Die gesamte Neujahrsrede von Dr. Günther Petry - Stadt Kehl
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Im Vergleich zu weiter im Landesinneren liegenden Städten ist <strong>Kehl</strong><br />
insofern ziemlich einzigartig, weil die Blickrichtung nach Deutschland<br />
einem Halbkreis entspricht. Unsere zentralörtliche Stellung als<br />
Mittelzentrum in der Systematik der baden-württembergischen<br />
Raumplanung ist durch diesen Halbkreis definiert. Denken Sie an den<br />
blauen Strich und an das weiße unbekannte Land im<br />
Landesentwicklungsplan links vom blauen Strich. In den kriegerischen<br />
Wirren der Vergangenheit wurde der <strong>Stadt</strong> diese 180-Grad-Perspektive<br />
längere Zeit auch durch die Umstände aufgezwungen. <strong>Die</strong>se Zeiten<br />
bekamen der <strong>Stadt</strong> nicht gut. Seit der Freizügigkeit in Europa ist es anders.<br />
Vor allem Euro und freier Grenzübertritt bewirkten, dass die badische<br />
Mittelstadt <strong>Kehl</strong> die Rundum-Perspektive wieder wahrnehmen und zur<br />
Grundlage ihrer politischen Aktivitäten machen kann.<br />
So ist es auch nur folgerichtig, dass seit der Einführung des freien<br />
Grenzübertritts durch das Abkommen <strong>von</strong> Schengen zwischen Deutschland<br />
und Frankreich zum 26.5.1995, vor allem aber seit der Einführung des Euro<br />
als Schein- und Münzgeld zum 1.1.2002 die grenzüberschreitende<br />
Zusammenarbeit zwischen Strasbourg und <strong>Kehl</strong>, zwischen der Ortenau und<br />
den Partnergebieten im Elsass sich Jahr für Jahr verstärkte.<br />
Das Thema des Halbkreises ist übrigens auch für Strasbourg ein Thema: 20<br />
Jahre länger als andere französische Großstädte hat die Europastadt auf den<br />
TGV-Anschluss gewartet. Aus Sicht der logischerweise in Paris<br />
residierenden Führungsspitze der SNCF begann hinter Strasbourg das<br />
weiße Nichts. Als die SNCF wenige Monate nach der Aufnahme der<br />
TGV/ICE-Verbindung Paris-München eine erste Bilanz zog, konnte man in<br />
der Pressemitteilung zwischen den Zeilen das Erstaunen darüber lesen, dass<br />
es tatsächlich Fahrgäste gab, die hinter Strasbourg noch weiter fuhren.<br />
Mit der Erwähnung der <strong>Stadt</strong> Strasbourg ist das Merkmal angesprochen,<br />
durch das sich <strong>Kehl</strong> <strong>von</strong> allen anderen Grenzstädten unterscheidet. Wir sind<br />
die einzige deutsche Kleinstadt an der Grenze, dessen Nachbarstadt im<br />
anderen Land eine Großstadt <strong>von</strong> europäischer Qualität ist – oder: salopp<br />
formuliert: Wir sind die einzige deutsche Kleinstadt, die eine französische<br />
Großstadt zum Vorort hat – und zwar eine, die sich ab 1. Januar 2015<br />
Eurométropole nennen darf und damit einen Sonderstatus unter den<br />
französischen Städten erhält.