer Aufbiegung <strong>der</strong> H-N-C Bindungswinkel verb<strong>und</strong>en.<br />

<strong>Glycin</strong> IIn hingegen weist eine drastischere<br />

Strukturän<strong>der</strong>ung auf: Die Sauerstoffatome <strong>und</strong> das<br />

Wasserstoffatom <strong>der</strong> Carboxylgruppe bewegen sich<br />

deutlich aus <strong>der</strong> durch die schweren Atome gebildeten<br />

Ebene heraus; zusätzlich wird auch hier die<br />

H-N-C-Anordnung gestreckt. Dies geschieht in Einklang<br />

mit einem größeren Stokes-Shift von 0.9 eV.<br />

In den betrachteten <strong>Alanin</strong>-Konformationen führen<br />

die Paar-Anregungen zu einer Dissoziation des Moleküls,<br />

so dass hier keine sinnvolle Geometrie des metastabilen<br />

Zustands <strong>und</strong> dementsprechend auch kein<br />

Stokes-Shift definiert werden kann. Wie aus <strong>Ab</strong>bildung<br />

4.17 ersichtlich, trennt sich während <strong>der</strong> adiabatischen<br />

Relaxation die Carboxylgruppe von <strong>der</strong><br />

Amino- <strong>und</strong> Restgruppe des Moleküls.<br />

Die vergleichsweise großen Stokes-Shifts von ca. 1.2<br />

eV in den betrachteten <strong>Cystein</strong>-Konformatio- nen<br />

weisen auf signifikante Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Molekülgeometrie,<br />

infolge <strong>der</strong> Paar-Anregung hin. Bekanntlich besitzt Wasserstoff eine hohe Mobilität, so<br />

dass hier intramolekulare Protonentransfers induziert werden können: Das H-Atom, welches ursprünglich<br />

an das Schwefelatom <strong>der</strong> Restgruppe geb<strong>und</strong>en war, tritt während <strong>der</strong> adiabatischen<br />

Relaxation zum Kohlenstoffatom <strong>der</strong> Carboxylgruppe über <strong>und</strong> passt so die Molekülgeometrie<br />

<strong>der</strong> neuen elektronischen Struktur an. Es ist daran zu erinnern, dass es sich hierbei lediglich um


84 KAPITEL 4. AB-INITIO-RECHNUNGEN ZU GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN<br />

einen kurzlebigen, metastabilen Zustand handelt (≈10 ns). Protonentransfer-Reaktionen sind<br />

elementare Schritte in vielen enzymatischen Prozessen, wie z.B. in <strong>der</strong> bakteriellen Photosynthese<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ATP-Synthese im Körper [134]. Durch schnelle Pump-Probe-Experimente mit<br />

dem kombinierten Einsatz von UV- <strong>und</strong> IR-Lasern können <strong>der</strong>artige chemische Umwandlungen<br />

auch sichtbar gemacht werden [135, 136]. Für den hier betrachteten Fall liegen jedoch noch keine<br />

experimentellen Daten vor.<br />

4.4.4 Elektronische Struktur von HOMO <strong>und</strong> LUMO bei Paar-Anregungen<br />

Die oben beschriebene Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Molekülgeometrie, induziert durch eine Elektron-Loch-<br />

Paar-Anregung, besteht in <strong>der</strong> Relaxation <strong>der</strong> Atomrümpfe im Feld <strong>der</strong> Ladungsdichte des angeregten<br />

elektronischen Systems. Die drastischsten Verän<strong>der</strong>ungen sind dabei in den HOMO- <strong>und</strong><br />

LUMO-Zuständen zu erwarten, welche durch die Paar-Anregung in einfach besetzte Zustände<br />

(sogenannte SOMOs - singly occupied molecular orbitals) übergehen.<br />

Die <strong>Ab</strong>bildungen 4.18, 4.19 <strong>und</strong> 4.20 zeigen jeweils für die drei stabilsten Konformationen von<br />

<strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> die Iso-Ladungsdichteflächen des höchsten besetzten <strong>und</strong> niedrigsten<br />

unbesetzten Zustandes sowie die einfach besetzten Molekülorbitale bei vertikaler <strong>und</strong> adiabatischer<br />

Anregung. Unabhängig davon, ob sich das Molekül im Gr<strong>und</strong>- o<strong>der</strong> angeregten Zustand<br />

befindet, sind erwartungsgemäß die Wasserstoffatome von kugelsymmetrischen Isoflächen,<br />

s-Orbitalen entsprechend, umgeben, währenddessen bei allen schwereren Atomen p-ähnliche<br />

Zustände lokalisiert sind. Beim Übergang vom Gr<strong>und</strong>zustand in den angeregten Zustand ist<br />

eine Vergrößerung des <strong>Ab</strong>standes <strong>der</strong> Iso-Ladungsdichteflächen von den zugehörigen Atomen zu<br />

beobachten, was mit <strong>der</strong> Anschauung eines sich entfernenden Elektrons korrespondiert (siehe<br />

z.B. HOMO <strong>Glycin</strong> Ip).<br />

Speziell im Falle <strong>der</strong> <strong>Glycin</strong>-Konformationen kann festgestellt werden, dass die Molekülorbitale<br />

<strong>der</strong> planaren Strukturen Ip <strong>und</strong> IIp die Symmetrie des Molekülgerüsts wie<strong>der</strong>spiegeln. Wie<br />

in einer Arbeit zur ab <strong>initio</strong>-Berechnung von Eigenschaften des Benzenmoleküls [113] gezeigt<br />

werden konnte, ist dies im Rahmen <strong>der</strong> Superzellenapproximation nicht zwingend <strong>der</strong> Fall. Die<br />

elektronische Struktur von <strong>Glycin</strong> IIp <strong>und</strong> IIn erweisen sich im Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> vertikal angeregten<br />

Zustand als nahezu identisch, während die leichte Nicht-Planarität von IIn zu einer starken<br />

Geometrieän<strong>der</strong>ung während <strong>der</strong> adiabatischen Relaxation unter Paar-Anregung Anlass gibt.<br />

Wie bereits oben besprochen, führt die Anregung in den <strong>Alanin</strong>-Konformationen zur Dissoziation<br />

des Moleküls. Dies spiegelt sich auch in räumlich getrennten Orbitalen wie<strong>der</strong>, wobei in<br />

<strong>Alanin</strong> 1 <strong>und</strong> 2 die räumliche Separation deutlich stärker ausgeprägt ist, als im Falle von <strong>Alanin</strong><br />

3, was ebenfalls mit einer ausgeprägteren Polarisation <strong>der</strong> Ladungsdichte von <strong>Alanin</strong> 1 <strong>und</strong> 2<br />

einher geht.<br />

Das zusätzliche Schwefelatom in den <strong>Cystein</strong>-Konformationen ist entsprechend seiner Hybridisierung<br />

von einem p-förmigen Orbital umgeben. Der Transfer des Wasserstoffatoms von <strong>der</strong><br />

Restgruppe hin zur Carboxylgruppe ruft insbeson<strong>der</strong>e dort signifikante Umverteilungen in <strong>der</strong><br />

Ladungsdichte hervor.


4.4. ELEKTRONISCHE EIGENSCHAFTEN 85<br />

<strong>Glycin</strong> Ip: Gr<strong>und</strong>zustand vertikale Anregung adiabatische Anregung<br />

<strong>Glycin</strong> IIn: Gr<strong>und</strong>zustand vertikale Anregung adiabatische Anregung<br />

<strong>Glycin</strong> IIp: Gr<strong>und</strong>zustand vertikale Anregung adiabatische Anregung<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.18: Flächen gleicher Ladungsdichte <strong>der</strong> drei stabilsten Konformationen des <strong>Glycin</strong>.<br />

Die linke Spalte enthält stets die <strong>Ab</strong>bildung des HOMO- (rot) bzw. LUMO-Anteils (blau) <strong>der</strong><br />

Gesamtladungsdichte. Die mittlere Spalte zeigt die jeweils einfach besetzten Elektronenzustände<br />

(SOMOs) bei vertikaler Elektron-Loch-Paar-Anregung. Die rechte Spalte gibt die Verteilung <strong>der</strong><br />

SOMOs nach einer adiabatischen Relaxation wie<strong>der</strong>.


86 KAPITEL 4. AB-INITIO-RECHNUNGEN ZU GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN<br />

<strong>Alanin</strong> 1: Gr<strong>und</strong>zustand vertikale Anregung adiabatische Anregung<br />

<strong>Alanin</strong> 2: Gr<strong>und</strong>zustand vertikale Anregung adiabatische Anregung<br />

<strong>Alanin</strong> 3: Gr<strong>und</strong>zustand vertikale Anregung adiabatische Anregung<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.19: Flächen gleicher Ladungsdichte <strong>der</strong> drei stabilsten Konformationen des <strong>Alanin</strong>.<br />

Die linke Spalte enthält stets die <strong>Ab</strong>bildung des HOMO- (rot) bzw. LUMO-Anteils (blau) <strong>der</strong><br />

Gesamtladungsdichte. Die mittlere Spalte zeigt die jeweils einfach besetzten Elektronenzustände<br />

(SOMOs) bei vertikaler Elektron-Loch-Paar-Anregung. Die rechte Spalte gibt die Verteilung <strong>der</strong><br />

SOMOs nach einer adiabatischen Relaxation wie<strong>der</strong>.


4.4. ELEKTRONISCHE EIGENSCHAFTEN 87<br />

<strong>Cystein</strong> 1: Gr<strong>und</strong>zustand vertikale Anregung adiabatische Anregung<br />

<strong>Cystein</strong> 2: Gr<strong>und</strong>zustand vertikale Anregung adiabatische Anregung<br />

<strong>Cystein</strong> 3: Gr<strong>und</strong>zustand vertikale Anregung adiabatische Anregung<br />

<strong>Ab</strong>bildung 4.20: Flächen gleicher Ladungsdichte <strong>der</strong> drei stabilsten Konformationen des <strong>Cystein</strong>.<br />

Die linke Spalte enthält stets die <strong>Ab</strong>bildung des HOMO- (rot) bzw. LUMO-Anteils (blau) <strong>der</strong><br />

Gesamtladungsdichte. Die mittlere Spalte zeigt die jeweils einfach besetzten Elektronenzustände<br />

(SOMOs) bei vertikaler Elektron-Loch-Paar-Anregung. Die rechte Spalte gibt die Verteilung <strong>der</strong><br />

SOMOs nach einer adiabatischen Relaxation wie<strong>der</strong>.


88 KAPITEL 4. AB-INITIO-RECHNUNGEN ZU GLYCIN, ALANIN UND CYSTEIN


Kapitel 5<br />

Zusammenfassung<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit wurden die strukturellen, energetischen, dynamischen <strong>und</strong> elektronischen<br />

Eigenschaften von insgesamt 38 Konformationen <strong>der</strong> Aminosäuren <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Cystein</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Dichtefunktionaltheorie untersucht. Erstmals wurden dabei die Eigenschaften<br />

dieser Moleküle unter Verwendung eines Ebenen-Wellen-Codes (VASP) mit periodischen<br />

Randbedingungen (Superzellenmethode) berechnet, welcher sich im Vergleich zu den<br />

meisten quantenchemischen Methoden basierend auf lokalisierten Basisfunktionen durch eine<br />

höhere numerische Effizienz auszeichnet. Für den überwiegenden Teil <strong>der</strong> <strong>Untersuchungen</strong> wurde<br />

eine semi-lokale Näherung für das Austausch-Korrelations-(xc)-Funktional verwendet, die<br />

verallgemeinerte Gradientenapproximation (GGA). Zu Vergleichszwecken erfolgten aber auch<br />

Rechnungen im Rahmen <strong>der</strong> Lokalen-Dichte-Näherung (LDA) sowie unter Verwendung nichtlokaler<br />

Hybridfunktionale (PBE0, HSE).<br />

Die systematische Herangehensweise <strong>der</strong> Arbeit mit sukzessive zunehmen<strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Restgruppe<br />

(R) von <strong>der</strong> einfachsten Aminosäure <strong>Glycin</strong> (R = H) über <strong>Alanin</strong> (R = CH 3 ) bis hin<br />

zum komplexen Molekül <strong>Cystein</strong> (R = CH 2 -SH) erlaubte ein molekülübergreifendes Verständnis<br />

verschiedener Effekte bei <strong>der</strong> numerischen Behandlung von Aminosäuren mit <strong>der</strong> beschriebenen<br />

Methode. Diese Effekte, zumeist hervorgerufen durch das Auftreten einer intramolekularen<br />

Wasserstoffbrückenbindung vom Typ N· · · H−O, betrafen nur eine geringe Zahl <strong>der</strong> betrachteten<br />

Molekülgeometrien, so dass in vielen Fällen sehr gute Übereinstimmungen mit vorhandenen<br />

experimentellen Daten sowie den drastisch aufwendigeren quantenchemischen Methoden erzielt<br />

<strong>und</strong> zum Teil vielversprechende Vorhersagen gemacht werden konnten.<br />

Beginnend mit <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> strukturellen <strong>und</strong> energetischen Eigenschaften wurden<br />

zunächst die Molekülgeometrien in <strong>der</strong> Gasphase untersucht, welche aus den torsionalen Freiheitsgraden<br />

<strong>der</strong> Aminosäuren hervorgehen. Die Strukturoptimierung auf möglichst stabile Atomanordnungen<br />

<strong>der</strong> betrachteten 13 <strong>Glycin</strong>-, 10 <strong>Alanin</strong>- <strong>und</strong> 15 <strong>Cystein</strong>-Konformationen lieferte<br />

für alle kovalenten Bindungen Geometrieparameter, die sehr gut mit denen aus Elektronenbeugungs-Experimenten<br />

o<strong>der</strong> deutlich aufwendigeren quantenchemischen Methoden übereinstimmen.<br />

Die aus den DFT-Rechnungen ebenfalls gewonnenen relativen Konformationsenergien<br />

zeigen in vielen Fällen trotz <strong>der</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich verschiedenen Herangehensweisen Resultate<br />

im Einklang mit Ergebnissen störungstheoretischer Ansätze. In Einzelfällen, <strong>und</strong> zwar für<br />

Molekülgeometrien, die eine Wasserstoffbrücke N· · · H−O enthalten, wurde eine energetische<br />

Unterschätzung von ca. 0.1 eV festgestellt. Es konnte gezeigt werden, dass dieser Effekt mit<br />

einer Überschätzung <strong>der</strong> Bindungsenergie <strong>der</strong> Wasserstoffbrücke in <strong>der</strong> DFT-GGA einhergeht.<br />

Bestätigt wurde dies durch Rechnungen unter Verwendung mo<strong>der</strong>ner Ansätze zur Näherung des<br />

xc-Funktionals (PBE0, HSE) <strong>und</strong> dem damit verb<strong>und</strong>enen Einbezug exakten Austauschs, in<br />

89


90 KAPITEL 5. ZUSAMMENFASSUNG<br />

welchen diese vereinzelt auftretenden Energieshifts drastisch reduziert wurden. Auch das Auftreten<br />

vergleichsweise hoher Dipolmomente (4.8 - 6.3 D) stellte sich als struktureller Effekt <strong>der</strong><br />

Aminosäuren heraus: Das Auftreten <strong>der</strong> Wasserstoffbrücke N· · · H−O führt zu einer starken Polarisation<br />

<strong>der</strong> Ladungsdichte um die involvierten Atome, was sich in einem starken Dipolvektor<br />

manifestiert, <strong>der</strong> stets parallel zur Molekülebene liegt, die durch den N· · · H−O geschlossenen<br />

atomaren Ring definiert wird.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Untersuchung dynamischer Eigenschaften von Aminosäuren wurden die vollständigen<br />

Infrarot-Spektren <strong>der</strong> stabilsten Konformationen von <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> mit Hilfe<br />

<strong>der</strong> Frozen-Phonon-Methode berechnet. Diese umfasst sowohl die Bestimmung <strong>der</strong> Vibrationseigenfrequenzen<br />

des Systems als auch die Quantifizierung <strong>der</strong> zugehörigen Peak-Intensitäten mit<br />

Hilfe des dynamischen Dipolmoments. Das numerische Resultat ist ein IR-Spektrum im Frequenzbereich<br />

von 100-4000 cm −1 , das direkt mit experimentell gewonnenen Spektren, zum Beispiel<br />

mittels Matrixisolations-Spektroskopie, verglichen werden kann. Diese Gegenüberstellung<br />

zeigte für die betrachteten <strong>Glycin</strong>- <strong>und</strong> <strong>Alanin</strong>-Spektren ausgezeichnete Übereinstimmungen im<br />

nie<strong>der</strong>frequenten Bereich bis 1770 cm −1 . Im darüberliegenden Frequenzbereich nahm die Genauigkeit<br />

leicht ab, was mit <strong>der</strong> hier eingeschränkten Gültigkeit <strong>der</strong> harmonischen Näherung<br />

zusammenhängt. Dies ist auch insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong> dafür, dass quantenchemische Verfahren<br />

wie MP2 o<strong>der</strong> DFT-B3LYP trotz des drastisch erhöhten Rechenaufwands keine Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse in diesem Frequenzbereich erreichen; für N· · · H−O geb<strong>und</strong>ene Strukturen<br />

ist sogar Gegenteiliges <strong>der</strong> Fall: Das in dieser Arbeit mit GGA-PW91-Näherung berechnete<br />

IR-Spektrum <strong>der</strong> <strong>Glycin</strong>- <strong>und</strong> <strong>Alanin</strong>-Konformere reproduziert das experimentelle Spektrum<br />

deutlich besser als vergleichbare Rechnungen mit einem stärkeren nicht-lokalen Ansatz für die<br />

xc-Energie. Das Auftreten von gedämpften Intensitäten im nie<strong>der</strong>frequenten Bereich <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Frequenzshift einzelner Peaks konnte ebenfalls mit geometrischen Aspekten <strong>der</strong> Molekülkonformationen<br />

in Zusammenhang gebracht werden. Die somit erfolgreich bestimmten Spektren<br />

von <strong>Glycin</strong>- <strong>und</strong> <strong>Alanin</strong>-Konformeren versprechen ebenfalls eine hohe Qualität <strong>der</strong> berechneten<br />

<strong>Cystein</strong>-Spektren. Letztere dienen einerseits als Vorhersage für ensprechende IR-Messungen an<br />

isolierten <strong>Cystein</strong>-Konformeren, erlauben an<strong>der</strong>erseits aber auch zum Beispiel die Interpretation<br />

von <strong>Cystein</strong>-Substratspektren sowie die Beantwortung von Fragen allgemeineren Interesses. Hierzu<br />

gehört z.B. die Suche nach <strong>Cystein</strong>molekülen in interstellaren Wolken mittels IR-Spektren,<br />

wie sie bereits erfolgreich im Falle des <strong>Glycin</strong>s durchgeführt wurde.<br />

Die abschließende Untersuchung elektronischer Eigenschaften von Aminosäuremolekülen mit<br />

Hilfe <strong>der</strong> vorgestellten ∆SCF-Methode bezog sich zunächst auf die Berechnung vertikaler Ionisierungsenergien.<br />

Diese konnten für die drei stabilsten Konformationen von <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> ebenfalls mit sehr guter Übereinstimmung zu experimentellen Daten bestimmt<br />

werden. Als problematisch stellte sich die Berechnung <strong>der</strong> Elektronenaffinitäten heraus. Die<br />

theoretische Beschreibung <strong>der</strong> dabei auftretenden sehr diffusen Orbitale sollte dabei für einen<br />

Ebenen-Wellen-Ansatz kein gr<strong>und</strong>legendes Problem sein, da hier ja die Lösung gerade in <strong>der</strong><br />

Basis freier Elektronenzustände entwickelt wird. Dennoch bedarf es an dieser Stelle weiterer<br />

<strong>Untersuchungen</strong>, die insbeson<strong>der</strong>s eine Verbesserung <strong>der</strong> Monopolkorrektur <strong>der</strong> vorgestellten<br />

Methode beinhalten sollten. Des Weiteren wurden Elektron-Loch-Paar-Anregungen in den drei<br />

stabilsten Konformeren von <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong> untersucht, die sowohl im Sinne eines<br />

vertikalen als auch adiabatischen Prozesses die Bestimmung des zugehörigen Stokes-Shiftes zuließen,<br />

welcher im Zusammenhang mit Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Molekülgeometrie, induziert durch die<br />

Anregung, diskutiert werden konnte. Insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf eine anschließende Arbeit zu<br />

Transporteigenschaften von Aminosäuren <strong>und</strong> Peptidketten konnte gezeigt werden, dass mit Hilfe<br />

von Hybridfunktionalen für die Näherung von Austausch <strong>und</strong> Korrelation die DFT-typische


91<br />

Unterschätzung des HOMO-LUMO-Gaps deutlich verbessert werden kann.<br />

Die eigentliche Stärke einer DFT-Implementierung basierend auf ebenen Wellen <strong>und</strong> den damit<br />

verb<strong>und</strong>enen periodischen Randbedingungen, liegt in <strong>der</strong> Untersuchung unendlich ausgedehnter<br />

Strukturen wie Festkörper. In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass damit allerdings<br />

auch strukturelle, energetische, dynamische <strong>und</strong> elektronische Eigenschaften von Aminosäuremolekülen<br />

in <strong>der</strong> Gasphase mit hoher Genauigkeit berechnet werden können. Dies erlaubt<br />

nun in einer fortführenden Arbeit die Untersuchung einer Kombination von Bulk-Material <strong>und</strong><br />

Molekül in Form eines Aminosäure-Substrat-Kontakts. Letzteres kann als Benchmarksystem für<br />

neue Ansätze in <strong>der</strong> Nanoelektronik angesehen werden.<br />

Zudem wurde in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit auch ein Problembewußtsein für die theoretische Beschreibung<br />

spezieller Wasserstoffbrückenbindungen mit Hilfe <strong>der</strong> Dichtefunktionaltheorie vertieft,<br />

welches in allen Molekülen, die eine Amino- <strong>und</strong> eine Carboxylgruppe besitzen, zu berücksichtigen<br />

ist. Ein vielversprechen<strong>der</strong> Weg zur Verbesserung <strong>der</strong> Methode hinsichtlich dieses Effektes<br />

wurde ebenfalls aufgezeigt, <strong>und</strong> so möchte ich, insbeson<strong>der</strong>e mit Blick auf die Diagramme<br />

in <strong>Ab</strong>bildung 4.8, meine Arbeit mit den Worten Goethes schließen:<br />

,,In den Wissenschaften ist viel Gewisses, sobald man sich von den<br />

Ausnahmen nicht irre machen lässt <strong>und</strong> die Probleme zu ehren weiß.”<br />

Johann Wolfgang von Goethe


92 KAPITEL 5. ZUSAMMENFASSUNG


Anhang A<br />

Parametrisierung von PW86<br />

Zur Vollständigkeit werden hier noch die in <strong>Ab</strong>schnitt 2.3.4 unberücksichtigten Parameter des<br />

xc-Funktionals in PW86-Näherung angegeben. Die Verstärkungsfunktion F x (s) ist durch<br />

m = 1 , b = 14 <strong>und</strong> c = 0.2<br />

15 (A.1)<br />

eindeutig bestimmt. Sie geht für s −→ 0 in die Beschreibung des homogenen Elektronengases<br />

über, so dass in diesem Grenzfall näherungsweise F x (s) = 1 + 0.0864s 2 gilt.<br />

Im Korrelationsfunktional enthalten sind die parametrisierten Funktionen<br />

Φ = 1.745<br />

mit den Koeffizienten<br />

C(∞) |∇n| ˜f<br />

C(n) n 7/6 , C(n) = a + b + αr s + βrs<br />

2<br />

1 + γr s + δrs 2 + 104 βrs<br />

3<br />

a = 0.001667, b = 0.002568, α = 0.023266,<br />

(A.2)<br />

(A.3)<br />

β = 7.389 × 10 −6 , γ = 8.723, δ = 0.472.<br />

(A.4)<br />

Der Parameter ˜f ist dabei auf die korrekte Beschreibung <strong>der</strong> Korrelationsenergie des Neon-<br />

Atoms optimiert.<br />

Im Sinne einer Erweiterung auf spin-polarisierte Systeme gemäß<br />

E xc [n + ,n − ] = 1 2 E xc[2n + ] + 1 2 E xc[2n − ]<br />

(A.5)<br />

interpoliert die Größe d bezüglich des Grades <strong>der</strong> Spinpolarisation ζ mit<br />

[ (1 ) + ζ 5/3 ( ) ]<br />

1 − ζ<br />

5/3<br />

d = 2 1/3 . (A.6)<br />

2 2<br />

93


94 ANHANG A. PARAMETRISIERUNG VON PW86


Anhang B<br />

Møller-Plesset-Verfahren zweiter<br />

Ordnung (MP2)<br />

Die in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit berechneten strukturellen <strong>und</strong> energetischen Eigenschaften von<br />

<strong>Glycin</strong>-, <strong>Alanin</strong>- <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong>-Konformationen wurden häufig mit quantenchemischen MP2-<br />

Rechnungen verglichen. Im folgenden <strong>Ab</strong>schnitt soll die gr<strong>und</strong>legende Idee <strong>und</strong> die Zuverlässigkeit<br />

dieses Verfahrens diskutiert werden.<br />

Die Hartee-Fock-Methode liefert bei <strong>der</strong> ab <strong>initio</strong>-Berechnung von Gr<strong>und</strong>zustandsenergien lokalisierter<br />

Systeme wie Atome <strong>und</strong> Moleküle aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> exakten Berücksichtigung <strong>der</strong> Austauschenergie<br />

häufig vergleichsweise genaue Resultate. Spielt in <strong>der</strong>artigen Systemen jedoch die<br />

Korrelationsenergie <strong>der</strong> Elektronen eine nicht vernachlässigbare Rolle, so bedarf es einer Verbesserung<br />

dieser Näherung. Eine Möglichkeit zur Korrektur von HF-Selbstkonsistenzrechnungen<br />

wurde 1934 von Møller <strong>und</strong> Plesset vorgestellt [137]. Diese folgt einem Ansatz zeitunabhängier<br />

Störungstheorie, wobei sich <strong>der</strong> MP2-Hamiltonian H MP2 aus einem ungestörten Anteil H 0 , <strong>der</strong><br />

sich aus <strong>der</strong> Summe von N-Einelektronen-Fock-Operatoren F i ergibt, <strong>und</strong> einem Störoperator<br />

˜H, dem sogenannten Fluktuationspotential, zusammensetzt:<br />

H MP2 = H 0 + ˜H, H 0 =<br />

N∑<br />

F i .<br />

i=1<br />

(B.1)<br />

Das Standardverfahren <strong>der</strong> Rayleigh-Schrödinger-Störungstheorie gewichtet nun den Störoperator<br />

˜H mit einem Ordnungsparameter λ ∈ [0,1] <strong>und</strong> entwickelt die exakten Eigenwerte E <strong>und</strong><br />

Eigenfunktionen Ψ nach Potenzen von λ:<br />

Ψ = Ψ 0 + λ 1 Ψ 1 + λ 2 Ψ 2 + λ 3 Ψ 3 + ...<br />

(B.2)<br />

E = Ẽ0 + λ 1 Ẽ 1 + λ 2 Ẽ 2 + λ 3 Ẽ 3 + ... (B.3)<br />

Ẽ n = 〈Ψ 0 | ˜H|Ψ n−1 〉 mit n = 1,2,3,... (B.4)<br />

Der Energieterm nullter Ordnung Ẽ0 = ∑ i ε i ist lediglich die Summe <strong>der</strong> Einteilchen-Fock-<br />

Energien ε i . Die Hinzunahme <strong>der</strong> Energiekorrektur erste Ordnung Ẽ1 = 〈Ψ 0 | ˜H|Ψ 0 〉 reproduziert<br />

die Hartree-Fock-Energie. Eine über die Hartree-Fock-Approximation hinausgehende Näherung<br />

erlaubt erst die Berücksichtigung des Korrekturterms zweiter Ordnung. Dieser ist gegeben als<br />

∑occ<br />

∑vir<br />

Ẽ 2 =<br />

i


96 ANHANG B. MØLLER-PLESSET-VERFAHREN ZWEITER ORDNUNG (MP2)<br />

<strong>und</strong> stellt die Anregung zweier Elektronen aus besetzten HF-Orbitalen in zwei unbesetzte virtuelle<br />

Orbitale dar.<br />

Bei <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> MP2-Methode muss <strong>der</strong> enorme Zeitaufwand zur Berechnung <strong>der</strong> Korrelationsenergie<br />

beachtet werden, <strong>der</strong> bei N Basisfunktionen mit O(N 5 ) skaliert. Mit einer Berücksichtigung<br />

von 80-90% <strong>der</strong> Korrelationsenergie [138] zählt dieses Verfahren jedoch noch zu den<br />

ökonomischsten <strong>der</strong> korrelierten quantenchemischen Methoden. Störungsterme n-ter Ordnung<br />

mit n > 2 werden nur sehr selten einbezogen, da dies mit einem extrem hohen Aufwand <strong>der</strong><br />

Ordnung O(N n+3 ) verb<strong>und</strong>en ist. Ein weiterer Gr<strong>und</strong> ist die nicht sichergestellte Konvergenz <strong>der</strong><br />

Störungsreihe: Eine Untersuchung des Konvergenzverhaltens <strong>der</strong> MPn-Gr<strong>und</strong>zustandenergien<br />

von H 2 O <strong>und</strong> NH 2 bis n = 48 zeigte eine sehr gute Konvergenz für Molekülstrukturen in <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>zustandsgeometrie [139]. Außerhalb <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>zustandsgeometrie führte die systematische<br />

Anwendung des MPn-Verfahrens jedoch mit zunehmenden n zu einer sehr schlechten Konvergenz<br />

bis hin zur Divergenz <strong>der</strong> Gesamtenergie. Doch auch schon bei den Konvergenzuntersuchungen<br />

an einzelnen Neonatomen wurde ein Divergieren <strong>der</strong> MPn-Reihe festgestellt, falls im Basissatz<br />

diffuse Orbitale vorhanden sind [140]. Diese Schwäche des Møller-Plesset-Verfahrens ist eng mit<br />

dem Umstand verb<strong>und</strong>en, dass es (im Gegensatz zu HF o<strong>der</strong> DFT) nicht auf einem Variationsprinzip<br />

für die Gr<strong>und</strong>zustandsenergie basiert, so dass auch eine Extrapolation auf unendlich viele<br />

Basisfunktionen o<strong>der</strong> Störungen höherer Ordnung im Allgemeinen keine verlässlichen Aussagen<br />

ermöglichen. Dennoch erzielt die MP2-Methode, auch aufgr<strong>und</strong> einer Fehlerkompensation im<br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> Beschränkung auf wenige Basisfunktionen, in <strong>der</strong> Praxis für viele Fälle<br />

Ergebnisse von sehr hoher Genauigkeit.


Anhang C<br />

Charakterisierung <strong>der</strong><br />

Schwingungsmoden<br />

Die folgenden drei Tabellen zeigen die berechneten Schwingungsfrequenzen in cm −1 von drei<br />

stabilen Konformationen von <strong>Glycin</strong>, <strong>Alanin</strong> <strong>und</strong> <strong>Cystein</strong>. Darüberhinaus wurde jede Vibrationsmode<br />

nach ihrem Schwing-ungtyp klassifiziert. Es ist darauf hinzuweisen, dass diese Einteilung<br />

bei nie<strong>der</strong>frequenten Schwingungen mit Vorsicht zu betrachten ist, da hier verschiedene<br />

Schwingungstypen innerhalb eines Moleküls auftreten <strong>und</strong> miteinan<strong>der</strong> gekoppelt sind.<br />

Folgende <strong>Ab</strong>kürzungen kommen dabei zur Anwendung:<br />

str stretching Streckschwingung<br />

rock rocking Pendelschwingung<br />

sciss scissoring Scherschwingung<br />

twist twisting Drehschwingung<br />

tor torsion Torsionsschwingung<br />

umbr umbrella Regenschirmschwingung<br />

wagg wagging Kippschwingung<br />

97


98 ANHANG C. CHARAKTERISIERUNG DER SCHWINGUNGSMODEN<br />

<strong>Glycin</strong><br />

Ip IIp IIIp Schwingungstyp<br />

33 24 56 O=C-O twist<br />

136 230 185 H 2 -N-C-C tor, N-C α-C sciss (out of plane)<br />

240 312 257 C α-C=O sciss, C α-C-O sciss, N-C α-C sciss<br />

446 C α-C-O sciss, N-C α-C sciss<br />

488 480 C α-C=O sciss, N-C α-C sciss<br />

488 516 494 H-C α-H rock<br />

628 570 C α -C-O sciss, N-C α-C sciss<br />

608 C α-C=O sciss, N-C α-C sciss<br />

647 686 C α -C-O-H tor<br />

788 N-C α-C asym str, O-C=O sciss, H-N-H wagg<br />

771 C α-N str, C α-C str, C-O str<br />

794 H-N-H 2 wagg, C α-C str<br />

864 C-C α-N 2 sciss, H-N-H wagg<br />

858 H-N-H wagg, C α-C str, C-O str<br />

872 H-C α-H rock, H-N-H rock<br />

874 H-N-H wagg, C α-C str<br />

876 871 H-C α-H, H-N-H rock<br />

916 C α-C-O-H tor<br />

1070 1103 C-O str, C α-C str, N-C α<br />

1046 N-C α str<br />

1129 1120 N-C α str<br />

1123 H-N-H twist, H-C α-H twist, N-C α-C sciss (out of plane)<br />

1146 1153 H-N-H twist, H-C α-H twist, N-C α-C sciss (out of plane)<br />

1174 C α-C-O asym str<br />

1252 H-C α-H wagg, N-C α str, C-O-H sciss<br />

1293 H-C α-H wagg, N-C α-C asym str<br />

1296 N-C α str, C-O-H sciss<br />

1298 H-N α-H twist, H−C α−H twist<br />

1309 H−C α−H wagg<br />

1341 H-N-H twist, H−C α−H twist<br />

1343 H-N-H twist, H−C α−H twist<br />

1344 H−C α−H wagg<br />

1387 C-O-H sciss, O-C=O sciss<br />

1394 1404 1395 H−C α−H sciss<br />

1616 1597 1617 H-N-H sciss<br />

1767 1796 1759 C=O str<br />

2981 3004 2985 H−C α−H str sym<br />

3017 3049 3023 H−C α−H str asym<br />

3239 O-H str<br />

3445 3487 H-N-H sym str<br />

3479 H-N-H sym str<br />

3516 3532 H-N-H asym str<br />

3559 H-N-H asym str<br />

3669 3666 O-H str


99<br />

<strong>Alanin</strong><br />

1 2 3<br />

Schwingungstyp<br />

36 ?<br />

34 55 N-C α-C-O tor, N-C α-C=O tor<br />

87 C-C α-N-H 2 tor<br />

198 192 C-C α-C β -H 3 tor, C-C α-N sciss<br />

198 C-C α-C β -H 3 tor<br />

232 215 C α-C β -C sciss, O-C=O wagg<br />

225 242 C α-C β -C sciss, C α-C-O sciss<br />

269 C α-C β -C sciss, C-C α-N-H−α<br />

284 284 C α-C=O sciss, C α-C β -C sciss, C-C α-N sciss<br />

327 C-C α-N sciss, C α-C-O sciss, O-H str<br />

367 369 357 C α-C β -N sciss<br />

473 C α-C-O sciss, C α-C β -N sciss<br />

507 511 C α-C=O sciss, C α-C β -N sciss<br />

591 619 577 N-C α-C sciss, O-C=O sciss<br />

621 584 C α-C β -C sciss, O-C=O sciss, C α-C-O-H tor<br />

712 C α-C-O 2 bend, C α-C=O 2 bend<br />

727 740 C α-C-O 2 bend, C α-C=O 2 bend, C α-C-O-H tor<br />

775 C α-C str, O=C-O sciss<br />

763 756 C α-C str<br />

831 C α-N str, H-N-H wagg<br />

854 838 H-N-H wagg, C α-N str<br />

912 C α-C β str, C α-C str, C α-N str<br />

903 898 C α-C β str,<br />

933 C α-C-O-H tor<br />

986 984 991 C α-C β str, C α-H bend<br />

1052 1024 1004 C α-C β -C sciss<br />

1077 C-O str, C α-N str<br />

1094 1114 C α-N str, C-O str<br />

1129 C α-C-O asym str, C-O-H sciss<br />

1144 N-C α-O asym str, H-N-H sciss<br />

1164 C α-C-O asym str<br />

1232 1226 N-C α-C 2 umbr sym, C α-H bend<br />

1229 N-C α-C 2 umbr asym, C α-H bend, C-O str<br />

1243 C-O-H sciss, C-C α-N sciss, C α-H bend<br />

1277 C α-C str, C α-H bend<br />

1282 C α-C str, C α-H bend, C-O-H sciss<br />

1301 1296 C-O-H sciss, C α-C, C α-H bend<br />

1302 C α-C β str, C α-H bend<br />

1344 1349 CH 3 umbr, C α-H bend<br />

1354 CH 3 umbr<br />

1356 CH 3 umbr, C α-H bend<br />

1364 CH 3 umbr, C α-H bend, C-O str<br />

1386 O=C-O sciss, C-O-H sciss<br />

1445 1442 1440 H-C-H sciss<br />

1452 1455 1452 H-C-H sciss<br />

1617 1601 1618 H-N-H sciss<br />

1756 1790 1749 C α=O str<br />

2978 2971 2981 H-C-H sym str, C α-H str<br />

2985 2980 3015 C α-H str, CH 3 sym str<br />

3065 3046 3060 H-C β -H 2 asym str<br />

3095 3076 3074 H-C β -H 2 asym str<br />

3251 O-H str<br />

3424 3449 H-N-H sym str<br />

3466 H-N-H sym str<br />

3505 3530 H-N-H asym str<br />

3546 H-N-H asym str<br />

3673 3682 O-H str


100 ANHANG C. CHARAKTERISIERUNG DER SCHWINGUNGSMODEN<br />

<strong>Cystein</strong><br />

1 2 3<br />

Schwingungstyp<br />

83 60 55 C β -C α-C-O tor, C β -C α-C-O tor<br />

87 81 C-C α-C β -S tor<br />

91 C β -C α-C-O tor<br />

148 154 S-C α-C β sciss, H-N-H rock<br />

194 C α-C β -S sciss, O=C-C α-N tor<br />

164 182 C-C α-C β sciss, H-N-H rock, C α-C β -S sciss<br />

256 C-C α-C β sciss<br />

225 C β -S-H sciss<br />

227 C β -S-H sciss, C α-C β -S-H tor<br />

297 C α-C β -S-H tor<br />

288 273 C-C α-N sciss, C α-C=O sciss, C α-C-O sciss<br />

347 C-C α-N sciss, C α-C-O sciss<br />

331 C α-C β -S-H tor<br />

333 C β -C α-N sciss<br />

373 C-C α-N-H 2 tor<br />

478 376 438 O-C=O wagg, C β -C α-N sciss<br />

487 469 C α-C-O sciss, C-C α-C β sciss<br />

512 C α-C=O sciss<br />

554 C-C α-N sciss, C α-C-O sciss<br />

556 C α-C=O sciss, C-C α-N sciss<br />

599 C α-C-O 2 umbr, C α-C-O-H tor<br />

619 O-C=O sciss, C β -S str<br />

649 634 C β -S str<br />

682 658 C β -S str, C α-C-O-H tor<br />

732 C α-C str, O-C=O sciss<br />

740 711 C α-C-O 2 umbr<br />

757 C α-C β -S sym str, C α-N str<br />

756 C α-N str, C α-C β -S sym str<br />

777 C-C α-C β sym str, C α-N str, C β -S str<br />

805 C α-C-O 2 umbr<br />

812 C α-N str, C-C α-C β sciss<br />

856 814 C α-N str, C β -S str, C-C α-C β sciss<br />

880 C-C α-N asym str, N-H 2 wagg<br />

887 C α-N str, N-H 2 wagg<br />

934 C α-C-O-H tor, C β -C α-N sym str<br />

919 927 C α-C β str, C β -S-H sciss<br />

945 C-C α-C β asym str, C β -S-H sciss, C α-C-O-H tor<br />

1018 972 1005 C-C α-C β asym str, C β -S-H sciss<br />

1076 C β -C α-N asym str<br />

1082 1079 C-O str<br />

1123 1106 1108 C α-N str, C β -H bend, C α-H bend<br />

1126 1142 C α-N str, C α-C β str<br />

1174 C α-C-O asym str<br />

1195 C α-H bend, H-C β -H wagg, C-O-H sciss<br />

1195 1218 C α-C β str, C β -H bend, C α-H bend<br />

1231 C-C α-C β asym str, C β -H bend<br />

1252 H-C β -H wagg, C α-N str<br />

1254 C-O-H sciss, C α-H bend, C β -H bend<br />

1278 1265 1269 H-C β -H wagg, C α-H bend<br />

1292 1317 C-O-H sciss, C α-C str, C α-H bend<br />

1343 C α-H bend, C α-C β str, C α-N str<br />

1367 1335 C α-C β str, C α-N str, C α-H bend<br />

1390 C-O-H sciss, C-O str, H-C β -H sciss<br />

1396 H-C β -H sciss, C-O-H sciss, C-O, str<br />

1420 1404 H-C β -H sciss<br />

1594 1622 1611 H-N-H sciss<br />

1781 1753 1761 C=O str<br />

2625 2595 2619 S-H str<br />

2979 2931 C α-H str<br />

2992 (C α-H str, C β -H str) sym<br />

3011 (C α-H str, C β -H str) asym<br />

3013 3035 H-C β -H sym str<br />

3070 3072 3097 H-C β -H asym str<br />

3240 O-H str<br />

3444 3438 H-N-H sym str<br />

3417 H-N-H sym str<br />

3534 3498 H-N-H asym str<br />

3529 H-N-H asym str<br />

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Letters 261, 369 (1996).


110 LITERATURVERZEICHNIS


Danksagung<br />

Ich bedanke mich herzlich bei Prof. Friedhelm Bechstedt für die zahlreichen vertiefenden <strong>und</strong><br />

sehr motivierenden Diskussionen während <strong>der</strong> Entstehungszeit dieser Arbeit. Er war <strong>und</strong> ist stets<br />

bemüht, seine Diplomanden, <strong>und</strong> so auch mich, über das Anfertigen <strong>der</strong> Diplomarbeit hinaus<br />

auf eine spätere Tätigkeit in <strong>der</strong> Forschung vorzubereiten, wovon ich sehr profitiert habe.<br />

Ebenso danke ich Prof. Wolf Gero Schmidt von <strong>der</strong> Theoretischen Physik Pa<strong>der</strong>born für die<br />

Vermittlung dieses Diplomarbeitsthemas <strong>und</strong> <strong>der</strong> damit verb<strong>und</strong>enen Einführung in ein Wissenschaftsgebiet<br />

voller interessanter Fragen <strong>und</strong> vielseitiger Forschungspotentiale. Dankenswerterweise<br />

erklärte er sich als Zweitgutachter dieser Arbeit bereit.<br />

Für die ,,Betreuung vor Ort”bin ich Dr. Karsten Hannewald, Martin Preuss <strong>und</strong> Frank Ortmann<br />

sehr zu Dank verpflichtet. Ihre kompetente <strong>und</strong> stets hilfsbereite Unterstützung ermöglichten mir<br />

eine produktive Arbeitsweise in sehr angenehmer Atmosphäre. Zudem danke ich ihnen, für zahlreiche<br />

Anregungen bei <strong>der</strong> Erstellung meines Manuskripts <strong>und</strong> für die spätere Durchsicht des<br />

selbigen.<br />

Des Weiteren möchte ich mich auch bei allen Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Kommilitonen bedanken, die mir<br />

während <strong>der</strong> Diplomphase treue Begleiter waren <strong>und</strong> mit Rat <strong>und</strong> Tat zur Seite standen.<br />

Über die Hilfe im letzten Studienjahr hinausgehend gilt meinen Eltern ein ganz beson<strong>der</strong>er<br />

Dank, da sie mir das Studium nicht nur finanziell ermöglichten, son<strong>der</strong>n auch eine durch nichts<br />

zu ersetzende ideelle Unterstützung waren.<br />

111


112 LITERATURVERZEICHNIS


Selbständigkeitserklärung<br />

Ich erkläre, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig verfasst <strong>und</strong> keine an<strong>der</strong>en als die angegebenen<br />

Quellen <strong>und</strong> Hilfsmittel verwendet habe.<br />

Jena, den 11. September 2006<br />

..............................................................<br />

Robert Maul<br />

113

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