04.02.2014 Aufrufe

Kater Murr, Pitschi und ein Göttergatte - Sonnengarten

Kater Murr, Pitschi und ein Göttergatte - Sonnengarten

Kater Murr, Pitschi und ein Göttergatte - Sonnengarten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Was aber, wenn die Augen das Nadelöhr nicht Stücken trennt man sich schwer, auch wenn man<br />

mehr sehen oder es infolge der zittrigen Hände sie im <strong>Sonnengarten</strong> kaum mehr trägt.<br />

immer wieder verfehlt wird? Da springe ich dann<br />

Letzthin aber pressierte <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>e Sendung <strong>und</strong><br />

hie <strong>und</strong> da <strong>ein</strong>, früher mehr der Not gehorchend<br />

ich konnte nicht bis zum Abend warten. Mühsam<br />

8<br />

als dem eigenen Triebe, nun aber immer mehr auch<br />

schleppte ich die Koffer auf den Balkon, damit<br />

mit Freude. Oftmals lege ich dann am Abend<br />

ich die Arbeit bei Sonnensch<strong>ein</strong> machen konnte.<br />

9<br />

neben mich Türme von Pullovern, Hemden, L<strong>ein</strong>tüchern,<br />

M<strong>ein</strong>e vierjährige Enkelin half mir dabei.<br />

Mänteln <strong>und</strong> was der Mensch sonst noch so<br />

«Gäll, i bi e Schwäri», m<strong>ein</strong>t sie nach dem Krampf.<br />

braucht seit dem Sündenfall, um s<strong>ein</strong>e Blösse zu<br />

Sie packte schnell die Koffer aus, <strong>und</strong> eh ich’s versah,<br />

bedecken, <strong>und</strong> m<strong>ein</strong> <strong>Göttergatte</strong> liest mir etwas<br />

hatte sie sich <strong>ein</strong> Béret auf den Kopf gesetzt,<br />

Spannendes vor, während m<strong>ein</strong>e Hände eifrig<br />

<strong>ein</strong>en Shawl um die Schultern <strong>und</strong> <strong>ein</strong> Tüchli um<br />

sticheln. Es ist unglaublich, wie viel man in so<br />

den Hals geb<strong>und</strong>en. Sie sah bezaubernd aus <strong>und</strong><br />

heimeligen St<strong>und</strong>en auf die Seite bringt. Und da<br />

schnell musste sie sich dem Mami zeigen. «sie hätt<br />

ich die Besitzer dieser Kleider meist (noch) nicht<br />

g’lachet», m<strong>ein</strong>t sie strahlend. Und nun erlebe ich<br />

kenne, träume ich mich so quasi in ihre Hüllen<br />

<strong>ein</strong>e richtige Modeschau. Mühsam zwängt sie sich<br />

hin<strong>ein</strong> <strong>und</strong> versuche, mir den Kern vorzustellen.<br />

in <strong>ein</strong>en lila Trikotrock, schürzt ihn mit beiden<br />

M<strong>ein</strong> Plausch am «Nämeli» Annähen<br />

Wenn man <strong>ein</strong>mal den Entschluss gefasst hat <strong>und</strong><br />

in den <strong>Sonnengarten</strong> <strong>ein</strong>gezogen ist, kommt<br />

unweigerlich etwas auf <strong>ein</strong>en zu, was für den<br />

<strong>ein</strong>en selbstverständlich, für den anderen aber <strong>ein</strong>e<br />

Plage ist: Alle Kleider müssen mit dem Namen des<br />

Besitzers versehen werden. Nicht nur mit Wäschestift,<br />

sondern <strong>ein</strong> »Nämeli» muss angenäht werden,<br />

damit die diversen «Nastüechli», Waschlappen <strong>und</strong><br />

Leibchen nicht das gleiche Schicksal erfahren wie<br />

<strong>ein</strong>ige ihrer «Kollegen», die als «namenloses Elend»<br />

jeden Monat auf dem Tischchen liegen <strong>und</strong> von<br />

ihren Besitzern nicht mehr erkannt werden.<br />

Da liegt Wäsche vor mir, alles aus r<strong>ein</strong>er Seide <strong>und</strong> Händen <strong>und</strong> betrachtet sich, kokett die Hüften<br />

Wolle: Das muss jemand s<strong>ein</strong>, der die Wichtigkeit wiegend, im Balkonfenster, kichernd, dann schallend<br />

lachend. «Mémé, wird i emol e Prinzessin,<br />

erkannt hat, in was sich der Mensch kleidet. Wenn<br />

dazu die Farben vorwiegend in Lila <strong>und</strong> Violett wenn i gross bi?» «Jo, denn muesch halt en Prinz<br />

leuchten, kann man fast mit Sicherheit annehmen, hürote.» «Jo, da tue-n-i. De Pépé (Grossvater)<br />

dass es <strong>ein</strong> Anthroposoph ist oder gar jemand vom siiicher, <strong>und</strong> wenn er stirbt, stirb i eifach au.»<br />

«Hügel», wenn alle Firmenetiketten den Namen<br />

«Mémé, tüe mer e chli singe?» «Was wöttsch<br />

Dornach tragen. Nieren- <strong>und</strong> Pulswärmer lassen<br />

denn?» – «Da vo de chrüseli-gäle.» «Ah, du m<strong>ein</strong>sch:<br />

auf Wärmebedürftige schliessen, während Pflegeleichtes<br />

mehr auf Naturen hinweist, die genug<br />

Roti, schwarzi, gibeli-gäli?» «Jo, aber i säg chrüseligäli.»<br />

Es wird flott gesungen, darauf bemerkt m<strong>ein</strong>e<br />

Rebecca: «I gang jetzt denn i d’Musikschuel zu<br />

Eigenwärme besitzen. Nachthemden aus schwerem<br />

L<strong>ein</strong>en <strong>und</strong> steifer Baumwolle, mit «Wallnähten»,<br />

de Fröl<strong>ein</strong> Klapperer.» «Kappeler – heisst sie.»<br />

wie ich sie auch noch unter Tränen <strong>und</strong> schwitzigen<br />

«Aha. Worom nöd Klapperer?» – «Mémé, för wa<br />

Händen lernen musste (es wurden nur «gräuliche»<br />

brucht me da?» Sie hat aus dem Wäscheberg <strong>ein</strong>en<br />

Würmer <strong>und</strong> trugen mir miserable Noten <strong>ein</strong>),<br />

Strumpfhalter gefischt. Mit wehmütigem Gefühl<br />

lassen auf <strong>ein</strong>en Charakter schliessen, der das Alte<br />

bemerke ich den Namen m<strong>ein</strong>er Mutter darin.<br />

achtet, hauptsächlich, wenn die Stücke «plätzet»<br />

Auch sie hat ihn geerbt; solche Raritäten führen im<br />

<strong>und</strong> «gwiflet» sind <strong>und</strong> trotzdem <strong>ein</strong>e Würde ausstrahlen.<br />

Sie könnten sicher Romane erzählen.<br />

<strong>Sonnengarten</strong> <strong>ein</strong> richtiges Wanderleben.<br />

«Mémé, darf i es Guetzli? Danke. – Bitte. Jetzt han<br />

Oder die vielen Sorten von «Unaussprechlichen»:<br />

i aber no Dorscht; darf i usem Bierchlumpe (Humpen)<br />

trinke?»<br />

Buxen Kaliber 56, handgestrickt <strong>und</strong> langb<strong>ein</strong>ig,<br />

Textilungetüme, Marke «Liebestöter», bis hin zu<br />

Wen w<strong>und</strong>ert es da, dass bei dieser Unterhaltung<br />

den f<strong>ein</strong>en, niedlichen Nylonspitzengebilden, die<br />

die Arbeit leicht vorankommt <strong>und</strong> wir die Koffer<br />

sich wie versehentlich ins Altersheim <strong>ein</strong>geschlichen<br />

haben. Der knöchellange Seidenunterrock<br />

wieder füllen können.<br />

«Mémé, gäll, jetzt hämmer aber viel g’schaffet,<br />

durfte sicher, unter dem Abendkleid versteckt, die<br />

jetzt bini müed; i lig ebitz ufs Kanabett (Kanapee).»<br />

Trägerin an Feste oder gar Bälle begleiten. Und die<br />

schwarze Samtjacke hat bestimmt schon manch<br />

Auch ich bin müde, aber Sie verstehen es jetzt:<br />

herrliches Konzert gehört <strong>und</strong> manche Mode überdauert<br />

in ihrer klassischen Schönheit. Von<br />

«I ha ächt de Plausch bim Nämele.»<br />

solchen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!