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Fahren
Sonnen-König
In zwanzig Sekunden steht einem der Himmel offen. So schnell lässt sich
das Dach des neuen 911 Turbo Cabriolet öffnen – und dann geht es erst
richtig ab. 480 PS, 310 km ⁄ h: Der neueste Porsche erfüllt alle Wünsche.
Dies zeigt eine Tour vom Taunus an den Rhein mit Zwischenstopps bei
Menschen, die bisher ganz unterschiedliche Leidenschaften hatten, jetzt
aber gemeinsam schwärmen: vom 911 Turbo Cabriolet.
Text
Horst Walter
Fotografie
Matthias Hangst
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Der Kollege aus den Niederlanden starrte auf das Papier mit den technischen Daten.
Immer wieder. Und schüttelte den Kopf. Immer wieder. Und schließlich stellte er die
vielleicht entscheidende Frage: „Wozu braucht ein Cabriolet 480 PS?“
Das war am Montagabend. Am Dienstagabend kam der Kollege aus den Niederlanden
freudig erregt nach seiner ersten Testfahrt mit dem neuen 911 Turbo Cabriolet zurück
ins Hotel und zog lächelnd die Frage vomVortag zurück. „Ich muss mich entschuldigen,
ich bin erst heute mit dem Wagen gefahren“, sagte er.
Zwischen Montagabend und Dienstagabend lag lediglich eine längere Autofahrt. Mit
480 PS. Mit offenem Verdeck. Mit 310 km/h Höchstgeschwindigkeit. Und mit der
Gewissheit, dass die Porsche-Ingenieure doch noch ganz dicht sind, obwohl sie nach
oben alles offen gelassen haben in einem der antriebsstärksten Autos derWelt. In diesem
Porsche, so weiß der Kritiker heute, kann man alles genießen: die 480 PS, die 310 km/h,
das offene Verdeck. Egal, was man an diesem Porsche wie nutzt – jede Fahrt wird zum
Erlebnis. Und Menschen, die denWagen zum ersten Mal sehen und bisher ihre Leidenschaft
ganz anders ausgelebt haben, sind begeistert – vom Motor, von der Optik, von
der Alltagstauglichkeit, vom geringen Benzinverbrauch für einen Sportwagen dieser
Leistungsklasse.
A
Burkhard Dinger und Ursula Zieten
Falkner
Die Falkner im Falkenhof Großer Feldberg im Taunus haben ein Ziel: den Menschen die
wilden Greifvögel näherzubringen. Deshalb ist die Tür jederzeit auf: Man kann hier Kindergeburtstage
feiern, Patenschaften übernehmen oder selbst einen Tag Falkner spielen. Der
Reiz für einen Falkner: „Den wilden Vögeln die Freiheit zu geben und sie doch an sich zu
binden“, sagt Ursula Zieten. Ein halbes Jahr braucht ein Falkner, um ein wildes Tier an sich
zu gewöhnen. Das geht über den Handschuh und über das Futter. Und über die Stimme.
Dinger: „Es ist ein ernster und gefährlicher Job, der auch viel Arbeit bedeutet. Man ist rund
um die Uhr für die Vögel da.“ In der Falknerei Großer Feldberg sieht man aus nächster Nähe
etwa 40 Greifvögel: Falken, Habichte, Bussarde, Adler, Milane, Geier, Eulen, Uhus und Käuze.
www.falknerei-feldberg.de
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Abfahrt: Königstein im Taunus, Kempinski Hotel Falkenstein.
Oliver Heberlein, der Chefkoch des Hauses, grübelt gerade
über dem Menü für das Feinschmeckerlokal Siesmayer. Es gibt
Kotelett von der Wachtel mit roter Zwiebelmarmelade, Morchelschaumsuppe
mit Frühlingslauch und Kaninchenrücken,
Weißer Heilbutt im Bouillabaissesud, Salzwiesenlamm im Ciabatta,
Knuspriges von Zitrone und …
Und vorbei ist es mit der Ruhe. Heberlein, der behauptet, er
könne nicht nur das Essen genießen, sondern auch das Kochen,
genießt jetzt dieses Geräusch. Den Klang eines Autos. Eines
Porsche. „Ein Turbo-Porsche“, sagt Heberlein mit leuchtenden
Augen und stürzt vor dieTür.Vergessen ist das Menü, jetzt interessieren
ihn nur noch 353 kW bei 6000/min, 480 PS, das Drehmoment
mit 620 Newtonmeter zwischen 1950 und 5000/min,
3,6 Liter Hubraum, Sechszylinder-Boxer mit Turboaufladung.
Von null auf 100 km/h in vier Sekunden mit dem serienmäßigen
Sechs-Gang-Schaltgetriebe, mit der Tiptronic S sind es nur 3,8
Sekunden. „Vier Stunden Zeit sollte man sich bei einem Acht-
Gang-Menü schon nehmen“, sagt der Chefkoch plötzlich und
schaut dem Cabriolet hinterher. Das Turbo Coupé habe ihm
ausgesprochen gut gefallen, aber dieser Porsche sei das „Sahnehäubchen“.
Gleiche Leistung – und dann offen! Knuspriges
von Zitrone und Himbeere mit Topfeneis wird es geben.
Für alles offen:
Ob beim Zwischenstopp im Weinbaugebiet oder bei der Fahrt
übers Land – beste Aussichten sind garantiert
Erste Station: Flörsheim-Wicker, das Tor zum Rheingau. Die
Frisur sitzt. Wir sind 250 km/h gefahren auf der Autobahn.
Offen. „Das gibt es doch gar nicht“, sagt Romana Martini, die
Weinprinzessin, die am liebsten den „Rheingauer Leichtsinn“
trinkt. Durch das serienmäßige Windschott und die geschlossenen
Seitenfenster gibt es auch bei Höchstgeschwindigkeiten
kaum mehr Verwirbelungen im Innenraum, der Komfort beim
Offenfahren ist wesentlich erhöht. „Man muss das Leben auch
genießen können“, sagt Romana Martini und rückt die Krone
auf ihren Haaren zurecht. Die Verwaltungsfachangestellte genießt
es, vor Menschen aufzutreten, den RheingauerWein anzupreisen
und im Rampenlicht zu stehen. Die Bi-Xenon-Scheinwerfer,
die dem 911 Turbo Cabriolet ein unverwechselbares
Gesicht geben, haben es ihr besonders angetan. Hier stimmt die
Optik. Die Nebelscheinwerfer sind tief und weit außen angeordnet,
was der Turbo-Front einen äußerst kraftvollen Auftritt
verleiht. Dazu das breite Heck, dessen Spaltflügel noch weiter
ausfährt als beim 911 Turbo Coupé (insgesamt 65 Millimeter),
damit der offene Sportwagen die gleichen fahrdynamischen
Ansprüche erfüllen kann. Das gab es bei Serien-Cabriolets auf
dieser Welt bisher noch nicht und es zahlt sich in vorbildlicher
Fahrstabilität bei sehr hohen Geschwindigkeiten aus.
Das sei schon ein Traumauto, sagt die Weinprinzessin. Und:
Man müsse sich Träume auch erfüllen. Deshalb will sie nicht
Verwaltungsfachangestellte bleiben, sondern Bürgermeisterin
von Flörsheim werden.
Zweite Station: Feldberg im Taunus. Die Motorradfahrer, die
den Großen Feldberg zu ihrem Quartier erkoren haben, staunen
über das umfangreiche Sicherheitspaket, das dieser Porsche
bietet. Neben sechs Airbags fahren bei einem drohenden A
Romana Martini
Weinprinzessin
Romana Martini hat ziemlich klare Vorstellungen: „Wenn
ich Bundeskanzlerin wäre, würde ich den Wein als Medizin
einführen und den Menschen jeden Tag ein Glas verordnen.
Damit sie mehr Lebensfreude erhalten“, sagt die
Weinprinzessin, die den Rheingau vertritt. Der Rheingau
erstreckt sich von Flörsheim-Wicker am Main bis Lorchhausen
am Rhein. Es ist ein geschlossenes Weinbaugebiet
mit rund 3000 Hektar Rebfläche. 84 Prozent davon
sind mit Riesling bestockt und elf Prozent mit Blauem
Spätburgunder. Rund 500 hauptamtliche Winzer und eine
stattliche Reihe renommierter Weingüter bringen ihre
Weine selbst auf die Flasche. Auch der Vater von Romana
Martini hat einige Zeit nebenberuflich als Winzer gearbeitet.
„Ich habe damals viel geholfen und die Liebe zum
Wein entdeckt“, sagt die Weinprinzessin.
www.rheingauerwein.de
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Schöne Aussichten:
So wird schon die Anfahrt zum Kempinski Hotel
Falkenstein zum Genuss
Überschlag auch noch von einem Überrollsensor gesteuerte Bügel
hinter den Rücksitzlehnen aus, und das Fahrzeug verfügt über
einen elektronisch gesteuerten Allrad-Antrieb, dem Porsche
Traction Management (PTM). Nur der Falkner Burkhard Dinger,
der sechs Monate im Jahr mit seinen Vögeln auf dem Feldberg lebt,
schaut ungläubig: „12,9 Liter braucht der nur?“
Oliver Heberlein
Küchenchef
Schon als Kind hat er der Oma immer zugeschaut, wenn sie Marmelade
eingekocht hat. Oliver Heberlein, der Küchenchef des Fünf-
Sterne-Hotels Kempinski-Falkenstein in Königstein im Taunus, hat
sein Metier von der Pike auf gelernt. Er war bei den Sterne-Restaurants
Bareiss in Baiersbronn, in der „Ente“ in Wiesbaden – und seit
2003 kocht er für das Gourmet-Restaurant Siesmayer im Kempinski.
Geschmack und Frische sind für ihn entscheidend. „Manchmal erhalte
ich am Morgen den Anruf eines Jägers – und dann überrasche
ich meine Gäste am Abend mit schmackhaften Wildgerichten“, sagt
der 38-jährige Küchenchef. Sein Ziel: „Ich will ein perfekter Gastgeber
sein.“ Dass ihm das gelungen ist, wird ihm am späten Abend
bei seiner Runde durchs Lokal klar. „Wenn die Leute nach dem Wein
oder dem Rezept fragen, weiß ich, dass sie den Besuch bei uns
genossen haben.“
www.kempinski-falkenstein.com
Er braucht nur 12,9 Liter. Auf 100 Kilometer. Das ist der niedrigste
Verbrauch in dieser Leistungsklasse weltweit und dafür gibt
es Gründe. Da ist der Motor, der durch die variable Turbinengeometrie
der beiden Abgas-Turbolader bei niedrigen Drehzahlen
deutlich besser anspricht. Da ist die technische Weiterentwicklung
bei Porsche. Seit dem Jahr 1970 hat das Unternehmen den Schadstoffausstoß
seiner Sportwagen um mehr als 95 Prozent reduziert.
Allein in den vergangenen zehn Jahren hat Porsche einen dreistelligen
Millionenbetrag in die Verbrauchs- und Emissionsoptimierung
der Motoren investiert. Außerdem wiegt der offene 911
Turbo lediglich 70 Kilogramm mehr als das Coupé – inklusive
des Verdeckmechanismus sowie des Überrollbügels. Das Turbo
Cabriolet absolvierte den Windkanaltest mit einem c w -Wert von
0,31 – identisch zum Turbo Coupé, was an der hervorragenden
aerodynamischen Qualität des Verdecks liegt. „Ich habe mal bei
Daimler gearbeitet, als Ingenieur“, sagt Burkhard Dinger, der sich
dann seinen Lebenstraum erfüllte: „Ich wollte schon immer Falkner
werden.“Vögel mag er. Und die Natur. „480PS und 12,9 Liter,
Wahnsinn.“
Endstation: Rheinfähre Bingen–Rüdesheim.Wir haben den Kraftstoffverbrauch
noch weiter gesenkt, weil wir mit dem schnellen
Auto langsam gefahren sind. „Langsam fahren macht auch Spaß“,
sagt der Fährmann Adi Schneider, der uns mit der „Stadt Rüdesheim“
von Bingen aus auf die andere Seite des Rheins bringt. A
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Adi Schneider
Fährmann
Morgens um 5.45 Uhr fährt die erste Fähre. Nachts um 0.15 Uhr die
letzte. Es ist viel Verkehr auf dem Rhein zwischen Bingen und Rüdesheim,
doch trotz aller Hektik genießt der Fährmann Adi Schneider seine
Arbeit. „Wir machen auf dem Schiff alles selbst, wir streichen die Wände,
wir kontrollieren die Maschinen“, sagt er – und man sieht ihm an, dass
er viel an der frischen Luft arbeitet. Braungebrannt weist er die 32
Autos auf ihre Plätze. Die „Stadt Rüdesheim“, die er steuert, hat einen
324 kW (440 PS) starken Hauptantrieb. 250 Personen passen auf die
Fähre, die eine Ladefläche von 400 m 2 hat. „Trotzdem sind wir viel beweglicher
als normale Schiffe“, sagt Schneider. Normale Schiffe gibt
es in der Bingen-Rüdesheimer Fahrgastschifffahrt auch. So wird von
romantischen Loreley-Fahrten bis zu Swinging Riverboat-Shuffle alles
angeboten.
www.bingen-ruedesheimer.com
911 Turbo Cabriolet
Technische Daten
Jetzt fährt unser Porsche 14 km/h – auf der Fähre. 32 Fahrzeuge
passen hier drauf, 120 Tonnen, 250 Personen. „Wir können auf
der Stelle um 360 Grad wenden“, sagt Schneider und begutachtet
unseren Porsche auf Alltagstauglichkeit. „Wie lange dauert es, bis
das Verdeck geschlossen ist?“ 20 Sekunden. „20 Sekunden?“ 20
Sekunden inklusive Scheiben. „20 Sekunden inklusive Scheiben?“
Das vollautomatische Faltverdeck aus Stoff und Leichtmetall ist
mit nur 42 Kilogramm besonders leicht und bietet dank des dreilagigen
Aufbaus eine sehr gute Außengeräusch-Dämmung sowie
einen hohen Schutz vor Kälte und Wärme. Es wird nach der Z-
Faltung so im Verdeckkasten abgelegt, dass sowohl die Verdeckinnenseite
als auch die beheizbare Heckscheibe aus Glas gut geschützt
sind.
Der Fährmann drückt einen Knopf an der Mittelkonsole und das
Dach öffnet sich – in 20 Sekunden. „Das genieße ich bei der Arbeit,
wir sind immer an der frischen Luft – wie die Cabrio-Fahrer“, sagt
er. DreiTouren macht er in der Stunde zwischen Bingen und Rüdesheim.
Neun Stunden steuert er die Fähre am Tag. Das heißt 27mal
hin und her. Von Bingen nach Rüdesheim, von Rüdesheim nach
Bingen.
Adi Schneider winkt zum Abschied. „Schnell fahren macht auch
Spaß“, sagt er und grinst. „Vor allem mit diesem Sportwagen.“
Wir geben Gas. Er hat recht.
Und das, obwohl jeder, der über das Porsche 911 Turbo Cabriolet
urteilen will, erst einmal ein Porsche 911 Turbo Cabriolet gefahren
haben sollte. Es könnte sonst sein, dass er sich später entschuldigen
muss.
B
Karosserie: Cabriolet, selbsttragend; beidseitig verzinkter Leichtbau-Ganzstahl-Aufbau;
Türen und Kofferraumdeckel aus Aluminium; Fullsize-, Seitenund
Kopf-Airbags für Fahrer und Beifahrer; Anzahl der Sitzplätze: 2+2
Aerodynamik: Luftwiderstandsbeiwert c w = 0,31
Motor: 6-Zylinder-Aluminium-Boxermotor, wassergekühlt; Motorblock und
Zylinderköpfe aus Aluminium; 4 obenliegende Nockenwellen; 4 Ventile pro
Zylinder; variable Steuerzeiten (VarioCam Plus); hydraulischer Ventilspielausgleich;
zwei Abgas-Turbolader mit variabler Turbinengeometrie; zwei Ladeluftkühler;
Trockensumpfschmierung mit separatem Motoröltank; 2 Dreiwege-
Katalysatoren; 2 Lambda-Sonden mit Stereoregelung; Motoröl 11 Liter; Kühlmittel
25 Liter; Motorsteuerung DME (Digitale-Motor-Elektronik) für Zündung,
Einspritzung und Nockenwellenverstellung; elektronische Zündung mit ruhender
Zündverteilung (6 Zündspulen); sequenzielle Multipoint-Einspritzung
Hubraum: 3600 cm 3
Motorleistung: 353 kW (480 PS) bei 6000 ⁄ min
Max. Drehmoment: 620 Nm bei 1950 – 5000 ⁄ min,
mit Overboost: 680 Nm bei 2100 – 4000 ⁄ min
Literleistung: 98,1 kW ⁄ Liter
Höchstdrehzahl: 6750 ⁄ min
Bremsen: 2-Kreis-Bremsanlage mit achsweiser Aufteilung; vorn 6-Kolben-Alu-
Monobloc-Bremssättel; gelochte, innenbelüftete Bremsscheiben mit Durchmesser
x Breite: 350 x 34 mm; hinten 4-Kolben-Alu-Monobloc-Bremssättel;
gelochte, innenbelüftete Bremsscheiben mit Durchmesser x Breite: 350 x
28 mm; PSM 8.0; Vakuum-Tandem-Bremskraftverstärker
Räder und Reifen: vorn 8 1 ⁄ 2 J x 19 mit 235 ⁄ 35 ZR 19,
hinten 11 J x 19 mit 305 ⁄ 30 ZR 19
Gewicht: Leergewicht DIN 1655 (1690) kg;
zulässiges Gesamtgewicht 2000 (2035) kg
Maße: Länge 4450 mm; Breite 1852 mm; Höhe 1300 mm
Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit 310 km ⁄ h
Beschleunigung: 0 – 100 km ⁄ h 4,0 (3,8) sec.; 0 – 160 km ⁄ h 8,6 (8,1) sec.;
0 – 200 km ⁄ h 12,8 (12,6) sec.; 0 – 1000 m 21,7 (21,4) sec.
* Die Werte in Klammern beziehen sich auf Fahrzeuge mit Tiptronic S.