Aktueller Artikel: Plastikmüll im Meer - IFZ
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Technologie & Politik<br />
Internationalen Seeschifffahrtsorganisation<br />
(IMO) den Eintrag von Kunststoffabfällen<br />
ins <strong>Meer</strong>, aber viele andere Stofffraktionen,<br />
zum Beispiel Lebensmittelabfälle, Holz,<br />
Papier, Glas und Metall können mit<br />
Abstand zur Küste ganz legal ins <strong>Meer</strong><br />
entsorgt werden. Das hat in der Vergangenheit<br />
<strong>im</strong>mer wieder zu Missbrauch geführt.<br />
Viel zu oft sind Plastikabfälle zusammen<br />
mit anderem Müll in den schiffseigenen<br />
Schreddern gelandet und illegal <strong>im</strong> <strong>Meer</strong><br />
verklappt worden. Damit soll jedoch in der<br />
Zukunft Schluss sein. Die IMO überarbeitet<br />
aktuell den relevanten Anhang V des<br />
MARPOL-Abkommens. So soll bald jeglicher<br />
Eintrag von Abfällen mit Ausnahme<br />
von Essensresten, nicht-schädlichem Putzwasser<br />
und best<strong>im</strong>mten Ladungsrückständen<br />
verboten sein. Wichtig dabei ist jedoch<br />
auch, die entsprechenden Kapazitäten für<br />
die Umsetzung und die dringend notwendigen<br />
Kontrollen auf See aufzubauen,<br />
damit die überfällige und von vielen<br />
Umweltverbänden seit langer Zeit geforderte<br />
Novellierung des Anhangs V nicht in<br />
den Weiten der Ozeane verloren geht.<br />
Mit der aktuellen Reform in der IMO muss<br />
die Überarbeitung der europäischen Richtlinie<br />
über Hafenauffangeinrichtungen für<br />
Schiffsabfälle und Ladungsrückstände<br />
(2000/59/EG) einher gehen. Die Richtlinie<br />
soll sicherstellen, dass ausreichend Kapazitäten<br />
zur Müllentsorgung in den Häfen<br />
zur Verfügung stehen und die Abgabe und<br />
Entsorgung reibungslos funktioniert. In<br />
der Praxis aber haben vage Formulierungen<br />
und eine unzureichende Ordnung der<br />
Kompetenzen zu einer sehr uneinheitlichen<br />
Abfallentsorgung in den europäischen<br />
Häfen geführt. Ein Grund dafür ist,<br />
dass die Umsetzung in der Hand der<br />
Hafenbetreiber liegt, also bei den Kommunen<br />
oder auch privaten Hafenbetreibern.<br />
Kernpunkte der Kritik sind fehlende Auflagen<br />
für die Abfallbewirtschaftungspläne,<br />
eine zwischen den Häfen unterschiedliche<br />
Gebührenordnung und ein bisweilen<br />
kompliziertes Meldeverfahren. Zwar gibt es<br />
auch Ausnahmen und positive Ansätze,<br />
wie die Häfen von Rotterdam oder Malmö-<br />
Kopenhagen zeigen und das sogenannte<br />
„no-special-fee“-System der Helsinki-<br />
Konvention, das Übereinkommen zum<br />
Schutz der <strong>Meer</strong>esumwelt der Ostsee,<br />
welches die Müllgebühren über die<br />
regulären Hafengebühren abdeckt. Aber<br />
insgesamt ist Europa weit von einem<br />
einheitlichen und effektiven Abfallsystem<br />
in den Seehäfen entfernt. Dies offenbarte<br />
bereits 2005 die Carl-Bro-Studie nach der<br />
Analyse von 50 ausgewählten europäischen<br />
Seehäfen. Eine noch unveröffentlichte<br />
NABU-Studie bestätigt das für Deutschland.<br />
Auch Europas <strong>Meer</strong>e sind betroffen<br />
Wer denkt, dass Müll <strong>im</strong> <strong>Meer</strong> ein weit<br />
entferntes Problem ist, der irrt. Auch in<br />
Europa, in der Nord- und Ostsee, aber<br />
insbesondere <strong>im</strong> Mittelmeer schreitet die<br />
Vermüllung unaufhaltsam voran.<br />
Geschätzte 20.000 Tonnen Abfälle landen<br />
so jedes Jahr allein in der Nordsee. Und<br />
würden Kommunen und Gemeinden<br />
nicht Millionen Euro in die regelmäßige<br />
Reinigung der Urlaubsstrände stecken,<br />
wäre ein Badeurlaub auf Sylt, Amrum oder<br />
Fehmarn ein wahrhaft schmutziges Vergnügen.<br />
Allein die Kommunen an der<br />
ostholsteinischen Ostseeküste Deutschlands<br />
wenden jedes Jahr mehr als 1,2<br />
Millionen Euro für die Strandreinigung<br />
auf. Das regionale Übereinkommen zum<br />
Schutz der <strong>Meer</strong>esumwelt des Nordost -<br />
atlantiks einschließlich der Nordsee<br />
(OSPAR) zählte durchschnittlich 712 Müllteile<br />
pro 100 Meter Küstenlinie, gut dreiviertel<br />
davon waren aus Plastik (Fleet<br />
2009). Trauriger Spitzenreiter unter den<br />
europäischen <strong>Meer</strong>en ist das Mittelmeer.<br />
Erst <strong>im</strong> Januar schätzten französische<br />
WissenschaftlerInnen des renommierten<br />
Instituts Ifremer, dass <strong>im</strong> Mittelmeer mehr<br />
als 250 Milliarden Plastikteile allein in den<br />
oberen 10-15 Zent<strong>im</strong>etern der Wassersäule<br />
treiben, mit möglicherweise fatalen Folgen<br />
für das ökologische Gleichgewicht des<br />
„Mare Nostrum“. Hauptverursacher sind<br />
vor allem der Tourismus und Freizeitaktivitäten<br />
am <strong>Meer</strong>, aber auch schlecht gereinigte<br />
Abwässer, die Schifffahrt und illegale<br />
Einleitungen. In der Ostsee gilt Müll nicht<br />
als das größte Umweltproblem. Zudem<br />
Soziale Technik 3/2011<br />
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