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Dracula (1930) - Das Dokument des Grauens

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5. <strong>Dracula</strong> (<strong>1930</strong>)<br />

Serials oder kleine Japaner in Gummianzügen. Und auch beim Horrorfilm werden wir<br />

in den nächsten Jahrzehnten noch viele Male auf Szenen stoßen, bei welchen man<br />

sich fragt, ob sich das Publikum nicht auch schon damals nicht mit der Hand an die<br />

Stirn klatschte und sich stöhnend in der Armlehne <strong>des</strong> Kinosessels verbiss, oder ob<br />

die Autoren und Produzenten eines Films jemals über die sechste Schulklasse hinauskamen.<br />

Mit derartigen Szenen könnte man ein eigenes Buch füllen, von van Helsings<br />

Chemiebaukasten bis hin zu den Computerviren aus Independence Day (1996).<br />

Van Helsing stößt mit seiner Theorie<br />

bei seinen Kollegen auf Unglauben.<br />

Doch er ist fest entschlossen, ihre Richtigkeit<br />

zu beweisen. Er lässt Renfield in<br />

Dr. Sewards Büro bringen.<br />

Und nun fällt ein weiterer Kontinuitätsfehler<br />

auf, jetzt wo van Helsing sagte,<br />

Renfield sei ein Vampir: Im Gegensatz zu<br />

<strong>Dracula</strong> spaziert Renfield hier, wie auch<br />

schon zuvor in seiner ersten Irrenhausszene,<br />

durch das Tageslicht.<br />

<strong>Das</strong>s wir bis zu diesem Zeitpunkt keine<br />

Gewissheit hatten über das, was mit<br />

Renfield eigentlich geschah, liegt in Carl<br />

Abbildung 5.17: Professor van Helsing<br />

bei der Blutanalyse<br />

Laemmle jr. begründet. Er wehrte sich entschieden dagegen, dass <strong>Dracula</strong> Renfield<br />

beißt, denn dies war ihm ein deutlich zu homoerotischer Akt. In seinen Filmen beiße<br />

<strong>Dracula</strong> keine Männer.<br />

Allgemein ließ er <strong>Dracula</strong> deutlich unerotischer werden, als dies bislang der Fall<br />

gewesen war. Selbst in der Theateraufführung war <strong>Dracula</strong> ein echter Ladykiller, <strong>des</strong>sen<br />

Bissszenen stets mit Erotik versetzt waren - sie begann mit einem Kuss und endeten<br />

mit dem Biss in den Hals. In der Filmversion ist all dies auf ein moralisch einwandfreies<br />

Maß reduziert. Sehr zum Leid <strong>Dracula</strong>s übrigens, denn hier wirkt der unsterbliche<br />

Verführer eher wie ein impotenter Untoter, welcher seine Erfüllung lediglich darin finden<br />

kann, sich wie ein Parasit von seinen Opfern zu ernähren. Aber wie gesagt, dies<br />

war kein Kniefall vor einer möglichen Zensur, sondern die Verwirklichung der Moralvorstellungen<br />

<strong>des</strong>sen, was sich nach dem Empfinden Juniors auf einer Leinwand<br />

ziemt und was nicht. Die erotischen Aspekte <strong>Dracula</strong>s sollten erst in der Fortsetzung<br />

<strong>Dracula</strong>’s Daughter (1936) durch den Einsatz eines weiblichen Vampirs etwas offensichtlicher<br />

werden, doch der gezielte Einsatz von Erotik ließ bis <strong>Dracula</strong> (1958) auf<br />

sich warten.<br />

Renfield fleht Dr. Seward an, er möge ihn aus der Anstalt wegbringen, weit weg.<br />

Auf die Frage, weshalb er dies wünsche, antwortet er, seine nächtlichen Schreie könnten<br />

Mina böse Träume bringen. Als ob dies ein Stichwort gewesen wäre, beginnt im<br />

Freien ein Wolf zu heulen, die Sonne geht unter und Graf <strong>Dracula</strong> erwacht.<br />

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