Brutvögel in den Salzwiesen - IKZM-D Lernen
Brutvögel in den Salzwiesen - IKZM-D Lernen
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Was wissen wir über <strong>den</strong> E<strong>in</strong>fluß der <strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung an<br />
der Nordseeküste auf <strong>Brutvögel</strong> ? S<strong>in</strong>d Nationalparkzielsetzung und<br />
Brutvogelschutz hier vere<strong>in</strong>bar ?<br />
Von Bernd Hälterle<strong>in</strong>, Nationalparkamt Schleswig-Holste<strong>in</strong>isches Wattenmeer<br />
Tönn<strong>in</strong>g, 13. März 2002<br />
Nationalparkziele<br />
"Nationalparke haben zum Ziel, im überwiegen<strong>den</strong> Teil ihres Gebiets <strong>den</strong> möglichst ungestörten Ablauf<br />
der Naturvorgänge <strong>in</strong> ihrer natürlichen Dynamik zu gewährleisten" (§ 24 Abs. 2 Bundesnaturschutzgesetz).<br />
Der besonderen Bedeutung des Prozessschutzes Rechnung tragend s<strong>in</strong>d die anderen dort aufgeführten<br />
Ziele demgegenüber nachrangig. Das Bestreben der Erhaltung e<strong>in</strong>es möglichst artenreichen<br />
heimischen Tier- und Pflanzenbestandes trägt weder Lebensräumen, die von Natur aus artenarm s<strong>in</strong>d,<br />
noch natürlichen Entwicklungen, die zu e<strong>in</strong>er Artenverr<strong>in</strong>gerung führen können, h<strong>in</strong>reichend Rechnung.<br />
Soweit der ungestörte Ablauf der Naturvorgänge <strong>in</strong> ihrer natürlichen Dynamik zu e<strong>in</strong>er Verdrängung bestimmter<br />
Arten führen sollte, wür<strong>den</strong> selbst arterhaltende Maßnahmen diesem Ziel, das <strong>den</strong> eigentlichen<br />
Schutzzweck bestimmt, entgegenlaufen.<br />
Entsprechend ist jeweils <strong>in</strong> § 2 der Nationalparkgesetze für das Schleswig-holste<strong>in</strong>ische, Niedersächsische<br />
und Hamburgische Wattenmeer der Schutzzweck bestimmt.<br />
Die deutschen Wattenmeernationalparke s<strong>in</strong>d größtenteils auch als besondere Schutzgebiete nach der<br />
EU-Vogelschutzrichtl<strong>in</strong>ie gemeldet. Gemäß Artikel 4 Abs. 1 soll daher durch besondere Schutzmaßnahmen<br />
h<strong>in</strong>sichtlich ihrer [natürlichen] Lebensräume auch das Überleben der <strong>in</strong> Anhang I aufgeführten<br />
Arten (z.B. Löffler, Kornweihe, Säbelschnäbler, Kampfläufer, Schwarzkopfmöwe, Lach-, Brand-, Fluß-,<br />
Küsten-, Zwergseeschwalbe, Sumpfohreule und Blaukehlchen) und ihre Vermehrung <strong>in</strong> ihrem Verbreitungsgebiet<br />
sichergestellt wer<strong>den</strong>.<br />
<strong>Salzwiesen</strong>entwicklung<br />
In Schleswig-Holste<strong>in</strong> wurde die Nutzung der <strong>Salzwiesen</strong>, deren <strong>in</strong>tensive Beweidung mit Schafen <strong>in</strong><br />
<strong>den</strong> 1970er und 1980er Jahren nahezu flächendeckend zu golfrasenähnlichen Verhältnissen geführt<br />
hatte, ab 1991 großflächig zurückgenommen und die flächenhafte künstliche Entwässerung (Begrüppung)<br />
e<strong>in</strong>gestellt, um hier wieder e<strong>in</strong>e natürliche Entwicklung zuzulassen. Insgesamt wur<strong>den</strong> <strong>in</strong>zwischen<br />
60 % der <strong>Salzwiesen</strong> im Nationalpark aus der Beweidung genommen, 18 % wer<strong>den</strong> extensiv, 22 %<br />
weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiv beweidet. Bezogen auf die Gesamtfläche der <strong>Salzwiesen</strong> des schleswigholste<strong>in</strong>ischen<br />
Wattenmeeres (<strong>in</strong>kl. der Halligen) von etwa 10.000 ha wer<strong>den</strong> 36 % der Flächen nicht,<br />
29 % extensiv und 35 % <strong>in</strong>tensiv beweidet. Weiterh<strong>in</strong> bewirtschaftet, zu e<strong>in</strong>em Großteil als R<strong>in</strong>derweide,
<strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung und <strong>Brutvögel</strong>, Hälterle<strong>in</strong>/ NPA Tönn<strong>in</strong>g 13.03.2002 - 2 -<br />
wer<strong>den</strong> mit Ausnahme der dortigen Vorländer vor allem die Hallig-<strong>Salzwiesen</strong> (Sommerpolder). In Niedersachsen,<br />
wo <strong>in</strong> <strong>den</strong> Vorländern auch e<strong>in</strong>e R<strong>in</strong>derbeweidung üblich ist, wur<strong>den</strong> größere Bereiche bereits<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> 1980er Jahren aus der Beweidung genommen.<br />
Im Zeitraum von 1988 bis 1996 war bei <strong>den</strong> <strong>Salzwiesen</strong> der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Festlandsküste<br />
e<strong>in</strong> Flächenzuwachs von ca. 10 % zu verzeichnen. Generell kam es zu e<strong>in</strong>em höheren Aufwuchs, der<br />
Ausbildung von Blütenaspekten und Samenreife auch bei verbiß- und vertrittempf<strong>in</strong>dlichen Pflanzenarten<br />
und e<strong>in</strong>em höheren Anteil von Schaftpflanzen gegenüber Gräsern, aber auch zu unterschiedlichen<br />
Entwicklungen der verschie<strong>den</strong>en Sukzessionsstadien der <strong>Salzwiesen</strong>. Ältere Stadien - Rotschw<strong>in</strong>gelzone/<br />
obere <strong>Salzwiesen</strong>bereiche -, aber auch die Pionierzone (Queller und Schlickgras mit e<strong>in</strong>em<br />
Deckungsgrad von m<strong>in</strong>d. 5 %) nahmen zu, die jüngeren Stadien - Andelzone/ untere <strong>Salzwiesen</strong>bereiche<br />
– g<strong>in</strong>gen flächenmäßig zurück (STOCK, M., S. GETTNER, J. KOHLUS & H. STUMPE 2001: Flächenentwicklung<br />
der Festlandsalzwiesen <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong>. - In: "Wattenmeermonitor<strong>in</strong>g 2000", Nationalparkamt<br />
Tönn<strong>in</strong>g).<br />
Natürliche <strong>Salzwiesen</strong> s<strong>in</strong>d bei differenzierter Betrachtung dynamische Lebensräume, auf <strong>den</strong>en die<br />
verschie<strong>den</strong>en Sukzessionsstadien <strong>in</strong> wechselnder Ausprägung meist mehr oder weniger kle<strong>in</strong>räumig<br />
immer nebene<strong>in</strong>ander zu f<strong>in</strong><strong>den</strong> s<strong>in</strong>d. Entsprechend <strong>den</strong> jeweiligen standörtlichen Bed<strong>in</strong>gungen, abhängig<br />
von Höhenlage, Überflutungshäufigkeit, Substrat etc. entstehen Pionier-, Gras- und<br />
Halbstrauchgesellschaften. Zu e<strong>in</strong>er Weiterentwicklung zu großflächigen Röhrichtbestän<strong>den</strong> oder Gehölzbestockung<br />
kommt es im Gegensatz zu b<strong>in</strong>nenländischen Flächen jedoch aufgrund des Salzgehaltes<br />
der Nordsee, deren Überflutungen die Vorländer prägen, jedoch nicht bzw. nur <strong>in</strong> brackwasserbee<strong>in</strong>flußten<br />
Bereichen. Grundsätzlich bleiben <strong>Salzwiesen</strong> im Nordseebereich auch ohne Management<br />
dauerhaft als solche erhalten.<br />
Konsequenzen für <strong>Brutvögel</strong><br />
„E<strong>in</strong> viel diskutiertes Problem ist das der Beweidung von Seevogelschutzgebieten. Die Frage nach dem<br />
"ja" oder "ne<strong>in</strong>" läßt sich nicht generell beantworten, sondern muß für die e<strong>in</strong>zelnen Gebiete und Brutvogelarten<br />
getrennt geklärt wer<strong>den</strong>. Weidevieh verursacht zwei wesentliche Störfaktoren: e<strong>in</strong>mal wer<strong>den</strong><br />
(wie zahlreiche Beobachtungen beweisen) viele Gelege und Kücken zertreten und zweitens wird<br />
die Vegetation so kurz gehalten, daß Enten und e<strong>in</strong>ige Limikolenarten im Frühjahr ke<strong>in</strong>e ausreichende<br />
Deckung zur Anlage ihrer Nester vorf<strong>in</strong><strong>den</strong>, diese dann leicht entdeckt und oft e<strong>in</strong> Opfer der Möwen<br />
oder des Raubwildes wer<strong>den</strong>." (NEHLS, H.W. 1969: Die gegenwärtige Situation des Seevogelschutzes<br />
an der mecklenburgischen Ostseeküste. - Naturschutzarb. <strong>in</strong> Mecklenburg 12, H. 1 + Jordsand-Mitt. 5,<br />
H. 1-4: 78 – 88).<br />
Mit diesen Ausführungen s<strong>in</strong>d wesentliche Gesichtspunkte bereits allgeme<strong>in</strong>gültig beschrieben. Die<br />
Entwicklung der <strong>Salzwiesen</strong> <strong>in</strong> vielen Gebieten der Ostseeküste verläuft jedoch schon aufgrund des ger<strong>in</strong>geren<br />
Salzgehaltes und der andersartigen Genese der Bö<strong>den</strong> anders als an der Nordsee. Noch weniger<br />
vergleichbar mit der <strong>Salzwiesen</strong>entwicklung an der Nordsee s<strong>in</strong>d die Verhältnisse <strong>in</strong> b<strong>in</strong>nenländischen<br />
Feuchtwiesen und auch die Verhältnisse <strong>in</strong> teilweise noch salzwasserbee<strong>in</strong>flußten Kögen wie<br />
dem Rickelsbüller oder Beltr<strong>in</strong>gharder Koog oder <strong>in</strong> <strong>den</strong> Flußästuaren s<strong>in</strong>d nicht ohne weiteres über-
<strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung und <strong>Brutvögel</strong>, Hälterle<strong>in</strong>/ NPA Tönn<strong>in</strong>g 13.03.2002 - 3 -<br />
tragbar. Die folgende Betrachtung der bisher vorliegen<strong>den</strong> Erkenntnisse über die Auswirkungen der<br />
Beweidung oder Nichtbeweidung von <strong>Salzwiesen</strong> vor dem H<strong>in</strong>tergrund der Zielsetzugen e<strong>in</strong>er natürlichen,<br />
unbee<strong>in</strong>flußten Entwicklung und des Schutzes als natürliches Brutgebiet für Vögel beschränkt<br />
sich daher auf die Außendeichsbereiche der Nordseeküste.<br />
Die Ergebnisse der vorliegen<strong>den</strong> und im Anhang jeweils kurz zusammengefaßten Untersuchungen und<br />
Ausarbeitungen lassen sich grob wie folgt zusammenfassen.<br />
Gesamtdichte<br />
Die Dichte an <strong>Brutvögel</strong>n <strong>in</strong>sgesamt ist <strong>in</strong> ungenutzten <strong>Salzwiesen</strong> immer am höchsten (ANDRESEN<br />
1989, GRAVE & LUTZ 2001/ <strong>in</strong> Vorb., HÜPPOP & HÜPPOP 1995, STOCK et al. 1992, THYEN 2000, THYEN &<br />
EXO 2001). Auf e<strong>in</strong>zelne Arten wird später noch genau e<strong>in</strong>gegangen.<br />
Artenzahl und Vielfalt<br />
Die Anzahl an Brutvogelarten ist <strong>in</strong> ungenutzten <strong>Salzwiesen</strong> ebenfalls <strong>in</strong> jedem Fall höher als <strong>in</strong> beweideten<br />
Flächen oder Mähwiesen (ANDRESEN 1989, ESKILDSEN et al. 2000, GRAVE & LUTZ 2001/ <strong>in</strong> Vorb.,<br />
THYEN 2000). Neben <strong>den</strong> Küsten- und Wiesenvogelarten, die auch <strong>in</strong> bewirtschafteten <strong>Salzwiesen</strong> brüten,<br />
kommen <strong>in</strong> Bracheflächen Arten h<strong>in</strong>zu, die zur Nestanlage auf höhere Vegetation angewiesen s<strong>in</strong>d<br />
(<strong>in</strong>sbesondere S<strong>in</strong>gvögel und Enten). E<strong>in</strong>ige S<strong>in</strong>gvogelarten benötigen auch als S<strong>in</strong>gwarten höhere<br />
Strukturen. E<strong>in</strong> Artenaustausch f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> der Regel nicht statt, alle Brutvogelarten beweideter oder gemähter<br />
<strong>Salzwiesen</strong> können die Flächen bei Nutzungsaufgabe grundsätzlich weiterh<strong>in</strong> nutzen. Da viele<br />
Brutvogelarten <strong>in</strong> Brachflächen nicht nur vere<strong>in</strong>zelt, sondern <strong>in</strong> mehr oder weniger hoher Dichte auftreten,<br />
ist hier auch die Vielfalt (Diversität) höher. Die Dom<strong>in</strong>anz e<strong>in</strong>zelner Arten ist dementsprechend weniger<br />
ausgeprägt. Bei extrem extensiver Beweidung können die Brutvogel-Verhältnisse ähnlich wie <strong>in</strong><br />
Brachen se<strong>in</strong> (SCHRADER <strong>in</strong> Vorb.).<br />
Schlupf- und Bruterfolg<br />
Der Schlupferfolg ist <strong>in</strong> vielen Fällen <strong>in</strong> unbeweideten Gebieten höher als <strong>in</strong> beweideten (GRAVE & LUTZ<br />
2001/ <strong>in</strong> Vorb., THYEN 2000, THYEN et al. 1998/ 2000). Insbesondere ist die Prädation, die zumeist die<br />
bedeutendste Verlustursache für Gelege und Jungvögel darstellt, <strong>in</strong> der Regel ger<strong>in</strong>ger. Hauptursache<br />
hierfür ist das Ausbleiben von Störungen durch Weidevieh, so daß Gelege und Jungvögel bei Abwesenheit<br />
der Altvögel seltener ungeschützt s<strong>in</strong>d. Es liegen auch H<strong>in</strong>weise darauf vor, daß Störungen <strong>in</strong><br />
unbeweideten Flächen weniger nachhaltig s<strong>in</strong>d, da die Altvögel bei drohender Gefahr länger auf dem<br />
Gelege verbleiben (GRAVE & LUTZ 2001). Bei vielen Arten bietet die bessere "Versteckheit" zum<strong>in</strong>dest<br />
gegenüber optisch orientierten Prädatoren (Vögel) Vorteile (THYEN & EXO <strong>in</strong> Vorb.). Direkte Verluste<br />
aufgrund von Vertritt durch Weidevieh spielen offenbar e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle. In e<strong>in</strong>igen Fällen<br />
wur<strong>den</strong> auch höhere Schlupferfolge <strong>in</strong> beweideten als <strong>in</strong> unbeweideten <strong>Salzwiesen</strong> festgestellt. Dies<br />
war teilweise auf e<strong>in</strong>zelne zufällige Prädationsereignisse zurückzuführen oder bei ger<strong>in</strong>gfügigen Höhenunterschie<strong>den</strong><br />
der Vergleichsflächen hochwasserbed<strong>in</strong>gt (THYEN et al. 1998).
<strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung und <strong>Brutvögel</strong>, Hälterle<strong>in</strong>/ NPA Tönn<strong>in</strong>g 13.03.2002 - 4 -<br />
Für <strong>den</strong> Aufzuchterfolg der Jungvögel und damit letztendlich für die Reproduktionsrate ist auch das höhere<br />
Nahrungsangebot <strong>in</strong> Form von Wirbellosen <strong>in</strong> unbeweideten <strong>Salzwiesen</strong> von Bedeutung, da sich<br />
längst nicht alle Jungvögel von Anfang an von Benthos <strong>in</strong> <strong>den</strong> Wattflächen ernähren können (BECKER<br />
1987).<br />
E<strong>in</strong>zelne Arten<br />
Für <strong>den</strong> Rotschenkel haben <strong>Salzwiesen</strong> e<strong>in</strong>e herausragende Bedeutung. In Großbritannien brütet die<br />
Hälfte des Landesbestandes <strong>in</strong> <strong>Salzwiesen</strong> (NORRIS 2000, NORRIS et al. 1997, 1998), ebenso war es im<br />
Bereich der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Westküste bereits Anfang der 1990er Jahre etwa die Hälfte des<br />
Bestandes (HÄLTERLEIN 1998). Zu Habitatansprüchen, Brutbiologie und Schlupferfolg des Rotschenkels<br />
wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> verschie<strong>den</strong>en <strong>Salzwiesen</strong>bereichen der Nordseeküste besonders <strong>in</strong>tensive Untersuchungen<br />
durchgeführt (niederländischer Teil des Dollart: DALLINGA 1993, ESSELINK et al. 2000, Jadebusen: THYEN<br />
1996, 1997, THYEN & EXO <strong>in</strong> Vorb., Großbritannien: NORRIS 2000, NORRIS et al. 1997, 1998). Rotschenkel<br />
s<strong>in</strong>d bei der Brutplatzwahl h<strong>in</strong>sichtlich der Vegetationsgesellschaften durchaus flexibel, erreichen ihr<br />
Dichtemaximum jedoch <strong>in</strong> fortgeschrittenen Sukzessionsstadien, <strong>in</strong>sbesondere von Quecke dom<strong>in</strong>ierter<br />
Vegetation, mit mittelhoher Vegetation (20 - 40 cm). In Großbritannien wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> extensiv beweideten<br />
Flächen noch etwas höhere Dichten als <strong>in</strong> Brachflächen festgestellt. An der deutschen Nordseeküste<br />
zeigen alle Untersuchungen übere<strong>in</strong>stimmend, daß die Brutpaardichte des Rotschenkels <strong>in</strong> ungenutzten<br />
<strong>Salzwiesen</strong> um e<strong>in</strong> vielfaches höher ist als auf Wiesen bzw. Wei<strong>den</strong> (ANDRESEN 1989, ESKILDSEN et al.<br />
2000, HÄLTERLEIN 1998, HIELEN 2000, NEHLS 1986, RUSCHE 1998, STOCK et al. 1992, THYEN 2000,<br />
THYEN & EXO 2001). Der Schlupferfolg ist <strong>in</strong> älteren Sukzessionsstadien mit ausgeprägtem Strukturreichtum<br />
und relativ hoher Vegetationsdichte, die e<strong>in</strong>e versteckte Nestanlage ermöglicht, am höchsten<br />
(THYEN & EXO <strong>in</strong> Vorb.).<br />
Austernfischer brüten <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er größeren Schwankungsbreite mehr oder weniger dicht <strong>in</strong> allen<br />
<strong>Salzwiesen</strong>. Ob die Dichte im E<strong>in</strong>zelfall <strong>in</strong> Brachen oder bewirtschafteten Bereichen höher ist, darüber<br />
gehen die Befunde ause<strong>in</strong>ander. ANDRESEN (1989), BACH & HIELEN (1992), HIELEN (2000), NEHLS (1986)<br />
und STOCK et al. (1992) fan<strong>den</strong> höhere Dichten <strong>in</strong> <strong>Salzwiesen</strong>-Brachen, THYEN 2000 und SCHRADER (<strong>in</strong><br />
Vorb.) deutlich niedrigere. Auf <strong>den</strong> Halligen lagen die Dichten nach STOCK et al. (1992) auf Langeneß<br />
und nach GRAVE & LUTZ (2001/ <strong>in</strong> Vorb.) auf Hooge und Gröde deutlich höher, auf Nordstrandischmoor<br />
niedriger als auf beweideten Vergleichsflächen. Nach HÜPPOP & HÜPPOP (1995) war die Dichte auf<br />
Nordstrandischmoor <strong>in</strong> der Brache niedriger als auf e<strong>in</strong>er Mähfläche, aber höher als auf <strong>den</strong> Wei<strong>den</strong>.<br />
Der Schlupferfolg nimmt auch bei dieser Art mit ger<strong>in</strong>gerer Beweidungs<strong>in</strong>tensität zu bzw. liegt <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />
Brachen höher als <strong>in</strong> beweideten Teilen (ANDRESEN 1989, GRAVE & LUTZ 2001, HÄLTERLEIN 1998).<br />
Kiebitze mei<strong>den</strong> Brachen oder brüten hier <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Dichte als <strong>in</strong> bewirtschafteten<br />
<strong>Salzwiesen</strong> (Ausnahme: NEHLS 1986), die Bestände waren <strong>in</strong> <strong>den</strong> 1990er Jahren auch an der Nordseeküste<br />
rückläufig (ANDRESEN 1989, BACH & HIELEN 1992, HÄLTERLEIN et al. 2000, THYEN 2000, THYEN &<br />
EXO 2001).<br />
Von der Uferschnepfe wur<strong>den</strong> die <strong>Salzwiesen</strong> <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong> erst nach der großflächigen Beweidungsrücknahme<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> 1990er Jahren wiederbesiedelt, teils <strong>in</strong> hoher Dichte (HÄLTERLEIN et al. 2000).
<strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung und <strong>Brutvögel</strong>, Hälterle<strong>in</strong>/ NPA Tönn<strong>in</strong>g 13.03.2002 - 5 -<br />
Während Anfang der 60er im teils unbeweideten Ro<strong>den</strong>äs-Vorland noch bis zu 30 Uferschnepfenpaare<br />
festgestellt wor<strong>den</strong> waren (SCHLENKER 1968: Über die Bedeutung des "Norderwatts" (Wattenmeer zwischen<br />
Sylt und dem Festland nördlich des H<strong>in</strong><strong>den</strong>burgdammes) als Brut- und Rastgebiet. - Jordsand-<br />
Mitt. H. 1/2) fehlte die Art <strong>in</strong> <strong>den</strong> 1970er und 80er Jahren <strong>in</strong> <strong>den</strong> Vorländern fast vollständig. In Niedersachsen<br />
waren ke<strong>in</strong>e beweidungsabhängigen Dichteunterschiede feststellbar (THYEN 2000).<br />
Der Säbelschnäbler war <strong>in</strong> der Leybucht bis 1998 nahezu vollständig aus dem unbeweideten Vorland<br />
verschwun<strong>den</strong>. Es kann jedoch ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Aussage getroffen wer<strong>den</strong>, ob diese Konzentration <strong>in</strong><br />
erster L<strong>in</strong>ie auf die Kurzwüchsigkeit der Flächen durch die Beweidung oder auf die Nähe der verbliebenen<br />
Brutgebiete zum Nahrungsgebiet zurückzuführen ist (OLTMANNS & MENNEBÄCK 2000). Auf der<br />
Hamburger Hallig g<strong>in</strong>gen die Bestände <strong>in</strong> <strong>den</strong> 1990er Jahren zurück (ESKILDSEN et al. 2000). Ansonsten<br />
stellte THYEN (2000) vergleichbare Dichten auf Brachen und <strong>in</strong> Wei<strong>den</strong> fest. Mit Schlenken bevorzugen<br />
Säbelschnäbler Koloniestandorte, deren Entstehung von e<strong>in</strong>er Bewirtschaftung unabhängig ist, sehr<br />
wohl aber von der künstlichen Entwässerung des Salzrasens bee<strong>in</strong>trächtigt wird.<br />
Auf Nordstrandischmoor lagen Möwen- und Seeschwalbenkolonien überwiegend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ungenutzten<br />
Fläche (HÜPPOP & HÜPPOP 1995).<br />
Auf Helmsand zeigten sich Küstenseeschwalben im Vergleich mit Flußseeschwalben empf<strong>in</strong>dlich gegenüber<br />
höheren Vertikalstrukturen (BÜLOW, M., T. GALL & P. GLOE 1983: Die <strong>Brutvögel</strong> der ehemaligen<br />
Hallig Helmsand <strong>in</strong> der Meldorfer Bucht 1978 bis 1983. - Corax 9: 302 - 319). Wie beim Säbelschnäbler<br />
kam es auf der Hamburger Hallig <strong>in</strong> <strong>den</strong> 1990er Jahren zu Bestandsrückgängen (ESKILDSEN et al.<br />
2000). Da die Brutplatztreue bei koloniebrüten<strong>den</strong> Küstenvögeln vielfach nur schwach ausgeprägt ist<br />
und naturgemäß häufig Brutplatzwechsel auftreten, s<strong>in</strong>d Aussagen zur Abhängigkeit von der <strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung<br />
aufgrund von kurzfristigen Trends <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Gebieten aber nur beschränkt aussagefähig..<br />
Von <strong>den</strong> S<strong>in</strong>gvogelarten der <strong>Salzwiesen</strong> treten Wiesenpieper und Schafstelze allgeme<strong>in</strong> <strong>in</strong> höherer<br />
Dichte <strong>in</strong> Brachen als <strong>in</strong> genutzten Bereichen auf, Wiesenpieper bevorzugen Queckenbereiche. Bei der<br />
Feldlerche s<strong>in</strong>d die diesbezüglichen Ergebnisse unheitlich. Rohrammer und Hänfl<strong>in</strong>g sowie e<strong>in</strong>zelne<br />
Vorkommen von Braunkehlchen s<strong>in</strong>d auf Brachen beschränkt und bevorzugen Flächen mit e<strong>in</strong>em hohen<br />
Anteil an Schaftpflanzen gegenüber Gräsern (BACH & HIELEN 1992, HÄLTERLEIN 1998, HIELEN 2000,<br />
OLTMANNS & MENNEBÄCK 2000, SCHRADER <strong>in</strong> Vorb., THYEN 2000, THYEN & EXO 2001).<br />
Von <strong>den</strong> Enten s<strong>in</strong>d Schnatter-, Löffel-, Reiher- und Eiderente sowie die Brandgans und Mittelsäger nur<br />
<strong>in</strong> Brachflächen als <strong>Brutvögel</strong> zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>, Stockenten treten hier zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> höherer Dichte auf als <strong>in</strong><br />
beweideten Gebieten (ANDRESEN 1989, ESKILDSEN et al. 2000, HÄLTERLEIN 1998, THYEN 2000).<br />
Kampfläufer und Sumpfohreule haben <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> 1990er Jahren mit E<strong>in</strong>zelbruten von<br />
der höheren Vegetation <strong>in</strong> unbeweideten <strong>Salzwiesen</strong> profitiert; die Erstansiedlung des Löfflers im Jahr<br />
2000 fand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em unbeweideten Hallig-Vorland statt (HÄLTERLEIN 1998, HÄLTERLEIN et al. 2000).
<strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung und <strong>Brutvögel</strong>, Hälterle<strong>in</strong>/ NPA Tönn<strong>in</strong>g 13.03.2002 - 6 -<br />
Fazit<br />
In ungenutzten <strong>Salzwiesen</strong> kommt es gegenüber Wei<strong>den</strong> oder Mähwiesen bei der Artenzahl und bei der<br />
Gesamtdichte an <strong>Brutvögel</strong>n zu e<strong>in</strong>em deutlichen Anstieg sowie zu e<strong>in</strong>er höheren Vielfalt und nicht, wie<br />
gelegentlich befürchtet zu deren Verr<strong>in</strong>gerung.<br />
Alle Küstenvogelarten können grundsätzlich unabhängig von der Nutzung und vom Vegetationstyp alle<br />
<strong>Salzwiesen</strong>bereiche als Brutplatz nutzen. Säbelschnäbler und Küstenseeschwalben bevorzugen allerd<strong>in</strong>gs<br />
vegetationsarme Flächen oder sehr niedrige Vegetation. Hier kann es nach der Beweidungsrücknahme<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> 1990er Jahren zu Bestandsverlagerungen h<strong>in</strong> zu beweideten <strong>Salzwiesen</strong> gekommen<br />
se<strong>in</strong>, die Gesamtbestände <strong>in</strong> <strong>den</strong> schleswig-holste<strong>in</strong>ischen <strong>Salzwiesen</strong> und allgeme<strong>in</strong> im deutschen<br />
Wattenmeer waren jedoch nicht rückläufig (NPA 1997, HÄLTERLEIN et al. 2000). Beim Kiebitz waren dagegen<br />
auch an der Nordseeküste Rückgänge zu verzeichnen, zu <strong>den</strong>en auch die Nutzungsänderungen<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Salzwiesen</strong> beigetragen haben können. Alle anderen „Wiesenlimikolen“ sche<strong>in</strong>en mehr oder weniger<br />
deutlich von Brachflächen zu profitieren. Dies betrifft sowohl die Siedlungsdichten als auch <strong>den</strong><br />
Brut- bzw. Schlupferfolg. Am offensichtlichsten ist dieser Effekt bei Rotschenkel und Uferschnepfe.<br />
Zahlreiche Enten- und S<strong>in</strong>gvogelarten brüten ausschließlich oder bevorzugt <strong>in</strong> ungenutzten <strong>Salzwiesen</strong>.<br />
Ihre Ansiedlung wird durch landwirtschaftliche Maßnahmen be- oder verh<strong>in</strong>dert, für Küstenvögel bietet<br />
die Bewirtschaftung zum<strong>in</strong>dest ke<strong>in</strong>erlei Vorteile.<br />
„Als stark mar<strong>in</strong> und tidal bee<strong>in</strong>flußter Standort ist der Salzrasen e<strong>in</strong> Grünland-Typ, der ke<strong>in</strong>er Pflege<br />
bedarf, um als solcher fortzubestehen. Salzrasen der Nordsee s<strong>in</strong>d damit per se "natürliche" und geeignete<br />
Brutbiotope für Wiesen- und Küstenvögel. ... Landwirtschaft <strong>in</strong> Salzrasen ist somit aus Sicht des<br />
Küstenvogelschutzes entbehrlich. Aus Sicht möglichst großer und artenreicher faunistischer und sicherlich<br />
auch floristischer Lebensgeme<strong>in</strong>schaften verbietet sie sich geradezu. E<strong>in</strong> optimaler Natur- und Vogelschutz<br />
dürfte im Wattenmeer vielmehr i<strong>den</strong>tisch se<strong>in</strong> mit der Gewährleistung der "natürlichen Entwicklung"<br />
des Ökosystems. Die konsequente Verfolgung dieser Maxime dürfte außerdem wesentlich<br />
zur Lösung weiterer, vordergründig "Management-bedürftiger" Ersche<strong>in</strong>ungen wie der "Queckenproblematik"<br />
und der "Prädatorenproblematik" beitragen.“ (THYEN 2000).<br />
Das Ziel, im überwiegen<strong>den</strong> Teil der <strong>Salzwiesen</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Nationalparken <strong>den</strong> möglichst ungestörten Ablauf<br />
der Naturvorgänge <strong>in</strong> ihrer natürlichen Dynamik zuzulassen, ist daher mit dem Brutvogelschutz ideal<br />
vere<strong>in</strong>bar. Im Gegensatz zu b<strong>in</strong>nenländischen Gebieten kommt e<strong>in</strong>e Nutzungsaufgabe <strong>in</strong> <strong>den</strong> Nordsee-<strong>Salzwiesen</strong><br />
auch <strong>den</strong> meisten „Wiesenvogelarten“ zugute.
<strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung und <strong>Brutvögel</strong>, Hälterle<strong>in</strong>/ NPA Tönn<strong>in</strong>g 13.03.2002 - 7 -<br />
ÜBERSICHT DER AUSGEWERTETEN UNTERSUCHUNGEN:<br />
ANDRESEN, B. (1989): Untersuchungen zum E<strong>in</strong>fluß der Beweidung auf Brutvorkommen und Bruterfolg<br />
von Küstenvögeln. - Diplomarbeit Univ. Kiel. _ In <strong>den</strong> Versuchs-Parzellen unterschiedlicher<br />
Beweidungs<strong>in</strong>tensität im Sönke-Nissen-Koog-Vorland (siehe HÄLTERLEIN 1998) wurde 1989 mit<br />
abnehmender Beweidungs<strong>in</strong>tensität e<strong>in</strong>e zunehmende Brutvogeldichte festgestellt. Beim Austernfischer<br />
lag die Dichte <strong>in</strong> der unbeweideten und der mit 0,5 Schafe<strong>in</strong>heiten beweideten Parzelle um<br />
<strong>den</strong> Faktor 3, beim Rotschenkel um <strong>den</strong> Faktor 4 – 5 höher als <strong>in</strong> der mit 3,4 Schafe<strong>in</strong>heiten beweideten<br />
Fläche. Die unbeweidete Fläche wies zudem e<strong>in</strong>e höhere Artenzahl auf (zusätzliche <strong>Brutvögel</strong><br />
waren Lachmöwe, Stock- und Reiherente; bei Fehlen des Kiebitz). Der Schlupferfolg des Austernfischers<br />
lag mit ger<strong>in</strong>gerer Beweidungs<strong>in</strong>tensität zunehmend zwischen 36 und 100 % der Eier. Verluste<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> beweideten Flächen konnten durch Vertritt, Prädation und Hochwasser nachgewiesen<br />
wer<strong>den</strong>, die unbeweidete Parzelle blieb verlustfrei.<br />
BACH, L. & B. HIELEN (1992): Ökologische Bestandserfassung und Erstellung e<strong>in</strong>es Pflege- und<br />
Entwicklungskonzeptes für das Sehestedter Außendeichsmoor und benachbarte Grünlandflächen<br />
- Avifauna. - unveröff. Ber., Meyer & Rahmel GbR, Delmenhorst: 86 - 115. (nach HIELEN<br />
2000) _ Im Außengro<strong>den</strong> des östlichen Jadebusens erreicht der Austernfischer 1991 <strong>in</strong> ungenutzten<br />
Abschnitten um e<strong>in</strong> vielfaches höhere Dichten als auf Weide- oder Mahdflächen. Rotschenkel- und<br />
Wiesenpieperdichten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> unbeweideten Flächen, besonders <strong>in</strong> Püttenbereichen, ebenfalls höher,<br />
Kiebitz und Feldlerche erreichen dagegen niedrigere Dichten.<br />
BECKER, M. (1987): Der Bruterfolg des Austernfischers, Haematopus ostralegus L., auf der Hallig<br />
Langeneß <strong>in</strong> Abhängigkeit von Art und Lage des Nahrungsreviers. - Diplomarbeit FU Berl<strong>in</strong>. _<br />
Austernfischerpaare, deren Brutrevier unmittelbar an e<strong>in</strong>e Wattfläche grenzt, führen ihre Küken während<br />
jeder Niedrigwasserperiode zur Nahrungssuche dorth<strong>in</strong>. Die Ernährung erfolgt fast ausschließlich<br />
„mar<strong>in</strong>“. Paare, deren Brutrevier nicht an e<strong>in</strong>e Wattfläche grenzt, füttern ihre Jungvögel fast ausschließlich<br />
mit Insekten und deren Larven, die sie <strong>in</strong>nerhalb des Brutrevieres f<strong>in</strong><strong>den</strong> („terrestrische“<br />
Ernährungsweise). Kükenverluste während der Aufzuchtphase waren bei mar<strong>in</strong>er Ernährung <strong>in</strong>sgesamt<br />
ger<strong>in</strong>ger als bei terrestrischer Ernährung. Unterernährung <strong>in</strong>folge Nahrungsmangels ist bei terrestrischer<br />
Ernährung im Hallig<strong>in</strong>neren (<strong>Salzwiesen</strong>) e<strong>in</strong> wesentlicher Sterblichkeitsfaktor 1 . Ältere<br />
Jungvögel der Paare mit mar<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>d gegenüber <strong>den</strong>en mit terrestrischer Ernährung signifikant<br />
schwerer und weiter entwickelt. Bei terrestrischer Ernährung verlief die Gewichtsentwicklung auf e<strong>in</strong>er<br />
Fläche, die im Vorjahr als Mähwiese genutzt wurde (hoher Anteil alter Stau<strong>den</strong>), günstiger als<br />
auf Flächen, die jährlich als R<strong>in</strong>derweide genutzt wur<strong>den</strong>.<br />
DALLINGA, J. H. (1993): Verspreid<strong>in</strong>g en nestplaatskeuze van de Tureluur (Tr<strong>in</strong>ga totanus) op twee<br />
landaanw<strong>in</strong>n<strong>in</strong>gsvakken <strong>in</strong> de Dollard. - Sticht<strong>in</strong>g Het Gron<strong>in</strong>ger Landschap, Intern rapport<br />
93/3. _ ESSELINK, P., H. DALLINGA & B. KOKS (2000): The value of coastal salt marshes for breed<strong>in</strong>g<br />
redshank (Tr<strong>in</strong>ga totanus). - In: ESSELINK, J.W.P.: Nature Management of Coastal Salt<br />
Marshes. Interactions between anthropogenic <strong>in</strong>fluences and natural dynamics. - Diss. Univ.
<strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung und <strong>Brutvögel</strong>, Hälterle<strong>in</strong>/ NPA Tönn<strong>in</strong>g 13.03.2002 - 8 -<br />
Gron<strong>in</strong>gen: 185 - 191. _ Im extensiv beweideten Vorland des Dollard (NL, Brackwasserbereich der<br />
Ems) brüteten Rotschenkel nach <strong>in</strong>tensiven artspezifischen Untersuchungen 1990/91 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dichte<br />
von 42 Paaren/ 10 ha. Die Neststandorte befan<strong>den</strong> sich bevorzugt <strong>in</strong> mittelhoher Vegetation (20 - 40<br />
cm) mit fe<strong>in</strong>blättrigen Gräsern. Ansonsten waren die Rotschenkel sehr flexibel bei der Brutplatzwahl<br />
und haben mit Ausnahme der Strandsimsenbereiche und dichter Röhrichtbestände alle Vegetationstypen<br />
genutzt. Die höchsten Dichten wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> Quecken(-Rotschw<strong>in</strong>gel)-Vegetation gefun<strong>den</strong> 2 .<br />
Frühe Reviergründungen ab Ende März wur<strong>den</strong> ausschließlich <strong>in</strong> Queckendom<strong>in</strong>ierten Bereichen,<br />
Ansiedlungen <strong>in</strong> anderen Vegetationstypen erst ab Mitte April festgestellt. Ursächlich hierfür dürfte<br />
maßgeblich auch die Tatsäche se<strong>in</strong>, daß die Queckenstandorte relativ gut entwässert und trocken<br />
s<strong>in</strong>d, sodaß die Vegetation hier im Frühjahr e<strong>in</strong>en Wachstumsvorsprung hat und von der Höhe her<br />
früher Nistmöglichkeiten bietet. E<strong>in</strong>en wesentlichen E<strong>in</strong>fluß sche<strong>in</strong>t diesbezüglich auch die Beweidung<br />
durch Nonnengänse zu haben, deren Zunahme zum Rückgang der Rotschenkeldichte im<br />
Laufe der 90er Jahre <strong>in</strong> <strong>den</strong> Rotschw<strong>in</strong>gel- und vor allem Andelbereichen beigetragen haben könnte.<br />
ESKILDSEN, K., U. FIEDLER & B. HÄLTERLEIN (2000): Die Entwicklung der Brutvogelbestände auf der<br />
Hamburger Hallig. - In: Stock, M. & K. Kiehl: Die <strong>Salzwiesen</strong> der Hamburger Hallig. - Schriftenreihe<br />
des Nationalparks Schleswig-Holste<strong>in</strong>isches Wattenmeer, Heft 11: 61 - 65. _ Nach Reduzierung<br />
der zuvor flächendeckend <strong>in</strong>tensiven Beweidung mit Schafen ab 1991 s<strong>in</strong>d die <strong>Salzwiesen</strong><br />
der Hamburger Hallig seit 1994 zur Hälfte unbeweidet, jeweils etwa e<strong>in</strong> Viertel s<strong>in</strong>d jetzt extensiv (0,3<br />
Mutterschafe/ ha) und weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiv (3,9 Mutterschafe/ ha) beweidet. Seitdem kam es <strong>in</strong>folge<br />
der Vegetationsentwicklung zur Neu- oder Wiederansiedlung von m<strong>in</strong>d. 8 Brutvogelarten (Löffel-,<br />
Reiher-, Eiderente, Mittelsäger, Kampfläufer, Uferschnepfe und Sumpfohreule). Zurückgegangen<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>den</strong> 1990er Jahren die Bestände von Säbelschnäbler und Küstenseeschwalbe, liegen jedoch<br />
bei der Küstenseeschwalbe aktuell immer noch auf dem Niveau der 1980er Jahre bei <strong>in</strong>tensiver Beweidung,<br />
beim Säbelschnäbler noch deutlich darüber. Alle anderen typischen Küstenvogelarten<br />
zeigten mehr oder weniger stabile oder zunehmende Brutbestände. Die Rotschenkelbestände haben<br />
sich mehr als verfünffacht. Probeflächenuntersuchungen ergaben 1998 <strong>in</strong> unbeweideten Flächen e<strong>in</strong>e<br />
Rotschenkeldichte von 5,1 Paaren/ 10 ha, bei extensiver Beweidung von 2,9 und bei <strong>in</strong>tensiver<br />
Beweidung von 0,7.<br />
GRAVE, C. & K. LUTZ (2001): Brutbestandserfassungen und Schlupferfolgsuntersuchungen beim<br />
Austernfischer (Haematopus ostralegus) auf <strong>den</strong> Halligen Gröde, Hooge und Nordstrandischmoor.<br />
- unveröff. Gutachten im Auftrag des Staatlichen Umweltamtes Schleswig. _<br />
GRAVE, C. & K. LUTZ (<strong>in</strong> Vorb.): Zum Schlupferfolg des Austernfischers auf beweideten und<br />
unbeweideten Flächen auf <strong>den</strong> Halligen Gröde, Hooge und Nordstrandischmoor im schleswig-holste<strong>in</strong>ischen<br />
Wattenmeer. - In: Landesamt für <strong>den</strong> Nationalpark Schleswig-<br />
Holste<strong>in</strong>isches Wattenmeer (Hrsg.): Wattenmeermonitor<strong>in</strong>g 2001. - Schriftenreihe des Nationalparks<br />
Schleswig-Holste<strong>in</strong>isches Wattenmeer, Sonderheft. _ Bei Untersuchungen im Rahmen<br />
des Halligprogramms auf Hooge, Gröde und Nordstrandischmoor im Jahr 2001 wurde auf zwei der<br />
drei Halligen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Brachflächen e<strong>in</strong>e größere Artenvielfalt und <strong>in</strong> allen Fällen e<strong>in</strong>e höhere Gesamt-<br />
1 für Norderoog bereits von Dircksen (1932, J. Orn. 80: 427 - 521) beschrieben<br />
2 für Helmsand auch von BÜLOW et al. (1983, Corax 9: 302 – 319) beschrieben
<strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung und <strong>Brutvögel</strong>, Hälterle<strong>in</strong>/ NPA Tönn<strong>in</strong>g 13.03.2002 - 9 -<br />
siedlungsdichte als auf benachbarten Vergleichsflächen mit Beweidung festgestellt. Beim Austernfischer<br />
wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> der Brache auf Hooge und Gröde deutlich höhere, auf Nordstrandischmoor niedrigere<br />
Dichten als <strong>in</strong> <strong>den</strong> beweideten Vergleichsflächen (48 gegenüber 63 P/ 10 ha; siehe auch HÜPPOP<br />
& HÜPPOP 1995) gefun<strong>den</strong>. E<strong>in</strong> deutlicher Indikator für e<strong>in</strong>e höhere Brutplatzattraktivität der Brachflächen<br />
auf <strong>den</strong> Halligen ist <strong>in</strong> der früheren Besiedlung zu sehen - die besten Plätze wer<strong>den</strong> zuerst<br />
besetzt. Der Schlupferfolg beim Austernfischer lag hier <strong>in</strong> allen Fällen höher als <strong>in</strong> <strong>den</strong> beweideten<br />
Vergleichsflächen; auf Hooge, wo die Beweidung der Vergleichsfläche <strong>in</strong>tensiver als auf <strong>den</strong> bei<strong>den</strong><br />
anderen Halligen ist, ist der Unterschied signifikant. Bei Störungen kam es <strong>in</strong> beweideten Flächen<br />
früher zum Verlassen der Gelege durch die Altvögel des Austernfischers und zu längeren Abwesenheitszeiten<br />
als <strong>in</strong> <strong>den</strong> Brachen und damit vermutlich zu e<strong>in</strong>er Erhöhung des Prädationsrisikos.<br />
HÄLTERLEIN, B. (1998): Brutvogel-Bestände im Schleswig-Holste<strong>in</strong>ischen Wattenmeer. - UBA-<br />
Texte 76/97, Nationalparkamt Tönn<strong>in</strong>g/ Umweltbundesamt, Berl<strong>in</strong>, Teilbericht aus der Ökosystemforschung<br />
Wattenmeer, 357 S. _ 1992/93 wurde bei Schlupferfolgsuntersuchungen <strong>in</strong> 9 Probeflächen<br />
<strong>in</strong> Vorland-<strong>Salzwiesen</strong> an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Festlandsküste die Zahl der Erstgelege<br />
des Austernfischers ermittelt. In allen 8 Gebieten mit beweideten und unbeweideten Flächen,<br />
die überwiegend im Mai 1991 aus der Nutzung genommen wur<strong>den</strong>, war die Siedlungsdichte im unbeweideten<br />
Bereich höher als <strong>in</strong> <strong>den</strong> beweideten Teilen. Dieses Ergebnis ist aber stark von anderen<br />
Faktoren als der Beweidung bee<strong>in</strong>flußt. Die unbeweideten Stücke liegen fast überall deichfern, die<br />
Beweidung f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mehr oder weniger breiten Streifen vor dem Deich statt. Am ehesten vergleichbar<br />
s<strong>in</strong>d beweideter und unbeweideter Teil noch bei der im äußeren Vorlandbereich gelegenen<br />
Probefläche <strong>in</strong> Westerhever, sodaß der Beweidungseffekt mit e<strong>in</strong>iger Sicherheit von <strong>den</strong> E<strong>in</strong>flüssen<br />
anderer Faktoren zu trennen ist. Hier ist die Dichte 1993 <strong>in</strong> bei<strong>den</strong> Teilen absolut i<strong>den</strong>tisch. - Besseren<br />
Aufschluß über die Wirkung der Beweidung auf <strong>den</strong> Austernfischerbestand sollten die Untersuchungen<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> Beweidungsversuchs-Parzellen im Sönke-Nissen-Koog-Vorland (Nordfriesland, untere<br />
Salzwiese/ Andelzone) und im Friedrichskoog-Vorland (Dithmarschen, obere Salzwiese/ Rotschw<strong>in</strong>gelzone)<br />
geben. Hier wird seit 1987/88 jeweils e<strong>in</strong> Streifen, der 50 - 100 m vor dem Deichfuß<br />
beg<strong>in</strong>nt und bis zur Vorlandkante reicht, "normal" mit 3,4 Schafe<strong>in</strong>heiten (SE; 1 SE entspr. ca. 3 Tieren),<br />
extensiv mit 0,5, 1,0 und 1,5 SE beweidet bzw. unbeweidet gelassen. Im Sönke-Nissen-Koog-<br />
Vorland (siehe auch ANDRESEN 1989) war die Austernfischerdichte 1992 und 1993 <strong>in</strong> der unbeweideten<br />
Parzelle mit 18,4 Brutpaaren bzw. gefun<strong>den</strong>en Erstgelegen pro 10 ha wesentlich höher als <strong>in</strong><br />
allen beweideten Teilen (4,0 bis 8,7 Paare). Im Friedrichskoog-Vorland unterschied sich die Austernfischerdichte<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> 5 Parzellen mit abgestufter Beweidungs<strong>in</strong>tensität 1993 nicht so wesentlich. Die<br />
höchste Dichte wiesen hier die extensiv mit 1,0 und 1,5 Schafe<strong>in</strong>heiten genutzten Teile mit 16,1 und<br />
14,3 Paaren/ 10 ha auf. In der unbeweideten Parzelle ist die Siedlungsdichte mit 11,2 Paaren/ 10 ha<br />
genauso hoch wie bei <strong>in</strong>tensiver Beweidung mit 3,4 SE. - Der Schlupferfolg im Friedrichskoog-<br />
Vorland war 1993, als hier extrem hohe Verluste auftraten, <strong>in</strong> der unbeweideten Fläche noch am besten.<br />
Bei e<strong>in</strong>em Drittel der Paare schlüpfte zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Jungvogel, <strong>in</strong> <strong>den</strong> beweideten Flächen waren<br />
es maximal 16 %. Im Sönke-Nissen-Koog-Vorland schlüpften <strong>in</strong> der Nullparzelle 1993 bei 40 %<br />
der Paare Jungvögel, <strong>in</strong> <strong>den</strong> extensiv beweideten Stücken waren es bis zu 80 %, <strong>in</strong> der <strong>in</strong>tensiv beweideten<br />
Fläche 50 %. Hier lagen alle erfolgreichen Gelege im äußeren, von <strong>den</strong> Schafen nur wenig<br />
aufgesuchten Teilen, während <strong>in</strong> <strong>den</strong> anderen Parzellen auch aus deichnäheren Gelegen Junge
<strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung und <strong>Brutvögel</strong>, Hälterle<strong>in</strong>/ NPA Tönn<strong>in</strong>g 13.03.2002 - 10 -<br />
schlüpften. - Die höchsten Rotschenkeldichten wur<strong>den</strong> nach <strong>den</strong> Revierkartierungen Anfang der<br />
90er Jahre mit etwa 9 - 16 Rev./ 10 ha <strong>in</strong> langjährig unbeweideten <strong>Salzwiesen</strong> erreicht, so im Vorland<br />
von Hallig Oland, bei Schobüll, an der Amrumer Ostküste, auf Helmsand, Trischen und im Ol<strong>den</strong>sworter<br />
Eidervorland. Die mittlere Dichte aller Vorland- und Hallig-<strong>Salzwiesen</strong> liegt bei 2,2 Rev./<br />
10 ha. Auf Trischen gab es zur Zeit des Kooges e<strong>in</strong>e starke Zunahme des Rotschenkels, danach e<strong>in</strong>en<br />
Zusammenbruch der Population und ab Mitte der 50er Jahre <strong>in</strong> <strong>den</strong> unbeweideten <strong>Salzwiesen</strong><br />
im Osten der Insel mit Schwankungen wieder e<strong>in</strong>en Anstieg bis auf das vormalige Spitzenniveau.<br />
Auf Helmsand stiegen die Rotschenkelbestände bis Ende der 60er Jahre an, etwa 1973 bis 1984<br />
kam es dann trotz zunehmender Fläche zu Rückgängen. Nachdem hier bereits um 1985 e<strong>in</strong>e extensivere<br />
Beweidung e<strong>in</strong>geführt wurde, stiegen die Zahlen hier wieder an. In <strong>den</strong> 1990er Jahren traten<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Salzwiesen</strong> neu oder wieder verstärkt Schnatter-, Stock-, Löffel- und Reiherente, R<strong>in</strong>geltaube,<br />
Hänfl<strong>in</strong>g und Rohrammer als <strong>Brutvögel</strong> auf. Vere<strong>in</strong>zelt wur<strong>den</strong> auch Sumpfohreulenbruten <strong>in</strong> unbeweideten<br />
<strong>Salzwiesen</strong> festgestellt. Brackwasserröhrichte s<strong>in</strong>d zunehmend seit Beg<strong>in</strong>n der 1990er<br />
Jahre u.a. Brutplatz des Blaukehlchens (größtes schleswig-holste<strong>in</strong>isches Vorkommen im Neufelder<br />
Elbvorland).<br />
HÄLTERLEIN, B., P. SÜDBECK, W. KNIEF & U. KÖPPEN (2000): Brutbestandsentwicklung der Küstenvögel<br />
an Nord- und Ostsee unter besonderer Berücksichtigung der 1990er Jahre. - Vogelwelt<br />
121: 241-267. _ Unter <strong>den</strong> typischerweise <strong>in</strong> <strong>Salzwiesen</strong> brüten<strong>den</strong> Küstenvogelarten gab es im<br />
Laufe der 1990er Jahre an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Nordseeküste bei Brandgans, Mittelsäger,<br />
Austernfischer, Säbelschnäbler, Rotschenkel, Uferschnepfe, Küstenseeschwalbe und allen Möwen<br />
zunehmende oder zum<strong>in</strong>dest weitgehend stabile Bestände. Von der Uferschnepfe wur<strong>den</strong> die<br />
<strong>Salzwiesen</strong> erst nach der Beweidungsrücknahme ab 1991 großflächig und stellenweise <strong>in</strong> hoher<br />
Dichte (bis etwa 3 Bp/ 10 ha) besiedelt. Entgegen dem negativen Gesamttrend bei Eiderente und<br />
Kampfläufer gab es <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Salzwiesen</strong> <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang Neuansiedlungen. Bestandsrückgänge,<br />
die vermutlich nicht im Zusammenhang mit Nutzungsänderungen <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Salzwiesen</strong> zu sehen s<strong>in</strong>d,<br />
zeigten Sand- und Seeregenpfeifer sowie Flußseeschwalbe. Beim Kiebitz ist e<strong>in</strong> Zusammenhang<br />
dagegen nicht unwahrsche<strong>in</strong>lich, beim Säbelschnäbler nicht auszuschließen.<br />
HIELEN, B. (2000): Vögel. - In: Främbs, H., M. K<strong>in</strong>der, B. Hielen, B. Böhme, C.-P. Günther, E. Rachor<br />
& D. Mossakowski: Renaturierung salzbee<strong>in</strong>flußter Lebensräume der Nordseeküste. -<br />
Abschlußbericht zum <strong>Salzwiesen</strong>projekt "Wurster Küste" (1991-1999). - unveröff. Gutachten<br />
Univ. Bremen im Auftrag des BMU, BfN. _ Im Außengro<strong>den</strong> g<strong>in</strong>g mit der völligen Nutzungse<strong>in</strong>stellung<br />
auf mehreren Teilflächen e<strong>in</strong>e positive Entwicklung des Brutbestandes e<strong>in</strong>her, <strong>in</strong>sbesondere<br />
Rotschenkel und Austernfischer siedelten sich verstärkt an. Diese Entwicklung vollzog sich recht<br />
schnell, danach blieb die Brutpopulationsgröße auf hohem Niveau mehr oder weniger konstant. Im<br />
Vergleich zu diesen ungenutzten Bereichen blieb die Siedlungsdichte auf der mit bis zu sechs<br />
Schafen weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiv genutzten Weide auch langfristig merklich ger<strong>in</strong>ger. - Beim Schlupferfolg<br />
konnten Unterschiede <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Nutzungsfonn nicht e<strong>in</strong>deutig belegt wer<strong>den</strong>, da sie<br />
von anderen Faktoren wie Überflutung überlagert wur<strong>den</strong>. - Im Sommergro<strong>den</strong> nahm während der<br />
Projektlaufzeit die Artenanzahl zu, während die Gesamt-Brutrevierzahl stark schwankte, jedoch zum<br />
Projektende ger<strong>in</strong>ger war als am Projektanfang. Dies ist vor allem im Bestandsrückgang von Feldler-
<strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung und <strong>Brutvögel</strong>, Hälterle<strong>in</strong>/ NPA Tönn<strong>in</strong>g 13.03.2002 - 11 -<br />
che und Kiebitz begründet. Die völlige Nutzungse<strong>in</strong>stellung (Brache) resultierte im Verlauf der Sukzession<br />
zur - bislang kurzfristigen - Präsenz/Brut von gefährdeten Arten wie Sumpfohreule und<br />
Wachtelkönig. Gleichzeitig kam es durch die partielle Nutzungse<strong>in</strong>stellung zu räumlichen E<strong>in</strong>schränkungen<br />
der Limikolen-Bruthabitate, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Umverteilung der betroffenen Arten (hauptsächlich<br />
Kiebitz und Rotschenkel) mündeten. Der vermehrte Anteil an höher aufgewachsener Vegetation <strong>in</strong><br />
Wechselwirkung mit kurzgrasigen Bereichen und strukturreichem Bo<strong>den</strong>relief begünstigte die Ansiedlung<br />
von Wiesenpieper, Schafstelze und Rotschenkel.<br />
HÜPPOP, O. & K. HÜPPOP (1995): Der E<strong>in</strong>fluß von Landwirtschaft und Wegenutzung auf die Verteilung<br />
von Küstenvogel-Nestern auf <strong>Salzwiesen</strong> der Hallig Nordstrandischmoor (Schleswig-<br />
Holste<strong>in</strong>). - Vogelwarte 38: 76 - 88. _ Auf Nordstrandischmoor fan<strong>den</strong> sich 1993 die höchsten<br />
Nestdichten des Austernfischers mit 56/ 10 ha auf e<strong>in</strong>er unbeweideten Mähfläche. Im völlig nutzungsfreien<br />
Teil der Hallig waren es 38 Nester pro 10 ha. Grund für die ger<strong>in</strong>gere Siedlungsdichte<br />
könnte hier sowohl die höhere Vegetation als auch die <strong>in</strong> diesem Bereich traditionell hohe Dichte von<br />
Lari<strong>den</strong> se<strong>in</strong>, deren Koloniezentren vom Austernfischer hier offensichtlich gemie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. Beide<br />
Werte liegen aber signifikant über der durchschnittlichen Dichte von 26 Nestern/ 10 ha <strong>in</strong> <strong>den</strong> beweideten<br />
<strong>Salzwiesen</strong>. Auch die Möwen- und Seeschwalben-Kolonien lagen überwiegend <strong>in</strong> der ungenutzten<br />
Fläche. Alle Arten zusammengenommen ist auf der Mähfläche die Dichte 2,8 mal, auf der<br />
Brache sogar 7,7 mal so hoch wie auf der beweideten Restfläche.<br />
NEHLS, G. (1986): Brutbestandserfassung <strong>in</strong> verschie<strong>den</strong>en Vorlandbereichen von Schobüll und<br />
Nordstrand. - unveröff. Mskr. (nach SCHULTZ 1987) _ Im Vergleich mit unterschiedlich stark beweideten<br />
Vorlandgebieten bei Nordstrand/ Nordstrander Damm erreichte der Austernfischer im unbeweideten<br />
Vorland von Schobüll mit 3,2 P./ 10 ha gegenüber 1,9 - 2,1 die höchste Dichte. Auch beim<br />
Kiebitz war die Dichte mit 1,8 P./ 10 ha <strong>in</strong> Schobüll nicht ger<strong>in</strong>ger, beim Rotschenkel übertraf die<br />
Dichte <strong>in</strong> Schobüll die anderen Flächen um e<strong>in</strong> vielfaches (11,6 gegenüber 0,3 - 1,7 P./ 10 ha).<br />
NPA (1997): Welche Salzwiese liebt der Brutvogel? – Nationalpark Nachrichten, Nationalparkamt<br />
Tönn<strong>in</strong>g.<br />
Nach der großflächigen Beweidungsrücknahme <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Salzwiesen</strong> an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen<br />
Westküste ab 1991 nahmen die Brutbestände von Austernfischer, Säbelschnäbler, Kiebitz, Rotschenkel,<br />
Lachmöwe und Fluß-/ Küstenseeschwalbe bis 1995 <strong>in</strong> diesem Bereich <strong>in</strong>sgesamt noch<br />
leicht zu bzw. waren stabil oder schwankend. Bei e<strong>in</strong>igen Arten waren allerd<strong>in</strong>gs Verlagerungen zu<br />
verzeichnen (z.B. Rückgänge von Säbelschnäbler und Küstenseeschwalbe auf der Hamburger Hallig),<br />
die im Zusammenhang mit der Nutzungsänderung stehen könnten.<br />
OLTMANNS, B. & T. MENNEBÄCK (2000): Veränderungen des Brutbestandes von Küstenvögeln<br />
durch <strong>den</strong> Deichbau <strong>in</strong> der Leybucht am Beispiel ausgewählter Arten - e<strong>in</strong>e Zwischenbilanz. -<br />
Seevögel 21, Sonderheft 2: 39 - 44. _ Die auffälligsten Veränderungen im Zusammenhang mit der<br />
E<strong>in</strong>stellung der "Heller"-Bewirtschaftung <strong>in</strong> der Leybucht im Laufe der 1990er Jahre betreffen die<br />
koloniebrüten<strong>den</strong> Seevögel (Säbelschnäbler, Lachmöwe und Flußseeschwalbe) und die S<strong>in</strong>gvögel,<br />
während die Anteile der Entenvögel (Stock- und Bran<strong>den</strong>te) und Wiesenlimikolen (Austernfischer,
<strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung und <strong>Brutvögel</strong>, Hälterle<strong>in</strong>/ NPA Tönn<strong>in</strong>g 13.03.2002 - 12 -<br />
Kiebitz, Uferschnepfe und Rotschenkel) an der Brutvogelgeme<strong>in</strong>schaft relativ konstant bleiben. Der<br />
Vergleich der aktuellen Zusammensetzung unbeweideter (Mittelplate) und beweideter (Buscher<br />
Heller) Flächen zeigt, daß die Koloniebrüter <strong>in</strong> <strong>den</strong> unbeweideten Flächen ke<strong>in</strong>e nennenswerten<br />
Vorkommen mehr haben, während die S<strong>in</strong>gvögel zur dom<strong>in</strong>anten Gruppe der <strong>Brutvögel</strong> wer<strong>den</strong>. -<br />
Höher aufwachsende Pflanzenbestände, <strong>in</strong>sbesondere von Strandaster und Quecke, die sich nach<br />
E<strong>in</strong>stellung der Beweidung ausbreiteten, wer<strong>den</strong> vom Säbelschnäbler nur <strong>in</strong> seltenen Fällen als<br />
Neststandorte genutzt. Bis 1998 war der Säbelschnäbler nahezu vollständig aus dem unbeweideten<br />
Vorland verschwun<strong>den</strong>, der Bestand konzentriert sich heute auf <strong>den</strong> letzten noch genutzten Bereich<br />
der Leybucht (Buscher Heller). Es kann jedoch ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Aussage getroffen wer<strong>den</strong>, ob diese<br />
Konzentration <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf die Kurzwüchsigkeit der Flächen durch die Beweidung oder auf die<br />
Nähe zum Nahrungsgebiet Norder Außentief zurückzuführen ist. - Die Austernfischerbestände liegen<br />
nach E<strong>in</strong>brüchen während der Zeit des Deichbaus ab 1994 sowohl <strong>in</strong> <strong>den</strong> beweideten wie auch <strong>in</strong><br />
<strong>den</strong> unbeweideten Flächen wieder auf dem Niveau der 1980er Jahre. - Erst mit der Reduzierung des<br />
R<strong>in</strong>derbestandes brüteten Feldlerche, Wiesenpieper, Schafstelze und Rohrammer vermehrt im Vorland.<br />
Die genannten Arten profitieren von der verr<strong>in</strong>gerten Beweidungs<strong>in</strong>tensität, da das Nahrungsangebot<br />
an Wirbellosen steigt und Nistmöglichkeiten im abgestorbenen Pflanzenmaterial des Vorjahres<br />
entstehen. Besonders deutlich zeigt sich dies auf <strong>den</strong> seit längerer Zeit ungenutzten Flächen<br />
(ausgedeichter Sommerpolder und Mittelplate). Auf ihnen brüteten 1998 im Vergleich zu 1989 mehr<br />
als 9 mal so viele S<strong>in</strong>gvögel. Höchste Dichten erreicht der Wiesenpieper <strong>in</strong> Flächen mit Queckendom<strong>in</strong>anz,<br />
während Rohrammern hohe Dichten <strong>in</strong> Bereichen erreichen, wo vorjährige Mel<strong>den</strong> und<br />
Strandastern dichte Bestände bil<strong>den</strong>.<br />
RUSCHE, T. (1998): Weniger R<strong>in</strong>der, mehr <strong>Brutvögel</strong>. - Wattenmeer International 16, H. 3: 12 - 13. _<br />
E<strong>in</strong>e Fläche des WWF auf der Hallig Langeneß wurde ab 1987 zu e<strong>in</strong>em Viertel brach liegengelassen,<br />
außerdem wur<strong>den</strong> die Prielränder abgezäunt. - Beim Austernfischer gab es hier <strong>in</strong> der Folge<br />
höhere Bestandszunahmen als im Halligdurchschnitt, <strong>in</strong>nerhalb der WWF-Fläche zeigen sich ke<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>deutigen Unterschiede <strong>in</strong> der Entwicklung zwischen <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Nutzungsstufen. - Beim<br />
Rotschenkel entsprach die Brutpaardichte zu Beg<strong>in</strong>n des Projektes mit ca. 2 BP/ 10 ha etwa dem<br />
Halligdurchschnitt. Halligweit war die Dichte seither stabil oder leicht zunehmend. Auf der WWF-<br />
Fläche nahm die Zahl der Brutpaare <strong>in</strong> <strong>den</strong> Jahren 1988 bis 1992 jedoch sprunghaft zu (von 4 auf<br />
32) und stabilisierte sich <strong>in</strong> <strong>den</strong> Folgejahren auf diesem Niveau. - Der Autor kommt zu dem Schluß,<br />
daß aus Sicht des Brutvogelschutzes e<strong>in</strong> abwechslungsreiches Nutzungsmosaik aus Heuland, Weideland<br />
und Brachflächen auf <strong>den</strong> großen Halligen, die nicht zum Nationalpark gehören, am günstigsten<br />
sei. Zusätzliche Maßnahmen wie das Abzäunen der Prielränder und e<strong>in</strong> späterer Zeitpunkt für<br />
<strong>den</strong> Viehauftrieb könnten die positiven Effekte der Extensivierung für die <strong>Brutvögel</strong> deutlich verstärken.<br />
(siehe auch STOCK et al. 1992)<br />
SCHRADER, S. (<strong>in</strong> Vorb.): GIS-basierte Bilanzierung der Auswirkungen von <strong>Salzwiesen</strong>extensivierung<br />
auf Vegetation und <strong>Brutvögel</strong> und ihre Bewertung h<strong>in</strong>sichtlich der Schutz- und Erhaltungsziele<br />
im NATURA 2000 – Gebiet Schleswig-Holste<strong>in</strong>isches Wattenmeer. – Dipl.arb. Univ.<br />
Ol<strong>den</strong>burg. _ SCHRADER, S. (<strong>in</strong> Vorb.): Über Vorlandmanagement, Vegetationsstrukturen und<br />
Brutvogelverteilung - In: Landesamt für <strong>den</strong> Nationalpark Schleswig-Holste<strong>in</strong>isches Watten-
<strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung und <strong>Brutvögel</strong>, Hälterle<strong>in</strong>/ NPA Tönn<strong>in</strong>g 13.03.2002 - 13 -<br />
meer (Hrsg.): Wattenmeermonitor<strong>in</strong>g 2001. - Schriftenreihe des Nationalparks Schleswig-<br />
Holste<strong>in</strong>isches Wattenmeer, Sonderheft. _ In der Probefläche Westerhever war die Austernfischerdichte<br />
im Jahr 2001 mit 24 P./ 10 ha im beweideten Teil höher als im unbeweideten Teil mit 18<br />
P.; der Schlupferfolg war <strong>in</strong> bei<strong>den</strong> Teilen Null. In <strong>den</strong> unbeweideten Teilen der Probeflächen Nordstrand<br />
und Westerhever s<strong>in</strong>d die Feldlerchendichten deutlich höher, im Hedwigenkoog etwas niedriger<br />
als <strong>in</strong> <strong>den</strong> beweideten Teilen. Die Wiesenpieperdichten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen drei Gebieten im unbeweideten<br />
Teil deutlich höher, die Rohrammer tritt nur dort auf. Die Dichten der extensiv beweideten Fläche<br />
auf der Hamburger Hallig liegen auf dem Niveau der unbeweideten Teile <strong>in</strong> <strong>den</strong> anderen Gebieten.<br />
SCHULTZ, W. (1987): E<strong>in</strong>fluß der Beweidung von <strong>Salzwiesen</strong> auf die Vogelfauna. - In: Kempf, N., J.<br />
Lamp & P. Prokosch (Hrsg.): <strong>Salzwiesen</strong>: Geformt von Küstenschutz, Landwirtschaft oder Natur?<br />
Tagungsbericht 1 der Umweltstiftung WWF-Deutschland: 255 - 270. _ Auf e<strong>in</strong>er <strong>Salzwiesen</strong>tagung<br />
der Umweltstiftung WWF-Deutschland 1986 wur<strong>den</strong> die bis dah<strong>in</strong> vorliegen<strong>den</strong> Erkenntnisse<br />
referiert. Im Vergleich mit anderen Wiesen-Limikolen s<strong>in</strong>kt der Bruterfolg beim Rotschenkel mit<br />
zunehmender Beweidungsdichte und -dauer am stärksten (Beobachtungen von BEINTEMA <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />
Niederlan<strong>den</strong>, PETERSEN im Rickelsbüller Koog). Se<strong>in</strong>e größte Siedlungsdichte erreicht der Rotschenkel<br />
im ungenutzten Vorland (Schobüll über 10, Elisabeth-Außengro<strong>den</strong> ca. 30 Paare je 10 ha).<br />
Für Säbelschnäbler und Lachmöwen ist die Vegetationsstruktur offenbar nur von ger<strong>in</strong>ger Bedeutung,<br />
die Vorland-Kolonien im schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Wattenmeer liegen aber fast ausschließlich<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> deichfernen Spart<strong>in</strong>a-Bestän<strong>den</strong> eben über der Mittelti<strong>den</strong>hochwasserl<strong>in</strong>ie mit entsprechender<br />
Überflutungsgefahr. Bestimmend für die Brutplatzwahl ist e<strong>in</strong>erseits die höhere Vegetation, andererseits<br />
der Schutz vor Störung und Vertritt durch (überwiegend deichnah) wei<strong>den</strong>de Schafe. "Zusammenfassend<br />
läßt sich für alle bisherigen Untersuchungen sagen, daß die derzeit nahezu flächendekkend<br />
praktizierte Beweidung der Vorländer deren Eignung als Brutgebiet für ke<strong>in</strong>e Art fördert, im<br />
Gegenteil. Für e<strong>in</strong>ige Arten ist e<strong>in</strong> direkter negativer Bezug festzustellen: je <strong>in</strong>tensiver beweidet, desto<br />
weniger Brutpaare."<br />
STOCK, M., G. TEENCK, M. GROßMANN & J. LINDEMANN (1992): Halligextensivierung: S<strong>in</strong>d Auswirkungen<br />
auf die Vogelwelt erkennbar? - Vogelwelt 113: 20 - 35. _ Auf e<strong>in</strong>er seit 1987 extensivierten<br />
Fläche auf Hallig Langeneß (20 ha, davon 5 ha nutzungsfrei, sonst 0,5 - 1,3 R<strong>in</strong>der/ ha ab Juni/<br />
Juli) kam es <strong>in</strong> <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> drei Jahren zu e<strong>in</strong>em Anstieg der Siedlungsdichte von Küstenvögeln<br />
von knapp 40 auf etwa 120 Brutpaare/ 10 ha. Auf der gesamten Halligfläche lag die Dichte 1987 -<br />
1990 mehr oder weniger konstant bei 20 - 30 Paaren/ 10 ha. Die Rotschenkeldichte stieg bereits<br />
1988 <strong>in</strong> der extensivierten Fläche sprunghaft an und lag <strong>in</strong> <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Jahren bei 5 - 6 Paaren/<br />
10 ha während der Bestand auf der übrigen Hallig rückläufig war (1990 Weideland 1,0, Heuland 1,7<br />
P.). Alle Rotschenkelgelege <strong>in</strong> der extensivierten Fläche lagen <strong>in</strong> ungenutzten Bereichen, <strong>in</strong>sbesondere<br />
<strong>in</strong> Randstreifen entlang der Priele und Gräben. Die extensivierte Fläche wies 1990 mit 23 Revieren/<br />
10 ha auch die höchste Austernfischerdichte auf, 89 % der Gelege lagen <strong>in</strong> ungenutzten<br />
Teilen. Im teils ungenutzten, teils extensiv mit Schafen beweideten Vorland gab es 20,2 Reviere/ 10<br />
ha. Auf der übrigen Halligfläche war die Dichte im Heuland mit 7,5 Revieren/ 10 ha noch etwas ger<strong>in</strong>ger<br />
als im Weideland mit 9,6 Revieren/ 10 ha. E<strong>in</strong>e konsequente Herausnahme von Flächen aus
<strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung und <strong>Brutvögel</strong>, Hälterle<strong>in</strong>/ NPA Tönn<strong>in</strong>g 13.03.2002 - 14 -<br />
der landwirtschaftlichen Nutzung wird weitaus positiver beurteilt als die Reduzierung der Viehdichte<br />
pro Fläche. Es wird empfohlen, Halligvorländer und besonders reich strukturierte, feuchte und damit<br />
biologisch wertvolle <strong>Salzwiesen</strong>bereiche auf <strong>den</strong> Halligen ganz aus der Beweidung und Bewirtschaftung<br />
herauszunehmen und hier auf Begrüppungsarbeiten zu verzichten (siehe auch RUSCHE<br />
1998).<br />
THYEN, S. (1996): Auswirkungen landwirtschaftlicher Nutzung auf die Vegetation des Nor<strong>den</strong>der<br />
Gro<strong>den</strong>s (Jadebusen) und Konsequenzen für die <strong>Brutvögel</strong>. - Dipl.arb. Univ. Ol<strong>den</strong>burg. _<br />
THYEN, S. (1996): Auswirkungen landwirtschaftlicher Nutzung auf <strong>Brutvögel</strong> <strong>in</strong> Salzrasen-<br />
Biotopen des Nationalparks "Niedersächsisches Wattenmeer". - unveröff. Ber. im Auftrag der<br />
Nationalparkverwaltung "Niedersächsisches Wattenmeer". _ THYEN, S. (1997): Habitatwahl<br />
und Schlüpferfolg des Rotschenkels (Tr<strong>in</strong>ga totanus) <strong>in</strong> landwirtschaftlich genutzten Salzrasen<br />
der niedersächsischen Küste. - Die Vogelwarte 39: 117 - 130. _ Auf e<strong>in</strong>er 20 ha großen Probefläche<br />
im Jadebusen mit ungenutzten und extensiv bewirtschafteten Bereichen (50 % Brache, 32<br />
% Weide mit 0,6 Jungr<strong>in</strong>dern/ ha, 18 % Wiese mit e<strong>in</strong>er Mahd nach dem 1. Juli) brüteten Rotschenkel<br />
1994 - abgesehen von e<strong>in</strong>er Konzentration <strong>in</strong> wattnahen, aber relativ hoch gelegenen Bereichen<br />
- gleichmäßig über die Untersuchungsfläche verteilt, unabhängig vom Vegetationstyp und von der<br />
Form der Nutzung. In der Brache unterschied sich die Dichte mit 19 Bp/ 10 ha nicht signifikant von<br />
der Wiese (13) und der Weide (10). In der Brache waren die Vögel <strong>in</strong> Mel<strong>den</strong>-Gesellschaften aber<br />
deutlich häufiger als <strong>in</strong> anderen Bereichen dieser Fläche und als <strong>in</strong> allen anderen Habitaten der übrigen<br />
Nutzflächen zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>. Die Bevorzugung dieser von relativ hohen Schaftpflanzen geprägten Bereiche<br />
mit hoher Vegetationsdeckung gegenüber <strong>den</strong> Rasengesellschaften könnte aufgrund ihrer<br />
wattnahen Verbreitung auch auf das Bestreben nach Optimierung der Ernährungs- und Aufzuchtbed<strong>in</strong>gungen<br />
zurückzuführen se<strong>in</strong>. Andel- und Queckenrasen wer<strong>den</strong> gleichermaßen besiedelt. Diese<br />
gräserdom<strong>in</strong>ierten Gesellschaften erfahren durch e<strong>in</strong>e Bewirtschaftung offenbar <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Form e<strong>in</strong>e<br />
Veränderung, die die Attraktivität für Rotschenkel steigert. Da alle Sukzessionsstadien der Salzwiese<br />
vom Rotschenkel genutzt wer<strong>den</strong> können, sich immer mehr oder weniger e<strong>in</strong>e Zonierung ergibt und<br />
verschie<strong>den</strong>artige Vegetationstypen nebene<strong>in</strong>ander existieren und nicht flächendeckend e<strong>in</strong>ander<br />
ersetzen ist e<strong>in</strong> Management nicht notwendig, was gleichermaßen für Austernfischer und Kiebitz anzunehmen<br />
ist. Es wird davon ausgegangen, daß extensive Nutzung nicht nur "ke<strong>in</strong>e positiven Effekte<br />
auf das Vorkommen der Vögel" hat, sondern daß darüber h<strong>in</strong>aus negative Effekte auf <strong>den</strong><br />
Bruterfolg dieser Vögel existieren. Die tägliche Überlebenswahrsche<strong>in</strong>lichkeit der Gelege war im<br />
Mel<strong>den</strong>bereich der Brache höher als <strong>in</strong> <strong>den</strong> Rasengesellschaften der Wiese. Die Schlüpfraten <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />
drei Teilflächen unterschie<strong>den</strong> sich jedoch nicht.<br />
THYEN, S. (2000): Verteilung und Schlupferfolg von <strong>Brutvögel</strong>n <strong>in</strong> landwirtschaftlich genutzten<br />
Außengro<strong>den</strong> Niedersachsens. - Seevögel 21, Sonderheft 2: 45 - 50. _ Ausgewertet wur<strong>den</strong><br />
Brutvogel- und Vegetationskartierungen, die Anfang bis Mitte der 1990er Jahre <strong>in</strong> verschie<strong>den</strong>en, zu<br />
unterschiedlichen Anteilen landwirtschaftlich genutzten bzw. brachliegen<strong>den</strong> Gro<strong>den</strong>abschnitten der<br />
niedersächsischen Küste vorgenommen wur<strong>den</strong>. Berücksichtigt wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Flächen im<br />
Elisabeth-Außengro<strong>den</strong> und im westlichen Jadebusen, die neben Brachen (> 10 Jahre alt) mit R<strong>in</strong>dern<br />
beweidete Flächen (Jadebusen, ≤ 1 R<strong>in</strong>d/ ha) sowie nach dem 1. Juli e<strong>in</strong>schürig gemähte Wie-
<strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung und <strong>Brutvögel</strong>, Hälterle<strong>in</strong>/ NPA Tönn<strong>in</strong>g 13.03.2002 - 15 -<br />
sen (Elisabethgro<strong>den</strong>) aufweisen. Zusätzlich wur<strong>den</strong> Ergebnisse aus dem östlichen Jadebusen, dem<br />
Vorland bei Neßmersiel und von der Wurster Küste herangezogen. - Die Brutpaardichte des Rotschenkels<br />
war mit durchschnittlich 15 Bp/ 10 ha auf Brachen um <strong>den</strong> Faktor 2 bzw. 3 höher als auf<br />
Wiesen bzw. Wei<strong>den</strong>. Die Austernfischerdichte war <strong>in</strong> <strong>den</strong> Brachen um <strong>den</strong> Faktor 2 bzw. 3 niedriger,<br />
Kiebitze mie<strong>den</strong> die Brachen vollständig, Uferschnepfe und Säbelschnäbler brüteten hier <strong>in</strong> vergleichbaren<br />
Dichten wie <strong>in</strong> Wiesen und/ oder Wei<strong>den</strong>. Das Vorkommen von Enten, Rohrammer und<br />
Braunkehlchen war auf Brachen beschränkt. Die übrigen S<strong>in</strong>gvögel (Feldlerche, Wiesenpieper und<br />
Schafstelze) waren mit ähnlichen Dichten auf Brachen und Wei<strong>den</strong> vertreten, fehlten mit Ausnahme<br />
der Feldlerche aber auf <strong>den</strong> Wiesen. Aus dieser Verteilung resultiert, daß die Brutvogelgeme<strong>in</strong>schaft<br />
brachliegender Flächen wesentlich größer (Gesamtdichte 46 gegenüber 20 – 26 Bp/ 10 ha), artenreicher<br />
(11 gegenüber 7 bzw. 5 Arten) und vielfältiger war als die beweideter oder gemähter Flächen.<br />
Naturgemäß verr<strong>in</strong>gerte sich die Dom<strong>in</strong>anz der Küstenvögel mit abnehmendem Anteil an Wirtschaftsflächen<br />
an <strong>den</strong> Untersuchungsgebieten, während die der S<strong>in</strong>gvögel parallel dazu zunahm. -<br />
Rotschenkel, Austernfischer sowie alle S<strong>in</strong>gvogelarten waren <strong>in</strong> allen mit Vegetation bedeckten Habitaten<br />
vertreten. Ebenso wie die Entenarten, deren Vorkommen sich auf Schaftpflanzen-dom<strong>in</strong>ierte<br />
Habitate beschränkte, selektierten Rotschenkel, Austernfischer, Feldlerche und Rohrammer diesen<br />
Habitattyp positiv. Wiesenpieper und Schafstelze bevorzugten niedrigwüchsigen Rasen, selektierten<br />
jedoch wie alle S<strong>in</strong>gvogelarten auch hochwüchsige Grasgesellschaften positiv. - Das Überleben der<br />
Eier von Rotschenkel, Säbelschnäbler (westlicher Jadebusen) und Austernfischer (Neßmersiel) bis<br />
zum Schlupf war auf Brache wahrsche<strong>in</strong>licher als auf Wei<strong>den</strong>. Die Schlupfwahrsche<strong>in</strong>lichkeiten des<br />
Rotschenkels und des Austernfischers glichen sich <strong>in</strong> Habitaten mit hochwachsender Vegetation.<br />
Beim Rotschenkel waren die Schlupfwahrsche<strong>in</strong>lichkeiten <strong>in</strong> diesen Habitaten höher als <strong>in</strong> anderen.<br />
– Die Verteilung der <strong>Brutvögel</strong> über landwirtschaftlich unterschiedlich genutzte Bereiche des Außengro<strong>den</strong>s<br />
legt e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluß auch der extensiven Landwirtschaft auf die Ansiedlung der Vögel nahe.<br />
Auch die moderate Nutzung des Salzrasens durch Mahd, R<strong>in</strong>der- oder Schafbeweidung stört die<br />
sukzessive und saisonale Entwicklung der Vegetation qualitativ wie quantitativ. Vertikalstrukturen<br />
(z.B. <strong>in</strong> Form von Schaftpflanzen) und Mikrogrenzen zwischen Bestän<strong>den</strong> höherer und niedrigerer<br />
Vegetation entwickeln sich auf extensiv bewirtschafteten Flächen <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem Maße als auf Brachen.<br />
Die damit verbun<strong>den</strong>e Uniformierung geht mit e<strong>in</strong>er Abnahme der Arten- und Individuenzahlen<br />
von Wirbellosen e<strong>in</strong>her. Die überwiegende Zahl der untersuchten Brutvogelarten bevorzugt oder benötigt<br />
<strong>in</strong> ihrem Bruthabitat offenbar Merkmale, die sich hauptsächlich <strong>in</strong> ungestörten Salzrasenbereichen<br />
ausbil<strong>den</strong> und durch Bewirtschaftung gehemmt wer<strong>den</strong>. Lediglich für <strong>den</strong> Kiebitz mag e<strong>in</strong>e positive<br />
Wirkung extensiver Landwirtschaft zutreffen. Zum<strong>in</strong>dest im Falle des Rotschenkels weisen die<br />
Ergebnisse zudem deutlich auf e<strong>in</strong>en kausalen Zusammenhang zwischen Brutverlusten und Beweidung<br />
bzw. Mahd h<strong>in</strong>. Die Wahl von Nistplätzen auf Wei<strong>den</strong> oder Wiesen durch <strong>den</strong> Rotschenkel<br />
dürfte auf Kosten e<strong>in</strong>er ausreichen<strong>den</strong> Tarnung und damit e<strong>in</strong>es ausreichen<strong>den</strong> Fe<strong>in</strong>dschutzes erfolgen.<br />
THYEN, S., P.H. BECKER, K.-M. EXO, B. HÄLTERLEIN, H. HÖTKER & P. SÜDBECK (1998): Monitor<strong>in</strong>g<br />
Breed<strong>in</strong>g Success of Coastal Birds, F<strong>in</strong>al Report of the Pilot Study 1996 - 1997. - Wad<strong>den</strong> Sea<br />
Ecosystem No. 8: 7 - 55, Common Wad<strong>den</strong> Sea Secretariat & Trilateral Monitor<strong>in</strong>g and Assessment<br />
Group, Wilhelmshaven. _ THYEN, S., P.H. BECKER, K.-M. EXO, B. HÄLTERLEIN, H.
<strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung und <strong>Brutvögel</strong>, Hälterle<strong>in</strong>/ NPA Tönn<strong>in</strong>g 13.03.2002 - 16 -<br />
HÖTKER & P. SÜDBECK (1998): Bruterfolgsmonitor<strong>in</strong>g bei Küstenvögeln im Wattenmeer 1996<br />
und 1997. – Vogelwelt 121: 269 – 280. _ In <strong>den</strong> meisten Fällen war der Schlupferfolg des Austernfischers<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> Bracheteilen der <strong>Salzwiesen</strong>probeflächen an der deutschen Nordseeküste 1996/ 97<br />
höher als <strong>in</strong> <strong>den</strong> beweideten Teilen. In <strong>den</strong> schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Probeflächen war dies jedoch<br />
nur 1997, auf Grund von Überflutungen der niedriger gelegenen unbeweideten Teile nicht 1996 der<br />
Fall. Bei Neßmersiel gab es 1996 bei <strong>in</strong>tensiver R<strong>in</strong>derbeweidung (2,2 Tiere/ ha) im Gegensatz zu<br />
extensiv genutzten Bereichen (0,5 Tiere/ ha) gar ke<strong>in</strong>en Bruterfolg.<br />
THYEN, S. & K.-M. EXO (2001): Ökofaunistik I: Brut- und Rastvögel. – In: Flemm<strong>in</strong>g, B.W. (Hrsg.):<br />
Untersuchung der ökologischen Entwicklung e<strong>in</strong>er Außendeichskleipütte als Ergänzung der<br />
quantitativen Beweissicherung des Wiederverlandungsprozesses - Erster Zwischenbericht. –<br />
Senckenberg am Meer, Bericht 01-1: 34 – 59. _ Bei Untersuchungen im Rahmen des „Püttenprojektes<br />
Petersgro<strong>den</strong>“ im westlichen Jadebusen wur<strong>den</strong> im Jahr 2001 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er früheren, verlandeten<br />
Pütte bzw. <strong>in</strong> brachliegen<strong>den</strong> Bereichen deutlich höhere Brutvogeldichten, <strong>in</strong>sbesondere von Rotschenkel<br />
und verschie<strong>den</strong>en S<strong>in</strong>gvogelarten festgestellt als auf <strong>den</strong> gemähten oder beweideten Flächen.<br />
Mit Ausnahme von Kiebitz und Rohrammer zeigten die Gesamtbestände der <strong>Brutvögel</strong> des<br />
westlichen Jadebusens im Zeitraum 1991 bis 2001 ke<strong>in</strong>e signifikanten Veränderungen. Obwohl auch<br />
Kiebitze empf<strong>in</strong>dlich auf e<strong>in</strong>e Intensivierung der Bewirtschaftung ihrer Brutgebiete reagieren s<strong>in</strong>d sie<br />
im Gegensatz zur weit überwiegen<strong>den</strong> Zahl der <strong>Salzwiesen</strong>-Brutvogelarten auch empf<strong>in</strong>dlich gegenüber<br />
e<strong>in</strong>er vollständigen Nutzungsaufgabe. Daher dürfte auch die sukzessive Reduzierung der landwirtschaftlichen<br />
Nutzflächen im westlichen Jadebusen seit Beg<strong>in</strong>n der 1980er Jahre zum Bestandsrückgang<br />
beigetragen haben. (Schlupferfolgsuntersuchungen Rotschenkel siehe THYEN & EXO (<strong>in</strong><br />
Vorb.).<br />
THYEN, S. & K.-M. EXO (<strong>in</strong> Vorb.): Auswirkungen der Salzrasen-Sukzession auf die Reproduktion<br />
von Rotschenkeln Tr<strong>in</strong>ga totanus im Wattenmeer. - Jber. 4 Inst. Vogelforschung, Wilhelmshaven.<br />
_ In <strong>den</strong> Jahren 2000/ 2001 wurde der E<strong>in</strong>fluß ausgewählter vegetationskundlicher<br />
Parameter auf <strong>den</strong> Schlupferfolg des Rotschenkel im westlichen Jadebusen untersucht. Tägliche<br />
Mortalitätsraten, Schlupfwahrsche<strong>in</strong>lichkeiten und Prädation der Gelege variierten <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
von der Vegetationszusammensetzung am Neststandort, der vertikalen Vegetationsstruktur und der<br />
“Verstecktheit” (Lichtstärke <strong>in</strong>nerhalb der Nester relativ zum Umgebungslicht). Bei ger<strong>in</strong>gerer Prädation<br />
überlebten die <strong>in</strong> Vegetationstypen fortgeschrittener Sukzessionsstadien (von Quecke und Rotschw<strong>in</strong>gel<br />
dom<strong>in</strong>ierte Vegetation) gefun<strong>den</strong>en Gelege länger als solche, die <strong>in</strong> Vegetation früherer<br />
Sukzessionsstufen angelegt waren (von Andel dom<strong>in</strong>ierte Vegetation). Ebenso waren die Schlupfwahrsche<strong>in</strong>lichkeiten<br />
<strong>in</strong> erstgenannten höher als <strong>in</strong> letzteren. In relativ dichter Vegetation angelegte<br />
Nester wur<strong>den</strong> seltener geraubt und waren erfolgreicher als <strong>in</strong> Vegetation ger<strong>in</strong>gerer Dichte angelegte.<br />
Aufgrund ger<strong>in</strong>gerer Prädation überlebten gut versteckte Gelege länger und schlüpften mit<br />
größerer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit als weniger gut versteckte. E<strong>in</strong>e erfolgreiche Reproduktion von Rotschenkeln<br />
im Wattenmeer ist somit u.a. vom kurz- (Phänologie) und langfristigen (Sukzession) Entwicklungszustand<br />
des “Brutbiotops Salzrasen” abhängig: Neststandorte <strong>in</strong> Vegetationstypen fortgeschrittener<br />
Sukzession und relativ ausgeprägten Strukturreichtums eignen sich offenbar besser zur<br />
erfolgreichen Tarnung gegenüber Fe<strong>in</strong><strong>den</strong> als solche <strong>in</strong> Vegetation früherer Sukzessionsstadien und
<strong>Salzwiesen</strong>bewirtschaftung und <strong>Brutvögel</strong>, Hälterle<strong>in</strong>/ NPA Tönn<strong>in</strong>g 13.03.2002 - 17 -<br />
ger<strong>in</strong>gerer vegetativer Entwicklung. Da jedoch nicht nur optisch jagende Prädatoren (Vögel, hier Rabenkrähe),<br />
sondern offenbar auch Marderartige, Nager und Igel massiv auftraten, müssen neben der<br />
Tarnung noch weitere Faktoren für die „sukzessionsabhängigen“ Schlupferfolge verantwortlich se<strong>in</strong>.<br />
Inwiefern dabei Legebeg<strong>in</strong>n sowie Alter, Erfahrung und Kondition der Vögel e<strong>in</strong>e Rolle spielen, ist<br />
Gegenstand zukünftiger Untersuchungen.