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IMIS-BEITRÄGE - Universität Osnabrück

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Umweltmigranten und Klimaflüchtlinge – zweifelhafte Kategorien<br />

physical, chemical, and/or biological changes in the ecosystem (or resource base)<br />

that render it, temporarily or permanently, unsuitable to support human life.« 37<br />

Demnach steht hier ausschließlich Flucht zur Debatte, doch wird nicht unterschieden,<br />

ob dauerhaft oder vorübergehend, ob kleinräumig oder grenzüberschreitend,<br />

ob es sich etwa um Evakuierung angesichts eines unmittelbar bevorstehenden<br />

Vulkanausbruchs handelt oder um schleichende Degradationserscheinungen,<br />

aus denen dann Ressourcenverknappung und schließlich<br />

Land-Stadt-Migration resultiert.<br />

Jodi Jacobson bemühte sich um eine empirische Konkretisierung dieser<br />

Zahl. In ihrer 1988 vom WorldWatch Institute (Washington, DC) 38 publizierten<br />

Studie definiert sie Umweltflüchtlinge als »people fleeing from environmental<br />

decline«. 39 Hier lautet die Schätzung der Zahl der Umweltflüchtlinge<br />

10 Millionen, wobei die Autorin diese in einzelnen Problemregionen identifiziert,<br />

mehrheitlich in Afrika südlich der Sahara. Demzufolge hätten Umweltflüchtlinge<br />

bereits damals das größte Kontingent aller Flüchtlinge weltweit<br />

gebildet. 40<br />

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass Kritik und Ablehnung eines solch<br />

alltagsnahen, analytisch aber unbefriedigenden und empirisch eigentlich<br />

nicht fassbaren Phänomens umwelt- oder klimabedingter Migration oder<br />

Flucht auch von manch einflussreicher Organisation geteilt wird. Verwiesen<br />

werden soll hier nur auf die International Organization for Migration<br />

(IOM) 41 sowie auf das IPCC. Beide Organisationen halten die Verschärfung<br />

von Umweltproblemen offensichtlich für unausweichlich, und beide gehen<br />

davon aus, dass dies mit vermehrter räumlicher Bevölkerungsmobilität einhergeht,<br />

dass es also durchaus einen (mehr oder weniger engen) Zusammenhang<br />

geben könnte. Beide wagen jedoch keine Prognosen und bleiben, was<br />

den zahlenmäßigen Umfang angeht, unbestimmt. Im Assessment Report des<br />

IPCC von 2007 verzichtet die Working Group II explizit auf die Nennung<br />

von Zahlen zum Phänomen »umweltbedingter Migration«, und zwar mit<br />

folgender Begründung:<br />

37 Essam El-Hinnawi, Environmental Refugees, Nairobi 1985. Das Zitat der Definition<br />

stammt von S. 4, zitiert nach Diane C. Bates, Environmental Refugees? Classifying<br />

Human Migrations Caused by Environmental Change, in: Population and Environment,<br />

23. 2002,H. 5, S. 465–477, hier S. 466.<br />

38 In diesem Think Tank scheint das Schlagwort »environmental refugee« in den<br />

1970er Jahren geboren worden zu sein, zumindest ist sein Ursprung mit damaligen<br />

Schriften von Lester Brown assoziiert. Siehe Black, Environmental Refugees, S. 2.<br />

39 Jacobson, Environmental Refugees, S. 6, zitiert nach Gemenne, Why Numbers Don’t<br />

Add up, S. 2.<br />

40 Morrissey, Environmental Change and Forced Migration, S. 3.<br />

41 Brown, Migration and Climate Change.<br />

37

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