Klausur Nr. 1 - Sw-cremer.de
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LK Sozialwiss./Wirtschaft 13.1<br />
-CREMER-<br />
Köln, <strong>de</strong>n 30.08.07<br />
Arbeitszeit: 4 Unterrichtsstun<strong>de</strong>n<br />
<strong>Klausur</strong> <strong>Nr</strong>. 1<br />
Thema: Die Zukunft <strong>de</strong>r Europäischen Union<br />
Aufgabenstellung:<br />
1. Ordne bitte <strong>de</strong>n EU-Gipfel von Laeken (Belgien) in <strong>de</strong>n politisch-historischen Kontext <strong>de</strong>r<br />
europäischen Integrationsgeschichte ein.<br />
2. Welche Rolle spielte und spielt die wirtschaftliche Integration für die Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
beteiligten Volkswirtschaften wie für die politische Integration insgesamt?<br />
3. Erläutere die Herausfor<strong>de</strong>rungen, <strong>de</strong>nen sich die Europäische Union laut Erklärung zu<br />
stellen habe.<br />
4. Erörtere, welcher Integrationsansatz Deines Erachtens nach am besten für die<br />
Gestaltung <strong>de</strong>r Zukunft <strong>de</strong>r Europäischen Union geeignet ist.<br />
Viel Glück und Erfolg!!
"Die Zukunft <strong>de</strong>r Europäischen Union"<br />
Die Grundsatzerklärung von Laeken im Wortlaut<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n dokumentieren wir die Erklärung <strong>de</strong>s EU-Gipfels in Laeken zur Zukunft <strong>de</strong>r<br />
Europäischen Union im Wortlaut.<br />
Laeken, <strong>de</strong>n 15. Dezember 2001<br />
SN 273/01<br />
DIE ZUKUNFT DER EUROPÄISCHEN UNION<br />
- ERKLÄRUNG VON LAEKEN -<br />
I. EUROPA AM SCHEIDEWEG<br />
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Jahrhun<strong>de</strong>rtelang haben Völker und Staaten versucht, durch Krieg und Waffengewalt <strong>de</strong>n<br />
europäischen Kontinent unter ihre Herrschaft zu bringen. Nach <strong>de</strong>r Schwächung durch zwei<br />
blutige Kriege und infolge <strong>de</strong>s Geltungsverlusts in <strong>de</strong>r Welt wuchs das Bewusstsein, dass<br />
<strong>de</strong>r Traum eines starken und geeinigten Europas nur in Frie<strong>de</strong>n und durch Verhandlungen<br />
verwirklicht wer<strong>de</strong>n konnte. Um die Dämonen <strong>de</strong>r Vergangenheit endgültig zu bannen, wur<strong>de</strong><br />
mit einer Gemeinschaft für Kohle und Stahl <strong>de</strong>r Anfang gemacht, ...<br />
Die Europäische Union ist ein Erfolg. Schon mehr als ein halbes Jahrhun<strong>de</strong>rt lebt Europa in<br />
Frie<strong>de</strong>n. Zusammen mit Nordamerika und Japan gehört die Union zu <strong>de</strong>n drei<br />
wohlhabendsten Regionen <strong>de</strong>r Welt. Und durch gegenseitige Solidarität und gerechtere<br />
Verteilung <strong>de</strong>r Früchte <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Entwicklung ist das Wohlstandsniveau in <strong>de</strong>n<br />
schwächeren Regionen <strong>de</strong>r Union gewaltig gestiegen, die so einen Großteil ihres<br />
Rückstands aufgeholt haben.<br />
Fünfzig Jahre nach ihrer Gründung befin<strong>de</strong>t sich die Union allerdings an einem Schei<strong>de</strong>weg,<br />
einem entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Moment ihrer Geschichte. Die Einigung Europas ist nahe. Die Union<br />
schickt sich an, sich um mehr als zehn neue, vor allem mittel- und osteuropäische<br />
Mitgliedstaaten zu erweitern und so eine <strong>de</strong>r dunkelsten Seiten <strong>de</strong>r europäischen Geschichte<br />
endgültig umzuschlagen: <strong>de</strong>n Zweiten Weltkrieg und die darauf folgen<strong>de</strong> künstliche Teilung<br />
Europas. Endlich ist Europa auf <strong>de</strong>m Weg, ohne Blutvergießen zu einer großen Familie zu<br />
wer<strong>de</strong>n - eine grundlegen<strong>de</strong> Neuordnung, die selbstverständlich ein an<strong>de</strong>res als das vor<br />
fünfzig Jahren verfolgte Konzept verlangt, als sechs Län<strong>de</strong>r die Initiative ergriffen.<br />
Die <strong>de</strong>mokratische Herausfor<strong>de</strong>rung Europas<br />
Gleichzeitig muss sich die Union einer doppelten Herausfor<strong>de</strong>rung stellen, nämlich innerhalb<br />
und außerhalb ihrer Grenzen.<br />
In <strong>de</strong>r Union müssen die europäischen Organe <strong>de</strong>m Bürger näher gebracht wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Bürger stehen zweifellos hinter <strong>de</strong>n großen Zielen <strong>de</strong>r Union, sie sehen jedoch nicht immer<br />
einen Zusammenhang zwischen diesen Zielen und <strong>de</strong>m täglichen Erscheinungsbild <strong>de</strong>r<br />
Union. Sie verlangen von <strong>de</strong>n europäischen Organen weniger Trägheit und Starrheit und<br />
for<strong>de</strong>rn vor allem mehr Effizienz und Transparenz. Viele fin<strong>de</strong>n auch, dass die Union stärker<br />
auf ihre konkreten Sorgen eingehen müsste und nicht bis in alle Einzelheiten Dinge<br />
behan<strong>de</strong>ln sollte, die eigentlich besser <strong>de</strong>n gewählten Vertretern <strong>de</strong>r Mitgliedstaaten und <strong>de</strong>r<br />
Regionen überlassen wer<strong>de</strong>n können. Manche erleben dies sogar als Bedrohung ihrer<br />
I<strong>de</strong>ntität. Was aber vielleicht noch wichtiger ist: Die Bürger fin<strong>de</strong>n, dass alles viel zu sehr<br />
über ihren Kopf hinweg geregelt wird, und wünschen eine bessere <strong>de</strong>mokratische Kontrolle.<br />
Europas neue Rolle in einer globalisierten Welt<br />
Außerhalb ihrer Grenzen hingegen sieht sich die Europäische Union mit einer sich schnell<br />
wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n, globalisierten Welt konfrontiert. Nach <strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>r Berliner Mauer sah es einen
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Augenblick so aus, als ob wir für lange Zeit in einer stabilen Weltordnung ohne Konflikte<br />
leben könnten. Die Menschenrechte wur<strong>de</strong>n als ihr Fundament betrachtet. Doch nur wenige<br />
Jahre später ist uns diese Sicherheit abhan<strong>de</strong>n gekommen. Der 11. September hat uns<br />
schlagartig die Augen geöffnet. Die Gegenkräfte sind nicht verschwun<strong>de</strong>n: Religiöser<br />
Fanatismus, ethnischer Nationalismus, Rassismus, Terrorismus sind auf <strong>de</strong>m Vormarsch.<br />
Regionale Konflikte, Armut, Unterentwicklung sind dafür nach wie vor ein Nährbo<strong>de</strong>n.<br />
Welche Rolle spielt Europa in dieser gewan<strong>de</strong>lten Welt? ...<br />
Nun, da <strong>de</strong>r Kalte Krieg vorbei ist und wir in einer globalisierten, aber zugleich auch stark<br />
zersplitterten Welt leben, muss sich Europa seiner Verantwortung hinsichtlich <strong>de</strong>r Gestaltung<br />
<strong>de</strong>r Globalisierung stellen. Die Rolle, die es spielen muss, ist die einer Macht, die je<strong>de</strong>r Form<br />
von Gewalt, Terror und Fanatismus entschlossen <strong>de</strong>n Kampf ansagt, die aber auch ihre<br />
Augen nicht vor <strong>de</strong>m schreien<strong>de</strong>n Unrecht in <strong>de</strong>r Welt verschließt. Kurz gesagt, einer Macht,<br />
die die Verhältnisse in <strong>de</strong>r Welt so än<strong>de</strong>rn will, dass sie nicht nur für die reichen, son<strong>de</strong>rn<br />
auch für die ärmsten Län<strong>de</strong>r von Vorteil sind. Einer Macht, die <strong>de</strong>r Globalisierung einen<br />
ethischen Rahmen geben, d.h. sie in Solidarität und in nachhaltige Entwicklung einbetten<br />
will.<br />
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II. DIE HERAUSFORDERUNGEN UND REFORMEN IN EINER ERNEUERTEN UNION<br />
Die Union muss <strong>de</strong>mokratischer, transparenter und effizienter wer<strong>de</strong>n. Und sie muss eine<br />
Antwort auf drei grundlegen<strong>de</strong> Herausfor<strong>de</strong>rungen fin<strong>de</strong>n: Wie können <strong>de</strong>m Bürger, vor<br />
allem <strong>de</strong>r Jugend, das europäische Projekt und die europäischen Organe näher gebracht<br />
wer<strong>de</strong>n? Wie sind das politische Leben und <strong>de</strong>r europäische politische Raum in einer<br />
erweiterten Union zu strukturieren? Wie kann die Union zu einem Stabilitätsfaktor und zu<br />
einem Vorbild in <strong>de</strong>r neuen multipolaren Welt wer<strong>de</strong>n? [...]<br />
III. DIE EINBERUFUNG EINES KONVENTS ZUR ZUKUNFT EUROPAS<br />
Im Hinblick auf eine möglichst umfassen<strong>de</strong> und möglichst transparente Vorbereitung <strong>de</strong>r<br />
nächsten Regierungskonferenz hat <strong>de</strong>r Europäische Rat beschlossen, einen Konvent<br />
einzuberufen, <strong>de</strong>m die Hauptakteure <strong>de</strong>r Debatte über die Zukunft <strong>de</strong>r Union angehören. Im<br />
Lichte <strong>de</strong>r vorstehen<strong>de</strong>n Ausführungen fällt diesem Konvent die Aufgabe zu, die<br />
wesentlichen Fragen zu prüfen, welche die künftige Entwicklung <strong>de</strong>r Union aufwirft, und sich<br />
um verschie<strong>de</strong>ne mögliche Antworten zu bemühen.<br />
Der Europäische Rat hat Herrn V. Giscard d'Estaing zum Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s Konvents ...<br />
ernannt.<br />
Quelle: Uni Kassel, AG Frie<strong>de</strong>nsforschung, Peter Strutynski, Nora-Platiel-Str. 5, 34109<br />
Kassel, in: http://www.uni-kassel.<strong>de</strong>/fb5/frie<strong>de</strong>n/themen/Europa/erklaerung.html