Altenhilfe auf dem Weg in die Zukunft - Barmherzige Brüder Trier e. V.
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Schwerpunkt <strong>Altenhilfe</strong><br />
ältere Menschen als potenzielle Käufergruppe<br />
<strong>in</strong> den Blick kommen. Es zeigen sich hierbei<br />
immer noch verstärkt negative Bilder, <strong>die</strong> alte<br />
Menschen als Treppenlift-Benutzer, als Kukident-Verbraucher,<br />
der für se<strong>in</strong>e Gelenke Vitam<strong>in</strong><br />
E notwendig hat oder als <strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enten<br />
WC-Sucher darstellen, selbst neuerd<strong>in</strong>gs bei<br />
äußerlich annehmbarer Ersche<strong>in</strong>ung. Auffallend<br />
häufig gerade bei der Werbung <strong>in</strong> der<br />
vom ADAC herausgegebenen Zeitung anzutreffen.<br />
Es gibt zwar mittlerweile auch positive<br />
Altersbilder <strong>in</strong> der Werbung, doch noch überwiegen<br />
<strong>die</strong> negativen.<br />
In e<strong>in</strong>er deutschen Stu<strong>die</strong> wurden Zehnjährige<br />
befragt, ob sie ihre eigenen Großeltern<br />
als alt, hilfs- und pflegebedürftig beschreiben<br />
würden? „Ne<strong>in</strong>, <strong>die</strong> eigenen Großeltern (<strong>die</strong><br />
allesamt jenseits der 70 waren), <strong>die</strong> s<strong>in</strong>d doch<br />
noch nicht alt“. Hier wird deutlich: Altern ist<br />
zwar vorwiegend negativ, durch Abbau, Hilfsund<br />
Pflegebedürftigkeit gekennzeichnet, aber<br />
der über 60-, 70-jährige ist heute „noch nicht<br />
alt“ im Erleben der K<strong>in</strong>der, im Gegensatz zur<br />
E<strong>in</strong>stellung <strong>in</strong> unserer Gesellschaft. Wir werden<br />
heute älter und werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em jüngeren<br />
Lebensalter zu den Alten oder zu den Senioren<br />
gerechnet.<br />
Alte Menschen im Beruf<br />
Es kommt trotz des Her<strong>auf</strong>setzens des Rentene<strong>in</strong>trittalters<br />
zu e<strong>in</strong>er Verjüngung des<br />
Alters, gerade auch <strong>in</strong> Bezug <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Selbste<strong>in</strong>schätzung<br />
der älteren Menschen <strong>in</strong> unserer<br />
Bevölkerung. So schätzten sich 1989 <strong>in</strong><br />
Schleswig-Holste<strong>in</strong> nur 26 Prozent der 70-<br />
bis 75-jährigen als „Alte“e<strong>in</strong>. Gleichfalls gilt<br />
<strong>die</strong> Aussage, <strong>in</strong> der <strong>auf</strong> Modernisierung und<br />
Wachstum angelegten Organisation unseres<br />
Landes, dass e<strong>in</strong> über 45-jähriger Mitarbeiter<br />
schon zu den älteren Arbeitnehmern<br />
zählt. Daraus resultiert auch, dass immer<br />
weniger Menschen über 45 Jahre wieder e<strong>in</strong>e<br />
Arbeit f<strong>in</strong>den, wenn Sie arbeitslos geworden<br />
s<strong>in</strong>d. Dies führt auch dazu, dass <strong>die</strong> Chancen<br />
der Jüngeren, Erfahrungen mit älteren<br />
Arbeitnehmern zu machen und somit von<br />
ihnen zu lernen, immer ger<strong>in</strong>ger werden<br />
(Berufstätige 1988 <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong>:<br />
zehn Prozent 55- bis 65-jährig, zweie<strong>in</strong>halb<br />
Prozent 60- bis 65-jährig, e<strong>in</strong> Prozent<br />
über 65). Gleichfalls zeigen Stu<strong>die</strong>n, dass<br />
95 Prozent der nicht mehr berufstätigen<br />
60- bis 65-jährigen Männer sich nicht als<br />
Alte e<strong>in</strong>schätzen. Eigenartigerweise haben<br />
sich Berufs<strong>auf</strong>gabe-Erwartungen e<strong>in</strong>deutig<br />
nach unten verschoben. Damit dürfte auch<br />
<strong>in</strong> <strong>Zukunft</strong> zu rechnen se<strong>in</strong>. Werden <strong>die</strong>se Älteren<br />
nicht auch arbeitsmarktpolitisch und<br />
betrieblich benötigt, ersche<strong>in</strong>en Versuche der<br />
Her<strong>auf</strong>setzung <strong>die</strong>ser Rentene<strong>in</strong>stiegsgrenze<br />
als doppelt erfolglos.<br />
Eigenartigerweise kommen mittlerweile<br />
sogar Diskussionen <strong>auf</strong>, dass 75-jährige ke<strong>in</strong>e<br />
Dialyse mehr erhalten sollen. E<strong>in</strong>ige unter<br />
30-jährige Politiker propagieren, dass es ab<br />
über 85 Jahren ke<strong>in</strong>e Hüftoperation mehr geben<br />
soll, nach <strong>dem</strong> Motto „Alte seien ja früher<br />
auch <strong>auf</strong> Krücken gel<strong>auf</strong>en“.<br />
Alte Menschen als<br />
Wirtschaftsmacht<br />
Es ist eigenartig, dass, ob <strong>in</strong> der Zeitung, von<br />
den Politikern selbst oder aber am Stammtisch,<br />
immer e<strong>in</strong> negativer Aspekt mitschw<strong>in</strong>gt,<br />
wenn man von unserer älteren Bevölkerung<br />
<strong>in</strong> Deutschland redet. Warum spricht man eigentlich<br />
nicht mal von der Wirtschaftsmacht,<br />
<strong>die</strong> unsere ältere Bevölkerung hat? Man kann<br />
für Deutschland sagen, dass fast zwei Drittel<br />
der Vermögenswerte <strong>in</strong> den Händen der über<br />
60-jährigen liegen. Was sich hierbei als e<strong>in</strong><br />
möglicher Markt erschließt wird <strong>in</strong> der Presse<br />
und den Me<strong>die</strong>n kaum erwähnt. Wie viele<br />
Reisebüros könnten schließen, wenn es <strong>die</strong><br />
Senioren nicht gäbe? Wie sähe es am Möbelmarkt<br />
aus? Und auch <strong>die</strong> Autobranche profitiert<br />
erheblich von den Senior<strong>in</strong>nen und Senioren<br />
– wie auch andere Wirtschaftszweige.<br />
Das Bild des Älteren, der Neuanschaffungen<br />
meidet, entspricht nicht der Realität – auch<br />
wenn das Privatfernsehen davon ausgeht, dass<br />
nur 19- bis 49-jährige als Verbraucher <strong>in</strong>teressant<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Was mich als 31-jährigen stutzig macht<br />
ist, dass <strong>die</strong> älteren Menschen, <strong>die</strong> dazu zählen<br />
oder gezählt werden, sich nicht dagegen<br />
wehren. Das neue Antidiskrim<strong>in</strong>ierungsgesetz<br />
kann hierfür e<strong>in</strong> Anfang se<strong>in</strong>, aber meist ist es<br />
ja so, dass man sich selbst nicht zu den „Alten“<br />
zählt und wenn es dann dazu kommt, es<br />
zu spät ist, sich dagegen zu wehren, da man<br />
als älterer Mensch ja ke<strong>in</strong>e Lobby hat, obwohl<br />
es so viele davon gibt. Daniel Knopp<br />
Redaktion: Otmar Lohner<br />
Autoren: Wolfgang Fauteck ist Inhaber der<br />
Stabsstelle betriebswirtschaftliches Controll<strong>in</strong>g Ressort<br />
4, Eleonore Grahn ist Leiter<strong>in</strong> der Wohngruppe<br />
St. Hedwig <strong>in</strong> Rilch<strong>in</strong>gen, Ruth Kle<strong>in</strong> leitet <strong>die</strong><br />
Stabsstelle <strong>Altenhilfe</strong> beim BBT e. V., Daniel Knopp<br />
ist Heim- und Pflege<strong>die</strong>nstleiter des Seniorenzentrum<br />
St. Jodefstift, das ab 1. Oktober <strong>in</strong> Trägerschaft<br />
der BBT übergeht, Marion Lewe-Kreutz ist Leiter<strong>in</strong><br />
der Sonnenblumenebene im Altenheim Maria vom<br />
Siege <strong>in</strong> Plaidt, Brunhilde Ostermann leitet <strong>die</strong><br />
Stabsstelle Christliche Ethik/Spiritualität/Seelsorge<br />
des <strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> <strong>Trier</strong> e. V.<br />
Fotos: Wolfgang Radtke, KNA-Bild Bonn.<br />
Die Fotos zeigen Mitarbeiter und Bewohner der<br />
Altenheime der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> Saffig.<br />
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