Altenhilfe auf dem Weg in die Zukunft - Barmherzige Brüder Trier e. V.
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Schwerpunkt <strong>Altenhilfe</strong><br />
Marktpolitische<br />
Anforderungen<br />
Eigentlich steuert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er freien sozialen<br />
Marktwirtschaft <strong>die</strong> Nachfrage das Angebot,<br />
<strong>die</strong> auch den Preis der Leistungen regelt.<br />
Nicht so <strong>in</strong> der Altenpflege: Normalerweise<br />
müssten bei Pflegesatzverhandlungen <strong>auf</strong>grund<br />
der mit den Kostenträgern geschlossenen<br />
Qualitäts- und Leistungsvere<strong>in</strong>barung,<br />
<strong>in</strong>dividuelle, leistungsbezogene Entgelte vere<strong>in</strong>bart<br />
werden. Das ist jedoch nicht der Fall:<br />
Die Kostenträger legen <strong>die</strong> Entgelte anhand<br />
des Vergleichs mit anderen E<strong>in</strong>richtungen<br />
der Region fest, ohne dabei <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />
Leistungen zu bewerten. Dieses bedeutet,<br />
dass <strong>die</strong> E<strong>in</strong>richtung nicht den angemessenen<br />
Pflegesatz erhält, der zur Deckung<br />
der Kosten des vorgehaltenen differenzierten<br />
Angebotes nötig ist.<br />
Fazit<br />
Muss <strong>die</strong> Gesellschaft sich nicht <strong>die</strong> Frage<br />
stellen, ob <strong>die</strong> Standardversorgung von heute<br />
der Luxus von morgen ist? Wie lange kann<br />
e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung oder e<strong>in</strong> Träger noch <strong>die</strong><br />
fehlende F<strong>in</strong>anzierung kompensieren, um<br />
<strong>die</strong> geforderte Qualität zu erbr<strong>in</strong>gen? Müssen<br />
wir nur noch Personal e<strong>in</strong>stellen: „25 Jahre,<br />
ledig, ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der und ke<strong>in</strong>e Aussicht <strong>auf</strong><br />
Heirat“ <strong>auf</strong> Grund von starren Tarifsystemen<br />
oder können wir es uns auch weiterh<strong>in</strong> leisten,<br />
unser Personal sozial ausgewogen e<strong>in</strong>zustellen?<br />
Sollte der Rahmen der F<strong>in</strong>anzierung<br />
nicht grundlegend geändert werden und e<strong>in</strong>e<br />
gerechtere Aufteilung des gesamten Budgets<br />
ermöglichen? Gehen wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e „staatliche<br />
M<strong>in</strong>destversorgung“, darüber h<strong>in</strong>ausgehendes<br />
ist Luxus und muss selbst f<strong>in</strong>anziert werden?<br />
Ist <strong>die</strong> Pflegeversicherung mit ihrem System<br />
überhaupt noch <strong>in</strong> der Lage, <strong>die</strong> F<strong>in</strong>anzierung<br />
der Betreuung zu gewährleisten und kann <strong>die</strong>ses<br />
System von den Beitragszahlern f<strong>in</strong>anziert<br />
werden? Das alles s<strong>in</strong>d Fragen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> naher<br />
<strong>Zukunft</strong> beantwortet werden müssen, will<br />
man <strong>Altenhilfe</strong> nicht zu e<strong>in</strong>em Privileg werden<br />
lassen, dass sich nur noch wenige leisten<br />
können. <br />
Wolfgang Fauteck<br />
Wer denkt bei Altenpflege<br />
schon an Wissenschaft?<br />
Altenpflege im pflegewissenschaftlichen<br />
Kontext am Beispiel von Expertenstandards<br />
Der Beruf des Altenpflegers gehört zu den<br />
jüngsten Berufsgruppen <strong>in</strong> unserer Gesellschaft.<br />
Erst seit ca. drei Jahren existiert e<strong>in</strong>e bundesweit<br />
e<strong>in</strong>heitliche Ausbildung, <strong>die</strong> e<strong>in</strong> hohes Niveau,<br />
ähnlich <strong>dem</strong> der Krankenpflege, gewährleistet.<br />
Parallel dazu etablieren sich <strong>in</strong> Deutschland<br />
seit etwa zehn Jahren Pflegeforschung und<br />
-wissenschaft <strong>auf</strong> Hochschulniveau. Wie <strong>in</strong> allen<br />
Wissensgebieten stellt dabei <strong>die</strong> Umsetzung<br />
wissenschaftlicher Erkenntnisse <strong>in</strong> <strong>die</strong> Arbeitspraxis<br />
<strong>die</strong> zentrale Herausforderung dar.<br />
Die Sicherstellung der Umsetzung pflegewissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse <strong>in</strong> <strong>die</strong> Praxis verläuft seit etwa vier Jahren<br />
<strong>in</strong> strukturierter Form durch Expertenstandards, <strong>die</strong> vom<br />
„Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung <strong>in</strong> der Pflege“ herausgegeben<br />
werden. Die Standards werden von e<strong>in</strong>er Expertenarbeitsgruppe<br />
entwickelt. Mitglieder s<strong>in</strong>d anerkannte Fachautoritäten aus<br />
Pflegepraxis und -forschung.<br />
Standards werden ständig weiterentwickelt<br />
Mittlerweile existieren Expertenstandards zu den Themengebieten<br />
Dekubitusprophylaxe, Schmerzmanagement, Entlassungsmanagement<br />
und Sturzprophylaxe. Weitere bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der Entwicklung,<br />
so wird <strong>in</strong> Kürze e<strong>in</strong>er zum Thema Inkont<strong>in</strong>enz verabschiedet. Alle<br />
Expertenstandards werden <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen überprüft und<br />
aktualisiert, so dass neue Erkenntnisse aus Praxis und Pflegewissenschaft<br />
mit <strong>auf</strong>genommen werden können.<br />
Die Umsetzung von Expertenstandards wird als freiwillige Selbstverpflichtung<br />
<strong>in</strong> der stationären und ambulanten Pflege wahrgenommen<br />
und sichert somit e<strong>in</strong>e entsprechende Pflegequalität. Auch <strong>die</strong><br />
Mitarbeiter <strong>in</strong> den Altenpflegee<strong>in</strong>richtungen des <strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong><br />
<strong>Trier</strong> e. V. orientieren sich bei ihrer täglichen Arbeit an <strong>die</strong>sen Standards.<br />
Sie können somit <strong>in</strong> ihrer Tätigkeit <strong>auf</strong> aktuelles Pflegewissen<br />
zurückgreifen und e<strong>in</strong>e am derzeitigen Stand pflegewissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse orientierte Pflege sicherstellten. Ruth Kle<strong>in</strong><br />
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