Markus & Johannes - Evangelische Sdstadtgemeinde Kassel
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Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
bitte schauen Sie sich noch einmal das Foto auf<br />
der Titelseite unseres Gemeindebriefes an und<br />
lassen Sie die Narzissen, diese fröhlichen, gelben<br />
Boten des Frühlings auf sich wirken; und dann<br />
nehmen Sie sich Zeit für das folgende Gedicht.<br />
Und dräut der Winter noch so sehr<br />
Mit trotzigen Gebärden,<br />
Und streut er Eis und Schnee umher,<br />
Es muss doch Frühling werden.<br />
Und drängen Nebel noch so dicht<br />
Sich vor den Blick der Sonne,<br />
Sie wecket doch mit ihrem Licht<br />
Einmal die Welt zur Wonne.<br />
Blast nur ihr Stürme, blast mit Macht,<br />
Mir soll darob nicht bangen,<br />
Auf leisen Sohlen über Nacht,<br />
Kommt doch der Lenz gegangen.<br />
Es muss doch Frühling werden.<br />
Da wacht die Erde grünend auf,<br />
Weiß nicht, wie ihr geschehen,<br />
Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf,<br />
Und möcht vor Lust vergehen.<br />
Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar<br />
Und schmückt sich mit Rosen und Ähren,<br />
Und lässt die Brünnlein rieseln klar,<br />
Als wären es Freudenzähren!<br />
Drum still, und wie es frieren mag,<br />
O Herz, gib dich zufrieden,<br />
Es ist ein großer Maientag<br />
Der ganzen Welt beschieden.<br />
Und wenn dir oft auch bangt und graut,<br />
Als sei die Höll‘ auf Erden:<br />
Nur unverzagt auf Gott gebaut,<br />
Es muss doch Frühling werden.<br />
Emmanuel Geibel 1815-1884<br />
3<br />
Was Emmanuel Geibel hier im Blick auf die Natur<br />
gedichtet hat, das gilt auch im Blick auf sonstige „Eis-<br />
Zeiten“. Wenn man schon gedacht, ja, gefürchtet<br />
hat, dass Alles so starr, so unveränderlich bleiben<br />
muss, wie eben jetzt, dann belehrt die Natur den<br />
so Sorgenvollen eines Besseren: Es muss doch<br />
Frühling werden und es wird Frühling werden.<br />
Das gilt auch für die Kirche. Auch hier gibt es<br />
immer wieder Aufbrüche. Was an guter Saat<br />
gesät wurde, was begossen, gehegt und<br />
gepflegt wurde, das wird aufgehen. Manches<br />
sehen wir schon jetzt, Anderes erwarten wir.<br />
Auch in diesem Gemeindebrief ist von Aufbrüchen<br />
die Rede, von vollzogenen und von<br />
geplanten. Letztlich schenkt es Gott, wenn<br />
etwas gelingt. Es heißt nicht von ungefähr in<br />
Psalm 127, 1: „Wenn der Herr nicht das Haus<br />
baut, so bauen umsonst, die daran bauen.“<br />
Aber Gott kann und will es nicht alleine wirken. Gott<br />
will und braucht Mitwirkende. In Leitungsämtern<br />
(Kirchenvorstand!) und in allen sonstigen Funktionen.<br />
Nur gemeinsam schaffen wir die Aufbrüche,<br />
die unsere evangelische Kirche auszeichnen.<br />
Also, auf, ans Werk. Es muss doch Frühling<br />
werden. Machen Sie mit!?<br />
Mit freundlichem Gruß<br />
Ihr Pfarrer Holger Wieboldt