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Lausitzer Braunkohlenrevier<br />
Wandlungen<br />
und Perspektiven<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord
Lausitzer Revier<br />
B96<br />
B87<br />
B320<br />
B168<br />
B102<br />
A13<br />
B97<br />
Spree<br />
B97n<br />
B87<br />
B96<br />
B115<br />
B112<br />
A15<br />
B122<br />
Kleine Elster<br />
B169<br />
B97<br />
B115<br />
B101<br />
B96<br />
Neiße Neiße<br />
B156<br />
B156<br />
B169<br />
Schwarze Elster<br />
Spree<br />
B115<br />
B96<br />
A13<br />
Weißer Schöps<br />
B169<br />
B101<br />
B97<br />
Schwarzer Schöps<br />
Schwarze Elster<br />
B96<br />
B156<br />
Kleine Spree<br />
Pulsnitz Pulsnitz<br />
Elbe<br />
B98
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord<br />
Landschaften und Industriestandorte im Wan<strong>de</strong>l<br />
Mit dieser Broschüre möchte unser Unternehmen mehr<br />
als 150 Jahre Bergbaugeschichte im ehemaligen Tagebauraum<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord dokumentieren<br />
und <strong>de</strong>n allmählichen Landschaftswan<strong>de</strong>l in diesem<br />
Raum sichtbar machen.<br />
Als <strong>de</strong>r Abbau von Rohbraunkohle Anfang <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
im heutigen Raum Lauchhammer begann, nahm<br />
eine <strong>de</strong>r gravierendsten Landschaftsverän<strong>de</strong>rungen in<br />
Deutschland ihren Anfang. Bedingt durch <strong>de</strong>n umfassen<strong>de</strong>n<br />
Abbau <strong>de</strong>r Braunkohlenlagerstätte Lauchhammer und<br />
<strong>de</strong>n allmählichen Übergang vom Tief- zum wesentlich<br />
rationelleren Tagebau wur<strong>de</strong> das ursprüngliche Landschaftsbild<br />
vollständig verän<strong>de</strong>rt.<br />
Die im Gebiet nördlich <strong>de</strong>r heutigen Stadt Lauchhammer<br />
aufgeschlossenen Tagebaue Kleinleipisch, Klettwitz und<br />
Klettwitz-Nord lieferten die Kohle für Brikettfabriken,<br />
Kraftwerke, die Großkokerei Lauchhammer und die<br />
Chemie- und Schwerindustrie im Revier.<br />
Mit <strong>de</strong>m vorzeitigen Stopp <strong>de</strong>r Braunkohlenför<strong>de</strong>rung<br />
durch <strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung 1989 einsetzen<strong>de</strong>n<br />
Strukturwan<strong>de</strong>l entstand eine nicht vorhersehbare<br />
Situation. Der gewaltige Aufwand, <strong>de</strong>r für die Kohlengewinnung<br />
betrieben wur<strong>de</strong>, war für die Sanierung dieser<br />
Landschaft erneut nötig.<br />
Bereits 1904 führte die BUBIAG (Braunkohlen- und<br />
Brikett-Industrie-Aktiengesellschaft) erste Sanierungsmaßnahmen<br />
im Raum Lauchhammer durch. Die Mückenberger<br />
Hal<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> damals aufgeforstet. Rund 90 Jahre<br />
später übernahm die LMBV die Projektträgerschaft für die<br />
Sanierung und Wie<strong>de</strong>rnutzbarmachung <strong>de</strong>r Bergbaufolgelandschaft.<br />
Neben Windparks, Seen und Waldflächen wird<br />
in Zusammenarbeit von vielen Partnern beispielsweise<br />
das Naturparadies Grünhaus in Nachbarschaft zum heutigen<br />
Besucherbergwerk F60 wie<strong>de</strong>rentstehen.<br />
Ein herzliches Glückauf!<br />
Dr.-Ing. Mahmut Kuyumcu<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Geschäftsführung <strong>de</strong>r LMBV<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord<br />
1
GESTERN<br />
Auftakt zum Bergbau<br />
Straße zwischen Lauchhammer<br />
und Kostebrau, 1927<br />
Die lange Bergbaugeschichte rund um Lauchhammer begann um 1800,<br />
als am Fuße <strong>de</strong>s Butterberges bei Bockwitz Braunkohle gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>.<br />
Um 1850 fing schließlich in einem Gebiet bei Kostebrau <strong>de</strong>r industrielle Abbau<br />
an. Die kleinen weit verstreuten Stollen und Schächte <strong>de</strong>s frühen Braunkohlenbergbaus<br />
wur<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Zeit zu einem <strong>de</strong>r größten zusammenhängen<strong>de</strong>n<br />
Bergbaugebiete <strong>de</strong>r Lausitz. Unterirdisch breitete es sich über eine Fläche<br />
von rund 16 mal 17 Kilometern aus.<br />
Die Braunkohlenfun<strong>de</strong> im Raum Lauchhammer ermöglichten einen wirtschaftlichen<br />
Aufschwung. Durch die Nutzung <strong>de</strong>r Braunkohle als Brennstoff sie<strong>de</strong>lten<br />
sich immer mehr industrielle Betriebe vor Ort an. Parallel dazu wur<strong>de</strong> das<br />
Straßen- und Schienennetz ausgebaut.<br />
Die oberflächennahen Braunkohlenvorkommen erschöpften sich jedoch bald,<br />
und es wur<strong>de</strong> nötig, die Kohle im Tiefbau zu gewinnen. Durch <strong>de</strong>n wachsen<strong>de</strong>n<br />
Bedarf an Braunkohle war diese Gewinnungsform auf Dauer nicht mehr<br />
ergiebig genug. Mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r darauf folgen<strong>de</strong>n Zeit eingesetzten Technik<br />
wur<strong>de</strong> nun das gesamte Deckgebirge abgetragen, so dass das darunter<br />
Abraumför<strong>de</strong>rbrücke „Carl-Grube“ <strong>de</strong>r<br />
BUBIAG im Tagebau Friedlän<strong>de</strong>r, um 1930<br />
liegen<strong>de</strong> Kohlenflöz vollständig freigelegt wur<strong>de</strong>. Die Kohle konnte so<br />
schneller und billiger abgebaut wer<strong>de</strong>n.<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord<br />
3
Von <strong>de</strong>r Landwirtschaft zum Bergbau<br />
Vereinzelte Hochlagen, ausge<strong>de</strong>hnte Feucht- und<br />
Teichgebiete, weite Wäl<strong>de</strong>r und dazwischen liegen<strong>de</strong><br />
Acker- und Wei<strong>de</strong>flächen prägten das Landschaftsbild<br />
vor Beginn <strong>de</strong>s industriellen Bergbaus. Mit <strong>de</strong>m<br />
aufkommen<strong>de</strong>n Tagebaubetrieb wan<strong>de</strong>lte sich nicht nur<br />
das ländliche Bild <strong>de</strong>r Region, auch die Arbeitswelt <strong>de</strong>r<br />
Menschen verän<strong>de</strong>rte sich. Das bäuerliche Leben<br />
wur<strong>de</strong> abgelöst von technischen Berufen im Bergbau.<br />
Die Landschaft vor <strong>de</strong>m Bergbau war vorwiegend durch<br />
eine forstwirtschaftliche Nutzung geprägt. Die natürlich<br />
vorkommen<strong>de</strong>n Kiefernwäl<strong>de</strong>r waren durchmischt mit<br />
Laubgehölzen wie Eiche, Birke und Erle. Vor Beginn <strong>de</strong>r<br />
bergbaulichen Arbeiten waren immerhin 86 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Landfläche forstwirtschaftliche Nutzflächen und zehn<br />
Prozent Landwirtschaftsflächen. Neben <strong>de</strong>n Hochflächen<br />
wie <strong>de</strong>n Ochsenbergen, <strong>de</strong>r Sallgast-Kostebrauer Hochfläche,<br />
<strong>de</strong>n Wolfsbergen und <strong>de</strong>r Schwarzen Keute gehörten<br />
Feucht- und Teichgebiete zum vorbergbaulichen<br />
Landschaftsbild. Dazu zählten beispielsweise <strong>de</strong>r Landteich,<br />
die Pfer<strong>de</strong>wiesen, die Buschmühle o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Große<br />
und <strong>de</strong>r Kleine Pommelteich. Der größte Teil <strong>de</strong>s Gebietes<br />
entwässerte über die Pößnitz, <strong>de</strong>n Hammergraben und<br />
<strong>de</strong>n Floßgraben in die Schwarze Elster.<br />
Vom Bauern zum Bergmann<br />
Der Ort Kleinleipisch, heute Lauchhammer-Nord, lag<br />
damals in einer fruchtbaren Talmul<strong>de</strong>, die sich zwischen<br />
Butterberg und Bramberg erstreckte. Im Nor<strong>de</strong>n erhob<br />
Sorno<br />
Staupitz<br />
Grünewal<strong>de</strong><br />
Tagebau<br />
Koyne<br />
Kokerei<br />
Lauchhammer<br />
Tagebau<br />
Kleinleipisch<br />
Tagebau IV<br />
Tagebau I<br />
Tagebau III<br />
Tagebau V<br />
Brikettfabrik 64<br />
Tagesanlagen<br />
Lichterfeld<br />
Lauchhammer<br />
Tagebau<br />
Klettwitz-Nord<br />
Brikettfabrik 67<br />
Tagebau Klettwitz<br />
Kostebrau<br />
Brikettfabrik 68<br />
Sallgast<br />
Tagesanlagen<br />
Römerkeller<br />
Tagebau<br />
Friedlän<strong>de</strong>r<br />
Tagebau<br />
Schwarzhei<strong>de</strong><br />
Schwarzhei<strong>de</strong><br />
Hauptwerkstatt<br />
Schipkau<br />
Tagebau<br />
Anna-Süd<br />
Annahütte<br />
Synthesewerk<br />
Schwarzhei<strong>de</strong><br />
Saalhausen<br />
Klettwitz<br />
Drochow<br />
Schipkau<br />
M<br />
Tagebaugebiet Raum Lauchhammer<br />
Tagebaue<br />
Sonstige Abbauflächen<br />
Waldflächen<br />
Landwirtschaftsflächen<br />
Verkehrsflächen<br />
Wasser<br />
Wohnen<br />
Sonstige Flächen<br />
Eisenbahn<br />
sich <strong>de</strong>r Schlaue Berg. Diese Berge existieren heute<br />
nicht mehr. Kleinleipisch war das Korndorf und lieferte<br />
das beste Getrei<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Mückenberger Ländchens. Die<br />
Bauern dieser Gegend galten als reich. Auch <strong>de</strong>r umfangreiche<br />
Holzbestand und -transport boten eine gute Einnahmequelle.<br />
Über natürliche und künstlich geschaffene<br />
Wasserwege wur<strong>de</strong> in Lohnarbeit Holz geflößt o<strong>de</strong>r mit<br />
<strong>de</strong>n Pfer<strong>de</strong>n in die umliegen<strong>de</strong>n Orte transportiert.<br />
Auch die Viehzucht bil<strong>de</strong>te zu dieser Zeit einen wichtigen<br />
Erwerbszweig. Deshalb war <strong>de</strong>r Besitz von Wei<strong>de</strong>n,<br />
so genannter Hutungen, für die Einwohner von großer<br />
Be<strong>de</strong>utung. Mit <strong>de</strong>m allmählichen Wachstum <strong>de</strong>r Bergbauindustrie<br />
im Raum Lauchhammer war ein ständig<br />
steigen<strong>de</strong>r Arbeitskräftebedarf verbun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r bald nicht<br />
mehr durch die ansässige Landbevölkerung ge<strong>de</strong>ckt<br />
wer<strong>de</strong>n konnte. Der Bau vieler Brikettfabriken En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
19. und Anfang <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts brachte eine hohe<br />
Zuwan<strong>de</strong>rung vorrangig aus Schlesien und Polen mit sich.<br />
Von <strong>de</strong>n vor Ort ansässigen Bergbauunternehmen wur<strong>de</strong>n<br />
in unmittelbarer Nähe <strong>de</strong>r Betriebe Wohnsiedlungen errichtet.<br />
Damit gelang es auch die Familien anzusie<strong>de</strong>ln.<br />
So wur<strong>de</strong> die Grundlage für die Schaffung einer Stammbelegschaft<br />
gebil<strong>de</strong>t, die die mo<strong>de</strong>rnen technischen<br />
Prozesse beherrschte.<br />
4<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord
Aufbau <strong>de</strong>r Abraumför<strong>de</strong>rbrücke im Tagebau Friedlän<strong>de</strong>r, 1929<br />
Im Bereich <strong>de</strong>s heutigen Stadtgebietes Lauchhammer/<br />
Schwarzhei<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> zu Beginn <strong>de</strong>s Bergbaus die Kohle<br />
in <strong>de</strong>n Braunkohlenbergwerken Milly bei Mückenberg und<br />
Emanuel bei Dolsthaida, Lauchhammer III bei Lauchhammer,<br />
Ferdinand bei Zschornegosda sowie Marie-Anne und<br />
Koyne bei Kleinleipisch gewonnen. In diesen ehemaligen<br />
Altbergbaugruben wur<strong>de</strong> Braunkohle hauptsächlich im<br />
Tagebau gewonnen.<br />
Trotz <strong>de</strong>s arbeitsintensiven Abbaus <strong>de</strong>r Kohle von Hand<br />
waren die Belegschaftsgrößen noch überschaubar. Erst<br />
durch <strong>de</strong>n Aufschluss <strong>de</strong>r Tagebaue Kleinleipisch und<br />
Klettwitz wur<strong>de</strong>n Tausen<strong>de</strong> von Kumpels im Bergbau<br />
beschäftigt. Mitte <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts – in <strong>de</strong>r Hochzeit<br />
<strong>de</strong>s Braunkohlenbergbaus – arbeiteten hier rund<br />
10.000 Arbeitskräfte.<br />
Getrei<strong>de</strong>mahd bei Lauchhammer, um 1920<br />
Kohlentiefbagger 713 mit Eimerkette im Tagebau Kleinleipisch, um 1930<br />
5
1946<br />
19341933<br />
1936<br />
1937<br />
Tagebaue Koyne und Kleinleipisch<br />
Der industrielle Abbau <strong>de</strong>r Lagerstätte Lauchhammer<br />
begann 1919 mit <strong>de</strong>m Aufschluss <strong>de</strong>s Tagebaus<br />
Koyne, <strong>de</strong>r sich nördlich von Grünewal<strong>de</strong> bis 1954<br />
durch die Landschaft arbeitete und dabei <strong>de</strong>n Ort<br />
Koyne völlig einschloss. Der Tagebau Kleinleipisch<br />
wur<strong>de</strong> 1942 durch die Zusammenlegung von zwei<br />
Tagebauen <strong>de</strong>r Grube Marie-Anne gebil<strong>de</strong>t.<br />
Tagebau Koyne<br />
Der Tagebau Koyne gehörte <strong>de</strong>r Lauchhammer AG (ab<br />
1926 Mittel<strong>de</strong>utsche Stahlwerke AG, Lauchhammerwerk).<br />
Bevor die eigentlichen bergmännischen Arbeiten<br />
einsetzten, waren einige Vorarbeiten notwendig.<br />
Die erste Abraumbahn baute man bis zum alten Grünewal<strong>de</strong>r<br />
Tagebau. Hier wur<strong>de</strong>n die Abraummassen zu<br />
Beginn verkippt. Erst als Teilbereiche <strong>de</strong>s Tagebaus<br />
Koyne ausgekohlt waren, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abraum auch<br />
hierhin verbracht.<br />
Die eigentlichen Abraumarbeiten begannen im Jahr 1919<br />
mit <strong>de</strong>r Freilegung <strong>de</strong>s Kohlenflözes. Die Brikettfabrik<br />
Lauchhammer war Hauptabnehmer <strong>de</strong>r geför<strong>de</strong>rten<br />
Rohkohle. Im Jahr 1930 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abraumbetrieb in<br />
das neue, nördlich gelegene Abbaufeld verlegt. In diesem<br />
Abbaufeld kam im Juli 1933 die Abraumför<strong>de</strong>rbrücke<br />
„Koyne“ zum Einsatz. Diese vom Lauchhammerwerk in<br />
<strong>de</strong>n Jahren 1932/33 gebaute För<strong>de</strong>rbrücke basierte auf<br />
einer neuartigen technischen Lösung. Durch einen Teleskopträger<br />
konnte die Stützweite im Bereich von 65 bis<br />
105 Metern verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Dadurch war es möglich,<br />
Sorno<br />
Staupitz<br />
Grünewal<strong>de</strong><br />
1974<br />
1935<br />
die Brücke <strong>de</strong>n Bedingungen <strong>de</strong>s Kohlenabbaues besser<br />
anzupassen.<br />
Die Koyne-Brücke wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg als<br />
Reparationsleistung an die Sowjetunion übergeben und im<br />
Tagebau Bajdakowsk eingesetzt.<br />
Tagebau Kleinleipisch<br />
1931<br />
1938<br />
1934<br />
1930<br />
1939<br />
1937<br />
1936<br />
1973<br />
1975<br />
1940<br />
1929<br />
1941<br />
1928<br />
1942<br />
1944<br />
1943<br />
1927<br />
Die komplexe Geschichte <strong>de</strong>s Tagebaus Kleinleipisch ist<br />
eng verknüpft mit <strong>de</strong>r Grube Marie-Anne. 1910 schloss<br />
die BUBIAG <strong>de</strong>n Tagebau I <strong>de</strong>r Marie-Anne-Grube west-<br />
1972<br />
1926<br />
1925<br />
1924 1914<br />
1923<br />
1913<br />
1976<br />
1977<br />
Tagebau<br />
Koyne<br />
1919-1954<br />
Tagebau I<br />
1910-1921<br />
1980<br />
1949<br />
1954<br />
1922<br />
1923<br />
1916<br />
1915<br />
1951<br />
1953<br />
1925<br />
1924<br />
1922<br />
1971<br />
1926<br />
1920<br />
1921<br />
1921<br />
1917<br />
1918<br />
1919<br />
Tagebau III<br />
1920-1926<br />
Lauchhammer<br />
1952<br />
1927<br />
1928<br />
1921<br />
1929<br />
1930<br />
1931<br />
1926<br />
1933<br />
1943<br />
1922<br />
1923<br />
1924<br />
1925<br />
1970<br />
1940<br />
1942<br />
1944<br />
1927<br />
1928<br />
1961<br />
1945<br />
1929<br />
1932<br />
1931<br />
1969<br />
Tagebau<br />
Kleinleipisch<br />
1943-1980<br />
Tagebau IV<br />
1921-1945<br />
1962<br />
1959<br />
1958<br />
1957<br />
1956<br />
1947<br />
1946<br />
1935<br />
1963<br />
1960<br />
1948<br />
1968<br />
1964<br />
1949<br />
1967<br />
1965<br />
1940<br />
1966<br />
1955<br />
1951<br />
1950<br />
1941<br />
1944<br />
1943<br />
1942<br />
1954<br />
1953<br />
1952<br />
1946<br />
1945<br />
Kostebrau<br />
Brikettfabrik 67<br />
Tagebau V<br />
1923-1947 Brikettfabrik 68<br />
Tagesanlagen<br />
Römerkeller<br />
Tagebau Koyne (1919-1954)<br />
Landinanspruchnahme: 578 ha<br />
Rohkohlenför<strong>de</strong>rung: 50 Mio. t (bis 1951)<br />
Abraumbewegung: 170 Mio. m³<br />
Tagebau Kleinleipisch (1910-1980)<br />
(inkl. Tagebaue I-VII <strong>de</strong>r Grube Marie-Anne)<br />
Landinanspruchnahme: 4.182 ha<br />
Rohkohlenför<strong>de</strong>rung: 266 Mio. t (seit 1926)<br />
Abraumbewegung: 1.060 Mio. m³<br />
Tagebau<br />
Sonstige Abbauflächen<br />
Waldflächen<br />
Landwirtschaftsflächen<br />
Verkehrsflächen<br />
Wasser<br />
Wohnen<br />
Sonstige Flächen<br />
Eisenbahn<br />
lich von Kleinleipisch auf. In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahrzehnten<br />
wur<strong>de</strong>n weitere Tagebaue rund um <strong>de</strong>n Ort in Betrieb<br />
genommen. Durch Vereinigung <strong>de</strong>r Tagebaue IV und V<br />
wur<strong>de</strong> 1942 <strong>de</strong>r Tagebau Kleinleipisch gebil<strong>de</strong>t. 1956<br />
erfolgte schließlich eine weitere Zusammenführung:<br />
Die Tagebaue Kleinleipisch und Koyne wur<strong>de</strong>n nun zum<br />
wesentlich größeren Tagebau Kleinleipisch vereinigt, <strong>de</strong>r<br />
bis 1980 in Betrieb war.<br />
Der Tagebau versorgte vorwiegend die Brikettfabriken<br />
Milly und Marie-Anne mit Kohle. Seit <strong>de</strong>m Jahr 1931<br />
wur<strong>de</strong> die Abraumför<strong>de</strong>rbrücke „Marie-Anne“ eingesetzt.<br />
6<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord
För<strong>de</strong>rbrücke Kleinleipisch <strong>de</strong>r BUBIAG nach <strong>de</strong>m<br />
Umbau mit verstärken<strong>de</strong>m Rundbogen, 1938<br />
Aufgrund schwieriger geologischer Verhältnisse und<br />
baggerseitiger Rutschungen entschied die damalige<br />
Tagebauleitung, die Baggerstütze um 27 Meter von <strong>de</strong>r<br />
Tiefschnittböschung wegzuverlegen. Die Brücke musste<br />
dafür mit einer auffälligen Bogenkonstruktion verstärkt<br />
wer<strong>de</strong>n und wur<strong>de</strong> im Jahr 1938 wie<strong>de</strong>r in Betrieb<br />
genommen.<br />
In <strong>de</strong>n Jahren 1977/78 wur<strong>de</strong> die Brücke für eine einmalige<br />
Son<strong>de</strong>rtechnologie, die auch als „Sarg<strong>de</strong>ckelbaggerung“<br />
bekannt war, eingesetzt: Sie fuhr dazu auf <strong>de</strong>m<br />
verbliebenen Abraumdamm, während <strong>de</strong>r angeschlossene<br />
Eimerkettenbagger in einem 180°-Radius um <strong>de</strong>n Abraumsockel<br />
herumschwenkte und ihn so restlos wegbaggerte.<br />
Die Kohle lag nun völlig frei. Damit war eine nahezu<br />
verlustfreie Restauskohlung möglich.<br />
Am 15. Oktober 1978 erfolgte schließlich die Sprengung<br />
<strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbrücke.<br />
Son<strong>de</strong>rtechnologie <strong>de</strong>r verlustfreien Endauskohlung im Tagebau Kleinleipisch, 1977/78<br />
Abraumför<strong>de</strong>rbrücke Koyne im gleichnamigen Tagebau, 1934<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord<br />
7
Tagebaue Friedlän<strong>de</strong>r, Schwarzhei<strong>de</strong> und Anna-Süd<br />
Um 1919 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tagebau Friedlän<strong>de</strong>r aufgeschlossen.<br />
Die zwischen Lauchhammer-Ost und Kostebrau bis<br />
1946 betriebene Grube wur<strong>de</strong> ab Mitte <strong>de</strong>r 20er Jahre<br />
vom Unglück verfolgt. Großfeuer, Rutschungen und<br />
<strong>de</strong>r Einsturz <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbrücke schon in <strong>de</strong>r Bauphase<br />
unterbrachen das Abbaugeschehen immer wie<strong>de</strong>r. 1937<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tagebau Anna-Süd und zehn Jahre später <strong>de</strong>r<br />
Tagebau Schwarzhei<strong>de</strong> in Betrieb genommen.<br />
Tagebau Friedlän<strong>de</strong>r<br />
Im Jahr 1919 fan<strong>de</strong>n die Aufschlussarbeiten für <strong>de</strong>n<br />
Tagebau Friedlän<strong>de</strong>r bei Zschornegosda, <strong>de</strong>m heutigen<br />
Schwarzhei<strong>de</strong>, statt. Der Tagebau erhielt seinen Namen<br />
vom damaligen Besitzer <strong>de</strong>r Braunkohlenwerke und<br />
Brikettfabriken Fritz Friedlän<strong>de</strong>r. 1921 wur<strong>de</strong> die erste<br />
Kohle geför<strong>de</strong>rt, so dass im Mai jenes Jahres <strong>de</strong>r erste<br />
Kohlenzug aus <strong>de</strong>m Tagebau Friedlän<strong>de</strong>r zum Bunker <strong>de</strong>r<br />
Brikettfabrik Emanuel bei Dolsthaida fahren konnte.<br />
Ab 1923 häuften sich die Unglücke: Bei einem Großfeuer,<br />
das <strong>de</strong>n Tagebau für Monate stilllegte, verbrannten<br />
die Flözoberfläche und die Arbeitsebene <strong>de</strong>r Kohlenbagger.<br />
Im selben Jahr zerstörte eine Rutschung sämtliche<br />
Gebäu<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r Sohle <strong>de</strong>s Tagebaus und die Hauptantriebsstation<br />
<strong>de</strong>r Kettenbahn.<br />
Eine weitere folgenschwere Katastrophe ereignete sich<br />
am 21. März 1928. Das Montagegerüst mit <strong>de</strong>n bereits<br />
montierten Teilen <strong>de</strong>r Abraumför<strong>de</strong>rbrücke stürzte bei<br />
starkem Sturm ein und riss 12 Monteure mit in <strong>de</strong>n Tod.<br />
Lauchhammer<br />
1936<br />
1935<br />
1934<br />
1933<br />
1932<br />
Brikettfabrik 67<br />
Hauptwerkstatt<br />
Lauchhammer-Süd<br />
1931<br />
1930<br />
Brikettfabrik 68<br />
1937<br />
1926<br />
1925<br />
1924<br />
Kostebrau<br />
1927<br />
1923<br />
1922<br />
1921<br />
1928<br />
Offenbar wur<strong>de</strong>n die Nietkolonnen zu spät evakuiert und<br />
die Stärke <strong>de</strong>s Sturms unterschätzt.<br />
Am 1. August 1929 wur<strong>de</strong> die nun endlich fertig gestellte<br />
Brücke „Friedlän<strong>de</strong>r“ in Betrieb genommen. 1940<br />
benannten die Nationalsozialisten die Grube in „Karl-<br />
Büren-Grube“ um, da <strong>de</strong>r Namensgeber Friedlän<strong>de</strong>r<br />
jüdischer Herkunft war. 1946 wur<strong>de</strong> unter russischer<br />
Hoheit die Grube noch einmal umbenannt, dieses Mal in<br />
„Kombinat Friedlän<strong>de</strong>r“. Im gleichen Jahr en<strong>de</strong>te die Abbautätigkeit<br />
im Tagebau. Aus seiner Endstellung wur<strong>de</strong><br />
ab 1947 <strong>de</strong>r Tagebau Schwarzhei<strong>de</strong> betrieben.<br />
1938<br />
1952<br />
1954<br />
1955<br />
1951<br />
1939<br />
1940<br />
Tagebau<br />
Friedlän<strong>de</strong>r<br />
1919-1946<br />
1941<br />
1942<br />
Schwarzhei<strong>de</strong><br />
Tagesanlagen<br />
Römerkeller<br />
1943<br />
1944<br />
1946<br />
1945<br />
1947<br />
1944<br />
1948<br />
Tagebau<br />
Schwarzhei<strong>de</strong><br />
1947-1955<br />
Tagebau<br />
Anna-Süd<br />
1937-1947<br />
1943<br />
1949<br />
1947<br />
1942<br />
1941<br />
1938<br />
1939<br />
1940<br />
Synthesewerk<br />
Schwarzhei<strong>de</strong><br />
Klettwitz<br />
Schipkau<br />
Hauptwerkstatt<br />
Schipkau<br />
Tagebau Schwarzhei<strong>de</strong><br />
Tagebau Friedlän<strong>de</strong>r (1919-1946)<br />
Landinanspruchnahme: 778 ha<br />
Tagebau Schwarzhei<strong>de</strong> (1947-1955)<br />
Landinanspruchnahme: 622 ha<br />
Tagebau Anna-Süd (1937-1947)<br />
Landinanspruchnahme: 263 ha<br />
Tagebau<br />
Sonstige Abbauflächen<br />
Waldflächen<br />
Landwirtschaftsflächen<br />
Verkehrsflächen<br />
Wasser<br />
Wohnen<br />
Sonstige Flächen<br />
Eisenbahn<br />
Der Tagebau Schwarzhei<strong>de</strong> entwickelte sich nördlich<br />
von Schwarzhei<strong>de</strong> bis ins Jahr 1955. Die För<strong>de</strong>rbrücke<br />
„Friedlän<strong>de</strong>r“ wur<strong>de</strong> hier zwischen 1929 und 1953<br />
eingesetzt. Sie för<strong>de</strong>rte eine Abraummenge von rund<br />
345 Millionen Kubikmetern. Die im auslaufen<strong>de</strong>n Tagebau<br />
Schwarzhei<strong>de</strong> frei wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> För<strong>de</strong>rbrücke wur<strong>de</strong> ab 1954<br />
im Abbaufeld Klettwitz eingesetzt. Der Tagebaubetrieb<br />
wur<strong>de</strong> nach Auskohlung <strong>de</strong>r Braunkohlenvorräte 1955 been<strong>de</strong>t.<br />
Zwischen 1970 und 1991 wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n südlichen<br />
Bereichen <strong>de</strong>s ehemaligen Tagebaus am Restloch 59 eine<br />
Müll<strong>de</strong>ponie <strong>de</strong>r Stadt Schwarzhei<strong>de</strong> betrieben.<br />
8<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord
Kleine Abraumför<strong>de</strong>rbrücke im Tagebau Anna-Süd, 1939<br />
Tagebau Anna-Süd<br />
Der Tagebau Anna-Süd, auch als Tagebau „Frohe Zukunft“<br />
bezeichnet, wur<strong>de</strong> als Ersatz für die auslaufen<strong>de</strong>n Tagebaue<br />
Anna, Weidmannsheil und Viktoria III im Senftenberger<br />
Revier aufgeschlossen. 1937 begann die Fel<strong>de</strong>ntwässerung<br />
und die Aufschlussbaggerung südlich <strong>de</strong>r Ortslage<br />
Schipkau. 1938 wur<strong>de</strong> die erste Rohkohle geför<strong>de</strong>rt.<br />
Die Hauptgeräte für die Freilegung <strong>de</strong>s Kohlenflözes waren<br />
die ab 1939 eingesetzte Abraumför<strong>de</strong>rbrücke „Anna-Süd“<br />
und je ein Eimerkettenbagger vom Typ Es 800 und Es 600.<br />
1947 wur<strong>de</strong> die Brücke <strong>de</strong>montiert und in <strong>de</strong>r ehemaligen<br />
UdSSR in Bandurow wie<strong>de</strong>r in Betrieb genommen. Damit<br />
war auch das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tagebaus Anna-Süd besiegelt.<br />
Während <strong>de</strong>r Bauphase eingestürzte För<strong>de</strong>rbrücke im Tagebau Friedlän<strong>de</strong>r, 1928<br />
Abraumför<strong>de</strong>rbrücke „Carl-Grube“ (später „Friedlän<strong>de</strong>r“) <strong>de</strong>r BUBIAG im Bau,<br />
Tagebau Friedlän<strong>de</strong>r, März 1929<br />
9
Tagebau Klettwitz<br />
Westlich von Schipkau wur<strong>de</strong> 1951 <strong>de</strong>r Tagebau<br />
Klettwitz aufgeschlossen. Die Vorfeldberäumung<br />
war extrem kompliziert, da eine Fülle von alten<br />
Tief- und Tagebauen überbaggert wer<strong>de</strong>n musste.<br />
Mit drei Abraumför<strong>de</strong>rbrückenverbän<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong><br />
von 1951 bis 1991 Kohle geför<strong>de</strong>rt, die vor allem<br />
zur Herstellung <strong>de</strong>s für die DDR lebensnotwendigen<br />
BHT-Kokses benötigt wur<strong>de</strong>.<br />
Der Tagebau Klettwitz schloss flächenmäßig an <strong>de</strong>n Abbaubereich<br />
<strong>de</strong>s Tagebaus Anna-Süd an und entwickelte<br />
sich aus seiner Anfangsstellung heraus ständig gegen<br />
<strong>de</strong>n Uhrzeigersinn um <strong>de</strong>n Ort Kostebrau, bis das Dorf<br />
schließlich vollständig vom Tagebau umgeben war.<br />
Die im Tagebau Klettwitz geför<strong>de</strong>rte Rohbraunkohle<br />
diente zur Versorgung <strong>de</strong>r Brikettfabriken in Klettwitz,<br />
Schwarzhei<strong>de</strong>-Ost, Hörlitz, Brieske, Lauchhammer und<br />
Plessa. Schwerpunkt war hierbei die qualitätsgerechte<br />
För<strong>de</strong>rung von Rohkohle für die Brikettfabriken, die verkokungsfähige<br />
Briketts für die Braunkohlenkoksherstellung<br />
in <strong>de</strong>r Kokerei Lauchhammer lieferten. Der Tagebau<br />
Klettwitz erreichte im Jahr 1990 vor <strong>de</strong>m Ort Kostebrau<br />
seine Endstellung und wur<strong>de</strong> 1991 stillgelegt.<br />
Drei För<strong>de</strong>rbrücken für <strong>de</strong>n Abraum<br />
Im Juli 1954 nahm die För<strong>de</strong>rbrücke „Friedlän<strong>de</strong>r“, die zuvor<br />
im Tagebau Schwarzhei<strong>de</strong> eingesetzt war, <strong>de</strong>n Betrieb<br />
auf. Durch einen schwerwiegen<strong>de</strong>n Liegendgrundbruch<br />
1985<br />
1986<br />
1984<br />
Lauchhammer<br />
1983<br />
1982<br />
1987<br />
Brikettfabrik 67<br />
1981<br />
1988<br />
1980<br />
1989<br />
1990<br />
Kostebrau<br />
Brikettfabrik 68<br />
stürzte diese För<strong>de</strong>rbrücke am 9. Februar 1958 ein. Ihre<br />
mächtigen Stützen wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Erdmassen einfach<br />
weggedrückt und <strong>de</strong>r Stahlgigant brach krachend in sich<br />
zusammen. Die Brücke war nach dieser Havarie nur noch<br />
Schrott. Durch <strong>de</strong>n Einsturz stand die am Bo<strong>de</strong>n liegen<strong>de</strong><br />
Brückenkonstruktion so stark unter Spannung, dass noch<br />
tagelang Nieten und Bolzen durch die Gegend schossen.<br />
Die lebensgefährlichen Demontagearbeiten konnten somit<br />
nur unter hohen Sicherheitsvorkehrungen und nach einem<br />
ausgeklügelten Plan erfolgen. Bedingt durch das Unglück<br />
musste von 1958 bis 1962 ein Ersatzbetrieb eingerichtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Für die Kohlenfreilegung wur<strong>de</strong> nun die im Tagebau<br />
Tröbitz frei gewor<strong>de</strong>ne Abraumför<strong>de</strong>rbrücke „Wildgrube“<br />
1979<br />
1991<br />
1978<br />
1977<br />
1976<br />
1958<br />
1975<br />
Tagebau<br />
Klettwitz<br />
1951-1991<br />
1959<br />
1957<br />
1956<br />
1974<br />
Tagesanlagen<br />
Römerkeller<br />
1960<br />
1955<br />
1973<br />
1954<br />
1972<br />
1970<br />
1953<br />
1961<br />
1969<br />
Annahütte<br />
1968<br />
1952<br />
1967<br />
1962<br />
1963<br />
1950<br />
1949<br />
1951<br />
1966<br />
1965<br />
1964<br />
Hauptwerkstatt<br />
Schipkau<br />
Klettwitz<br />
Schipkau<br />
Drochow<br />
Meuro<br />
Tagebaugebiet Klettwitz (1951-1991)<br />
Landinanspruchnahme: 5.166 ha<br />
Rohkohlenför<strong>de</strong>rung: 362 Mio. t<br />
Abraumbewegung: 2.526 Mio. m³<br />
Tagebau<br />
Sonstige Abbauflächen<br />
Waldflächen<br />
Landwirtschaftsflächen<br />
Verkehrsflächen<br />
Wasser<br />
Wohnen<br />
Sonstige Flächen<br />
Eisenbahn<br />
eingesetzt, die nach achtmonatiger Demontage- und<br />
Montagezeit im Oktober 1958 <strong>de</strong>n Betrieb aufnahm. Die<br />
zunehmen<strong>de</strong> Mächtigkeit <strong>de</strong>s Abraums im Abbaufeld auf<br />
über 100 Meter erfor<strong>de</strong>rte jedoch bald <strong>de</strong>n Einsatz einer<br />
noch leistungsfähigeren Abraumför<strong>de</strong>rbrücke, die in <strong>de</strong>r<br />
Lage war, 40 bis 50 Meter Abraum in einem Arbeitsgang<br />
abzutragen. Hier kam nun die neu konstruierte Abraumför<strong>de</strong>rbrücke<br />
„Klettwitz“ (Typ F45) mit zwei angeschlossenen<br />
Baggern Es 1600 zum Einsatz.<br />
Im Jahr 1971 wur<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Brücke und <strong>de</strong>n Baggern<br />
leistungssteigern<strong>de</strong> Umbauten vorgenommen, in <strong>de</strong>ren<br />
Folge die jährliche Abraumleistung auf 55 bis 60 Millionen<br />
10<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord
Umbau <strong>de</strong>r Bandanlage auf <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbrücke „Klettwitz“<br />
mit Hubschraubereinsatz zum Materialtransport, 1971<br />
Kubikmeter anstieg. Dies wur<strong>de</strong> durch die Installation<br />
einer neuen mo<strong>de</strong>rneren Gurtbandanlage für <strong>de</strong>n Abraumtransport<br />
mit flexiblen Rollensystemen erreicht. Um die<br />
neuen Bandsysteme auf <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbrücke zu installieren,<br />
musste ein Helikopter die Brücke exakt ansteuern. Dafür<br />
stand sie mehr als vier Wochen still.<br />
Nach fast 30-jähriger Dienstzeit erfolgte 1990 die<br />
Stillegung und im Oktober 1991 die Sprengung <strong>de</strong>r Brücke.<br />
An<strong>de</strong>re frei gewor<strong>de</strong>ne Tagebaugroßgeräte wur<strong>de</strong>n<br />
nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tagebaus Klettwitz zum Neuaufschluss<br />
<strong>de</strong>s Tagebaus Klettwitz-Nord umgesetzt.<br />
Von Altkippenrutschung eingeschlossener Bagger 131 SRs 1200, 1970<br />
Gefährliche Rutschung an <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbrücke „Friedlän<strong>de</strong>r“ im Tagebau Klettwitz, 1957<br />
(Einsturz: 9.02.1958)<br />
11
1989<br />
Tagebau Klettwitz-Nord<br />
Der Tagebau Klettwitz-Nord wur<strong>de</strong> 1984 als Ersatz für<br />
<strong>de</strong>n auslaufen<strong>de</strong>n Tagebau Klettwitz aufgeschlossen.<br />
Er sollte damit die Rohkohlenversorgung für die Brikettfabriken<br />
in Lauchhammer und eine Teilversorgung <strong>de</strong>r<br />
Brikettfabriken in Senftenberg und Brieske überneh-<br />
Lichterfeld<br />
Tagesanlagen<br />
Lichterfeld<br />
Tagebau<br />
Klettwitz-Nord<br />
1984-1992<br />
Sallgast<br />
Tagebaugebiet Klettwitz-Nord (1984-1992)<br />
Landinanspruchnahme: 436 ha<br />
Rohkohlenför<strong>de</strong>rung: 13,2 Mio. t<br />
Abraumbewegung: 75 Mio. m³<br />
men. Daraus ergaben sich hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an die<br />
Ausstattung und Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r im Tagebau<br />
1992<br />
1990<br />
einzusetzen<strong>de</strong>n Gewinnungsgeräte und För<strong>de</strong>ranlagen.<br />
1991<br />
Im Zeitraum von 1988 bis 1992 wur<strong>de</strong>n im Tagebau<br />
Klettwitz-Nord 13 Millionen Tonnen Kohle geför<strong>de</strong>rt. Innerhalb<br />
<strong>de</strong>r ehemals für <strong>de</strong>n Abbau vorgesehenen Grenzen<br />
befin<strong>de</strong>t sich noch immer ein gewinnbarer Vorrat von<br />
234 Millionen Tonnen.<br />
Die Aufschlussbaggerung erfolgte aus <strong>de</strong>m Grenzschlauch<br />
<strong>de</strong>s Tagebaus Kleinleipisch, westlich <strong>de</strong>s ehemaligen<br />
Ortes Berghei<strong>de</strong>. Damit wur<strong>de</strong>n auch die Voraussetzungen<br />
für die Einrichtung <strong>de</strong>s Montageplatzes für die Abraumför<strong>de</strong>rbrücke<br />
bei Lichterfeld geschaffen. Die Aufschluss-<br />
bzw. Vorschnittmassen sind in <strong>de</strong>n Tagebauen<br />
Kleinleipisch und Klettwitz verkippt wor<strong>de</strong>n.<br />
Die F60 – ein 500-Meter-Gigant<br />
Eine <strong>de</strong>r größten beweglichen technischen Anlagen <strong>de</strong>r<br />
Welt kam im Tagebau Klettwitz-Nord zum Einsatz. Für die<br />
Abraumbewegung wur<strong>de</strong> hier die von <strong>de</strong>r Firma TAKRAF<br />
hergestellte Abraumför<strong>de</strong>rbrücke „Klettwitz-Nord“ vom<br />
Typ F60 mit zwei Eimerkettenbaggern vom Typ Es 3750<br />
eingesetzt. Mit ihren imposanten 502 Metern Länge und<br />
Kostebrau<br />
80 Metern Höhe wog sie im betriebsfähigen Zustand<br />
13.600 Tonnen. Die Abtragshöhe <strong>de</strong>s Abraums betrug,<br />
wie die Typbezeichnung verrät, ganze 60 Meter.<br />
Die F60 im Tagebau Klettwitz-Nord ist eine von fünf fast<br />
baugleichen Seriengeräten. Nach <strong>de</strong>r fast dreijährigen<br />
Vor-Ort-Montage wur<strong>de</strong> sie im März 1991 in Betrieb<br />
genommen. Mit ihren zwei angeschlossenen Baggern<br />
als „Zuarbeiter“ hatte sie eine För<strong>de</strong>rleistung von 29.000<br />
Kubikmetern pro Stun<strong>de</strong> (50.000 Tonnen). Das entspricht<br />
einem Volumen von <strong>de</strong>r Größe eines Fußballfel<strong>de</strong>s mit<br />
einer Höhe von sieben bis acht Metern.<br />
Tagesanlagen<br />
Römerkeller<br />
Annahütte<br />
Tagebau<br />
Sonstige Abbauflächen<br />
Waldflächen<br />
Landwirtschaftsflächen<br />
Verkehrsflächen<br />
Wasser<br />
Wohnen<br />
Sonstige Flächen<br />
Eisenbahn<br />
Wirkungsprinzip <strong>de</strong>r Abraumför<strong>de</strong>rbrücke<br />
Die Abraumför<strong>de</strong>rbrücke ist eine <strong>de</strong>n Tagebau überspannen<strong>de</strong><br />
Stahlkonstruktion mit eingebauten Bandanlagen,<br />
die die Gewinnungsseite (Abraum) und die Verkippungsseite<br />
direkt miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>t. Die F60 diente <strong>de</strong>r<br />
Freilegung <strong>de</strong>r Braunkohle, die unter einer mächtigen<br />
Abraumschicht lagerte. Sie wur<strong>de</strong> nicht zur eigentlichen<br />
Kohlenför<strong>de</strong>rung eingesetzt.<br />
12<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord
Abraumför<strong>de</strong>rbrücke F60 während ihrer<br />
nur einjährigen Dienstzeit im Tagebau<br />
Klettwitz-Nord, 1992<br />
Aufbau <strong>de</strong>r Abraumför<strong>de</strong>rbrücke F60<br />
im Tagebau Klettwitz-Nord, 1990<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord<br />
13
Verlorene Orte, überbaggerte Landschaften<br />
Große Landschaftsteile nördlich von Lauchhammer und Schwarzhei<strong>de</strong> sind durch die Tagebaue Kleinleipisch,<br />
Klettwitz und Klettwitz-Nord überbaggert wor<strong>de</strong>n. Dörfer und Ortsteile mussten weichen. Doch war die<br />
Inanspruchnahme von Siedlungen im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren Räumen gering. Durch die Umsiedlungen<br />
verbesserten sich für viele Einwohner die Wohnverhältnisse, das eigene Haus zu verlieren war jedoch<br />
ein schwerer Schlag und gleichbe<strong>de</strong>utend mit einem Heimatverlust.<br />
und damit die Vorflut in westlicher Richtung unterbrochen.<br />
1975 mussten die damals 50 Einwohner von Grünhaus<br />
schließlich ihren Heimatort verlassen. Die Ortschaft<br />
wur<strong>de</strong> abgebaggert.<br />
Abbruch und Neubeginn<br />
Während bis zu Beginn <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts die alten<br />
Kleingruben und Tiefbaubetriebe im Raum Lauchhammer<br />
die auf <strong>de</strong>n Kohlenlagerstätten befindlichen Ortslagen<br />
noch aussparten, än<strong>de</strong>rte sich dies mit <strong>de</strong>m Aufkommen<br />
<strong>de</strong>r Großtagebaue. Bergbautechnischer Fortschritt, Steigerung<br />
<strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit sowie die Notwendigkeit<br />
einer möglichst verlustlosen Ausbeutung <strong>de</strong>r Lagerstätten<br />
ließen die Aussparung <strong>de</strong>r Orte nicht mehr zu.<br />
Ein Naturschutzgebiet muss weichen<br />
Der gravierendste Eingriff durch <strong>de</strong>n Bergbau im Tagebauraum<br />
Kleinleipisch war Mitte <strong>de</strong>r 1970er Jahre sicherlich<br />
die weitgehen<strong>de</strong> Abbaggerung <strong>de</strong>s schon 1939 unter<br />
Naturschutz gestellten Gebietes Grünhaus. Durch <strong>de</strong>n<br />
Braunkohlenabbau wur<strong>de</strong>n auch die Quellgebiete und<br />
Oberläufe <strong>de</strong>s Floß- und <strong>de</strong>s Rießgrabens überbaggert<br />
Weitere Verän<strong>de</strong>rungen brachte <strong>de</strong>r Tagebau Anna-Süd<br />
mit sich. Er überbaggerte große Teile <strong>de</strong>r Schipkauer<br />
Umgebung und nahm dabei auch die traditionsreiche<br />
Henschel-Mühle in Anspruch. 1957 begann dann <strong>de</strong>r Abbruch<br />
eines Teils <strong>de</strong>r Ortslage Schipkau. Zahlreiche Einwohner,<br />
die in Schipkau und Klettwitz wegen <strong>de</strong>s Bergbaus<br />
ihre Häuser für immer verlassen mussten, fan<strong>de</strong>n ab<br />
1956 im Neubaugebiet bei Schipkau ein neues Zuhause.<br />
Insgesamt wur<strong>de</strong>n 2.000 Schipkauer umgesie<strong>de</strong>lt.<br />
Überbaggerte Ortschaften im Tagebauraum Überbaggerte natürliche Wasserflächen im Tagebauraum Überbaggerte Waldflächen im Tagebauraum<br />
14<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord
Landleben im Raum Lauchhammer, um 1900<br />
Außeror<strong>de</strong>ntlich schön soll die Umgebung <strong>de</strong>s Ortes<br />
Kostebrau gewesen sein. Durch <strong>de</strong>n Betrieb <strong>de</strong>s Tagebaus<br />
Klettwitz ist das gesamte Gebiet von Kostebrau<br />
überbaggert wor<strong>de</strong>n. Auch die bei<strong>de</strong>n Ortsteile Römerkeller<br />
(1980) und Wischgrund (1983) sind verschwun<strong>de</strong>n.<br />
Zwei Drittel <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>fläche von Lichterfeld wur<strong>de</strong>n<br />
abgebaggert, darunter <strong>de</strong>r Ortsteil Buschmühle sowie<br />
1987/88 <strong>de</strong>r Hauptort Berghei<strong>de</strong>. Die Umsiedlung <strong>de</strong>r<br />
letzten 170 Bewohner <strong>de</strong>s Ortes erfolgte hauptsächlich<br />
nach Finsterwal<strong>de</strong> und Lauchhammer.<br />
1983 hieß es, Klingmühl solle abgebaggert wer<strong>de</strong>n. Kurz<br />
darauf verkauften die ersten Einwohner ihre Grundstücke<br />
und zogen weg. Den Ortsteil Klinkerwerk <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />
Sallgast ereilte 1988/89 ein ähnliches Schicksal. Heute<br />
wird Klingmühl durch <strong>de</strong>n Zuzug von ehemaligen und<br />
neuen Einwohnern wie<strong>de</strong>r besie<strong>de</strong>lt.<br />
Ortsinanspruchnahmen<br />
Ort Jahr betroffene<br />
Einwohner<br />
Schipkau - Vogelberg 1956-64 2.000<br />
Klettwitz 1963/64 1.200<br />
Berghei<strong>de</strong> (Gohra) 1964-87 478<br />
Grünhaus 1975 50<br />
Buschmühle 1976/77 23<br />
Kostebrau - Römerkeller 1982 29<br />
Kostebrau - Wischgrund 1983 185<br />
Klinkerwerk 1989 160<br />
Klingmühl 1989/90 236<br />
Summe 4.361<br />
15
HEUTE<br />
Sanierung einer Landschaft<br />
Altes Strossenklo im Sanierungsraum<br />
Klettwitz-Nord, 2000<br />
Durch <strong>de</strong>n umfassen<strong>de</strong>n Abbau <strong>de</strong>r Braunkohlenlagerstätte Lauchhammer in<br />
einem Zeitraum von mehr als 150 Jahren wur<strong>de</strong> das ursprüngliche Landschaftsbild<br />
völlig zerstört und das Siedlungsbild <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n im Revier nachhaltig<br />
verän<strong>de</strong>rt. Die Bergbaufolgelandschaft war nach Beendigung <strong>de</strong>r bergbaulichen<br />
Tätigkeit gekennzeichnet durch Kippenhochflächen weit oberhalb <strong>de</strong>s Grundwasserspiegels,<br />
steile Böschungen, canyonartige Einschnitte und Restlöcher mit<br />
rutschungsgefähr<strong>de</strong>ten Böschungen sowie durch Areale, <strong>de</strong>ren Bo<strong>de</strong>nqualität<br />
eine Wie<strong>de</strong>rbegrünung nur schwer möglich machte.<br />
Trotz aller Schwierigkeiten wur<strong>de</strong> im ehemaligen Tagebau Kleinleipisch <strong>de</strong>m<br />
Naturschutz durch die Entwicklung <strong>de</strong>s Naturparadieses Grünhaus Rechnung<br />
getragen. Die nicht rekultivierten Flächen im ehemaligen Tagebau Klettwitz boten<br />
teilweise eine ungestörte Besiedlungsmöglichkeit für Flora und Fauna. Durch<br />
natürliche Sukzession, aber auch mittels gezielter Aufforstungsmaßnahmen,<br />
wur<strong>de</strong>n darüber hinaus weitläufige Forstflächen geschaffen.<br />
Doch auch Windrä<strong>de</strong>r und die zum Besucherbergwerk umfunktionierte<br />
Schließung <strong>de</strong>s Randschlauches Kostebrau<br />
mit <strong>de</strong>m Absetzer A2 RsB 12500 im<br />
Tagebau Klettwitz, 2000<br />
Abraumför<strong>de</strong>rbrücke F60 am Berghei<strong>de</strong>r See prägen heute das Antlitz <strong>de</strong>r<br />
Bergbaufolgelandschaft um Lauchhammer.<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord<br />
17
Neue Landschaften auf <strong>de</strong>m Reißbrett<br />
Das Ziel <strong>de</strong>r Sanierung ist die Beseitigung <strong>de</strong>r Altlasten <strong>de</strong>s Bergbaus, die Gefahrenabwehr<br />
und die Wie<strong>de</strong>rnutzbarmachung <strong>de</strong>r Folgelandschaften. Dazu waren riesige Erdmassen sowohl<br />
mit Tagebaugroßgeräten als auch mit kleineren mobilen Maschinen zu bewegen. Um Kostebrau<br />
wur<strong>de</strong>n allein in <strong>de</strong>n Jahren 1993 bis 2004 über 200 Millionen Kubikmeter Erdreich verlagert,<br />
um die vorgegebenen Sanierungsziele zu erreichen.<br />
Die Stilllegung <strong>de</strong>s 85 Meter langen und bis zu 200 Meter<br />
pro Stun<strong>de</strong> „schnellen“ 684-Tonners been<strong>de</strong>te das letzte<br />
Kapitel <strong>de</strong>s Einsatzes von Tagebaugroßgeräten <strong>de</strong>r LMBV.<br />
Mit <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n letzten Jahren <strong>de</strong>montierten Bergbauanlagen<br />
und Großgeräten verschwin<strong>de</strong>t auch das über<br />
Jahrzehnte typische Erscheinungsbild <strong>de</strong>r Bergbauregion.<br />
Neben <strong>de</strong>r Herstellung <strong>de</strong>r Sicherheit und <strong>de</strong>r Regulierung<br />
<strong>de</strong>s Grundwasserhaushaltes erhält auch die Natur<br />
wertvolle Lebensräume zurück. Die 1975 überbaggerte<br />
Ortschaft Grünhaus und ihre Umgebung wur<strong>de</strong>n und<br />
wer<strong>de</strong>n zur Neugestaltung und Erweiterung <strong>de</strong>s gleichnamigen<br />
Naturschutzgebietes genutzt. Darüber hinaus<br />
wird im Raum Lauchhammer unter Nutzung <strong>de</strong>r Bergbaufolgelandschaft<br />
<strong>de</strong>r Naturpark „Nie<strong>de</strong>rlausitzer<br />
Hei<strong>de</strong>landschaft“ weiterentwickelt.<br />
„Arbeitstiere“ <strong>de</strong>r Sanierer<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r zu bearbeiten<strong>de</strong>n Gebiete und<br />
<strong>de</strong>r zu bewegen<strong>de</strong>n Erdmassen mussten auch im Raum<br />
Lauchhammer für die Neugestaltung von Kippenflächen<br />
und Restlöchern riesige Maschinen eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dabei wur<strong>de</strong>n die in <strong>de</strong>n ehemaligen Tagebauen Klettwitz<br />
und Klettwitz-Nord noch vorhan<strong>de</strong>nen Großgeräte<br />
genutzt, ohne die eine Bearbeitung <strong>de</strong>r großen Flächen<br />
kaum möglich gewesen wäre.<br />
Mittlerweile wur<strong>de</strong>n auch die letzten nicht mehr benötigten<br />
Großgeräte <strong>de</strong>r LMBV verschrottet. 1998 machte<br />
ein Absetzer vom Typ As 1120-1008 aus <strong>de</strong>m Tagebau<br />
Klettwitz <strong>de</strong>n Anfang. Im Jahr 2005 erfolgte die Spren-<br />
gung eines letzten LMBV-Giganten – <strong>de</strong>s Absetzers As<br />
1600-1061. Mit <strong>de</strong>ssen Teilsprengung am 25. Februar<br />
wur<strong>de</strong>n sowohl <strong>de</strong>r Ausleger als auch <strong>de</strong>r Kran säuberlich<br />
vom Rumpf abgetrennt. Der 1964 gebaute 35 Meter hohe<br />
Absetzer mit einer Dienstmasse von 1.131 Tonnen war<br />
im Abraumzugbetrieb <strong>de</strong>r ehemaligen Tagebaue Klettwitz<br />
und Klettwitz-Nord eingesetzt wor<strong>de</strong>n. Bis August 2004<br />
hatte er <strong>de</strong>n Klettwitzer Nordrandschlauch im Bereich<br />
Poley mit Erdmassen verfüllt.<br />
Im Entengang zur Verschrottung<br />
Auch <strong>de</strong>r letzte Bagger vom Typ Esch 10/70 im Raum<br />
Lauchhammer hat seit Anfang 2007 ausgedient. Dieser<br />
so genannte Schreitbagger, <strong>de</strong>r sich, wie eine Ente<br />
watschelnd, auf <strong>de</strong>n ausfahrbaren Stelzen seines flexiblen<br />
Schreitwerks abstützt, bewegte u. a. zum Schließen <strong>de</strong>r<br />
Tieflage im östlichen Grenzschlauch <strong>de</strong>s Tagebaus<br />
Klettwitz mehr als zwei Millionen Kubikmeter Er<strong>de</strong>. Der<br />
1974 mit Hilfe russischer Fachleute aufgebaute Bagger<br />
hatte seine technischen Vorzüge mehrere Jahre im<br />
ehemaligen Tagebau Klettwitz unter Beweis gestellt.<br />
Seine gute Beweglichkeit und große Reichweite machten<br />
ihn zum i<strong>de</strong>alen „Arbeitstier“ beim Sanieren sensibler<br />
Kippenbereiche.<br />
Gerettete Lan<strong>de</strong>sstraße<br />
Nach fast dreieinhalbjähriger Bauzeit wur<strong>de</strong> im Dezember<br />
2005 die neu verlegte Lan<strong>de</strong>sstraße L60 zwischen<br />
Schipkau und Kostebrau wie<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Verkehr freigegeben.<br />
Die alte Trasse befand sich in einer Tieflage, die<br />
mit aufsteigen<strong>de</strong>m Grundwasser überflutet wor<strong>de</strong>n wäre.<br />
Die Senke musste mit Erdreich aufgefüllt und die Straße<br />
auf eine völlig neue Trasse verlegt wer<strong>de</strong>n. Nach umfangreichen<br />
Maßnahmen, wie Trassenbau und Bo<strong>de</strong>nverdichtung,<br />
wur<strong>de</strong> die L60 auf einer Länge von fast 2.800<br />
Metern neu gebaut.<br />
Für einige Jahre muss auch ein weiterer Abschnitt <strong>de</strong>r<br />
L60 gesperrt bleiben – das Teilstück zwischen Lauchhammer-Nord<br />
und Lichterfeld. Für die Erneuerung dieses<br />
Straßenabschnittes sind Spezialleistungen notwendig, wie<br />
z. B. die Errichtung einer Brücke über <strong>de</strong>n Verbindungsgraben<br />
Berghei<strong>de</strong>r See/Hei<strong>de</strong> See und diverse Verdichtungsmaßnahmen.<br />
Die alte Lan<strong>de</strong>sstraße ist auch hier<br />
vom ansteigen<strong>de</strong>n Grundwasser beeinträchtigt und wird<br />
während<strong>de</strong>ssen zurückgebaut.<br />
Sanierungsplan Lauchhammer I, 1993<br />
Abschlussbetriebsplan, 1995<br />
Rahmenplan zum Nutzungskonzept Lauchhammer I, 2002<br />
18 Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord
Ausgediente Großgeräte aufgereiht im Tagebau Klettwitz, 2003<br />
19
Aufforstung im ehemaligen Tagebau Klettwitz, 2003<br />
Sanierungsleistungen im Bereich<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord<br />
1992-2006<br />
Verdichtungsleistungen in Tm³ 60.400<br />
Massenbewegungen in Tm³ 238.100<br />
Rekultivierung - Herstellung<br />
FN-Flächen in ha 1.873<br />
Rekultivierung - Herstellung<br />
SN-Flächen in ha 822<br />
Demontage und Verschrottung in t 438.700<br />
Abbruch baulicher Anlagen in m³ 222.730<br />
Sanierung schadstoffbelasteter Bereiche in m³ 884.380<br />
Wassererhebung, Reinigung, Ableitung in Tm³ 625.000<br />
20
Sanierung – eine Herkulesaufgabe<br />
Der Raum mit <strong>de</strong>n ehemaligen Tagebauen Kleinleipisch, Klettwitz und Klettwitz-Nord zählt mit rund<br />
10.000 Hektar flächenmäßig zu <strong>de</strong>n ausge<strong>de</strong>hntesten Sanierungsprojekten <strong>de</strong>r LMBV und bil<strong>de</strong>t<br />
damit eine <strong>de</strong>r größten in sich geschlossenen Bergbaufolgelandschaften Deutschlands.<br />
In <strong>de</strong>n Tagebaugebieten Kleinleipisch und Klettwitz rekultivierte<br />
die LMBV bislang mehrere Tausend Hektar<br />
Kippenflächen.<br />
Unangetastete Bereiche wechseln mit bunten Wäl<strong>de</strong>rn,<br />
wassergefüllte Senken mit sonnigen Steilböschungen ab.<br />
In diesem überdimensionalen Bud<strong>de</strong>lkasten befin<strong>de</strong>t sich<br />
auch <strong>de</strong>r Nordrandschlauch – ein kilometerlanger tiefer<br />
Graben. Dieser muss verfüllt und zu tief gelegenes Gelän<strong>de</strong><br />
erhöht wer<strong>de</strong>n, da es sonst zu vernässen droht.<br />
Der Abraum <strong>de</strong>r Innenkippe As 1093 im ehemaligen<br />
Tagebau Klettwitz wird dafür noch bis 2012 gebraucht.<br />
Auch für die Tierwelt ist die Sanierung tätig. Im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Schwarzen Keute nordwestlich von Kostebrau sollen<br />
in neu geschaffenen Flachwasserbereichen Schlafplätze<br />
für Kraniche entstehen. Falls die Vögel diese<br />
Flächen in Zukunft annehmen, wer<strong>de</strong>n sie hier völlig<br />
ungestört und auch schlafend vor Füchsen und an<strong>de</strong>ren<br />
Räubern sicher sein.<br />
Im Sanierungsgebiet Klettwitz entsteht während<strong>de</strong>ssen<br />
auf <strong>de</strong>r Kippe As 1093 fast ohne menschliches Zutun<br />
ein Wald. Nur durch so genannte Initialpflanzungen wird<br />
<strong>de</strong>r Waldbildung ein kleiner Anstoß gegeben. Große<br />
Landschaftsteile bleiben zunächst offen. Über die Jahre<br />
wachsen hier erst Gräser, später Sträucher. In<br />
einigen Jahrzehnten wird hier ein Wald stehen.<br />
Kraniche, 1998<br />
Wie<strong>de</strong>hopf, 2004<br />
Sukzessionswald, 2006<br />
Blauflügelige Ödlandsschrecke, 2007<br />
Grünhaus – ein Paradies für Flora und Fauna<br />
Mitte <strong>de</strong>r 1970er Jahre wur<strong>de</strong>n rund zwei Drittel <strong>de</strong>s<br />
Naturschutzgebietes Grünhaus vom Tagebau Kleinleipisch<br />
überbaggert. Die Neugestaltung und Erweiterung dieses<br />
Gebietes erfolgte 1991 und 1992 unter wissenschaftlicher<br />
Begleitung <strong>de</strong>s Forschungsinstituts für Bergbaufolgelandschaften<br />
Finsterwal<strong>de</strong>.<br />
Die LMBV sicherte in diesem Bereich rutschungsgefähr<strong>de</strong>te<br />
Böschungen durch das Anlegen von Spülkippen<br />
sowie durch Spreng- und Rütteldruckverdichtung. Bei <strong>de</strong>r<br />
Sanierung <strong>de</strong>r Uferböschungen und <strong>de</strong>r Hochkippe 146<br />
wur<strong>de</strong>n die Zielstellungen <strong>de</strong>s Naturschutzes beson<strong>de</strong>rs<br />
berücksichtigt. Zwei kleine Inseln mit weiteren angelegten<br />
Son<strong>de</strong>rstrukturen ergänzen hier das entstan<strong>de</strong>ne Gelän<strong>de</strong>relief<br />
<strong>de</strong>r Seeteichsenke.<br />
Viele verschie<strong>de</strong>ne Tierarten – wie Kranich, Seeadler,<br />
Wie<strong>de</strong>hopf und Kreuzkröte – sie<strong>de</strong>ln, rasten und ernähren<br />
sich nun im ehemaligen Tagebau. Auch für Raritäten wie<br />
<strong>de</strong>n Wiener Sandlaufkäfer o<strong>de</strong>r die Blauflügelige Ödlandschrecke<br />
bil<strong>de</strong>t die menschgemachte Natur ein Eldorado.<br />
In <strong>de</strong>n stillgelegten Tagebauen bei Lauchhammer fin<strong>de</strong>n<br />
viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten Lebensbedingungen,<br />
die in <strong>de</strong>r sonst stark besie<strong>de</strong>lten Kulturlandschaft rar<br />
gewor<strong>de</strong>n sind. Mittlerweile ist das Gebiet teilweise für<br />
eine naturnahe Erholung geöffnet.<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord<br />
21
Sanierung im Raum Klettwitz-Nord<br />
Beim Besuch <strong>de</strong>s Sanierungsraumes Klettwitz-Nord fallen sofort zwei Dinge ins Auge: die zum<br />
Besucherbergwerk umgebaute ehemalige Abraumför<strong>de</strong>rbrücke F60 und die wachsen<strong>de</strong> Wasserfläche<br />
<strong>de</strong>s Berghei<strong>de</strong>r Sees. Tourismus und Naturschutz liegen hier, in Nachbarschaft <strong>de</strong>s Naturparadieses<br />
Grünhaus, eng beieinan<strong>de</strong>r.<br />
Als Abraumför<strong>de</strong>rbrücke war die F60 in Lichterfeld bei<br />
Finsterwal<strong>de</strong> einst eine <strong>de</strong>r größten beweglichen technischen<br />
Anlagen <strong>de</strong>r Welt. Seit 1992 steht sie still und<br />
fungiert seit<strong>de</strong>m als begehbares Besucherbergwerk und<br />
Veranstaltungsort. Sie stellt ein beeindrucken<strong>de</strong>s Zeugnis<br />
<strong>de</strong>r Bergbautechnik <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts dar.<br />
Nach <strong>de</strong>r Stilllegung <strong>de</strong>r F60 war <strong>de</strong>ren Sprengung<br />
geplant. Während vieler Gespräche zwischen <strong>de</strong>n beteiligten<br />
Akteuren wur<strong>de</strong> schnell klar: Die F60 muss <strong>de</strong>r<br />
Nachwelt erhalten bleiben. 1998 kaufte die Gemein<strong>de</strong><br />
Lichterfeld-Schacksdorf die För<strong>de</strong>rbrücke, <strong>de</strong>n Werkstattwagen<br />
und rund 70 Hektar Fläche im Umfeld. Im Februar<br />
2000 fuhr <strong>de</strong>r Stahlriese die letzten 400 Meter aus <strong>de</strong>m<br />
Tagebau heraus an seinen heutigen Standort am Nordufer<br />
<strong>de</strong>s künftigen Berghei<strong>de</strong>r Sees und wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n<br />
Zeit zum Besucherbergwerk umgebaut.<br />
Die LMBV übernahm im Auftrag <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>nburg<br />
die Montage <strong>de</strong>s Aussichtscontainers in knapp 80 Metern<br />
Höhe und die Umrüstung von circa 1.300 Metern Laufstegen<br />
zu einem touristischen Rundweg in luftiger Höhe.<br />
„Wir sind mit unseren geführten Touren auf <strong>de</strong>r F60 fast<br />
von Null auf 100 ins Geschäft eingestiegen. Anfangs gab<br />
es Schnuppertouren. Bei <strong>de</strong>r Eröffnung stand ich da im<br />
Anzug mit rotem Helm und wir mussten fast 4.000 Besucher<br />
bändigen, die voller Erwartung vor uns stan<strong>de</strong>n.“<br />
(Olaf Umbreit, För<strong>de</strong>rverein Besucherbergwerk F60 e. V.)<br />
Seit <strong>de</strong>r Eröffnung 2002 kann die Brücke, die weiterhin<br />
unter Bergrecht steht, zu Fuß erklommen wer<strong>de</strong>n. Mit<br />
Veranstaltungen wie <strong>de</strong>m Lichtwechsel bis hin zu Rockund<br />
Klassikkonzerten bietet die F60 die Kulisse für eine<br />
Vielzahl kultureller Events.<br />
Von Anfang an hat die För<strong>de</strong>rbrücke einen stetig steigen<strong>de</strong>n<br />
Besucherstrom zu verzeichnen. Im Durchschnitt<br />
besuchen etwa 70.000 Gäste pro Jahr <strong>de</strong>n „liegen<strong>de</strong>n<br />
Eiffelturm“ in <strong>de</strong>r Lausitz.<br />
Arbeiter beim Streuen von Anti-Rutsch-Split beim Rausfahren<br />
<strong>de</strong>r F60 aus <strong>de</strong>m Tagebau Klettwitz-Nord, 2000<br />
Flutungsbeginn <strong>de</strong>s Berghei<strong>de</strong>r Sees am 21.09.2001<br />
Reinigungsarbeiter in <strong>de</strong>r Flutungsleitung zum Berghei<strong>de</strong>r See, 2003<br />
Berghei<strong>de</strong>r See, ehemaliger Tagebau Klettwitz-Nord, 2007<br />
Wo Berghei<strong>de</strong> stand, liegt heute ein See<br />
Seit 2001 wird das Restloch südlich <strong>de</strong>r F60 geflutet. Bis<br />
2012 wird sich hier <strong>de</strong>r Berghei<strong>de</strong>r See bil<strong>de</strong>n. Der See<br />
wird einmal eine Fläche von 332 Hektar einnehmen.<br />
Namensgebend war <strong>de</strong>r 1985 an dieser Stelle abgebaggerte<br />
Ort Berghei<strong>de</strong> mit einst 1.600 Einwohnern. Der<br />
Landschaftssee wird im nördlichen Bereich künftig<br />
vorrangig für <strong>de</strong>n Tourismus genutzt, <strong>de</strong>r südliche Teil<br />
bleibt <strong>de</strong>m Naturschutz vorbehalten.<br />
Das Flutungswasser, das sich in <strong>de</strong>n Berghei<strong>de</strong>r See<br />
ergießt, kommt <strong>de</strong>rzeit aus einer rund 16 Kilometer langen<br />
Pipeline, die u. a. aus <strong>de</strong>r Schwarzen Elster gespeist wird.<br />
Das kostbare Nass wird zuerst über <strong>de</strong>n Ferdinands- und<br />
<strong>de</strong>n Südteich in Lauchhammer geleitet und von dort über<br />
die Flutungsleitung in die Grubenwasserreinigungsanlage<br />
bei Lichterfeld. Von hier aus erfolgt die Einleitung in <strong>de</strong>n<br />
entstehen<strong>de</strong>n Berghei<strong>de</strong>r See.<br />
22<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord
Zum Besucherbergwerk umgebaute Abraumför<strong>de</strong>rbrücke F60 am Rand<br />
<strong>de</strong>s ehemaligen Tagebaus Klettwitz-Nord, 2007<br />
Mit <strong>de</strong>m Skateboard durchs Rohr<br />
Die Männer <strong>de</strong>r Grubenwehr haben bei <strong>de</strong>r Reinigung <strong>de</strong>r<br />
Flutungsleitung zum Berghei<strong>de</strong>r See keinen leichten Job.<br />
Alljährlich müssen sie auf ihren mehrtägigen Kontrollbefahrungen<br />
durch die Pipeline, die einen Durchmesser von<br />
1,20 Metern hat, in gebeugter Haltung durch die Röhre<br />
kriechen. In wassergeschützter Gummibekleidung bewegen<br />
sie sich mehr als fünf Meter unter <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> durch<br />
Eisenhydroxidschlamm in teilweise bis zu 50 Zentimeter<br />
hohem Wasser. Dazu kommt noch das Gewicht <strong>de</strong>r<br />
Gasmess-, Abseil- und Sicherungstechnik. Neuerdings<br />
bewältigen sie die kilometerlange Leitung mit <strong>de</strong>m<br />
Skateboard.<br />
23
Zeitschiene<br />
1910 Aufschluss Tgb. I (Grube „Marie-Anne“) durch die BUBIAG mit Beginn <strong>de</strong>r Abraumgewinnung<br />
1912 Beginn <strong>de</strong>r Kohlenför<strong>de</strong>rung im Tgb. I<br />
1916 Erschließung Tgb. II<br />
1918 Erschließung Tgb. III<br />
1919 Aufschluss Tgb. Koyne<br />
1921 Auskohlung Tgb. I und Erschließung Tgb. IV<br />
1922 Stilllegung Tgb. III<br />
1923 Erschließung Tgb. V 1928 Stilllegung Tgb. II<br />
Tagebaue Koyne/KleinLeipisch<br />
1931 Einsatz AFB „Marie-Anne“<br />
1933 Einsatz <strong>de</strong>r AFB „Koyne“ 1942 Vereinigung Tgb. IV und V <strong>de</strong>r Grube „Marie-Anne“<br />
zum Tgb. Kleinleipisch<br />
1954 Beendigung Tgb. Koyne<br />
1956 Zusammenführung<br />
Tgb. Kleinleipisch und Koyne<br />
zu Tgb. Kleinleipisch<br />
1956 Beginn <strong>de</strong>r Rekultivierung<br />
<strong>de</strong>r Brückenkippe Koyne<br />
1910<br />
11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61<br />
Tagebaue Friedlän<strong>de</strong>r/anna-Süd/<br />
1919 Aufschluss <strong>de</strong>s Tgb. Friedlän<strong>de</strong>r<br />
1921 Beginn Kohlenför<strong>de</strong>rung<br />
im Tgb. Friedlän<strong>de</strong>r<br />
1928 Einsturz <strong>de</strong>s Montagegerüstes <strong>de</strong>r<br />
AFB „Friedlän<strong>de</strong>r“<br />
1929 Einsatz <strong>de</strong>r AFB „Friedlän<strong>de</strong>r“<br />
im Tgb. Schwarzhei<strong>de</strong><br />
1937 Fel<strong>de</strong>ntwässerung und Aufschlussbaggerung<br />
<strong>de</strong>s Tgb. Anna-Süd<br />
1938 För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r ersten<br />
Rohkohle im Tgb. Anna-Süd<br />
1939 Einsatz <strong>de</strong>r AFB „Anna-Süd“<br />
1946 Beendigung Tgb. Friedlän<strong>de</strong>r<br />
1947 Beendigung Tgb. Anna-Süd<br />
1947 Aufschluss Tgb. Schwarzhei<strong>de</strong><br />
1949 Beginn <strong>de</strong>r Entwässerungsarbeiten im Tgb. Klettwitz<br />
1951 Aufschluss und erste Kohlenför<strong>de</strong>rung im Tgb. Klettwitz<br />
1955 Beendigung Tgb. Schwarzhei<strong>de</strong><br />
1910<br />
11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61<br />
Tagebau Klettwitz-Nord<br />
1910<br />
11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61<br />
24
1978 Sprengung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbrücke „Marie-Anne“<br />
1968 Einstellung <strong>de</strong>s Vorschnittes im Tgb. Kleinleipisch<br />
1980 Beendigung Tgb. Kleinleipisch<br />
1981 Beginn <strong>de</strong>r Sanierung im ehem.<br />
Tgb. Kleinleipisch<br />
1991/92 Neugestaltung und Erweiterung <strong>de</strong>s<br />
Naturschutzgebietes „Grünhaus“<br />
1992 Anstieg Grundwasser Grünhauser und Hei<strong>de</strong>see<br />
gepl. Endwasserstand Hei<strong>de</strong>see (RL131N) 2012<br />
gepl. Endwasserstand Grünhauser See-Ost (RL 130)<br />
gepl. Endwasserstand Grünhauser See-West (RL129)<br />
62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 2012<br />
Schwarzhei<strong>de</strong>/Klettwitz<br />
1973 Aufbau <strong>de</strong>r Abraumbandanlage im Tgb. Klettwitz<br />
1990 Tgb. Klettwitz erreicht Endstellung<br />
1990 Stilllegung <strong>de</strong>r AFB „Klettwitz“<br />
1991 Beendigung Tgb. Klettwitz<br />
1991 Sprengung <strong>de</strong>r AFB „Klettwitz“<br />
1998 Verschrottung <strong>de</strong>s ersten Großgerätes (Absetzer As 1120-1008)<br />
1999 Fertigstellung <strong>de</strong>s Windparks Klettwitz<br />
2000 Eröffnung <strong>de</strong>s Bergbau<strong>de</strong>nkmals „Schacht Klettwitz“<br />
2005 Freigabe <strong>de</strong>r verlegten Lan<strong>de</strong>sstraße<br />
L60 zwischen Schipkau und Kostebrau<br />
62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 2012<br />
1998 Kauf <strong>de</strong>r AFB F60 durch die Gemein<strong>de</strong> Lichterfeld-Schacksdorf<br />
1981 Beginn <strong>de</strong>r Entwässerungsarbeiten<br />
2000 Letzte Fahrt <strong>de</strong>r AFB F60 aus <strong>de</strong>m Tgb.<br />
1984 Beginn <strong>de</strong>r Aufschlussbaggerung<br />
2001 Beginn <strong>de</strong>r Flutung <strong>de</strong>s Berghei<strong>de</strong>r Sees<br />
1988 Beginn <strong>de</strong>r Kohlenför<strong>de</strong>rung<br />
2002 Beginn <strong>de</strong>r Umfeldgestaltung um die AFB F60<br />
1988-91 Montage <strong>de</strong>r AFB F60<br />
Eröffnung <strong>de</strong>r AFB F60 als Besucherbergwerk<br />
1990 Inbetriebnahme <strong>de</strong>r Abraumbandanlage<br />
1991 Beginn <strong>de</strong>r ersten Abraumbew.<br />
mit AFB F60 und einem Bagger<br />
1992 Stilllegung <strong>de</strong>r AFB F60<br />
1992 Beendigung <strong>de</strong>r Kohlenför<strong>de</strong>rung<br />
2005 „Lichtwechsel“: Inszenierung <strong>de</strong>r AFB F60<br />
als beleuchtetes Kunstobjekt<br />
2006 Start „ENERGIE-Route Lausitzer Industriekultur“<br />
gepl. Endwasserstand<br />
Berghei<strong>de</strong>r See<br />
2012<br />
62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 2012<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord<br />
25
MORGEN<br />
Neuer Lebensraum<br />
Karthäuser-Nelke im<br />
Naturparadies Grünhaus, 2005<br />
Die umliegen<strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n rund um das Tagebaugebiet Lauchhammer,<br />
vom Bergbau abhängig und gleichzeitig stark in Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogen,<br />
brauchten nach Beendigung <strong>de</strong>r Bergbautätigkeit eine neue Perspektive.<br />
Den Blick nach vorn zu richten hieß, in neuen Dimensionen und Strukturen<br />
zu <strong>de</strong>nken. Sanfter Tourismus und großräumiger Naturschutz aber auch die<br />
Nutzung regenerativer Energien in <strong>de</strong>n Bergbaufolgelandschaften Kleinleipisch,<br />
Klettwitz und Klettwitz-Nord wur<strong>de</strong>n zu Ausgangspunkten einer neuen<br />
Entwicklung. Dass am entstehen<strong>de</strong>n Berghei<strong>de</strong>r See eine ehemalige Abraumför<strong>de</strong>rbrücke<br />
zu einem beliebten Besucherbergwerk umfunktioniert wur<strong>de</strong>,<br />
ist ein Glücksfall für die Region. Der Gedanke, das Umfeld <strong>de</strong>r F60 und die<br />
Ufer <strong>de</strong>s Berghei<strong>de</strong>r Sees ebenfalls touristisch zu nutzen, lag nahe. Somit<br />
wird schon seit langem daran gearbeitet, auch für Mehrtagestouristen ein<br />
attraktives Angebot zu schaffen.<br />
Darüber hinaus prägen die Windrä<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Windparks Klettwitz und die kleinteilige<br />
Seenlandschaft im Bereich <strong>de</strong>s Naturparadieses Grünhaus die einstigen<br />
Abbauflächen. Die wirtschaftliche Nutzung <strong>de</strong>s geplanten Energiewal<strong>de</strong>s bei<br />
Blick zur Kippenseite <strong>de</strong>s „Naturparadieses<br />
Grünhaus“ im ehemaligen<br />
Tagebau Kleinleipisch, 2004<br />
Kostebrau wird neben <strong>de</strong>m Wind zu einem weiteren Baustein bei <strong>de</strong>r Erzeugung<br />
regenerativer Energien.<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord<br />
27
28<br />
Radfahrer vor <strong>de</strong>r F60 bei <strong>de</strong>r Eröffnung<br />
<strong>de</strong>r ENERGIE-Radtour, 2007
Auf neuen Wegen wan<strong>de</strong>ln<br />
Die Planungen zur Gestaltung <strong>de</strong>r Bergbaufolgelandschaft um <strong>de</strong>n Berghei<strong>de</strong>r See umfassen eine Vielzahl<br />
von unterschiedlichen Nutzungen. Spektakuläre Zukunftsprojekte aber auch Orte <strong>de</strong>r Erinnerung, wie<br />
für <strong>de</strong>n überbaggerten Ort Berghei<strong>de</strong>, wer<strong>de</strong>n entstehen. Vorhan<strong>de</strong>ne und geplante touristische<br />
Attraktionen wer<strong>de</strong>n miteinan<strong>de</strong>r vernetzt.<br />
Um für die F60 eine langfristige wirtschaftliche Perspektive<br />
zu sichern, muss ihr Umfeld in beson<strong>de</strong>rer Weise<br />
gestaltet wer<strong>de</strong>n. So sollen vielfältige Folgenutzungen,<br />
die über die bergbauliche Sanierung hinaus gehen, das<br />
Umfeld attraktiver machen.<br />
Die Brücke erhebt sich künftig als Höhepunkt über einer<br />
Ferienstadt. Herzstück dieser neuen Vision am Berghei<strong>de</strong>r<br />
See soll ein schwimmen<strong>de</strong>s Restaurant sein. Da <strong>de</strong>r<br />
Ba<strong>de</strong>betrieb am Nordufer <strong>de</strong>s Sees nur in <strong>de</strong>n Sommermonaten<br />
möglich sein wird, bedarf es für <strong>de</strong>n Rest <strong>de</strong>s<br />
Jahres weiterer Attraktionen, wie <strong>de</strong>s Ausbaus einer<br />
urbanen Wasserfront. Neben <strong>de</strong>r Ferienhausanlage sollen<br />
ein Bootshafen, ein Campingplatz, Parkplätze, ausge<strong>de</strong>hnte<br />
Grünflächen sowie Strandbereiche mit etwa<br />
400 Metern Uferlänge entstehen. Auf <strong>de</strong>m Wasser<br />
sind verschie<strong>de</strong>ne Typen von schwimmen<strong>de</strong>n Häusern<br />
geplant. In <strong>de</strong>r näheren Umgebung ist ein Solarkraftwerk<br />
in Planung. Am östlichen Rand <strong>de</strong>s Gelän<strong>de</strong>s ist darüber<br />
hinaus eine Arena, z. B. für Solarautorennen vorgesehen –<br />
das Gegenstück zum Lausitzring. Das Beson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r<br />
gesamten Anlage wird ihre versorgungstechnische<br />
Autarkie sein, die über die Jahre allmählich erreicht<br />
wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Eine multifunktionale Fläche am Fuße <strong>de</strong>r F60 belebt<br />
schon heute das Areal. Das Becken fungiert im Sommer<br />
als Veranstaltungsfläche für bis zu 2.000 Menschen und<br />
im Winter als Eislauffläche. Zugleich dient es auch als<br />
Regenwasserrückhalteanlage.<br />
Auf <strong>de</strong>m geplanten Campingplatz in <strong>de</strong>n ehemaligen<br />
Tagesanlagen <strong>de</strong>s Tagebaus Klettwitz-Nord wer<strong>de</strong>n die<br />
Waschkaue <strong>de</strong>r Bergleute und die alte Feuerwehrhalle<br />
mit integriert.<br />
Rund um <strong>de</strong>n Berghei<strong>de</strong>r See entsteht <strong>de</strong>rzeit eine abwechslungsreiche<br />
Szenerie. Eine buchtenreiche Uferlinie,<br />
Sandsträn<strong>de</strong>, Schilfanpflanzungen, Findlingsensembles,<br />
Seeinseln sowie Gelän<strong>de</strong>erhebungen in Ufernähe mit<br />
Aussichtspunkten wer<strong>de</strong>n hier künftig das Landschaftsbild<br />
prägen. Der See soll für alle Bootstypen offen sein.<br />
Ein Rundweg um <strong>de</strong>n See für Radler, Fußgänger und<br />
Skater wird die F60, Strän<strong>de</strong>, Aussichtspunkte und weitere<br />
Ziele in <strong>de</strong>r Umgebung miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n.<br />
Das Besucherbergwerk ist darüber hinaus in das überregionale<br />
Wegenetz <strong>de</strong>r ENERGIE-Route Lausitzer Industriekultur<br />
und <strong>de</strong>s Fürst-Pückler-Weges eingebun<strong>de</strong>n,<br />
vernetzt mit an<strong>de</strong>ren Industriemonumenten in <strong>de</strong>r Lausitz.<br />
Gesamtstrukturplan für die Entwicklung <strong>de</strong>s Umfel<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r F60<br />
Führung in luftiger Höhe während <strong>de</strong>r Eröffnung <strong>de</strong>s Besucherbergwerks F60, 2002<br />
„Lichtwechsel“: IBA setzt F60 als Lichtkunstwerk in Szene, 2005<br />
Visualisierung <strong>de</strong>s schwimmen<strong>de</strong>n Restaurants auf <strong>de</strong>m Berghei<strong>de</strong>r See, 2007<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord<br />
29
Altes bewahren und Neues schaffen<br />
Im Raum Kleinleipisch/Klettwitz spielt Energie auch<br />
nach Beendigung <strong>de</strong>s Bergbaus eine große Rolle.<br />
In Zeiten, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Klimawan<strong>de</strong>l in aller Mun<strong>de</strong><br />
ist und neue Energieerzeugungsformen erforscht<br />
wer<strong>de</strong>n, pflanzt man hier Energiewäl<strong>de</strong>r an und<br />
errichtet Windparks. Doch auch bestehen<strong>de</strong> Landschaftsteile<br />
aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s aktiven Bergbaus könnten<br />
kommen<strong>de</strong> Generationen an das Kapitel <strong>de</strong>r<br />
Bergbaugeschichte erinnern.<br />
Auf <strong>de</strong>n Flächen <strong>de</strong>s ehemaligen Tagebaus Klettwitz<br />
wird voraussichtlich <strong>de</strong>r größte Energiewald Deutschlands<br />
entstehen – <strong>de</strong>r Energiewald Kostebrau. Rund um <strong>de</strong>n Ort<br />
Kostebrau ist geplant, vor allem schnell wachsen<strong>de</strong><br />
Pappeln und Robinien innerhalb von so genannten Schnellwuchsplantagen<br />
anzupflanzen. Sie könnten langfristig<br />
einen wichtigen Beitrag für die Energieholzversorgung <strong>de</strong>r<br />
Stadt Lauchhammer leisten. Mit <strong>de</strong>m hier gewonnenen<br />
Holz sollen künftig fossile Energieträger zur Versorgung<br />
öffentlicher Gebäu<strong>de</strong>, wie z. B. <strong>de</strong>s Rathauses o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Schwimmhalle, ersetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Planungen sehen einen circa 750 Hektar großen<br />
Bereich rund um Kostebrau vor. Neben ökologischen<br />
Kriterien, wie z. B. Artenvielfalt o<strong>de</strong>r Biotopvernetzung,<br />
ist auch die Berücksichtigung landschaftsästhetischer<br />
Aspekte vorgesehen. Eine Einbindung in die bestehen<strong>de</strong><br />
bzw. noch auszubauen<strong>de</strong> touristische Infrastruktur ist<br />
ebenfalls möglich. Dieses Projekt kann <strong>de</strong>n Charakter<br />
<strong>de</strong>r Energieregion Lausitz stärken und <strong>de</strong>utschlandweit<br />
Maßstäbe setzen. Die Machbarkeit <strong>de</strong>s Vorhabens wur<strong>de</strong><br />
durch eine Studie <strong>de</strong>s Forschungsinstituts für Bergbaufolgelandschaften<br />
e. V. bereits belegt.<br />
Wind statt Kohle<br />
Ein eindrucksvolles Beispiel für die Umstellung vom fossilen<br />
Energieträger Braunkohle zu erneuerbaren Energien<br />
ist <strong>de</strong>r Windpark Klettwitz. Auf <strong>de</strong>n rekultivierten Kippenflächen<br />
<strong>de</strong>s ehemaligen Tagebaus Klettwitz befin<strong>de</strong>t sich<br />
einer <strong>de</strong>r größten Windparks Europas.<br />
Auf einer Gesamtfläche von 400 Hektar stehen 58 einzelne<br />
Windkraftanlagen mit einer Leistung von jeweils<br />
1,65 Megawatt. Im Jahr 2004 wur<strong>de</strong> die letzte errichtet.<br />
Die Windrä<strong>de</strong>r mit einer installierten Leistung von über<br />
90 Megawatt erzeugen im Jahr mehr als 110.000 Megawattstun<strong>de</strong>n,<br />
genug für <strong>de</strong>n Strombedarf von circa<br />
30.000 Haushalten. Auch die Dimensionen <strong>de</strong>r Anlagen<br />
sind imposant: Die Höhe <strong>de</strong>r Windmühlen bis zur Rotorspitze<br />
beträgt 111 Meter.<br />
Um einen ausreichend stabilen Untergrund für die Fundamente<br />
<strong>de</strong>r Anlagen zu schaffen, wur<strong>de</strong>n hier die Lanzen<br />
<strong>de</strong>r Rütteldruckmaschinen bis zu 70 Meter tief in die Er<strong>de</strong><br />
gebohrt.<br />
Alpen in <strong>de</strong>r Lausitz<br />
Vor über 70 Jahren entstan<strong>de</strong>n durch die Arbeit <strong>de</strong>r<br />
Abraumför<strong>de</strong>rbrücke F25 auf <strong>de</strong>n Flächen <strong>de</strong>r ehemaligen<br />
Tagebaue Schwarzhei<strong>de</strong> und Friedlän<strong>de</strong>r bis heute vegetationslose<br />
Schüttungsrippen. Diese so genannten Geigerschen<br />
Alpen liegen westlich von Kostebrau und wur<strong>de</strong>n<br />
nach 1990 zum Geschützten Landschaftsbestandteil.<br />
Namensgeber war <strong>de</strong>r Direktor <strong>de</strong>r damaligen Braunkohlenwerke.<br />
Nach <strong>de</strong>r Auskohlung wur<strong>de</strong>n jedoch nie Rekultivierungsarbeiten<br />
durchgeführt. Der Abraum liegt heute fast noch<br />
genau so, wie vor Jahrzehnten von <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbrücke<br />
gekippt und nur durch Wind und Wasser verformt.<br />
Obwohl durch Zuflug von Samen aus <strong>de</strong>r Umgebung die<br />
Entwicklung von Pflanzen möglich wäre, verhin<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r<br />
vegetationsfeindliche tertiäre Bo<strong>de</strong>n jegliche Keimung<br />
und damit das Wachstum.<br />
Visualisierung <strong>de</strong>s Energiewal<strong>de</strong>s Kostebrau mit Prognose für 2010<br />
Erosionsrippen in <strong>de</strong>n Geigerschen Alpen, 2006<br />
Erdbaumaßnahmen Kleinleipisch, 2004<br />
30<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord
Windpark Klettwitz, 2003<br />
31
Metamorphosen<br />
Landschaftsverwandlung<br />
Erdbauarbeiten am entstehen<strong>de</strong>n Berghei<strong>de</strong>r See<br />
im ehemaligen Tagebau Klettwitz-Nord, 2006<br />
Die heutige Landschaft ist das Ergebnis einer langen Bergbaugeschichte. Um<br />
die Kohle abzubauen, wur<strong>de</strong>n Flüsse und Gräben verlegt und das Unterste<br />
zuoberst gekehrt. Ganze Dörfer mussten <strong>de</strong>m Tagebau weichen.<br />
Was nach Beendigung <strong>de</strong>s Bergbaus auf <strong>de</strong>n ersten Blick wie eine lebensfeindliche<br />
Mondlandschaft aussah, erwies sich jedoch als eine einmalige Chance für<br />
die Natur.<br />
Mittlerweile prägen aufgeforstete Waldflächen, rekultivierte Kippen, die<br />
Naturschutzflächen <strong>de</strong>s Naturparadieses Grünhaus und <strong>de</strong>r Berghei<strong>de</strong>r See<br />
die Landschaft. Als weithin sichtbare Landmarke erhebt sich die F60 als<br />
Besucherbergwerk am Nordufer <strong>de</strong>s Sees. Sie verkörpert die Metamorphose<br />
dieser Landschaft und erinnert zugleich an <strong>de</strong>n früheren Alltag <strong>de</strong>r Bewohner,<br />
die hier seit mehreren Generationen von <strong>de</strong>r Kohle gelebt haben.<br />
Wasserflächen und Erosionsrippen<br />
im Tagebau Kleinleipisch, 2003<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord<br />
33
Orte im Strom <strong>de</strong>r Zeit<br />
Lichterfeld/Berghei<strong>de</strong> Grünhaus Kostebrau<br />
vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850<br />
Berghei<strong>de</strong>, das 1487 als Runddorf<br />
Gor (Berg) gegrün<strong>de</strong>t wird, und<br />
Lichterfeld liegen Mitte <strong>de</strong>s<br />
19. Jahrhun<strong>de</strong>rts in einer sanft<br />
hügeligen Landschaft und sind<br />
umgeben von ausge<strong>de</strong>hnten Waldflächen.<br />
Die Menschen lebten<br />
u. a. von <strong>de</strong>r Holzverarbeitung und<br />
<strong>de</strong>r Flößerei.<br />
vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850<br />
1594 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ort Grünhaus<br />
gegrün<strong>de</strong>t. Um die Oberförsterei<br />
herum entstand eine Kolonie mit<br />
einer Gaststätte, die auch bei<br />
Ausflugstouristen beliebt war.<br />
Einzigartig war hier das Vorkommen<br />
<strong>de</strong>r Lausitzer Tieflandfichte<br />
und <strong>de</strong>r Weißtanne.<br />
vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850<br />
Das Dorf Costebrau, erstmalig<br />
1421 erwähnt, lag in einer außeror<strong>de</strong>ntlich<br />
schönen Umgebung. Die<br />
umliegen<strong>de</strong>n Berge mit herrlichen<br />
Wäl<strong>de</strong>rn, fischreichen Bächen und<br />
Teichen prägten das Landschaftsbild<br />
vor <strong>de</strong>m Bergbau. Die Glassandvorkommen<br />
nahe <strong>de</strong>s Ortes<br />
führten zum Bau einer Glashütte<br />
und einer Spiegelfabrik.<br />
Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1860-1992<br />
Das Aufkommen <strong>de</strong>s Braunkohlenbergbaus<br />
ließ aus <strong>de</strong>m<br />
Hei<strong>de</strong>bauerndorf Gohra die<br />
Bergarbeitergemein<strong>de</strong> Berghei<strong>de</strong><br />
wer<strong>de</strong>n, bis es schließlich 1987/88<br />
vom Tagebau Klettwitz-Nord<br />
überbaggert wur<strong>de</strong>. In Lichterfeld<br />
wur<strong>de</strong>n die Tagesanlagen für <strong>de</strong>n<br />
Tagebau, <strong>de</strong>r noch bis 1992 aktiv<br />
war, errichtet.<br />
Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1940-1980<br />
Grünhaus, das in <strong>de</strong>n 1970er Jahren<br />
50 Einwohner zählte, wur<strong>de</strong><br />
1975 abgebrochen. Der Tagebau<br />
Kleinleipisch schwenkte mit seiner<br />
Abraumför<strong>de</strong>rbrücke über die<br />
Gemein<strong>de</strong>fläche hinweg und hinterließ<br />
ein tiefes Loch. Große Teile<br />
<strong>de</strong>s hiesigen Naturschutzgebietes,<br />
das bereits 1939 unter Schutz<br />
gestellt wur<strong>de</strong>, gingen verloren.<br />
Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1930-1991<br />
Im Verlauf <strong>de</strong>r Zeit wird Kostebrau<br />
nach und nach vom Bergbau eingeschlossen.<br />
Inmitten <strong>de</strong>s Tagebaus<br />
Klettwitz bleibt <strong>de</strong>r Ort als Restsockel<br />
stehen. Nördlich von<br />
Kostebrau liegen die Tagesanlagen<br />
Römerkeller.<br />
nach <strong>de</strong>m Bergbau, ca. 2010<br />
Die im Tagebau tätige Abraumför<strong>de</strong>rbrücke<br />
F60 steht heute als<br />
Besucherbergwerk am Ufer <strong>de</strong>s<br />
Berghei<strong>de</strong>r Sees, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />
Restloch <strong>de</strong>s Tagebaus entsteht.<br />
Dort, wo früher <strong>de</strong>r Ort Berghei<strong>de</strong><br />
war, könnte künftig ein Bojenfeld<br />
<strong>de</strong>n alten Ort markieren.<br />
nach <strong>de</strong>m Bergbau, ca. 2010<br />
Die Sanierung <strong>de</strong>r Landschaft<br />
nach Beendigung <strong>de</strong>s Tagebaus<br />
Kleinleipisch im Jahr 1980 stellte<br />
großflächig die Natur wie<strong>de</strong>r her.<br />
Heute wird das Naturschutzgebiet<br />
– auch als „Naturparadies<br />
Grünhaus“ bezeichnet – von vielen<br />
kleinen Seen aufgelockert.<br />
nach <strong>de</strong>m Bergbau, ca. 2010<br />
Nach <strong>de</strong>m Bergbau liegt Kostebrau<br />
wie<strong>de</strong>r inmitten von Wald-,<br />
Sukzessions- und Grünflächen.<br />
Von einem Aussichtspunkt lässt<br />
sich die weite Bergbaufolgelandschaft<br />
überblicken.<br />
34
Klettwitz<br />
Kleinleipisch/Lauchhammer-Nord<br />
Schipkau<br />
vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850<br />
Klettwitz wird als Cleticz im Jahr<br />
1370 erstmals erwähnt. Westlich<br />
von Klettwitz lag die waldreiche<br />
Bommel Hei<strong>de</strong>. Der Ort selbst<br />
war vor allem von Ackerflächen<br />
umgeben.<br />
vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850<br />
Kleinleipisch wur<strong>de</strong> 1418 erstmals<br />
schriftlich erwähnt. Die Umgebung<br />
<strong>de</strong>s Ortes war schon immer sehr<br />
waldreich. Das Korndorf lieferte<br />
das beste Getrei<strong>de</strong> <strong>de</strong>s sogenannten<br />
Mückenberger Ländchens.<br />
Einst in einer fruchtbaren Talmul<strong>de</strong><br />
zwischen Butterberg und Bramberg<br />
gelegen, erhob sich weiter Richtung<br />
Nor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Schlaue Berg.<br />
vor <strong>de</strong>m Bergbau um 1850<br />
Schipkau wur<strong>de</strong> bereits 1332 als<br />
Tschipko erstmals urkundlich erwähnt.<br />
Der Name leitet sich vom<br />
wendischen Begriff Kiebitz ab –<br />
ein Hinweis auf die wald- und<br />
wasserreiche Lage <strong>de</strong>s Dorfes in<br />
früherer Zeit.<br />
Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1860-1975<br />
Ab 1860 setzte auch in Klettwitz<br />
<strong>de</strong>r Braunkohlenbergbau ein, <strong>de</strong>r in<br />
<strong>de</strong>r Folge eine völlige Verän<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s Ortes und <strong>de</strong>r Landschaft<br />
mit sich brachte. 1867 wur<strong>de</strong> die<br />
Grube Felix eröffnet. Der Tagebau<br />
Klettwitz nahm Teile von Klettwitz<br />
in Anspruch und bewirkte eine<br />
Umsiedlung von rund 1.200 Einwohnern<br />
in <strong>de</strong>n Jahren 1963/64.<br />
Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1910-1946<br />
Bramberg und Schlauer Berg<br />
wur<strong>de</strong>n überbaggert. Auch <strong>de</strong>r<br />
südlich <strong>de</strong>s Ortes gelegene Latken<br />
Teich musste <strong>de</strong>m Tagebau weichen.<br />
Der Ort blieb als dörfliche<br />
Insel im Tagebauraum bestehen.<br />
1950 wur<strong>de</strong> aus Kleinleipisch<br />
Lauchhammer-Nord.<br />
Zeit <strong>de</strong>s Bergbaus, 1937-1965<br />
Der Tagebau Anna-Süd nahm<br />
große Teile <strong>de</strong>r Schipkauer<br />
Umgebung in Anspruch und<br />
überbaggerte dabei auch die<br />
Henschel-Mühle. Durch <strong>de</strong>n<br />
Tagebau Klettwitz begann 1957<br />
<strong>de</strong>r Abbruch eines Teils von<br />
Schipkau. Die Abbaugrenze<br />
verlief dicht an <strong>de</strong>r alten Ortslage<br />
vorbei.<br />
nach <strong>de</strong>m Bergbau, ca. 2010<br />
Heute erzeugt <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n 1990er<br />
Jahren auf Kippenflächen <strong>de</strong>s<br />
ehemaligen Tagebaus Klettwitz<br />
errichtete Windpark genug<br />
Energie, um die gesamte Stadt<br />
Cottbus zu versorgen.<br />
Der Windpark ist ein Symbol für<br />
<strong>de</strong>n energetischen Wan<strong>de</strong>l in<br />
<strong>de</strong>r Region.<br />
nach <strong>de</strong>m Bergbau, ca. 2010<br />
Auf <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ehemaligen<br />
Tagesanlagen <strong>de</strong>s Tagebaus<br />
Kleinleipisch am nördlichen<br />
Ortsrand befin<strong>de</strong>t sich heute das<br />
Gewerbegebiet Kleinleipisch.<br />
Ansonsten ist <strong>de</strong>r Ort an drei<br />
Seiten von weiträumigen Waldflächen<br />
eingeschlossen.<br />
nach <strong>de</strong>m Bergbau, ca. 2010<br />
Nach Abschluss <strong>de</strong>r Abbautätigkeit<br />
engagierte sich <strong>de</strong>r Ort<br />
gemeinsam mit <strong>de</strong>r LMBV für eine<br />
Reaktivierung und Nachnutzung<br />
<strong>de</strong>s Standortes <strong>de</strong>r Hauptwerkstatt<br />
<strong>de</strong>s Tagebaus Klettwitz. Im<br />
hier entwickelten Gewerbegebiet<br />
Schipkau wur<strong>de</strong>n fast<br />
100 Arbeitsplätze geschaffen.<br />
Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord<br />
35
Glossar<br />
Abraum Zwischen Erdoberfläche und<br />
Lagerstätte liegen<strong>de</strong> Erdschichten (auch<br />
Deckgebirge o<strong>de</strong>r Hangen<strong>de</strong>s)<br />
Abraumför<strong>de</strong>rbrücke Tagebaugroßgerät<br />
zum Abtragen von Abraum, das vor allem<br />
im Lausitzer Revier eingesetzt wird. In<br />
einem Arbeitsgang können bis zu 60 m<br />
mächtige Bo<strong>de</strong>nschichten abgetragen,<br />
über <strong>de</strong>n Tagebau transportiert und<br />
verkippt wer<strong>de</strong>n.<br />
Absetzer Großgerät, das im Braunkohlentagebau<br />
zum Verkippen von Abraum in <strong>de</strong>n<br />
ausgekohlten Teil <strong>de</strong>s Tagebaus eingesetzt<br />
wird<br />
Außenkippe Kippe außerhalb <strong>de</strong>s jetzigen<br />
Tagebaus, in <strong>de</strong>m Abraum verbracht wird<br />
Drehpunkt Punkt, um <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tagebau<br />
schwenkt<br />
Eimerkettenbagger Gewinnungsgerät im<br />
Tagebau mit Eimern, die an einer umlaufen<strong>de</strong>n<br />
Kette über einen Ausleger laufen<br />
und das Erdreich (Abraum o<strong>de</strong>r Braunkohle)<br />
abkratzen<br />
Filterbrunnen Bohrloch mit Pumpe zum<br />
Heben von Grundwasser<br />
Flöz Bo<strong>de</strong>nschicht, die einen nutzbaren<br />
Rohstoff enthält, z. B. Braunkohle, Kali,<br />
Kupferschiefer<br />
Grubenwasserreinigungsanlage (GWRA)<br />
Anlage zum Reinigen <strong>de</strong>s im Tagebau<br />
gehobenen Grundwassers; nach Reinigung<br />
erfolgt Nutzung z. B. als Brauchwasser<br />
Innenkippe Kippe für Abraum innerhalb<br />
<strong>de</strong>s ausgekohlten Tagebauraumes<br />
Liegen<strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nschicht unterhalb <strong>de</strong>s<br />
Kohlenflözes<br />
Rütteldruckverdichtung (RDV) Tiefenverdichtungsmetho<strong>de</strong><br />
für das Erdreich<br />
beson<strong>de</strong>rs im rutschungsgefähr<strong>de</strong>ten<br />
Kippenvorfeld und im Uferbereich von Tagebaurestlöchern;<br />
Verdichtung <strong>de</strong>s Erdreiches<br />
mit einer an einem Seilbagger hängen<strong>de</strong>n<br />
Rüttellanze und einer rotieren<strong>de</strong>n Unwucht<br />
Setzungsfließen Rutschung infolge einer<br />
spontanen Verflüssigung locker gelagerter,<br />
wassergesättigter, gleichförmiger, sandiger<br />
Kippen; wird z. B. durch eine Erschütterung<br />
ausgelöst.<br />
Sohle Arbeitsebene in einem Tagebau<br />
Sümpfung Heben und Ableiten von<br />
Grundwasser zur Trockenhaltung <strong>de</strong>r<br />
Tagebaue durch Tauchmotorpumpen in<br />
Entwässerungsbrunnen<br />
Tagesanlagen Zentraler Bereich am Tagebaurand<br />
mit Umklei<strong>de</strong>- und Waschräumen,<br />
Büros, Parkplätzen, Betriebsfeuerwehr,<br />
Sanitätsstation, Werkstätten und Magazin<br />
Tiefschnitt Gewinnung von Abraum o<strong>de</strong>r<br />
Kohle unterhalb <strong>de</strong>r Arbeitsebene eines<br />
Schaufelradbaggers/Eimerkettenbaggers<br />
Verkippung Ablagerung von Abraum auf<br />
<strong>de</strong>r ausgekohlten Seite <strong>de</strong>s Tagebaus<br />
Vorfeld Bereich innerhalb <strong>de</strong>r genehmigten<br />
Tagebaugrenzen, wo <strong>de</strong>r Abbau unmittelbar<br />
bevorsteht und vorbereiten<strong>de</strong> Maßnahmen<br />
zur Freimachung <strong>de</strong>r Erdoberfläche, wie Rodung<br />
und Beseitigung von Straßen, laufen<br />
Vorflut Wasserlauf (Fluss, Bach, Kanal),<br />
über <strong>de</strong>n das in <strong>de</strong>n Tagebauen gehobene<br />
und gereinigte Grubenwasser abgeleitet<br />
wird<br />
Vorschnitt Der Abraumför<strong>de</strong>rung<br />
vorausgehen<strong>de</strong>r Abbaubetrieb; för<strong>de</strong>rt die<br />
oberen Bo<strong>de</strong>nschichten bis zur Kohle, bis<br />
<strong>de</strong>r Arbeitsbereich <strong>de</strong>r Abraumför<strong>de</strong>rbrücke<br />
beginnt.<br />
36
Impressum<br />
Wandlungen und Perspektiven<br />
Herausgeber:<br />
Lausitzer und Mittel<strong>de</strong>utsche<br />
Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH<br />
Unternehmenskommunikation (verantw. Dr. Uwe Steinhuber)<br />
Knappenstraße 1, 01968 Senftenberg<br />
Telefon: + 49 3573 84 - 4302, Telefax: + 49 3573 84 - 4610<br />
www.lmbv.<strong>de</strong><br />
Konzept, Text, Realisierung:<br />
LMBV – Abteilung Planung Lausitz,<br />
(Hans-Jürgen Kaiser, Matthias Horst)<br />
andreas kadler • <strong>post</strong>-<strong>mining</strong> & brownfields consulting<br />
agreement werbeagentur (Marcus Blanke)<br />
Gestaltung:<br />
agreement werbeagentur<br />
Mit freundlicher Unterstützung:<br />
Amt Kleine Elster, För<strong>de</strong>rverein Besucherbergwerk F60 e. V.,<br />
För<strong>de</strong>rverein Kulturlandschaft Nie<strong>de</strong>rlausitz e. V., Forschungsinstitut<br />
für Bergbaufolgelandschaften e. V. (FIB), Internationale<br />
Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land, Georg Kazalla, Lan<strong>de</strong>samt<br />
für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Bran<strong>de</strong>nburg (LBGR),<br />
Joachim Müller, NABU-Stiftung, Dieter Sperling, TAKRAF<br />
GmbH, Traditionsverein Braunkohle Lauchhammer e. V.<br />
Fotografien/Entwürfe:<br />
Christine Alkier, Christian Be<strong>de</strong>schinski, Fachhochschule Lausitz/<br />
LOMA, För<strong>de</strong>rverein Besucherbergwerk F60 e. V., FIB, IBA Fürst-<br />
Pückler-Land, LMBV, Gerhard Kassner, Kegler/Schley, Joachim<br />
Müller, Hans Pollin, Peter Radke (LMBV), Steffen Rasche,<br />
Hartmut Rauhut, Stefan Röhrscheid, Harald Süpfle, TAKRAF<br />
GmbH, Olaf Umbreit<br />
2007<br />
In dieser Reihe sind bereits erschienen:<br />
Lausitzer Braunkohlenrevier<br />
01 Schlabendorf/Seese **<br />
02 Greifenhain/Gräbendorf **<br />
03 Sedlitz/Skado/Koschen **<br />
04 Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord *<br />
05 Plessa/Lauchhammer/Schwarzhei<strong>de</strong><br />
06 Tröbitz/Domsdorf<br />
07 Spreetal/Bluno<br />
08 Scheibe/Burghammer<br />
09 Lohsa/Dreiweibern<br />
10 Meuro<br />
11 Erika/Laubusch<br />
12 Bärwal<strong>de</strong><br />
13 Berzdorf<br />
14 Meuro-Süd<br />
15 Welzow-Süd/Jänschwal<strong>de</strong>/Cottbus-Nord<br />
16 Trebendorfer Fel<strong>de</strong>r/Nochten/Reichwal<strong>de</strong><br />
17 Knappenro<strong>de</strong><br />
18 Braunkohlenveredlung in <strong>de</strong>r Lausitz (I)<br />
19 Braunkohlenveredlung in <strong>de</strong>r Lausitz (II)<br />
Mittel<strong>de</strong>utsches Braunkohlenrevier<br />
01 Holzweißig/Goitsche/Rösa **<br />
02 Espenhain **<br />
03 Geiseltal *<br />
04 Böhlen/Zwenkau/Cospu<strong>de</strong>n **<br />
05 Wasserlandschaft im Leipziger Neuseenland<br />
06 Golpa-Nord/Gröbern<br />
07 Borna-Ost/Bockwitz<br />
08 Witznitz II<br />
09 Haselbach/Schleenhain<br />
10 Braunkohlenveredlung in Mittel<strong>de</strong>utschland (I)<br />
11 Braunkohlenveredlung in Mittel<strong>de</strong>utschland (II)<br />
Titelbild: Abraumför<strong>de</strong>rbrücke F60 im Tagebau Klettwitz-Nord während <strong>de</strong>s<br />
Abbaubetriebes 1992 (links) und als Besucherbergwerk 2003 (rechts)<br />
Hintere Umschlagseite: Kleinleipischer und Grünhauser See im ehemaligen Tagebau Kleinleipisch, 2005<br />
* unverän<strong>de</strong>rter Nachdruck<br />
** 2. aktualisierte Auflage<br />
Die unterschiedliche Schreibweise von Ortsbezeichnungen in Karten und Texten resultiert aus <strong>de</strong>r Nutzung unterschiedlicher Quellen, die hier jeweils korrekt wie<strong>de</strong>rgegeben<br />
wer<strong>de</strong>n. Die vorliegen<strong>de</strong> Dokumentation wur<strong>de</strong> nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Der Inhalt dieser Broschüre<br />
ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung, Verbreitung, Nachnutzung o<strong>de</strong>r sonstige gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung <strong>de</strong>r LMBV sind untersagt.
Lausitzer und Mittel<strong>de</strong>utsche<br />
Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH<br />
Knappenstraße 1<br />
01968 Senftenberg<br />
www.lmbv.<strong>de</strong>