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IMIS-BEITRÄGE - Universität Osnabrück

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Klimawandel und Migration<br />

Obwohl dort keine genauen Angaben über die Form und die Dimension des<br />

Zusammenhangs zwischen Klimawandel und Migration gemacht werden,<br />

wurden in den letzten Jahren verschiedene Berichte veröffentlicht, die vor einer<br />

rapiden Zunahme von Migrationsbewegungen aufgrund von Klimaphänomenen<br />

oder sich verändernden Umweltfaktoren warnen. 4 Diese Berichte<br />

basieren auf fast 20 Jahre alten Prognosen und Schätzungen ohne solide wissenschaftliche<br />

Grundlage. Anfang bis Mitte der 1990er Jahre hatte Norman<br />

Myers 200 Millionen ›Umweltflüchtlinge‹ bis zum Jahre 2050 vorausgesagt. 5<br />

Diese Prognose basierte auf Schätzungen der Bevölkerungszahlen in Regionen,<br />

die voraussichtlich von den negativen Konsequenzen zukünftigen Umweltwandels<br />

betroffen sein werden. Es wurde vorausgesetzt, dass alle Einwohner<br />

dieser betroffenen Regionen permanent und über weite Distanzen<br />

migrieren werden.<br />

Dabei wurde außer Acht gelassen, dass Migration nur eine von verschiedenen<br />

möglichen Antworten auf sich verändernde Umweltbedingungen<br />

ist. Abhängig vom Grad der Veränderungen ist es zum Beispiel denkbar,<br />

dass Kleinbauern ihre Produktion diversifizieren, dass Menschen in nahegelegenen<br />

Städten Arbeit suchen oder selbst hergestellte Produkte oder Dienstleistungen<br />

anbieten, um landwirtschaftliche Produktionsausfälle infolge sich<br />

verändernder klimatischer Bedingungen zu kompensieren. Außerdem ignorieren<br />

Prognosen zukünftiger Migrationsbewegungen aufgrund von Umweltveränderungen<br />

die Komplexität von Entscheidungen für oder gegen<br />

Migration, die Faktoren auf der Makroebene, wie den Mangel an Arbeitsplätzen,<br />

in Betracht ziehen. Migrationsentscheidungen basieren außerdem zu<br />

einem großen Teil auf persönlichen Vorlieben, Erfahrungen und dem Zugang<br />

zu Migrationsnetzwerken. Die Multikausalität von Migrationsentscheidungen<br />

wird seit geraumer Zeit in der Migrationsforschung allgemein anerkannt.<br />

6 Außerdem besteht ein wissenschaftlicher Konsens, dass Mangel an<br />

Migrationserfahrung und fehlender Zugang zu Netzwerken die Entschei-<br />

4 Nicholas Stern, The Economics of Climate Change. The Stern Review, Cambridge<br />

2006; Cord Jakobeit/Chris Methmann, Klimaflüchtlinge – Die verleugnete Katastrophe,<br />

Greenpeace, Hamburg 2007; Christian Aid, Human Tide: The Real Migration<br />

Crisis. A Christian Aid Report, London 2007; Environmental Justice Foundation, No<br />

Place Like Home – Where Next for Environmental Refugees, London 2008.<br />

5 Norman Myers/Jennifer Kent, Environmental Exodus, An Emergent Crisis in the<br />

Global Arena, Washington 1995.<br />

6 Mary M. Kritz/Lin L. Lim/Hania Zlotnik (Hg.), International Migration Systems: A<br />

Global Approach, Oxford 1992; Stephen Castles/Mark J. Miller, The Age of Migration:<br />

International Population Movements in the Modern World, Basingstoke 1993;<br />

Paul Boyle/Keith Halfacree/Vaughan Robinson, Exploring Contemporary Migration,<br />

Harlow 1998; William Wood, Ecomigration: Linkages between Environmental<br />

Change and Migration, in: Aristide R. Zolberg/Peter Benda (Hg.), Global Migrants,<br />

Global Refugees: Problems and Solutions, New York 2001.<br />

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