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Ungewöhnliche und irreguläre Römermünzen - Money Trend

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<strong>Ungewöhnliche</strong> <strong>und</strong> <strong>irreguläre</strong> <strong>Römermünzen</strong> · 25. Teil: Nachconstantinische Zeit (III), Vetranio <strong>und</strong> Constantius Gallus<br />

hat den Avers wie Abb. 5, nur mit einem wenig aussagekräftigen<br />

Portrait. Der Revers hat VIRTVS – EXERCITVM, der Herrscher<br />

steht nach links, hält das Vexillum mit dem Christogramm<br />

<strong>und</strong> stützt sich auf einen Schild. Im Abschnitt TES Gamma.<br />

<strong>Ungewöhnliche</strong> Portraits finden wir auch auf den Münzen<br />

des Gallus, der am 15. März 351 mit nur 25 Jahren <strong>und</strong> ohne<br />

jegliche Regierungserfahrung in Sirmium zum Caesar erhoben<br />

<strong>und</strong> mit der Kaiserschwester Constantia verheiratet worden<br />

war, nur um einen weiteren Flavier an der Spitze zu haben (<strong>und</strong><br />

das, nachdem 337 sein Vater <strong>und</strong> der älteste Bruder in einem<br />

von Constantius geduldeten Massaker umgebracht worden waren).<br />

Ammian schreibt (14,1,1) von „entsetzlichen Greueltaten“<br />

<strong>und</strong> „übergroßer Zügellosigkeit“ des Gallus, wobei man<br />

allerdings mit einem Vorurteil Ammians zu rechnen hat. Der<br />

stammte aus vornehmem Haus in Antiochia <strong>und</strong> Gallus hat es<br />

gewagt „die Spitzen der Oberschicht von Antiochia“ mit dem<br />

Todesurteil zu bedrohen, weil sie ihn „dadurch in Wut versetzten,<br />

dass sie ihm heftiger, als vernünftig gewesen wäre, widersprachen,<br />

als er bei einer drohenden Hungersnot darauf drang,<br />

die Preise zur Unzeit beschleunigt herabzusetzen“. Gallus hatte<br />

sich also auf Seiten des „schmutzigen Pöbels“ (vulgi sordidioris)<br />

gestellt (Ammian 14,7,2-5). Von Brutalität zeigen die<br />

Münzen (Abb. 9) kaum etwas. Wir würden es heute auch kaum<br />

für „ein offenk<strong>und</strong>iges Zeichen eines brutalen Charakters“<br />

(Ammian 14,7,3) halten, dass Gallus „an blutigen Kampfspielen<br />

seine Freude hatte, bisweilen sich im Zirkus von 6 bis 7 Begegnungen<br />

von Faustkämpfern fesseln ließ, die sich gegenseitig<br />

niederschlugen <strong>und</strong> mit Blut besudelten.“ Wie ihn die Münze<br />

zeigt, könnte er auch einfach ein Sportfan sein. Die drapierte<br />

<strong>und</strong> gepanzerte Büste des Gallus, jetzt umbenannt in D N<br />

CONSTANTIVS IVN NOB C, drapiert <strong>und</strong> gepanzert, aber<br />

ohne Kranz, im Feld rechts A. Der Revers ist noch der gleiche<br />

wie bei Vetranio Abb. 1, nur scheint der Mann mit den Standarten<br />

einen Kranz zu tragen, von dem ein Band angedeutet ist. Im<br />

Feld links III, im Abschnitt Epsilon SIS Mondsichel. Zwei <strong>irreguläre</strong><br />

Stücke dieses Typs haben verwilderte Inschriften. Abb.<br />

10 (aus Auktion Sincona 10, 2013, 368) könnte man lesen: DO<br />

THSHTVHTIS HOHTHC (das H kann auch ein N, ein retrogrades<br />

N oder ein A meinen). Dass der Avers den Caesar abbildet,<br />

zeigt das unbekränzte Haupt; dahinter H = A. Revers:<br />

IHTHC [ ]H, das Bild des Concordia-Typs, das (nur links auf<br />

dem Flan sichtbare) Christogramm ist zu einem Blütenmuster<br />

geworden: ein X, in der Mitte großer Punkt, rechts, links <strong>und</strong><br />

unten je ein kleiner Punkt, oben zwei kleine Punkte. Hinter der<br />

Kopf des Mannes sieht man zwei nach rechts gehende Band-<br />

Enden. Im Abschnitt OHSI Punkt (?). Das nächste Stück (Abb.<br />

11, aus Auktion Rauch 75, 2005, 44) ist in den Buchstabenformen<br />

ähnlich. Avers: D H D T HHTIVS IVH HO[ ] (das V jeweils<br />

wie ein umgekehrtes A, das zweite D retrograd, das H<br />

kann auch ein retrogrades N sein). Hinter der Büste H (=A?),<br />

davor entweder ein Stempelfehler oder ein Stern? Revers:<br />

THO[ ], das Bild der Concordia militum, auf den Standarten<br />

jeweils ein X, oben zwei Sterne. Am Kopf des Mannes zwei<br />

leicht geschwungene Kranz-Bänder. Das Portrait zeigt einen<br />

fein gezeichneten Kopf mit großem Auge.<br />

Im Jahr 351 wird in Siscia viel <strong>und</strong> mit vielerlei Münzzeichen<br />

geprägt. „A very detailed study, which it is to be hoped will<br />

one day be <strong>und</strong>ertaken“ schreibt J. P. C. Kent 1981 im RIC VI-<br />

II,344. Ob das inzwischen geschehen ist, weiß ich nicht. Ich<br />

möchte auf jeden Fall zwei Exemplare publizieren, die in die<br />

Zeit gehören. Abb. 12: D N CONSTAN-TIVS P F AVG; Büste,<br />

drapiert <strong>und</strong> gepanzert mit Perldiadem zwischen A <strong>und</strong> Stern.<br />

(Der Stern gehört nach RIC nur in die Zeit des Vetranio.) Revers:<br />

HOC SIG-NO VICTOR ERIS, Victoria bekränzt den<br />

Kaiser, der ein Christogramm-Vexillum <strong>und</strong> ein Zepter hält. Im<br />

Feld links: III, im Abschnitt A SIS Mondsichel. Abb. 13: Wie<br />

vorher, aber ohne den Stern vor dem Kaiserkopf.<br />

Revers ebenfalls mit III im Feld, im Abschnitt Punkt B SIS<br />

Punkt; (im RIC so nur in Offizin A.) Zum Vergleich dazu (Abb.<br />

14) ein Stück aus Sirmium. Der Kopf des Gallus ist hier um<br />

einiges schmaler als in Siscia. Avers wie oben bei Abb. 9. Der<br />

Revers wie bei den Stücken des Constantius Augustus. Im Feld<br />

rechts III, im Abschnitt Stern SIRM, es gibt damals in Sirmium<br />

nur eine einzige Offizin.<br />

In der Zeit nach Magnentius wird in Trier wenig geprägt.<br />

Das Portrait des Ae-Teilstücks für Constantius II. (Abb. 15) unterscheidet<br />

sich stark von dem der „Poemenius“-Stücke (in der<br />

Juni-Ausgabe des money trend S. 138 Abb. 40). Die große Nase<br />

ist nur leicht gebogen, das Auge immer noch stark betont. Avers:<br />

CONSTAN-TIVS P F AVG, Büste drapiert <strong>und</strong> gepanzert,<br />

Perldiadem mit 3 Bändern. Revers: FEL TEMP RE-PARATIO,<br />

Soldat sticht auf Reiter (ohne Kopfbedeckung), der auf stürzendem<br />

Pferd sitzt <strong>und</strong> eine Hand abwehrend erhebt. Der rechte<br />

Fuß des Soldaten stützt sich auf den aufrecht stehenden schmalen<br />

Schild des Feindes. Im Abschnitt TR S Mondsichel. Eine<br />

anlässlich der in Arles am 10. 10. 353 gefeierten Tricennalia geprägte<br />

unreduzierte Siliqua aus Lyon (Abb. 16) hat laut Etikett<br />

den F<strong>und</strong>ort „Kuhkeller bei Binningen / Mosel“. Das nicht sehr<br />

häufige Stück scheint mir trotz des Stempelfehlers vor dem Kaiserkopf,<br />

regulär zu sein. Avers: D N CONSTAN-TIVS P F AVG,<br />

die <strong>und</strong>rapierte Büste des Kaisers mit langem Hals <strong>und</strong> Perldiadem.<br />

Revers: Kranz, darin VOTIS / XXX / MVLTIS / XXXX.<br />

Im Abschnitt (gerade noch sichtbar) LVG. Ein auf einen Follis<br />

überprägtes <strong>irreguläre</strong>s Teilstück für Gallus (Abb. 17) zeigt: …<br />

TIVS NOB CA…, drapierte Büste ohne Kranz. Darunter: hinterer<br />

Teil der römischen Wölfin <strong>und</strong> oberer Teil der Zwillinge.<br />

Vom alten Münzzeichen ist ein G (von LG) zu sehen (?). Revers:<br />

FEL TE… Soldat ersticht Reiter (mit Mütze), der noch<br />

auf dem Pferd sitzt <strong>und</strong> den Arm erhebt. Darunter rechts:<br />

VRBS, beim B die Nase der Romabüste, oben Teil ihres Helmbuschs.<br />

Ein Teilstück des Gallus aus Rom (Abb. 18) könnte auf<br />

dem Avers auch eine Überprägungsspur haben. Avers: D N FL<br />

CL CONSTANTIVS NOB CAES, die drapierte Büste ohne<br />

Kranz. Rv. FEL TEMP – REPARATIO. Der Soldat, der auf<br />

dem Hinterteil des fallenden Pferdes kniet sticht auf darauf sitzenden<br />

Gegner (ohne Mütze), der einen Arm erhebt. Münzzeichen:<br />

R S. Das Portrait könnte darauf schließen lassen, dass<br />

Gallus, wie R. Brownig in seiner Julian-Biographie (München<br />

1977, 93) schreibt, zwar „kein Teufel im Menschengestalt“, aber<br />

doch „hitzig, reizbar <strong>und</strong> oft sehr heftig war“.<br />

Eine Prägung aus Siscia (Abb. 19) hat ein Portrait, dass den<br />

Caesar als recht jungen Mann zeigt, unreif <strong>und</strong> unerfahren. Er<br />

war wohl von seiner Aufgabe als Kaiser-Stellvertreter, für die<br />

man ihm noch dazu die nötigen Vollmachten vorenthielt, deutlich<br />

überfordert. Avers: [D N CON]STANTIVS IVN NOBC,<br />

Büste ohne Kranz. Dahinter II = A. Revers: FEL TEMP [RE-<br />

PAR]ATIO. Kaiser mit Christrogamm-Vexillum <strong>und</strong> Victoriola<br />

in Schiff n. l, dahinter Victoria am Steuer. Im Feld links III,<br />

recht oben kleiner Stern, unten Gamma SIS. Das Stück des<br />

Constantius Abb. 20 hat ähnliche Pseudolegende wie Abb. 10<br />

(<strong>und</strong> stammt aus dem gleichen Lot); es wird ebenfalls aus dem<br />

Donauraum kommen. Eigenartig sind die starren Gesichtszüge<br />

des Kaisers. Sie erinnern daran, dass er beim Einzug nach Rom<br />

„sich so unbeweglich (immobilis) gezeigt habe, wie man ihn<br />

auch in den Provinzen sah“ (Ammian XVI, 10, 9). Werner Hartke,<br />

Römische Kinderkaiser, Berlin, 1951, 314 spricht von „sturer<br />

Hochnäsigkeit“. Schrift: … VNSNC – NPFHBNC (B retrograd),<br />

drapierte Büste mit Perldiadem , dahinter retrogrades N<br />

= A. Rv.: Soldat ersticht Reiter, der neben dem gefallenen<br />

Pferd sitzt. Das ausgestreckte linke Bein des Soldaten ist als<br />

gerader Strich, der auf einen Schild zugeht, gezeichnet. CPTN-<br />

TNSN, (C, P <strong>und</strong> S retrograd). Im Abschnitt Punkt NSN Punkt<br />

(das N jeweils retrograd). Bei den beiden Ae-Teilstücken des<br />

Gallus aus Siscia (Abb 21 <strong>und</strong> 22), bin ich mir nicht sicher, ob<br />

158 mt 10/2013

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