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Mitteilungsblatt 2013

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geben an, dass die Datenspeicherung redundant erfolgt.<br />

Zentral war die Frage, von welcher Seite die Archive Unterstützung<br />

bei der elektronischen Langzeitarchivierung<br />

erwarten. An erster Stelle wird von der eigenen Kommune<br />

Hilfe erwartet (17 Archive). Im Speziellen wurden dabei<br />

die Fachbereiche EDV-Abteilung, Organisationsamt, Systemadministration<br />

oder auch der direkte Vorgesetzte genannt.<br />

In zweiter Instanz erhofften sich die Kommunalarchive<br />

aber auch Unterstützung von der thüringischen Archivberatungsstelle,<br />

gefolgt vom Thüringischen Hauptstaatsarchiv<br />

Weimar. Nur einmal wurden eine Koordinierungsstelle<br />

und die Bundeskonferenz der Kommunalarchive genannt.<br />

Recht häufig wurde ganz allgemein Unterstützung<br />

„vom Land“ erhofft. Fortbildungen und Seminare wurden<br />

als probate Mittel der Unterstützung genannt, gefolgt von<br />

Wünschen nach „Erfahrungsaustausch“ und „regelmäßigem<br />

Informationsaustausch“.<br />

Des Weiteren erhoffte man sich Standards, besonders im<br />

Bereich der Formate und Metadaten. Vereinzelt tauchte<br />

auch der Wunsch nach personeller und finanzieller Unterstützung<br />

auf. Ein Archiv erwartete eher „konkrete Handlungsanweisungen“.<br />

Die größten Hürden bei der Langzeitarchivierung scheint<br />

es in den Bereichen Finanzierung und bei der Schaffung<br />

nötiger technischer Voraussetzungen zu geben. Eng miteinander<br />

verknüpft sind die Argumentationsbereiche „Personal“<br />

und „Zeitmangel“, die als äußerst problematisch<br />

beschrieben wurden (z. B. „mangelnde zeitliche Ressourcen,<br />

da Vollauslastung mit „klassischer“ Archivierung“,<br />

„Zeitmangel da 12 Wochen-Stunden“). Interessanterweise<br />

folgen auf diese Grundprobleme kommunaler Archivarbeit<br />

als weitere Hürden das fehlende Verständnis in der<br />

eigenen Verwaltung (z. B. „Unverständnis“, „mangelndes<br />

Verständnis der Entscheidungsträger“) und die ungenügende<br />

Schriftgutverwaltung bzw. Aktenbildung in den jeweiligen<br />

Verwaltungen.<br />

Die speziellen Problemfelder bei der digitalen Langzeitarchivierung,<br />

im Besonderen die Vielfalt der Formate,<br />

die Datenmenge oder die Haltbarkeit der Datenträger,<br />

wurden zwar von den Kommunalarchivaren als Hürden erkannt,<br />

liegen aber bei der Zahl der Argumente eindeutig<br />

hinter den oben genannten Faktoren.<br />

Die Antworten auf die Frage nach der Selbsteinschätzung<br />

im Hinblick auf die eigene Kompetenz bei der Langzeitarchivierung<br />

entsprechen im Kern den bisherigen Befunden.<br />

So machten 83 % der Kommunalarchive deutlich,<br />

dass sie sich nicht oder nur eingeschränkt für kompetent<br />

auf diesem Gebiet halten. Nur 13 % (7 Archive) meinten<br />

überhaupt kompetent auf dem Gebiet der elektronischen<br />

Langzeitarchivierung zu sein.<br />

Um der Frage nach möglichen Organisationsformen zur<br />

Unterstützung nachgehen zu können musste die Wirkungskraft<br />

des bereits bestehenden deutschen Kompetenznetzwerkes<br />

zur digitalen Langzeitarchivierung<br />

(nestor) hinterfragt werden. Die Studie macht dabei eindrücklich<br />

deutlich, dass fast 60 % der Kommunalarchive<br />

keine Kenntnis von dem Kompetenznetzwerk nestor besitzen.<br />

Zudem haben weitere 32 % bisher nicht auf die<br />

Informationen, die online zugänglich sind, zugegriffen.<br />

Gerade einmal 11 % (6 Archive) haben bisher die Informationsdienste<br />

von nestor in Anspruch genommen.<br />

Ein Konzept zur Archivierung der Internet- und Intranetauftritte<br />

(Webarchivierung) in der eigenen Kommune<br />

existiert bei fast 90 % der Kommunalarchive derzeit nicht.<br />

Fazit<br />

Im Hinblick auf den rechtssicheren, dauerhaften Erhalt<br />

der elektronischen Personenstandsregister forderten<br />

jüngst Ralf-Maria Guntermann und Peter Worm an den<br />

fachlichen Standards ausgerichtete Systeme, qualifiziertes<br />

Personal und ausreichende Ressourcen für den Betrieb<br />

dieser Archivsysteme. Im Vergleich hierzu sind die<br />

Ergebnisse der obigen Umfrage bei den thüringischen<br />

Kommunalarchiven ernüchternd.<br />

Auch wenn sich auf Landesebene andere Entwicklungen<br />

abzeichnen, so trifft die folgende Erkenntnis von Christian<br />

Keitel aus dem Jahr 2010 nachweislich auch für die<br />

thüringische Archivlandschaft weiterhin zu: „Die Zahl<br />

der Archive, die bereits digitale Unterlagen bewertet und<br />

vielleicht sogar übernommen haben, stagniert jedoch auf<br />

konstant niedrigem Niveau“. Obwohl auch die kommunalen<br />

Archive in der Lage sein müssen, über einen unbegrenzten<br />

Zeitraum als archivwürdig eingestufte digitale<br />

Unterlagen unverändert aufzubewahren, und nachzuweisen,<br />

dass diese Daten von den angegebenen Registraturbildnern<br />

stammen (Integrität und Authentizität) sowie<br />

fähig sein müssen, die digitalen Objekte über den Wechsel<br />

von Datenträgern und Softwareumgebungen hinaus<br />

lesbar zu halten, fehlen in den meisten Kommunalarchiven<br />

hierzu die finanziellen, technischen, personellen und<br />

fachlichen Voraussetzungen. So weisen die Ergebnisse<br />

der Befragung zwar nach, dass scheinbar in allen Bereichen<br />

der Kommunalverwaltungen seit mehreren Jahren<br />

elektronisch gearbeitet wird, aber gleichzeitig machen<br />

sie auch deutlich, dass bisher nur wenige thüringische<br />

Kommunalarchiv elektronische Unterlagen bewertet, geschweige<br />

übernommen haben.<br />

Noch gravierender ist jedoch der Befund, dass sich<br />

hierzu 83 % der Kommunalarchive nicht oder nur bedingt<br />

kompetent halten. Technische Grundvoraussetzungen<br />

für die Bewertung, Übernahme und Erschließung<br />

elektronischer Unterlagen wie Intranetanschlüsse,<br />

Schnittstellen zu elektronischen Systemen<br />

oder selbst Erschließungsprogramme sind vielfach nicht<br />

vorhanden. Ein eigenes aktives Handeln der meisten<br />

Archive scheint bei den vorhandenen Ressourcen ohne<br />

fachspezifische Hilfe von außen nicht möglich. Auch<br />

wenn derzeitig in den verschiedenen staatlichen Archiven<br />

zu den im Aufbau befindlichen oder bereits etablierten<br />

digitalen Langzeitarchiven Geschäftsmodelle entwickelt<br />

werden, die den kleinen bis großen Kommunalarchiven<br />

Kooperationen ermöglichen sollen, so sind – wie die obige<br />

Studie empirisch nachweist – zusätzlich Beratung und<br />

Koordinierung bei der digitalen Langzeitarchivierung notwendig.<br />

In diesem Sinne gilt es zeitnah eine Lösung zu finden,<br />

in welcher organisatorischen Form diese Beratung und<br />

Koordinierung geleistet werden kann. Auch müssen die<br />

Kommunalverwaltungen für die Notwendigkeit elektronischer<br />

Langzeitarchivierung sensibilisiert werden, um<br />

notwendige finanzielle und personelle Ressourcen zur<br />

Verfügung zu stellen.<br />

„Archive in Thüringen“ <strong>2013</strong><br />

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