Baden-Württembergische Polizei ist exzellent! - CDU Kreisverband ...
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Liebe Mitglieder und Freunde des Arbeitskreises <strong>Polizei</strong>,<br />
Sie haben sich sicher schon gewundert, warum nach der Ausgabe des Sicherheitsforums 01/2009 bisher kein weiteres<br />
Heft erschienen <strong>ist</strong>. Der Landesvorstand hat in einer seiner letzten Sitzungen sich ausführlich mit dem Thema<br />
Sicherheitsforum auseinandergesetzt. In den letzten Jahren hat sich die Informationslandschaft radikal verändert. Wer<br />
schnelle Informationen haben oder sie verbreiten will, hat dafür heute das Internet zur Verfügung. Ein Informationsheft<br />
über politische Ereignisse, das nur einmal im Vierteljahr erscheint, <strong>ist</strong> bereits überholt, wenn es beim Leser ankommt.<br />
Der Arbeitskreis <strong>Polizei</strong> hat mit seiner Homepage www.cdu-ak-polizei.de eine Informationsplattform geschaffen, die<br />
immer auf dem neuesten Stand <strong>ist</strong>. Der Landesvorstand will in Zukunft mehrgleisig fahren: Das bisherige<br />
Sicherheitsforum wird noch in Form von Themenheften, allerdings unregelmäßig erscheinen. Daneben wird es die Form<br />
des Newsletters geben, den Sie per Internet erhalten. Auf unserer Homepage können Sie ihn anfordern. Wer keine<br />
Möglichkeit per Internet hat, kann ihn auch in Briefform erhalten.<br />
Walter Baur<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württembergische</strong> <strong>Polizei</strong> <strong>ist</strong> <strong>exzellent</strong>!<br />
Geschätzte Leserinnen und Leser des Sicherheitsforums,<br />
mit dem vorliegendem<br />
Sicherheitsforum geht der<br />
<strong>CDU</strong>-Arbeitskreis <strong>Polizei</strong><br />
einen neuen Weg in Sachen<br />
Öffentlichkeitsarbeit. Wir<br />
möchten das Sicherheitsforum<br />
zukünftig, noch<br />
mehr als dies bisher der Fall<br />
war, als politisches Sprachrohr<br />
ausrichten, indem wir<br />
wichtige <strong>Polizei</strong>themen<br />
qualitativ hochwertig aufbereiten<br />
und damit<br />
politische Botschaften verknüpfen. Alltagsinformationen<br />
aus dem Parteileben, die bisher im Forum einen großen<br />
Raum eingenommen haben, bereiten wir zeitgemäß in<br />
unserem Internetangebot unter www.cdu-ak-polizei.de<br />
auf. Den Anfang machen wir mit der vorliegenden<br />
Ausgabe des Newsletters zum Schwerpunktthema<br />
Qualitätsmanagement.<br />
Immer wieder gerne zitiere ich unseren früheren Bundesinnenmin<strong>ist</strong>er<br />
Dr. Wolfgang Schäuble: „<strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
hat die beste <strong>Polizei</strong>“.<br />
Diese Feststellung lässt sich jetzt auch anhand von extern<br />
bestätigten Gütekriterien belegen: sechs Dienststellen der<br />
baden-württembergischen <strong>Polizei</strong> (<strong>Polizei</strong>direktionen<br />
Biberach, Konstanz, Lörrach und Offenburg sowie die<br />
Bereitschaftspolizeidirektion Lahr und der Fachbereich<br />
Führungstraining der Akademie der <strong>Polizei</strong>) dürfen darauf<br />
verweisen, von anspruchsvollen Gutachtern der<br />
renommierten Deutschen Gesellschaft für Qualität e.V.<br />
eine Qualitätsbeurkundung verliehen bekommen zu<br />
haben. Sie haben nachgewiesen, dass sie sich den<br />
Ansprüchen an eine im Qualitätssinn <strong>exzellent</strong>e Organisation<br />
verpflichtet fühlen.<br />
Damit können wir in <strong>Baden</strong>-Württemberg mit Stolz auf<br />
eine im bundesweiten Vergleich einmalige Verdichtung<br />
von <strong>Polizei</strong>dienststellen blicken, die systematisches<br />
Qualitätsmanagement eingeführt haben.<br />
Einen weiteren Meilenstein in dieser Entwicklung hat<br />
unser Landeskriminalamt gesetzt, dem am<br />
14. Juli 2009 – als erster Behörde bundesweit – die<br />
Auszeichnung „Recognised for excellence – 5 Sterne“<br />
verliehen wurde und dessen Le<strong>ist</strong>ungen in den Bereichen<br />
Führung, Strategie, Mitarbeiterorientierung, Partnerschaften,<br />
Ressourcen- und Prozessmanagement damit in<br />
besonderer Weise anerkannt wurden.<br />
<strong>CDU</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg, Hasenbergstraße 49b, 70176 Stuttgart Ausgabe 01/2010 vom 15.01.2010
Hans Peter Stihl, Vorsitzender des Beirats der Stihl<br />
Holding AG und Co. KG und des Aufsichtsrats der Stihl<br />
AG, würdigte in seiner Festrede die hohen Qualitätsstandards<br />
des LKA: „Das Landeskriminalamt <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg besitzt heute ein Qualitätsmanagement, das<br />
mit dem Qualitätswesen von erfolgreichen, gut geführten<br />
Industrieunternehmen auf einer Stufe steht. Und es <strong>ist</strong> in<br />
dieser Hinsicht ein Vorbild für Behörden. Aufgrund meiner<br />
eigenen Erfahrungen, glaube ich, mir dieses Urteil<br />
erlauben zu können.“<br />
Der Arbeitskreis <strong>Polizei</strong> der <strong>CDU</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
gratuliert den genannten Dienststellen sehr herzlich zu<br />
ihrem herausragenden Erfolg – bestätigt er doch<br />
eindrucksvoll das eingangs erwähnte Zitat von Wolfgang<br />
Schäuble. Wir betrachten diese Pionierarbeit als Maßstäbe<br />
setzend für die gesamte <strong>Polizei</strong> unseres Landes, ja sogar<br />
für die gesamte Landesverwaltung. Warum?<br />
Es fehlt in unserer <strong>Polizei</strong> nicht an Qualitätsbewusstsein<br />
und Reformbereitschaft. Das haben wir in der Vergangenheit<br />
bewiesen und belegen es durch unsere Erfolge, z.B.<br />
durch eine hohe Aufklärungsquote und eine niedrige<br />
Häufigkeitszahl bei vergleichsweise schlechter <strong>Polizei</strong>dichte,<br />
täglich neu. Viele Dienststellenleiter haben in der<br />
Vergangenheit unzählige Qualitätsimpulse mit Erfolg<br />
gesetzt. Me<strong>ist</strong> waren diese Initiativen aber die Reaktion<br />
auf festgestellte Handlungsnotwendigkeiten und von<br />
begrenzter zeitlicher Dauer. Systematisches Qualitätsmanagement<br />
dagegen geht die Organisationssteuerung in<br />
einer „Weitwinkelperspektive“ an und betrachtet alle<br />
erfolgskritischen Faktoren (Führung, Kunden, Partnerschaften,<br />
Ressourcen, Prozesse) gemeinsam.<br />
Die so ausgerichtete Strategie <strong>ist</strong> immer auch antizipativ<br />
ausgerichtet, d. h. systematischem Qualitätsmanagement<br />
verpflichtete Dienststellen agieren und warten nicht<br />
darauf, dass Fehlentwicklungen eine Reaktion erfordern.<br />
Eine den genannten Dienststellen gemeinsame Handlungsprämisse<br />
<strong>ist</strong> ihr ausdrückliches Bekenntnis zu einem<br />
kontinuierlichen Verbesserungsprozess getreu dem<br />
Motto: „Wer aufgehört hat besser zu werden, hat<br />
aufgehört gut zu sein“.<br />
Wir haben uns vor diesem Hintergrund dazu entschlossen,<br />
dieses dem Qualitätsmanagement gewidmete Ausgabe<br />
des Newsletters nicht für jedwede Beiträge über –<br />
glücklicherweise – verbreitet in der <strong>Polizei</strong> des Landes<br />
anzutreffende Qualitätsimpulse zu öffnen und nur die<br />
Dienststellen zu Wort kommen zu lassen, die sich<br />
systematischem Qualitätsmanagement im oben<br />
beschriebenen ganzheitlichen Ansatz verpflichtet haben.<br />
Dieses sind gleichzeitig die Dienststellen, die sich einer<br />
Zertifizierung nach dem Modell der European Foundation<br />
for Quality Management (EFQM) gestellt haben.<br />
Seite 2<br />
Ich freue mich sehr darüber, dass fast alle Behördenleiter<br />
sich bereit erklärt haben, unser Projekt zu unterstützen<br />
und Beiträge verfasst, unterstützt oder sich für ein<br />
Interview zur Verfügung gestellt haben. Darüber hinaus<br />
finden Sie einen Fachbeitrag unseres stellvertretenden<br />
Landesvorsitzenden Hans Baldauf, der zertifizierter<br />
Qualitätsmanager der Deutschen Gesellschaft für Qualität<br />
und vielfältig auf diesem Gebiet erfahren und präsent <strong>ist</strong>.<br />
Wer sich kontinuierlich verbessern will, benötigt hierfür<br />
ständig aktuelle Zahlen, Daten und Fakten über die<br />
Ergebnisse seiner Bemühungen. Deshalb danke ich auch<br />
Ltd. <strong>Polizei</strong>direktor Reinhard Renter für seinen<br />
Gastbeitrag über das Führungsinformationssystem (FIS)<br />
und die Balanced Scorecard (BSC). Last but not least danke<br />
ich dem stellvertretenden Landesvorsitzenden Axel<br />
Drexler für seinen Impuls zu diesem Heft und die<br />
Schriftleitung.<br />
Ich habe eingangs erwähnt, dass wir mit unserem neuen<br />
Sicherheitsforum nicht nur informieren, sondern auch<br />
politische Botschaften verknüpfen möchten; dies will ich<br />
abschließend gerne tun:<br />
Für den <strong>CDU</strong>-Arbeitskreis <strong>Polizei</strong> <strong>ist</strong> das Ergebnis klar: Für<br />
die <strong>Polizei</strong> des Landes <strong>ist</strong> zeitnah ein systematisches<br />
Qualitätsmanagement einzuführen. Gerade in Zeiten<br />
stark begrenzter personeller und finanzieller Mittel<br />
können wir es uns überhaupt nicht le<strong>ist</strong>en, die damit<br />
verbundenen Möglichkeiten der Organisationsentwicklung<br />
und Le<strong>ist</strong>ungsoptimierung nicht zu nutzen.<br />
Teil von Change-Management <strong>ist</strong> aber ganz wesentlich<br />
auch Akzeptanzmanagement. Wir wollen deshalb kein<br />
Überstülpen von oben nach unten und akzeptieren<br />
unterschiedliche Geschwindigkeiten. Aber wir fordern von<br />
der politischen Führung und dem Landespolizeipräsidium<br />
ein klares Bekenntnis zum systematischen Qualitätsmanagement<br />
sowie eine verbindliche „Roadmap“ zu<br />
dessen landesweiter Umsetzung.<br />
Dabei gilt für alle Beteiligten wie so oft im Leben: „Man<br />
muss ins Gelingen verliebt sein, nicht ins Scheitern“.<br />
Mit besten Grüßen<br />
Ihr Günther Freisleben
Führungskultur und Qualitätsmanagement<br />
1. Einleitung<br />
Seite 3<br />
– von <strong>Polizei</strong>direktor Hans Baldauf –<br />
Nachrichten wie „Größter<br />
Einbruch des Welthandels seit<br />
1929“, „Weltbank sieht<br />
globale Rezession“, „Die Krise<br />
an den Finanzmärkten und<br />
die weltweite Konjunkturabschwächung<br />
haben die<br />
deutsche Wirtschaft voll<br />
erfasst“, oder „Dramatischer<br />
Einbruch der Steuereinnahmen“<br />
lassen selbst<br />
Berufspessim<strong>ist</strong>en den Atem<br />
anhalten.<br />
Die Folgen haben auch die öffentliche Verwaltungen<br />
erreicht: Erhöhung der Arbeitszeit, Streichung des<br />
Urlaubs- und Reduzierung des Weihnachtsgeldes oder<br />
Konzepte zur grundsätzlichen Umgestaltung des<br />
öffentlichen Dienstes schlagen sich deutlich auf die<br />
Motivationslage der Beschäftigten im öffentlichen Dienst<br />
nieder.<br />
Vor dem Hintergrund dieser Meldungen <strong>ist</strong> es für den<br />
einen oder anderen vielleicht problematisch, über<br />
qualitätsbewusstes Denken und Handeln zu reden – es <strong>ist</strong><br />
jedoch unumgänglich, wenn der Staat seiner besonderen<br />
Verpflichtung, z.B. in der sog. „Daseinsvorsorge“,<br />
nachkommen soll.<br />
Dies findet jedoch gerade in der <strong>Polizei</strong> in einem<br />
zunehmend schwieriger werdenden Umfeld statt. Neben<br />
den hinlänglich bekannten Herausforderungen durch<br />
aktuelle Kriminalitätsformen (Terrorismus, Organisierte<br />
Kriminialität, Internetkriminalität, usw.), die ständig<br />
zunehmende Verkehrsdichte und die immer prekärer<br />
werdende Lage der öffentlichen Haushalte werden auch<br />
die Bürgerinnen und Bürger immer<br />
• anspruchsvoller<br />
• selbstbewusster<br />
• kostenbewusster<br />
• qualitätsbewusster und<br />
• besser informiert.<br />
Um diese schier unlösbare Herausforderungen zu<br />
bewältigen, werden inzwischen eine recht große Fülle von<br />
Managementwerkzeugen angeboten: Beispiele sind das<br />
Neue Steuerungsmodell, neue Formen des Personalmanagements<br />
und der Mitarbeiterführung wie Spitzenpositionen<br />
auf Zeit oder flachere Hierarchien, aber auch<br />
Stichworte wie Controlling, Strategieentwicklung,<br />
Budgetierung, Benchmarking und dergleichen.<br />
Diese Instrumente haben ganz unterschiedliche<br />
Zielsetzungen, und es muss sich erst noch zeigen, ob sie<br />
alle Erwartungen erfüllen, die man einmal in sie gesetzt<br />
hat.<br />
Doch eines dürfte unbestritten sein: Qualitätsaspekte wie<br />
Schnelligkeit und Genauigkeit der Vorgangsbearbeitung,<br />
Kundenfreundlichkeit und Serviceorientierung werden<br />
immer wichtiger und müssen aus diesem Grund auch im<br />
Mittelpunkt jeder Art von Reformbemühung stehen.<br />
Doch Qualität einzufordern oder mit Hilfe eines<br />
Qualitätsmanagements umsetzen zu wollen, <strong>ist</strong> nur ein<br />
Aspekt. Diesen Ansätzen durch konkretes Führungshandeln<br />
zum Erfolg zu verhelfen, scheint eine ungleich<br />
anspruchsvollere Aufgabe zu sein.<br />
Der folgende Beitrag setzt sich insbesondere mit dem<br />
Begriff von Qualität (2), der Rolle der Führungskraft (3),<br />
dem Lernprozess in einer Organisation und den damit in<br />
Zusammenhang stehenden Einflussfaktoren (4) auseinander.<br />
2. Qualität<br />
Qualität und Kundenzufriedenheit sind Themen, denen<br />
weltweit zunehmende Aufmerksamkeit gewidmet wird.<br />
Die EN ISO 9004:2000 geht auf dieses Bewusstsein ein<br />
und will Organisationen und Unternehmen ermutigen, die<br />
Qualitätsaspekte ihrer zu Dienstle<strong>ist</strong>ungen führenden<br />
Tätigkeiten wirksamer zu gestalten.<br />
Nichterfüllte Qualitätsziele können – gerade auch im<br />
Zusammenhang mit den Aufgaben der <strong>Polizei</strong> – Folgen<br />
haben, die für den Kunden, die Organisation und die<br />
Gesellschaft erhebliche Nachteile haben können. Deshalb<br />
legt diese Norm auch großen Wert auf die Feststellung,<br />
dass es zum Verantwortungsbereich der obersten Leitung<br />
gehört, Fehler dieser Art zu verhindern.<br />
Um eine zufriedenstellende Qualität in einer Organisation<br />
zu erzeugen und aufrechtzuerhalten, <strong>ist</strong> ein systematisches<br />
Qualitätsmanagement erforderlich. Dessen<br />
Aufgabe <strong>ist</strong> es sicherzustellen, dass einerseits die<br />
Erfordernisse des Kunden verstanden und erfüllt und<br />
andererseits sämtliche Ebenen der Organisation auf die<br />
Qualitätsgrundsätze verpflichtet werden. Das festgelegte<br />
Qualitätsmanagementsystem <strong>ist</strong> auf der Grundlage von<br />
Rückmeldungen über die Vorstellungen der Kunden<br />
bezüglich der erbrachten Dienstle<strong>ist</strong>ungen ständig zu<br />
überprüfen und zu verbessern.<br />
Die erfolgreiche Anwendung des Qualitätsmanagements<br />
auf eine Dienstle<strong>ist</strong>ung hat in erster Linie zum Ziel<br />
• den Le<strong>ist</strong>ungsstand der Dienstle<strong>ist</strong>ung zu verbessern,<br />
• die Kundenzufriedenheit zu vergrößern,<br />
• die Produktivität und die Wirksamkeit der Le<strong>ist</strong>ungen<br />
zu erhöhen und nicht zuletzt<br />
• die Kosten zu verringern.
Diese Ziele sind jedoch keine technokratischen Vorgaben,<br />
sondern ein auf Dienstle<strong>ist</strong>ungen ausgelegtes Qualitätssicherungssystem<br />
muss auch auf die menschlichen<br />
Aspekte eingehen, die mit dem Erbringen einer<br />
Dienstle<strong>ist</strong>ung verknüpft sind. Dies geschieht durch<br />
• das Management der mit einer Dienstle<strong>ist</strong>ung<br />
verbundenen sozialen Prozesse,<br />
• das Management der mit einer Dienstle<strong>ist</strong>ung<br />
•<br />
verbundenen sozialen Prozesse,<br />
das Betrachten zwischenmenschlicher Beziehungen<br />
als einen wesentlichen Teil der Dienstle<strong>ist</strong>ungsqualität,<br />
• die Erkenntnis, wie wichtig der Eindruck des Kunden<br />
vom Image, der Kultur und dem Le<strong>ist</strong>ungsstand der<br />
Dienstle<strong>ist</strong>ungsorganisation <strong>ist</strong>,<br />
• die Entwicklung der Fertigkeiten und Fähigkeiten der<br />
Mitarbeiter und<br />
• die Motivation der Mitarbeiter, die Qualität zu<br />
verbessern und die Erwartungen der Kunden zu<br />
erfüllen.<br />
Gerade vor diesem Hintergrund haben Führungskräfte<br />
eine besondere Funktion, um eine moderne und<br />
le<strong>ist</strong>ungsfähige Verwaltung zu erhalten und auch in ihrer<br />
Entwicklung zu fördern. Bei diesem Prozess lernen alle,<br />
Vorgesetzte und Mitarbeiter, ständig hinzu.<br />
Die Vorgesetzten der Führungskräfte erwarten einerseits,<br />
dass entwickelte Strategien umgesetzt werden. Deren<br />
Mitarbeiter erwarten andererseits aber auch, dass sie nach<br />
außen repräsentiert und dass ihre Wünsche und<br />
Vorstellungen angenommen werden. Diese „Sandwich-<br />
Position“ stellt die Führungskräfte vor erhebliche<br />
Anforderungen.<br />
3. Rolle der Führungskraft<br />
Welche Rolle spielen die Führungskräfte in der<br />
öffentlichen Verwaltung und wie nehmen sie sich selbst<br />
wahr?<br />
<strong>Polizei</strong>direktor Ingo Röder (Hamburg), der seine Dienststelle<br />
nach Anforderungen des Qualitätsmanagements<br />
führte, hat in einem Vortrag an der <strong>Polizei</strong>-Führungsakademie<br />
zum Thema Qualitätsmanagement in der <strong>Polizei</strong><br />
folgende Thesen entwickelt:<br />
• Jede Führungskraft hat einen Gestaltungsauftrag.<br />
• Gestaltungsspielräume erkennen und aktiv nutzen.<br />
• Die Führung <strong>ist</strong> für den Prozess verantwortlich:<br />
Niemand wird die Führung aus dieser Verantwortung<br />
entlassen, die Führung <strong>ist</strong> Motor des Gesamtprozesses.<br />
Seite 4<br />
• Aktive Rolle bedeutet: Prozesse initiieren und<br />
•<br />
gleichzeitig moderieren.<br />
Visionen und Stufenziele entwickeln und deren<br />
Verwirklichung beharrlich verfolgen.<br />
• Transparenz der Projektarbeit: Ziele, Aufgaben,<br />
•<br />
Vorgaben und Erwartungen offen und aktiv kommunizieren<br />
und<br />
Geduld, Geduld und nochmals Geduld.<br />
Nachdem vor ca. 30 Jahren das Kooperative Führungssystem<br />
eingeführt wurde, beschäftigen wir uns bis auf<br />
Sachbearbeiterebene mit Begriffen wie Teamentwicklung,<br />
Kreativität, Controlling, Zielvereinbarungen, Strategie,<br />
Visionen und dergleichen mehr. Sind das nur neue Begriffe<br />
oder verbirgt sich dahinter<br />
• der Wunsch nach mehr Mitverantwortung?<br />
• der Wunsch nach kreativem Denken?<br />
• der Wunsch nach erfülltem und erfolgreichem Leben?<br />
• nach Arbeitszeit, die genauso viel Spaß machen soll<br />
wie die Freizeit?<br />
Es spricht einiges dafür, dass das Bedürfnis nach mehr<br />
Gestaltungsmöglichkeiten und Sinnerfüllung in der Arbeit<br />
stetig ansteigt. Doch wenn man den entsprechenden<br />
Meldungen Glauben schenken darf, sind die deutschen<br />
Arbeitnehmer inzwischen in einem besorgniserregenden<br />
Maße demotiviert. Knapp 90 Prozent der Mitarbeiter in<br />
deutschen Unternehmen verspüren nach einer Studie der<br />
Gallup GmbH Deutschland keine echte Verpflichtung<br />
ihrem Arbeitsplatz gegenüber. 70 Prozent machen<br />
lediglich „Dienst nach Vorschrift“, 18 Prozent haben<br />
überhaupt keine emotionale Bindung zu ihrer Arbeitsstelle<br />
oder ihrem Unternehmen – hier passt der Begriff „innere<br />
Kündigung“. Dabei <strong>ist</strong> die Gruppe der Unzufriedenen in<br />
den vergangenen zwei Jahren um vier Prozentpunkte gewachsen.<br />
Gallup hat jedoch auch in einer Langzeituntersuchung<br />
festgestellt, dass das Engagement der Mitarbeiter zu 80<br />
Prozent vom unmittelbaren Vorgesetzten abhängt.<br />
Schlechtes Management zeige sich – so Gallup – darin,<br />
dass gegenüber den Mitarbeitern mit Anerkennung und<br />
Lob gespart, die persönliche Entwicklung des einzelnen<br />
nicht gefördert werde und dieser Positionen auszufüllen<br />
habe, die ihm nicht lägen. Das Institut beziffert den aus<br />
dem fehlenden Engagement am Arbeitsplatz resultierenden<br />
gesamtwirtschaftlichen Schaden für Deutschland aus<br />
schwacher Mitarbeiterbindung, hohen Fehlzeiten und<br />
niedriger Produktivität auf eine Summe zwischen 81 und<br />
109 Milliarden Euro pro Jahr.
4. Lernprozess und Einflussfaktoren<br />
Für den Menschen in dieser schnelllebigen und komplexen<br />
Welt <strong>ist</strong> nichts beständiger als der Wandel selbst.<br />
Lebenslanges Lernen <strong>ist</strong> die Konsequenz und faktisch auch<br />
Verpflichtung. Das Aneignen von Kenntnissen und<br />
Fähigkeiten <strong>ist</strong> ein kontinuierlicher Prozess und findet in<br />
jedem Moment in der Arbeitswelt statt.<br />
Dabei zeigt sich, dass es im Rahmen von umfassenden<br />
Managementsystemen nicht ausreicht, ein bestimmtes<br />
Verhalten nur kurzfr<strong>ist</strong>ig zu übernehmen, sondern es muss<br />
erlernt, angewandt und verfestigt werden. Dies <strong>ist</strong> nur<br />
durch entsprechende Überzeugung und durch eine<br />
Veränderung der Einstellung zu erreichen.<br />
Dieser Lern- und Veränderungsprozess unterliegt dabei<br />
jedoch verschiedenen Einflussfaktoren. Diese Einflussfaktoren<br />
lassen sich anhand einer Argumentationstreppe<br />
beschreiben, die mittlerweile zum Standardrepertoire von<br />
Kommunikationstrainern gehört. Diese Argumentationstreppe<br />
beginnt mit dem Satz:<br />
4.1 Gesagt heißt noch nicht gehört!<br />
Der Absender einer Nachricht <strong>ist</strong> nicht nur für den Inhalt<br />
verantwortlich, sondern auch dafür, dass sie beim<br />
Empfänger ankommt und von ihm so verstanden (gehört)<br />
wird, wie er sie verstanden wissen will.<br />
Information <strong>ist</strong> der erste Schritt, um eine Idee, eine<br />
Neuerung zu vermitteln, und zwar Information in der Form<br />
der Einweg-Kommunikation zwischen Sender und<br />
Empfänger. Ist dies nicht exakt das Spielfeld, auf dem der<br />
Sender, sprich die Führungskraft, letztendlich entscheidet,<br />
welche Informationen weitergegeben werden? Und hier<br />
schlägt die Keule der Besprechungsunkultur gnadenlos zu.<br />
Nicht selten werden „Informationsbesprechungen“ des<br />
Chefs ironisch mit folgenden Bemerkungen bedacht:<br />
• Sind Sie einsam?<br />
• Sind Sie es leid, alleine zu arbeiten?<br />
• Hassen Sie es, Entscheidungen zu treffen?<br />
� Gehen Sie zu einer Besprechung!<br />
• Sie können dort Leute treffen,<br />
• sich dort wichtig fühlen,<br />
• Ihre Kolleginnen und Kollegen beeindrucken, ärgern<br />
oder langweilen,<br />
• Kaffee trinken<br />
• und das alles bei vollem Gehalt in der Arbeitszeit!<br />
� Besprechungen, die praktische Alternative zur Arbeit!<br />
Seite 5<br />
Nun wird niemand bestreiten, dass ein gewisses Maß an<br />
Besprechungen notwendig <strong>ist</strong>. Doch wo genau liegt das<br />
richtige Maß? Eine der wesentlichsten Führungsaufgaben<br />
<strong>ist</strong> es, den Bedarf an Informationen für Mitarbeiter zu<br />
decken. Die entscheidende Frage <strong>ist</strong>: Welche Information<br />
benötigt der Mitarbeiter, damit dieser seine Aufgaben<br />
möglichst effizient und effektiv wahrnehmen kann? An<br />
dieser Selektion wird deutlich, ob Führungsverhalten<br />
transparent <strong>ist</strong> und Mitarbeiter dadurch motiviert werden.<br />
Da der elektronische Datenfluss zunehmend an Einfluss<br />
gewonnen hat und dadurch immer umfassendere<br />
Informationsmengen einfach per Mausklick weitergeleitet<br />
werden können, kommt gerade dieser Auswahl von<br />
Informationen eine ganz besondere Bedeutung zu. Wer<br />
getreu dem Motto „Melden macht frei und belastet<br />
andere“ sein Informationsmanagement praktiziert, muss<br />
schleunigst seine Informationskultur überprüfen!<br />
Doch mit dem Übermitteln der Nachricht <strong>ist</strong> es nicht<br />
getan. Ein weiterer Einflussfaktor für qualitätsbewusstes<br />
Denken und Handeln lautet deshalb:<br />
4.2 Gehört heißt noch nicht verstanden!<br />
Etwas nicht verstanden zu haben, bedeutet oft, nicht<br />
ausreichend vorbereitet zu sein auf die zu erledigende<br />
Arbeit. Die Folge <strong>ist</strong>, dass Aufträge nicht so erledigt<br />
werden, wie sie gedacht waren. Unnötiges wird getan und<br />
der gewünschte Erfolg bleibt aus. Der dienstliche Alltag<br />
zeigt aber immer wieder: Durch gute Le<strong>ist</strong>ung und Erfolg<br />
steigt die Zufriedenheit, durch Zufriedenheit verbessert<br />
sich die Le<strong>ist</strong>ung.<br />
Dies bedeutet in diesem Zusammenhang für Führungskräfte<br />
nicht nur, dafür zu sorgen, dass ihre Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter ihre Fähigkeiten und Kenntnisse<br />
weiter entwickeln können, sondern auch, die Bedingungen<br />
zu schaffen, um das Gelernte anwenden und weiter<br />
entwickeln zu können.<br />
Qualitätsbewusstes Denken und Handeln hängen damit<br />
auch sehr stark von einer angemessenen Kommunikation<br />
als Grundlage aller Prozesse innerhalb einer Organisation<br />
ab.<br />
Diese Aussage korreliert sehr stark mit dem dritten<br />
Einflussfaktor:
4.3 Verstanden heißt noch nicht einverstanden!<br />
Die Kommunikation <strong>ist</strong> von großer Bedeutung für das<br />
Lernverhalten, denn der Mensch behält 70 Prozent von<br />
dem, worüber er selbst spricht.<br />
Grundsätzlich gilt der Satz: Kommunikation <strong>ist</strong> der<br />
Sauerstoff der Organisation. Es <strong>ist</strong> die Aufgabe der<br />
Führungskräfte, dafür zu sorgen, dass genügend<br />
Sauerstoff vorhanden <strong>ist</strong>. Das spiegelt sich auch im<br />
Tätigkeitsbild von Managern wider. So verbringen<br />
Spitzenmanager mittlerer und großer Unternehmen im<br />
Durchschnitt etwa drei Viertel ihrer Arbeitszeit mit<br />
interner Kommunikation. Dieser Anteil an Tätigkeiten<br />
einer Führungskraft besteht aus Interaktionen mit den<br />
restlichen Unternehmensangehörigen sowie aus dem<br />
Senden und Empfangen von Informationen.<br />
Doch das Ausmaß der Kommunikation <strong>ist</strong> für sich allein<br />
genommen kein Indikator für die Qualität der<br />
Kommunikation. Gerade die Qualität der Kommunikation<br />
wird in zunehmendem Maße kritisiert. In einer weltweit<br />
durchgeführten Befragung von Managern zur<br />
Verbesserung der Produktivität in Unternehmen sahen 59<br />
Prozent der Führungskräfte in der Verbesserung der<br />
internen Kommunikation den größten Handlungsbedarf.<br />
Die Qualität der Kommunikation <strong>ist</strong> somit ein<br />
entscheidender Erfolgsfaktor.<br />
Wenn wir in Organisationen hineinschauen, zeigt sich,<br />
dass oft sehr grundlegende Anforderungen an eine<br />
qualitativ hochwertige Kommunikation nicht eingehalten<br />
werden. Das gilt auch für die <strong>Polizei</strong>. Typische<br />
Kommunikationsfehler sind:<br />
• Die Kommunikation zwischen Topmanagement und<br />
Basis stimmt nicht: Das Management begibt sich<br />
nicht zur Basis. Führung kommuniziert mit Führung.<br />
Die Basis traut sich nicht zum Management.<br />
• Das Topmanagement erhält gefilterte Informationen<br />
von der Basis.<br />
• Führungskräfte haben Probleme beim Zuhören.<br />
• Führungskräfte stellen zu wenig Fragen, reden zuviel.<br />
• Es wird nicht direkt kommuniziert, sondern über<br />
mehrere Hierarchiestufen.<br />
• Die Mitarbeiter erhalten zu wenig Rückmeldungen/Feedback.<br />
• Es wird nicht die Sprache der Mitarbeiter gesprochen.<br />
• Information statt Kommunikation.<br />
• Es wird nicht ehrlich und authentisch kommuniziert.<br />
• Es wird zu wenig zielorientiert kommuniziert.<br />
Mitarbeiter kennen oft die Strategien oder Ziele<br />
nicht.<br />
Seite 6<br />
• Es wird über Nebensächliches kommuniziert.<br />
• Die Kommunikation <strong>ist</strong> nicht offen, halbherzig, sie<br />
kommt zu spät oder <strong>ist</strong> in sich nicht schlüssig (verbal,<br />
körpersprachlich, stimmlich).<br />
Die in einigen Landesverwaltungen durchgeführten<br />
Mitarbeiterbefragungen und viele Äußerungen von<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben ergeben und<br />
bestätigen immer wieder, dass die me<strong>ist</strong>en<br />
innerbehördlichen Probleme darauf zurückgeführt werden<br />
können, dass die Kommunikation nicht funktioniert.<br />
Verstärkt wird dieses Problem dadurch, dass innerhalb<br />
einer Organisationseinheit viel miteinander gesprochen<br />
wird sowie auch ausreichend Informationen weitergegeben<br />
werden und sich dadurch bei der Führungskraft<br />
ein Gefühl einstellen kann, alles Notwendige für eine<br />
funktionierende Kommunikation getan zu haben. Und<br />
trotzdem kommen die in der Kommunikation<br />
eingebundenen Botschaften nicht an. Es entstehen<br />
Missverständnisse. Unnötige Doppelarbeit wird gele<strong>ist</strong>et<br />
und Rückkopplungen verfehlen ihre Wirkung. Die<br />
Mitarbeiter fühlen sich nicht verstanden.<br />
Es geht also im Kern darum, Betroffene zu Beteiligten zu<br />
machen. Dies <strong>ist</strong> deshalb so wesentlich, weil bekannt <strong>ist</strong>:<br />
4.4 Einverstanden heißt noch nicht behalten!<br />
Diese These stellt den vierten Einflussfaktor für qualitätsbewusstes<br />
Denken und Handeln dar.<br />
Die Gedächtnispsychologie we<strong>ist</strong> in diesem Zusammenhang<br />
nach, dass das Behalten von theoretischen Aussagen<br />
abhängig <strong>ist</strong> von der Art der Einübung und von den<br />
Lernumständen. Der Mensch behält bedeutend mehr an<br />
Lerninhalten, über die er selbst spricht oder zu denen er<br />
aktiv werden kann, als nur durch einfaches Zuhören oder<br />
Sehen. Er behält 90 Prozent von dem, was er selbst<br />
ausführt.<br />
Damit aber Konflikte durch Missverständnisse möglichst<br />
gar nicht erst entstehen, müssen Störungen wahrgenommen<br />
und analysiert werden. Die Führungskraft hat die<br />
Aufgabe, alternative Lösungsmöglichkeiten (am besten<br />
basisorientiert) zu erarbeiten.<br />
Wir haben gelernt, wir haben verstanden, wir sind<br />
einverstanden, wir haben es behalten, jedoch:<br />
4.5 Behalten heißt noch nicht angewandt!<br />
Die Anwendung <strong>ist</strong> abhängig von dem Umfeld, in dem die<br />
Umsetzung stattfindet.<br />
Die Fragen lauten:<br />
• Wie unterstützten die Vorgesetzten die Anwendung?<br />
• Wie <strong>ist</strong> deren konkretes Führungsverhalten?<br />
• Leben Sie vor, was Sie von ihren Mitarbeitern<br />
verlangen?
Jede Führungskraft muss sich der aktiven Gestaltung<br />
dieser Umwelt und ihrer Wirkung auf andere bewusst sein.<br />
Ständige Verbesserungen können also nicht nur für die<br />
Mitarbeiter alleine gelten. Auch die Vorgesetzten müssen<br />
sich darum bemühen, nicht nur auf der fachlichen,<br />
methodischen, sondern auch auf der sozialen Kompetenzebene<br />
besser zu werden. Appelle allein, ohne glaubhaften<br />
persönlichen Einsatz, verhallen wirkungslos.<br />
Trotz aller guten Appelle und trotz großen persönlichen<br />
Einsatzes <strong>ist</strong> allerdings immer wieder zu beobachten, dass<br />
es bei der Umsetzung von Unternehmensphilosophien und<br />
Managementprogrammen nach einer gewissen Zeit zu<br />
„Ermüdungserscheinungen“ kommt. Der Start war<br />
hoffungsvoll, erste Ergebnisse wurden realisiert, und dann<br />
kommen die ersten Einbrüche und die Aktivitäten lassen<br />
allmählich nach.<br />
Was <strong>ist</strong> passiert? Es wurde „doch schon angewandt“,<br />
jedoch:<br />
4.6 Angewandt heißt noch nicht beibehalten!<br />
Das Verhalten in schwierigen Situationen kann man<br />
vorplanen, um davon möglichst wenig überrascht zu<br />
werden. Dabei <strong>ist</strong> der Gewöhnungseffekt in erster Linie<br />
durch systematisch verankerte Hilfen aufzufangen.<br />
Aus Sicherheitstrainings <strong>ist</strong> bekannt, dass durch bloßes<br />
Wiederholen ein Verhalten nicht stabil implementiert<br />
werden kann. Die Störbarkeit des Verhaltens nimmt erst<br />
dann ab, wenn der Betroffene auch den Sinn der<br />
Maßnahme verstanden und verinnerlicht hat. Die<br />
Vermittlung von Sinn und regelmäßige, sich wiederholende<br />
Aktivitäten helfen also, das Beibehalten des<br />
Verhaltens zu sichern. Dies <strong>ist</strong> aber durch nichts so gut zu<br />
stabilisieren wie durch das bewusste Erleben des Erfolgs.<br />
Auch in diesem Zusammenhang gilt: „Nichts <strong>ist</strong> so<br />
erfolgreich wie der Erfolg!“<br />
Seite 7<br />
5. Fazit<br />
Ein Qualitätsmanagement allein garantiert noch keine<br />
Qualität. Von wesentlicher Bedeutung <strong>ist</strong> die konkrete<br />
Umsetzung der entsprechenden Schritte durch<br />
kompetentes Führungsverhalten. Dieses steht und fällt<br />
jedoch mit der gewählten Art der Kommunikation.<br />
Schauen wir uns in den Behörden und Dienststellen der<br />
<strong>Polizei</strong> um, stellen wir fest, dass es an anspruchsvollen<br />
Konzepten und ehrgeizigen Zielen wahrlich nicht mangelt.<br />
Es stellt sich aber immer wieder die Frage, warum von der<br />
ursprünglichen Intention dieser Ziele in der Praxis so<br />
wenig übrig bleibt. Ein wesentlicher Aspekt hierbei <strong>ist</strong> die<br />
Qualität der Kommunikation zwischen den Entscheidungsträgern<br />
auf der einen und den Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern auf der anderen Seite. Wer diese einfache<br />
Botschaft nicht akzeptiert, wird immer wieder erleben,<br />
dass zwischen dem, was anfangs gesagt, und von dem, was<br />
am Ende umgesetzt und beibehalten wurde, eine<br />
erhebliche Lücke klafft.<br />
Monty Roberts (auch als Pferdeflüsterer bekannt) gibt in<br />
seinem Buch „Das Wissen der Pferde und was wir<br />
Menschen von ihnen lernen können“ möglicherweise<br />
einen Denkanstoß: „Wenn wir jedem Menschen, mit dem<br />
wir in Kontakt treten, die Freiheit lassen, eine<br />
Entscheidung zu treffen, und ihn ermutigen, sich der<br />
eigenen Verantwortung für sein Handeln bewusst zu sein,<br />
werden die Leute bessere Entscheidungen fällen. Nimmt<br />
man ihnen die Verantwortung und verstärkt die Kontrolle,<br />
behindert man automatisch den Lernprozess. Und wenn<br />
wir das Vertrauen des anderen gewinnen und der<br />
Verantwortung gemäß leben, machen wir einen weiteren<br />
Riesenschritt auf erfolgreiche Beziehungen zu. Wenn wir<br />
anderen vertrauen, haben wir den Kreis geschlossen, der<br />
für eine beispielhafte Kommunikation notwendig <strong>ist</strong>.“
FIS und BSC der <strong>Polizei</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
Seite 8<br />
– Ltd. <strong>Polizei</strong>direktor Reinhard Renter –<br />
Zur richtigen Zeit am<br />
richtigen Ort!<br />
Die <strong>Polizei</strong> im Land versteht<br />
sich als bürgernahe Instanz<br />
und verfolgt ein ehrgeiziges<br />
Ziel: Auch in Zukunft soll<br />
unser Land eines der<br />
sichersten Bundesländer<br />
bleiben und seinen Bürgern<br />
eine hohe Lebensqualität<br />
bieten. Um diese Vision in die<br />
Tat umzusetzen, benötigen die polizeilichen Führungskräfte<br />
Werkzeuge für die tägliche Standortbestimmung<br />
und eine ganzheitliche strategische Steuerung ihrer<br />
Organisation. Mit der Einführung des Führungsinformationssystems<br />
(FIS) und der Balanced Scorecard (BSC)<br />
auf Basis der SAP-Technologie wurde dies umgesetzt.<br />
1. Ganzheitliche Sicht war der erste Schritt<br />
Ein ganzheitlicher Blick auf die <strong>Polizei</strong>organisation <strong>Baden</strong>-<br />
Württembergs war bislang nicht möglich: Die<br />
Datenströme verschiedenster Fachanwendungen liefen<br />
getrennt voneinander. Periodische Berichte, die einmal<br />
pro Quartal in einer anderen Behörde erzeugt wurden,<br />
boten nur fest programmierte Auswertungen und ließen<br />
keine zeitnahe Analyse des Geschehens zu. Die<br />
Instrumente zur Überprüfung der internen Zielerreichung<br />
bestanden aus manuell zu pflegenden Excel-L<strong>ist</strong>en – ein<br />
ebenso unbefriedigender wie (unnötig) arbeitsintensiver<br />
Zustand, der mit der Einführung eines Führungsinformationssystems<br />
(FIS) abgeschafft wurde.<br />
Im Mai 2005 erarbeitete eine hochrangig besetzte<br />
Arbeitsgruppe des Innenmin<strong>ist</strong>eriums unter der Leitung<br />
des Autors zusammen mit dem NSI-Competence-Center<br />
des Finanzmin<strong>ist</strong>eriums eine inhaltliche und technische<br />
Konzeption zur Umsetzung der SAP Balanced Scorecard<br />
sowie des Führungsinformationssystems. Im Verlauf der<br />
Implementierung wurden sowohl Fremd- als auch SAP-<br />
Systeme an das zentrale Data Warehouse von SAP<br />
NetWeaver BI angebunden. Im derzeitigen Ausbau liefern<br />
folgende Anwendungen einmal täglich aktuelle<br />
Informationen: PKS (Kriminalstat<strong>ist</strong>ik), UDIS (Unfallstat<strong>ist</strong>ik)<br />
sowie das Haushaltsmanagement (SAP). Ergänzt<br />
wird dies durch aktuelle Daten des Stat<strong>ist</strong>ischen<br />
Landesamtes. Die technische Umsetzung erfolgt komplett<br />
durch das NSI-Competence-Center. Ohne die Arbeit<br />
dieses Teams würden wir heute noch Excel-Sheets zur<br />
Steuerung der Organisationen in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
versenden.<br />
Damit entstand ein disziplinübergreifendes Sammelbecken,<br />
in dem die auf Plausibilität geprüften Daten in<br />
einheitlichem Format und hoher Granularität vorliegen.<br />
Das Data Warehouse verdichtet die Inhalte, während es<br />
gleichzeitig bei Analysen den Durchgriff bis auf die<br />
unterste Detailebene zulässt. Diese systematisierte und<br />
automatisierte Datenaufbereitung bildet eine fundierte<br />
Grundlage für alle Auswertungen und Analysen. Seit dem<br />
Produktivstart im Februar 2007 gibt es in der <strong>Polizei</strong><br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg zumindest in Bezug auf diese Daten<br />
„nur noch eine Wahrheit“.<br />
Abbildung 1: Data-Warehouse (© Renter PD OG)<br />
2. Spürbare Entlastung der Mitarbeiter<br />
Der mit der Einführung der SAP-Systeme erreichte Grad<br />
an Automatisierung wirkte sich auch in den Reihen der<br />
Mitarbeiter positiv aus. Früher war mit der<br />
Datenaufbereitung und -bereitstellung, zume<strong>ist</strong> mittels<br />
Excel, ein hoher Aufwand verbunden. Die dank der<br />
systematisierten Datenbelieferung frei gewordene<br />
Arbeitszeit können die Mitarbeiter nun für ihre<br />
eigentlichen Aufgaben verwenden. Operative Konzeptionen<br />
für die nachgeordneten Organisationseinheiten<br />
können dank FIS besser kontrolliert und genauer gesteuert<br />
werden. Das FIS erlaubt eine andere Art zu denken. Es<br />
bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten der Analyse und<br />
unterstützt die Führungskräfte im ganzen Bundesland bei<br />
der Planung und Steuerung ihrer Ressourcen.<br />
3. Blick über den Tellerrand<br />
Die automatische Anlieferung der Haushaltsdaten,<br />
zusammen mit den neu hinzu gewonnenen Analysemöglichkeiten<br />
waren ein weiterer Durchbruch. Die Höhe<br />
seiner Ermittlungskosten konnte der Dienststellenleiter<br />
schon immer einsehen. Im Benchmarking mit allen<br />
anderen <strong>Polizei</strong>behörden kann er die Höhe nun richtig<br />
bewerten. Ein einsichtiges Beispiel <strong>ist</strong> der Pro-Kopf-<br />
Benzinverbrauch. Liegen wir im landesweiten Vergleich<br />
mit dem Verbrauch zu hoch, kläre ich in weiteren<br />
Analysen, ob der erhöhte Verbrauch gerechtfertigt <strong>ist</strong> oder<br />
ob ich eingreifen muss.
Solche kurzen Blicke zur Orientierung helfen bei der<br />
Ermittlung von „Kostenfressern“ und bei der Einordnung<br />
des eigenen Verantwortungsbereiches. Dies war mit den<br />
bisherigen Verfahren nicht möglich.<br />
4. Früher Zielverfahren – heute strategische Steuerung<br />
mit der BSC<br />
Entwicklung<br />
Das „frühere“ Zielverfahren der <strong>Polizei</strong> war geprägt von<br />
Top-down- und Bottom-up-Prozessen, einem Mix aus<br />
strategischen und operativen und stark Input-geprägten<br />
Zielen.<br />
Eine gleichmäßige Berücksichtigung der Betrachtungsbereiche<br />
„Wirkung – Bürger – Mitarbeiter – Prozesse und<br />
Finanzen“ war nicht gegeben. Ziel war eine strategische<br />
Steuerung der Organisationen der <strong>Polizei</strong> <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg. Zur technischen Umsetzung enschied sich<br />
das Land für die Business-Intelligence-Lösung SAP BI in<br />
Verbindung mit der SAP Balanced Scorecard als<br />
Bestandteil des SAP strategic Enterprise Management.<br />
Dazu wurde im Rahmen des v.g. Projektes in enger<br />
Zusammenarbeit mit dem NSI Competence-Center eine<br />
BSC für die <strong>Polizei</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg entwickelt.<br />
In einem ersten Schritt wurden eine klare Mission, die<br />
Grundwerte, eine Vision und die strategischen Ziele für<br />
die <strong>Polizei</strong> definiert. Dies <strong>ist</strong> unerlässlicher Grundstein für<br />
eine BSC-Entwicklung. Auf Basis der mittelfr<strong>ist</strong>igen<br />
Strategie (Fünf-Jahres-Sicht) wurden die strategischen<br />
Ziele (einjährige Sicht) entwickelt und nach Prüfung mit<br />
dem sogenannten „Strategie-Filter“ auf die fünf<br />
Perspektiven der BSC verteilt. Der Grundsatz „twenty is<br />
plenty“ war Maßstab. Weitere Arbeitsschritte waren die<br />
Kennzahlendefinition, das Kennzahlenstammblatt und die<br />
Definition landesweiter Zielwerte. Ein Entwicklungsgremium<br />
unter Leitung des Landespolizeipräsidenten<br />
übernahm in den Folgejahren die Vorlagearbeiten.<br />
Abbildung 2: Regelkreis der landesweiten strategischen<br />
Steuerung (© Renter PD OG)<br />
Kaskadierung<br />
Die Kaskadierung der Ziele und Zielwerte auf die<br />
nachfolgende Ebene Regierungspräsidien und <strong>Polizei</strong>-<br />
Seite 9<br />
direktionen / <strong>Polizei</strong>präsidien hat sich zwischenzeitlich<br />
eingespielt und <strong>ist</strong> in der BSC abgebildet. Bei der<br />
<strong>Polizei</strong>direktion Offenburg wurde die Kaskadierung auf die<br />
Organisationseinheiten weiterentwickelt und dient als<br />
Grundlage für die Steuerung, leider derzeit noch mit Excel,<br />
eine landesweite Implementierung in die BSC wurde aber<br />
bereits beantragt. Mit einem monatlichen Report dient<br />
dieses Instrument dazu, die Vision des Landes „bis in den<br />
Streifenwagen“ zu bringen. Das Ergebnis der Arbeit „im<br />
Streifenwagen“ <strong>ist</strong> wiederum das Ergebnis der <strong>Polizei</strong>direktion<br />
Offenburg.<br />
Einschränkend muss erwähnt werden, dass eine<br />
Kaskadierung der Zielwerte auf die Organisationseinheiten<br />
nicht durchgängig möglich <strong>ist</strong>. Dies liegt daran,<br />
dass verschiedene Kennzahlen (z.B. Häufigkeitsziffer,<br />
Unfallrate, Verfolgungsindex, BTM, usw.) nicht „heruntergebrochen“<br />
werden können. Hierfür gibt es jedoch<br />
aussagekräftige Alternativkennzahlen. Im monatlichen<br />
BSC-Bericht erkennt der OE-Leiter seine Position; im<br />
vierteljährlichen Ziel- und Konzeptionskontrollen-Bericht<br />
werden die hierzu entwickelten Konzepte (Maßnahmen<br />
der OE’en) bewertet.<br />
Abbildung 3: BSC einer OE (© Renter PD OG)<br />
5. Bilanz<br />
Mit dem neu integrierten Systemverbund (FIS und BSC)<br />
erhielten die obersten Führungsebenen der <strong>Polizei</strong> <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg ein wirkungsvolles Instrument zur Strategieumsetzung<br />
und Strategiekommunikation. Kons<strong>ist</strong>ente<br />
Kennzahlen erlauben den täglichen Soll-Ist-Abgleich für<br />
weiche und harte Faktoren der Behördenführung. Die<br />
Vorteile „täglich“ und „ganzheitliche Sicht“ sind neu. Das<br />
erklärt neben der spürbaren Arbeitserleichterung auf allen<br />
Ebenen die Bege<strong>ist</strong>erung der Führungskräfte.<br />
Mit der Umsetzung des revolutionären Prinzips „Alle<br />
sehen alles“ wird eine landesweite Transparenz hergestellt,<br />
die es jedem Behördenleiter ermöglicht, sich in allen<br />
Bereichen zu vergleichen. „So etwas gab es noch nie.<br />
Heute sehe ich im Benchmarking, wer die gleichen<br />
Probleme hat und ich weiß, wo ich nachfragen kann.“ Das<br />
Lernen vom Besten wird hiermit ermöglicht; darauf sind<br />
alle, die an diesem Projekt gearbeitet haben, stolz.
QM im Landeskriminalamt <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
Seite 10<br />
– Präsident Klaus Hiller –<br />
„Das LKA spielt, was die Reife<br />
und Professionalität der Organisation<br />
und des Qualitätsmanagements<br />
angeht in der<br />
gleichen Liga, wie überdurchschnittlich<br />
gute Unternehmen“,<br />
so der Präsident der<br />
Deutschen Gesellschaft für<br />
Qualität (DGQ), Dr. Varwig<br />
bei der Verleihung der<br />
Urkunde „Recognised for Excellence – 5 Star“ am 14. Juli<br />
2009 im Landeskriminalamt <strong>Baden</strong>-Württemberg. Bei<br />
diesem Beurkundungsverfahren werden Unternehmen,<br />
Behörden und Organisationen nach einem international<br />
gültigen Punkteraster bewertet. Das Raster bewertet die<br />
Kritierien Qualität und Reife von Führung, Strategie und<br />
Zielsetzung, Mitarbeiter, Partner, Ressourcen, Geschäftsprozesse<br />
und erzielte Ergebnisse. Die Gesamtbewertung<br />
erfolgte im LKA durch zwei externe Experten im Rahmen<br />
eines viertägigen Assessments.<br />
Als Dienststelle für besondere Aufgaben in der<br />
Kriminalitätsbekämpfung hat das LKA ein weitgefächertes<br />
Aufgabenspektrum. Aufgrund der Bedeutung dieser<br />
Aufgaben, aktueller Schwerpunktsetzungen und der<br />
Notwendigkeit einer Aufgabenpriorisierung bei<br />
begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen wird<br />
seit 2006 systematisch ein Qualitätsmanagement nach<br />
dem EFQM-Modell im LKA umgesetzt. EFQM steht für<br />
„European Foundation for Quality Management“. Die<br />
Führungskräfte des LKA haben bei der Einführung des<br />
Qualitätsmanagements gemeinsam die Kernaufgaben und<br />
Kernkompetenzen defininiert und festgelegt.<br />
Die zur Umsetzung notwendigen Prozesse wurden in einer<br />
Prozesslandkarte dargestellt. Sie gibt eine Übersicht über<br />
die Führungs-, Le<strong>ist</strong>ungs- und die Unterstützungsprozesse,<br />
die im Landeskriminalamt von wesentlicher<br />
Bedeutung sind. Es <strong>ist</strong> uns wichtig, dass wir mit hoher<br />
Sensibilität auf die Bedürfnisse unserer Mitarbeiter und<br />
die Anforderungen unserer Kunden reagieren.<br />
Dabei stehen für uns die Bürgerinnen und Bürger, die<br />
<strong>Polizei</strong>dienststellen des Landes, die Justiz und die<br />
politische Ebene im Mittelpunkt. Neben dem<br />
Informationsaustausch im Rahmen der täglichen Arbeit<br />
werden bei einer Vielzahl von Kontakten und Tagungen<br />
die Erwartungen an das LKA aufgenommen.<br />
Auf dieser Basis können dann die bestehenden Stärken<br />
gezielt ausgebaut und Verbesserungspotenziale identifiziert<br />
werden.<br />
Das LKA <strong>ist</strong> davon überzeugt, dass bei einer konsequenten<br />
Anwendung des EFQM-Modells alle relevanten Aspekte<br />
für eine erfolgreiche Unternehmenssteuerung beachtet<br />
werden. Grundlagen dafür sind:<br />
• Die Entwicklung hin zu einer Vertrauensorganisation.<br />
• Eine Betrachtung der vorhandenen Geschäftsprozesse<br />
in Verbindung mit einem kontinuierlichen<br />
Verbesserungsprozess.<br />
• Eine Vernetzung der Ressourcen und Partnerschaften.<br />
Voraussetzung für eine erfolgreiche Verbesserung der<br />
Geschäftsprozesse und Weiterentwicklung der Behörde <strong>ist</strong><br />
eine Fehlerkultur, die einen professionellen Umgang mit<br />
Kritik ermöglicht. Die gelingt nur dann, wenn<br />
Führungskräfte als Vorbilder eine Fehler verzeihende<br />
Vertrauenskultur authentisch vorleben. Fehler werden<br />
nicht ignoriert oder geduldet. Notwendig <strong>ist</strong> eine<br />
Arbeitsatmosphäre, in der die Beschäftigten ihre<br />
Potenziale einsetzen können und aus Fehlern gelernt wird.<br />
Die Geschäftsprozesse müssen analysiert und insbesondere<br />
hinsichtlich ihrer Wirkung betrachtet werden. Eine in<br />
die Tiefe gehende Darstellung vorhandener Prozesse führt<br />
me<strong>ist</strong> zu erkennbaren Verbesserungsmöglichkeiten. Es<br />
sind die kleinen Dinge, die in der Summe zu<br />
wirkungsvollen und nachhaltigen Verbesserungen führen.<br />
Kommunikation und Transparenz zwischen den<br />
Prozessbeteiligten sind dabei die erfolgskritischen<br />
Faktoren.<br />
Eine zunehmende Vernetzung der Geschäftsprozesse über<br />
Organisationsgrenzen hinweg <strong>ist</strong> ein weiterer wichtiger<br />
Aspekt der Arbeit des LKA. Die Zusammenarbeit mit<br />
Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft sowie in- und<br />
ausländischen Sicherheitsbehörden und Organisationen<br />
ermöglichen dem LKA die Anwendung innovativer Ansätze<br />
und Strategien bei der Kriminalitätsbekämpfung. Von<br />
einem Wissenstransfer profitieren dabei alle Beteiligten.<br />
Erfahrungen werden den Aus- und Fortbildungseinrichtungen<br />
der <strong>Polizei</strong> zur Verfügung gestellt.<br />
Um die oben skizzierten Überlegungen und Ansätze<br />
umsetzen zu können, werden Führungskräfte mit<br />
qualitativ hochwertigen Anforderungen konfrontiert.<br />
Stellen sich Führungskräfte diesen Anforderungen und<br />
Herausforderungen, sind kontinuierliche Verbesserungsprozesse<br />
und die Umsetzung strategischen Handelns in<br />
die Praxis in neuer Qualität möglich.
Ergebnisse aus dem EFQM-Assessment „Recognised for<br />
Excellence“<br />
Zwei Assessoren der DGQ haben im März 2009 an drei<br />
Tagen Interviews mit Führungskräften und Mitarbeitern<br />
des LKA geführt. Geprüft wurde, ob und wie die Kriterien<br />
des EFQM-Modells umgesetzt sind. 578 Punkte wurden<br />
erreicht. Das vorhandene Wissensmanagement und<br />
festgestellte kontinuierliche Verbesserungsprozesse<br />
hinterließen einen besonders positiven Eindruck.<br />
Erkenntnisse aus eigenen Ermittlungen, der Kriminalitätsanalyse,<br />
der Kriminaltechnik und der Prävention<br />
werden kontinuierlich der gesamten Landespolizei<br />
zugänglich gemacht und in Fachtagungen erörtert. Die<br />
Einsätze von Spezial<strong>ist</strong>en und Experten des LKA werden<br />
unter Einbeziehung der Auftraggeber standardisiert.<br />
Daraus resultierende Verbesserungsvorschläge werden<br />
prozessorientiert umgesetzt.<br />
Durch die intensive nationale und internationale Vernetzung<br />
mit anderen <strong>Polizei</strong>- und Sicherheitsbehörden<br />
werden neue Entwicklungen schnell erkannt, genutzt und<br />
über vorhandene Netzwerke zur Verfügung gestellt.<br />
Wichtig war für die Assessoren, dass das LKA seine<br />
Schwerpunktsetzungen in Leitlinien und Führungsgrundsätzen<br />
dokumentiert hat. Die klare strategische<br />
Ausrichtung führt zu Planungs- und Handlungssicherheit.<br />
Im Rahmen einer stärkeren operativen Ausrichtung<br />
werden viele Anforderungen des EFQM-Modells schon seit<br />
Jahren im LKA praktiziert. Der schlanke Organisationsaufbau<br />
mit nur zwei Hierarchieebenen, Coaching der<br />
Mitarbeiter und organisationsübergreifende Zusammenarbeit<br />
sind nur einige Beispiele.<br />
Bei der Begutachtung gab es wichtige Hinweise der<br />
Assessoren zum Thema Dokumentationspflichten und<br />
Prozessbeschreibungen. Häufig wird beim Qualitätsmanagement<br />
besonderer Wert auf Dokumentation, prall<br />
gefüllte Aktenordnern mit Anweisungen und umfassende<br />
Prozessbeschreibungen gelegt. Prozessbeschreibungen<br />
sind aber nur dann im Detail sinnvoll und notwendig, wenn<br />
dadurch beispielsweise Einarbeitungszeiten verringert, die<br />
Delegation von Aufgaben erleichtert oder die<br />
Fehlerwahrscheinlichkeit reduziert werden kann. Prozesse<br />
sollten nur dann visualisiert werden, wenn dies zur<br />
Handlungssicherheit erforderlich <strong>ist</strong>.<br />
Seite 11<br />
Während des Assessments suchten die Assessoren<br />
intensiv das persönliche Gespräch mit den Beschäftigten<br />
des LKA. Insgesamt wurden mehr als 60 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter als Ansprechpartner in jeweils<br />
einstündigen Gruppengesprächen interviewt. Die<br />
Ergebnisse dieser Interviews waren ein wichtiger Teil der<br />
Gesamtbewertung des LKA. Neben dem Umsetzungsstand<br />
der Modellkriterien des EFQM-Modells wurde die<br />
Entwicklung des LKA in den letzten Jahren betrachtet.<br />
Betrachtet wurde auch, ob das Management messbare<br />
Ergebnisse generiert, die Wirkung erzielen.<br />
Das LKA wird sich nach der Beurkundung durch die<br />
Deutsche Gesellschaft für Qualität (DGQ) nicht auf dem<br />
Erreichten ausruhen. Neben vielen positiven Aussagen<br />
enthält der Assessment-Bericht Hinweise zu Verbesserungspotenzialen,<br />
die in den nächsten Monaten priorisiert<br />
und zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
sukzessive umgesetzt werden.<br />
Fazit<br />
Die Angehörigen des LKA sind davon überzeugt, dass das<br />
EFQM-Modell als Wegweiser den Rahmen, die<br />
Transparenz und Orientierung bietet, um das LKA<br />
zukunftsfähig zu machen. Neben der Akkreditierungen im<br />
Kriminaltechnischen Institut auf Basis der DIN-ISO-<br />
Normenwerke hat das LKA nun eine die gesamte Behörde<br />
umfassende Auszeichnung erhalten. Das LKA <strong>ist</strong> damit die<br />
erste Behörde in Deutschland, die die Auszeichnung<br />
„Recognised for Excellence – 5 Star“ erreicht hat. Damit<br />
stellt sich das LKA dem Vergleich mit gut geführten<br />
Unternehmen in der Wirtschaft.<br />
Das LKA wird auch in Zukunft einen erfolgreichen Beitrag<br />
zur Sicherheit der Bürger des Landes <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
le<strong>ist</strong>en.
Seite 12<br />
QM bei der <strong>Polizei</strong>direktion Offenburg<br />
1. Einstieg<br />
– Ltd. <strong>Polizei</strong>direktor Reinhard Renter –<br />
Die <strong>Polizei</strong>direktion Offenburg<br />
hat im Jahr 2000 am<br />
Behördenwettbewerb teilgenommen,<br />
gewann diesen im<br />
Jahr 2003 und erhielt im Jahr<br />
2004 die EFQM Zertifizierung<br />
"Committed to Excellence".<br />
Wir sind bundesweit gefragte<br />
Ansprechpartner für Qualitätsmanagement<br />
(QM) und<br />
Managementmethoden, aber<br />
auch internationale Vorträge<br />
bei CEPOL in Zürich und Wien kennzeichnen unseren Weg.<br />
Wir sind in den verschiedenen QM-Netzwerken beteiligt<br />
und streben auch ein europäisches Police-Rating an. „Was<br />
macht ihr? Wie macht ihr das?“ sind häufig gestellt Fragen,<br />
die jedoch nicht mit einem einfachen „Man nehme...“ zu<br />
beantworten sind.<br />
Dieser Artikel soll einen kleinen Einblick in die<br />
Vergangenheit (Einführung der notwendigen Grundlagen),<br />
die Gegenwart (gelebtes QM) und in die Zukunft (Prozesshaus<br />
und Prozessportfolio) geben.<br />
2. Qualitätsanspruch<br />
Für uns <strong>ist</strong> Qualität die Erfüllung vereinbarter<br />
Anforderungen zur dauerhaften Zufriedenheit unserer<br />
Kunden (Bürger, Behörden, eigene Organisation). Qualität<br />
<strong>ist</strong> keine Frage der Perfektion, sondern die positive<br />
Antwort auf die Frage „Sind Sie mit unserer Le<strong>ist</strong>ung<br />
zufrieden?“. Unser Hauptaugenmerk <strong>ist</strong> deshalb gerichtet<br />
auf<br />
• die Qualität unserer Dienstle<strong>ist</strong>ung [Output-<br />
•<br />
(Effizienz-) und Outcome-(Effektivität-)Orientierung],<br />
die Qualität der Arbeitsabläufe und -verfahren<br />
(Prozessorientierung, Übereinstimmung von<br />
Vorhaben und Ausführung),<br />
• die Qualität der Arbeitsbedingungen (Qualifi-<br />
•<br />
zierungsmatrix für Mitarbeiter) und<br />
die Qualität der Außenbeziehungen (Management<br />
der Außenbeziehungen).<br />
Zentrales Thema <strong>ist</strong> für uns nicht mehr nur das Managen<br />
der Qualität, sondern vor allem die Qualität des Managements.<br />
3. Weshalb Behördenwettbewerb, QM-Zertifizierung<br />
und EN ISO 9000:2005<br />
Auf den vielen, zum Teil sehr guten Seminaren innerhalb<br />
und außerhalb der <strong>Polizei</strong> erhält man einen umfassenden<br />
Einblick in QM-Methoden, steht aber dann immer wieder<br />
vor denselben Fragen: „welche Instrumente soll ich<br />
anwenden?“, „in welcher (zeitlichen) Reihenfolge <strong>ist</strong> die<br />
Anwendung sinnvoll?“, „führt dies zum Erfolg meiner<br />
Behörde?“ und „wie kann ich Nachhaltigkeit sichern?“.<br />
Antworten auf diese Fragen erhielten wir mit den<br />
Teilnahmen am Behördenwettbewerb, der EFQM<br />
Zertifizierung und der Betrachtung unserer Organisation<br />
unter dem Blickwinkel der acht QM-Grundsätze der EN<br />
ISO 9000:2005.<br />
Die EN ISO-9000-Familie legt fest und zeigt uns auf, was<br />
im Rahmen eines Qualitätsmanagementsystems (QMS)<br />
geregelt werden soll, aber nicht, auf welche Weise dies<br />
geschieht. Sie <strong>ist</strong> für uns sowohl ein Vorgabe- als auch ein<br />
Überprüfungsinstrument. Damit wird die Qualitätsfähigkeit<br />
der <strong>Polizei</strong>direktion Offenburg bescheinigt.<br />
Zentraler Punkt <strong>ist</strong> hier die Prozessorientierung nach dem<br />
QM-Prozessmodell, aber auch die Einführung des<br />
Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP), orientiert<br />
am „Plan-Do-Check-Act“-Verbesserungszyklus.<br />
Mit dem mächtigen Instrument der Selbstbewertung nach<br />
EFQM erfahren wir bei der <strong>Polizei</strong>direktion Offenburg eine<br />
umfassende, systematische und regelmäßige Überprüfung<br />
unserer Tätigkeiten und Ergebnisse anhand eines Modells.<br />
Der Selbstbewertungsprozess ermöglicht uns, unsere<br />
Stärken und Verbesserungsbereiche klar zu erkennen und<br />
führt uns letztendlich zur Planung von Optimierungsmaßnahmen,<br />
deren Fortschrift wir mit der RADAR-<br />
Systematik überwachen (lernende Organisation).<br />
4. Anforderung an Führungskräfte oder Selbstverständnis<br />
des Managements<br />
Führen heißt Ziele vermitteln. Unser Selbstverständnis <strong>ist</strong>,<br />
dass jede Führungskraft das Ziel in sich trägt. Ziele sind für<br />
uns dazu da, um das Vorgehen (Prozesse) zu selektieren.<br />
Realitäten wiederum sind die Folge von Abläufen und<br />
werden von den Mitarbeitern geschaffen. Will ich die<br />
Realitäten ändern, muss ich daher die Prozesse ändern.<br />
Grundlagen unseres Umgangs miteinander sind eine<br />
gelebte Vertrauenskultur, eine fehlerverzeihende<br />
Organisationskultur und die Kultur der lernenden<br />
Organisation, oder vereinfacht ausgedrückt „miteinander<br />
groß zu werden".
Vertrauenskultur<br />
Wir unterscheiden zwei Arten von Vertrauen: das<br />
Erfolgsvertrauen und das Beziehungsvertrauen. Für das<br />
TOP-Management (PD-Leitung) <strong>ist</strong> es wichtig, gegenüber<br />
den nachgeordneten Hierarchiestufen Erfolgsvertrauen zu<br />
vermitteln. Im mittleren Management (OE-Leiter) <strong>ist</strong> vor<br />
allem die Fähigkeit zu einem stabilen Beziehungsvertrauen<br />
gefordert.<br />
Fehlerverzeihende Organisation<br />
Die Deutschen sind Weltme<strong>ist</strong>er im Suchen des<br />
Schuldigen. Referenzgröße für Schuld <strong>ist</strong> der Einzelne.<br />
Fehler sind aber in vielen Fällen die Quellen von<br />
Fortschritt – aus diesem Blickwinkel betrachtet könnte das<br />
Begehen von Fehlern sogar mit Lob und Anerkennung<br />
bedacht werden. Wir wollen auch dies nicht übertreiben,<br />
aber die Vorbildfunktion der Führungskräfte im Umgang<br />
mit Fehlern (siehe auch unser Leitbild „Wir streben nach<br />
Professionalität und lernen aus unseren Fehlern“) <strong>ist</strong><br />
enorm wichtig.<br />
Lernende Organisation<br />
Die Halbwertszeit von Wissen in den verschiedenen<br />
Bereichen beträgt teilweise nur ein bis zwei Jahre. Wir<br />
sehen hier aber auch die Aufgaben einer systematischen<br />
Personalentwicklung (soweit dies mit unseren rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen möglich <strong>ist</strong>), das Fortbildungsmanagement<br />
und die regelmäßige Selbstbewertung der<br />
Organisation nach EFQM. Ein Zukunftsthema <strong>ist</strong> in diesem<br />
Bereich das Abschöpfen und Erhalten von Wissen für die<br />
Organisation, das viele Kollegen mit in den Ruhestand<br />
nehmen – gerade angesichts unseres ungünstigen Altersaufbaus.<br />
Strategie-Tagungen<br />
Jeweils jährliche zweitägige Strategie-Tagungen mit den<br />
vierzehn OE-Leitern der <strong>Polizei</strong>direktion Offenburg und<br />
fünf zweitägige Strategie-Tagungen mit den rund 120<br />
nachgeordneten Führungskräften der PD Offenburg sind<br />
Grundvoraussetzungen, um die Führungs- und Qualitätsphilosophie<br />
in den Köpfen präsent zu halten und damit<br />
eine Grundlage unseres Erfolgs. Aus diesem Grund werden<br />
die Strategie-Tagungen auch an Örtlichkeiten veranstaltet,<br />
die die Wertschätzung gegenüber diesem Personenkreis<br />
zum Ausdruck bringt.<br />
Das von uns gewünschte Verhalten von Führungskräften<br />
haben wir in unsere „Anforderungen an Führungskräfte<br />
und Kriterien für strategisches Handeln" zusammengefasst.<br />
Seite 13<br />
5. Sind Zahlen der Maßstab? „Mach Dir ein Bild“<br />
Dr. Chr<strong>ist</strong>e-Zeyse beschreibt in seinem Artikel „Mach Dir<br />
ein Bild“ einerseits die Notwendigkeit von Zahlen (Peter<br />
Drucker: „if you can’t measure it, you can't manage it“), aber<br />
auch die Fähigkeit der Führungskraft, sich ein Bild von<br />
dem zu machen, was gerade passiert, und durch dieses<br />
Bild Phänomenen einen Sinn zuzuschreiben. Dies kann aus<br />
unserer Erfahrung nur unterstützt werden. Neben allen<br />
Zahlen muss man auch auf die eigene Intuition und die<br />
Intuition der nachgeordneten Führungskräfte vertrauen<br />
(Bauchgefühl). Mit einem ausgereiften Analyseraster<br />
versteht man dann, „was wirklich los <strong>ist</strong>“.<br />
6. Ziel: Optimierung auf Tätigkeitsebene<br />
Ziele allen „QM-Handelns“ der <strong>Polizei</strong>direktion Offenburg<br />
sind die Optimierung auf der „Realitätsebene“ oder die<br />
Erschließung von Potenzialen auf der Tätigkeitsebene, um<br />
die Effizienz zu erhöhen.<br />
Dies bedeutet, Verschwendung (überflüssige Tätigkeiten,<br />
Prozesse, Zeiten, ...) zu eliminieren, nicht werterhöhende<br />
Aktivitäten (Tätigkeiten, die für die Kundenzufriedenheit<br />
keinen direkten Beitrag le<strong>ist</strong>en) zu reduzieren und<br />
werterhöhende Aktivitäten zu optimieren.<br />
Nach der landesweiten Einführung der Balanced Scorecard<br />
und dem Abschluss der Kaskadierung und systematischen<br />
Umsetzung innerhalb der <strong>Polizei</strong>direktion Offenburg<br />
(siehe hierzu Artikel im gleichen Newsletter: QM bei der<br />
<strong>Polizei</strong>direktion Offenburg) <strong>ist</strong> für uns der systematische<br />
Aufbau des Prozessmanagements künftig das zentrale<br />
Thema im Bereich QM.<br />
7. Zukunft<br />
Prozessmanagement<br />
Der Einstieg in das systematische Prozessmanagement<br />
erfolgt immer über das Prozesshaus (auch Prozesslandkarte<br />
genannt). Da es landesweit ein solches (noch) nicht<br />
gibt, wird dieses auf PD-Ebene erstellt. Die<br />
Weiterentwicklung von „Sub-Häusern" (OE-Ebene) <strong>ist</strong> im<br />
Moment noch nicht geplant. Innerhalb des Prozesshauses<br />
<strong>ist</strong> die standardisierte Einteilung in Führungsprozesse<br />
(auch Management- oder Steuerungsprozesse genannt),<br />
Unterstützungsprozesse (Supportprozesse) und Schlüsselprozesse<br />
(Keyprozesse oder Prozesse der Le<strong>ist</strong>ungserbringung)<br />
vorgesehen. Bei den Führungsprozessen<br />
(maximal drei bis fünf) reden wir von Organisations- und<br />
Personalentwicklungsprozessen. Bei den Unterstützungsprozessen<br />
(maximal zwölf) handelt es sich um die<br />
klassischen Beschaffungs-, Bereitstellungs- und Bewirtschaftungsprozesse<br />
sowie das Personalmanagement.
Die Schlüsselprozesse (maximal fünf) decken das<br />
Tätigkeitsfeld der <strong>Polizei</strong>direktion Offenburg ab. Die<br />
klassische Einteilung <strong>ist</strong> hier: Kriminalitätsbekämpfung,<br />
Verkehrssicherheitsaufgaben, Einsatzgeschehen und<br />
Prävention.<br />
Die Schlüsselprozesse stehen in Wertigkeit und<br />
Wichtigkeit in direkter Verbindung zu den strategischen<br />
Zielen der BSC. Die Prozessbeschreibung (Prozessname,<br />
Prozessziel, Prozesseigner, Prozessverlauf, usw.) erfolgt in<br />
einer von der <strong>Polizei</strong>direktion Offenburg standardisierten<br />
Prozessdokumentation. Hier <strong>ist</strong> auch die zu verwendende<br />
Prozesssymbolik festgelegt.<br />
Prozessportfolio<br />
Schwerpunkte der Zukunft werden (auch landesweit)<br />
Benchmarkings im Bereich der Prozessergebnisse als auch<br />
im Bereich der Prozesssteuerung mithilfe von Kennzahlen<br />
bei den einzelnen Prozessschritten sein. Ein weiterer<br />
Schwerpunkt wird die Anwendung eines Prozessreifegradmodells<br />
sein (derzeit haben wir ein Modell mit fünf<br />
Reifegraden). Mein Ziel <strong>ist</strong> es, die Organisation mit einem<br />
Prozessportfolio, das die Prozessbedeutung, die Prozessergebnisse<br />
und den Prozessreifegrad „täglich“ zeigt zu<br />
steuern und neben den „täglichen“ BSC-Ergebnissen einen<br />
umfassenden „Ein-“Blick in die Organisation zu gewährle<strong>ist</strong>en.<br />
EDV-technisch <strong>ist</strong> dies schon heute möglich.<br />
Abbildung 1: Prozessportfolio<br />
Standardisierte Dienststellenbesuche<br />
Nach dem Motto „Gemeinsam groß werden“ werden wir<br />
auch das Thema „Standardisierte Dienststellenbesuche“<br />
angehen. Bei diesen von einem hohen Vertrauen in die<br />
Zielsetzung getragenen jährlichen Besuchen werden die<br />
Bereiche „Aufgabenwahrnehmung, Organisation, Führung<br />
und FEM“ in den Organisationseinheiten der<br />
<strong>Polizei</strong>direktion Offenburg „standardisiert“ betrachtet. In<br />
einem „Dienststellenbesichtigungsbericht“ erfolgt das<br />
Feedback in Form von Empfehlungen.<br />
Seite 14<br />
8. Irrwege<br />
Das Herangehen an QM nur mit gutem Willen <strong>ist</strong> eine<br />
Sackgasse. Allein das Lesen beispielsweise des Handbuchs<br />
„Der kleine Prozessmanager“ reicht nicht aus, um mit<br />
einer Projektgruppe diesen komplexen Weg systematisch<br />
und erfolgreich zu gehen und führt letztendlich immer zur<br />
Frustration und der Erkenntnis, dass diese Methoden in<br />
der <strong>Polizei</strong> nicht angewandt werden können. Wichtig sind<br />
die professionelle Ausbildung und die pragmatische<br />
Anwendung.<br />
Erkenntnis: Wenn die oberste Führungskraft (PD-Leiter<br />
und analoge Führungsfunktionen) nicht dahinter steht und<br />
es nicht auch „versteht“, sollte man die Finger davon<br />
lassen. Es wäre, um in der Prozesssprache zu bleiben,<br />
Verschwendung.<br />
9. QM-Methoden (Steuerungselemente)<br />
Abschließend will ich, nur der Vollständigkeit halber, die<br />
verwendeten Steuerungselemente kurz erwähnen. Sie sind<br />
in der <strong>Polizei</strong> des Landes vielerorts bereits Standard,<br />
weshalb auf eine detailierte Betrachtung und Begründung<br />
der Notwendigkeit verzichtet wird.<br />
Mitarbeiterbefragung<br />
Die <strong>Polizei</strong>direktion Offenburg führt seit 2000 alle zwei<br />
Jahre eine MA-Befragung durch. Seit 2006 <strong>ist</strong> das<br />
Befragungstool landesweit standardisiert, womit auch ein<br />
Benchmarking möglich <strong>ist</strong>. Die Erfahrungen zeigen, dass<br />
ein zweijähriger Turnus notwendig <strong>ist</strong> um positive oder<br />
negative Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen und ggfls.<br />
gegensteuern zu können. Die landesweite Möglichkeit der<br />
vierjährigen MA-Befragung erachte ich aus unserer<br />
zehnjährigen Erfahrung heraus als zu lang.<br />
Als erfolgskritischen Faktor zur Aufnahme in die<br />
landesweite BSC erachte ich ausschließlich das Ergebnis<br />
im Bereich „Führung“.<br />
Mitarbeitergespräch<br />
Das jährliche Mitarbeitergespräch <strong>ist</strong> zur Orientierung des<br />
Einzelnen und zum Transfer der Organisationsziele auf<br />
persönliche Ziele und Qualifikationsnotwendigkeiten<br />
dringend notwendig. Für eine sachgerechte Durchführung<br />
<strong>ist</strong> die entsprechende Fortbildung an der Akademie der<br />
<strong>Polizei</strong> / Führungstraining erforderlich.<br />
Vorgesetztenbeurteilung (Mitarbeiterfeedback)<br />
Ein Instrument, welches nach der Auswertung dem zu<br />
Beurteilenden weh tun kann, aber für ein „objektives“<br />
Fremdbild sorgt. Ich empfehle einen ein- bis zweijährigen<br />
Turnus.
Bürgerbefragung<br />
Die <strong>Polizei</strong>direktion Offenburg hat in der Vergangenheit<br />
eine Bürgerbefragung in Form der Ausgabe von<br />
Bewertungsbögen durchgeführt. Jede „Kontaktperson“ mit<br />
einem <strong>Polizei</strong>beamten erhielt einen Bewertungsbogen und<br />
konnte diesen zurücksenden (geringer Aufwand). Die<br />
Fragen orientierten sich an unserem Leitbild. Seit 2005 <strong>ist</strong><br />
ein landesweit standardisiertes Befragungstool auf<br />
Min<strong>ist</strong>eriumsebene in Arbeit, das dringend eingeführt<br />
werden sollte.<br />
Dezentrale Budgetverantwortung<br />
Mit der Fortentwicklung der dezentralen Budgetverwaltung<br />
und Einführung eines Plankostenverfahrens im<br />
Jahr 2005 bei der <strong>Polizei</strong>direktion Offenburg haben wir ein<br />
nahezu perfektes System, mit welchen im Bereich der<br />
Ersatzbeschaffung, aber auch der notwendigen<br />
Investitionen unterjährig geplant und gearbeitet werden<br />
kann. Wöchentliche Berichte ermöglichen den verantwortlichen<br />
OE-Leitern ein aktuelles Bild über die finanzielle<br />
Entwicklung. Dass es in der <strong>Polizei</strong>direktion Offenburg mit<br />
knapp 900 Beschäftigen keinen „dunkelbraunen Holzschreibtisch“<br />
mehr gibt, spricht für den Erfolg dieses<br />
Systems.<br />
10. Schlüssel zum Erfolg<br />
Ein auf die eigene Organisation angepasstes QM (zeitlich<br />
und inhaltlich) <strong>ist</strong> Chefsache und der Grundbaustein für<br />
die Aufgaben als Behördenleiter. Standardisierte<br />
Methoden, deren zwingende regelmäßige Anwendung, ein<br />
offen diskutiertes Benchmarking mit dem Ziel des Lernens<br />
vom Besten, ein gelebtes Leitbild und Vorbildfunktion in<br />
allen Bereichen sind tägliche Aufgaben. Dass dies<br />
funktionieren kann, haben wir bewiesen. Im Rückblick<br />
kann ich sagen, dass der Schlüssel zu diesem Erfolg eine<br />
von allen gelebte Vertrauenskultur <strong>ist</strong>.<br />
Seite 15<br />
QM bei der <strong>Polizei</strong>direktion Konstanz<br />
– Interview mit dem Ltd. Kriminaldirektor Uli Schwarz –<br />
Sicherheitsforum: Herr<br />
Schwarz, die <strong>Polizei</strong>direktion<br />
Konstanz kann zweifellos als<br />
eine der Pionierbehörden in<br />
Sachen Modernisierung und<br />
betriebswirtschaftlich ausgerichteterOrganisationssteuerung<br />
bezeichnet werden.<br />
Bereits ab 1996 war die<br />
Dienststelle Pilotamt bei der<br />
dezentralen Budgetierung,<br />
und 2008 war sie eine der<br />
landes- und sogar bundesweit ersten, die sich einer<br />
Qualitätszertifizierung der Deutschen Gesellschaft für<br />
Qualität e.V. stellte. Was <strong>ist</strong> denn nun das Besondere am<br />
Qualitätsmanagement, so wie es die <strong>Polizei</strong>direktion<br />
Konstanz betreibt?<br />
Ltd. KD Schwarz: Innovationsfähigkeit und -bereitschaft<br />
war schon immer ein Markenzeichen der baden-württembergischen<br />
<strong>Polizei</strong>. Qualitätsinitiativen sind deshalb bei<br />
den <strong>Polizei</strong>dienststellen im Land durchaus verbreitet<br />
anzutreffen. Das Besondere bei unserer Behörde, aber<br />
auch bei den anderen Dienststellen, die sich einer<br />
externen Begutachtung gestellt haben, <strong>ist</strong> in der Tatsache<br />
zu sehen, dass wir alle für die Qualität der <strong>Polizei</strong>arbeit<br />
relevanten Faktoren gemeinsam und in ihren<br />
Wechselwirkungen, neudeutsch ganzheitlich betrachten,<br />
sie systematisch analysieren und so unsere Prozesse<br />
fortlaufend verbessern. Wir haben uns langfr<strong>ist</strong>ige<br />
Entwicklungsziele gesetzt, legen Wert auf die Nutzung<br />
moderner Führungsinstrumente und nehmen bei der<br />
Le<strong>ist</strong>ungserbringung bewusst Rücksicht auf die Belange<br />
sowohl unserer Kunden und Partner als auch unserer<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Sicherheitsforum: Können Sie uns bitte ein Beispiel für<br />
Ihre Kundenorientierung nennen?<br />
Ltd. KD Schwarz: Ja, sehr gerne! Im Leitbild der badenwürttembergischen<br />
<strong>Polizei</strong> steht richtiger Weise<br />
„Bürgernähe führt uns zum Erfolg“. Aber woher wissen wir<br />
denn, wie „nah“ wir dem Bürger, unserem Kunden, wirklich<br />
sind? Wissen wir, wie freundlich, korrekt und hilfsbereit<br />
unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von den Kunden<br />
erlebt werden, ob sie ihr Vertrauen genießen und als<br />
zuverlässig und offen wahrgenommen werden? Die<br />
<strong>Polizei</strong>direktion Konstanz jedenfalls weiß es, seit sie<br />
repräsentative Telefon-Kundenbefragungen durchführt<br />
und dabei unter anderem diese Le<strong>ist</strong>ungsmerkmale<br />
unseres Leitbilds erfragt.
So fragten wir nach Wartezeiten sowie nach positiven wie<br />
negativen Erfahrungen beim letzten Kontakt mit der<br />
<strong>Polizei</strong>: Freundlichkeit, Auftreten, Ansprache, Kompetenz,<br />
Information und Transparenz sind für uns Indikatoren für<br />
eine professionelle und damit an unserem Leitbild<br />
ausgerichtete <strong>Polizei</strong>arbeit. Dort, wo wir Verbesserungspotenziale<br />
feststellen, setzen wir diese um. Und diese<br />
Prozessverbesserungen versetzen uns in die Lage,<br />
Le<strong>ist</strong>ungen mit hoher Qualität wirtschaftlich und<br />
kundenorientiert zu erbringen.<br />
Lassen Sie mich bitte an dieser Stelle etwas anmerken, was<br />
für mich bedeutsam <strong>ist</strong>: Mit der Einführung von<br />
systematischem Qualitätsmanagement <strong>ist</strong> keineswegs<br />
eine vollständige „Umkrempelung“ der Organisation<br />
verbunden: Es geht vielmehr darum, durch eine<br />
Verbesserung unserer Informationsbasis Aufgaben noch<br />
besser zu erfüllen, als wir dies bisher schon getan haben.<br />
So können wir, um beim Beispiel „Bürgernähe“ zu bleiben,<br />
diese Zielerreichung kompetenter und besser steuern,<br />
wenn wir auf repräsentative Erfahrungswerte unserer<br />
Kunden zugreifen können. Die gilt auch, um ein weiteres<br />
Beispiel für die Pflege unserer Kundenbeziehungen<br />
anzuführen, für die Gestaltung unserer Zusammenarbeit<br />
mit unseren Partnern: Deshalb befragen wir unter<br />
Wahrung der Anonymität des Einzelnen alle Institutionen,<br />
die täglich oder häufig mit der <strong>Polizei</strong>direktion oder einer<br />
unserer Organisationseinheiten zusammenarbeiten. Die<br />
Rückmeldungen etwa von der Justiz oder den Kommunalbehörden<br />
sind insgesamt sehr positiv, und wir setzen im<br />
Rahmen von Soll-Ist-Vergleichen gezielt dort Veränderungsimpulse,<br />
wo unsere Partner bei der Zusammenarbeit<br />
mit uns „der Schuh drückt“. Solche Erkenntnisse versetzen<br />
uns in die Lage, nicht erst dann zu reagieren, wenn „das<br />
Kind bereits in den Brunnen gefallen“ und schlimmstenfalls<br />
die Beziehung gestört <strong>ist</strong>, sondern Fehlentwicklungen<br />
möglichst erst gar nicht entstehen zu lassen.<br />
Sicherheitsforum: Herr Schwarz, was halten Ihre Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter davon, wenn Personen, die<br />
sich z. B. nach einem Widerstand im <strong>Polizei</strong>gewahrsam<br />
wiedergefunden haben, danach befragt werden, wie sie<br />
diese „Dienstle<strong>ist</strong>ung“ der <strong>Polizei</strong> denn empfunden haben?<br />
Ltd. KD Schwarz: Erlauben Sie mir auch hier einen<br />
Hinweis auf Leitbild der <strong>Polizei</strong>: „Konflikte handhaben wir<br />
einfühlsam und kompetent“. Über 60 Prozent der von uns<br />
in 2007/2008 befragten Kunden waren Beschuldigte oder<br />
Betroffene, also Personen, denen gegenüber wir<br />
einschreiten mussten. Die Ergebnisse sind ermutigend:<br />
Insgesamt haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
auf der Schulnotenskala für ihre Le<strong>ist</strong>ungen einen Wert<br />
von 2,1 erhalten. Sie empfinden dies als Bestätigung, dass<br />
sie bei ihrer wahrhaft oft nicht einfachen Arbeit stets den<br />
Menschen im Mittelpunkt sehen. Publizierte Befragungsergebnisse<br />
sorgen aber auch in der Außenwirkung für ein<br />
gutes Image der <strong>Polizei</strong> und sind damit geeignet, das<br />
Vertrauen in die Institution zu stärken.<br />
Seite 16<br />
Vertrauen wiederum stärkt die Bereitschaft unserer<br />
Bürgerinnen und Bürger, der <strong>Polizei</strong> z. B. verdächtige<br />
Wahrnehmungen zu melden oder sich als Zeuge zur<br />
Verfügung zu stellen. Dies aber, und so schließt sich der<br />
Kreis, wirkt sich wiederum positiv auf die Arbeit unserer<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus.<br />
Sicherheitsforum: Gut, bleiben wir bei den<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie haben vorhin<br />
gesagt, Sie legten Wert auf die Nutzung moderner<br />
Führungsinstrumente. Können Sie uns dies bitte praktisch<br />
verdeutlichen?<br />
Ltd. KD Schwarz: Wir haben bereits 2003 eine erste,<br />
umfassende Mitarbeiterbefragung durchgeführt und diese<br />
2006 wiederholt. Dort, wo wir Verbesserungspotenziale<br />
festgestellt haben, haben wir diese umgesetzt. Als nach<br />
meiner Kenntnis erste <strong>Polizei</strong>dienststelle haben wir im<br />
Land vielfach beachtete Standardfortbildungsprofile für<br />
verschiedene Zielgruppen und Führungskräfte mit dem<br />
Ziel definiert, Bedarfs- und Mitarbeiterorientierung<br />
zusammenzuführen und Führungsle<strong>ist</strong>ungen zu<br />
optimieren. Das vom Führungstraining der Akademie der<br />
<strong>Polizei</strong> inhaltlich entwickelte und von der Bereitschaftspolizeidirektion<br />
Lahr für uns elektronisch umgesetzte<br />
Mitarbeiter-Feedback haben wir zunächst auf freiwilliger<br />
Basis – mit sehr großer Resonanz bei unseren<br />
Führungskräften – eingeführt. Ab 2010 sind regelmäßige<br />
Vorgesetztenbeurteilungen für unsere Führungskräfte<br />
verpflichtend, wobei wir Wert darauf legen, dass dieses<br />
Führungsinstrument zu authentischen Rückmeldungen für<br />
die jeweiligen Vorgesetzten führt. Deshalb erhalten nur sie<br />
persönlich, nicht dagegen ihre Vorgesetzten, die<br />
Ergebnisse ihres Feedbacks, damit sie durch Selbstreflexion<br />
und im Dialog mit ihren Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern ihre Führungsle<strong>ist</strong>ung optimieren können.<br />
Sicherheitsforum: Das hört sich ja wirklich nach einem<br />
mitarbeiterorientierten Umfeld an. Haben Sie denn auch<br />
einmal weniger Erfolg mit einem Ihrer Projekte gehabt?<br />
Ltd. KD Schwarz: Ja, sicher – so etwas bleibt ja nicht aus.<br />
Wir haben, ebenfalls bereits 2003, in einer Dienstvereinbarung<br />
verbindlich geregelt, dass jede Führungskraft<br />
der <strong>Polizei</strong>direktion Konstanz ihren unmittelbar nachgeordneten<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einmal<br />
jährlich ein Mitarbeitergespräch anbietet, um darin die<br />
Aspekte Beratung, Förderung und Zielvereinbarung zu<br />
erörtern. Alle unsere Führungskräfte haben in der Folge<br />
das Seminar „Mitarbeitergespräch“ der Akademie der<br />
<strong>Polizei</strong> besucht. Dennoch hatten wir aufgrund von<br />
Rückmeldungen im Lauf der Jahre zunehmend das Gefühl,<br />
dass Mitarbeitergespräche nicht von allen Führungskräften<br />
angeboten und auch nicht in jedem Fall gut<br />
geführt werden. Das wollten wir dann doch genauer<br />
wissen und haben 2008 eine Mitarbeitersonderbefragung<br />
durchgeführt, um zu erfahren, ob und inwieweit die<br />
Dienstvereinbarung aus 2003 mit Leben erfüllt worden <strong>ist</strong>.
Das Ergebnis war einigermaßen enttäuschend: Nur mit<br />
rund 60 Prozent unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
waren in den vergangenen 18 Monaten Mitarbeitergespräche<br />
geführt worden, und diese teilweise mit<br />
ersichtlichem Optimierungspotenzial. Dass uns dies nicht<br />
ruhen lässt, versteht sich von selbst. Neben umfassenden<br />
Ursachenanalysen wurden im Sommer 2009 alle<br />
Führungskräfte der <strong>Polizei</strong>direktion Konstanz – natürlich<br />
anonym – zu ihrer Sichtweise und ihren Einstellungen in<br />
Sachen Mitarbeitergespräche befragt. Das Ergebnis sowie<br />
weitere bereits erfolgte Analysen sollen uns dazu dienen,<br />
die Akzeptanz dieses wichtigen Führungsinstruments bei<br />
Vorgesetzen wie Mitarbeitern zu verbessern.<br />
Diese Vorgehensweise <strong>ist</strong> übrigens auch ein Beispiel für<br />
systematisches (!) Qualitätsmanagement: Eine seiner<br />
Grundlagen <strong>ist</strong> das „Prinzip der kontinuierlichen<br />
Verbesserung“. Wir verfolgen also eine stetige (!)<br />
Verbesserung der Prozesse und Abläufe, um die Effizienz<br />
sowie die Kunden- und die Mitarbeiterzufriedenheit zu<br />
steigern. In den theoretischen Grundlagen des systematischen<br />
Qualitätsmanagements kennt man das als<br />
Deming-Kreismodell oder auch als „P–D–C–A–Zyklus“:<br />
Wir planen unsere Maßnahmen sorgfältig („Plan“), setzen<br />
sie um („Do“) und messen die Ergebnisse („Check“). Wenn<br />
oder soweit uns diese nicht zufriedenstellen, agieren wir<br />
(„Act“) und treten neu in diesen Zyklus ein. Am Beispiel<br />
der Einführung der Mitarbeitergespräche haben wir diese<br />
geplant und umgesetzt (Dienstvereinbarung in 2003), die<br />
Wirkung evaluiert (Mitarbeitersonderbefragung in 2008)<br />
und sind jetzt aktuell dabei, an diesem uns nicht<br />
zufriedenstellenden Ergebnis zu arbeiten (Analysen,<br />
Führungskräftebefragung in 2009). Wir wollen also auf<br />
Basis der gewonnen Erkenntnisse Aktionen planen und<br />
realisieren, welche letztlich zur Zielerfüllung im Sinne<br />
unserer Dienstvereinbarung von 2003 führen soll.<br />
Sicherheitsforum: Herr Schwarz, Sie sprachen eingangs<br />
von einer ganzheitlichen Betrachtung „aller für die<br />
Qualität der <strong>Polizei</strong>arbeit relevanten Faktoren“. Was hat<br />
man sich darunter vorzustellen und wie sind Sie auf die<br />
Idee gekommen, ihre Behörde in diesem Sinne<br />
auszurichten?<br />
Ltd. KD Schwarz: Wie ich bereits betont habe, sind<br />
Qualitätsimpulse in der <strong>Polizei</strong>landschaft von <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg glücklicherweise verbreitet anzutreffen. Sie<br />
stellen sich mir aber oft als „Herumdoktern an<br />
Symptomen“ dar, wenn z.B. die Qualität von Ermittlungsvorgängen<br />
in einer Art „Innenrevision“ überprüft wird. Die<br />
auf dieser Erhebungsbasis immer wieder angeführten<br />
Fehlerquoten überzeugen mich schon deshalb nicht, weil<br />
häufig nicht eindeutig definiert <strong>ist</strong>, was richtig und was<br />
falsch, was wünschenswert oder unerwünscht <strong>ist</strong>, was also<br />
Standard sein soll.<br />
Seite 17<br />
Das von uns gewählte Modell der European Foundation for<br />
Quality Management (EFQM) geht die Dinge auf einer<br />
breiteren Grundlage an. Wir haben uns, natürlich im<br />
Rahmen des Leitbildes der <strong>Polizei</strong>, eine Vision geschaffen,<br />
wo die <strong>Polizei</strong>direktion im Jahr 2013 stehen will und soll,<br />
und wiederum auf dieser Basis einen Plan, welcher unsere<br />
strategischen Ziele und Maßnahmen umfasst. Diese<br />
Qualitätspolitik vereinigt verschiedene Betrachtungsebenen,<br />
von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über<br />
die Partner und Kunden bis zu den verfügbaren<br />
Ressourcen, in sich und misst die dabei erzielten<br />
verschiedenen Ergebnisse:<br />
Das EFQM-Modell<br />
Voraussetzungen<br />
1. Führung<br />
2. Politik und Strategie<br />
3. Mitarbeiter<br />
4. Partnerschaften und Ressourcen<br />
5. Prozesse<br />
Ergebnisse<br />
6. Mitarbeiterbezogene Ergebnisse<br />
7. Kundenbezogene Ergebnisse<br />
8. Gesellschaftsbezogene Ergebnisse<br />
9. Wichtige Ergebnisse der Organisation<br />
Dabei analysieren wir ständig die Prozesse, die zu diesen<br />
Ergebnissen führen, optimieren diese, wo nötig, und<br />
setzen Standards. Wir warten also bewusst nicht darauf,<br />
etwaige Fehler zu korrigieren, das wäre reaktiv; wir<br />
betrachten im Gegenteil ohne konkreten Anlass die für die<br />
Qualität der <strong>Polizei</strong>arbeit relevanten Faktoren, die<br />
zueinander in Wechselbeziehungen stehen, aktiv. Und wir<br />
haben auf diese Weise schon in etlichen Bereichen, die<br />
jeder für sich bis dahin als optimal gestaltet ansah,<br />
erhebliches Verbesserungspotenzial erkannt und zum<br />
Wohl unserer Arbeit für die Kunden, aber auch für unsere<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, umsetzen können.<br />
Wie wir darauf gekommen sind, unsere Qualitätsimpulse<br />
in diesem Sinne zu systematisieren? Nun, ich persönlich<br />
habe viele der jetzt auch bei uns umgesetzten Maßnahmen<br />
im Management-Kolleg der Deutschen Hochschule der<br />
<strong>Polizei</strong> kennengelernt. Zwar haben wir damals – das war<br />
2004 – nicht den gesamten systematischen Ansatz kennen<br />
gelernt, sehr wohl aber erhielten wir gute Informationen<br />
etwa zum Prozess- und Change-Management, zu<br />
Kundenbefragungen, betriebswirtschaftlichen Steuerungsinstrumenten<br />
u.v.a.m. 2005 haben wir dann mit einer<br />
Qualitätsoffensive begonnen, welche letztlich in der<br />
beschriebenen Entwicklung mündete. Begünstigt wurde<br />
dieser Prozess durch die Teilnahme am Behördenwettbewerb<br />
2006, der uns wertvolle Hinweise für die<br />
systematische Organisationsentwicklung gegeben hat.
Sicherheitsforum: Was <strong>ist</strong> für Sie der Schlüssel zum Erfolg<br />
für eine solchermaßen durchgreifende Organisationsentwicklung?<br />
Ltd. KD Schwarz: Ganz wichtig: Qualitätsmanagement <strong>ist</strong><br />
Chefsache! Ohne eine unerschütterliche optim<strong>ist</strong>ische<br />
Grundeinstellung des Behördenleiters, verbunden mit<br />
einer ehrlichen Aufgeschlossenheit für innovative<br />
Entwicklungen, geht es nicht. Passive und aktive<br />
Bege<strong>ist</strong>erungsfähigkeit gehört dazu, die Führungskräfte<br />
und die Sachbearbeiter mit ins Boot zu nehmen, und<br />
hierzu muss auch die Dienststellenkultur hinreichend<br />
ausgebildet sein. Auch wir haben 2003 bzw. 2005 nicht<br />
damit begonnen, das ganz große Rad zu drehen, also<br />
Vision, Mission, Strategie, Ziele und Maßnahmen von oben<br />
nach unten zu entwickeln, wie es für das systematische<br />
Qualitätsmanagement klassisch gelehrt wird. Stattdessen<br />
stiegen wir mit einzelnen Maßnahmen ein, die sich<br />
anschließend problemlos in die Gesamtsystematik<br />
integrieren ließen. Nur so erschien es uns erfolgversprechend,<br />
unsere Führungskräfte für das Vorhaben zu<br />
gewinnen. Inwieweit uns dies gelungen <strong>ist</strong>, lassen wir<br />
gerade im Rahmen einer Masterarbeit der Deutschen<br />
Hochschule der <strong>Polizei</strong> untersuchen. Change-Management<br />
<strong>ist</strong> aber immer das vielzitierte „Bohren dicker Bretter“. Es<br />
erfordert nicht zuletzt eine stringente Führungskräfteentwicklung.<br />
So sind wir aktuell damit befasst, neben den<br />
bereits erläuterten Führungsinstrumenten mittels<br />
empirischer Erhebungen zielgruppenspezifische Qualifikationsprofile<br />
für Führungskräfte zu entwickeln. Auch bei<br />
der Besetzung frei werdender Führungspositionen achten<br />
wir im Rahmen von strukturierten, auf Anforderungsprofilen<br />
basierenden Auswahlinterviews sehr genau auf<br />
die Innovationsbereitschaft der Bewerber.<br />
Sicherheitsforum: Herr Schwarz, noch eine letzte Frage<br />
mit politischer Zielrichtung: Würden Sie aus Ihrer<br />
Perspektive als Behördenleiter und aus Ihren gemachten<br />
Erfahrungen heraus empfehlen, Qualitätsmanagement<br />
landesweit verpflichtend einzuführen?<br />
Ltd. KD Schwarz: Nein. Zwar kommt systematischem<br />
Qualitätsmanagement nach meiner festen Überzeugung<br />
im Spannungsfeld von immer komplexeren Aufgaben und<br />
gleichbleibenden oder sich sogar verschlechternden<br />
Ressourcen eine Schlüsselfunktion zu, aber das<br />
Überstülpen von Managementmethoden über eine ganze<br />
Behördenlandschaft führt kaum zu guten Ergebnissen. Ich<br />
halte deshalb den jetzt eingeschlagenen Weg über<br />
Fortbildungs- und Beratungsangebote der Akademie der<br />
<strong>Polizei</strong> für richtig, auch wenn er unterschiedliche<br />
Geschwindigkeiten bei der Organisationsentwicklung<br />
bewusst in Kauf nimmt. Wie ich bereits sagte: ohne die<br />
Bege<strong>ist</strong>erungsfähigkeit und die ganz persönliche<br />
Innovationsbereitschaft der jeweils Verantwortlichen geht<br />
es nicht.<br />
Seite 18<br />
Und: wer sich für systematisches Qualitätsmanagement<br />
entscheidet, braucht einen langen Atem.<br />
Qualitätsmanagement <strong>ist</strong> kein zeitlich begrenztes Projekt,<br />
unter das man irgendwann einen Schlussstrich zieht. Es <strong>ist</strong><br />
Teil einer Behördenphilosophie. Eine Philosophie kann<br />
man aber nicht kurzfr<strong>ist</strong>ig top-down implementieren,<br />
nötig <strong>ist</strong> Führen durch Überzeugung.<br />
Sicherheitsforum: Herr Schwarz, wir danken Ihnen für<br />
dieses aufschlussreiche Gespräch.<br />
Das Interview führte Axel Drexler, stellvertretetender<br />
Landesvorsitzender des <strong>CDU</strong>-Arbeitskreises <strong>Polizei</strong> und<br />
Redaktionsleiter für das SIFO-Newsletter „Qualitätsmanagement<br />
in der <strong>Polizei</strong>“.
Seite 19<br />
QM bei der <strong>Polizei</strong>direktion Biberach<br />
– <strong>Polizei</strong>direktor Hubertus Högerle –<br />
Qualitätsaspekte haben nicht<br />
nur in der Verwaltung des<br />
Landes <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
einen hohen Stellenwert,<br />
sondern gerade auch bei der<br />
<strong>Polizei</strong>. Aber was bedeutet<br />
Qualität für die <strong>Polizei</strong>?<br />
Sicher nicht nur, dass<br />
möglichst viele Straftaten<br />
verhindert, Straftäter gefasst<br />
oder Ordnungsstörungen abgestellt<br />
werden.<br />
Für die <strong>Polizei</strong> <strong>ist</strong> Qualitätsarbeit die möglichst optimale<br />
Erfüllung von Kundenerwartungen und -anforderungen.<br />
Aber dazu muss man zuerst einmal die „Kunden“ kennen<br />
(oder definieren) und deren Erwartungen feststellen.<br />
Qualität zielt für uns damit also vor allem auf die<br />
Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Biberach ab, aber<br />
auch auf Partner der <strong>Polizei</strong> sowie nicht zuletzt auf die<br />
eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn ohne<br />
diese geht es nicht einmal ansatzweise.<br />
Wie können wir aber die besten Ergebnisse möglichst<br />
effizient erzielen und damit unsere Interessenpartner<br />
zufriedenstellen? Und weshalb soll eigentlich nicht auch<br />
ein Rechtsbrecher davon profitieren, durch ein besonders<br />
faires Verfahren etwa? Gerade weil wir quasi eine<br />
Monopolstellung in der öffentlichen Sicherheitsarbeit im<br />
Landkreis Biberach haben, haben wir auch einen<br />
ehrgeizigen Anspruch: Niemand soll unter den gegebenen<br />
Bedingungen Sicherheit im Landkreis besser realisieren als<br />
wir.<br />
Die <strong>Polizei</strong>direktion Biberach arbeitet unter meiner<br />
Leitung nun mehr als fünf Jahre an der Entwicklung ihres<br />
Qualitätsmanagements und orientiert sich seit der<br />
Teilnahme am 4. baden-württembergischen Behördenwettbewerb<br />
im Jahr 2006 mit guten Erfahrungen gezielt<br />
am Qualitätsmodell „Business for Excellence“ der<br />
European Foundation for Quality Management (EFQM).<br />
Zur Standortbestimmung wurde Ende 2008 erfolgreich die<br />
Qualitätsbeurkundung „Committed to Excellence“<br />
absolviert.<br />
QM bei einer <strong>Polizei</strong>direktion nutzt allen<br />
Wer innerhalb einer Organisation und insbesondere bei<br />
der <strong>Polizei</strong> in ein Qualitätsmanagement einsteigt, wird<br />
sich immer wieder fragen oder fragen lassen müssen, was<br />
dieses bringt. Zuerst einmal viel neue Arbeit, denn es muss<br />
geklärt werden, wo die Organisation steht und wohin sie<br />
will.<br />
Hüten Sie sich vor der Illusion, Sie oder Ihre Organisation<br />
wüssten das schon. Ohne eine systematische<br />
Standortbestimmung im Sinne einer sogenannten Selbst-<br />
oder Fremdbewertung – spätestens alle zwei Jahre<br />
wiederholt – geht es nicht.<br />
Das EFQM-Modell stellt hierzu ein Instrumentarium zur<br />
Verfügung, das Sie mit etwas Erfahrung in Moderationstechnik<br />
und Mut auch selbst anwenden können. Einfacher<br />
geht es natürlich unter Anleitung geschulter Moderatoren.<br />
Dann kommt der Erfolg fast von alleine. Durch die<br />
regelmäßigen strategischen Workshops, wie man sie auch<br />
nennen könnte, können Sie durch den Sachverstand der<br />
eigenen Mitarbeiter unzählige Verbesserungsansätze<br />
generieren. Aber keine Angst, auch hier hilft Ihnen EFQM<br />
mit einer einfachen Priorisierungsmethodik den<br />
Durchblick zu bewahren. Wenn Sie sich jährlich maximal<br />
drei bis vier Verbesserungsprojekte vornehmen, wird Ihre<br />
Organisation kontinuierlich besser. Die vielen kleinen<br />
Verbesserungen ergeben sich bei so einem Ansatz fast<br />
schon wie von selbst.<br />
Dies sind unsere wichtigsten Verbesserungsprojekte mit<br />
der Zielrichtung externe „Kunden“:<br />
• Verbesserung der operativen Präsenz zu den<br />
einsatzrelevanten Zeiten (2003)<br />
• Verbesserung der Bearbeitungsqualität und<br />
Verfahrenseffizienz (2004)<br />
• Optimierung der <strong>Polizei</strong>postenstruktur „PD BC 2005“<br />
(2005)<br />
• Verbesserung der Spurensicherung (2006)<br />
• Optimierung der polizeilichen Prävention (2007)<br />
• Entwicklung neuer Arbeitszeitmodelle (2008)<br />
• Verbesserung der Aufbauorganisations- und<br />
Verantwortungsmodells „PD BC 2010“ (2009)<br />
Im Mittelpunkt von Qualitätsüberlegungen stehen aber<br />
vor allem auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Trotz<br />
der über viele Jahre immer äußerst knappen<br />
Haushaltsmittel konnten mit den Methoden des QM,<br />
allein oder zusammen mit Partnern wie der Vermögens-<br />
/Bauverwaltung, viele Verbesserungen im Bereich des<br />
Arbeitsumfeldes erreicht werden. So verfügt die<br />
<strong>Polizei</strong>direktion über zweckmäßige, kunden- und<br />
mitarbeiterfreundliche Gebäude sowie moderne und gut<br />
ausgestattete Arbeitplätze. Ein Personalentwicklungs- und<br />
Qualifizierungsprogramm rundet die Mitarbeiterorientierung<br />
der Dienststelle ab.<br />
Aber wie es beim Qualitätsmanagement eben <strong>ist</strong>, kann<br />
man nie vollständig zufrieden sein. Stillstand <strong>ist</strong> im QM<br />
Rückschritt. Fortschritt braucht aber in einer tendenziell<br />
immer noch eher starren Verwaltungsstruktur ständige<br />
Motivationsimpulse.
Teilnahme am Behördenwettbewerb – weshalb<br />
eigentlich nicht?<br />
Selbstbewertung oder Fremdbewertung als Motivationsfaktor<br />
war die entscheidende Frage Anfang 2006.<br />
Zahlreiche Aktivitäten und Maßnahmen zur<br />
Qualitätsverbesserung wurden bis dahin bereits<br />
unternommen, nicht immer einfach zu realisierende<br />
Projekte. Besonders im Fokus standen hierbei die Themen<br />
Präsenz, die jährlichen Sicherheitsanalysen mit den<br />
Kommunen, die Optimierung der Sachbearbeitung bei der<br />
Vorgangsbearbeitung und Spurensicherung, Befragungen<br />
von Staatsanwälten, Bürgerme<strong>ist</strong>ern, Bürgern, Medien und<br />
Bediensteten sowie spezielle Konzeptionen und<br />
Programme in den Bereichen Buden, Kommunale<br />
Kriminalprävention, Opferschutz und Gewalteskalation<br />
uvam.<br />
„Wir sind gut, wollen aber besser werden“, so mein<br />
Ausspruch bei einem QM-Workshop mit Führungskräften<br />
im Februar 2006, nachdem die Entscheidung für eine<br />
Fremdbewertung und damit auch für die Teilnahme am<br />
Behördenwettbewerb gefallen war.<br />
Für den Wettbewerb mussten zehn Fragenkomplexe<br />
innerhalb von acht Wochen auf 40 Seiten sehr dezidiert<br />
erarbeitet werden. Dazu mussten entsprechende<br />
Nachweise über einen Zeitraum von fünf Jahren<br />
bereitgehalten werden. Ein Bewerterteam von geschulten<br />
Experten besuchte die <strong>Polizei</strong>direktion vor Ort und machte<br />
sich in Gesprächen im Führungskreis, mit kurzfr<strong>ist</strong>ig<br />
ausgewählten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie<br />
mit der Personalvertretung ein Bild von der Dienststelle.<br />
Die Stärken und Schwächen der <strong>Polizei</strong>direktion wurden in<br />
einem 60-seitigen Bericht zusammengefasst. Fazit des<br />
Berichts: „Insgesamt ergeben die schriftliche Bewerbung<br />
und der Besuch vor Ort ein abgerundetes Gesamtbild<br />
dieser Behörde, die auf einem sehr guten Weg <strong>ist</strong>, sich in<br />
Bezug auf Qualitätsmanagement und Qualitätsverbesserung<br />
zu professionalisieren.“<br />
Dass es Qualität nicht zum Nulltarif gibt, wurde neben den<br />
Führungskräften auch vom Örtlichen Personalrat so<br />
gesehen. Der Aufwand der Führungskräfte für den<br />
Behördenwettbewerb wurde auf nahezu 1.000<br />
Arbeitsstunden und rund 2.500 Euro an Sachkosten<br />
beziffert. Die Weiterentwicklung der Dienststellenstruktur,<br />
die Schulung von Führungskräften in Workshops<br />
und bei Teamarbeiten und damit auch deren Motivation<br />
für eine kontinuierliche und nachhaltige Verbesserung der<br />
Arbeitsqualität und Verfahrensökonomie auf allen Ebenen<br />
wurde mit einem finanziellen Gegenwert von mindestens<br />
10.000 Euro angesetzt. Dabei darf auch die<br />
Sensibilisierung aller Bediensteten für dieses wichtige<br />
Thema nicht vergessen werden. Der Behördenwettbewerb<br />
war für die <strong>Polizei</strong>direktion Biberach der „Durchbruch“<br />
und Beginn eines auf Dauer angelegten Prozesses der<br />
kontinuierlichen Verbesserung.<br />
Seite 20<br />
Abbildung 1: <strong>Polizei</strong>direktion Bibeach: Zeitschiene<br />
Projekt C2E – Qualitätsbeurkundung 2008 durch die<br />
Deutsche Gesellschaft für Qualität (DGQ)<br />
Auf dem weiteren Weg zu einem integrierten Qualitätsmanagement<br />
wurde nach einer Strategietagung bereits<br />
Ende 2006 eine weitere Qualitätsbeurkundung ins Auge<br />
gefasst. Schließlich wusste man nun genauer wie es geht:<br />
kontinuierlich und mit Partnern. Die Qualitätsbeurkundung<br />
sollte parallel mit den <strong>Polizei</strong>direktionen<br />
Konstanz und Lörrach durch die Deutsche Gesellschaft für<br />
Qualität (DGQ) nach dem EFQM-Modell erfolgen.<br />
Die kontinuierliche Verbesserungsarbeit bekam dann im<br />
Jahr 2007 durch den beginnenden, als massiv zu<br />
bezeichnenden, Personalabbau und die gleichzeitig<br />
schwieriger werdende Aufgabenbewältigung zunehmend<br />
Bedeutung. Die Vision eines modernen <strong>Polizei</strong>unternehmens<br />
und <strong>exzellent</strong>er <strong>Polizei</strong>arbeit erfordert nach<br />
den Vorstellungen des Dienststellenleiters und der<br />
Führungsmannschaft<br />
• moderne Methoden und Techniken (Innovation)<br />
• permanente Weiterentwicklung<br />
• unternehmerisches Denken<br />
• Orientierung an modernen, führenden Unternehmen<br />
der Region<br />
und zeichnet sich durch die Erfüllung von folgenden<br />
weiteren Kriterien aus:<br />
• berufsethisches, an den Leitbildern orientiertes<br />
Handeln,<br />
• Kompetenz der einschreitenden <strong>Polizei</strong>beamten,<br />
• Le<strong>ist</strong>ungsorientierung und hervorragende Erfolge,<br />
• Bürger- und Kundenorientierung,<br />
• professionelle, sich kümmernde und kontinuierliche<br />
Führung,<br />
• hervorragende Arbeitsbedingungen für die<br />
Mitarbeiter und<br />
• Beteiligung der Mitarbeiter.
Angesichts der gravierenden Veränderungen sollte im<br />
Frühjahr 2008 eine grundlegende Selbstbewertung nach<br />
dem EFQM-Modell Aufschluss darüber geben, wo die<br />
<strong>Polizei</strong>direktion Biberach steht und wie sie es „packen“<br />
kann. Bei einem Konsensworkshop im engsten<br />
Führungskreis und mit Beratung von Dr. Marcus Majumdar<br />
von der Akademie der <strong>Polizei</strong> in Freiburg wurden dabei<br />
drei Handlungsfelder identifiziert. Diese wurden als<br />
Projektaufträge formuliert. Es wurden Projektverantwortliche<br />
bestimmt und ein Projektplan für die intensive<br />
Bearbeitung in Projektteams festgelegt. Am 27.11.2008<br />
fand schließlich die Begutachtung der drei Projekte durch<br />
die DGQ statt. Im Ergebnis wurde der <strong>Polizei</strong>direktion<br />
Biberach der Level „Committed to Excellence“<br />
zugesprochen.<br />
Abbildung 2: DGQ: Reifegrad von Organisationen<br />
Drei Projekte wurden von der Jury begutachtet<br />
Die <strong>Polizei</strong>direktion Biberach hatte sich die „Verbesserung<br />
der Organisations- und Verantwortungsstruktur“, die<br />
„Verbesserung des Beschaffungsmanagements“ und die<br />
„Verbesserung der internen Kommunikation“ zur Aufgabe<br />
gestellt.<br />
Der starke und andauernde Stellen- und Personalabbau<br />
seit dem Jahr 2007, einhergehend mit den negativen<br />
Folgen des hohen Altersdurchschnitts der <strong>Polizei</strong>direktion,<br />
hätte ohne Gegenmaßnahmen dazu geführt, dass die<br />
Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit der <strong>Polizei</strong>direktion abgenommen<br />
hätte. Insofern musste die Organisation der PD<br />
grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt und der<br />
Entwicklung angepasst werden. Die Projektgruppe hatte<br />
den Auftrag, unter Berücksichtigung von Stärken und<br />
Schwächen der PD, der Entwicklungen bei der <strong>Polizei</strong> im<br />
Land und beim Bund sowie bei Unternehmen der freien<br />
Wirtschaft, ein neues Organisations- und Verantwortungsmodell<br />
mit Alternativmöglichkeiten zu<br />
entwickeln. Die Abstimmung mit Interessengruppen<br />
während der Projektphase und die Einbeziehung und<br />
Motivation der Mitarbeiter war dabei ein wichtiger Teil<br />
des Prozesses.<br />
Seite 21<br />
Im März 2009 wurde das neue Organisationsmodell der<br />
<strong>Polizei</strong>direktion Biberach als Pilotbetrieb für zwei Jahre zur<br />
Optimierung der Stabs- und Verwaltungsorganisation<br />
durch das Innenmin<strong>ist</strong>erium <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
genehmigt.<br />
Durch das neue Modell konnten nun sieben<br />
Vollzugsstellen aus dem Leitungs- und Stabsbereich<br />
inklusive der Prävention zu operativen Einheiten verlagert<br />
werden. Die Aufgaben im Leitungsstab wurden im<br />
Wesentlichen auf strategische und analytische Tätigkeiten<br />
reduziert. Erhebliche Synergieeffekte werden aus der<br />
Zusammenlegung der Bereiche Verwaltung und Technik<br />
erwartet.<br />
Abbildung 2: <strong>Polizei</strong>direktion Biberach: Organisationsmodell<br />
für den Pilotbetrieb<br />
Der Beschaffungsprozess als zweites Projekt wurde<br />
erheblich optimiert. Die Projektgruppe berücksichtigte bei<br />
ihrer Arbeit die Vorgaben und Empfehlungen der Norm EN<br />
ISO 9001. Hauptziele waren die Sicherstellung einer<br />
gerechten, an der Aufgabe orientierten Verteilung von<br />
Sachmitteln und die Schaffung von Freiräumen für die<br />
Schwerpunktsetzung von Organisationseinheiten bei<br />
Beschaffungen.<br />
Viele neue Anregungen brachte das Projekt der „Internen<br />
Kommunikation“ hervor. Beispielhaft sei die Einrichtung<br />
einer gemeinsamen Cafeteria für alle Bediensteten am<br />
Standort Biberach erwähnt. Seit der Abschaffung<br />
verschiedener Sozialräume bei den Organisationseinheiten<br />
im Sommer 2008 haben die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter nun täglich die Möglichkeit, hier<br />
abteilungsübergreifend in Kontakt zu treten und sich<br />
auszutauschen. Die DGQ empfahl Anschlussprojekte zu<br />
den Themen Beurteilungsgespräch, Anerkennung,<br />
Verhaltensregeln, Führungswerte und anforderungsgerechte<br />
Kommunikationsstrukturen.
Nutzt QM auch den Organisationseinheiten?<br />
Umsetzung von Qualitätsaspekten und Beispiele beim<br />
<strong>Polizei</strong>revier Biberach<br />
– von <strong>Polizei</strong>rat Günther Becker –<br />
Im Wesentlichen geht es meines Erachtens an der<br />
polizeilichen Basis darum, die anerkannten Grundsätze<br />
des QM mit Leben zu erfüllen. Von zentraler Bedeutung<br />
sind für mich dabei zwei Gesichtspunkte. Zum einen die<br />
Einbeziehung der Mitarbeiter in die Überlegungen zur<br />
Organisationsentwicklung hin zu einem modernen<br />
<strong>Polizei</strong>unternehmen. Diese stehen angesichts der sich<br />
verändernden Rahmenbedingungen, gekennzeichnet vor<br />
allem durch Stellenabbau und einer sich zuspitzenden<br />
Altersstruktur, zweifelsfrei im Mittelpunkt.<br />
Entscheidend hierbei <strong>ist</strong>, die Mitarbeiter über das<br />
eigentliche Problem vollständig zu informieren und auch<br />
die weiteren Entwicklungseinschätzungen aufzuzeigen.<br />
Nur mit einem vollständigen Problembewusstsein kann bei<br />
den Mitarbeitern die notwendige Motivation entwickelt<br />
werden, an einem guten Weg mit zu arbeiten, um diesen<br />
problematischen Entwicklungen rechtzeitig entgegen zu<br />
steuern.<br />
Ist ein Problem eindeutig definiert, geht es im weiteren<br />
Verlauf um dessen Bewertung bzw. um die weitere<br />
Vorgehensweise zur Problemminimierung im Sinne des<br />
Prozesses der kontinuierlichen Verbesserung. Hierzu sind<br />
moderne Methoden und Techniken, sowie innovative<br />
Denkansätze gefragt. So konnte beim <strong>Polizei</strong>revier<br />
Biberach am Bedarf orientiert der Grundstein für die<br />
Einführung eines flexiblen Pool-Modells gelegt werden.<br />
Weitere Beispiele sind der letzten Jahre sind:<br />
• Analyse und Regelung von Belastungssituationen der<br />
Ermittlungsbeamten, d.h. auch Zuständigkeits- und<br />
Aufgabenabgrenzung zwischen dem Streifen- und<br />
Ermittlungsdienst,<br />
• Arbeitszeitgestaltung beim Ermittlungsdienst<br />
(operative Aspekte),<br />
• Umsetzung der Ergebnisse aus der Mitarbeiterbefragung,<br />
• Raumkonzept und Arbeitsplatzgestaltung sowie<br />
• technische Innovationen, Ausstattungs- und Ausrüstungsgegenstände.<br />
Ausschließlich durch ein hohes Maß an Transparenz und<br />
Offenheit, als auch tatsächlicher Mitwirkungsmöglichkeit,<br />
<strong>ist</strong> es den Mitarbeitern möglich, sich als „Unternehmer im<br />
Unternehmen <strong>Polizei</strong>“ – wie von der <strong>Polizei</strong>direktion<br />
proklamiert – zu verstehen.<br />
Seite 22<br />
Der zweite wesentliche Gesichtspunkt <strong>ist</strong> die konsequente<br />
und durchgängige Anwendung der Grundsätze dieser<br />
zuvor beschriebenen Methodik. Mehr noch, es geht um die<br />
Entwicklung eines grundsätzlichen Verständnisses hierfür.<br />
QM lebt nicht nur sporadisch oder thematisch. QM wird<br />
gelebt „von der Wiege bis zur Bahre“.<br />
Beispiel <strong>Polizei</strong>revier Laupheim<br />
– von <strong>Polizei</strong>hauptkommissar Gerhard Schilling –<br />
Den Qualitätsentwicklungsprozess bei der <strong>Polizei</strong>direktion<br />
Biberach griff auch das <strong>Polizei</strong>revier Laupheim auf. Im Jahr<br />
2007 wurden hier – auf der Grundlage eines<br />
grundlegenden, die Mitarbeiter einbeziehenden Workshops<br />
– räumliche und funktionale Strukturveränderungen<br />
geplant und unverzüglich mit der Umsetzung<br />
begonnen.<br />
Aufgrund der angespannten Personalsituation war und <strong>ist</strong><br />
eine flexible, lagebildorientierte Dienstzeitplanung<br />
erforderlich, um den 24-Stunden-Dienst zu gewährle<strong>ist</strong>en.<br />
Die <strong>ist</strong> in einem ständigen Prozess nur durch die<br />
Einbindung des Ermittlungsdienstes, des Schicht<br />
begleitenden Tagesdienstes und des Wachhabenden sowie<br />
des freiwilligen <strong>Polizei</strong>dienstes möglich.<br />
Zur Verbesserung der Arbeitsabläufe wurden<br />
Verwaltungsaufgaben zentralisiert und durch die<br />
räumliche Angliederung des Ermittlungsdienstes neben<br />
dem 24-Stunden-Dienst die Wahrnehmung der operativen<br />
Aufgaben verbessert. Darüber hinaus wurden unter<br />
Einbeziehung des Landeskriminalamtes die Sicherheitsaspekte<br />
im Gebäude des <strong>Polizei</strong>reviers analysiert und<br />
entsprechende Baumaßnahmen angeregt.<br />
Teilprojekt Raumoptimierung / Betreiben von Baumaßnahmen<br />
zur Verbesserung von Arbeitsabläufen unter Beachtung von<br />
Sicherheitsaspekten<br />
Zentralisierung von Verwaltungsaufgaben<br />
durch Einrichtung eines<br />
Service-Centers<br />
Unterbringung des<br />
Ermittlungsdienstes im Erdgeschoss<br />
neben dem 24-Stundendienst zur<br />
Optimierung der operativen<br />
Aufgabenwahrnehmung<br />
Einrichtung eines speziellen Raumes Kriminal-<br />
technik zur Verbesserung der Spurensicherung<br />
und Auswertung sowie Steigerung der erken-<br />
nungsdienstlichen Behandlungen
Zur Qualitätssteigerung im Bereich der Sachbearbeitung,<br />
nicht zuletzt auch mit der Einführung ComVor, wurden<br />
bestimmte Deliktsbereiche unter Einbeziehung der<br />
Sachbearbeiter aus dem 24-Stunden-Dienst und dem<br />
Ermittlungsdienst im Hinblick auf eine ökonomische<br />
Bearbeitung überprüft und Zuständigkeiten neu geregelt<br />
sowie Bearbeitungsstandards erarbeitet.<br />
Eine Besonderheit – Stichwort „gesellschaftsbezogene<br />
Maßnahmen“ – stellt die „Wache Galerie“ dar. Seit Jahren<br />
können im Schloss Kleinlaupheim, dem Sitz des<br />
<strong>Polizei</strong>reviers, me<strong>ist</strong> regionale Künstler ihre Kunstwerke<br />
der Öffentlichkeit präsentieren. Die vierteljährlichen<br />
Vernissagen erfahren regelmäßig einen großen Zuspruch<br />
der kunstinteressierten Bevölkerung um Laupheim.<br />
Ein grundlegend neues Arbeitszeitmodell beim<br />
<strong>Polizei</strong>revier Riedlingen<br />
– vom Ersten <strong>Polizei</strong>hauptkommissar Wolfgang Kurz –<br />
Da der 24-Stunden-Dienst beim <strong>Polizei</strong>revier Riedlingen<br />
nur mit 25,75 Stellen vorgesehen <strong>ist</strong>, das Durchschnittsalter<br />
der Beamten derzeit 44,9 Jahre beträgt und im Jahr<br />
2012 14 Beamte 50 Jahre und älter sein werden, ergab sich<br />
zur Sicherstellung der guten Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit beim<br />
<strong>Polizei</strong>revier ein enormer Handlungsbedarf. Mit der im<br />
Zuge des Projekts <strong>Polizei</strong>direktion 2010 entschiedenen<br />
Zuordnung des <strong>Polizei</strong>postens Bad Schussenried<br />
vergrößerte sich zudem der Zuständigkeitsbereich auf<br />
ca. 500 km² und um ca. 20 000 Einwohner – ohne mehr<br />
Personal im 24-Stunden-Dienst!<br />
Die Problemlage wurde innerhalb des <strong>Polizei</strong>reviers als<br />
QM-Projekt angegangen und einer Lösung zugeführt. Die<br />
Analyse der bestehenden Organisationsform ließ<br />
erkennen, dass mit einer Veränderung der Dienstzeiten<br />
deutliche Verbesserungen erreicht werden können. Auf<br />
dieser Basis wurde ein neues Konzept mit folgenden<br />
Eckpunkten entwickelt:<br />
Mit einem vollkommen neu strukturierten Arbeitszeitmodell<br />
die physischen und psychischen Belastungen der „überalterten“<br />
Kollegen zu minimieren, die Schichtdienstfähigkeit<br />
so lange wie möglich zu erhalten und unter Beibehaltung<br />
oder Steigerung der Bearbeitungsqualität eine angemessene<br />
Rund-um-die-Uhr-Abdeckung des relativ großen und hoch<br />
belasteten Revierbereiches zu gewährle<strong>ist</strong>en.<br />
Seite 23<br />
Teilprojekt Vorfahrt zur Steigerung der<br />
Verfahrensökonomie und Qualität in der<br />
Sachbearbeitung<br />
Regelmäßige bzw. anlassbezogene Bildung einer Arbeitsgruppe mit wechselnden<br />
Teilnehmern aus dem Sachbearbeiterbereich zur gezielten Steuerung von<br />
Arbeitsabläufen<br />
Steigerung der ED-<br />
Behandlungen<br />
DNA-Proben<br />
Arbeitsprozesse<br />
Gewalt i.h. Bereich<br />
und Ebay-Betrug<br />
Arbeitsprozess<br />
Einbruchsdiebstähle<br />
qualifizierte<br />
Spurensicherung<br />
Die AG „Zukunft“, Mitglieder alles Schichtdienstbeamte,<br />
erarbeitete auf Grundlage bereits vorhandener Ideen ein<br />
neues Arbeitszeitmodell, das pünktlich zum vorgesehenen<br />
Probelauf am 01.07.2008 (Zuordnung des o.a. <strong>Polizei</strong>postens)<br />
vom Innenmin<strong>ist</strong>erium genehmigt wurde.<br />
Das neue Arbeitszeitmodell weicht vom vorgegebenen<br />
landeseinheitlichen Schichtdienst grundlegend ab. Neben<br />
der Änderung der Schichtfolge Spät-, Früh-, Nachtdienst in<br />
Früh-, Nacht-, Spätdienst wurden auch die Schichtzeiten<br />
gänzlich geändert. Herzstück <strong>ist</strong> ein um 50 Prozent<br />
verkürzter Nachtdienst und eine „Gleitzeitoption“ für den<br />
Schichtdienst. Landesweit dürfte dieses Modell ein Novum<br />
darstellen.<br />
Das Modell <strong>ist</strong> so gestaltet, dass lagebildorientiert zu den<br />
Kernzeiten verlässlich ausreichend Personal zur Verfügung<br />
steht. Bewusst wird in Kauf genommen, dass – wiederum<br />
lagebildorientiert – zu schwach belasteten Zeiten, wenig<br />
Personal zur Verfügung steht. In diesen Zeiten bilden der<br />
<strong>Polizei</strong>posten und der Bezirksdienst die Rückfallebene.<br />
Das Modell befindet sich seit 01.07.2008 in der Testphase.<br />
Die Arbeitsgruppe begleitet die Phase mit weiteren<br />
Besprechungen und Abstimmungen. Kleinere Facetten<br />
wurden geändert, probiert und zum Teil auch wieder<br />
rückgängig gemacht. Sachkosten sind bislang nicht<br />
entstanden.<br />
Zum 08.12.2008 wurden alle Mitarbeiter in Form eines<br />
Fragebogens zu ihren bisherigen Erfahrungen befragt.<br />
Durch den verkürzten Nachtdienst <strong>ist</strong> für die Beamten<br />
eine deutliche psychische und physische Entlastung<br />
eingetreten, was dazu führt, dass insgesamt eine<br />
merkliche Belastungsminimierung zum herkömmlichen<br />
Schichtdienst eingetreten <strong>ist</strong>. Sehr hoch wird die<br />
Entlastung durch zusätzliche Kräfte zu den lagebildbelasteten<br />
Zeiten bewertet. Ebenso positiv bewertet wird<br />
die Möglichkeit, den Dienst flexibler zu gestalten. Mit dem<br />
frühen Beginn des Frühdienstes kommt ein Teil der<br />
Beamten schwer zurecht, einigen <strong>ist</strong> dieser Dienst auch zu<br />
lang. 84 Prozent der Beamten wollen das Dienstzeitmodell<br />
weiterführen und nicht mehr zum landeseinheitlichen<br />
Schichtdienst zurückkehren. Rechtzeitig vor Ablauf des<br />
Probebetriebs <strong>ist</strong> vorgesehen, nochmals sorgfältig zu<br />
prüfen, ob dieses Arbeitszeitmodell fest eingeführt<br />
werden soll.<br />
Gibt das Innenmin<strong>ist</strong>erium dann grünes Licht, setzen wir<br />
das neue Arbeitszeitmodell verbindlich für das<br />
<strong>Polizei</strong>revier Riedlingen um – bis eines Tages wieder<br />
Handlungsbedarf besteht. Spätestens dann startet der<br />
bekannte „P-D-C-A“-Zyklus von vorne.
Seite 24<br />
Die Bereitschaftspolizeidirektion Lahr<br />
überzeugt durch Qualität<br />
In der <strong>Polizei</strong>landschaft entwickelt sich in Zeiten geringer<br />
werdender Ressourcen zunehmend das Thema Qualitätsmanagement.<br />
Personaleinsparungen, Sparzwänge sonstiger<br />
Art und ein steigender Anspruch von Politik und<br />
Gesellschaft führen zu einer Zunahme von Le<strong>ist</strong>ung. Wo<br />
sich ein strategischer Anspruch und erlebte Wirklichkeit<br />
begegnen, entspringt folgerichtig geradezu ein Drang zu<br />
mehr Arbeitsgüte und damit zu einem Qualitätsmanagement.<br />
Die Maxime lautet hierbei, nicht härter sondern<br />
intelligenter zu arbeiten. Wie J.R. Opel bereits 1984<br />
postulierte: „Benötigen wir Geschäftsprozesse, welche die<br />
heutigen Mengen und Komplexitäten richtig und effizient<br />
abarbeiten können, welche aber auch auf die Zukunft<br />
ausgerichtet sind und den aktuellen Vorgängen nicht<br />
hinterherhinken, wie das bis jetzt immer der Fall war“.<br />
Dem <strong>ist</strong> zweifelsohne zuzustimmen, denn Prozesse sind<br />
das Nervensystem unserer Dienststellen und nur wenn sie<br />
richtig funktionieren, können die Dienststellen und die<br />
Bediensteten erfolgreich in ihrem Verwaltungshandeln<br />
sein. Wir müssen deshalb als Servicedienstle<strong>ist</strong>er der<br />
Gesellschaft lernen, Prozesse zu analysieren und optimal<br />
zu gestalten. Prozessmanagement und damit automatisch<br />
das Qualitätsmanagement bieten dazu die notwendigen<br />
Instrumente zur Steuerung unserer polizeilichen Abläufe.<br />
Es geht aber auch um die Frage der Führung: Wie bringen<br />
wir die Menschen in einer Dienststelle dazu, gemeinsam<br />
nur darauf hinzuarbeiten, die Wünsche unserer internen<br />
und externen „Kunden“ zu erfüllen und die Effektivität<br />
unserer Dienststellen zu steigern?<br />
Die 4. BPA hat seit der Amtsübernahme durch Ltd.<br />
<strong>Polizei</strong>direktor Michael Gehri im Jahre 1999 erste<br />
Handlungen in dieser Richtung vollzogen und konsequent<br />
weiterentwickelt bis zur Übergabe an <strong>Polizei</strong>direktor<br />
Wilfried Schwab, der ab 2005 die Leitung der 4. BPA<br />
übernommen hatte. Wilfried Schwab betrachtete, wie vor<br />
ihm Gehri, die 4. BPA nicht als eine Ansammlung von<br />
Abteilungen, in der jeder für sich versucht, sein Bestes zu<br />
geben, sondern im Sinne eines Ganzen, welches nur dann<br />
erfolgreich sein kann, wenn alle Kompetenzen und<br />
Aufgaben aufeinander abgestimmt (harmonisiert) sind<br />
und so dem sog. polizeilichen Kunden nutzen. Das Bild<br />
einer Reihe von Arbeitsstapeln verdeutlicht die<br />
Arbeitsweise der funktionalen Organisation. Wir erleben<br />
oft die isolierten Bearbeiter einzelner Aufgaben. Sie<br />
wollen den Stapel auf ihrem Schreibtisch so schnell und so<br />
wirtschaftlich wie möglich abarbeiten. Was im<br />
Nachbarzimmer vorgeht, <strong>ist</strong> weniger interessant.<br />
Eine Dienststelle, welche Qualitätsmanagement betreibt<br />
und damit ein Prozessmanagement, kann man sich wie<br />
einen Staffellauf vorstellen:<br />
Jeder Bearbeiter <strong>ist</strong> darauf fixiert, den Stab dem nächsten<br />
Kollegen optimal in die Hand zu übergeben, der<br />
Folgeläufer wiederum <strong>ist</strong> nur darauf ausgerichtet, sich<br />
optimal auf das Tempo des Vorläufers einzustellen und<br />
den Stab möglichst schnell zu übernehmen. Durch diese<br />
Betrachtung geleitet, ent-wickelte das Team unter Leitung<br />
von OPsychR Martin Jakubeit, der selbst bereits als QM-<br />
Auditor und Assessor in zwei EU-Projekten praktische<br />
QM-Erfahrungen gesammelt hatte, eine entsprechende<br />
Planung und führte das QM-Team der Dienststelle bis zur<br />
erfolgreichen Validierung. Durch Unterstützung der<br />
<strong>Polizei</strong>direktionen Konstanz und Biberach/Riß im Vorfeld<br />
konnten Planungsredundanzen vermieden werden. Im<br />
Rahmen partnerschaftlicher Projekte, wie der<br />
Durchführung von QM-orientierten Befragungen für<br />
andere Dienststellen, entstanden indirekt QM-<br />
Partnerschaften und eine Art Wissensbörse, die durch den<br />
unkomplizierten Austausch von Informationen und<br />
Verfahrensweisen zielführend war.<br />
Die Grundlage aller QM-Arbeit <strong>ist</strong> die Ausrichtung der<br />
Führungsmannschaft auf das Thema und so kam es nach<br />
einer zweitägigen Klausurtagung zu einer formalen<br />
Verpflichtung der obersten Führungskräfte der 4. BPA,<br />
aktiv und engagiert in ein QM einzutreten, ein entsprechendes<br />
Verpflichtungsdokument wurde unterzeichnet.<br />
Des Weiteren wurde auf dieser Tagung für die gesamte<br />
Dienststelle eine sog. Vision, Mission und Wertebasis<br />
erarbeitet. Diese wurde als Arbeitsgrundlage für den von<br />
der Leitung der <strong>Polizei</strong>direktion Biberach/Riß bei der 4.<br />
BPA durchgeführten Selbstbewertungsworkshop genutzt.<br />
Aus diesem Selbstbewertungsworkshop entsprangen drei<br />
Projekte, welche im Committet-to-Excellence-Verfahren<br />
gefordert sind. Auf Grund der großen Anzahl von<br />
vorherigen QM-Bausteinen, wie regelmäßig durchgeführte<br />
Mitarbeiterbefragungen mit ansteigender Beteiligungszahl,<br />
die weit vor dem offiziellen Termin eingeführte<br />
Durchführung des institutionalisierten Mitarbeitergespräches<br />
der Landesverwaltung, die Einführung eines<br />
Vorschlagswesens, die zweijährig durchgeführte regelmäßige<br />
Evaluation der Kernelemente der <strong>Polizei</strong>ausbildung<br />
am Standort Lahr, thematische Fortbildungsseminare<br />
für Führungskräfte und Funktionsträger (u.a.<br />
Alkohol am Arbeitsplatz, Mobbing-Spannungsfeld<br />
Arbeitsplatz, Selbstverständnis von Führungskräften,<br />
Dimension Führung) wie auch der Prozessanalyse des<br />
Einstellungstestes im Jahr 2007 sowie eine ausgebildete<br />
Personentwicklung und ein Assessmentcenter für<br />
Führungskräfte, skizzierten Entwicklungspotenziale in<br />
vielerlei Richtungen und erbrachten in der Vergangenheit<br />
schon für den Alltag praktische und strategisch<br />
notwendige Meilensteine hinsichtlich eines Qualitätsmanagementsverfahrens.<br />
Nun galt es all das Gewonnene zu einem sinnvollen<br />
System zusammenzufügen. Die Klammer <strong>ist</strong> hierbei das<br />
sog. Qualitätsmanagementmodell nach dem EFQM.
Durch Hinweise der Partnerdienststellen wurden<br />
Beratungstermine mit der DGQ (Deutsche Gesellschaft für<br />
Qualität) vereinbart und es wurde der 4. BPA ein solcher<br />
Fortschritt bescheinigt, dass entweder direkt im sog.<br />
Level 2 Recognized to Excellence des EFQM-Verfahrens<br />
eingestiegen werden könnte oder rück-sichtnehmend auf<br />
die Organisation, welche sich gerade einer neuen<br />
Herausforderungen durch eine Reorgani-sation gegenüber<br />
sah, eher mit dem Verfahren im Level-3-Committed-to-<br />
Excellence zu beginnen wäre. Ohne Menschen gibt es<br />
bekanntlich kein Qualitätsmanagement. Es wurde deshalb<br />
letztendlich die Validierung nach Committed-to-<br />
Excellence angestrebt, da viele Grundlagen in der<br />
Organisation nachweislich bereits vorhanden, der Wille<br />
der Führungsmannschaft ausgeprägt war und die<br />
Bediensteten in den vor ihnen liegenden Zeiten QM als<br />
große Chance begriffen hatten. Ein weiterer Punkt, der für<br />
ein Committed-to-Excellence-Verfahren sprach, war die<br />
garantierte Le<strong>ist</strong>barkeit in einem neunmonatigen<br />
Zeitraum vor dem anstehenden NATO-Gipfel in Kehl,<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> und Straßburg.<br />
Die Projekte betrafen die Bereiche Strategie und Führung,<br />
Kunden und Prozesse. Das in der Hierarchie erste Projekt<br />
war ein Führungs- bzw. Strategie-/Politik-Projekt und hieß<br />
BPA4Quality (BPA für Qualität, ein Wortspiel unter<br />
Nutzung der Abkürzung BPA4), ein Projekt, welches die<br />
Idee des QM innerhalb der Dienststelle systematisch und<br />
handwerklich-methodisch verankern sollte. Dazu wurde<br />
eine Plakatserie entwickelt, die als Grundlage von sog.<br />
Zielgruppengesprächen mit Führungskräften und<br />
Bediensteten dienten, den sog. QM-Workshops. QM <strong>ist</strong> an<br />
sich eigentlich völlig leidenschaftslos und keine<br />
Angelegenheit, bei der die im Bereich der öffentlichen<br />
Verwaltung oft anzutreffende, übertriebene Bescheidenheit,<br />
welche aber eher wie eine andere Art der Angeberei<br />
wirkt, Platz hätte; hier musste geklotzt, provoziert und<br />
massiv der Prozess angeschoben werden. Querdenkerei,<br />
Weitsicht und Offenheit waren gefordert, zu traditionelle<br />
Denkweisen hatten angesichts der vor uns liegenden<br />
Komplexität der Aufgaben keinen Platz. Getreu der<br />
Aussage, das der Kopf rund <strong>ist</strong> damit das Denken die<br />
Richtung ändern darf, wurde es ein Motto aller Beteiligten.<br />
Die Emotionen und Bedürfnisse der Menschen nicht aus<br />
dem Blick verlierend, wurden gemeinsame Schnittmengen<br />
erarbeitet und aus den QM-Workshops entstanden sogar<br />
noch über den Projektauftrag hinaus weitere Entwicklungspotenziale<br />
und Verbesserungen aus den Reihen der<br />
Bediensteten. Durch klare Verfahrensweisen wurden<br />
bestimmte Handlungen implementiert und die Sichtweisen<br />
angeglichen.<br />
Die Binnensicht und die Kursrichtung waren insoweit<br />
abgedeckt., Wie aber wird die 4. BPA von ihren externen<br />
Kunden, dem PED, gesehen? Hier lagen lediglich<br />
anekdotische Rückmeldungen vor, so dass die Durchführung<br />
einer Kunden- u. Partnerschaftsbefragung<br />
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unabdingbar war. In zwei Wellen wurde mittels der<br />
jahrelangen erworbenen Befragungskompetenz der 4.<br />
BPA, bei der im Land für viele Dienststelle erfolgreich<br />
jegliche Art von Befragungen durchgeführt wurde, (zuletzt<br />
u.a. das Projekt „Blaue Uniform“), diese Kunden- und Partnerbefragung<br />
durchgeführt und der 4. BPA dabei eine<br />
herausragende Le<strong>ist</strong>ung attestiert sowie Hinweise für<br />
Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt. Da die Prozesslandkarte<br />
der Bereitschaftspolizei Lahr drei Hauptprozesse<br />
aufwe<strong>ist</strong>, Einsatz, Aus- u. Fortbildung und Mitwirkung bei<br />
der Nachwuchsgewinnung der <strong>Polizei</strong> des Landes, konnten<br />
sich die Projekte nur daran entlang abbilden.<br />
So kamen als drittes Projekt speziell aus dem Bereich der<br />
Prozesse der Fortbildungsbereich in das Blickfeld und<br />
somit die Frage nach der Einführung eines sinnhaften<br />
Evaluationsinstrumentes für Fortbildungsseminare auf.<br />
Fragebögen gab es zwar schon, aber die im Qualitätsmanagement<br />
innewohnende erforderliche Systematik<br />
fehlte hierbei völlig. Eine sog. Verfahrungsanweisung und<br />
sozialwissenschaftlich-handwerklich gestaltete Fragebögen<br />
waren erforderlich. In einem länger andauernden<br />
Prozess gelang die Implementierung einer sog.<br />
Fortbildungsevaluation, die mittels elektronischer<br />
Abfragemöglichkeit und Ergebnisaufbereitung sehr schnell<br />
den Seminarleitern und der Führung Koordinaten liefern<br />
kann, die zur Verbesserung von Fortbildungsinhalten,<br />
Methodik und Didaktik, Log<strong>ist</strong>ik und Service dienen<br />
können. Gemäß dem Demming’schen Regelkreis: Plane<br />
etwas – tue es – Überprüfe es und (Re-)Agiere darauf,<br />
wurde das System in den Fortbildungsprozess eingebettet<br />
und <strong>ist</strong> nun fester Bestandteil des Qualitätshandelns der 4.<br />
BPA Lahr. Dieses gezielte Streben nach <strong>exzellent</strong>en<br />
Arbeitsergebnissen wurde am 10. März 2009 durch die<br />
Deutsche Gesellschaft für Qualität mit Erfolg gekrönt.<br />
Prüfer Dr. Walter Ludwig, einer der führenden<br />
europäischen Qualitymanagement-Assessoren, verkündete<br />
in seinem Abschlussbericht, dass die 4. BPA unter der<br />
Leitung von <strong>Polizei</strong>direktor Wilfried Schwab, die erste<br />
Bereitschaftspolizeiabteilung in Deutschland <strong>ist</strong>, welche<br />
nach europäischen Qualitätsmaßstäben arbeitet und sich<br />
zu dieser obersten Handlungsmaxime verpflichtet. Die<br />
BePo Lahr darf daher die Bezeichnung „Committed to<br />
Excellence“ (Verpflichtung zu <strong>exzellent</strong>en Arbeitsergebnissen)<br />
nach europäischem Standard (EFQM) führen.<br />
Dr. Ludwig in seinem Abschlußbericht wörtlich:<br />
„Die 4. BPA hat die Prüfung mit Bravour bestanden. Sie <strong>ist</strong><br />
eine Dienststelle, die einen so hohen Reifegrad aufwe<strong>ist</strong>,<br />
dass sie mit ihrem Streben nach Qualität einen<br />
europäischen Vergleich nicht zu scheuen braucht. Die<br />
Führung und alle Bediensteten zeigen ein hohes<br />
Bewusstsein für ganzheitliches und kontinuierliches<br />
Qualitätshandeln“. Es wird als nächstes empfohlen, das<br />
Verfahren für die Stufe 2 Recognized to Excellence<br />
innerhalb des EFQM anzustreben.