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Strategische Unternehmensplanung - Diakonie Dresden

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Arbeitspapier<br />

zur Untersetzung des Leitbildes durch<br />

strategischen Schwerpunktsetzungen und eine<br />

Vision für<br />

die <strong>Diakonie</strong>-Stadtmission <strong>Dresden</strong> in den<br />

Jahren 2014-2020<br />

Ausgangssituation:<br />

1. Das Leitbild aus dem Jahre 2003 beschreibt das Selbstverständnis der <strong>Diakonie</strong>-Stadtmission <strong>Dresden</strong>.<br />

Es betont Werte, Haltungen und Verhaltensweisen.<br />

2. Zwischen den allgemeinen Aussagen des Leitbildes und der Arbeit in den einzelnen<br />

Leistungsfeldern klafft eine Lücke, die von viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

wahrgenommen und kommuniziert wird.<br />

3. Es fehlt an einer Vision für die kommenden Jahre, die für die Mitarbeitenden und<br />

die Konzeptionen einen prägenden und Identität stiftenden Wert hat.<br />

Leitbild<br />

Vision<br />

Ziel ist es, durch die inhaltliche Untersetzung<br />

des Leitbildes durch strategische<br />

Schwerpunktsetzungen und eine<br />

biblisch begründete Vision über alle<br />

Leistungsfelder nach außen<br />

und nach innen präziser auszusagen,<br />

welche strategische Grundausrichtung<br />

die Arbeit des Vereins bestimmt.<br />

<strong>Strategische</strong><br />

Grundausrichtung<br />

des Vereins<br />

<strong>Strategische</strong> Ziele<br />

einzelner Leistungsfelder<br />

bzw. leistungsfeldübergreifend<br />

Operative Maßnahmen<br />

Fassung 14.09.2013 Seite 1 von 10


Fassung 14.09.2013 Seite 2 von 10


Leitbild und Vision<br />

Leitspruch „Besser mit Nächstenliebe“<br />

Unser Leitbild (2003 implementiert)<br />

Der Leitspruch und die Leitsätze mit ihren Ausführungen beschreiben weiterhin das<br />

Selbstverständnis der <strong>Diakonie</strong>-Stadtmission <strong>Dresden</strong>. (siehe Anlage)<br />

Das Leitbild bleibt in allen Teilen unverändert!<br />

Unsere Vision<br />

In der Liebe Gottes gestalten Menschen ihr Leben selbstbestimmt, eigenverantwortlich und<br />

hoffnungsvoll in Gemeinschaft mit anderen Menschen und sind dabei von diesen in ihrer<br />

Individualität gleichberechtigt akzeptiert.<br />

Biblischer Leittext: 1. Korinther 12, 12-26 (siehe Seite 8-9)<br />

<strong>Strategische</strong> Grundausrichtung<br />

Auf dieser Ebene werden die strategischen Grundpositionen beschrieben.<br />

a. Leben in Gemeinschaft fördern<br />

b. Menschen individuell unterstützen<br />

c. Das Evangelium weitergeben<br />

d. Gesellschaftliches Mitwirken<br />

e. Wirtschaftlich verantwortungsvoll Handeln<br />

f. Mitarbeiter führen<br />

g. Qualität entwickeln<br />

Fassung 14.09.2013 Seite 3 von 10


a. Leben in Gemeinschaft<br />

Biblischer Leittext: Leben bedarf einer Gemeinschaft, in der jeder einzelne geachtet wird und sich mit seinen<br />

individuellen Fähigkeiten aktiv einbringen kann.<br />

Wir setzen uns ein für gemeinschaftliches Leben, in dem jeder Mensch in seiner Individualität<br />

gleichberechtigt akzeptiert wird und dieses aktiv mitgestaltet.<br />

Das bedeutet für uns:<br />

Wir unterstützen den einzelnen Menschen, Ausgrenzung zu überwinden und neue Kontakte aufzubauen.<br />

Wir fördern die Entwicklung und Bildung von Menschen zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen<br />

Persönlichkeit.<br />

Wir setzen uns ein für eine Gesellschaft, in der Menschen in ihrer Individualität und mit Unterstützungsbedarf gleichberechtigt<br />

angenommen und gefördert werden.<br />

Wir leben in unseren Einrichtungen ein gleichberechtigtes Miteinander von Menschen unabhängig von ihrem jeweiligen<br />

Unterstützungs- und Hilfebedarf.<br />

b. Menschen individuell unterstützen<br />

Leitbild „Wir achten die Persönlichkeit jedes Menschen, nehmen soziale Notlagen wahr und setzen uns für<br />

deren Lösung ein.“<br />

Wir nehmen die individuellen Unterstützungsbedarfe der Menschen wahr, entwickeln mit ihnen und ihren<br />

Bezugspersonen Lösungen und arbeiten gemeinsam an deren Umsetzung. Dabei achten wir die Freiheit jedes<br />

einzelnen Menschen, indem wir ihn ermutigen, befähigen und unterstützen, seine eigenen<br />

Lebensvorstellungen zu entwickeln, zu äußern und zu leben.<br />

Das bedeutet für uns:<br />

Wir achten die individuellen Lebensvorstellungen der einzelnen Menschen und fördern ein selbstbestimmtes Leben.<br />

Wir nehmen veränderte Unterstützungsbedarfe wahr und richten unsere Angebote an diesen aus.<br />

Wir entwickeln kontinuierlich alle Einrichtungen und Dienste fachlich qualifiziert weiter.<br />

Wir ermutigen Menschen, ihre Rechte aktiv wahrzunehmen.<br />

Fassung 14.09.2013 Seite 4 von 10


c. Das Evangelium weitergeben<br />

Leitbild: „Brücken bauen, gemeinsam Wege, Sinn und Freude finden und sich Gott im Leben und über das<br />

Sterben hinaus anvertrauen.“<br />

Wir verkünden in Wort und Tat das Evangelium von Jesus Christus und wollen als Stadtmission für<br />

Menschen geistliche Heimat sein, die in einer Kirchgemeinde bisher nicht beheimatet sind. Zugleich sind wir<br />

aktiver Partner der Kirchgemeinden und Kirchenbezirke in gemeinsamer diakonischer Verantwortung.<br />

Das bedeutet für uns:<br />

Wir bilden mit den Kirchgemeinden und Kirchenbezirken ein aktives Netzwerk diakonischer Arbeit.<br />

Wir nehmen die diakonischen Handlungsfelder der Kirchgemeinden und der <strong>Diakonie</strong>-Stadtmission <strong>Dresden</strong> als gegenseitige<br />

Ergänzung wahr.<br />

Wir fördern die Beheimatung von Menschen in einer Kirchgemeinde.<br />

Wir bieten Seelsorge und geistliche Angebote in unseren verschiedenen Einrichtungen.<br />

Wir fördern in Zusammenarbeit mit den Kirchgemeinden insbesondere Beheimatung und Seelsorge für<br />

mobilitätseingeschränkte Menschen in Altenpflegeheimen und Wohnheimen für Menschen mit Behinderung.<br />

Wir vermitteln Mitarbeitenden die Grundinhalte des christlichen Glaubens und diakonischer Arbeit.<br />

Wir bieten Mitarbeitenden geistliche und seelsorgerliche Begleitung.<br />

d. Gesellschaftlich Mitwirken:<br />

Leitbild: „In Verantwortung vor Gott politisch tätig sein, um Rahmenbedingungen für soziale Arbeit zu<br />

gestalten, damit Leben in Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung gelingt.“<br />

Wir sind Anwalt von Menschen mit Hilfebedarf und Mitgestalter in politischen Prozessen.<br />

Das bedeutet für uns:<br />

Wir sind fachlich kompetente, kritische und zugleich konstruktive Partner in lokalen Gremien und des Diakonischen Werkes<br />

Sachsen.<br />

Wir sind mit politisch Verantwortlichen in einem kontinuierlichen Dialog.<br />

Wir fördern die öffentliche Wahrnehmung der <strong>Diakonie</strong>-Stadtmission <strong>Dresden</strong>.<br />

Wir pflegen Netzwerke zu Unterstützern und Partnern.<br />

Fassung 14.09.2013 Seite 5 von 10


e. Wirtschaftlich verantwortungsvoll Handeln:<br />

Leitbild: „Im Spannungsfeld von Nächstenliebe und Wirtschaftlichkeit engagiert für hilfesuchende Menschen<br />

eintreten.“ und „Wir gehen bewusst mit Ressourcen um.“<br />

Wir wirtschaften verantwortungsvoll, nachhaltig und langfristig zukunftsfähig. Im Umgang mit Ressourcen<br />

wird besonderer Wert auf fairen Handel und die Bewahrung der Schöpfung gelegt. Durch den Einsatz von<br />

Spendengeldern und auch Mitteln aus der öffentlichen Hand kommt der <strong>Diakonie</strong> eine besondere Bedeutung<br />

bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben zu. Die treuhänderische Verwaltung von Geldern verlangt eine hohe<br />

Transparenz gegenüber Dritten.<br />

Dieses bedeutet für uns:<br />

Wir kommunizieren die wirtschaftliche Entwicklung des Vereins gemäß den Transparenzstandards für Caritas und <strong>Diakonie</strong><br />

in Deutschland.<br />

Wir erweitern unsere Leistungen bzw. bieten neue Leistungen nur an, wenn diese dem Bedarf von Menschen entsprechen<br />

und wirtschaftlich zu verantworten sind.<br />

Wir setzen gezielt Eigenmittel nur in den Leistungsfeldern ein, in denen der Kostenträger nicht zur Ausfinanzierung<br />

verpflichtet ist.<br />

Wir stimmen Leistungen, denen eine Regelfinanzierung zu Grunde liegt, organisatorisch und strukturell so ab, dass das<br />

Leistungsangebot in dem vorgesehenen Finanzierungsrahmen realisiert werden kann.<br />

Wir gewinnen mehr Menschen und Institutionen, die unsere diakonische Arbeit unterstützen und mit uns gemeinsam<br />

weiterentwickeln.<br />

Wir legen unsere Kapitalanlagen ausschließlich nach dem Leitfaden für ethisch nachhaltige Geldanlagen der Evangelischen<br />

Kirche in Deutschland an.<br />

Wir üben strikte Haushaltsdisziplin und überprüfen regelmäßig unseren bewussten Mitteleinsatz.<br />

Wir bilden kontinuierlich Rücklagen, um zukünftig investieren zu können.<br />

Wir nutzen gezielt interne personelle, materielle und strukturelle Ressourcen.<br />

Wir suchen kontinuierlich nach Wegen im Rahmen der zur Verfügung stehenden Finanzen, fair gehandelte Waren und<br />

Produkte aus regionaler Produktion einzukaufen.<br />

Wir reduzieren den Energieverbrauch in unseren Einrichtungen.<br />

Fassung 14.09.2013 Seite 6 von 10


f. Mitarbeiter führen<br />

Leitbild: „Mit engagiertem Einsatz beruflicher und persönlicher Fähigkeiten den Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern den Arbeitsalltag prägen.“<br />

Wir fördern die Fähigkeiten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, erwarten engagierten Einsatz der<br />

beruflichen und persönlichen Fähigkeiten und sind ein der <strong>Diakonie</strong> als Wesens- und Lebensäußerung der<br />

evangelischen Kirche verpflichteter Arbeitgeber.<br />

Dieses bedeutet für uns:<br />

Wir leben eine Führungskultur und gemäß den Führungsgrundsätzen, die geprägt ist von gegenseitiger Wertschätzung,<br />

respektvollem Umgang miteinander, Partizipation und Orientierung an Zielen.<br />

Wir beteiligen Mitarbeitende in angemessener Form an für sie relevanten Entscheidungen und Veränderungen.<br />

Wir setzen das kirchliche Arbeitsrecht um und beteiligen uns an der Weiterentwicklung.<br />

Wir leben betriebliche Mitbestimmung nach dem Mitarbeitervertretungsgesetz der Evangelischen Kirche in Deutschland.<br />

Wir erweitern den Anteil konfessionell gebundener Mitarbeiter, insbesondere bei Führungskräften.<br />

Wir bieten mit Partnern berufliche Ausbildung an und fördern die Fort- und Weiterbildung.<br />

Wir sind Partner von Ausbildungsstätten, Fachschulen und Hochschulen.<br />

Wir streben an, die Mitarbeiter an die <strong>Diakonie</strong>-Stadtmission <strong>Dresden</strong> langfristig zu binden.<br />

Wir unterstützen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten.<br />

g. Qualität entwickeln<br />

Leitbild: „Besser mit Nächstenliebe“<br />

Wir sichern und verbessern kontinuierlich die Qualität der sozialen Dienstleistung. Für uns steht dabei die für<br />

den einzelnen Menschen mit Unterstützungsbedarf erfahrene subjektive Qualität der vereinbarten<br />

Dienstleistung im Vordergrund.<br />

Dies bedeutet für uns:<br />

Wir sichern kontinuierlich die Qualität unserer Leistungen mit Qualitätsstandards, die den Menschen mit<br />

Unterstützungsbedarf als auch aus den extern vorgegebenen Anforderungen und den von uns selber gesetzten Maßstäben<br />

stetig angepasst werden.<br />

Wir planen die Leistungsentwicklung gemäß den festgelegten Qualitätsstandards.<br />

Wir entwickeln Qualitätskriterien, um die Erreichung der Qualitätsstandards zu prüfen.<br />

Fassung 14.09.2013 Seite 7 von 10


Wir messen unser Handeln an den jeweils aktuell festgelegten Qualitätskriterien.<br />

Wir ermuntern Menschen, uns aktiv Rückmeldung zu unserem Handeln zu geben.<br />

Wir bewerten kontinuierlich die Wirkungen unseres Handelns und beziehen diese Erkenntnisse in unsere weitere Planung<br />

ein.<br />

<strong>Strategische</strong> Ziele der Leistungsfelder<br />

In einem jährlichen standardisierten Dialogprozess werden die strategischen Ziele der einzelnen Fachabteilungen mit den<br />

verschiedenen Leistungsfeldern, der Abteilungen Personal, Rechnungswesen und Planung, Bau und Arbeitsschutz und der<br />

Stabsstellen, die der Umsetzung der strategischen Unternehmensziele dienen, überprüft, überarbeitet und ergänzt.<br />

Folgende Sichtweisen sind zu bearbeiten und aufeinander abzustimmen:<br />

<strong>Strategische</strong> Unternehmensziele<br />

Externe Anforderungen<br />

Fachliche Ansprüche und Standards<br />

Bedarfsentwicklung aus Sicht des Kunden<br />

Bedarfsentwicklung aus Sicht der Mitarbeiter<br />

Entwicklungsüberlegungen der MitarbeiterInnen, der Führungskräfte, des Vorstandes und des Aufsichtsrates<br />

Das Ergebnis mündet in einen Vorstandsbeschluss, der jährlich dem Aufsichtsrat zur Beschlussfassung vorgelegt wird.<br />

Dieser Beschluss ist zugleich die Zielvereinbarung für den Vorstand und dient der Erstellung der Zielvereinbarungen mit den<br />

Abteilungsleitungen. Die strategischen Ziele der einzelnen Leistungsfelder sind Grundlage der abteilungsbezogenen jährlichen<br />

Fachplanungen und der Wirtschaftsplanung.<br />

Die strategischen Ziele der Leistungsfelder müssen Aussagen zu folgenden Dimensionen beinhalten:<br />

a) Bedarfsprognosen<br />

b) Strukturqualität: Personal, Organisation<br />

c) Prozessqualität: Leistungen, Qualitätsstandards<br />

d) Ergebnisqualität: Bedarfsbefriedigung, Sicherung der Wirtschaftlichkeit<br />

Operative Maßnahmen<br />

Verantwortung der Abteilungsleitungen ist es, die strategischen Ziele der einzelnen Abteilungen bzw. Leistungsfelder bzw. des<br />

Vorstandes in Bezug auf die Stabsstellen durch einen Katalog operativer Maßnahmen zu untersetzen, diese zu veranlassen, zu<br />

kontrollieren und dem Vorstand Rechenschaft abzulegen.<br />

Die operativen Maßnahmen werden mit Zielvereinbarungen mit den jeweils für die Umsetzung Verantwortlichen untersetzt.<br />

Fassung 14.09.2013 Seite 8 von 10


Biblischer Leittext zur Vision<br />

1. Korintherbrief 12, 12-16<br />

„Der Körper des Menschen ist einer und besteht doch aus vielen Teilen. Aber all die vielen Teile gehören zusammen und bilden einen unteilbaren<br />

Organismus. So ist es auch mit Christus: mit der Gemeinde, die sein Leib ist. Denn wir alle, Juden und Griechen, Menschen im Sklavenstand wie<br />

Freie, sind in der Taufe durch denselben Geist in den einen Leib, in Christus, eingegliedert und auch alle mit demselben Geist erfüllt worden.<br />

Ein Körper besteht nicht aus einem einzigen Teil, sondern aus vielen Teilen. Wenn der Fuß erklärt: „Ich gehöre nicht zum Leib, weil ich nicht die<br />

Hand bin“ - hört er auf, ein Teil des Körpers zu sein? Wie könnte ein Mensch hören, wenn er nur aus Augen bestünde? Wie könnte er riechen,<br />

wenn er nur aus Ohren bestünde? Nun aber hat Gott im Körper viele Teile geschaffen und hat jedem Teil seinen Platz zugewiesen, so wie er es<br />

gewollt hat. Wenn alles nur ein einzelner Teil wäre, wo bliebe da der Leib? Aber nun gibt es viele Teile, und alle gehören zu dem einen Leib. Das<br />

Auge kann nicht zur Hand sagen: „Ich brauche dich nicht!“ Und der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: „Ich brauche euch nicht!“<br />

Gerade die Teile des Körpers, die schwächer scheinen, sind besonders wichtig. Die Teile, die als unansehnlich gelten, kleiden wir mir besonderer<br />

Sorgfalt und die unanständigen mit besonderem Anstand. Die edleren Teile haben das nicht nötig. Gott hat unseren Körper zu einem Ganzen<br />

zusammengefügt und hat dafür gesorgt, dass die geringeren Teile besonders geehrt werden. Denn er wollte, dass es keine Uneinigkeit im Körper<br />

gibt, sondern jeder Teil sich um den anderen kümmert. Wenn irgendein Teil des Körpers leidet, leiden alle anderen mit. Und wenn irgendein Teil<br />

geehrt wird, freuen sich alle anderen mit.“<br />

Dieser Abschnitt aus dem Brief des Apostels Paulus an die Christen in Korinth fügt sich ein in die Kapitel 12-16, in denen die Gaben des Geistes Gottes mit<br />

verschiedenen Akzentsetzungen dargestellt und ausgeführt werden. Die oben zitierten Verse beziehen sich auf das Zusammenleben der verschiedenen<br />

Menschen in der christlichen Gemeinde.<br />

Vier Grundgedanken sind dabei prägend:<br />

1. Gott will die Menschen in ihrer Vielfalt und Verschiedenheit.<br />

Alle Teile eines Organismus haben eine besondere individuelle Aufgabe. Zugleich sind sie bei jedem Menschen verschieden, vgl. Fingerabdruck. Dieses<br />

gilt sogar für doppelte Teile, z. B. die Augen, denn nur mit zwei Augen können wir räumlich sehen.<br />

Gott hat jeden Menschen besonders und einzigartig gewollt. Diese individuelle Besonderheit wird auch durch eine Behinderung oder im Alter nicht<br />

eingeschränkt. Das ein Mensch von Gott gewollt ist, bedarf auch keiner menschlichen Erkenntnis oder irdischer Maßstäbe. Es ist einzig Gottes Wille.<br />

Deshalb darf niemals einem Menschen seine Würde und seine von Gott gewollte Existenz abgesprochen werden. Ebenso darf auch kein Mensch auf eine<br />

bestimmte Lebensform von anderen festgelegt und damit fremdbestimmt werden.<br />

2. Gott will, dass die Menschen zusammengehören und zusammen wirken.<br />

Um wirklich Mensch sein zu können, benötige ich andere Menschen und andere Menschen benötigen mich. Der Mensch ist nicht für die Einsamkeit<br />

gedacht. Es ist so, wie in unserem Körper, in dem auch kein Organ alleine sinnvoll wirken und bestehen kann. Zugleich kann unser Organismus auch auf<br />

keinen Teil wirklich verzichten. Verzicht bedeutet immer eine Einschränkung der Gesundheit, der Mobilität, der Belastbarkeit u. a. mehr.<br />

Fassung 14.09.2013 Seite 9 von 10


Der Apostel Paulus bezieht dieses in besonderer Weise auf das Leben als Christ. Alleine als Christ leben ist nur sehr eingeschränkt möglich. Der einzelne<br />

Christ und die christliche Gemeinde sind immer aufeinander angewiesen.<br />

3. Die Menschen verbindet in ihrer Verschiedenheit ihre Verbindung zum auferstandenen Christus.<br />

Für den Apostel Paulus ist die christliche Gemeinde, an die er seinen Brief schreibt, mehr als nur eine Gemeinschaft von Menschen, die sich gut<br />

verstehen, vielleicht sogar Freunde sind. Dieses war auch damals in Korinth nicht so. Die Gemeinde in Korinth war eine Gruppe sehr verschiedener<br />

Menschen: Arme und Reiche, Gebildete und einfache Leute, Männer, Frauen, Kinder, Ausländer, Freie und Sklaven. Was alle in besonderer Weise<br />

verbindet, ist ihr gemeinsamer Glaube an Jesus Christus. Paulus geht in seinem Bild sogar noch weiter. Der an Ostern von den Toten auferstandene<br />

Christus ist mitten unter ihnen. Daher bezeichnet der die Gemeinde als „Leib Christi“. Jesus Christus begegnet dem Einzelnen dann ganz konkret in dem<br />

Menschen neben ihm, besonders in dem, der Unterstützung benötigt. In der Gemeinde ist der Auferstandene präsent und beauftragt die Einzelnen, so zu<br />

handeln, wie er gelebt hat.<br />

Und die Ränder der christlichen Gemeinde waren offen. Es kamen auch Menschen hinzu die Interesse hatten, mehr vom christlichen Glauben zu<br />

erfahren. Andere waren dankbar für Hilfe. Wieder andere erlebten eine besondere Gemeinschaft, in der starre gesellschaftliche Grenzen überwunden<br />

waren.<br />

Das Bild des Organismus zeigt uns auf, dass wir untereinander verbunden sind – jeder mit seiner Persönlichkeit, seinen Gaben und Fähigkeiten, seinem<br />

Leistungsvermögen und dem, was ihm schwer fällt. Dieses ist viel mehr als ein Freundeskreis oder ein zufälliges Arbeitsteam. Wir sind in der <strong>Diakonie</strong>-<br />

Stadtmission <strong>Dresden</strong> verbunden mit unserem gemeinsamen Auftrag, sehr verschiedene Menschen in ihrem Leben zu unterstützen. Dabei ergänzen und<br />

bereichern wir uns gegenseitig und manchmal reiben wir uns auch aneinander. Wir sind eine Gemeinschaft aus Getauften und Ungetauften, aus<br />

Menschen mit festem Glauben und anderen mit vielen Fragen. Dabei sind wir in besonderer Weise verbunden durch den auferstandenen Christus. Er will<br />

unter uns sein. Und er begegnet uns in dem Menschen, der unsere Unterstützung benötigt.<br />

4. In der Gemeinschaft hat der Mensch mit Unterstützungsbedarf besonderen Vorrang.<br />

Paulus schreibt an eine Gemeinde, in der das Verhalten der wohlhabenden Menschen zu Spannungen und Spaltung geführt hat. Sie haben mit<br />

besonderem Selbstbewusstsein die „kleinen Leute“ gemieden, ja sogar verachtet. Der Hinweis auf die unansehnlichen Teile des Körpers soll nicht<br />

auffordern, Schamhaftes zu verdecken. Hier kommt die Bildersprache des Apostel Paulus an ihre Grenze. Er betont: Wenn jemand in der Gemeinschaft<br />

einen Vorrang hat, dann der Mensch mit Unterstützungsbedarf. In der Gemeinschaft soll der ermutigt und gefördert werden, der dieses benötigt. Und<br />

derjenige, der kräftig und leistungsstark ist, soll den anderen mittragen. Er wird nicht weniger beachtet, sondern er wird ermutigt seine besondere Gabe<br />

der Leistungsstärke zum Wohle der Gemeinschaft einzusetzen. Wenn eine Kollegin oder ein Kollege in eine schwierige Lebenssituation kommt, die von<br />

ihr oder ihm viele Kräfte fordert, soll das Team versuchen, sie oder ihn eine Weile mitzutragen. Und in eine solche Lebenssituation kann jeder von uns<br />

einmal gelangen. Wenn Menschen in für sie schwierige Lebenssituationen geraten, sind wir als <strong>Diakonie</strong> aufgefordert, sie bei der Bewältigung dieser<br />

Lebenslage zu unterstützen. Besondere Aufmerksamkeit gilt immer denen, die am Rande stehen – aus welchem Grunde auch immer, im Team und in der<br />

Gesellschaft. Wenn einzelne ausgegrenzt werden, erleidet immer die ganze Gemeinschaft einen Verlust. Und gemeinsam gilt es, die Menschen, die<br />

unsere Unterstützung benötigen, so zu fördern und zu entlasten, dass sie ihr Leben besser leben können.<br />

Fassung 14.09.2013 Seite 10 von 10

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