BEST OF Otto Brenner Preis 2009 - Otto Brenner Shop
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Bartsch: „Meine Erfahrung: Man stößt auf eine Mauer des Schweigens, wenn man<br />
versucht, Ansprechpartner hinter den Kulissen zu finden. Also, es war sehr<br />
schwierig. Ich habe es über soziale Netzwerke probiert. Es ging insbesondere im<br />
Speziellen um einen Berliner Verlag namens Helios, der sich der politischen<br />
Kommunikation widmet, Magazine herausgibt, die erwähnten Politikkongresse<br />
durchführt.* Ich habe auch Gruppen im Internet gefunden, die sich die „Heliosopfer“<br />
nennen, so halb Spaß halb Ernst, glaube ich. Man kriegt zwar einen Kontakt,<br />
aber es bricht dann relativ schnell wieder ab. Das heißt, ich mußte andere<br />
Wege finden, wie ich an Informationen komme. Da hat es sich dann angeboten,<br />
sowohl Programme von Kongressen als auch Magazine und die Zeitschriften, die<br />
der Verlag rausbringt, sich genau anzuschauen, Jahrgang für Jahrgang durchzugehen<br />
und dann entdeckt man dann doch Muster, die ganz interessant sind.<br />
Die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) ist ja hier schon angesprochen<br />
worden. Die INSM ist einer der wichtigsten Anzeigenkunden in einem dieser<br />
Magazine, „Politik und Kommunikation“, und die Geschäftsführer der INSM<br />
dürfen in dieser Zeitschrift auch publizieren, schreiben. Da gibt es also Muster,<br />
die problematisch sind.“<br />
Leif: „Aber woran lag es am Ende, dass Sie die Ehemaligen nicht bekommen<br />
haben? Lag es an Ihnen, dass Sie nicht hartnäckig genug waren oder woran lag<br />
es? Man weiß: Viele Informationen kommen von Ehemaligen, die betrogen worden<br />
sind, belogen, gedemütigt am aller besten. Das sind die besten Informanten.<br />
Er hat aber niemanden gefunden, obwohl es ja viele gibt von diesen in dem<br />
Umfeld des Helios Verlags.“<br />
Bartsch: „Na ja, die arbeiten ja alle noch wie gehabt in dieser Branche und auf<br />
den ersten Blick, oder so nach ein paar Wochen, dachte ich‚ anscheinend ist der<br />
Verlag so relevant ja doch nicht, wie ich mir gedacht habe. Und durch diese<br />
Erfahrung ist mir bewußt geworden, wenn irgendwie alle Kritik üben an seichtem<br />
Niveau vieler Veranstaltungen usw., merkt man dann, dass offenbar doch<br />
Macht dahinter steckt, dass sich niemand traut, viel öffentlich zu kritisieren.“<br />
Leif: „Also Sie bekommen am Ende eine Strukturanalyse, ganz umsonst war es<br />
nicht, aber es gibt eine ganz interessante Erfahrung. Astrid Geisler* ist es ja<br />
gelungen, mit ihrer Recherche die ersten beiden Seiten der taz vollständig zu<br />
füllen, das hat ihr sehr geholfen nach einem OBS-Stipendium. Jetzt haben Sie<br />
gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, die Ergebnisse zu präsentieren. Warum<br />
war das so schwer, Ihre Rechercheergebnisse zu veröffentlichen?“<br />
Bartsch: „Also ich habe von Redaktionen oft die Reaktionen bekommen: ‘Das ist<br />
zu kompliziert’. Die Verflechtungen, die es gibt zwischen PR und Journalismus,<br />
kann man aber nachlesen, in der Dokumentation zum MainzerMedienDisput<br />
<strong>2009</strong>. Diese Verflechtungen sind ziemlich kompliziert, man muss genau recherchieren,<br />
man braucht auch Platz dafür und Redaktionen tun sich offenbar<br />
schwer, mit diesem Thema umzugehen. Zumal immer gewisse Angriffspunkte<br />
auch bei Redaktionen oder bei Verlagen vorhanden sind.“<br />
Leif: „Klingt das bei Ihnen nach aufgeben – oder wie geht es weiter?“<br />
Bartsch: „Nein, also ich glaube, die Ergebnisse, die ich jetzt habe, sind zumindest<br />
so, dass man was etwas draus machen kann. Interessant war eigentlich,<br />
dass ich über dieses Wühlen bei diesem einen Fall auf ganz viele andere Fälle<br />
gestoßen bin.** Sei es die Solarindustrie, wo plötzlich Initiativen loslegen und<br />
verdeckte PR betrieben wird oder das Beispiel ‘Berlinpolis’.“<br />
Leif: „Wir haben noch die Hoffnung, dass dieser Text in der „taz“ erscheint als<br />
Geschenk, denn der Politikkongress startet in zwei Wochen hier in Berlin.<br />
Jetzt kommen wir zu Tom Schuler. Ein alter Grantelhase aus München, der viel in<br />
der Süddeutschen schreibt, der auch schon ein Buch über Franz-Josef Strauss<br />
gemacht hat, sehr wichtige Bücher über die Familie Mohn und den Verlag Bertelsmann.<br />
Warum braucht der eigentlich noch ein Stipendium?“<br />
* Siehe den Beitrag über „Helios“ in diesem Band. * Gewinnerin eines Recherche-Stipendiums der <strong>Otto</strong> <strong>Brenner</strong> Stiftung 2005<br />
** Siehe den Beitrag „Schickt Briefe“ in diesem Band.<br />
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