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die problematik der nachahmung bei jmr lenz und georg lukács

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Seinen Pessimismus gegenüber dem Künstler in „Die Theorie des Romans“<br />

erklärt Lukács in dem Vorwort, wo er seine Stimmung <strong>der</strong> permanenten Verzweiflung<br />

über den Weltzustand 1914/1915 k<strong>und</strong>gibt.<br />

Die Theorie <strong>der</strong> Nachahmung von Lenz ist dagegen optimistischer <strong>und</strong> traut<br />

dem Künstler <strong>die</strong> Fähigkeit zu, <strong>die</strong> „kleine Welt“ in seinen Werken erschaffen<br />

zu können. 243 Die „fast göttliche Rolle“, <strong>die</strong> dem Dichter <strong>bei</strong> Lenz zukommt, sei<br />

eine typische Sturm <strong>und</strong> Drang Einstellung zum dichterischen Genie. 244 Das<br />

göttliche „durchschauen“ bleibt allerdings utopisch. Lenz weist auf <strong>die</strong> Grenzen<br />

<strong>der</strong> sinnlichen Aufnahmefähigkeit mit seiner Metapher <strong>der</strong> Camera<br />

obscura hin. Die Objektwelt ist zwar empirisch erfassbar, ihre Umsetzung in<br />

<strong>der</strong> Kunst kann allerdings nur durch den Standpunkt des Künstlers stattfinden,<br />

<strong>der</strong> auch ideenmäßig bedingt ist. 245<br />

Sowohl <strong>der</strong> frühe Lukács als auch Lenz kritisieren <strong>die</strong> Unterordnung des<br />

Kunstschaffens unter ein höheres Ziel o<strong>der</strong> ein zentrales Problem. Dennoch<br />

glaubt Lukács in Tolstois <strong>und</strong> Dostojewskis Werken <strong>die</strong> Vorboten einer neuen<br />

Wirklichkeit, in <strong>der</strong> <strong>die</strong> Liebe „eine wahrhaft zentrale Stelle einnimmt“, zu erkennen.<br />

246<br />

243 Vgl. Lenz, S. 21: „da aber <strong>die</strong> Welt keine Brücken hat, <strong>und</strong> wir uns schon mit Dingen, <strong>die</strong><br />

da sind, begnügen müssen, fühlen wir wenigstens Zuwachs unsrer Existenz, Glückseligkeit,<br />

ihm [dem unendlich freihandelnden Wesen] nachzuäffen, seine Schöpfung ins Kleine zu<br />

schaffen“. S. 29: „[...] <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schöpfer sieht auf ihn hinab, wie auf <strong>die</strong> kleinen Götter, <strong>die</strong> mit<br />

seinem Funken in <strong>der</strong> Brust auf den Thronen <strong>der</strong> Erde sitzen <strong>und</strong> seinem Beispiel gemäß eine<br />

kleine Welt erhalten“.<br />

244 Schwarz, S. 34.<br />

245 Vgl. hierzu: Schwarz, S. 34.<br />

246 Lukács, TdR, S. 160f., 167f.<br />

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