Allein - Diakonie Dresden
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<strong>Diakonie</strong> Zeitung<br />
Informationen der <strong>Diakonie</strong> - Stadtmission <strong>Dresden</strong><br />
Ausgabe 2 | 2010<br />
<strong>Allein</strong><br />
Seite 3<br />
Stadtmission <strong>Dresden</strong><br />
„World needs Light“-<br />
Die Welt<br />
braucht Licht<br />
Seite 6<br />
Altenhilfe<br />
Top Ergebnisse bei<br />
der Pflegequalität<br />
Seite 7<br />
Kinder, Jugend, Familie<br />
Angelsafari<br />
in Platschow<br />
Seite 18<br />
Sozialarbeit, Psychiatrie,<br />
Behindertenhilfe<br />
Jetzt geht’s wirklich<br />
los! Bau der Nebenwerkstatt<br />
in Freital<br />
Seite 4<br />
Besser mit Nächstenliebe
Das ist für mich eine schwer zu<br />
beantwortende Frage. Es gibt Stunden<br />
in denen es mir gut tut, für mich<br />
selber zu sein. Das muss auch gar<br />
nicht im „stillen Kämmerlein“ sein.<br />
Wenn wir auf einer längeren Fahrradtour<br />
hintereinander herfahren,<br />
dann habe ich die innere Ruhe, um<br />
über das nachzudenken, was mich<br />
schon länger bewegt. Da bin ich<br />
nicht einsam, sondern in guter Weise<br />
für mich allein. Aber es gibt auch<br />
Stunden, da fällt es mir sehr schwer,<br />
allein zu sein. Da benötige ich Menschen<br />
um mich herum. Da macht die<br />
Gemeinschaft einfach Freude. Eine<br />
Mahlzeit mit Freunden ist so eine<br />
schöne Zeit und damit viel mehr als<br />
das notwendige Sattwerden.<br />
Wenn ich in den Evangelien lese, ist<br />
es interessant, wie Jesus sich ver-<br />
AN(GE)DACHT<br />
Sind sie lieber alleine oder unter Menschen?<br />
hält. Meistens wird berichtet, dass er von<br />
Menschen umgeben ist. Er geht zu ihnen<br />
hin. Er fordert sie auf, mit ihm zu ziehen. Er<br />
lädt sich selber bei anderen ein.<br />
Doch zu besonderen Momenten zieht sich<br />
Jesus zurück. Nach seiner Taufe, bevor er<br />
als Wanderprediger durch das Land zieht,<br />
liegt eine Zeit der Besinnung. Er begibt sich<br />
40 Tage in die Wüste. Jesus benötigt die<br />
Zeit, um sich auf seinen neuen Lebensabschnitt<br />
innerlich einzustellen. Er setzt sich<br />
mit sich selber, mit Anfragen und Sehnsüchten,<br />
mit Versuchungen nach dem schnellen<br />
Glück auseinander. Ebenso an der zweiten<br />
großen Wende seines Lebens. Als er weiß,<br />
dass er in Kürze gefangen genommen wird,<br />
zieht er sich aus der Gemeinschaft der<br />
Jünger im Garten Gethsemane zurück. In<br />
der Stille bittet er Gott, dass der Weg des<br />
Leidens und Sterbens ihm erspart bleibt. Es<br />
ist eine wirkliche Notsituation. Doch gelingt<br />
Gemeinsam ins Leben wachsen...<br />
...ist eine primäre Grundlage der<br />
Arbeit in unseren evangelischen Kindertagesstätten.<br />
Und gegenwärtig<br />
wachsen auch zwei neue Häuser, in<br />
denen schon bald viele Kinder und<br />
MitarbeiterInnen gemeinsam ein<br />
Stück Kindheit gestalten werden. Ab<br />
1.3.2011 werden 54 Kinder das um-<br />
und angebaute Gemeindehaus der<br />
Kirchgemeinde Weixdorf auf der Lausaer<br />
Kirchgasse 3 in Besitz nehmen.<br />
In enger Kooperation und Dank des<br />
großen Engangements der Kirchgemeinde<br />
und Pfarrer Hecker werden<br />
wir als <strong>Diakonie</strong>-Stadtmission diese<br />
Kindertageseinrichtung betreiben.<br />
So sehe ich das...<br />
Besondere Ausstellung<br />
Mit einer stimmungsvollen Vernissage<br />
startete am 17. August die<br />
Ausstellung " So sehe ich das..." im<br />
Foyer der Dreikönigskirche (<strong>Dresden</strong>-<br />
Neustadt). Einen Monat lang stellten<br />
haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter<br />
der <strong>Diakonie</strong>-Stadtmission <strong>Dresden</strong><br />
u. a. Fotos, Collagen und Malerei<br />
aus und gewährten Einblicke in ihre<br />
Arbeit und ihre Persönlichkeit. Insgesamt<br />
acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
folgten dem Aufruf, sich an<br />
Unser Neubau auf der Hospitalstraße 20<br />
wird dann nur kurz darauf, am 1.4.2011, für<br />
102 Kinder seine Türen öffnen. Damit werden<br />
wir dann zwölf Kindertagesstätten mit insgesamt<br />
933 Plätzen betreiben.<br />
Gegenwärtig laufen alle Baumaßnahmen auf<br />
Hochtouren und abteilungsintern und innerhalb<br />
der Geschäftsstelle die Vorbereitungen<br />
und Planungen für das Betreiben der Häuser.<br />
Dank vorausschauenden Handelns unseres<br />
Vorstandes war es möglich, schon jetzt die<br />
so dringend benötigten ErzieherInnen für die<br />
neuen Häuser einzustellen und damit eines<br />
der größten Probleme, die Gewinnung guter<br />
Fachkräfte mit christlichem Hintergrund, zu<br />
lösen.<br />
der Ausstellung zu beteiligen. Der Schwerpunkt<br />
sollte in der persönlichen Auseinandersetzung<br />
mit der Arbeit und dem dabei<br />
Erlebten liegen. Die Resonanz von Künst-<br />
es ihm schließlich durch das Gebet und<br />
Gottes Hilfe, erhobenen Hauptes in die<br />
Passion zu gehen.<br />
Mir ist wichtig, genau wahrzunehmen,<br />
wann mir Gemeinschaft gut tut und wann<br />
ich für mich sein möchte. Dabei meine<br />
ich wirklich für mich sein ohne Ablenkung<br />
durch Musik, Fernsehen, Internet u.a..<br />
Doch diese Form einer guten Zeit der Stille<br />
ist gar nicht so einfach auszuhalten. Sie<br />
bedarf der Übung und inneren Stärke. Der<br />
Advent ist im Kirchenjahr eine ruhige Zeit.<br />
Ich wünsche Ihnen, dass es Ihnen gelingt,<br />
stärkende Zeiten guter Gemeinschaft und<br />
ermutigende Zeiten mit sich selber zu verleben.<br />
Ich wünsche Ihnen eine frohes Weihnachtsfest<br />
und ein gesegnetes neues Jahr.<br />
Ihr<br />
Pfarrer Christoph Stolte,<br />
Direktor<br />
Unsere neuen KollegInnen absolvieren<br />
derzeit in mehreren Einrichtungen unserer<br />
Abteilung Traineeprogramme, die sie auf die<br />
zukünftigen Aufgaben vorbereiten sollen.<br />
Auch an dieser Stelle ein herzliches Willkommen<br />
bei uns in der <strong>Diakonie</strong>-Stadtmission<br />
<strong>Dresden</strong> und ein gutes gemeinsames<br />
Wachsen in Ihren neuen Teams und Einrichtungen.<br />
Silke Kultscher/ Abteilungsleitung KJF<br />
Weihnachtsmarkt Kita "Bunte Fische":<br />
in der Eberswalder Str.10 am 9.12.2010,<br />
16.00-19.00 Uhr, mit kleinem Verkaufsmarkt<br />
und Theater von Eltern für Kinder<br />
lern und Besuchern war durchweg positiv.<br />
Einige Künstler zeigten ihre Arbeiten erstmals<br />
einem breiten Publikum.<br />
Uta Dutschke<br />
2. Ausgabe Dezember 2010 2
<strong>Allein</strong><br />
Ein Blick aufs Titelbild wirft gleich eine Frage<br />
auf: Auf dem Weihnachtsmarkt allein sein?<br />
Das ist wohl so gut wie unmöglich! Überall<br />
drängen sich Menschen an den Ständen<br />
vorbei. Etwas mehr Ruhe wäre schön. Und<br />
doch: Wer will gerade in dieser Zeit allein<br />
sein? Emotionen und Familientraditionen<br />
spielen gerade zu Advent und Weihnachten<br />
eine große Rolle: Erinnerungen werden<br />
wach – zum Beispiel der Gang über den<br />
Weihnachtsmarkt mit den Kindern, oder der<br />
Besuch des Strietzelmarktes im Stallhof des<br />
Dresdner Schlosses während der eigenen<br />
Kindheit. Doch auch die Nöte und Ängste der<br />
Kriegs- und Nachkriegszeit gehören dazu.<br />
„Aus dem Reich der Erinnerungen kann uns<br />
niemand vertreiben“. Erinnerungen werden<br />
erst lebendig, wenn wir sie weitergeben.<br />
„Leben, um davon zu erzählen“ hat das der<br />
große kolumbianische Schriftsteller Gabriel<br />
García Márquez genannt.<br />
„Du bist nicht allein“ – so beginnt ein alter<br />
Schlagertext aus den 60er Jahren. Und doch<br />
sieht das Leben oft ganz anders aus. Es<br />
spielt sich zwischen den Lebenszeiten in der<br />
Gemeinschaft und den Zeiten des <strong>Allein</strong>seins<br />
ab. Das sind Phasen, die wir gezwungenermaßen<br />
durchlebt oder dankbar angenommen<br />
haben. Für ältere Menschen ist <strong>Allein</strong>sein in<br />
den Alters- und Pflegeheimen wohl eher eine<br />
nicht einfache Aufgabe. Das Leben spielt sich<br />
in dieser Phase zwischen Zurückgezogenheit<br />
in die Erinnerungen und dem Knüpfen neuer<br />
Kontakte ab, die eine große Bereicherung<br />
sein können! Sehr unterschiedlich können<br />
die Bewohner diese Aufgabe bewältigen.<br />
Es ist schon eine große Umstellung, von<br />
einem selbstbestimmten Leben zuhause in<br />
ein betreutes Leben in einem Heim zu wechseln.<br />
Bewohner und Mitarbeiter brauchen<br />
dafür viel Geduld und Verständnis - und<br />
unsere Gesellschaft natürlich auch! Sehr<br />
unterschiedlich sind auch die Angebote, mit<br />
diesen Situationen und Gefühlen zurecht zu<br />
kommen. Nicht alle ältere Menschen leben in<br />
einem Heim. Betreuung brauchen sie dennoch.<br />
Und sie brauchen Menschen, die sie<br />
in ihrem Alltag und ihren Sorgen begleiten<br />
und auffangen. Es wäre ein großer Irrtum<br />
zu glauben, dass diese Lebensphase nur<br />
schwierig ist. Sie hat ihre großen und kleinen<br />
Aufgaben und Chancen, ihre guten wie auch<br />
ihre beschwerlichen Seiten. Auch davon zu<br />
erzählen, die Chancen stärker in den Blick<br />
zu nehmen, ist ein wichtiges Anliegen dieser<br />
Ausgabe der <strong>Diakonie</strong> Zeitung.<br />
<strong>Allein</strong> – das kann auch Stille bedeuten. Stille,<br />
die wir suchen in unserer sehr hektischen<br />
und unruhigen Zeit. Burnout ist ein Schlagwort<br />
geworden, das das Ungleichgewicht<br />
unserer Seele treffend beschreibt. Gerade in<br />
sozialen Berufen finden wir Menschen, die<br />
davon betroffen sind. Stille tut dann gut. Sie<br />
schenkt uns die Möglichkeit, zu unserer Mitte<br />
3<br />
zu finden, zu dem, was uns unruhig sein<br />
lässt genauso wie zu dem, wo wir unseren<br />
Frieden finden können. Wir brauchen auch<br />
diese Zeit im Leben, um aufzutanken und mit<br />
unseren Hoffnungen und unserem Glauben<br />
das Gleichgewicht für uns selbst zu finden.<br />
Wer selbst einmal aus diesem Gleichgewicht<br />
geraten ist, wird sich nach Einkehr, Beratung<br />
und Begleitung sehnen.<br />
Sind nur die altgewordenen und die in ihrer<br />
Arbeit eingespannten Menschen um uns<br />
allein? Junge Leute kennen das auch. Auch<br />
sie haben mit Problemen zu kämpfen, mit<br />
hohen Leistungsanforderungen und mit dem<br />
Wunsch, mithalten zu können. Doch sie finden<br />
heute andere Möglichkeiten, um miteinander<br />
zu kommunizieren, sich auszutauschen und<br />
ihre Kontakte zu knüpfen. Das Internet bietet<br />
da ganz neue Möglichkeiten. Communities<br />
und Partnerbörsen, die über das Medium<br />
Internet laufen, haben eine große Resonanz<br />
bei jungen Leuten. Auch davon berichtet ein<br />
Artikel in dieser Ausgabe.<br />
<strong>Allein</strong> - Nicht alle Menschen finden in ihrem<br />
Lebensumfeld Möglichkeiten, aus ihrem<br />
<strong>Allein</strong>sein herauszukommen. „Ich muss<br />
einfach mal mit jemandem reden…“ – so<br />
Inhalt:<br />
AN(GE)DACHT 2<br />
<strong>Allein</strong> 3<br />
Jetzt geht es wirklich los!,<br />
Da wird auch dein Herz sein 4<br />
Weihnachtsgrüße mitten im Sommer,<br />
Nachruf 5<br />
„World needs light“ - Die Welt braucht Licht<br />
Next Generation Konferenz, Berlin 6<br />
Top-Ergebnisse bei der Pflegequalität,<br />
Zur Nächstenliebe gehört faire Beschaffung 7<br />
"Aus dem Reich der Erinnerungen kann<br />
uns niemand vertreiben" 8<br />
"Weihnachten allein"<br />
Nachtcafés 9<br />
<strong>Allein</strong>sein und Einsamkeit<br />
Kleines Kirchenlexikon 10<br />
Demenz und Einsamkeit 11<br />
Nie allein und trotzdem einsam 12<br />
Gedanken zur Einsamkeit 13<br />
Lust auf Einsamkeit? 14<br />
�Titel<br />
Thema<br />
fangen oft die Gespräche an, die in<br />
der Telefonseelsorge ankommen. Ein<br />
offenes Ohr zu finden, kann schwierig<br />
oder eben auch ganz leicht sein. Die<br />
Telefonseelsorge hat dieses offene Ohr<br />
rund um die Uhr. Nicht allein bleiben<br />
kann überlebensnotwendig werden.<br />
Vom Überleben zum Leben finden. Das<br />
ist nicht nur ein Wunsch, der in vielen<br />
von uns verankert ist. Diesen Bogen<br />
schlägt auch inhaltlich diese Ausgabe<br />
der <strong>Diakonie</strong> Zeitung der Dresdner<br />
Stadtmission. Ich wünsche Ihnen<br />
genügend Zeit, in dieser Ausgabe zu<br />
lesen, von den vielfältigen Arbeitsfeldern<br />
der Stadtmission <strong>Dresden</strong> und<br />
den Menschen, die immer damit verbunden<br />
sind, zu erfahren und weiter zu<br />
erzählen. Und ich wünsche Ihnen Stärkung<br />
und hilfreiche Zuwendung, wenn<br />
Ihnen danach zumute ist.<br />
Ihr<br />
Pfr. Harald Wachsmuth<br />
�Titel<br />
Thema<br />
Titel-Thema: <strong>Allein</strong> 9<br />
<strong>Allein</strong>sein heißt nicht, einsam zu sein<br />
Stimmen in der Nacht 15<br />
Weg Exerzitien in HohenEichen,<br />
Die Telefonseelsorge <strong>Dresden</strong> feiert<br />
25jähriges Bestehen 16<br />
"...und kaum seh' ich ein Menschen-<br />
gesicht, so hab ich's wieder lieb..." 17<br />
Hurra, es geht ans Meer!<br />
Angelscheinlehrgang und Safari 18<br />
Untertonstudio im Ehrenamt,<br />
Die Mitgliederversammlung 2010<br />
Termine 20
Jetzt geht es wirklich los!<br />
Der erste Kettenbagger ratterte am<br />
Montag, dem 4. Oktober auf das neu<br />
erworbene Grundstück neben der<br />
Hauptwerkstatt. Hier wird die lang erwartete<br />
Nebenwerkstatt für 60 Beschäftigte<br />
entstehen.<br />
Nicht eine Werkstatt für Behinderte,<br />
sondern für Menschen, die jeden Tag<br />
wieder und wieder unter Beweis stellen,<br />
dass sie mit Leistung, Qualität und<br />
Kompetenz ihrem Tagwerk nachgehen<br />
können.<br />
Seit 10 Jahren gibt es die Hauptwerkstatt<br />
auf der Otto-Dix-Str. 5 in Freital. Geplant<br />
und gebaut war sie für 120 Beschäftigte,<br />
die hier ihre berufliche Rehabilitation<br />
und die Teilhabe am Arbeitsleben erfahren<br />
sollen. Keiner hätte vor 10 Jahren<br />
gedacht, dass wir eine so gefragte Einrichtung<br />
werden würden. Heute zählen<br />
wir 202 Menschen mit den unterschiedlichsten<br />
Erkrankungen und Behinderungen.<br />
Dieser Überbelegung musste ein<br />
Ausweg eröffnet werden. Schon seit<br />
Jahren rang die Stadtmission um einen<br />
Erweiterungsbau. Nach Fertigstellung<br />
des Neubaus werden die sehr beengten<br />
Verhältnisse in den „Wichern-Werkstätten“<br />
endlich der Vergangenheit angehören.<br />
Durch den Erweiterungsbau sollen die Arbeits-<br />
und Produktionsbedingungen weiter optimiert<br />
werden. Die große Palette an Aufträgen<br />
und das Auftragsvolumen zeigen, dass die<br />
Arbeit von den Beschäftigten der „Wichern-<br />
Werkstätten“ in der Wirtschaft gefragt ist. So<br />
zählen zu den Auftraggebern der Region unter<br />
anderem Kolibri, Kompressorenbau Bannewitz,<br />
Polstermöbel Oelsa, Stragoland und<br />
Pfennigpfeifer. Auch europa- und weltweit<br />
agierende Firmen wie die Homag Gruppe,<br />
Planeta, Wittur und Ritz Meßwandler-Technik<br />
vertrauen unseren Leistungen in den unterschiedlichsten<br />
Arbeitsbereichen.<br />
In die Nebenwerkstatt zieht die Holzwerkstatt<br />
ein. Dadurch kann mit der Erweiterung des<br />
Metallbereiches in der Hauptwerkstatt, der<br />
drängenden Nachfrage in der CNC-Bearbeitung<br />
entsprochen werden. Der sich erweiternde<br />
Garten- und Landschaftsbau findet<br />
hier geeignete Räumlichkeiten und für die<br />
Beschäftigten mit psychischen Erkrankungen<br />
ist ein beruhigter Arbeitsbereich vorgesehen.<br />
Da wird auch dein Herz sein...<br />
Vorbereitungen auf den Kirchentag<br />
So richtig präsent scheint er noch<br />
nicht zu sein - der Kirchentag 2011<br />
in <strong>Dresden</strong>. Immerhin muss noch<br />
ein halbes Jahr vergehen, bis das<br />
Großereignis auch sichtbar in der<br />
Stadt und bei ihren Bewohnern<br />
angekommen ist. Die Vorbereitungen<br />
laufen bereits seit Anfang<br />
2010. Den Planern rauchen langsam<br />
die Köpfe. Technikfragebögen<br />
müssen ausgefüllt, Geschirr<br />
bestellt und Personalpläne erstellt<br />
werden.<br />
Die Diakonischen Einrichtungen<br />
Sachsens werden im Diakonischen<br />
Quartier am Theaterplatz<br />
vertreten sein. Bewusst wird auf<br />
eine Darstellung einzelner Häuser<br />
verzichtet. Im Fokus steht die<br />
Arbeit, nicht die Einrichtung.<br />
Und so kommt es, dass sich die<br />
<strong>Diakonie</strong>-Stadtmission <strong>Dresden</strong><br />
zusammen mit dem Sächsischen<br />
Epilepsizentrum Kleinwachau eine<br />
Pagode teilt. „Ein Haus für ALLE“<br />
soll über dem 25 Quadratmeter<br />
großen Zelt stehen und das Motto<br />
ist als Einladung an alle Besucher<br />
des Kirchentags zu verstehen. Mit lustigen<br />
Piktogrammen wird gleich am Eingang<br />
darauf aufmerksam gemacht, dass hier<br />
niemand draußen bleiben muss. Dabei wird<br />
auf charmante Weise ein bisschen übertrieben-<br />
mit einem Krokodil will sicher niemand<br />
das Sofa teilen müssen. Das Haus für<br />
alle ist ein Ort der Begegnung. Behinderte<br />
und nicht behinderte Menschen können<br />
miteinander ins Gespräch kommen, bei<br />
einem Kaffee gemütlich zusammen sitzen<br />
und Spaß bei einer Fotoaktion oder bei<br />
Geschicklichkeitsspielen haben. Gemeinsam<br />
mit den benachbarten Pagoden wird<br />
das Thema Inklusion in allen Lebensbereichen<br />
präsentiert. Hinter dem Wort Inklusion<br />
verbirgt sich nichts anderes als die Teilhabe<br />
von behinderten Menschen am „normalen“<br />
Leben. Da stellt sich die Frage: Was ist<br />
schon normal? Wer sich und sein Umfeld<br />
zum nachdenken über genau diese Frage<br />
anregen will, kann sich an der Fotoaktion<br />
beteiligen. Schräge Klamotten, Hüte, Brillen<br />
und ein Rollstuhl setzen der Fantasie<br />
keine Grenzen und überschreiten die des<br />
„Normalen“ mit Sicherheit. Der (un)normale<br />
Fotogruß soll als E-Mail oder Postkarte<br />
verschickbar sein. Neben der Pagode wird<br />
Gott sei Dank! Jetzt geht es wirklich los.<br />
Wir, die Beschäftigten und Mitarbeiter freuen<br />
uns auf diese Baustelle.<br />
Wir freuen uns auf unsere Nebenwerkstatt.<br />
Wir wünschen uns, dass alle am Bau Mitwirkenden<br />
dieses neu entstehende Bauwerk im<br />
Sinne unserer Beschäftigten zur Vollendung<br />
bringen. (Amen)<br />
Steffen Hein<br />
Straßenfußball gespielt. Die Kleinwachauer<br />
haben sogar eine eigene Mannschaft, die<br />
beim Kirchentag ihren Ball und ihren Ruf<br />
verteidigen wird. Die Nachbarpagode von<br />
der <strong>Diakonie</strong> Großenhain beklebt mit Mitarbeitern<br />
ihrer Werkstatt und Kirchentagsbesuchern<br />
ein Auto mit Folie. Nebenan gibt<br />
die Förderschule Trommelworkshops.<br />
Anfänglich gab es einige Zweifel an der<br />
Idee, die evangelische Behindertenhilfe so<br />
bunt und fröhlich darzustellen.<br />
Dabei passiert in unseren Kirchentagspagoden<br />
genau das, was Inklusion meint – ein<br />
barrierefreies Miteinander. Barrierefrei für<br />
Kopf und Körper.<br />
Uta Dutschke<br />
2. Ausgabe Dezember 2010 4
Weihnachtsgrüße mitten im<br />
Sommer<br />
Aufwind Kinder- und Jugendfonds <strong>Dresden</strong><br />
e.V. fördert sozial benachteiligte Kinder<br />
und Jugendliche in <strong>Dresden</strong>. Durch gezielte<br />
zusätzliche finanzielle Förderung möchten<br />
seine Mitglieder etwas mehr Licht und Farbe<br />
in das Leben von Kindern und Jugendlichen<br />
bringen.<br />
10 000 kostenfreie<br />
Betten für Besucher<br />
des Kirchentages<br />
gesucht!<br />
Der 33. Deutsche Evangelische Kirchentag<br />
sucht Gastgeber vom 1. bis 5. Juni 2011<br />
Rund 100 000 Menschen werden zum Kirchentag<br />
erwartet, um ein Fest des Glaubens<br />
zu feiern und über die Fragen der Zeit nachzudenken.<br />
Wie bei vergangenen Kirchentagen wird ein<br />
Großteil der Teilnehmenden in Schulen sowie<br />
in kostenfreien Privatquartieren übernachten.<br />
Oft bieten die Gastgebenden auch ein kleines<br />
Frühstück an. Privatquartiere werden in<br />
erster Linie an Besucher ab 35 Jahren vermittelt.<br />
Für eine Unterbringung kommen Gästezimmer,<br />
aber auch eine einfache Schlafcouch<br />
oder eine Liege im Wohnzimmer in Frage.<br />
Ende Januar wird die Geschäftsstelle des Kirchentages<br />
mit Hilfe der Kirchgemeinden eine<br />
Werbekampagne starten, um verstärkt auf<br />
die Suche nach 10 000 kostenlosen Betten<br />
aufmerksam zu machen.<br />
Sollten Sie vorher Fragen haben, wenden<br />
Sie sich gern an:<br />
Frau Nora Hupfer,<br />
Telefon: 0351 79585-221<br />
E-Mail: n.hupfer@kirchentag.de<br />
oder an<br />
Herrn Stefan Richter<br />
Telefon 0351 79585-222<br />
E-Mail: s.richter@kirchentag.de.<br />
5<br />
Seit zehn Jahren engagiert sich Aufwind in<br />
<strong>Dresden</strong> und seit vielen Jahren unterstützt<br />
er auch Kinder und Jugendliche, die in unseren<br />
Einrichtungen betreut werden. Wir<br />
möchten dem Verein für die Unterstützung<br />
in vielen kleinen und großen Projekten herzlich<br />
danken!<br />
Zur „Geburtstagsfeier“ am 29. August 2010<br />
haben wir unseren Dank symbolisch mit<br />
dem Überreichen einer Weihnachtspyramide<br />
ausgedrückt. Mitten im Sommer sorgte<br />
dies zunächst für Heiterkeit. Was wir jedoch<br />
symbolisch damit ausdrücken wollen, geht<br />
darüber hinaus: Die Kerzen einer Pyramide<br />
erzeugen einen warmen Aufwind.<br />
Dieser setzt, wie auch die Arbeit beim Aufwind<br />
e. V., etwas in Bewegung. Die Pyramide<br />
dreht sich. Die drei Engel, die auf der erzgebirgischen<br />
Handwerkskunst zu sehen sind,<br />
stehen für drei Beispielprojekte im Rahmen<br />
der <strong>Diakonie</strong>-Stadtmission <strong>Dresden</strong>, die<br />
Aufwind e.V. unterstützt hat. Das ist zunächst<br />
das Projekt Balu & Du. Hier werden<br />
Grundschüler durch professionell angeleitete<br />
Studenten in Form von persönlichen Patenschaften<br />
unterstützt. Ein weiteres Projekt<br />
ist in Pieschen mit einem Elterntreff in der<br />
KITA „Himmelsblau“ entstanden. Den dritten<br />
Engel verbinden wir mit der Unterstützung<br />
unserer Pilgerreisen mit Jugendlichen<br />
aus den heilpädagogischen Wohngruppen.<br />
Wir freuen uns über die weitere gute Zusammenarbeit<br />
mit Aufwind - Kinder- und<br />
Jugendfonds <strong>Dresden</strong> e. V.<br />
Die Kinder und Jugendlichen in <strong>Dresden</strong><br />
können davon nur profitieren.<br />
Martin Lembcke<br />
Vergiß es nicht<br />
Es ist kein Tag so streng und heiß,<br />
des sich der Abend nicht erbarmt<br />
und den nicht gütig, lind und leis<br />
die mütterliche Nacht umarmt.<br />
Auch Du, mein Herz, getröste dich,<br />
so heiß dein Sehnen dich bedrängt,<br />
die Nacht ist nah, die mütterlich<br />
in sanfte Arme dich empfängt.<br />
Es wird ein Bett, es wird ein Schrein<br />
dem ruhelosen Wandergast<br />
von fremder Hand bereitet sein,<br />
darin du endlich Ruhe hast.<br />
Vergiß es nicht, mein wildes Herz<br />
und liebe sehnlich jede Lust<br />
und liebe auch den bittern Schmerz,<br />
eh du für immer ruhen mußt.<br />
Es ist kein Tag so streng und heiß,<br />
des sich der Abend nicht erbarmt<br />
Und den nicht gütig, lind und leis<br />
die mütterliche Nacht umarmt.<br />
Foto: D. Zimmermann<br />
Weihnachtsfeier in der Beratungsstelle<br />
2009: Frisches Tannengrün,<br />
Kerzenlicht und gutes Essen. Heidi<br />
Merkel hatte in diesem Jahr den<br />
großen Tisch für ihre Kolleginnen<br />
festlich gedeckt. Sie brachte uns<br />
ein Gedicht von Hermann Hesse<br />
mit, welches sie durch das Jahr<br />
begleitete. Jetzt, nach ihrem Tod<br />
im August 2010, lesen wir es fast<br />
als einen Abschiedsgruß von ihr.<br />
Heidi fehlt uns, fehlt auch ihren Ratsuchenden.<br />
Wir vermissen ihren<br />
wachen Geist, die Zugewandtheit,<br />
ihren Humor…<br />
Das „Warum“ wird ebenso in uns<br />
bleiben wie die große Dankbarkeit<br />
für alles, was uns Heidi Merkel<br />
bedeutete.<br />
Im Namen des Teams der<br />
Beratungsstelle Schneebergstraße<br />
Andreas Rösch
„World needs light“ - Die Welt braucht Licht<br />
Next Generation Konferenz, Berlin<br />
Es ist ein sonniger Donnerstagnachmittag<br />
als wir uns zu viert auf<br />
den Weg nach Berlin machen. Wir,<br />
das sind Claudia Zaloga (28), Daniela<br />
Manz (22), Hennes Dolze (30) und<br />
ich - Uta Dutschke (28). Jeder von uns<br />
arbeitet in einer anderen Abteilung der<br />
Stadtmission. Gemeinsam fahren wir<br />
quasi als Stellvertreter für die „junge<br />
Generation“ zur Next Generation<br />
Konferenz nach Berlin.<br />
Es gibt zwar eine kurze<br />
Programmbeschreibung, aber so richtig<br />
wissen wir an diesem Donnerstagnachmittag<br />
noch nicht, was uns<br />
erwartet. Als wir auf dem Gelände der<br />
Berliner Stadtmission ankommen und<br />
unser Zimmer beziehen, wird schnell<br />
klar - hier lernt man seine Kollegen<br />
gleich richtig kennen. Wir teilen uns ein<br />
sechs Quadratmeterzimmer. Es hat ein<br />
bisschen was von Schullandheim und<br />
Klassenfahrt.<br />
Bereits der erste Abend ist durchstrukturiert.<br />
Begrüßung, Andacht, Vortrag,<br />
Essen, Kennenlernrunde - das Ganze<br />
ist zweisprachig und dauert bis kurz<br />
nach 22.00 Uhr. Wir fallen ins Bett- der<br />
Letzte macht das Licht aus. Am Freitag<br />
beginnen wir mit Lobpreis und einem<br />
biblischen Impuls von Konferenzleiter<br />
Alexander Garth. Danach bilden wir<br />
Arbeitsgruppen. Es wird auf eine bunte<br />
Durchmischung geachtet. Wir sind insgesamt<br />
70 Konferenzteilnehmer aus<br />
9 Nationen. In den Arbeitsgruppen<br />
wird hauptsächlich englisch gespro-<br />
Hennes Dolze, Claudia Zaloga, Uta<br />
Dutschke und Daniela Manz (v.l.n.r.)<br />
chen. Bis zum Mittag beschäftigt uns der<br />
Dualismus von <strong>Diakonie</strong> und Mission. Am<br />
Nachmittag hören wir einen Vortag von<br />
Prof Maria Pally, „Religion als politischer<br />
Faktor in einer globalen Welt“. Der Vortrag<br />
ist sehr wissenschaftlich, die Übersetzer<br />
stoßen an ihre Grenzen. Es wird still in<br />
unseren Kopfhörern, die Übersetzer gestikulieren<br />
wild in ihrer Kabine. Wir versuchen<br />
Frau Pallys Ausführungen auf englisch zu<br />
folgen. Bis zum Abendessen diskutieren<br />
wir in unseren Arbeitsgruppen und mit Frau<br />
Pally. Am Samstag beginnen wir wieder<br />
mit einer Andacht und Gesang. Danach<br />
beschäftigt uns das Thema „Mentor oder<br />
Manager“. Wir sprechen darüber, welche<br />
Qualitäten christliche Führungskräfte haben<br />
sollten und über unsere Erfahrungen in<br />
unserer Arbeit. Nach dem Mittagessen fahren<br />
wir zum „Martinsday“ nach Lutherstadt<br />
Wittenberg. In Wittenberg treffen wir auf die<br />
Teilnehmer der Hauptkonferenz (City Mission<br />
World Conference), an der Direktor Stolte<br />
und Kfm. Direktor Schwaiger teilnehmen.<br />
Beim Martinsday haben wir Gelegenheit, die<br />
anderen Konferenzteilnehmer kennenzulernen.<br />
Als besonders lustig und gesellig erweisen<br />
sich die Afrikaner. Aber auch mit den<br />
Schwedinnen kommen wir ins Gespräch. Am<br />
Abend folgen wir alle dem Bühnenprogramm<br />
auf dem Marktplatz. Die Afrikaner frieren<br />
sichtlich, aber lassen sich durch die herbstliche<br />
Kälte nicht vom lachen, singen und<br />
klatschen abhalten. Als wir gegen 23.00<br />
Uhr Berlin erreichen, freuen wir uns auf<br />
unsere Doppelstockbetten. Am Sonntag<br />
hören wir einen Vortrag von Bischof Manfred<br />
Huber, dem ehemaligen Vorsitzenden der<br />
Evangelischen Kirche in Deutschland.<br />
Anschließend berichten Konferenzteilnehmer<br />
über ihre Arbeit und ihre Lieblingsprojekte.<br />
Wir sollen voneinander lernen und Impulse<br />
für unsere eigene Arbeit mitnehmen. Um<br />
17.00 Uhr fahren wir gemeinsam zur Jungen<br />
Kirche Berlin nach Lichtenberg. Dort erleben<br />
wir zusammen mit den Gemeindemitgliedern<br />
den Abschlussgottesdienst unter dem Motto<br />
„God and the City- die Herausforderung<br />
der Großstadt". Wir singen gemeinsam und<br />
beten - jeder in seiner Landessprache. Zu<br />
später Stunde verabreden wir uns noch<br />
in einer Kneipe. Es wir eine schwedischschottisch-deutsche<br />
Runde. Wir reden über<br />
Arbeit, Familie, Politik – eben über Gott und<br />
die Welt.<br />
Am Montag beginnen wir um 8.00 Uhr mit<br />
einer Andacht. Die Hälfte der Teilnehmer war<br />
am Vorabend scheinbar etwas länger unterwegs.<br />
Als die Teilnehmer der Hauptkonferenz<br />
eintreffen, sind allerdings auch die Letzten<br />
wieder dabei. Abschiedsstimmung kommt<br />
auf, Mailadressen werden getauscht, Hände<br />
geschüttelt und eine gute Reise gewünscht.<br />
Wir haben viel erlebt in den vier Tagen. Wir<br />
leben alle in der selben Welt, aber haben<br />
doch so unterschiedliche Probleme zu<br />
bewältigen. Wir haben viel gehört, diskutiert<br />
und voneinander gelernt. Für uns war diese<br />
Konferenz eine große Bereicherung und wir<br />
sind dankbar, diese Möglichkeit erhalten zu<br />
haben.<br />
Uta Dutschke<br />
2. Ausgabe Dezember 2010 6
Top-Ergebnisse bei der Pflegequalität<br />
in unseren Einrichtungen und Sozialstationen<br />
Wie vom Gesetzgeber angekündigt, werden<br />
Pflegeheime, Kurzzeitpflegeeinrichtungen<br />
und ambulante Dienste in diesem Jahr<br />
aufwendig geprüft. Ziel ist es, dass jeder<br />
Mensch, sei er nun selber hilfebedürftig oder<br />
benötigt er Pflege für seine Angehörigen,<br />
sich leicht und schnell zugänglich ein Bild<br />
zur Qualität der Pflegeangebote in seiner<br />
Umgebung machen kann.<br />
Dazu werden im Internet die Ergebnisse<br />
der Qualitätsprüfungen veröffentlicht. Auf<br />
der Homepage: www.pflegelotse.de ist beispielsweise<br />
für jeden Nutzer die erreichte<br />
Gesamtnote und der Preis für die Einrichtung<br />
gegenübergestellt – so sind die verschiedenen<br />
Einrichtungen, deren Qualität<br />
und deren Preise auf einen Blick vergleichbar.<br />
Für nähere Informationen können die<br />
Berichte im Internet auch im Detail angesehen<br />
werden. Bewertet werden bei den<br />
Pflegeheimen und Kurzzeitpflegeangeboten<br />
die Aspekte: Pflege und medizinische<br />
Versorgung, Umgang mit demenzkranken<br />
Bewohnern, Soziale Betreuung und Alltagsgestaltung,<br />
Wohnen, Verpflegung, Hauswirtschaft<br />
und Hygiene. Bei den Sozialstationen<br />
bezieht sich die Bewertung auf die Aspekte:<br />
Pflegerische Leistungen, ärztlich verordnete<br />
pflegerische Leistungen und Dienstleistung<br />
und Organisation.<br />
Diese Aspekte werden jeweils zu einer<br />
Gesamtnote zusammengefasst. Zusätzlich<br />
werden die Bewohner zu ihrer Zufriedenheit<br />
befragt. Da sich hierzu nur ein Teil der Pflegebedürftigen<br />
noch äußern kann, geht diese<br />
Note nicht mit in das Gesamtergebnis ein,<br />
sondern wird separat aufgeführt.<br />
Von den 15 zu bewertenden Pflegeangeboten<br />
der <strong>Diakonie</strong>-Stadtmission <strong>Dresden</strong>, den<br />
sieben Altenpflegeheimen, vier Kurzzeitpflegen<br />
und vier <strong>Diakonie</strong>-Sozialstationen<br />
7<br />
wurden bis zum jetzigen Zeitpunkt elf durch<br />
den medizinischen Dienst der Krankenversicherungen<br />
geprüft und bewertet. Auf die<br />
Ergebnisse können wir stolz sein – alle Einrichtungen<br />
haben sehr gute Bewertungen<br />
erreicht (siehe Tabelle)! Einige Einrichtungen<br />
sogar in allen Kategorien die Note 1,0! Zum<br />
Vergleich: Der Landesdurchschnitt liegt bei<br />
der Gesamtnote 1,8 in stationären Pflegeeinrichtungen<br />
und bei der Gesamtnote 2,2 im<br />
ambulanten Bereich.<br />
Diese Ergebnisse sind nicht nur mehr als<br />
erfreulich, sondern auch notwendig, denn<br />
wer sich die Preise anschaut, stellt fest, dass<br />
die Einrichtungen der <strong>Diakonie</strong>-Stadtmission<br />
<strong>Dresden</strong> alle im gehobenen Preissegment<br />
liegen. Begründet ist dies mit den in der Pflegebranche<br />
guten Gehältern, die wir unseren<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre<br />
anspruchsvolle Arbeit zahlen.<br />
Für diese Preise erwarten unsere Kunden<br />
eine hervorragende Qualität, die wir,<br />
um wettbewerbsfähig zu bleiben, auch<br />
in Zukunft bieten wollen und müssen.<br />
Übrigens zeigt sich die hervorragende<br />
Qualität unserer Einrichtungen nicht<br />
nur an den Noten, sondern auch an<br />
der Belegungssituation unserer Häuser<br />
und der Auftragslage in unseren Sozialstationen.<br />
Dafür gebührt allen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern der Pflegeeinrichtungen<br />
und <strong>Diakonie</strong>-Sozialstationen ein<br />
herzlicher Dank von der Abteilungsleitung<br />
und vom Vorstand.<br />
Ich freue mich, mit Ihnen zusammenzuarbeiten<br />
und gratuliere auch von<br />
meiner Seite herzlich zu den hervorragenden<br />
Ergebnissen.<br />
Dr. Kathrin Engel<br />
Übersichtstabelle MDK-Prüfung, Stand 09/ 2010<br />
Bewertung der Transparenzkriterien/ Qualitätsprüfungen des MDK<br />
Zur Nächstenliebe gehört faire Beschaffung<br />
An Produkte aus aller Welt für den täglichen<br />
Bedarf haben wir uns gewöhnt. Was soll<br />
beim Einkaufen problematisch sein, wenn<br />
die Qualität gut ist und der Preis stimmt?<br />
Nun, für eine Hose zum Beispiel, stammt die<br />
Baumwolle aus Kasachstan. In der Türkei<br />
wird sie zu Garn verarbeitet, in Taiwan<br />
gefärbt, in Polen gewebt und in China mit<br />
Knöpfen und Nieten, die aus Italien oder<br />
Frankreich kommen, zusammengenäht.<br />
Landet sie schließlich im Laden, hat das<br />
Beinkleid schlappe 50.000 km zurückgelegt.<br />
Der jeweils niedrigste Preis bestimmt die<br />
Reise zu den einzelnen Produktionsstufen.<br />
Zahlreiche Verstöße gegen grundlegende<br />
soziale und ökologische Standards werden<br />
in Kauf genommen. So sind FeldarbeiterInnen<br />
in der Baumwollproduktion dem massiven<br />
Pestizideinsatz schutzlos ausgeliefert.<br />
Die arbeitsintensiven Schritte der Textilveredelung<br />
und Konfektionierung erfolgen zu<br />
Hungerlöhnen in freien Produktionszonen bei<br />
kaum vorhandenen Umwelt- und Sozialauflagen.<br />
In anderen Bereichen der Versorgung, seien<br />
es Lebensmittel, Spielzeug, die IT-Branche,<br />
Pflaster - oder Grabsteine, sieht es nicht<br />
besser aus. Kinder opfern ihre Gesundheit<br />
in Kaffeeplantagen oder Steinbrüchen, statt<br />
eine Schule besuchen zu können. Eine Kehr-<br />
seite der Geiz-ist-geil-Mentalität, wie<br />
sie sich in den unteren Etagen der<br />
Menschheit darstellt.<br />
Umdenken ist angesagt. Die Studie<br />
"Nachhaltiges Deutschland" postuliert<br />
einen sozial-ökologischen Wandel,<br />
den unsere Gesellschaft dringend<br />
braucht, damit sie zukunftsfähig wird.<br />
Die Bedeutung der Nachbarn, der<br />
Landsleute und der eigenen Regierung<br />
gehe zurück, während das, was<br />
fremde Menschen in entfernten Gebieten<br />
tun und treiben, zunehmend mehr<br />
weiter auf Seite 8
zähle. Rund 40 Nichtregierugsorganisationen,<br />
Verbände und Gewerkschaften<br />
haben sich 2006 im Netzwerk für<br />
Unternehmensverantwortung (CorA)<br />
organisiert und einen "Aktionsplan für<br />
sozial-ökologische Beschaffung" vorgeschlagen.<br />
Ihre Kernforderung richtet<br />
sich an die deutsche Bundesregierung.<br />
Diese vergibt jährlich ca. 360 Milliarden<br />
Euro im Rahmen öffentlicher Aufträge.<br />
Viel zu selten wird bei der Vergabe über<br />
Kostenvoranschläge hinaus gefragt:<br />
Woher stammen die Produkte? Unter<br />
welchen Bedingungen wurden sie hergestellt?<br />
Obwohl die Europäische Kommission<br />
seit März 2004 dazu ermuntert, soziale<br />
und ökologische Kriterien im nationalen<br />
Vergaberecht zu verankern, hat sich die<br />
Bundesregierung bislang viel zu wenig<br />
bewegt. Im Februar 2009 konnten sich<br />
deutsche Regierungsparteien nur auf<br />
eine "Kann"-Bestimmung einigen:<br />
"Für die Auftragsausführung können<br />
zusätzliche Anforderungen an Auftrag-<br />
„Aus dem Reich der Erinnerungen<br />
kann uns niemand vertreiben“<br />
Weihnachten in vergangenen Zeiten – Erinnerungen einer Heimbewohnerin<br />
Die Erwartungen der Kindheit werden<br />
zu den Erinnerungen des Alters. Das<br />
trifft besonders auf das Weihnachtsfest<br />
zu. Frau Dombrowski erzählte<br />
lebendig von ihren Erinnerungen an<br />
das Christfest, so wie sie es in <strong>Dresden</strong><br />
erlebte. Heute wohnt sie im Ruheheim<br />
Bühlau in einem freundlichen<br />
Einzelzimmer mit Blick ins Grüne und<br />
Bildern, die die Familiengeschichte<br />
bewahren. „Klein, aber mein“ – sagt<br />
sie und betont, dass es dennoch ein<br />
Einschnitt war, aus der elterlichen<br />
Wohnung in <strong>Dresden</strong>-Johannstadt,<br />
wo sie vom 12. Lebensjahr an lebte,<br />
ins Ruheheim zu wechseln.<br />
Schon in ihrer Kindheit spielte das Klavier<br />
eine große Rolle. Zu Weihnachten<br />
wurde musiziert. Damals war die Trinitatiskirche<br />
in <strong>Dresden</strong>-Johannstadt<br />
nicht zerstört. Die Kirche war schön<br />
geschmückt und die Wohnung natürlich<br />
auch. Nach dem Kirchgang wurde<br />
der Christstollen angeschnitten. Und<br />
Weihnachten wie auch zu Silvester gab<br />
es Karpfen blau – eine Tradition nicht<br />
nur bei Familie Dombrowski. Im Glanz<br />
der Kerzen strahlte das Wohnzimmer.<br />
Der Vater hatte ein Modell für ein Puppenhaus<br />
aus Seiffen kommen lassen<br />
und danach das Puppenhaus selber<br />
zusammengebaut. Das besondere<br />
nehmer gestellt werden, die insbesondere<br />
soziale, umweltbezogene oder innovative<br />
Aspekte betreffen ...", heißt es im § 97 Abs.4<br />
des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen<br />
(GWG). Von verbindlichen Nachhaltigkeitskriterien<br />
noch weit entfernt ist damit<br />
immerhin eine gewisse Rechtssicherheit<br />
gegeben. Jetzt liegt es an den Ländern, Kommunen<br />
und Gemeinden, einen "zukunftsfähigen<br />
Konsum" zu realisieren. Dazu braucht es<br />
positive Beispiele und den Druck von unten.<br />
Ansätze gibt es.<br />
Im Vorstand der Diakionie-Stadtmission<br />
<strong>Dresden</strong> sind diese Dinge nicht nur bekannt,<br />
sie werden auch in beträchtlichem Maß<br />
umgesetzt. Wir sollten mehr darüber reden.<br />
Viele Kaufentscheidungen treffen ja die Einrichtungen<br />
selbst. Auch dabei gilt: Besser<br />
mit Nächstenliebe.<br />
Die <strong>Diakonie</strong>-Stadtmission <strong>Dresden</strong> bezieht<br />
die Möbel der Kindertageseinrichtungen<br />
sowie Spielzeuge und Bastelbedarf von<br />
der Firma Dusyma. Die Firma garantiert die<br />
Herstellung aller Produkte unter menschen-<br />
aber war, der vom Bruder in Laubsägearbeit<br />
gestaltete Dachgarten für das Puppenhaus.<br />
Die Gabentische waren viel bescheidener<br />
als heute.<br />
Die Kriegszeit brachte auch in der Weihnachtszeit<br />
Ängste, wenn die Sirenen heulten.<br />
Das Jahr 1945 war schlimm. Der Bruder<br />
war im Krieg gefallen, und die Stadt <strong>Dresden</strong><br />
Frau Dombrowski am Klavier im Ruheheim<br />
Bühlau<br />
würdigen Bedingungen und schließt Kinderarbeit<br />
komplett aus, auch bei Zulieferern.<br />
Das Unternehmen produziert hauptsächlich<br />
in Deutschland und dem europäischen Ausland.<br />
Dusyma betreibt eigene Produktionsstätten<br />
in Schorndorf, Brandenburg und im<br />
Erzgebirge. Von dort kommen beispielsweise<br />
auch die Möbel für die neue Kita in der Hospitalstraße.<br />
Entscheidungen dieser Art sollen in Kirchgemeinden<br />
und kirchlichen Einrichtungen<br />
selbstverständlich werden. Deshalb<br />
wurde 2008 unter der Schirmherrschaft der<br />
großen Kirchen in Deutschland mit dem Projekt<br />
"Zukunft einkaufen" begonnen (www.<br />
zukunft-einkaufen.de).<br />
Inzwischen beteiligen sich über 100 Kirchengemeinden<br />
und Projektpartner an der<br />
Umsetzung.<br />
Friedrich Brachmann<br />
war am 13. Februar zerstört worden. Familie<br />
Dombrowski hatte Glück: Das Mietshaus in<br />
der Blasewitzer Straße 6 war einigermaßen<br />
unzerstört geblieben.<br />
Das Frühjahr brachte das ersehnte Kriegsende.<br />
Das Leben wurde noch bescheidener.<br />
Die Mutter ging zum Hamstern zu den<br />
Bauern nach Malschendorf aufs Schönfelder<br />
Hochland und bettelte um Kartoffeln.<br />
Nicht immer waren sie freundlich: „Fix, fix,<br />
Frau Dombrowski kommt, macht schnell die<br />
Türen zu!“ Und manchmal kam sie mit leeren<br />
Taschen wieder zurück. „Wir haben gehungert<br />
wie nie zuvor.“ Und trotzdem: Auch<br />
dann gab es wieder einen Christbaum mit<br />
Wasserbehälter. Doch der Bruder fehlte. Er<br />
wollte Pilot werden… Die Familie hatte sich<br />
verändert und das Lebens ringsum auch.<br />
Heute freut sich Frau Dombrowski auf die<br />
schönen Feiern im Ruheheim Bühlau in der<br />
Gemeinschaft der Bewohner und Mitarbeiter.<br />
Über ein kleines Geschenk und einen<br />
Besuch würde sie sich wieder sehr freuen.<br />
Und die Musik ist ihr noch immer wichtig:<br />
Gerne sitzt sie am Klavier im Andachtsraum<br />
oder nimmt die Flöte zur Hand. Unser<br />
Gespräch beendet sie mit dem schönen<br />
Satz des Dresdner Malers Ludwig Richter:<br />
„Aus dem Reich der Erinnerungen kann uns<br />
niemand vertreiben.“<br />
Harald Wachsmuth<br />
2. Ausgabe Dezember 2010 8
„Weihnachten allein“<br />
Das ist für viele Menschen ein sensibles<br />
Thema. Tiefe Gefühle kommen auf, die meist<br />
aus der eigenen Kinderstube her rühren. Da<br />
kommen Erinnerungen an die Familie mit<br />
ihrer Geborgenheit, Liebe und Wärme sowie<br />
an den Lichterglanz der Weihnachtsstube<br />
hoch. Durch Erwartungen und Heimlichkeiten<br />
in der Adventszeit stieg die Spannung<br />
bis zum Heiligabend und dann die Entspannung<br />
nach dem Öffnen der Weichnachtsstube.<br />
Da ist sie, die Freude über schenken<br />
und beschenkt werden.<br />
„Weihnachten allein“ wird von vielen so<br />
empfunden:<br />
Da ist nichts mehr geblieben von dem, was<br />
Weihnachten einst einmal ausmachte. Traditionen<br />
und Bräuche werden zunehmend<br />
vernachlässigt. Für wen auch? Doch nicht<br />
für mich alleine. Selbstmitleid, Traurigkeit,<br />
Resignation und Depressionen können<br />
die Folge sein. Das verschließt häufig die<br />
Herzen für die frohmachende Weihnachtsbotschaft.<br />
Das Thema Einsamkeit bekommt<br />
in dieser Zeit besonders die Telefonseelsorge<br />
zu hören. Menschen suchen nach<br />
einem Gesprächspartner, der ihre Einsamkeit<br />
besonders am Heiligen Abend zu<br />
überbrücken hilft. Vor allem betroffen sind<br />
Menschen, die in keinem sozialen Netz aufgefangen<br />
werden, die keinen Bekanntenkreis<br />
oder keine Freunde haben.<br />
Es ist eine gute Sache, dass es in <strong>Dresden</strong><br />
9<br />
Nachtcafés<br />
Ein Ort nicht nur für Wohnungslose<br />
Mit Beginn der kalten Jahreszeit öffnen<br />
Dresdner Kirchgemeinden wieder ihre<br />
Nachtcafés.<br />
Bis Ende März 2011 wechseln sich vier<br />
evangelische und zwei katholische Kirchgemeinden<br />
sowie die Heilsarmee ab. Damit<br />
finden Wohnungslose an jedem Tag der<br />
Woche einen provisorischen Schlafplatz,<br />
bekommen Getränke, eine warme Mahlzeit<br />
und ein gemeinsames Frühstück. Die<br />
Wohnungslosen haben in den Nachtcafés<br />
die Möglichkeit zu duschen, ihre Wäsche zu<br />
waschen und trocknen zu lassen.<br />
Neben Wohnungslosen sind in den letzten<br />
Jahren mehr und mehr vereinsamte Frauen<br />
und Männer gekommen. Manche von ihnen<br />
sind früher obdachlos gewesen, haben<br />
inzwischen eine Wohnung, aber fühlten sich<br />
dort häufig allein. Das macht die Nachtcafès<br />
zu einem Ort der Begegnung. Der Austausch<br />
untereinander und mit den ehrenamtlichen<br />
Helfern und Verantwortlichen ist wichtig für<br />
verschiedene offene Angebote am Heiligen<br />
Abend gibt.<br />
So lädt die Psychosoziale Kontakt- und<br />
Beratungsstelle der Stadtmission <strong>Dresden</strong><br />
am Heiligen Abend von 10-14 Uhr in ihr<br />
Haus zur weihnachtlichen Begegnung ein.<br />
Im Anschluss daran wird der Besuch einer<br />
Christvesper angeboten.<br />
Weiterhin lädt die Heilsarmee zum „Heilig<br />
Abend auf dem Schiff“ und das Haus<br />
der Kirche (Dreikönigskirche) zum „Fast<br />
wie Daheim, Heiliger Abend im Haus der<br />
Kirche“ ein.<br />
Letzteres wird im Wechsel von dem Haus<br />
der Kirche, der <strong>Diakonie</strong>-Stadtmission <strong>Dresden</strong><br />
und dem Ökumenischen Informationszentrum<br />
gestaltet. Rund 60 – 70 Besucher<br />
treffen sich ab 16:30 Uhr im weihnachtlich<br />
geschmückten Speisesaal. Wer kein kleines<br />
Wichtelgeschenk mit hat, kann für einen<br />
Euro eins erwerben, einpacken und mit unter<br />
den Weihnachtsbaum legen. Dieser wird zu<br />
Beginn von einigen geschickten Besuchern<br />
mit Basteleien geschmückt. Nach dem Kaffeetrinken<br />
ist Gelegenheit, die Christvesper<br />
in der Dreikönigskirche zu besuchen. Während<br />
dieser Zeit bereiten die ehrenamtlichen<br />
Helfer das Abendbrot vor. Durch die großzügige<br />
Unterstützung der Dresdner Tafel<br />
ist eine reichhaltige Verpflegung gesichert.<br />
Nach dem Abendbrot ist Bescherung, die<br />
Wichtelgeschenke werden verteilt.<br />
diese Menschen. Deshalb dürfen sie nun<br />
offiziell bis 22.30 Uhr bleiben und müssen<br />
dann nach Hause gehen.<br />
Die Nachtcafés finanzieren sich ausschließlich<br />
über Sach- und Geldspenden. Lediglich<br />
die Personalkosten der drei Betreuer sind<br />
über den Zuschuss aus einem Bundesprogramm<br />
gedeckt. Ihre Spende hilft, die Arbeit<br />
der Nachtcafès zu unterstützen.<br />
Volker Wendlandt<br />
Spendenkonto:<br />
Empfänger: Ev.-Luth. Kirchgemeinde<br />
<strong>Dresden</strong>- Loschwitz<br />
Konto-Nr.: 100 190 028<br />
BLZ: 850 951 64<br />
Bank: LKG Sachsen eG<br />
Stichwort: Wohnungslosen-Nachtcafé<br />
�Titel<br />
Thema<br />
Mit Singen, Geschichten hören und<br />
Musik klingt der Abend gegen 21.30<br />
Uhr aus. Für die, denen der Nachhauseweg<br />
zu beschwerlich ist, steht<br />
ein kostenloser Fahrdienst durch die<br />
Johanniter oder Malteser bereit. Für<br />
Gäste und Helfer (die Übergänge sind<br />
fließend) ist dieser Abend wohltuend,<br />
alle gehen beschenkt nach Hause.<br />
Ein anderer Abend, wo das <strong>Allein</strong>sein<br />
schmerzlich empfunden wird, ist Silvester.<br />
Durch die Zusammenarbeit<br />
mit den Dresdner Nachtcafés bin ich<br />
auf fehlende Angebote aufmerksam<br />
gemacht worden. Die unendlich vielen<br />
Partys täuschen sicherlich darüber<br />
hinweg, dass es Menschen gibt, die<br />
besonders an diesem Abend unter<br />
Einsamkeit leiden. Es ist offenbar eine<br />
Lücke, die geschlossen werden kann,<br />
wenn sich Leute finden, die dazu<br />
Ideen entwickeln.<br />
Vorschläge und Ideen können Sie an<br />
mich richten.<br />
Ich bin zu erreichen unter<br />
Telefon: 0351-206 60 15 oder<br />
E-Mail: sozialberatung.nord@<br />
diakonie-dresden.de<br />
Allen eine gesegnete Zeit.<br />
Michael Mäthger
<strong>Allein</strong>sein und Einsamkeit<br />
Die zwei Seiten der Medaille<br />
„Wenn dich alles ver-<br />
lassen hat, kommt das<br />
<strong>Allein</strong>sein. Wenn du alles<br />
verlassen hast, kommt<br />
die Einsamkeit.“ Alfred Polgar<br />
In diesen zwei Sätzen sind die Unterschiede<br />
schon erklärt.<br />
Doch jeder Mensch hat seine persönliche<br />
Lebenslage.<br />
Junge Menschen wählen heute oft freiwillig<br />
die Einsamkeit. Sie grenzen sich<br />
bewusst von der Gesellschaft ab und<br />
demonstrieren ihre Unabhängigkeit.<br />
Es gibt aber auch die unfreiwillige Einsamkeit.<br />
Das passiert nach dem Tod<br />
eines Partners. Es entsteht ein tiefer<br />
Schmerz darüber, dass wir uns dem<br />
Menschen nicht mehr nahe fühlen und<br />
nicht mehr mit ihm teilen können, was<br />
in uns ist.<br />
Einsamkeit ist ein negatives Gefühl der<br />
Situation gegenüber.<br />
<strong>Allein</strong>sein dagegen bedeutet erst einmal<br />
nur, dass kein anderer Mensch bei<br />
uns ist.<br />
Das kann positiv oder negativ sein.<br />
<strong>Allein</strong>sein kann man wählen, wenn<br />
man wieder zu sich finden will oder um<br />
Abstand zu gewinnen.<br />
Ich habe letztens diese Unterschiede<br />
mit älteren Menschen besprochen.<br />
Sie leben alleine zuhause und waren<br />
zwischen 65 und 91 Jahren alt.<br />
Reformationstag<br />
Er bezieht sich auf den Anschlag der 95<br />
Thesen von Martin Luther am 31. Oktober<br />
1517 an eine Tür der Schlosskirche in Wittenberg.<br />
Diese Diskussionsgrundlage für die<br />
Studenten zog weite Kreise. Die katholische<br />
Kirche wurde damit hinterfragt. Es gab zahlreiche<br />
Diskussionen, nur eine Reform kam<br />
nicht zustande. So entwickelte sich daraus<br />
später die evangelisch-lutherische Kirche.<br />
Nun muss ja die Notwendigkeit von Veränderungen<br />
in der Kirche nicht immer gleich<br />
zur Gründung einer neuen führen. Wichtig<br />
2. Ausgabe Dezember 2010<br />
Der Wechsel oder das Ineinandergreifen<br />
von Einsamkeit und <strong>Allein</strong>sein begegnet<br />
ihnen täglich. Wie sie das erleben und damit<br />
umgehen, wurde kurz aufgeschriebenen.<br />
Vielleicht können wir diese Menschen besser<br />
verstehen, wenn wir ihre Sicht der positiven<br />
und negativen Aspekte lesen.<br />
Beginnen wir mit den positiven Seiten:<br />
• man kann tun und lassen was man will<br />
• den Tag einteilen, wie man möchte<br />
• keiner stört<br />
• man kann seine Kraft den Möglichkeiten<br />
entsprechend einsetzen<br />
• uneingeschränkt Zeit mit den Enkeln<br />
verbringen<br />
• unterliegt keinen Zwängen<br />
• hat keine Verantwortung mehr für<br />
den Partner<br />
• kann Stille genießen, wenn man danach<br />
verlangt<br />
Auf der negativen Seite war zu lesen:<br />
• manchmal fühlt man sich verlassen<br />
• alles muss man alleine machen<br />
• keine Möglichkeit Freude oder Schwierigkeiten<br />
zu teilen<br />
• niemand gibt seine Meinung dazu<br />
• niemand stößt einen an, etwas zu tun<br />
• viel Angst und Traurigkeit<br />
• man bekommt selten Anerkennung<br />
• das Bett neben einem ist leer und das<br />
wird sich nicht mehr ändern<br />
• man tut Dinge, die man eigentlich nicht<br />
möchte, nur um nicht einsam zu sein<br />
Ob gewollt oder nicht gewollt verändern<br />
sich Menschen unter dem Einfluss von Einsamkeit<br />
und <strong>Allein</strong>sein.<br />
KLEINES KIRCHENLEXIKON<br />
scheint aber, dass wir uns nicht auf alten<br />
Erkenntnissen ausruhen und dabei die jeweilige<br />
Realität aus dem Blick verlieren.<br />
Doppelpunkt:<br />
Nun freut sich heute auch jeder Nichtchrist<br />
in Sachsen über diesen Herbstfeiertag<br />
(außer 2010). Es bleibt die Frage, wie wir<br />
den Reformationstag seinem Namen entsprechend<br />
würdig begehen können.<br />
Wie wäre es, wenn wir ihn einmal dazu<br />
nutzten, mal all die Dinge in den Blick zu<br />
Haben wir Geduld, wenn viel Selbstbezogenes<br />
erzählt wird oder die Standpunkte von<br />
unseren abweichen. Suchen wir gemeinsam<br />
danach, wie Kontakt zu anderen Menschen<br />
oder eine Aufgabe gefunden werden kann.<br />
Das gilt für uns, die wir ohne Ende aktiv<br />
sind, sowohl im dienstlichen als auch im<br />
familiären Bereich.<br />
Helga Laskowski<br />
Seniorenberatung<br />
Foto: Michael Hänel<br />
nehmen, die uns von Gott abzulenken<br />
drohen. Vielleicht stecken darin<br />
Chancen, der Grundlage unsres<br />
Lebens ein neues Gewicht zu verleihen.<br />
Übrigens, Veränderungen hängen<br />
nicht am 31.Oktober. Der ist vorbei.<br />
Sehen Sie sich Ihr Leben einfach mal<br />
kritisch an und wenn nötig, schaffen<br />
Sie sich Ihren eigenen Reformationstag<br />
und wagen die notwendigen Veränderungen.<br />
Rolf Thielemann<br />
10
Demenz und Einsamkeit<br />
Wenn die Welt im Kopf verschwindet<br />
Der rüstige Senior, der noch weit jenseits der<br />
80 körperlich fit und geistig aktiv ist, kommt<br />
in der Fernsehwerbung oft vor, in der Realität<br />
aber ziemlich selten. Viel häufiger leben<br />
alte Menschen zurückgezogen in ihren Wohnungen,<br />
die sie kaum noch verlassen.<br />
Ursachen sind Verlust des Ehepartners, von<br />
Freunden und Verwandten oder Wegzug der<br />
Kinder. Das wirkt sich massiv auf die Gesundheit<br />
und geistige Aktivität aus.<br />
US-Forscher des Rush University Medical<br />
Center in Chicago haben herausgefunden,<br />
dass alte Menschen umso häufiger an einer<br />
Demenz erkranken, je einsamer sie sich<br />
fühlen. Bisher konnte nicht geklärt werden,<br />
wie Gefühle der Einsamkeit eine massive<br />
strukturelle Veränderung im Gehirn bewirken.<br />
Demenz stammt aus dem Lateinischen und<br />
bedeutet soviel wie „ohne Geist“, „des Verstandes<br />
beraubt“. Diese Bezeichnung wird<br />
aber dem Krankheitsbild nicht gerecht.<br />
Das Krankheitsbild einer Demenz ist unabhängig<br />
von der Ursache, stets durch<br />
Abnahme der Gedächtnisleistung und deutlicher<br />
Verminderung des Denkvermögens<br />
gekennzeichnet.<br />
Das Besondere liegt darin, dass sich beim<br />
Betroffenen Gedächtnis und Intelligenz immer<br />
mehr verschlechtern, obwohl vorher keine<br />
Einschränkungen vorhanden waren.<br />
Mit fortschreitender Demenz treten Schwierigkeiten<br />
auf, den tgl. Alltag zu meistern, das<br />
Leben unabhängig von Anderen zu gestalten.<br />
Es entsteht ein erheblicher Leidensdruck,<br />
der sich beim Einzelnen unterschiedlich ausdrückt.<br />
Bei einigen ist es der Rückzug aus der Gesellschaft,<br />
die Angst sich zu blamieren und beim<br />
Anderen kommt es zu Aggressionen.<br />
Besonders zu Beginn der Erkrankung unternehmen<br />
Betroffene alles, um ihre Irrtümer,<br />
Vergesslichkeiten und daraus entstehende<br />
Probleme zu verbergen. An der Demenz<br />
erkrankt im Grunde genommen nicht nur<br />
der Betroffene selbst, sondern die gesamte<br />
Familie.<br />
Ab einem bestimmten Lebenspunkt kann die<br />
Lebensführung nicht mehr ohne Hilfe bewältigt<br />
werden. Das Leben von Menschen mit<br />
Demenz ist mit vielen Verlusten und Ängsten<br />
verbunden, aber sie besitzen auch eine<br />
Vielzahl von Fähigkeiten, die sie als Person<br />
auszeichnen. Gefühle treten immer stärker in<br />
den Vordergrund und werden eine wichtige<br />
Ressource zur Verständigung. Persönliche<br />
Prägungen kommen zum Ausdruck wie Ordnungssinn,<br />
Freude an Musik, Singen oder<br />
Tanzen. Die Diagnose Demenz stellt für alle<br />
Betroffenen eine Herausforderung dar.<br />
Im günstigsten Fall leben Erkrankte und Angehörige<br />
bewusster, nehmen Möglichkeiten in<br />
Anspruch, die Zukunft zu planen, Hilfen zu<br />
organisieren, lange gehegte Wünsche umzu-<br />
11<br />
setzen, Dinge zu regeln. Die Diagnose stürzt<br />
aber auch viele in ein Gefühl der Verzweiflung,<br />
mit dem Gefühl einer nicht heilbaren<br />
Krankheit und in der Auseinandersetzung mit<br />
dem Tod.<br />
Für Betroffene ist es schmerzhaft, ihre Defizite<br />
zu erkennen und dass ihnen ihre unabhängige<br />
Lebensführung verloren geht.<br />
Mit der Zeit, wenn der Mensch vergisst, dass<br />
er vergisst, entsteht für ihn eine gewisse Entlastung,<br />
aber für Angehörige wird es immer<br />
belastender. Die Betreuung und Sorge um<br />
den geliebten Menschen bescheren ihnen<br />
einen „36-Stunden“ Tag. Sie arbeiten häufig<br />
bis an die Grenzen der Belastbarkeit und<br />
leiden oftmals unter Schuldgefühlen bei<br />
Inanspruchnahme professioneller Pflege und<br />
Betreuung. Angehörige plagen Selbstvorwürfe,<br />
die Versorgung des Erkrankten nicht<br />
mehr allein schaffen zu können.<br />
Beim Umzug in stationäre Einrichtungen<br />
nehmen diese Schuldgefühle meist noch<br />
zu. Deshalb benötigen auch Angehörige viel<br />
Verständnis und Hilfe. Jeder Veränderung<br />
geht ein schwieriger Entscheidungsprozess<br />
für Betroffene, Angehörige, Helfer und Institutionen<br />
voraus. Fallbesprechungen dienen<br />
dazu, eine tragfähige Lösung für alle zu<br />
finden. Nach einem Einzug ins Heim endet<br />
die professionelle Angehörigenbetreuung<br />
nicht. So gehört eine Angehörigenarbeit zur<br />
professionellen Versorgung Demenzkranker.<br />
Möglichkeiten dazu sind Hausbesuche vor<br />
dem Einzug, um Umfeld und Lebensumstände<br />
kennen zu lernen, Integration der<br />
Angehörigen in den Heimalltag, Aufnahmegespräche,<br />
Angehörigencafés, Angehörige<br />
zu Pflegevisiten und Fallbesprechungen einzuladen,<br />
gemeinsame Biografiearbeit, Unterstützung<br />
bei der Zimmergestaltung.<br />
Demente Menschen erkennen oft Angehörige<br />
nicht mehr. Sie vergessen, wer sie selbst<br />
�Titel<br />
Thema<br />
sind, was sie waren, was sie im täglichen<br />
Alltag brauchen. Aber sie leben,<br />
haben Bedürfnisse, Gefühle und Wünsche.<br />
Sie wollen Freude erfahren, nicht<br />
nur am Rande stehen. Gerade in dieser<br />
Lebensphase benötigen diese Menschen<br />
Zuwendung und Verständnis.<br />
Deshalb ist in den Häusern der Stadtmission<br />
ein Konzept zur Betreuung<br />
Demenzkranker integriert. Hier finden<br />
sie Begleitung auf dem jetzigen Lebensweg,<br />
Verständnis und Achtung.<br />
Die Gesamtkonzeption umfasst eine<br />
individuelle, biografieorientierte und<br />
aktivierende Pflege am aktuellen Stand<br />
der Kenntnis.<br />
Wir versuchen, die Selbstständigkeit<br />
mit Hinblick auf vorhandene Ressourcen<br />
so lange wie möglich zu erhaltenen.<br />
Einen wichtigen Punkt stellt die<br />
Biografiearbeit dar, um jede individuelle<br />
Lebensgeschichte in den Pflegeprozess<br />
einzubeziehen.<br />
Die Bezugs- bzw. Gruppenpflege<br />
nimmt einen wichtigen Stellenplatz<br />
in unserer täglichen Arbeit ein. Dem<br />
Bewohner wird dadurch das Gefühl der<br />
Vertrautheit, Geborgenheit vermittelt.<br />
Auf auftretende Veränderungen oder<br />
Besonderheiten kann somit schnell<br />
reagiert werden. Der Verlust der Häuslichkeit<br />
stellt für die Bewohner meist<br />
das größte Problem dar, deshalb fördern<br />
wir den Kontakt zu Angehörigen.<br />
Die Integration jedes Einzelnen<br />
in Beschäftigungsangebote fördert die<br />
vorhandenen Ressourcen und steigert<br />
die Lebensqualität. Das Leben mit<br />
dementen Menschen ist eine der größten<br />
Herausforderungen für alle Mitarbeitenden<br />
unserer Einrichtungen.<br />
Kerstin Lattermann
Nie allein und trotzdem einsam<br />
Wir leben in einer multimedialen Welt,<br />
die uns global miteinander vernetzt<br />
und ständig über unsere Freunde auf<br />
dem Laufenden hält. Dank Internet<br />
und diversen Plattformen und den<br />
sogenannten Social Networks (sozialen<br />
Netzwerken) können wir mitteilen,<br />
wo wir uns gerade befinden, was wir<br />
tun und zur Veranschaulichung auch<br />
gleich per Handy ein Foto ins Internet<br />
stellen. Seiten wie Facebook und<br />
studivz erfreuen sich größter Beliebtheit<br />
und vermitteln das Gefühl, mehr<br />
Freunde den je zu haben. Aber wie<br />
ist das, wenn man immer unter Strom<br />
steht, ständig Leute kennenlernt und<br />
unterwegs ist?<br />
Zwei Frauen beschreiben Situationen,<br />
in denen sie sich trotz vieler Kontakte<br />
einsam fühlen. Nie allein und trotzdem<br />
einsam, sind sie auf der Suche nach<br />
Liebe und Anerkennung.<br />
Uta Dutschke<br />
Eigentlich dürfte ich mich nicht beklagen.<br />
Ich sehe gut aus, bin gebildet<br />
und erfolgreich im Beruf. Mir ist es<br />
nie schwer gefallen, Freunde oder<br />
einen Partner zu finden. Richtig allein<br />
war ich noch nie. Rückblickend kann<br />
ich sagen, dass ich früher von einer<br />
Beziehung in die nächste gehüpft bin.<br />
Auch nach meiner Scheidung hatte ich<br />
gleich wieder einen Partner. Wir hatten<br />
uns über das Internet kennen gelernt<br />
und es hat gefunkt. <strong>Allein</strong>sein kenne<br />
ich nicht und ich tue auch alles erdenkliche,<br />
damit dieser Zustand nicht ein-<br />
"Sie haben fünf neue Nachrichten"! Ich hatte<br />
mich todesmutig vor 14 Tagen auf das Experiment<br />
Singlebörse im Internet eingelassen<br />
und mittlerweile war schon ein echtes Suchtpotential<br />
erkennbar. Eigentlich hatte ich<br />
mir nichts davon versprochen oder erhofft,<br />
hatte meine Kontaktdaten eingegeben, ein<br />
paar Fotos hochgeladen und die flirtwilligen<br />
Mehr-oder-weniger-Singlemänner eher belächelt.<br />
Was sollte das auch bringen? Ich war<br />
kontaktfreudig, gern und viel unterwegs und<br />
hatte kaum Berührungsängste, was das Kennenlernen<br />
fremder Menschen betraf. Trotzdem<br />
war es im Internet etwas anderes. Man<br />
konnte in aller Ruhe die unterschiedlichen<br />
Profile durchklicken, bei Bedarf nach Körpergröße,<br />
Gewicht oder Anzahl der erreichten<br />
Beliebtheitspunkte sortieren. Quasi ein<br />
bunter Katalog voller Möglichkeiten. Jetzt<br />
musste der vermeintliche Traummann nur<br />
noch anbeißen. Selbst das war einfacher als<br />
im „realen Leben“ weil man er erst einmal<br />
„nur“ etwas schreiben musste oder auf die<br />
einfallsreichen Mails antworten. Erstaunlich<br />
allerdings, wie viele Date-Angebote<br />
tritt. Ich gehe zum Sport, treffe Freunde, gehe<br />
ins Theater, zu Konzerten. Mein Kalender ist<br />
gut gefüllt-nur nicht allein sein, lautet die<br />
Devise. Dabei täte es mir sicher gut, einmal<br />
mit mir allein zu sein, mich auszuhalten. Ich<br />
bin trotzt meiner Partnerschaft einsam.<br />
Mein Lebenspartner kann nichts dafür. Er<br />
kümmert sich liebevoll um mich und würde<br />
ich ihm von meiner Einsamkeit erzählen,<br />
könnte er es nicht verstehen. Einsamkeit hat<br />
oftmals nichts mit unserem Umfeld zu tun.<br />
Einsamkeit spielt sich in unserem Kopf und<br />
in unseren Herzen ab. Wir empfinden einen<br />
�Titel<br />
Thema<br />
frau innerhalb weniger Tage bekommt. Da<br />
gibt es zum Beispiel den „Schmusebär71“,<br />
der nicht so ist wie alle anderen und seiner<br />
Traumfrau jeden Wunsch von den Augen<br />
ablesen möchte oder den „Froschkönig“,<br />
der wahrscheinlich gerade aus dem Märchen<br />
gesprungen ist und das tägliche Leben<br />
eher mit einer romantischen Blumenwiese<br />
verwechselt. Harmlos im Gegensatz zu den<br />
wirklich harten Kerlen, wie zum Beispiel „wilderTiger66“,<br />
der nicht nur gezähmt werden<br />
will, sondern gleichzeitig für nächsten Freitag<br />
in seine Wohnung zum gemeinsamen<br />
Stelldichein einlädt. Das Internet schafft Illusionen<br />
und jeder rückt sich ins beste Licht.<br />
Beim realen Treffen kommt nicht selten die<br />
Ernüchterung. Der 34jährige Geschäftsmann<br />
ist in Wahrheit 43, aus einem Krankenpfleger<br />
wird schnell mal ein Arzt und der 1,90 m<br />
große Volleyballer entpuppt sich als pummeliger<br />
Sportmuffel. Die wahre Liebe über das<br />
Internet zu finden, habe ich aufgegeben. Für<br />
das eigene Ego sind Singlebörsen fantastisch.<br />
Nur leider sitzt man trotzdem weiterhin<br />
einsam vorm PC.<br />
Anja W.<br />
Mangel. Es fehlt etwas, aber was? Ich habe<br />
einen großen Freundeskreis und bin gern<br />
unter Menschen. Die Einsamkeit ist dennoch<br />
mein ständiger Begleiter. Mehr Liebe, mehr<br />
Anerkennung, mehr Aktion - alles muss bis<br />
zur Superlative gesteigert werden, dabei vergessen<br />
wir den wichtigsten Menschen, nämlich<br />
uns selbst.<br />
Ich brauche auch mal Ruhe, muss mich<br />
zurückziehen können, mich mal „raus<br />
nehmen“, wie man so schön sagt. Immer<br />
und überall präsent sein zu wollen, nichts<br />
verpassen, hohe Erwartungen an sich selbst<br />
zu haben- das macht einsam.<br />
Ich muss versuchen, mir mehr Zeit für mich<br />
zu nehmen, um mich selber kennen zu lernen<br />
und in mir selbst einen Freund zu finden. Erst<br />
wenn mir das gelingt, werde ich mich nicht<br />
mehr einsam fühlen.<br />
Silke U.<br />
2. Ausgabe Dezember 2010 12
Gedanken zur Einsamkeit<br />
Einsamkeit hat mindestens<br />
zwei Gesichter. Sie zeigt ihr<br />
doppeltes Antlitz mehr oder<br />
weniger in folgenden Zitaten:<br />
„Einsamkeit ist Seelennahrung; in der Stille<br />
kommt dem Geiste rechte Geistesoffenbarung.“<br />
Friedrich Wilhelm Weber prägte<br />
diesen Spruch. Kurt Tucholsky meint dagegen:<br />
„Das ist schwer ein Leben zu zwei'n.<br />
Nur eins ist schwerer: einsam sein.“<br />
Die Geisteswissenschaften stimmen eher<br />
Friedrich Wilhelm Weber zu. Sehen ihre Vertreter<br />
doch vorrangig positive Aspekte, „ im<br />
Sinne einer geistigen Erholungsstrategie,<br />
die notwendig sein kann, um die Gedanken<br />
zu ordnen oder Kreativität zu entwickeln.“<br />
Einsamkeit als Kraftquelle für innere Stärkung,<br />
als Raum, in dem ich wieder zu mir<br />
selber finde.<br />
Jesus ist den Weg des <strong>Allein</strong>seins, der<br />
Einsamkeit gegangen, hat 40 Tage in der<br />
Wüste gebetet und gefastet, berichtet uns<br />
die Bibel. Die Mönche im vierten Jahrhundert<br />
taten es ihm gleich, zogen in die Wüste,<br />
um sich im Loslassen und der Einsamkeit<br />
zu üben. Dabei fühlten sie sich nicht allein<br />
gelassen, gar verlassen. Vielmehr spürten<br />
sie eine Verbundenheit mit allem, mit sich<br />
selbst, mit der Natur, mit Gott. Der griechische<br />
Mönch Ponticus, ein Vertreter dieser<br />
Zeit, schrieb:<br />
„Ein Mönch ist ein Mensch, der sich von<br />
allem getrennt hat und sich doch mit allem<br />
verbunden fühlt“.<br />
Einsamkeit als Mittel der Entschleunigung,<br />
als ein fremder, mitunter bedrohlicher Berg,<br />
der, aber einmal erklommen, völlig neue,<br />
auch ungeahnte Lebensperspektiven eröffnen<br />
kann. Nur muss man sich die Mühe<br />
machen, diesen Berg zu besteigen. Das ist<br />
nicht immer einfach, bisweilen beschwerlich.<br />
Kann es doch sein, dass ich diese Stille,<br />
dieses <strong>Allein</strong>sein nicht ertragen kann. Auch<br />
kann es sein, dass ich von da oben in manchen<br />
Abgrund meiner Seele schauen muss<br />
und mir dadurch selbst begegne. Wer hält<br />
dann meine Hand, schenkt Trost, trocknet<br />
meine Tränen? Und doch hört man es immer<br />
wieder von Menschen, die diesen „Aufstieg“<br />
gewagt haben, dem Anblick standhielten,<br />
dem <strong>Allein</strong>sein nicht auswichen.<br />
Innere Zerrissenheit wurde überwunden,<br />
das Ich-selbst-sein wurde neu entdeckt. Im<br />
<strong>Allein</strong>sein kam es zur Berührung mit dem<br />
Wesentlichen. Der Mönch Amseln Grün<br />
übersetzt dieses Wesentliche als Eins-Sein,<br />
was er wie folgt beschreibt:<br />
„In solchen Augenblicken fühle ich mich eins<br />
13<br />
mit mir, einverstanden mit meiner Lebensgeschichte,<br />
eins mit der Schöpfung, eins<br />
mit Gott und eins mit allen Menschen. Zeit<br />
und Ewigkeit fallen in solchen Momenten in<br />
eins.“<br />
Sollten Friedrich Wilhelm Weber und alle<br />
die, welche diesen Weg gegangen sind,<br />
recht behalten, kann Einsamkeit durchaus<br />
eine Chance für Menschen sein, dem eigenen<br />
Leben eine neue, lebendige Perspektive<br />
zu verleihen.<br />
Vertreter der Sozialwissenschaften erblicken<br />
dagegen ähnlich wie Kurt Tucholsky in<br />
der Einsamkeit einen Mangel, unter dem der<br />
Mensch leidet. „Es ist nicht gut, dass der<br />
Mensch allein sei …“ unterstreicht das Alte<br />
Testament eindringlich. Da mutet es schon<br />
etwas paradox an, wenn in den Millionenstädten<br />
unserer Erde immer mehr Menschen<br />
über Einsamkeit klagen, welche schwer auf<br />
der Seele lastet. Tür an Tür lebend, in einer<br />
hochmodernen Welt, mit noch nie dagewesenen<br />
Kommunikationsmöglichkeiten,<br />
trotzdem einsam. Dieses zweite Gesicht der<br />
Einsamkeit ist nicht selbst gewählt, sondern<br />
es zieht ungeniert seine Grimassen auf des<br />
Menschen Weg in die Vereinzelung, in die<br />
Verlassenheit, manchmal bis hin in die totale<br />
soziale Isolation. „Während in früheren Jahrhunderten<br />
die Einbindung des Einzelnen in<br />
die Gemeinschaft eine Selbstverständlichkeit<br />
war, hat sich dieser Automatismus im<br />
Zuge der Industrialisierung teilweise aufgelöst.“<br />
Dem Gang in die soziale Isolation und<br />
Verlassenheit geht der Prozess der Individualisierung<br />
voran, den in seiner radikalen<br />
Form vorwiegend die westlichen Industriegesellschaften<br />
durchlaufen haben. Wie weit<br />
hier Grenzen überschritten wurden, davon<br />
künden all die Verstorbenen, deren Ableben<br />
in der eigenen Wohnung in Stadt X oder Y<br />
erst nach Wochen oder Monaten bemerkt<br />
wurde. Auch die Tatsache, dass Verlassenheit<br />
bzw. Vereinzelung nicht nur aus sozialpsychologischer<br />
Betrachtung als Vorstufe,<br />
gar Auslöser von Volkskrankheiten wie<br />
Depression oder Alkoholismus gelten, sollte<br />
Anlass zur Nachdenklichkeit sein.<br />
In Anbetracht des Geschriebenen erscheint<br />
Einsamkeit mit ihren beiden Gesichtern als<br />
Segen und Fluch zugleich. Friedrich Wilhelm<br />
Weber und Kurt Tucholsky haben zwei<br />
Wahrheiten über ein Phänomen aus ihrer<br />
jeweiligen Perspektive beschrieben, welches<br />
die Menschheit seit Urzeiten begleitet.<br />
Wie wir mit diesen Erkenntnissen umgehen,<br />
kann durchaus unsere eigene Lebensqualität<br />
beeinflussen. Aber auch die Lebensqualität<br />
der Menschen, für die wir Verantwortung<br />
tragen, die uns anvertraut sind und für die<br />
wir als Christen Licht in dieser Welt sein<br />
sollen.<br />
Andreas Kratzsch<br />
Nahender Winter<br />
Dagmar Zimmermann<br />
Draußen fallen gelbe Blätter<br />
und der Wind weht sie davon.<br />
Ach, was ist das für ein Wetter!<br />
Und dich, Winter, riech’ ich schon.<br />
Gibst dem Herbst die ersten Fröste,<br />
machst die Wiesen morgens weiß.<br />
Und ich sammle mir und röste<br />
Esskastanien mit Eis.<br />
Stehst am Eingang noch und wartest<br />
auf den Schritt über die Schwelle.<br />
Den Sommer über du verharrtest<br />
Gott sei Dank an andrer Stelle.<br />
Dort sind sie froh, dass du jetzt gehst.<br />
Geh, mit schnellem Schritt und Füßen!<br />
Doch so, wie du jetzt vor mir stehst,<br />
mag ich dich noch nicht begrüßen.<br />
Nistest dich in meine Kleider<br />
ein und lässt mich richtig frieren.<br />
Frühling, Sommer, Herbst sind leider<br />
schon am Geh’n und Abmarschieren.<br />
Ach, könnt’ ich sie doch nur halten,<br />
die Besucher, warm und sacht.<br />
Du jagst sie fort mit der geballten<br />
Faust, mit Kälte und mit Macht.<br />
Nein, sie kommen nicht mehr wieder.<br />
Oh, ich werde sie vermissen!<br />
Und du? Du fährst mir in die Glieder<br />
und hast sie einfach rausgeschmissen<br />
aus dem Jahr, das nun bald endet<br />
und vor dir jetzt stramme steht .<br />
Hast die Blätter dir gewendet<br />
die vorhin noch bunt geweht.<br />
Bringst mir nun die ersten Flocken<br />
für all das, was du genommen.<br />
Damit willst du mich jetzt locken?<br />
Einverstanden. Sei willkommen!<br />
Foto: D. Zimmermann
Lust auf Einsamkeit?<br />
Ein Interview von Friedemann Dietzel, Mitarbeiter des<br />
Niklashof mit seinem Klienten Jens:<br />
Jens, du warst viel unterwegs in<br />
deinem Leben, meist allein und du hast<br />
mir erzählt, dass du oft die Einsamkeit,<br />
das <strong>Allein</strong>sein suchst. Dazu entscheidest<br />
du dich oft zu sehr eigenen<br />
„Wegen“, überbrückst weite Strecken<br />
ohne Geld, bist ohne Wohnung, willst<br />
unabhängig von anderen sein. Du bist<br />
gerade von einer dreimonatigen Wanderschaft<br />
zurück gekehrt, warst zu Fuß<br />
unterwegs an die Ostsee und zurück.<br />
Was drängt dich zum <strong>Allein</strong>sein, zur<br />
Einsamkeit, zur Abgeschiedenheit?<br />
<strong>Allein</strong>sein ist für mich wie eine Kur, das<br />
erspart mir viele Schmerztabletten.<br />
Ich bin ein Suchtmensch und da ist<br />
<strong>Allein</strong>sein für mich eine Zeit des Verzichtes.<br />
<strong>Allein</strong>sein und in Einsamkeit<br />
zu sein ist für mich der selbstgewählte<br />
Ausbruch vom Uniformen, ist für mich<br />
ein Gegenpol zur Versklavung in dieser<br />
Gesellschaft und somit ein Freiheitsgewinn.<br />
Es ist Urlaub von der Masse, ein<br />
Ziel, das ich mir häufig erlaufe.<br />
Wann spürst du den Wunsch nach<br />
dem Einsamkeitsgefühl?<br />
Wenn ich zu vollgesogen bin, voll von<br />
der Stadt und den vielen Menschen,<br />
wenn ich das Gefühl habe, nichts<br />
mehr aufnehmen zu können, wenn ich<br />
menschenmüde bin. Dann kommt der<br />
Wunsch nach der Einsamkeit. Da muss<br />
ich den Stecker ziehen, da muss ich<br />
zwischendurch mal weg. Wenn die Flut<br />
an Informationen und Begegnungen<br />
überhand nimmt, ist das <strong>Allein</strong>sein für<br />
mich ein Fluchtpunkt.<br />
Und wenn es Zeit wird für meine<br />
Grundtraurigkeit, die mich träumen<br />
lässt, dann suche ich mir Orte zum<br />
Wohlfühlen. Diese Sehnsucht nach<br />
Ruhe finde ich dann in der Natur, da<br />
kann ich stundenlang einer Spinne<br />
beim Netzbau zusehen. Da tanke ich<br />
Kraft, auch für meine nächsten Begegnungen.<br />
Wie lange ich dies brauche, ist<br />
sehr unterschiedlich, das können dann<br />
schon mal ein paar Wochen werden.<br />
Ist der Begriff der Einsamkeit für dich<br />
immer positiv besetzt?<br />
Es gibt diese Einsamkeit, die von der<br />
Gesellschaft bewusst produziert wird,<br />
wo man sich ausgeschlossen fühlt, weil<br />
man nicht mithalten kann. Wenn man<br />
das so sieht, steht die Armut in Gefahr,<br />
blöde zu machen. Aber unabhängig<br />
vom Geld habe ich dazu so Bilder von<br />
endlosem Fernsehen gucken, sich den<br />
ganzen Tag mit Essen zu beschäftigen,<br />
weil man keinen anderen Sinn im Leben<br />
2. Ausgabe Dezember 2010<br />
hat. Vielleicht hat es deshalb bei mir bisher<br />
nie lange mit einer Wohnung geklappt, da<br />
ich nicht stillstehen will und ohne Sinn aus<br />
dem Fenster gucken möchte und mich die<br />
pure Bequemlichkeit lähmt. Auch wenn es<br />
mir manchmal gesundheitlich schon ziemlich<br />
schlecht geht, habe ich immer noch ein<br />
Fieber nach Leben in mir.<br />
Mit meinem angestrebten Einsamkeitsgefühl<br />
hat das jedoch nichts zu tun. Da meine ich<br />
eine Form von Einsamkeit, die nicht krank<br />
macht. Dazu brauche ich – zumindest über<br />
ein paar Wochen auch mal kein Geld. Ich<br />
habe die Erfahrung gemacht, dass ich die<br />
bekloppten 50 Cent für ein Frühstück schon<br />
irgendwie finde. Ich brauche auch nicht drei<br />
Schnitten, sondern nur eine. Und ich meine,<br />
dass jeder Mensch die Pflicht hat, sich mit<br />
sich zu beschäftigen, sich auszuhalten. Das<br />
ist zwar manchmal der Hammer und nicht<br />
einfach, aber das schafft man denke ich<br />
nur, wenn man sich die Zeit zum <strong>Allein</strong>sein<br />
nimmt.<br />
Welche Bilder stehen für dich mit Einsamkeit<br />
in Verbindung?<br />
Wenn ich Maler wäre, gäbe es auf meinen<br />
Bildern keine Menschen. Das Birkenwäldchen<br />
ist mir da näher. Als Bild fällt mir<br />
dann noch Wasser, das Meer ein. Wenn ich<br />
<strong>Allein</strong>sein und dieses Gefühl, eins zu sein,<br />
mit mir haben möchte, muss ich laufen. Ich<br />
bin eigentlich ein Mensch der Vorwärtsbewegung.<br />
Am Wasser ist dann Schluss, spätestens<br />
an der Ostsee, da ist eine Sperre,<br />
eine Grenze. Am Wasser geht es für mich<br />
dann nicht weiter, außer zurück. Da wird<br />
dass Wasser für mich zum Ruhepunkt,<br />
dort werde ich zur Ruhe gezwungen, muss<br />
verweilen. Wasser hat etwas Reinigendes,<br />
dort kann ich meine Festplatte sortieren.<br />
Foto: Michael Hänel<br />
Und die Seeluft macht hungrig, hungrig auf<br />
Neues. Hier in <strong>Dresden</strong> gehe ich jeden Tag<br />
der Elbe Guten Morgen sagen.<br />
Das klingt so, als ob du ein absoluter Einzelgänger<br />
bist?<br />
Ich suche auch Menschen und Begegnungen,<br />
Leben ist Begegnung. Ich liebe auch<br />
die Stadt, doch da gibt es dann schnell<br />
Grenzen, wo es für mich keinen Sinn hat<br />
mitzumachen, nur um dazu zugehören. Da<br />
habe ich andere Prinzipien. Doch gegen<br />
den Strom schwimmen macht automatisch<br />
einsam. Ein Vorzug ist da auch, dass ich<br />
wenig Geld brauche, das macht unabhängig<br />
und authentisch.<br />
Noch ein Schlusswort zur Einsamkeit?<br />
Einsamkeit oder <strong>Allein</strong>sein ist für mich<br />
häufig der Weg, um Glück zu spüren,<br />
manchmal auch nur Bruchteile von Sekunden.<br />
Ich schaffe das nicht so recht, dies<br />
in Worte zu fassen. Es ist jedoch ein sehr<br />
angenehmer Zustand. <strong>Allein</strong>sein ist für<br />
mich die Möglichkeit, bei mir zu sein, das<br />
ist ein Luxus, den ich mir gönne, so was<br />
wie mein Champagner.<br />
Friedemann Dietzel<br />
Foto: Michael Hänel<br />
14
<strong>Allein</strong>sein heißt nicht, einsam zu sein<br />
Vom Arbeitsalltag in der ambulanten Pflege<br />
<strong>Allein</strong>sein ist dadurch gekennzeichnet, dass<br />
kein Mensch bei uns ist. Es kann positiv<br />
oder auch negativ sein. Wir selbst wählen<br />
uns diesen Zustand, um über Geschehenes<br />
nachzudenken und Situationen zu verarbeiten<br />
oder auch, um Abstand von einem zum nächsten<br />
Patienten zu gewinnen. Solange wir uns<br />
mit Angelegenheiten anderer beschäftigen,<br />
müssen wir nur wenig über uns selbst nachdenken.<br />
Einsamkeit ist für uns, wenn kein Gesprächspartner<br />
vorhanden ist, um Erlebtes gemeinsam<br />
zu verarbeiten. "<strong>Allein</strong>sein" und "Einsamkeit"<br />
sind also nicht dasselbe-dennoch eng miteinander<br />
verbunden.<br />
Wir sind zwei Mitarbeiterinnen der <strong>Diakonie</strong><br />
Sozialstation (DSS) Freital, deren Betriebszughörigkeit<br />
15 Jahre unterscheidet, aber gleiche<br />
Empfindungen und Ängste verbinden uns.<br />
Jede hat ihre eigene Art, mit dem <strong>Allein</strong>sein<br />
und der Einsamkeit im Dienst umzugehen.<br />
Eher durch Zufall habe ich, Schwester Svea,<br />
vor 17 Jahre zur DSS Freital gefunden. Es war<br />
eine große Umstellung, jetzt allein unterwegs<br />
zu sein, da ich früher in der Kinderkrippe gearbeitet<br />
habe und immer Kollegen in der Nähe<br />
waren. Persönlicher Kontakt war jederzeit<br />
möglich. Mit den Jahren habe ich eine Liebe<br />
zum Beruf entwickelt. Mir bereitet es Freude,<br />
den älteren Menschen die Möglichkeit zu<br />
geben, ihren Lebensabend zu Hause zu ver-<br />
Stimmen in der Nacht<br />
Wenn ich nachts durch <strong>Dresden</strong> fahre und mir<br />
ein vereinzelt leuchtendes Fenster begegnet,<br />
denke ich manchmal, ob hier wohl gerade<br />
jemand mit einem der ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />
am Telefon spricht?<br />
Die Einsamkeit kann gerade in einer schlaflosen<br />
Nacht besonders erdrückend sein. Ein<br />
Anruf bei der Telefonseelsorge kann hier Entlastung,<br />
vielleicht Beruhigung für die Nacht<br />
bringen.<br />
Das Gefühl der Einsamkeit hat viele Facetten<br />
und begegnet den Telefonseelsorgern in<br />
vielen Gesprächen. Oft wird sie nicht deutlich<br />
benannt, sie wird aber wahrnehmbar im<br />
Gespräch. Wenn dann dieses Gefühl einmal<br />
ausgesprochen und benannt werden kann,<br />
bringt das schon Erleichterung. Für den Anrufer<br />
wird spürbar, hier ist jemand, der mich versteht<br />
und ohne Angst und Abwehr sich meinem<br />
Gefühl der Einsamkeit stellt. Denn Einsamkeit<br />
ist ein sehr unangenehmes Gefühl, das hilflos<br />
und ohnmächtig macht. Im Gespräch am<br />
Telefon geht es nicht um Ratschläge, Verbesserungsvorschläge<br />
oder Beruhigung. Es geht<br />
um das Wahrnehmen und das Dabeibleiben.<br />
In ihrem Alltag erfahren einsame Menschen<br />
15<br />
bringen. Mit der Zeit habe ich mich an die<br />
Fahrten allein im Auto gewöhnt. Es lässt mir<br />
Zeit, in der ich über Erlebtes beim Patienten<br />
und deren Sorgen nachdenken kann.<br />
Manchmal wäre es schön, man hätte einen<br />
Kollegen in greifbarer Nähe, mit dem man<br />
sich austauschen könnte wie im stationären<br />
Bereich. Daher ist der Austausch mit Kollegen<br />
nur sporadisch möglich.<br />
Ich, Schwester Katrin, suchte im Erziehungsjahr<br />
meines Kindes eine neue Herausforderung.<br />
Da ich gelernte Altenpflegerin<br />
bin, wollte ich in diesem Bereich auch tätig<br />
werden. Nach Recherchen auf dem Arbeitsmarkt<br />
bin ich zur <strong>Diakonie</strong> gekommen.<br />
Mittlerweile sind 2 ½ Jahre vergangen und<br />
ich fühle mich bis heute in meinem Kollektiv<br />
wohl. Da ich die Ausbildung im stationären<br />
Bereich absolvierte, hatte ich keine<br />
Erfahrung im ambulanten Dienst. Man war<br />
solche menschlichen Beziehungen nicht<br />
mehr. Äußere und innere Isolation sowie der<br />
Mangel an sozialen Kontakten kann eine<br />
Vorstufe zur Depression oder von negativen<br />
Bewältigungsstrategien, wie Alkoholkonsum<br />
o.ä., sein.<br />
So wie folgendes Beispiel oder ähnlich<br />
lauten viele Geschichten von Anruferinnen<br />
und Anrufern.<br />
Da ist die verwitwete Anruferin, die außerhalb<br />
<strong>Dresden</strong>s im ländlichen Bereich lebt.<br />
Sie ist inzwischen alt geworden, die Kinder<br />
sind alle weggezogen, weil sie hier in der<br />
Region keine Arbeit gefunden haben. Die<br />
kleine Rente und körperliche Beschwerden<br />
hindern sie daran, aktiv am Leben teilzunehmen.<br />
In ihrer näheren Umgebung gibt<br />
es wenig kulturelle oder soziale Angebote.<br />
Freunde und Bekannte von früher sind wegzogen<br />
oder schon verstorben. Einsamkeit<br />
hat sich langsam in ihren Alltag eingeschlichen.<br />
Telefonseelsorge heißt hier menschliche<br />
Begegnung, d.h. zuhören, mit-tragen und<br />
mit-aushalten.<br />
Häufig sind Anrufende der Telefonseelsorge<br />
psychisch kranke Menschen. Auch<br />
sie können auf Grund ihrer Erkrankung in<br />
plötzlich auf sich allein gestellt. Die<br />
Zeit allein im Auto ist für mich manchmal<br />
bedrückend, da keine Gespräche<br />
im Moment möglich sind. Sie gibt mir<br />
aber die Möglichkeit, Erlebtes zu verarbeiten<br />
und darüber nachzudenken.<br />
Die Ängste, die ich hatte, waren neu<br />
für mich. Ich hatte plötzlich Angst,<br />
in Notsituationen allein zu sein. Neu<br />
waren der intensivere Umgang mit<br />
Angehörigen, das Wohnumfeld und<br />
die Gewohnheiten der Patienten. An<br />
der Arbeit mit älteren Menschen gefällt<br />
mir die individuelle Betreuung in der<br />
Häuslichkeit. Inzwischen ist die Situation<br />
aber nicht mehr neu und ich sehe<br />
viele Dinge meiner täglichen Arbeit<br />
mit mehr Verständnis und Akzeptanz.<br />
Nach vollendeter Arbeit ein Lächeln<br />
oder eine Umarmung ist eine schöne<br />
Bestätigung unserer Patienten.<br />
<strong>Allein</strong>sein ermöglicht es uns manchmal,<br />
uns einfach so zu verhalten und<br />
zu benehmen, wie wir möchten, uns<br />
unserer Gedanken bewusst zu werden<br />
und einen eigenen Rhythmus zu<br />
finden.<br />
Trotz Ängsten und <strong>Allein</strong>sein im Dienst<br />
haben wir viel Freude am Beruf.<br />
Schwester Svea und Schwester Katrin<br />
innere und äußere Einsamkeit geraten.<br />
So mancher wendet sich ab, weil Überforderung<br />
und Angst im Umgang mit<br />
einem psychisch kranken Menschen<br />
eine große Rolle spielen.<br />
Aber auch Menschen, die scheinbar<br />
viele Kontakte haben, in einer Familie<br />
leben und berufstätig sind, können sich<br />
sehr einsam fühlen. Beziehungskonflikte,<br />
Lebenskrisen, Probleme mit den<br />
Kindern, die Unfähigkeit miteinander<br />
Konflikte und Probleme zu besprechen,<br />
führen vor allem zu innerer Einsamkeit.<br />
Im Alltag lassen sie sich ihre inneren<br />
Gefühle nicht anmerken. So mancher<br />
Anrufer oder Anruferin beginnt das<br />
Telefongespräch mit dem Satz:“ Ich<br />
muss einfach mal mit jemandem sprechen,<br />
denn darüber habe ich noch mit<br />
niemandem gesprochen.“<br />
Ich bin der Meinung, es ist eine Herausforderung,<br />
sich wachsender Einsamkeit<br />
in unserer Gesellschaft zu stellen.<br />
Angebote zu schaffen, die beziehungslosen,<br />
einsamen Menschen die Möglichkeit<br />
bieten, ein Ohr zum Zuhören<br />
zu finden – ein Angebot menschlicher<br />
Beziehung. Susanne Reichert
Weg Exerzitien in HohenEichen<br />
Schon längere Zeit verspürte ich den<br />
Wunsch, einmal nur für mich da zu<br />
sein und Gott in der Ruhe näher zu<br />
kommen, als dies im Familienalltag<br />
möglich ist. Auch suchte ich Hilfe, um<br />
eine wichtige Entscheidung zu treffen.<br />
Bereits im vorigen Jahr erlebte ich<br />
einen „Stillen Tag “ im Haus der Ev.<br />
Landeskirche in Grumbach. Auf der<br />
Fahrt im Bus dahin hatte ich noch<br />
ein wenig Bedenken, wie ich die Zeit<br />
von 9 -17 Uhr im Schweigen erleben<br />
würde. Doch ich erfuhr die stärkende<br />
Kraft des Gebetes und der Stille ganz<br />
intensiv in einem Kreis von 12 weiteren<br />
Teilnehmern. Dies wollte ich<br />
unbedingt in diesem Jahr länger erleben.<br />
Freunde und Kollegen hatten mir<br />
vom Haus HohenEichen der Jesuiten<br />
in Pillnitz erzählt und machten mich<br />
Während des Evangelischen Kirchentages,<br />
der vom 7. bis 10.Juli<br />
1983 in <strong>Dresden</strong> statt fand, bot der<br />
<strong>Dresden</strong>er Arzt Dr. Hartmut Kirschner<br />
seine private Telefonnummer<br />
als „Telefon des Vertrauens“ an. Kirchentagsbesucher<br />
und <strong>Dresden</strong>er<br />
riefen an, weil sie ein vertrauliches<br />
Gespräch wünschten. Diese positive<br />
Resonanz auf das Angebot weckte<br />
die Initiative zur Gründung einer Ökumenischen<br />
Telefonseelsorge. 1984<br />
begannen die Vorbereitungen des<br />
Unternehmens mit Unterstützung<br />
und unter dem Schutz der Evangelisch-Lutherischen<br />
Landeskirche, der<br />
Römisch-Katholischen Kirche und<br />
der Evangelisch-Methodistischen<br />
Kirche. Koordinierung und fachliche<br />
Verantwortung übernahm eine ehrenamtlich<br />
Leitungsgruppe.<br />
1985 wurden 54 Frauen und Männer<br />
neugierig. So lernte ich dieses besondere<br />
Fleckchen Erde mit seinen Bewohnern<br />
im Mai zu einem „Brunnentag“ schon mal<br />
kennen und wusste sofort, hierher komme<br />
ich wieder! Die herrliche Lage am Elbhang in<br />
einem großen parkartigen Gelände mit den<br />
namengebenden, hohen Eichen ist einzigartig!<br />
Darin verstecken sich stille Ecken zum<br />
Rückzug und Träumen. Ganz besonders<br />
lud mich die schlichte, helle und kunstvoll<br />
gestaltete Kapelle zur Andacht ein!<br />
Da ich gern wandere, habe ich mir jetzt zum<br />
Sommerausklang die Weg Exerziten über<br />
fünf Tage ausgesucht und war gespannt,<br />
wie die geistlichen Übungen in die „Wandertage“<br />
eingebettet sein würden.<br />
So verabschiedete mich meine Familie<br />
nach einer Wanderung in der Umgebung<br />
am Sonntagabend zum Abendessen bei der<br />
Unterkunft.<br />
Nach dem Essen machten wir uns in einer<br />
Vorstellungsrunde miteinander bekannt<br />
und sprachen von unseren Wünschen und<br />
Vorstellungen für die gemeinsame Zeit. Die<br />
Gruppe bestand aus neun teilnehmenden<br />
Menschen aus dem ganzem Bundesgebiet<br />
sowie Pater Petrus Köst und Frau Ursula<br />
Weßer als Leitungsteam. Es war interessant<br />
zu hören, wie die verschiedenen Personen,<br />
vom Priester, Theologieprofessor, Krankenhausseelsorger,<br />
der Strafgefangenenhelferin,<br />
über Beamtinnen und eine Lehrerin auf<br />
Die Telefonseelsorge <strong>Dresden</strong><br />
feiert 25jähriges Bestehen<br />
für eine Ausbildung ausgewählt und<br />
geschult. Am 2.Januar 1986 war es dann<br />
soweit: In einem Raum der Stadtmission<br />
<strong>Dresden</strong> begann der Dienst der ersten Telefonseelsorge<br />
in der DDR. Täglich von 17 bis<br />
23 Uhr hatte jemand unter der Rufnummer<br />
54430 ein Ohr zum Zuhören.<br />
Am Sonntag, dem 23.Januar 2011 soll für<br />
das 25jährige Bestehen der Ökumenischen<br />
Telefonseelsorge <strong>Dresden</strong> im Rahmen<br />
eines Gottesdienstes um 18 Uhr in der<br />
Frauenkirche gedankt und Gottes Segen<br />
für die weitere Arbeit erbeten werden.<br />
Am Gottesdienst werden die Bischöfe der<br />
Ev.-Luth. Landeskirche und des Röm.-Kath.<br />
Bistums <strong>Dresden</strong>-Meißen Jochen Bohl und<br />
Joachim Reinelt teilnehmen.<br />
Alle Leserinnen und Leser, alle Mitarbeitenden<br />
des Diakonischen Werkes-Stadtmission<br />
<strong>Dresden</strong> e.V. sind hiermit herzlich eingeladen.<br />
Eckart König, Bereichsleiter Telefonseelsorge<br />
�Titel<br />
Thema<br />
der Suche waren und sind. Eine Suche, die<br />
auch mich bewegt. Wie ist es möglich, im<br />
Glauben zu wachsen und aus innerer Klarheit<br />
und Stärke heraus den Alltag zu gestalten?<br />
Von Montag bis Donnerstag verlief unser<br />
Tag so: Um 8 Uhr kurzes Morgenlob in Form<br />
einer Abdacht mit Gebet und Lied im Seminarraum,<br />
Frühstück, 8:45 Uhr Vorstellung<br />
des Tagesweges, 9:45 Uhr Start, Rückkehr<br />
zwischen 15 Uhr und 16:30 Uhr, Kaffeetrinken,<br />
18 Uhr Abendbrot, 20 Uhr Messe<br />
in der Kapelle, danach Schweigen bis zum<br />
Morgen. Während des Weges gab es jeweils<br />
in der Hälfte der Zeit bis zum Mittag und in<br />
der Hälfte bis zur Rückkehr ein Bibelwort<br />
aus dem Lukasevangelium zum Bedenken<br />
und dafür wurde die Zeit danach im Schweigen<br />
gegangen.<br />
Die Wege führten uns an zwei Tagen in<br />
der näheren Umgebung des Hauses über<br />
Rockauer Höhe, Borsberg und Meixmühle<br />
sowie den Keppgrund mit seiner Mühle<br />
herum. Am Dienstag unternahmen wir von<br />
der Oberen Schleuse bei Hinterhermsdorf<br />
eine Schleusenfahrt und hatten vom<br />
Königsplatz eine herrliche Aussicht bis weit<br />
nach Böhmen hinein. Am Mittwoch liefen wir<br />
von Wehlen über Naundorf auf den kleinen<br />
Bärenstein, stiegen Richtung Thürmsdorf<br />
ab und liefen den Malerweg zum Rauenstein<br />
und von diesem wieder nach Wehlen<br />
zurück.<br />
Am letzten Tag stiegen wir nach dem Frühstück<br />
mit der kompletten Ausrüstung für<br />
eine Messe in der Natur ein Stück den Berg<br />
hinter dem Haus hinauf. Dort gibt es einen<br />
gesegneten Platz mit super Aussicht. Hier<br />
hielten wir die Abschlussmesse und ich fand<br />
es ganz wunderbar passend zu den vergangenen<br />
Tagen. Bei der letzten gemeinsamen<br />
Mahlzeit, dem Mittagessen, wurden noch<br />
Adressen getauscht und Einladungen ausgesprochen.<br />
Eine herzliche Verabschiedung und der<br />
Wunsch, sich im nächsten Jahr hier wieder<br />
zu sehen, sprachen wohl den Meisten aus<br />
dem Herzen.<br />
Katrin Fritzsche<br />
2. Ausgabe Dezember 2010 16
„…und kaum seh‘ ich ein Menschengesicht,<br />
so hab ich’s wieder lieb…“ (Goethe)<br />
Ein Interview<br />
mit Herrn Prof. H. Römer zum<br />
Thema <strong>Allein</strong>sein im Alter<br />
H. Wachsmuth: Herr Prof. Römer, fühlen<br />
Sie sich im Alter allein oder gar einsam? Ist<br />
<strong>Allein</strong>sein unabdingbar mit einem Aufenthalt<br />
im Altenpflegeheim verbunden?<br />
Prof. Römer: Es ist noch immer ein häufiges<br />
Vorurteil, dass man im Pflegeheim allein sei.<br />
Doch das ist eben ein Vorurteil. Es kommt<br />
auf uns selber an, die Gelegenheiten zu<br />
nutzen, die sich auch bieten. Zeitweise ist<br />
<strong>Allein</strong>sein schon da und auch sinnvoll. Die<br />
Ruhe tut gut und ist für mein Wohlbefinden<br />
wichtig. Auf die neue Situation mussten<br />
meine Frau und ich uns einstellen. Das war<br />
und ist nicht immer einfach. Wir telefonieren<br />
täglich, sonnabends kommt sie aus <strong>Dresden</strong><br />
zu mir nach Freital. So können wir einander<br />
Anteil an unserem Leben geben.<br />
H. Wachsmuth: Seit wie vielen Jahren leben<br />
Sie nun im Bodelschwingh-Heim in Freital?<br />
Prof. Römer: Seit fast zwei Jahren lebe ich jetzt<br />
im Bodelschwingh-Heim. Freunde sagten zu<br />
mir, so ein Heim haben wir in Berlin nicht. Es<br />
ist ein gutes Gefühl, hier leben zu können,<br />
auch wenn nicht alles vollkommen ist. Die<br />
Arbeitskräfte haben alle Hände voll zu tun,<br />
und wenn jemand ausfällt, wird das schnell<br />
zum Problem. Es gibt viele Angebote, wie wir<br />
unsere Zeit nutzen können. Ältere Menschen<br />
brauchen beides: geplante Veranstaltungen<br />
17<br />
und die spontanen Zusammenkünfte in der<br />
Cafeteria oder bei Spaziergängen.<br />
H. Wachsmuth: Eine kleine Bibliothek haben<br />
Sie mit in Ihr Zimmer genommen. Welches<br />
sind für Sie wichtige Schriftsteller, die Sie<br />
auch im Alter lesen möchten?<br />
Prof. Römer: Gerne mache ich mich noch<br />
immer bei Goethe und Puschkin kundig.<br />
Einige Romantiker haben im Regal ihren<br />
Platz: Theodor Fontane darf auch nicht<br />
fehlen, auch Heinrich Heines autobiographische<br />
Reflexionen und seine Lyrik nehme ich<br />
gerne zur Hand, ja auch die Gedichte von<br />
Wilhelm Müller, die Franz Schubert so wunderbar<br />
vertont hat. Das wichtigste geistige<br />
Erlebnis Ende des 20. Jahrhunderts sind für<br />
mich die philosophischen Überlegungen von<br />
Hannah Arendt mit dem Buch „Vita activa<br />
oder vom Tätigen Leben“. Und beim Lesen<br />
und Nachdenken ist das Altwerden hilfreich:<br />
Es stellt sich Gelassenheit im Rückblick auf<br />
das Leben ein.<br />
H. Wachsmuth: Ältere Menschen haben ihre<br />
ganz eigene, z.T. sehr lange und bewegte<br />
Lebensgeschichte, von der sie geprägt<br />
sind. Macht das im Alter ein aufeinander<br />
Zugehen und einen Austausch unter den<br />
Bewohnern schwieriger?<br />
Prof. Römer: Das aufeinander Zugehen<br />
braucht gerade im Alter Gelegenheiten.<br />
Räume der Begegnung sind gut für zwangloses<br />
ins Gespräch kommen. Die gibt es im<br />
Bodelschwingh-Heim zahlreich. Ich kann<br />
mich mit Bewohnern und dem Pflegeperso-<br />
nal gut über Fragen des Alltags austauschen.<br />
Mit manchen Bewohnern<br />
entstehen auch tiefer gehende Gespräche.<br />
Wichtig sind aber auch die Ehrenamtlichen,<br />
die dafür zur Verfügung<br />
stehen. Die Mitarbeiter sind ja doch<br />
vorrangig mit der Pflege befasst. Auch<br />
die Andacht und die damit verbundenen<br />
spontanen Gespräche haben eine<br />
gewisse belebende Wirkung.<br />
H. Wachsmuth: „Das Leben ist eine<br />
Baustelle.“ – so lautet der Titel eines<br />
Filmes aus den 1990er Jahren. Gilt<br />
das auch noch für das Alter? Woran<br />
würden Sie gerne noch bauen wollen?<br />
Prof. Römer: Ja, das gilt auch noch<br />
im Alter, wenn es die Gesundheit und<br />
die Kräfte zulassen. Auf mich bezogen<br />
heißt das: Buchlesungen und Vorträge,<br />
eben das, was ich kann. Eine erste<br />
Buchlesung haben wir schon veranstaltet.<br />
Die Resonanz hätte größer sein<br />
können. Und doch war sie erfolgreich.<br />
Das wollen wir gerne noch einmal probieren.<br />
Die Vorbereitungen dafür laufen<br />
schon. Wir brauchen dafür natürlich<br />
die Unterstützung, besonders für das<br />
Bekanntmachen der Lesungen.<br />
H. Wachsmuth: Herr Professor Römer,<br />
vielen Dank für das Gespräch. Ich<br />
wünsche Ihnen eine ausgefüllte Zeit<br />
im Bodelschwingh-Heim und weitere<br />
interessante Begegnungen.<br />
Harald Wachsmuth<br />
Kindermund<br />
�<br />
Es ist gerade die Zeit der Wirtschaftskrise,<br />
Firmenvorstände und Managergehälter<br />
sind täglich in der politischen<br />
Diskussion. In der Schule wird über ein<br />
Buch von Max von der Grün gesprochen<br />
mit dem Titel “Die Vorstadtkrokodile”.<br />
Die Kinder sollen das Buch zu Hause<br />
lesen. Tom kommt nach Hause und<br />
sagt: “Mutti, wir müssen ein Buch lesen.<br />
Das heißt “Die Vorstandskrokodile”!<br />
Wir �sind mit den Kindern des Kindergartens<br />
unterwegs und kommen an<br />
einem alten Abrisshaus vorbei, welches<br />
grade aufgrund mangelnder öffentlicher<br />
Toiletten von einem Bürger auch als<br />
solche benutzt wird. Ein Kind will uns<br />
auf die Ruine aufmerksam machen und<br />
sagt: “Guck mal, Dagmar, da steht eine<br />
Urine”!<br />
Gesammelt von Dagmar Zimmermann<br />
2. Ausgabe Dezember 2010
Hurra, es geht ans Meer!<br />
Ferienfahrt für Kinder des AbenteuerBauspielplatz Prohlis und des KJH Pixel<br />
Voller Vorfreude traf sich am<br />
29.06.2010 eine Gruppe von neun<br />
Leuten am Kinder- und Jugendhaus<br />
Pixel, um gemeinsam in die Ferien zu<br />
starten. Sechs Kinder des AbenteuerBauspielplatz<br />
Prohlis und des KJH<br />
Pixel gingen mit zwei BetreuerInnen<br />
und einer Praktikantin auf die lange<br />
Reise nach Dranske/ Bakenberg auf<br />
die Insel Rügen.<br />
Tapfer hielten alle Kinder (und auch der<br />
Bus) die siebenstündige Fahrt bei 36<br />
Grad durch und riesig war die Freude,<br />
als wir den Campingplatz direkt am<br />
Angelscheinlehrgang und Safari<br />
Wir stehen immer wieder vor der selben<br />
Herausforderung, eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung<br />
zu finden, die uns<br />
und unsere Jugendlichen gleichermaßen<br />
fasziniert. Preiswert oder kostenlos<br />
sollte sie sein und darüber hinaus<br />
noch pädagogisch wertvoll. Gelegenheiten<br />
kreieren, wo wir vor allem mit<br />
unseren eher wortkargen Jugendlichen<br />
unverfänglich ins Gespräch kommen,<br />
können wir sehr gut. Aus Erfahrung<br />
wissen wir, dass die besten Gespräche<br />
beim gemeinsamen Tun entstehen,<br />
bei der gemeinsamen Beschäftigung<br />
mit einem Gegenstand (beim Pilgern,<br />
beim Autofahren, beim Schrauben am<br />
Fahrrad etc.). So ist es nicht verwunderlich,<br />
dass die wenigen Angler unter<br />
uns diese Methode bereitwillig, zum<br />
Beispiel im Rahmen von Betreuertagen,<br />
nutzten. Immer wieder wurden<br />
wir dabei von unseren Jugendlichen<br />
angesprochen, ob es eine Möglichkeit<br />
gibt, selber den Angelschein erwerben<br />
zu können. Prinzipiell geht das. Wer<br />
mindestens 14 Jahre alt ist und einen<br />
Strand erreichten.<br />
Natürlich ging es sofort ans Meer, schließlich<br />
war es für fast alle Kinder die erste Reise<br />
überhaupt.<br />
Die nächsten Tage waren ausgefüllt mit der<br />
ein oder anderen kleinen Streiterei, aber vor<br />
allem mit baden, Salzwasser schmecken,<br />
Kleckerburgen bauen und Hühnergötter<br />
sammeln. Die größten Höhepunkte für die<br />
Kinder waren der Sonnenuntergang über<br />
dem Meer, der Ausflug ans Kap Arkona<br />
und der Besuch eines Fischrestaurants (der<br />
Umsatz von Fischstäbchen stieg an diesem<br />
Tag beträchtlich...).<br />
Aber vor allem die gemeinsamen Stunden<br />
bei den Mahlzeiten und zwei gemeinsam<br />
gefeierte Geburtstage waren für alle toll und<br />
haben die Kinder zusammen geschweißt.<br />
Die fünftägige Reise wurde aus den Spenden<br />
des Aufwind Kinder- und Jugendfonds<br />
<strong>Dresden</strong> e.V. und der Kollekte des Ostergottesdienstes<br />
der Stadtmission <strong>Dresden</strong><br />
finanziert. Wir danken Ihnen im Namen der<br />
Kinder sehr für Ihre Spenden. Ohne diese<br />
wäre die Reise nicht möglich gewesen!<br />
Kathrin Schulz<br />
Gemeinsame Angelsafari im Sommer im mecklenburgischen Platschow<br />
vorbereitenden Lehrgang absolviert hat,<br />
kann die entsprechende Sachkundeprüfung<br />
ablegen. Aus 900 Prüfungsfragen müssen<br />
60 Fragen im „Multiple-Choice-Verfahren“<br />
richtig beantwortet werden. Angeln dürfte<br />
man dann immer noch nicht. Der Angelschein<br />
muss für die Anzahl der gewählten<br />
Jahre gekauft werden. Außerdem muss man,<br />
will man nicht ständig die teuren Tageskarten<br />
kaufen, Mitglied in einem Angelverein<br />
werden und so die zusätzlich benötigte<br />
Erlaubniskarte erwerben. Fast jeder der hier<br />
benannten Punkte ist für die von uns betreuten<br />
Jugendlichen problematisch und stellt<br />
ein unüberwindbares Hindernis dar.<br />
Die allerwenigsten Jugendlichen schaffen<br />
trotz praktischer Begabung den zum Teil<br />
sehr biologielastigen Theorieteil des Lehrgangs.<br />
Es müssen immerhin zusätzlich<br />
zum Schulalltag knapp 30 Stunden Theorie<br />
2. Ausgabe Dezember 2010 18
vermittelt werden (Allgemeine Fischkunde,<br />
Spezielle Fischkunde, Gewässerkunde,<br />
Gesetzeskunde und Gerätekunde). Unsere<br />
Jugendlichen können sich zum Teil nur sehr<br />
kurz konzentrieren, sind leicht ablenkbar<br />
und werden mit Fragen konfrontiert, dessen<br />
Nutzen für die spätere Praxis eher zweifelhaft<br />
ist (Bsp.: Anatomie des Atlantischen<br />
Störes – der in Sachsen ausgestorben ist.).<br />
Hinzu kommt der finanzielle Aspekt. Der<br />
Kurs kostet je nach Anbieter zwischen 100<br />
– 240 Euro. Hier wären unsere Jugendlichen<br />
zusammen mit anderen Interessenten in<br />
einem Lehrgang integriert, und das bei eigener<br />
eingeschränkter „Gruppentauglichkeit“.<br />
Die Prüfung kostet 30 Euro, der Fischereischein<br />
pro Jahr 11 Euro, die Mitgliedschaft<br />
im Verein für Jugendliche knapp 30<br />
Euro plus Aufnahmegebühr, die bei jedem<br />
Verein variiert.<br />
Hinzu kommt, dass die meisten Dresdner<br />
Vereine keine neuen Mitglieder aufnehmen<br />
und auf Kinder und Jugendliche aus dem<br />
Bereich der Erziehungshilfen (man erkennt<br />
sie immer zweifelsfrei an der Anschrift „Kinderhaus<br />
RABE“) nur gewartet haben.<br />
Philipp aus dem Kinderhaus Rabe<br />
Da kam das Angebot der „Royal–Fishing–<br />
Kinderhilfe“ aus Hamburg gerade recht. Die<br />
Stiftung unterstützt benachteiligte Kinder<br />
und Jugendliche beim Erwerb des Angelscheins<br />
und bei der späteren Ausübung<br />
des Hobbys. Die Royal-Fishing- Kinderhilfe<br />
finanzierte für 7 unserer Jugendlichen einen<br />
Angelscheinlehrgang, die dazugehörige Prüfung,<br />
eine Angelausrüstung und stellte bei<br />
Bestehen der Prüfung eine gemeinsame<br />
Angelsafari im Sommer im mecklenburgischen<br />
Platschow in Aussicht. Gleichzeitig<br />
organisierte ich den Lehrgang und einen<br />
Verein, der die Gruppe anschließend aufnehmen<br />
sollte. Und so kam es, dass 6 der<br />
teilnehmenden Jugendlichen die Prüfung<br />
bestanden und heute stolze Besitzer ihres<br />
eigenen Angelscheins sind. Der Jugendliche,<br />
der nicht bestand, hatte augenscheinlich<br />
nicht gelernt, nahm die Chance der Wiederholungsprüfung<br />
nicht wahr und zog wenige<br />
Tage danach in seine eigene Wohnung.<br />
Schade, denn auch für ihn wäre es sinnvoll<br />
19<br />
Severin präsentiert stolz seinen Fang<br />
gewesen. Vielleicht holt er die Prüfung zu<br />
einem späteren Zeitpunkt nach. Die anderen<br />
Lehrgangsteilnehmer wurden im Verein<br />
„Weiß Grün <strong>Dresden</strong> Neustadt“ aufgenommen<br />
und sind jetzt aktive Mitglieder, die sich<br />
zum Beispiel mit Arbeitseinsätzen am Vereinsleben<br />
beteiligen. Dieser Punkt war mir<br />
sehr wichtig, da ich bei aller Freude über<br />
die vielen „Geschenke“ auch einen persönlichen<br />
Einsatz der Jugendlichen erwarte. So<br />
behält das Erreichte seinen Wert, so kann<br />
fehlendes Geld mit „Men-Power“ ausgeglichen<br />
werden.<br />
Die Angelsafari fand vom 28.06. – 01.07.<br />
2010 in Platschow statt und fand ein geteiltes<br />
Echo. Während die Jugendlichen eher<br />
begeistert waren, stieß uns als erfahrene<br />
Angler das angebotene Angeln am Zuchtteich<br />
unangenehm auf. Die Situation ist<br />
unrealistisch. Die Fische haben keine natürliche<br />
Scheu und beißen auf so gut wie jeden<br />
angebotenen Köder. Catch & Release, eine<br />
Max, Severin und Peter posieren vorm See<br />
von uns praktizierte Methode kann<br />
im Forellenzuchtteich natürlich nicht<br />
angewandt werden. Aber was tut man<br />
nicht alles für seine „Kids“. Angenehm<br />
waren die Gespräche am Teich mit<br />
unseren Jungs, aber auch mit anderen<br />
Jugendlichen und Betreuern aus Einrichtungen<br />
der stationären Kinder- und<br />
Jugendhilfe aus dem gesamten Bundesgebiet.<br />
Hier waren wir als Betreuer<br />
auf unsere Jugendlichen stolz, die sich<br />
gut benehmen konnten, rücksichtsvoll<br />
verhielten und auch viel positives Feedback<br />
von anderen Kollegen erhielten.<br />
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass<br />
Hans Zach (Eishockeytrainer der Hannover<br />
Scorpions) Robert Hänel aus<br />
dem Oberen Kreuzweg 5 einen Pokal<br />
für den größten geangelten Fisch (105<br />
cm) der Gruppe am Ende der Safari<br />
übergab.<br />
Reinhard Fries<br />
Bereichsleitung sKJH<br />
2. Ausgabe Dezember 2010
Untertonstudio im Ehrenamt<br />
Ehrenamt ist ein Modewort. Überall wird<br />
es gefördert, um einerseits Beteiligungsmöglichkeiten<br />
zu schaffen, andererseits<br />
aber auch um zusätzliche Kraft in unseren<br />
Arbeitsfeldern zu gewinnen. Die<br />
Die Mitglieder-<br />
versammlung 2010<br />
Am 27. September fand die diesjährige<br />
Mitgliederversammlung des Diakonischen<br />
Werkes – Stadtmission<br />
<strong>Dresden</strong> e.V. statt. Direktor Stolte und<br />
Wirtschaftsprüfer Herr Hummel berichteten<br />
über die Entwicklung des Vereins<br />
im vergangenen Jahr und gaben einen<br />
Ausblick auf die Herausforderungen des<br />
Jahres 2011.<br />
Aufgrund der angekündigten erheblichen<br />
Kürzungen des Freistaates Sachsen<br />
im Bereich der Suchthilfe, der<br />
Psychiatrie und der Offenen Jugendarbeit<br />
wird der Verein schwierigere Zeiten<br />
durchstehen müssen. Die Kürzungen<br />
in der Förderung wird der Verein nicht<br />
ausgleichen können. Daher muss, wenn<br />
es so kommen sollte, in den Suchtberatungsstellen,<br />
den Kontakt- und Beratungsstellen<br />
für psychisch Kranke und<br />
in der Offenen Jugendhilfe das Angebot<br />
eingeschränkt werden. Dieses ist<br />
nicht sinnvoll, da dadurch den Rat und<br />
Hilfe suchenden Menschen weniger<br />
geholfen werden kann. Die Anzahl der<br />
Menschen, die die Einrichtungen aufsuchen<br />
geht jedoch nicht zurück. Die<br />
Mitgliederversammlung hat zudem die<br />
Entlastung des Vorstandes und des<br />
Aufsichtsrates für den Jahresabschluss<br />
2009 beschlossen. Zudem wurden<br />
neue Mindestbeitragssätze für Vereinsmitglieder,<br />
die nach dem 01.10.2010<br />
Mitglieder werden, beschlossen. Diese<br />
betragen für Privatpersonen 30,- Euro /<br />
Jahr und für juristische Mitglieder (Vereine,<br />
Kirchgemeinden) 50,- Euro / Jahr.<br />
Dieser Mindestbeitragssatz gilt nicht<br />
für alle Vereinsmitglieder, die vor dem<br />
01.10.2010 Mitglieder wurden. Für alle<br />
Fördermitglieder gibt es keinen Mindestmitgliedsbeitrag.<br />
Ich danke ausdrücklich allen, die die<br />
<strong>Diakonie</strong> – Stadtmission <strong>Dresden</strong> aktiv<br />
unterstützen. Dieses ermöglicht uns<br />
auch dort zu helfen, wo es keine ausreichende<br />
oder gar keine Refinanzierung<br />
durch Kostenträger gibt.<br />
Direktor Christoph Stolte<br />
Telefonseelsorge <strong>Dresden</strong>: durchgehend<br />
24 Stunden erreichbar über die<br />
kostenfreie Rufnummer: 0 800 / 111 0<br />
111 oder 0 800 / 111 0 222<br />
Formen und Einsatzorte sind dabei sehr unterschiedlich<br />
und diese Bereicherung ist unersetzlich.<br />
In einem kleinen aber feinen Projekt<br />
unseres Trägers ist dies für mich ganz besonders<br />
deutlich geworden. Der Student Patrick<br />
Ament leitet seit einigen Jahren die Geschicke<br />
des Untertonstudios. Sie kennen es nicht?<br />
In der Jugendszene in <strong>Dresden</strong> ist es vielen<br />
ein Begriff. Manch eine inzwischen regional<br />
bekannte Band hat hier, im Gewölbekeller der<br />
Hauptgeschäftsstelle, ihre erste Tonaufnahme<br />
eingespielt. Unzählige junge Menschen haben<br />
seit 1992 ihre Musik geprobt, eingespielt,<br />
verworfen, noch mal eingespielt… Mit immer<br />
knapper werdenden staatlichen Zuwendungen<br />
wurde aus dem sozialpädagogisch<br />
betreuten Projekt für Punks ein ehrenamtlich<br />
geleitetes Projektstudio für junge Musiker. Das<br />
Team um Patrick Ament besteht aus weiteren<br />
6 ehrenamtlichen Technikern, die die Aufnahmen<br />
betreuen.<br />
Durch Umbauten in der Hauptgeschäftsstelle<br />
und durch veränderte Strukturen in der Fachabteilung<br />
Kinder,Jugend und Familie (KJF)<br />
wird ab dem Jahr 2011 das Untertonstudio<br />
nicht mehr an seinem angestammten Platz<br />
weiterarbeiten können. Wir suchen darum<br />
Das Team und Patrick Ament (r.)<br />
einen kompetenten und engagierten Träger,<br />
der diese Arbeit weiterführen kann. Derzeit gibt<br />
es bereits eine Kooperation mit den Dresdner<br />
Stadtmusikanten e.V.<br />
Ich möchte mich persönlich und auch im<br />
Namen der Fachabteilung KJF bei allen ehrenamtlichen<br />
Technikern und besonders bei<br />
Patrick Ament bedanken. Ihr Engagement hat<br />
viel bewegt. Es hat dazu beigetragen, dass<br />
das Untertonstudio 18 Jahren lang die soziokulturelle<br />
Landschaft für Jugendliche in <strong>Dresden</strong><br />
bereichert hat. Nun ist es volljährig.<br />
Martin Lembcke<br />
Angebote und Termine<br />
Informationen / Termine aus der Stadtmission<br />
Weihnachtsmärkte unserer Altenpflegeheime:<br />
30.11.2010 • 16.00 Uhr Altenpflegeheim <strong>Dresden</strong>-Klotzsche Weihnachtsmarkt<br />
30.11.2010 • 16.00 Uhr Altenpflegeheim <strong>Dresden</strong>-Plauen Weihnachtsmarkt<br />
01.12.2010 • 16.00 Uhr Altenpflegeheim Ottendorf-Okrilla Weihnachtsmarkt<br />
08.12.2010 • 16.00 Uhr Altenpflegeheim Ruheheim Bühlau Weihnachtsmarkt<br />
09.12.2010 • 16.00 Uhr Altenpflegeheim Bodelschwingh Weihnachtsmarkt<br />
Weihnachtsgottesdienste unserer Altenpflegeheime:<br />
19.12.2010 • 16.00 Uhr Altenpflegeheim Ottendorf-Okrilla Weihnachtsgottesdienst<br />
24.12.2010 • 10.00 Uhr Altenpflegeheim Bodelschwingh Weihnachtsgottesdienst<br />
25.12.2010 • 09.30 Uhr Altenpflegeheim <strong>Dresden</strong>-Klotzsche Weihnachtsgottesdienst<br />
Veranstaltungen Familienkreis der Stadtmission <strong>Dresden</strong> 2010/2011<br />
04.12.2010 • 14.00 Uhr Advents- und Weihnachtsfeier mit Pfr.i.R. Schäfer<br />
in der Zionskirche <strong>Dresden</strong>-Südvorstadt<br />
“Freuet euch ! Der Herr ist nahe !” Weihnachtsfreude in Musik, Wort und Bild<br />
06.01.2011 • 10.00 Uhr Bibelstunde mit Pfr.i.R. Schäfer über die Jahreslosung 2011<br />
„Lass dich nicht vom Bösen überwinden,<br />
sondern überwinde das Böse mit Gutem.” Röm. 12, 21<br />
03.03.2011 • 10.00 Uhr Bibelstunde mit Pfr.i.R. Schäfer über 1. Sam. 1, 1 - 20<br />
„Samuel - von Gott erbeten”<br />
17.03.2011 • 10.00 Uhr Bibelstunde mit Pfr.i.R. Schäfer über 1. Sam. 9, 1 - 14<br />
„Auf der Suche nach Eseln - eine Königskrone gefunden”<br />
07.04.2011 • 10.00 Uhr Bibelstunde mit Pfr.i.R. Schäfer über 1. Sam. 30, 1 - 31<br />
“David gewinnt geraubtes Gut zurück”<br />
21.04.2011 • 10.00 Uhr Abendmahlsfeier zum Gründonnerstag mit Pfr.i.R. Schäfer<br />
05.05.2011 • 10.00 Uhr Bibelstunde mit Pfr.i.R. Schäfer über Röm. 15, 7 - 13<br />
„Nehmt einander an !”<br />
19.05.2011 • 10.00 Uhr Bibelstunde mit Pfr.i.R. Schäfer über 2. Sam. 11, 1 - 27<br />
„Ein König auf finsterstem Weg”<br />
IMPRESSUM Herausgeber: Diakonisches Werk - Stadtmission <strong>Dresden</strong> e.V., Glacisstraße 44, 01099 <strong>Dresden</strong>,<br />
Telefon 0351 - 81 72 - 300, Fax 0351 - 81 72 - 349, www.diakonie-dresden.de<br />
Redaktion: Direktor Stolte / Uta Dutschke und Team • Gestaltung: Lydia Wolff, www.lydiawolff.de<br />
Druck: Union Druckerei <strong>Dresden</strong>, Auflage: 4.500 Stück<br />
Erscheint zweimal jährlich in loser Folge. Eingesandte Manuskripte dürfen, ohne den Sinn zu entstellen, gekürzt werden. Namentlich<br />
gezeichnete Artikel und Leserbriefe müssen nicht mit der Meinung der Redaktion oder des Herausgebers übereinstimmen.<br />
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